Gabster - Kommentare
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Alle Kommentare von Gabster
Das mit Lenchen und mir ist schon eine komplizierte Sache. Ist ja eigentlich ne ganz Nette und hat auch durchaus mal was zu erzählen, aber, was sie mir bis jetzt vorgesetzt hat, das will mir nicht so gefallen. Als Schauspielerin zeigt sie immer wieder, dass sie was kann, aber bei ihren Drehbüchern haperts meistens hinten und vorne und am Ende ist es wieder nur Selbstbewichse und Fingerübung einer nicht unbegabten Filmemacherin. Ich sag es nur ungern, aber Lenchen würde es wirklich mal gut tun, dass sie ein Major Studio packt, in die Schranken weißt und ein bisschen aus ihrer Egozentrik löst. (Wobei das bei HBO ja auch nicht geklappt hat...)
TINY FURNITURE unterscheidet sich jetzt auch nicht massiv von GIRLS oder CREATIVE NONFICTION. Lenchen spielt… naja sich selbst irgendwie: Eine junge Frau, grad durch mit dem College, die eigentlich Filme machen will, aber vor allem auf der Couch ihrer Mutter liegt und der auf die Nerven geht. Eigentlich möchte sie auch nur mit der ganzen Welt kuscheln (versteht sich) und das schließt übrigens ihren toten Hamster mit ein.
Der Film ist auch so n bisschen Mumblecore mäßig drauf aber so ganz haut das leider nicht hin. In den Momenten, in denen er nämlich mal seine dürftigen Plots voran treiben will, verfällt Lenchen doch einer konventionellen Bildsprache und den üblichen Selbsthilfesprüchen. Richtig austoben kann sie sich in formaler und auch mumblemäßiger Hinsicht, wenn es gerade um nichts geht und sich alle Figuren nach Herzenslust anschreien können. Wenn sie dann in minutenlangen Totalen Alltagsgespräche aufzeichnet, macht das den Cineasten in mir geil wie Schifferscheiße, aber wenn das, was sie zeigt nur selbstmitleidiges Gequake ist, dämpft das natürlich die Freude. Dass sie hier ihre Mutter und ihre Schwester auch mit Mutter und Schwester Dunham besetzt hat, gibt dem Ganzen dazu noch den Touch, ich würde hier gerade nicht einen Film sehen sondern hätte aus einer kruden Neigung heraus, ein Guckloch in die Praxis eines Familientherapeuten gebohrt. Und irgendwie wurde ich in der einen Szene das Gefühl nicht los, dass Klein-Dunham schon ihr ganzes Leben auf die Möglichkeit gewartet hat, ihrer Schwester mal die Worte „You disgust me“ entgegen zu werfen.
Leider dauert es bis zur sehr gelungenen Baustellen-Sexszene, ehe Lenchen nicht nur dauernd vom Sex quatscht, sondern sich auch mal traut, den zu zeigen. Schön übrigens, wie sie zuerst tut, als würde sie mainstreamkonform abblenden, ehe es explizit wird, um dann noch mal in aller Rauheit draufzuhalten. Dafür Daumen hoch!
Bei aller Kritik muss ich natürlich sagen: Wir reden hier von mir. Das heißt, wenn ein Haufen verwöhnter und reicher Twenty-somethings stundenlang über ihre First World Problems und die „Kunst“, die sie machen, machen wollen oder gerne begeiern, quatschen, dann feier ich das einfach jedes Mal ab. Ob ich will oder nicht. Lenchens Kunst beschränkt sich hier aber darauf, sich nackt in einem Brunnen filmen zu lassen und sich dann bequatschen zu lassen, dass in einer Galerie auszustellen, zu der sie eingekleidet wie Scarlett O’Hara dann vor allem erscheint, um sich von Typen abschleppen zu lassen. Man beachte das Passiv. Das hindert sie allerdings nicht daran, auf einen Bekannten herunter zu schauen, weil der ja „nur“ YouTube-Videos macht. Die Episode mit ihm, der in ihrer Wohnung knacken muss, ist aber eine der Glanzlichter des Filmes und hebt sich gegenüber anderen Episoden dieser Handlung deutlich ab. Dieses episodenhafte macht auf mich auch den Eindruck, Lenchen habe hier einfach eine Handvoll Kurzfilme gedreht und die dann zusammengeschnitten, um auf 90 Minuten zu kommen. Okay, so wirkt der arschgeile HANNAH TAKE THE STAIRS auch, das allein ist also noch wirklich kein Kritikpunkt, wird aber einer, wenn mich die einzelnen Kurzfilme jetzt auch nicht so richtig vom Sessel pusten. Und es irritiert mich auch, wenn eine Random-Freundin, mit der Lenchen am Anfang mal zwei Sekunden telefoniert hat, am Ende das Ultra-Plotelement sein soll…
Bisschen traurig aber schön fand ich, dass Amy Seimetz hier nur so kurz zu sehen ist, aber hey, immerhin ist sie zu sehen. Und soviel wie Lenchen hier auch falsch macht, sie macht immer noch genug richtig, dass ich weiterhin gespannt bin, ob sie nicht mal irgendwann auch nen taugenden Film macht, wenn ihr GIRLS auserzählt ist (find ich übrigens auch zäh). Bis dahin kann ich sie wenigstens weiterhin als Schauspielerin schätzen. Falls ihr euch bis hier hin durch meinen Kommentar gequält hab, will ich euch (mal wieder) den schönen Kurzfilm FAMILY TREE mit ihr von Kentucker Audley ans Herz legen. Und wo ihr mir grade zuhört: Seht euch alles von Audley an. Ist quasi Lena Dunham in gut. ;)
Jo, kann man so machen. Tolstoi auf Speed halt. ANNA KARENINA dünnt den Plot gut aus und wetzt mit viel Mut zur Lücke auf sein unweigerlich melodramatisches Ende zu. Während es Tolstoi noch um ein adäquates Porträt seiner Kultur und den Menschen darin ging, versucht Browns Verfilmung nichts weiter, als Superstar Garbo fett in Szene zu setzen. Seems legit.
Ich hatte ein paar Anlaufschwierigkeiten, was Garbo als Anna anging. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass ich mir jemanden, den ich als eiskalte Kommunistenbraut kennengelernt habe, nur schwer selig lächelnd auf irgendwelchen Aristokratenbällen vorstellen kann. Passt aber trotzdem, Garbo kanns einfach. Immer mal wieder blitzt ihre Gabe hoch, mit kleinen, unscheinbaren Blicken und Bewegungen, alles zu sagen. Dann leiert sie aber im nächsten Moment wieder irgendwelchen Schmand vor sich hin oder hält an den unpassensten Gelegenheiten Maulaffen feil. Ich weiß auch nicht, wie es zu diesen Schwankungen kommt, ob der Typ, der den Kaffee kocht, da grade Urlaub hatte oder es auf dem Klo keine frischen Handtücher mehr gab. Ansonsten ist es wohl amtlich: Niemand leidet so schön wie sie. Ihr ewiges Rumgeheule, weil sie ihren Sohn nicht sehen darf, hat mich aber stark genervt. Ansonsten fand ich es auch sehr spaßig, die junge Maureen O’Sullivan als quirlige Kitty zu sehen. Da ist es schwer vorstellbar, dass sie 50 Jahre später fett, betrunken und vulgär bei Woody Allen in HANNAH UND IHRE SCHWESTERN rumhockt.
Das Drehbuch dünnt die Romanvorlage natürlich rapide aus. Das geht vor allem zu Lasten von Lewin, der hier hauptberuflich rumstehen und Hände küssen darf und so hat es auch keine seiner existenziellen Seinsüberlegungen oder selbsthassenden Neurosen in den Film geschafft. Ist schade aber irgendwo müssen Abstriche gemacht werden, das leuchtet mir ein. Das, was er beschlossen hat zu erzählen, erzählt der Film auf absolut gelungene Art. Aus zeitlichen Gründen und wegen der Zensur muss manch ein Storyline abgeändert werden, das uneheliche Baby war wohl zu heikel und es ist schon leicht amüsant, dass eine Unternehmung, die im Roman knapp 600 Seiten füllt, hier mit einem einfachen „Das wäre sinnlos“ abgetan wird. Auch die Beziehung von Wronski und Kitty sowie das letzte Drittel wurden abgeändert. Ich würde jetzt nicht sagen, dass es besser oder schlechter ist als bei Tolstoi aber prinzipiell find ich es immer gut, wenn ein Film sich traut, sich von seiner Vorlage zu entfernen und eigene Wege findet zu erzählen. Ich mag es nicht, wenn ein Filmemacher sklavisch seiner Vorlage folgt wie der letzte Lappen.
Die Leiden, das Ende, der schleichende Wahnsinn und die Ausweglosigkeit wirken gut und lassen mich mit einem kalten Schauer zurück. Die letzte Szene mit der Selbstbeweinung empfand ich aber als grützunnötig.
Shaw-Brothers Mega-Box gekauft. Mal sehen, ob dieses legendäre Studio seinem Ruf gerecht werden kann. Denn jetzt werd ich mir genüsslich einen nach dem anderen gegeben. Hell yeah!
Shaw-Brothers 2/8
In der HERRSCHAFT DES SCHWERTES herrscht tatsächlich das Schwert. Sprich, wir haben es hier mit einem flotten, straighten Actionfilm zu tun, der sich nicht lange an irgendwelchen Figuren oder Handlungen aufhält. Zum Glück, denn die Figuren und die Handlungselemente, die er hat, die taugen nicht weit. Was taugt sind allerdings die Kung Fu-Szenen, in denen nicht nur jede nur denkbare Waffe zum Einsatz kommt (vom Kreissägenblatt bis hin zu etwas, das aussieht wie das Ding, mit dem Gondolieres ihre Gondeln durch venezianische Kanäle schüppern), ein Mann auch locker mal eine ganze Armee verdrischt, ein entsprechend begabter Dude mit Gandalfstab auch unbeschadet ein Dutzend Giftpfeile aus seinem Körper löst (mit reiner Willenskraft versteht sich) und auch nie an der roten Suppe gegeizt wird.
Mit der Story ist es nicht weit her: Zwischen zwei Clans bricht eine grobe Fehde aus, was noch dadurch erschwert wird, das quasi jede Figur ein Doppelagent zu sein scheint. Eine leicht sexbesessene, mit der ganzen Sache nur sehr schwach im Kontakt stehenden Mantronin von irgendwoher, eine Mischung aus Don Vito und Barbarella, schickt einen ihrer Auftragskiller los, um die Sache noch ein bisschen blutiger zu gestalten. Kaum angekommen entschließt der sich, dass er darauf doch keinen Bock hat und lieber mit dem Familienoberhaupt des einen Clans gemeinsame Sache macht. Sein neuer väterlicher Freund ist übrigens besagter Typ mit Gandalfstab. Wieso unser Protagonist plötzlich mit ihm gemeinsame Sache macht, liegt hauptsächlich an einer Frau, über die er im Wald gestolpert ist und die zufällig dessen verstoßene Tochter ist. Und wer könnte es ihm verdenken? Wie die dort im Wald wohnt, Schmetterlinge jagt und laut Lyrik rezitiert, das hat schon seinen Reiz. Aber bevor er mit ihr in eine sonnige Zukunft fahren kann, muss er natürlich noch einigen Typen den Arsch versohlen.
Die Action geht gut ab und macht Spaß. Gleichzeitig ist sie eingefangen in wunderbare Bilder, was es auch ein bisschen wett macht, dass mich nur etwa 5 der gefühlten 70 Subplots interessiert haben und das ewige Hin und Her zwischen den Figuren, die meistens nur eine recht geringe Lebenserwartung haben den Spannungsfluss eher hemmt. Wenn wir minutenlang die Todesangst einer Familie verfolgen, die wir nie zuvor gesehen haben und von denen die meisten Familienmitglieder auch noch rattennervig sind, dann wird das Nichts mit der Empathie. Wenn das einmal der Fall ist, okay, aber der Film versuchte mir etwa siebenmal Mitleid mit irgendwelchen fremden und überflüssigen Figuren abzuluchsen. Bin ja n gefühlvoller Boy aber auf Knopfdruck geht es dann doch nicht. Score und Tonkulisse hauen allerdings noch mal gut rein, so wird das ganze schon ein vergnügliches Unterfangen. Mehr als einmal weggucken und dann nicht mehr wirklich dran denken ist aber nicht drin.
Oh Mann, alter Falter. Ich steh ja auf diese langsamen, japanischen Filme, vollgestopft mit Athmo, geilen Bildern und Aaaaaaaaaawesomeness. Dass das Rezept aber nicht immer aufgeht, zeigt MISS ZOMBIE. Der Film kommt einfach nicht in die Gänge. Die Schwarz-Weiß Bilder sind so lovely wie selten und die Thematik fand ich ja mal oberspannend, aber aus all diesen guten Zutaten hat Regisseur Sabu dann doch eher einen faden Kuchen gebacken, den ich nach einem Stück danken ablehne und mich doch eher wehmütig daran erinnere, wie deep oder wie spaßig diese Zombie-Integration bei anderen Gelegenheiten schon mal war.
Die Ausgangslage wie erwähnt fand ich pfätt: Eine Familie bekommt einen merkwürdigen Käfig mit der Post geliefert, in der ein junges Mädchen haust, dass sich ein bisschen verhält wie Sheldon Cooper auf bewusstseinserweiternden Substanzen. Klare Sache: Die Gute ist ein Zombie. Und sie soll jetzt im Haushalt hier jene Arbeiten erfüllen, für die man zwei Sachen nicht braucht: Ein Gehirn und einen eigenen Willen. Und dann wurde es geil: Die MISS ZOMBIE lernt die monotonen Abläufe zu schätzen und beginnt mit tierischer Neugier an den Gegenständen und Lebensmitteln zu riechen. Gewinnt sie etwa ihre menschliche Seite zurück? Erinnert sie sich daran, wer sie einmal wer? Kann die Vergangenheit eines Menschen wirklich ausgelöscht werden? Keine Ahnung, weil dieses Obstgeschnüffel dauerte so lange, dass ichs nicht durchhalten konnte. Mag sein, dass der Film sich irgendwann noch mal darauf besinnt, dass er ja was erzählen könnte, in den gefühlten drei Stunden, die ich ihm gegeben habe, kam nix dergleiche. Sehr schade, weil er hätte richtig fett werden können. Ich glaube jetzt wird es mal Zeit für DAY OF THE DEAD, Leute.
Qualitativ wir THE CUT eh alles niederwalzen. ALLES!
Maestro Bava, nehmt diese meine bescheidenen Worte eines Unwürdigen als tiefste Huldigung und Zeichen meiner größten Bewunderung!
Ich hatte kurzzeitig gedacht, nach den Erwartungen, die ich mir Bava-technisch nach DIE DREI GESICHTER DER FURCHT aufgebaut hatte, müsste ich zwangsläufig enttäuscht werden oder zumindest ließe sich das nicht noch steigern. Weit gefehlt, Gabster, weit gefehlt. Bava hat mich einmal mehr gefickt. Und zwar auf die richtig, richtig gute Art.
Nachdem schon der Vorspann die reine rohe und archaische Gewalt auf den Punkt bringt, zeigt Bava mit der wortlosen Eröffnungssequenz (Dialoge sind für Pussies) all sein Genie. Die Sequenz sieht nicht nur absolut traumhaft aus, so wie der ganze Film, sondern skizziert bereits mit wenigen Strichen die Geschichte und die ganze komplexe Psyche des Protagonisten. Und wenn er sich dann im Voice Over kalt und süffisant vorstellt: "My Name ist John Harrington, I’m 36 years old and I'm a Paranoic", ist es gänzlich um mich geschehen. Gegenüber Harrington wirken Genossen wie Hannibal Lecter oder Patrick Bateman wie lahmste Kaffeetisch-Omas. Stephen Forsyths Spiel, das makellos zwischen Charme und Wahnsinn pendeln kann, ist unfuckingglaublich. Und niemand kann so creepy ein Ei essen wie er, I swear.
Dabei sieht der Film auch einfach perfekt aus: Von der Luxusvillla, die wie ein zu groß geratener Käfig sich um Harringtons geschädigte Psyche webt zu dem Brautmodenladen, den er betreibt und in dessen unschuldigem Weiß er einiges an krass schuldigem Rot vergießt bis hin zu den Tötungsszenen, wo Furcht und Lust, Chaos und durchdachte Methodik Hand in Hand gehen, als hätte es nie anders sein können. Wenn sich die panischen Augen seiner Frau in dem Fleischerbeil spiegeln oder er sich verträumt im Tanz mit seiner zur Braut verkleideten Geliebten dreht, dann ist mir klar: Nach Hitchcock kommt in ästhetischer Hinsicht nur noch einer, ein einziger und das ist
B
A
V
A
Es wäre nicht vollständig falsch zu sagen, dass nicht jede ästhetische Perfektion den dünnen inhaltlichen Zweck heiligt und Bava doch zum Style over Substance neigen mag. Dazu kann ich nur sagen: Hmja… Aber ersten trägt Bava maximal einen Hauch zu dick auf, was reinen Ästhetizismus angeht, und zweitens, wer hat gesagt, dass Kunst nicht manchmal auch einfach nur schön sein kann. Sonst bin ich zwar auch immer der erste, der Inhalt verlangt, aber hier konnte ich mich auch einfach in den perfekten Kamerafahrten, der traumhaften Farbdramaturgie und der alles überlagernden Ausstattung verlieren.
Dabei verliert der Film auch nie seinen Spannungsaufbau oder den psychologischen Background aus den Augen. Der ist zwar gerade aus heutiger Sicht eher Haudrauf-Verhaltensforschung aber dadurch nicht weniger wirkungsvoll. Und wenn alles sich zu einer logischen Erklärung fügt, ist das ein wenig gewollt aber doch sehr zufriedenstellend. Und so creepy wie die Rückblenden sind, verzeih ich, was das angeht, eh alles. Das wird an Gänsehaut nur doch getoppt durch die „Are you blind? She's with your wife“-Stelle.
Und wenn der Inspektor noch großspurig verkündet, er möge keine Horrorfilme, denn die Realität sei doch noch viel gruseliger als die Fiktion es je sein könnte, während zwei Meter über seinem Kopf noch eine eben dahingeschiedene Dame hängt, die munter auf den Teppich zu seinen Füßen ausblutet oder alle Menschen, in der von Harrington mitgeschleppten Tasche die dahingemeuchtelte Ehefrau sehen, dann entbehrt das nicht einer gewissen abgefreakten Komik. Apropos dahingemeuchtelte Ehefrau: Wie absolut hammermäßig war diese Mordszene, wenn sie sich mit einer Mischung aus Todesangst und Geilheit vor seinem Messer krümmt, während er noch einen pervertierten Treueschwur vor sich hin spricht. Ein Slasher-Film, der seinen Namen verdient, der mir wirklich an Hirn, Herz und Haut geht.
Ganz groß, Mario, ganz groß!
Hinter dem großen Mythos, der GEÄCHTET (besser bekannt wohl unter seinem inoffiziellen Titel: DER FILM MIT JANE RUSSELS BRÜSTEN) umwebt, verbirgt sich ein schwacher Film. Howard Hughes war sicher ein cleverer Geschäftsmann und visionärer Flieger, mit Filmen hatte er es aber nicht so. Timing, Dialoge und Szenenaufbau gehen ihm völlig ab und so gerät GEÄCHTET (ich nehme dann doch mal lieber den offiziellen Titel) zur zähen Geschichte mit einigen spärlichen Glanzmomenten. Das auch der über jeden Zweifel erhabene Howard Hawks daran beteiligt sein soll, lässt sich mit meinem Weltbild mal so gar nicht vereinbaren.
Die Geschichte nähert sich dem legendären Billy the Kid, der hier zu einer Art Jesus mit Knarren stilisiert wird. Begonnen wird mit der Freundschaft zwischen dem Sheriff Pat Garret und dem Outlaw Doc Holliday, die auf einmal völlig ohne Grund zerbricht. Doc sieht Billy und denkt sich: Yolo, ich nehm jetzt den als besten Freund. Pat ist geliefert, schwört sich aber Rache und verfolgt die beiden. Billy ist so ein Zac Efron-Typ und Doc ist mehr so Marke Dennis Quaid. Die beiden reiten, verbunden durch ihre Hassliebe durch die Wüste und streiten sich die meiste Zeit, wer auf welchem Pferd reiten darf wie zwei Kinder im Sandkasten, wer jetzt mal mit der neuen Schaufel buddeln darf.
Dann schaltet sich auch noch Jane Russel ein. Sie ist mit Doc liiert und will Billy töten, weil der einst ihren Bruder über den Haufen geschossen hat. Als Doc dann aber Billy angeschossen bei ihr vor die Tür legt, tötet sie ihn nicht sondern heiratet den komatösen Jungen ohne dessen Mitwissen (wieso hab ich auch nicht verstanden, ich glaub einfach, weil's witzig ist). Als Doc dann zurückkommt ist der natürlich leicht bis mittelschwer unamused über die Sache, aber Billy und Doc sehen schnell, dass sie die Frau einfach mit anderen Posten verrechnen können und diskutieren auch gleich aus, wer das Pferd bekommt und wer die Frau (beziehungsweise: wer das Pferd kriegen darf und wer die Frau nehmen muss). Und weil sie ein braves Mädchen ohne Selbstachtung ist, steht sie auch lieb daneben und hört sich das in aller Ruhe an. Dass sie für Billy dann nur der schwache Ersatz für das Pferd ist, findet sie ok.
Sehr witzig fand ich, wie ihre Tante dann noch meinte: „Und das nach allem, was sie für sie getan hat.“
Woraufin Billy sagt: „Sie sollten erstmal wissen, was das Pferd schon alles für mich getan hat.“
Ich hab mir ja schon gedacht, dass es einsam werden kann, wenn man alleine durch den weiten Westen reitet aber soooooo einsam?! :P
Den beiden Herren kommt natürlich nicht der Gedanke, man müsste die Frau an seiner Seite besser behandeln als einen einigermaßen funktionstüchtigen Herd, selbst dann nicht, als die ihnen aus Rache Pat Garret auf den Hals schickt:
Billy: "Wieso hat sie das denn jetzt getan?"
Hmja, denk mal scharf nach, Bro.
Doc: "Ach du weißt doch, Frauen sind rätselhaft."
Jo, das wird’s sein.
Schließlich kommt es anstelle eines großen Showdowns zu einer langen Aussprache zwischen den drei Herren, bei der Frau Russel wieder daneben stehen und ihre titelgebenden Brüste in die Kamera halten darf. Und auch wenn der ganze Film eine unerträgliche Laberveranstaltung ist, bei dem wir nicht mehr Action zu sehen kriegen, als wenn Doc Holliday mal versehentlich durchs Feuer rollt, weil er meinte, er müsse selbst gefesselt noch mit Billy herumalbern, tut es ihm in dieser einen Szene gut. Doc will Billy zwar noch zu einem Duell auf Leben und Tod herausfordern, der lässt sich von dem auch ein bisschen an den Ohren herumschnitzen, dann schreien sie einander gut an und liegen sich doch am Ende weinend in den Armen. Bromance for life! Fand ich schön, muss ich sagen. Und auch ein anderes Manko des Filmes entpuppt sich auf halber Strecke als Stärke: Hughes hat keine Ahnung von Bildsprache, weswegen er meistens einfach nur die Kamera so aufstellt, dass das meiste drauf ist und dann gib ihm! Ähnlich wie bei Hershell Gordon Lewis gefällt mir die (wahrscheinlich unfreiwillig) sparsame Inszenierung sehr, sehr gut, täuscht aber nicht über die eklatanten inhaltlichen Mängel hinweg. Oft wusste ich nicht, worauf der Film eigentlich hinauswollte, ob er jetzt ein kleiner, kammerspielartiger Western oder großes Epos über Billy the Kids Leben sein wollte. Am Ende scheint er sich für letzteres zu entscheiden und bastelt bunt am Mythos mit, wofür sich der Film allerdings auch ordentlich selbst beweihräuchert. Trotzdem guck ich mir da doch lieber andere Filme über diesen legendärsten aller WildWest-Legenden an. Hat Peckinpah da nicht auch mal einen gemacht? Locker lohnenswerter.
Shaw-Brothers Mega-Box gekauft. Mal sehen, ob dieses legendäre Studio seinem Ruf gerecht werden kann. Denn jetzt werd ich mir genüsslich einen nach dem anderen gegeben. Hell yeah!
Shaw-Brothers 1/8
Mann, braucht der Film lange, um mal in die Gänge zu kommen…. Ich bin mal wieder froh darüber, dass ich so n geduldiger Dude bin und DIE BLUTSBRÜDER DES GELBEN DRACHEN (ist der deutsche Titel eigentlich rassistisch gemeint oder gabs da wirklich n gelben Drachen den ich übersehen habe?) die ziemlich lahmarschige erste Stunde verziehen habe. Sonst hätte ich wohl die absolut umwerfende zweite Stunde verpasst.
Der Film fährt also nur langsam an und das, obwohl bereits bevor der (übrigens ziemlich geile) Vorspann einsetzt, wir mit dem Ausruf „Der Mörder ist gefasst“ bereits mittendrin in der Handlung sind. Wenn dann aber besagter Mörder erstmal beginnt, groß was vom Pferd zu erzählen, dauert es, bis das Ganze mal auf nen grünen Zweig kommt.
In Rückblenden werden zunächst zwei Straßenräuber gezeigt, die leider nicht besonders mit Intellligenz gesegnet, an einer Stelle auf Opfer lauern, an der nie ein Schwein vorbei kommt. Shit happens. Als dann trotzdem sich mal einer blicken lässt, schließen sie sich mit diesem zusammen und beginnen ein räuberischen Imperium aufzubauen. Diese drei (von denen einer der spätere Mörder ist, der die Geschichte erzählt) lassen sich im Kern so charakterisieren: der Eine grinst dauernd dämlich, der Zweite verzieht nie eine Miene und der Dritte ist meistens volltrunken.
Zu dieser Zeit des Filme stützt sich alles mehr oder weniger auf die Kampfszenen, in denen sich vor allem der Tonmann hat austoben dürfen: Schläge, Schreie, Luftsirren, alles wird phänomenal eingefangen und ich wünsche mir, ich hätte mir den Film im Dolby Surround gegeben. Die Kämpfer selber machen eher einen auf Chuck Norris-Standkampf und hoffen, dass der Gegner nicht auf die Idee kommt, sich mal zu bewegen. Und achja, wenn ihr mal auf einen Hügel gegen eine übermächtige Armee kämpfen solltet, dann schubst ihr sie einfach und die rollen einer nach dem anderen den Hügel runter. Ansonsten stützt der Film sich auf seine visuelle Erzählkraft und das behält er auch bei. Mit Blicken, kleinen Gesten oder scheinbar nebensächlichen Gegenständen wird hier mehr erzählt als es ein ganzer Roman könnte. Und das muss es auch, denn die Dialoge des Films sind ungefähr auf Pornographie-Niveau, die Schauspieler knapp darüber.
Dafür beginnt der Film dann mit der ersten Szene zwischen Ti Lung und Ching Li im Garten interessant zu werden. Zwar wird die Dreiecksgeschichte, die den Kern des Filmes ausmacht, sehr langsam erzählt dafür aber auch sehr genüsslich und auch wenn mir schon von dem ersten Blick den Li Lung zuwarf klar war: Die will seinen Schwanz, hat mir das langsame Beginnen der Affäre doch viel Vergnügen gemacht.
So funktioniert DIE BLUTSBRÜDER DES GELBEN DRACHEN auch viel mehr als Beziehungsdrama und nur an zweiter Stelle als Martial Arts Epos. Das macht er sehr clever und bettet die intime Geschichte einiger weniger Figuren gut in den historischen Kontext ein und überzeugt selbst einen Historienepen-Muffel wie mich. Trotzdem ist es nicht so als würde hier eine Frau eine Männerfreundschaft zerstören denn egal wie oft sie es sich beteuern, zwischen den dreien haut es von Anfang an nicht so recht hin. Sie war da einfach zur falschen Zeit zu hübsch am falschen Ort.
Schließlich gewinnt der Film noch shakespearehafte oder fast alttestamentarische Züge, wenn Lung zu unfassbarer Macht und Reichtum kommt und doch nur verzweifelt versucht, die Alte seines Freundes klarzumachen. Und natürlich muss das zum tragischen und hoffnungslosen Ende kommen. Der Film schafft es dann, in seinem besten Moment zu Ende zu gehen, nämlich in dem, in dem die Verhöre aufhörten, lächerlich zu wirken. Bis dato war das mehr so: Der Richter brüllt mit ernster Stimme: "Folter den Gefangenen", die Wachen legen einen kleinen Ast auf seinen Fuß, der krümmt sich vor Schmerzen und erzählt die nächste triviale Anekdote wie er mal mit seinen Kumpels im Fluss gebadet hat. Wenn er aber am Ende stoisch lächelnd zur Hinrichtung läuft und der ihm nachblickende Richter selber erkennt, wer hier eigentlich als Sieger vom Platz geht, dann ist das alles vergessen. Und folgerichtig kann der Film im Schlussbild dann auch nichts weiter mehr zeigen als die Tränen von Li. Nach all dem Gefasel von Männlichkeit, Ehre und Brüderlichkeit bis in den Tod bleibt am Ende nur noch eine Frau, die sich weinend vom Geschehen abwendet. Dieser SB-Film ist ein wunderbarer Abgesang auf das Martial Arts-Kino, ehe das überhaupt so richtig begann.
VERLIEBT IN DIE BRAUT ist genau das, was der Titel schon erwarten lässt: seichte, gemütliche RomCom, die irgendwie so vor sich hinplätschert und unter Umständen ganz kurzweiliges Entertainment liefern kann. An diesem Film ist nichts Außergewöhnliches, alles ist schon mal da gewesen, aber ehe mir klar wurde, dass dieser Film durch und durch austauschbar, uninteressant und glattgespült war, war er auch schon halb rum und ich musste mir eingestehen, dass ich mich nicht gelangweilit habe.
Über die Handlung loht es sich natürlich nicht, mehr als die drei Worte zu verlieren, die der Titel schon benennt, sie ist quasi aus dem Handbuch für seichte amerikanische Schnulzen abgeschrieben und auch die Figuren funktionieren nach diesem Muster: Er charmant aber verantwortungslos, sie stockspießig und untervögelt, ihrer beider Freundeskreis besteht ausschließlich aus Sitcom-Sidekicks: Kevin Sussman, Chris Messina und Whitney Cummings haben zwar alle schon mal mehr gezeigt, aber naja, ist ja auch Urlaubszeit grade… Michelle Monaghan und Patrick Dempsey können nichts außer charmant in die Kamera zu lächeln, womit sie für diese Rollen schon beinahe überqualifiziert sind.
Obwohl sich die beiden wunderbar gut verstehen, kam es bisher noch nicht zum großen „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“, hauptsächlich weil er immer nur Brüste und sie nur Eheringe im Kopf hat. (Wie gesagt: völlig neuartige Geschichte.) Das ändert sich dann schlagartig, aber zur ungünstigen Zeit, nämlich als sie drauf und dran ist mit einem austauschbaren Wildfremden den Bund fürs Leben einzugehen. Wenn schon die Protagonisten keinen Charakter haben, dann ist dieser gute Herr eigentlich nichts weiter als ein bewegliches Möbelstück. So dümpelt das dann ne gute Zeit hin und her. Hinterher hab ich mich zwar gefragt, ob ich mit meiner Lebenszeit nicht Vernünftigeres anstellen kann aber währenddessen ging der Film eigentlich gut klar. Ganz zu Ende gesehen hab ich ihn allerdings nicht, das hatte aber zeitliche Gründe und nix mit dem Film zu tun. Wer sich den antut, sollte natürlich nicht erwarten, hier wird sein Weltbild umgekrempelt. Wahrscheinlich gefällt er nur jemandem, der gar nichts von ihm erwartet. Das ist für einen Film natürlich ein Armutszeugnis...
THE RAID gibt auf die Fresse. Jedem. Oft. Mit Schmackes. Einfach weils geil ist. In Puncto kompromissloser Action, die sauber inszeniert ist und aussieht wie ein einziger visueller Orgasmus macht THE RAID alles perfekt. Dafür ist die Story dann aber auch recht zügig auf einen Bierdeckel zu bringen: Ein Sonderkommando der Polizei soll ein von einem gefürchteten Gangster kontrolliertes Hochhaus stürmen, besagten Gangster festnehmen und dabei hier und da wem Manieren beibringen. Aber die Gangster scheinen schon auf sie gewartet zu haben und dreschen volles Rohr zurück. Im Kern der Geschichte stehen dann zwei Brüder, die zusammen versuchen aus diesem Irrenhaus wieder rauszukommen. Ach ja und einen Nebenstrang hab ich noch vergessen zu erwähnen: Es gibt jede Menge Blut.
Stilistisch ist THE RAID allererste Sahne und wirkt in seinen ganz grandiosen Momenten so als hätte jemand zu Scorsese gesagt: "Bro, nächsten Film machste mal kürzer als drei Stunden und ohne Voice Over." Neben fliegenden Fäusten, Messern und Gewehrkugeln streut THE RAID auch noch menschliche Schicksale und emotionale Spannungsmomente ein, die uns aber genauso speedy um die Ohren geschossen werden wie die Maschinengewehrsalven. Macht aber dick Laune. Und wenn ganz Peckinpahmäßig die Zeit grade immer so dosiert wird, wies gut aussieht, zwischen ultraschnellen Schnitten, langen Fahrten oder übermäßigen Zeitlupen hin und her gewechselt wird, sieht das alles noch eine Spur pfätter aus.
Natürlich sei jedem, dem es nicht reicht, dass 100 Minuten lang sich jede Menge Leute jede Menge oft in den Arsch treten und/oder austesten, wie staibl ihre Knochen sind, geraten, er soll diesen Film auf keinen Fall ansehen. Seht euch nicht mal das Cover an, lest am besten nicht mal diesen Kommentar weiter, vergesst einfach, dass es diesen Film gibt. THE RAID ist nämlich "nur" ein Sammelsorium perfekt choreografierter Actionszenen, unbarmherziger Gewalt mit hohem Body Count und viel Eastern-Gestöhne und Eastern-Pathos. Ich hab an so was durchaus meinem Spaß, versteh aber jeden, der sich dabei nur noch fassungslos an den Kopf packt. THE RAID 2 wird auf jeden Fall geguckt, wenn da auch nur halb so viel Wumms hinter steckt wie hier, dann kann ich den jetzt schon abfeiern.
Hach ja, früher war alles besser. Damals, als die Leute noch richtig wussten, wie man feiert, die Jugend noch Ideale und Werte hatte, für die sie kämpfen wollten, die Welt noch liebevoll und preisgünstig war. Nicht so wie heute, wo alle immer im Stress sind und die jungen Menschen ihre Schuhe und ihren Herd fotografieren, bevor wegen zu langem Sitzen die Bandscheibe randalliert.
Alles klar, eine kurze Nachfrage hätte ich da noch: Habt ihr den Schuss nicht mehr gehört?
WIR SIND DIE NEUEN ist allerverklärtestes und haltlosestes Nostalgie meets Kulturpessimismus Gedöns. Das ist umso enttäuschender, da die Schose von Ralf Westhoff kommt, der vor ein paar Jahren mit SHOPPEN unseren Zeitgeist noch sehr treffend, fair und reflektiert eingefangen hat, jetzt aber wie der Ochse vorm Berg steht und nicht mehr weiß, wo oben und wo unten ist. Das WIR SIND DIE NEUEN nicht zur Oberkathastrophe verkommt, ist nicht zuletzt auch den Schauspielern zu verdanken, dabei vor allem Heiner Lauterbach, der ne gute Performance abzieht aber auch sehr oft schlichtweg zu intelligent für die doch eher oberflächlichen Dialoge wirkt. Claudia Eisinger macht ihr Ding auch recht nett, war aber schon das ein oder andere mal besser. Es gibt in diesem Film sehr schwungvolle und amüsante Passagen, gar keine Frage, die aber immer wieder unterbrochen werden durch gewollten "Wir sind die rüstigen Rentner"-Humor. Der kam bei den rüstigen Rentner, die den Kinosaal bevölkerten aber gut an und während ich hier und da mal auf die Uhr gucken mussten, hauten die sich auch noch bei der siebten Pointe, wie spießig doch diese Studenten sind auf die Schenkel. Aber an einer Stelle konnte ich zurückschlagen: Als Katharina Schuch zu den Alten sagte: "Was sie in 30 Jahren machen, muss ich wohl kaum fragen.", spritzte den ganzen Mittfünfzigern im Kino glatt der Prossecco wieder hoch, während ich mich köstlich amüsiert hatte. Es gab noch mehr so Momente, an denen ich Spaß hatte (Michael Wittenborn wie er tanzt zum Beispiel) aber letzten Endes hat sich der Film dann doch sehr viel verbaut. Vieles erzählt er nicht zu Ende oder vergisst er einfach auf halber Strecke (wer hat denn jetzt eigentlich wann mit wessen Freundin geschlafen und juckt das eigentlich noch irgendwen?) oder ergötzt sich in dümmlicher Verklärung. Ideologisch betrachtet ist der Film ein unhaltbarer, lächerlich undurchdachter Haufen Brei. Da kann Wittenborn dann noch so pathetisch was rumseiern, man könne als Jurastudent nur dann was über Versammlungsfreiheit lernen, wenn man mal bei einer Demo gegen die Polizei angerannt ist. Macht natürlich Sinn und gilt in anderen Wissenschaften schließlich genauso, wie zum Beispiel Zoologie (man kann nur dann etwas über Fliegen lernen, wenn man hin und wieder mal tierische Fäkalien verspeist) oder Medizin (ein guter Arzt muss mindestens einmal in seinem Leben Beulenpest gehabt haben). Ist also alles locker empirisch bestätigt, was die Alten da so von sich geben.
Dann gibt es auch immer wieder Szenen, die schlicht nerven, in denen dann alle spärlichen Jugendsünden aufgezählt werden, die ihr Leben damals ausgemacht haben soll und die die Studenten ja so sehr verpassen würden. Noch n bisschen Selbstmitleid gefällig? Läuft.
Trotz alledem ist WIR SIND DIE NEUEN längst nicht so saumäßig soßig wie ich das von dem Subgenre der Rentenkomödie gewohnt bin. Das heißt aber nur, dass ich am Ende nicht das Bedürfnis hatte, mich mit einer Überdosis Morphium von meinen Schmerzen zu erlösen, ist also weiß Gott nicht als Kompliment gemeint. Wer über viel Nachsicht und Geduld verfügt, kann sich den trotzdem ansehen, täte aber wahrscheinlich auch besser daran, es zu lassen. WIR SIND DIE NEUEN ist einfach der langweilige kleine Bruder von BAD NEIGHBOURS. Der, der immer auf die Fresse kriegt. Den Trick mit dem Herdfotografieren hab ich dann aber gleich mal übernommen, zack, damit wäre dann eine Neurose gelöst. So hatte der Film doch noch sein Gutes.
Harold Ramis ist eigentlich ein Filmemacher, den ich sehr schätze. Mit REINE NERVENSACHE hat er einen der witzigsten Filme aller Zeiten gedreht. Deswegen hat mich dieses Qualitätsembargo hier schon ziemlich überrascht...
in TEUFLISCH geht es um Elliot. Elliot wird auf der arbeit gemobbt. Zu recht. Er ist wahrscheinlich eine der nervigsten Figuren der Filmgeschichte, einer dieser Typen, dem in der Schule immer Feuerwerkskörper in die Hose gesteckt wurden und mit dem trotzdem niemand Mitleid hatte. Frasier verkörpert diesen Charakter dann auch ganz passend, auch wenn ich ihn nie besonders mochte, hier macht er doch ein gutes Ding. Elliot ist wie bereist angedeutet zu Beginn des Films am absoluten Tiefpunkt: Seine vermeintlichen Freunde hassen ihn (allerdings nicht stark genug) und seine Traumfrau weiß nicht mal, dass er überhaupt existiert (die Glückliche). Da tritt dann aber der Teufel in sein Leben. Spätestens dann ist klar, dass das Drehbuch entweder vom Opus Dei oder von Tom Cruises Rolle in MAGNOLIA geschrieben sein muss: Der Teufel ist nämlich eine freizügige, selbstbewusste und schlagfertige Frau. Schließlich können sexuell aufgeschlossene Frauen nur das absolute Böse sein, wie konnte ich das nur vergessen. :P
Der/Die Teufel macht Elliot das Angebot, ihm sieben Wünsche zu erfüllen. Erstmal wünscht er sich, das MacDonalds gang, ganz viel Product Placement in diesem Film machen darf, was natürlich mit Kusshand erfüllt wird und danach eher so das übliche: Reichtum, Macht, ein scharfes Geschoss als Gattin. Das bedeutet im Kern natürlich: Er bekommt längere Haare.
Seine Wünsche danach sind dann nicht mehr wirklich der Rede wert und dienen nur dazu, munter den Schauplatz zu wechseln oder die Darsteller in noch mehr Charaktere ohne Figurentiefe zu pressen. Aber weil wir uns in Happy-Kitschwood befinden, kann er dadurch natürlich zu sich selbst finden, anfangen mit seinem Handeln Gutes zu tun und sich selbst lieben. Zum Lohn bekommt er zwar nicht seinen Schwarm zur Angetrauten dafür aber eine, die exakt genauso aussieht wie die und das ist bekanntermaßen alles, was eine funktionierende Parnterschaft ausmacht. Spaßige Szenen sind dabei, keine Frage und ich gehöre eh zu den Menschen, die schon immer mal sehen wollten, wie Lincoln im Ford's Theatre mit einem Handy rumspielt. Das geht alles gut fit und wenn ich die Dinge abziehe, die mich an TEUFLISCH quasi zur Weißglut gebracht haben (basically der Stuff, der oben steht), dann gibt es ein ganz ansehbares Flat Entertainment mit 3 guten Gags auf 90 Minuten. Das ist im direkten Vergleich zu ähnlichen Filmen natürlich eine rekordverdächtige Quote. Trotzdem fällt mir beim besten Willen kein Grund ein, warum jemand diesen Film sehen sollten, wenn in einem erreichbaren Theater "Faust" läuft.
Im Sommer 2014 landete ein Spähtrupp Außerirdischer auf der Erde, um sich ein Bild, der hier vorherrschenden Spezies zu machen. Schnell suchten die Aliens ein Multiplex-Kino auf und sahen sich da TAMMY an. Danach reisten sie umgehend ab und schrieben ihren Vorgesetzten folgende Einschätzung. (Ich hab es hier und da ein bisschen zensiert, um niemanden zu verletzen und um einen intergalaktischen Krieg zu verhindern):
"(...) Bei den Menschen handelt es sich um eine merkwürdige Spezies. Technologisch scheinen sie hochentwickelt zu sein, sie leben in einer sehr komplexen Zivilisationsform und doch erinnert ihr Verhalten eher an degenerierte Tiere oder an Roboter, deren Entwicklung kurz vor dem Zusammenschrauben gestoppt wurde. Sie verfügen über einen großen Wortschatz, nutzen jedoch nur einen Bruchteil der ihnen zur Verfügung stehenden Worte und kombinieren diese in den immergleichen, inhaltsleeren Worthülsen. Ein Humor als solcher ist nicht zu erkennen, alles, was sie witzig zu finden scheinen ist, wenn dicke Frauen hinfallen. (...) Ihre Gesellschaft ist sehr repressiv aufgebaut und stützt sich auf dümmlichen Gepflogenheiten von denen keine Sinn ergibt. Sie hegen eine große Abneigung gegenüber der gleichgeschlechtlichen Liebe, sie können das zwar nicht begründen, verdammen sie aber dennoch. Für Frauen scheint das einzige erstrebenswerte Lebensziel zu sein, einmal mit einem berühmten Rockgitarristen zu schlafen und für Männer, ihren Frauen auf Geweih und Verderb treu zu bleiben. Darüber hinaus scheint sie auch kein weiteres Thema zu interessieren. (...) Sie unterhalten sich untereinander hauptsächlich über Schreien und Rülpsen und ernähren sich von Dingen, die wir hier als Giftmüll einstufen würden. (...) Ein nennenswerter Intellekt scheint nicht vorhanden zu sein, jegliche Vernunft- oder Reflektionsgabe fehlt völlig. Wir sind uns nicht einmal sicher, ob es sich bei ihnen wirklich um eine Spezies oder nicht doch eher um missgebildete Affen handelt. In einem jedoch sind wir uns voll und ganz sicher, wir brauchen ihnen keine weitere Beachtung schenken, sie stellen mit Sicherheit keine Bedrohung dar und sind wahrscheinlich nicht mal als Sklaven oder Nutztiere zu gebrauchen, denn dafür fehlt eindeutig die nötige Intelligenz. Was die Ressourcen angeht, die die Erde durchaus zu bieten hat, so lohnt sich wohl auch dafür kein Eroberungskrieg, wir gehen davon aus, dass die Menschen dumm genug sind, und sie uns irgendwann einfach mit der Post zu schicken. Es kann nur in unserem Interesse liegen, diesen Planeten zu ignorieren."
Wir sind den Machern von TAMMY also zu großem Dank verpflichtet.
Ich lese diese Himym-Reviews sehr gerne und finde, sie sind jedes Mal toll geschrieben. Was die Qualitätseinschätzungen angeht, muss ich aber fast immer widersprechen. Fand die letzte Folge lahm und die hier großartig. ;)
Am besten war, als die Mutter sagte:
"Unglaublich, für was ich alles Platz im Hirn hätte, wenn ich mir nicht jede dieser Geschichten merken würde."
Das denk ich mir auch oft. :D
Der tapsige junge Mann, der da vor dem Fenster von Charlotte Lengefeld herumhampelt und verwirrt mit einem Stock im Sand kritzelt, macht gar nicht den Eindruck, einer der klügsten und visionärsten Menschen der (nicht nur) deutschen Geschichte zu sein. Aber doch, es ist Friedrich Schiller. Und obwohl er sich nicht von seiner Schokoladenseite zeigt, oder vielleicht gerade deswegen, wächst in Lollo (der Verwechslungsgefahr wegen darf es ja nicht zwei "Lottes in Weimar" geben) der Wunsch, diesen Fritz alsbald zu ehelichen. Da gibt es allerdings zwei kleine Probleme: Zum ersten hält Mutter Lengefeld nicht viel von dem zwar hübschen aber doch stockarmen jungen Künstler, der außerdem noch auf der Flucht vor dem württembergischen Herzog ist. Zum zweiten hat ihre Schwester Caroline auch ihre Fühler nach dem Genie ausgestreckt. Die ist zwar verheiratet, aber das stört die wenigsten der Weimarer Frauen. Alles nicht weiter schlimm, Schiller will sich auch nicht so recht entscheiden zwischen den Schwesterlein und nimmt lieber zwei zum Preis für eine. Für die Schwestern geht das klar, schließlich haben sie sich mal unter einem Wasserfall geschworen, alles zu teilen und das gilt scheinbar auch für berühmte Liebhaber. So möge die Menage a trois also beginnen. Also lehnt euch zurück und genießt die Show!
Man darf natürlich nicht eine Sekunde lang davon ausgehen, das Ganze hätte irgendwas mit der historischen Persönlichkeit Schillers zu tun, oder gar mit dem Schriftsteller. Es ist eher eine Art Hugh Grant in noch lächerlicheren Hosen. Dieser Schiller kann dann auch ruhig mal in einen reißenden Fluss springen, um ein Kind zu retten. Dass der echte Schiller dem Aktionismus abgeneigt war, unterschlägt der Film, damit er als RomCom funktioniert. Find ich mehr als nur legitim, nichts ist langweiliger und feiger als ein Historienschinken, der nur brav die Fakten runterleiert. Dadurch gewinnt das Ganze also auch gut an Pepp. Zwar wird Schillers Arbeit an den Horen genauso gezeigt wie seine Antrittsvorlesung aber ansonsten gibt der Film den beruflichen Tätigkeiten Schillers eher so vergnüglich banale Episoden wie die um Goethes Rückkehr aus Italien. Vom guten Johann hätt ich gerne mehr gesehen, aber dafür gibt es ja noch GOETHE!. ;) Einerseits schade, andererseits spaßig. Naja, man kann nicht alles haben.
Die Geschichte um die drei Liebenden ist natürlich hochmodern und eine solche Beziehung würde wahrscheinlich leider selbst im ach so aufgeschlossenen 21. Jahrhundert immer noch für Gerede sorgen, wie radikal das um 1800 herum gewesen sein muss, lässt sich nur erahnen. Und weil zu der Zeit gerade der Briefroman gehyped wurde, integriert der Film dieses Medium auch ganz lässig, angereichert aber durch moderne Bildsprache und sehr feinen Humor. Da fällt es auch kaum mehr auf, dass die Schauspieler durch die Bank versagen (am ehesten kann Zehrfeld noch was). Vor allem Stetter wirkt oft wie ein kleiner Junge, der den Anzug seines Vaters anzieht und dann zu dessen Meeting gehen will. Graf schafft es aber trotzdem, dass der Film bei aller Opulenz und bei all dem pseudo-thetralischen Gefasel ungeheuer intim bleibt und mir gerade in seinen kammerspielartigen Momente sehr nahe ging. Der Film ist schön und geht gut runter. Die meiste Zeit über gefällt er sich aber einen Tick zu sehr in seiner Schönheit und spart viel zu lange die Abgründe aus. Es dauert quasi bis zur finalen Szene, ehe Schiller endlich Blut hustet und die Schwestern aufeinander losgehen dürfen wie echte Menschen und ihr gegenseitiger Hass, die aufgestaute Wut nicht länger dadurch verdeutlicht werden soll, dass sie wie Wachsfiguren nebeneinander stehen und mit ihren Kleidern rascheln oder dass einer der Ehemänner mal beiläufig sagt: "Oh, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen." Und als der Film mir dann in den letzten Minuten noch mal genüsslich in den Arsch trat, konnte ich auch das Geseiere davor besser erdulden.
Bei allen Mängeln (die oft ja einen richtig guten Film erst ausmachen) ein großartiges und aufregendes Kinoerlebnis und einer der interessantesten Beiträge zum deutschen Kino dieses Jahr. Nach dem Ende war ich völlig perplex, dass der Film knapp zweieinhalb Stunden ging, ich hätte geschworen, dass er nicht länger gewesen wäre als anderthalb. Es ist glaube ich schon sehr, sehr lange her, dass ein Film derart im Fluge vergingen.
MP misses: CREATIVE NONFICTION von 2009, kleine Experimental-Komödie mit sinnlosem Meta-Touch.
Es ist geschehen. Das wovor ich mich immer gefürchtet habe, was mich das ein oder andere mal schreiend aus dem Schlaf schrecken lassen, dem ich aber bis jetzt noch immer erfolgreich aus dem Weg gehen konnte. Ich hab schon Leute munkeln gehört, so etwas könne vorkommen, hab es aber nicht so wirklich glauben wollen: Ein Mumblecore-Film hat mich enttäuscht...
http://4.bp.blogspot.com/-i4ZZtnUAGlw/TymvDAbtRwI/AAAAAAAAArg/zTD_ZeOSulc/s1600/supernatural-mouths-open.gif
Ja, hat mich auch überrascht. Aber mit Lena Dunham kann ich nicht wirklich was anfangen, selbst dann nicht, wenn sie anfängt zu mumblen. Auch GIRLS find ich in seiner ironischen Unentschlossenheit eher anstrengend. Als Darstellerin kann Dunham unter Umständen ganz gut rocken, wie in FAMILY TREE vom unvergleichlichen Kentcuker Audley. Aber ihre kreativen Ergüssen können mich nie so wirklich vom Hcker reißen. Ich hab mir auch schon mal Gedanken gemacht, woran das liegen könnte... Erste Möglichkeit: Mumblecore-Filme leben ja hauptsächlich davon, dass der Zuschauer sich in der Lage und dem Charakter der Protagonisten wiederfindet, ähnliches durchmacht und ähnliche Pläne, Ziele etc. hat. Als jungem Mann stehen mir da die Männerwelt der Duplass-Brüder irgendwie näher als Dunhams Girlie-Gequatsche. Ich hasse für gewöhnlich diese Geschlechterzuschreibung bei Filmgeschmäckern, aber in diesem Fall verhält sich die Sache vielleicht n Tick anders als sonst und außerdem versuche ich mal zuerst die Fehler bei mir zu suchen. Zweite Erklärung: Dunham nervt mit ihrem Wiederkauen egozentrischer Zwangsneurosen und der ironisch pseudo-progressiven Reflektion von eigentlich eher langweiligen Bettgeschichten.
Doch zum Film: Dunham spielt Ella, eine junge Studentin, die an einem grützlangweiligen Drehbuch schreibt, das unnötigerweise auch noch dauernd bebildert wird und jedem Typen, mit dem sie mehr als zwei Sekunden am Stück redet sofort ihre Zunge in den Hals steckt. Falls sie zufällig gerade weder mit dem einen noch dem anderen beschäftigt ist, brabbelt sie ihre Freundinnen mit Erzählungen davon zu. Das Ganze dauert zum Glück nicht so wirklich lange, denn wenn auch ein paar ganz nette Szenen hier und da dabei waren (ein Versehen?), wird alles nicht so wirklich rund. Dunham ist nur eine bedingt gute Schauspielerin und wenn sie bedingt schlechte Dialoge von sich gibt, kommt da nichts im klassischen Sinne Gutes heraus. Zu allem Übel wirkt die Kameraführung stellenweise so, als hätte man einer äußerst scheuen Katze eine Kamera an den Schwanz gebunden und sie danach mit Stöcken durch den Raum gejagt. Nicht geil. Komisch ist der Film stellenweise schon, aber wie es für sie typisch ist, glaubt Dunham, sie sei jedes Mal witzig, wenn sie ihre Brüste rausholt... Jaja, schon gut, wir hams verstanden, pack se mal wieder ein.
Zur besseren Veranschaulichung: In den besten Momenten ist der Film so gut wie sie hier war:
https://www.youtube.com/watch?v=WRZhZiA5q9o
Und in ihren schlechtesten orientiert sie sich eher an einer x-beliebigen Fail Compilation. Konnt ich mir trotzdem geben, weil wurd ja immer noch gemumbelt. Alles in allem max. 5/10.
Eine kurze Frage vorweg: Was ist das eigentlich für ein hundsmiserabler, jeglichen Talent entbehrender, das Publikum aufs Ekelhafteste beleidigende und um sein Geld bringende, dummer und langweiliger Film????
Niemand, der an diesem Film mitgearbeitet hat, wahrscheinlich nicht mal der Typ, der den Kaffee gekocht hat, wusste auch nur im Entferntesten, was er da tut. Ich habe Filmprojekte mit Fünftklässlern organisiert, die mehr von Schauspiel und Kameraführung verstanden. Das Drehbuch folgt einer Handlung, die nur dazu da ist, möglichst oft möglichst viele menschliche Innereien zu zeigen und stopft sie mit oberflächlichen, sich ewig wiederholenden Dialogen, ohne Hand und Fuß an. Die Schauspieler leiern ihren Text runter wie brave Kinder ihre Geburtstagsglückwünsche an die nie zuvor gesehene Urgroßmutter, beziehungsweise wie diese Urgroßmutter den Wetterbericht vorliest. Im Großteil der Szenen machten die Schauspieler nicht den Eindruck, sie würden verstehen, was sie da aufsagen und das, obwohl die Dialoge abgedroschener sind als besagte Geburtstagsglückwünsche. Einmal lag sogar noch offen sichtbar der Spickzettel einer der Darsteller herum (leider kein Scherz!). Mehrmals musste ich nachsehen, ob ich nicht versehentlich die Parodie des Streifens eingelegt habe. Und obwohl BLOOD FEAST nur ein flockiges Stündchen lang ist, hat er mehr Längen als ein Marathon. Und wenn irgendjemand damals Regisseur Lewis für jeden Anschlussfehler einen Dollar gegeben hätte, hätte er allein damit locker seinen nächsten Film finanzieren können und hätte danach immer noch genug Geld gehabt, jeden, dem er mal die Hand geschüttelt hat, zum Essen einzuladen. Kleine Kostprobe gefällig? Ein Mann und eine Frau gehen engumschlungen für ein Schäferstündchen in ein Motelzimmer. Der Killer folgt ihnen auf dem Fuße. Drin angekommen beginnt er einen heftigen Kampf mit der Frau, ihr Begleiter ist aber nirgends zu sehen. Oder wenn die Polizisten den Killer stellen wollen, sagt ihnen der Officer noch: "Wir müssen möglichst unauffällig sein, um ihn nicht misstrauisch zu machen." Zack, fahren sie im Streifenwagen mit Blaulicht und quietschenden Reifen vor. Oder wenn der junge Polizist mit seiner Herzallerliebsten zum Strand fährt, es ist hellichter Tag, Schnitt ins Innere des Autos (der Dialog geht nahtlos weiter) und es ist finsterste Nacht. Oder, oder, oder... Ich bin mir ziemlich sicher, in den meisten Szenen hat Regisseur Lewis einfach die Kamera irgendwo aufgestellt, den Schauspielern das Skript zum Ablesen gegeben und hat dann ein Nickerchen gemacht. Zusammengefasst: An diesem Film funktioniert nichts (in Zahlen: 0).
Aber: Wen juckt das?
Handwerkliches Können ist mir eh so ziemlich egal und für die Frage, wie gut ein Regisseur ist, in etwa so relevant wie die Frage, welche Farbe sein Hemd am Set hatte. Wenn Handwerk und Kenntnis der Regeln ein Maßstab für gute Filme wären, können wir uns auf ein Leben in Langeweile und Spießigkeit gefasst machen. In der Regel finde ich sogar einen schlechtgemachten Film interessanter als einen gutgemachten, denn dort gibt es oft mehr zu entdecken. Und auch handwerkliche Perfektion wie zb. in DER PATE entsteht meistens durch vermeintliche Stümperhaftigkeit, Notlösungen und Unkenntnis der Regeln.
Deshalb fallen für mich die Kritikpunkte oben allesamt nicht ins Gewicht und ich sage: BLOOD FEAST ist ein grandioser Film. Dass ich ihn grandios finde, liegt hauptsächlich an drei Gründen:
1. Ich habe den Spaß, den die Machern beim Entwickeln und Drehen des Filmes gehabt haben, bis zu mir auf die Couch spüren können, in jeder einzelnen Sekunde und er hat sich 1 zu 1 auf mich übertragen. Wahrscheinlich sollten alle Beteiligten noch mal ernsthaft eine Karriere als Zahnarzthelfer in Betracht ziehen, wenn Sie nicht so verdammt viel Freude hätten, an dem, was sie tun. Okay, das was sie tun ist es, ausgeweidete Menschenkörper ohne jeglichen Zusammenhang zu zeigen, aber hey, es ist mit Herzblut gemacht und darauf kommt es doch an.
2. Dieser Film hat die Filmgeschichte geprägt wie nur wenige. Der Ursprung jeglichen Slasherfilms, Splatterfilms und Torture Porns oder wie sie alle heißen, steckt hier drin, in Aufbau, Figurenkonstellation und Bildsprache (hier und in PSYCHO). Ich kann dem Film also nur dankbar sein, denn auch wenn der Film, das was er beginnt, noch selber nicht wirklich umsetzen kann, war er doch sehr visionär, was das Gespür für Ängste und Ekelgrenzen. Und durch das fehlende Interesse und die Kenntnis für Filmsprache in Szenen ohne geöffnete Schädeldecke, entwickelt er einen charmant zurückhaltenden Stil, gerade in den Dialogen der beiden Cops.
3. Ich mochte ihn einfach. Ist halt so.
Deswegen sind weniger als 7 Punkte einfach nicht drin. Aber wagt es ja nicht, mich dazu bringen zu wollen, mir diese Grütze noch einmal anzusehen. ;)
Klassiker gegönnt.
Mit Klassikern ist es ja immer so eine Sache. Jahrelang wird uns eingetrichtert, wie großartig sie sind und wie unbedingt wir sie sehen müssen, was das letztendlichen Sichten dann eher in den Bereich der Pflichterfüllung als des persönliche Vergnügens rückt und dann fehlt uns auch noch die Befriedigung, die es bei Geheimtipps gibt, andere Leute heiß auf den Film machen zu können. Dann erkennen wir an, dass sie großartig sind und reihen uns zu den anderen, die den Film auch feiern. Hat alles bisschen den Flair von Volkshochschule. Umso schöner, wenn so ein Klassiker dann auch wirklich rockt und auch dieser Opa von Film ist mit seinem gut hundert Jährchen noch taufrisch und tritt alle anderen Stoker-Verfilmungen oder Vampir-Versuchen, die ich bist dato kenne genussvoll in den Arsch (auch Coppolas Laientheater mit Yeti-Sex).
Viel von dem, was NOSFERATU fett macht, liegt nicht unbedingt an Murnau sondern an Stoker, denn der Film folgt dem Roman schon recht zahm. Dabei speckt der natürlich gut ab, was an vielen Stellen sehr dankenswert ist, denn beim Lesen von "Dracula" hab ich etwa 79 der gefühlt 80 verzweifelten Liebesbriefe und 59 der 60 Symptombeschreibungen nicht so recht gebraucht. Aber, da ich n bisschen wie das Kind bin, das immer das Geschenk haben will, das sein Bruder bekommt, fand ich es hier und da auch schade, wie schnell alles gehen muss, damit die Story in 90 Minuten durch ist. Murnau macht es zwar fantastisch, wie Harker (sorry, aber die neuen Namen gehen mir nicht durch die Tastatur) Zweifel an Draculas Verhalten kommt. Das ist visuelles Erzählen wie es besser nicht geht, aber ich habe die langen Passagen des durchs Schloss streifenden Grafens, der merkwürdigen Tagesabläufe auch sehr genossen. Die fehlen hier natürlich, dafür gibt es eine Essensszene, die mir in die Knochen ging. Auf richtig gute Art. Stoker hat in Murnau auf alle Fälle einen Regisseur gefunden, der seine Vorlage zu schätzen weiß und sein Ding machen kann, dass den Roman perfekt ergänzt. Wer sich gerne an handwerklicher Bravour aufgeilt, wird hier locker fündig und abgesehen davon ist Max Schreck creepy as a silver shit. Und Murnau kann es einfach, eine Athmosphäre voller Spannung mit genau durchdachten Bildern und ein paar wenigen Tönen aufzubauen. Und ich hab mich immer wieder beim Film gefragt, wieso wir eigentlich diese doofe Idee mit dem Tonfilm hatten, stumm war doch alles viel geiler. (Kulturpessimismus off)
Die Story muss ich wohl kaum mehr auseinanderlegen, ist glaube ich landläufig bekannt, aber ich tus doch noch kurz, denn sie ist wunderschön. Jonathan Harker will eigentlich mit seiner Liebsten möglichst schnell in eine möglichst biedere Ehe flüchten, da kommt ihm ein Auftrag in die Quere: Er soll einem fernen Graf Dracula ein Haus verscherbeln. Besagter Graf wohnt in Transsylvannien und so muss Johnboy runter nach Rumänien. Da angekommen merkt er bald, dass irgendwas mit der Sache nicht ganz stimmen kann: Die Dorfbewohner scheinen leicht bis mittelschwer traumatisiert, der Kutscher, der ihn zum Schloss bringt, sieht aus wie die letzte Seuche und sein Gastgeber schlemmt lieber mal ein bisschen Blut als herkömmliches Essen. Und der Horror möge beginnen: Bald leidet auch Harkers Feinsliebchen an etwas, das der alte Professor Van Helsing schnell als Vampirismus diagnostiziert. Eigentlich hätten die Menschen keine Chance den gerissenen Dracula zu schnappen, aber der kommt unbedachterweise nach England rüber, weil er sich ein wenig in die werdende Frau Harker verguckt hat.
Grandiose Einfälle prägen schon den Roman, Murnau streicht alles Fett weg und gibt eine abgeschlackte Version, die drahtiger und fokussierter, mir dann auch schneller an die Kehle fuhr und mich auch nicht mehr losließ. Diese Bilder, diesen Score ich will sie immer im Gedächtnis behalten und Schrecks verzerrtes Gesicht, seine langen Finger, sein durchgeknalltes Starren und sein "Blood, your precios blood" werde ich wohl für immer im Gedächtnis behalten und vielleicht (ich will es nur so halb hoffen) hin und wieder plötzlich vor meiner Fensterscheibe aufblitzen sehen, wenn ich nachts mal raus gucke.
Maestro Bava, where have you been all my life?
Nach der Sichtung von BLACK SABBATH (der Schreibfaulheit zuliebe werde ich im weiteren Verlauf mal den englischen Titel benutzen) fühl ich mich ein wenig wie die Titelheldin in JUNO, die ihr Leben lang fest davon überzeugt war, Dario Argento sei der "ultimative Meister des Horrors" und nach der Sichtung eines Lewis-Films nur noch mit offenem Mund da sitzt. So auch ich. Bisher war ich mir sicher, dass Horror-technisch ein Hooper das Maximum ist aber jetzt (sorry, Tobe) schwankt dieses Weltbild. Und ich frage mich nur noch: Wie nur konnte ich diesen Typen so lange verpassen?! Mario? Was war da los bei mir? Und wenn nicht vor ein paar Tagen dein 100. Geburtstag gewesen wäre und ich in einer Unterhaltung zu diesem Anlass nicht gestehen musste, dass ich noch keinen deiner Filme kenne, hätte ich dich wahrscheinlich immer noch nicht ausgetestet. Keine schöne Vorstellung. BLACK SABBATH war dann aber doch ein Zufallsgriff und hätte ich gewusst, dass es sich um einen Episodenfilm handelt, wäre ich vielleicht zurückgeschreckt, weil ich dieses Konzept der Horror-Episodenfilme nicht so richtig reizvoll finde. Ich habe auch keine der Horror-Anthologien, die zurzeit wie Seuche aus dem Boden schießen, gesehen, egal wie stark die Regisseure da sind. Zum Glück wurde mir erst klar, dass BLACK SABBATH drei Geschichten beinhaltet, als mir Boris Karloff das in der Eröffnungsszene erzählt hat und da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Zum Glück. Denn alle drei Geschichten funktionieren wunderbar und für sich. Sie haben keinen inneren Zusammenhang untereinander, sind absolut abgeschlossen und haben eigentlich nur eine Gemeinsamkeit: Sie sind alle verschissen großartig!
Aber der Reihe nach:
THE TELEPHONE: Der fast auf den Tag genau 25 Jahre jüngere und ebenfalls hoch begabte Wes Craven hat sich hier mehr als gut bedient und als Eröffnungsszene für seinen tollen SCREAM diese Episode übernommen. Ich würde lügen würde ich sagen, dass diese Episode darunter nicht leiden würde, dass sie seit SCREAM ein fest (-parodierter Bestandteil der Popkultur ist. Ich würde aber auch lügen würde ich sagen, der Zauber dieser 30 Minuten sei jemals danach wieder eingefangen worden. Dass es bei Bava besser funktioniert als sonstwo liegt daran, dass seine Figur schwächer ist. Oft wird ja darüber mokiert, dass Protagonisten in Horrorfilmen und insbesonders die Frauen alle ziemlich doof und ziemlich schreckhaft sind. Aber genau so muss das auch. Sie müssen verletzlich und angreifbar wirken, sonst wärs ja kein Horrorfilm. Und die graziöse Schönheit in Bavas Werk ohne wirkliche Geschichte und ohne die rhetorische Schlagfertigkeit einer selbstbewussten Drew Barrymore wirkt in ihrer Stilisierung verletzlicher Weiblichkeit nicht zuletzt durch ihr makelloses Äußeres wie das ideale Ziel männlicher Zerstörungswut. Dass sie auch noch dumm wie Brot ist, versteht sich von selbst. Sexualität setzt Bava hier sehr subtil ein, wenn sie sich beobachtet fühlt und den Bademantel enger schnallt, wenn ihre dubiose Freundin sie beim Schlafen beobachtet oder sie auf das begierige "Ich will dich haben" am Telefon mit einer Mischung aus Hingabe und Todesfurcht reagiert. Da schwingt unendlich viel mit in allerkleinsten Gesten. Ich könnte noch bekritteln, dass das Ende der Episode dann doch eine Spur zu unglaubwürdig war, aber das verblasst vor der handwerklichen Bravour der Kamerafahrten und der Ausstattung, die sich der Makellosigkeit und der langweiligen Perfektion der Heldin anpasst. Spannend, intelligent, wunderschön. 9/10
THE WURDALAK: Und noch einmal Boris Karloff. Diesmal als creepiger Familienvater, der vielleicht den Tod seiner Liebsten will, aber vielleicht auch nicht. Aus dieser Unschlüssigkeit baut Bava eine brilliant beklemmende Spannung in wunderschön trashiger Umgebung auf. Diese Episode hat oberflächlich betrachtet die meisten Mäkel, was sie eher in den Bereich des Trash rückt als die beiden anderen. Da wäre nicht nur die billige Ausstattung oder das radikale Overacting, es gibt da noch ein paar Fragen, die sich mir aufdrängen: Wieso rennen in einer Gesellschaft, in der Schusswaffen ziemlich geläufig zu sein scheinen, die Leute immer mit Dolchen aufeinander los? Und was sind das für Namen? Das Ganze spielt in Russland. Als man also die beiden russischen Namen, die den Machern spontan eingefallen sind (also Vladimir und Ivan) verwendet hat, gab man den anderen Leutchens einfach so klassisch russische Namen wie Giorgio... Naja. Aber das soll niemanden stören, auch diese Episode funktioniert perfekt und ist fantastisch gefilmt. In den Spiegelaufnahmen steckt viel von dem, was Fassbinder später perfektionieren soll, die Aufnahmen im Wald erinnern an Burton und das Eintreffen des Vaters an die Eröffnungsszene des grandiosen A SERIOUS MAN. Auch hier gibt es wieder eine Frau, mit deren Intelligenz es nicht so schrecklich weit her ist. Der Mutter des kleinen, infizierten Jungens kann man noch so oft sagen: Dein Sohn ist jetzt ein Wurdalak (kurz zur Erklärung: Wurdalak böse), wenn der Sprößling dann aus dem Grab wieder aufsteigt und blutlüsternd aufs Haus zukommt, sagt sich die Alte nur so: Ach lol, da ist ja mein Sohn. Taugt bestimmt, wenn ich den jetzt mal umarme. Creepy, düster und spaßig. 8,5/10
THE DROP OF WATER: Die kürzeste der drei ist leider ein bisschen zu kurz. Aber nur ein bisschen. Sehr DRAG ME TO HELL-mäßig fängt sich eine Krankenschwester hier einen Fluch ein, weil sie eine alte Frau nicht respektvoll genug behandelt hat. Die Frau ist in diesem Fall schon tot und dafür, dass sie erst ein paar Stunden verblichen sein soll, schon extrem vermodert. Rein äußerlich irgendwo zwischen Florian Silbereisen und einem abgewetzten Lederfußball sieht sie creepy aus as shit und ruiniert der Protagonistin den Abend. Diese ist allerdings nicht dumm in dem Sinne, sondern eher gierig. THE DROP OF WATER hat sogar Humor, und zwar tiefschwarz. Zum Beispiel, wenn die oben erwähnte Alte während einer Seance stirbt und die dazueilende Krankenschwester fragt, warum die Haushälterin nicht die Angehörigen angerufen hat, antwortet diese: "Sie hat doch keine mehr außer die, die den Tisch bewegt haben." Und am Ende wirft die nächste Tote der nächsten Grabplünderin/dem Zuschauer den altbekannten Blick zu, dass es alles von Neuem anfangen wird, so wie in DRAG ME TO HELL am Ende Justin Long am Bahnsteig die verfluchte Münze in Händen hält. Auch diese Episode mag an ihrer Ikonenhaftigkeit kranken, mehr vielleicht noch als THE TELEPHONE, weil viele Tricks, wie der titelgebende tropfende Wasserhahn oder die vorbeihuschende Katze einfach mittlerweile in die abgestaubteste Trickkiste gehört. THE DROP OF WATER zeigt aber, dass das nicht daran liegt, dass diese Tricks nicht auch noch nach dem tausendsten Mal funktionieren kann sondern einfach weil die meisten Nicht-Bavas einfach nicht damit umgehen können. Schaurig, unterhaltsam und epochemachend. 8,5/10
Das Ende setzt diesem Festmahl des Filmes noch die Spitze auf, wenn Bava seine miserable Rückprojektion aus THE WURDALAK noch mal aufgreift, zurückfährt und das gesamte Filmset zeigt. Metahorror par excellence, Geschichten als Geschichten, so wie sie sein sollen, eine Hymne an die Kunst des Schauernlassens. Mario Bava ist ein Märchenonkel durch und durch. Über wie viele Regisseure lässt sich dieses wohl größtes aller Komplimente noch sagen? Nicht sehr viele.
Kenne davon nur "Speed 2" und "Batman & Robin". Bei letzterem hatte ich tatsächlich noch ein bisschen Spaß, oder besser gesagt hätte, wenn Bane nicht so völlig unverschämt als gehirnamputierter Haudrauf dargestellt worden wäre. Und "Speed 2" fand ich, wenn ich mich richtig erinner tatsächlich einfach nur schlecht. Völlig spannungsbefreit (Achtung Kalauer) dümpelte er vor sich hin.
Von den anderen 5 interessiert mich nur "Aeon Flux" und den könnte ich vielleicht sogar mögen, schließlich schätze ich Kurusamas anderen totgehassten Film "Jennifers Body" auch.
Wie heißt es so schön bei COMMUNITY?
"Was unterscheidet den Menschen vom Tier?"
"Füße!"
"Ne, echt nicht, Mann. Bären haben doch auch Füße."
"Die Haiwoche. Die Menschen sind die einzige Spezies, die sich eine Woche lang im Fernsehen nur Haie ansehen. Nicht mal Haie gucken sich eine Woche lang nur Haie an. Und genau das ermöglicht mir, diesen Stift zu nehmen, ihn Steve zu nennen, zu zerbrechen und in einem von euch stirbt etwas. Den Mensch zeichnet es aus, persönliche Gefühle für Dinge zu entwickeln, die dieses eigentlich gar nicht verdienen. Und das erlaubt uns, eine ganze Woche den Haie zu widmen, Empathie mit einem Stift zu haben oder Ben Affleck den Oscar für das beste Drehbuch zu verleihen."
(Ich kann nicht hundertprozentig beeiden, dass dieser Dialog exakt zu stattgefunden hat, hab das mal aus der Erinnerung zitiert.)
LARS UND DIE FRAUEN baut auf den gleichen Gedanken. Der titelgebende Lars ist ein bisschen speziell. Gerade so speziell, dass es nicht zu stressig ist, ihn alle mögen und der geneigte Zuschauer mit einem mitleidigen "Ooooooh" vor der Leinwand sitzen kann. Er ist also kein Rain Man, ja nicht mal ein Sheldon Cooper. Abgründe psychischer Störungen werden hier locker umschifft, man stelle sich auf Wohlfühl-Betroffenheit ein. Lars wohnt bei seiner Schwester und dessen Herd, pardon dessen Frau in der Garage (kann man ja mal machen). Das Paar ist dann auch so nach Schema F gestrickt, dass man ja nicht auf die Idee käme, hier wird etwas Neues erzählt: Er der pragmatische Anpacker ohne Gefühle, sie braves Heimchen am Herd, das am liebsten die ganze Welt umarmen möchte. Manchmal hat sie auch Bock, ihren Schwager zu seinem "Glück" zu zwingen, da tackelt sie ihn auch schon mal nieder, um ihn zum gemeinsamen Abendessen zu bringen. Aber Hand aufs Herz, ihr beiden, ich hab gesehen, wie eure Essen ablaufen, da hätt ich auch ohne (massenkonformen) Autismus keinen Bock drauf. Obwohl eigentlich alle diesen Lars mögen, weil der mit seinen Zwangsstörungen und Schuldkomplexen ja sooooo süß ist, ist er natürlich auch einsam as shit (Surprise!). Aber kein Thema, in Zeiten des Internets kann man sich schließlich problemlos eine Frau nach Hause bestellen, immer vorausgesetzt, man hat keine höheren Erwartungen an sie als, dass sie 57 Kilo schwer ist und über eine anatomisch korrekte Vagina verfügt. Lars hat nicht mal diese Anforderungen, für ihn muss sie einfach nur da sein. Und das ist Bianca, so nennt er seine Sexpuppe, die er von da an als seine Freundin durch die Gegend schleppt. Ist mit Sicherheit eine der originellsten Dinge, die man mit Sexpuppen machen kann. Ob die sinnvollste, darüber lässt sich sicher diskutieren. Ein Wermutstropfen gibt es da: Bianca wird mit einem perfiden Betrug am Zuschauer eingeführt, dem billigen Effekt wegen wird da die Identifikation mit Lars geopfert. Das war mir zu unzuverlässig erzählt...
Ich muss sagen, am Witzigsten vom ganzen Film fand ich, dass Lars' Bruder sich über die "Freundin" seines Bruder echauffiert und selbst sich eine Frau gesucht hat, die unter den Menschen einer leblosen Puppe wohl am nächsten kommt, die keine Widerworte gibt und sehr flexibel für Küche und Schlafzimmer einsetzbar ist. Da lässt sich in der Familie doch ein gewisses Schema entdecken.
Für den Grundeinfall muss ich den Film natürlich lieben! Sie bietet so viel Möglichkeiten für absurden Humor und einfühlsame Momente und das schafft der Film auch ganz groß. Die Essensszenen mit Bianca am Tisch zum Beispiel sind superwitzig! Ich hab gelacht bis ich nicht mehr konnte! Und Ryan Gosling spielt einmal mehr besser als es die Polizei erlaubt. Das kann ich hier auch gar nicht in vernünftige Worte packen, das müsst ihr sehen, wie er mit jedem neuen Satz, jeder neuen Regung, dem Charakter eine neue Facette hinzufügen kann, wie er immer wandelt zwischen Wahnsinn und Abgeklärtheit, wie er den ganzen Charakter durch seine Bewegungen ausfüllen kann. Allerdings ist der Witz daran, dass er ne aufblasbare Frau durch die Gegend schleppt auch recht bald abgenutzt. Zum Glück erkennt der Film das und schlenzt um in eine leicht capraeske Schiene. Das ganze Dorf beginnt Bianca als eine der ihren zu akzeptieren, sie wird von ihnen zum Tee eingeladen, "arbeitet" im Krankenhaus. Das hat schon seinen Reiz und ist immer noch urkomisch, wenn zum Beispiel die Kinder im Kindergarten mit einer Sexpuppe spielen. Köstlich! Und wenn Bianca dann sogar eine Beerdigung bekommt und der Pastor ihr Leben rühmt, dann wird hier wirklich ein Mensch erschaffen, einfach durch die Empathie, die sie in ihren Mitmenschen geweckt hat. (siehe Zitat oben)
Natürlich ist von Anfang an klar, ab dem Moment, in dem Lars mit der Alten unterm Arm ins Haus kommt, wie die Schose endet: Bianca wird zur Reinigungsphase reduziert, die Lars endlich in die Arme einer realen ( das heißt in dieser Welt: spießigen und bemutternden und vor allem: langweiligen) Frau treiben soll. Das wird dann auch noch mit einer religiösen Taufszene ins unfreiwillig Komische hochstilisiert. Und vor allem wird nicht nur Lars dadurch unglaublich bieder und gewöhnlich sondern auch der ganze Film. Die Liebesgeschichte zwischen einem Mann und einer Sexpuppe hatte etwas wunderbar Subversives (vielleicht auch leicht Frauenverachtendes, aber das wäre die andere Seite der Medaille), aber das erlaubt der Film seinem Helden nicht, er will ihn zwingend "normal" machen. Und nachdem ihm alles Subversives, alles Hinterfragendes ausgetrieben wurde, blendet der Film in aller Wohlgefälligkeit ab. Sehr feige, sehr schade, da wäre mehr drin gewesen.
My Soul to Take <3
Einer der allergrößten! Auf die nächsten 15 Jahre, Ma!
https://www.youtube.com/watch?v=2oEDu1jV-HA
Für mich eher eine der schwächeren Folgen. Der Humor war mir etwas zu albern und alles in allem kein Vergleich mit dem großartigen Ananas-Vorfall. Die Flashforwards hatten aber was, insbesondere die mit der Mutter.
Hey yo, let's mumble again. ;)
Joe Swanberg, es gibt nur weniger Regisseure, deren Stil mir so gut gefällt wie Deiner. Mit Deiner Kombination von Theaterhaftem und HomeVideo verbindest du zwei großartige Dinge zu noch etwas Großartigerem. Dein NIGHTS AND WEEKENDS prangt (auch ein Stück weit stellvertretend) auf meiner Lieblingsfilmliste und was Du in DRINKING BUDDIES aus Olivia Wilde und Jake Johnson herausgeholt hast, ist schlicht unfassbar. Schauspieler gedeihen unter Deinen Händen, dass es eine pure Freude ist. Und Du blickst neugierig, respektvoll aber auch schonungslos in das Leben unsicherer Mittzwanziger, lässt sie frei Schnauze reden. Dabei hältst Du aufgesetzte Storylines zurück. Und jetzt ist es so weit: Du kommst auf meine Lieblingsregisseurliste. (*Hände schüttel*, *Krone überreich*, *Bier ausgeb*) Ganz groß!
Greta Gerwig, ich betone immer wieder, Du würdest zu den vielversprechensten jungen Darstellerinnen derzeit gehören. Das ist natürlich grober Unfug! Du bist die wahrscheinlich Großartigste, die ich in den letzten Jahren sehen durfte. Gerade unter Swanbergs Regie rastest du aus wie keine Zweite und steckst in deine Performance alles, was menschenmöglich ist und hin und wieder auch einen Klacks mehr. Das haben mittlerweile ja auch Noah Baumbach und Woody Allen gemerkt und auch in deren Filmen warst du erste Sahne. Immer sehr authentisch, immer sehr eigen, immer sehr liebenswert. Ganz groß!
Mark Duplass, ich mag dich als Regisseur und ich mag dich als Schauspieler. THE LEAGUE ist einer der witzigsten Serien zurzeit und daran hast du deinen Anteil. Du und dein Bruderherz, ihr habt mit PUFFY CHAIR einen wunderbaren Film gedreht und mit JEFF, DER NOCH ZUHAUSE LEBT locker flockig mal alle Drehbuchregeln umgekrempelt. Zusammengefasst: Drehbuchregeln sind kacke, ihr seid awesome! Und als Schauspieler hast du immer diese leicht siffige Coolness. Ganz groß!
Andrew Bujalski, Dich kenn ich noch gar nicht so gut, um ehrlich zu sein. Das ist aber wirklich nicht deine Schuld. Du scheinst als Schauspieler einiges drauf zu haben und es ist echt verdammt schwer neben der guten Greta diesen Eindruck zu machen. Als Regisseur sollst du ja den Mumblecore quasi erfunden haben. Dafür kann ich dich natürlich nur hart feiern. Deine Filme werden auch noch getestet, versprochen, und ich unterstell dir jetzt einfach mal, dass du verdammt rockst. Voraussichtlich also auch ganz groß! Btw siehst du exakt (EXAKT!!!!) so aus wie ein Bekannter von mir. So krass, dass ich jedes Mal, als du im Film auftauchtest, kurz dachte, der Betreffende hätte sich in meinen PC geheckt. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass du sein verschollener Zwilling bist: Sag ihm mal, er soll dich mir vorstellen.
HANNAH TAKE THE STAIRS ist eine grandiose Perle des Mumblecore-Kinos und auch wenn ich das über jeden Mumblecore-Film sage, meine ich das tatsächlich auch bei jedem. Er hat aber nicht nur die bekannten Motive, wie das oberflächliche Party-Geschnatter, die Typen auf existenzieller Sinnsuchen oder lange Gespräche innerhalb und über eine Beziehung, er kommt sogar noch ein bisschen ernster daher als andere Vertreter dieses Subsubsubgenres, wenn schließlich sogar Depression und Pillensucht thematisiert werden, während sonst meistens das Schlimmste, was den Mumblern widerfährt, knappe Kassen oder langweilige Partner sind. Die perfekte Mischung aus Bewährtem und Neuem für mich und eine wunderbar intime Annäherung an Charaktere, mit denen ich mich wirklich identifizieren konnte. Ganz Mumblecore! Ganz groß!