der cineast - Kommentare

Alle Kommentare von der cineast

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    der cineast 11.07.2022, 18:29 Geändert 11.07.2022, 18:32

    RUNNING WITH THE DEVIL lädt zu einer überraschenden, weil fast schon dokumentarischen, sehr nüchternen Reise ein, die den Weg von kolumbianischem Koks - von der Herstellung bis zum Endverbraucher - nachvollzieht und ein nicht unkomplexes Bild vom Vertrieb der Droge zeichnet. Charaktere tauchen lange ab, sind dann wieder da oder werden einfach erschossen, der Film täuscht zu Beginn einen lässigen Drogenthrill an, aber bleibt dann erstaunlich echt und vor allem: unzuverlässig. Ein Film wie das Leben also.

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      Das Drehbuch ist auf eine bescheuerte Weise originell, der Film recht matt und billo runtergedreht, so wie wir es auch mal ganz gerne haben, im cageianischen Filmfeuer, doch leider ist Cage unvorteilhaft gezügelt. Aber immerhin ist er auch immer unterwegs. Denn: Guy Pearce ist ihm auf den Fersen, ein Mann der aus einer solchen Nullrolle noch so etwas wie sinistre Würde herausholt.

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        der cineast 09.07.2022, 03:28 Geändert 09.07.2022, 03:38

        Der Film hat einen frischen, sehr feinen und liebevollen Humor und wird von einer soliden Kleinganovengroteske zum veritablen und minutiös ausgearbeiteten Heist-Kammerspiel, das von einer umwerfenden Ruhe und Ausgewogenheit ist. Cage und Wood spielen das wirklich glänzend und dem stillen Vorgang eines Raubes könnte man stundenlang zuschauen. Meditatives Kino. Die Brüder Brewer sollte man sich auf die Liste packen, da kommt noch was. ASMR-Cinema.

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          der cineast 09.07.2022, 01:57 Geändert 11.07.2022, 21:52

          Man hat trotz eines visuell doch recht einnehmenden Schlusses das Gefühl, dass eine Effekte zum Hobby habende YouTuber-Knalltüte einen Film machen wollte und Nicolas Cage für das Projekt begeistern konnte. Lilafarbene Kirmes.

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            Schweigerziehkind Anika Decker versucht sich an einer romantischen Mediensatire und zeigt ihren Dietl, landet aber - eher unfreiwillig - bei epischem Theater nach Brecht. Medienwirklichkeit auf der Leinwand funktioniert eigentlich nie, da die Realität eines Mediums immer eine doppeltes Versteckspiel bereithält, was im Kino dann oft zu einer Grimasse wird. Der Film führt eine Reizwort-Schneeballschlacht für die Woke-Twitterbubble auf, anstatt sich auf das Potential einer einfachen, ungezwungenen Romanze zu verlassen; so schlecht Elyas M'Barek auch sein kann, er hat die seltene Fähigkeit unmittelbare Nähe zu spielen und das macht ihm in dieser Preisklasse so schnell kaum jemand nach.

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              Es passiert viel zu selten, dass Filme Kindern ganz aufrichtig begegnen. THE BLACK PHONE ist das, was STRANGER THINGS gerne wäre. Ein kleiner Kinderhorrorfilm, wie es sie eigentlich gar nicht mehr gibt; Ein unmittelbarer Schrecken, durchlebt von klugen, aber nicht smarten Kindern, der auch das komödiantische und emotionale Potential seines Stoffes erkennt, aber nicht über Gebühr ausstellt. THE BLACK PHONE erinnert an Papa Stephen King, aber ist weitaus eigener, als der jüngste Rotz retromanischer Fremdschamergüsse aus der Netflixretortenwelt.

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                Dem wahrlich edel anzusehenden, sündhaft teuren (75 Millionen!) Thriller - auf dem Karrierehöhepunkt von Nicolas Cage - fehlt, trotz ansprechender Inszenierung und einem aufwendigen und Interesse weckenden Opener, knackiger Thrill und eine wirklich spannende Verschwörung. Ein enttäuschendes Ende macht zusätzlich ein wenig ratlos.

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                  der cineast 28.06.2022, 18:17 Geändert 29.06.2022, 02:04

                  Ein bonbonfarbenes Anime-Juwel. Es ist schon erstaunlich, dass nach den einfallslosen, schnöden und schlichten Vorgängerfilmen ein Künstler wie Mamoru Hosoda engagiert wurde, wahrscheinlich auch, weil dieser sich noch am Anfang seiner Karriere befand. Der Kontrast könnte nicht augenscheinlicher sein; schon in den ersten Sekunden sticht einem das pralle Blau des Himmels in die Augen und man spürt das würzige Salz des Meeres auf der Haut; die Schönheit vielschichtiger, unterschiedlicher Zeichenstile. Der Film ist von einer surrealen Wucht und einer schier unendlichen Wildheit und Fabulierungslust, dass einem zuweilen der Mund offen steht; ein Orkan an Schauwerten, Ideen und raffinierten Bildern. Die Regisseure der ersten Filme - sie müssten sich in Grund und Boden schämen. Ein unerwartet reicher, filmischer Schatz.

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                    Wenn Denzel Washington 4 Tage zurück in die Vergangenheit schaut, um eine Bombenexplosion zu verhindern und sich dabei in schemenhaften, sprunghaften, verzerrten Bildfetzen verliert, die eine Frau zeigen, in die er sich durch die Zeit hinweg verliebt, dann sind das nicht nur die kraftvollsten Augenblicke in Washingtons Karriere, sondern auch in der von Tony Scott; Scott findet in seinem hochspannenden Thriller Sekunden von wahrhaftiger Wärme und Nähe, die von einer ewigen Schönheit sind. Trotz seiner Faszination für das Technische, Motorisierte, Aufgeplusterte, Riesige, werden seine Bilder von echtem Humanismus durchbrochen, schlussendlich sogar getragen. Noch atemberaubender als Scotts Beobachtungsgabe ist seine Sensibilität: Déjà-vu ist ein wahrer Liebesfilm, so gut, dass man direkt in der Zeit zurückreisen will, um ihn erneut zum ersten Mal genießen zu dürfen.

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                      der cineast 25.06.2022, 14:00 Geändert 25.06.2022, 14:17

                      Die Computeranimation wurden im Vergleich zum 4. Film wieder rausgeschmissen und der Film setzt auf eine leicht bessere Optik, die etwas von einer Fernsehserie von Disney besitzt oder einem direkten VOD-Nachfolger eines Disney-Kinohits; auch erinnert die Handlung und das Setting ein klein wenig an ATLANTIS und POCAHONTAS. ONE PIECE scheint Inspiration gesucht zu haben, gut tut dem Film das nur bedingt, verwässert es doch den eigenen rustikalen Stil der Serie und arbeitet sich an Vorbildern ab, die Disney deutlich furioser im Griff hat.

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                        der cineast 22.06.2022, 18:46 Geändert 23.06.2022, 02:47

                        Der grundsolide 4. Kinofilm um Ruffy und seine Crew beginnt mit einer
                        Plansequenz, auch gibt es die ersten Animationen, die
                        aus dem Computer stammen; der Film gibt sich etwas experimentierfreudiger und bietet ein - erstmals 95 Minuten dauerndes - Abenteuer, das verheißungsvoll beginnt, aber dann vom titelgebenden Rennen desinteressiert abweicht, denn; zum 100. Mal hat ein traumatisiertes Kind seinen Familienangehörigen zu finden und wieder darf Ruffy in einem schlicht gehaltenen 1:1-Fight einen hochrangigen Gegner malträtieren. Er trifft auf den mit Menschen spielenden, ehemaligen Marine-Admiral Gasparde, der vom Piratentum und generell vom Leben nicht viel hält; ein potentiell interessanter Antagonist, der in einem eintönigen Kampf verheizt wird.

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                          der cineast 22.06.2022, 03:09 Geändert 22.06.2022, 14:30

                          Auch, wenn der dämliche Humor wieder etwas hochgefahren wurde und der Film sich eher nach einer langen Serienfolge anfühlt, ist er doch zum Ende hin in ein ansprechendes Abendrot getaucht, das viele Unzulänglichkeiten vergessen macht, ein nur kleiner Rückschritt gegenüber dem Vorgänger, also. Die seltsamen Tiere sind vor allem eines: harmlos und banal.

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                            Eine deutliche Steigerung zum schnarchigen und kindischen ersten Film; das zweite Abenteuer der Strohhutbande spart sich den nervtötenden Humor der Serie weitgehend aus und verzichtet auf überflüssige Erklärungen und setzt stattdessen auf ein straffes Tempo und ein abwechslungsreicheres Abenteuer-Szenario: Es gilt die Trumpf-Bande zu bezwingen; im Eifer des Gefechts lässt die böse Harlequeen auch schon mal die Hüllen fallen und badet als graziöses Nackedei.

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                              der cineast 21.06.2022, 23:15 Geändert 23.06.2022, 21:41
                              über Con Air

                              Es liegt zuallererst daran, dass CON AIR lange Zeit nicht richtig abheben kann, dass wir eine ganze Stunde in der drögen Kabine des Power-Jets verbringen müssen und CON AIR mit Action geizt, auch John Malkovich ist schwach und unterfordert und Nicolas Cage als verzottelter Totschläger wider Willen fast schon eine Fehlbesetzung, er wird zur Randfigur in seinem eigenen Film degradiert; im letzten Drittel fährt Simon West seinen Film dann aber so richtig hoch und CON AIR wird zur krawalligen, überkandidelten Sause, die Action - zwischen Freizeitparkevent-Werbevideo und immens aufwendiger und schillernder Nummernrevue - findet in Las Vegas einen imposanten, wie farbenreichen, im wahrsten Sinne des Wortes, glänzenden Höhepunkt. Gaga-Cinema-Deluxe.

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                                Ein zeichnerisch unterkomplexer Film, der sich mit seiner Lauflänge von 50 Minuten wie eine gestreckte und allzu gewöhnliche Episode der Mutterserie anfühlt.

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                                  der cineast 20.06.2022, 02:07 Geändert 23.06.2022, 21:42

                                  Travolta und Cage hängen sich so dermaßen rein und akzentuieren ihre Figuren so debil, clownesk, aber auch menschlich, als würden sie sich ständig überbieten wollen; man kann einfach nicht sagen, wer besser ist, da beide die nötige Empathie mitbringen und ihre Figuren nicht nur wahnsinnig erscheinen lassen. Die Sozialisation macht den Menschen, das Umfeld, nicht sein Wesen. Das reiche Drehbuch schenkt ihnen alle Möglichkeit zur Entfaltung, denn FACE/OFF wird nach einer grandiosen ersten Actionszene erstmal ein Science-Fiction-Film, dann ein Knastklopper, um parallel eine fast schon bourlevadeske Verwechselungskomödie ins Feld zu führen. Woo fährt seine Action runter, weil er weiß, dass er das ganz große Ass noch im Ärmel hat: Die finale Speedboat-Verfolgungsjagd ist Action der wirklich aller ersten Liga. Draller, adrenalingetränkter und saftiger kann eine Actionszene kaum inszeniert sein, wir müssen vor Woo und seinem amüsanten Knaller den Hut ziehen.

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                                    über Belle

                                    Den Bildern von BELLE zu folgen, bedeutet sich in einen flamboyanten Sturz der Farben zu begeben, der zu einem emotionalen Bildersturm anschwillt; wenn die Hauptfigur am Ende ihr Lied erklingen lässt und die Welt anteilnimmt, dann ist BELLE mit dem Disneyklassiker BEAUTY AND THE BEAST gleichauf, nein, der Film überragt ihn sogar. Am Ende umarmen sich drei verlorene Menschen und bilden ein Biest; ein schützendes, schönes Biest. BELLE kann schon jetzt mit Fug und Recht auf die Liste der besten Filme des Jahres 2022 gesetzt werden.

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                                      Die Musicalnummer von Bela B. verdient auf dem Siegertreppchen der schrecklich-schönen Kinomomente des Kinojahres 2022 einen würdigen Platz unter den ersten drei.

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                                        der cineast 16.06.2022, 17:43 Geändert 16.06.2022, 17:44

                                        Das Theme von Komponist Erich Ferstl erklingt in einer so mannigfaltigen Varianz, dass man fast schon den Meisterkomponist Riz Ortolani dahinter vermuten könnte; Ferstls Musik ist fabelhaft und Horst Frank als afrikanischer Albino-Brutale setzt die Knoten und Kanten am Exploitation-Graph, nicht sonderlich ergiebig hingegen; die Rachejagd durch die Savanne, die fast die gesamte Dauer des Films veranschlagt.

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                                          der cineast 16.06.2022, 03:47 Geändert 16.11.2022, 01:34
                                          über Gold

                                          GOLD ist zuallererst ein Liebesfilm. Zwischen seinem ersten und zweiten James-Bond-Film durfte Roger Moore - mit bis zum Bauchnabel aufgeknöpftem Hemd und absolutem Laybackfeel - für den Film GOLD in Susannah York vernarrt sein. Beide umschwärmen sich ganze 90 Minuten lang auf das Entspannteste, ehe der Film in einen Katastrophenfilm kippt und sich die Wassermassen in einer Mine Bahn brechen. Bondregisseur Peter R. Hunt inszeniert (das von böser Hand geplante Unglück) total modern, echt und ruppig. Eine zweites nachgereichtes Mini-Finale mit kleiner Autoaction ist dann obendrein noch brillant von Bond-Maestro John Glen geschnitten, eine Montage so wild und unnachgiebig, dass sie auch heutige Actionfilme im Regen stehen lässt; Glens Einfluss auf den Actionfilm - man kann ihn nicht genug preisen.

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                                              über RRR

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                                                  der cineast 12.06.2022, 02:18 Geändert 26.06.2022, 03:34

                                                  Pierce ist top. In Laune und Shape. In der besten Klamotte und unter kalifornischer Hochsonne. Im Anschlag Rotwein und Sonnenbrille. Der Film ist einer dieser Flugzeugfilme: sieht ganz gut aus, ein sorgenfreies Gebräu, könnte witziger sein und wesentlich gehaltvoller, aber stört dafür auch wirklich gar nicht beim Bügeln. Gepflegte Langeweile. Gern geguckt.

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                                                    Es gibt ein 15-minütiges Setpiece auf Malta, was fast bondig ist und entfernt an das Opening von NO TIME TO DIE erinnert, also sommerlichen Fluff bereitet, da dachte ich ganz kurz; die hiesige Filmkritik hat ja völlig in die Tonne gegriffen diesen Spaß in die Hölle schicken zu wollen, aber hat sie dann doch nicht: 150 Minuten ist der farblose und etwas rundlich gewordene Chris Pratt mit der entfernt an eine drapierte Kackwurst erinnernden Rothaarperücke Howard und einer tatterigen und vertrottelten Rentnergruppe um Goldblum, Dern und Neill im Sightseeingmodus unterwegs, die eine gefühlte Ewigkeit durch ein Labor stapfen und versuchen zu menscheln. Ein unvorstellbar blöder Steve-Jobs-Villian schickt in diesem kümmerlichen Dinofilm böse Heuschrecken - hä - auf den Plan die Welt auszuhungern oder so, man kapiert gar nix und die Dinosaurier sind auch nicht wie versprochen in unserer Welt unterwegs, also legen nicht New York lahm oder so, sondern sind wieder brav im abgesteckten Areal vom Böswatz und werden mit Computerchips gesteuert. Auch wird irgendwie nebenbei ein geklontes Kind gejagt. Die letzte Stunde ist dann nur noch zappenduster und man sieht gar nix mehr, so wenig Schauwert war lange nicht. Dumminion.

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