Der Witte - Kommentare

Alle Kommentare von Der Witte

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        Das größte Manko an Michael Manns neuem Film stellt schlicht das Drehbuch an sich dar: ein kaum involvierendes Hack-&-Search-Prozedere plakativster Charaktere mit neunmalklugen One-Linern für Thor und Konsorten, semi-authentischem Technobabble und dramaturgischen Einfältigkeiten am laufenden Band (Diese unverdiente Romanze allein, herrje...wie beim Kinocut von Mann's "The Keep"). Was bleibt dem Ensemble da mehr als die Abarbeitung stoisch-abgebrühter Blicke im Angesicht eintippwilliger Computer und blasser Regierungsagenten? Allen voran Chris Hemsworth gibt dabei den selbstsicheren Macker nach dem Formate Stone Cold, lässt von Anfang an ein dumpfes Mannsbild ausstrahlen, das vor 20 Jahren schon aus der Mode war; bloß, dass er hier als PC-Genie vorher immer noch freundlich "Darf ich mal?" fragt, bevor er seine unfehlbaren Skills auffährt.

        Was den Zuschauer allerdings durchweg einzieht (nicht gerade vor Spannung), ist Mann's noch immer effektive Stil roher Kinetik und atmosphärischer Erbauung. Der digitale Look mag manche abschrecken, erwirkt aber ebenso Reportage-artige Nähe zum bewährten Spiel zwischen Jäger und Gejagten (welcher von außen die größeren Hebel in Bewegung setzen kann). Einen geradezu natürlichen Flow findet Mann dann ebenso im Neonlicht Asiens, nicht unähnlich dem L.A., das er so oft im Dunst der Nacht porträtierte. Mit welchem Knall auch nochmals die Eruptionen der Gewalt hierin aufschreien und beben, zeugt eine Direktheit, die genauso oft von sinnlicher Schwere gefühlsbetonter Synths begleitet wird. Solche Momente der Sprachlosigkeit, auch des gehetzten Streifens durch Fackeln und beobachtenden Augen vermitteln purstes Thriller-Kino - selbst am bloßen Computer-Bildschirm-Text, so simpel und kognitiv wie in der Edward-Snowden-Dokumentation CITIZENFOUR.

        Der berauschendste Moment stellt sich jedoch schon anfangs ein, als digitale Schaltkreise rasen, blitzen und dröhnen; unsere Welt anhand ihrer impulsiven Zwischendimension in Wallung bringen. Umso vorsichtiger geschieht dann später im Film der Gang durch die aus jenem Grund zersiebte Kraftwerk-Anlage, radioaktiv-verschneit und nur mit Atem im Anzug quittierbar. Leises Stapfen ist da ebenso angesagt, sobald der brummende Alarm über allem tönt. Mit gezielten Hieben der Axt gilt es, den Schrank aufzuschlagen, die Laufwerke zu sichern und sofort wieder abzuhauen, denn die Impulse melden sich schon wieder an - wie eine göttliche Urgewalt, nur von einem Menschen gesteuert, aus reiner Profitgier.

        Die Erklärung zum Schluss ist wie erwähnt einem recht mäßigen Drehbuch (inklusive wahlloser 9/11-Anspielungen) geschuldet, wie eigentlich alle Schwächen dieses Films. Ich freue mich daher schon auf den Blu-Ray-Release, der es ermöglicht, einen "stummen" Fancut zu basteln, der mit den bloßen audiovisuellen Eindrücken eine Art von "Sans Soleil"-Remake erwirken dürfte - schließlich war auch dort der Blick in die elektronische "Zone" ein entschiedener Weltenwandler, Potenzial dafür hätte Michael Mann hier ebenso nutzen können. Solange muss man allerdings mit dem regulären Produkt eine gängige Storyline annehmen, die den eigentlichen Film ständig ausbremst und banalisiert. Eben eine ganz verzwickte Kiste, aber nicht ohne ihre Reize.

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        • 7 .5

          [...] Andere Filme hätten hier schon sinistre Vorzeichen einer Femme fatale ironisiert, dem Mann eine Motivation zum Heldentum gegeben beziehungsweise einen überlebensfixierten Racheplan aushecken lassen. Was Janiak aber an ihren ratlosen Charakteren aufbaut und direkt visualisiert, ist reine Verzweiflung – keine Angst vor Monstern oder, wie es Lars von Trier im „Antichrist“ ausspielte, dem weiblichen Geschlecht. Paul liebt Bea und weicht deshalb nicht von ihrer Seite, selbst wenn wir als Zuschauer schon ahnen, dass irgendetwas sie verändert hat. Paul denkt eben nicht in Genre-Regeln und dem schlimmst möglichen Szenario, stattdessen will er für sie da sein; wissen, was in ihr geschieht; sie wieder haben. [...]

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          • 4

            [...] Die doch recht unnatürlichen Werbeschaltungen gehen dabei Hand in Hand mit dem Found-Footage-Gimmick einher, anhand dessen der Plot erzählt wird und einen modernen Bezugspunkt erschaffen will. Dabei geht gerade dieser narrative Aspekt aufgrund seiner technischen Unlogik weit nach hinten los und zieht selbst den schon leicht aufpassenden Zuschauer aus dem Geschehen heraus. [...]

            Was erwartet man aber auch von einem Film, der meint, bei jedem Eintritt in die Zeitreise würde von irgendwo her Laub aufgewirbelt kommen. Ganz zu schweigen davon, dass sich gegen Ende hin eine GoPro in eine DV-Kamera verwandelt, sobald zehn Jahre lang in die Zeit zurückreist wird. [...]

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            • 4

              [...] Wie der Rest verläuft, gestaltet sich dabei so beliebig und haltlos quirlig, dass man der nahenden Verbindung zwar keine grundlegende Falschheit anrechnen möchte – dennoch bleibt letzten Endes kein Grund, das oft so erlebte Prozedere anders als zahlreiche Vertreter des Genres zu werten, trotz lockerer und doch zielstrebiger Haltung im harmlosen Hipster-Twen-Dialog. [...]

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              • 1

                Die Kritik hier hab ich mir mit dem VisitorQ geteilt, weil echt niemand Lust hatte, über diesen Film zu schreiben.

                [...] Im versammelten Kreis von besorgten und dickköpfigen Erziehungsberechtigten werden auch durchweg Konfliktsituationen forciert, an denen man „endlich das rauslassen kann, was schon lange hätte gesagt werden müssen“. Zudem werden Lebenslektionen gelernt, die im Rahmen der erzieherischen Institution keinem plakativeren Symbolismus unterworfen sein könnten. [...] Jedoch drängt der Film auf eine dramaturgisch-unbeholfene Belehrung, die sich in ihrer Trockenheit der Ideale und Verhältnisse zum bloßen Hörspielkino degeneriert [...]

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                • 7 .5

                  [...] Als Zuschauer wird man es anfangs schwer haben, zu entscheiden, ob der Film in niedlicher Naivität schmusen möchte oder sich in eine Stellung der Eitelkeit begibt. In der Adoleszenz und der Suche nach den individuellen Wünschen steht man aber ebenso oft zwischen derartigen Fronten. Schwärmt man von der Flucht aus dem Alltag, sucht man sich nun mal die nächstbeste Ikone und deren Klamotten im Musikexpress vom örtlichen Kiosk zusammen. Vorbildfunktion und Angehörigkeit lassen sich nun mal nicht vom Wirken des Menschen verleugnen, wie man auch die eigenen Hilferufe nimmer stumm machen kann. [...]

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                  • Oh Gott! Hört auf, diesen Leuten Geld hinterher zu schmeißen, noch eine Megaton-Mülltonne kann ich nicht ertragen!

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                    • 3

                      Wer ist dümmer? Dieser (anfangs immerhin noch BESONDERS irrwitzig verhunzte) Pro-Öko-Terror-Kinder-Film oder meine Wenigkeit, die dafür potenziell zwei Folgen Game Of Thrones aufgeschoben hat? Fuck you, Förster! (3 Punkte gibt's für mindestens 30 Lacher meinerseits - ich stehe dazu)

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                      • Es erinnert vor allem wieder an alles, was Neill Blomkamp bisher gemacht hat. Meh...

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                        • 6 .5

                          Wenn man sich mal eine längere Auszeit vom Italo-Western-Genre nimmt, kommt jeder Neuzugang wahrscheinlich ganz gut rüber, doch dieser kleine Genre-Ableger besitzt dennoch ganz sympathisches Potenzial. Völlig unbeeindruckend und geradlinig liefert der Film eskapistische Entspannung, eben auch bis zu einem gewissen Punkt die gängige Story-Ware mit ihren bekannten Rollenmodellen - jene Ungeniertheit der bloßen Unterhaltung willen wirkt aber schon Wunder und baut darauf nicht nur eine schroffe Männerwelt der Helden und Gauner auf, sondern im Verlauf zusätzlich einen Geschichtsrevisionismus, der alle Zügel der Zuschauergunst in der Hand hat.

                          Nachdem Django's (Craig Hill) Schwester Mercedes nämlich von gewissen Fieslingen vergewaltigt und ermordet wird, schwört er auf Rache, doch einerseits hat es der Sheriff auf ihn abgesehen (da Django seinen besoffenen Bruder in Notwehr abgeknallt hat), andererseits kommen die Täter beim Großgrundbesitzer Malek (Andrea Bosic) unter. Dieser plant den Bürgerkrieg mit einem Attentat auf "zwei Generale" (sic!) in die Länge zu ziehen, um seinen Waffenbestand restlos verkaufen zu können, weshalb die auf Belohnung hoffenden Aasgeier in Südstaatler-Uniformen schlüpfen und Dynamit besorgen, während die Bediensteten Aloma und Marisol von ihnen ausgebeutet werden.

                          Doch Django wäre nicht Django, wenn er da mit seinem Colt nicht was richten könnte, dafür auch mal Fausthiebe en masse einstecken muss, aber die Hoffnung am Leben erhält und zudem zum Schluss hin, den ich vorsichtig als beiläufigen Heroismus bezeichnen würde, Geschichte schreibt. Anders als die meisten Spaghetti-Western beschränkt sich Regisseur Paolo Bianchini auf das 1,85:1-Format, nutzt diese Kompaktheit allerdings weiterhin für formatfüllende Karg-/Schönheit, badet unter gediegen-mittelmäßigen Sets in Sonne sowie Matsch und erinnert stilistisch gerne auch mal an Klassiker vom Formate Corbuccis, sowohl in der Detailaufnahme als auch im Score von Nico Fidenco.

                          Sonderlich originell oder packend scheint da nix, doch so eine ausgesprochene Lässigkeit und dennoch wirkende Freimütigkeit im Handeln, erst recht zum abwegigen Finale hin, gibt nochmal ordentlich Stoff für jugendlich-naiven Enthusiasmus im Angesicht einer ebenso naiven B-Produktion von einst. Warum auch nicht - ein bisschen Belanglosigkeit ohne dramaturgischen Ballast und redseligen Firlefanz schadet dem Filmfan nichts, solange er seinen ehrlichen Spaß damit haben kann. Wer genauso denkt, ist mein Freund und darf sich gerne auch diesen falschen Django mal einpfeifen.

                          7
                          • 7 .5

                            Punk-Mädels ahoi! Eine Ode an das jugendliche Auflehnen im allerorts provinziell-gemütlichen Schweden der 80er Jahre, wo ein ungewöhnlicher Haarschnitt ebenfalls nicht glatt geht, aber mit eigenem Sturm gegenweht, bockige Musik-Energie inklusive. Regisseur Moodysson schafft da durchgehend mulmiges Zeitkolorit, zieht den Zuschauer sodann mit flott-intensiver Nähe in den Ausbruch aus dem Schulalltag, hinein ins pubertäre Aufbegehren der Freundschaft. Da ist es draußen dunkel und kalt, innen warm und freimütig - sowohl im Herzen, als auch ironischerweise in der drolligen Möblierung, in welcher die Teen-Anarchie ihre Ekstase erlebt (die regt sich ja auch mal auf, wenn jemand den Proberaum besetzt, obwohl er sich nicht eingetragen hat). Die emotionalen Konflikte jener uns alle treffenden Phase (Blöde Erwachsene, Liebe, Eifersucht und Alk) bleiben da natürlich nicht aus und ziehen ihre bitteren Bahnen, allen voran das soziale Unverständnis der Konformisten, aber darüber thront letzten Endes immer noch das gemeinsame Einverständnis der Buddy-Laune und natürlich der Punk, they are the best, also gilt daraus auch: WE are the best und vor allem HATE THE SPORT. Gefühlsbetonter und gleichzeitig ungenierter Fun für die Leinwand, hierzulande natürlich noch nicht anzutreffen. Importieren ist da erstmal angesagt und lohnt sich natürlich.

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                            • 7

                              Die Prophezeiungen sind wahr: Unbeschwertheit und Lebensfreude à la Schlagerfilme der Marke MusicHouse existieren noch immer und knallen bunter, derber und planloser denn je über Reiterhof, Grafschaft und Olli-Schulz-Mecker-Schnack. Ein Film voller unfassbarer Momente, Überinszenierungen, aus dem Nichts kommenden Top-Songs und vor allem darstellerischer Überspitzung sowie Pacing-zerschredderndem Unvermögen, natürlich durchweg sympathisch. Und wie jede olle Schlagerklamotte am Ende viel zu lang, aber dann doch immer mit dem Auge auf Honk-Spaß (inklusive Dünnschiss nach haltloser Troma-Manier) gerichtet, hier zudem in einer abgeklärten Nebenrealität angesiedelt - ungefähr das grelle Gegenteil eines Roy Andersson, doch ebenso amüsant, wenn auch weit hysterischer und naiver. Der Vorgänger wird bald nachgeholt, auf jeden Fall wünsche ich mir einen dritten Teil. Der ganz große, bizarre Kinospaß und laut meinem eigenen Eintrag ins ABATON-Kinobuch "besser als KREUZWEG". Eine Sensation im kontemporären, deutschen Film - Hut ab und Hex-Hex!

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                              • 7 .5

                                [...] Marshall und Co. springen dabei mit ehrlicher Empathie über ihren eigenen Schatten der eskapistischen Disney-Unterhaltung, wie auch die Charaktere ihre Eigennützigkeit im Handeln aufgeben: Die bloßen Fantasie-Figuren werden ihrer Humanität bewusst wie auch der Erhaltung des Zusammenhalts im fantastischen Erzählen. Märchen und Geschichten werden hier geboren, um Wünsche zu erwecken und zu erfüllen – ihr Lohn ist der Erhalt und Besitz von Allgemeingültigkeit, in der Funktion ebenso für individuelle sowie gemeinsame Sehnsüchte adaptier- und aufteilbar. [...]

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                                • 4 .5

                                  [...] Das kreative Team hinter dem Film setzt da auf einen herzlichen Familiensinn an, lädt dann aber doch lieber für Genre-Schauwerte durch, die in ihrer Montage für großkalibrige Kopfschmerzen sorgen oder Fleischwunden in den Lachmuskeln einreißen. Trotz glatt gebügelter Produktionskasse reicht es da für kein erfüllendes Gesamtbild: Altbekanntes wird bloß um einige Winkel herum neu gedreht, weder der angepeilte Charakteraufbau noch die reißerische Action finden eine wirklich stimmige Resonanz und zusätzlich fühlt man sich als Zuschauer nicht ernst genommen. [...]

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                                  • 7

                                    [...] So leichtfüßig bewegt sich auch die Kameragestaltung in der Beobachtung des Haushalts und des sozialen Umfelds vom Mittelklasse-Americana hin und her und sammelt derartig mühelos und konkret die nötigsten Informationen und Charakteristika, dass David selbst die Kamera sein könnte und galant über dem Geschehen schwebt. Da bedarf es keiner weit hergeholten Story-Mechanismen, Erklärungen und verrückten Twists – es lebe schlicht der Flow! Und so bietet Davids Flow auch Raum für Konfliktpotenzial, um seine stetig offenbarte Bestimmung als Killermaschine wortlos-missionarisch auszuüben. [...]

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                                    • 7

                                      Filme über Stand-Up-Comedians, MIT echten Stand-Up-Comedians drin, besitzen in sich immer dieses lauernde Problem der unvermeidlichen Selbstdarstellung. Das ist nicht unbedingt ausschließlich für jene Berufsgruppe geltend, aber man hadert als Zuschauer doch immer irgendwie mit der Schere zu solchen Talenten, die auf der Bühne clever improvisieren können und dann abseits davon im filmischen Rahmen, bei alltäglichen Konversationen, dieselbe Gewitztheit im Dialog versprühen, während sie gleichsam die Verbrüderung suchen, indem eben derselbe Alltagsabfall im Leben wie bei uns allen durchlaufen wird. 'OBVIOUS CHILD' scheint anfangs in denselben Akt einzuleiten, wie auch bereits der Vorspann einen Pathos des Lockeren im multikulturellen Testimonial-Gags-Club findet und dabei vor allem Jenny Slate als Donna Stern zum freimütigen Vaginal- und Beziehungshumor anfeuert. Da gibt's schon rührselige Noten unter die Witze: etwas zuviel vorgegriffene Sentimentalität.

                                      Alsbald wird sie aber auf dem Punk-Klo von ihrem Slacker-Lover wenig zuvorkommend in die Wüste geschickt, auch weil sie ihre Geschichten in der Öffentlichkeit verwertet, denn als ehrliche und ungenierte Haut ist sie nun mal mitteilungsbedürftig as fuck. Immerhin erzählt sie oft von ihren Fürzen - schade, dass es im Film nur ein Kerl mal macht, der zudem später noch in Hundescheiße tritt. Wie dem auch sei, erstmal ist für sie der große Frust angesagt und da offenbart sich gleichzeitig auch erneut das Rollenbild des urbanen Indie-Woman-Child, hier jedoch zumindest in einer derartig heiseren Form der Ermattung, dass man es im Gegensatz zu manch anderen Fantasie-Gebilden des Genres menschlich nachfühlen kann. Der Knackpunkt ist ohnehin in diesem Fall, dass ihr entstehender Dialog zwischen Familie und Freunden eben keine Plattform für schlau geschriebene Weisheits-Pointen hergibt, höchstens einige ausgewiesene Steilvorlagen für sympathisch ordinäre Buddy-Comebacks.

                                      Das wirkt im Endeffekt wirklich recht normalo, von Authentizität will ich da zwar noch nich so fix sprechen, aber der Umgangston entspricht schon eher dem kumpeligen Prinzip des Back-and-Forth. Und was die Stadien von Beziehungsstress inklusive SCHMERZtränen betrifft, findet man sich auch recht gut wieder. Regisseurin Gillian Robespierre sucht dabei Verständnis für die weibliche Perspektive, gleichsam aber auch kein bettelndes Mitleid in einer Passion der Ästhetik (über potenzielle Symboliken wie "Das Geschenk in der Kiste" wird sich ja auch im Nachhinein entsprechend beömmelt), dafür hält sie alles einfach nur schlicht und konkret, audiovisuell vorsätzlich Charakter-fokussiert und nur in gut portionierten Mengen stilistisch nachhelfend (jedenfalls nicht nochmal so vorgreifend wie am Anfang).

                                      Was aber nun mal nicht komplett überzeugend wirkt, ist das letztendliche Vehikel, womit der Rest des Films in Gang gesetzt wird: der charmante Kerl Max (Jake Lacy), dem Donna eines Tages begegnet und zum One-Night-Stand verfällt, welcher wiederum eine ungewollte Schwangerschaft auslöst. Das Ding ist eben, dass Max schon ein ziemlicher Traum-Dude ist: eleganter Scheitelschnitt, glatt rasiert, schlauer Studenten-Typus, aber vor allem ein ganz geschmeidiger Sparringspartner für Donna im komödiantischen Beobachten des Lebens. Für die unsichere Donna offenbar auch schon etwas zu sehr Mr. Perfect, "nicht ihr Typ" und daher geht sie ihm erstmal aus dem Weg, bis dann doch mal das Beichten ihres Plans zur Abtreibung ansteht. An der Umsetzung hapert es leider dann doch, Robespierre misst dies allerdings nicht an sozialen Tabus, sondern schlicht an individueller Angst - nicht mal wirklich aus der Verantwortung dem ungeborenen Kind gegenüber, sondern im Angesicht der eigenen Persönlichkeit innerhalb der verhängnisvollen Kurz-vor-30-Krise, "wohin es gehen wird".

                                      Da liegt dann auch das Drama des Films, aber der Film wird deshalb noch lange kein Drama. Es gilt schlicht weiterzumachen, sich mitzuteilen/auszuheulen, sprich das Leben mit den Mitmenschen zu pflegen. Letzteres gelingt natürlich am Besten auf der Bühne und damit wird dem Zuschauer wiederum auf eine ganz simple Art vermittelt, wie die kreative Arbeit als Stand-Up-Person zu verstehen ist und warum Leute das überhaupt machen, warum sie eben auch Menschen sind wie alle anderen auch. Das alles stellt jetzt keine grandiose Offenbarung dar und das Semi-Happy-End dürfte theoretisch auch mehr Wunscherfüllung sein, doch da will der Film nun mal von einer empathischen Menschlichkeit ausgehen, die Taktgefühl fürs Miteinander aufbringen kann. Das ist dann nicht so naiv, als dass es noch den gewissenhaftesten Schlusspunkt zu einer Geschichte ergibt, die auch nur ihren Weg zum Glück in den humanen Selbstverständlichkeiten von Liebe und Leben zu finden vermag. Kein Grund zum Heulen oder zur Katharsis, bleibt mal locker und lasst einen fahren. I can relate!

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                                      • 4
                                        • Hey hey, jetzt stell ich mal die Frage schlechthin: Wie wär's mal mit einem total schrottigen Ferienlager? Ihr alle kennt da sicherlich eure eigenen Geschichten, aber diese Story habt ihr noch nicht gehört, denn ich hab sie heute erst hochgeladen:

                                          https://www.youtube.com/watch?v=wdal5L0f6jg

                                          Damit verabschiede ich mich vom Jahr 2014 und wünsche euch allen einen guten Rutsch und gutes Feiern - bis morgen dann^^

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                                          • 8

                                            Joe Dantes grundgelungene Umsetzung anarchischen Cartoon-Geistes in den Blockbuster-Realfilm anhand auktorialer Carte blanche und einem bunten Ensemble an schlaksigen Charakteren im ungeniert-plakativen Modus - handtechnisch bis ins kleinste Detail versiert und auf einer leichtfüßigen, doch treffenden Satire von u.a. elegant-verpacktem Kapitalismus, Merchandising und 'corporate media' gegründet. Dass dabei kaum noch (vor allem charaktertechnischer) Respekt für den Vorgänger aufrecht erhalten und in Gags aufgelöst wird, arbeitet immer schön subversiv gegen die Erwartungen des Konzepts "Fortsetzungen", zersprengt den Kokon des kalkulierbaren Erfolgs und zieht permanent weitere Schrägheiten aus der surrealen ACME-Kiste. Dürfen auch nicht fehlen: Naive Romantik, die große Musical-Nummer und ein unfassbar hämisches Happy-End zum Schluss hin sowie ein Einfallsreichtum an abwegigen Spaß, den sich heute kaum ein Studio mehr in solch einem Sequel-Rahmen erlauben will. So in etwa die Art von selbstbewusster Franchise-Kiste, die wir heute höchstens von '22 JUMP STREET' und co. kennen, nur eben weiterhin auch als klassisches Genre-Kino mit Creature-FX-deluxe funktionierend. Immer ein Stück weit unterschätzt, aber nichtsdestotrotz ein Quell kreativer Energie.

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                                            • Da hab ich (leider) noch weit schlechtere gesehen :D Obwohl WISH I WAS HERE hier schon seinen verdienten Platz erhalten hat :)

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                                              • 6
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                                                  [...] Mit den einfachsten und entbehrlichsten Popkultur-Bedürfnissen der Globalisierung wird die politische Revolution vorangetrieben. „The Interview“ will da eine Ode an die clevere Dummheit des American Way of Life sein, in seiner Berechenbarkeit bemerkt man jedoch bezeichnenderweise, wie wenig Mühe man sich gegeben hat, jenseits allgemeiner Feindbilder in der Darstellung Nordkoreas weiterzugehen, Handlung und Situationskomiken darum zu drehen. Das Witzpotenzial lässt sich daher auch nur bis zu einer recht niedrigen Grenze ausschöpfen, je kleingeistiger hier politische Mechanismen zur platten Satire aufgearbeitet werden. [...]

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                                                    [...] Man lebt zwar in Freiheit, aber frei ist man noch lange nicht. Da ist man lediglich ein Tier in freier Laufbahn, als Vagabund ins ewige Fegefeuer unterwegs, nur in diesem Fall wenigstens nicht auf eine Stelle fixiert. Drum schießt auch aus dem Nebel des Morgengrauens ein Urvieh von Zug heraus – vier Waggons des Schicksals, das unsere Flüchtigen anlockt, geradezu sofort den unwissenden Fahrer wegwirft und die Bremsen durchbrennen lässt. Zwischen abgestorbenen Bäumen und endlos weißen Landschaften rasend, geht es nämlich schnurstracks den Hades runter. Da fühlt man sich noch sicher, aber sobald der erste Gegenverkehr mitgezogen wird und die Lok eine Teufelsfratze der Zerstörung annimmt, gibt es keinerlei Zweifel mehr. [...]

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