Der_Ryan_M - Kommentare

Alle Kommentare von Der_Ryan_M

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    Der_Ryan_M 04.12.2023, 12:05 Geändert 04.12.2023, 12:16

    Nach einigen positiven Stimmen von Freunden und weil ich dem Found-Footage-Stil nicht abgeneigt bin, wollte ich "Deadstream" auch gerne eine Chance geben. Gerade, dass der Film ja als so ein kleines Low-Budget-Projekt des Ehepaares Winter startete, wo der Mann Joseph Winter gleich noch die Hauptrolle übernahm, fand ich einfach schon mal sympathisch und sowas unterstütze ich ab und zu mal ganz gern.
    Und ja, der Film konnte mich sogar positiv überraschen! Denn wo ich mir vorher nicht sicher war, ob diese Mischung aus Horror und Komödie funktioniert - denn immerhin begleiten wir hier einen gewissermaßen klickgeilen Youtuber bzw. Streamer, der sich die Herausforderung stellt, in einem verfluchten Haus zu übernachten - und mir der Hauptdarsteller gerade zu Beginn noch etwas nervig vorkam, hat mich der Film im Laufe der Zeit, mit einigen seiner guten Ideen und Twists, doch immer mehr auf seine Seite bekommen.
    Überraschenderweise ist der Streifen nämlich wirklich ziemlich gruselig (für mich jedenfalls) und gleichzeitig aber auch stellenweise lustig, vor allem durch die eingeblendeten Chat-Nachrichten während des Streams. Das ist ja schon mal wirklich etwas, das nicht viele Filme hinbekommen, denn oftmals sind Horrorkomödien eben weder das eine, noch so wirklich das andere. Hier stimmt die Mischung hingegen ganz gut und es steht sogar der Horror mehr im Fokus würde ich sagen.
    Letztlich würde ich "Deadstream" definitiv empfehlen, wenn man Found Footage jetzt nicht total abgeneigt ist, denn er ist echt eine kleine Horror-Überraschung. Vor allem weil der Film sich schön frisch anfühlt und trotz kleinerer Schwächen, wie z.B. das etwas zu hektische Ende, über seine knapp 90 Minuten einfach gut unterhält. Sicher nichts für jedermann, mir hat er aber erstaunlich viel Spaß bereitet, obwohl ich vorher unsicher war, ob ich überhaupt Lust auf den Film habe.

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      Der_Ryan_M 01.12.2023, 12:28 Geändert 01.12.2023, 12:29

      Mit seinem hervorragenden Kommentar und stolzen 8 Punkten, machte mich kürzlich mein Buddy @Kenduskeag auf "The Stranger", der eben gerade auch in der Arte-Mediathek zu finden war, aufmerksam.
      Und wow, was für ein klasse Film, den ich hier mal wieder entdecken durfte!

      Damit hätte ich vorher gar nicht unbedingt gerechnet, als ich Orson Welles' Thriller aus dem Jahre 1946 anstellte und der Beginn auch erst noch relativ verhalten war, weil man natürlich erstmal in den Film hereinkommen musste. Mit fortwährender Spieldauer und eigentlich schon recht früh, mit dem Auftreten von ebenjenem Orson Welles, der hier selbst die Hauptrolle als in den USA abgetauchter Ex-Nazi Charles Rankin übernimmt, entwickelte sich hier aber ein absoluter Hochkaräter, der auf allen Ebenen beste Unterhaltung bietet.

      Denn obwohl die Prämisse sich im Vorhinein eher schwermütig anhört, inszeniert Welles hier eine Art Detektivfilm, bei dem uns Edward G. Robinson als "Mr. Wilson" an die Hand nimmt und wir ihm dabei zusehen, wie er versucht Rankin auffliegen zu lassen. Getragen von den exzellenten schauspielerischen Performances aller Beteiligten, entstehen dabei nicht nur einige höchst spannende Passagen mit ausgezeichnet geschriebenen Dialogen, sondern zwischendurch auch immer mal etwas lockere Szenen, die dieses sehr gute Drehbuch am Ende so rund erscheinen lassen. Ganz nebenbei wird ein sehr atmosphärisches Kleinstadt-Setting präsentiert, das mit all seinen Gebäuden und Bewohnern richtig lebhaft daherkommt und sehr viel Spaß macht.

      Für einen Film, der so kurz nach Ende des 2. Weltkrieges enstand, ist es darüber hinaus natürlich auch im historischen Kontext interessant, wie hier der Holocaust und andere Themen dieser Zeit aufgegriffen werden. Unterm Strich kann ich "The Stranger" nur empfehlen, ein absolut beeindruckender Film, der zeitlos ist und auch heute noch super unterhält.

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        Der_Ryan_M 30.11.2023, 18:16 Geändert 30.11.2023, 18:25

        Snake Plissken's zweite Mission "Escape from L.A." ist bisweilen schon heftig trashig, was allen voran an der recht billig wirkenden Set-Optik und den wirklich miserablen CGI-Effekten liegt, welche aber dennoch ungeschönt zur Schau gestellt werden. Aber auch die Handlung als solches ist diesmal ein ganz schöner Nonsens, angelehnt an den ersten Teil, nur eben nochmals viel übertriebener, garniert mit einer Menge absolut überzeichneter Charaktere.
        Von einem guten Film kann hier meiner Ansicht nach eigentlich keine Rede sein, dennoch aber ist der Carpenter-Streifen auf seine Art überraschend unterhaltsam und macht stellenweise sogar ziemlich viel Spaß! Einen großen Anteil daran trägt der Cast, zu dem neben dem altbekannten Kurt Russell diesmal noch coole Gesichter wie Stacy Keach, Peter Fonda oder der wieder einmal wirklich überragende Steve Buscemi gehören, der in diesen Film perfekt rein passt.
        An die gute Atmosphäre und Gesellschaftskritik seines Vorgängers kommt "Escape from L.A." natürlich nicht heran, da man den Film nur bedingt ernst nehmen kann. Für verhältnismäßig kurzweilige Action-Unterhaltung mit einigen echt lustigen (trashigen) Szenen sorgt der Film aber, sodass man in der richtigen Stimmung sicherlich mal einschalten kann.

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        • 7

          "The Changeling" ist für mich, in Anbetracht seiner recht geringen Bekanntheit, durchaus als eine kleine Horror Hidden-Gem anzusehen, zumindest wenn man als Zuschauer auf diese älteren Grusel- und Geisterhausfilme steht.
          Im Mittelpunkt steht der Musik-Professor und Komponist John Russell (George C. Scott), der, nachdem er seine Familie in einem Unfall verlor, nach Seattle zieht um einen Neuanfang zu wagen. Dabei mietet er ein altes Anwesen, das sehr lange leerstand und in dem schon bald merkwürdige Dinge vorgehen sollen. Er macht sich daran, dem schockierenden Geheimnis dieses alten Hauses auf den Grund zu gehen...
          Es entsteht ein angenehmer Mix aus Horrorfilm, der mit einer guten Portion Drama und sogar Krimi angereichert wird, da eben auch die Recherche zur Geschichte dieses Hauses eine tragende Rolle einnimmt. Der größte Pluspunkt des Films ist dabei die absolut einnehmende Atmosphäre, die Regisseur Peter Medak hier kreiert. Der Film von 1980 besitzt noch diesen typisch düsteren, realistischen Look der 70er, welcher die Immersion nochmals verstärkt. Die Kameraarbeit und die Beleuchtung, ja allgemein wie die Räumlichkeiten der Villa inszeniert werden, ist handwerklich herausragend und ich fand den Film stellenweise wahnsinnig gruselig, obwohl eine gewisse übernatürliche Komponente vorhanden ist, wovon ich sonst nicht so ein Fan bin.
          Unterm Strich kann ich "The Changeling" absolut empfehlen, wenn man dem Spukhausfilm etwas abgewinnen kann. Tolle Charaktere, die von guten Schauspielern gespielt werden, eine spannende Handlung mit guter Auflösung und eben eine elektrisierende Atmosphäre zeichnen diesen etwas vergessenen Klassiker aus!

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            Der_Ryan_M 29.11.2023, 08:17 Geändert 29.11.2023, 08:19

            In den 90er-Jahren feierten solche Thriller Hochkonjunktur und wirklich die meisten davon bieten auch heute noch absolut gelungene Blockbuster-Unterhaltung. Des Öfteren mussten dazumal radikale Islamisten als Gegenspieler herhalten, so auch hier in "The Siege", wo New York Opfer einer Welle von Terroranschlägen wird, nachdem zuvor, am Anfang des Films, ein hochrangiger Terrorist im Nahen Osten unschädlich gemacht wurde. Wir begleiten also Anthony Hubbard (Denzel Washington) von der Antiterror-Einheit des FBI wie er versucht, diese Terrorzelle ausfindig zu machen.
            Von der Thematik schon ein recht heftiger Thriller, der auch vor entsprechenden Gewaltdarstellungen nicht zurückschreckt und gerade durch den ständig vorhandenen Zeitdruck definitiv über eine gewisse Grundspannung verfügt. Gerade die erste Hälfte finde ich gelungen, da man auch nicht viel Zeit verschwendet die Charaktere zu zeichnen, sondern es recht schnell schon brisant wird. Denzel Washington spielt wie immer sehr souverän auf, einfach ein toller Schauspieler, der mit "Monk" Tony Shalhoub an seiner Seite hier ermittelt.
            Leider fand ich die zweite Hälfte, wo dann der titelgebende Ausnahmezustand immer mehr zum Thema wird, nicht mehr ganz so stark. Der Film wird dann einfach zu übertrieben, gerade die Figur von Bruce Willis ist ziemlich überzeichnet und er spielt auch echt teilweise unfreiwillig komisch hier. Nicht untypisch für solche US-Filme damals, darf der Patriotismus und etwas Kitsch natürlich auch nicht zu kurz kommen.
            Insgesamt sehe ich "The Siege" als einen durchaus soliden Genre-Vertreter, der kurzweilige Unterhaltung bieten kann, aber an einigen Stellen sehr konstruiert wirkt und in seinen Darstellungen manchmal etwas mehr Subtilität gut vertragen hätte. Eben ein typischer Hollywood-Blockbuster der späten 90er, mit all seinen guten und schlechten Eigenschaften.

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              Irgendwie war mir bisher gar nicht bewusst, dass der grandiose Song von Bruce Springsteen extra für diesen Film "Philadelphia" geschrieben wurde. Doch hier ertönt er gleich in der Intro-Sequenz, welche zusammen mit den verschiedenen Stadt-Aufnahmen von Philadelphia sofort eine angenehme Atmosphäre aufbaut und einen zurück in die 90er begleitet, wenngleich man diesen kraftvollen Song sicherlich auch in einer emotionaleren Szene hätte einspielen können.
              Ansonsten bietet Jonathan Demme's HIV-Drama eine ansprechende Handlung, die allen voran mit ihren spannenden Wortgefechten im Gerichtssaal überzeugen kann, in denen gerade Denzel Washington als ehrgeiziger Anwalt richtig abliefert. Der oscar-prämierte Tom Hanks spielt aber ebenfalls stark, sodass es sich alleine schon für die Performances dieser beiden tollen Schauspieler lohnt, den Film anzuschauen.
              Darüber hinaus ist die Geschichte aus heutiger Sicht natürlich fast schon unfassbar und zeigt uns auch, wie sehr sich unser gesellschaftlicher Blick auf Themen wie Homosexualität oder eben die Krankheit Aids verändert hat. Sicherlich sah man den Film damals anders als heute, zumindest wirkte es auf mich so, als würde dem Ganzen hier schon eine ordentliche Portion Hollywood-Dramatik hinzugefügt. So wirken zum Beispiel auch die "Bösewichte", sprich die Kanzleichefs von Tom Hanks Charakter, schon etwas überzeichnet und leider konnte mich der Streifen auf emotionaler Ebene nicht ganz so erreichen, wie ich es mir gewünscht hätte und wie der Film es eben auch stellenweise versucht.
              Für mich ist die Message des Films aber wirklich schwer zu beurteilen, da ich 1993 noch gar nicht gelebt habe und die Gesellschaft von früher nicht selbst kennengelernt habe. So wie der Film es mir verkauft, waren diese Themen damals wohl noch mehr oder weniger ein Tabu, heute hingegen schon "ganz normal", auch für mich, solange sie mir nicht andauernd aufgezwungen werden. Insofern ist "Philadelphia" auch unter diesem Blickwinkel sicherlich eine ganz interessante Zeitreise. Unterm Strich ein Film, der auf jeden Fall sehenswert ist und über weite Strecken, vor allem aufgrund der stark aufspielenden Darsteller, gut unterhält.

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              • Erstmal vielen Dank an kidhan und Leinzi fürs Organisieren dieser tollen Abstimmung! Ist doch immer sehr schön, wenn hier in der mp-Community so ein toller Austausch und solche "Events" stattfinden. :)
                Was mir wieder mal aufgefallen ist, wenn ich mir auch die anderen Kommentare hier anschaue, wie viele Lücken ich auch in den 2010ern noch habe...
                Ich hab den Anlass zudem wieder mal genutzt um mich mit einem Kumpel einen Abend über die 2010er Filme auszutauschen (was immer sehr viel Spaß macht und wofür ich diese Aktion dann auch liebe) und meine Liste etwas mit seinem Geschmack vervollständigt. :D Sonst wäre Animation z.B. bei mir nicht mal voll geworden.

                Bester Film:
                Inception
                Mad Max Fury Road
                Django Unchained
                Prisoners
                Drive
                Ex Machina
                Arrival
                Vielleicht lieber morgen
                Shutter Island
                Der Marsianer

                Bester Animationsfilm:
                Zoomania
                Klaus
                Your Name
                Isle of Dogs
                Spider-Man: A New Universe

                Beste Serie:
                Chernobyl
                Undone
                Breaking Bad
                True Detective
                The Walking Dead

                Bester Schauspieler:
                Leonardo DiCaprio (Django Unchained)
                Matthew McConaughey (Dallas Buyers Club)
                Jake Gyllenhaal (Prisoners)
                Sam Rockwell (Der Fall Richard Jewell)
                Christian Bale (The Fighter)

                Beste Schauspielerin:
                Alicia Vikander (Ex Machina)
                Amy Adams (The Fighter)
                Natalie Portman (Black Swan)
                Emily Blunt (Edge of Tomorrow)
                Margot Robbie (I, Tonya)

                Bester Soundtrack:
                Der Marsianer
                The Hateful Eight
                Mad Max Fury Road
                Isle of Dogs
                The Social Network

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                • 5

                  Ein australisches Mystery-Drama, welches merkwürdigerweise seinen Weg in die Halloween-Aktion zum Horrorfilme ausleihen gefunden hatte. Da sich die Geschichte um einen Wunderheiler-Clown bzw. "Harlekin" (Robert Powell), der das todkranke Kind eines Politikers (David Hemmings) heilt und darauhin also die Familie "unterwandert", nicht verkehrt anhörte und ich die 80er Jahre Atmosphäre aktuell gern mag, griff ich mal zu.
                  Der Film ist für mich nicht gerade ein Horrorfilm, eher vermischt er Mystery-Elemente mit politischen Intrigen. Da im Mittelpunkt hier natürlich die Familie eines Politikers steht, geht es in gewisser Weise um Macht und Einflussnahme, einerseits vom Harlekin selbst, andererseits von den Politikern und der Öffentlichkeit. Alles in allem ist die Handlung hier recht undurchsichtig und wirkt verwirrend - vieles wird der Interpretation des Zuschauers überlassen, so eben auch ob der Harlekin und seine Zaubertricks nun echt sind oder nicht. Im Nachhinein habe ich gelesen, dass die Story eine moderne Interpretation von Rasputin sein soll.
                  Nicht zwingend ein schlechter Film, dafür besitzt er über weite Strecken eine solide Grundspannung und auch die Schauspieler machen einen guten Job. Insgesamt versandet der Film aber nach einem vielversprechenden Start in einem merkwürdigen Hokus-Pokus Mix, der für mich nur bedingt Sinn ergab.

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                  • 7

                    "Phenomena" war mein erster Film von Dario Argento, über den ich als Regisseur aber hier und da immer mal schon positive Sachen, gerade von Horrorfans, gehört habe und er hat ja auch einige bekannte Filme gedreht. Die Story hier hörte sich immer wirklich gut an - ein Mädchen, das mit Insekten kommunizieren kann und deswegen eine Mordserie aufklären könnte, habe ich so noch nie gesehen.
                    In der Tat ist der Horrorfilm recht speziell, kommt aber stark über seine schöne Atmosphäre, so wie ich es mag. Wir befinden uns in einem Mädcheninternat in den Schweizer Alpen der 80er, die echt unheimlich in Szene gesetzt werden und als Kulisse unverbraucht wirken. Die teils sehr weiten Landschaftsaufnahmen werten den Film für mich hier wirklich auf! In der Hauptrolle sehen wir die sehr junge Jennifer Connelly, die ich gerne mag und die ihre Sache hier gut macht.
                    Recht speziell ist der Film deshalb, weil hier ziemliche viele verrückte Sachen abgehen, das Drehbuch ist wirklich manchmal ein kleines Durcheinander und die Szenen wirken komisch zusammengefügt. Das Insekten-Mädchen, das noch schlafwandelt, eben der sehr brutale Killer, ein Entomologe gespielt von Donald Pleasence, der im Rollstuhl sitzt und eine Schimpansin als Assistenten hat, einige Flucht-Szenen, die mit recht eigenwillig erscheinender Rockmusik unterlegt sind - hier ist wirklich alles dabei. Wirkt zum Teil zwar etwas wild, bleibt gerade deswegen aber auch im Kopf.
                    Insgesamt war "Phenomena" ein recht erfrischendes Filmerlebnis, das mir gerade wegen der tollen Atmosphäre gut gefiel. Das Finale war mir dann zwar einen Tick zu übertrieben und dadurch leider ein wenig trashig, ansonsten war der Streifen aber schon ziemlich interessant und macht Lust auf mehr von Argento. Vielen Dank außerdem an die liebe Eudora für das Auffinden des Films! :)

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                      Der_Ryan_M 22.11.2023, 17:27 Geändert 22.11.2023, 17:33

                      "All Is Lost" ist sicherlich kein Film für jedermann, das wusste ich schon vorher und war auch etwas skeptisch, ob er mich denn wohl kriegen könnte. Doch trotzdem wollte ich dem Survival-Drama natürlich mal eine Chance geben.
                      In gewisser Weise hat es sich dann auch doch schon gelohnt, hauptsächlich für die Performance von Robert Redford, die ich hier wirklich stark und authentisch finde. Sowieso mag ich die Bodenständigkeit des Films - keine unnötigen Übertreibungen, keine aufgesetzte Dramatik oder dummen Entscheidungen der Filmfigur um irgendwelche Schocks herbeizurufen. Dazu eine super Kameraarbeit und ein wundervoll-melancholischer Score, das alles ist schon echt toll.
                      Auf der anderen Seite war mir der Film dann aber doch eine Ecke zu ruhig und leider auch stellenweise recht langatmig. Während mich die erste halbe Stunde noch ganz gut bei der Stange halten konnte, stellten sich nach spätestens einer Stunde bei mir dann leider einige Ermüdungserscheinungen ein. Ja, man hatte es dann nun gesehen, wie der Robert um sein Überleben kämpft und so ganz ohne Dialoge oder größere Spannungsmomente wartete ich dann eigentlich nur noch darauf, wie das Ganze denn nun ausgehen würde.
                      Immerhin enttäuschte das Ende dann nicht und stellt nochmal einen wirklich gelungenen Abschluss dieses kleinen, schon besonderen Survival-Abenteuers dar, sodass mir "All Is Lost" im Nachhinein dann doch noch etwas besser gefiel, als ich es über weite Strecken während des Films vermutet hätte. Kann man sich durchaus mal ansehen, auch wenn das Pacing für mich nicht ganz rund wirkt.

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                      • 7

                        "Enemy of the State" ist ein unterhaltsamer Polit- / Verschwörungs-Thriller mit Will Smith, bei dem ich mich öfters fragte, wie er wohl vor 25 Jahren gewirkt hat, als er erschienen ist.
                        Hier wird nämlich sehr viel mit Überwachung durch Satelliten, Abhörung von Telefonaten, Tracking mit Peilsendern und ähnlichem gearbeitet - etwas, das heute in Zeiten von Smartphones oder dem Internet überhaupt, niemanden mehr überraschen sollte, dass so etwas möglich ist und jeder Mensch dauerhaft überwacht werden kann. Dadurch, so muss man ehrlich sagen, wirkt der Film in diesem Aspekt ein wenig aus der Zeit gefallen, wie alle Filme, die sich eben sehr auf die Technik einer bestimmten Zeit fokussieren und zeigen wollen, was damals neu und schockierend war.
                        Nichtsdestotrotz ist "Enemy of the State" aber ein temporeich inszenierter Thriller, der noch dazu mit einigen guten Actioneinlagen zu gefallen weiß und sich in gewisser Weise eben auch kritisch mit dem Thema Privatsphäre bzw. Überwachungsstaat auseinandersetzt. Die Regie von Tony Scott passt zudem natürlich perfekt zu so einem Plot, wo der Protagonist die ganze Zeit mehr oder weniger auf der Flucht ist. Mit seinen vielen schnellen Schnitten und wackliger Kamera erzeugt Scott ein Paranoia-Gefühl, wo man als Zuschauer, genau wie Will Smith' Figur, nie genau weiß, wer einen gerade beobachtet, sodass der Streifen so gut wie nie zur Ruhe kommt.
                        Unterm Strich bietet "Enemy of the State" auf jeden Fall gute Thriller-Unterhaltung im Stile der 90er Jahre. Ein gut aufgelegter Will Smith, ein skrupelloser Jon Voight als Schurke und ein in seiner Nebenrolle gefühlt etwas verschenkter, aber trotzdem wie immer überzeugender, Gene Hackman stellen außerdem sicher, dass auch schauspielerisch einiges geboten wird. Bestes Blockbuster-Kino!

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                          Der_Ryan_M 18.11.2023, 12:59 Geändert 18.11.2023, 13:00

                          Die Enthüllung des Skandals um Harvey Weinstein, der Start der metoo-Bewegung - das alles begann, so will es uns "She Said" erzählen, mit einem Artikel der beiden Journalistinnen Megan Twohey und Jodi Kantor in der New York Times.
                          Im Hollywood-Regiedebüt der deutschen Schauspielerin und Regisseurin Maria Schrader verfolgen wir also die beiden Frauen, wie sie immer tiefer in ein verzwicktes System der Unterhaltungsbranche eintauchen, hauptsächlich was die Firma Miramax angeht, in der Weinstein ja als Produzent tätig war.
                          Der Inszenierungsstil ist eher dokumentarisch. Wir sehen oft eine der Journalistinnen, wie sie Nachforschungen anstellt oder in Restaurants und anderen Räumen sitzt, gemeinsam mit ehemaligen Mitarbeitern spricht. Auf übertriebene Dramatik oder einen gehobenen Zeigefinger wird weitesgehend verzichtet und der Film kommt bodenständig daher, was ich definitiv angenehm fand.
                          Trotz dessen, dass sich das Thema ja erstmal eher trocken anhört und man vieles hier wahrscheinlich auch schon vorher mal gehört hat, kommt keine Langeweile auf, was zum einen an den tollen schauspielerischen Performances, allen voran von Carey Mulligan und Zoe Kazan, liegt, andererseits aber auch an der Regie, die es versteht, in den richtigen Momenten immer mal eine gewisse Dynamik in die Handlung zu bringen und Spannung zu erzeugen. Auch die Kameraarbeit und der Score wissen zu gefallen, sodass es von handwerklicher Seite wirklich gar nichts zu meckern gibt.
                          Wer mal wieder Lust auf ein eher ruhigeres Drama hat, das vor allem durch starke Schauspieler getragen wird und somit ein schwieriges Thema auf spannende Weise aufbereitet, dem sei "She Said" empfohlen.

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                            "Conquest of Space" ist leider ein recht langweiliger 50s Sci-Fi Streifen, der lange Zeit vor sich hindümpelt und über die ersten zwei Drittel eher eine episodische Handlung vorweist. Wir begleiten die Crew einer Raumstation, die sich auf einen Flug zum Mond bzw. später zum Mars vorbereiten soll.
                            Die Charakteren sind dabei ziemlich uninteressant und klischeehaft gezeichnet. Einzig tricktechnisch bekommt man einige nette Spielereien präsentiert, gerade die Space Station Aufnahmen von außen sehen für damalige Verhältnisse gar nicht übel aus mit den Modellen. Man kann dem Film jetzt auch nicht böse sein, denn unsympathisch ist er nicht, unterm Strich ist "Conquest of Space" aber eine Ecke zu naiv (Stichwort Schnee zu Weihnachten auf dem Mars) und hat letztlich nicht viel sinnvolles zu erzählen.

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                              Der_Ryan_M 17.11.2023, 11:58 Geändert 17.11.2023, 12:00

                              "Fire Down Below" ist ein solider 90er Jahre Actioner, der sich streckenweise aber schon auch irgendwie ein wenig nach B-Movie anfühlt, was aber nicht weiter schlimm ist. Seagal spielt hier einen Mann von der Umweltbehörde, der in ein kleines Städtchen in Kentucky kommt, weil dort eine reiche Firma illegal Giftmüll entsorgen soll, was er untersucht. Insofern erinnert der Plot hier also an "Auf brennendem Eis", der auch so eine Öko-Botschaft innehatte.
                              Die Action kommt mitunter vielleicht etwas zu kurz, denn bis auf ein paar coole Set-Pieces im letzten Drittel, gibt es zwischendurch nur ein paar kleinere Prügeleien, in denen Seagal seine Handkantenschläge präzise an den Mann bringt. Dafür entschädigt aber die nette, ländliche Kentucky-Atmosphäre mit einigen schönen Landschaftsaufnahmen und einem unterhaltsamen Country-Soundtrack, sowie auch der Drama-Anteil der Handlung, der zumindest nie langweilig wird. Die Schurkenrolle ist mit Kris Kristofferson zudem anständig besetzt, in Nebenrollen sind unter anderem auch noch ein junger Stephen Lang und der altehrwürdige Harry Dean Stanton am Start.
                              Insgesamt kann man "Fire Down Below" als kurzweiligen Action-Snack, an einem müden Abend unter der Woche, bedenkenlos konsumieren. Kein Highlight, aber ein charmanter 90er Jahre Streifen, der für gute Unterhaltung sorgt.

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                                Der_Ryan_M 16.11.2023, 13:43 Geändert 16.11.2023, 13:44

                                Laut moviepilot ist "Seven Men From Now" ein Später Western, was natürlich mal wieder Unsinn ist, denn mit Erscheinungsjahr 1956 enstand der Film in der Hochzeit des klassischen Western und er fühlt sich zum Großteil auch so an. Aber es ist schon ein richtig starker Western dazu, der mir sehr gut gefiel.
                                Mit Randolph Scott haben wir hier eine echte Western-Legende in der Hauptrolle, der als ehemaliger Sheriff "Ben Stride" auf Rache aus ist. Warum, wieso, das kommt erst später heraus, nur er macht sich eben auf die Suche nach den sieben Mitgliedern einer Räuberbande. Dabei ist es lange Zeit unklar inwiefern er nun eher "gut" oder "böse" ist, gerade die Introszene ist hervorragend gewählt und leitet atmosphärisch in den Film. In einer Nebenrolle ist noch Lee Marvin dabei, der rein von der Ausstrahlung Scott sogar die Schau stiehlt und echt cool herüberkommt.
                                Die große Stärke des Westerns ist jedoch wahrlich die Erzählstruktur. Durch Interaktionen und Dialoge der Hauptfigur mit anderen Charakteren, kristallisiert sich nach und nach das Motiv heraus und man bekommt immer mehr Informationen, sowie sogar einige unerwartete Wendungen, präsentiert. Zudem werden die Landschaften wirklich wunderschön eingefangen und kommen in sehr kräftigen Farben zur Geltung. Die Kameraarbeit ist ohnehin beeindruckend, oftmals werden viele Figuren geschickt im Vorder- und Hintergrund angeordnet, füllen das ganze Bild aus, sodass man hier in jeder Szene gefühlt richtig viel entdecken kann - Paradebeispiel die Szene bei Nacht in dem Planwagen.
                                Mit einer Laufzeit von nicht einmal 80 Minuten ist "Seven Men From Now" darüber hinaus absolut stringent und ohne Längen erzählt, sodass ich diesen Rachewestern allen Genrefans nur empfehlen kann!

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                                  In Anbetracht dessen, was hier möglich gewesen wäre, wenn Nic Cage in seine ewige Wunschrolle als Dracula schlüpft, ist das Ergebnis "Renfield" für mich mehr als enttäuschend. Viel Lärm um nichts, wenn man so will. Denn während Cage in seiner leider recht geringen Screentime (geschätzt vielleicht 15 Minuten) durchaus einigermaßen Laune macht und seine Figur herrlich überdreht präsentiert, wollte sich das ganze Drumherum für mich gar nicht zusammenfügen.
                                  Die Tonalität wechselt ständig zwischen überdreht und ernst, was halt überhaupt nicht funktioniert. Im einen Moment möchte mir der Film etwas ernstes über toxische Beziehungen bzw. Abhängigkeit erzählen, im nächsten Moment werden jemandem die Arme abgerissen und als Waffe benutzt, passt nicht zusammen... Ohnehin ist das Drehbuch echt mies und die Handlung ist einfach ein Unsinn, der noch mit unnötigen Nebenplots vollgestopft ist. Awkwafina als Polizistin ist wirklich schwer zu ertragen und absolut unlustig.
                                  Bei solchen Filmen wie "Renfield" fehlt mir einfach eine klare Identität. Gruselig ist das hier natürlich gar nicht, lustig finde ich es aber zumindest auch nicht. Selbst für Trash geht mir das dann wieder nicht weit genug und nimmt sich zu ernst. Es ist eben dieser typische, plumpe "Self-Aware" Deadpool-Humor, der hier wieder zum Einsatz kommt, vermischt mit einer Menge unnötigen Beleidigungen usw. - unangenehm.
                                  Solche Filme sollten doch eigentlich Spaß machen, doch für mich war das hier nur laut und nervtötend, garniert mit einer Menge comicartiger Gewalt und massenweise CGI-Blut, das aber keine Wirkung erzielt. Einfach langweilig und belanglos, da verliert man den Glauben an das Kino, wenn solche coolen Prämissen wie Cage als Dracula so verschwendet werden.

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                                    Der_Ryan_M 14.11.2023, 17:40 Geändert 14.11.2023, 17:43

                                    Von John Carpenter habe ich schon sehr viele gute Filme gesehen und ich würde mich durchaus als ein Fan von ihm bezeichnen. "Escape From New York" war eigentlich noch einer seiner großen Kultfilme, die mir bisher in seiner Filmographie gefehlt haben. Bevor sie ein Jahr später zusammen "The Thing" machen sollten, arbeiteten Carpenter und Kurt Russell hier also zum zweiten Mal zusammen, nach "Elvis", den aber wohl die wenigsten kennen. Russell hier natürlich in einer seiner Paraderollen als Snake Plissken, was für ein cooler Charakter!
                                    Die Handlung ist simpel - Gefängnis-Insasse und Ex-Soldat Snake Plissken wird von Lee Van Cleef beauftragt, den Präsidenten der USA (Donald Pleasence), der mit dem Flugzeug über Manhattan abgestürzt ist, das nun allerdings zum Hochsicherheitsgefängnis umfunktioniert wurde, zu retten und dort heraus zu begleiten. Auf der Suche nach dem Präsidenten trifft er dabei allerhand zwielichtige Gestalten und taucht eben immer weiter in die Unterwelt Manhattans ab.
                                    Dabei kommt der dystopische Sci-Fi Streifen, typisch für einen Carpenter, sehr atmosphärisch düster daher, was mir definitiv gut gefiel. Eine große Stärke von Carpenter ist zudem auch immer seine Fähigkeit, tolle Score's zu komponieren und auch "Escape From New York" hat wieder ein richtig einprägsames Main-Theme.
                                    Wie sehr viele Science Fiction Filme und vor allem Dystopien aus der damaligen Zeit, muss ich aber auch sagen, dass auch hier die Welt schon relativ trashig daherkommt. Gerade die Kleidung oder überhaupt die Charaktere sind einfach teilweise etwas übertrieben gezeichnet, was stellenweise schon komisch sein kann. Der Film hat auch seine kleinen logischen Ungereimtheiten oder Momente, die merkwürdig geschnitten wirken.
                                    Dadurch, dass das Konzept hier sehr hoch gegriffen ist und mit den wenigen Mitteln sicherlich schwer umzusetzen war, wirkte der Film am Ende auf mich leider etwas überambitioniert und nicht ganz so zeitlos, wie einige andere großartige Werke von John Carpenter. Trotzdem ist "Escape From New York" aber ein unterhaltsamer Film, der auch gerade durch das echt coole Ende für ein zufriedenstellendes Filmerlebnis sorgt.

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                                      Der_Ryan_M 12.11.2023, 12:40 Geändert 12.11.2023, 12:44

                                      Irgendwie mag ich solche kleinen, typisch amerikanischen Helden-Geschichten aus der einfachen Bevölkerung immer gern. Hier in "Only the Brave" begleiten wir, basierend auf einer wahren Begebenheit, Feuerwehrmänner der kleinen Stadt Prescott in Arizona, die sich auf die Bekämpfung von Waldbränden spezialisiert haben, wie sie dort anscheinend öfters vorkommen.
                                      Im Mittelpunkt der Handlung steht einmal der Leiter dieser Truppe, souverän verkörpert von Josh Brolin, sowie dann noch der junge Neuling "Donut", der mit seinem Leben nichts anzufangen weiß, nachdem er nun aber Vater geworden ist, seinen "Arsch hochbekommen" will und auch zur Feuerwehr geht. Ein sehr gut gezeichneter Charakter, großartig gespielt von Miles Teller, dem ich seine Rolle komplett abgekauft habe. Auch die Nebenfiguren sind prominent besetzt, so finden sich z.B. noch Jeff Bridges, Jennifer Connelly oder Taylor Kitsch im Cast. Insgesamt einfach eine sympathische Truppe, die man nicht nur auf ihren Waldbrandeinsätzen, sondern auch im Privatleben, gern verfolgt.
                                      Der eigentliche Star des Films ist aber ganz klar die tolle Südstaaten Atmosphäre mit den wunderschönen Landschaften und weiten Prärien Arizona's und New Mexico's, die von Kameramann Claudio Miranda wirklich hervorragend eingefangen werden. Miranda, der anscheinend immer mit Regisseur Joseph Kosinski arbeitet und mir auch schon bei "Oblivion" und zuletzt "Top Gun Maverick" imponierte, hat einfach einen Blick dafür, diese unendlichen Weiten in Szene zu setzen und ein Gefühl von Freiheit herüberzubringen, was gerade hier im Zusammenhang mit diesen unbändigen Flammen visuell extrem beeindruckend ist. Die großflächigen Brände werden zu einem großen Teil natürlich aus dem Rechner stammen, sind aber dennoch eben alles andere als plump eingefangen, weswegen selbst mich als "CGI-Allergiker" das kaum störte... :)
                                      Dass die Handlung über einen guten Spannungsbogen verfügt, wo sich gewisse Konflikte, die mich auch auf emotionaler Ebene nicht kalt ließen, gegen Ende immer mehr zuspitzen, macht "Only the Brave" dann zu einem wirklich runden Filmerlebnis, das in all seiner Bodenständigkeit ein echtes Highlight darstellt!

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                                        Der_Ryan_M 11.11.2023, 11:55 Geändert 11.11.2023, 11:57

                                        Horror-Oktober 2023 - #16

                                        Ups, hier fehlt ja am 11.11. immer noch ein Kommentar zu einer meiner Horror-Oktober Sichtungen, von einem absoluten Klassiker, den mir vor allem mein lieber Buddy @TschunaSan immer wieder nahegelegt hatte, nämlich William Friedkin's "The Exorcist".
                                        Und ja, das liegt einfach daran, dass ich mich schwer tue, den Film für mich angemessen einzuordnen. Denn natürlich ist dieser Film objektiv gesehen ein sehr kompetenter und atmosphärischer Horrorfilm, der nicht nur das Horrorgenre maßgeblich beeinflusste, sondern auch selbst 50 Jahre später noch extrem effektiv ist. Die Schauspieler, die Kameraarbeit und die Effekte, sowie Make-Up sind zudem wirklich auf höchstem Niveau, weswegen ich jede hohe Wertung hier absolut nachvollziehen kann.

                                        Doch auf der anderen Seite hatte ich persönlich auch etwas zu kämpfen.
                                        Dazu muss ich vielleicht erstmal kurz ausführen, dass ich ja generell nicht so der Horror-Fan bin. Mittlerweile kenne ich ja meinen Filmgeschmack ganz gut und weiß, dass ich die Filme am besten finde, wo ich mich irgendwie wohlfühle beim Anschauen, was natürlich vor allem durch eine ansprechende Atmosphäre, aber beispielsweise auch durch sympathische Charaktere, hervorgerufen werden kann.
                                        Und klar, es gibt durchaus auch Horrorfilme, die gruselig sind, aber trotzdem einen gewissen Wohlfühlfaktor haben, die ich dann auch gut finde. Als Paradebeispiel möchte ich hier mal "Alien" nennen, der natürlich über einen Schockfaktor verfügt, wo ich mich aber gleichzeitig an den Charakteren, Dialogen oder so kleinen Szenen, wie dem gemeinsamen Essen der Crew, so hochziehen kann, dass ich mich wohlfühle. Oder in "Shining" der ganze erste Akt, wo sie das Hotel erkunden, für mich Wohlfühl-Horror, wie ich ihn einfach gern habe.

                                        Hier bei "The Exorcist" herrscht für mich hingegen eine sehr düstere, etwas trostlose 70er Jahre Atmosphäre vor, die, wie schon erwähnt, für so einen Film absolut stimmig ist und vielen Leuten sicherlich gefällt, mir aber ein wenig Schwierigkeiten bereitete. Und das obwohl das Intro im Irak erstmal sehr vielversprechend anfängt. Doch gerade später die heftigen und teils unangenehmen Szenen mit Linda Blair, wo dann auch viel herumgeschrien wird, da fühle ich mich einfach unwohl und diese Szenen dominieren gegen Ende natürlich das Geschehen. Zwischendurch gibt es immer mal auflockernde Momente, wie die Szene wo der Pastor mit Lee J. Cobb spricht, die ich dann aber auch immer gebraucht habe.

                                        So, jetzt habe ich hier wieder lange herumgelabert, unterm Strich will ich aber eigentlich nur sagen, dass ich "The Exorcist" zwar beeindruckend finde, da er eben ein richtig effektiver Horrorfilm ist, aber ich trotzdem kein so großer Fan des Films bin, wie ich es mir gewünscht hätte. Vielleicht braucht es mit etwas Abstand aber auch noch eine zweite Sichtung. Aufgrund der unübersehbaren Qualitäten und der überraschend schlüssigen Handlung vergebe ich eine 7, in Sachen subjektivem Sehvergnügen muss ich aber leider Abstriche machen. Ach, manchmal kann das schon schwer sein mit diesen Kultfilmen...

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                                          Der_Ryan_M 10.11.2023, 09:57 Geändert 10.11.2023, 10:15

                                          Nach dem für mich nicht komplett überzeugenden, aber immerhin ganz gelungenen Prequel "Prometheus" spendiert uns Ridley Scott eine weitere Fortsetzung mit "Alien: Covenant". Ein Film, der für mich leider mit den selben Schwächen wie "Prometheus" zu kämpfen hat und sich insgesamt doch sehr ideenlos anfühlt. Letztlich wird in der ersten Hälfte nochmals fast die gleiche Handlung erzählt wie im Vorgänger, nur um dann später in eine eher klassische Alien-Hetzjagd überzugehen.

                                          Die Crew ist hier noch blasser als im Vorgänger, außer Fassbender in seiner berühmten Doppelrolle sticht hier gar keiner mehr hervor, charismatische Darsteller fehlen. Billy Crudup sehe ich noch ganz gerne, spult aber seinen Part eher herunter. James Franco wird leider verheizt. Katherine Waterston wirkt auf mich überfordert in der Hauptrolle und die anderen, jungen Schauspieler sind mir auch 6 Jahre nach Erscheinen dieses Blockbusters unbekannt, immer kein gutes Zeichen. Die Figuren wirken ohnehin eher austauschbar und kriegen gar kein Profil. Die Dämlichkeit der Charaktere und die Logikfehler sind hier auch noch viel schlimmer als in "Prometheus". Protokolle für die Sicherheit der Crew gibt es hier gar keine mehr.

                                          Das Tolle an dem originalen "Alien" ist ja auch, dass der Film sehr logisch daherkommt. Der Facehugger kommt z.B. nur an Bord, weil Ian Holm Ripley's Sicherheitsbedenken einfach überstimmt, was später ja noch aufgelöst wird. Hier in "Covenant" gehen Leute ohne Helme auf einen fremden Planeten, laufen völlig unachtsam durch die Gegend und rauchen dort, kranke Leute kommen einfach an Bord und werden nicht isoliert. Nicht eine, sondern zwei Personen rutschen im ungünstigsten Moment aus. Es ist teilweise nicht mehr zum Aushalten, wie idiotisch es hier zugeht, jegliche Immersion geht bei mir verloren in diesen Momenten.

                                          Rein optisch wirkt der Film sehr künstlich, auch hier war "Prometheus" für mich noch schöner anzusehen. Das Alien wird auch komplett mit CGI gemacht, welches in einigen Szenen sehr schlecht aussieht. Die Leute regen sich über das CGI in "Alien 3" auf, hier wird es aber so hingenommen? Für mich einfach sehr plump, wie die Kreatur inszeniert wird, Spannung kommt jedenfalls so gut wie nie auf, Horror sind hier höchstens einige Dialoge oder das Verhalten der Charakteren. Den "Twist" sieht man natürlich auch schon bei Zeiten kommen.

                                          Ja, was bleibt dann noch übrig von "Alien: Covenant"? Ein guter Score, den finde ich sehr gelungen. Ein guter Fassbender, wie schon erwähnt, der selbst beim Flöte spielen unheimlich erscheint. Eine Handlung, die ja irgendwo einen Bogen spannt, rund um die Schöpfer-Geschichte, aber eher halbherzig umgesetzt ist. Wie das Wesen hier seiner Mystik beraubt wird, hätte ich auch nicht zwingend gebraucht, aber schlimm fand ich es nun nicht, da immerhin dieser Teil noch ganz ok funktioniert.
                                          Trotzdem ein Film, dem eine klare Identität fehlt und der mich stellenweise traurig stimmte. Als "Alien"-Film enttäuschend, als "Prometheus"-Fortsetzung aber auch enttäuschend, da dieser Ansatz ebenfalls zu kurz kommt. Fühlt sich nach einem lieblosen Franchise-Film an, dem eine Vision fehlt und der auf eine Weise umgesetzt wurde, um möglichst viel Geld zu verdienen. Ich hoffe, dass Fede Alvarez es mit "Alien Romulus" nächstes Jahr besser machen kann...

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                                            Definitiv ein interessanter Ansatz, den Ridley Scott hier für sein (offizielles?) Alien-Prequel "Prometheus" hergenommen hat. Fühlt sich nach den vier Alien-Filmen frisch an, auch wenn die Querverweise auf "Alien" mir teilweise etwas zu gewollt erscheinen und der Film sicherlich mit am besten funktioniert, wenn man ihn vorrangig als eigenständigen Sci-Fi Blockbuster betrachtet.
                                            Schon der Beginn bzw. der Teil nach der kurzen Einführung, wird vom ersten "Alien"-Film inspiriert - die leeren Gänge des Raumschiffs werden gefilmt. Atmosphärisch wird hier aber schon deutlich, dass so etwas unmöglich zu replizieren ist und der Film gut daran tun würde, etwas eigenes zu erschaffen. Dies gelingt im weiteren Verlauf sogar, was mich positiv überraschte! Die Reise auf den fremden Planeten und die ersten Entdeckungen gehören klar zu den Highlights des Films. Rein visuell und vom Score zaubert "Prometheus" schon beeindruckende Sci-Fi-Bilder auf den Bildschirm, was dann auch gegen Ende nochmal deutlich wird.
                                            Die Schauspieler machen einen soliden Eindruck, positiv hervorzuheben wäre natürlich Michael Fassbender als Android, der diesen sehr gut herüberbringt. Mit der Crew insgesamt wurde ich allerdings nicht so wirklich warm, zu viele Stereotypen werden bedient und viele der Leute wirken auf mich etwas zu dämlich, dafür dass sie ausgewählt wurden, an so einem wissenschaftlichen Projekt teilzunehmen. Sowieso sind die Dialoge von Idris Elba oder anderen Konsorten schon manchmal fragwürdig. Ich weiß nicht ob das cool sein sollte? Mich reißen solche blöden Sprüche dann schon manchmal aus dem Film, wenn eine angespannte Situation dann einfach mit einem lockeren, unpassenden Spruch begleitet wird. Da würde ich mir ab und zu gern ein wenig mehr Ernsthaftigkeit wünschen.
                                            Unterm Strich bietet "Prometheus" aber schon eine solide Sci-Fi Erfahrung, die über weite Strecken gut unterhält und eine interessante Schöpfer-Theorie behandelt. Die Alien-Verweise, gerade gegen Ende nochmal, fühlen sich für mich teilweise wie ein Fremdkörper an, was der Film gar nicht gebraucht hätte. Komplett warm bin ich mit dem Streifen zwar nicht geworden, da ein paar der genannten Aspekte sich für mich nicht ins Gesamtbild einfügen wollten - Ich denke aber, dass man den Streifen mit möglichen, zukünftigen Sichtungen sicherlich so akzeptieren und sich "schön gucken" kann, da er durchaus seine Qualitäten besitzt und eben recht eigenständig erscheint.

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                                              Auf "The Naked Jungle" machte mich zuletzt mein Buddy @Heiko70 mit seinem Kommentar aufmerksam und da ich Abenteuerfilme generell sehr gern schaue und der Film darüber hinaus gerade zum Streamen verfügbar war, schaute ich gleich mal rein.
                                              Einen Thriller, wie moviepilot hier mal wieder als Genre einordnet, konnte ich zwar auch nicht unbedingt erkennen, dafür aber eine recht gelungene Abenteuer-Romanze, die am Ende sogar noch einen Schuss Tierhorror dazu bekommt, da eine Ameisen-Armee sich auf die Dschungel-Plantage zubewegt. Die Ameisen-Szenen sind wirklich gut getrickst und interessant, letztlich aber eben nur ein kleinerer Part zum Schluss und der Fokus liegt ganz klar auf der romantischen Beziehung, wo eine Frau per Heiratsvermittlung einen Plantagen-Besitzer geheiratet hat und diesen dann in Südamerika zum ersten Mal besucht.
                                              Die Hauptfiguren spielen Eleanor Parker und Charlton Heston in einer seiner frühen Hauptrollen und die beiden haben mir ziemlich gut gefallen. Charlton Heston's Charakter "Christopher Leiningen" ist überaus interessant gezeichnet, da er eben lange Zeit dort auf seiner Plantage alleine gelebt hat und nicht mit einer Frau umgehen kann, was in tragischen, aber auch lustigen Momenten zur Geltung kommt. Die Kulissen sind auch toll, laut imdb wurde teilweise in Panama gedreht. Etwas, das ich an 50er Jahre Technicolor-Filmen sehr mag, sind eben wirklich diese satten Farben und wie schön einfach die Sets gestaltet sind, selbst wenn es teilweise Studioaufnahmen sind. Den Look mag ich sehr gern, ebenso wie die Kameraarbeit allgemein mit den vielen langen Einstellungen.
                                              Klar, der Film ist nicht unbedingt ein Highlight und die Romanze ist aus heutiger Sicht sicherlich stellenweise ein wenig altbacken, melodramatisch und hätte gern etwas straffer erzählt werden können, doch trotzdem habe ich "The Naked Jungle" am Ende ganz gern geschaut. Der Film hat einfach eine stimmige Atmosphäre und vielschichtige, interessante Figuren, über die man später noch nachdenken kann, das ist schon mehr als viele "Abenteuerfilme" heutzutage.

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                                                "Mortal Kombat Legends: Scorpion's Revenge" ist ein weiterer Versuch das Videospiel "Mortal Kombat" zu verfilmen. Nachdem es in den 90ern schon einen trashigen Live Action Film von Paul W.S. Anderson gab, machte "Warner Bros Animation" diesmal einen Animationsfilm im MK-Universum, bevor ja ein Jahr später noch das Live Action Reboot erschien, das ich auch nicht gerade gelungen finde.
                                                Zwar bewegt sich dieser Animationsfilm hier recht nah an der Videospiel-Vorlage, da er gerade eben auch sehr brutal ist, wofür ja die Spiele bekannt waren, doch so richtig begeistern konnte mich der Film nun auch nicht. Die Kämpfe sind wie gesagt in Ordnung und auch die Darstellung der Charaktere ist gelungen, doch die Handlung ist größtenteils schon recht langweilig. Bei dem Filmtitel würde man ja meinen, dass es um Scorpion geht und ja, er spielt auch eine Rolle, aber hier wurden wieder mehrere Handlungsstränge zusammen geschmissen und es fühlt sich alles einfach irgendwie unorganisch an.
                                                Fans der Spiele könnten bei "Mortal Kombat Legends: Scorpion's Revenge" zwar mal einen Blick riskieren, doch ich hatte mir hier nach den positiven Stimmen schon etwas mehr versprochen als diese Splatterorgie. Es ist zwar traurig, aber der Paul W.S. Anderson Film macht wirklich noch am meisten Spaß von allen Verfilmungen.

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                                                  "The Long Riders" ist ein richtig guter, wenngleich etwas ungewöhnlicher Western von Walter Hill. Die saftig grünen Wälder des mittleren Westens, in dem der Film hier spielt, erscheinen für das Genre zumindest nicht alltäglich. Noch dazu natürlich der Fakt, dass hier Film-Brüder mit echten Brüdern besetzt wurden. So spielen David, Keith und Robert Carradine die Younger-Brüder, Stacy und James Keach die James-Brüder, Dennis und Randy Quaid die Miller-Brüder, sowie Christopher und Nicholas Guest die Ford-Brüder.
                                                  Was sich erstmal nach einem Gimmick anhört, verleiht dem Film aber eine außergewöhnliche Charaktertiefe, da hier alle Beteiligten eine richtig tolle und natürliche Chemie haben. Da wir es natürlich mit recht vielen Charakteren zu tun haben, ist der Einstieg in den Film gar nicht so leicht und man muss etwas aufpassen, aber auch hier hilft es, dass man sich am Brüder-Cast orientieren kann. Walter Hill nimmt sich hier sehr viel Zeit seine Figuren zu zeichnen, dementsprechend kommen die ersten zwei Drittel des Films eher entschleunigt daher.
                                                  Mir gefiel es durchaus sehr gut, dass man hier mal "echte Menschen" in der Rolle von Western-Helden sieht. Bankräuber, die aber auch ein Privatleben und eine Familie haben - Charaktere, die verletztlich sind und von ihren Schauspielern wirklich sehr gut gespielt werden. Walter Hill entzaubert hier sozusagen diverse Western-Mythen und inszeniert eine sehr bodenständige Geschichte aus dieser Welt. Erst im letzten Drittel wird es dann nochmal zunehmend actionreich, mit einem absolut furios inszenierten Banküberfall, der actiontechnisch schon ordentlich etwas her macht mit seinen Zeitlupen, Stunts und brutalen Einschüssen!
                                                  Ein wenig erinnerte mich "The Long Riders" tatsächlich an Sam Peckinpah's "The Wild Bunch", den ich zuletzt erst sah, denn gewisse Szenen ähneln sich und auch inszenatorisch, gerade von der Action, gibt es durchaus Parallelen - nur hier gefielen mir die Figuren viel besser und waren nicht so toxisch gezeichnet. Insgesamt ein überzeugender Spätwestern von Walter Hill mit einer sehr schönen Atmosphäre und interessanten Charakteren!

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                                                    Der_Ryan_M 04.11.2023, 11:48 Geändert 04.11.2023, 11:50
                                                    über Congo

                                                    Wie z.B. auch zwei Jahre zuvor "Jurassic Park", basiert auch "Congo" auf einem Roman von Michael Crichton und wollte wohl auf dieser Welle der Abenteuerfilme mit reiten. Dabei heraus kam dann vom Gefühl her leider nur ein B-Movie, der gerade gegenüber dem Buch enttäuschend gewesen sein soll, was ich aber nicht beurteilen kann, da ich es nicht gelesen habe.
                                                    Der Film selbst ist aus heutiger Sicht schon relativ trashig, was vor allem an den skurrilen Figuren liegt (Tim Curry overacted z.B. einen rumänischen Investor, der nur auf Geld aus ist und einfach ein dummer Stereotyp-Charakter ist) oder eben auch an dem Humor. Speziell mit dem Affen, der ja durch eine Arm-Prothese sprechen kann, wobei einige echt lustige Dialoge oder Situationen heraus kommen, wo man schon mal mit dem Kopf schütteln kann. Immerhin nimmt sich der Film aber selbst nicht komplett ernst, weswegen man solche Momente noch verschmerzen kann.
                                                    Ansonsten finde ich aber, dass hier schon ein nettes Abenteuer-Feeling aufkommt und der Film sympathisch ist. Laura Linney macht eine gute Figur in der Hauptrolle und die Sets bzw. Kulissen können sich sehen lassen. Auch die Actionszenen sind nicht schlecht umgesetzt wie ich finde, an einigen Stellen ist der Film sogar unerwartet blutig. Erwähnenswert wäre zudem noch der atmosphärische Score von Jerry Goldsmith, der auch Abenteuer pur verspricht.
                                                    Letztlich ist "Congo" für mich schon ein ganz solider Abenteuerfilm, der einen netten, doch nicht unbedingt gut gealterten, 90er Jahre Charme hat. Wer sowas mag, kann meiner Meinung nach ruhig mal einen Blick riskieren, denn auch wenn der Film schon seine Schwachpunkte besitzt, bietet er unterm Strich ganz gute und kurzweilige Unterhaltung.

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