Der Witte - Kommentare
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Alle Kommentare von Der Witte
Die schnippische Inszenierung und psychische Ebene in allen Ehren...aber so eine permanent (variiert erfüllte) Jumpscare-Stimmung nimmt mich echt derartig aus dem Film raus, dass ich mich nur schwer in die Furcht der Charaktere einleben konnte. Stattdessen musste ich stets um meine Erwartungshaltung zu den Genre-Formeln bangen, wann genau jetzt ein lautes Schreckgeräusch oder eine finstere Erscheinung aus dem Dunkeln kommt - dass jene Mittel eintreten, ist stets garantiert. Schon eine recht frustrierende Bedrängnis, die dabei entsteht; offenbar muss man noch eine zweite Sichtung investieren, um Jennifer Kents Zitaten-reiche Horror-Reinterpretation voll subtiler und weniger subtiler Andeutungen, audiovisueller Kniffe, darstellerischer Intensität, effektiver Schocklage und zynischen Humor womöglich wirklich schätzen und verknüpfen zu können. Beim Erstkontakt mit diesem Debütwerk lenkt einen die forcierte Schauer-Konstruktion aber doch zu sehr davon ab - schade drum. Dennoch ohnehin empfehlenswert für unempfindlichere Zuschauer des Genres. Eines Tages gehöre ich hoffentlich auch dazu^^
[...] So sucht (Wenders) eine visuelle Sinnlichkeit, die sich im bildlich unspektakulären Schicksalsdrama versteckt und verdichtet die Dimensionen recht konventioneller Schauplätze, um das Umfeld der Figuren als zusätzlichen Charakter zu vermitteln. Das scheint zumindest die Theorie der angewandten Methodik zu sein. Allerdings versperrt die Umsetzung jenes Potenzial mit einer Inkonsequenz, sich zwischen Handlung und Gefühl entscheiden zu können. [...]
Hätte er den Ballast der narrativen Verstrickungen auf ein Minimum reduziert und seine visuellen und emotionalen Gewichte wirklich aufs Einverleiben bestimmter Ortschaften und Stimmungen gerichtet, dann wäre hier eine echte Besonderheit entstanden. So wirkt das nicht unbedingt fehlerhafte, aber doch mittellose Drama wie Standardware der Gemütlichkeit inklusive nachträglicher Zusatzdimension. [...]
[...] Einmal Egoist sein – das darf man sich doch wohl noch erlauben. So cholerisch Michel sich seinem Hobby widmen möchte und folglich allen Mitmenschen vor den Kopf stößt, sollte es theoretisch eine stets zu belächelnde Distanz zum Zuschauer schaffen. Regisseur Patrice Leconte spielt aber nach perfider Methode und drängt gar auf eine Identifikation mit jenem Menschenfeind, der sich über alles und jeden, vor allem über die dummen Frauen und platzraubenden Ausländer-Familien beschwert („Wie in der Dritten Welt ist das hier!“). [...]
So, ich kenne jetzt zwar das Original nicht, kann mir nach der Sichtung dieses Remakes schon so ziemlich gut vorstellen, dass man die narrative Grundstruktur 1:1 übernommen sowie die Markenzeichen jeglichen 80's Eskapismus nochmals verbraten hat. Wäre aber gelogen, wenn ich nicht zugeben würde, dass die ganze Angelegenheit reichlich Spaß gemacht hat - so vergnügt und grell alles hier zwischen High-School-Teen-Drama, Honk-Humor, Jock-Arschlöchrigkeiten, Establishment-Plakativität und jugendlicher Rotzigkeit mit Tanzbein abläuft. Und weil der rhythmisch schneidende Regisseur Craig Brewer nach "Black Snake Moan" noch ein bisschen Erotik im Blut hatte, kommt das sommerliche Country-Suburb-Ambiente stilecht mit engen Jeans und flexiblen Hüften daher. Julianne Hough hottet da am Steilsten, Hormone zischen aus jeder Pore.
Und wenn diese ganze ungenierte Danceploitation (wo jede entsprechende Szene wirklich kathartisch im Drang zur Teen-Freiheit zählt) nicht schon reizvoll genug wäre, spielt ausgerechnet Miles Teller den schnippischen Buddy vom Hübschen-und-gewissenhaften-Held-mit-finsterer-Vergangenheit Ren McCormack (Kenny Wormald). Ein Subplot zwischen den Beiden ergibt sich sodann, da Teller nicht tanzen kann/will, woraufhin Ren ihm mit der Hilfe seiner kleinen Cousinen in einer MONTAGE ein paar Moves beibringt. Ansonsten ist Ren aber so ziemlich der rebellische Aussenseiter, in den sich die heißeste Flamme der Stadt verknallt, deren Daddy ausgerechnet Pastor und Aufrechterhalter des Tanzverbots ist - wenn's da mal nicht zu ideologischen und stürmischen Konflikten der Generationen kommt!
Wie gesagt, die besten Formeln (und offenbar auch Tracks) jenes Jahrzehnts des Originalfilms finden hier ihre stimmige Wiederentdeckung und pointieren mit freimütiger Naivität eine Rechtschaffenheit fürs triviale und doch so fundamentale Tanzen - eine Realität, wie sie nur im Genrefilm existieren kann. Wenn aber etwas handzahm wirkt, dann die allzu glatt laufende Versöhnung mit der christlichen Vorherrschaft - gibt zwar genügend Reibungspunkte bis zum Schluss hin, aus der Einigung lässt sich aber nicht allzu viel konsequente Wildheit erschließen. Immerhin kann man sich noch wehrhaft gegen die antagonistischen Spielverderber und Eifersüchtler von der Schule prügeln. Das wird im Finale aber schnell erledigt, um wieder zum Abfetzen in der Scheune zu kommen. Irgendwie also doch wieder ein entschiedenes Zeichen zur knalligen Ausgelassenheit, coole Schimpfwörter inklusive. CUT LOOSE!
[...] Abseits der Statik richten behutsame Kamerafahrten den Blick auf ein Zeitkolorit, das seine Künstlichkeit kaum verschleiert: In großflächigen Studios erschafft der Film Bühnen mit bewusst überspitzten und impressionistischen Hintergründen und veräußerlicht somit Fantasie zu Natürlichkeit, wie er auch Wahrheit im Aberglauben schöpft. Zudem fördert jene theatralische Emotionalisierung eine Konzentration im jeweiligen Narrativ herbei, welche die Konfrontation mit dem Unglaublichen intimer nachwirken lässt; quasi als Traumgebilde aufzeichnet, in denen kontemporäre Architektur und Lebensart zwar wiederzuerkennen sind, aber nach Belieben verzerrt. [...]
Tim Burton ist zurück mit seiner Variante eines genüsslich überkandidelten 40er-bis-50er-Melodrams (nicht umsonst kommt zweimal Joan Crawford zur Sprache - es gibt sogar stilecht ein Finale im Gerichtssaal!), das von der exquisiten Räudigkeit des Christoph Waltz lebt und Spannungen des plakativen Love-to-hate vorantreibt. Allerdings ist dabei auch die Empathie mit der unterdrückten Frau und Künstlerin Margaret Keane (Amy Adams) ein entscheidender Faktor des dramaturgischen Haltens; Burton weiß an ihr dementsprechend die Sehnsucht und Tragik des verheimlichten Schaffens zu stilisieren.
Das bunte malerische Ambiente drum herum ist da ebenso nur die brüchige Oberfläche zur inneren Seelenpein, umso greller kommen sodann die Ausbrüche des kontrollierenden Ehemanns/Schweinepriesters Walter Keane. Sein Overacting macht ihn vor allem zum Schluss hin zur Witzfigur, der Fiesheit jener Figur gelingt dadurch aber auch eine Unberechenbarkeit, bei der man sich trotz Übertünchung fürchtet - also ebenso wirksam wie die entschiedene Verschleierung der Realität im Sinne von Burtons "Big Fish", wie hier Margaret Keanes Sicht der Geschehnisse ihr künstlerisch-überzeichnetes Pendant auf der expressionistischen Leinwand erhält.
Da muss man nochmal distanzieren, wie viel Wahrheitsgehalt letztlich übrig bleibt - im filmischen Sinne ist das wohl aber noch die geeignetste Lösung; erst recht, sobald es um die Hilfe der Zeugen Jehovas in Hawaii geht: Camp-Faktor Deluxe. Burton hätte aber dennoch gut daran getan, das visuelle und emotionale Potenzial der Gemälde zu veräußerlichen - Danny Elfmans Score kriegt da zur Unterstützung auch immer nur halbwegs die Kurve -, schließlich besitzt die Geschichte anhand seiner eigenen Vergangenheit als Zeichner bei Disney durchaus persönliche Züge und sollte ihm demnach auch zum audiovisuellen Freilauf antreiben können.
Die Entschädigung fürs Nicht-Einlösen findet man immerhin im extremen Schauspiel zur Konkretisierung der inneren Themen, wobei Amy Adams aber weiterhin als Sympathieträgerin einer ungünstigen Ära beim Zuschauer davon kommt - der Wunsch zum Gelingen ihrer Selbstachtung brennt eben wie das Terpentin in ihrem Arbeitszimmer, je mehr Streichhölzer nach ihr geworfen werden. Dennoch gilt es, vom Film eine unwiderlegbare Taktlosigkeit zu erwarten - was aber immer noch besser ist, als die kommerzielle Manierlichkeit einer "Alice im Wunderland".
Vollkommen natürlich für das Medium Film, dass Tim Burton damit der Schönheit und Nötigkeit der Fantasie huldigen und sie ungeniert in die Tat umsetzen kann (auch wenn das Quasi-Biopic-Narrativ, der meist naturalistische Look und der vordergründige Optimismus in seinem Œuvre eher ungewöhnlich ist - es sei denn, man denkt dabei an den mit denselben Stilmitteln durchaus anders angeordneten "Ed Wood"). Außerdem: wie stark wäre das bitteschön, wenn man so ein unbedarfter Typ wie Edward Bloom sein könnte? Schönes Ding!
Das Original ist schon ein emotionaler Reißer und effektiver Hort für Tim Burtons Themen und Stilistik - sein erweitertes Stop-Motion-Remake fällt da nicht weniger liebevoll und liebenswert aus; passt sich der Verschrobenheit der Idee mit expliziter verzerrten Bildern, Figuren und Bewegungen an. Die neue Größenordnung verwandelt die vormals eher intimere Kleinstadtfantasie zwar zu einem (trotz Schwarz-Weiß-Farbgebung) bunteren Monster-Spektakel mit Nostalgie-Einschlag, passt aber ebenso stark zur Verwirklichung jenes Eskapismus, der bereits zu Anfang im 8mm-Hobbyfilm etabliert wurde, die Hoffnung im Wiederbeleben Sparkys entfacht und schließlich im Verlauf die Katastrophe und die Rettung der Stadt sowie die Anerkennung für den jungen Schöpfer und Wünscher des Ganzen, Victor Frankenstein, hervorbringt. Es macht allerdings schon einen gewissen Unterschied aus, wie viel mehr man als Regisseur auf ein Konzept drauf packt, das mit geringeren Mitteln und kürzerer Laufzeit bewiesenermaßen eine erhöhte Konzentration in der Vermittlung des Kerns aufzeigen kann - ab und an lenkt sich die Neuverfilmung nämlich etwas davon ab; inszeniert grelle Unterhaltung anhand von Subplots, wo vormals eben fast nur die Herzlichkeit eines Jungen zu seinem Hund stand. Jene emotionale Fundierung wirkt hier allerdings noch immer nach und darf sich zudem verstärkt mit der Unterstützung animierter Fantasie brüsten. Eben Burtons Variante vom DoppelHerz - da funktioniert die Reanimierung eines alten Stoffes mit willkommener Frische.
Vom Ruf des Films ausgehend habe ich biedere Langeweile erwartet, allerdings konnte mich Burtons Seifenoper-Adaption positiv überraschen, obwohl deutliche Schwächen zu erkennen sind. Der Streifen schafft es einfach nicht, die zahlreichen Subplots und Charaktere zu einem sanft flutschenden Gesamtbrocken durchzukauen; zwingt sich im Verlauf zu halbgaren Etablierungen, während gleichsam durchweg an der Stimmung des Films - zwischen Fish-Out-of-Water-Situationskomik und übernatürlichem Gruseldrama - gefummelt wird.
Ein genauerer Fokus auf die ganze Angelegenheit hätte da Wunder gewirkt, beherbergt das lose Gefüge doch ein reizvolles Sammelsurium an flottem Horrorhumor, erfinderischen Details & Dekors, leichtfüßigen Pointen sowie vergnüglichen Intrigen & Schauspielleistungen. Allen voran Eva Green und ihr Dekolletee wecken da die Geister, ansonsten geben eine Handvoll deutlicher sexueller Andeutungen und Spitzen der Brutalität schon die richtige Ladung ausgelassener Goth-Urigkeit oben drauf. Zudem bietet das Ambiente der Hafenstadt, deren Wälder und vereinzelte Einwohner eine einladende Atmosphäre, die man schlicht gerne über die ganzen holprigen Story-Elemente erforschen möchte.
Zu guter letzt überwältigt das furiose Finale nach all der undurchschaubaren Entwicklung des Films mit einer Wildheit, an der man sich ausgezeichnet amüsieren kann - Danny Elfmans Score packt dafür sogar den pulsierenden Synthesizer aus. Ach ja, Alice Cooper gibt zwischendurch auch noch ein 3-Songs-Konzert dazu. Mit dem Zeitkolorit wird ohnehin gern gespielt und pointiert - ein bisschen groovige Romantik steht dem honkigen Vampirreigen eben ganz gut. Wahrlich kein verachtenswerter Film, zwar geplagt von überschwänglicher Ambition, aber dennoch ganz sympathisch.
So 90's, dass Taye Diggs, James Duval und Breckin Meyer zusammen als Road-Trip-Buddies abgehen. Ohnehin ist der ganze Streifen eine aufgebretzelte Amalgamation des kontemporären Cool-Indie-Kinos, irgendwo zwischen Araki, Tarantino, Kevin Smith und der sonstigen hyperaktiven Teen-Gangster-Ästhetik jener Zeit angeordnet - inklusive passgenauem Soundtrack für damalige Ecstasy-Feten (Massive Attack, Leftfield, Fatboy Slim, No Doubt, der fucking Macarena). Also genauso wie das, was Joe Carnahan heute noch manchmal macht. Regisseur (und Kameramann) Doug Liman beweist darin auf jeden Fall hohe audiovisuelle Energiewerte, zeigt bereits sein knackiges Gefühl für Actionszenen (geht dafür nach seinem Debüt "Swingers" sogar nochmal nach Las Vegas, nun mit Verfolgungsjagden im Gepäck) und lässt ein bisschen mehr Sex & Gags einfließen als heutzutage. Die dreigeteilte Struktur des Films à la Pulp Fiction oder Lola rennt! wirkt rückblickend allerdings ziemlich uninspiriert und nicht mal allzu stimmig zu irgendwas Substanziellem im Gesamtkontext hinführend - charaktermäßige Stärken sind da ebenso Mangelware, es gilt hauptsächlich das Vorantreiben verrückter Situationen und narrativer Ensemble-Verknüpfungen. Insgesamt aber doch echt bezeichnend für die Ära der Generation-X und ein geeigneter Abgesang aufs Jahrzehnt.
P.S.: Ein recht unerwarteter Blast from the Past präsentiert sich mit Melissa McCarthy in ihrer ersten Spielfilmrolle. Dagegen sind Katie Holmes und Timothy Olyphant als freshe Jungdarsteller noch eine ganz natürliche Ansicht.
Eigentlich ein verkapptes Remake von "Die Nacht der Abenteuer" zu Halloween, bis hin zum Kleinkind mit Marvel-Fetisch, nur ungefähr dreimal so honkig (Victoria Justice rappt hier, anstatt wie Elisabeth Shue den Blues zu singen) und daher auch kurzweiliger. Der Mega-Awkward-Bonus geht an den spackigen "Kinderfreund" Fuzzy, dessen kleinste Beklopptheit darin besteht, zu meinen, dass Mario Kart in den Arkaden gespielt wird. Auch unangenehm aktuell: Die Präsenz vom "Fifty Shades of Grey"-Roman. Besonders nett dagegen allerdings: Die Nutzung der Beastie Boys als empathisches Story-Element. Und Jane Levy, trotz filmischer Degradierung durch exploitative Busengrapscher. Ansonsten ein harmloses und nett pointiertes Teenie-Abenteuer mit einigen sexuellen Anspielungen, absurden Gags und Genre-Klischees von Kopf bis Fuß.
[...] Regisseur Stahl adaptiert aber nicht bloß die Reißer-Qualität des schon 1945 nur bedingt frischen Ambientes eins zu eins in die farbige Ära. Stattdessen unternimmt er einen Fortschritt in die Kompromisslosigkeit, welcher aus der klaren Charakterzeichnung in naturalistischen Farben eine Selbstverständlichkeit zur Darstellung menschlicher Brutalität bewirkt. Symbolisch dafür sei jene berühmte Szene genannt, in welcher Ellen ihr Opfer mit kalter Miene dem Ertrinkungstod überlässt. Kein melodramatischer Score vermittelt hier die Spannung, sondern der objektive Schrecken der Bilder, Blicke und Hilfeschreie im Kampf gegen das Schweigen. [...]
Die Ballett-Umsetzung im Mittelteil, welche eh vollends für das filmische Auge aufbereitet und so aufregend über die Grenzen der Realität in die veräußerlichte Gefühls-Ekstase getragen wird, hätte meinetwegen auch die komplette Laufzeit einnehmen können; schien sie doch prädestiniert dafür, ihren eigenen Weg zum unfassbaren und unberechenbaren Glück zu gehen. Nichtsdestotrotz ist die melodramatische und doch äußerst erwachsene Reinterpretation von Hans Christian Andersens Märchen als parallelisierende Rahmenhandlung eine einvernehmende Reise. Mit Boris Lermontov (Anton Walbrook) im Zentrum, der von der souveränen Förderung seiner Talente in eine obsessive Eifersucht verfällt, bietet sich zudem ein raffiniert inszeniertes, geschnittenes und gespieltes Prozedere von Sehnsucht und Ambition an, das schließlich in eine äußerst bittere Konsequenz mit einem herzzerreißenden Schuss empathischer Poesie mündet. Trotz 1948er Jahrgang ein Film der Moderne, so voll emotionaler sowie technischer Reife, dass er mit seinem eleganten Guss aus Musik, Tanz und Menschlichkeit trumpft und schwebt.
[...] Die Verbindung wird aber nur ganz zart und spielerisch, wie bei den Pflanzen in Greys Büro, zum Erblühen in liebevoller Härte gebracht. „Secretary“ ist also allein von seinem Spannungsaufbau her mehr als nur bloße Unterwerfungsfantasie. Jene besitzt meist exploitativen Charakter und würde schnell und explizit zur Sache kommen. In diesem Fall jedoch wird die Erotik vor Anspannung nur in Portionen ausgeteilt und muss sich regelrecht zusammenkneifen, ehe die Hose zu platzen droht. Dafür reichen schon heiße verstohlene Blicke und das Spiel mit dem Gleichgewicht der Macht, dem sich Lee und Grey in der intensiven und doch schwelgerischen Strenge der Inszenierung hingeben. [...]
Alex Garland umgeht in seinem Regiedebüt größtenteils inszenatorische Gefälligkeiten, nicht aber narrative Konventionen, um eine zeitgemäßere Variante vom Stoff künstlicher Intelligenz zu erzählen - auch weil er daraus immer wieder eine kleine Überraschung schöpft. Oscar Isaac kalkuliert dabei als souveräner Internet-Neureicher Nathan sogar mit der Erwartungshaltung seines auserwählten Protegés Caleb (Domhnall Gleeson), den er zu sich in die tief verborgene Festung der Genialität einlädt. Ganz kompakt für die Konzentration von Plot und Gefühl, beschränkt sich der Film auf wenige Zimmer und sogenannte Sessions als einteilende Kapitel.
Es gilt nämlich herauszufinden, ob die neueste robotische Errungenschaft Nathans, Ava (Alicia Vikander), für einen Menschen gehalten werden könnte oder sich in der Kommunikation sowie den kognitiven Gedankengängen als Maschine entpuppt. Jene künstliche Gefühlswelt kommt jedoch unmissverständlich bei Caleb an und löst allmählich moralische Dilemma aus, die sich in komplexen Diskursen mit dem etwas lockereren und doch unangenehmen Nathan sowie gefährlichen Nachforschungen äußern.
Garlands Film ist hauptsächlich ein entschiedenes Genrewerk mit Twists, das sich vom Aufbau her auf das Wesentliche und einige vermittelnde Zeichen konzentriert; aus jener effektiv vermittelten Quelle reichlich Stimmung aufbäumen kann. Gefahr und Faszination stehen hier Seite an Seite - nicht nur, was die durchgehende Spannung des Films betrifft, sondern eben auch den Umgang mit der Technik. Nathan und Caleb machen sich dahingehend genauso ans Werk wie das audiovisuelle Herantasten anhand seiner nahezu photorealistischen Umsetzung des sehnsüchtigen Androiden.
Ein gutes Stück Befreier-Romantik steckt letztendlich auch drin, doch die kehrt der Film ohnehin nochmals um, um seine eigene Götterfunktion (per CGI) in eine krasse Ungewissheit münden zu lassen - somit auch die von Nathan (immerhin wirkt sein angekauftes Wohngebiet zwischen Berg und Tal wie ein unbeflecktes Eden, in welchem er die Schöpfung vollzieht) und seinem Qualitätsprüfer Caleb. Existenzialistischer Horror, den man essenziell schon von Frankenstein, Westworld und Co. kennt und zum Schluss hin ein bisschen unter Overstatement leidet, unter diesen Umständen aber nochmals ein starkes und atmosphärisches Stimmungsstück.
Mikio Naruse entwirft anhand der Struktur eines klassischen Melodrams das Dilemma zwischen Selbstaufgabe und Individualismus im Japan der 60er Jahre, dessen Seele darin weiterhin in einer ungewissen Ära der Nachkriegszeit verharrte. Ständig wird darüber spekuliert, was denn wäre, wenn morgen alles vorbei sei - ohnehin stehen die aufgebauten Existenzen am Scheideweg, da Zeit und Menschheit immer mehr voneinander abverlangen. Kiosk-Besitzerin Reiko (Hideko Takamine) ist da auch nur ein kleines Rädchen und kann sich nicht gegen den Supermarkt in ihrer Gegend wehren, der alles ein Stück billiger anbietet - sie kann einfach nur weitermachen, auch aus Respekt vor ihrem verstorbenen Ehemann und dessen Bruder Koji (Yuzo Kayama). Doch eher aus Bescheidenheit scheint sie eine schwierige Zukunft entgegen zu nehmen. Für äußere Verzweiflung ist da keine Zeit, kann man die Gegenwart doch eher für die Güte aller nutzen; ihr persönliches Glück wird jedoch schon derartig zurückgeschraubt, als ob sie eh nichts mehr davon erwarten könnte.
Koji jedoch eröffnet sich eine Gelegenheit, aus ihrem Kiosk ebenso einen Supermarkt machen zu lassen, an dem sie weiterhin als Mitarbeiterin beteiligt sein könne. Doch entgegen der potenziellen Vereinbarung möchte er sie als Chefin beibehalten, da sie sich achtzehn Jahre lang dem Laden gewidmet, sich somit "geopfert" hat. Er kann dann auch nicht zurückhalten, dass er sie liebt - ein Umstand des möglichen Glücks, zu dem sie sich schlicht nicht entschließen möchte. Das Gewissen rattert nämlich gegen Sehnsucht und Leidenschaft, da sich niemand mehr seiner Zukunft gewiss sein kann. Die harte Konsequenz, die man dann auch als Zuschauer in den Knochen spürt, ist schließlich ihre Aufgabe des Ganzen: alles hinter sich zu lassen; zurückzuziehen; das Aufgebaute jemand anderem zu übergeben - vor solchen Entscheidungen dreht sich einem der Magen um; Reiko zieht es durch.
Es ist eben ein entschiedener Verlust; das ultimative Opfer in einem Zyklus des ständigen Opferns, aus dessen Bann sie sich nicht mehr lösen kann. Nach dem Krieg und dem Tod bleibt eben ein Trauma, vielleicht hilft da nur noch die Flucht mit dem Zug ins Abseits. Doch Koji folgt Reiko mit aufs Land, zurück in die Vergangenheit, vor der man nun sein eigenes Versagen eingesteht. Bittersüß wird jene Ermattung allerdings dadurch, dass sie gemeinsam vollzogen wird und somit dem Neuanfang Hoffnung verliehen wird. Reiko kann allerdings nicht raus aus ihrem seelischen Korsett der Entsagung, wie auch der Film durchweg seine Weitwinkel-Visualisierung in behutsamen Schwarzweiß begrenzt und in der Musik immerzu ein relativ kurzes Leitthema variierend um sich selbst kreisen lässt.
Jene Variationen erkennen aber auch das innere Drängen Reikos an, wie sie selbst ihre Wünsche immer weniger zurückhalten und doch nicht umsetzen kann. Der Schlusspunkt des Films stellt sodann aber auch eine besonders harte Belehrung zu ihrer Uneinigkeit dar, da ihr größter erzwungen-selbstentschiedener Verlust unwiederbringlich davon getragen wird; sie bloß noch im Schock der Schlusstafel verharren kann. Naruse suggeriert zweifellos effektive Argumente für Veränderungen in der gesellschaftlichen Mentalität, doch macht er das nicht mit strikter Belehrung, sondern empathischer Darlegung. Sein herangezogenes Frauenschicksal ist dann auch kein Aufzeigen der Schwäche - im Gegenteil, eher wird von ihr schon ständig Stärke verlangt; meist von solchen, denen es schon längst besser und gemütlicher ergangen ist, indem sie ihre Zukunft in die Hände eines reichen Mannes gelegt haben und nicht mehr arbeiten müssen.
Was er aber nachvollziehbar macht, ist die Nötigkeit von persönlichem Glück, dessen man entzogen wird; sich selbst sogar noch dagegen entscheidet. In Japan ist das sogar noch immer ein gesellschaftsübergreifendes Problem, wie dort der Arbeitsdrang gegen die Erfüllung persönlicher Bedürfnisse gehandelt wird. Doch auch global gesehen, besitzt Naruses Film noch immer eine Relevanz, die vielleicht filmisch zunächst ganz unscheinbar und unbeeindruckend abläuft, im Nachhinein allerdings eindringlich hängenbleibt. Da merkt man, dass hier mit echten Charakteren gearbeitet wird und so entsteht ein Film, dem man wahrhaftige Zugänglichkeit nachsagen kann - ohne dass die narrative Konstruktion immer wieder forcieren muss, weshalb man derartig fühlt. Ein beachtenswertes Hadern mit der Sehnsucht kommt bei Menschen eben an.
[...] Die Näharbeit am Unfertigen hat sichtlich Schwierigkeiten echte Pointen zu finden und befähigt sich sogar dem berüchtigten Record scratch beliebigster Komödien-Trailer an scheinbar wahlloser Stelle. Ab der zweiten Hälfte gerät alles etwas kohärenter, da diese wohl beinahe vollständig abgedreht wurde. Greifbarer werden die Figuren dadurch allerdings noch immer nicht, eher penetranter, da sie durchweg als plakative Vehikel einer politischen Satire herhalten müssen. Diese probiert eine konfrontierende Krassheit, arbeitet jedoch nebenbei mit Harmlosigkeit – eine Uneinigkeit, mit welcher der Film seine Inhalte nur an die Wand klatschen kann; völlig gleich, ob irgendwelche kleben bleiben. [...]
Okay, rein technisch gesehen ist das hier schon eine bessere Leistung als Eastwoods letzter, 'Jersey Boys' und sei es auch nur durch die kurzweiligere Erfüllung von Genre-Standardwerten. Aber inhaltlich...Ist doch einfach nur lächerlich, wenn sich gängigster Jingoismus hier als ambivalent verklärt, um sich letzten Endes doch ganz klar der Heroisierung von Militarismus, Schicksal und dringlicher Rache gegen undifferenzierte Feindbilder jener "Savages" zu widmen. Dieser Vaterlands-Pathos kennt dann keine Kritik mehr, höchstens Empathie mit den Heimkehrern, die aber laut diesem Film unbedingt wieder zurück wollen; nicht draus lernen, bis jede einzelne Gliedmaße abgeschossen wurde - Stärke bringt nun mal Ehre. Sehr durchschaubare Kiste.
[...] Gewinnt daher am ehesten als Relikt seiner Zeit denn als zeitloser Film. Einen jungen Josh Brolin beim Skaten in scheußlichen Klamotten zu sichten, ist da neben dem Slang und der ausgelassenen Gestaltungsfront in Musikclip-Ästhetik noch ein sehenswertes Highlight. Ansonsten hat der Film lediglich ein äußerst geradliniges Prozedere anzubieten, das zumindest noch so unbeschwert und audiovisuell aufgegeilt die Konventionen abspeist, dass man seinen trivialen Spaß haben kann. [...]
[...] Der Humor des Films ist ohnehin trotz vereinzelter sexy Spitzen und Hangover-Mentalität eine ganz biedere Angelegenheit. Er erhält auch gleichsam wie das altbackene Konzept nur dadurch eine ungefähre Daseinsberechtigung, dass ein modernerer Umgangston gepflegt wird, der aber eher der Fantasie Berliner Wohlstandshipster entstammt, doch nur gängige Situationskomik der Marke Sat-1-Fernsehkomödie konstruiert. Kommt davon, wenn man sich gleichzeitig an die gegenwärtige Generation an Damen wie auch an die im Rentenalter anbiedert – da laden Iris Berben und Friedrich von Thun wortwörtlich zum ganz großen Tennis mit Herzinfarkt ein. [...]
[...] Wer in seinem Leben jemals ein Märchenbuch in die Hand nahm, weiß, in welche Richtung dies alles führen wird. Dennoch beeindruckt Branaghs Hingabe: Behutsam vermittelt er das Ganze in organischen 35mm. Dabei entfaltet er eine aufwendige und bis ins kleinste Detail versierte Farbenpracht und Fülle in Kostümen und Sets, dass man sich an die Technicolor-Epen des vergangenen Jahrhunderts erinnert fühlt sowie an deren Sinn für Fantasie. [...] „Cinderella“ probiert mit den Mitteln von heute eine Vision aus jener Selbstverständlichkeit des Stoffes, was Zauber, Hoffnung, Selbstbestimmung und sogar Vergebung betrifft – getragen durch den zeitlosen Rahmen des Märchens und übersetzt in ein möglichst zeitloses Wunderwerk eskapistischer Glücksgefühle. [...]
[...] Natürlich ist das eine einfache Methodik, die Buck dabei anwendet; daraus leitet er jedoch eine ehrliche Lockerheit und Spaßigkeit ab, die sich ihrer selbst bewusst sind und auch mal Abwegigkeiten im Prozedere der Gestaltung erlauben. So erschafft Buck schon aus freimütigen Kameraeinstellungen und Schnitten eine Pointenvielfalt, mit der das Gros deutscher Komödienunterhaltung nicht mal ansatzweise mithalten kann – auch weil er nicht auf die gängige Konstruktion von Gags und Dialogen setzt. Stattdessen regiert die Unbedarftheit und das omnipräsente Gefühl glückseliger Sehnsucht [...]
Für eine Nicholas-Sparks-Verfilmung gar nicht mal so ungeschickt. Sicherlich sind die CGI-Gänse am Anfang schon die Kitsch-Krönung schlechthin und die eigentliche Story an sich ist wirklich nur eine weitere austauschbare Variante der gängigen Stichworte jenes Autors: Krankheit in der Gegenwart (Alzheimer, Krebs, Leukämie - choose your own adventure); Rückblick auf die Liebe in der Vergangenheit; Liebe über Zeit und Raum; tägliche Liebesbeweise trotz Trennung (365 Briefe im Jahr, bei "The Best of Me" waren es beinahe ebenso viele Knastbesuche); Liebe im Angesicht gesellschaftlicher Unterschiede (= reiche Eltern); alte weise Männer; mit einem anderen Partner zusammenkommen, um dann doch zur alten Flamme zurückzukehren; kathartisches Bumsen im Angesicht von Wasser (wahlweise das Meer oder Regen); etc.
Komischerweise schafft es Nick Cassavetes allerdings, jene melodramatischen Einfältigkeiten einigermaßen gediegen im Zaum zu halten. Besonders hilfreich sind dabei vor allem das recht natürliche Schauspiel zwischen Gosling und McAdams sowie deren stimmig fließende Dialoge. Letztere klingen gar nicht mal so plakativ, wie man sie vom Autor von "Nur mit dir - A Walk to Remember" kennt; lediglich der Voiceover, welcher die Geschichte des Paares detailliert, besitzt wahrhaftigen Schmalz. Ansonsten kann man wirklich von einem stilvollen Melodram reden, das zudem für knapp eine Minute dicke Kriegsatmo auspackt, ohnehin technisch souverän daherkommt und anhand der Charaktere effektiv packt. Die Romanze ist tatsächlich glaubwürdig und dennoch mindert die Gefälligkeit des Ganzen die Stimmung; insbesondere mit dem Hintergrund, dass man mit den eigentlich faulen Stoffen eines (nett ausgedrückt) naiven Autors verbrüdert wird, die hier lediglich in der Umsetzung von fähigeren Leuten gehandhabt wurden.
Vielleicht wäre da eine (spürbar) originalgetreuere Adaption noch mal ein Stück ehrlicher und vor allem witziger - doch ich will ja nicht zu sehr meckern und spekulieren: Liebe ist, was man draus macht und da ist solch eine Verfilmung unter Umständen noch die bestmöglichste Lösung für alle Beteiligten (wenn man auch mal ganz aktuell mit "Fifty Shades of Grey" vergleicht, wo wahrscheinlich keinerlei Variante wirklich befriedigt). Und sowieso: nichts geht gegen Gena Rowlands. Ich hoffe nur, dass ich im Herzinfakt-Alter mehr zu erzählen habe, als "Liebe, Liebe, Liebe", denn über mehr quatschen die Alten hier nicht. Ach ja, über Wunder auch - noch so ein Stichwort von Sparks. Der Mann kann einen einfach nicht enttäuschen.
[...] Ohnehin befähigt sich der Film eines ziemlich morbiden Humors, der auch mal in einem wilden Blutrausch innerhalb eines radikalen Klerus vollzogen wird. Im feinen Anzug wird knallhart ausgeteilt, gleich welchen Geschlechts und Körperteils. Die Inszenierung findet darin jedoch einen respektlosen Spaß und somit eine lockere Distanz, die sich nahtlos ins Grundkonzept des Films, dem Fun-Revival, einordnet. Löblicherweise nimmt der Spaß aber immer noch seine Charaktere ernst und setzt im dritten Akt dann auch vollends zur Erfüllung der Katharsis an, mal als Agent schlicht die Welt retten zu können. Dazu werden ebenso die Geschütze des modernen Blockbusterkinos aufgefahren; beinahe an der Grenze zum obligatorischen Ernst und CGI-Bombast der New School, doch weiterhin von sympathischer Motivation und der typischen britischen Ironie beherrscht. [...]
Ich war vielleicht 6-7 Jahre alt, als ich unbedingt BEETLEJUICE im Fernsehen mitgucken wollte. Meine Eltern haben mich gelassen, aber sobald die Sandwürmer und andere "krassere" Szenen vorkamen, habe ich mich hinter der Couch versteckt, immerhin erwartungsvoll mitgehört. In Sachen Tim Burton hatte ich ohnehin Schiss, sobald ich Promos zu NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS sah - allein das eine Bild, dass eine Schlange alle Weihnachtsgeschenke auffressen würde, war zu viel. Eine positive Anekdote zum Thema: offenbar als erzieherische Maßnahme gedacht, hatte mein Vater eine US-Porno-VHS in meiner Zeitungskiste (reichlich N64-Magazine, Screenfun, Limit, Moviestar) "vergessen", als ich so an die 13 war. Hat schon mehr vermittelt als das Zeugs auf VOX zu der Zeit.