der cineast - Kommentare
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Alle Kommentare von der cineast
Die ikonischen Szenen kann man an drei Fingern abzählen: Das Gespräch im Kaffee, der überragende Shootout in L.A. und das sinnliche Ende. Doch Michael Manns Film ist eine dreistündige, wässrige Soße, unentschlossen, auf der Stelle tretend, mit unglaubwürdigen und langweiligen Nebenfiguren (Val Kilmer) versehen, für die sich Mann sowieso kein Stück interessiert. Eine Stunde hätte man(n) mit Leichtigkeit herausknipsen können um dem Film einen entscheidenden und wichtigen Drive zu geben
Die letzten zwanzig Minuten dann das pure Entsetzen: Ekstase, Wahnsinn und den Körper durchdringender Ekel, der in der Übelkeit mündet. Doch die Cinephilie obsiegt: Die Haare stehen einem zu Berge, doch man lächelt und schmunzelt. Cronenberg hat das Körperkino fühlbar gemacht.
Mal abgesehen davon, dass man hier einen 90-minütigen bis ins Mark kapitalistischen Werbefilm für Lego sieht: THE LEGO MOVIE fühlt sich bei aller Ideenliebe und inszenatorischen Freimütigkeit falsch an: Denn wenn uns die Regisseure zu mehr Individualismus anstiften wollen, zu mehr Liebe zum Spiel und zur ungebrochenen Freiheit der Teile, so ist dies nur die Freiheit, die der Konzern erlaubt: Egal, ob wir den vorgegebenen Bauplan benutzen oder nicht, egal, ob wir uns an die Bauelemente halten, selbst wenn unser Entwurf nichts mehr von dem hat, was er ursprünglich hätte sein sollen, so sind wir doch die Sklaven der Teile. Jede Idee wurde von Lego schon gedacht. Jeder anders gemeinte und benutzte Stein, ist ein Stein, denn wir nicht verändern können. Als würde man aus Zuckerwürfeln andere Geschmackswelten schaffen wollen um endlich etwas Neues zu schmecken, aber man am Ende doch nur feststellt, dass es Zucker ist, der den Gaumen hinunter tröpfelt. Und der klebt. Ganz gewaltig.
CAPTAIN AMERICA: THE WINTER SOLDIER ist eine kleine Sensation: Marvel schenkt dem blassen, langweiligen und öden Superhelden Captain America einen wahrlich grandiosen Actionfilm: Die erste, spektakuläre Hälfte lebt von traumhaft anzusehender und druckvoll choreographierter Action, die ohne peinlichen Kostüm-Klimbim auskommt und ganz von ihrem kantigen, übersichtlichen Schnitt lebt, der für die atemberaubende Dynamik sorgt. Höhepunkt des Films ist die wohl Adrenalin-treibendste Autoverfolgungsjagd des Jahres, in der Nick Furry in seinem gepanzerten Gefährt um sein Leben fürchten muss und alle Register zieht um sich zu retten. Der blanke Kampf ums Überleben. Gedämpft wird die überschäumende Euphorie nur von einem überkandidelten, digitalen Krawall-Finale. Das hätte der Film nicht nötig gehabt.
Herrlich drüber. Wunderbar dämlicher, amerikanischer Patriotismusschlock. Ich konnte nicht wegsehen. Und schäme mich.
Dem roten Drachen ist sehen am Wichtigsten. Sinnlich zu sein bedeutet sehend zu sein. Michael Mann geht es ähnlich. Er ist der Mann für das prachtvolle, bestechende Bild. Doch er ist nicht empathisch. Seine Figuren sind schon lange verstorben, nur bloße Schale ohne Kern, ohne Geist und Sexappeal. Doch für MANHUNTER braucht es psychologisches Gespür, eine präzise Figurenzeichnung, ein Einfühlungsvermögen für Menschen. Michael Mann hat das nicht. Aber er hat Bilder. Und ich müsste lügen, wenn ich sagte, dass sie mich kaltlassen würden. Unweigerlich muss ich mich ihnen zuweilen ergeben. Ich lasse mich fallen und gebe mich ganz ihrem betörenden Sog hin.
Nicht nur, dass sich Disney hier ausnahmslos selber parodiert, der Konzern weiß sich auch, durch eine angenehme, niemals aufdringliche und gesunde Form der Ironie, neu zu erfinden und sein gesamtes Konzept zu hinterfragen um es schließlich neu aufgestellt und zusammengesetzt zu bestätigen. Und dann gibt es in diesem lebendigen, frischen und beschwingten Film noch diese unsagbar romantische Tanzszene, die im positivsten Sinne vor rührseligem Zuckergusskitsch fast zu schmilzen beginnt. Zu schön.
Die im Osten da, die sind alle Diebe. Aber einer von ihnen, auch ein Dieb zwar, ja, aber einer mit einem guten Herzen, der darf aufsteigen: Aladdin. Disney erlaubt es einem armen, einem sozial Schwachen aufzusteigen und den großen Traum zu träumen, aber immer mit dem Augenzwinkern eines Imperiums der Priviligierten, die zu erkennen geben, dass es nur an ihnen liegt, ja, dass sie es zugelassen haben, dass er es geschafft hat. Wer den Pinsel schwingt hat die Macht. Ein explodierender, überschäumender Cocktail optischer Ideen, der leider seine Hauptfiguren als recht blasse Banausen zeichnet. Dafür gewinnen die Nebenfiguren umso mehr: Die Figur des Dschinni ist ein humorvoller Glücksfall und Großwesir Dschafar weiß für die nötige bösartige Schärfe zu sorgen.
Und dann verliert Arielle ihre Stimme und wir lernen dieses liebenswerte, niedliche und herzerwärmende Geschöpf einmal ganz unbekümmert, nur auf ihre zeichnerische Ausstrahlung reduziert, kennen und lieben. Ihr Gegenüber erleben wir die herrlich diabolische Unterwasserhexe Ursula, die wohl jedem jungen Kind ganz zurecht Alpträume bescherren dürfte.
Spätestens dann, wenn Madame Pottine die ersten Töne ihres nachdenklichen und mit Weisheit erfüllten Lieds "Die Schöne und das Biest" von Alan Menken anstimmt, dann hat einen Disney wieder einmal vollständig gefangen und es sind kleinen Tränchen, die über die Wangen jener Zuschauer, kullern, die Filme noch mit ihrem Herzen schauen können. Ein Musical für die herzvollen, verlorenen Träumer.
Mit gewohnt überheblicher Disneyattitüde der besseren, gehobeneren Oberschicht kultivierter Katzen, die sich eben auch mal mit streunenden Katzen umgibt und diese bei sich aufnimmt. Disney lässt das grobe, ungehobelte Publikum an der Schönheit ihrer Filme teilhaben. Aus Güte. Aber macht nichts, Abgehobenheit ist begrüßenswert, unten sind ja eh schon alle.
Die epische und epochale Geschichte entschlackt Disney auf schlappe und schlanke 75 Minuten. In den gewohnt außergewöhnlichen und famosen musikalischen Montagen werden die komplexen und spannenden menschlichen Geflechte verdichtet und erläutert und somit nutzt der Film sein Unterhaltungspotential klug. Der schwache Bösewicht und das unwichtige Intro, sowie manch dramatugischer Hänger halten den sehr schönen Film davon ab in den Disneyolymp aufzusteigen.
LABYRINTH ist wie PHENOMENA von Argento in der kinderfreundlichen und familientauglichen Light-Version. Charmanter und detailreich getrickster 80s Spaß, der zwar von genau der gleichen Truppe konzipiert und geschaffen wurde wie THE DARK CRYSTAL, aber diesmal überhaupt kein Problem mit der Inszenierung hat. Der lockere und flockig erzählte Film hält sich nicht mit der sonst so oft überstrapazierten Ungläubigkeit der Hauptprotagonisten am Zaubereich auf, sondern begreift es sofort als gegeben. Smart.
THE DARK CRYSTAL hätte von einem Regisseur gemacht werden müssen. Ein Puppenmeister kann noch lange nicht Regie führen, deswegen krankt der Film immens am fehlenden Timing und der langatmigen und zähen Erzählstruktur. Die recht simple, fast banale Geschichte lässt das märchenhafte, das verzaubernde Element vermissen. Toll sieht das alles natürlich trotzdem aus.
Und leider wieder nur ein halber McKee Film; Wie schon zuvor in dem ansehnlichen, wenn auch unausgegorenen Film RED musste Lucky McKee den Regiestuhl mit einem anderen Regisseur teilen: Chris Sivertson (I KNOW WHO KILLED ME) ein augenscheinlich schlechter Regisseur tut dem Genrevirtuosen nicht gut. Ein Film der Kompromisse, gefangen zwischen debiler Albernheit und inszenatorischer Schlagkraft. Das Finale, welches auf ein Sequel hinarbeitet und mit einem hanebüchenen Chliffhanger endet, zeigt dann noch mal das, was der Film hätte sein sollen: Ein bitchiges, groteskes und von jeder Konvention befreites, furchtloses Witchmovie, dass dem Wahnsinn anheim gefallen ist. Doch ALL CHEERLEADERS DIE davor beim Scheitern zu beobachten, ist keineswegs langweilig.
Eine graue, trübe und einnehmende Schönheit von Film, Denis Villeneuve ist sich seiner Fähigkeiten als Regisseur vollends bewusst, er sucht die grausame Ruhe, und findet Schauspielgiganten, die mit dieser Ruhe etwas anzufangen wissen und nicht künstlich gegen sie ankämpfen. Hier sieht man Performances, die wohl keiner erwartet hätte. Ein Schauspielerfilm, ein filmischer Film, direkt aus der Hölle. Ein Werk, das so beständig, gleichmäßig und formschön fließt wie sein Regen. Pures Horrorkino. 150 Minuten bangen, heulen, kreischen. Was kann es für ein größeres Kompliment geben für so einen Film?
Zwei Punkte für den putzigen Kleinen, der an Mamis Tittchen nuckelt.
Wenn Männer ihren Penis suchen und ihn einfach nicht in der Hose finden.
Wenn sich das Kino mit jeder fortschreitenden Sekunde mehr entleert, dann schaut man einen Linklater-Film.
Je weniger Menschen seine Filme gucken, desto lockerer wird er: Tom Cruise meistert eine unterhaltsame Variation von GROUNDHOG DAY mit ganz viel Blödsinn und noch mehr Quatsch.
Diese Augen. Dieses Lächeln. Wie ein Mann das Kino erobert.
Das Gespräch am Kamin - zwischen Claudia Cardinale und David Niven - gehört zu den romantischsten Szenen, die ich bisher erblicken durfte
DON'T LOOK NOW spielt 100 Minuten unter Wasser. Gespräche sind unverständlich, als würde man versuchen sich Unterwasser zu unterhalten. In den Tiefen der flüssigen Traurigkeit wird das tote Kind gesucht und alle psychischen Gefahren begegnen den gepeinigten Figuren, mal wie das kalte Wasser, was einem ins Gesicht geschleudert wird oder wie eine sanfte Welle, die den Körper umspielt. In der Welt des Unbewussten, voller Gänge und verborgender Winkel, wird man ertrinken oder an Land schwimmen können. Die Gassen Venedigs sind die Gehirnwindungen der beiden Protagonisten. Das Finale hat mir dann einen wahrhaftigen Aufschrei beschert, einen, der eine Minute lang andauerte, meinen Körper schweißnass hinterließ und mich immer noch Fragen lässt, wie man so einen Film und überhaupt so ein prägnantes, in Worten nicht zu beschreibendes Ende inszenieren kann? Nicolas Roeg, der Meister selber, müsste es beantworten können. Ich kann es nicht.
Es ist tatsächlich Ralph Fiennes (!), der einen hier in seinen Bann schlägt. Der gebürtige Engländer, den man nur noch als einen gelangweilten und dauerunterforderten, fast schon gänzlich ergrauten Herren im Kino erlebt spielt hier einen facettenreichen, ambivalenten und spannenden Charakter. Fiennes gelingt es erstaunlicherweise, dass man Gestalten wie Hannibal Lecter, den lustlosen Edward Norton alias Will Graham und den übergroßen Philip Seymour Hoffman völlig vergisst. Der Mann ist ein loderndes Spektakel. Der niemals beliebig gefilmte Film ist ein Glücksfall für den schlimmen Brett Ratner. So schnörkellos und konzentriert, ohne dabei je Effekthascherisch zu sein, ist für ein solchen Proleten bemerkenswert. Danny Elfman gibt den Rest. Große Überraschung.
Atemberaubende, sich bewegende Gemälde, im mühelosen Bilderfluss vereint, strahlen eine unheilvolle Ruhe und Sanfmütigkeit aus und geben diesem kraftvollen und größtenteils meisterhaft inszenierten Werk seine tragische Anmut. Sam Mendes Film ROAD TO PERDITION lässt sich ganz von seiner herausragenden Musik tragen. Eine Augenweide, die in der unfassbaren Endszene im Haus am Strand seine wohlverdiente, brillante Krönung erfährt.