der cineast - Kommentare
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Alle Kommentare von der cineast
Die halb geschlossenen, tieftraurigen, aber liebenswerten Augen sind die Pforten in das Herz eines Mannes, dessen verprügeltes, kantiges, unförmiges und von Dellen und Beulen übersätes Gesicht einen wohl sonst erschrecken würde, sie machen diese kräftige, virile Gestalt verletzlich, sie machen diesen Menschen anfassbar. Der humpelnde, schlaffe, fast tote Gang lässt diesen imposanten Mann sehr zart und sterblich erscheinen: Sylvester Stallone ist die Idealbesetzung für COP LAND. Doch vertrauen tut Regisseur James Mangold ihm nicht: Er muss sich in ein Ensemble integrieren und das ist bei dieser interessanten, vielschichtigen Person, die Stallone zu sein hat, unmöglich. COP LAND hätte sein Film werden müssen, aber es ist ein unkonzentrierter, überladener Film vieler Menschen, die nicht halb so spannend sind, wie sie es sein müssten. Ob Freddy Heflin nun die korrupte Polizei, diesen Polizeistaat entmachtet und entmündigt, dass kann einem leider herzlich egal sein. Immerhin wird Stallone ein zumindest inszenatorisch kurzzeitig bemerkenswerter Showdown gegönnt.
Joel Silver Produktionen haben einfach stets saftige und actionromantische, weil eben echte Explosionen und spiegeln den jeweiligen Zeitgeist perfekt wider. ROAD HOUSE ist da keine Ausnahme. Wünschenswertes Produzentenkino mit Hang zur Selbstparodie: Ungewollt albern, immer steif, ob in Hose oder Handlung, unvorhersehbar hart und bestmöglich explosiv. Ein queeres Fest.
Super straighter und ohne Mätzchen vorgetragener CIA-Thriller, den der saubere Handwerker Roger Donaldson ohne eine Sekunde Leerlauf präsentiert. Die arg konstruierte, aber fesselnde Geschichte wird mühelos von den begabten Schauspielern getragen. Solides und durchweg kompetentes Unterhaltungskino.
Vaughns Film hat mit schwermütigem Agentenkino Marke SKYFALL nichts am Hut: Seine Liebe gilt dem Überspitzten, Launigen, dem gut inszenierten, lauten Schwachsinn. KINGSMAN ist die gelungene und pubertäre Antithese zu psychologischem, düsterem Actionkino. James Bond für Kinder, eben. Kindisch, sehr grell, temporeich und in Einzelmomenten überraschend gut geschüttelt, was der Fallschirmsprung beweist. Kann den Bond nicht auch mal wieder so schwerelos, leicht und locker sein?
Mit narrativem und publikumsfreundlichem Kino hat Tony Scotts experimenteller Bilderrausch nichts mehr zu tun: DOMINO gibt zwei Stunden vor durch Rückblenden die Geschichte von Domino Harvey zu erzählen, doch in Wirklichkeit wird der Betrachter nur getäuscht, denn Scott verfremdet die Ereignisse im Sekundentakt. Scotts Wahrheit findet sich nicht in der Geschichte, sondern in der Textur, der Oberfläche, im Bild selber. Deswegen richtet sich Domino auch am Ende an den Zuschauer: Wie es wirklich war, werdet ihr nie erfahren, sagt sie. Aber das interessiert uns auch nicht. Wir haben es schließlich gesehen. Die These von STYLE OVER SUBSTANCE straft Tony hier zurecht Lügen. DOMINO ist die aufregende, elliptische Antwort auf Tony Scotts Verständnis und Einstellung von und zum Kino: Kino wird durch das Bild erzählt, nicht durch den Inhalt. Schon zu Beginn der ersten Szene erkennt man die Handschirft des Regisseurs, ob man sie mag oder nicht, sie ist unverkennbar die von Tony Scott. Ein größeres Kompliment könnte und konnte es für ihn sicher nicht geben.
In einer Szene beschreibt Serpico seine Faszination für die Polizei: Damals als kleiner Junge sah er Menschenmassen vor einem abgeschirmten Bereich stehen, ein Verbrechen war begangen worden, aber keiner der Schaulustigen wusste genau, was geschehen war. Und dann sah er diese Männer, diese Polizisten, die wussten es. Und er, der kleine Junge wollte es auch irgendwann einmal wissen. Jetzt, da er bei der Polizei arbeitet, weiß er es. Die Polizei ist korrupt. Der unscheinbare Mann, der kleine Junge wird zum großen Idealisten, je länger das Haar, desto größer der Druck, je wuscheliger der Bart, desto gefährlicher das Spiel. In dieser realistischen, ungeschönten Milieuschilderung ist das energetische Schauspiel Al Pacinos umso fesselnder, denn leicht hat er es nicht: Seine Figur ist unsympathisch, cholerisch und laut. Die Taten dieser Figur werden in SERPICO zu recht idealisiert, der Mensch an sich aber niemals. Und das ist das Kluge an Lumets Film.
Wer vor dem Film Schlafprobleme hatte, wird sie mit INSOMNIA definitiv überwinden können: Christopher Nolans Schlaftabletten-Krimi ist direkt aus der Mottenkiste: Ein filmisches Grab der Langeweile, unambitioniert inszeniert und psychologisch völlig unausgearbeitet. Ohne Wally Pfisters ausgestellte, aber durchweg stimmige Kamerarbeit würde der TWIN PEAKS-Verschnitt nicht nur schläfrig machen, man müsste aus dem Koma geweckt werden oder sich einem ewigen Schlaf ergeben.
FOCUS besitzt eine packende und für die abgeflaute Karriere von Will Smith symptomatische, interessante Szene: In dieser wettet der charmante Trickbetrüger Nicky gespielt von Will Smith mit einem reichen und risikobereiten Geschäftsmann. Erst werden kleine Geldbeträge gesetzt, dann immer größere Summen. Und Nicky verliert. Die Kamera fokussiert Will Smith und lässt ihn in die Unschärfe verschwinden. Und jedes Mal setzt er mehr Geld, als würde er immer wieder um die Gunst des Publikums buhlen, die Kamera fokussiert, aber immer wieder verliert sie die Schärfe, er kann nicht gewinnen. Das Publikum sieht ihn nicht mehr, bei aller Anstrengung bleibt er verschwommen, auch wenn er ein so unwiderstehlicher Charmebolzen geblieben ist. FOCUS ist ein Film über Will Smith und nicht unbedingt ein schlechter, eine Rettung aber gewiss auch nicht.
Der Vampir Lestat sehnt sich schon lange Zeit nach einem Mann. In Louis findet er ihn. Ganz verliebt dringt er in ihn ein, die Körpersäfte werden ausgetauscht. Doch Interesse scheint Louis an Lestat nicht zu haben, er ist pädophil, hat keinen Bock mehr auf Sex mit Lestat, er möchte ein Mädchen haben. Die kleine Geliebte wird sein neuer Begleiter, der nie zu befriedigende Lestat kann diese Liebe kaum ertragen, sieht sie eher als das Kind einer neuen Familie, die er gerne mit Louis hätte. Neil Jordan macht aus dem spannenden Geflecht eine schwermütige, bedeutungsschwangere - durch die Cruisische Entfesselung und das Dauergenerve von Kirsten Dunst - enervierende Studie gequälter Seelen, die in einem banalen Schlussgag mündet. Wenn alles voller Bedeutung ist, dann hat irgendwann nichts mehr Bedeutung. Leider.
Michael Mann hat - und das muss jeder Verächter unweigerlich goutieren - stets echte Kinobilder im Gepäck. Ständig wechselt die Textur der körnigen Digitalfotografie, diese wird jedoch mit geschmacklosen Songs zugemüllt und die Schauspieler fahren Speedboot auf Autopilot. In den schönsten Momenten ist MIAMI VICE elegisches, fast zärtliches Nachtkino, in den schlimmsten - und davon gibt es eine ganze Menge - ein missglückter und sehr schlichter Experimentalfilm.
Weit weniger Psychostudie als absurdes Märchen: Die Figuren in BORGMAN sind Platzhalter für Lebensentwürfe oder vielschichtige Metaphern. Die Eindringlinge verursachen Chaos, da das Familienkonstrukt destruktiven Einwirkungen nicht standhalten kann, es ist kein zusammenhaltendes Ganzes. Deshalb ist BORGMAN nur ein amüsant-groteskes und sehr kluges Rätsel, aber niemals ein bewegender oder berührender Film, zu wenig real sind seine starren Protagonisten. An konkreten Figuren ist Warmerdams Film nie interessiert, sondern nur an einem pathologischen Entwurf einer modernen Familie der Oberschicht.
BULLITT ist ein erstarrter, kühler Film, mit einem ganz fein und genau spielenden Steve McQueen und vielen goldenen Passagen: Die Verfolgungsjagd ist knackigster Realismus, eine Fahrt, die in ihrer echten Form kaum spektakulärer sein könnte. Und dann dieses leise Finale auf einem Flughafen, wo jeder andere Film Radau gemacht hätte, inszeniert Yates ein fast intimes Duell. Und am Ende guckt Bullitt dann in den Spiegel, er hat wieder getötet, natürlich weckt er nicht seine Freundin, mit seinen Sorgen muss er ganz alleine klar kommen, das kann er nur mit seinen undurchschaubaren, eisblauen Augen besprechen, denn diese sind immer für ihn da, sie verstehen ihn am besten, sie wenden sich niemals ab.
Nach einem temporeichen und schwungvollen Opener läuft der mit (Anti-)Helden überladene Film ein wenig ins Leere: Uma Thurman als Dschungelhexe fuckt ordentlich ab, Bane ist ein tumber Hauklotz, Batgirl hat natürlich auch nichts mit Robin, der nie da ist, weil er ja auch schon Batman versprochen ist, den Clooney niemals mental anwesend präsentiert. Arnold Schwarzenegger muss alles im Alleingang retten: Was für ein Kostüm, was für eine schräge, absurde Performance. Goldblatts flamboyante Fotografie unterstützt den Eismann unentwegt und veredelt die wahnwitzigen, opulenten Sets durch sein einmaliges Können.
Die Kinowerbung vor dem Film warb für einen schön etikettierten, aber eigentlich billigen Sekt: BIRDMAN funktioniert ähnlich. Die Oberfläche ist wunderschön: Lange Kamerafahrten, unsichtbare Schnitte, virtuose Einfälle. Doch BIRDMAN ist leider geistlos und schal, wenn auch stellenweise prickelnd. Alles, was wirklich spannend und bewegend sein könnte, wird angedeutet: Das schlechte Verhältnis zu seiner Tochter, die gescheiterte Ehe mit seiner Frau, die Probleme mit seiner vermeintlich schwangeren Affäre, sein fehlender Ruhm, der Verlust der eigenen Identität. Aber Iñárritus Film geht nie an die Substanz, tut nie wirklich weh, ist niemals schreckliche Wahrheit. Man sieht das Theater, aber niemals plädiert der Film für die Leidenschaft für eben jenes, man sieht auftrumpfende Schauspieler, die niemals mehr sein dürfen als Randerscheinungen, man erlebt einen Film, der Kino so sehr sein will, dass er sich in ausgelutschten Plattitüden verliert. Wenn der Regisseur etwas schafft, dann ist es durch seinen inszenierten Egotrip glänzend zu unterhalten, aber es gelingt ihm niemals eine kluge Auseinandersetzung mit den angeschnittenen Problemen und Fragestellungen. BIRDMAN ist dann doch nur ein banales, schickes und sehr geschmeidiges Oscarkino.
Richtiger, guter, genauer Text.
[...]dem farbigen Jugendlichen leiten zu lassen.[...] An die Autorin: "Farbig" ist auch ein rassistischer Begriff.
Das Liebespaar Riddler und Two-Face, welches Batman in diesem Teil gegenübersteht, verkörpert die Hauptprobleme von Batman: Seine innere Unruhe, sein ihn zerfressendes, persönliches Chaos (Riddler) und seine Suche nach ihm selbst, die beiden Menschen/Herzen, die in ihm schlagen, seine Identitätslosigkeit (Two-Face). Die beiden Antagonisten sind weniger fleischgewordene Bedrohung, sondern die Verbildlichung eines Kampfes mit der eigenen Psyche. Auch Dr. Chase Meridian kann sich nicht entscheiden, was vermag ihr mehr zu gefallen: Die dunkle Leidenschaft Batmans oder das sensible Herz von Bruce Wayne? Entscheiden wird sich Batman aber diesmal nicht für eine Frau, lieben/benötigen/brauchen tut er einen Mann: Robin. Endlich findet der dunkle Ritter einen Menschen, der für ihn da ist. Joel Schumacher überdreht und verzerrt diese doch eigentlich sinnliche und sensible Studie gebrochener Menschen ins Groteske. Eine Überhöhung, die aus den Nähten zu platzen scheint. Eine nicht zu bändigende seelische Explosion. Aber auch so können Gefühle aussehen.
THE RUNNING MAN sieht so prächtig und schick aus, man könnte den Film sekündlich pausieren lassen, um ein Still zu machen. Die breite zur Verfügung stehende Farbpalette lässt die großen Lichter und Scheinwerfer noch bestechender und kraftvoller wirken und strahlen. Regisseur Paul Michael Glaser gönnt dem Zuschauer von Anfang an keine Ruhe und wirft in direkt in ein grelles und gewaltgeiles Zukunftsszenario, welches er 90 Minuten im Griff hat und durchweg geschickt und schnell inszeniert. THE RUNNING MAN ist optisch anspruchsvolles 80s Actionkino. Eine coole Nummer, eine noch krassere Show.
THE EQUALIZER verpasst leider die Chance, knalliges Genrekino zu sein. Die simple Prämisse wird schwerfällig und unbeholfen aufgeblasen (auf 130 Minuten), umständlich und hölzern erzählt, durchweg leere, sehr platte und eintönige Bilder reihen sich aneinander und Denzel humpelt mühevoll durch das Geschehen. THE EQUALIZER ist nicht lässig oder schnittig, nicht sexy oder hot. THE EQUALIZER dauert einfach nur lange. Das inszenatorisch dann zwar ausgestellte, aber für 15 Minuten recht interessante Finale reißt dann doch noch so einiges raus. Und überhaupt: Richtig anfangen tut der Film sowieso erst nach einer geschlagenen Stunde. Dann doch lieber einen Kaffee beim örtlichen Diner trinken und die okaye, zweite Hälfte luschern. Oder noch besser: Ein gutes Buch lesen. Der alte Mann und das Meer vielleicht.
Eine sehr, sehr lustige und sehr, sehr nervige Sinnsuche, die einen konservativen, spießigen Lebensentwurf hinterfragt, um ihn dann - nach all den Skurrilitäten, rauschhaften Erfahrungen und intimen Verhältnissen - zu bestätigen. Ist ja auch in Ordnung so.
Sieht aus wie ein edler Softporno - bedepperte Rahmenhandlung, erotisch aufgeladene Telefonate (Sly muss ganz tief brummen), Schauspielpleiten (Sharon Stone ist so heiß und anrüchig wie Oma in Strapsen) peinliche Sexszenen (Sly mit eingeöltem Körper und Stone in übler Reizwäsche fummeln aneinander herum wie beim Kartoffeln schälen) und cheesige bis spektakuläre Explosionen. THE SPECIALIST ist eine - im wahrsten Sinne des Wortes - saftige Trashbombe der 90er. Kein Zweifel.
Das U-Boot als Riesenpenis, ein zu beherrschendes Phallussymbol. Bemannt von überschäumender Männlichkeit, falschem Stolz und unbändiger Herrschsucht. Krieg ist nur ein nie enden wollender Schwanzvergleich. Tony Scott verwandelt die Prämisse in zwei Stunden glänzende Unterhaltung. Denzel Washington und Gene Hackman geben Vollgas und prallen druckvoll und gekonnt aufeinander: Zwei Gesichter in Großaufnahme. Rot-grünes Licht gibt dem perlenden Schweiß der Protagonisten seine verdiente Anmut. Und dann wird gebrüllt. Und zwar laut. Ein wahrlich spannendes Duell.
Wie in DEEP BLUE SEA einstürzende Wassermassen inszeniert sind, ist unglaublich. Renny Harlin gelingen stellenweise gigantische, große Bilder. Neben den eindrucksvollen, manchmal viehisch schlecht getricksten Haiauftritten ist das Element Wasser der heimliche Star, in einem Film, voll gepackt mit schlechten Schauspielern und Unsympathen, die von einer stringenten Powerinszenierung oft gerettet und an Land gezogen werden. Die erste unvermittelte Haiattacke im Forschungslabor vergisst man definitiv nicht so schnell wieder...
Gibt es etwas schlimmeres als einen Grimassen schneidenden, entfesselten Willem Dafoe? Nein. Oder vielleicht doch: Sandra Bullock. Lieber würde ich mir die Kugel geben als mit diesem Schauspielunfall eine Kreuzfahrt zu machen, auch wenn sie schön teuer ist und nicht mehr in einem Bus stattfindet. Satte 160 Millionen Dollar kostet Jan De Bonts dramaturgische Oberpleite SPEED 2, für die man zuweilen schon schmerzfrei sein muss. Das ist wie ein irrsiniges TITANIC ohne Liebe und Schauspieler, drei Nummern kleiner und eben für ganz Doofe, einfach eskapistischer, debiler Actionnonsens. Also, was für mich.
Sieht erstaunlich oft ziemlich fett aus (Verfolgungsjagd), hat Topstars in Bestform, die sich durch die Därme von Alcatraz wühlen und einen unverschämt gutaussehenden Sean Connery - schöner als hier war Bond einfach nie. Die stimmige Chemie von Cage und dem grau melierten Altbond bricht des Öfteren sogar die lästig patriotischen Spuren des Michael Bay Kinos auf. Denn schon Oscar Wilde wusste: "Patriotismus ist die Tugend der Boshaften".