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Alle Kommentare von Darbon
Dieser "letzte Zug" auf dem schwarz-weißen Schachfeld San Francisco ist ein "Experiment in Terror", von Blake Edwards geführt und von Henry Mancini dirigiert, mal ganz ohne pinken Anstrich.
Der 39jährige Edwards experimentiert 1962 als Lang-Hitchcock-Epigone. Mit der späteren Heldin seines Säuferdramas "Die Tage des Weines und der Rosen", Lee Remick, versucht sich Edwards im Suspense-Genre. Sein wirkungsvoll in schrägen Kamerawinkeln absolviertes "Experiment in Terror" erinnert dabei an Andrew L. Stones New-York-Vorbild "Cry Terror!" (1958) mit Inger Stevens. Das ebenso kontrastreiche San Francisco bietet hier nach "Vertigo" erneut eine aufreibend schwindelerregende Kulisse und Mancini gibt dabei den Takt an, während ein Hubschrauber anno 1962 über der von Großbuchstaben erleuchteten Kaschemme "Tarantino's" ganz antiquiert seine Kreise zieht.
Überaus edle Film-Noir-Photographie setzt Edwards hier ein, etwas zu maniriert, ganz sicher, und eine fette edwardseigene Dosis Humor, die jedoch in Kameramätzchen wie der Untersicht auf einen feisten Bankdirektor eher leidlich und ansonsten über das große Talent Lee Remicks funktioniert. Remick wird in einem rasanten Filmstart innerhalb der ersten Minute bedroht von einem Unerkennbaren (Schatten im Gesicht des Stars, dessen Name auch erst im Abspann genannt wird!). Wenn sie dann bei heimlichen, weil abgehörten Telefonaten mit FBI-Agent Ripley (angenehm zurückhaltend: Glenn Ford) immer wieder hoffnungsfroh und blitzsauber lächelt, als dieser ihre so klug kodierten Hinweise versteht, erfreuen wir uns dank Remick an einem Glanzstück der Schauspielkunst.
Die Story ist simpel: Ein asthmatischer Bösewicht, der in seinem kleinen Universum als Gutmensch ankommen will, verlangt von einer noch kleineren Bankangestellten 10.000 Dollar Mundraub. Geht sie nicht darauf ein, muss sie nebst Schwester sterben.
Die Identifizierung mit der sauberen Heldin funktioniert wie die ausreichende Figurenskizzierung: Remick, liiert mit 'nem belanglos-adretten Beiwerk, schläft in getrennten Betten im gleichen Zimmer mit Schwesterchen Toby (Stefanie Powers), das ebefalls herhalten soll für des Erpressers wohltätiges Werk - hier der hitchcocksche McGuffin -, eines immer mehr sichtbaren Erpressers, der über einige Leichen geht. Edwards verzichtet bewusst auf Zeit raubende Figureneinführung: Seine Heldin, die mit der lichtblauäugigen Lee Remick eine der weichsten Stimmen des gesamten Kino-Olymp besitzt, erklärt sich in ausreichender Zwei-Stunden-Dramaturgie über ihrer absolut stimmiges Reagieren in einem geradlinigen Katz-und-Maus-Spiel.
Suspense, der einem den Atem stocken lässt, bietet "Experiment in Terror" zur Genüge: es gibt eine Wohnung, in der Mannequins repariert werden; hinter jeder dieser Schaufensterpuppen lauert vielleicht nur ein roter Hering, doch die Finger krallen sich angespannt wohlig ins Sofa.
Françoise, Framboise, der Tod im Sommer. Eine der schönsten Hoffnungen des Kinos und eine der talentiertesten.
Immerhin wurde sie von einem dürren Modekasper, der im sogenannten "Dorf Paris" an der rue de Lille (klingt bei ihm wie rue de l'île) fast ihr Nachbar ist, in einer grenzwertig servil und passend gehetzt-genuschelten Laudatio für den Zampano-Kackpreis einer längst vergessenen deutschen Fernsehzeitschrift in eine gewisse Nähe zu La Schneider gerückt. Außerdem: "Die Jann ist eine tolle Frau mit Leichtigkeit, Schönheit, Talentsprachen". Ja?! - Talentsprachen, weil sie immerhin drei Sprachen kennt? Wenn sie in diesen denn auch nur parlieren könnte, wenigstens wie die in der Laudatio dummerweise zum Vergleich herangezogene Stummfilmdiva Henny Porten. :-D
Hähähä, Dummschwätz-Meister und Weibsbilder-Bewerter Lagerfeld, bleib bei deinen Leisten und beleidige lieber weiterhin gespreizt und stets verlässlich geistesschwach die "lächerlichen Zitate" von Coco Chanel.
Link zum maliziösen Fremdschämen für ein "bonn amüsemang"
einfach auf Youtube folgende Begriffe eingeben: Laudatio Lagerfeld Kruger Goldene Kamera.
Die Besetzung mit Klaus Löwitsch ist obendrein herrlich skurril. Neben dem Sitzriesen wirken die Damen Barbara Valentin und Mascha Rabben wie riesige Transen.
Jetzt macht sie aber die Louise Bourget, flüstere ich als Krimi-Connaisseur meinem Mitgucker zu, als die einzige Mitwisserin den Täter erpressen will. Und ich werde nicht enttäuscht: Ratsch, ist sie beim Treffen auch schon hin wie die Birkin in "Tod auf dem Nil". McGuffin rules!
In klassischer Agatha-Christie-Manier und mit einem Schuss riskant-sauberer Räuberpistole wird klassische Krimi-Unterhaltung geboten, in Bremen, wo es sonst düster zugeht und dennoch immer wieder mutige Einfälle wie "Requiem" zu "Tatort"-Klassikern avancieren. Das Spiel um das Teorem-Drama der Figurenkonstellation "Königskinder" ist vergnüglich konstruiert, exzellent besetzt, sympathisch und witzig. Die süße Romanze zwischen Sabine Postel und ihrem Flirt-Meister Peter Kremer bremst ein wenig, doch gerade diese ersehnte Weiterentwicklung der Inga Lürsen ist überaus charmant erzählt und zudem erfrischend zaghaft gespielt.
"Zeiten ändern dich", behauptet derzeit ein durchweg ekelhafter Kinofilm. Dass das "Königskinder"-Opfer, die einst zum Engel erhobene Ex-Freundin von Bibiana Beglau, Ex-Geliebte von Stedefreund Oliver Mommsen, Ehefrau von Oliver Stokowski und Schwester des blinden Rächers Dirk Borchard über die "Zeiten, die dich ändern" ein Monster wurde, sorgt trotz allerbester Treffer-Quote auf den Täter für wendungsreiche und doch gemütliche Verwirrung. Denn Näter würfelt verlässlich gut, dank Gitta Uhlig noch viel besser. Die Mördersuche gipfelt zudem gegen Ende in einer köstlichen Rückblende: Das gefesselte Opfer, etwa so beliebt wie Linnet Ridgeway-Doyle an Bord des Nil-Dampfers Karnak, fordert den gedemütigten Gatten auf, sie endlich loszubinden. Allein dieses gelungene Flashback zeugt von herrlicher Ironie - und die fehlte den letzten "Tatort"-Beiträgen, dem banal-steifen "Hilflos" und dem verquasten Quark "Vergessene Erinnerung" erheblich. Fein, Herr Näter, wieder einmal wirklich fein.
Ralph Morgenstern trägt a Brickett aufa Kopfa wie Grace Jones und ums Halsa die "Apenstola"!
A Fuim, der a ko "Making of" ni braucha tuat. Die Schauspiela verlachen awei jede Szene und das Samy Orfgen massiert os Geia-Wally dem Geia (gspuilt von a feschn Truthahn!) dessen phallusähnlichen Hals, wenn's allein aufi muss aufs Bergi mit dem Geia-Hansl. Und wui "a Uneheliche" verfüra tuat den Bären-Hitla (Naa, nich den vom Eichinger, den vom Bockmayr), des is a Gaudi.
A zünftge Watschn is des auf des deutsche Nazi-Kino nach 45. A laienhafter Spoaß in kölsch-boarisch und dazu des Ferres san Vroni wie a gsundes Schweinderl so rund und proper in san allerbesten Fuim.
13 Jahre vor Isabelle Huppert in "Das Schlafzimmerfenster" will hier Monica Bleibtreu die Nummer der falschen Mordzeugin durchziehen. Bei einem Stelldichein im Hotel sah ihr Beischläfer (Alexander Kerst) in einer Atempause den Mörder aus dem Zimmer 22 eilen. Doch da dieser Mordzeuge der Chef ihres Gatten ist, will sie ganz allein die Nacht im Hotel verbracht und den Mörder selbst gesehen haben. Detailliert beschreiben kann sie ihn nicht. Haferkamp Felmy durschaut sie - und währenddessen soll ein Essener Mädchen, die patente Helga, das dritte Opfer des irren Frauenwürgers werden.
Dass diese Helga von der damaligen Theatergröße und heutigen "Mutter der Nation", Marie-Luise Marjan alias "Helga Beimer", gespielt wird, lässt uns heute in der Wiederholung wohlig bangen. Denn der ewig schwitzende Mörder mit einer Ressemblance zu Peter Lorre verfolgt die flotte Helga durch die Essener Innenstadt und schleicht sich in die Wohnung der Strohwitwe, als diese ihre Tür offen lässt und auf dem Dachboden Wäsche aufhängt, als sei sie im Haus der "Lindenstraße Nr.3" Nachdem es ihm in einer hitchcockwürdigen Sequenz nicht gelingt, Helga zu erwürgen, verbleibt er lauernd er vor Ort und frisst dem Essener Mädel aus ihrem Kühlschrank die Gürkchen weg. Nun gestärkt, wartet er schwitzend darauf, dass Helga heimkommt. Trotz deren feschem Auftritt im Revier, bei dem sie feierlich erklärt, den Mörder gesehen zu haben und auch sein absonderliches Verhalten beschrieben hat, bemerkt der Felmy nach seinem Einsatz als depperter Stasi-Mann in Hitchcocks "Torn Curtain" nicht, dass Helga das nächste Opfer werden könnte. Marie-Luise Marjan plappert auf ihrem Heimweg fröhlich in breitem Ruhrpott vor sich hin; dorthin, wo der irre Mörder sie mit einer Damenstrumpf-Schlinge erwartet. Wird Haferkamp Helga noch retten?...
Ein ulkiger, fein besetzter (Felmy, Bleibtreu, Marjan, Kerst, Meineke und nicht zuletzt der schöne Fassbinder-Star Ulli Lommel) und gerade wegen des trutschigen Trash-Faktors "irrer Frauenwürger" zurecht kultiger "Tatort".
So langsam blutet sie aus, die Wildsau. Nein, nicht Kommissarin Lindholm, die sich hier selbst wie eine richtige Ärztin das eigene Blut abzapft, um darin Halluzinogene zu finden. Zu anämisch für eine Wildsau. Auch nicht die verantwortliche Redakteurin Doris J. Heinze, sondern eine echte Bache, in der eine Kugel steckt. Für einen ihrer letzten "Tatorte" winkt die olle Heintze nahezu allen Schwachsinn durch, der nicht aus der eigenen Feder oder der ihres Gatten stammt.
So darf auch die eingangs blutende Sau nur von einem Polizisten als Corpus delicti behandelt werden, denn sie wurde erlegt mit einer Winchester wie vor ihr einige andere Ansässige mit stets ähnlich klingenden Namen. Als wäre das nicht genug bei all den überflüssigen Verdächtigen, die in rasanter Folge ein- und ausgeführt werden und dabei reichliche Logiglöcher bei all den Mystifaxen im Hinterland hinterlassen, gerät die Aufklärung geradezu lächerlich: Ein Erbstreit um Erdgasquellen in Niedersachsen ist da nur eines der wirren Motive, zu denen sich ein Tod vor acht Jahren und ein Junge, der "nie hören wird, wie ein Vogel singt", gehören. "Ist der taubstumm?", fragt die Lindholm. "Gehörslos nennt man das heute", wird sie devot berichtigt. Verwirrung stiftet der Kleine als ein Gonger im roten Regenmantel, denn in der verschworenen Dorfgemeinschaft tragen alle Kinder diese roten Capes aus "Wenn die Gondeln Trauer tragen". Zugemutet werden uns Halluzinationen durch Drogen, falsche Identitäten ausländischer Ermittler, ein Drogenkartell, geführt von einem Elfjährigen und schließlich noch eine Entführung des nervtötend lallenden Lindholm-Babys, das nicht altern will (das Balg der Rabenmutter müsste inzwischen drei Jahre alt sein). Viel zu viel wird hier aufgetürmt und sogleich fallen gelassen.
Das alles wäre fast zu verkraften ohne diese widerliche Hauptfigur, die inzwischen bar jeder Sympathie ist: Wie Maria Furtwängler es schafft, in den Burda-Blättern jede Saison als die beliebteste aller Society-Ladies zu gelten, ist mir bei ihrer stets eiskalten Lindholm ein Rätsel. Sie schreitet arrogant und hochnäsig durch das flache Land. Nicht schnoddrig, sondern kühl und unnötig autoritär.
Ihr Waschlappen-Begleiter, der endlich mal mit seinem Krimi-Mist, auf Grundschüleraufsatz-Niveau verfasst im "Tatort: ... es wird Trauer sein und Schmerz", auf Lesereise (!) gehen will, muss als Lindholms Leibeigener deren Balg hüten. Kann sich die herrische Kommissarin keinen Babysitter leisten? Nein, die dominate Ader muss ausgelebt werden. Bis auf eine Ausnahme: Die Rabenmutter muss kurz vor Ende als irgendwie gewollte Übermutter tatsächlich fast weinen, als ihr sonst nutzloses Kind erschossen werden soll. Das ist so fast toll wie die olle Perücke, die in einer Rückblende des Unsinns von einer Lindholm-Doppelgängerin getragen wird.
Das milchige "Sunshine Cleaning" geriert sich feige und reaktionär mit der Botschaft: Frauen sind doof. So schlicht, so weinerlich und beliebig beliebt: Denn wenn die stets um Anerkennung bettelnde Rose (Adams) zugunsten eines Cheerleader-Jahrgangstreffens ihre Schwester Norah (Blunt) ganz allein ein Haus mit Leichenschmutz darin säubern lässt, stellt diese eine Kerze neben wehende Vorhänge und rennt - ganz Frau - verhuscht einem verhuschten Kätzchen nach. Dass die Hütte niederbrennt, ist so vorhersehbar wie konsequent bei der Schlichtheit der Figuren, die gemeinsam nur eines anstreben: Mal irgendwann den Fernsehauftritt ihrer Mutter als Kleindarstellerin - "Ich empfehle den Blaubeerkuchen" - sehen wollen. Denn Maman hat sich via "do it yourself"-Verfahren von der hiesigen Welt verabschiedet, just als die Schwestern noch Kleinkinder waren vor einer grisseligen Super-8-Kamera waren. Verlogenes Schnief und bei dieser Pseudonostalgie ein fettes Fremdschämen.
Der elend betuliche und weg von aller Leichtigkeit zugunsten von öder Schwere gewichtete Film will eigentlich die Legende vom uramerikanischen Traum, das jeder Verlierer es weit bringen könne, zerstören. Dieses Vorhaben könnte löblich sein, wär die Umsetzung nicht so verwässert larmoyant. Frauenpostillen kleistern dann auch die DVD zu mit Attributen wie "feinfühlig, humorvoll, eben einfach groß!" (Maxi), "mit viel Herz und rührenden Momenten" (Jolie) und - der Gipfel!- "Sehenswert" (Elle). Dass die bleierne Aneinandereihung sanfter Scherze garantiert frei ist von "wunderbar schwarzem Humor" (Maxi) gehört zum Kalkül dieser Bequemlichkeit, die nur mit seiner musikalischen Untermalung durch traniges Gitarrengeklimper an die Nerven geht. Auch dass er Norah eine Beziehung zur lesbischen Tochter eines dahingeschiedenen Säuberungsauftrags aufbaut, gelingt nur im verklemmten Ansatz. Da weichen die Autoren auf einen Herren-Witz aus. Statt beim Tête-à Tête mit Lynn zum neuen Tatort gerufen zu werden, wird Norah tadellos massenkompatibel aus einem Fick mit 'nem Kerl heraus zur nächsten Säuberung beordert.
Dreierlei Glanzlichter hat dieser konfliktscheue Film immerhin zu bieten: ein sehr kluges Kleinkind, das hier leider altklug unglaubwürdige Phrasen abliefern muss: Jason Spevack, die "Brigitte Fossey" unter den besten weil bei zurückhaltender Beratung vielleicht beständigen Kinderstars aller Zeiten. Zudem eine auch selbst hier anbetungswürdige Schauspielerin: Antistar Amy Adams mit immer wieder echten Tränen. Und zuletzt eine fast adäquate weil sträflich unterforderte Partnerin: Emily Blunt mit deutlich zu viel Glyzerin unter den Augen. Doch die Dummheiten, die Adams und Blunt hier unentwegt absondern müssen, sind allein den Autoren und den Machern geschuldet: "Das einzige, woran ich mich bei Mamas Beerdigung erinnere, ist, dass meine Schuhe so eng waren und drückten." - "Und ich erinnere mich daran, dass du sie dann nie mehr ausziehen wolltest." Was bleibt? Frauen sind... äh... doof.
Einer der Helden hat vor der Sause seiner Gattin, die so gern mit Scheidung droht, präventiv den Ehering über Nacht festgeklebt. Ob nun der chauvinistische Sexprotz Neil (Danny Dyer), der schwule Graham (Emil Marwa) mit seinem zu brav frisierten Lover oder der frisch geschiedene Vince (Stephen Graham): ohne "bessere Hälfte" reisen die rundum sympathischen Mistkerle mit vier Kumpels ins Hinterland, wo sie die Sau rauslassen wollen, "gegen Bäume pinkeln und das Revier markieren" - Jungs um die Mitte 30 halt, denen ein unkonventioneller Geschlechterkampf bevorsteht. Das ist in einem rasanten Tempo und visuell erfreulich dargeboten. Anstelle typisch britischen und geistreichen 5-Uhr-Tee-Humors lassen die Lads markige und politisch herrlich unkorrekte Sprüche über Frauen los, denen sie mit Spielzeugpistolen den Garaus machen müssen. Die militärstrategisch durchaus fetzige Idee, weshalb das Virus zu Einsatz kam und dass es über umweltfreundliches Waschpulver unter die Damenwelt gebracht wurde, wird nebenbei abgehakt. Wer seine Bierflasche mit dem Feuerzeug öffnen kann, ist bei diesem kurzweiligen Zombiespaß gut unterhalten.
Die Komödie als reinen "Männerfilm" abzuhaken, ist dann doch etwas frauenfeindlich. Dem etwas anderen Zombiefilm "Stepford Wifes" war doch auch beiderlei Geschlecht zugeneigt. Auch Frauen jenseits der 30, die sich gern zum männerfreien Mädchenabend treffen und Einblicke in das Gebaren ihrer ewig kindischen Partner gewinnen möchten, können bei "D♂gh♀use" durchaus ihren Spaß haben.
Unter Schülern wird gegen Mobbing aufbegehrt, mit Gewalt. Dass Grauskamkeiten an Schulen nicht erst seit gestern Normalität sind, ist erschütternd. "Tatort: Hilflos" empört sich nicht; er ist durchweg betroffen. Speckige Haare, unreine Haut, Genuschel und Mundgeruch der festen Zahnspange wegen: Klar, dass so ein Außenseiter, übrigens ganz fein gespielt von Sergej Moya, von allen gemobbt wird. Als seien diese Klischee-Zutaten nicht ausreichend, verpassen die Autoren dem jungen Mann in seinem schwarzen Mantel obendrein noch eine Diddlmaus-Brotdose als Accessoire! Und in die wird hineingekackt. Von einem der vielen Täter, die natürlich nicht befragt werden von einem Ermittlerduo, das sich thesenhaft zankt. Und die Mutter des Haupttäters sieht in ihrem kalten, weißen Haus aus wie ein Einrichtungsgegenstand in einem Beerdigungsinstitut; das ist prätentiös und nicht subtil.
Dass dieser "Tatort" auf die jugendlichen Grausamkeiten keine Antworten gibt, ist durchaus löblich, denn es gibt keine. Doch die banale Grundidee, dass sich ein Opfer zum Täter wandelt und darüber erneut zur Opferrolle zurückschlurft, wird auf 90 Minuten voller Überflüssigkeiten und Heucheleien zerdehnt, in deren letztem Drittel die Tat dreimal von Zeugen des Dramas erzählt wird. Hier werden aus reiner Sendeplatzausnutzung nach 70 Minuten und der Entlarvung des Täters Erklärungen nachgereicht und öde wiederholt: vom Täter, von einem Mobiltelefon-Video, das ein verstörter Zeuge im Machtrausch gedreht hat und im mehr transusig gestelzten denn nüchternen Protokoll des Polizisten Kappl. Dieser ist hier so unsensibel gezeichnet, dass seine Figur nur widerwärtig erscheint bis zur seit Filmbeginn als off-Bericht behaupteten und deshalb lächerlichen Läuterung. Das ist dann auch mehr quälend dröge und einfältig denn erschütternd und karg.
In Tansania werden heute Albinos geschlachtet von den - oops, sagt man zu den demoskopisch überlegen dunkleren Tansanianern, die das Andersartige metzeln, jetzt Grabower und Schwarze?! Rassismus im Kino ist oft und zurecht ein hartes Drama; hier, in der "Hitze der Nacht", ist es nie aufringlich heiß oder schwül. Wie der Frühling, wie ein Tauwetter, ist dieser gerissene Film im Gewand eines Südstaatenkrimis. Denn Mr. Tibbs kommt ins Kaff.
Lee Grant glänzt als Witwe, die eine rassistische und längst im verdienten Elend versumpfte Kleinstadt sich selbst überlassen wird, wenn nicht der Afroamerikaner Mr.Tibbs die Ermittlungen im Mord an ihrem Mann übernehmen wird. Lee Grants Rolle ist dann auch unter all den Weißen die einzige Ausnahme in diesem Tümpel aus Rassisten. Dass die Industriellen-Witwe, von deren Bleiben oder Gehen Gedeih und Verderb des Südstaatennestes abhängt, die Fäden ziehen darf, bietet Sidney Poitier und Rod Steiger ein Duell, bei dem es letztlich egal bleibt, wer der Mörder ist. Und dass neben Poitier, Steiger, Grant und dem begnadeten Warren Oates der Cast bis in die letzte Reihe exzellent ist, hebt das Vergnügen enorm.
Die Verhöhnung der Rassisten ist unentwegt eine enorm amüsante Katharsis, denn Norman Jewisons Meilenstein des Kinos ist durchweg eine erquickliche Ohrfeige in die feisten Gesichter der ehemaligen Sklavenhalter. Da darf unentwegt maliziös laut gelacht und noch mehr gekichert werden.
Dass der Mörder am Ende quasi aus dem Hut gezaubert wird und dazu akrobatisch verrenkt von einem menschlichen Fragezeichen gespielt wird, spielt ja kaum eine Rolle, denn ein Fragezeichen als McGuffin, das fiel selbt Hitch nicht ein. Es sei denn, der Interpret der Rolle hat tatsächlich eine seltene Biegung der Wirbelsäule. Müssen wir jetzt unsere Aussitz-Kanzlerin unentwegt halbbucklig attributieren, weil Barack Obama korrekterweise nicht schwarz sondern halbschwarz ist?
Und was, wenn eine Stadt wie Dessau, in der fette weiße Weiber sagen dürfen "dass der Neger abends auf die Straße geht und dann totgeschlagen wird, da isser doch selbst schuld", eine Industriellen-Witwe wie Lee Grant hätte?! Es gibt da noch weitaus mehr Orte hierzulande, die dem Südstaatenkaff Sparta erschreckend gleichen.
Ein Girlie - die Hauptdarstellerin meint im "Making of" allen Ernstes, ihre Figur Nina sei inzwischen wie sie selbst zur Frau gereift, auch wenn sie, Sabrina R., noch nicht die Erfahrungen ihrer Rolle erlebt hätte - schleppt sich und ihr Trauma, das der Schlachteplatte aus dem ersten Teil geschuldet ist, in die tiefste österreichische Provinz. Dass man dort wie auch in Wien nix Gutes erwarten kann, wissen wir seit Deix und nicht erst seit Fritzl. Hier hausen degenerierte Tiroler, die ihre familiäre Abgeschiedenheit bewahren wollen. Doch dann kommt die wasserstoffblonde Killerbiene Nina "aufi".
Dass diese Nina niemandem von ihrem Trip in die Hinterwelt erzählt und sich bei jeder ihrer Aktionen anstellt wie das dümmste Teenie-Opfer in einem Billigsplatter, schreiben die Autoren tatsächlich dem Trauma der durch den Kassenerfolg "In drei Tagen bist du tot" etablierten Figur zu. Dass diese Nina nicht finden wird, was sie in den ersten drögen 60 Minuten recht lahmarschig sucht, ist einem echten Splatterfilm als McGuffin genregerecht egal: Hier geht es um innere Werte wie spritzendes Blut und klumpigen Bregen. Denn in den letzten 40 Minuten darf Sabrina R., immerhin österreichischer "Shootingstar" der Berliner Teppich-Veranstaltung "Bernilala", über sich hinauswachsen: Sie muss hier unentwegt grunzen, sie muss ihre blutverschmierten Dudeln präsentieren und reinigen, sogleich einem Hinterwäldler bei der Fellatio die Eichel abbeißen und ihm dann eine Glasscherbe in die Arteria carotis rammen. Statt um die Blutlache gepflegt herumzugehen, robbt Sabrina R. glitschig hindurch, um dann dem Bruder des Gemetzelten ein Bolzenschussgerät ins Auge zu rammen und dem dritten Anverwandten mit Beil und kochender Brühe zu Leibe rücken. Und wenn sie der Mutter der drei Tiroler Buben gegenübersteht, kloppt sie dem Judi-Dench-Lookalike im Akkord den Kopf zu Brei, dass nur noch die hintere Schädelplatte übrig bleibt. Wo genau im Inneren des Schädels eines repräsentativen österreichischen Kinogängers die Vorliebe für solche Filme zu finden ist, möchte ich nach all dem Ekel angesichts dieses Austria-Blockbusters nicht ergründen.
Dass hier etliche Tschechen für ein Geringstgehalt abgezockt wurden, erschließt sich erst im Abspann. Doch billiger als das Team und die westlichen Brötchenverdiener mit gewissem Starstatus (Uhlig, McAvoy) sind sie Macher. Für einen Teenie-Splatter gibt es nur eine Regel: Viele Leute müssen auf abgefeimte oder raffinierte Art sterben. Hier verschwinden zwei Figuren mal über ein Drittel des Films bei all dem Gekreische im off, um am Ende mit weiteren Überlebenden aus dem Schwimmbad zu spazieren. Das ist doch mal echt ein Novum für dieses Genre.
Wenn man einen Mörder auf frischer Tat ertappt, sollte man ihn gleich beim Wickel packen, denn er oder sie könnte ein Zwilling sein. Aus einer bescheidenen Vorlage fertigte Robert Siodmak einen feinen Film Noir-Klassiker, der besonders durch das grandiose Spiel der stillen Rampensau Olivia De Havillands lebt. Die psychologischen Aspekte sind allerhöchstens küchentauglich, doch wie die stets freundliche oder auch bedrohliche De Havilland den Rorschachtest absolviert, ist absolut vergnüglich und die die bösen Wendungen des Komplotts sind ein Vergnügen bis hin zum Schlussbild.
Nach dem miesen Maulwurf-Thriller "Sechs Tage Angst" zeigt das Erste wieder einen Krimi, bei dem der als abgrundtief böse eingeführte Verräter ebenfalls von Anfang an bekannt ist. Doch wie ein Großkopferter und seine einfältigen Helfer zur Strecke gebracht werden, ist zwar vorhersehbar, doch bei aller Unlogik vergnüglich präsentiert wie ein Kinder-Comic. Dieser Tatort nimmt sich nie ernst und pünktlich zum Berlinale-Jubiläum sehen wir Eva Mattes (das Mädchen aus Verhoevens "o.k.") erneut in glatten und in deutschen Wäldern. Dass ihrem schon arg übergewichtigen Part, der zunehmend Sebastian Bezzels Perlmann [jetzt ohne Chic] verdrängt, nach langer Auszeit Stefan Gubser als Reto Flückinger zur Seite gestellt wird, macht ihre Klara Blum endlich etwas zugänglicher. Eine "Tatort"-Reihe mit dem Schweizer Flückinger und einem Sidekick Klara Blum wäre allerdings noch besser!
Dass der schmierige Massenmörder respektive Waffenhändler am Ende freiwillig seine Zusammenarbeit anbietet (soetwas geschieht nie im Leben, siehe Karlheinz Schreiber) ist der seichten Story geschuldet, die sich nicht für das Verbrechen sondern allein den Spaß interessiert. Na gut, kein Hirn, kein Herz, kein künftiger Tatort-Klassiker, doch viel Kawumm: warum mal nicht? Aber nur ausnahmsweise bitte.
Ein etwas anderer Beitrag zur gesamtdeutschen Wiedervereinigung, immerhin im Geiste von Schlingensiefs "Sie kamen als Freunde und wurden Wurst": Bei Dominik Grafs rasantem Thrillerdrama krepieren weitaus mehr Tontauben als Beteiligte. Und genau auf diesem kargen Feld hätte Klemmschwester Sönke Wortmann mal lernen können, wie ein Fußballspiel funktioniert. Chance verpasst.
Für passionierte Superillu-Leser und MDR/RTL-Gucker sicher etwas unzugänglich, ist Dominik Grafs exzellente Bestandsaufnahme deutschdeutscher Befindlichkeiten ein erneuter Beweis, dass das deutsche Kino dem deutschen Fernsehfilm (vergessen wir mal Schmonzettenmüll à la "Die Frau vom Checkpoint Charlie" oder Kino-Banalitäten wie "Sonnenallee" und jüngst "Friendship!") gerade in diesem Bereich noch immer nicht das Wasser reichen kann. Wenn hier gesächselt oder russisch parliert wird, ist jede Silbe kein bemühter Witz sondern ein Treffer. Recht so für die olle deutsche Kinolandschaft. Darauf ein Shosanna!
Christopher Lee schickt seine Gespielinnen, ihrer schnell überdrüssig, nach vollbrachter Liebesnacht reihenweise in die Sonne, wo sie sogleich verbrutzeln. Das ist - besonders durch das sympathische Spiel von Ladykiller Lee - süffisant und mehr lustig denn gruselig. Sein im 18. Jahrundert gezeugter Sohnemann Bernard Menez kann sich zwar auf gleiche Weise seines Kindermädchens entledigen, doch im Paris der 1970er Jahre packen den Filius Skrupel. Bald wetteifert er mit Papa um Gunst und Leben der Werbefilmerin Nicole, die Papas einstiger Liebe Hermine verblüffend ähnelt. Reisesärge und andere nette Ideen können den gut besetzten Spaß (u.a. Bernard Alane als Nicoles Verlobter Jean und Jean-Claude Dauphin als Hermines Galan Cristéa) jedoch nicht über zu viele Längen und etliche Wiederholungen der immer gleichen Gags hinwegtäuschen. Molinaro kann's flotter und besser.
Ein russicher Mafia-Handlanger stirbt bei einer Drogen-Übergabe. Das nennt sich Berufsrisiko, doch sein Schwesterchen, das davon träumte, dass ihr Bruderherz ein reicher Oligarch wird, wandelt sich nun von der kriminellen Abenteuerin zum armen Hascherl: Nadeshda, von allen Beteiligten Nadesha genannt, will ob des ausgebliebenen Mafia-Aufstiegs als Kronzeugin gegen den inhaftierten Brudermörder auftreten. Arg gebeutelt ist auch eine dusselige Staatsanwältin, die sich in einem Gerichtsumfeld à la "Richter Alexander Hold" wiederfindet. Der böse Killer erteilt derweil über den Zeitraum von drei Monaten und sechs Tagen Untersuchungshaft aus seiner Gefängniszelle unter den Augen der Wärter via Mobiltelefon Mordaufträge. Er lässt unbemerkt Zeugen und ein Kätzchen töten. Allen haarsträubenden Logikfehlern zum Trotz bekommt die Staatsanwältin Katharina Böhm nach 90 Minuten konstruierten Unsinns auch ihr Ex-Herzblatt Thomas Sarbacher wieder: Der smarte Bulle zerreißt nach überstandener Mörderhatz einfach die Scheidungsvereinbarung.
Von einer verlorenen Ehre der Katharina Böhm wollen wir hier nicht unken, denn nach erstklassigen TV-Filmen hat sie sich hier nur ausnahmsweise in einen grottigen Pseudo-Thriller verirrt, den sie leider nicht retten kann. Dass nahezu jede Szene vor Unglaubwürdigkeit strotzt, die Identität des Verräters in den eigenen Reihen der Ermittler von Anfang an klar ist und auch die Dialoge in ihrer Einfältigkeit wirklich jede Szene scheitern lassen, ist einzig und allein den Machern (allen voran das Autorengespann Johannes Dräxler und Remy Eyssen) und nicht den hilflosen Interpreten dieser Zumutung anzulasten.
Der Bärenjude haut einem deutschen Tapferkeitsordenträger den Bregen aus dem Kopf - und Bingo! Klar freue ich mich gern etwas lautstark mit, wenn ein Haufen Nazis nebst ihrer Front-Gebährmaschinen abgemurkst und Geschichte um Hitlers Helfer mal ohne Guido Knopp gemacht wird, doch in einem 70 Millionen teurem B-Picture wie diesem sollte bei all dem Müllspaß auch ein wenig Hirn mitschwingen statt einfach nur herumzuspritzen. Gewalt-Porno als knallbunter Firlefanz, in dem die zarte Rächerin Shosanna als Hauptfigur angelegt erscheint, bis ihre fundamentlose Bedeutung am Ende dem tumben Kaugummikauer Aldo weicht.
Die Idee, den Nazis vor Überquerung jedweder Rattenlinie ein Hakenkreuz einzuritzen (Wernher von Braun hatte m.E. keins oder es prangte bei ihm etwa bis 1977 in der Niere?), ist sehr willkommen, doch kann sie allein 150 Minuten nicht tragen.
Statt sich auf Jüdin und Judenjäger zu konzentrieren, muss auch Tarantinos Folterfilm-Kumpel Eli "Hostel" Roth mal Kohle als Poser einfahren und herummassakrieren. Der ungeduldige Vielfilmer und B-Film-Freund Tarantino zurrte einige Kult- und Trash-Vorbilder zusammen und wollte wieder ganz viele schmutzige Filme in einen packen. Tarantino kann als Pseudo-Cinephiler keine Reminiszenzen liefern (G.W.Papst und H.G.Clouzot prangen nur in fetten Lettern an den Kinofassaden); Tarantino kann Schrott edel bebildern und kindisch plagiieren. Dass er für diese, seine Mätzchen keine Geschichte braucht, ist denn bei seinem lächerlichen Œuvre - jedenfalls ohne einen Autor wie Roger Avery - auch keine Überraschung.
Immerhin gelingt ihm ein Bestungscoup allererster Güte: Christoph Waltz als Oberschurke rettet mit seinem grandios dreisten Spiel dreisprachig die Schlachteplatte; zwischendurch übernimmt völlig entspannt ein grinsender August Diehl. Waltz' Talent trägt den zusammenhangslos konstruierten Dumpfbacken-Ami-Spaß, dessen ebenso lose wie fette Stricke über einen übersehen holprigen Acker zusammengezerrt werden in ein belangloses weil bereits seit zwei Stunden angekündigtem Finale. Retten kann Waltz also nichts. Durchweg bleibt Tarantionos erneut überteuerter Billigfilm trotz bereits immer wieder gesehener Spannungsideen (die drei Finger bei der Bestellung) langweilig und lediglich hübsch bebildert. So zwiespältig das Vergnügen ist: Bei den Auftritten der indiskutabel völlig talentfreien Diane Krüger kann sich jeder nur mit Grausen abwenden.
PS zur kinoresistenten Untertitelung der in diesem Metier seit jeher inkompetent Praktikanten ausbeutenden Universal Deutschland: Wenn der Film schon im Frankreich der Okkupationszeit spielt, sollte die 30er/40er-Jahre Ikone Danielle Darrieux (heute kennt man sie als Mamie in "8 Frauen") in den Untertiteln endlich mal richtig geschrieben werden: Zuletzt tatsächlich als Daniel Darié untertitelt, heißt sie hier immerhin schon Danielle Darieux. rrrrrrrrr!
Lassen wir den rektalen Zugang des Vice president (Weißpräsident in der Synchro) in den sonnigen Asylpopo der Dritten Welt weg, bleibt ein vorhesehbarer, doch effektreicher Mainstream-Ökokrimi, den auch Lieschen Müller begreift.
Trotz fehlenden Katastrophenfilm-Ensembles (hier gibt es keine Diven wie einst Landis, Winters oder Loy) säht Emmerich hier und da ein clin d'œil. Aus den roten Telefonhäuschen in England werden heute winzige Dorfbibliotheken, hier rettet ein antiquiertes Münztelefon den schmucken Gyllenhaal und seine blassen Buddies.
Dass Stühle, Schränke und Regale besser Wärme spenden als Bücher (zuerst brennt immerhin das Steuerrecht) sei bei der Panik gern vergessen. Aber wie die auf Mundraub geeichten Wölfe Heldenfleisch fringsen, das macht Spaß!
Bizarrer Nostalgie-Thriller in knalliger Sixties-Atmosphäre, der sich nicht ganz ernst nimmt. Dass in der hiesigen Synchro aus der Deutschen Lisa Schindler die Ungarin Ilona Serenci wurde, trübt den Spaß ein wenig, denn der matronenhaften Simone Signoret gelingt die Verkörperung des Bösen schlechthin. Echt perfide, dieses Weib!
"Ich habe drei Menschen getötet, Frau Jackesch!". Frau Jakesch (Sandra Borgmann) geht dann mal: "Dann geh ich mal eben nach Hause"
Zum Erbe gehört immer auch die Schuld. Für die Quandts, deren Geld zugleich das taudicke Seil für das Nadelöhr ist, natürlich nicht; die bewahren sich nur ihren von Blut angetriebenen BWM und ihr arrogantes Nazi-Schwei(n)gen. Und Schuld reicht auch manchmal weit über Hitlers willige Vollstrecker hinaus - in diesem "Tatort" gar über sieben Jahrhunderte, wo es Knechte waren, die ermordet wurden zum Wohle der Sippe derer von Staupen (deren Erben sind herrliche Kotzbrocken: die schießwütige Adele Neuhauser als Charity-Lady, Sexbombe Peter Davor als Kiez-Ikone und Rolf Boysens Ebenbild Markus als Kunstsammler und Lobbyist) .
Und ein blonder Staupen-Sproß namens Balthasar (gut gelaunter und schwereloser Todesengel: Matthias Schweighöfer) ist angewidert von der machtherrlichen Bagage aus Vater, Onkel und einer Tante als Wohltätigkeits-Grande Dame à la Ohoven. Der Monsterpapa verdient in den ersten Minuten zurecht den Tod mit dem selbst ausgepackten Morgenstern, wenn er den himmlischen Vollstrecker und Nachkommen der einstigen Knechte (Augen wie schwarze Seen: Milan Peschel) verhöhnt: das ist dann Notwehr im Affekt. Schüttaufs Fritz Dellwo und seine runzelige Partnerin Grinsekatz zoffen sich um zwei Rosen und zudem um die Beförderung wie Aschenputtels Schwestern und tappen darüber - zum Glück für den Mörder - im Dunkeln. Sie begegnen kurz Neuhausers Society-Lady, die sich als Wohltäterin zum Wohle der Armut natürlich mit Waffenhandel bereichert und zur Charity-Gala statt Kaffee gut aussortierten Katzenkot für 9 Euro die Tasse kredenzt. Mehr haben die beiden Ermittler dann in ihrem endlich vorletzten Fall auch nicht zu tun. Schade um Jörg Schüttauf, den wir vorerst nur noch einmal neben der lahmen Botox-Hex Sawaxi sehen werden.
Autor Michael Proehl ist sehr viel bewanderter im europäischen Kino als in US-Serien und das kann auch einem "Tatort" endlich mal zur Ehre gereichen. Matthias Schweighöfer, zuletzt fehlbesetzt und käsig als Reich-Ranicki, unschuldig deplaziert im ärgerlich-peinlichen "Roten Baron" und indiskutabel witwirkend in den dümmlichen "Ohren"-Filmen, rehabilitiert sich nach etlichen Schandfecken ("Das wilde Leben", "Walküre", "12 Meter ohne Ohren") als Hoffnung des Kino- und TV-Films (wobei er im guten Fernsehen qualitativ besser aufgehoben ist, vor allem bei Florian Schwarz): er gleicht kolossal Terence Stamp in "Teorema" und den kichernden Parzen in Chabrols "Der Riss", etwas weniger dem Helden Maurice Ronet, der Abschied nimmt in Malles "Irrlicht". Hier darf auch die stets grandiose Sandra Borgmann als Schweighöfers unmoralische Beifahrerin der Himmelfahrt nicht vergessen werden.
Folgerichtig für diese formidable Geschichte wird der von Peschel gespielte Mörder, der immerzu aus Notwehr handelt und die Größen der Stadt Frankfurt mit erstauntem Blick richtet, nicht gefasst. Das ist gut für einen "Tatort" und freut mich mal hämisch.
Der poetische Film wirkt heute auf den ersten Blick wie die Ur-"Nell", nur ist er ungleich schöner und schmerzlicher, zumal Vladys Aino im Vergleich zu Jodie Fosters Waldkind über mehr Wissen verfügt als die mordlüsternen Gottesschafe. Und weit nach 1956 ist "Häxan - La scorcière" zeitloser und in seiner Subtilität noch trefflicher und heilsamer als "Religulous".
In der heutigen Diskussion um den längst überholten Respekt vor Religionen (neben so pervertierten Multikonzernen wie Christentum und Islam gibt es inzwischen noch nahezu 10.000 weitere). Für Atheisten und Agnostiker wie für die Liebhaber der Natur jenseits von scheinheiligem Klimarettungsdebakel ein stilles Fest, wenn die Vlady Eichhörnchen streichelt und Rehkitze wie ihre glitzernden Hackenschuhe, auf denen sie nicht laufen kann. Maurice Ronet ist als Laurent noch etwas zu jung ein Jahr vor dem "Fahrstuhl zum Schafott", die große Courcel erst 25 und erstrahlt dabei in der Reife einer 35jährigen, die Ronet sehr oft etwas blass aussehen lässt.
Die wunderschöne Marina Vlady in der Titelrolle und so glücklich in der Kirche, in der sie bei des Pfarrers Rede zu ihrem und Laurents Gott fínden will, wurde das Idol einer ganzen weiblichen Generation; mir war es in meiner Jugend der frühen 80er Nicole Courcel als Kristina, wenn sie mit der Peitsche vor der Kirche in die hässlichen Fratzen der religiösen Kirchgängerinnen eindrischt.
Das grausige Lichtenberg und seine Wohnsilos. Und mit Martin Lindow inmitten der Düsternis und hemmungslosen Gewalt ein großes Schauspieltalent, das nach dem Grimme- und dem Fernsehpreis hoffentlich eine neue Auszeichnung erhält. Ein erstes Glanzlicht des TV-Jahres 2010.