Dennis.Meyer - Kommentare

Alle Kommentare von Dennis.Meyer

  • 6 .5

    "Ralph reichts" ist ein unterhaltsamer und visuell sehr verspielter Animationsfilm, der mit seiner charmanten Idee und vielen popkulturellen Referenzen sowohl Kinder als auch Erwachsene ansprechen will - und das in weiten Teilen auch schafft. Die Grundidee, eine klassische Videospielwelt zum Leben zu erwecken, ist kreativ und liebevoll umgesetzt. Der Film punktet besonders durch seine Vielzahl an kleinen Details und Easter Eggs - von Retro-Automaten bis hin zu bekannten Charakteren.

    Die Figuren sind sympathisch: Ralph als mürrischer Antiheld mit Herz, Vanellope als freche Außenseiterin - beide wachsen einem trotz (oder gerade wegen) ihrer Macken ans Herz. Ihre Beziehung steht im Zentrum der Geschichte und verleiht dem Film eine gewisse emotionale Tiefe, gerade in den ruhigeren, menschlicheren Momenten, die das Tempo angenehm drosseln. Diese Szenen machen deutlich, dass es hier nicht nur um bunte Welten und Action geht, sondern auch um Themen wie Selbstfindung, Anerkennung und Freundschaft.

    Gleichzeitig muss man aber sagen: Der Film ist stellenweise auch ziemlich überdreht. Vor allem in den Sequenzen rund um das Rennspiel "Sugar Rush" überschlägt sich die Ästhetik fast, inklusive bunter Farbexplosionen und hochtourigem Tempo. Für Kinder vermutlich ein Fest, für Erwachsene mitunter eher anstrengend. Auch die Gagdichte ist nicht immer gleichbleibend, manches zündet, anderes wirkt eher bemüht.

    Technisch gibt es kaum etwas zu kritisieren: Die Animationen sind hochwertig, der Look abwechslungsreich - von pixeligem 8-Bit-Charme bis hin zu glänzendem Next-Gen-Stil. Der Soundtrack unterstreicht das Geschehen passend, auch wenn er wenig nachhaltig im Ohr bleibt.

    Unterm Strich ist "Ralph reichts" ein sympathischer, kreativer Animationsfilm mit Herz, Humor und einer ordentlichen Portion Nostalgie. Nicht jeder Gag zündet, und das Tempo kann zwischendurch überfordern, aber für einen familienfreundlichen Filmabend ist er definitiv eine gute Wahl

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    • 5 .5

      "I Saw the TV Glow" ist ein Film, der seine Zuschauer visuell regelrecht verzaubert - und gleichzeitig emotional auf Distanz hält. Ästehtisch ist das Werk ein echtes Highlight: Die Neonfarben, der träumerische 90s-Vibe, die Musik, sowie das fast schon meditative Sounddesign erschaffen eine Atmosphäre, in der man sich verlieren könnte. Visuell erinnert das Ganze stellenweise an einen David-Lynch-Traum im Teenieformat oder an eine nostalgische Erinnerung, die sich wie ein Fiebertraum anfühlt. Rein vom Stil her ist das alles mehr als beachtlich und zeugt von einem klaren kreativen Konzept.

      Doch leider steht diesem Stil kein gleich starkes erzählerisches Fundament gegenüber. Die Geschichte - angelegt als melancholischer, queerer Coming-of-Age-Trip über Identität, Realität und mediale Prägung - wirkt anfangs vielversprechend. Der Einstieg gelingt, man ist neugierig auf die Verbindung zwischen den beiden Protagonisten und der geheimnisvollen Fernsehserie, die ihr Leben beeinflusst. Doch je weiter der Film voranschreitet, desto mehr entgleitet einem das Geschehen. Die Handlung wird zunehmend abstrakter, der Plot verliert an Struktur, und die emotionale Bindung zu den Figuren wird immer dünner.

      Man merkt, dass der Film viel sagen will - über das Aufwachsen in einer normativen Welt, über das Fremdfühlen im eigenen Körper und über das Bedürfnis, in andere Realitäten zu fliehen. Das sind wichtige, starke Themen. Aber die Umsetzung ist so verschachtelt, kryptisch und teilweise unnahbar, dass viele dieser Gedanken untergehen. Ohne begleitende Kontextinformationen, Interpretationen oder zusätzliche Recherchen bleibt man schnell ratlos zurück. Für ein Werk, das sich so sehr um Identität dreht, bleibt es selbst leider zu vage.

      Trotzdem: Der Film hat einen ganz eigenen Ton, ein Gefühl, das hängen bleibt. Und er wird sicher viele Zuschauer finden, die sich genau darin wiederfinden - gerade, weil er nicht alles erklärt, sondern eher empfunden werden will. Doch für viele andere dürfte er sich auch wie eine vertane Chance anfühlen

      5
      • 5 .5

        "Cobbler - Der Schuhmagier" ist so ein Film, der mit einer charmanten Idee beginnt, diese aber nicht wirklich konsequent oder überzeugend zu Ende bringt. Die Prämisse - ein Schuhmacher, der durch das Tragen der Schuhe anderer buchstäblich in deren Haut schlüpfen kann - bietet durchaus Potenzial für eine clevere Mischung aus Komödie und Identitätsdrama.

        Tatsächlich ist der Film zu großen Teilen eher eine melancholische Tragikomödie als eine klassische Sandler-Komödie. Das ist an sich nichts schlechtes, aber "Cobbler - Der Schuhmagier" schwankt zu sehr zwischen Slapstick, Drama und fast schon märchenhafter Sozialfantasie. Das sorgt dafür, dass man sich als Zuschauer nie ganz sicher ist, worauf der Film eigentlich hinauswill. Mal ist es ein kleiner Gag, dann wieder eine überraschend ernste Szene, dann wieder eine überzeichnete Wendung - das alles wirkt nicht richtig zusammengeführt.

        Die erste Hälfte ist durchaus unterhaltsam. Die Idee bleibt frisch, die Atmosphäre ist angenehm, und die Laufzeit vergeht schnell. Doch je weiter der FIlm fortschreitet, desto absurder wird die Handlung - und nicht auf eine angenehm versponnene Weise, sondern so, dass sie sich selbst im Weg steht. Gerade das Finale wirkt forciert und seltsam losgelöst vom Ton des restlichen Films. Auch das moralisch aufgeladene Ende, das offenbar tiefgründig sein will, erreicht emotional wenig, da der Weg dorthin nicht wirklich überzeugt.

        Unterm Strich ist "Cobbler - Der Schuhmagier" eine nette Idee mit einer unausgewogenen Umsetzung. Kein Totalausfall, aber auch kein Geheimtipp. Für einen ruhigen Sonntagnachmittag okay - aber man verpasst nichts, wenn man ihn auslässt

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        • 6

          "Irreversibel" von Gaspar Noe ist ein Film, der weniger als klassisches Filmerlebnis funktioniert, sondern vielmehr als brutales, verstörendes Experiment über Gewalt, Zeit und Trauma. Eine chronologisch rückwärts erzählte Spirale der Zerstörung, die mit roher Wucht zuschlägt und den Zuschauer nicht schonend, sondern frontal trifft.

          Die bekannteste und gleichzeitig kontroverseste Szene des Films - eine extrem lange, statische Vergewaltungssequenz - ist schwer zu ertragen und sorgt selbst bei abgebrühten Filmfans für Unwohlsein. Sie wird nicht ausgeblendet oder verkürzt, sondern gnadenlos gezeigt. Genau das macht "Irreversibel" zu einem zutiefst unangenehmen und schmerzhaften Seherlebnis, das nicht mit Gewalt oder Schockmomenten geizt, sondern diese regelrecht zelebriert, ohne dabei jedoch sensationslüstern zu wirken - es fühlt sich vielmehr wie eine Strafe für das Zuschauen selbst an.

          Noe setzt seine Kamera oft in extremer, fieberhafter Bewegung ein, besonders in der ersten Hälfte: rotierend, taumelnd, mit verzerrten Farben und dröhnendem Soundtrack - was Übelkeit auslösen kann, physisch wie emotional. Die Kameraarbeit ist dabei durchaus kreativ und stilistisch eigenwillig, aber nicht leicht zugänglich. Es herrscht ein ständiges Gefühl von Kontrollverlust - was wiederum zum Thema des Films passt: der Unmöglichkeit, das Geschehene rückgängig zu machen.

          Die Dialoge wirken oftmals chaotisch und improvisiert - fast banale Alltagssätze, die im Kontext jedoch an Bedeutung gewinnen. Besonders in der letzten, eigentlich ersten Szene (zeitlich gesehen), entwickelt sich eine fast idyllische Leichtigkeit zwischen den Figuren, was im Kontrast zum späteren (früheren) Geschehen noch schmerzhafter wirkt.

          Der Film ist sicherlich keine Empfehlung für einen angenehmen Kinoabend. Er ist anstrengend, verstörend, zynisch - aber genau darin liegt seine Kraft. Man fühlt sich nach dem Ansehen ausgelaugt, vielleicht sogar wütend oder hilflos - doch diese Reaktion ist gewollt. "Irreversibel" macht keine Kompromisse. Er ist ein Film über Konsequenzen, über irreversible Entscheidungen und über die Brutalität der Realität

          2
          • 7

            "Passengers" ist ein Film, der mit einer faszinierenden Prämisse beginnt und visuell wirklich beeindruckt. Die Idee, dass ein Mensch durch eine Fehlfunktion auf einem jahrhundertelangen Raumflug zu früh aus dem Hyperschlaf geweckt wird und allein auf einem gigantischen Schiff durchs All treibt, hat enormes Potenzial - und genau das nutzt die erste halbe Stunde des Films sehr gut aus. Chris Pratt als einsamer Mechaniker Jim vermittelt glaubhaft die Mischung aus Verlorenheit, Faszination und Verzweiflung. Die Stimmung ist ruhig, fast kontemplativ - und das Setting liefert mit seinem luxuriösen, aber leeren Raumschiff ein starkes visuelles Fundament.

            Doch sobald Jennifer Lawrences Figur Aurora ins Spiel kommt, verändert sich der Ton. Aus Science-Fiction wird Liebesdrama, aus existenzieller Einsamkeit wird moralisch fragwürdige Romantik. Der Film verliert ab hier etwas von seinem Fokus. Die Chemie zwischen Lawrence und Pratt ist zwar nicht schlecht, aber auch nicht so stark, dass sie den Mittelteil tragen könnte. Die Dialoge wiederholen sich, das Drama plätschert stellenweise, und trotz einzelner schöner Momente fühlt es sich oft so an, als würde die Handlung auf der Stelle treten.

            Visuell bleibt der Film allerdings ein Highlight. Das Design des Raumschiffs, die verschiedenen Räume und Schauplätze, die sterile Eleganz - das alles ist wunderschön inszeniert. Auch einzelne Szenen, wie der Ausfall der künstlichen Schwerkraft, bleiben im Gedächtnis. Der Score unterstreicht die Weite des Alls auf melancholische Weise und trägt viel zur Atmosphäre bei.

            Inhaltlich bleibt ein zwiespältiges Gefühl: Der Film versucht, große ethische Fragen aufzuwerfen - etwa die Entscheidung, jemandem absichtlich das Leben zu verändern - streift diese Themen aber eher oberflächlich. Die emotionale Tiefe, die man sich wünschen würde, bleibt eher aus.

            Gegen Ende wird das Geschehen dann wieder dynamischer. Die Bedrohung für das Schiff sorgt für Spannung, das dramatische Finale bringt die Handlung endlich wieder in Schwung, und der bittersüße Ausblick in die Zukunft ist gelungen. Gerade dieser Abschluss verleiht dem Film nochmal eine gewisse Tragweite.

            Fazit: "Passengers" ist ein Film mit viel Potenzial, der visuell und atmosphärisch überzeugt, aber erzählerisch nicht ganz mithalten kann. Wer keine tiefgreifende Science-Fiction, sondern eher eine futuristische Romanze mit dramatischen Elementen sucht, wird durchaus unterhalten. Für Sci-Fi-Verweigerer überraschend zugänglich - aber mit erzählerischen Längen und moralischen Grauzonen, die nicht jeden Geschmack treffen dürften

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            • 7 .5

              "The Banshees of Inisherin" ist ein stiller, melancholischer Film über das Ende einer Freundschaft - und gleichzeitig so viel mehr. Regisseur Martin McDonagh erschafft mit seiner irischen Inselkulisse nicht nur eine beeindruckend atmosphärische Bühne, sondern erzählt auch eine zutiefst menschliche Geschichte, die sich mit Isolation, Sinnsuche und verletzter Eitelkeit beschäftigt.

              Colin Farrell liefert eine seiner stärksten Leistungen ab: sein "Pádraic" ist gutmütig, etwas naiv, und sein Unverständnis über die plötzliche Ablehnung seines Freundes Colm (ebenfalls stark: Brendan Gleeson) ist fast schmerzhaft greifbar. Wie aus dem Nichts entscheidet Colm, die Freundschaft zu beenden - ohne konkreten Anlass. Was absurd klingt, wird hier zur tiefgründigen Parabel über die Angst vor Bedeutungslosigkeit, über Stolz und die Konsequenzen sturer Prinzipien.

              Der Film ist dialogstark, oft trocken-witzig, und balanciert feinfühlig zwischen schwarzem Humor und tiefem Drama. McDonagh versteht es, das Banale mit Bedeutung aufzuladen. Gerade die ruhigen Passagen haben Nachhall - auch, weil sie durchzogen sind von tragischer Komik. Und sobald sich die Situation zuspitzt und drastischer wird, bleibt trotzdem eine gewisse Einfachheit, die alles wie einen absurden Tanz erscheinen lässt.

              Was auf der Oberfläche wie ein einfaches Dorfdrama wirkt, entpuppt sich als komplexes, emotional vielschichtiges Kammerspiel über emotionale Abhängigkeit, Sturheit und die unausweichliche Veränderung menschlicher Beziehungen. Dabei wird nie übererklärt - vieles bleibt unausgesprochen, was den Film umso intensiver macht.

              Visuell besticht "The Banshees of Inisherin" mit grandioser Kameraarbeit: das raue Inselflair, die windgepeitschte Natur, das karge, abgeschlossene Dorf - das alles wird mit viel Gefühl eingefangen und spiegelt die innere Leere der Figuren perfekt wider. Auch der Score trägt zur melancholischen Stimmung bei, ohne aufdringlich zu wirken.

              Ein Film, der nicht laut ist, aber viel sagt. Der Zuschauer bleibt oft genauso ratlos wie Farrells Figur - und genau darin liegt die Sträke. Eine Geschichte, die lange nachwirkt, obwohl sie im Kern so simpel erscheint. Ein stilles, tragisches, stellenweise auch sehr komisches Meisterstück über zwischenmenschliche Brüche - ruhig erzählt, aber emotional tief

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              • 7 .5

                "21 Jump Street" ist ein herrlich überdrehter, überraschend cleverer Reboot der gleichnamigen Serie aus den 80ern - und funktioniert vor allem, weil er sich selbst kein Stück ernst nimmt. Die Mischungs aus albernem Humor, überspitzter Action und Buddy-Komödie trifft hier fast durchgängig ins Schwarze.

                Die Chemie zwischen Jonah Hill und Channing Tatum ist das Herzstück des Films. Ihre Dynamik - vom ungleichen Highschool-Duo zum eingespielten Undercover-Team - bringt nicht nur zahlreiche Lacher, sondern schafft auch überraschend emotionale Momente. Es ist schön zu sehen, wie sich die Rollenbilder im Verlauf umkehren: Der vermeintlich Coole scheitert am heutigen Schulalltag, während der frühere Außenseiter plötzlich dazugehört. Daraus zieht der Film nicht nur Gags, sondern auch eine clevere Reflexion über Selbstwahrnemung und Freundschaft.

                Der Humor ist - ganz bewusst - oft plump, absurd und machmal herrlich bescheuert, aber eben genau auf den Punkt. Dabei ist "21 Jump Street" nie dumm gemacht, sondern genau so durchdacht überdreht, wie es sein muss. Man merkt, dass hier Leute am Werk waren, die das Genre kennen und gleichzeitig liebevoll parodieren. Die Action-Szenen sind überraschend gut inszeniert, mit ordentlichem Tempo und stylisher Kamera - der Film wirkt insgesamt hochwertiger als viele andere Genrevertreter.

                Dave Franco überzeigt als schmieriger Highschool-Dealer, Ice Cube als cholerischer Captain.

                "21 Jump Street" ist eine der stärkeren Komödien der letzten Jahre: charmant, temporeich und mit einem klaren Herz für seine Figuren. Wer bei "billigem" Humor mal wieder lachen will und keine Scheu vor Selbstironie hat, wird hier bestens bedient

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                • 4 .5

                  "Baby to Go" startet mit einer faszinierenden Idee: Eine Zukunft, in der Schwangerschaften komplett ausgelagert und in künstlichen "Pods" ausgetragen werden können - das klingt nach spannender Gesellschaftskritik und bietet reichlich Stoff für eine kluge Auseinandersetzung mit Themen wie Technologie, Elternschaft oder Geschlechterrollen. Leider bleibt der Film hinter diesem Potenzial deutlich zurück.

                  Was zunächst wie eine clevere Satire oder ein Gedankenexperiment wirkt, entwickelt sich schnell zu einem zähen und träge erzählten Drama, das nie wirklich weiß, in welche Richtung es will. Trotz der spannenden Ausgangslage fehlt es dem Film an Dynamik, Konsequenz und emotionalem Tiefgang. Statt interessante Fragen aufzuwerfen oder konsequent weiterzudenken, dümpelt die Handlung vor sich hin - oft langatmig und ohne klare Zielsetzung.

                  Die Zukunftsvision selbst - mit ihren glatten Oberflächen und smarten Assistenten ist visuell durchaus gelungen und gehört zu den stärkeren Aspekten des Films. Die Welt wirkt glaubhaft konstruiert, minimalistisch und ein Stück weit beunruhigend - genau wie sie sein sollte. Leider bleibt die Handlung weit hinter dieser stimmigen Kulisse zurück.

                  Emilia Clarke gibt sich Mühe, doch gerade in den stilleren Momenten wirkt ihre Mimik überbetont, fast überdreht - was dem ohnehin schon merkwürdigen Ton des Films nicht gerade hilft. Auch ihr Zusammenspiel mit Chiwetel Ejiofor bleibt seltsam unterkühlt - es fehlt die emotionale Tiefe, um ihre gemeinsamen Entscheidungen wirklich greifbar zu machen.

                  Am Ende bleibt "Baby to Go" ein Film voller verpasster Chancen. Die zentrale Idee hätte eine kluge, nachdenkliche oder sogar bitterböse Zukunftssatire ergeben können - stattdessen bekommt man ein unausgewogenes, träges und wenig erinnerungswürdiges Werk, das mehr verspricht, als es einlösen kann

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                  • 7

                    "Moonrise Kingdom" ist ein typischer Wes Anderson - im besten Sinne. Visuell auf Hochglanz poliert, voller skuriller Figuren, liebevoller Details und einem ganz eigenen Rhythmus, der sich zwischen kindlicher Fantasie und erwachsener Melancholie bewegt. Der Film ist schwer zu greifen, aber genaz das macht seinen Reiz aus.

                    Die Geschichte zweier Ausreißer-Kinder, die sich verlieben und gemeinsam fliehen, klingt zunächst fast wie ein Abenteuer für jüngeres Publikum - mit Pfadfinder-Setting, Küstenlandschaften und absurden Begegnungen. Doch unter der Oberfläche verbirgt sich ein zutiefst menschlicher, sensibler Film über Außenseitertum, erste Liebe und das Bedürfnis, verstanden zu werden. Die beiden jungen Hauptdarsteller agieren mit einer charmanten Ernsthaftigkeit, die genau den richtigen Ton zwischen Naivität und Reife trifft - und ihr Verhalten wirkt dabei nie künstlich, sondern auf eine manchmal verstörende, oft rührende Art authentisch.

                    Andersons Handschrift ist wie immer unübersehbar: Symmetrische Bildkompositionen, eine Farbpalette wie aus einem Bilderbuch und ein trockener Humor, der das Absurde mit dem Emotionalen verbindet. Besonders die Kameraarbeit überzeugt mit Einstellungen, die sich regelrecht ins Gedächtnis brennen - von verspielten Schwenks bis zu Momenten, die wie Gemälde wirken.

                    Natürlich bleibt "Moonrise Kingdom" auch eine Geschmackssache. Wer mit Andersons Stil wenig anfangen kann, wird sich vielleicht über den Mangel an echtem Drama oder klassischem Spannungsaufbau wundern. Doch gerade das Schrullige, das Unaufgeregte und das manchmal kindlich Überzeichnete macht den Film besonders. Die Liebesgeschichte der beiden Hauptfiguren wirkt überraschend echt - nie kitschig, sondern ehrlich und nachvollziehbar.

                    Unterm Strich ist "Moonrise Kingdom" ein wunderschön gestalteter, emotional zugänglicher Film, der trotz (oder gerade wegen) seines eigenwilligen Stils berührt

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                    • 7

                      "Stirb langsam" ist ohne Frage einer der bekanntesten und einflussreichsten Actionfilme aller Zeiten - und auch wenn er mich persönlich nicht ganz so gepackt hat wie viele andere, lässt sich seine Qualität kaum leugnen. Für jemanden, der mit dem klassischen Actionkino weniger anfangen kann, bleibt es zwar eher solides Unterhaltungskino, aber die Stärken des Films sind trotzdem unübersehbar.

                      Bruce Willis liefert in seiner Paraderolle als John McClane eine glaubwürdige, bodenständige Heldenfigur, die nicht nur mit Fäusten, sondern auch mit Witz und Verstand kämpft. Gerade das macht ihn sympathischer als viele seiner Genre-Kollegen. Alan Rickman als Hans Gruber ist das absolute Highlight - charismatisch, intelligent, eiskalt und mit einer Präsenz, die den Film enorm aufwertet. Zu Recht gilt er als einer der besten Leinwand-Bösewichte überhaupt.

                      Was die Inszenierung angeht, ist "Stirb langsam" auch heute noch stark: Die klaustrophobische Kulisse des Nakatomi Plaza wird effektiv genutzt, Spannung wird kontinuerlich aufgebaut, und trotz des begrenzten Schausplatzes bleibt der Film dynamisch. Explosionen, Schusswechsel und klassiche One-Liner sorgen für typisches 80er-Feeling, ohne komplett in Klamauk abzurutschen. Die Dialoge zwischen McClane und dem Polizisten Al Powell lockern das Geschehen zusätzlich auf und geben dem Film eine emotionale Note, die man in Actionfilmen dieser Zeit nicht mehr findet.

                      Natürlich ist die Geschichte aus heutiger Sicht nichts Revolutionäres mehr - das "Ein Mann gegen eine Übermacht"-Prinzip wurde oft kopiert und ausgeschlachtet. Doch zur damaligen Zeit war das ein frischer, spannender Ansatz, der sich vom typischen Actionkino abhob und bis heute Maßstäbe setzt.

                      Unterm Strich ist "Stirb langsam" ein handwerklich sehr gut gemachter Klassiker mit einem brillianten Bösewicht, einem coolen Protagonisten und cleveren Momenten. Auch wenn er mich persönlich nicht komplett begeistert hat, verstehe ich den Kultstatus und die Liebe vieler Fans. Für Genrefreunde ein Muss - für alle anderen ein solider, gut inszenierter Film, der auch 30 Jahre später noch funktioniert

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                      • 6 .5
                        über Minions

                        "Minions" überrascht durchaus positiv, besonders wenn man mit eher niedrigen Erwartungen an den Film herangeht. Nach ihrem Durchbruch in der "Ich - Einfach unverbesserlich"-Reihe bekamen die gelben Sidekicks 2015 ihren eigenen Film - und auch wenn der nicht an die Qualität der Hauptreihe heranreicht, bitet er doch kurzweilige Unterhaltung mit Charme.

                        Gerade der Einstieg mit der kleinen Reise durch verschiedene historische Epochen ist kreativ und stilistisch sehr ansprechend umgesetzt. Die Macher schaffen es, die Evolution der Minions visuell stark zu inszenieren, und die Idee, dass sie stets auf der Suche nach dem "größten Schurken" sind, liefert eine gute Basis für absurde und witzige Szenen. DIe Inszenierung zeigt viel Liebe zum Detail - sei es beim Setdesign, bei der Animation oder bei den visuell erzählten Gags.

                        Da die Minions keine echte Sprache sprechen, lebt der Film stark von Slapstick, überzeichneter Mimik und Gestik- und das funktioniert besser als erwartet. Es ist nicht leicht, 90 Minuten lang mit Figuren zu unterhalten, die im Grunde nicht sprechen, doch "Minions" gelingt das erstaunlich gut. Gerade für Kinder ist das ein großer Spaß, aber auch Erwachsene finden einige witzige Momente.

                        Natürlich bleibt die Story recht dünn und vorhersehbar - der Humor ist stellenweise sehr simpel und gezielt auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet. Doch wer sich auf die chaotische Welt der Minions einlässt, bekommt einen unterhaltsamen, temporeichen Animationsfilm, der mit seiner sympathischen Energie überzeugt

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                        • 6 .5

                          "Spiders - Ihr Biss ist der Tod" überrascht als Genrebeitrag aus dem Tierhorror-Segment angenehm positiv. Gerade im direkten Vergleich zu "Sting" schneidet dieser Spinnen-Schocker deutlich besser ab - sowohl in Inszenierung als auch in Atmosphäre. Die Kameraarbeit ist solide bis gut, was für ein B-Movie dieser Art keine Selbstverständlichkeit ist. Besonders in den klaustrophobisch engen Momenten funktioniert das Zusammenspiel aus Bildsprache und Sounddesign hervorragend und sorgt für eine konstant unangenehme Grundstimmung.

                          Der Score ist dabei ein echtes Highlight: treibend, bedrohlich und ungewöhnlich markant - er verleiht dem Film eine ganz eigene Handschrift und hebt ihn von anderen Horrorfilmen ab. Auch die Spinnen selbst sind erstaunlich gut umgesetzt. Ob practical oder CGI - ihre Darstellung wirkt überzeugend und oft überraschend eklig, gerade in der ersten Filmhälfte. Die Bodyhorror-Elemente sind zwar zurückhaltend, aber effektiv.

                          Schauspielerisch bewegt sich das Ganze auf ordentlichem Niveau - niemand liefert Glanzleistungen ab, aber auch keine Totalausfälle, was in diesem Subgenre schon fast ein Lob ist. Die Story ist natürlich vorhersehbar und bietet einige Logiklücken, aber das ist bei einem Spinnen-Horrorfilm durchaus verzeihlich - zumal die Inszenierung das wieder wettmacht.

                          Positiv hervorzuheben ist auch, dass der Film gegen Ende nicht völlig ins Trashige kippt. Viele Genrevertreter verlieren in der letzten halben Stunde sämtliche Bodenhaftung - "Spiders - Ihr Biss ist der Tod" hält sich aber erstaunlich gut im Zaum. Natürlich wird es etwas lauter und überdrehter, aber das Maß bleibt stimmig.

                          Alles in allem ist "Spiders - Ihr Biss ist der Tod" ein angenehm kurzweiliger, spannender Tierhorror, der handwerklich überzeugender ist als viele seiner Kollegen. Kein großer Wurf, aber für Fans des Genres eine gelungene Überraschung

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                          • 5 .5
                            über Wir

                            "Wir" beginnt stark und vielversprechend. Die erste halbe Stunde überzeugt mit einer intensiven Atmopshäre, einem starken Spannungsaufbau und der unterschwelligen Bedrohung, die ganz im Stil von Jordan Peele subtil eingeführt wird. Man merkt sofort, dass hier jemand mit einem Gefühl für Timing und Bildkomposition am Werk ist: Kameraarbeit und Schauspiel sind durchweg auf hohem Niveau, besonders Lupita Nyong'o liefert eine beeindruckende Rolle ab, die die Ambivalenz ihrer Figur sehr genau einfängt.

                            Doch leider verliert der Film nach dem gelungenen Auftakt spürbar an Fokus. Spätestens mit dem Eintreffen der "Doppelgänger"-Familie entwickelt sich die Geschichte nicht etwa weiter, sondern verzettelt sich zunehmend in Symbolik, metaphorischen Motiven und lose verknüpften Ideen. Was als spannender Home-Invasion-Thriller beginnt, driftet stellenweise in absurde Richtungen ab - nicht im positiven Sinne, sondern eher zu Lasten der Spannung. Statt Horror gibt es häufig eher Thriller mit Comedy-Einschlägen, was stellenweise den aufgebauten Druck wieder herausnimmt.

                            Auch der Score - eigentlich ein starkes Stilmittel - trifft nicht immer den richtigen Ton. Während einige musikalische Einsätze sehr atmosphärisch wirken, wirken andere überzogen oder sogar störend und reißen einen aus der Szene heraus.

                            Was man dem Film jedoch nicht absprechen kann, ist seine Ambition. Peele will mehr als einen klassischen Horrorfilm erzählen - es geht um Gesellschaftskritik, um soziale Spaltung, um verdrängte Schattenseiten. Nur wird das leider oft zu kryptisch und zu verkopft präsentiert. Ohne Nachlesen bleibt vieles rätselhaft oder wirkt bedeutungsschwer ohne klare Aussage. Erst wenn man im Nachhinein tiefer eintaucht - oder bei einem Rewatch - erschließt sich, was der Film eigentlich alles andeuten will. Aber genau das ist auch ein Kritikpunkt: Sollte ein Film nicht schon beim ersten Sehen funktionieren?

                            "Wir" bleibt trotz guten Ansätzen und starker Inszenierung insgesamt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die Prämisse ist faszinierend, aber die Umsetzung verliert sich zu sehr in Uneindeutigkeiten

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                            • 5 .5

                              "Joker 2: Folie a Deux" ist visuell ein echtes Brett - da gibt es nichts zu rütteln. Todd Phillips und sein Team liefern erneut atemberaubende Bilder, bei denen jedes einzelne Frame wie ein sorgsam komponiertes Gemälde wirkt. Licht, Farben - stilistisch ist der Film über weite Strecken schlicht beeindruckend. Einige Einstellungen brennen sich regelrecht ins Gedächtnis und zeigen, dass hier ganz großes Kinohandwerk betrieben wurde.

                              Doch leider ist das optische Können auch das größte Kapital des Films - und das einzige, das wirklich dauerhaft überzeugt. Denn inhaltlich tritt "Joker 2: Folie a Deux" erstaunlich oft auf der Stelle. Die Geschichte knüpft nahtlos an Teil 1 an und setzt dessen psychologisches Portät von Arthur Fleck konsequent fort - allerdings ohne nennenswerte Weiterentwicklung. Wer den ersten Film nicht gesehen hat, wird kaum verstehen, was hier eigentlich behandelt wird. Und selbst als Fortsetzung fehlt es an echtem erzählerischem Zug.

                              Man könnte den Film fast schon als psychologisches Gerichtsdrama mit musikalischer Begleitung bezeichnen - denn tatsächlich passiert über weite Strecken erstaunlich wenig. Die Handlung dreht sich im Kreis, viele Szenen wirken wie Wiederholungen bekannter Motive aus dem Vorgänger, nur mit anderen Mitteln - in diesem Fall: Musical-Sequenzen. Diese wirken zunächst experimentell, irgendwann aber auch monoton. Zwar stören sie nicht so sehr, wie man es erwarten könnte, und einige sind sogar atmosphärisch gelungen - doch der erzählerische Mehrwert bleibt begrenzt.

                              Lady Gaga überzeigt in ihrer Rolle als Harley Quinn durchaus. Sie bringt Charisma, Gesang und ein Maß an Emotionalität mit, das ihrer Figur Tiefe verleiht. Joaquin Phoenix spielt wie gewohnt hervorragend, wirkt aber manchmal wie ein Gefangener in seiner eigenen Rolle - als hätte er den Peak mit Teil 1 schon erreicht und könne hier nur noch variieren, nicht erweitern.

                              "Joker 2: Folie a Deux" ist ein Film mit unglaublich viel Stil, aber wenig Substanz. Tolle Bilder und starke Darsteller reichen leider nicht, wenn die Handlung keinen wirklichen Fortschritt bietet und der Film letztlich mehr ein ästhetisches Spiel bleibt als ein fesselndes Drama

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                              • 4

                                "Imaginary" ist ein weiteres Beispiel dafür, wie generisch moderner Horror manchmal ausfallen kann. Die Grundidee rund um einen imaginären Freund, der mehr ist, als er scheint, bitet zwar theoretisch Potenzial für subtilen Psycho-Horror - doch was daraus gemacht wurde, ist leider ziemlich ernüchternd.

                                Der Film plätschert in der ersten Hälfte nahezu spannungsfrei dahin. Figuren werden eingeführt, verschwinden dann über weite Strecken, um später ohne große Relevanz wieder aufzutauchen. Das wirkt nicht nur unausgereift, sondern auch erzählerisch fahrig. Auch die Dialoge tragen nicht gerade zur Atmosphäre bei - im Gegenteil: Einige Charaktere nerven durch überzeichnetes Verhalten und wenig nachvollziehbare Entscheidungen.

                                Visuell gibt sich "Imaginary" zwar Mühe, mit Effekten Akzente zu setzen, doch diese sind oft dermaßen überdreht, dass sie jeglichen Grusel zunichtemachen. Der Horror selbst bleibt flach, weil man alles schon zigfach in besseren Genrefilmen gesehen hat. Weder neue Ideen noch echtes Unbehagen. Selbst der obligatorische Twist wirkt eher müde als überraschend.

                                Erst gegen Ende kommt etwas mehr Tempo auf, aber da ist der Zug für echte Spannung längst abgefahren. Für einen Kinobesuch wirkt der Film wie ein schlechter Deal - man fragt sich wirklich, ob da jemand ernsthaft dachte, dieser Streifen könnte hervorstechen.

                                Insgesamt bleibt "Imaginary" ein belangloser Horrorfilm mit bekannten Versatzstücken, wenigen Highlights und einem Erzähltempo, das eher einschläfert als mitreißt

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                                • 4

                                  "Scooby Doo 2: Die Monster sind los" hat leider vieles vermissen lassen, was den ersten Teil noch halbwegs charmant und unterhaltsam gemacht hat. Auch wenn der Hauptcast erneut mit dabei ist - was eigentlich für eine gewisse Kontinuität sorgt - funktioniert der Film als Ganzes deutlich schlechter. Die Chemie zwischen den Figuren ist zwar noch da, aber sie verliert sich in einem überdrehten Plot, der von Anfang an recht wirr und uninspiriert wirkt.

                                  Die Animationen sind, selbst für die damalige Zeit, größtenteils enttäuschend. Besonders die CGI-Monster wirken unfertig und eher unfreiwillig komisch als bedrohlich - was dem Film selbst als Parodie auf klassische Monsterfilme nicht wirklich zugutekommt. Die Story selbst ist dünn und wirkt wie eine Aneinanderreihung von Szenen, die hauptsächlich darauf abzielen, möglichst laut und chaotisch zu sein - statt wirklich Spannung, Humor oder einen roten Faden zu bieten.

                                  Anders als der erste Teil, der wenigstens noch mit einem gewissen Trash-Charme und witzigen Einfällen punktete, wirkt "Scooby Doo 2: Die Monster sind los" über weite Strecken einfach nur hektisch und ermüdend. Der Humor zündet nur selten, der Spannungsbogen ist kaum vorhanden, und obwohl der Film mit knapp 90 Minuten nicht allzu lang ist, fühlt er sich dennoch stellenweise zäh an.

                                  Was bleibt, ist ein Film, der vielleicht für Fans der Serie oder ganz junge Zuschauer noch ein bisschen unterhält, aber insgesamt wirkt wie ein Schnellschuss - überladen, unausgereift und leider nicht besonders erinnerungswürdig. Man verpasst definitiv nichts, wenn man ihn auslässt. Ein schwacher Nachfolger, der weder seinem Vorgänger noch der Vorlage gerecht wird

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                                  • 7

                                    "00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter" ist wohl einer der rundesten und zugänglichsten Filme aus dem absurden Universum von Helge Schneider. Im Vergleich zu anderen Werken wie "Texas" wirkt der Film fast schon geordnet: Es gibt eine Handlung, die sich erahnen lässt, eine klassische Ermittlerstruktur - und dennoch bleibt alles vollkommen skurril.

                                    Die Figuren sind herrlich überdreht, Schneider spielt wie gewohnt gleicht mehrere Rollen und bewegt sich mit charmantem Nonsens durch ein Szenario, das zwischen Agentenfilm-Parodie, Improvisations-Comedy und Fiebertraum schwankt. Der Humor ist dabei bewusst albern, oft anarchisch, aber auch durchzogen von dieser seltsamen Poesie, die Helge-Fans so lieben.

                                    Stilistisch bleibt der Film seinem typischen Low-Budget-Look treu, punktet aber mit einem stimmigen Jazz-Soundtrack und überraschend unterhaltsamer Kurzweiligkeit. Gerade Nihil Baxter als Schurke ist eine herrlich schräge Figur, die dem Film echten Kultcharakter verleiht.

                                    Unterm Strich ist "00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter" nach "Praxis Dr. Hasenbein" definitiv einer der besten Helge Schneider Filme. Nicht jdermanns Sache, aber wer mit dem Humor etwas anfangen kann, bekommt hier eine aberwitzige Komödie, die sogar so etwas wie Struktur besitzt. Und genau das macht sie so besonders

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                                    • 7

                                      "Der Teufel trägt Prada" hat mich im positiven Sinne ehrlich überrascht. Was zunächst nach einer oberflächlichen Mode-Komödie aussieht, entpuppt sich als clever inszenierter Film mit Witz, Charme und durchaus nachdenklichen Momenten. Der Soundtrack ist dabei ein echtes Highlight und verleiht der Geschichte über Ehrgeiz, Identität und Selbstfindung einen modernen, mitreißenden Anstrich.

                                      Merly Streep dominiert als eiskalte Modezarin "Miranda Priestly" jede Szene und schafft es, sowohl Respekt als auch Furcht einzuflößen. Eine Rolle, die sie mit einer fast schon beängstigenden Ruhe und Brillanz spielt. Anne Hathaway als junge Assistentin macht ebenfalls eine gute Figur - ihr Wandel von der naiven Berufseinsteigerin zur ambitionierten Modeinsiderin ist nachvollziehbar und sympathisch erzählt. Emily Blut sorgt mit ihrer schnippischen Art für einige der besten Lacher des Films.

                                      Auch wenn die Handlung stellenweise etwas vorhersehbar ist und es ein paar Längen gibt, gerade im Mittelteil, bleibt der Film insgesamt sehr unterhaltsam. Besonders gelungen ist die Balance zwischen leichter Unterhaltung und emotionaler Tiefe, etwa wenn es um persönliche Opfer im Job oder die Frage geht, wie viel Anpassung an ein System zu viel ist.

                                      Unterm Strich ist "Der Teufel trägt Prada" eine gelungene Mischung aus Gesellschaftskritik, Humor und Charakterdrama - und lässt sich wirklich gut wegschauen. Kein Meisterwerk, aber ein Film, der deutlich mehr bietet, als man auf den ersten Blick vermuten würde.. Stilvoll, unterhaltsam und mit einem tollen Cast - definitiv sehenswert

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                                      • 3 .5

                                        "Asterix bei den Olympischen Spielen" ist der dritte Realfilm der beliebten Comicreihe rund um die gallischen Helden und wirkt wie ein überladener, chaotischer Versuch, möglichst viele Stars, überzogene Gags und moderne Popkulturreferenzen in eine ohnehin schon dünne Geschichte zu quetschen - und scheitert dabei auf beinah tragischer Weise.

                                        Der Film beginnt noch halbwegs unterhaltsam mit dem bekannten Asterix-Charme und einer optisch ansprechenden Darstellung des antiken Settings. Auch die Wettkämpfe und das Rennen in der zweiten Hälfte bieten zumindest kurzzeitig ein wenig Spannung. Aber leider verliert sich der Film sehr schnell in einem humoristischen Nirgendwo: Der Fäkal- und sexuell angehauchte Humor, gerade gegen Ende, ist nicht nur unangenehm, sondern auch völlig fehl am Platz in einem Film, der sich primär an Kinder und Familien richten soll.

                                        Die schauspielerischen Leistungen sind durchwachsen - Alain Delon als Cäsar ist da noch ein Lichtblick mit seinem ironischen Spiel, während viele andere Darsteller einfach nur übertreiben oder verloren durch die Szenen stolpern. Statt cleverem Wortwitz gibt es Klamauk auf unterstem Niveau, ergänzt durch eine Vielzahl an Cameos (Zinedine Zidane, Michael Schumacher etc.), die mehr wie Gags aus einem Werbespot als echte Charaktere wirken.

                                        Dazu kommt ein völlig überladener Stil, der mit aufgedrehten Spezialeffekten und grellen Bildern fast schon wie ein Fiebertraum wirkt. Vom einst charmanten Geist der animierten Klassiker ist kaum etwas übrig. Stattdessen bekommt man einen unausgegorenen Mix aus billigen Witzen, übertriebenen Computereffekten und einem Skript, das sich irgendwo zwischen Peinlichkeit und Belanglosigkeit verliert.

                                        Unterm Strich ist "Asterix bei den Olympischen Spielen" ein trauriges Beispiel dafür, wie man eine starke Vorlage mit viel Potenzial durch schlechte Drehbuchentscheidungen, fragwürdigen Humor und eine Lust am Übertreiben beinahe vollständig gegen die Wand fahren kann. Ein paar Pluspunkte gibt's für das Setting und einzelne Produktionswerte - aber Charme, Cleverness und der Respekt gegenüber dem Original fehlen fast völlig. Ein Film, der eher ermüdet als unterhält

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                                        • 6

                                          "Der Stadtneurotiker" ist wohl einer der bekanntesten Filme von Woody Allen, aber für mich persönlich war der Einstieg in seine Welt nicht ganz einfach. Als mein erster Woody-Allen-Film hatte ich eine gewisse Vorstellung davon, was mich erwarten würde - und zum Teil war es auch genau das, was ich erwartet habe. Allerdings gab es auch viele Momente, in denen ich mich schwer tat, dem speziellen Humor und dem eigenwilligen Erzählstil des Films zu folgen.

                                          Der Film lebt vor allem von seiner Dialogdichte und den wiederkehrenden witzigen, aber auch tiefgründigen Momenten. Die Chemie zwischen Woody Allen und Diane Keaton funktioniert, auch wenn der Humor nicht jedem zusagen dürfte. Besonders als jüngerer Zuschauer kann es eine Herausforderung sein, sich mit der Intellektualität und den kulturellen Anspielungen des Films zu identifizieren.

                                          Im Laufe der Zeit konnte ich mich dann aber doch mit "Der Stadtneurotiker" anfreunden. Der Film nimmt sich selbst nicht allzu ernst, und gerade die selbstironischen Momente und die absurden Wendungen bringen so manchen Lacher mit sich. Die visuelle Gestaltung ist charmant, und die Szenen, in denen der Film zwischen Realität und surrealen Momenten wechselt, sind definitiv eine Erwähnung wert.

                                          Trotz einer unterhaltsamer Szenen, die mit cleverem Wortwitz und eunem einzigartigen Humor punkten, ist der Film eher langsam und machmal verwirrend. Die überraschend ernsten Themen und die vielschichtige Charakterentwicklung sind zwar faszinierend, aber die langsame Erzählweise und der veraltete Humor machen es für ein modernes Publikum schwieriger, sich voll auf die Geschichte einzulassen.

                                          "Der Stadtneurotiker" ist ein Film, der es nicht jedem leicht macht, aber dennoch seinen Charme und einige sehr gute Szenen hat. Wer auf den Humor von Woody Allen steht und bereit ist, sich auf seinen speziellen Erzählstil einzulassen, wird durchaus seinen Spaß haben - auch wenn der Einstieg gerade als Neuling in Allens Werk nicht immer ganz einfach ist

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                                          • 6

                                            "Dan - Mitten im Leben!" ist einer dieser Filme, die man problemlos nebenbei schauen kann, ohne sich allzu sehr zu verausgaben. Steve Carell spielt die Hauptrolle mit viel Charme und Zurückhaltung und trägt den Film über weite Strecken auf seinen Schultern. Der Ton wechselt angenehm zwischen leichter Komödie und sanfter Dramatik, auch wenn manche Themen eher angerissen als wirklich vertieft werden.

                                            Die Handlung an sich - insbesondere die Liebesgeschichte - wirkt jedoch etwas konstruiert und moralisch etwas fragwürdig. Dass daraus am Ende fast schon ein kitschige Happy End ensteht, fühlt sich weniger glaubwürdig an und kratzt ein wenig an der Authentizität, die der Film anfangs noch zu vermitteln versucht.

                                            Trotzdem gibt es einige gelungene Momente: Die Tanzszene bleibt in Erinnerung und bringt einen angenehmen Schmunzler. Auch die Familienatmosphäre wird größtenteils sehr liebevoll eingefangen - man spürt die Wärme, aber eben auch die typischen Reibereien, die dazugehören.

                                            Optisch ist alles solide inszeniert, ohne große Höhen oder Tiefen. Das Tempo ist angenehm ruhig, auch wenn sich in der Mitte kleine Längen einschleichen.

                                            Unterm Strich ist "Dan - Mitten im Leben!" ein sympathischer, aber inhaltlich etwas dünner Film, der durch seinen Charme und einige nette Szenen punktet, aber letztlich auch nicht lange im Gedächtnis bleibt. Für einen entspannte Sonntagnachmittag allerdings völlig in Ordnung

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                                            • 6 .5
                                              Dennis.Meyer 25.04.2025, 08:47 Geändert 25.04.2025, 13:45

                                              "Under the Tree" ist ein Paradebeispiel dafür, wie aus einem völlig banalen Alltagsproblem - in diesem Fall ein schattenspendender Baum im Garten - eine immer weiter eskalierende Spirale aus Rache, Missgunst und Gewalt entstehen kann. Der Film bleibt dabei über weite Strecken ruhig, fast schon unterkühlt, und lebt genau von dieser scheinbaren Zurückhaltung, hinter der sich eine groteske Zuspitzung verbirgt.

                                              Die Schauspieler liefern solide Leistungen, ohne wirklich herauszustechen. Vielleicht liegt genau darin der Reiz: Die Figuren wirken oft wie typische Nachbarn von nebenan - freundlich, passiv-aggressiv, scheinbar harmlos - bis sie eben genau das nicht mehr sind. Diese Alltäglichkeit verstärkt den bizarren und gleichzeitig erschreckend realistischen Ton des Films.

                                              Optisch ist das Ganze unspektakulär, aber für das Szenario absolut passend. Die Kameraarbeit ist schlicht, vermeidet bewusst große Stilmittel und lenkt den Fokus auf die Dynamiken zwischen den Charakteren. Die relativ kurze Laufzeit ist dabei ein echter Pluspunkt - der Film verliert sich nicht in Nebensächlichkeiten, sondern treibt seine Eskalation mit trockenem Humor und lakonischer Stärke konsequent voran.

                                              Am Ende bleibt man mit einem mulmigen Gefühl zurück: Wie weit kann passiver Hass gehen, wenn keiner nachgibt?
                                              "Under the Tree" gibt darauf eine ziemlich düstere und fast schon schwarzhumorige Antwort.

                                              Unterm Strich ist "Under the Tree" ein ruhiger, aber bitterböser Film mit einer grotesken Entwicklung, die zwischen Absurdität und Tragik pendelt. Nicht perfekt, aber sehenswert - vor allem für Freunde schwarzer Komödien mit nordischem Einschlag

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                                              • 7

                                                "Smile 2" war für einen Horrorfilm der jüngeren Zeit wirklich eine kleine Überraschung. Deutlich stärker als der erste Teil, den ich persönlich sogar zweimal abgebrochen habe - was bei mir eigentlich eher selten vorkommt. Teil 2 wirkt von Anfang an deutlich fokussierter, stilbewusster und auch erwachsener.

                                                Visuell hat der Film einiges zu bieten. Er ist hervorragend gefilmt, mit einem starken Gespür für Bildkompositionen und Atmosphäre. Der Look ist wirklich ästhetisch und hebt den Film auf eine visuelle Ebene, die man im Genre nicht allzu häufig sieht. Auch das Sounddesign ist bemerkenswert - subtil, aber wirkungsvoll und immer passend zur Szene.

                                                Die Story hat mir gut gefallen. Klar, das Grundkonzept bleibt ähnlich wie im Vorgänger, aber die Handlung ist schlüssiger, spannender und emotional greifbarer. Naomi Scott überzeugt mit einer glaubwürdigen Performance - sie trägt den Film mit einer Mischung aus verletzlicher Stärke und aufkeimender Verzweiflung, was für das emotionale Gewicht der Geschichte absolut glaubwürdig ist.

                                                Positiv auch: Die Jumpscares sind angenehm dosiert. Sie wirken nicht übertrieben, sondern sind meist clever platziert und verstärken die Atmosphäre, statt sie zu zerstören. Es gibt sogar ein paar Bodyhorror-Momente, die gelungen eingesetzt wurden, ohne ins Ekelerregende abzudriften.

                                                Einzig gegen das Ende driftet der Film für meinen Geschmack etwas zu sehr ins Übergedrehte ab. Da wäre weniger mehr gewesen. Die finale Eskalation hätte nicht ganz so grotesk ausfallen müssen - da hat der Film sich ein bisschen selbst aus dem Gleichgewicht gebracht.

                                                Unterm Strich ist "Smile 2" ein stimmungsvoller, visuell sehr schöner Horrorfilm mit einer soliden Story, überzeugender Hauptdarstellerin und einer wohltuenden Zurückhaltung beim Gruselfeuerwerk. Kein Meilenstein des Horrors, aber definitiv ein sehenswerter Genrebeitrag, der positiv überrascht

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                                                • 6

                                                  "Immaculate" ist ein klassischer Vertreter des Nonnen-Horrors, der zwar das Genre nicht neu erfindet, aber durchaus solide inszeniert ist.

                                                  Inhaltlich erinnert der Film stark an "Das erste Omen" - nicht nur thematisch, sondern auch in Tonalität und Atmosphäre. Trotzdem muss ich sagen: "Immaculate" hat mir persönlich sogar einen Tick besser gefallen. Die Laufzeit ist angenehm straff, der Film kommt ohne große Längen aus und hält ein durchweg gutes Tempo.

                                                  Sydney Sweeney trägt den Film ordentlich, auch wenn ihre Performance für mich nicht überragend war. Sie schafft es, die Balance zwischen Unschuld, Misstrauen und schließlich nacktem Entsetzen glaubhaft rüberzubringen - auch wenn das Drehbuch ihr da nicht allzu viel Tiefe bietet.

                                                  Die Story selbst ist sicher keine große Innovation: geheime Verschwörungen, düstere Nonnen, ein abgelegenes Kloster voller bedrückender Symbolik. Wer das Genre kennt, wird hier wenig Neues finden - aber genaz das macht "Immaculate" in seiner einfachen und geradlinigen Machart auch irgendwie charmant.

                                                  Visuell gibt es einige stimmige Bilder, die an klassische Italo-Horrorfilme erinnern. Auch der Score funktioniert gut und unterstützt die unheimliche Grundstimmung.

                                                  "Immaculate" ist sicher kein Genre-Highlight, aber ein überraschend solider, atmosphärischer Horrorfilm, der genau weiß, was er sein will - und das auch konsequent durchzieht. Gerade wenn man mit dem "Nonnen-Horror"-Subgenre etwas anfangen kann, wird man hier nicht enttäuscht

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                                                  • 8 .5
                                                    Dennis.Meyer 22.04.2025, 10:59 Geändert 30.07.2025, 15:25

                                                    "A Real Pain" ist ein wunderbar bittersüßer Roadtrip, der auf sehr feine Art Humor, Drama und emotionale Tiefe verbindet.

                                                    Der Film überrascht mit einer ziemlich einfachen Ausgangslage - zwei Cousins, die gemeinsam nach Polen reisen, um nach dem Tod ihrer Großmutter den Holocaust-Wurzeln ihrer Familie nachzuspüren - doch aus dieser Grundidee entwickelt sich ein ganz starkes Stück Indie-Kino.

                                                    Jesse Eisenberg liefert nicht nur als Regisseur eine tolle Arbeit ab, sondern auch als Darsteller. An seiner Seite überzeugt Kieran Culkin, der hier seine ganze Bandbreite ausspielt: mal bissig, mal verletzlich, mal witzig - und immer auf den Punkt. Die Chemie zwischen den beiden funktioniert grandios, obwohl (oder gerade weil) ihre Figuren so unterschiedlich sind: der eine ruhig, verkopft, der andere chaotisch und von innerer Rastlosigkeit getrieben.

                                                    Besonders stark bleibt mir die Szene im Restaurant im Kopf - einer dieser Momente, in denen Lachen und Weinen irgendwie ganz nah beieinander liegen. Der Film schafft es generell, schwere Themen nie zu erdrücken, sondern durch kleine Dialoge und feinen Humor immer wieder menschlich und greifbar zu halten.

                                                    "A Real Pain" fühlt sich dabei nie überladen an, sondern ist genau richtig in Tempo und Laufzeit. Eine emotionale Reise, die nicht nur von der Story, sondern vor allem vom Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller lebt.

                                                    Ein schöner, trauriger, witziger und ehrlicher Film über Familie, Trauer, Selbstfindung und die großen kleinen Momente des Lebens. Für mich ein richtig starkes Stück Kino, das trotz der Schwere seines Themas angenehm leichtfüßig und lange nachwirkt

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