Der Witte - Kommentare
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Alle Kommentare von Der Witte
[...] Alles irgendwie Kinderkram, aber gerade dadurch eine unverantwortliche Repräsentation des Bondage- und SM-Lebensstils. Dieser soll hier männliche Überlegenheit sowie unbedingte Sexualbereitschaft und Selbstbestimmungsentzug legitimieren, fürs Mainstream-Publikum salonfähig machen – erst recht mit manipulativer Rückendeckung von Greys tragischer Vergangenheit. Für einen Kanon der Aufregung reicht es allerdings trotzdem nicht, so dröge der Narrativ seine Munition schon zur Mitte hin verschießt und in der ultra-abhängigen On/Off-Beziehung eine Empathie zu finden versucht, welche anhand der unbeholfenen Konstruktion ohnehin keinen Realitätsbezug mehr beherbergt. [...]
Jason ist in der räudigen 90er-Jahre-Splatter-Optik angekommen und feiert den übernatürlichen Suburban-Horror à la Warlock mit reichlich Körpertausch-Exzessen und einer gar nicht mal so uninteressanten Story um Rituale, magische Dolche, gestohlene Babies und auch ein bisschen guten alten Medienzirkus. Das Finale ist übrigens ein Highlight in der Reihe und wie der ganze Film von diesem bestimmten Slapstick-Humor durchzogen, der mal mehr oder weniger die ganzen Jahre dabei war. Geht meinetwegen gerne noch verrückter in der Zukunft.
[...] Hirschbiegel verlässt sich darauf, dass das omnipräsente Gefühl des nationalsozialistischen Horrors auf die Seelen drückt und deshalb als abschaffbar empfunden werden muss. Ironischerweise hält er sich aber gleichzeitig darin zurück, eine wirkliche Nähe zu Emotionen zu wagen und diese zu veräußerlichen. Stattdessen folgt seine Dynamik der inszenatorischen Souveränität: Mutlos, aber angemessen gilt es, die Charakteristika des Ensembles festzustellen. Mehr will Hirschbiegel der Meinungsbildung halber eigentlich nicht anbieten – es wird einem theoretisch selbst überlassen, wie man für Elser und Co. empfindet. Der Film bleibt dennoch ein Antikriegsfilm und so verlaufen die Handlungslinien in erwartbares Terrain. [...]
[...] Straff konfrontierend werden hier nämlich Extremsituationen emotionaler sowie politischer Ambivalenzen erschaffen. Menschliche Integrität gerät dabei auf den Prüfstand, wie auch die Verdrängung der Vergangenheit vor unseren Augen in der Rekonstruktion aufgelöst wird. Für die Grundschuld des Unglücks sind dabei nur wenige Faktoren zuständig – doch im Angesicht derer sind die Opfer unfähig und unwillig, zusammen etwas gegen ihre Situation zu tun. Irgendwann verteidigt jeder bloß sein eigenes Überleben bis hin zum entschiedenen Freitod. [...]
Erstmals ein ehrlicher Versuch der Reihe, sich als komödiantischer Horrorfilm zu etablieren (was noch immer einen entscheidenden Unterschied zur Horror-Komödie darstellt, versteht sich). Autorenfilmer Tom McLoughlin bricht die vierte Wand, umarmt die glorifizierte Stumpfsinnigkeit des Konzepts und zaubert Übernatürliches in den stoischen Killer Jason hinein, dass man vor Freude juckst. Ungenierte Plakativität trifft dabei auf visuellen und Dialog-technischen Schlagabtausch in der Parallelität der Handlungsorte, wie auch Jason jederzeit zur selbstbewussten Mörderpointe ansetzen kann. Ein Gros an Abwechslung (inklusive Verfolgungsjagden) treibt die Serie hier zur frischen Kurzweiligkeit (selten hat man solchen Bock, der Handlung und den Figuren zu folgen), Pluspunkte gibt's ohnehin für den Aufwand sowie dem Umstand, dass im Zentrum tatsächlich auch mal Kids zur Ferienunterhaltung im Camp abhängen. Ebenso ikonisch: Alice Cooper singt "The Man behind the Mask", während der Bodycount an die bezeichnende 18 herauf steigt. Einziger Wermutstropfen: keinerlei Female Nudity - dafür gibt's die Nippel der frisierten Obernulpe Cort (Tom Fridley) zu sehen und für ihn daraufhin ein Messer in den Kopf. Zum Schluss hin wird es wieder etwas traditioneller im Abschlachten, doch effektiv genug, um Lust auf mehr zu bekommen.
Stöcke und Fäden IN 3D! Ein Spaß für die ganze Familie, teils ordentlich fickrig und locker, aber auch ein bissl zu behäbig. Der Titeltrack ist da noch ein Stück launiger als der Rest, aber wie gehabt gilt: Jason killt sie alle und bekommt dafür endlich seine richtige Maske. Goldig!
Ironischerweise fühlt sich der "neue Anfang" so an, als ob er niemals aufhören würde. Ansonsten habe ich mich aber gut amüsiert bei der ganzen Schwachsinnigkeit.
In vielerlei Hinsicht genau das Drama menschlicher Relevanz, das man von Vornherein erwartet, jedoch trotz historischem Respekt mit einem stimmigen Tempo und konkreter Problembehandlung versehen. Da braucht Regisseurin Ava DuVernay auch nicht so hartnäckig auf Gefühls-Tortur drücken wie Steve McQueen, schließlich ist ihr "SELMA" ein Film der erbaulichen Diplomatie zum Wandel hin; besitzt dennoch in den unvermeidlichen Gewaltausbrüchen eine starke Markigkeit, stets unterstützt von angemessener Stilisierung (und einem überraschend guten Gespür für Actionszenen). Redselig ist der Film zudem ebenso, wenn auch auf das Nötigste fokussiert. Da erlaubt das Gewissen hinsichtlich der Geschichte gewiss wenig Freiraum für inszenatorisches Bohei (ebenso wenig für eine militante Tendenz, welche "den weißen Mann" zum plakativen Hassbild degradiert), trotzdem gelingt eine Vielzahl überwältigender Eindrücke von der Entwicklung nach dem Niederschlagen des Widerstandes hinein in den Mut zum sozialen Übergang. Letztendlich lässt sich hierin eher ein beispielhaft universeller Film gegen Ungerechtigkeit finden; erst der Pop-Up-Abspann mit John Legends und Commons "Glory"-Vertonung rückt die Schilderung des Stoffes etwas zu aufgesetzt in die Nähe zum aktuellen Zeitgeschehen in den USA. Manch ein Humanismus meint es eben manchmal zu gut für sein eigenes Wohl, an sich hat er das Herz aber am rechten Fleck.
Komischerweise tauchen in meinen Träumen immer wieder 80er Jahre SUICIDE-SQUAD-Comicbände auf, obwohl ich weder welche besitze noch überhaupt weiß, was darin abgeht. Entweder ist das ein gutes Omen für mein Interesse zum Film oder Warner & DC schalten Werbungen in meinem Hirn. Ganz schön gerissen!
Auf CEREALITY.NET haben wir in einer kleinen, aber feinen Retrospektive alle Filme von J.C. Chandor beleuchtet. Nur drei Streifen auf dem Buckel und schon so ein Prachtkerl! Viel Spaß beim Lesen und Entdecken:
http://www.cereality.net/thema/die-filme-von-j-c-chandor-024233
[...] Der Blick nach draußen, ins moderne New York, verspricht reichhaltige Möglichkeiten, doch die Karriere zwingt zum mehr oder weniger freiwilligen Druck nach innen. Die Optik dazu konstruiert kontrastreichen Style; dessen Macht kann man nur mit Ermattung begegnen, sobald man in der Rücksichtslosigkeit des Börsensystems, ganz entmenschlicht wie ein Datensatz, abgekoppelt wird. Die Furcht gehört zum Beruf dazu, ist kalkulierbar; der Verlust bleibt aber weiterhin schmerzlich. Eric Dale (Stanley Tucci), jahrelang im statistikbasierten Krisenmanagement angestellt, ist da einer der Ersten, der fliegt. Seine Kollegen leiden in seinem Tribunal mit, da sie wie er die Vorzeichen des Zusammenbruchs spüren. [...]
Im Grunde ein eher witzloser Vorreiter von "GALAXY QUEST", oder auch einer dieser Art von Filmen, bei der Sätze wie "Hör zu, Kleiner. Ich bin kein Held." fallen. Letzterer Satz wird nämlich vom überheblichen Darsteller Ty Farrel (Daniel Riordan) geäußert, der in einem billigen 50er-Jahre-Sci-Fi-Live-Serial die Hauptrolle gibt. Das mickrige Setdesign, die unbeholfene Darstellerriege und das Product-Placement einer Schokomilch-Marke verballhornen ähnlich wie David Lynchs und Mark Frosts "ON THE AIR" das Zeitkolorit. Sobald jedoch der Sprung in andere Dimensionen vollzogen wird und der (nur spärlich etablierte) Captain den Fish-Out-of-Water gibt, sind Ausstattung und Production Value nur bedingt hochwertiger. "CAPTAIN ZOOM" ist eben auch nur ein TV-Film durch und durch; muss sich auf reichlich Dialogarbeit verlassen, während die Videoeffekte schlicht erbärmlich versuchen, eskapistische Aufregung zu vermitteln. Zwischendurch nickt man vor Formelhaftigkeit ein, auch wenn Zoom einer Hexe die hellseherischen Kräfte rausbumst und jemanden für 'ALF' hält, obwohl derjenige erst in den 80ern erfunden wurde. Erst im letzten Drittel, sobald er wirklich zum Helden aufsteigt, der tatsächlich per Prophezeiung vorhergesagt wurde, reißt sich der Film ein bisschen zusammen und erschafft ehrlichen Charme, auch anhand des Shirley-Walker-Scores. Da spürt man den Geist des Liebenswert-Trivialen, bis dahin quält man sich aber äußerst ab, so bieder die Konventionen abgearbeitet werden. Vielleicht doch nur was für Genre-Komplettisten - fml.
[...] Wäre ja auch etwas unsinnig vom Film, seine entspannte Haltung hinterrücks zu verurteilen – klar lässt er die Zeichen dagegen mit leicht verbitterter Verklärung aufblitzen, doch umspielt sie mit inszenatorischem Spielspaß, der auch einer festen Dramaturgie weitgehend fern bleibt. Daraus kreiert „Tu dors Nicole“ zwar eine drollige Naivität des Nichts-Tuns, macht sich aber auch nicht über sie lustig oder setzt ihr grausam zu. Man darf es eben doch noch mal ein bisschen ruhiger angehen lassen und schlicht die Unbekümmertheit genießen. [...]
Ich hab nicht den hier gesehen, aber dafür "F.A.R.T.: The Movie" (1991).
Jener angeblich mit einem Budget von 40.000 Dollar produzierte "Film" ist eine US-amerikanische Videoproduktion um den notorischen Ultrafurzer Russell, dessen Ehefrau Heather mit ihm auf eine Silvester-Party gehen will. Er möchte jedoch lieber den ganzen Tag lang in der Gegend herum furzen und mit reichlich ungesundem Futter in die Röhre schauen (Public-Domain-Folgen von den Drei Stooges sei Dank), was sodann den Ehestreit herbei fördert. In jenem Rahmen der weiberfreien Glotzerei sichtet unser Heimscheißer sodann Furz-fixierte Sketche/TV-Parodien von ganzen acht Drehbuchschreibern; reagiert in Zwischenschnitten fast schon willkürlich mit Amüsiertheit, Aufgeregtheit und dem Trübsal, Heather zu vermissen - hab ich schon erwähnt, dass er dabei oft einen fahren lässt? Ganze zwei Game-Shows über Furzgeruch-Wiedererkennung nach Wetten-Dass-Format, Soap-Operas, Anti-Furz-Predigen, Werbespots für Furzer-Toleranz sowie Stand-Up-Shows übers Furzen verpesten dabei die Luft mit immer gleichen Gags der Flatulenz.
Dabei geht man oft nicht über die Ambition heraus, im Dialog vorhersehbarste Steilvorlagen für Furzwortspiele einzubauen und die Namen der Mitwirkenden nach Analbegriffen klingen zu lassen (Harry Butts, etc.). Selbst die Kritik zum eigenen Werk liefert der Film mit einem Siskel-&-Ebert-Verschnitt ab, der ebenso reichlich Pups-Puns einbaut. In dieser Forcierung plattesten Anarcho-Humors muss zudem durchweg mit einer bleiernen Camcorder-Inszenierung Vorlieb genommen werden, in der weder Humor noch andere Emotionen außer Langeweile stimmig aufsteigen. Nicht etwa Alan Smithee, sondern Amateur-Regisseur Ray Etheridge kreierte dieses rätselhafte Produkt der 'Nomödie', bei dem sein zweckmäßiges bis vom-Blatt-ablesendes Ensemble genauso versagt wie die komplett desinteressierte Optik. Man soll ja nicht denken, dass neben unterbeleuchteten Papp-Sets vielleicht noch gemalte Stinklinien aufgewendet werden können, um die Übertriebenheit des Ganzen vielleicht mal ansatzweise effektiv zu vermitteln. Dazu passt dann auch, dass Texteinblendungen stets denselben Font benutzen, wie auch die Kamera meist statisch Halbnahen mit reichlich Headroom auflöst.
Musikalisch gesehen hört man auch fast nix, weil meistens mündlich-erbrachte Fürze die Soundkulisse bestimmen; immerhin dreimal ertönt noch das Lied "Life is a Gas" der Medicine Wheel Band - zweimal sogar mit vollständigem Bühnenauftritt, damit die Laufzeit an die 86 Minuten herankommt. Nennenswert bleibt höchstens noch das surreale Finale, bei dem die feine Partygesellschaft pünktlich um Mitternacht die Hosen fallen lässt und Heather im Kanon volldonnert. Spuren einer aristokratischen Horror-Satire à la Brian Yuznas "SOCIETY", doch eben nur für diesen kurzen (geträumten) Moment, der auf einer endlosen Zusammenstellung einschläfernder und undifferenzierter Furzwitz-Overkills folgt. Hier wird eben ein Gesamtkonzept der totalen Ausschöpfung von komödiantischen Redundanzen erfüllt, das einerseits ziemlich effektiv die Verrohung durch primitive mediale Unterhaltung prognostizieren könnte; andererseits aber auch völlig ungeniert/ungeschickt witzlosen Selbstzweck zelebriert. Welche Sichtweise man auch immer bevorzugt: auf die Dauer stinkt's.
2,5 von 10
Douglas Sirks effektives, respektvolles und stilistisch etwas zu gefälliges Remarque-Kriegs-Melodram über Verlustangst und die Unvermeidlichkeit des Schicksals lebt nicht nur inhaltlich von Liselotte Pulver. Und dann gibt's auch noch ein "Gasthaus Witte". Läuft...
[...] Einerseits entwickelt man eine natürliche Sympathie zum langhaarigen Sonnenschein, der von der einzigen Bezugsperson seit jeher hinters Licht geführt wird; andererseits überspielt der Film die bloße Reinkarnation des Märchens mit freimütigem Adaptionsgeist für clevere Pointen und einem selbstbewusst-bunten Ensemble. Wo normalerweise Rollenmodelle sowie starke und schwache Geschlechter allein vom Narrativ her erwartet werden (siehe die berüchtigten Grobiane, vor denen Gothel Rapunzel warnt), kehrt Humor sie in herzliche Offenheit um. [...]
Irgendwann sagt man sich: ich bleibe jetzt hier. Kelly Reichardt hypnotisiert den Zuschauer in einen filmischen Realismus hinein, der in seiner Erzählweise noch wichtiger wirkt als das Dargestellte an sich - die Gefühle der Situationen werden dadurch aber erst recht greifbar und nehmen anhand ihrer Atmosphäre vollständig ein. Zunächst geht der Film wie seine Charaktere, die Aktivisten, methodisch und selbstsicher, sprich kalt, vor; die Bildsprache vermittelt dabei stille Verbundenheit und Ausnutzung der Umwelt, während im Natürlichen der Umsturz geplant wird. Es brodelt lediglich im Innern, doch jenes Schweigen wird bald zum Würgegriff ansetzen. Die Furcht des illegalen Wagnis klettert am Nacken rauf, als wäre ein kalter Schock im Anmarsch; der Film überrumpelt einen da regelrecht, obwohl man sich vorher in beobachtender Sicherheit glaubte. Der kognitive Überblick mündet daher flugs ins Intime, je stärker sich die Schuld auftürmt; dennoch verleugnet und eingedämmt werden muss.
Die Eskalation folgt demnach ebenso im Intimen; zudem wird die Flucht ironischerweise in jener urbanen Zivilisation vollzogen, welche man mit anonymen Idealen "belehren" wollte. Die Ideologie von Reichardts weitgehend undramaturgischen Film bleibt jedoch ambivalent, weil Charakter-motiviert, aber auch von einer realistischen Unvermeidlichkeit ausgehend. Gleichsam wird die konkrete Geradlinigkeit des Ganzen doch noch von musikalischen Sphären begleitet, die filmischeren Druck machen; dabei zumindest an einem Charakter hängen bleiben. Oder sind sie doch ebenso Ausdruck unseres mentalen Innenlebens, so wie wir Reichardt und ihren Charakteren bedingungslos gefolgt sind? Es geht halt so einiges, wenn man sich vom Vornherein im Schweigen einfinden muss und die Eindrücke dort in der Isolation aufstauen lässt. Eine Reaktion wird so oder so kommen; wie weit man geht, ist entscheidend - und das birgt als filmische Erfahrung auf jeden Fall ein spannendes Erlebnis.
Ja, auch ich habe endlich FROZEN gesehen und fand ihn schick-kurzweilig. Wenn ich einen Makel herausheben muss, dann, dass der Plot zu glatt (no pun intended) in seiner Formelhaftigkeit vorangeht - da geht deutlich mehr, Disney; schon wieder der "true love's kiss" (in diesem Fall letzten Endes nur "true love" unter Schwestern, immerhin ein bisschen getwistet)? Auch spricht er etwas doll offensichtlich alles aus, was thematisch relevant ist - der gute Olaf romantisiert in dem Fall am meisten herum, ansonsten würden die Songs ja als Gefühlsäußerungen vollkommen ausreichen. Da ist der Film eben einfach gehalten, ohnehin eher ein Werk für die Kleinen; inhaltlich stellt er aber nix Verkehrtes dar und hinsichtlich der Emotionalität wird's sowieso recht effektiv (zwar anfangs mehr, bevor die ganzen Comic Reliefs antanzen, aber dennoch: starkes Finale!). Ich hab's nicht bereut, wenn ich auch eher die Souveränität des Films schätze, als wirklich begeistert zu sein.
Wer "DIE BMX-BANDE" verschlungen hat, kommt an diesem amerikanischen Pendant von Stunt-Guru Hal Needham nicht vorbei. Der jugendliche Eskapismus und Slang findet hier im suburbanen Americana frische Betätigung und Bestätigung; allen voran der flotte Cru und seine Gang lassen es mit Tricks und Herzenslust so richtig krachen. Sie tragen Zeitungen aus, spielen mit der örtlichen Polizei herum und wenn man mal vom Sattel muss, kommt Mom um die Ecke, dass man sich ja fürs College bewerben soll. Gerade dann aber veranstaltet Multimillionär Duke Best das größte nationale BMX-Turnier in jener Kleinstadt und neben all den Profis kann sich ein örtlicher Haudegen für das Rennen qualifizieren. Wer sich dazu wohl berufen fühlt?
Needhams Film steuert mit Karacho in die Naivität, doch ebenso ins Vergnügen. Coole Plattitüden auf beiden Seiten träumen dort den American Dream; Best's Zugpferd Bart Taylor stolziert da noch mit fescher Sonnenbrille rum, doch Love-Interest-Mädel Christian (kein Witz!) setzt ihren Blick entschieden auf den einheimischen Sympathen voller Sehnsucht, Verschmitztheit und Ambition an. Da gibt's einen hypnotischen BMX-Boogie oben drauf, welcher von der erlesenen Soundtrack-Auswahl (der hauptsächliche Grund für die Nicht-Existenz von "RAD" auf DVD und Blu-Ray) das größte Potenzial an purem Filmglück rausholt - Needhams Zeitlupen-Exzess inklusive. Jene audiovisuelle Gefühlsveräußerung im gemeinsamen Wirken besitzt schon eine beinahe Michael-Mann'sche Aura, sowieso versteht der Regisseur hier die kurzweilige Verquickung von spannender Sport-Montage und gemütlichem Provinzleben, unter das sich nun ein bisschen geräderte Aufregung mischt.
Doch für Liebesbeweise anhand von "Ass-Sliding" ist ebenso gesorgt wie auch toll-plakative Dialoge semi-fähiger Darsteller und zuguterletzt die Euphorie für freie Marktwirtschaft (eingebettet von reichlich Product Placement natürlich). Helden lassen sich nun mal nicht kaufen, es sei denn, sie stehen mit ihren Mitmenschen dahinter und melden das handgemachte Gewerbe gegen die bösen Bosse und ihre wieseligen Handlanger an. Ein echt süßer Spaß, das Ganze; zum Ende hin möglicherweise etwas gestreckt und in der finalen Einstellung lediglich auf eine Totale zurückgreifend (für ordentliche Coverage waren wohl Zeit und Geld etwas knapp geworden) - dennoch ein 80's-Power-Spektakel mit romantisierter Selbstverständlichkeit, das zum Mitfeiern einlädt und aus Zeitkolorit-bedingter Distanz entsprechend genossen werden kann.
Dieser beliebige Action-Kitsch von Teen-Souverän D.J. Caruso kann zumindest zwei gute Sachen vorweisen und effektiv nutzen: Teresa Palmer und der eine Hund ♥
[...] Schneider kann seinen Ansatz zum künstlerischen Handwerk nicht offenbaren, wie man das Innenleben eines Menschen an sich nie komplett ergründen kann. Jenes Zugeständnis, das sowohl Hauptcharakter Helge als auch der Film macht, schafft jedoch gerade darin eine humane Greifbarkeit. Die Freiheit zu haben, dass zu machen, worauf man Bock hat; sich nicht erklären zu müssen: Das ist eben ein unentbehrliches Gut. Wie sich dieses Gut verselbstständigt, hängt vollkommen vom Individuum ab. In Schneiders Fall reicht es für einen beschwingten und entspannten Rückblick auf ein Arsenal des erlesenen Blödelns und Schaffens. [...]
[...] Regisseur Ozon einigt sich nur halbwegs mit dem wenig ergiebigen Drehbuch, das mit dünnem Handlungskonstrukt in Richtung Melodram gefällige Feelgood-Passagen und Erklärungsphrasen auftischt und schlussendlich einen klobigen dritten Akt mit Koma-Magie absolviert. Am Reizvollsten, wenn auch nicht unbedingt Nachvollziehbarsten, beobachtet der Film jedoch das Innenleben von Claire. Anhand ihrer Verbindung und Liebe zur verstorbenen Laura entwickelt diese eine Affinität für den männlich-femininen Ersatz ihrer Freundin; wirft sich dadurch aber ebenso in eine sexuelle Verwirrung, welche Visionen und Handlungen der Furcht hervorruft. Ozon baut darauf mentale Spannung und sexual-psychologische Komplexität, schafft aber oftmals wieder Platz für die Romantisierung der forcierten Lebenshilfe für den Transvestiten. [...]
[...] Jenes potenzielle Herausreißen aus heimatlichen Gefilden ist ein klarer Verweis auf die allgemeinen Ängste der damaligen Ära. Der familieninterne Terror, der damit einhergeht, droht wahrhaftig mit dem Tod der Hühner, wie auch IRA-Bomben und das allgegenwärtige Militär Nordirland in Atem hielten. Lennox’ Film strebt allerdings nicht vornehmlich den Besitzanspruch einer nationalen Identität, sondern einen von der Angst befreiten Frieden des gemeinsamen Zusammenlebens an. [...]
Nach Jahren der bundesweiten Verstoßung und noch heikleren Dreharbeiten kam Mitte der 1950er Jahre ein gewisser Zweiteiler mit indischem Lokalkolorit von Veit Harlan in die Kinos. 'STERNE ÜBER COLOMBO' stellt den ersten Teil jenes exotisches Abenteuers dar, das wohl als kunterbuntes Pendant zum 'INDISCHEN GRABMAL/TIGER VON ESCHNAPUR'-Komplex einstehen soll (welcher nur wenige Jahre später von Fritz Lang wiedererweckt wurde) und im feinsten Agfacolor, welchem Harlan seit seiner GOLDENEN STADT verbunden war, die ewige Muse Kristina Söderbaum zwischen Zirkusattraktionen und romantischen Avancen in aufregende, malerische Kolportage versetzt.
Dass Harlan seine Ehefrau dabei nicht allzu fern von der Gefahr der Attraktion hält, gründet sich natürlich einerseits auf seinem geradezu sadistischen Ansporn von überschäumend intensiver Gefühlsnähe, andererseits aber auch auf dem narrativen Gesamtgefüge des Films, in welchem die Männerwelt anhand der ungebändigten Risikobereitschaft der 'Königlichen Reiterin Yrida' eine magische Anziehungskraft verspürt, die sie zu teils manischen Handlungen verführt. So muss Yrida sich nach und auch zwischen den Vorstellungen vor dem Tiger-Dompteur Ambo und seinen Hormonstürmen schützen, die beinahe in Vergewaltigung gipfeln (und später auch aus Eifersucht die Grenzen der Royalität zu brechen versuchen) - lässt sich aber trotz gewisser Zweifel zu einem weiteren Engagement für den Zirkus nach Indien überreden, das der Maharadscha von Jailapur Gowan (Willy Birgel, mit fast schon blau bemaltem Gesicht) aufgrund seiner leidenschaftlichen Faszination für ihre Erscheinung in die Wege geleitet hat.
Zunächst tritt er selbst allerdings nicht in Erscheinung, eher sein Sohn Gowaran (Adrian Hoven), dessen Charme Yrida auf geradezu magische Art gerne entgegenkommt - ohnehin sehnt sie sich nach der indischen Kultur, spricht aus dem Nichts von selbst ein 'Namaste' aus und suggeriert mit hypnotischen Gestus die Empfänglichkeit zur Sympathie bzw. Liebe mit dem Außergewöhnlichen, inkl. der lyrischen Beschwörung des Symbols einer Lotusblume in der Hand, die formatfüllend die Leinwand beherrscht, bevor Gowaran fortwährend von ihr getrennt wird und auf ewig an sie denken muss. Es mag vielleicht an der Notwendigkeit laufzeitlicher Auffüllung hinsichtlich der problematisch-abgeschlossenen Dreharbeiten liegen, dass Harlan hier erneut besonders-extensiven Wert auf schwelgerische, natürliche Passagen in seiner erzählerischen, expressiv-theatralischen Vermittlung vom im Grunde naiven Eskapismus legt - ohne diese wäre sein dramatischer Griff nach den Sternen und dessen anschließender Zerfall aber nur halb so schön.
Denn wie sich auch letztendlich Hardliner-Intrigen in der Regentschaft des Maharadschas ohne dessen Einverständnis breit machen (aus Beweggründen wie Verlustangst, Eifersucht und Machtgier), um die Präsenz der 'christlichen Blonden' zu zerstreuen, so lässt sich der Film trotz allem inneren, gut abgeglichenen Drang nach Ploterfüllung am ehesten Zeit, sein Ambiente und seine Gefühlswelt zu umfassen. Seien es die erquickenden Zirkusattraktionen mit ihren aufstrebenden Revue-Nummern am Nacht-Himmel und den kunstvollen Zähmungen wilder Tiere (mit der ungedoubleten Söderbaum in allen akrobatischen Belangen), oder auch die sonnendurchfluteten, Begegnungen mit dem liebesdurstigen Charmeur von Maharadscha in verträumter Landschaft (speziell der Walzer am Hof, bei dem durch Überblendung im Tanz alle anderen Gäste verschwinden und das Paar innerlich ganz für sich alleine ist): die Bilder leben im Glanz, luftig umherschwebend zwischen Risiko und der Aussicht nach Glück, während der symphonische Score von Franz Grothe, inkl. schillerndsten Liedtexten, diesem Zauber eine stimmungsvolle filmische Aura verleiht, selbst bei den 'Bösen' und ihren Sehnsüchten (siehe Sujata Jayawardenas Figur der Navarani, mit Ambo auf dem wilden Fluss am Morgengrauen: pure Liebesfantasie) - und das obwohl man auf ein äußerst minimiertes Budget angewiesen war.
Doch die Dramatik findet letztendlich doch noch ihre Konsequenz, mit inszenierter Panik beim Anblick vom schaulustigen Nervenkitzel (das tänzerische Galoppieren im Tigerkäfig) - es entfesselt sich ein bitter-tragisches Todes-Roulette unschuldiger Opfer und tierischer, naturalistisch-gleichgültiger Fleischeslust. Staatsstreich, Entführung, Messermord, Korruption der Gefühle - und mittendrin: Yrida, juchzend-zitternd in den verstrahlten Himmel blickend, weg vom Blick nach den Sternen zur 'Gefangenen des Maharadscha' gemacht, der selber keine Ahnung von jenen intriganten Vorgängen hat, rat- und machtlos den Cliffhanger der Einkerkerung in die bizarre Mystik seines Palastes einleitet. Da freue ich mich außerordentlich auf die Fortsetzung - und wenn man dabei auch nur die Söderbaum immer tiefer in die psychotronische Manie verfallen sieht (die sie mithilfe ihrer geradezu entgeisterten, offenherzig-bebenden Schauspiellust, im entschiedenen Einklang mit der Tierwelt, bereits durch diesen Teil hinweg entfaltet), dann ist das schon ein aufregendes, abenteuerliches Glück, wie man es leider nur viel zu selten erleben darf (wo man doch ohnehin nur schwer an diese Quelle herankommt).
[...] Man mag es an den Beschreibungen ihrer Situation nicht glauben, doch darin lässt sich eine Menge Humor finden. Todd Solondz schafft aus der Ermattung seiner Protagonistin gegenüber dem Druck von außerhalb Pointen des Zynismus, weil auch sie zunehmend zynischer wird – sowohl spürbar als auch im Vokabular; der Soundtrack veräußerlicht dazu auch immer wieder mal ein ruppiges Gitarrenriff. Der Kampf gegen die Hypokrisie des Elternhauses und dessen psychologischer Blindheit ist nur die Spitze des Eisbergs, welche zum Mitfiebern und -lachen einlädt. Doch allein der existenzialistische Horror der Adoleszenz ist Grund genug, die Sympathie in der Haltung Dawns zu finden, so unbeholfen sie auch agieren mag. [...]