Darbon - Kommentare
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Antirassistische Agentengroteske. Zu Beginn geht es nur um rotgelbe Chinesen: "Les sales rouges!" - "les sales jaunes" - Krampflösender Rassismus zum Lachen, der in der deutschen Kalkofe-Synchro wirklich fein ist, wenn es um dreckige Rote geht, die doch für den minderbemittelten OSS 117 dreckige Gelbe sind. Rassenlehre ist zum Kotzen wie ihre Synoyme für den Homosexuellen ("der schwule Rock Hudson"), den Kleinwüchsigen ("der Zwerg Blüm") und Damen ("Frau Schulz"). So wie der ockerfarbene Barack Omaba und die blasse Halle Berry worldwide als schwarz betitelt werden. Arme Goethsche Farbenlehre: Volle Lippen (Obama hat schmale Lippen) gilt heut gleich schwarz - wie die Finsternis. Ist jetzt Ute Ohoven nebst Tochter eine Schwarze oder nur rein wissenschaftlich negroid mit einst kaukasischer Vergangenheit?! Asiaten sind hier Zitronen-Neger, denen OSS 117 in die acht Kostbarkeien treten will und Mossad-Agenten können laut OSS 117 keine Nazis jagen, "weil Nasen und Ohren sie doch als Juden verraten". Und OSS macht auch vor der Kleinstaaten-Gemeinschaft Deutschland nicht halt: "Nicht jeder Deutscher ist ein Nazi!" - "Von dieser Theorie hab ich auch schon gehört". Ein tumber Doof-Agent soll verhindern, dass enttarnt wird, dass alle heute wichtigen Franzosen eigentlich Nazi-Kollaborateure waren.
Franzosen drehen einen Film, der in Deutschland seit Verhoevens "O.k." fällig wäre. Rassistisch wird gegen Amis geschossen, die nur "Motherfucker", "Son of a Bitch" und "Suck my dick" mit hysterischem Blendax-Lachen absondern können.
Louise Monet ist bei so viel politisccher Unkorrektheit als Mossad-Agentin zur eigentlichen Heldin des Agentenulks verurteilt, muss die Capricen des rassistischen Fatzke Dujardin unter "ist halt mein Job" ertragen und Rüdiger Vogler hätte für die greise Nazirolle mit Gehhilfe ein bundesdeutschschäbiges Verdienstkreuz hinterhergeworfen - und natürlich abgelehnt - verdient und der schmucke Cirillo Luna besorgt es OSS 117 anal und zudem mit seinem süßen Liebesapfel besser als jedes Bond-Girl à la Uschi Undress. Luna und der von OSS 117 angeschmachtete Pöter von Alex Lutz erneuern das Agentengenre in einer Richtung, die Hitchcock einst mit seinem einzigen Avantgarde-Flop "Topas" versuchte: Agenten sind Dreckskerle, nix weiter als feige Dreckskerle. Bei Hitchock war es der viel gescholtene Frederick Stafford (zweimal "OSS 117"), jetzt posiert steif und lustig Jean Dujardin. Weg mit James Bond und mehr OSS 117. Mehr, mehr. mehr.
Une conte des fées: ein Statist (*1915) heiratet die Adoptivtochter von Hollywood-Mogul Cecil B. De Mille. Sohn Christopher ertrinkt ausgerechnet im Pool von W. C. Fields ("Kinder und kleine Hunde"). Quinn macht danach 14 weitere Kinder mit anderen Frauen - bis ins hohe Alter (Ryan Nicholas schlüpft 1996). Und er spielt in Filmen. Märchen beginnt, Märchen verführt, Märchen aus.
Was hab ich ihn verehrt: Wie er Giulietta Masinas Gelsomina in den Tod prügelt als schmalschultriger Wasserbauch-König Zampano mit Ketten um den Wanst, sich bucklig
in die prallen Höcker der Lollo vergräbt als Quasimodo - das war meine naive Kindheit. Ich mochte Anthony Quinn, bunt, schwarzweiß, böse und ekelig, wie er war: Immer der gleiche, ein ausgestoßenes Monster und verdammt gut darin.
Auch als er ein Remake eines Films seines Schwiegerpapas Cecil B. DeMille dreht und es gehörig vergeigt ("König der Freibeuter") hab ich ihm den peinlichen Schund verziehen, weil Inger Stevens mitspielte und Yul Brynner noch Haupthaar hatte. Doch dann wollte er weg vom Hässling zum Helden. Das tolle Revoluzzer-Melodram "Viva Zapata", der lustig-fragwürdige Sirtaki mit Alan Bates nach Irene Papas' Steinigung und zum gerechten Ausgleich Ferramontis Tod beim Fäck mit Dominique Sanda begleiten meinen Weg zur Adoleszenz. Und ich beginne, mich vor ihm zu ekeln.
Die Griechen-Schnulze, in der Oaxaca Quinn als Inger Stevens' Witwentröster "Matsoukas" auftritt und dann hochnotpeinlich den Onassis gibt, fällt ins Fast-Erwachsen und gehört hier bitteschön vergessen, wie alles, was er seitdem machte. Seit 1990 bleibt er Bo Dereks impotenter Selbstmord-Gatte in "Mein Geist will immer nur fäcken". Alle seine Filme sind dann doch nicht so fein. Aber die Tage hol ich mir vielleicht die Kindheit zurück: "Hier kommt der große Zampano": Immerfort Hau-den-Lukas auf Richard Basehart und Giulietta Fellini:-D
Könnte eine natürliche Tochter Cordula Trantows sein. Das Talent der Hannah Herzsprung macht gerade süchtig.
Schwule Männer, die vor Maskulinität strotzen, werden hin und wieder Frauenschwarm. Und wenn sie in Angst vor dem Outing leben - und dabei nicht ganz so männlich wie Roy "Rock Hudson" Scherer sind - werden sie manchmal auch Fußballnationalspieler. Lustig war nach all der Qual des Starsystems und faschistoider AIDS-Hetze à la Peter Gauweiler allein der Tag nach dem Tod: Er, Roy, war einfach zu groß für einen gewöhnlichen Leichenwagen.
8x heiraten kann auch mit großer Empathiefähigkeit zusammenhänegn. Dem Atheisten entfährt schon mal ein agnostischer Lobgesang: She's Mother Earth, wie einst Rock Hudson wusste.
"Ich bitte um Verzweiflung". Das sollte mal endlich die Floskel für das üblich hingerotzte "Verzeihung" ablösen. Ansonsten senkt die deutsche Synchro einen aus cineatischen Versatzstücken ansprechend zusammengeklaubten Slapstickfilm von seinem "Zazie"und "Help!"-Status auf das Niveau bundesdeutscher Komödien à la Wortmann und Schweiger. Allein die Synchro ist mies, auch wenn 80 Prozent der Dialoge fabelhaft übertragen sind. Zuletzt im August 2010 zu belegen mit dem Zweikanalton auf Arte.
"Ich kann Sigismund nicht schreiben", haucht ausgerechnet Sixties-Ikone Françoise Hardy im Finale Peter Sellers entgegen, der hier den Nazi Fritz Wolfgang Sigismund Fassbender spielt ("Nazi" ist im Ursprung eine abwertende Bezeichnung für einfältige Deutsch-Österreicher). Doch die Version der Bundesrepublik, 1965 noch längst und bis heute nicht ganz entnazifiziert, benennt den Part des Fritz Fassbender irrsinnig sarrazinesk slawisch Nikita Popovich. Allein das hat kulturellen (Un)wert. Selbst seine teutonischen Kinder nennen ihn und sein Gebaren "entartet".
Fassbender ist mit einer Wagner-Fanatikerin (Eddra Gale als morzfette Winnifred-Wagner-Hitler-Walküre) verheiratet und wär so gern ein Weiberheld wie Peter O'Toole. Der sieht "bei gewisser Beleuchtung eigentlich ganz gut aus", was bei dem tuntigen Weiberhelden O'Toole, der eigentlich auf Männer und ganz viel Alkohol steht, ein hübsches und oft gepriesenes Running-Gag-Kompliment bleibt.
Dame O'Toole spielt das selbstironisch und darf in einem Striplokal Cameo-Star Richard Burton nach dem Verbleib seiner "wer-auch-immer"-Gattin fragen. Kuscheln darf sein Epigone Fassbender-Popovich-Sellers aber nur mit Woody Allen. Denn dieser bringt ihn vom Selbstmord ab und feiert mit Sellers - gaaanz eng in eine Fahne gewickelt - völlig entzückt seinen Geburtstag. Auch wenn Woody Allen hier doch auf Romy Schneider steht. Verwirrt? Ich bitte um Verzweiflung. "What's New, Pussycat?"
Woody Allen, der das irre komische Gag-Episoden-Drehbuch schrieb, darf als zwergenhafter Charlie Chaplin mit einer überaus komischen Romy Schneider in einer Bibliothek ein Exemplar von Shelley-Gedichten vor einem anderen Kunden retten, Hitchcocks "Topas"-Star Michel Subor rennt nach seinem jahrelangen Index-Film (Godards "kleiner Soldat") noch immer mit einer knisternden Bombe herum, Ursula Undress fällt als Fallschirmnixe im Leoparden-Overall vom Himmel und wird als "Ex von James Bond" bezeichnet. Und Capucine gibt sich als Nymphomanin nach "Pink Panther" erneut ein formidables Stelldichein mit Peter Sellers.
Eine erstklassige Schauspielergarde - neben grandiosen Talenten wie Paula Prentiss als ewigliche Selbstmörderin gibt es auch Tittensuperstars wie Ursula Undress - in einem irren Puzzle aus Fellinis "Achteinhalb" und den Beatles-Filmen und dann zudem in psychedelischem Bunt. Bei Fellini kreischen sie "Giorgio", hier sybillen die Sirenen swingend und twistend "Michael", was da heißt "Bei gewisser Beleuchtung sehen Sie [Peter O'Toole] hinreißend aus". Das ist Kino.
Angesichts einer Fülle bombastisch-abstoßender Handicaps, hier anbiedernde CGI-Effekte bei Wasserballett tanzenden Schweinchen als Esther-Williams-Epigonen und einem fliegenden Auto, gelingt es dem Pädagogikmärchen "Nanny McPhee and the Big Bang" dennoch, zu Tränen zu rühren. Naiv, unbedrohlich, herzig, witzig. Knuddeltränen.
Komödianten erster Güte bereichern die putzige "Schweinchen Babe"-Kulisse der Christina-Brand-Adaption Emma Thompsons: Rhys Ifans' Walisisch, Maggie Smith' Englisch und Maggie Gyllenhalls Amerikanisch werden von Thompsons Very British dirigiert zu einem wirklich sehenswerten Schauspielertreffen in Churchills Anti-Hitler-Land. In einem Miniauftritt darf Raif Fainz - ad hoc peinlich und zudem berührt -Dorfmenschen "ungeschliffene Diamanten" nennen und auch Ewan McGregor hat zudem einen fast einminütigen Auftritt. Und das Alles zum Glück nicht in 3D.
Dame Maggie Smith, deren Mrs. Docherty den ganzen Schabernack mit ihren schönen, gütigen und weisen Augen herbeiruft, darf sich zudem beim Picknick einen gemütlich drapierten Kuhfladen als passables Sitzmöbel erstreiten. Das ist fast schon verrückt, doch zugunsten der wirklich so perfekten wie überflüssigen CGI-Effekte leider nur fast. Aber Maggie Smith' ewigjunge Augen allein überstrahlen auch hier die gängig miserablen Unzulänglichkeiten moderner Unterhaltungsindustrie.
Traumebenen dürfen wie Blätterteig auseinandergefriemelt werden,
wenn der Mainstream mal wieder einen auf Kunstkino macht und Kritiker verfeindeter Lager in Lobeshymnen zusammenpappt. Das Backrezept und die Einnahme des bombastischen Windbeutels wird bis zum Verdauungs- und erwartet ausbleibenden Katharsisprozess wohltemperiert erklärt, zumal die Zutaten auch hübsch teuer sind. Übrig bleibt ein Must-See-Windbeutel, bei dem man nebenher in jeder Schicht das Preisschild von Zuckerguss und Luftblase abpolken muss.
Ein Trupp wirklich sehr übler Kleinkrimineller (Poster-Boy DiCaprio, Ellen Page aus dem Lande Lilliput et al) soll für ein Wirtschaftsekel den sensiblen Sohn eines herzlosen Moguls in dessen eigenes Unterbewusstsein steuern, damit dem verwarzten Auftraggeber die Welt gehört. Und die herzlosen Einbrecher, denen man allesamt nix Gutes wünschen kann, toben nun vor maliziöser Begeisterung. Jetzt kann der Einbrecher-Film nur noch Sympathie für das Opfer der Übeltäter wecken: Allein dessen Darsteller Cillian Murphy, der sich erträumen will, sein Vater habe ihn vielleicht doch geliebt und die selbst aus Schundfilmen wie "Nine" grandios herausstechende Marion Cotillard sind bei aller Enttäuschung über den neuesten Actionkracher "Inception" das Ticket wert.
Während Cotillard alles niederballert, was sich in die Welt der Traumschichten begibt und dabei immerfort berührt, versteckt der Einbrecherstar DiCaprio sein Innerstes hinter permanentem Stirnrunzeln. Posing-Minimalisus im Starsein trifft auf Töten-Orgie für Multiplexe in Tötensen und sonstwo.
Der sehenswerte Cotillard-Strang wird in später Wendung die Figur von DiCaprio unglaubwürdig machen, aber das ist bei einer Geschichte, die ein wenig kluge Spinnerei in sinnlose Ballerorgien hineinquirlt, unerheblich, denn der Einbrecher ist mitnichten der Star des Films. Als Aushängeschild voller Schuld breitet er den Teppich aus für Cotillard, deren Totem - ein sich ewig drehender Kreisel, der zugleich das Rosebud des Film ist - und Cillian Murphy, dem die Idiotie des Ballerfilms eine Armada von Projektionen (hier: bewaffnete Killer) entgegenstellt, wenn er getäuscht und doch freiwillig ins eigene Unterbewusstein reist. Und nicht nur hier verpufft das laute Spektakel in einer Armada aus Logikwölkchen.
Rezept verstanden. Restaurantkritik: Julia Child hätte sich für Lob auf diese Ente wohl ein wenig geschämt und dann laut und herzlich über die Elogen gelacht.
Am Ende tönt das Belfrutta-Glas: "Das war spannend". Eher amüsant ist dieses Krimispiel zwischen kluger bodenständiger Polizistin und Schnöselsohn, der sich - immerhin - morgens im Spiegel ins Gesicht sehen will. Fein dosierte Spannung mit witzigen Dialogen und etwas ZDF-Schmonzette am Ende. Der Hauptverdienst an diesem unterhaltsamen Krimi gebührt Silke Bodenbender.
Seit Jahren balanciert Silke Bodenbender verlässlich tapfer und vor allem rasant auf einem hohen First zwischen Zerbrechlichkeit und enormer Kraft. Kein einziger falscher Ton in dieser Höhe.
Genau ihr, die trotz Fernsehpreis rote Teppiche scheut, wünschen wir solche Dialoge, die Sönke Lars Neuwöhner ihr geschrieben haben muss. Ihre Nadja Mohn, die als Kind mit der Zwille auf Polizisten schoss und dann Polizistin wurde, "um es besser zu machen", wird von der dreigestirnigen Schicksen-Entourage ihres Schützlings um den Polizisten-Alltag befragt. Sie hört sich den Blankenese-Abfall ungerührt an und stürzt die Anti-Parzen dann brutal vom Sockel: "Wenn Sie mich noch einmal nerven, nehme ich Sie Stück für Stück auseinander, schicke die Einzelteile ins Labor und lasse sie auf Drogen und Gehirn untersuchen. Ist das klar? Ob das klar ist!?"
Auch Benjamin Sadlers so fein gespielter Benni hat's nicht leicht, wenn sein dem Kiez-Moneten-Milieu entstammende Millionär sich für den "silbernen Löffel im Mund" entschuldigen will. Dann kann die schöne deutsche Cousine Barbara Havers' nur fragen: "Ach, gibt's silberne Löffel im Puff?". So spricht nur 'ne junge Prohacek.
Wer gerade Carl Hiaasen liest, hat sein kinotouristisches Vergnügen an dieser sehr europäischen Abrechnung mit dem Establishment-Pack aus den Südsümpfen. Der sarkastistische Humor des abgefeimten Kolumnisten Hiaasens ist absent, doch das zu bekämpfende Klima bleibt das selbige und in dieser Dunstkulisse erstaunlich unschwühl.
Bertrand Tavernier goes Amérique: Nachdem Philippe Noiret im Süden Afrikas einen kolonialen "Saustall" ausmisten durfte, adapiert Bertrand Tavernier "Im Schatten der Mangroven" mit Tommy Lee Jones als vom Süden angewiderten Polizisten, der routiniert Pistolen in die Hände von erschossenen Unbewaffneten legt: "Die Zeit arbeitet immer für die Bösewichte. Bis wir den Durchsuchungsbefehl haben, lassen sie alle Beweise verschwinden".
Beim Ausmisten des coup de torchon hilft ihm die patente Justina Machado, die sich in ihrer Rolle einer polizistischen Mexikanerin mit trockener Gelassenheit in ein Starensemble aus Zurückhaltung (Peter Saarsgard mit Vollbart, Kelly McDonald, Mary Steenburgen und Ned Beatty) und Rampe (John Goodmann mit den Titten von Roseanne) einfügt.
Tavernier gelingt eine unverfälschte europäische Sicht auf die Südstaaten-Verbindung von Verbrechen zwischen Vergangenheit und Gegenwart: unbeachtete Morde an Negern und Nutten. Taverniers Sumpflandschaft ist bei all dem nebulösen Hokuspokus, den die krude Vorlage mit ihrer Erscheinung eines Geister-Generals verlangt, klarer und glänzender fotografiert als jeder amerikanische Film, der diese Gegend jeh im Focus hatte. Liebe Europäer, macht euch die ureigenen Gefilde Amerikas zu eigen und überlasst sie nicht länger dem feigen Hollywood.
Schlimmstes Remake bleibt für mich "The Truth about Charlie" (2002) von Jonathan Demme, basierend auf Stanley Dones "Charade" und schon bösartig schlecht gemacht.
Wuschelkopp Tim Burton, der inzwischen selbsterklärte Feind des Autorenfilms mit seinen rankenden Baumästen und verbogenen Gliedern, enttäuscht mit seinen pseudoverrückten Banalitäten Depp und Bonham-Carter und und unvariablem Elfmann-Score erneut in Burton-Blaupause mit der ewig gleichen Nummer. Und opfert dem 3D-Effekt endgültig jegliche Inspiration.
Ein trügerisch versprechender weil subversiver Epilog um ein Mädchen, das Konventionen und die Perversion der Normalität amüsant in Frage stellt ("wenn es denn nun angesagt wäre, einen Bückling auf dem Kopf zu tragen?"), leitet einen selbstgefälligen Langweiler ein, in dem die Burton-Familie arg gammelig um fade Effekte und sich selbst kreist (nur Anne Hathaway springt kassentauglich für Lisa-Marie als deren Double ein).
Das Burton-Mannequin Johnny Depp erstaunt sich seit zwanzig Jahren ein und den selben Gesichtsausdruck - nur die Schultheater-Schminke wechselt von schwarzgrauem Tuntenpirat ohne Scherenhände, Monokel und Schokofabrik zum chapelier en rose. So können le mari de Vanessa P. und die Patentante seiner Kinder, Miss Bonham-Carter als computergesteuerte Krüppel-Königin, grellbunt und überraschungsarm herausstechen aus ewig düsteren Brauntönen. Diese sollen Düsternis suggerieren, doch die meisterliche Vorlage einer "Alice hinter den Spiegeln" weicht der überaus schwachen Computeranimation Jabberwocky. Solchen Blödsinn gibt es in Anna Bergmanns fulminant böser "Alice", die sich derzeit mit den kostbaren Abgründen der Vorlage knallbunter und maliziöser als Burton am Schauspielhaus Bochum austobt, nicht.
Mit dem Rutsch der Alice in den Karnickelbau wirft der angepasste Spießer Burton die kluge Carroll-Vorlage weg und biedert sich der Super Mario 2.0-Generation an. Und nach dem Rumgehampele, das auf die Enthauptung des Jabberwocky folgt, wird Alice Managerin, die das tolle China als Handelspartner entdeckt und die schnieke Massen-Ikone Avril Lavigne brüllt im Abspann "Can't stop me now".
Zehn Jahre nach dem letzten echten Chabrol von Chabrol ("Biester", 1995) gibt es einen Chabrol von Krohmer und Nocke.
Marie Bäumer unterwandert ebenso leidenschaftlich brodelnd und kühl das Bürgertum wie einst La Audran und La Schneider: ein Lobbyist bekommt Zuspruch, weil er einen Krüppel sein eigen Weib nennt ("Blutige Hochzeit") - und aus der hüftlahmen Gattin im Rolli wird rasch ein Kadaver am Fuße der Ostseeklippen. Es folgt ein Kammerspiel-Schraubstock perfider Gerechtigkeitszauberei. Nebenbei strauchelt Oliver Mommsen als sexy Fratze der Generation Golf durchs Gestrüpp eines Stelldicheins verkommener Nutznießer des ewigen Schwamms der Bourgeoisie.
Im besten Sinne ein durchschnittlicher Western, der sein größtes Potential - die rätselhafte Beziehung der geheimnisvollen Witwe Rachel (Inger Stevens) zum spröden Helden - nicht ausreizt. Ted Post schreckt dann doch zurück vor den dunklen Gängen, in denen Rachel auf ihre Weise ihre Peiniger sucht, und bleibt lieber beliebig zurück auf dem allseits bekannten staubigen Boden der edel gefilmten Oberfläche.
Denn es gehet dem Menschen wie dem Vieh; wie dies stirbt, so stirbt er auch. Brahms eröffnet und schließt diesen Chabrol, der in Quimper spielt, an den Felsen der Bretagne.
Das blonde Bambi Caroline Cellier hält immer beide Hände vors Gesicht, wenn sie Emotionen spielen soll. Vielleicht weil sie unbedarft ist; vielleicht, weil sie Hélène heißt [fast alle Frauen bei Chabrol heißen Hélène] und allein deshalb schuldig ist wie Homers oder besser Giraudoux' griechische Helena; vielleicht auch nur, weil sie ebenso wie der Star der Comédie française, Michel Duchaussoy als verzweifelter Rächer, und alle anderen statuenhaft reglos ein griechisches Drama durchschreitet, in dem Homers Ilias zitiert wird. Hélène sitzt in einem Auto, mit dem der Fahrer Paul ein Kind tötet. Der Vater des Kindes, ein Kinderbuchautor, findet Hèlène, sein trojanisches Pferd, mit dem er in die Familie des Mörders Paul Decourt einkehrt.
Allein die einzigen verabscheuungswürdigen Kreaturen Paul (grandios: Jean Yanne) und seine Mutter (Raymone, eine der hässlichsten Frauen der Filmgeschichte) versprühen in ihrer Widerwärtigkeit authentisches Leben. Hier regiert das Geld, ergo das Böse. All das filmt ein heute im Olymp thronendes Kameragenie: Chabrols Hausfilmer Jean Rabier (Demys "Regenschirme von Cherbourg").
Reiches Ungeziefer wird hier ausgemerzt wie immer bei Chabrol, denn jeder - Pauls Sohn (der spätere "Huckleberry Finn" Marc di Napoli), Pauls Frau (Anouk Ferjac) und Pauls Schwägerin (Cellier) - erwarten von dem Mann, dessen Sohn auf einer Straße in der Bretagne von Paul getötet wurde, dass er dies erledigt. Doch der Rächer schreibt lieber Tagebuch als zu töten in diesem philosophischen Meisterstück, weise und klug erschaffen im Zenit Chabrols.
Der Geist eines Systemkritikers mit oft geschmähtem Hang zur Schilderung eines Einkaufs bei Ikea ("American Psycho" im unteren Mittelstand, der sich teure Pusteblumen-Lampen leisten und zusammenbasteln kann) wird in Multiplexen verraten; die filmische Trilogie ist gescheitert.
Nur Noomi Rapace, Michael Nyqvist, Annika Hallin und Anders Ahlbom bieten im letzten Drittel - entsprechend also im letzten Neuntel der Bewegte-Bilder-Trilogie - einen gewissen Reiz bei einem Scheitern von Verleih, Produktion, Drehbuch, Regie und Kamera (kommen ja auch alle aus dem gleichen Stall).
Ganz sicher sind die drei Filme vor allem ein Verrat am Geiste Stig Larssons, dem Mann, der er selbst sein wollte und sich deshalb Stieg Larsson nannte, um nicht mit dem gleichaltrigen Drehbuchautor und Regisseur gleichen Namens ("Nigger") verwechselt zu werden. Seine Romane klagen die Gewalt gegen Frauen an, Nazierbe in der Gesellschaft, das schwedische System und das wirtschaftliche Machtkartell. Doch nach dem seichten, aber durchaus noch filmischen ersten Teil, der neben Nyqvist und Rapace über legendäre Bergman-Stars in winzigen Kurzauftritten verfügte (Ewa Fröling im Epilog als Harriet und Gunnel Lindblom ganze siebzig Sekunden als böse Isabella Vanger), sind die Nachfolger von Daniel Alfredson (er rekrutiert für einen Miniauftritt Per Oscarsson als Palmgren) überhaupt nicht fürs Kino geeignet - auch und erst recht nicht nicht für das skandinavische. Selbst im Fernsehen wird das eher dürftig und hässlich wirken, sollten wir noch Erinnerungen besitzen an TV-Politkrimi-Klassikern wie "Babeck".
Alfredson, als TV-Regisseur Anfang der 90er neben Serien auch mit den Swöwall-Wahlöö-Krimis "Der Mann auf dem Balkon" und "Die Tote im Göta-Kanal" gut erprobt, in dem der spätere Wallander Lassgård noch Gunvald war und Bergman-Schauspieler Gösta Ekman den Kommissar Beck gab, fühlt sich wohl in überschaubarer TV-Krimi-Routine. Hier nun werden auf Grand Écran fade TV-Bilder serviert, die nicht annähernd an einen "Polizeiruf 110" oder "Tatort" heranreichen. Eine reaktionäre Kamera torpediert kongenial die Vorlage: Bei Dialogen wird auf Sprecher gewechselt, um Reaktionen auszublenden. Und wenn TV-Wallander-Kameradirektor Mokrosinski von der Großaufnahme in die Amerikanische oder die Totale wechselt, ist das Bild immer unscharf, Gesichter bleiben Schemen. Da das Drehbuch vermeintliche Höhepunkte des Romans aneinanderklebt, ist das visuell uneinheitlich und zudem hässlich.
Den hochkomplexen und letzten bisher veröffentlichten Larsson-Wälzer zu reduzieren, verpflichtet die Nutznießer der TV-Produktionen TVS, ZDF und Yellow Bird, das Wesentliche im Werk des einstigen Journalisten zu würdigen. Sie haben es billig verraten - spekulierend auf Brennesselteetrinker und Kampfhundbesitzer (Lisbeths Halsband im Gerichtssaal und auf Plakaten). Die filmische Umsetzung "Vergebung" stellt das Schicksal Salanders als eine arg skandalöse Ausnahme dar - entgegen Larssons konkret journalistisch bewiesener Sicht der Dinge.
In den Romanen muss Mikke Blomkvist kämpfen wider die Staatsgewalt, hier nun - im politikfreien Europa der Goldman Sachs - fällt ihm und Lisbeth alles in den Schoß. Bereits die Eingangssequenz verwässert Larssons Position zur Rolle der Polizei im Kartell: Bei ihm binden Polizisten trotz Vorwarnung den Halbbruder Lisbeths - nur die Kenner der Romane und müden Rezipienten des zweiten Teils wissen um seinen genetischen Vorteil, keinen physischen Schmerz zu empfinden - von einem Baum und er tötet die Beamtentrottel. Im TV-Krimi liegt er nun lauernd, einem waidwunden Hirsch gleich, auf der Straße und macht die beiden dreist - und filmisch unmotiviert - kalt. Dass im Film die Polizei sofort auf Mikke Blomkvists Seite steht, meidet jeden Konflikt des Gesellschaftskritikers mit dem Staat und verrät somit Larssons Lebenswerk, das mit seiner Arbeit als Journalist und Herausgeber antirassistischer und antifaschister Zeitungen weitaus mehr wiegt als sein geplanter Millenium-Dekalog.
Das Kino wird nach 90 Minuten verlassen von Basecapträgern in Schlabbershirts, die sich - vom ekelhaften "Punkerin raucht und macht sicher Leute kalt"-Plakat zum Kinobesuch verführt - in den falschen Multiplex-Saal am Prenzlauer Berg verirrt hatten. Ihnen bietet der Film kinomarketinggerecht puzzleartiges und unverständliches Gemetzel des Salander-Halbbruders. Seine Taten lassen jeden Nichtkenner der Bücher im Unklaren, denn sein Gendefektvorteil wird nicht erwähnt wie der Fakt, dass Mikkes Chefin Erika Berger (wunderschön zerbrechlich: Lena Endre) im ersten Teil noch ledig und im dritten seit Ewigkeiten mit Mikkes Liebesrivalen, dem bisexuellen Greger Beckmann, verheiratet ist. Aber solche Unstimmigkeiten sind dem Verleih unwichtig: Crime and Sex sells. Das bringt den Pöbel ins Kino und verärgert Krimi- oder Filmfreunde. Hauptsache, Hinz und Kunz zahlen.
Erst jetzt - nach eineinhalb Stunden - gewinnt der Film ein wenig an Fahrt und trügerischer Brisanz: Lisbeth Salander muss vor ein Gericht der Ochlokratie, das sein ungerechtes Urteil revidieren muss: Lisbeth und Anwältin Annika entlarven den Staatsdiener und Elitearzt Talaborian als das was er ist: einen verbrecherischen Staatsbeamten. Jetzt kommen nebst Rapace zwei großartige Schauspieler zum Einsatz: Annika Hallin als Anwältin und Anders Alhbom als vom Staat bezahlter Verbrechensvertuscher. Hier erinnern Brauntöne kurz und angenehm an Lumets "Network". Dann - zum allgemeinen Missvergnügen - schnell ein Schnitt und Lisbeth Salander muss noch das erledigen, was seit einer Stunde brach lag: ihren Halbbruder. Doch das kurze Actionfinale haben die Basecapträger versäumt. Recht so, denn den schönen Epilog, der den grandiosen Schauspielern Rapace, Hallin und Nyqvist Momente der Annäherung gönnt, hat die Nordisk Film-Zielgruppe ("Transporter 3", "Das Parfüm") zurecht nicht verdient.
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose... eine Schlampenmutter ist eine Schlampenmutter bleibt eine Schlampenmutter. Für unterentwickelte Geister, die Kindergeld fürs Zeugen und Gebähren einstreichen, ist die Suff-Idee des begnadeten "Severance"-Machers eine durchaus deftige Lektion: Liebe Doofen, die ihr eure Blagen lieber anbrüllt oder haut statt mal selbst lesen zu lernen, um eurer Nachgeburt vielleicht mal vorlesen zu können (hoffnungslos): Heute nehmen wir Sisyphos durch. Und dann vergesst ihr Bratzen das bitteschön sofort und rollt den Stein erneut, erneut, erneut in alle Ewigkeit; Strafe muss sein. Und wer in den 90 Minuten Wendungen erwartet, bekommt zurecht keine: Eine dumme Schlampe bleibt eine dumme Schlampe. Rettung bleibt konsequent unmöglich.
Melissa George spielt begnadet simpel im permanenten Bemühen, ihre Lippen über der Spongerie zu schließen, eine Mutterschlampe, seit der Antike zum Steinerollen verdammt. Das ist wangleidig (die Wange liegt schwer leidend in der Hand bei dieser drögen Klippschulflimmerstunde) und hält hübsche Überraschungen bereit - Möwen knabbern überall; Suzanne Pleshette, die Lehrerin Annie aus Hitchcocks "Birds", liegt in einem schauerlich schönen Bild plein soleil herum in dutzendfachem Dutzend. Defätistisch und gelegentlich in Referenzen amüsant, langweilt die moralinsaure Moritat, denn eine Triangel ist nun mal keine Violine.
Nachklapp: Dank der feinen Vorstellung von Miss George könnte der Film in einigen Jahren rehabilitiert sein als "ein kalkuliert nutzloser Lehrfilm mit der grandiosen Melissa George".
♪ ♫ L'important c'est la rose ♫ ♪
Gemütlich ermüdend und hübsch langsam, als ermittelte Jessica Fletcher in New-Maine statt in Neukölln. Leider nicht so clever und flott wie "Murder she wrote".
Wir erfahren in dem überraschungsarmen Mimi-Krimi endlich, dass Kommissar Ritter betroffen sein darf, weil er seine Mutter das letzte Mal zwei Jahre vor deren Tod besucht hat. Es schmonzettet arg ZDFig im Ersten. Die optische Gemächlichkeit gibt Barbara Morawiecz, einst als Nebendarstellerin die vor Gericht stehende Zugehfrau Rupp in Gabi Kubachs "Rendezvous in Paris", Raum für eine wohlverdient schöne Altersrolle. Doch ein allzu vorhersehbarer und deshalb spannungsarmer Plot (zumal Jenny Schilys Leichentransport-Funktion bereits im Vorspann verraten wird) macht diesen "Tatort" zu einer gemächlichen Margarinefahrt, bei der Nierentee und Gänsewein gereicht wird. Entzückend sind Lotte Ohm als Frau Wernickes Vertraute Renate Müller (was für ein Name!) und der in Frau Müller verliebte Boris Aljinovic. Leider haben Ohm und Aljinovic keine Chance gegen die platte Entwicklung des Blaupause-Remakes von "Rear Window".
Dass die Autoren bei diesem Titel nicht die Chance genutzt haben, Hitchcock Referenz zu erweisen, ist kläglich: Ein Komplott zwischen Frau Müller, Herrn Gegenüber und dessen Komplizin, die arme Frau Wernicke nach Ausstrahlung eines Hitchcock-Klassikers in den Wahnsinn zu treiben - als McGuffin ein sattes Erbe oder die Noten eines einträglichen Kinderliedes -, wäre twistiger gewesen.
Es bleiben: ausnahmslos vorzügliche und oft zu arg in ihrer Spielfreude gedrosselte Darsteller in einem luschigen Tranquilizer; als "Tatort" ein echter Flop als auch ein passabler Internetabstimmungsklassiker.
"Ihr in Europa habt Uhren. Wir haben die Zeit, viel Zeit", grinst ein Taxifahrer in Maputo Iris Berben an, als sie ihm für sein geduldiges Warten dankt. Und "Kennedys Hirn" ist ein Experiment mit den Sehgewohnheiten, mit der Uhr und der Geduld im deutschen TV, das hier einen als Zweiteiler konzipierten Politthriller am Stück ausstrahlt in ungewohnter Sendezeit von 20:15 bis 23:10.
1970 wäre ein dreistündiger Krimi zum sicheren Straßenfeger-Kult avanciert; im Jahre 2010 wird nun unter Verwendung von Melodrama und viel Spannung Geduld erwartet. Der Taxifahrer mit dem Leitsatz für diesen öffentlich-rechtlichen Fortschritt raubt Frau Berben dann sogleich mit seinen Kumpanen aus und schmeißt sie in den Dreck: die Uhr ist nun weg. Weg mit der Uhr und Willkommen in Maputo! Und willkommen sind auch die staubigen Blessuren im Reklame-Gesicht von "Nutrisse" und "Beauty-Skin", denn sie stehen der Berben gut.
Die TV-Adaption einer subtilen Antiglobalisierungs-Romanvorlage begibt sich in einem Sujet, bei dem Afrika-Ausbeutungsfilme wie "Blood Diamond" feige Betroffenheits-Actionkracher bleiben, in Richtung "Der Adler", die im Genre vorbildliche Emmy-und-Grimme-gekrönte Krimi-Odyssee der Dänen. Etwas gefälliger ist "Kennedys Gehirn" sicher und glatter.
"Das Unsichtbare sichtbar machen", will eine Archäologie-Professorin ihren Stundenten unter dem Titelvorspann des Films, der Namen nennt wie Kinolegende Christophe Malavoy, den "Wie im Himmel"-Dirigenten und Stig-Larsson-Mikke Michael Nyqvist, deutsche TV-Größen wie Birge Schade, Heino Ferch und Hans-Michael Rehberg... und Menning Mankell! Dem vertraut das Publikum, weshalb das nach all den Zweiteilern längst fällige Experiment sich lohnen mag.
Das Unsichtbare sichtbar machen wird die Mutter des ermordeten Journalisten Henrik Cantor, dessen Ziel es war, "anderen in die Suppe zu spucken" und ein mörderisches Politkomplott aufzudecken. Die skandinavische Moder Cantor reist samt dürftiger Indizien nach Südafrika, verfolgt die Spur schwedischer Transportunternehmen bis weit in den Norden nach Maputo und von dort - nach einem kurzen Intermezzo mit Bösewicht Heino Ferch als bösem Nazi im Dschungel - zu den richtig Bösen nach Schweden zurück: zu schwedischen Politikern und Pharma-Unternehmern, die über Leichen gehen wie einst Hitler und Mengele oder "deren Helfer". Und Iris Berben darf sich nach eineinhalb Stunden Zurückhaltung energievoll entladen. Selbst ein Revolver steht ihr gut.
Manchmal werden Fratzen geschnitten (Mata Gabin aus "M'sieur Ibrahim" als die Freundin des Toten). Auch wird's arg schulmeisterlich, wenn etwa eine brunzdumme Professorin Cantor (Berben) ganz doll im Freeze erschrickt, weil sie von Mata Gabins Glas trinkt, dem Glas einer "Infizierten". Das wirkt dann mehr als zwanzig Jahre nach dem AIDS-Tod von Gabi Zenkers Benno Zimermann im klügeren TV-Vorreiter "Lindenstraße" ein wenig doof im 60. Jubiläumsjahr des deutschen Fernsehens. Doch dem Experiment "20:15-23:10" wünsche ich weitere Nachfolger.
Oberflächlicher und bisweilen schwülstiger Actionkracher mit ambitionierter Aushänge-Botschaft, über deren Behauptung der Film bei allem tosenden Einsatz von Gewaltdarstellung nicht hinauskommt: Diamantenhandel ist schlimm, Elend sowieso.
Ja, das ist nicht neu und seit Ewigkeiten auch im Kino bekannt ("Grünes Eis" von 1983). Statt wie in den zwei Jahre zuvor entstandenen "Tantalus"-Folgen im dänischen "Adler" von Coltan und Tantal - Rohstoff zur Herstellung von Mobiltelefonen - zu berichten und damit sein Publikum in dessen Eigenverantwortung zu packen, tragen nur die dummen Ladies mit ihren Diamantenkolliers Mitschuld am Gemetzel in Afrika: ♫"Diamond's are a Girl's Best Friend"♫. Die Kinobesucher Krethi und Plethi mit ihren stets neuesten Handys bleiben natürlich außen vor bei einem Hollywood-Kracher wie "Blood Diamond" und dürfen sich gutmenschlich fühlen, weil sie ohnehin keine Diamanten kaufen würden. Chance nachhaltiger Wirkung vertan. "This is Africa", sagt sich ja auch der skrupellose Danny Archer angesichts der vielen Massaker - bis zu seiner erwarteten und filmgerecht sehr späten Läuterung. Die erfolgt nach einer altbackenen Folge aus Klischees ohne Ende und zu Übersättigung führenden Bildmotiven eines wohlfeilen Elendstourismus.
Würde sich der McGuffin, ein dickes hellrosa Etwas, am Ende wenigstens als ein simpler Glasstein entpuppen, um dessen wegen über den halben Kontinent gehetzt und all das viele Blut spritzt wird, besäße "Blood Diamond" als wertvolle "Glasmurmel", das seit jeher attraktive Tauschmittel "naiver Kulturen", so etwas wie Geist. Über diesen verfügt der pyrotechnische Action-Film leider zu keiner Stelle. Kolportagehaft und vorhersehbar werden die Figuren plaziert: Solomon findet den Klumpen und versteckt ihn, der böse Zeuge dieser verbotenen Handlung wird natürlich später Kindersoldaten-Ausbilder und hat dann den Sohn des Finders Solomon - als Pfand quasi - in den Händen. Dass bei der Befreiung von Solomons Sohn natürlich alle anderen Kinder niedergemetzelt werden müssen, versteht sich von selbst bei dieser schlichten Dramaturgie. Denn Solomons Sohn ist im Vergleich zu allen anderen Kindersoldaten etwas Besonderes, hat er doch eine katholische Schule besucht und kann ergo bekehrt werden. ♥ Ihm rollen dann im Close dicke Tränen der Leuterung aus den Äuglein. Das sieht dann aus wie jene sich immer gleichenden Werbeplakate für Afrikahilfe.
Nebenbei prügelt sich Solomon immer wieder mit dem ebenfalls den rosa Klumpen begehrenden Diamantenhändler Danny Archer. Auch diesem wird ganz sentimental, sobald er ein Kindheitstrauma als Wurzel seines bisher skrupellosen Lebenswandels begreift. Vom Saulus zum Paulus wandelt sich Danny spät - durch ein Gespräch mit der Journalistin Maddy, in die er sich verliebt. Bliebe diese Maddy die Zentralfigur des Films, mit ihrem hartnäckigen und uneigennützigen Bestreben, den Diamantenhandel zu entlarven und dabei immer wieder Verweise in die westliche Welt zu schlagen, blieben uns die vielen Flugreisen und permanenten Ungereimtheiten der zwei Figuren Solomon und Danny erspart. Denn für immer neue Actioneinlagen müssen die beiden Figuren an jeglicher Glaubwürdigkeit herlassen: Solomon bleibt ein dummer Fischer, dem nie bewusst zu sein scheint, auf welchem Kontinent und in welch politischer Lage er sich befindet und sich somit immer wieder tölpelhaft in vermeidbare Gefahren begibt, etwa wenn er sich vor einem vorbeifahrenden Killerkommando verstecken müsste und dann aus dem sicheren Dunkel hervorspringt, um den Namen seines Sohnes zu rufen: "Dia!". So einer wie Solomon, das weiß der Film, kann sich nicht selbst helfen. Er ist der Pierre-Richard-Part des Buddy-Movies in dieser Jagd auf den rosa Klumpen. Und sein ständiger Retter und "Massa" Danny opfert sich am Ende in einer überflüssig bis triefigen Aktion, um der Liebsten am Telefon röchelnd Lebewohl zu wünschen und seinen Blick sentimental über die Landschaft schweifen zu lassen, als befände er sich in einem Motiv aus "Jenseits von Afrika".
So bleibt das schale Gefühl einer zwar unterhaltsamen und ambitionierten, doch das Kernthema ausweidenden Kolportage, ganz nah einer Degeto-Schnulze. Und eine Endlosorgie an Gewaltbildern, die das eigentliche Elend stets viel zu laut überdeckt, verfehlt den Zweck, ein politisches Thema in einem Unterhaltungsfilm nachhaltig wirkungsvoll zu behandeln.
Die Verpackung ist der neue Inhalt! Stylish, fad und studioverbogen: Außen ganz doll hui, innen altbacken und pfui. Da retten auch blitzsaubere Soldatengräber im Endbild nichts.
Als Modekatalog ist "The Thomas Crown Affair" schmuck. Kultpotential haben die Postkartenmotive (McQueen in Split-Screen beim Golf, beim Polo, beim Segelflug, beim Auto-über-Sandberge-Hoppen, beim am Strand rumpritschen), doch das Bankraub-Motiv eines ewig losprustenden Millionärs bleibt ungeklärt trotz seiner schlicht verlogenen Begründung: "Ich mach das alles wider das System". Klingt nach Sebergs Frage: "Was ist Kotzen?"
Die Ironie verpufft schnell im Spiel zweier schmucker Monetenjäger: McQueen lacht hysterisch gepresst aus der verkorksten Lunge [ihm bleiben da noch zwölf Jahre und heute wär' er 80 geworden!] und Faye Dunaway [heute eher zu finden bei awful plastic surgery] erstarrt zur lächelnden Maske, damit nix bröckelt oder verrutscht. Nur Michel Legrands Score rettet das alles - mit viel Tünch - zum Teil. Als überteuerter Siexiest-Kult okay und sicher auch ein zweimaliges Must-see, doch als Film bleibt's immer nur so kostbar wie billiger Tand.
Zur Story, die keine ist: La Dunaway stakst als Versicherungsagentin mit Buckel und ohne Hintern auf ihren dünnen Beinchen in verbürgt 29 - und gefühlten 39 - sehr unschmeichelhaften Kostümen, die sogar innerhalb der Dialoge wechseln wie ihre Perücken, durch ein Nichts an Handlung. Nur die falschen Wimpern hat sie selbst in der Sauna dabei. Mal sitzt ihr Timoschenkos Hefekranz im Nacken, dann - im nächsten Lifestyle-Schnitt - plättet ihr ein überdimensionaler Falschhaarturban aus honigblonder Zuckerwatte das hübsche Antlitz. Was von Dunaways schlimmen Posen einzig angenehm zurückbleibt ist eine malvefarbene Hutkrempe und der passende Lippenstift... doch wenn der Close aufmacht, sieht der Mauve-Chapeau an ihr auch nur aus wie diese Kompotthütchen auf der Lisbeth aus England. Von ihrer behaupteten Rolle bleibt nichts außer der zurückgehaltenen Hysterie auf dem Soldatenfriedhof. Ah, und diese Frau - soviel zur Handlung - findet ihren Zwilling im Geiste: einen Bankräuber, mit dem sie dann steif posieren darf.
Wenn mal zwischen dem ermüdenden Gespreize zweier Kleiderständer, die sich offensichtlich nicht leiden können*, eine Phrase fällt, ist sie - weil für den US-Markt gedacht - hohl. Der zuvor vorzügliche Jewison (immerhin der Macher von "In der Hitze der Nacht"!) versucht sich an der Nouvelle Vague und scheitert an Übernahme von Stil und der Totalverweigerung einer eigenen Geschichte: Jewison kopiert schlecht und beleidigt damit seine Vorbilder, denn er macht hier brav weiter auf Opas Kino.
Schach soll gespielt werden von blonder Katzmaus und ebenso blonder Mauskatz. Regieanweisung für zwei scheintot anmutende Sixities-Ikonen: Schmollen unter Tonnen von Puder (Dunaway) oder unter der erfüllten Zurückhaltung gepresster Lachanfälle (McQueen), die dann leider den ganzen Film durchziehen; fades Geplänkel als Vorspiel für einen langen Kuss zwischen zwei eiskalten Lurchen. Der umjubelte dramaturgische Höhepunkt ist ein Speichelfaden zwischen gespreizten Lippen.
Zeitlos schön ist die Musik, die all das Nichts - Budget von vier Millionen doch dabei Talent für vier Sous - zur Popkultur erhebt: Michel Legrands "Windmills of your mind" zieht sich unvergesslich als Thema durch den gesamten Modekatalog und er variiert zudem die Themen von Etienne & Bill und von Solange aus seinem "Rochefort"-Film, wenn Tommy aus einem Mülleimer die Geldsäcke holt.
Schmucke Bilder zu Legrands Musik kann man enttäuscht anschauen und an ein Remake mit irgendwann kompatiblem Drehbuch denken (dann aber bitte nicht mit Russo und Brosnan auf der Gehaltsliste).
*die sogenannte Knutschszene.
Ein TV-Event wirbt mit durchaus möglichem Schauer-Szenario für das derzeitige System, unsere schöne deutsche Ochlokratie. Das ist SAT.1-entlarvend und wirkt dabei - abgesehen von der ZDF-Einflussnahme durch NPD-Vorwortschreiber Roland Koch - staatsfinanziert; das ist bei allem Ekel fast zum Lachen und meist doch zum Katharsen.
Nach einer hanebüchenen Albernheiten-Groteske ohne eingespieltes Gelächter habe ich neben einer Figurenentwicklung, die es im gesamten Zweiteiler partout nicht gibt, vor allem die Piranhas in Blofelds DNS-Hauptquartier sehr vermisst: bei Bond wird Karin Dor von Piranhas verputzt, den ängstlichen Kadaverfressern, die ja auch nie Menschen anknabbern würden. Auf diese Viecher war ich eingestellt, als der Benno im Tauchersilo taumeln musste nach dieser plötzlichen Spannungsskala im letzten Zehntel des Films. "Die Grenze" serviert via Märchensender N24, der auf Krawatte getrimmten, stirnrunzelnden Schwester von 9Live, ärgerliche Geschichtsklitterei wie die verfälschte Verwendung der von Polizeiwillkür zerschlagenen Genua-Proteste, was durchaus passt zu einer kapitalismusfreundlichen Stern-Leser-Story wie "Die Grenze".
Die törichte Ahnung, ein Privatsender wie SAT.1 könne dem durchaus reizvollen und im öffentlich rechtlichen Fernsehen hoffentlich bald intelligenter bearbeiteten Sujet gerecht werden, hat sich trotz fetter Kampagne und besten Vorabkritiken mit diesem Mumpitz selbst getilgt und damit jedes weitere Vertrauen endgültig versaut. Neben einigen sehr sehr flachen Quoten-Antlitzen, die ständig Perücken wechseln oder übelst die Augen aufreißen, wissen einige wirklich sehr gute und sehenswerte Schauspieler (Marie Bäumer, Inka Friedrich, Uwe Kockisch, Christine Schorn, Jürgen Heinrich und selbst Hanno Koffler in seinem bisher kleinsten und zudem extrem mies geschriebenen Roter-Henring-Part) zwischenzeitlich bei der Stange zu halten.
Man sieht die wirklich Guten zu selten und bleibt dann trotz einiger Pappchinesen dran. Nur was sie dann in ihren Rollen zu sagen haben, ist bis auf Marie Bäumers und Jürgen Heinrichs persönliche und gescheite Kommentare in einer anschließenden kläglichen und insgesamt dummen Bonus-Sendung mit Fackelmann-Ex-Box-Ikone Henry Maske, allerunterstes SAT.1-Niveau.
Zu den von "Autoren" für das Billig-Event "erfundenen" DNS-Söldnern: Eine erschreckende Masse von Polizisten in dieser unserer Pseudo-Demokratie, die nicht mehr als eine reine Ochlokratie ist, sind auch ohne DNS weitestgehend Nazi-nah (München, Köln, Halberstadt und Dessau bezeugen dies immer wieder). Lustig find' ich, dass nach der zu erwartenden Absetzung der Lügenmäuler Westerwelle und Guttenberg wohl auch das Merkel gehen muss, denn La Riemann spielt doch hier eindeutig die Kanzlerin Usch von der Leyen.
Vor einiger Zeit ließ Diabolo Cody einen Teenager mit dessen cooler Schwangerschaft einen ungewollten Bastard "irgendwie so fast unkonventionell" zur Adoption freigeben und hat dabei den für den eigenen Antrieb nicht zu verachtenden Oscar, den Big Mac des Blockbuster-Kinos, gewonnen. Sie beschreitet nun etwas frechere Pfade und das durchaus respektabel.
Codys "Juno" war in seinen Dialogen altklug dümmlich, in seiner Geschichte noch verkrampft, prüde und verlogen, doch jetzt nimmt sich die junge Dame Cody (*1978) nach ersten Meriten in kleinen Gags mal echte amerikanische Heiligtümer vor: Vierjährige Mädchen sollten nicht die Beinchen spreizen, weil wirklich nicht jeder ihre Mumu sehen will! Sie spottet über Beerdigungsrituale und verkrüppelte Afghanistan-Veteranen, die nun als moralapostelnde Lehrer reüssieren. Und besonders gekonnt nimmt sie sich Charity-Bands vor, die heute gern auf Haiti-und-Chile-Konzerten 3% ihrer Einnahmen wohltätigen Zwecken spenden, durchaus auch zum Wohl der eigenen Popularität. "Wo bleiben die restlichen 97 Prozent!", lässt Cody hier fragen. Zurecht.
In kleinen Miniaturen zerlegt Cody mit etwas mehr Mumm als in "Juno" nun etwas tapferer ihr Angriffsziel Prüderie. Sie sollte endlich mal selbst Regie führen statt einer zu ängstlichen Karyn Kusama.
Denn in "Jennifer's Body" wird nicht am Tee genagt sondern konsequent an Männerleibern. Von einer Boy-Group, die in ihrem Erfolgsstreben eine Jungfrau opfern will und nicht bedacht hat, was geschehen könne, wenn diese gar keine ist, erzählt dieser Horrorspaß. Denn die Unkeusche mutiert nach dem missglückten Ritual - so verrät es hier die Mystifaxen-Bibliothek - zur veritablen Männer-Aufesserin. Und nun will ihre einstmals beste Freundin dem Spuk ein Ende setzen.
In der Schauspielerwahl ist Codys neues Werk etwas verunglückt (so wie den Sims©-Spast Ellen Page als Titelheldin "Juno" hat das Studio hier das Sex-Püppchen Megan Fox als Supporting Actress gewählt, die nur ungeschminkt zu ertragen ist; auch eíne eigentlich zornige Mutter am Grab ihres Sohnes ist zu weinerlich).
Doch der Knüller ist Meryl Streeps blitzsaubere "Mamma Mia"-Tochter Amanda Seyfried, die hier die Hauptrolle spielt und beim ersten Sex grinst wie Doris Day angesichts einen neuen Spülmittels. Seyfried ist umwerfend in einer netten, etwas seichten und durchaus vergnüglichen Horrorkomödie, die bei ihrer in diesem Genre ungewohnten Überlänge gediegen die Spannung hält und stets witzige Unterhaltung bietet.
Cody wird mutiger. Und demnächst von Studios noch unabhängiger (dann bitte ohne leicht trutschige Regisseurin und ohne Megan Fox, doch gern mit Amanda Seyfried). Das wünschen wir ihr nach der Steigerung zu "Juno" mit diesem frechen Spaß.
Ein aufgeblasen hohler Zirkus, der die Vorlage beleidigt.
In die ewigliche Netzhaut des 16jährigen Darbon brannte sich einst unauslöschlich das Ex-Busenwunder Sandra Milo ein, als sie sich - voluminös und flehend devot - in "Achteinhalb" von Schminker-Guido Mastroianni auf dem Hotelbett mit Mascara beschmieren ließ. Was war die Milo grandios und so fein besetzt!
Heute kniet die eher unfette Ex-PR-Cruise-Cruz als Mater dolorosa vor Daniel Day-Lewis und heuchelt sehr gekonnt Dummheit und Fettleibkeit. Sie macht das exzellent, aber sie ist dabei leider so fehlbesetzt wie ihre Kollegen. Und Talent dürfen die Künstler hier nicht entfalten, weil bei aller Mühe der Bemühten ganz schlechte Lieder alle fünf Minuten das Drama abtöten zugunsten wirklich gut und in dieser Option gekonnt sixties-like geschnittener Revue-Nummern.
Das "Nine"-Musical, basierend auf den laut Kritiker-Gilde fünftbesten Film aller Zeiten, ist mir zum Glück entgangen (80er Jahre im Fremdschämkeller der Pubertät) und jetzt posiert selbst die heilige Ponti nach dem Fellini-Face Giuditta Rissone als Todesrabe Mamma unterm engen Flamingo-Kostüm, Marion Cotillard eifert mit Kraft und Inbrunst ihrer coolen Landsmännin Anouk Aimée nach, Judi Dench ringt engstirnig ritterlich mit dem Erbe Rosella Falks und muss sich dann mit einem Cancan en anglais blamieren. In kleinen Minirollen eifern Kidman der Cardinale, Hudson der Horror-Queen Barbara Steele und Fergie der monströstittigen Walküre Eddra Gale nach. Die geniale Vorlage "Otto e mezzo", die nur von François Truffauts "La nuit américaine" als Bester Film übers Filmemachen überragt ist, verkommt hier - in allererster Linie durch miserables Blockbuster-Casting - zum faden Blockbuster-Flop. O.k., Anna-Nicole Smith war bereits hinüber, als für Sandra Milos Rolle der Carla besetzt wurde, aber ausgerechnet Penélope Cruz?!. Nichts bleibt nach 'nem Blender-Einstieg mit Guidos Lied, bemühtem Daily-Soap-Drama und uneingängiger Musik zurück außer dem einzig wirklich spaßigen Spruch: "Der Stil ist der neue Inhalt!"
Wer Comedy mit Janine Kunze, Tetje Mierendorf und Mario Barth mag, freut sich sicher auf das baldige Unterschichten-Remake in der TV-Verwurstung dieser unlustigen DVD-Schwemme im Schlick des bewundernswert frechen Schnellbootes "Doghouse": Lorielle London, Kader Loth, Karl Dall, Katy Karrenbauer und Otti Fischer stünden dann dumm rum und sagten lustig gemeinte Sätze auf. Drumherum Gemetzel. Das wär ein Flop-des-Tages-Mega-Quotenhit in der Zielgruppe.
"Lesbian Vampire Killers" ähnelt "Doghouse" und vor allem "Shaun of the Dad" nur als Vermarktungs-Nummer in der Ausgangsidee. Ein Lad und ein komischer Fettsack fühlen sich potent, wenn sie zur Belohnung bis zum Hals mit Sperma-Surrogat vollgespritzt werden, weil sie der Weiberstaffage unentwegt die Köppe abhauen. Diese zusammenhanglose Aneinanderreihung unwitziger Vampirschlachterei ist ist weder schwarzhumorig noch frech noch britisch. Aber durchaus tauglich als Vorlage für ein künftiges ProSieben-Remake.