DerDude_ - Kommentare
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Alle Kommentare von DerDude_
Natalie Portman spielt in JACKIE souverän, die Kleider stehen ihr und den dauer-depressiven Blick beherrscht sie. Nur irgendwie hat mir bei ihrer Performance völlig die Tiefe gefehlt. Das Jackie Kennedy gelitten hat kauf ich ihr ab, aber mehr sehe ich da nicht.
Emma Stone hingegen passt sich perfekt dem quietschenden Stil von LA LA LAND an. Sie tanzt, hüpft, lächelt und haut dann doch die überemotionalsten Songnummern raus. Großes Oscarschauspiel würde ich es zwar nicht nennen, aber belebend ist es.
Völlig alle abhängen tut hier aber Isabelle Huppert. Ihre Darstellung in ELLE ist so bissig und fies wie sie nur sein kann und trotzdem ist sie irgendwie charmant. Das kann man schwer beschreiben, aber Huppert ist bei dieser Darstellung wirklich etwas besonderes gelungen. Eigentlich ist ja fast jede Performance von ihr eine Sensation und trotzdem sticht ihre Leistung in diesem Film nochmal heraus.
Es sei gesagt das das hier das wohl spannenste Rennen um den Beste Hauptdarstellerin-Oscar seit Jahren ist. In den letzten Jahren stand die Gewinnerin ja mehr oder weniger seit Beginn der Award Saison fest, doch dieses mal nicht. Wenn es um eine Favoriten geht, werden viele auf Emma Stone tippen. In der Tat, sie passt perfekt in das "Everybodys Darling"-Schema, das die Oscars liebt.
Dennoch : Wenn "Diversity" dann bitte richtig ! Es wird mal wieder Zeit für eine nicht-englischsprachige Siegerin. Die Wahl für Isabelle Huppert hätte etwas wirklich "diverses" und das nicht nur wegen einer Fremdsprache. Die Academy hat oft Frauen ausgezeichnet, die Vergewaltigungsopfer spielen (erst letztes Jahr Brie Larson in RAUM). Es waren Rollen, die besonders das Trauma der Opfer in den Vordergrund rückten. Doch in ELLE haben wir es mit einer Frau zu tun, die sich dieser Opferrolle den gesamten Film über verweigert.
Vielleicht geht mein Fanboy-Herz mit mir durch, aber ich glaube an Isabelle !
Ein sehr sensibler und poetischer Film. Die größte Stärke von MOONLIGHT liegt darin, dass er ein Thema aus einer Gesellschaftsschicht nimmt, die sehr wenig wahrgenommen wird, und es universell erzählt. Das der Film letztendlich von Schwarzen und Homosexualität handelt ist da völlig beiläufig. Die Geschichte muss nicht in eine Sparte gesteckt werden.
Mahershala Ali hat seinen Bester Nebendarsteller Oscar sicher, genau wie der Film Bestes adaptiertes Drehbuch. Auch im Bester Film-Rennen definitiv der einzige Film, der LA LA LAND noch Konkurrenz machen kann. Aber ich glaube besiegen wird er ihn nicht, LA LA LAND hat die Nase etwas weiter vorne.
Irgendwie verdammt traurig, dass die Begeisterung scheinbar so erloschen ist, dass es nicht mal für einen Kinostart reicht.
Michelle Williams. Mein Gott, was eine Performance in MANCHESTER BY THE SEA. Sie hat vielleicht gerade mal 10 Minuten Screentime, aber in denen hat sie mir mal wieder bewiesen, auf wie viele Wege sie mir das Herz brechen kann.
Ebenfalls beachtlich war Naomie Harris in MOONLIGHT, die einzige Darstellerin, die in allen drei Akten des Filmes auftaucht.
Wird aber definitiv Viola Davis in FENCES.
Den Sieg sehe ich klar bei Mahershala Ali. Seine Performance scheint einen Nerv in der Award-Saison getroffen zu haben. Zwar ist seine Screentime in MOONLIGHT relativ begrenzt, aber die nutzt er und man denkt während des Filmes noch lange an ihn.
Sehr freue ich mich für Michael Shannon der für seine exzellente Performance in NOCTURNAL ANIMALS endlich seine erste Nominierung bekam.
Ich persönlich würde mich für Lucas Hedges in MANCHESTER BY THE SEA entscheiden. Er schafft es, genau wie Affleck, die Zerrissenheit seiner Figur unter der Oberfläche zu verbergen und sie doch spürbar zu machen.
In der diesjährigen Liste der Bester Film Nominierten (zugegeben, habe zu viele nicht gesehen, zu viele wecken mein Interesse aber nur bedingt) der wohl mit Abstand Beste, alleine schon weil hier eine emotionale Kraft feinfühlig aus stillen Gesten gewonnen wird.
Gegen LA LA LAND wird MANCHESTER BY THE SEA aber wohl nicht ankommen, dennoch sage ich Casey Affleck seinen Sieg als Bester Hauptdarsteller voraus, genauso wie dem Film in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch.
Aufgepasst, aufgepasst !
Hier wartet eine Sensation für Freunde des Meta-Kinos auf einen !
Die Idee einer Geschichte in einer Geschichte lässt sich im Kino auf viele spielerische und experimentelle Wege darstellen, aber selten bekommt man sie auf eine so wahnwitzige Weise zu sehen, wie in Peter Brooks DIE VERFOLGUNG UND ERMORDUNG JEAN PAUL MARATS DARGESTELLT DURCH DIE SCHAUSPIELGRUPPE DES HOSPIZES ZU CHARETON UNTER DER ANLEITUNG DES HERRN DE SADE. Dieser, schon völlig aus dem Ruder gelaufene, Titel deutet nicht nur bereits die Stimmung der Grundprämisse an, er erklärt sie bereits. Am 13. Juli 1793 wird der Revolutionär und, für das Septembermassaker in der französischen Revolution, verantwortlich gemachte Jean-Paul Marats ermordet. Marquis de Sade, weltanschaulicher Feind von Marat, inszeniert nun ein Theaterstück in der Irrenanstalt Chareton. Als Darsteller werden die Insassen jener Klinik eingesetzt. Geistig Kranke imitieren nun historische Persönlichkeiten in einem Grundkampf um die Natur des Menschen, die entweder von Natur aus Böse ist, oder erzogen werden kann. Das Ganze wird aufgeführt in einem Saal in der Klinik, mit einer Wand aus Gitterstäben die das Publikum von der Bühne trennt. Dieser Saal ist auch der einzige Ort, an dem der gesamte Film spielt.
MARAT/SADE (es ist schonender, ihn einfach so auszusprechen) läuft in Echtzeit ab und präsentiert uns als Zuschauer lediglich dieses Theaterstück. 114 Minuten sind wir Zeugen davon, wie psychisch Kranke sich um den Verstand spielen und die enthemmtesten Monologe von sich geben. Oft richten sich jene Monologe direkt in die Kamera, genau wie die Ansprachen eines Erzählers, der uns die ganze Geschichte näher bringen. De Sade selbst kontrolliert diesen künstlerischen Drahtseilakt und greift immer wieder ein oder lässt eingreifen. Mal, wenn eine, an Narkolepsie leidende, Patientin auf der Bühne immer wieder einschläft oder die Darsteller ihre Sätze in wütendes Geschrei verwandeln. Aber auch wenn er sich mit seinem Kontrahenten Marat (oder zumindest dessen künstlerische Darstellung eines Irrenanstalts-Insassen) ein Wortduell gibt, ob der Mensch nun verdorben sei, oder nicht. Und immer wieder brechen die Patienten in manische, einschüchternde Musikeinlagen aus, die das Szenario über jede absurde Grenze katapultieren. All das erweckt diesen begrenzten Raum des Filmes aus und lässt die Geschichte vor unseren Augen lebendig werden, gleichzeitig aber verweist Brook immer wieder auf die absolute Künstlichkeit dieser Darbietung. Ganz oft sehen wir die Bühne nur durch Gitterstäbe, werden immer wieder in unsere Zuschauerrolle gedrängt. Und manchmal sehen wir die Umrisse des Publikums sogar, die in tiefer Finsternis das Geschehen mit uns beobachten.
Man muss sich vielleicht mit der französischen Revolution etwas auskennen, um den Diskurs zwischen Marat und de Sade in seiner ganzen Komplexität zu verstehe, aber MARAT/SADE funktioniert auch jenseits dieser Kopfebene, denn er hat gleich mehrere. Die Insassen sind kaum in der Lage, ihre eigene politische Frustration von ihren Rollen zu trennen und bald bricht die Ordnung, die so ein Theaterstück eigentlich ausmacht, in sich zusammen. Noch viel mehr aber ist MARAT/SADE ein völlig einzigartiger Historienfilm, der uns Geschichte auf verfremdete Art beibringt, aber sie dadurch so greifbar macht, indem er uns immer wieder darin erinnert, wie fehlerhaft diese de Sades Inszenierung und ihre Darsteller sind.
Dass MARAT/SADE selbst auf dem Theaterstück von Peter Weiss basiert, macht dieses epische Kammerspiel noch verrückter. Selten wird man als Zuschauer so Teilnehmer der Handlung, schließlich wird man selbst mehrfach von den Figuren angesprochen. So sehr MARAT/SADE auch reinstes Theater ist, gleichzeitig inszeniert Brook das Ganze so filmisch er nur kann. Am Ende entsteht ein Metafilm, dessen Erfahrung zu jeder Sekunde entweder verstörend durchgeplant ist oder aber komplett aus dem Ruder läuft. Dessen Theaterstück nur so lange gefangen gehalten werden kann, bis es sich befreit.
Eine beklemmend, manisches Grenzerlebnis, auf IMDB mal als "An Intellectual's Rocky Horror Picture Show" bezeichnet. Passt.
Gegen die Musik von Justin Hurwitz zu LA LA LAND lässt sich nicht viel negatives sagen. Ich sage sogar, sie ist das Beste am ganzen Film da sie ihn mehr oder weniger trägt. Dennoch ist mein Favorit hier klar Nicholas Brittels Soundtrack zu MOONLIGHT. Es ist unglaublich, was eine Atmosphäre hier nur durch einen, leicht mitklingenden Track erzeugt wird. Alleine die Szene, in der Chiron lernt zu schwimmen, wäre ohne das begleitende Stück "The Middle of the World" nicht dieselbe. Mica Levis Score zu JACKIE sei auch erwähnt, fand sie aber in der Politikwelt des Filmes nicht immer passend eingesetzt.
Der Sieger hier steht aber mit LA LA LAND schon mehr als fest, alleine weil es der wohl auffälligste Soundtrack ist.
Im Angesicht zu dem Hype , der den Film gefühlt zu einer filmischen Offenbarung zu machen versucht, ein mehr als unterdurchschnittlicher Film. Zu konventionell in seiner Ausführung, zu dünn das Ganze dahinter und am Ende auch nur Standard Hollywood-Ware.
Genrefilme triumphieren so gut wie nie in den Hauptkategorien, dasselbe sehe ich auch bei ARRIVAL. Aber auch in den technischen Kategorien sehe ich für diesen Film schwarz da er auch hier von Vertretern wie LA LA LAND oder HACKSAW RIDGE abgehängt wird. Selbst bei 8 Nominierungen sollte man nicht verwundert sein, wenn dieser Film am Ende nichts gewinnt.
TONI ERDMANN erfreut sich in den USA enormer Beliebtheit. Dennoch sollte man sich fragen, ob diese fast dreistündige, deutsche Komödie den Academy-Votern dann nicht doch etwas zu speziell geraten ist und sie auf etwas konventionelleres zurückgreifen.
Ich persönlich würde TONI ERDMANN aber im allgemeinen "Trump-Trauma", von dem die Oscar-Saison begleitet wird, als ziemlich passend betrachteten, schließlich handelt der Film auch von der umgreifenden Schere die der Wirtschafts-Kapitalismus zwischen die Menschen treibt. Er kritisiert eine Politik, die auch in den USA präsent ist : Eine Politik, der jedes Opfer recht ist, solange das Kapital im Wachstum ist.
Deswegen sag ich das dieser Oscar an unseren deutschen Botschafter geht.
Wenn sich die Academy anders entscheiden sollte , wäre die logische Konsequenz vielleicht EIN MANN NAMENS OVE, der scheinbar leichtfüßig die Botschaft "Liebe deinen Nachbarn" überbringt. Für die USA auch mehr als politisch.
Aber dann wäre da ja noch THE SALESMAN, ein Film bei dem sich zeigt, wie sehr die Politik Trumps in die Oscar-Verleihung selbst eingreift, was dem Film natürlich immense Vorteile bringt.
https://www.youtube.com/watch?v=mL0FYUpXuoo
Schnauf *-*
Was ein Traum.
Oh je, da gibts Nachholbedarf. Tatsächlich keinen der Filme gesehen aber ich glaube das Teil geht an ZOOMANIA, weil Disney halt.
Aufruf ! Wer ist Samstag noch alles dabei ?
Ang Lee ist mit DIE IRRE HELDENTOUR DES BILLY LYNN ein wahrhaftiges Unikat eines (Anti-)Kriegsfilmes gelungen. Hauptschauplatz des Filmes ist nämlich nicht das Schlachtfeld sondern die Halbzeitshow in einem Football Stadion. Dadurch gelingt es ihm, zwei Welten zusammen zu führen : Bombastische Heldenehrung und traumatisierte Kampferinnerungen.
Es ist nicht schwer zu sehen, warum dieser Film bei zahlreichen Kritikern durchfiel, denn sie satirischen Akzente, mit denen Ang Lee die uramerikanische Suche nach Helden zeichnet, müssen erst als solche erkannt werden. Egal ob das prahlerische Anfeuern unter den Soldaten, Chris Tucker als schriller Manager, Steve Martin als schleimiger Football-Team Besitzer oder ein engelsgleicher Cheerleader als Love Interest. All diese Elemente überzieht Lee und verdeutlicht dadurch ihre Scheinheiligkeit im Angesicht des dauerpräsenten Todes im Kriegsgebiet. So ganz meistert der Film seinen Spagat zwischen Parodie und Ernst jedoch nicht immer, manche Elemente hätten definitiv auf dezentere Weise eine ähnliche Wirkung erzielt. Dennoch aber lohnt DIE IRRE HELDENTOUR DES BILLY LYNN, alleine schon weil er einen glorreichen Kontrast zu, zum Beispiel jetzt aktuell, Mel Gibsons HACKSAW RIDGE schafft. Während Gibson nämlich in genau die ziellose Heldenfeier abdriftet, der Lee hier den Spiegel vorhält, und zudem in seiner Gewaltfaszination in dem Gemetzel nur dafür sorgt, dass man als Zuschauer immer mehr abstumpft und sich noch mehr von dem Kriegsgeschehen distanziert, so benötigt Lee nicht viel um uns doch zu zeigen, wie ernst sein Anliegen ist.
Müssen in HACKSAW RIDGE erst zahlreiche Soldaten vor unseren Augen förmlich zersiebt werden, so reicht bei DIE IRRE HELDENTOUR DES BILLY LYNN nur eine Szene, in der Protagonist Billy Lynn dazu gezwungen ist, einen feindlichen Soldaten zu erstechen. Die Kamera hält dabei die ganze Zeit auf das schmerzverzerrte Gesicht des erstochenen Soldaten, mehr muss Lee nicht zeigen um uns die traumatische Wirkung eines solchen Einsatzes greifbar zu machen.
Obwohl DIE IRRE HELDENTOUR DES BILLY LYNN ein eindeutig visueller Film ist, ist es nie das Spektakel auf dem Schlachtfeld, dass Lee fasziniert. Die Destinys Child Performance inszeniert Lee in leuchtenden Feuerwerken und schlägt dabei eine Brücke zu den todbringenden Kanonen im Irak. Mitten drin steht Billy Lynn. Nur er und seine Kollegen kennen beide Welten, doch können die des Krieges nicht mehr verdrängen. Alles und jeder vermittelt ihnen die Heldenhaftigkeit ihres Einsatzes, tief drinnen aber wollen sie einfach nur lebend wieder nach Hause zurück kehren.
Kein perfekter, aber ein beachtlicher, weil etwas anderer (Anti-)Kriegsfilm.
"Ey, da kommt dieser Coming -of-Age Film über aggressive und gewalttätige Jugendliche raus. Schnell, verpassen wir ihm das Poster einer französischen Landkomödie !"
Ich finde es wird Zeit das wir hier auf MP langsam mal anfangen über die wichtigen Dinge zu reden: Wann bekommt man dieses Teil von einem Film das sich VOYAGE OF TIME nennt hier in Deutschland in irgendeiner Form zu sehen ? Oder wenistens in der UK ? Hat irgendwer ne Ahnung ?
Die Tatsache das einer der letzten Großmeister der Filmgeschichte sein langjähriges Herzensprojekt endlich veröffentlicht hat und ich das Teil immer noch nicht gesehen habe treibt mich grad irgendwie in den Fanboy-Wahnsinn.
Die wenigen die den gesehen haben schwanken ja mal wieder zwischen grösster Dreck und Erweiterung des Horizons.
Most-Wanted des Jahres, is klar !
Like my Song :
Einmal DER Filmsong des letzten Jahres, bitte !
Der Sommerhit, der keiner war :
"Drive it like you stole it" aus SING STREET
https://www.youtube.com/watch?v=fuWTcmjnEGY
#OscarsSoBiopic
Jaja, bei den Oscars gibts mehr Diversity, alles schön und gut.
Eine weitere Entwicklung die man bei der diesjährigen Liste der Nominierten ablesen kann : Andrew Garfield ist in HACKSAW RIDGE der einzige Nominierte in der Kategorie Bester Hauptdarsteller, deren Rolle auf einer reel existierenden Persönlichkeit basiert. In den vergangenen Jahren war das anders rum: 2016 war Matt Damon (für DER MARSIANER) der einzige Nominierte, dessen Rolle fiktiv war. 2015 war das genauso. Hier war Michael Keaton (für BIRDMAN) der einzige Nominierte mit fiktiver Rolle. 2014 waren lediglich die Rollen von Christian Bale (für AMERICAN HUSTLE) und Bruce Dern (für NEBRASKA) fiktiv.
Den letzten Kinojahren wird oft nachgerufen, sie böten nur noch wenige Highlights. Austauschbare Filme hätten das Feld zu weiten teilen eingeräumt, wirkliche Entdeckungen seien selten geworden. Eine Aussage die sich einfach fällen lässt, zumindest wenn man sich nicht mal die Mühe macht, zumindest die meisten neu-erschienenen Werke zu betrachten. Erweitert man seinen Horizont jedoch ein bisschen, so kann es passieren das man über das ein oder andere Juwel stolpert.
Ein Juwel, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden, ein Juwel wie die britische Romanverfilmung SUNSET SONG eines ist.
Erweckt die grobe Inhaltsangabe und der Trailer den Eindruck, man habe es hier mit einem Rosamunde Pilcher-esquem Kriegsmelodram zu tun, so beweisen bereits die ersten Sekunden dieses atemberaubenden Filmes das Gegenteil. Die schottische Landschaft, in der sich das Geschehen abspielt, erfüllt nie den Zweck, romantisierend zu wirken oder dem Publikum nur schöne Impressionen zu liefern. Die Landschaft in Terence Davis Film ist eine Art eigenständiger Charakter, er wirkt unangetastet von den Geschehnissen im Film und verbleibt als omnipräsente Kraft. Es sei zudem gesagt, dass es kaum einen Film in den letzten Jahren gibt, der sich auf visueller Ebene mit SUNSET SONG messen kann. Die Kamera von Michael McDonough fängt von der ersten bis zur letzten Minute unglaublich eindrucksvolle Einstellungen der weiten Ferne ein, die sich dem Zuschauer unter die Netzhaut brennen. Einstellungen mit einer Wirkungskraft, auf die selbst jemand wie Edgar Reitz stolz gewesen wäre.
SUNSET SONG handelt zunächst vom Werdegang einer schottischen Bauernfamilie im frühen 20sten Jahrhundert. Wir nehmen die Perspektive der ältesten Tochter Chris Guthrie ein, der wir zum ersten mal begegnen, als sie in mitten eines großen Feldes liegt und mit diesem eins zu werden scheint. Chris träumt von einem Leben, jenseits der monotonen Arbeit auf dem Feld, jenseits der eintönigen Schultage. Ihre Schönheit spiegelt sich in den Feldaufnahmen, sie wirkt wie eine weggeworfene Blume. Das Klima innerhalb der Familie ist von Verhärtung und Beklemmung geprägt. Insbesondere Chris Bruder leidet unter dem züchtigen Verhalten seines Vaters, der bei Ungehorsamkeit seine Kinder auf barbarische Weise misshandelt. Peter Mullan spielt diesen, vom Leben und der Arbeit gezeichneten Vater. Bewies er mir doch erst vor kurzem in der Serie TOP OF THE LAKE, wie gut er verachtenswerte und zugleich spürbar zerrissene Charaktere rüber bringen kann. Denn der Vater weiß, das letztendlich das überleben zählt, unterdrückt seine Kinder aber so sehr, das sich deren Persönlichkeiten kaum entfalten können und die Missgunst irgendwann stärker wird, als der familiäre Zusammenhalt. Als der Vater dann eines Tages einen Herzinfarkt erleidet und das Bett nicht mehr verlassen darf, gibt ihm Chris schließlich als einzige Hilfsgeste eine Pfeife, mit der er im Notfall Hilfe rufen kann.
Irgendwann ist Chris die einzige auf dem Bauernhof ihrer Eltern und kann ihr Leben endlich selbst bestimmen, gleichzeitig aber weiß sie, wie hart dieses Leben für sie sein wird. Während die Zeit vergeht bricht irgendwann der erste Weltkrieg an und Chris kommt irgendwann zu der Erkenntnis, das nichts in ihrem Leben so bleiben wird, wie es einmal war. Ihre Selbstfindung und ihr Werdegang machen den Mittelpunkt von SUNSET SONG aus. Das englische Model Agyness Deyn meistert als Chris den Spagat, diese Figur auf ihrem Rücken zu tragen und macht die Zerrissenheit und die Sehnsucht von Chris einfühlsam und ohne große Gesten spürbar. Und wenn sie in einer Szene schließlich anfängt, ein schottisches Landlied zu singen, wärmt es einem das Herz.
Die Vorlage, der 1932 erschienene Roman von Lewis Grassic Gibbon, genießt allgemein den Ruf, einer der wichtigsten schottischen Romane des 20sten Jahrhundert zu sein, da er den Wandel Schottlands im Angesicht der zunehmenden Modernisierung dokumentiere. Der filmischen Adaption von Terence Davies gelingt es auf eindrucksvolle Weise, sich zwar zum einen von seiner Vorlage zu lösen, sie jedoch nicht zu verschweigen. In einer Szene sitzt Chris während einer Klassenarbeit träumerisch an ihrem Tisch, während uns das Voice-Over, welches nur in den meditativsten Momenten erklingt und selten dazu dient, uns Dinge zu erklären, an ihren Gedanken teil haben lässt. Diese sensibel, intime Inszenierung machen den Film greifbar und universell.
Bei aller zurzeit beliebter Nostalgie, SUNSET SONG sieht zwar aus wie ein Kostümdrama der alten Schule, ist aber bei weitem keines und erst recht kein nostalgisches. Keine Aufnahme drängt sich dem Zuschauer auf und von alter Zeit wird hier auch nicht geschwärmt. Viel eher wird hier bedacht eine Geschichte vom menschlichen Streben erzählt. Denn Chris ist wie das Land das sie umgibt, immer präsent, egal wie unvorhersehbar die Wege sind. Als der Film schließlich langsam ausklingt, haben wir Zuschauer Chris durch viele Lebensetappen begleitet und doch, so bringt es der Film auf den Punkt, ist sie noch eine junge Frau, die ihre Zeit noch vor sich hat.
Wer diesen Film ignoriert hat selbst Schuld, ist die große Unaufmerksamkeit die dieser Film genießt ist fast eine Schande, beweist er uns doch, wie leicht fühlbar und doch wie gigantisch großes Kino sein kann.
Ist es ok wenn ich Duffy mitbringe ?
Ich wusste ja das sie LA LA LAND lieben würden, aber das sie so auf ihn abgehen. Naja, der Sieger ist jetzt praktisch in Stein gesetzt. Ich prophezeie LA LA LAND jetzt mal mindestens 8 Oscars, Bester Film ist auch drin.
Irgendwie eine sehr enttäuschende Liste. Richtige Überraschungen sind keine dabei, ARRIVAL und besonders HACKSAW RIDGE sind katastrophal übernominiert (werden aber beide wenig bis gar nichts bei der Verleihung reißen). Mehrere Filme wie NOCTURNAL ANIMALS oder SILENCE wurden wenig bedacht, auch die Songs aus SING STREET mussten schmerzlich Justin Timberlake und noch mehr LA LA LAND weichen.
Das einzig interessante Rennen bleibt Beste Hauptdarstellerin. Natalie Portman, Isabelle Huppert und Emma Stone rechne ich fast gleich große Chancen ein, bin mal optimistisch und hoffe auf Isabelle.
Naja, mal schauen wie die Verleihung so wird.
Der, der hier in meinen Augen am wenigsten reingehört ist Nicolas Cage.
Seine Screentime in SNOWDEN beschränkt sich auf drei Szenen und in denen schafft er es, mit seinem Charakter positiv in Erinnerung zu bleiben.
Verstehe nicht was diese Nominierung soll. Jeder weiß inzwischen von der unglücklichen Rollenauswahl dieses Mannes, warum darauf rumhacken wenn er eine nette, dezente Performance in einem anschaubaren Film liefert ?
Was nur machen, wenn man den Altmeister Titel erstmal sicher hat ? Dem Publikum immer wieder Gewohntes liefern oder endlich ein Traumprojekt realisieren ? Nun, ein Altmeister wie Martin Scorsese scheint mit seinen letzten Filmen immer zwischen den beiden Extremen hin und her zu pendeln und scheint dennoch bis jetzt immer wieder zu wissen, wie man das Publikum irgendwie abholt.
Während vor einigen Jahren Scorseses in alter Schule inszenierte Gothic-Hommage SHUTTER ISLAND bei vielen Kritikern (zu unrecht) durchfiel, mauserte sich der Film dennoch zu einer Art Publikumsliebling. Bei seinem nächsten Film, dem Kino-Liebesbrief HUGO CABRET war es genau umgekehrt: An der Kasse kein Erfolg, aber zahlreiche Kritiker lobten Scorseses visuelle Einfälle. Bei THE WOLF OF WALL STREET, ein Film der in das Muster vieler Erfolgsfilme Scorseses fiel, war das Lob von Seiten der Kritiker und des Publikums relativ ausgeglichen.
Und folgen sollte ein Flop an der Kasse und ein Spalter der Kritiker. Und es musste ausgerechnet Scorseses Traumprojekt, eine weitere Verfilmung des Shusaku Endo Romans, treffen. Schwer nachzuvollziehen ist diese Tatsache jedoch nicht, ist SILENCE eben ein Film geworden, der weder mit spektakulären 3D-Kamerafahrten durch Paris, noch mit einem zugekoksten DiCaprio auffahren kann, sondern stattdessen fast 3 Stunden lang vom Kampf um den christlichen Glauben im Japan des frühen 17ten Jahrhunderts handelt.
Traurig bleibt diese Tatsache dennoch, ist SILENCE doch gerade ein Film geworden, der Scorseses Talent für Inszenierung abseits von Mafia- und Geldstories mal wieder zum Vorschein bringt. Zugegeben, SILENCE zu schauen ist eine Art Kraftakt. Gerade zu Beginn des Filmes sind wir als Zuschauer immer wieder Beiwohner religiöser Zeremonien und auch mit zunehmender Laufzeit ist Scorsese eher damit beschäftigt, seine opulenten Bilder atmen zu lassen, statt der Geschichte etwas Geschwindigkeit zu verleihen. Das hat schließlich den Effekt, das wir jede Etappe der Reise des Priesters Roudrigues spüren. Das kann zuweilen ein faszinierendes Erlebnis sein, ein anstrengendes bleibt es aber auch.
Das Voice-Over, für dessen Nutzen viele Scorsese Filme bekannt sind, erfüllt hier mal wieder den Sinn, sowohl aufzuklären, als auch einen Einblick in die Figuren zu vereinfachen. In SILENCE macht sich das in langen Monologen, die sich fast alle an Gott zu richten scheinen, bemerkbar. Mal beteuern sie Gottes vollste Anwesenheit, mal beklagen sie seine Abwesenheit. Hier begeht Scorsese den Fehler, dass er zu oft zu dieser Form des Voice-Over greift. Eine dezentere Auswahl hätte bestimmt einen enigmatischeren Effekt erzielt. Ein weiteres Problem ist Hauptdarsteller Andrew Garfield, der zwar keineswegs schlecht spielt, der aber die Festigung des Glaubens von Roudrigues zu Beginn mit solcher Entschlossenheit spielt, sodass man ihm seine späteren Zweifel nicht immer abkauft.
Dennoch aber ist SILENCE in vielerlei Hinsicht beachtlich geraten. Bei dem Thema Religion fällt der erste Gedanke auf Scorseses zu seinen Zeiten megakontrovers aufgenommenen Jesus-Film DIE LETZTE VERSUCHUNG CHRISTI. Schon damals bedeutete für Scorsese zu glauben auch zu leiden. Diesen Gedanken treibt er mit SILENCE auf die Spitze. Hier wird der christliche Glaube fast die gesamte Laufzeit über immer wieder geprüft. Die Priester müssen sich ohnehin verstecken, die japanischen Dorfbewohner, die ihren Glauben nur noch im Geheimen ausleben dürfen, leben in permanenter Angst erwischt zu werden.
Scorsese verdeutlicht hier das Prinzip eines christlichen Glaubens, der von sich selbst zwar behauptet universell zu sein, praktisch aber nur auf einer Seite funktioniert. Genau im Angesicht der größten Gefahr gilt es, den Glauben zu verteidigen, da nur dadurch seine Bedeutung demonstriert werden kann. Was SILENCE deswegen so interessant aber auch so schwer macht, ist das wir beide Seiten kaum nachvollziehen können. Weder die der Japaner, die konsequent dem Christentum seine Existenz verbieten wollen, aber auch nicht die der Christen die ihr Leben, nur wegen des Glaubens an eine höhere Macht wegwerfen.
Ein weiterer Aspekt ist die Gewaltdarstellung. Scorsese ist in dem Thema für seine Explizität bekannt, in SILENCE aber, obwohl dieser Film von Verfolgung, Demütigung, Folter und Mord handelt, begegnet er Gewalt auf eine viel distanziertere und eindeutig unangenehmere Weise. Als Zuschauer sehen wir nur so viel Gewalt wie nötig ist um uns die Angst vor den bedrohten eigenen Sakrilegien deutlich zu machen.
Letztenendes aber ist SILENCE in vielerlei Hinsicht mehrdeutbar. Jedoch würde ich ihn als zu ambivalent einstufen, als zu behaupten, der Film versuche Christentum zu verteidigen. Scorsese wählt einen anderen Blick darauf, einen, zu dem vielleicht nur jemand wie er möglich war. Kein Film, der fehlerfrei ist, der einen aber fast schon dazu zwingt, über ihn nachzudenken. Zu den Altmeistern, die man mittlerweile abschreiben kann, sollte man Scorsese noch lange nicht zählen.
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