Der_Ryan_M - Kommentare

Alle Kommentare von Der_Ryan_M

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    Mit den Filmen von Guy Ritchie kann ich oftmals einfach nicht viel anfangen, schon die Schauspieler, mit denen er meist zusammenarbeitet, mag ich nicht sonderlich, so z.B. Jason Statham oder Vinnie Jones. Bei "Snatch", der mir schon oft empfohlen wurde, ist immerhin Brad Pitt dabei, den ich ganz gern sehe und allgemein hat der Film ja viele Fans, weswegen ich hier nochmal einen Versuch wagen wollte.
    Aber ja, Brad Pitt's schauspielerische Leistung bzw. seine Figur ist so ziemlich das einzige, das mir hier zugesagt hat und ich auch recht lustig fand. Davon abgesehen habe ich mich über weite Strecken leider ziemlich gelangweilt, was sich auch schon recht früh abzeichnete, weswegen ich mich eher durch den Film quälte. Die Charakteren, von denen es hier viel zu viele gibt, sind kein bisschen menschlich, alle kommen die ganze Zeit so pseudocool herüber. Die Tonalität und den britischen Humor kann ich nicht ausstehen, ich finde den Film eher nervig als unterhaltend.
    Einen großen Anteil daran trägt auch die Regie von Ritchie, die extrem verspielt ist und mir seinen 2000er Jahre Musikvideo-Style die ganze Zeit aufdrängt. Slow-Mo's, Standbilder, Zooms, Schnitte ohne Ende - dazu noch immer wenn es geht ein Voiceover drüber - manchmal fühle ich mich so wie früher in der Schule, wo der eine Mitschüler seine Powerpoint-Präsentation immer mit allen möglichen Effekten voll geklatscht hat. Da hat sich Ritchie für meine Begriffe später etwas gebessert, sein "Cash Truck" Remake gefiel mir ja sogar ziemlich gut, weil er eben auch den Humor nicht so hatte.
    "Snatch" hingegen war leider für mich ein weiterer Vollreinfall, irgendwie erschließt die Begeisterung für diesen Streifen sich mir überhaupt nicht. Ja, das Ende ist ganz cool, aber einen wirklichen Wow-Moment gibt es ja auch nicht, weil bei der Erzählweise für mich ohnehin immer alles möglich erscheint.

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      Der_Ryan_M 18.12.2023, 16:15 Geändert 18.12.2023, 16:17

      Bei "Schöne Bescherung" ist es bei mir so, dass ich vor einigen Jahren, als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, gar nicht so begeistert war. Ja, war ganz in Ordnung, aber so richtig abfeiern, wie viele andere, konnte ich den Streifen leider nicht. Für mich waren seit Kindestagen immer die "Kevin allein zuhaus"-Filme meine Weihnachtslieblinge gewesen, sicher hat da auch jeder seine eigenen Favoriten.
      Mittlerweile mag ich das Weihnachten mit den Griswolds aber auch sehr gern und mit jedem Rewatch wird der etwas besser. Irgendwie hat der Film das gewisse Etwas und besitzt den nötigen Charme, dass man ihn jedes Jahr erneut schauen möchte.
      Ob es nun der coole Song "Christmas Vacation" ist, die vielen verrückten Charaktere, die darüber hinaus bis in die Nebenrollen richtig gut besetzt sind (Randy Quaid ist beispielsweise genial), oder aber die überaus witzige deutsche Synchro, die auch einige Knaller-Sprüche auf Lager hat.
      "Schöne Bescherung" liefert einfach die volle Portion 80er Jahre Klamauk und das mag ich mittlerweile dann doch sehr gerne. Zur Weihnachtszeit immer ein gern gesehener Gast in meinem Player diese Kult-Komödie.

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        Da ich den absolut großartigen "Casablanca" erst dieses Jahr zum ersten Mal gesehen habe und von Woody Allen sowieso noch mehr sehen wollte, interessierte mich "Play It Again, Sam" natürlich auch noch. Hier spielt Allen den etwas tollpatschigen Filmkritiker Allan Felix (eigentlich so eine typische Woody Allen Figur), der eine Trennung durchmachen musste und von nun an wieder neue Frauen kennenlernen möchte. Dating-Tipps bekommt er von einem befreundeten Ehepaar und von seinem imaginären Vorbild aus "Casablanca" Humphrey Bogart (Jerry Lacy).
        Eine nette und auch echt lustige 70er Jahre Komödie, die mich wirklich überrascht hat! Nicht nur sind Woody Allen's One-Liner, Dialoge und der ganze Slapstick-Humor teilweise extrem witzig, auch ist der Film eine wirklich tolle Liebeserklärung an den 40er Jahre Klassiker mit "Bogie", der sogar einige Szenen aufgreift und die Geschichte gewissermaßen neu erzählt, nur eben mit diesen Figuren hier, "im ganz normalen Leben" der 70er Jahre. Darüber hinaus ein tolles San Francisco Setting, das eine sehr angenehme Wohlfühl-Atmosphäre kreieren kann.
        Mit seiner Laufzeit von gerade einmal ca. 80 Minuten ist "Play It Again, Sam" eine absolut kurzweilige Comedy, die auch heute noch sehr gut unterhält. Außerdem war das der erste gemeinsame Auftritt von Allen und Diane Keaton, die in den 70ern ja noch etliche weitere Filme drehten. Zumindest für alle Fans von "Casablanca" definitiv eine Sichtung wert, geht bestimmt auch gut als Double-Feature. :)

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          Der_Ryan_M 17.12.2023, 12:50 Geändert 17.12.2023, 12:51

          In einer kleinen Stadt in Texas veranstaltet ein lokales Autohaus einen Wettbewerb, bei dem der Gewinner einen Pickup-Truck gewinnen kann. Per Losverfahren werden 20 Teilnehmer ausgesucht, das Ziel ist einfach - mindestens eine Hand so lange wie möglich auf dem Fahrzeug lassen - wer als letztes "steht", gewinnt das Auto. Ein tagelanger Wettbewerb beginnt, aufgezogen wird das ganze noch dazu als kleines Volksfest...

          Lose basierend auf einer wahren Begebenheit präsentiert uns der deutsche Regisseur Bastian Günther dieses Szenario, welches sich natürlich mehr oder weniger mit dem Materialismus unserer Gesellschaft auseinandersetzt. Die Leute im Film, vornehmlich aus der amerikanischen Unterschicht, sind eben bereit, ihre Gesundheit zu riskieren und sich "auf den Präsentierteller" zu stellen, mit dem großen Ziel vor Augen, einen neuen Wagen zu gewinnen.
          Wir verfolgen dabei vor allem den jungen Familienvater Kyle Parson (stark gespielt von Joe Cole, der mir u.A. schon im harten Knast-Drama "A Prayer Before Dawn" imponierte), der voller Zuversicht ist, dass er am längsten durchhalten kann.

          Natürlich eher ein ruhiger Film, der aber sehr realistisch herüberkommt und das zum Teil trostlose Leben in der Provinz, wo sich jeder kennt und ein Kirchenbesuch für viele Bewohner ein Highlight darstellt, authentisch herüberbringt. Sehr gelungen fand ich die Charakterisierung der Figuren, die den Querschnitt der Bevölkerung eines solchen Ortes wohl ganz gut darstellen. Während man am Anfang noch etwas Mühe hat, alle auseinanderzuhalten, kristallisieren sich sobald ein paar Hauptakteure hervor.
          Die Inszenierung von Günther ist, passend zum Film, extrem zurückhaltend, oft lässt er die Bilder für sich sprechen. Schon das Intro, das Straßenaufnahmen des Ortes aus Google Street View benutzt, zeigt uns, das hier ist eine Geschichte aus dem wahren Leben, sehr gut gemacht wie ich finde. Die Kameraarbeit ist auch stark, viele weite Einstellungen, auch bei normalen Dialogen, die eine Distanz vermitteln, doch trotzdem ist man ja irgendwie mittendrin.

          Wenn da nicht die letzten 20 Minuten wären, die ich leider nicht gelungen fand, da sie zur Handlung, die schon eher hätte enden sollen, nichts mehr beitragen und eher weitere Fragen offen lassen, wäre "One Of These Days" für mich wirklich ein kleiner Geheimtipp geworden. So muss ich sagen, fühlt sich das erzählerisch einfach nicht ganz rund an, zumal auch zwischendurch das Tempo manchmal etwas verschleppt wird.
          Da hier aber die Atmosphäre, das Schauspiel und vor allem auch das Handwerk stimmen, können Freunde von solchen bodenständigen Dramen aus dem ärmlichen, amerikanischen Hinterland, definitiv mal einen Blick riskieren. Leider am Ende nicht der ganz große Wurf, aber definitiv ein besonderer Film, der auch einige Tage später noch nachwirkt...

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            "Conspiracy Theory" fängt überaus stark an, sogar eine der besten Film-Eröffnungen, die ich seit langer Zeit gesehen habe. Wie Mel Gibson dort mit dem Taxi durch New York fährt und den Fahrgästen seine Theorien erläutert, nebenbei die tolle Musik und auch die Namen der Beteiligten werden richtig schick auf den Fenstern des Taxis oder an anderen coolen Stellen eingeblendet, eine absolute Augenweide dieses Intro!
            Auch handlungstechnisch erweist sich das erste Drittel als gelungen und baut ein vielversprechendes Mysterium auf. Gibson spielt einen Mann, der sich den ganzen Tag damit beschäftigt, Verschwörungen aufzudecken und wird dann selbst in eine hinein gezogen, weil er wohl eine brisante "Wahrheit" aufgedeckt hat, welche gewissen Leuten in hohen Positionen (angeführt von Patrick Stewart) so gar nicht gefällt. Dieses Thema mal in einem Film zu sehen, wo es auch noch auf eine unterhaltsame Weise und mit einem Augenzwinkern aufgegriffen wird, ist schon ziemlich witzig und wird auch interessant präsentiert.
            Nur leider kann "Conspiracy Theory" für mich das Niveau nicht ganz halten und hat mit einigen kleinen Längen und uninteressanteren Passagen zu kämpfen, gerade wenn es um das Verhältnis zwischen Fletcher und Alice Sutton (Julia Roberts) geht. Zudem wird es am Ende auch reichlich unrealistisch, war mir fast schon ein wenig "too much". So richtig wollte der Funke bei mir jedenfalls nicht überspringen, auch wenn es nie langweilig wird und gerade die Actionszenen von Richard Donner sehr gut inszeniert sind. Vielleicht hätte eine Straffung der Laufzeit hier noch etwas weitergeholfen, die 135 Minuten fühlen sich zwischenzeitlich schon relativ lang an.
            Unterm Strich aber ein absolut solider, mit Starpower besetzter Action-Thriller der 90er, den man sich bedenkenlos einmal anschauen kann. Solche Filme gibt es heute eben auch nicht mehr.

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              über Oldboy

              "Oldboy" ist ein stellenweise sehr unangenehmer Psycho-Thriller, der sich mit einigen harten Themen auseinandersetzt und dabei sicherlich einige Grenzen von menschlichen Abgründen auslotet.
              Dass der Film so harte Kost ist, habe ich vorher gar nicht unbedingt erwartet. Eher habe ich einen Rache-Film erwartet, was er im Grunde auch ist, doch, ohne jetzt näher darauf einzugehen, spielt sich hier alles auf mehreren Ebenen ab. Das fühlt sich rein von der Handlung und den Twists auch 20 Jahre später noch recht frisch an, so viel muss ich dem Film lassen, auch wenn ich schon recht früh eine vage Vermutung hatte, wo sich das ganze hinbewegen könnte. Habe ich so noch nie gesehen, doch für mich ist der Plot auch ganz klar überkonstruiert und die Erklärung dafür, konnte ich so nicht schlucken, war mir zu abstrus am Ende.

              Leider muss ich generell sagen, dass bis auf den Anfang und nochmal die letzte halbe Stunde, ich den Film eher langweilig fand. Mit den Charakteren konnte ich gar nichts anfangen, waren mir alle unsympathisch und relativ egal. Der Hauptcharakter war schon in der ersten Szene eher unten durch bei mir, habe ich nicht verstanden, wie der Film ihn charakterisieren und mich dazu bringen wollte, mich für ihn zu interessieren. Der Look des Films ist düster und sieht sehr nach frühe 2000er aus - eine unruhige Kamera und oft nah dran am Geschehen. Die eine große Actionszene, für die der Film bekannt ist, fand ich zudem auch nicht gerade überwältigend, obwohl sie damals sicherlich neu war und viele spätere Filme inspirierte.

              Insgesamt ist "Oldboy" für meinen Geschmack einfach eine Stufe zu drüber. Zu viele unrealistischen und theatralische Szenen, insgesamt auch zu unangenehm für meinen Geschmack, wofür ich aber dem Film keine Schuld gebe, da hat sicher jeder seine eigenen Grenzen. Aber eine Frau, die sich dafür entschuldigt, dass sie sich aktuell nicht vergewaltigen lassen möchte, kann ich gar nicht gutheißen, das löst nur Kopfschütteln aus, egal wie die Umstände sein mögen.
              Auch die Schauspieler gefielen mir nicht und waren in einigen Szenen schon hart am Overacting. Die Filme von Park-Chan-Wook verstehe ich einfach nicht, seinen Figuren fehlt oft jegliche Menschlichkeit und ich verliere so natürlich schnell das Interesse. Für mich über weite Strecken enttäuschend, mit ein paar interessanten Momenten.

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                Der_Ryan_M 13.12.2023, 17:18 Geändert 13.12.2023, 17:25

                Die Wahl auf meinen ersten Weihnachtsfilm dieses Jahr fiel auf "Jingle All The Way", den ich allein wegen Arnie gern mal sehen wollte. An seiner Seite sehen wir den Kinderdarsteller Jake Lloyd, der natürlich für seine Rolle als "Anakin Skywalker" in Star Wars Episode I bekannt ist. Auch Rita Wilson und der Comedian Sinbad sind mit von der Partie.
                So richtig gut ist der Film meiner Ansicht nach nicht, aber anschauen kann man ihn und er vermittelt über weite Strecken eine recht angenehme Weihnachtsatmosphäre. Man merkt hier eben auch, speziell an der Handlung, dass sich die Familienkomödie zu einem großen Teil an ein jüngeres Publikum richtet, die sicherlich ihren Spaß mit Turbo-Man und co. haben könnten. Die Jokes, die für das ältere Publikum hinzugefügt wurden, wirken teilweise eher deplatziert und sind nicht der Knaller.
                Ohne Arnold Schwarzenegger wäre "Jingle All The Way" sicherlich relativ belanglos, aber er wertet den Film noch auf ein ganz gutes Niveau auf, da man über ihn einfach gut lachen kann. In Komödien sehe ich den Arnie immer gerne, er hat eine lustige Mimik und Körpersprache, die hier teilweise gut eingesetzt wird. Gibt sicherlich schlechtere Weihnachtsfilme, aber eben auch etliche bessere.

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                  Der_Ryan_M 11.12.2023, 12:10 Geändert 11.12.2023, 12:16

                  Tom Hiddleston ist eigentlich nur "The Night Manager" in einem ägyptischen Hotel, doch eines Tages wird er in eine internationale Spionage-Operation hereingezogen, bei der er sobald einen illegalen Waffenhandel aufdecken soll. In dieser Agenten-Serie des britischen Senders BBC, sind neben ihm noch eine ganze Reihe anderer, vorwiegend britischer, Stars im Einsatz, darunter "Dr. House" Hugh Laurie oder die stets überzeugende Olivia Colman.

                  Irgendwie müssen wohl zwei verschiedene Schnittfassungen der Serie existieren, denn ich sah 8 Episoden à 45 Minuten, doch öfters liest man auch von nur 6 Episoden (Ich vermute mal, dass die dann länger gehen)... Über diese ca. 6 Stunden wird eine recht spannende Handlung erzählt, die zeigt, wie skrupellos einige Geschäftsleute sind, wenn es darum geht sich weiterhin zu bereichern.
                  Ist schon teilweise recht krass, wie hier Waffengeschäfte gemacht werden, als wäre es das Normalste der Welt, noch unter einem Deckmantel der humanitären Hilfe, wird aber garantiert so ähnlich auch im wirklichen Leben stattfinden.

                  Und da ist es gerade Hugh Laurie als Richard Roper, im deutschen ausgestattet mit seiner tollen Synchronstimme von Klaus-Dieter Klebsch, der hier einfach brilliert und die anderen Darsteller an die Wand spielt. Er strahlt so eine Überlegenheit und Gefahr aus, dass es hier eben wirklich des Öfteren richtig spannend ist. Wobei man da aber auch die anderen "Schurken" loben muss, gerade Tom Hollander fällt ebenfalls sehr positiv auf. Aber durch die Bank weg sind die Performances hier wirklich stark, zudem sehr hochwertig produziert die Serie, mit vielen tollen Schauplätzen rund um die Welt.

                  Wenn es eine Sache ist, die mich manchmal ein bisschen störte, dann war es doch die Tatsache, dass ich es nicht ganz glaubwürdig fand, wie leicht Hiddleston letztlich innerhalb von Laurie's Organisation aufgestiegen ist. Obwohl die Serie sich Zeit nimmt für die Figuren und überhaupt erstmal auch die Ausgangslage zu schildern, hätte ich mir von so einem Charakter, der mir ja ansonsten sehr clever präsentiert wird, etwas mehr Vorsicht erhofft. Immerhin wird das gegen Ende nochmal aufgegriffen und etwas gerade gerückt, was mir wiederum gut gefiel.
                  Trotzdem wirkt die Serie schon recht konstruiert, aber gut, das muss man dann eben so hinnehmen, wenn man diese, im Endeffekt dann doch sehr unterhaltsame Handlung, hier so erzählen will. Da darf man die Logik in dieser Agenten-Thriller Serie vielleicht manchmal nicht allzu sehr hinterfragen.

                  Unterhaltsam ist "The Night Manager" nämlich, wenn man sich auf die Geschichte erstmal einlässt. Letztlich sowas wie Popcornkino, alles auf Hochglanz poliert, hier nur im Serien-Format, wo natürlich die Charaktere mehr zur Geltung kommen können. Eine gewisse Bodenständigkeit ist noch vorhanden, was mir gut gefiel. Insgesamt hat die Serie mir trotz ein paar Oberflächlichkeiten doch über weite Strecken Spaß gemacht!

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                    Der_Ryan_M 11.12.2023, 11:06 Geändert 11.12.2023, 11:11

                    JCVD-Oldschool-Klopper der Dritte!
                    Diesmal geht's in "Kickboxer" nach Thailand, wo zu Beginn Kurt Sloane's (van Damme) Bruder, gespielt von Dennis Alexio, vom thailändischen Fighter Tong Po (Michael Qissi) auf brutale Weise vermöbelt wird, sodass er fortan sogar querschnittsgelähmt ist. Schwer verletzt wird der Bruder einfach vor der Boxhalle "entsorgt", wo zum Glück der Lebemann Winston Taylor (Haskell V. Anderson III) vorbeikommt und ihn ins Krankenhaus bringt. Außerdem macht er JCVD bekannt mit dem älteren, berühmten Muay Thai Kämpfer Xian Chao, der ihn von nun an auf einen Revanchekampf vorbereitet...
                    Hier ist also kein Turnier wie in "Bloodsport", sondern vielmehr eine recht simple Rache-Story im Fokus. Ein Großteil des Films beschäftigt sich mit dem Training van Damme's, der lernen muss, seine Kraft sinnvoll einzusetzen. Mit der Zeit etwas ermüdend für mich, sind die Szenen doch teilweise ziemlich in die Länge gezogen. Überzeugen können derweil hingegen die tropischen Kulissen und schönen Sets in Thailand, die ein nettes Urlaubsgefühl vermitteln.
                    Sowieso würde ich die angenehme, ausgelassene Atmosphäre des Streifens, der mit einem coolen 80er Jahre Flair sowie Soundtrack ausgestattet ist und sich erfreulicherweise nicht zu ernst nimmt (Stichwort Tanz-Szene), als einen großen Pluspunkt bezeichnen. Seinen Höhepunkt erreicht "Kickboxer" sicherlich zum Schluss mit dem recht brutalen, toll inszenierten Endkampf, der wirklich Laune macht, auch wenn es natürlich stets klar ist, wie das Ding ausgeht.
                    Unterm Strich überaus simpel gestrickte, mit einigen kleineren Längen versehene, aber eben dennoch absolut solide Action-Unterhaltung für einen Abend unter der Woche. Eine so coole Eigendynamik, wie "Bloodsport" sie zuvor auf mich übertrug, konnte der Film auf mich jedoch nicht ganz entwickeln...

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                      Der_Ryan_M 08.12.2023, 11:56 Geändert 08.12.2023, 12:04

                      "Shane" ist ein ganz passabler 50er Jahre Western, in dem, neben den schönen Landschaftsaufnahmen, sicherlich die ausufernde, stark inszenierte Kneipen-Schlägerei den Höhepunkt darstellt. Ansonsten konnten mich aber weder der Hauptdarsteller Alan Ladd, noch die über weite Strecken recht spannungsarm vorgetragene Handlung vollends überzeugen, auch wenn der Film um eine interessante Charakterzeichnung bemüht ist.
                      Aufgrund des überaus nervigen Bengels und seinem ständigen "Shane"-Gerufe, ist der Film zudem mitunter etwas anstrengend, weswegen die Begeisterung meinerseits ausblieb und ich mich diesem, unter Genrefreunden beliebten, Klassiker wohl keinesfalls erneut nähern würde.

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                        Der_Ryan_M 08.12.2023, 10:57 Geändert 08.12.2023, 11:05

                        Jean-Claude Van Damme mag ich sehr gern, Kampfsportfilme bisher aber eher weniger, doch gerade dieser Darsteller war zu Beginn seiner Karriere für solche Streifen bekannt. "Bloodsport" machte mir erfreulicherweise aber dennoch viel Spaß, da hier nicht nur die Kämpfe sehr dynamisch und hart inszeniert wurden, sondern - noch wichtiger für mich - das ganze Drumherum sich richtig rund anfühlt!

                        Nach einem kleinen, recht unspektakulär vorgetragenen Intro, welches uns mit Hilfe von einigen Rückblinden den Charakter Frank Dux (JCVD) und sein bisheriges Leben näher bringen möchte, geht es sobald nach Hong Kong, wo ein anscheinend relativ illegal organisiertes Kumite-Turnier stattfindet, bei dem verschiedenste Kämpfer mit diversen Kampf-Stilen um den Titel kämpfen. Neben Dux sind u.A. noch der Lokalmatador Chong Li (Bolo Yeung) und der Haudrauf Ray Jackson (Donald Gibb) mit am Start, welche sich sobald als Erzfeind und Kollege der Hauptfigur herausstellen.

                        Was "Bloodsport" für mich so sehenswert machte, sind vor allem erstmal die großartigen Aufnahmen Hong Kongs in den 80er Jahren. Der Film ist sehr kulissenstark und fängt einige richtig tolle Bilder der schönen, aber auch der düsteren Ecken der Großstadt ein. Unterlegt mit einem super sympathischen 80er Jahre Soundtrack von Paul Hertzog, mit einigen Songs vom altehrwürdigen Stan Bush, der auch so einen typischen, rockigen 80er Sound beisteuerte, entsteht einfach eine sehr angenehme Atmosphäre, die den Film trägt. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Montagen der Fights in dem Turnier, die auch vor Dynamik nur so strotzen und für jeden Actionfan definitiv unterhaltsam sind.

                        Da verzeiht man dem Film auch gerne, dass eben einige Charaktere sehr übertrieben dargestellt werden, was für den ein oder anderen Moment sorgt, der schon unfreiwillig komisch sein kann. Gerade Donald Gibb schießt hier den Vogel ab und kommt anfangs teilweise so dämlich herüber, dass man sich fragt, wieso er überhaupt zu so einem Turnier eingeladen wurde. :D Aber ja, das waren halt die Actionfilme von früher und macht den Charme ja irgendwo auch aus. Und auf der anderen Seite gibt es ja auch genügend coole Charaktere, wie z.B. die sehr hübsche Reporterin (Leah Ayres) oder der junge Forest Whitaker als Polizist.

                        Unterm Strich sorgt "Bloodsport" für leichte, aber richtig gute Unterhaltung, die man so oder so ähnlich ab und zu einfach gut gebrauchen kann. Ein sympathischer Film mit einem coolen JCVD, sicherlich eine seiner besten und ikonischsten Rollen!

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                          Als Fan der 80er und 90er Jahre Actionfilme ist eines meiner Film-Ziele, alle Streifen der gängigen Actionstars aus dieser Zeit zu sehen, weswegen ich mir in den letzten Wochen die früheren Fighting-Filme mit Jean-Claude van Damme reingezogen habe.
                          Eine seiner ersten Rollen hatte er dabei hier in "No Retreat, No Surrender", wo er als Schurke auftritt, der aber nur sehr wenig Screentime besitzt und eigentlich nur am Anfang und Ende des Films kurz auftritt. Van Damme spielt einen hier einen Russen, der quasi als Schlägertyp für einen reichen Typen arbeitet, welcher offensichtlich alle Karate-Studios an der Westküste der USA übernehmen will.

                          "No Retreat, No Surrender" bzw. im deutschen als "Karate Tiger" vermarktet - eine Reihe wo es zig Teile gibt und ich mit der Nummerierung irgendwie nicht durchblicke - ist normalerweise eher weniger mein Ding, da ich nicht der größte Fan von solchen Karate- und Fighting Filme bin, von denen es in den 80ern aber einige gab. Unter vielen Teenagern in Deutschland damals waren die Filme aber dennoch sehr beliebt und sind in diesen Kreisen als Kult angesehen.
                          Aus heutiger Sicht ist die Handlung hier ein ganz schöner Quatsch - ein Junge (Kurt McKinney), der nach bzw. sogar im Traum mit seinem Vorbild "Bruce Lee" trainiert um eben diese Gauner zu besiegen. Dazu eine Menge stereotyper Charakter wie z.B. ein übergewichtiger Junge, der immer nur Burger isst und die ganze Zeit fies ist, ein ganz schlimmer Charakter war das für mich. Das ist hier allgemein also schon ganz schön heavy 80er Jahre Flair und nicht gerade gut wie ich finde, einige Szenen oder Dialoge sind echt unfreiwillig komisch.

                          Immerhin kann man dem Film einen gewissen Charme nicht absprechen und auch die Kampfszenen sind überraschend gut dargestellt und geschnitten. Man castete hier viele Leute, die im wirklichen Leben gute Kampfsportler sind, worunter das Schauspiel zwischendurch natürlich leidet, aber die Kämpfe gelungen sind. Erwähnenswert ist noch die deutsche Synchro, wo jede Menge legendäre Sprecher zusammenkommen, egal ob sie zur jeweiligen Figur passen oder nicht.
                          Insgesamt für mich kein guter Film, aber ich will ihn auch nicht schlecht reden, er hat ja seine Fans. Für etwas witzige Unterhaltung zwischendurch, kann man sich den schon mal geben. Und wenn man nur darüber lacht, wie abgefahren eben diese ganze Story und die ganzen Figuren sind und wie der Film sich dennoch komplett ernst nimmt, das hat ja auch seinen trashigen Unterhaltungswert.

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                            Der_Ryan_M 04.12.2023, 12:05 Geändert 04.12.2023, 12:16

                            Nach einigen positiven Stimmen von Freunden und weil ich dem Found-Footage-Stil nicht abgeneigt bin, wollte ich "Deadstream" auch gerne eine Chance geben. Gerade, dass der Film ja als so ein kleines Low-Budget-Projekt des Ehepaares Winter startete, wo der Mann Joseph Winter gleich noch die Hauptrolle übernahm, fand ich einfach schon mal sympathisch und sowas unterstütze ich ab und zu mal ganz gern.
                            Und ja, der Film konnte mich sogar positiv überraschen! Denn wo ich mir vorher nicht sicher war, ob diese Mischung aus Horror und Komödie funktioniert - denn immerhin begleiten wir hier einen gewissermaßen klickgeilen Youtuber bzw. Streamer, der sich die Herausforderung stellt, in einem verfluchten Haus zu übernachten - und mir der Hauptdarsteller gerade zu Beginn noch etwas nervig vorkam, hat mich der Film im Laufe der Zeit, mit einigen seiner guten Ideen und Twists, doch immer mehr auf seine Seite bekommen.
                            Überraschenderweise ist der Streifen nämlich wirklich ziemlich gruselig (für mich jedenfalls) und gleichzeitig aber auch stellenweise lustig, vor allem durch die eingeblendeten Chat-Nachrichten während des Streams. Das ist ja schon mal wirklich etwas, das nicht viele Filme hinbekommen, denn oftmals sind Horrorkomödien eben weder das eine, noch so wirklich das andere. Hier stimmt die Mischung hingegen ganz gut und es steht sogar der Horror mehr im Fokus würde ich sagen.
                            Letztlich würde ich "Deadstream" definitiv empfehlen, wenn man Found Footage jetzt nicht total abgeneigt ist, denn er ist echt eine kleine Horror-Überraschung. Vor allem weil der Film sich schön frisch anfühlt und trotz kleinerer Schwächen, wie z.B. das etwas zu hektische Ende, über seine knapp 90 Minuten einfach gut unterhält. Sicher nichts für jedermann, mir hat er aber erstaunlich viel Spaß bereitet, obwohl ich vorher unsicher war, ob ich überhaupt Lust auf den Film habe.

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                              Der_Ryan_M 01.12.2023, 12:28 Geändert 01.12.2023, 12:29

                              Mit seinem hervorragenden Kommentar und stolzen 8 Punkten, machte mich kürzlich mein Buddy @Kenduskeag auf "The Stranger", der eben gerade auch in der Arte-Mediathek zu finden war, aufmerksam.
                              Und wow, was für ein klasse Film, den ich hier mal wieder entdecken durfte!

                              Damit hätte ich vorher gar nicht unbedingt gerechnet, als ich Orson Welles' Thriller aus dem Jahre 1946 anstellte und der Beginn auch erst noch relativ verhalten war, weil man natürlich erstmal in den Film hereinkommen musste. Mit fortwährender Spieldauer und eigentlich schon recht früh, mit dem Auftreten von ebenjenem Orson Welles, der hier selbst die Hauptrolle als in den USA abgetauchter Ex-Nazi Charles Rankin übernimmt, entwickelte sich hier aber ein absoluter Hochkaräter, der auf allen Ebenen beste Unterhaltung bietet.

                              Denn obwohl die Prämisse sich im Vorhinein eher schwermütig anhört, inszeniert Welles hier eine Art Detektivfilm, bei dem uns Edward G. Robinson als "Mr. Wilson" an die Hand nimmt und wir ihm dabei zusehen, wie er versucht Rankin auffliegen zu lassen. Getragen von den exzellenten schauspielerischen Performances aller Beteiligten, entstehen dabei nicht nur einige höchst spannende Passagen mit ausgezeichnet geschriebenen Dialogen, sondern zwischendurch auch immer mal etwas lockere Szenen, die dieses sehr gute Drehbuch am Ende so rund erscheinen lassen. Ganz nebenbei wird ein sehr atmosphärisches Kleinstadt-Setting präsentiert, das mit all seinen Gebäuden und Bewohnern richtig lebhaft daherkommt und sehr viel Spaß macht.

                              Für einen Film, der so kurz nach Ende des 2. Weltkrieges enstand, ist es darüber hinaus natürlich auch im historischen Kontext interessant, wie hier der Holocaust und andere Themen dieser Zeit aufgegriffen werden. Unterm Strich kann ich "The Stranger" nur empfehlen, ein absolut beeindruckender Film, der zeitlos ist und auch heute noch super unterhält.

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                                Der_Ryan_M 30.11.2023, 18:16 Geändert 30.11.2023, 18:25

                                Snake Plissken's zweite Mission "Escape from L.A." ist bisweilen schon heftig trashig, was allen voran an der recht billig wirkenden Set-Optik und den wirklich miserablen CGI-Effekten liegt, welche aber dennoch ungeschönt zur Schau gestellt werden. Aber auch die Handlung als solches ist diesmal ein ganz schöner Nonsens, angelehnt an den ersten Teil, nur eben nochmals viel übertriebener, garniert mit einer Menge absolut überzeichneter Charaktere.
                                Von einem guten Film kann hier meiner Ansicht nach eigentlich keine Rede sein, dennoch aber ist der Carpenter-Streifen auf seine Art überraschend unterhaltsam und macht stellenweise sogar ziemlich viel Spaß! Einen großen Anteil daran trägt der Cast, zu dem neben dem altbekannten Kurt Russell diesmal noch coole Gesichter wie Stacy Keach, Peter Fonda oder der wieder einmal wirklich überragende Steve Buscemi gehören, der in diesen Film perfekt rein passt.
                                An die gute Atmosphäre und Gesellschaftskritik seines Vorgängers kommt "Escape from L.A." natürlich nicht heran, da man den Film nur bedingt ernst nehmen kann. Für verhältnismäßig kurzweilige Action-Unterhaltung mit einigen echt lustigen (trashigen) Szenen sorgt der Film aber, sodass man in der richtigen Stimmung sicherlich mal einschalten kann.

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                                  "The Changeling" ist für mich, in Anbetracht seiner recht geringen Bekanntheit, durchaus als eine kleine Horror Hidden-Gem anzusehen, zumindest wenn man als Zuschauer auf diese älteren Grusel- und Geisterhausfilme steht.
                                  Im Mittelpunkt steht der Musik-Professor und Komponist John Russell (George C. Scott), der, nachdem er seine Familie in einem Unfall verlor, nach Seattle zieht um einen Neuanfang zu wagen. Dabei mietet er ein altes Anwesen, das sehr lange leerstand und in dem schon bald merkwürdige Dinge vorgehen sollen. Er macht sich daran, dem schockierenden Geheimnis dieses alten Hauses auf den Grund zu gehen...
                                  Es entsteht ein angenehmer Mix aus Horrorfilm, der mit einer guten Portion Drama und sogar Krimi angereichert wird, da eben auch die Recherche zur Geschichte dieses Hauses eine tragende Rolle einnimmt. Der größte Pluspunkt des Films ist dabei die absolut einnehmende Atmosphäre, die Regisseur Peter Medak hier kreiert. Der Film von 1980 besitzt noch diesen typisch düsteren, realistischen Look der 70er, welcher die Immersion nochmals verstärkt. Die Kameraarbeit und die Beleuchtung, ja allgemein wie die Räumlichkeiten der Villa inszeniert werden, ist handwerklich herausragend und ich fand den Film stellenweise wahnsinnig gruselig, obwohl eine gewisse übernatürliche Komponente vorhanden ist, wovon ich sonst nicht so ein Fan bin.
                                  Unterm Strich kann ich "The Changeling" absolut empfehlen, wenn man dem Spukhausfilm etwas abgewinnen kann. Tolle Charaktere, die von guten Schauspielern gespielt werden, eine spannende Handlung mit guter Auflösung und eben eine elektrisierende Atmosphäre zeichnen diesen etwas vergessenen Klassiker aus!

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                                    Der_Ryan_M 29.11.2023, 08:17 Geändert 29.11.2023, 08:19

                                    In den 90er-Jahren feierten solche Thriller Hochkonjunktur und wirklich die meisten davon bieten auch heute noch absolut gelungene Blockbuster-Unterhaltung. Des Öfteren mussten dazumal radikale Islamisten als Gegenspieler herhalten, so auch hier in "The Siege", wo New York Opfer einer Welle von Terroranschlägen wird, nachdem zuvor, am Anfang des Films, ein hochrangiger Terrorist im Nahen Osten unschädlich gemacht wurde. Wir begleiten also Anthony Hubbard (Denzel Washington) von der Antiterror-Einheit des FBI wie er versucht, diese Terrorzelle ausfindig zu machen.
                                    Von der Thematik schon ein recht heftiger Thriller, der auch vor entsprechenden Gewaltdarstellungen nicht zurückschreckt und gerade durch den ständig vorhandenen Zeitdruck definitiv über eine gewisse Grundspannung verfügt. Gerade die erste Hälfte finde ich gelungen, da man auch nicht viel Zeit verschwendet die Charaktere zu zeichnen, sondern es recht schnell schon brisant wird. Denzel Washington spielt wie immer sehr souverän auf, einfach ein toller Schauspieler, der mit "Monk" Tony Shalhoub an seiner Seite hier ermittelt.
                                    Leider fand ich die zweite Hälfte, wo dann der titelgebende Ausnahmezustand immer mehr zum Thema wird, nicht mehr ganz so stark. Der Film wird dann einfach zu übertrieben, gerade die Figur von Bruce Willis ist ziemlich überzeichnet und er spielt auch echt teilweise unfreiwillig komisch hier. Nicht untypisch für solche US-Filme damals, darf der Patriotismus und etwas Kitsch natürlich auch nicht zu kurz kommen.
                                    Insgesamt sehe ich "The Siege" als einen durchaus soliden Genre-Vertreter, der kurzweilige Unterhaltung bieten kann, aber an einigen Stellen sehr konstruiert wirkt und in seinen Darstellungen manchmal etwas mehr Subtilität gut vertragen hätte. Eben ein typischer Hollywood-Blockbuster der späten 90er, mit all seinen guten und schlechten Eigenschaften.

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                                      Irgendwie war mir bisher gar nicht bewusst, dass der grandiose Song von Bruce Springsteen extra für diesen Film "Philadelphia" geschrieben wurde. Doch hier ertönt er gleich in der Intro-Sequenz, welche zusammen mit den verschiedenen Stadt-Aufnahmen von Philadelphia sofort eine angenehme Atmosphäre aufbaut und einen zurück in die 90er begleitet, wenngleich man diesen kraftvollen Song sicherlich auch in einer emotionaleren Szene hätte einspielen können.
                                      Ansonsten bietet Jonathan Demme's HIV-Drama eine ansprechende Handlung, die allen voran mit ihren spannenden Wortgefechten im Gerichtssaal überzeugen kann, in denen gerade Denzel Washington als ehrgeiziger Anwalt richtig abliefert. Der oscar-prämierte Tom Hanks spielt aber ebenfalls stark, sodass es sich alleine schon für die Performances dieser beiden tollen Schauspieler lohnt, den Film anzuschauen.
                                      Darüber hinaus ist die Geschichte aus heutiger Sicht natürlich fast schon unfassbar und zeigt uns auch, wie sehr sich unser gesellschaftlicher Blick auf Themen wie Homosexualität oder eben die Krankheit Aids verändert hat. Sicherlich sah man den Film damals anders als heute, zumindest wirkte es auf mich so, als würde dem Ganzen hier schon eine ordentliche Portion Hollywood-Dramatik hinzugefügt. So wirken zum Beispiel auch die "Bösewichte", sprich die Kanzleichefs von Tom Hanks Charakter, schon etwas überzeichnet und leider konnte mich der Streifen auf emotionaler Ebene nicht ganz so erreichen, wie ich es mir gewünscht hätte und wie der Film es eben auch stellenweise versucht.
                                      Für mich ist die Message des Films aber wirklich schwer zu beurteilen, da ich 1993 noch gar nicht gelebt habe und die Gesellschaft von früher nicht selbst kennengelernt habe. So wie der Film es mir verkauft, waren diese Themen damals wohl noch mehr oder weniger ein Tabu, heute hingegen schon "ganz normal", auch für mich, solange sie mir nicht andauernd aufgezwungen werden. Insofern ist "Philadelphia" auch unter diesem Blickwinkel sicherlich eine ganz interessante Zeitreise. Unterm Strich ein Film, der auf jeden Fall sehenswert ist und über weite Strecken, vor allem aufgrund der stark aufspielenden Darsteller, gut unterhält.

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                                      • Erstmal vielen Dank an kidhan und Leinzi fürs Organisieren dieser tollen Abstimmung! Ist doch immer sehr schön, wenn hier in der mp-Community so ein toller Austausch und solche "Events" stattfinden. :)
                                        Was mir wieder mal aufgefallen ist, wenn ich mir auch die anderen Kommentare hier anschaue, wie viele Lücken ich auch in den 2010ern noch habe...
                                        Ich hab den Anlass zudem wieder mal genutzt um mich mit einem Kumpel einen Abend über die 2010er Filme auszutauschen (was immer sehr viel Spaß macht und wofür ich diese Aktion dann auch liebe) und meine Liste etwas mit seinem Geschmack vervollständigt. :D Sonst wäre Animation z.B. bei mir nicht mal voll geworden.

                                        Bester Film:
                                        Inception
                                        Mad Max Fury Road
                                        Django Unchained
                                        Prisoners
                                        Drive
                                        Ex Machina
                                        Arrival
                                        Vielleicht lieber morgen
                                        Shutter Island
                                        Der Marsianer

                                        Bester Animationsfilm:
                                        Zoomania
                                        Klaus
                                        Your Name
                                        Isle of Dogs
                                        Spider-Man: A New Universe

                                        Beste Serie:
                                        Chernobyl
                                        Undone
                                        Breaking Bad
                                        True Detective
                                        The Walking Dead

                                        Bester Schauspieler:
                                        Leonardo DiCaprio (Django Unchained)
                                        Matthew McConaughey (Dallas Buyers Club)
                                        Jake Gyllenhaal (Prisoners)
                                        Sam Rockwell (Der Fall Richard Jewell)
                                        Christian Bale (The Fighter)

                                        Beste Schauspielerin:
                                        Alicia Vikander (Ex Machina)
                                        Amy Adams (The Fighter)
                                        Natalie Portman (Black Swan)
                                        Emily Blunt (Edge of Tomorrow)
                                        Margot Robbie (I, Tonya)

                                        Bester Soundtrack:
                                        Der Marsianer
                                        The Hateful Eight
                                        Mad Max Fury Road
                                        Isle of Dogs
                                        The Social Network

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                                          Ein australisches Mystery-Drama, welches merkwürdigerweise seinen Weg in die Halloween-Aktion zum Horrorfilme ausleihen gefunden hatte. Da sich die Geschichte um einen Wunderheiler-Clown bzw. "Harlekin" (Robert Powell), der das todkranke Kind eines Politikers (David Hemmings) heilt und darauhin also die Familie "unterwandert", nicht verkehrt anhörte und ich die 80er Jahre Atmosphäre aktuell gern mag, griff ich mal zu.
                                          Der Film ist für mich nicht gerade ein Horrorfilm, eher vermischt er Mystery-Elemente mit politischen Intrigen. Da im Mittelpunkt hier natürlich die Familie eines Politikers steht, geht es in gewisser Weise um Macht und Einflussnahme, einerseits vom Harlekin selbst, andererseits von den Politikern und der Öffentlichkeit. Alles in allem ist die Handlung hier recht undurchsichtig und wirkt verwirrend - vieles wird der Interpretation des Zuschauers überlassen, so eben auch ob der Harlekin und seine Zaubertricks nun echt sind oder nicht. Im Nachhinein habe ich gelesen, dass die Story eine moderne Interpretation von Rasputin sein soll.
                                          Nicht zwingend ein schlechter Film, dafür besitzt er über weite Strecken eine solide Grundspannung und auch die Schauspieler machen einen guten Job. Insgesamt versandet der Film aber nach einem vielversprechenden Start in einem merkwürdigen Hokus-Pokus Mix, der für mich nur bedingt Sinn ergab.

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                                            "Phenomena" war mein erster Film von Dario Argento, über den ich als Regisseur aber hier und da immer mal schon positive Sachen, gerade von Horrorfans, gehört habe und er hat ja auch einige bekannte Filme gedreht. Die Story hier hörte sich immer wirklich gut an - ein Mädchen, das mit Insekten kommunizieren kann und deswegen eine Mordserie aufklären könnte, habe ich so noch nie gesehen.
                                            In der Tat ist der Horrorfilm recht speziell, kommt aber stark über seine schöne Atmosphäre, so wie ich es mag. Wir befinden uns in einem Mädcheninternat in den Schweizer Alpen der 80er, die echt unheimlich in Szene gesetzt werden und als Kulisse unverbraucht wirken. Die teils sehr weiten Landschaftsaufnahmen werten den Film für mich hier wirklich auf! In der Hauptrolle sehen wir die sehr junge Jennifer Connelly, die ich gerne mag und die ihre Sache hier gut macht.
                                            Recht speziell ist der Film deshalb, weil hier ziemliche viele verrückte Sachen abgehen, das Drehbuch ist wirklich manchmal ein kleines Durcheinander und die Szenen wirken komisch zusammengefügt. Das Insekten-Mädchen, das noch schlafwandelt, eben der sehr brutale Killer, ein Entomologe gespielt von Donald Pleasence, der im Rollstuhl sitzt und eine Schimpansin als Assistenten hat, einige Flucht-Szenen, die mit recht eigenwillig erscheinender Rockmusik unterlegt sind - hier ist wirklich alles dabei. Wirkt zum Teil zwar etwas wild, bleibt gerade deswegen aber auch im Kopf.
                                            Insgesamt war "Phenomena" ein recht erfrischendes Filmerlebnis, das mir gerade wegen der tollen Atmosphäre gut gefiel. Das Finale war mir dann zwar einen Tick zu übertrieben und dadurch leider ein wenig trashig, ansonsten war der Streifen aber schon ziemlich interessant und macht Lust auf mehr von Argento. Vielen Dank außerdem an die liebe Eudora für das Auffinden des Films! :)

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                                              Der_Ryan_M 22.11.2023, 17:27 Geändert 22.11.2023, 17:33

                                              "All Is Lost" ist sicherlich kein Film für jedermann, das wusste ich schon vorher und war auch etwas skeptisch, ob er mich denn wohl kriegen könnte. Doch trotzdem wollte ich dem Survival-Drama natürlich mal eine Chance geben.
                                              In gewisser Weise hat es sich dann auch doch schon gelohnt, hauptsächlich für die Performance von Robert Redford, die ich hier wirklich stark und authentisch finde. Sowieso mag ich die Bodenständigkeit des Films - keine unnötigen Übertreibungen, keine aufgesetzte Dramatik oder dummen Entscheidungen der Filmfigur um irgendwelche Schocks herbeizurufen. Dazu eine super Kameraarbeit und ein wundervoll-melancholischer Score, das alles ist schon echt toll.
                                              Auf der anderen Seite war mir der Film dann aber doch eine Ecke zu ruhig und leider auch stellenweise recht langatmig. Während mich die erste halbe Stunde noch ganz gut bei der Stange halten konnte, stellten sich nach spätestens einer Stunde bei mir dann leider einige Ermüdungserscheinungen ein. Ja, man hatte es dann nun gesehen, wie der Robert um sein Überleben kämpft und so ganz ohne Dialoge oder größere Spannungsmomente wartete ich dann eigentlich nur noch darauf, wie das Ganze denn nun ausgehen würde.
                                              Immerhin enttäuschte das Ende dann nicht und stellt nochmal einen wirklich gelungenen Abschluss dieses kleinen, schon besonderen Survival-Abenteuers dar, sodass mir "All Is Lost" im Nachhinein dann doch noch etwas besser gefiel, als ich es über weite Strecken während des Films vermutet hätte. Kann man sich durchaus mal ansehen, auch wenn das Pacing für mich nicht ganz rund wirkt.

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                                                "Enemy of the State" ist ein unterhaltsamer Polit- / Verschwörungs-Thriller mit Will Smith, bei dem ich mich öfters fragte, wie er wohl vor 25 Jahren gewirkt hat, als er erschienen ist.
                                                Hier wird nämlich sehr viel mit Überwachung durch Satelliten, Abhörung von Telefonaten, Tracking mit Peilsendern und ähnlichem gearbeitet - etwas, das heute in Zeiten von Smartphones oder dem Internet überhaupt, niemanden mehr überraschen sollte, dass so etwas möglich ist und jeder Mensch dauerhaft überwacht werden kann. Dadurch, so muss man ehrlich sagen, wirkt der Film in diesem Aspekt ein wenig aus der Zeit gefallen, wie alle Filme, die sich eben sehr auf die Technik einer bestimmten Zeit fokussieren und zeigen wollen, was damals neu und schockierend war.
                                                Nichtsdestotrotz ist "Enemy of the State" aber ein temporeich inszenierter Thriller, der noch dazu mit einigen guten Actioneinlagen zu gefallen weiß und sich in gewisser Weise eben auch kritisch mit dem Thema Privatsphäre bzw. Überwachungsstaat auseinandersetzt. Die Regie von Tony Scott passt zudem natürlich perfekt zu so einem Plot, wo der Protagonist die ganze Zeit mehr oder weniger auf der Flucht ist. Mit seinen vielen schnellen Schnitten und wackliger Kamera erzeugt Scott ein Paranoia-Gefühl, wo man als Zuschauer, genau wie Will Smith' Figur, nie genau weiß, wer einen gerade beobachtet, sodass der Streifen so gut wie nie zur Ruhe kommt.
                                                Unterm Strich bietet "Enemy of the State" auf jeden Fall gute Thriller-Unterhaltung im Stile der 90er Jahre. Ein gut aufgelegter Will Smith, ein skrupelloser Jon Voight als Schurke und ein in seiner Nebenrolle gefühlt etwas verschenkter, aber trotzdem wie immer überzeugender, Gene Hackman stellen außerdem sicher, dass auch schauspielerisch einiges geboten wird. Bestes Blockbuster-Kino!

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                                                  Der_Ryan_M 18.11.2023, 12:59 Geändert 18.11.2023, 13:00

                                                  Die Enthüllung des Skandals um Harvey Weinstein, der Start der metoo-Bewegung - das alles begann, so will es uns "She Said" erzählen, mit einem Artikel der beiden Journalistinnen Megan Twohey und Jodi Kantor in der New York Times.
                                                  Im Hollywood-Regiedebüt der deutschen Schauspielerin und Regisseurin Maria Schrader verfolgen wir also die beiden Frauen, wie sie immer tiefer in ein verzwicktes System der Unterhaltungsbranche eintauchen, hauptsächlich was die Firma Miramax angeht, in der Weinstein ja als Produzent tätig war.
                                                  Der Inszenierungsstil ist eher dokumentarisch. Wir sehen oft eine der Journalistinnen, wie sie Nachforschungen anstellt oder in Restaurants und anderen Räumen sitzt, gemeinsam mit ehemaligen Mitarbeitern spricht. Auf übertriebene Dramatik oder einen gehobenen Zeigefinger wird weitesgehend verzichtet und der Film kommt bodenständig daher, was ich definitiv angenehm fand.
                                                  Trotz dessen, dass sich das Thema ja erstmal eher trocken anhört und man vieles hier wahrscheinlich auch schon vorher mal gehört hat, kommt keine Langeweile auf, was zum einen an den tollen schauspielerischen Performances, allen voran von Carey Mulligan und Zoe Kazan, liegt, andererseits aber auch an der Regie, die es versteht, in den richtigen Momenten immer mal eine gewisse Dynamik in die Handlung zu bringen und Spannung zu erzeugen. Auch die Kameraarbeit und der Score wissen zu gefallen, sodass es von handwerklicher Seite wirklich gar nichts zu meckern gibt.
                                                  Wer mal wieder Lust auf ein eher ruhigeres Drama hat, das vor allem durch starke Schauspieler getragen wird und somit ein schwieriges Thema auf spannende Weise aufbereitet, dem sei "She Said" empfohlen.

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                                                    "Conquest of Space" ist leider ein recht langweiliger 50s Sci-Fi Streifen, der lange Zeit vor sich hindümpelt und über die ersten zwei Drittel eher eine episodische Handlung vorweist. Wir begleiten die Crew einer Raumstation, die sich auf einen Flug zum Mond bzw. später zum Mars vorbereiten soll.
                                                    Die Charakteren sind dabei ziemlich uninteressant und klischeehaft gezeichnet. Einzig tricktechnisch bekommt man einige nette Spielereien präsentiert, gerade die Space Station Aufnahmen von außen sehen für damalige Verhältnisse gar nicht übel aus mit den Modellen. Man kann dem Film jetzt auch nicht böse sein, denn unsympathisch ist er nicht, unterm Strich ist "Conquest of Space" aber eine Ecke zu naiv (Stichwort Schnee zu Weihnachten auf dem Mars) und hat letztlich nicht viel sinnvolles zu erzählen.

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