Fando_Y_Lis - Kommentare

Alle Kommentare von Fando_Y_Lis

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    Fando_Y_Lis 15.09.2021, 15:43 Geändert 15.09.2021, 15:45

    Mitreißende Doku in knallbunten Farben, die sich zwischen Wissenschaft, Medizin, Biologie, Politik, Menschheitsgeschichte und trippiger Bewußtseinserweiterung bewegt. Es kommen verschiedenste Forscher des Genres zu Wort. Ungefähr 90 % des vermittelten Wissens waren für mich komplett neu. Zeitraffer - Aufnahmen, CGI, Richard Nixon, Termiten in Großaufnahme, die Erfindung von Penicillin, 500 Kilometer Pilz - Internet unter unseren Füßen bei jedem Schritt den wir gehen und die Grateful Dead Mütze des Haupt - Protagonisten runden das kurzweilige Vergnügen ab. Die teilweise nicht gelungene Synchro (viel zu pathetisch gesprochen) ist der einzige kleine Dämpfer in diesem tollen Film.

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      Fando_Y_Lis 26.08.2021, 12:43 Geändert 26.08.2021, 12:49
      über Shane

      Julien Temple, der auch "The great Rock 'n' Roll Swindle" und "The future is unwritten" (Joe Strummer) drehte, legt einen gut 2stündigen mitreißenden und nie langweiligen Film über Shane McGowan, Kopf und Sänger von The Pogues vor. Erstmal war ich erschrocken über den gesundheitlichen Zustand des begnadeten Textes und Sängers, der inzwischen 60 Jahre alt ist (sowie frisch verheiratet!)
      Aber er wirkt immer noch hellwach, ironisch und geistreich. Das ist zu merken in zahlreichen Interviews, die Weggefährten und Freunde mit ihm führen (Dizzy Gillespie, Johnny Depp....der den Film produzierte, d. h. wohl ordentlich Kohle reinsteckte).

      "Shane" ist sehr unterhaltsam durch die Vielfalt : es gibt uralte Filmchen von seiner Familie als er klein war, diverse animierte Cartoons die seinen Lebensweg oder aber Drogenerfahrungen plastisch darstellen, Interviews mit Mutter, Vater, Schwester... sowie Konzertausschnitte (Shane bei den Sex Pistols als junger Spund) bis hin zum 60. Geburtstag wo u. A. Nick Cave auf die Bühne kommt und "Summer in Siam" mit ihm singt.

      Hab mich früher viel mit den Pogues beschäftigt und ein gewisses Maß an Verständnis parat, was die Song-Texte und den politischen Inhalt angeht, aber auch für Die Hard Fans dürfte die Doku einiges an Neuem bieten. Heutzutage gibt man ein Wort im Internet ein (wie z. B. Birmingham 6) und hat gleich tonnenweise Footage, während früher ein Gang zur Bibliothek vonnöten war : "Haben Sie ein Buch über die Birmingham 6?" Was zu skeptischen Blicken führte :-P

      Shane hasst fast alles was die Pogues nach "Fairytale of New York" rausbrachten (Mit - Sängerin Kirsty McColl ist er aber äußerst dankbar und verbunden).
      Der erfolgreiche Song war ein Wendepunkt in der Band, hat sie zwar berühmt gemacht, aber das natürlich gewachsene Gefüge sofort zerstört.
      Am Ende des Films erzählt er das er nie wieder so einen Song schreiben möchte, aber ja... Andere neue Songs will er komponieren... Hoffentlich macht er das! Was sagt Joe Strummer? "Shane is the greatest poet of the last 100 years".

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        Fando_Y_Lis 12.08.2021, 18:17 Geändert 12.08.2021, 18:20
        über Censor

        Hab mich während dem Anschauen im Kino (3 Zuschauer inclusive mir.... Etwas schade) gefragt ob Horror - und Video Nasty Koryphähe Kim Newman als Executive Producer mitverantwortlich für die vielen Gimmicks von zum Beispiel alten VHS Cassetten und Filmpostern ist.

        "Censor" beleuchtet sehr liebevoll die schlimme Zeit der britischen Filmzensur der achtziger Jahre, auch die eiserne Lady sowie ihre moralisch auftretende Handlangerin Mary Whitehouse sind im Real - Footage zu sehen.

        Ziemlich nice ist die Verbeugung vor "Evil Dead", auch das es einige drastische Szenen wie die Enthauptung aus "Nightmares in a damaged brain" zu sehen gibt ist prima. Dennoch dödelt der Film besonders in der Mitte ziemlich vor sich hin und wirkt trotz der kurzen Laufzeit recht langatmig.

        Der supertolle Schluss entschädigt hier aber. Makaber, gut in Szene gesetzt und großartig geschnitten.

        Ich hatte etwas mehr erwartet in Bezug auf edgy Handlung und Gore, bin aber ganz zufrieden.

        P. S. : Für Leute die sich mehr für die britische Zensurgeschichte interessieren empfehle ich die 2 DVD Boxen "Video" Nasties ", wo es in vielen vielen Stunden um das Thema geht und am Ende wirklich keine Frage offen bleibt.

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        • Fando_Y_Lis 01.07.2021, 15:07 Geändert 01.07.2021, 15:08

          Gute Auswahl, da alles von großem Filmstudio bis Underground dabei. Außer "Der Teufelskreis" hab ich die Filme alle gesehen.
          Am besten aus der Liste finde ich "Moonlight" und den Klassiker "Nicht der Homosexuelle ist pervers".

          Mein Lieblingsfilm aus dem Genre (falls es eins ist) : "Weekend" Der hat vielleicht nicht so einen großen Einfluß, ist datstellerisch und von der Story her sehr ergreifend.

          "Taxi zum Klo" würde auch ich ergänzen.

          Und Stephen Frear's Erstling "My beautiful laundrette... Der hat auch politisch und geschichtlich eine große Bedeutung.

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            Fando_Y_Lis 27.06.2021, 15:02 Geändert 28.06.2021, 14:34

            Kann genau den Moment benennen als der Film für mich gänzlich uninteressant wurde : als versucht wird dem Beelzebub mit Weihwasser und Kreuz beizukommen.
            Dazu fällt mir eine The Simpsons Horror Episode ein : Hexe Selma schiebt Bauer Flanders beiseite, der ihr ein Kreuz entgegen hält und sagt: "Ich muss doch sehr bitten".

            1 Pluspunkt für einige atmosphärisch gut gemachte Szenen.
            1 Pluspunkt für Vera Farmiga, sie ist toll!

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              Fando_Y_Lis 27.06.2021, 14:55 Geändert 28.06.2021, 17:25

              Bustillo und Maury haben mit "A l'intérieur" ("Inside") einen krassen Megaschocker gedreht und danach in diversen Horror-Gefilden gearbeitet, ohne zu versuchen das Erstlingswerk zu toppen. Bisher sind alle ihre Werke wirklich sehenswert, auch "Kandisha" ist keine Ausnahme.

              Gute Idee, ein marokkanisches Märchen in die Neuzeit zu verlegen, in eine leicht düstere Realwelt, nämlich die Banlieurs um Paris, wo hauptsächlich Einwanderer leben. Tatsächlich gibt es in diesem Film keine Weißen, mit Ausnahme einer Familie... Und die wird so eingeführt das die Mutter auf dem Sofa liegt und fernsieht, während Papi die Bügelwäsche erledigt. Hier ist also nix mit heteronormativ caucasian Mittelstand, um den es in Horrorfilmen meistens geht, zumal die starken Charaktere des Films alle von Frauen gespielt werden... Inklusive Kandisha. Das ist eine rachsüchtige Göttin, die Männer brutalstmöglich ins Jenseits befördert... Nachdem sie gerufen wurde indem ihr Name mehrmals hintereinander ausgesprochen wird. Erinnert natürlich - nicht zuletzt wegen Suburbia - deutlich an "Candyman", zu dem gibt's gleich zu Anfang des Films auch eine verbale Andeutung.

              Die jungen und bisher unbekannten Darstellerinnen und Darsteller sind richtig gut. Die Kamera ist toll, Setting und Licht ebenso und die Musik passt wie angegossen.

              Neben der guten Atmosphäre punktet der Film mit wenigen, aber äußerst wirksamen und teilweise unerwarteten Gewaltspitzen, so als wollen die beiden Regisseure zeigen das sie dies nach wie vor drauf haben, aber das bei "Kandisha" andere Dinge im Focus sind. Das wird bis zum bitteren (und nicht ganz unerwarteten) Ende formvollendet durchgezogen, und am Schluss bleibt die Erkenntnis, einen stylischen Horrorfilm gesehen zu haben, der alte mit neuen Welten verbindet und sehr modern wirkt.
              Bitte mehr Filme dieser Art!

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                Fando_Y_Lis 23.06.2021, 00:35 Geändert 23.06.2021, 00:54

                "Ich bin dein Mensch" orientiert sich (teilweise, was die zwischen"menschliche", aber nicht was die politische Komponente angeht) deutlich an den schwedischen und britischen TV - Serien "Humans" und "Real Humans", schafft es aber nur graduell deren Stärken in der Darstellung auf den Umgang zwischen Mensch und ähm... Maschine zu erreichen.
                Die Empathie für echte oder vermeintlich echte Menschen bleibt hier viel mehr auf der Strecke als bei den genannten Serien. Das wäre durchaus okay, wenn der Film beim Thema Komödie bleiben würde.
                Denn neben den schon wirklich häufig gesehenen Berlin - Mitte - Bildern ist der Schluss schlimm, wenn versucht wird in Worten auszuloten was Menschsein bedeutet. Das ist teilweise so peinsam wie "kluge" Stickereien auf Kissen oder Wandbehängen.
                Schade, schade... Denn das HauptdarstellerInnen-Trio Eggert / Stevens / Hüller ist über weite Strecken gut.

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                  über Caché

                  Fand es etwas lustig das "Cache" hier als "Mysterythriller" bezeichnet wird....dabei denke ich eher an "X-Files" (im günstigen Fall) oder sowas wie "Twilight" vielleicht (eher ungünstig). Aber die Bezeichnung passt, wobei Haneke natürlich ein formvollendeter Film mit seiner durch die Jahre immer stärker werdenden Handschrift gelungen ist. War so gebannt von Kamera, Erzählstruktur & den Charakteren. Diese verhalten sich teilweise genau umgekehrt wie Zuschauer es möglicherweise erwarten, z. B. der Dialog zwischen dem Familienvater aus der "heilen Welt" und dem arabischen Ex-Kumpel/Adoptivbruder vom elterlichen Bauernhof. Der Film hält einige lose Enden bereit, besonders der Schluss ist mit seinen vielseitigen Interpretationsmöglichkeiten hervorzuheben. War so gebannt das es mich gar nicht so sehr interessiert hat von wem die mysteriösen Videobänder stammen und es hat damit auch nicht gestört das die Auflösung am Ende gar nicht stattfindet. Damit gibt Haneke ein Statement ab, zu einem anderen Thema, aber auf seine Art, wie er es zu "Gewalt" bei "Funny Games" tat.
                  Besonders interessant ist auch die Einbindung eines Themas welches viele Jahre unter den Teppich gekehrt wurde: eine Demonstration im Jahr 1961, bei der in Paris Hunderte von Arabern von der Polizei umgebracht wurden. Darüber sah ich vor einem Jahr etwas in einer Dokumentation und, ähnlich wie Haneke es in einem Interview formuliert, konnte ich nicht glauben das so etwas im Jahr 1961 passiert, in einem demokratischen Land.

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                      Fando_Y_Lis 16.04.2021, 09:49 Geändert 16.04.2021, 09:50
                      über Harpoon

                      Slacker - Horror mit schwarzem Humor. Ein weiterer Versuch das traditionelle Grusel - Genre in die Neuzeit zu hieven. Klappt halbwegs, die Grundidee ist super, anfangs macht der Film Laune, auch und vor allem durch den lakonischen Erzähler. Allerdings ist relativ schnell die Luft raus, da die drei Darsteller mittelmäßig agieren und die verkörperten Figuren total nervig und unsympathisch sind. Der Film bewegt sich zum großen Teil im Feld "Beziehungsdrama", überrascht mit einigen interessanten Wendungen und ein paar fiesen Einlagen, die blutig aussehen und gut wirken. Das täuscht aber nicht darüber hinweg das es viel Unsinn und Leerlauf gibt, obwohl "Harpoon" inclusive Abspann eh nur 82 Minuten dauert. Da wäre ein Nachjustieren am Drehbuch ratsam gewesen.
                      Alles in allem ganz interessant und anguckbar, aber nicht sehr innovativ.

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                        Fando_Y_Lis 02.04.2021, 13:43 Geändert 02.04.2021, 13:44

                        Etwas wirrer Giallo, der sich mit dem Drehbuch etwas verzettelt und zuviel auf einmal will. Am Schluß ist die Handlung so abstrus das es schwer ist ihr noch zu folgen. Aber der Film punktet durch tolle Musik von Bruno Nikolai, die atmosphärisch und passend, aber auch eingängig und fast schon poppig ist. Damit passt sie gut zu den exorbitanten 70er Jahre Klamotten, die nicht nur vom Augenstern des Films, Barbara Bouchet als Kitty Wildenbrück, sondern auch von einigen anderen Damen, sowie in klassisch stylisher Form vom Polizisten (Marino Mase) getragen wird. Zudem sind der genannte Herr wie auch einige Akteurinnen im Film überaus attraktiv (sie spielten vorher und nachher teilweise in Softsex-Filmen, aber auch zu Beispiel bei Godard). Es gibt also gut was zu gucken... Ergänzt durch seltsame, aber interessante Schauplätze (ein Schloss, die Innenstadt von Würzburg) und den häufigen Wechsel zwischen Neuzeit (dargestellt durch fancy Räume, Farben, Autos...) & einer wabernden Gothic - Atmosphäre, die manchmal an den frühen Mario Bava erinnert. Es ist nachvollziehbar das der Film keine Jugendfreigabe erhielt : die Kills sind teilweise echt blutig und explizit. Mir fiel auf das es nicht nur Morde durch die Rote Königin gibt, was die Frage aufwirft ob der Filmtitel realistisch ist.
                        Der Film sollte vielleicht nicht allzu ernst genommen werden: er bewegt sich zwischen Popcorn und Grindhouse. Wenn er auf dieser Basis goutiert wird ist das nicht sehr bekannte 100-Minuten - Werk ein richtig vergnüglicher und kurzweiliger Zeitvertreib.

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                          Fando_Y_Lis 28.02.2021, 14:33 Geändert 01.03.2021, 21:32

                          Zum ersten Mal ein Film der Ghibli - Studios gesehen, weil mein Tätowierer sehr von den Werken dieser Schmiede schwärmt. Irgendwie gingen die an mir vorbei, weil im "wahren Leben" so viel los war und : "Anime? Das ist doch nichts für mich".

                          Weit gefehlt.

                          Das wahre Leben ruht gerade aus gewissen bekannten Gründen.

                          Hab jetzt nicht nur "Das wandelnde Schloss" an 2 aufeinanderfolgenden Tagen 2 x geschaut, sondern auch gleich 16 andere Blurays von Ghibli bestellt (die scheinen immer ziemlich teuer zu sein und waren gerade im Angebot).

                          Es ist hier wie anderswo sehr viel über die Ghibli - Filme und besonders über diesen hier geschrieben worden.

                          Faszinierend ist die wunderbare ausufernde Bildkomposition. Man möchte die ganze Zeit auf "Pause" drücken, so toll sieht die Mischung aus Malerei, Computeranimation (eher wenig) in Kombination mit Manga, Realismus, Aquarell und hier auch mit einem gewissen Steampunk-Anteil aus. Das Schloss läuft wackelnd durch die Gegend, jeder Teil biegt sich, es ruckelt vor - und zurück, an jedem Ende knirscht und ächzt und schnauft und bebt es... Das hinschauen und hören macht wirklich Spaß.

                          Ein Focus wurde eindeutig auf die Soundkulisse gelegt: ich sah in einer Doku wie ein ganzes Team Europa bereiste, um Field Recording in der Schweiz und in französischen Städten zu betreiben. Der Film erhielt einen etwas europäischen Look (Fachwerkhäuser) kombiniert mit einem Bild wie sich vor 100 Jahren Leute die Zukunft vorstellten (fliegende Transportmittel).

                          Die Story? Großartig. Jede der vielen Hauptfiguren ist vielschichtig und komplex, allen voran natürlich Sophie. Aber auch die böse Hexe, der Magier Hauro und die Zauberin des Königshauses sind toll. Lieblings - Charakter ist aber eindeutig Calcifer, der Feuerdämon, gefolgt von der mysteriösen Vogelscheuche, die besonders am Ende des Films eine gewichtige Rolle mit ihrem leichtfüßigen Gehüpfe auf den Schultern trägt.

                          2 ganz kleine Kritikpunkte : manchmal verzettelt die Story sich etwas, einzelne Handlungsfäden verlieren sich dadurch ein wenig. Zudem wirkt das Happy End mit dem Gesinge etwas dick aufgetragen (allerdings schau ich meistens Filme von Bergman, von Trier und Pasolini und bin möglicherweise kein Maßstab :-) zudem sollen Ghibli - Filme ja auch und vor allem Kindern gefallen).

                          Mir fehlen die Worte um die Überwältigung zu beschreiben welche "Das wandelnde Schloss" verursacht.
                          Bin schon sehr gespannt auf den nächsten Ghibli... Heute ist "Prinzessin Mononoke" an der Reihe.

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                            Fando_Y_Lis 19.01.2021, 13:40 Geändert 19.01.2021, 13:43

                            Interessantes zweihundertminütiges etwas langatmiges filmisches Experiment von Kunsterneuerer/Kunstverschieber Andy Warhol, welches mir den Lockdown erleichterte, indem ich (teilweise mit geschlossenen Augen) vor der Glotze saß und es sich anfühlte, als würde ich Dialogen im Berghain lauschen.

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                              über Klimbim

                              "Klimbim" hat meine späte Kindheit deutlich bereichert, nicht zuletzt weil ich in einer konservativen und spießigen Umgebung (inclusive Elternhaus) aufwuchs. Den jüngeren Freunden kann ich heutzutage nicht mehr vermitteln was für eine Wucht diese Serie war... in einer Welt mit 3 Fernsehprogrammen, in denen es meist äußerst seriös zuging.

                              Nach einem amerikanischem Vorbild - aber auch mit vielen eigenen Elementen - zusammengebaut, wurden fünf Jahre lang in je sechs Folgen Gag an Gag miteinander verbunden, wobei es Filmeinspielungen und Theater sowie Musik von bekannten Künstlern vor Live Publikum gab. Kernstück waren "Die Klimbims", eine chaotische Familie, bei der die Stammdarsteller Elisabeth Volkmann, Ingrid Steeger, Horst Jüssen, Peer Augustinksi, Wichard von Roell und einige mehr an Bord waren. Gaststars waren u. A. Jerry Lewis, Ivan Rebroff, Barbara Valentin (die später Volkmann mit Fassbinder bekannt machte woraufhin diese in drei seiner späten Filme mitwirkte), Wencke Myhre (die den Produzenten Michael Pfleghar heiratete), die Kessler - Zwillinge, Udo Jürgens...und es gab einen sehr lustiger Auftritt von Günter Netzer als Heino.

                              Die Serie geizte nicht mit (zumindest) weiblichen Reizen. Der männliche Körper spielte in den 70ern noch keine große Rolle, was auch in den unzähligen Erotikfilmchen so war, bei denen die meisten der Akteure und Darstellerinnen vor "Klimbim" tätig waren. Besondere Erwähnung verdient die Verleihung des Grimms-Preises im Jahr 1975 an "Klimbim", denn der war eher konservativ behaftet, während "Klimbim" das exakte Gegenteil war.
                              Manche der Kalauer zünden heute nicht mehr so, einiges wirkt allzu flapsig, aber viele viele Sketche, Ideen und Auftritte sind bis heute ganz wunderbare frühe Fernsehjuwelen...Manche Gags sind unglaublich komisch. Zudem war "Klimbim" das erste Mal deutsches Fernsehen mit Verwendung einer Bluescreen. Auch hier macht sich der Einfluß von Pfleghar bemerkbar, der längere Zeit in Amerika gearbeitet hatte und gewisse Wagnisse mit seiner Kreativität verband.

                              Eine ähnliche Show gab es nie wieder, wobei sich etliche spätere Serien (von Sketchup über Plattenküche, von Nonstop Nonsens bis zu Känguru) von "Klimbim" beeinflussen ließen.

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                                Fando_Y_Lis 12.01.2021, 18:39 Geändert 12.01.2021, 18:51

                                Enthält Spoiler.

                                Gestern 2 Filme gesehen die als Horror deklariert sind : Bergman's "Die Stunde des Wolfs" und den ziemlich gegensätzlichen "Wrong Turn 4".

                                Im Gegensatz zum sehr albernen Teil 3 nimmt dieser sich wieder etwas ernster. Ein paar Jugendliche (8 oder 9) verfahren sich mit Schneemobilen in einer offensichtlich unbewohnten Gegend und finden für eine Nacht Unterschlupf in einem alten leerstehenden Hospiz. Sowas geht immer und ist ohne größeren Aufwand ziemlich atmosphärisch. Was die Youngsters (im Gegensatz zu den Zuschauern, die in der Eröffnungssequenz schon ganz gut erschreckt werden), nicht wissen: die Hütte wird von degenerierten Kannibalen bewohnt.

                                Der Film ist uncut äußerst brutal, wobei ihm zugute kommt das teilweise phantasievoll und ohne CGI gearbeitet wurde. Ansonsten bricht der Film nicht mit Horror-Trademarks für den jugendlichen Erwachsenen: die kaum auseinander zu haltenden Darsteller sind völlig charakterlos und sagen nie einen halbwegs interessanten Satz. Deshalb wirkt es leider egal wenn sie nach und nach das Zeitliche segnen.

                                Im Freundes - Anguck-Kreis wurde diskutiert ob das lesbische Paar ein LBGT - Fortschritt in Sachen Horrorfilm bedeutet oder ob lediglich die männlich - junge Zielgruppe einen Sonderbonus zum Gucken / Geifern erhält.

                                Der Film hat gute Ansätze, um die sich aber nicht gekümmert wird: ist es in dieser Situation tatsächlich sinnvoll sich in 2 Gruppen aufzuteilen? Bringt es etwas den aufbrausenden Emo - Macker allein zur Bewachung der eingesperrten Kannibalen zurück zu lassen?

                                Stattdessen wird der Focus ganz und gar auf möglichst langgezogene Tötungssequenzen gelegt. Dazu wird blank gezogen, rumgerannt und rumgekreischt, gekifft und Sex gemacht, was (wir wissen es seit spätestens "Friday the 13th") nicht unbedingt gut geht.

                                Auch die Schlussszene erinnert an das amerikanische frühe Slasher - Vorbild : wir denken der Spuk ist vorbei, die Kamera fährt zurück, es ertönt entspannte Musik.... Und dann...

                                Der Film ist ganz unterhaltend, aber bestimmt nicht gut.

                                Ein Reboot von "Wrong Turn" ist bereits fertig gestellt. Mal gucken ob das funzt.

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                                  Fando_Y_Lis 10.01.2021, 20:08 Geändert 10.01.2021, 20:12

                                  Zu wenig Verfolgungsjagden, zu wenig explodierende Autos, kaum Transformers, und Pokémons kommen erstmal gar keine vor.

                                  Warum ein Bekannter meinte "Sarabande" sei die beste Fortsetzung eines Films außer "Forrest Gump 2: Gump again!" weiß ich nicht.
                                  Ea kommen ja nur alte Leute in Strickjacken vor, die deprimierendes Zeug reden. Und dann dieser Soundtrack! Wenn man junge Leute ins Kino locken will kann man doch nicht mit dieser dudeligen Orgelmusik von Bach (der trägt bestimmt auch Strickjacke) kommen!

                                  Schweden (ich hörte da kommt der Regisseur her) hat doch so wunderbare Musik wie zum Beispiel Ace of Base. Hätte man die nicht fragen können ob sie etwas zeitgemäßes beisteuern?

                                  Wenn der Herr Bergman nochmal einen Film dreht, soll sich mal von Leuten beraten lassen die sich darauf verstehen ein Drehbuch zu schreiben, wie Eli Roth oder Sylvester Stallone. Und etwas Stilberatung wie von der Heidi Klum würde seinen Filmen auch gut stehen. Vielleicht klappt's dann ja auch mit dem Erfolg und den Frauen.

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                                    Fando_Y_Lis 03.01.2021, 20:12 Geändert 03.01.2021, 20:27
                                    über Safari

                                    Wer keine Probleme damit hat zu sehen wie ein Zebra gehäutet wird oder eine Giraffe mit weggeschossenem Hals minutenlang vergeblich versucht sich
                                    im Todeskampf aufzurichten, kann ruhig mal Ulrich Seidl's "Safari" gucken.

                                    Fast genauso widerlich sind Interviews mit einzelnen Protagonisten, die begeistert erzählen was sie empfinden, wenn sie ein Tier erschießen, offensichtlich komplett ohne Ahnung die politische Situation des Landes erklären wo sie auf die Jagd gehen, sich stolz vor ihren positionieren Trophäen fotografieren lassen... oder darüber referieren das Schwarze eine bessere Muskulatur haben als Weisse, und deshalb besser laufen können...
                                    "...wenn sie denn wollen".

                                    Keine Interviews gibt es mit den schwarzen Safari - Begleitpersonen, die auf eine stumme Dienerschaft reduziert werden. Das lässt sich dem Regisseur allerdings nicht zur Last legen, da er diese unschönen Umstände zeigt (so wie der ganze Film aufgebaut ist) ohne zu bewerten oder zu kommentieren.

                                    "Safari ' wirkt ein wenig langgezogen und zuweilen repetitiv, lässt das typische Ulrich - Seidl - Fremdschäm - Feeling aufleben und ist - wie fast alle seine anderen Filme - ein Kuriositätenkabinett seltsamer Österreicher. Diesesmal gibt's keine schlimmen Wohnungseinrichtungen, dafür zuhauf ausgestopfte Tier - Trophäen an den Wänden. Die machen einen mindestens genau so fertig.

                                    Es ist nicht Seidl's stärkster Film, ist aber durchaus sehenswert.
                                    Da vor kurzem eine Box mit seinem gesamten Schaffen (inclusive "Safari") erschienen ist, stellt sich die Frage ob er einen Cut macht und auch mal andere Wege des Filmemachens probiert.

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                                      Fando_Y_Lis 30.12.2020, 08:59 Geändert 30.12.2020, 09:02

                                      Das der deutsche Titel wieder mal Unsinn ist (genau genommen sind die infizierten Killer keine Zombies, was Regisseur Lenzi auch so sah )....geschenkt.

                                      Das der Film auch nach dem euphorischen Audiokommentar vom Fangoria - Herausgeber und ravenden Jubeleien von Eli Roth und Tarantino nicht besser wirkt..... egal.

                                      "Grossangriff der Zombies" aka "Nightmare City" aka "Incubo sulla città contaminata" aka "City of the walking dead" könnte ein guter Film sein, wenn er nicht so extrem schludrig abgedreht wirken würde... Wenn die Darsteller wenigstens ein Mindestmaß an Mühe gezeigt hätten... Wenn die Effekte nicht teilweise grottenschlecht wären... Wenn es nicht am laufenden Band Bloops und Logikfehler gäbe, die selbst für einen italienischen Genre - Film viel zu weit gehen... Beispiele : Eine Frau kriegt den Kopf weggeschossen. In der nächsten Szene liegt sie auf dem Boden und der Kopf ist fast unversehrt und in Grossaufnahme zu sehen wieder dran. Und : wo hat der Typ im Finale eigentlich die vielen Handgranaten versteckt? Er hat keine Tasche oder so dabei und trägt eine Jacke wo vielleicht 4 von den Dingern reinpassen würden.
                                      Am schlimmsten ist natürlich dieses seltsame Pizza - Make Up. Das sieht null gruselig oder fies aus, sondern lächerlich. Da wurden - wie auch sonst bei dem Film - sowohl Kosten als auch Mühen gescheut.

                                      Das er trotzdem keine Komplett - Gurke ist, liegt an dann doch einigen netten Gore - Einlagen, der sinistren Untergangs-Stimmung und vor allem an der gewohnt guten Musik von Stelvio Cipriani.

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                                        Fando_Y_Lis 12.12.2020, 11:05 Geändert 12.12.2020, 11:08

                                        SPOILER.

                                        Der sympathische Vielfilmer und Lustmolch (die Bemerkung muss nach "Eyeball" mal sein :-) Umberto Lenzi wechselt die Genres wie andere Leute ihre Socken : Polizeifilm, Thriller, Komödie, Kannibalenfilme, Abenteuer-Helden - Epos...und Giallo.

                                        "Labyrinth des Schreckens" / "Eyeball" gehört aufgrund der sehr gut gelungenen Unterhaltung zu seinen besseren Werken. Dieses Mal gibt's die handelsüblichen Slasher - Killereien wie gewohnt am laufenden Band, aber die Handschuhe sind rot und die Handlung wurde nach Barcelona verlegt.

                                        Der Film strotzt vor Unsinn und Unlogik (warum setzt die Reisegruppe unverdrossen ihren Trip fort, auch wenn alle paar Minuten jemand von ihnen gemeuchelt wird? Wieso nimmt die Killerin kurz vor ihrer nächsten Bluttat eine Dusche? Damit sie - wie fast alle weiblichen Protagonistinnen in dem Film - nicht notwendigerweise blank zieht? Hierauf bezieht sich die anfängliche Bemerkung zu Signore Lenzi).

                                        Spaß erzeugt er trotzdem : keine Minute ist langweilig. Die Kills sind gut inszeniert (wobei das Make Up in puncto Augen echt mies ist), es gibt eine Menge Lokalkolorit aus Barcelona und Sitges zu sehen, die Klamotten, Frisuren und Brillen sehen teilweise fantastisch und manchmal auch zum Schreien aus, der Plot rückt wirklich alle Beteiligten im den Täter-Focus, es gibt bis ganz zum Schluss immer neue Verschiebungen im Ratespiel wer denn nun der oder die Böse ist.

                                        Lenzi's Giallo hat kein Alleinstellungsmerkmal, bedient sich munter bei bekannten Genre - Vertretern, liegt manchmal fürchterlich neben der Spur und wirkt deshalb zuweilen wie eine leicht unfreiwillige Satire, punktet aber durch Spannung und Unterhaltung sowie die Kills, wobei erstaunlich ist das der früher oft zensierte und geschnittene Film in UK inzwischen ab 15 Jahren freigegeben ist.

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                                          Fando_Y_Lis 12.12.2020, 10:33 Geändert 12.12.2020, 10:45

                                          Schon krass "A man called horse / Ein Mann den sie Pferd nannten" als "ersten authentischen Indianerfilm" zu vermarkten und dann negative Falschinformationen zu verbreiten, z. B das Sioux ihre alten Stammesmitglieder einfach so verstoßen.

                                          Zudem sind die Indianer (nach dem was ich weiß) viel zu hysterisch dargestellt.

                                          Am allerschlimmsten ist in dem Zusammenhang wohl das Casten bekannter Schauspieler (damit mehr Leute ins Kino gehen) deren Gesichter rot angemalt wurden, damit sie wie Indianer aussehen.

                                          Es gab deutliche Kritik von Seiten der Sioux.
                                          Gut nachvollziehbar.

                                          Es kommt selten vor, das ich einen Film nicht ganz zu Ende schaue (vor allem wenn eine Bewertung folgt) aber dieses perfide ("Mühe allein genügt nicht, Frau Sommer") Machwerk hab ich nicht bis zum Ende ertragen.

                                          Einen tanzenden Wolf für Richard Harris und einen für die Landschaftsaufnahmen.

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                                            Sehr lahme Vampir - Gurke, bei der sowohl Kosten als auch Mühen gescheut wurden.
                                            Die Akteure spielen durch die Bank so als seien sie kurz vorm Einschlafen, das angebliche Los Angeles ist farblos und könnte auch die Vulkaneifel oder ein Liverpooler Vorort sein, die Story ist extrem vorhersehbar und öde.
                                            Die ganz wenigen atmosphärischen Momente sind kurz und werden durch das marionettenhafte Agieren der Beteiligten sofort zerstört.
                                            Es wird unglaublich viel gelabert, das meiste sind sinnlose Dialoge bei denen so getan wird als würde es sich um etwas aufregendes und neues handeln: Doch doch, da gibt Vampire. Das wird gefühlt vierhundertdreiundachtzig mal wiederholt. Und: Vampire trinken Blut! Wow!
                                            "Aber Herr Lohse, das wussten wir ja noch gar nicht...!"

                                            Fand keinen einzigen Grund der für das Anschauen dieses Films spricht.
                                            Der schlechteste Genre - Beitrag den ich kenne.

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                                              Fando_Y_Lis 30.11.2020, 21:08 Geändert 02.12.2020, 18:58

                                              Es hört sich ein bisschen steil an aber ich dachte beim Anschauen dieses wunderbaren Films an "The wild ones" "Pippi auf der Walz", ein ganz kleines bisschen an "Knife in the water" und an diverse andere Bergman - Filme.

                                              Der Regisseur war seiner Zeit meilenweit voraus mit leicht uffmüpfigen zwei jungen Leuten in unbefriedigender Lebenssituation (er in sinnfreier, aber stressiger Verkäufer - Tätigkeit, sie zuhause beim Alki - Vater) so verlieben sie sich, brennen einen Sommer lang mit einem Boot durch auf die Schären unweit von Stockholm...

                                              Und hier hebt der Bergman - Film ab in eine wunderschöne Leichtigkeit, bei der er auch nicht vor Nacktheit scheut. Für 1953 echt gewagt... Und nicht das einzige Mal in dem Film... Dazu gleich mehr.

                                              Die Wolken am Himmel deuten es an : der Alltag in Stockholm wird nach der Rückkehr und der Geburt des im Sommer gezeugten Kindes öde, traurig und schwierig... Bis zum bitteren und etwas überraschenden Ende.

                                              SPOILER

                                              Es wirkt fast surreal was Bergman hier wagt : das Paar trennt sich. Für jene Zeit schon ziemlich krass.
                                              Und das Baby bleibt bei dem Mann. Das alles wird gezeigt, so wie die Liebe am Strand. Es wird nichts bewertet. Ein ganz großer Pluspunkt.

                                              Gewohnt großartig gefilmt, an Neorealismus erinnernd... Zwei ganz tolle Hauptdarsteller*Innen... Und Bergman zeigt in so einfacher Bildsprache das komplexe Innenleben der Protagonisten, das es wirkt als sei dies so simpel wie das kleine Einmaleins, während er große Kunst auf die Leinwand bringt.

                                              Hab mich schon so oft gefragt wie er diesen Zaubertrick zustande bringt.
                                              Hier funktioniert es (für mich) durch zwei besondere Szenen : Monika schaut direkt in die Kamera, als sie fremd geht (ihr Mann arbeitet außerhalb von Stockholm zu der Zeit). Noch krasser passiert es etwas ähnlich am Ende : ihr Partner Harry schaut in einer Mischung aus Angst, Trotz, Lebenswillen, Müdigkeit ebenfalls direkt zum Zuschauer...Ich hab Gänsehaut bekommen.

                                              Bergman hat mal gesagt: "Tarkowski ist der Größte".
                                              Das ist sehr nett und weitsichtig von ihm.
                                              Für mich ist Bergman größer :-)

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                                                Fando_Y_Lis 29.11.2020, 08:49 Geändert 29.11.2020, 08:56

                                                Hätte ich vorher gewußt "Universal Soldier" ist von Roland Emmerich dann hätte ich den Film nicht geschaut. Der Mann geht mir mit seinen Krawumm-Hurra - Patriotismus - Filmen nämlich auf den Geist.
                                                Das Pferd wurde hier von der anderen Seite aufgezäumt : kannte viele Jahre Teil 4 "Day of Reckoning" den ich aus diversen Gründen sehr gut finde, so war ich neugierig wie denn das viel ältere Original so ist.

                                                Lundgren und van Damme sind also in weitesten Sinnes Zombies (Lieblings Genre... Hell Yeah!) denn sie haben sich in Vietnam (wieder mal wird in einem Spielfilm das Amerika - Trauma schlechthin verarbeitet) gegenseitig im Streit getötet und werden als Kampfmaschinen reanimiert. Es ist von vornherein klar : van Damme ist der Guti, auch nach seiner Auferweckung von den Toten mit einem moralischen Kompass ausgestattet (sowie mit leicht diffusen Erinnerungen an sein früheres Leben) während Lundgren den kalten Haudrauf- Killer ohne Skrupel gibt.

                                                Nach der Einstiegs-Szene in Vietnam gibt es eine weitere, bei der die beiden Terroristen platt machen, und ich dachte das geht jetzt so weiter und steigert sich... Aber weit gefehlt : was folgt ist eher ein Roadmovie, wobei van Damme eine toughe und sympathische Frau als Sidekick bekommt, während Lundgren mit seinen Untergebenen van Damme jagt. Es gibt einige humoristische Einlagen, wo Jean Claude recht niedlich daher kommt und es paßt zu ihm wie auch zu dem Film das beide sich nicht dauernd allzu ernst nehmen.

                                                Ein krasser Kontrast sind die recht derben Kampfszenen, die teilweise in Richtung Splatter gehen.

                                                Neben Action läßt der Film sich Zeit für Atmosphäre und wird vor allem in der Mitte auch mal deutlich langsamer, was ihm gut steht und zeigt das Emmerich wunderbar filmen konnte, wenn er denn wollte (oder durfte). Im Finale geht's dann bis zum nicht wirklich überraschenden Ende noch mal in die Vollen.

                                                Ein kurzweiliges Spektakel, mit 98 Minuten nicht sehr lang geraten, in jedem Moment interessant.

                                                Hm, Teil 2 und 3 wollen auch gesichtet werden. Bin gespannt...

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                                                  Zweiter Langfilm von Ulrich Seidl, ziemlich nah an seiner früheren kleinen Heimatstadt Horn gedreht.

                                                  Auch bei "Mit Verlust ist zu rechnen" verschwimmen die Grenzen zwischen Doku und Spielfilm. Es bleibt häufig unklar, was die Regie vielleicht vorgab und was die Protagonisten spontan vom Stapel ließen.

                                                  Neben der relativ stringenten Handlung gibt es immer wieder Einschübe von z. B. Dorffesten, kleinen Privatparties und die von Seidl bekannten Standbilder, wobei hier Wohnungseinrichtungen wie auch Personen stets für interessante Bilder sorgen.

                                                  Handlung: zwei Dörfer an der tschechisch - österreichischen Grenze, 1992. Hüben ein alter Witwer der seine Frau vermisst, drüben eine Bäuerin die Interesse an dem Mann hat und mit ihren beiden besten Freundinnen diskutieret ob er für sie in Frage kommt.

                                                  Zwischendurch unternehmen die beiden einen Ausflug in den Wiener Prater, und (nicht so wirklich etwas für zarte Gemüter) es werden ein Schwein und später ein Hahn geschlachtet.

                                                  Der große Star im Film ist (bei Seidl nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal) die große Tristesse: leer wirkende kleine Dörfer, zumindest aus heutiger Sicht schauderhafte Wohnungseinrichtungen, leere Blicke der Mitwirkenden direkt in die Kamera, und Leute die keine Scheu haben erstaunlich seltsame Kommentare und Meinungen vom Stapel zu lassen. Gleichzeitig lässt Seidl ihnen Raum für ihre Persönlichkeit: es entsteht nie der Eindruck hier soll Vorführung oder Beurteilung stattfinden. Ein grosses Plus für diesen sehr interessanten Film.

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                                                    Wenn die Hauptprotagonistin Dorothea mit Fahrgeschäften durch bunte Freizeitpark-Welten gondelt, dabei stets traurig schaut und Ulrich Seidl die Kamera eher auf die Tristesse der Parks wirft (Parkplatzwächter, Personal das bei Lärm und schlechtem Licht via Kameras den Fahrverlauf einer Bahn betrachtet, Zigarettenstummelaufheber... ) vergesse ich fast wie toll es ist den steilen Hügel einer Achterbahn runter zu brettern.

                                                    Wie so häufig inszeniert Seidl die freimütig erzählenden Leute, indem er die Kamera ziemlich lange still hält und die Leute reden lässt, während im Hintergrund immer etwas interessantes (oft nichts besonders schönes, z. B. schlimme Tapeten oder hunderte von bunten Plüschtieren) zu betrachten ist.

                                                    So krass wie "Im Keller" oder "Tierische Liebe" bei denen ich unruhig auf dem Sofa hin und her rutschte ist "Spaß ohne Grenzen" noch nicht. Seinen Stil den er seither perfektionierte hatte Ulrich Seidl aber bereits in den Neunzigern gefunden.

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