EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

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    EudoraFletcher68 29.11.2022, 07:23 Geändert 01.12.2022, 07:11
    über Mother

    #3 von Framolfs Wichtelvorschlägen 2022.

    Eine junge Mutter und ihr ungefähr sechsjähriger Sohn gehen an einem normalen Schultag einfach ins Schwimmbad. Die Mutter sagt, wir schwänzen. Danach gib es eine Szene, die mich an DIE REISE NACH TOKIO erinnerte und ich hoffte sehr, dass ich nicht wieder einer total zurück genommenen japanischen Familie dabei zusehen muss, wie sie sich mit kleinen Gesten und leisen Worten miteinander abmüht. Aber wir haben nicht mehr 1953 und manche Japaner haben offenbar doch auch Impulskontrollstörungen. Auch der Titel hatte mir keine große Lust auf den Film gemacht. Mein täglich Brot ist es, mich mit problembehafteten Mutter-Beziehungen auseinander zu setzen….

    Die Mutter sitzt also bei ihren eigenen Eltern und ihrer Schwester am Tisch und will sich (offensichtlich mal wieder) Geld leihen. Als sie keins bekommt, wird sie wütend. Wir erfahren, dass sie keine Ausbildung hat und ihr weniges Geld von derStütze verspielt.
    Und dann entfaltet sich das Desaster. Shuhei, so heißt der kleine Junge, wird von der Mutter schlechter behandelt, als ein ungeliebtes Haustier von einem verantwortungslosen Besitzer. Seine Situation erinnerte mich an die Situation der Kinder in NOBODY KNOWS (2004). Dann kommt die Mutter mit einem Kerl im Schlepptau und zurück und alles wird immer schlimmer für Shuhei. Immer wenn man denkt, es kann gar nicht mehr schlechter werden, zieht sich die Schlinge weiter zu.

    ANFANG INTERPRETATIONSSPOILER
    Es handelt sich letztlich um ein ein Psychogramm einer persönlichkeitsgestörten Frau, die alles und jeden opfert, um keine Verantwortung für sich und ihr Handeln übernehmen zu müssen. Sie ist selbst emotional noch ein kleines Kind und hat aber leider einen Sohn, um den sie sich eigentlich kümmern sollte. Stattdessen verlangt sie aber von dem Kind, dass es Verantwortung für sie übernimmt.
    ENDE INTERPRETATIONSSPOILER

    Was der Junge auch tut. Es hat weh getan, den beiden dabei zuzusehen. Solche Beziehungsdynamiken gibt es in der Realität tatsächlich, wobei sie nicht immer in einer so massiven Abwärtsspirale ausufern. Jedoch habe ich in meiner Praxis auch immer wieder mit den Kindern von Eltern, die emotional noch selbst Kinder sind, zu tun.

    Das Drehbuch ist ganz hervorragend!

    Wichtig scheint mir an dieser Stelle noch die Überlegung über die Ätiologie eines solchen Charakters, denn darum geht es in MOTHER nicht. Die Eltern der Mutter wirken unauffällig und es gibt noch eine unauffällige Schwester. Das bedeutet aber keineswegs, dass die Frau einfach so auf die Welt gekommen ist. Es bedeutet nur, dass der Film uns nur sehr wenig Information darüber gibt, wie die Frau zu dem wurde, was sie ist. Wir bekommen Hinweise darauf, dass die Schwester bevorzugt wurde und die Frau das Empfinden hat, dass andere sie versorgen müssen. Warum das so ist, kann man nur spekulieren. Klar ist aber, dass in ihrer Persönlichkeitsentwicklung in den ersten 5-10 Lebensjahren etwas nicht richtig gelaufen ist. Vielleicht wurde sie sehr verwöhnt (= emotional vernachlässigt und dafür ersatzweise mit Gegenständen versorgt und die Realitäten abgenommen), oder ein Elternteil hat eigene destruktive Selbstanteile in sie hineinprojiziert. Sicher ist, dass keine gesunde frühkindliche Entwicklung stattgefunden haben kann, denn die Frau ist emotional auf dem Entwicklungsstand einer 3-4Jährigen bei vermutlich durchschnittlich ausgeprägter Intelligenz.

    Da mich die Schauspieler nicht 100% überzeugt haben, ist mir MOTHER nicht so nahe gegangen, wie vergleichbare Filme (z.B. FLORIDA PROJECT, PAMILYA ORDINARYO, MA’ ROSA, SALAAM BOMBAY!) und auch die Kamera ist eher zweckmäßig oder vielleicht eher sachlich. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau.

    https://boxd.it/5eyv2
    https://boxd.it/ei1uE

    (Robometer: 2-3 Punkte)

    29
    • 7 .5

      Es handelt sich um die ziemlich genaue Übersetzung des US-amerikanischen Originals von 1957. Dabei wird so getan, als wäre man in den USA mit einem Geschworenengericht.

      Sehr gut gespielt von bekannten Schauspielern. Vor allem der junge Mario Adorf ist ein schöner Anblick!

      Nichtsdestotrotz bevorzuge ich die beiden US-amerikanischen Versionen.

      In ausreichender Qualität: https://www.youtube.com/watch?v=8tKBrdThPdQ&list=WL&index=9&t=1107s

      (Danke für die Empfehlung, Heiko70!)

      26
      • 8 .5

        Lieber Framolf, auf deine Empfehlungen ist immer insoweit Verlass, als dass sie in der Regel ungewöhnlich und so gut wie nie langweilig sind.

        Dieser international mehrfach nominierte und ausgezeichnete Debutfilm des Regisseurs Hikari handelt vom sexuellen Erwachen einer jungen Frau, die mit zerebraler Bewegungsstörung geboren wurde. 37 Sekunden hatte sie bei ihrer Geburt nicht geatmet. Folge ist ihre schwere körperliche Behinderung.

        Sie lebt ein eingeengtes Leben zwischen ihrer überbehütenden Mutter und ihrer Cousine für die sie als Zeichnerin arbeitet. Die Cousine ermöglicht ihr aber keine berufliche Fortentwicklung und beutet sie letztlich aus.

        Sie zeichnet heimlich pornographische Mangas und möchte diese verkaufen. Eine Verlagsangestellte meldet ihr zurück, dass man an ihren Bildern sieht, dass sie keine sexuelle Erfahrung hat. Da sie über eine Dating-App keinen geeigneten Mann findet, der bereit ist, mit ihr zu schlafen, versucht sie es spontan mit einem Callboy. Es wäre aber vielleicht doch besser gewesen, sich das erst einmal genauer zu durchdenken. Wir sehen ihr dabei zu, wie sie sich frei kämpft. Dabei hat sie Unterstützung von Menschen, die sie gerade erst kennen gelernt hat. Ob das in der Realität so wäre, ist fraglich, aber ich meine, es geht dem Film nicht um den Realitätsbezug, sondern eher den Versuch, dem Publikum die innere und äußere Welt dieser jungen Frau nahe zu bringen. Dies gelingt ganz hervorragend! Man merkt, dass Hikari gut recherchiert hat.

        Wir sehen auch, dass wir, wenn wir Begegnungen mit unseren Mitmenschen zuzulassen und von seinen gewohnten Pfaden abzuweichen, durch Begegnungen und Erfahrungen belohnt werden, die uns zum Positiven verändern. In der 2. Hälfte des Films gibt es ein bisschen eine Tendenz zum Kitschigen.

        Die ästhetischen Bilder haben mich angesprochen. Von allen technischen Qualitäten her ist 37 SECONDS hochwertig gemacht (Musik gibt es fast keine) und die Darsteller überzeugen alle.

        https://boxd.it/5eyv2

        (RoboMeter: mindestens 6 Punkte)

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        • 7 .5
          über Safe

          Sehr gut gemachte Mini-Serie über zwei Kindertherapeuten und ihre Patienten. Die Situationen sind absolut glaubwürdig und die Therapeuten auch.

          Wer wissen will wie Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen funktioniert, kann hier gut einen Blick riskieren!

          31
          • 6 .5

            Sympathischer kleiner brasilianischer Film über eine schwer neurotische (Angst und Zwang) junge Frau, die sich tapfer durch´s Leben schlägt. Mit poppigen Bildern und freundlicherweise beim großen A in englischer Synchro.

            https://boxd.it/ekkHQ

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              • 8

                Intelligente und bitterböse Persiflage auf Marvel & Co.

                Der etwas einfach strukturierte Frank wird von seiner süchtigen Frau verlassen, die einen Rückfall hat und sich an ein paar halbseidene Typen hängt. Er ist verzweifelt darüber und in seinem Leid steigert er sich in die Fantasie rein, ein Superheld zu werden. Als er dies in die Tat umsetzt und zum CRIMSON BOLT wird, hat das Konsequenzen.

                Besonders gut gefällt mir, dass hier das Problem des Superheldentums aufgezeigt wird: Diese Figuren entscheiden, was Recht ist und wer bestraft werden sollte. Sie üben Selbstjustiz aus und fühlen sich dadurch wie Gott. Dies kann nur in Destruktion enden.

                (Vielen Dank an Blubberking für die Empfehlung)

                https://boxd.it/j0PCC

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                • 8 .5
                  EudoraFletcher68 27.11.2022, 06:11 Geändert 27.11.2022, 10:25

                  1. Advent - Wichtelkommentar für den geschätzten Kollegen Framolf.

                  Wir erleben eine alltägliche, schwierige Situation: Eine Familienrichterin und ein getrenntes Paar mit ihren jeweiligen Rechtsanwältinnen. Es geht um den Unterhalt und die Umgangsregelungen für die Kinder. Die Tochter ist schon fast volljährig und der 12jährige Sohn hat einen Brief geschrieben, der der Richterin vorgelesen wird. Darin steht, dass der Sohn mit seinem Vater keinen Kontakt will, weil dieser ein schlechter/kein Vater wäre und die Mutter Angst vor ihm habe. Die Rechtsanwältin des Vaters reagiert empört, der Sohn sei von der Mutter beeinflusst. Der Vater wolle nur ganz normalen Kontakt zu seinen Kindern. Die Rechtsanwältin der Mutter behauptet, der Vater würde die Kinder unter Druck setzen, hätte der Tochter das Handgelenk gebrochen (weil sie einen Freund hätte) und würde ihnen vor dem Haus auflauern. So geht es hin und her. Man ist geneigt der Mutter zu glauben, weil sie sympathischer aussieht. Dass der Vater vielleicht ein autoritärer Arsch ist, kann man sich vorstellen. Aber ist das auch wirklich so?

                  Die Mutter besichtigt mit den Kindern eine neue Wohnung. Übergangsweise wohnen sie alle bei der Großmutter ms. Der Vater will den Jungen abholen, der will aber nicht mit. Nachdem der Vater nicht ablässt, kommt der Sohn doch. Der Vater freut sich und benimmt sich wie ein netter Papa. Der Sohn ist wütend und abweisend. Als man dann bei den Großeltern vs beim Essen sitzt, taut der Junge etwas auf, dafür benimmt sich der Vater dann merkwürdig.

                  Solche Geschichten habe ich schon mehrmals begleitet – natürlich immer nur auf einer Seite. Mal waren es die Mütter, dann wieder waren es die Väter. Mal hatten die die Frauen Angst davor, dass die Männer ihnen die Kinder wegnehmen würden, mal war es tatsächlich passiert, mal waren es die Männer, die keinen Zugang zu den Kindern hatten und Angst um deren Wohlergehen. Ich habe mit Rechtsanwältinnen telefoniert und einiges über die deutsche Rechtsprechung erfahren. Ich habe eine Patientin, deren Ehemann die gesamten 18 Jahre der Beziehung kein Geld verdient hat, zuerst ewig studiert, dann ewig daheim rum gehockt. Sie lernte ihn im Ausland kennen und nach 1,2 Jahren Beziehung stand sie vor der Wahl zurück nach Deutschland oder ihn heiraten. Also heiratete sie ihn (ohne Ehevertrag natürlich) und finanzierte ihm sein Studium (das er nie abschloss). Nach einigen Jahren bekamen sie ein Kind. Er blieb weiter zu Hause und sie ging nach 6 Wochen wieder arbeiten. Kurz bevor das Kind in die Grundschule kam, zogen sie nach Deutschland. Sie verdiente gut und finanzierte alles. Kaufte eine Wohnung und ließ ihn mit ins Grundbuch eintragen zu 50 %. Als sie zu mir kam, waren sie 15 Jahre ein Paar. Nach 2 Jahren Therapie zog sie aus und reichte sie die Scheidung ein. Nach 3,5/4 Jahren waren sie dann geschieden. Im Scheidungsprozess hatte sie panische Angst, dass er ihr den Sohn wegnehmen würde, da er ja immer derjenige gewesen war, der zu Hause war. Sie erreichten ein 50-50 Wechselmodell, aber sie musste dem Mann krass viel bezahlen, dafür, dass er ehr schon die ganze Zeit auf ihre Kosten gelebt hatte. Heute ist sie aber glücklich, dass sie aus der Ehe raus ist.
                  Ich habe eine Frau kennen gelernt, der der Ex-Mann alle 3 Kinder (im Alter von 6,4 und 1 Jahren) weggenommen hatte und das Gericht hatte ihm Recht gegeben, wegen eines völlig unqualifizierten psychologischen Gutachtens über die Frau. Von ihrer Rechtsanwältin erfuhr ich, dass bei solchen Streitigkeiten die Richter ganz oft einfach solchen Gutachten folgen. Usw. usf. Außerdem ist es für einen Familienrichter anscheinend nicht so relevant, wenn die Frau (meistens ist es ja die Frau) angibt, dass der Mann Gewalt ausübt, solange es keine Verurteilung von einem Strafgericht gibt.

                  Es ist auch schwer, eine fundierte Einschätzung dafür zu kriegen, wer einen anlügt und bei wem das Kind gut aufgehoben ist.
                  Wer hier für den Jungen ein gutes Elternteil ist und wer nicht, wer lügt und wer nicht, erfährt man im Lauf der Zeit. Der Junge, um den es geht, kann einem leidtun.

                  Jedenfalls ist das genau einer der Situationen, in denen die Opfer wenig Chancen auf rechtlichen Beistand und behördliche Unterstützung haben. Das hat dann manchmal fürchterliche Konsequenzen!

                  Die Kamera ist sehr gut. Das Drehbuch ist hervorragend, die Umsetzung ebenso! Die Darsteller sind sehr überzeugend. Im letzten Viertel wahnsinnig spannend!!!! Hätte man eigentlich auch in den Horroktober einsortieren können…..

                  Deshalb: Augen auf bei der Partnerwahl!

                  https://boxd.it/eqWlK

                  (Danke an Framolf für den Gutschein!)

                  https://www.moviepilot.de/liste/community-kommentar-wichtelaktion-2022-frenzy_punk-3

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                    EudoraFletcher68 26.11.2022, 06:12 Geändert 26.11.2022, 06:52

                    VICTIM ist soweit technisch gut gemacht, aber die Geschichte war für mich ca. die erste Hälfte der Laufzeit todsterbenslangweilig erzählt – obwohl es um ein wichtiges Thema geht: Die Diskriminierung und Kriminalisierung Homosexueller im Vereinigten Königreich der 1950er. Dafür ein Extra-Punkt von mir.

                    Die 2. Hälfte hat mich dann deutlich mehr angesprochen und auch mehr berührt, sodass ich VICTIM dann insgesamt doch sehenswert finde. Es wird sehr spannend und auch persönlicher.

                    In deutscher Synchro nur noch bis zum 6.12.22: https://www.arte.tv/de/videos/106223-000-A/teufelskreis/
                    Was ich bei deutschen Synchros ganz schlimm finde sind Anreden, wie Mr. Und Mrs. und Sir– wer spricht so? Abgesehen davon, hätte mir die Synchro eigentlich gefallen.

                    https://www.moviepilot.de/liste/now-in-the-arte-media-library-balticinemaniac

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                      EudoraFletcher68 26.11.2022, 06:09 Geändert 02.01.2023, 08:11

                      Danke an BaltiCineManiac und deine ARTE–Liste, ohne die ich hätte nie von dieser hochwertig gemachten, atmosphärisch-spannenden Doku erfahren hätte!

                      Inszenierung und Kamera sind sehr gut, die Bilder großteils ästhetisch-künstlerisch. Der Informationsgehalt ist nicht sehr hoch, sodass Unwissende womöglich nicht viel mit der Doku anfangen können. Bzw. man sieht halt, wie das Leben dieser Wachmänner abläuft und wie die Schiffe sich auf die Durchfahrt durch den Golf von Aden vor der Küste Somalias vorbereiten, aber es fehlt ein bisschen der Kontext.

                      Wenn man weiß, dass seit ca. 10 Jahren private Söldner/Wachpersonal auf den Frachtschiffen durch den Golf von Aden mitfahren, um Piratenangriffe abzuwehren, dann ist dieses Porträt der Wachmänner durchaus sehenswert. Fernab der Heimat langweilen sich die trainierten Männer die meiste Zeit, müssen aber trotzdem immer wachsam und fit bleiben. Ab und an machen sie Urlaub in irgendeinem tropischen Land. Das wirkt alles ziemlich einsam.

                      Noch bis 13.12.2022: https://www.arte.tv/de/videos/091085-000-A/dogwatch-warten-auf-piraten/

                      Hintergrundinfos zum Thema Piraterie vor der somalischen Küste: PIRATER (8,5 Punkte) und TOXIC SOMALIA: L'AUTRE PIRATERIE (7,5 Punkte)

                      https://boxd.it/2sMNK

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                      • EudoraFletcher68 25.11.2022, 09:15 Geändert 25.11.2022, 11:56

                        Super! Danke Frenzy! Ich mach mit.
                        1. Advent: Framolf
                        2. Advent: *frenzy_punk<3
                        3. Advent: GlorreicherHalunke
                        4. Advent: Der_Ryan_M

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                          EudoraFletcher68 25.11.2022, 07:48 Geändert 25.11.2022, 15:34
                          über 1957

                          Debutfilm des Regisseurs Hubert Tibi, der auch das Drehbuch geschrieben und die Kamera bedient hat. Mit seinem Kurzfilm PABASA KANN PASYON war er 2021 in Cannes vertreten (siehe https://entertainment.inquirer.net/385070/from-cinemalaya-to-cannes).

                          Eine Großfamilie landloser Bauern auf Bicol betreibt die Felder eines Großgrundbesitzers und hofft auf eine Landreform. Sie müssen dem Großgrundbesitzer 70% der Ernte abgeben. 1957 kündigt Präsident Magsaysay einen Besuch auf Bicol zur Vergabe von Land an landlose Bauern an. Der Hauptprotagonist hofft auf Hilfe vom Präsidenten. Wer sich in der neueren Geschichte der Philippinen etwas auskennt, weiß, wie die Situation für die Bauern enden wird.

                          Als Lucio den Großgrundbesitzer um ein klein wenig Land für ihn und seine Familie bittet, antwortet ihm dieser, dass er doch froh sein soll, dass er keine „Miete“ für das Maisfeld bezahlen muss und leider stimmen dem einige der landlosen Bauern auch noch zu. Der Großgrundbesitzer regt sich darüber auf, wieviel Verantwortung mit dem Landbesitz käme, er müsse die Steuer für das Land bezahlen und seine Familie habe für das Land gekämpft, der Vater mit dem Leben bezahlt. Verärgert beschließt er die Maisfelder nach der nächsten Ernte zu schließen. Was zur Folge hätte, dass die Bauern gar keine Lebensgrundlage mehr hätten und wegziehen müssten.

                          Mich hat die Darstellung der prekären Lage der Bauern und ihrer Verzweiflung berührt. Das Drehbuch ist durchdacht und gut gelungen: Die große Ungerechtigkeit der Ungleichverteilung des Grundbesitzes spiegelt sich nämlich noch in einer ganz kleinen Unter-Geschichte wider:

                          ANFANG SPOILER
                          Der Sohn des Hauptprotagonisten pflanzt im Maisfeld aus einem eigenen Samen eine besondere Maispflanze, die einen besonders großen Kolben produziert. Er versteht nicht, dass alle anderen natürlich der Meinung sind, dass auch diese Pflanze dem Land-Eigentümer gehört und bringt durch das Abernten des Kolbens seine Familie in noch größere Schwierigkeiten.
                          ENDE SPOILER

                          Die Hauptrolle des Bauern Lucio spielt Ronwaldo Martin, der mich bereits als Aries in PAMILYA ORDINARYO überzeugt hat.

                          https://www.youtube.com/watch?v=lKuAdNMGkoQ&t=226s

                          https://boxd.it/bZCw2
                          https://boxd.it/ei1uE

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                          • 5

                            Ich habe doch noch etwas Neues über die Philippinen gelebt: Da gibt´s tatsächlich Krokodile (Mittlerweile natürlich vom Aussterben bedroht)!

                            Abgesehen davon geht es um ein kleines Mosaiksteinchen aus der Geschichte des Endes der spanischen Kolonialherrschaft: Ein kleines (stures) Regiment von 50 spanischen Soldaten verschanzt sich in einer Kirche vor den philippinischen Rebellen. Sie sind von Nachschub und Informationen abgeschnitten. So bekommen sie nicht mit, dass Spanien schon längst die Philippinen an die USA „verkauft“ hatten. Anstatt sich zu ergeben, führen sie einen sinnlosen Krieg weiter, den sie nicht gewinnen können.

                            Mir ist nicht so wirklich klar, was die Idee hier ist. Dass Krieg sinnlos und scheiße ist, habe ich vorher auch schon gewusst. Ich konnte nicht so wirklich mit den Protagonisten mitfühlen, außer vielleicht ein bisschen mit dem jungen Soldaten, der eigentlich Maler werden wollte.

                            Die Darsteller der Filipinos haben mich nicht überzeugt. Lokalkolorit gab´s keins, was auch kein Wunder ist, wurde der Film auch auf den Kanarischen Inseln gedreht, was zwar überraschend tropisch wirkt, aber außer Natur und ein paar gut nachgebauten Hütten sieht man eben nichts.

                            Der kleine Ausschnitt des Endes der spanischen Besetzung ist für mich nicht halb so spannend oder informativ, wie z.B. GENERAL LUNA (2015), GOYO, THE BOY GENERAL (2018) oder auch JOSÈ RIZAL (1998).

                            In sehr guter Qualität, OmeU: https://www.youtube.com/watch?v=qzKSS1wLNBM&list=WL&index=1&t=562s

                            https://boxd.it/bZCw2
                            https://boxd.it/h0Ene

                            (Vielen Dank Ygdrasoul für die Empfehlung!)

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                              EudoraFletcher68 24.11.2022, 06:28 Geändert 24.11.2022, 06:33

                              Entzückende Spiderman-Assoziation, die so tut, als wäre sie aus den 1970/80ern, sowohl was die Bildqualität angeht, als auch die Charaktere und die Erzählweise. Die Ähnlichkeiten zu SPIDERMAN sind allerdings nur sehr vage. GAGAMBOY geht eigene Wege und lohnt sich als eigenständiger Film. Ich fühlte mich zwischendurch ein wenig an Sergio Leones Italo-Western erinnert. In Minute 28:20 gibt es eine sehr schöne Hommage an GHOSTBUSTERS (1984).

                              Die zwei konkurrierenden Hauptcharaktere arbeiten als mobile Eisverkäufer. Nachdem sie ihre Eis-Rikschas zerstört haben, wird ihnen gekündigt, aber vorher müssen sie noch das Lager putzen. Dabei verschluckt einer ein Insekt, das radioaktiv verseucht wurde. Das ist ziemlich witzig!! Der andere schwärzt ihn an und kriegt seinen Job zurück. Im weiteren Verlauf entwickeln beide Superkräfte und müssen schauen, wie sie damit leben.

                              Der Kommentar von ourchairweb auf IMDB trifft es recht gut: “Gagamboy is not about power and responsibility, nor is it about father figures. And most of all, Gagamboy is not about an isolated geek's transformation into a Friendly Neighborhood hero who "swings with it". Rather, it's about a boy who discovers that having powers and a secret identity doesn't make you any more substantial than the fabric that makes your costume and how your alter ego can never be more than the person who inhabits it. And most of all, it's about how escaping your "self" is not all it's cracked up to be.”

                              Der Soundtrack ist überraschend gut gelungen (das sage ich als eine, der normalerweise Filmmusik gar nicht groß auffällt).

                              Ich kann dem Film verzeihen, dass der Slum hier zu einem großen Teil Attrappe bzw. Bühnenbild ist. Dafür sind die Locations gut gelungen.

                              Toll ist, dass es einige Szenen mit Kakerlaken gibt, nämlich ab Minute 5:22, 7:24, ab 33:18, 51:18 und ab: 55:04 https://boxd.it/2Uexk

                              Das Kakerlaken-Kostüm des Bösewichts ist großartig 😉

                              Von Regisseur Erik Matti kenne ich noch
                              RABID (2021) – 7 Punkte
                              KUWARESMA (2019) – 5 Punkte
                              BUYBUST (2018) – 6 Punkte
                              ON THE JOB (2013) – 7,5 Punkte
                              TIKTIK: THE ASWANG CHRONICLES (2012) – 4 Punkte

                              In OmeU: https://www.youtube.com/watch?v=uqRGx8F_PJo&ab_channel=RegalEntertainment%2CInc

                              (VIELEN DANK an BlubberKing für diese großartige Empfehlung, mit der ich viel Spaß hatte!)

                              https://boxd.it/j0PCC
                              https://boxd.it/bZCw2

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                                EudoraFletcher68 24.11.2022, 06:26 Geändert 24.11.2022, 07:35
                                über Bacurau

                                Bitterböse und recht brutale Inszenierung der Korruption in Brasilien, die geschickt sehr viele reale Elemente eingebaut hat, was BACURAU umso unangenehmer macht:

                                ACHTUNG GROßER INTERPRETATIONSSPOILER
                                Touristen, die nach Südamerika reisen, um dort Halluzinogene einzunehmen, koloniales Großwildjägertum und die systematische und gleichgültige Entrechtung und Vernichtung armer Leute für irgendwelche Investoren und Konzerne.
                                ENDE SPOILER

                                Konkret weiß man am Anfang nicht, worum es überhaupt geht und worauf alles hinauslaufen könnte. Klar ist, dass das Dörfchen BACURAU, das eigentlich gerade um den Verlust einer mächtigen Einwohnerin trauern will, von einer komischen internationalen paramilitärischen Gruppe angegriffen wird. Warum das so ist, wissen wir nicht.

                                Ein Film, den man sich durchaus mehrmals ansehen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass meine Bewertung dann sogar noch steigen wird.

                                ACHTUNG: nur noch bis 29.11.22: https://www.arte.tv/de/videos/101846-000-A/bacurau/

                                https://www.moviepilot.de/liste/now-in-the-arte-media-library-balticinemaniac

                                https://boxd.it/ekkHQ

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                                  Ein Kubanischer Low-Budget-Film ($ 2.000,-) in englischer Sprache gedreht in verschiedenen Stadtteilen NYCs und New Jersey.

                                  Das Beste am Film sind die Bilder. Mit dem Rest konnte ich wenig bis nichts anfangen. RED COCKROACHES ist assoziativ erzählt, wie ein Traum. Das hat mir auch gefallen. Nur leider ist er doch phasenweise langweilig und ich habe auch den Plot nicht verstanden. Immerhin sind die Darsteller völlig in Ordnung.

                                  Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass RED COCKROACHES (auch hier) sein Publikum finden könnte – wenn ihn sich denn jemand mal ansieht?

                                  Da ich dann irgendwann nicht so richtig aufgepasst hatte, musste ich mich erstmal bei BlubberKing, der mir den Film freundlicherweise empfohlen hat, erkundigen, ob da tatsächlich echte Kakerlaken zu sehen sind. Und tatsächlich! Bei Minute 77:26 gibt es zumindest mal eine: https://boxd.it/2Uexk

                                  https://www.youtube.com/watch?v=suStLEH9oNM&ab_channel=LOSMEMESDELCASTIGADOR (Achtung: Am Anfang hat man den Eindruck, es handle sich um ein Making of und nicht um den Film, aber das geht dann in den Film über)

                                  (Vielen Dank an Blubberking für Empfehlung und Link!)

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                                    EudoraFletcher68 23.11.2022, 07:08 Geändert 23.11.2022, 08:21

                                    Wie kommt es, dass es noch keinen Kommentar gibt? Ich denke, FOR LOVERS ONLY müsste einigen Kollegen gefallen! Nämlich den melancholischen Romantikern (Ich bin keine) und den Freunden unbekannter Arthouse-Filme.

                                    Es handelt sich um einen schön anzusehenden No-Budget-sw-Film über einen amerikanischen Fotographen, der in Paris zufällig eine alte Flamme wieder trifft und mit ihr durchbrennt. Die Bilder haben mir besser gefallen als die Geschichte selbst und was den Ton angeht, kann es an der Version auf YT gelegen haben, jedenfalls war der nicht immer ganz ideal. Dafür ist der Soundtrack aber schön.

                                    In guter Qualität: https://www.youtube.com/watch?v=p7Qnaebxo98

                                    (Vielen Dank an Blubberking für Empfehlung und Link!)

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                                      EudoraFletcher68 22.11.2022, 06:53 Geändert 22.11.2022, 11:45

                                      Wahnsinnig spannender realer Horror.

                                      Wir lernen die Polizeiarbeit in Guntur, Andhra Pradesh kennen. Anscheinend hat jemand hat Schmuck und Geld gestohlen. Die Polizei braucht schnell Ergebnisse. Da irgendein Zeuge gehört hat, wie jemand Tamil gesprochen hat, werden wahllos einige arme Tamilen verhaftet, die in einem öffentlichen Park übernachten. Sie wissen nicht, wie ihnen geschieht und werden solange verprügelt, bis sie die Tat gestehen. Die Männer sind aber überraschend hartnäckig.

                                      Ihre Situation spitzt sich immer weiter zu und es gibt noch andere Personen mit eigenen Interessen. Man sieht hier wie schnell man von einem normalen Bürger zum entrechteten Häftling werden kann, der halb totgeprügelt wird – ohne dass man etwas tun kann. Das Einzige, was mir unglaubwürdig vorkam, war der gute Zustand in dem die Tamilen sind, nachdem sie tagelang geprügelt wurden. Als man schon aufatmen möchte und denkt, sie sind jetzt frei und gerade noch einmal davongekommen, entwickelt sich die Geschichte doch noch einmal anders weiter und sie werden erneut in eine sehr gefährliche Situation hineingezogen.

                                      Im Abspann erfährt man erstens, dass dieser Film auf dem Buch Lock Up von M. Chandrakumar, einem Überlebenden indischer Ermittlungsarbeit basiert und zweitens, dass „Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass in Indien immer noch 30 % aller Kriminalfälle mit erzwungenen Geständnissen abgeschlossen werden.“

                                      https://boxd.it/cQ8hC

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                                        EudoraFletcher68 22.11.2022, 06:53 Geändert 22.11.2022, 14:58

                                        Eine weitere grauenhafte N******-Produktion von den Philippinen. Autor und Regisseur Theodore Boborol war mir bislang kein Begriff. Ich werde mir merken, um seine Werke zukünftig einen Bogen zu machen.

                                        Eine junge Frau wird in einer Limousine gefahren, neben ihr ein junger Typ mit Krawatte. Im Haus angekommen erfahren wir, dass ihr seit vielen Jahren entfremdeter Vater ein reicher Hotelketten-Besitzer ist. Sie kommt offensichtlich direkt aus einer ärmlichen ländlichen Gegend. Die Darstellerin Alex Gonzaga wurde mit großer Mühe extra hässlich gemacht und versucht sich auch extra hässlich zu benehmen. Das ist wohl die Fantasie Boborols von einer junge Frau aus der Unterschicht bzw. der Landbevölkerung. Weder die Charakterzeichnung noch die Darstellung sind auch nur im Ansatz stimmig – stattdessen alles nur total ober-peinlich! Man merkt die ganze Zeit Gonzagas erfolgloses Bemühen.

                                        Im Grunde ist die Inszenierung auch ziemlich herablassend und diskriminierend einer breiten Bevölkerungsschicht gegenüber – viele sind dort ja arm, ungebildet und leben am Land. Also, wenn man einmal die (unbeabsichtigte) Darstellung der Arroganz der philippinischen Oberschicht sehen möchte, ist man hier goldrichtig!

                                        Belinda beginnt dann jedenfalls eine „Ausbildung“, um eines der Hotels für ihren viel beschäftigten Vater zu leiten. Was für eine absurde Geschichte. Hier funktioniert gar nichts. Der Humor ist unterirdisch und infantil. Als Zuseher kann man sich in jeder Hinsicht verarscht fühlen, denn auch die wohlhabende Businesswelt funktioniert nicht so, wie das hier dargestellt wird. Als ob ein Rechtsanwalt bei seinen Mandanten zu Hause leben würde, bzw. überhaupt nur einen einzigen Mandanten hätte (so wirkt es hier).
                                        Das wäre fast der erste Film geworden, den ich mit 0 Punkten bewertet hätte. Aber einen halben Punkt gibt´s doch noch für die Technik.

                                        Reiht sich prächtig ein, in die anderen philippinischen Schrottproduktionen beim großen N.

                                        FINDING AGNES (2020): 1 Punkt
                                        MY AMANDA (2021): 0,5 Punkte
                                        DOLLHOUSE (2022): 2,5 Punkte
                                        TO RUSSIA WITH LOVE (2022): 0,5 Punkte

                                        https://boxd.it/bZCw2

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                                          EudoraFletcher68 21.11.2022, 06:31 Geändert 07.05.2023, 21:44

                                          O beautiful pictures!!!!

                                          Danke Xaver Böhm und vor allem danke Jieun Yi (Kamerafrau! – Die erste Frau hinter einer Kamera, die ich bewusst wahrnehme)! Ihr habt die besten Ideen für geniale Locations, Inneneinrichtungen, Farben und Bilder!

                                          Was für ein wundervoller Anfang für einen Film! Eine so schöne Assoziation zu Prometheus! Selbst wenn der Rest dann nicht mehr so toll gewesen wäre, genügten die ersten 1,2 Minuten um meine Stimmung zu heben und mir ein Lächeln auf´s Gesicht zu zaubern.

                                          Die verhaltenen Bewertungen der Kollegen ließen mich daran zweifeln, ob ich mir O BEAUTIFUL NIGHT überhaupt ansehen sollte.
                                          Zum Glück habe ich mich davon nicht abhalten lassen. Das ist ein wunderbarer Film auch für Psychoanalytiker! Das Spiel mit den Symbolen und der Angst vor dem Tod in Kombination mit den fantastischen Bildern hat mir enorm großes Vergnügen bereitet.
                                          Falls jemand meint, das sei Style over Substance, könnte ich das zwar in gewisser Weise verstehen, aber da das zu 100 % mein Style ist, hat mir die Substanz genügt. Denn immerhin geht es um die Angst vor dem Tod! Irgendwo habe ich gelesen, er sei prätentiös, was vielleicht zutrifft – tut dem Film für mich aber keinen Abbruch.

                                          Fantastisches Großstadtmärchen! (Übrigens mein 25. von 3.873 Filmen, den ich mit 10 Punkten bewerte)

                                          https://boxd.it/5fmLa
                                          https://boxd.it/dhCN8
                                          https://boxd.it/j79eC

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                                            EudoraFletcher68 21.11.2022, 06:26 Geändert 21.11.2022, 06:28

                                            Ein wohlhabender Plantagenbesitzer nimmt einen gestrandeten Drehbuchautoren mit, um ihn in seinem Haus übernachten zu lassen. Unterwegs unterhalten Sie sich über dessen Projekt. Der Plantagenbesitzer erkennt, dass der Autor nach Lokalkolorit für sein Drehbuch sucht. Dieser kleine Dialog ließ mein Herz höher schlagen, denn auch ich bin in vielen Filmen auf der Suche nach dem Lokalkolorit und jedem Autor und Regisseur dankbar, die dafür ein Händchen und Liebe haben.

                                            Bei dem Haus des reichen Mannes angekommen, stellt der Autor fest, dass dessen Ehefrau seine frühere Geliebte aus Studienzeiten ist. Das bringt ihn ziemlich durcheinander. In Rückblenden erfahren wir, was die beiden damals verbunden und was sie auseinanderbrachte – seine Feigheit. Nun scheint es so, als stünden sie nochmals an derselben Stelle. Wird der Hauptprotagonist dieses Mal genug Mut haben, sich auf die Frau seines Herzens einzulassen? Oder wird er sie ihrem Mann überlassen und ein trauriges Drehbuch über verlorene Liebe schreiben? Und was fühlt die Frau?

                                            Normalerweise mag ich ja nicht so sehr die Melodramatik. Aber hier gefällt sie mehr sehr gut! Die Konflikte des Protagonisten sind gefühlvoll inszeniert, die Darsteller sind alle gut und die Bilder sehenswert. Zum Ende wird es sogar nochmal richtig spannend! Fast könnte man von einem Psychothriller sprechen.

                                            Die kurze Laufzeit kam meinen Bedürfnissen sehr entgegen!

                                            Nur noch bis 30.11.2022: https://www.arte.tv/de/videos/002643-000-A/der-feigling/

                                            https://www.moviepilot.de/liste/now-in-the-arte-media-library-balticinemaniac

                                            https://boxd.it/cQ8hC

                                            (Vielen Dank an MareikeHB, für deine Empfehlung!)

                                            Weitere Werke des Regisseurs Satyajit Ray, die ich kenne:
                                            Agantuk (1991) – 6,5 Punkte
                                            Charulata (1964) – 5 Punkte
                                            Apur Sansar (1959) – 8,5 Punkte
                                            Aparajito (1956) – 7 Punkte
                                            Pather Panchali (1955) – 8,5 Punkte

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                                              EudoraFletcher68 20.11.2022, 06:52 Geändert 20.11.2022, 16:26

                                              Starke Ausnahme bei der kleinen Auswahl an philippinischen Filmen beim großen N. Dieser hier ist nämlich tatsächlich sehenswert!

                                              Eine krass naive und idealistische niederländische Sozialarbeiterin hilft philippinischen Straßenkindern aus der Polizeistation raus zu kommen und gibt ihnen Unterricht. Lilet alias Snowhite ist 12 und wurde bereits von der Mutter für Sex verkauft - ein Straßenkind, mit allen Wassern gewaschen. Zuerst macht der Film den Anschein als ob er eine (westliche) NGO-Rettungs-Geschichte erzählen will, dann wird aber doch klar, dass LILET NEVER HAPPENED andere Wege geht.

                                              Es ist irgendwie ein Kinderfilm, der auch auf einigen Kinderfilmfestivals Preise gewonnen hat, dafür ist er hervorragend, vor allem in der 2. Hälfte. Hier können Kinder sehen, wie andere Kinder auf der Welt leben (müssen) und werden dabei nicht total traumatisiert. Wobei die Story an sich (für Kinder) schon sehr (vielleicht zu?) krass ist. Es werden keine nicht jugendfreien Szenen gezeigt. Allerdings werden ausführlich Schimpfwörter verwendet.

                                              Die Geschichte von Lilet ist in der Realität mit Sicherheit aber kein Einzelfall.

                                              Die Bilder sind sehr gut und die Inszenierung tempo- und handlungsreich (RoboMeter mindestens 5, eher 6). Es gibt durchaus Lokalkolorit.

                                              Eine vergleichbare Geschichte habe ich so bisher noch nicht gesehen und mit zunehmender Laufzeit hat mich der Film dann immer mehr für sich eingenommen.

                                              LILET NEVER HAPPENED verdient Aufmerksamkeit, weil er ein sehr wichtiges Thema anspricht und vielleicht kommt er beim westlichen Filmfreund besser als, als rein philippinischen Produktionen, wie z.B. IMBURNAL, SQUATTERPUNK oder PAMILYA ORDINARYO?

                                              Also, aufgemerkt, N******-Abonnenten, hier könntet ihr mal einen Blick in eine unschöne Seite von Manila riskieren – wenn ihr in der Lage seid, realen Horror im Film zu ertragen.

                                              https://boxd.it/bZCw2
                                              https://boxd.it/ei1uE

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                                                EudoraFletcher68 20.11.2022, 06:49 Geändert 20.11.2022, 09:52

                                                Oberflächlich dümmlicher Liebesfilm in der Mittelschicht ohne Lokalkolorit oder auch nur halbwegs sehenswerte Locations.

                                                Die sibirische Darstellerin der Hauptprotagonistin (ein ehemaliges Fotomodell) ist als SChauspielerin nicht gerade talentiert. Einzig fand ich es überraschend, wie europäisch sie wirkt und wie wenig sie meinem Stereotyp einer Russin entspricht. Und der Hauptprotagonist ist (obwohl Profi) auch kein begnadeter Schauspieler und funktioniert vor allem GAR NICHT mit der Frau.

                                                Drehbuch und Charaktere sind belanglos und vor allem auch sinnlos von Anfang bis Ende. Die Dialoge sind unterirdisch! Hinzu kommt noch, dass der Film teilweise in und um Moskau stattfinden soll, aber in Budapest gedreht wurde.

                                                Das Schlimmste ist der Kampf mit dem Bären. Oder nein, das Schlimmste ist die Figur Gorgeous, die ein Vamp sein soll und von einer absolut unattraktiven Darstellerin mit fliehendem Kinn (dafür kann sie nichts, aber warum dann diese Rolle?) gespielt wird.

                                                Wer auf Kitsch steht, wird hier aber sicher fündig!

                                                Reiht sich ein in einige andere gruselige N******-Produktionen aus den Philippinen:

                                                FINDING AGNES (2020): 1 Punkt
                                                MY AMANDA (2021): 0,5 Punkte
                                                DOLLHOUSE (2022): 2,5 Punkte

                                                https://boxd.it/bZCw2

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                                                  EudoraFletcher68 19.11.2022, 07:23 Geändert 19.11.2022, 20:32

                                                  Die 3. Eastwood-Doku, die ich gesehen habe (CLINT EASTWOOD: OUT OF THE SHADOW. 7,5 Punkte und EASTWOOD DIRECTS: THE UNTOLD STORY: 6,5 Punkte)

                                                  Sie gefällt mir am Besten, denn sie zeigt auch wenige private Aspekte und äußert sich respektvoll kritisch über ihn. Auch gibt es O-Töne einiger Regisseure, wie Sergio Leone, die mit ihm in seinen frühen Jahren arbeiteten. Das fand ich deutlich spannender als die ganzen Loblieder aus EASTWOOD DIRECTS: THE UNTOLD STORY.

                                                  Besonders gefreut hat mich die Hervorhebung eines meiner Lieblingsfilme mit Eastwood: THUNDERBOLT AND LIGHTFOOT! Ich habe erfahren, dass Jeff Bridges ihn da zum ersten Mal im Film zum Lachen gebracht hat. Und es wird eine Atmosphäre beschrieben, die ich ganz genauso empfunden habe: Es ist eine Art Liebe zwischen den beiden Hauptprotagonisten spürbar, die einfach total entzückend ist!

                                                  Was ich nicht nachvollziehen kann (und das sage ich als Filmfreundin, die fast alle Filme von und mit ihm gesehen hat) ist, dass er „riskantere Werke“ gewagt hätte. Ich habe ihn immer als guten Handwerker gesehen, empfand ihn aber als Regisseur nicht als großen Künstler und schon gar kein von Hollywood unabhängiger Filmemacher. Jedoch habe ich gelernt, dass er neben dem Oscar für UNFORGIVEN mit MYSTIC RIVER auch in Cannes vertreten war und mit der Goldenen Palme für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.

                                                  Ich schätze ihn trotzdem als Schauspieler mehr, als als Regisseur.

                                                  Bis zum 19.3.2023: https://www.arte.tv/de/videos/104001-000-A/clint-eastwood-der-letzte-seiner-art/

                                                  Danke BaltiCineManiac für deine tolle Liste!
                                                  https://www.moviepilot.de/liste/now-in-the-arte-media-library-balticinemaniac

                                                  https://boxd.it/2u80W
                                                  https://boxd.it/fre42
                                                  https://boxd.it/2sMNK

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                                                    Hochgelobter, mit Hilfe von Scorsese restaurierter indonesischer Film.

                                                    Ein Kriegsheimkehrer findet sich nicht mehr im zivilen Leben zurecht. Erinnert entfernt an BORN ON THE FOURTH OF JULY, aber viel intellektueller und von der Inszenierung her statischer und theraterbühnenfafter.

                                                    Ich kann durchaus nachvollziehen, warum der Film für Indonesien wichtig ist, enthält er doch viele Fragen aus der Zeit und auch Gesellschaftskritik, aber mir war er von der Inszenierung her einfach zu steif.

                                                    Aus Bildungsgründen sollte man den schon kennen, wenn man sich für das Welt-Kino interessiert, aber richtig Spaß hat er mir nicht gemacht.

                                                    (Vielen Dank an cine für Empfehlung und Hilfe bei der Sichtung)

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