Drax - Kommentare

Alle Kommentare von Drax

  • 8 .5

    Jean-Pierre Melville, der große Außenseiter des französischen Films, schuf mit „Armee im Schatten“ einen eindrucksvollen Film über die Résistance.
    Melville der selbst im Widerstand aktiv war verarbeitet dabei zum Teil seine eigenen Erfahrungen.
    Das besondere an diesem Werk, ist dabei das es vollkommen frei von jeder Form der Heroisierung ist, vielleicht auch Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen schuf Melville ein extrem nüchternes und ehrliches Werk über die Résistance.
    Durch die von Melville typisch distanzierte und vollkommen reduzierte Inszenierung, die weit ab von Hochglanz ist, wird dabei eine große Authentizität und intensive Atmosphäre geschaffen, wozu auch der sehr dezente Score von Éric Demarsan beiträgt.
    Die für Melville typischen Themen wie Freundschaft,Vertrauen und Verrat werden auch hier behandelt.
    Gerade mit Blick auf diese Themen meidet Melville jede romantische Verklärung des Widerstandes. Denn obwohl die Résistance gegen Nazi-Deutschland kämpft, verschwimmen doch die vermeintlichen Grenzen zwischen Gut und Böse und so werden auch die dunklen Seite des französischen Widerstandes gezeigt. Diese zeigt sich vor allem im kaltblütigen Umgang mit Verrätern, so wird ein junger Mann, der wohl dem Druck des Verhörs nicht Stand hielt, kurzerhand gemeinschaftlich erdrosselt.
    Die Protagonisten sind daher wahrlich keine Sympathieträger, hierzu trägt auch die starke Distanz bei, die Melville zwischen uns und ihnen erzeugt. Dennoch sind es faszinierende Personen deren persönlichen Motive wir zwar kaum erfahren, die jedoch konsequent ihren individuellen Überzeugungen folgen, auch wenn sie in der Selbstzerstörung enden.
    Verkörpert werden sie dabei hervorragend von einigen der besten französischen Darstellern ihrer Zeit wie Paul Meurisse, Paul Crauchet und Jean-Pierre Cassel.
    Besonders hervorzuheben sind jedoch Lino Ventura und Simone Signoret.
    Ventura hier in der Hauptrolle, spielt in diesem Film seine vielleicht herausfordernsde Rolle und das mit großen Bravour. Simone Signoret zeigt in ihrer Rolle als Mastermind wiederum warum sie die vielleicht größte französische Schauspielerin überhaupt war.

    So ist „Armee im Schatten“ zwar durchaus ein Denkmal an die Résistance, aber eben ein ehrliches das zeit das auch der Kampf gegen das Böse nicht selten verbrecherisch sein kann.

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    • 8

      „Ritt zum Ox-Bow“ beginnt im Grunde wie die meisten Western, doch schnell zeigt sich, dieser Film ist weit entfernt von einem normalen Western.
      Im Zentrum des Films stehen die Bewohner einer Kleinstadt, die als Lynchmob umherziehen und die Mörder ihres Mitbürgers jagen. Dies mag sich erst einmal wie ein typisches Westernthema anhören, jedoch entwickelt sich dies zunehmend zu einem beinahe kammerspielartigen Drama, über Moral. Diese ursprüngliche Anklage an den amerikanischen Faschismus ist dabei mehr als zeitlos, wofür heute ein kurzer Blick ins Internet ausreicht, weswegen man diesen Film allgemein als eine Kritik an autoritäre Verhaltens- und Denkformen sehen kann.
      Regisseur William A. Wellman schafft es in diesem gerade einmal 77 Minütigen Film, ein sehr differenziertes Bild zu schaffen, dass zeigt, die Protagonisten handeln aus einem inneren Antrieb heraus bzw. nach ihrem inneren moralischen Kompass.
      Die Ursache des Ganzen ist daher in erster Linie die Sozialisation der Menschen und weniger eine kollektive Hysterie. Zwar zeigt der Film, dass auch andere individuelle Aspekte eine Rolle spielen, am Ende Steht jedoch das Moralbewusstsein. Dies zeigt sich vor allem in der Hauptfigur des Gil Carter, gespielt von Henry Fonda, der anfangs aus Angst selbst verdächtigt zu werden mitläuft, dann jedoch irgendwann das ganze Unrecht nicht mehr mit ansehen kann, da er als einer der wenigen das Herz am recht Fleck hat. Wirkliche Helden sucht man in diesen Film jedoch vergeblich, wenn überhaupt so trifft diese Bezeichnung nur auf den alten unscheinbaren Händler Arthur Davies zu, der alles versucht, den Mob zu beruhigen und die vermeintlichen Täter zu schützen.
      So erinnert „Ritt zum Ox-Bow“ mehr an Sidney Lumet´s Klassiker „Die zwölf Geschworenen“ als an irgendwelche Heldenepen mit John Wayne und Co.
      Unterm Strich ein außergewöhnlicher Western, der einen nachhaltig in Erinnerung bleibt und alleine aufgrund seiner Botschaft nicht in Vergessenheit geraten darf!

      8
      • 5

        Naqoyqatsi bildet den Abschluss von Godfrey Reggios Quatsi-Trilogie, die mit diesem Film ein leider recht schwaches Ende findet.
        Dreht sich Koyaanisqatsi um das aus der Balance geratene Leben von uns in der westlich Welt und Powaqqatsi um die Ausbeutung von Menschen außerhalb der westlichen Welt, so dreht sich Naqoyqatsi um zivilisatorische Gewalt.
        Dies geschieht durch eine Flut von Bildern, die mittels zahlreicher Effekten verfremdet wurden.
        Das Ganze ist ein starker Kontrast zu den ersten beiden Filmen und ich muss gestehen, ich kann damit nicht ganz so viel anfangen.
        Zwar gefällt mir der Ansatz, die Entfremdung unserer Zivilisation symbolisch durch die Entfremdung von der Wirklichkeit bzw. der massiven Bildbearbeitung darzustellen.
        Doch kann sie mich am Ende einfach nicht wirklich mitreißen.
        Die auch hier wieder von Philip Glass komponierte Musik gefällt mir zwar rein von musikalischen, doch passte sie für mich nicht 100% zu den Bildern.

        7
        • 6 .5

          Der zweite Teil von Godfrey Reggios Qatsi-Trilogie fällt leider deutlich schwächer aus als der Erste.
          Reggio wollte in diesem Teil die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Menschen außerhalb der westliche Welt zeigen, dies schafft Reggio durchaus. Besonders eindrucksvoll fällt dabei vor allem die Sequenz in Serra Pelada aus, einer Goldmine, in der mehrere hunderttausende Menschen arbeiten. Diese Sequenz am Anfang des Films ist wirklich faszinierend und extrem bizarr, da man das Gefühl hat einem Bienenvolk zuzusehen, wobei das Elend unübersehbar ist.
          So stark der Auftakt ist, so verlieren die Bilder doch nach und nach stark an Kraft. So rauschartig sein Vorgänger Koyaanisqatsi ist, so fehlt Powaqqatsi dies leider sehr.
          Das herrausstechenste des Films ist im Grude der wieder brillante Score von Philip Glass, der hier die Klänge der verschiedensten Kulturen aufnimmt und ein auch abseits des Films sehr interessantes musikalisches Werk geschaffen hat.
          Zwar insgesamt ein deutlich schwächeres Werk als sein Vorgänger, aber dennoch sehenswert.

          8
          • 9

            "Koyaanisqatsi" bedeutet in der Sprache der Hopi-Indianer übersetzt so viel wie Leben im Ungleichgewicht oder aus der Balance und ist damit ein mehr als treffender Titel für Godfrey Reggio zivilisationskritisches Werk. Reggios beschäftigt sich in diesem Film mir den zerstörerischen Eingriffen der Menschheit in die Natur uns unserer Entfremdung mit ihr.
            So schlicht diese Botschaft sein mag, so ist sie doch durch die Art des Films weit von Schlichtheit entfernt.
            Reggio ist mit seinem Film einen ungewöhnlichen und neuen Weg gegangen und lässt einzig und allein die Bilder sprechen. In dieser nonverbalen Dokumentation hat Reggio die Bildsequenzen zu einem absolut brillanten Bilderrausch montiert.
            Dieser gestaltet sich dabei mal ruhig und sogar in Zeitlupe und mal in einem atemberaubenden hektischen Tempo mit unruhiger Musik, wodurch einem besonders stark die Hektik unseres modernen Lebens vor Auge geführt wird.
            Besonders eindrucksvoll sind dabei die Momente in denen die Menschen für einem kurzen Moment aus der Anonymität herausgeholt werden und sich einem die Gesichter tief ins Gedächtnis einprägen.

            Die von Kameramann Ron Fricke großartig eingefangene Bilder schaffen dabei vor allem in Verbindung mit dem meisterhaften Score von Philip Glass eine geradezu rauschartige Wirkung.
            Die Musik von Philip Glass ist dabei ein wirklich kaum zu überschätzender Bestandteil des Films. Für mich gehört sie sogar zu den großartigsten Filmmusiken überhaupt und nicht umsonst wurden sie in vielen anderen Filmen wiederverwendet.
            Besonders das Stück „Pruit Igoe“ gerade in Verbindung mit den Bildern der Sprengung der vollkommen fehlgeplanten Wohnsiedlung gleichen Namens, hat etwas eindrucksvoll schönes und zugleich bizarres womit diese etwa 8 Minuten im Grunde stellvertretend für den ganzen Film stehen.
            So grandios dieses Werk ist, so können die zwei weiteren Werke der Quatsi-Trilogie leider nicht ansatzweise mithalten, wobei Kameramann Ron Fricke mit seinen Werken „Baraka“ und „Samsara“ zwei nicht Minter beeindruckende nonverbale Dokumentationen geschaffen hat.
            Allen die "Koyaanisqatsi" übrigens ebenfalls gefallen hat, kann ich nur die Rorschach Version empfehlen, durch die der Film noch eine rauschhaftere Wirkung erhält

            10
            • 7

              Es gibt wohl kaum ein Buch das so häufig verfilmt wurde wie Defoes Robinson Crusoe.
              Luis Buñuels Version davon gehört zwar trotz kommerziellen Erfolgs zu den eher Unbekannteren aber ist für mich immer noch eine der Besten.
              Bunuels Film hält sich dabei stark am Roman und versucht die Geschichte sehr authentisch und ohne Pathos wiederzugeben. Bunels Markenkern, der Surrealismus zeigt sich dabei nur in mehreren Fieberträumen.
              Das Hauptaugenmerk von Bunuel liegt auf der Charakterentwicklung der Hauptfigur und dessen Kampf gegen die Reste der Zivilisation. Besonders interessant ist dabei seine Glaubenskrise, in der Bunuels Handschrift besonders deutlich zusehen ist. Der Höhepunkt dabei ist die Unterhaltung mit dem Eingeborenen Freitag, der mit seinen einfachen und etwas naiven Fragen das Grundgerüst der katholischen Glaubenslehre infrage stellt.
              Selbiger wird von Dan O’Herlihy gespielt, der nicht zu unrecht damals für seine Leistung für einen Oscar nominiert wurde.
              Insgesamt daher eine gelungene Adaption, die leider zu Unrecht hinter vielen anderen zurücksteht.

              10
              • 8
                Drax 02.04.2020, 17:06 Geändert 02.04.2020, 17:07

                Nach dem ich den Film nun lange vor mit hergeschoben habe, hab ich ihn mir nun endlich angesehen und bin immer noch total begeistert.
                Die Geschichte des audischen Mädchen Wadjda, dass mit großer Energie ihren großen Traum auf ein eigenes Fahrrad verfolgt, ist eine wundervolle Geschichte, die dazu tiefe und zugleich faszinierende Einblicke in die dortige extrem autoritäre und patriarchale Gesellschaft bietet.
                Alleine die Widersprüche zwischen der modernsten Technik und auf der anderen Seite dieser rückständigen Gesellschaft sind faszinierend und zugleich auch irgendwie recht surreal. Regisseurin Haifaa Al Mansour verzichtet dabei jedoch zum Glück auf eine Schwarz-Weiß-Malerei und zeigt stattdessen ein sehr komplexes Bild der Gesellschaft.
                So bitte die Geschichte von Wadjda und auch ihrer Mutter ist, so ist es dennoch kein schwermütiger Film. Dank der Figur der lebensfrohen Wadjda und ihrer kindlichen Naivität verfügt der Film über eine Leichtigkeit und vor allem auch viel Humor, auch wenn einem das Lachen ab und an im Halse stecken bleibt.

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                • 7 .5
                  Drax 01.04.2020, 18:07 Geändert 01.04.2020, 18:21

                  Mit der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Denis Diderot hat Guillaume Nicloux wahrlich keine leichten Kost gedreht. Obwohl Niclouxs Verfilmung der Geschichte, einer jungen Frau die unfreiwillig Nonne wird, nicht ganz so tragisch Endet wie die Verfilmung von Jacques Rivette, so sie dennoch nicht weniger bewegend und aufwühlend.
                  Diderots Werk, dass damals im 18. Jahrhundert die Missbräuche in der Kirche anprangerte wurde einfach gekonnt von Nicloux umgesetzt. Der ganze Film bietet, auch dank der Musik von Max Richter, eine sehr gelungene Atmosphäre. Das Glanzstück des Films ist jedoch Pauline Étienne, in der Rolle der jungen Nonne die einen verzweifelten Kampf um ihre Freiheit führt.
                  Vor allem das Kapitel mit der sadistischen Oberin Christin (hervorragend gespielt von Louise Bourgoin) lässt einen förmlich mitleiden.
                  Trotz einiger Längen ist „Die Nonne“ daher dennoch ein sehr sehenswerter Film über individuelle Freiheit.

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                  • 4
                    Drax 01.04.2020, 17:15 Geändert 01.04.2020, 17:18

                    1974 schuf Sidney Lumet mit seiner Version des bekannten Kriminalroman von Agatha Christie einen absoluten Klassiker, den ich mir immer wieder ansehen kann, Kenneth Branaghs Version möchte ich mir dagegen ungern ein zweiten mal zu Gemüte führen.
                    Zwar versammelt auch Branagh wie einst Lumet eine große Zahl von namhaften Darstellern, doch können mich deren Darstellungen bzw. die Figuren nicht wirklich begeistern. Vor allem mit der Darstellung von Kenneth Branagh als Meisterdetektiv Hercule Poirot kann ich mich einfach überhaupt nicht anfreunden.
                    Auch fehlt mir hier im Vergleich zu so vielen anderen Agatha Christie Verfilmungen einfach die Atmosphäre.
                    Insgesamt wirkt diese ganze künstliche Welt einfach lieb- und leblos.
                    Als ob das nicht schon genug wäre, fallen die bei Lumets so pointierten Dialoge bzw. Verhöre hier schlicht lahm und langweilig aus.
                    Alles in allem kann man sich den Streifen daher getrost sparen.

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                    • 7 .5
                      Drax 31.03.2020, 17:21 Geändert 31.03.2020, 18:23

                      Ernest Hemingways Klassiker „Der alte Mann und das Meer“ galt anfangs als Unverfilmbar und es dauerte schließlich auch 2 Jahre bis John Sturges den Film vollenden konnte, davor war Fred Zinnemann schon dran gescheitert.

                      Der Film wird dabei im Wesentlichen von der grandiosen Darstellung von Spencer Tracy getragen, der einmal mehr in seiner langen und großen Karriere eine außergewöhnliche Leistung abliefert.
                      Technisch zwar selbst damals nicht immer auf höchstem Niveau, schafft der Film es dennoch ganz gut die Atmosphäre aus dem Buch herüberzubringen.
                      Recht deplatziert wirkt dagegen der ständige Redefluss des Off-Erzählers, der viele Stellen aus der Novelle wiedergibt, auch wenn man selbiges auf dem Bildschirm sieht. Genau hier zeigt sich auch an sich die größte Schwäche des Films, nämlich der Versuch, der 1:1 Wiedergabe des Werkes. Hier hätte man vielleicht lieber versuchen sollen das literarische Werk mit den eigenen Mitteln zu adaptieren.
                      Dennoch unterm Strich ein sehenswerter Film, auch wenn er nie die Tiefe seiner Vorlage erreicht.

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                      • 8 .5

                        Jennifer Fox Film „The Tale – Die Erinnerung“ ist einer dieser Filme, die man am besten ohne vorwiesen anschaut, denn genau dann haut der Film einen richtig um, vor allem wenn man nicht weiß, dass dies ein autobiografischer Film ist.
                        Jennifer Fox arbeitet in diesem Film den eigenen sexuellen Missbrauch auf.
                        Dabei zeigt sie in dieser schmerzhaften Geschichte wie sie diese Taten lange verdrängt und durch verklärte Erinnerungen romantisiert hatte, um sich nicht als Opfer fühlen zu müssen.Was jedoch nicht bedeutet, dass sie das erlebte als Kind schön empfand, Fox zeigt deutlich das sie die Taten auch als Kind schwer belastet haben.
                        Schließlich fängt sie erst durch Funde ihrer Mutter an genauer nachzuforschen und begibt sich auf eine lange Spurensuche, die sie schließlich zur traurigen Wahrheit führt.
                        Mit ihren Film bzw. eigenen Geschichte zeigt Jennifer Fox, wie komplex das Thema des sexuellen Missbrauches ist. Nicht alle die Opfer werden erleben sich auch sofort als solche. Hier kommt einen schnell die Dokumentation „Neverland“ in den Sinn, bei der man den zwei angeblichen Jackson Opfern häufig vorwirft das sie Lügen weil sie erst jetzt, dass ganze öffentlich machen und ihn davor verteidigt haben. Dabei zeigt das Verhalten in Wahrheit wohl nur, wie man an der Geschichte von Jennifer Fox sieht, die enorme Perfidität der Täter, die es oft hervorragend verstehen ihre Opfer zu manipulieren.

                        Diese schmerzhafte Geschichte wird von Jennifer Fox dabei sehr gekonnt filmisch umgesetzt.
                        So werden die verschlungenen und widersprüchlichen Gedächtnispfade in verschachtelten Rückblenden wiedergegeben und zeigen dabei besonders gut die Schwierigkeit bei der Suche nach der Wahrheit. So nervig das bei anderen Filmen sein kann, hier ist dieses Stilmittel sehr gelungen eingesetzt worden.
                        Besonders erwähnenswert sind auch die darstellerischen Leistungen, allen voran die von Laura Dern, eine häufig unterschätzte Schauspielerin, in der Rolle der Erwachsenen Jennifer. Daneben aber auch Isabelle Nélisse in der Rolle der jungen Jennifer/Jenny.

                        Alles in allem wahrlich keine leichte Kost, aber dennoch ein sehr sehenswerter Film der einen total fesselt und viel über das Thema sexuellen Missbrauch nahe bringt.

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                        • 9

                          Wie bei kaum einen anderen Regisseur drehten sich bei François Truffaut seine Filme stets um seine Herzensangelegenheiten, seien es die Liebe zum Film, die Literatur oder Kinder.
                          Mit seinem Film Taschengeld hat er jedoch dem Thema Kindheit ein ganz besonderes Werk gewidmet. Mit großem Einfühlungsvermögen und Verständnis zeigt Truffaut hier die Vielschichtigkeit der Kindheit. Im Zentrum stehen dabei die Kinder der Kleinstadt Thiers.
                          In einer Vielzahl von Episoden werden dabei unterschiedlichste Themen aufgegriffen, obwohl dabei die meisten sehr heiter und witzig sind, werden jedoch auch Themen wie Vernachlässigung und Gewalt gegenüber Kindern behandelt.
                          Hier zeigt sich vor allem auch in der Rede des Schullehrers bezüglich diesem Themas am Ende des Films das große Engagement Truffauts für die Sache der Kinder.

                          Trotz dessen ist Taschengeld jedoch insgesamt ein sehr fröhlicher Film, da es Truffaut gelingt, dem Filme eine ungeheure Leichtigkeit zu verleihen.
                          Und so schafft er es mit dem Film die Augen der Erwachsenen für die oft magische Welt der Kinder aber auch ihren Nöten zu öffnen.
                          So ist „Taschengeld“ ein wirklich außergewöhnlicher Film von diesem so großem Regisseur und Menschen.

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                          • 10
                            Drax 30.03.2020, 20:23 Geändert 12.04.2020, 09:12
                            über Shoah

                            Zum Thema Holocaust gibt es eine unzählige Anzahl von Dokumentationen uns so informativ diese auch sein mögen, keine hat es jemals geschafft, mich zu ergreifen wie Claude Lanzmanns „Shoah“.
                            Obwohl ich wusste was kommt, so hat mich das was ich sah doch schlicht überwältigt und im Grunde der ersten Minuten bis zum Ende vollkommen fassungslos gemacht.
                            Ein Nutzer hier schrieb so treffend „Shoah“ sei keine Dokumentation im herkömmlichen Sinn, sondern ein Jahrhundertdenkmal, ich kann ihm dabei nur voll und ganz zustimmen.

                            Claude Lanzmann hat mit diesem Werk im Grunde ja sein Lebenswerk den Millionen getöteten aber auch den Überlebenden ein filmischen Denkmal geschaffen das gerade ins unserer heutigen Zeit wohl noch nötiger ist als damals.
                            Das was diesen Film dabei auszeichnet ist die Reduziertheit auf das Wesentliche, nämlich dem was vor allem die Überlebenden zu berichten haben. Dabei hört man den Interviewten mit einer Mischung aus unfassbaren Schrecken und Angespanntheit zu, wodurch man die enormen Laufzeit von 540 Minuten schnell vergisst
                            Lanzmann verzichtet dabei auf die schreckliche Archiv-Bilder und setzt vor allem auf das, was uns Menschen doch am meisten anspricht nämlich der Mitmensch an sich. So sehen wir die Interviewten zum Teil sprachlos vor Schmerz oder mit den Tränen kämpfend und müssen selbst mit den Tränen kämpfen.

                            Teilweise werden die Interviews mit Bildern von den historischen Schauplätze in der „heutigen Zeit“ begleitet und entfalten eine erschreckende Wirkung, da man sich des Schreckens noch bewusster wird.
                            Auch auf Begleitkommentare wird verzichtet, Lanzmann setzt ganz auf die Interviewten. Interessanterweise sind das jedoch nicht nur überlebende Opfer, sondern auch Menschen die in der Nähe der Lager lebten und auch Täter. Lanzman hat es geschafft das Vertrauen einiger der Täter zu gewinnen und so erzählen diese ganz offen (im Glaube der Anonymität) von den Verbrechen. Gerade diese Interviews haben etwas äußerst surreales, auch weil sie verdeckt gefilmt wurden. Aber gerade auch diese Interviews machen„Shoah“ mit zu so einem umfassenden Film über dieses unfassbare Verbrechen.

                            Wie gesagt, gerade in der heutigen Zeit, in der verkappte braune Politiker in Verbindung mit der NS-Zeit von einem Vogelschiss sprechen, ist dieses Jahrhundertdenkmal etwas das alle sehen sollten.

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                            • 10
                              Drax 30.03.2020, 20:04 Geändert 25.04.2021, 20:34
                              über Baraka

                              Ron Fricke hat mit seiner nonverbalen Dokumentation „Baraka“ ein absolutes Meisterwerk geschaffen das seines gleichen sucht.
                              Häufig wird der Film mit Godfrey Reggio „Koyaanisqatsi“ (bei den Ron Fricke auch mitwirkte) verglichen, für mich ist jedoch „Baraka“ deutlich beeindruckender.
                              Geht es in „Koyaanisqatsi“ um den modernen Lebensstil der Menschen und beinhaltet dabei einen zivilisationskritischen Ansatz, so geht es Ron Fricke mehr um einen filmischen Rausch bzw. eine filmische Meditation.
                              Das mag vielleicht etwas seltsam klingen und man muss es vielleicht auch erst erleben, um es zu verstehen. Mich hat der Film in der Hinsicht jedoch einfach umgehauen.
                              Das heißt, jedoch nicht das „Baraka“ nur tolle Bilder einen Bilderrausch bietet, „Baraka“ ist viel mehr, es ist quasi ein Film, der die Vielfalt unseres Planeten und Lebens zeigt.
                              Roger Ebert schreib dazu einmal so treffend “if man sends another Voyager to the distant stars and it can carry only one film on board, that film might be Baraka.”
                              Dabei zeigt der Film jedoch nicht einfach nur schöne Bilder, Fricke zeigt auch die Abgründe unserer Welt bzw. Spezies Mensch. Diese Bilder entfalten dabei gerade in dem Fluss der filmischen Meditation jeweils eine krasse Wirkung. So fehlt „Baraka“ zwar im Vergleich zu „Koyaanisqatsi“ der rote Faden, doch brennen sich die Themen wie Armut, Massentierhaltung oder Genozide tief bei einem ein und das, obwohl man die Bilder nur kurz sieht. Besonders eindringlich für mich waren hierbei die Bilder aus dem Tuol-Sleng-Genozid-Museum (Kambodscha) oder Ausschwitz. So oft ich auch Bilder von Auschwitz in unterschiedlichsten Dokumentationen sah, so haben sie doch nicht diese heftige Wirkung auf mich gehabt wie ihr, ausgenommen Claude Lanzmanns „Shoah“.
                              Hier zeigt sich, dass großartigem Talent Ron Frickes Bilder wie kaum ein andere einzufangen. Wichtig zu erwähnen ist dabei natürlich auch die überragende musikalischen Untermalung von Michael Stearns und der australischen Band Dead Can Dance.
                              Alles in allem gelingt es Fricke mit „Baraka“ eine perfekte Symbiose aus Bild und Ton, wodurch eine für mich einzigartige filmische Meditation ermöglicht wird.

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                              • Definitiv sehenswert, das Ganze ist eine grandiose und sehr feinsinnige Charakterstudie, mit Schauspiellegende Jean Gabin und Simone Signoret in Bestform.

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                                • Sehr schöner Artikel zu diesem großartigen Komponisten.
                                  Philip Glass ist für mich einer der besten Komponisten unserer Zeit, wobei mich vor allem seine Musik zur Qatsi-Trilogie extrem begeistert.

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                                  • Bei mir ganz klar "Der Herr der Ringe" und "Inglourious Basterds", kann mit beiden sehr wenig anfangen.

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                                    • Ein absolutes Meisterwerk über Gier, Macht und den Kampf um Gerechtigkeit, wer ihn also noch nicht gesehen hat, unbedingt angucken!

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                                      • Einer der schönsten Weihnachtsfilme überhaupt, wer ihn noch nicht gesehen hat, unbedingt angucken!

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                                        • Definitiv sehenswert, einer der besten Science-Fiction-Filme der letzten Jahre.
                                          Sam Rockwell liefert eine wahre One-Man-Show ab, dazu bietet der Film jedoch auch eine eine interessante und durchdachte Story sowie eine extrem starke Optik, gegen die so mancher teure Hollywood Blockbuster blass aussieht.

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                                          • Also ich würde heute eher "Nokan - Die Kunst des Ausklangs" um 23:50 in der ARD empfehlen, ein stilles Meisterwerk über das Tabuthema Tod aus Fernost.

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                                            • Ganz klar die Simpsons und South Park, hab da wohl jede Folge mindestens 2-3 mal gesehen.

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                                              • Happy Birthday, Sir Thomas Sean Connery. Sie gehören zu meinen absoluten Lieblinsgschauspielern, weswegen ich ihnen auch gerne den ein oder anderen Fehlgriff zum Ende hin verzeihe.
                                                Mögen Sie noch lange unter uns weilen.

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                                                • Endlich, der stand schon ewig auf meiner Liste.

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                                                  • Uwe Boll hätte hier eigentlich alleine schon wegen seinem Schundwerk "Auschwitz" den ersten Platz verdient gehabt

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