Der Witte - Kommentare

Alle Kommentare von Der Witte

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    Ist schon einige Jahrzehnte her, als ich das letzte Mal einen Pippi-Langstrumpf-Film gesehen habe - doch man dürfte auch so erkennen, dass Regisseur Ken Annakin (ehemaliger Regiekandidat für "Battlefield Earth" anno 1984) hier reichlich Handlungselemente der Vorlagen zu einem gefälligen und zudem nicht allzu kurzweiligen Mainstream-Narrativ vermengt. Bei seiner Destillierung auf kommerzgerechten Standard geht so einiges an Charme flöten und muss sich zudem mit nur bedingt erbaulichen Musical-Einlagen begnügen, die genauso gut "Die Schmuddelkinder" (1987) entstammen könnten. Die dufte Grundessenz kindlicher Fantasie und drolligen Ungehorsams ist dennoch erhalten geblieben und zudem hilft es natürlich, wenn ein sprechendes Pferd mit dabei ist. Obwohl Erwachsene und Desillusionierte anfangs kaum auf Pippis Seite sind und sie sogar ins Waisenhaus stecken, gibt's dann gegen Ende hin ausgerechnet zu Weihnachten die Versöhnung und einen kleinen Welpen im Karton! Nur ganz am Schluss revanchiert man sich natürlich mit der ideologisch inkonsequenten Unvermeidlichkeit, dass Kinder mit einer gewissen Ordnung aufwachsen sollten. Antiautoritäre Erziehung funktioniert ja auch nicht immer, Spaß soll man trotzdem haben. Bei dem Film hier jedenfalls funktioniert letzteres je nach Zuschauer zumindest in Teilen.

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    • 6 .5

      "Du musst nicht alles glauben, was in der Mittelalter-Bravo steht." :D

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      • 7

        [...] Ein joviales Spektakel, das sich Stück für Stück steigert und in jedem Szenario die Großmacht der Kinetik eskalieren lässt. Dabei sind natürlich auch Computer im Einsatz, doch der Nervenkitzel echter Stunts ist hier im Fundament verankert und strahlt mit der Fülle bekannter Charaktere. Dass man an ihren Konflikten dran bleibt, ist ja eine Selbstverständlichkeit jeder guten Serie. Hier bleiben sie jedoch nicht in ihren Rollen fixiert, sondern lassen das Tier frei, rasen im Dienste der US-Regierung durch mehrere Kontinente und begeistern uns mit immer neuen Einfällen der „automobilen Kriegsführung“. [...]

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        • 7

          [...] Vieles davon sieht rückblickend nicht gerade schön aus (auch was die leicht verbitterten Karrieren der Mitwirkenden betrifft), mag weder politisch korrekt noch überhaupt künstlerisch taktvoll sein. Jedoch hallt dieses Echo ausgelebter Naivität nicht nur sehnsüchtig nach, es packt einen immer noch mit festem Gebrüll an den Eiern und schleudert diese mit rotzigem Tempo durch. Mark Hartley geht in der Vermittlung dessen ebenso aufs Ganze, hält keine Distanz und beschränkt sich nicht auf Relevanz. Das Triviale ist hier fundamental, selbst im atemlosen Scheitern. [...]

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          • 2
            • 8 .5

              Was hier nicht alles drin steckt! Eine zeitlose Satire über suburbane Americana; ein zu Herzen gehendes Märchen-Melodram; eine symphonische Verbeugung vor der Fantasie, dem Expressionismus und schlicht dem Außergewöhnlichen; ein leichtfüßiges Ensemble-Stück knalligsten Kleinbürgertums, geschmeidig und clever in deren Farben, Frisuren, Haustieren, Faszinationen, Ängsten, Nettig- und Schwierigkeiten eintauchend; eine klassisch-süße Jugend-Romanze; der unfreiwillige, doch symbolisch-aufrichtige Abschied von Leinwandlegende Vincent Price; ein Film von selbstverständlicher Güte und tiefem, auch sehr visuell veräußerlichtem Verständnis für missverstandene Aussenseiter und ihrer Ambition nach Zusammengehörigkeit mit ihren Mitmenschen; ein Stück Kaspar Hauser; ein gutes Stück Camp; ein Stück Frankenstein und Frankenweenie sowieso; kalifornische Weihnachten; Provinznaivität und Schönheitswahn; zudem noch getragen von einer Rahmenhandlung der zauberhaften Gute-Nacht-Erzählung-mit-emotionaler-Reminiszenz. Da könnte man zweifellos noch ausführlicher werden, aber in diesem kaum gealterten 90er-Jahre-Werk von Tim Burton kann man so viel entdecken und lieben lernen, dass es sich kaum fassen lässt, wie natürlich das alles zusammenfindet. Eine schöne und noch bis zum heutigen Tage quicklebendige Leistung mit Tränengarantie! Wer da eine fix konzentrierte Ladung vom empathischen Kern als Motivation zur Ansicht des Films braucht, sollte sich einfach mal diesen alten Teaser Trailer anschauen, lohnt sich:

              https://www.youtube.com/watch?v=T2sBB1vzjCg

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              • 4 .5
                über Scalps

                Wenn Bruno Mattei und Claudio Fragasso, die Superhirne hinter solchen Botschaftsknallern vom Schlage "Hölle der lebenden Toten" und "Die Riffs III - Die Ratten von Manhatten", einen Südstaaten-Western in Angriff nehmen, sollte man keine allzu feinfühlige Interpretation des Genre-Terrains erwarten.

                So ist ihr relativ spät nachgeholtes Italo-Wüstenabenteuer vollgepackt mit plakativen Konföderierten-Arschlöchern inklusive Rape-&-Massenmord-Auftrag à la "Das Wiegenlied vom Totschlag", reißerischen Gewaltszenen (es wird dem Titel gemäß ohnehin reichlich skalpiert) und einer zentralen Botschaft, Rassismus und Unterdrückung zu besiegen, indem "Weiß" und "Rot" zur tödlichen Gegenwehr ansetzen (natürlich als Mann & Frau, weshalb Er als Weißer zugeben muss: "Du bist nicht so wie die anderen Indianer (oder wie er sie meist nennt: Savages. War wohl halt damals so.)."); in großen kathartischen Gesten das Haupthaar von der Schädeldecke schnippeln.

                Dazu gibt's immerhin einen kurzweiligen Bilderreigen auf mittelmäßigem Standard, zweckmäßige Darstellerleistungen (wobei Mapi Galán als Yari das intensivste Leiden aufspielen darf) und einen Soundtrack, der einerseits elektronische Orchester auffährt und andererseits aus dem Archiv der Meister (u.a. Morricones & Nicolais Score zu "Lauf um dein Leben") plündert. Passt zum Film, der größtenteils ziemlich austauschbar ist und seine Genre-Selbstverständlichkeiten als platt-zynisches Rache-Ventil von Gut & Böse gebraucht.

                Ist nicht unbedingt die schlechteste Option und in der Ehre zum Spaghetti-Western auch einem ordentlichen, wenn auch räudigen Showdown zwischen "Zwei glorreiche Halunken" und "Wild Bunch" verpflichtet (ein bisschen "Der Mann, den sie Pferd nannten" ist dank Nippelhaken ebenso vertreten), der in seiner dramaturgischen Bedeutungsabsicht zudem typisch Fragasso'sche "Größe" besitzt.

                Insgesamt dennoch ein Stück sehr simpel, sowieso exploitativ, nicht unbedingt mit einem adäquaten Frauenbild ausgestattet und naiv bis zur Hutschnur, aber auch kein lahmer Kuhfladen wie einige Joe-D'Amato-Western. Wenn man schon alles vom Genre sehen will, dann sollte man sich auch hier keinen Zwang antun - auch wenn's teilweise echt assig ist.

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                • 3 .5

                  [...] Jedenfalls sind die Kids über ihren neuen Bewohner nicht gerade erfreut und testen schon mal aus, wie heiß sie ihm das Leben zur Hölle machen können. Deshalb kriegt er wortwörtlich einen Chili-Cocktail serviert. Nun blubbert es im Magen, Verdauungshumor inklusive verdrehter Augen im Anmarsch! [...] Wem bei diesen Aussichten schon ein Lachkrampf überkommt, sei gewarnt, dass der Film sich dann doch im Verlauf etwas ernst nimmt. [...] Es ist geradezu unfassbar, wie engstirnig die ältesten Kamellen aus über hundert Jahren Filmgeschichte zur Hymne für Familienzusammenhalt aufgewärmt werden. [...]

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                  • 9

                    Nun also die ultimative Mammut-Kritik meinerseits zu dem Mammut-Film 2013 schlechthin:

                    [...] Zack Snyder hat zwar Respekt vor den Jahrzehnten an Vorlagen, welche das Charakter-Ensemble um Superman Stück für Stück aufgebaut haben – in seinem Drang, diese Verhältnisse auf die Essenzen genau zu destillieren und in ein muskulöses Kino der Eskalationen umzusetzen, erbaut er sich jedoch eigenen künstlerischen Respekt. Dazu gehört auch der Fokus auf eine Ästhetik, die mit knöchernen Waffen, verrotteten Schädeln und bizarren Kommunikationssystemen unterm Sternenhimmel zum befremdlichen Staunen einlädt. [...]

                    Die Vorstellung eines allmächtigen Wesens findet hier seine furchterregenden Ausmaße. Das kann letztlich auch nicht von Superman aufgelöst werden, der noch nicht der souveräne Held sein kann, den die Comics porträtieren. Snyders kompromisslose Tour de Force wirft hier ihre kontroversesten Schatten, wie sie auch einen beständigen Druck von sich selbst fordert. Geradezu atemlos verengt sich die Zeit, in welcher der Schrecken von Krypton noch verhindert werden kann. Jeder Moment jongliert mit der Eskalation und bringt das Publikum in angespanntes Schwitzen. Die Sicherheit einer gängigen Comicfilm-Erfahrung ist nicht gegeben, dafür aber die audiovisuelle Einbeziehung in finstere Perspektiven. [...]

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                    • 7

                      Basierend auf dem gerade mal drei Jahre zuvor erschienenen (und noch immer knackigen) Italowestern "Die sich in Fetzen schießen", adaptiert Cesare Canevari dasselbe Genre-Prozedere zu einem wahrhaft wilden Exemplar europäischer Psychotronik und fängt sich im Zynismus einer neuen Härte, wo sich vorher noch Rollenmodelle des Eskapismus zu Heldentaten animieren ließen. Viel mehr ist davon jedenfalls nicht mehr übrig, wenn man denn mal vom Arsenal an Bumerangs abzieht, das als Vehikel der Gerechtigkeit stumpfer als jede Kugel einschlägt.

                      Die damalige Handlung ist größtenteils dieselbe, nur eben auf ihr nacktes Knochenmark runter gebrochen, lediglich mit einer Handvoll Dialogen versehen und als narrative Klammer für surreale Wut entsprechend im Hintergrund angesiedelt. Insbesondere der Schlusspunkt wird fern seines kathartischen Ursprungs in eine geisterhafte Leere geführt, die sprachlos zurücklässt; keine Erlösung, nicht mal im Fegefeuer, verspricht - quasi eine stille Überspitzung der Hoffnungslosigkeit vom Vorgänger, der zwar ebenso in unmenschliche Härten, aber nicht in solch eine unnachgiebige Sinnlichkeit vordrang wie hier.

                      Stattdessen herrscht ein durchweg nihilistischer Wahn im Wirbelsturm der Western-Hölle. Empathie und Identifikationsfiguren sind also Mangelware - es grassiert ein Fieber auf der Leinwand und als Zuschauer ist man der fatalistischen Teilnahme am Exzess und seiner anarchischen Kohärenz machtlos erlegen. Der bestialisch verballerte Score von Mario Migliardi gibt da schon druckvoll den Ton an, die größtenteils von Hand geführte Kamera Julio Ortas' durchbricht aber ohnehin schon alle Grenzen visueller Gefälligkeit. Der radikale Rausch kennt da keine Ruhe, eher eigenwillige Beats zur einschleichenden Zerstreuung des Geisteszustandes aller.

                      Ob nun Millisekunden lange Schnittbilder die Präsenz von Geistern im dunklen Staub suggerieren, der inmitten von Ruinen um zweckloses Gold delirierende Showdown den Himmel umkreist oder Brutalitäten von "Gut" & "Böse" in hypnotischer Zeitlupe angesetzt, jedoch irritierend im Off ausgeführt werden: Alles ist befremdlich, irrational und kein Stück subtil, ab und an auch schlicht behämmert, doch einen derartig ungestüm-desorientierenden Low-Budget-Trip wird man jenseits von "El Topo" nicht so oft vorfinden. Seit dem 15. Januar 2015 in Deutschland auf DVD erhältlich.

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                      • 7

                        Endlich mal wieder ein Film, der nichts Festes erzählen will; der träumt und in der Dunkelheit summt. Logik und Narrativ bleiben abstrakt und vage, es zählt stattdessen die ungewisse Stimmung ruinierten Americanas, eingebettet in Strahlen neonbunter Suburbia-Gotik. Hier brodelt das Feuer in der Nacht; nicht immer ersichtlich, aber der Gashahn ist stets aufgedreht. Drum zieht ein lethargischer Kummer über die Häuser, Gräser, verrosteten und gefluteten Pfade des Lost Rivers (Detroit). Mittendrin eine ebenso desolate Familie am äußersten Rande der Existenz; Kupfer stehlend oder in undurchschaubar-konstruierten Nachtclubs den anachronistischen Todeszauber aufführend. Nichts führt zur Auflösung, meistens eher in weitere menschliche Tiefen. Die Flucht in weiche Skizzen von Erinnerungen bringt auch nur den machtlosen Schlaf; der Halt an Mitmenschen und Haustieren ist nur von vorübergehender Entlastung - die Sehnsucht aber bleibt.

                        Wieso? Weshalb? Warum? Gibt keinen Grund zu fragen, weil es keine Antworten geben wird - nur der Einblick in die hypnotisierte Ermattung einer Zwischenwelt, von Kräften der allgemeinen Ziellosigkeit hin und hergerissen. Ryan Goslings Regiedebüt ist daher durchweg unberechenbar, uneindeutig und wenn man so will belanglos...als wenn es denn beim Medium Film immer um einen bestimmten Sinn ginge. Was ist nämlich, wenn es ein Film "nur" auf die sinnliche Erfahrung abgesehen hat, entschieden abgetrennt von komplex durchorganisierten Figuren und Spannungsbögen? Wo ein unerklärlicher Drang Körper in Lichter, Blut und Finsternis steuert; eine audiovisuelle Lust im 35mm-Korn zusammenfließt - wohlgemerkt in zahlreichen mehr oder weniger offensichtlichen Inspirationen badend, an welchen sich die jeweiligen Fanbases laben oder mokieren können.

                        Ein Schmelztiegel an Einflüssen ist aber keine exklusive Eigenschaft dieses bestimmten Werkes, wie auch Traumgebilde keine mentalen Projektionen ohne Herkunft sind - daraus entsteht immer etwas Neues und Wirres, entbehrlich wie auch unfassbar schön. Wozu soll das dann gut sein? So etwas, was nur für sich lebt; im Dunkeln oder im individuellen Hirn vor sich her glimmt? Ist erstmal wurscht. Hauptsache, sowas fern der Gefällig- und Sinnhaftigkeit darf sich überhaupt auf der Leinwand entpuppen und ins Leere laufen lassen; gleichsam verrauscht und grausam an den Sinnen entlang fließen. Eben die Definition dafür, worauf man sich bei einem "Lost River" theoretisch einlässt: Fall ins Kino und versuch danach erstmal, wieder rauszukommen. Erlebt man auch nicht alle Tage.

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                        • 6
                          über Tracers

                          [...] Es wird schroff, dreckig und rasant, wie man es gerne erwartet; zaubert dafür jedoch keine allzu plakativen Zufälligkeiten aus dem Hut und gewährt dem Zuschauer die erfüllende Fantasie eines jeden gewissenhaften Genre-Dienstes. Das wirkt naiv, aber ehrlich – und entledigt sich dank technischer und narrativer Konzentration auf rohe Greifbarkeit vom Zynismus aufgedunsenen Blockbuster-Gestus. [...]

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                          • 6

                            Ohne Vorkenntnis in den angeblich letzten "Tinkerbell"-Film dieser Generation zu gehen, ist gar nicht mal so ein konfuses oder gar peinliches Unterfangen, wie man es sich als erwachsener Mensch jenseits der Zielgruppe vielleicht vorstellt. Im Gegenteil: Der etwas am Rande produzierte Kinderfilm verlässt sich auf schnell identifizierbare Rollenmodelle und Genre-Versatzstücke; ohnehin geht es kaum um Tinkerbell oder einer tief verwurzelten Storyline à la Marvel und Co. Im Zentrum steht nämlich die Freundschaft der aufgedrehten und oft in Schwierigkeiten geratene Fee Emily zum berüchtigten Nimmerbiest, welches sie "Grummel" tauft.

                            Emily soll sich laut Königin und Vorgesetzten nach einigen unvorteilhaft destruktiven Eskapaden von größeren Kreaturen fernhalten, jedoch kommt sie nicht umhin, den großen Racker vom grünen Kometen ins Herz zu schließen. Da der Film mit ca. 76 Minuten Laufzeit sehr kurz daherkommt, ist das Konfliktpotenzial dieser Situation eher auf formelhafter Basis gegründet: Feenkriegerin Nyx hält das Wesen aufgrund einer alten Prophezeiung für ein Garant des Verderbens im Feenreich; Emily versucht da noch zu schlichten, muss ihren pelzigen Gesellen jedoch zum vermeintlichen Wohl aller loslassen.

                            Ein stärkerer Fokus auf diesen emotionalen Kern hätte dem Film wohl getan, bei dieser Konstellation spielt er im Studio-Output leider nur in etwa die zweite Geige; hat sich sowieso dem stiefmütterlich behandelten (und kostengünstig animierten) Tinkerbell-Franchise unterzuordnen, wobei die titelgebende Peter-Pan-Fee nur noch allzu forciert in die Handlung eingefädelt wird. Nichtsdestotrotz steht die sympathische Emily und ihr Plädoyer für "Grummel" größtenteils im Vordergrund, wird von einigen schicken KT-Tunstall-Songs, harmlos-drolligen Gags sowie einer Disney-Dramaturgie zum Dahinschmelzen getragen - allerdings auch konsequent bis zum regelrecht bittersüßen Downer-Ende, also Obacht, werte Eltern!

                            Hätte man aber mal ein eigenständiges Wesen aus der innewohnenden Geschichte machen können - da schlummert ein Gewinner mit Ghibli-ähnlichem Potenzial drin...naja, vielleicht in 1000 Jahren nochmal. Funktioniert aber zweifellos auch so.

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                            • 4 .5

                              [...] Der Ungewissheit vom Anfang wird im wortwörtlichen Zweikampf entgegen geboxt, wie auch andere Mitstreiter des verhaltenen Widerstands ihre Richtung jenseits der vorbestimmten Fraktionen finden. Eine späte Einsicht der Freimütigkeit, wie man es auch dem merkwürdig faszinierenden Film an sich zugestehen muss. Nichtsdestotrotz ist der Weg dorthin – im Narrativ wie auch in der Gesamtgestaltung – ein verworrenes Unterfangen, das zwar voller Sturm und Drang der Erlösung entgegen fiebert, aber nur selten Befriedigung findet. [...]

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                              • Nicht diesen Film bespreche ich im Folgenden, sondern den südkoreanischen Zeichentrickfilm von 1978, "RUN, WONDER PRINCESS!", der "lose" auf Wonder Woman basiert, natürlich unfassbar behämmert und ohne Untertitel ausgestattet ist:

                                [...] So kann man sich leicht in die spartanischen Genre-Versatzstücke des Fantasy-Abenteuers einfinden, die mit ihren typischen Rollenmodellen ein kindgerechtes Trivial-Narrativ mit leichtfüßigen Action-Momenten aufbauen. Diese Konstellation zeugt nicht gerade von grundlegender Fantasie, schleppt sich über gewisse Anteile der Laufzeit durch repetitive Kulissen und lässt durch den kostengünstigen Rip-Off-Charakter der ganzen Produktion vollends jede Professionalität vermissen. [...]

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                                • 6 .5

                                  [...] Ponsoldts Inszenierung profitiert reichlich von der Natürlichkeit seines Paares, das mit zärtlicher Unschuld einen gemeinsamen Weg zum Fundament der perfekten Gegenwart einschlagen mag. Da ist es einerseits ein Leichtes, die Aura der Jugend für jene Jungdarsteller zu nutzen, welche dieses Gefühl noch eher veräußerlichen können. Andererseits darf man aber nicht leugnen, wie hier Phrasen und Plattitüden vom Pathos einer unerfahrenen Generation in Abgeklärtheit münden und eher alltäglichen Dialogen Platz machen. Das „Eher“ ist dabei allerdings ein entscheidendes Stichwort, da das Ensemble trotz seiner Bescheidenheit doch noch den Aufsatz vom Anfang ausfüllen muss und daher das gängige Coming-of-Age-Narrativ abarbeitet. [...]

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                                  • 7

                                    [...] Drum fühlt Schippers folgende Vermittlung der Ereignisse von Untergrund, Banküberfall und Flucht direkt am Puls, weil man nun ebenso im pausenlosen Strom der Eskalation und Verzweiflung mit drin hängt und ein Ausweg nur in der Begleitung der Handlungsträger durch das Prozedere stattfinden kann. Problematisch sind nur die begrenzten Möglichkeiten jenes Genre-Modells, das hier genutzt wird und einer eher romantisierten Logik von flüchtenden und liebenden Kleinganoven folgt, die im Milieu aufgewachsen sind und mit blutiger Ehre doch noch Verantwortung üben. [...]

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                                    • 8

                                      [...] Mit entschieden beengender Set-Optik in die Gefangenschaft der Tradition und die Hypokrisie der Ehre. Beide dampfen schon im Vorspann in den ungreifbaren Nebel der Unterdrückung, der wie aus einem Urgestein des Leids heraus über die Jahrhunderte dünstet. Das folgende dramaturgische Prozedere im Hause des Iyi-Klans veräußerlicht dann den Schmerz vom Schwert, für das die Ehrenträger leben, sterben und in ehrfürchtiger Askese das Menschliche verdrängen, welches sie zugunsten des Ansehens opfern. [...]

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                                      • 4 .5

                                        Dafür, dass dieser Streifen so ein gemächliches Armutszeugnis für Pionier Ishirô Honda ist, funktioniert er als honkiger Kinderfilm mit einem sprechenden "Minilla" und ulkigen Tunnelblicken in die Fantasie eines Görs gar nicht mal so verkehrt - wenn's auch nur für Zuschauer bis 7 Jahre spannend sein dürfte. Und tricktechnisch muss man sowieso reichlich Recycling in Kauf nehmen; von der Schlussmoral, laut der man sich mit Prügel gegen die Probleme im Leben stellen sollte und mit Frechheit Freunde findet, ganz zu schweigen. Ein bisschen Anarchie geht aber klar, weshalb würde man hier sonst Godzilla und Co. als Vorbilder gegen Raudis, Besetzer, Gangster und andere Fieslinge evozieren? Naja, macht nicht wirklich viel Sinn. Ist auch eher etwas, was man nebenbei abspulen lässt; wo einen lediglich die Synchro ("Du hast gesagt, ich könnte auf Godzillas Rücken durch den Urwald reiten!"), die holprig "sprechenden" Monsterkostüme, andere drollige Effekte und sowieso die Fights bei Laune halten. Ansonsten hat man ein nettes, kleines und vollkommen entbehrliches Kinderabenteuer urbaner Coleur am Start, das bei gerade mal 69 Minuten Laufzeit noch weit nerviger hätte ausfallen können. Man soll aber nicht denken, dass man mit dem dort dargestellten, verharmlosten Zeitgeist allzu viel in Richtung Nostalgie-Bonus anfangen könnte. Ist eben reduzierte Schnellschussware.

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                                        • 6 .5

                                          [...] Die Konzentration auf einen Schauplatz zieht den Zuschauer schnell in ihren Bann und lädt ein zur räumlichen Erfassung und zum Nachempfinden der umweltlichen Wärme, ohne dass sich der Protagonist als filmisches Vehikel erklären muss. [...] Der alltägliche Wandel zwischen Arbeit, wortloser Hilfe und Ruhe reicht allein zur Empathie und zur reizvollen Vorstellung, in derartig friedfertiger Isolation zu wirken. Nach und nach legt der Film dann aber doch hintergründige Texturen frei, die aus der etablierten Wahrhaftigkeit der Atmosphäre eher ein festes Narrativ zurecht stricken. [...]

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                                          • 5

                                            [...] Das Problem ist, dass Regisseur Tzoumerkas im nationalen Selbsthass nur den Weg der Wut kennt und aus den Augen verliert, wie plump er das Zeitgeschehen würgt und in spekulativen Zusammenhang stellt. [...] Ein politisches Statement ohne Taktgefühl, zwar gnadenlos von Respekt, aber auch von Einsicht befreit; ein Punk-Film ohne die Glorie der Anarchie, dafür mit Vollgas in entschiedene Ermattung rasend; eine Selbstbefriedigung, bei der man nur zuschauen, nicht anfassen und fühlen darf. [...]

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                                            • 5 .5

                                              Oberflächlich eine Sinnkrise zur Ambition auf ausgestellt hohem Niveau, eben abstoßend bourgeois als Reflexion über künstlerische Frustration und Relevanz voll gestelzter Dialoge wirkend. Zwischen thematisch ähnlichen Filmen wie "Alles über Eva" und "Birdman" also nicht unbedingt die empathischste oder stürmischste Variante, audiovisuell eher im glatten Kunstgewerbe angeordnet und mit spekulativer Insider-Distanz ausgestattet. Am kindischsten wird's, sobald sich Regisseur Assayas anhand seiner Charaktere, Bilder und dazu geäußerten Philosophien ideologisch über Trivialkultur stellt und diese zudem mickrig zu emulieren/parodieren versucht.

                                              Im Verlauf stellt sich immerhin allmählich heraus, dass der Film die Prätentiösität des dargestellten Ensembles subversiv ironisiert und visualisiert; schließlich dessen menschliche Unzugänglichkeit offen legt, weshalb der Film auch vom Konzept her eher emotional kalt lässt. Das äußert sich am Stärksten mit der Figur Kristen Stewarts, welche gegen das Schubladendenken argumentiert, vorbehaltlos unterstützt und somit Stück für Stück ebenso nötig für Juliette Binoches Charakter der Zeitgeist-fremden Veteranin wird; dennoch letzten Endes von dieser aufgrund egoistischer Verkennung verstoßen wird und folglich die Freundschaft beendet.

                                              Ambivalent wird es da allerdings schon wieder im Epilog nach dem Bruch der potenziellen Einheit von E- und U-Kunst. Dort ist man abgeklärt über die Verhältnisse des modernen Schauspiels zwischen Anspruch und Sensationalismus als unausweichliche Faktoren, mit denen man nun mal leben muss; sodann findet sich ein stiller Pathos im nachgereichten Rollensieg der Veteranin gegenüber der als frecher dargestellten Jungschauspielerin. Eitelkeit erhält hier Bestätigung; der Film gibt dem im Vergleich zum Trivialkino nicht weniger systematischen Arthouse den Vorzug. Muss ja nicht die endgültige These sein, fühlt sich tendenziell aber schon recht selbstverliebt an. Eine schwierige Erfahrung, diese Wolken von Sils Maria.

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                                              • 5

                                                Mir war das ganze Narrativ größtenteils wurscht, so unausgegoren dabei zwischen Versöhnung, Comeback, Love-Story, Vergangenheitsbewältigung, Altersschwäche, Schwäche leugnen, Bar-Fights und -Tänze sowie Baseball-Babble hin und hergependelt wird. Nicht unbedingt eine schlechte Mischung, aber dann doch nicht so aufregend in die glatten Americana verpackt, dass einem vor Unterhaltung der Leder vom Ball fetzt. Ist eben alles etwas witz- und doll harmlos, obwohl das Ensemble der Sportfilm-Klischees sowie forcierte Etablierungs-Dialoge anfangs für einige starke Lacher sorgen. Was taugen denn Computer und Statistiken (unvorteilhaft durch Matthew Lillard vertreten), wenn der menschliche Faktor eines greisen Scouts (Clint Eastwood als grimmiger, alter Mann, der seine Schwächen erst gen dritten Akt eingesteht) eh alles besser beurteilen kann?

                                                Eben, so etwas MUSS einfach als Plot-Vehikel herhalten, um die Wiedervereinigung mit der entfremdeten Tochter zu probieren. Das ist ja auch alles ganz süß - man beachte allein die pathetische Katharsis, die sich im Finden des neuen Talents und der gleichzeitigen Versöhnung/Anerkennung der Tochter äußert -, wenn auch durchweg am kastanienfarbenen Standard lutschend. Doch dann gibt es nun mal diesen einen entscheidenden Vorteil, der einen entgegen ähnlicher Ergüsse jenes Genres durchweg bei Stange hält und das ist Amazing Amy Adams in der Rolle von Mickey, der drolligen Maus. Diese kann Billard spielen; gelingend Baseball-Talente beurteilen; Abhotten; ein hohes Tier in der Rechtsanwaltskanzlei, treu, schlagfertig, rotzig, eigenwillig, enttäuscht, streitlustig und schlicht knackig sein; usw. und sofort.

                                                Da kann sie dem alten Clint ordentlich Paroli bieten und stiehlt ihm deshalb auch so ziemlich den Großteil der Storyline weg. Sein größter Sympathiepunkt erwirkte er hingegen dadurch, dass er genau dann eine Pizza im Film bestellte, als meine gerade frisch aus dem Ofen kam. Guter Mann. Auch nett vom Altmeister, dass er sich eine Szene mit Filius Scott Eastwood teilt. Stallone hätte nicht solange für sowas gebraucht, aber gut: trotz einiger Ähnlichkeiten im Konfliktaufbau zwischen Vater und distanziertem Kind ist dieser Film noch lange kein "Over the Top" - da fehlt es diesem Werk hier doch an naiver Coolness, bekräftigt es doch eher die ultimative Wohlfühl-Gicht zwischen den Generationen. Bereuen muss man sowas aber erst recht nicht, solange Frau Adams stets problemlos "Back in the heart" des Zuschauers landet.

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                                                  [...] Diese Type ist das Letzte und folglich ein Höhepunkt der Unterhaltung, so wie Regisseur Cohen auf jegliche Subtilität pfeift und seinen Darsteller Guzman in plakatives Overacting entlässt. Der Psychopath entwickelt in seiner Wut übermenschliche Kräfte und bedient sich bei seiner systematischen Bedrohung einem Schandmaul zum Niederknien, aus dem dumpfe Wortspiele mit dusseligster Verschmitztheit sprudeln. Sein Auftreten wird somit kontinuierlich lächerlicher, während Frau Lopez hauptsächlich mit Kurven und Schreien spielt und die Regieanweisungen von Cohen jegliches Gefühl für Klasse und Spannung vermissen lassen. [...]

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                                                    [...] Mit der Adoption des neugeborenen Cyborgs, der fortan „Chappie“ genannt wird, beginnt allerdings auch das eigentliche Herzstück des gleichnamigen Films. Der eigentliche Entwickler Deon wird nach Hause geschickt, während sich Ninja und Yo-Landi allmählich als Erzieher des lernfähigen Roboters erweisen. [...] Diese Herzlichkeit einer ungewöhnlichen Familie würde vollständig für einen Spielfilm ausreichen – mit einem stetig vermenschlichten Roboter im Fokus, der kontinuierlich mehr vom Leben, vom Hass, von der Armut und der dennoch bestehenden Sozialität im Untergrund lernt. Im audiovisuellen Wust der Standardisierung versemmelt Blomkamp jedoch die Konzentration aufs Wesentliche und drängt auf die Abarbeitung seiner selbst auferlegten Klischees [...]

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