Darbon - Kommentare

Alle Kommentare von Darbon

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    Es schmerzt heute vor allem, dass es keinen weiteren Polizeiruf mit diesem großen Menschenspieler Jörg Hube († 19.07.2006) geben wird, der hier ein beständiges Testament hinterlässt.

    Mutiger TV-Film mit einigen zu debattierenden Dialogen, doch trefflich passend ausgestrahlt zur Entlarvung der demokratiegefährdenden Lügen des Ex-Kriegsministers Jung. Und wie Stefanie Stappenbeck sich wandelt von der verseucht sturen Bundeswehr-und-Oberstvater-Sklavin zur Zivilistin, ist bei der talentierten jungen Dame beachtlich wie die übrigen starken Auftritte aller Beteiligten (Schudt, Schleiff, Mädel und Dirk Borchardt) und hoffentlich so beachtet wie der Mut der Macher.

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    • 2 .5

      Im Filmemacher-Kurs war der verklemmte Japangeister-Spezi Masayuki Ochiai abwesend. Selbst Geister-Horrorfilme funktionieren nur mit sympathischen Identifikationsfiguren (JoBeth Williams und Craig T.Nelson).

      Hier gibt es eine blonde Barbie (gut frisierter Remake-Queen-Naomi-Watts-Ersatz Rachael Taylor) und einen öligen Ken in einem einfallslosen Japanergeisterschmarrnplot, den man bereits kennt, wenn man nur einen kennt: Tote Japaner, die Rechnungen zu begleichen haben, huschen katzbuckelnd umher und fordern immer wieder verschwommen Vergeltung. Moshi moshi?!

      Die Auflösung, ob nun die treudoofe Barbie oder Kotzbrocken Ken von dem armen gepeinigten Geist (anrührend und sehenswert: Megumi Okima) verfolgt wird ist so banal wie der ganze seichte und spannungslose Spuk.

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      • Umwerfend freundlich. Man muss ihre Probeaufnahmen zu "Schießen Sie auf den Pianisten" gesehen haben, in denen sie bezaubernd versucht, Schimpfwörter von sich zu geben.

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        • Flimmerkisten-Star meiner Kindheit ("Chronik armer Liebesleute"), leider viel zu früh von der Leinwand abgetreten.

          • 8 .5

            Was wäre, wenn Marie-Antoinette sich als Schäferin verkleidet und deshalb ihren Kopf nicht verloren hätte? Zwiebeln unter die Augen reiben, 'nen Prinzen in den Kerker werfen und all jene enthaupten lassen, die die Heulsuse nicht zum Lachen bringen? Umwerfend poetische und komische Antwort auf den Alptraum Prager Frühling als bitteres, frivoles (der Pinsel von Václav Neckár) und bei aller Verbitterung so optimistisches Märchen.

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            • 5 .5

              Der Mann-Thriller hat einen gewissen Witz und Jamie Foxx gibt den Trottel mit seinem Superautoservice-Traum so überzeugend, dass sein den Film eröffnendes und hilflos konstruiertes Zusammentreffen mit der smarten Jada Pinkett so bar jeder Chemie ist, dass es amüsiert und wir fast hundert Minuten freudig darauf warten, wie das verkrampfte Muttersöhnchen bald die wunderschöne Staatsanwältin retten wird.

              Tatsächlich sind die aufgeblasenen Pseudogespräche zwischen Foxx und Richard Gere amüsant, denn richtig peinlich wird es nur bei dem einsamen Wolf auf der leeren Straße und bei den gepresst gebrüllten Rockballaden. Aber den schmucken Mark Ruffalo einfach so zu entsorgen? Foxx wollte dann wohl trotz des Handicaps Brille den Helden spielen.

              Die Ambitionen des immerfort schlichten Massenunterhalters Michael Mann in der Frage, ob es von Bedeutung sei, ern(e)st zu sein, sind so aufgeblasen wie das Gelaber zwischen Foxx und dem echt smarten Richard Gere, doch als lustiger Actionfilm vor allem im kurzen Finale packend.

              Verwirrend nur: Seit wann ist Playboy Gere, der mal als finster dreinblickender Delon-"Samouraï" endlich 'nen dritten Gesichtsausdruck findet und ihn auch den ganzen Film beibehält, so furchtbar geschrumpft?

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              • 7 .5

                Erneuter Beweis, dass Jacques Demy die besseren Musikfilme machte. Demy kehrt zurück nach Nantes, nicht mit Legrands Kompositionen sondern mit den dunkleren Liedern von Michel Colombier. In diesem zu selten gezeigten Demy singen streikende Arbeiter gegen prügelnde Bullen, schlitzt sich Michel Piccoli singend die Kehle auf und Dominique Sanda, schön und nackt in ihrem Pelz, wird von seinem Blut bespritzt. Und am singt Ende Richard Berry in Sandas Armen, von Polizeiknüppeln getroffen, seine letzten Zeilen.

                Ein Meisterwerk von Jacques Demy, weitaus düsterer als seine Klassiker aus Cherbourg und Rochefort. Und dabei so ungezwungen und poetisch wie immer: "- Ma petite Violette, tu es toute rouge. - C'est parce que j'ai couru, c'est comme ça les violettes. Quand elles sont heureuses, elles rougissent, quand elles sont malheureuses, elles pâlissent et se fanent..."

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                • 3 .5

                  Es gibt in der Akte "King Kong" kein sogenanntes "Original", denn allesamt sind die "King Kong"-Filme Adaptionen einer Edgar-Wallace-Idee. Und diesen frühen Blockbuster dafür euphorisch zu feiern, dass er in seinem akzeptablen Pionierdasein tricktechnisch gelungen ist, bleibt dann doch etwas banal.

                  Der 32er "King Kong" ist zwar ein [auch hier sehr überschätzter] Kassenerfolg der frühen 30er, doch leider nur ein erzählerisch dürftiges Stop-Motion-Experiment zu einer Zeit, in der das Kino sowohl geistreich (Lubitsch) als auch spannend (Hitchcock) und poetisch (Renoir) sein durfte. Erzählerisch ist dieser Effekte-"King Kong", wenn wir schon bei Viechern sind, mit Verlaub unter aller Sau.

                  Für die 30er ist dieser Film technisch passabel, als Abenteuer gewiss unterhaltsam, doch erzählerisch scheidet er im Vergleich zu Peter Jacksons Arbeit als "miserabel" ab. Auch gab es gab vor dem 32er "King Kong" schon tricktechnisch Besseres! Aber der tumben Masse gefiel die platte Schlachtplatte mit dem selbst für Riesenaffen unverdaulich hohen Verzehr von Mitmenschen dennoch.

                  Filmhistorisch darf das damals massenkompatible Kaputtmach-Event heute unter schallendem Gelächter als "bemüht gelungen" bezeichnet werden, denn: die Schauspieler sind grottig (bis auf das legendäre Test-Screaming von Fay Wray an Bord des Schiffes), die Story ist reaktionär, anbiedernd, langweilig und tumb. Die Regie vereint mit ihrer Einfallslosigkeit all die vorab genannten Attribute.

                  Hier wird gern gejubelt, das angebliche Original sei besser als die sogenannten Remakes. Klares NEIN. Ein DURCHWEG BÖSES MONSTER betet 1932(!) die arische und nur im deutschen Titel genannte "weiße Frau" an. All die "schwatten Eingeborenen" knabbert der seelenlose Aff weg wie Grabower Schokoküsse. Und New Yorker Brünette holt er aus dem Bett und schmeißt sie angewidert auf den Broadway.

                  Der Film stellt großtrabend voran, das Biest sterbe durch die Liebe zu dieser blonden Puppe. Von einer emotionalen Regung beim auf das rein Böse animierten Gorilla ist nie etwas zu spüren.
                  Dann lieber Cocteaus Bestie aus "La Belle et la Bête". Oder auch die beiden gewiss besseren "King Kong"-Adaptionen mit Miss Lange oder Miss Watts.

                  ***

                  @Ortega Lorre.
                  Tricktechnisch beeindruckende Sequenzen - lange nach dem Stop-Motion-Film "Le voyage de la lune" von Méliès aus dem Jahre 1902 - finden sich in "Tarzan of the Apes" (1918), "Der Golem" (1920), "Nosferatu" (1922), Buñuels "Ein andalusischer Hund" (1929), die Hühnerfrau in "Freaks" (1931) und natürlich in "Die verlorene Welt" (1925), für die Willis O'Brien die Saurierwelt bereits etwa sieben Jahre vor "King Kong" erschuf.

                  Meine Kritik bezieht sich dennoch eher auf die in ihrer Zeit gemessen reaktionäre Erzählweise und die nicht einglösten Behauptungen des Films.

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                  • 2 .5
                    über Romy

                    Großartige Momente für Cinephile, die vertrauten Bilder mit dem berühmten blauen Badetuch und der Brille aus Sautets "Les choses de la vie" wiederzuerkennen, die Uniform des Duellisten Franz aus Gaspard-Huits erzwungen buntem Remake des Ophüls-Klassikers "Liebelei" mit der matronigen Übermutter Magda, der so hellblaue wie schmerzensreiche Tüll aus "La passante", die beige Kutte der Alkoholikerin aus "Mado" oder die vertraute Schenkel-Pose aus Derays so schickem wie banalem "La piscine". Bravo, Torsten C. Fischer für diese Momente eines Connaisseurs, der immer wusste, dass Romy eine Französin ist und der mehr kann und besser kann ("Katzenzungen", "Rabenherz")!

                    Die Szenen um Heinrich Böll und das Desaster um Romys Arbeit mit Aleksandar Petrović sind vielversprechende bewegende kleine Fetzen und die letzten zehn Minuten erlauben Fischer und auch Frau Schwarz, als Elsa Wiener Talent zu zeigen, wenn statt David der kleine Wendelin die erste Geige spielt. Und wenn Jessica Schwarz das Glas nach Thomas Kretschmann schmeißt, gibt es eine gewisse Annäherung an die reale, an die obsessive La Schneider, die jeden wahllos und unreflektiert liebte und hasste, die inbrünstig anbeten konnte und verachten.

                    Doch von Romy Schneider ist in diesem glatten Bilderbuch, das nur durch meisterlich fabelhafte Kostüme bis hin zu Delons Badehose (ein deutscher Fernsehpreispreis für die geniale Arbeit von Baum und Möbius wäre redlich verdient) und eine feine Ausstattung punktet, nix zu spüren.

                    Es gibt in "Romy" keine Leidenschaft, kein Feuer, kein Licht, keinen Wahnsinn - leider auch nicht bei der auf bieder, harm- und farblos gedrosselten Jessica Schwarz, die sich so sehr bemüht und nichts zeigen kann oder darf. Und deren angelsächsisches Französisch mit Verlaub verbesserungswürdig ist, wie Autodidaktin Romy vielleicht sagen würde. Von Regisseur Fischer und den Ambitionen seiner Hauptdarstellerin ist unter den geglätteten Entscheidungen der SuperIllu-Redakteure nicht mehr viel zu spüren.

                    Wäre "Romy" nicht so klasse bebildert und besetzt (in Sekundenauftritten sind neben Georges Claisse als Sautet auch Oststars wie Sweltana Schönfeld als Krankenschwester und Hansjürgen Hürrig als Advokat zu erkennen) hätte das Fragment auch auf dem MDR oder auf allen Dritten bei "brisant" laufen können, wo heute Patricia Hitchcock als Alfreds Frau verkauft wurde (Hitch als Tochterficker?, aber ja, beim MDR immer gern!)

                    Es pilchert in einer gefälligen Arztroman-Schmonzette, die sowohl die Entblößung von "Hitlers Hofschranzen" meidet wie auch den seit Beginn seiner Starkarriere offenen bisexuellen Alain Delon, auf dessen "Ich liebe Sex mit Männern" die olle Magda S. damals schon in jeder Postille von Quick bis Bild wetterte. Statt den Disput zwischen Alain Delon und Jean-Claude Brialy zu zeigen, gibt's eine Pilcher-Krankenschwester (wirklich bezaubernder und feinsinniger als die peinliche Rolle: Nadja Bobyleva).

                    Fazit: Ein großartig bebildertes, halbherzig bis schlicht gespieltes und miserabel erzähltes TV-Event, das es vorzieht, den roten Teppich der César-Verleihung zu zeigen, wo doch ein einziges Bild des mit diesem Preis ausgezeichneten Flammentods von Philippe Noirets Frau unter dem Feuer deutscher Nazis in "Le vieux fusil" weitaus ehrenwerter und Romys Anliegen, Schauspielerin in wichtigen Filmen zu sein, gerechter geworden wäre.

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                    • 7 .5

                      Wenn es denn wirklich einen Herrgott gäbe, so ließe er täglich zig Tonnen Scheiße auf Bayern darniederregnen. Tut er noch nicht, aber die kleine, feine und etwas brave Komödie führt die bayrische Provinz haargenau so vor wie sie ist und wenn der Herrgott nicht den Kübel entleert wohl auch bleibt: abgrundtief bös und deppert, schwulenfeindlich, unbelehrbar und erschreckend einfältig: Als säße der alte Fascho Peter Gauweiler mitsamt der Geranien-SS am Stammtisch. Beim Finale mit Glöckchen und "All you need ist Love" ist das zuckrige und märchenhafte Happyend zwar recht so, aber auch a bisserl unglaubwürdig. Es ist immer wieder ein Fest, so großartige Schauspieler wie Saksia Vester und Jürgen Tonkel zu erleben. Etwas merkwürdig ist nur der SAT.1-Ball ganz oben rechts in der Ecke bei einem solchen Film.

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                      • 8 .5

                        "Weckt sie nicht, bis sie sich regt." Die Puhdys waren und sind ein peinliches Schlager-Relikt, der Text von Plenzdorf ist es nicht. Avantgarde und nonkonformistisch ist "Paul und Paula" mit saftiggelben Blumen und mit Altbau-Omis, die enthusiastisch Hackbeile reichen, damit der Schlaks im weißen Hemd die Tür in einem Berliner Mietshaus eingeschlagen kann. Es werden Friedrichshainer Altbauten weggebomt für das grauslige Panorama moderner Hochäuser der neuen Gesellschaft unter dem zeitlos grandiosen Ulrich-Plenzdorf-Lied: "Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt...Krawumm... Wenn ein Mensch lange Zeit lebt...Krawumm...".

                        In dem poetischen Kunstwerk, das in ebenso märchenhafter wie entlarvend spaßiger und grausamer Direktheit für die Einzigartigkeit träumender Dissidenten einsteht, die an der Flaschenannahme arbeiten oder Kohlen schippen. Zwei Träumer, die sich von der Philosophie gern eine kleine Chance geben ließen.

                        Winfried Glatzeder besitzt eines der schönsten Gesichter des gesamtdeutschen Kinos und straft mit seinen verwunderten und verletzlichen blauen Augen unter ebenholzschwarzen Brauen und deren Diktion der Verletzlichkeit das Sex-Etikett "Belmondo des Ostens" Lügen; Angelica Domröses Talent ist viril und umwerfend. Außerdem gibt es eine Kamera, die nur von den Schauspielern zu den Schauspielern schwenkt, dass man dem Cadreur applaudieren mag.

                        Wenn Glatzeder als NVA-Dienstling heimkehrt und seine Filmgattin beim Ehebruch ertappt, grunzt Heidemarie Wenzel wie eine Jahrmartschreierin: "Ich habs ja ja nich jewollt mit dem Kerl... Schnief... Willst 'n Kaffee?" Wenzels Filmeltern (u.a. Käthe Reichel!) sind Rummelplatz-Schausteller, die wider die Enteignung wettern. "Wegen Steuerhinterziehung, du blöde Gans!". Im Haus gegenüber liegt die Domröse in einem exat in der Mitte halbierten Ehebett und hört turtelnde Nachbarn: "Ach Gott, wenn die bloß nich so tun täten als ging's nich ohne das!"

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                        • 0

                          In seiner Plattheit erschreckend einfältiger Propagandafilm eines Werbefilmers, der einen heftigen Rekrutenzuwachs bei der mitfinanzierenden US-Navy einbrachte. Die simple Handlung inklusive banaler Liebesgeschichte zweier Unsympathen (schleimiger Heißsporn und ebenso willige wie maskuline Ausbilderin) verkauft Krieg und Töten als geiles Abenteuer, durch das ein Mann zum Mann wird. Einer der übelsten Blockbuster der 80er Jahre.

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                            Darbon 07.10.2009, 04:42 Geändert 20.10.2015, 22:14

                            Einfältig ist hier alles: Muriel Baumeister warnt als Muttertier "Komm nicht näher" und betätschelt das Töchterchen sogleich überall mit ihren Seuchegriffeln. Verseucht bis zum gehtnichtmehr knutscht sie auch den Gatten ab, der sie eine Sekunde vorher "nicht berühren" darf. Entsetzlich sind vor allem die schlimmen Fehlbesetzungen. Da besetzt Cornelia von Braun ein Who's who der deutschen TV-Landschaft für mieseste Rollen bis hin zur blutrüstigen Gesundheitsministerin (Kirsten Block) und selbst Heio von Stetten lässt sich für eine peinliche Winzrolle buchen. Und dann grinst nicht nur die Omi-Komparsin an Bord fröhlich vor sich hin bei all der Panik.

                            Durchweg Langeweile, miesestes Kasperltheater und 'ne lächerliche Pointe. Nee, das war kein krachiger Trash, das war entsetzlich.

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                              Dicht und schlüssig adaptiert, hat die Verfilmung auch für die Kenner der Millenium-Trilogie einiges Neues zu bieten. Denn der Film gönnt sich eine heftigere Moral und Frauen, die tatkräftiger sind als es ihnen Larsson zusprach. Zugunsten Lisbeth Salanders (beeindruckend: Noomi Rapace) sind die weiteren Amouren des Mikke Blomquist getilgt und die Wennerström-Geschichte so schnell abgehandelt, dass der Held blass und seine Motivation ungeklärt bleibt. Kein Verweis auf das Anliegen der "Millenium", die nur kurz als Kommunistenblatt betitelt wird. Lisbeths Engagement in der Affaire um Wennerström bleibt ebenso unklar, da in der raschen Auflistung seiner Straftaten Wennerströms für sie entscheidendes Verbrechen - "Männer, die Frauen hassen", so der Originaltitel - sträflich weggelassen wurde.

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                                Darbon 18.09.2009, 00:17 Geändert 20.10.2015, 22:15

                                Seinen Höhepunkt und eine erste Wendung erreicht das ebenso lahme wie voraussehbare Esoterikdrama in der 70. Minute.

                                Und die schlimme Auflösung straft in ihrer nichtlektorierten Pseudo-Dramaturgie das gesamte Gerüst der Geschichte als komplett falsch konstruiert.
                                Der Glanzpunkt an Dialogen ist debil:
                                Anne Hathaway: "Warum hast du mir nichts gesagt?"
                                Patrick Wilson: "Sowas lässt sich nicht in Worte fassen; das muss jeder für sich herausfinden."

                                Ein schmuckes Ding versucht sich audreyäugig als Dramaheldin, doch dem durchaus hoffnungsvollen Star Hathaway fehlt noch immer das eigene Licht. Erfrischend ist hingegen Dianne Wiest, doch für deren kurze und lebendige Auftritte lohnt sich "Passengers" nicht.

                                Von Klaviergeklimper und unheilvollem Geigengejammer übertüncht, schleppt sich die Geschichte bis zum ersten Twist nach 70 Minuten - Tote, Tote, überall nur Tote - über Flirtversuche zwischen Hathaway und Patrick Wilson. Dass die Chemie zwischen den beiden nicht stimmt und sie sich über gefühlte zweieinhalb Stunden dröge Dialoge liefern müssen, wird unbedarfte Hathaway-Fans wohl nicht von "Passengers" abschrecken. Enttäuschen wird es sie schon.

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                                • Mit "Ein Platz an der Sonne" gab er Monty Clift und Shelly Winters hübsche Rollen in der Soap-Vorlage zu Woody Allens magerem Remake "Matchpoint". Aber die Dritte im Bunde, Liz Taylor, tat schon in "Ein Platz an der Sonne" arg weh. Und dann musste er die Wuchtbrumme Lizzie auch noch mit Jimmy "Schmachtaugenbraue" Dean und dem smarten Recken Rock Hudson, der garantiert eher auf den schmucken Jimmy denn auf den Pummel Liz stand, "Giganten" drehen: Eine Schaudersoap, die nur wegen des geschlachteten Truthahns Pedro einen Kultmoment hat.

                                  Jenen George Stevens kennen wir heute als Jurychef der Berlinale 1970, die er abbrechen ließ, weil "O.k." von Michael Verhoeven lief, ein Anti-Vietnamkriegsfilm. George Stevens bleibt in Erinnerung, weil er Taylor, Dean und Hudson unfreiwillig komisch Latex in die Gesichter hat schmieren lassen.

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                                    über Platoon

                                    Medien wie das Kino können vertuschen und ihre Empfänger korrumpieren.

                                    Vietnamveteran Oliver Stone blendet die eigentlichen Leidtragenden, das vietnamesische Volk, fast komplett aus und lässt hier seine Landsmänner in einer triefigen Männer-Soap unter viel Kawumm und Gemetzel leiden. Er kläfft empört seine einstigen Befehlshaber an, doch den Untertanen und Handlangern des ungeheuren Verbrechens, demzufolge sich, seinem Alter ego (dargeboten von der einst kassenträchtigen Dumpfbacke Charlie Sheen!) und dessen Kameraden huldigt er in kolportagehafter Figurenkonstellation, die ihren Zusammenhang nur in Kifferexzessen und Massakern findet.

                                    Dass es Mitte der 80er in einem Land voller Vietnamveteranen Oscars für diese Selbstbeweihräucherung und bei der vom Verhoeven-Eklat verängstigten Berlinale ein Silberbärchen regnet, ist ein verrottendes Zeitgeistphänomen. Oliver Stones „Platoon“ bleibt nicht mehr als ein kürbisdummer Patriotenfilm mit viel Blut und Gedärm, der weder mutig ist noch ehrlich. Die Szenen schockierender Brutalität und das so energievolle wie plumpe Spiel zwischen Dafoe und Berenger sind in der Oberfläche verführerisch, doch der Grundton dieser persönlich befangenen Geschichtsklitterung bleibt eitel, feige und ärgerlich.

                                    Gemessen an Kubricks "Full Metal Jackett" und besonders an Michael Verhoevens "O.k.", der die Amerikaner 1970 veranlasst hatte, die Berlinale abzubrechen, bleibt der immerhin 16 Jahre später entstandene "Platoon" ein verlogener Actionfilm mit geschmäcklerischen Hölle-Bildchen und bewusster Antikriegsfilm-Etikettierung.

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                                      Spezialeffekte sollen über die fade Geschichte um einige dröge Liebespaare, einen seit Beginn für die letzten Minuten herbeidiskutierten Tornado und abwesende Spannung hinwegtrösten. Doch die Effekte sind miserabel (die Träne auf Mina Tanders Gesicht!) oder billig (ein Tornado ist hinter das Brandenburger Tor kopiert und eine Computersimulation lässt für zwei Sekunden eine Kuppel zersplittern).

                                      Der kleine Hauptheld darf nur posieren und dumme Sätze brüllen, als sollte er statt eines Meteorologen einen cholerischen Militärausbilder präsentieren: "Jetzt fahr endlich! Jetzt renn schon! Jetzt beweg dich! Nun duck dich schon! Jetzt halt dich fest! Mach endlich!"

                                      Bester Gag des Trash-Events: ProSieben verkauft seinen Schwestersender N24 als bedeutenden Nachrichtensender, den in Berlin am Abend wirklich ALLE sehen.

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                                        Witzig ist "Religulous"; und dennoch ist die unterhaltsame Doku bei allem Spaß auch ernst zu nehmen. Bezugnehmend auf viele Vorbewertungen: Hier wird niemand lächerlich gemacht und dämliche Witze werden auch nicht gerissen.

                                        Die als "Lustigmachen" und "dämliche Witze" beurteilten Einschübe sind Ironie cinematographischer Natur: Wenn ein Gangster in "Schießen Sie auf den Pianisten" lügt und hier mal nicht auf das Märchenbuch Bibel schwört sondern darauf, dass seine Mutter im Falle einer Lüge auf der Stelle tot umfallen solle, bringt Truffaut das Insert auf ein gerahmtes Bild, in dem sich eine alte Dame an die Brust greift und tot umfällt.

                                        Die gern zur Verkündung und Verfügung stehenden Befragten führen sich selbst vor und die besonders Mächtigen halten sich aus Angst vor Entlarvung zurück. Mitläufer und ihre machtgeilen Stellvertreter Gottes: hier kommen alle zu Wort. Und deutsche Katholiken lassen ständig menschenverachtende Hetzkampagnen los, dass ihr Verein eigentlich schneller verboten werden sollte als ein biblisch gespriesenes Opa-Fritzl-Verbrechen.

                                        "Religulous" ist nach etlichen Filmen für ein ausgewähltes Publikum ein Beispiel für einen längst ausstehenden Tabubruch im Mainstream: Religionesinstitutionen als URSPRUNG UND LÖSUNG ALLEN ÜBELS abschaffen zu wollen. Es gibt gerade den Boom eines neuen Kulturauftrags für Massen erreichende Filmschaffende, selbt im besonders krankhaft religiösen Amerika.

                                        Recht so, wenn wir bedenken, dass religiöse Menschen im Namen ihrer angeblich göttlichen Befehlshaber Zweifelnde und Karikaturisten töten. Davor gab's im Good Old Europe Hexenverbrennung und Folter. Dass hier eine Moviepilotin davon überzeugt ist, es habe Jesus tatsächlich gegeben (meint sie den, der etwa vier Jahre vor Christus geboren worden sein könnte oder den, der sich selbst gezeugt haben soll?), ist dann in diesem Forum irre witzig. Dass das Märchen in der Bibel um diesen Jesus nur eine Neuinterpretation der Geschichte um Osiris ist, sollte jedes historisch (und erst recht religiös) interessierte Kind wissen. An Krizzley-Bee: Neu an "Religulous" sind nicht die Fakten, neu ist der Einzug dieser Art Filme in den Mainstream. Bedenken wir, welchen Einfluss David Wark Griffith' rassistisches "Birth of a Nation" oder die Veit-Harlan-Filme auf die Masse hatten, ist "Religulous" der Ansatz einer Aufklärung über die Hinterlassenschaften solcher Mainstream-Verbrechen.

                                        Wer Maher arrogant oder überheblich nennt: intolerante Weltsekten (vor allem die Katholische Kirche) zu tolerieren, ist absurd.

                                        Der Film lässt zwar die Buddhisten mit ihrem Feudalismus und den sieben Höllen außen vor. Aber die kriegen nach Verherrlichungsepen wie "Sieben Jahre in Tibet" wohl auch bald ihren Maher.

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                                          Als Kind im "Gruselkabinett" der ARD erstmals gesehen und damals immer wieder das Sofakissen fast vor die Augen gepresst. Jetzt auf DVD wiederentdeckt und vom bedrohlichen Horror erneut fasziniert. Zeitgleich zu "Die Frauen von Stepford" entstanden, liegt auch Claude Jade gegen Ende auf einer weißen Mensch-wird-zu-Roboter-Pritsche wie ihr US-Pendant Katharine Ross...

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                                          • 6 .5

                                            Klamaukig ist "War inc." wirklich nicht. Zu lang? Ganz sicher. Der hochambitionierte und allein deshalb anerkennungswürdige "War inc." ist in seinen besten Momenten clownesk, ehrlich, fies, nihilistisch, satirisch, zynisch, entlarvend, moralisch einwandfrei und - bis auf den zwei faden Romanzen überlassenen überlangen Mittelteil - sehr unterhaltsam.

                                            Der sehr hochgesteckte Anspruch der Kaptialismus-Satire bietet Gags wie Frauen aus Südosteuropa respektive Mittelosten, denen die Beine weggebombt wurden und die nun dank der Blauhelm-US-Firmen auf Prothesen aus den beinwegbombenden Granaten fröhlich und dankbar einen "Yes we Can-Can" tanzen dürfen. An der Oberfläche kriegen kriegsprofitable Kriegshetzer wie John Wayne oder der SchwarzeNegger ihr Fett weg wie auch uramerikanische Verblödungssymbole wie Flipper und Pam Anderson. Das ist so deutlich wie flach, aber fast so witzig wie die Auftritte von John Cusacks Schwester Joan und die eindeutig osteuropäischen Sets (Bulgarien), die unentwegt an den für die Wirtschaft profitablen Balkan-Krieg erinnern.

                                            Dass Co-Autor John Cusack dem überraschend talentierten Vermarktungsteenie Hilary Duff in ihrem Klischee-Part des Vermarktungshühnchens à la Spears & Hilton zu viel niedlichen Opferrolleraum überlässt, gibt der Mitte leider einen überaus peinlichen und platten Drama-Versuch. Mehr schrille Joan Cusack und weniger Ver(w)irrung durch Marisa Tomeis und Hilary Duffs Rollen wäre besser gewesen. Dennoch ist der uneinheitliche Film für Freunde politischer Satire durchaus spaßig. Und für alle pc-Idioten: immer daran denken, nicht Turagistan ist das Land des Bösen, denn am Ende wissen wir dank der Neuigkeiten aus dem US-Fernsehen: die Achse des Bösen entstammt Utschikistan.

                                            Politisch immer korrekt: Zerbombt Utschiskistan und spendet dann eure steuerlich absetzbaren Kriegssteuer-Taler für den Aufbau katholischer Schulen für verkrüppelte und unversehrte utschikische Waisen!!!

                                            PS: Der deut'sche Verleih ist übrigen's deppert: Wer in den Specials Deppen-Apostrophe in Über'setzungen verwendet, ist und bleibt ein D'epp oder ein Kapitalistenschwein, dass depperte Praktikanten be'schäftigt.

                                            • 8

                                              Als Verschwörungsthriller erster Güte entwickelt der kinoreife Fernsehfilm eine vertrackte und exzellent gespielte Intrige. Züchtet die Bundeswehr Killermaschinen? Frisch aus der Klapse entlassen, in die sie durch ein Komplott geriet, wagt sich eine Polizistin (grandios wie immer: Maria Simon) in gefährliche Kreise.

                                              Wegen eines zusätzlichen Sorgerechtsstreits mit einem der Hauptverdächtigen (Herbert Knaup als Ehemann und Bundeswehr-Oberst) hochemotional und impulsiv handelnd, wird die Polizistin von Vorgesetzten und Widersachern gern für verrückt erklärt. Nicht ohne Humor führt die Enthüllung die Fäden zwischen den Beteiligten zusammen (Eva Löbau bringt Maria Simon auf die Fährte von Frank Budinski, dem Bundeswehrkumpel ihres erschossenen Mannes Achim: "Ist der Achim morgens krank, war er Saufen mit 'm Frank") Dass auch dieser Zeuge (Dirk Borchardt) vor Kathrins Augen hingerichtet wird, folgt der gespenstischen Logik der Geschichte. Weitere Zeugen sterben wie die Fliegen und bald wird die Polizistin selbst als Mörderin gejagt.

                                              Bei aller paranoiden Spannung eines perfiden Komplott-Szenarios parieren das raffinierte Buch (Thomas Wesskamp, Dirk Salomon) und das brillante Ensemble um Maria Simon mit Humor (besonders Ute Willig als garstig spöttelnde Polizeichefin und Katharina Thalbach als erstaunlich besonnnene Volksschulrektorin). Und wenn Kathrin Bischof einem wirklich fiesen Kerl die Arme kaputtschießen muss, weil er Daten vernichten will, gibt sie ihm noch eine letzte Chance: "Na los! Warum versuchen Sie nicht, mit'm Kopf die Löschtaste zu drücken?"

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                                              • 9
                                                über Babeck

                                                Zeugnis guter alter Fernsehkunst, nostalgisch, erstklassig besetzt und irre spannend. Ein harmloser Scherenschleifer klopft an der falschen Tür und muss in einem weitreichenden politisch-wirtschaftlichen Komplott als Ersatzleiche herhalten. Von nun an hasten die Schauspielgrößen Helmut Lohner und Cordula Trantow auf Babecks Spur von Süddeutschland nach Genua zu einem Sarg, in dem die falsche Leiche liegt. Und wenn Senta Berger in unvergleichlicher Eleganz das Lied "Vergiss mich, wenn du kannst" interpretiert, pafft die offensichtliche Nichtraucherin Cordula Trantow im Jahre 1968 ihre nächste Zigarette. Für das Fehlen der kultigen "Was bisher geschah"-Einleitungen auf der DVD gebührt dem Vertrieb allerdings eine Watschn.

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                                                • 5 .5

                                                  Verschwörungsthriller, wie er in den 70ern "en vogue" war. Pakula unterhält mit stimmiger Paranoia-Atmosphäre: bedrohte Zeugen treffen sich in der Mini-Bahn eines sonnendurchfluteten Vergnügungsparks. Schocks und plötzliche Filmtode werden in rascher Folge effektvoll verabreicht, assoziative Bilder und rasante Action können aber nicht über die Feigheit des Films hinwegtäuschen. Im Gegensatz zu anderen Genre-Vertretern wie Costa-Gavras vermeidet es Pakula hier, direkte Anklage zu erheben. Er beschreibt eine kafkaeske Welt, in der man das Böse nicht mehr findet, da es die Gesellschaft durchdrungen hat; das bedrohliche Böse, hier der eigentliche Drahtzieher der "Parallax Corporation", bleibt verborgen im Nebel der permanenten Verschiebung von Sichtweisen. Die Anordnung und Brechung gesellschaftlicher uramerikanischer Mythen ist durchaus interessant montiert, doch es fehlt bei all den episodischen Schockeffekten die konstante Spannungssteigerung. Handwerkliche Perfektion allein reicht nicht aus, um auch wirklich zu unterhalten.

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                                                  • 0

                                                    Innereien fliegen durch die Luft und keine einzige Figur der von der Regie vernachlässigten Chargen hat den Ansatz von Glaubwürdigkeit. Marc Schoelermann geht tiefer; er widmet sich Exkrementen und Eingeweiden.

                                                    Die Inszenierung biedert sich dem erbärmlichen Drehbuch an. Die Hauptfigur (gern halbnackt unter der Betontolle: Milo Ventimiglia) ist fasziniert von der Perversität und tötet blind vor Sucht nach Anerkennung anonyme Leute, bis er durch den Tod seiner Fickverlobten (Alyssa Milano) geläutert wird und ihre Hinrichtung barbarisch rächt. Er entsorgt zuvor drei hingeschlachtete Nutten und ist zwar etwas pikiert doch stolz darauf, herauszufinden, wie sie geschächtet, vergiftet oder ausgeweidet wurden. Doch bei dem Nutten-Mord fehlt seinem Compagnon, so der Kenner Ventimiglia, das GENIE.

                                                    Das ist für Genre-Anhänger ekelig genug, doch leider fehlt bei all dem Ekel jeglicher Thrill. Zum Abfall-Katharsen und zur Bestätigung, dass aus einer hässlichen Stadt wie Hannover oft auch hässliche Leute kommen.