JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 6

    [...] "Maniac Cop" ist 80er Slasher-Trash mit allem was dazu gehört. Hünenhafter Ex-Cop mit schlechter Haut und noch schlechterer Laune würgt und schlitzt sich durch die Straßen des Big Apples, lässt etliche Bürger und Ex-Kollegen ins Gras und Zement beißen, begeht nur den schweren Fehler, sich ausgerechnet mit Bruce Campbell anzulegen. Flott, knackig, dabei aber auch zum Teil strunzdumm sorgt das durchaus für Unterhaltung. Schwierig wird es für Erbsenzähler, Logikfetischisten und Zuschauer, die immer alles ernst und wirklich gut gemacht haben wollen. Für einen sauberen Verriss bietet "Maniac Cop" unendlich viel Nährboden. Tom Atkins, Bruce Campbell und DER Shaft Richard Roundtree sind Sympathieträger und Charakterköpfe, darstellerisch kann hier natürlich keiner glänzen. Dafür müssen sie klassische Stereotypen spielen, die durch ein arg einfaches und stellenweise haarsträubendes Drehbuch stolpern, versüßt mit manchmal schon peinlichen Dialogen, die mehr als ein mal für ein breites Grinsen sorgen ("Wie kann ein Toter aus dem Gefängnis fliehen?"). [...]

    [...] Paradoxerweise liegt genau in diesen ganzen Mankos irgendwie der Charme dieses Slashers. Schnell wird jeglicher Anspruch an einen ernsten Film ausgeblendet, das Ding macht einfach Laune und sorgt für Schmunzler, die eigentlich gar nicht geplant waren. Humor wird niemals bewusst erzeugt, trotzdem gibt es davon reichlich. Ein Kind seiner Zeit, dass so gedreht heute wohl nur noch Dresche beziehen würde, in diesem Kontext aber ganz nett unterhält. [...]

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    • 4

      [...] Zwar kann Francos Film mit zwei hervorragenden Schauspielern auffahren (Christopher Lee und Maria Schell), faktisch werden sie aber nicht sonderlich effektiv genutzt. Schell hat eher wenig Szenen und ihre Rolle scheint für die Handlung auch recht verzichtbar. Lee ist immerhin omnipräsent und wie immer eine Klasse für sich. Allein seiner wie Donner hallende Stimme lohnt jeden noch so kurzen Gastauftritt. Der Haken bei der Sache: Seine zahlreichen Szenen wirken oft kaum zur Handlung bei. Speziell im Mittelpart wird wohl nur zu ihm gewechselt, damit er seiner Rolle als Hauptdarsteller gerecht werden kann.

      Damit wären wir schon beim Hauptproblem von "Der Hexentöter von Blackmoor". Das so ein Film in erster Linie nicht durch sein Skript überzeugt dürfte klar sein, doch so holprig, unnötig in die Länge gezogen und mitunter planlos wie hier wird das zum echten Stolperstein. Was Thematik, Flair und Exploitation-Charme an Boden gut machen können, verhunzt Franco viel zu oft mit seiner Erzählweise und dem verschleppten Tempo. Da wirkt vieles sehr grob zusammen geschustert, ein Erzählfluss entsteht zu keiner Zeit. Gleichzeitig vergisst Franco, solche Mängel durch andere Elemente, die einen solchen Film ausmachen sollten, entscheidend auszumerzen. Partiell ist das mitunter ganz nett, insgesamt aber viel zu langatmig, konfus zu wenig auf das fokussiert, was eigentlich machbar gewesen wäre. [...]

      14
      • 7 .5

        [...] Was nach einem Thriller im Stil von "Copland" klingt ist in erster Linie ein Familiendrama, eine Charakterstudie. Mit voller Hingabe spielt Nick Nolte die gebrochene Hauptfigur. Vom Schicksal stets in den Rücken getreten stemmt er sich endlich einmal gegen alle Widerstände, versucht das Richtige zu tun und zerstört sich damit endgültig selber. Noltes Leistung ist brillant, dürfte zu den Höhepunkten seiner Karriere zählen. Wie bereits erwähnt bekam James Coburn in der Rolle seines alkoholkranken, jähzornigen Vaters den Nebenrollenoscar, trotz recht weniger Szenen. Lässt sich voll unterschreiben, sein Auftritt ist beeindruckend, bösartig, hassenswert.

        "Der Gejagte" ist ein ruhiger Film, der sich nicht auf einen hochspannenden Plot stützt, sondern mehr auf seine Atmosphäre, seine Figuren und deren Darsteller. Wie die Rollen charakterisiert, geschrieben und gespielt sind, das macht seine Stärke aus. Alles wirkt sehr gut durchdacht und mit viel Wert auf Details umgesetzt. Die frostig-ländliche Kulisse passt hervorragend zu der eisigen Stimmung, der unaufdringliche, aber enorm passende Score von Michael Brook rundet das Gesamtbild ab. [...]

        15
        • Schade. :(
          Viel Erfolg in deinem "neuen" Leben, es sei dir gegönnt.

          2
          • 2

            [...] - "Ich bin ein Marine!"
            - "Einer der Besten! Vergessen sie das nie!"

            Gut, gemerkt. Na ja, eigentlich ist er kein Marine mehr, aber Held bleibt Held.
            Das die WWE diesen Film direkt produziert und ihren Superstar imagewirksam darin platziert hat ist deutlich zu sehen, aber es bestand wohl auch kaum ein Risiko, dass jemand anderes sich um das Drehbuch gerissen hätte. Das hätte auch direkt aus der Feder der Storylineautoren der Wrestlingshows stammen können. Eine Actionfilmseifenoper, so unglaublich naiv, klischeetriefend und holzschnittartig gestrickt, das erlauben sich heute selbst Direct-To-DVD-Würstchen kaum noch. Zugegeben, dass sorgt mitunter sogar für einen Hauch von Humor, aber wirklich nur, da es kaum zu glauben ist. Durch und durch purer Quatsch, dabei leider sehr uncharmant. Die Story, die Figuren, der gesamte Ablauf, alles ist so bescheuert, wirkt wie dreimal gegessen und viermal erbrochen...1985!

            Das kann sich wirklich jeder Grundschüler ausdenken, dann wäre es vielleicht ganz putzig, aber so was 2006 auf die Menschheit loszulassen zeugt schon von einem extremer Unfähigkeit und/oder Desinteresse an einem gelungenen Film. Das ist mehr als mäßig inszeniert, furchtbar geschrieben und grotesk gespielt. Von John Cena ist wohl nicht mehr erwarten. Für die Groschenroman-Rahmenhandlung im Wrestlingzirkus, wo genau diese Schlichtheit im schauspielerischen Grenzbereich ja einen gewissen Charme ausmacht, mag das reichen. Aber wenn der Klotzkopf ernsthaft eine Hauptrolle in einem Film ausfüllen soll, hört der Spaß auf. Lächerlich, aber er musste ja wohl kaum vorsprechen. Traurig ist es durchaus für den T-1000 Robert Patrick, der als Antagonist in diesem Käse herhalten muss. Die WWE hat vielleicht ganz gut gezahlt, Geld ist ja da und viel davon wurde wohl kaum in andere Dinge investiert. [...]

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            • 7

              [...] Michael Caine liefert in dieser Rolle einmal mehr eine großartige Vorstellung ab. Der Zuschauer erlebt ihn anfangs als unscheinbar-harmlos wirkenden Senioren, der sobald er jedoch in die Ecke gedrängt wird plötzlich ein ganz anderes Gesicht an den Tag legt. Er weiß sich zu helfen und das so automatisiert, dass klar ist, er macht dies nicht zum ersten Mal. Er lebt in dem ständigen Bewusstsein, dass er jeder Zeit um sein Leben fürchten muss und ist bereit, ohne zu zögern das Notwendige zu erledigen. Doch Pierre wird nicht als eiskalter Killer präsentiert, was seinen Part so interessant und für den Zuschauer sehr ambivalent darstellst. Er ist ein gesuchter Kriegsverbrecher, ist ohne Zweifel schuldig an den ihm zu Last gelegten Taten. Trotzdem lässt sich Mitleid für ihn empfinden. Er scheint seine Taten zu bereuen, doch klärt der Film dabei nie eindeutig, ob er es aus tiefster Seele bereut oder ob es mehr auf die Tatsache zurück zu führen ist, dass er seitdem in ständiger Angst und auf Flucht leben muss. Darf man als Zuschauer mit so jemanden sympathisieren, auch wenn er in jungen Jahren für das Naziregime gearbeitet und direkt für den Tod von unschuldigen Menschen verantwortlich ist? Schwierig, da er nun so zu erleben ist, dass man es gerne möchte. Diese nicht eindeutige schwarz-weiße Charakterisierung von Pierrre macht diese Rolle so reizvoll, Caine füllt sie perfekt aus. [...]

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              • 6

                [...] Regisseur George McCowan bewegt sich bei "Frogs" auf dem schmalen Grat zwischen Trash, Terror und, wenn auch nicht sonderlich, subtilem Horrorfilm. Du erntest, was du säst.
                Flora und Fauna wehrt sich gegen das Eingreifen des sich in seiner Nachtruhe gestörten Menschen (wobei jeder Gartenteichbesitzer auf das beruhigende Quaken nicht verzichten möchte). Nicht nur die titelgebenden Frösche, auch Schlangen, Spinnen, Blutegel, Krokodile, Pflanzen, eigentlich alles aus der so störenden Natur schlägt zurück. Das klingt für den neumodischen Filmfan eher ulkig, gerade weil das Tierhorrorgenre durch lieblose Gurken einen zweifelhaften Ruf hat. Wenn dann die Bedrohung durch im ersten Moment nicht wirklich furchteinflößende Tierchen entstehen soll, wird es eigentlich kritisch.
                "Frogs" ist sicher kein Meilenstein des Genres, doch er gewinnt ungemein durch seinen Anspruch, nicht in erster Linie als liebloser Trash zu funktionieren. McCowan baut recht souverän Spannung auf, verschönt einige alberne Momente durch wiederum gekonnte Einstellungen, die die animalischen Killer als sehr bedrohlich erscheinen lassen. Nicht nur das, sie sind die eigentlichen Sympathieträger. Für den Großteil der überheblichen, selbstverliebten Menschen scheint der Tod die gerechte Strafe. [...]

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                • 10

                  [...] Stanley Kubrick ist 1968 ein Film gelungen, der gleich in mehrerer Hinsicht beeindruckend ist. Er war seiner Zeit weit voraus, weiter als die Unendlichkeit des Alls. Klar, irgendwann gibt es immer den Film, der seiner Zeit voraus ist. Gott sei Dank. Nur "2001" wurde niemals übertroffen. Grundsätzlich ist er der Zeit immer noch voraus. Das ist empirisch unmöglich, da nun 45 Jahre vergangen sind und unzählige Filme direkt oder indirekt durch ihn beeinflusst wurden. Es ist wohl dieser eine Moment, in dem etwas geschaffen wird, das sich in seiner Gesamtheit niemals übertreffen lassen wird.

                  "2001" ist eine Komposition aus visionären Verständnis für den Film, wie dessen Mittel auf den Zuschauer wirken, von seiner technischen Umsetzung wie der Kraft seiner Geschichte. Ein unglaublicher Rausch aus Bild, Ton und Atmosphäre, der sich so bisher nicht wiederholen ließ und womöglich auch nie mehr lässt. [...]

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                  • 10
                    über Liebe

                    [...] "Liebe" ist in erster Linie kein Film über das Sterben. Wie der Titel schon sagt, es geht um Liebe. Die Selbstverständlichkeit, dem Partner beizustehen. Ohne Selbstmitleid und unausgesprochene Vorwürfe sich hingebungsvoll um den wichtigsten Menschen zu kümmern, bedingungslos, mit allen Konsequenzen, bis zum Schluss. Dies gelingt Haneke auf so eine berührende und ehrliche Art darzustellen, wie es für Filme aus Hollywood unvorstellbar scheint. Gerade weil sein Werk niemals übertrieben sentimental daher kommt, nicht auf Kitsch, Pathos oder eine manipulative Inszenierung zurückgreift, ist es so unglaublich warmherzig und echt. Ja, tatsächlich warmherzig, und das bei Haneke. Aber auf seine ganz eigene Art. [...]

                    [...] "Liebe" zählt zu den schönsten Liebesfilmen, die jemals gedreht wurden, vielleicht ist es sogar der Schönste. Weil er so anders ist. Weil er so ehrlich ist. Weil er in seiner Traurigkeit so schön ist. Ganz wundervoll.

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                    • 7 .5

                      Roger Donaldsons Thriller um eine fatale Dreiecksbeziehung, einen Todesfall, Vertuschung und Intrigen kommt etwas zäh in Fahrt. Fast die Hälfte der Laufzeit dient zur Einleitung des eigentlichen Mainplots, leider etwas üppig. Sobald der jedoch erstmal in Schwung kommt, wird es hochspannend und äußerst stimmungsvoll. Die etwas ausgedehnte Einleitung ist recht schnell vergessen, ab sofort drohen gleich mehrere Kartenhäuser jede Sekunde einzustürzen. Als Zuschauer lässt sich erstklassig mit dem in die Ecke gedrängten Tom mitfiebern, der Angstschweiß auf der Stirn ist fast zu riechen. Der oft so hölzerne Kevin Costner kann die Rolle durchaus glaubhaft verkörpern, eine seiner besseren Leistungen. Trotzdem überragen ihn der Charismabrocken Gene Hackman und vor allem der häufig unterschätzte Will Patton noch ein gutes Stück. Der größte Respekt gebührt zweifellos Regisseur Donaldson, dem in der zweiten Hälfte ein so gewiefter, dynamischer Zwickmühlenkribbeler gelingt, dass sich jeder Thrillerfan hier sehr gut aufgehoben fühlen dürfte. Die smarte Schlusspointe verändert rückwirkend zwar wenig an der eigentlichen Handlung (bzw. es hätte auch so funktioniert), sorgt dennoch für einen kleinen Knalleffekt, der so sicher nicht vorherzusehen ist und das Gesamtbild doch noch deutlich abrunded. Mehr Drive zu Beginn, dann würde alles stimmen.

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                      • 6 .5

                        - "Der Trick mit dem Halsband, wie haben sie das angestellt?"
                        - "Wie meine selige Mutter immer sagte, hol sie dir, wenn sie jung sind."

                        Luc Besson war mal ein interessanter, sehr talentierter Regisseur, vielleicht einer der besten europäischen Mainstreamregisseure der späten 80er und gesamten 90er Jahre. Mit "Nikita", "Léon - Der Profi" und "Das 5. Element" hat er bemerkenswerte Filme ihrer Zeit geschaffen, doch seit der Jahrtausendwende hat er sich fast ausschließlich als Produzent betätigt. Viele Filme durften sich seit dem mit seinem Namen schmücken, die Qualität seiner Regiearbeiten haben sie nie erreicht. "Unleashed" kann sich auch nicht mit seinen "aktiven" Filmen messen, aber aus dem Brei aus Blödsinn und seelenlosem Actiongegurke hebt sich sein Kaspar-Hauser-Martial-Arts-Filmchen dennoch befriedigend ab.

                        Die eigentlich ziemlich blödsinnigen Idee um einen wie einen Hund gehaltenen Kämpfer, der bei Abnahme seines Halsbandes wie ein tollwütiger Pitbull alles in Grund und Boden prügelt, hat ein sehr charmantes, tragisches Potenzial. Danny, der mehr wie ein kleines Kind als ein erwachsener Mann wirkt, ist eine konditionierte Kampfmaschine (wie das funktionieren soll darf man nicht wirklich hinterfragen), der wie ein Tier behandelt wird. Als er sich zufällig aus den Fängen seinen "Herrchens" (großartig bösartig: Bob Hoskins) befreien kann, lernt er das Leben abseits seines Käfigs kennen. Das ist natürlich unglaublich naiv und simpel gestrickt, dennoch auf seine Art bewegend. Das liegt ohne Frage auch an der erstaunlichen Leistung von Jet Li. Diese Rolle, so grobkörnig sie auch gezeichnet ist, kann ihm voll abgenommen werden. Er erscheint wirklich mehr wie ein kleines, liebebedürftiges Kind, das endlich in dem Schoß einer Familie gelandet ist.
                        Das sollte nicht überbewertet werden, in erster Linie ist "Unleashed" natürlich ein Luc Besson Action-Knall-Bonbon, aber mit mehr Seele und Empathie als alles andere, was der geschäftstüchtige Franzose in den letzten Jahren zu verantworten hat. Wie seine Hauptfigur ist die gesamte Handlung etwas kindlich und einfach gebastelt, aber immerhin gibt es hier so was wie eine Charakterisierung, Sympathiewerte, mehr als nur pure Schauwerte. Letztere sind zudem, das lässt sich auch erwarten, nicht schlecht. Rein handwerklich ist "Unleashed" gut gemacht. Die Optik ist zusagend, die Actionsequenzen gut und hart umgesetzt, der Cast prominent und anständig agierend.
                        "Unleashed" ist so ein Film, der nicht zu Höherem bestimmt ist, aber viel besser durchgeht als die blassen 08/15 Actionkracher, die es sonst am Fließband gibt. Immer mal wieder nett und an und für sich so gut gemacht, dass mehr als eine einmalige Sichtung durchaus drin ist.

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                        • 7 .5

                          [...] Durch einen tödlichen Schuss wird es zum Medienspektakel, in dessen Mitte der eigentlich widerliche Kotzbrocken steht, der in wenigen Minuten zum bemitleidenswerten Opfer wird. Diese Wandlung, die sich letztendlich auch auf den Charakter von Stu überträgt, ist selbst in der kurzen Zeit absolut plausibel. Zu sehr und direkt wird er in einem lebensbedrohlichen Szenario in die Ecke gedrängt, hat keine Chance sich wie sonst irgendwie rauszuwinden. Sein Leben, sein ganzes Handeln liegt in den Händen des Unbekannten. Diese Situation ist beklemmend, hochspannend und gleichermaßen geschickt wie intensiv inszeniert. Es wird viel mit Splitscreen und Bild-in-Bild Montagen gearbeitet, wodurch sich der Zuschauer nie zu weit von Stu und seinem gläsernen Gefängnis entfernt. Die Hilflosigkeit ist jederzeit spürbar, das Damoklesschwert baumelt unerbittlich über ihm und droht jeden Moment zu fallen. Das ist die besondere Stärke von "Phone Booth". Er hat eine einfache Idee und nutzt diese sehr geschickt. Es braucht keinen Firlefanz, um den Zuschauer bei der Stange zu halten.

                          Genau wie Regisseur Schumacher ist Colin Farrell auch so ein unberechenbarer Faktor, da geht viel nach oben oder unten. In dem Fall geht der Daumen klar nach oben, Farrell passt nicht nur gut auf die Rolle, er füllt sie auch überzeugend aus.

                          "Phone Booth" ist für eine Hollywoodproduktion mit prominenten Cast erstaunlich wie erfreulich simpel gehalten und verschenkt somit die gute Grundidee nicht.
                          Das ist keine Selbstverständlichkeit und wäre oft, im Sinne von Studiobossen und Produzenten, nicht genug gewesen. [...]

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                          • 2

                            Laut, bunt, plan- und seelenlos feuert Joel Schumacher aus allen Rohren, das Ergebnis ist eine Katastrophe. Bewusst wird "Batman Forever" jegliche Dunkelheit und Ernsthaftigkeit genommen, heraus kommt ein vollkommen überdrehter Comictrip aus dem Kaugummiautomat. Wie Kindergeburtstag bei McDonalds. Eine konfuse, zusammengestückelte Geschichte, was bei dem ganzen Halligalli fast am wenigsten stört. Selbst eine vernünftige Story würde in diesem Spektakel sang- und klanglos untergehen. Es ist wirklich erstaunlich, wie so viele prominente Persönlichkeiten für diese Zirkusnummer gewonnen werden konnten. Val Kilmer scheint gar nicht mitbekommen zu haben, wie gaga die ganze Nummer ist und spielt seinen Part mit einem stoischen Ernst runter. Dagegen drehen Tommy Lee Jones und Jim Carrey als Gegenspieler komplett am Rad. Carrey schafft es, selbst für seine Verhältnisse, so schnell so unerträglich zu sein, das hat schon nichts mehr mit Overacting zu tun, das ist Körperverletzung. Es scheint kaum vorstellbar, dass Schumacher mit diesem Film den Zuschauer nicht nerven wollte. Wenn er irgendeine andere Absicht verfolgt hat, zu erkennen ist es nicht. Wenn der Unsinn wenigstens Charme hätte, Fehlanzeige. Hat eher den Charme von Plastikspielzeug, das ganz doll blinkt, Krach macht und wahrscheinlich sogar Krebs verursacht.
                            Wie sich so ein Franchise so gegen die Wand fahren lässt und dem selben Kerl auch noch gestattet wird, das Ganze kurz danach sogar zu wiederholen, unbegreiflich.

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                            • 0 .5

                              Achtung, jetzt kommt Kunst:
                              "The Dead And The Damned" oder auch "Django Vs. Zombies", mal wieder ein Marketinggeniestreich des deutschen Verleihs.
                              So, genug Sarkasmus, widmen wir uns der Kunst: Kennt jemand "Pullman City" im Harz? Da kann man prima mit kleinen Kindern hingehen, ganz drollig, da wurde mit einem Smartphone auch dieser Film gedreht, sieht zumindest grob danach aus, aber ich will "Pullman City" auch nicht zu nahe treten.
                              Sagenhaft, was sich so Film schimpfen darf. Selbst als Youtube-Video wäre das schäbig, wirklich niemand der Beteiligten scheint damit hauptberuflich sein Geld zu verdienen (und wenn, wo kann man sich bewerben?).
                              Ohne Witz, da sieht tatsächlich so aus wie in 2 Tagen am Rande der Lüneburger Heide gedreht. Dem handwerklichen Armutszeugnis wird nicht mal durch Ideen oder sonst so einen Arthauskrempel entgegengewirkt, da ist einfach alles scheiße. Laientheater vor Wackelkulisse (im Höchstfall), selbst als Happy-Trash-Blödsinn ist das nicht mal goutierbar. Hier und da lässt sich aus purer Verzweiflung und Fassungslosigkeit schon mal lachen, die Eject-Taste am Player wird zum besten Freund.
                              Hab ich ausgeliehen bekommen mit den Worten: "Kannst du auch behalten." Danke, ich verzichte...

                              23
                              • 6

                                [...] Leider, da der Film gar nicht mal geringes Potenzial hat. Da erkennt man den kreativen Geist von Barker, denn die Geschichte an sich ist das größte Plus. Uninteressant oder langweilig wird der Film niemals, dafür ist die Idee einfach zu gut. Rein von der Stimmung her weiß "Lord f Illusions" auch durchgehend zu gefallen, da lässt sich durchaus erkennen, dass Barker einiges auf dem Kasten hat. Die Mischung aus okkultem Horrorstreifen, Sektenthematik und Film Noir Detective Story ist sehr reizvoll, nur mit zunehmender Laufzeit (mit 117 Minuten schon sehr viel für eine recht kleine Horrorproduktion) werden die Mängel immer deutlicher. Der Film kratzt irgendwann überdeutlich am Trash, das Skript holpert ganz gewaltig, Barker gleiten die Zügel immer weiter aus der Hand. Die nette, bizarre Grundstimmung und die lange Zeit vorherrschende Unvorhersehbarkeit der Geschichte lassen bis zum Schluss interessiert folgen, ohne jemals richtig zu überzeugen. Es gibt einige gelungene Momente, doch schafft es Barker letztendlich nicht, seine unverkennbar guten Ideen im filmischen Aspekt stimmig unter einen Hut zu bekommen. Der gute Ansatz verkommt zu ungehobelten Mumpitz, der sich dabei aber recht unterhaltsam verkauft. [...]

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                                • 4

                                  Das Klassentreffen der britischen Gruselfilmikonen Vincent Price, Christopher Lee, Peter Cushing und John Carradine stellt sich leider als ziemlich laue Veranstaltung heraus. Seinen Reiz bezieht "Das Haus der langen Schatten" lediglich durch sein Ensemble, was auch wie der einzige Grund erscheint, warum der Film überhaupt existiert. Zwei Drittel des Films erstrecken sich in gepflegter Langeweile und Belanglosigkeit, da helfen auch Dauergewitter und das schummerige Gemäuer nicht viel. Nach und nach erscheint ein weitere Altstar zu Blitz und Donner auf der Bildfläche, sonst passiert ermüdend wenig. Etwas Fahrt nimmt das müde Gruselkabinett im letzten Drittel auf, ohne dabei die Spannungsschraube wirklich fest an zuziehen. Die alberne Schlusspointe erscheint wie ein schlechter Scherz und zerstört rückwirkend sogar die wenigen soliden Momente. So reizvoll das Ganze durch seinen namenhaften Cast klingt, das Endprodukt ist nicht mehr als eine leidlich bemühte Hommage mit schwachem Skript und wenig effektvoller Umsetzung. Zahnloser Seniorenteller, auch für Herzkranke und Schwangere ohne Risiko geeignet.

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                                  • 7

                                    [...] Die Geschichte ist kurzweilig, flott erzählt und nutzt gängige Zutaten, auch genreübergreifend. Das Grundgerüst um den sonst niemanden verpflichteten Killer, der für eine hilflose Person plötzlich Partei ergreift, ist schließlich keine rein auf den Western übertragbare Thematik und wird immer wieder gerne verwendet. Absolute Highlights fährt die Story dabei nicht auf, letzten Endes lässt sich hier nichts entdecken, dass den Film unverwechselbar machen kann. Doch das muss ja auch nicht immer sein. Was Fulci hier abliefert ist ein handwerklich sehr gut gemachter Italo-Western in dem vieles einfach stimmt, ohne den Größen der Vergangenheit ernsthaft Konkurrenz zu machen. Stimmungsvoll, gut eingefangen und mit einem ansprechenden (für Fulci-Verhältnisse sogar fast gemäßigten) Härtegrat versehen ist "Sella d'argento" für Freunde des Italo-Westerns eine klare Empfehlung. [...]

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                                    • 7 .5
                                      über Barfly

                                      [...] Das semi-autobiographische Skript von Undergroundlyriker Charles Bukowski führt den Zuschauer an die Tresen, in die Kneipen, in die versifften Behausungen und somit mitten in das ziellose Leben am Ende des amerikanischen Traums von Erfolg und Wohlstand. Das Burkowski hier eigene Erfahrungen verarbeitet ist unverkennbar, viel zu deutlich und präzise wirkt die Milieuschilderung rund um sein filmisches Alter Ego Henry.

                                      An seiner Seite wird durch einen Alltag getaumelt, dessen einziger Fixpunkt der Stuhl an der Theke ist, in dem niemand ein höheres Ziel verfolgt als den nächsten Drink. Was höchst deprimierend und pessimistisch klingt stellt sich erstaunlicherweise als genau das nicht raus. Eben so wenig wird glorifiziert, wie könnte es auch? "Barfly" schildert, ganz ohne zu werten. Es ist keine Ode an die Trinkerei, dafür zeigt es viel zu deutlich und ungeschönt die fatalen Folgen. Es ist aber auch kein erhobener Zeigefinger mit expliziter Abschreckmoral. Dem Zuschauer wird ein Blick in diese Welt gewährt, ohne ihn belehren zu wollen. [...]

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                                      • 6 .5

                                        [...]Dem vierten "Die Hard" gelingt es selten, den Flair der bisherigen Serie aufleben zu lassen. Trotz langer Planungsphase ist selbst das Drehbuch nicht gerade besonders gut ausgepfeilt, das Tempo wird immer wieder ausgebremst. Die Atmosphäre der Atemlosigkeit, die sonst ein Markenzeichen war, ist nicht mehr durchgehend vorhanden. Rasanz haben die Actionsequenzen zweifellos, nur auf einem ganz anderen Level als sonst. Die handwerkliche Perfektion ist technischem Aufwand gewichen. "Die Hard" hat ein gutes Stück Seele verloren, das sich nun mal nicht downloaden lässt.

                                        Woran es diesem "Die Hard" mangelt, lässt sich leider auch in seinem Antagonisten feststellen. Timothy Olyphant darf sich ganz ans Ende der sonst charismatischen Schlange von Bösewichten stellen. Mit seinem bemüht-grimmigen Froschaugenblick bleibt er blass und konturlos.

                                        Viel Kritik, aber ein schlechter Film ist es trotzdem nicht. Trotz aller Mängel, die in erster Linie durch den Vergleich mit den Vorgängern entstehen, ist es ein überdurchschnittlicher Actionfilm geworden, der durchaus seine Momente hat und unbestritten unterhalten kann. Es ist mit Sicherheit sogar Wisemans bester Film, nur sieht man leider, dass es seiner ist. Ein insgesamt befremdlich steriler Beitrag, trotz seines Unterhaltungswerts. [...]

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                                        • 8 .5

                                          [...] Die entschiedenste Änderung zu den Vorläufern: Die One Man Show wird zum Buddy-Movie. McClane und sein Partner Zeus, der wohl nie wieder einen grenzwertig gekleideten Weißen ansprechen wird, jagen gemeinsam mit dem Taxi durch den Gegenverkehr, springen von Brücken und frotzeln sich dabei gegenseitig an. Diese entscheidende Änderung lässt sich unter dem Aspekt des bisherigen Geistes der Reihe sicher kritisch sehen, "Die Hard" nährt sich hier mehr "Lethal Weapon". Doch wenn, dann so: Es funktioniert nämlich prächtig. Die Chemie zwischen Willis und Jackson stimmt jede Sekunde und seine Identität büßt die Serie dadurch nicht ein. Regierückkehrer John McTiernan hat das Geschehen jederzeit im Griff und verliert trotz der zahlreichen Neuerungen nie seine Linie. Ohne jeglichen Vorlauf, ganz anders als bei seinem Erstling, werden die Spiele eröffnet. Mit einer enormen Rasanz und Dynamik treibt er die Handlung voran, dass Tempo hängt niemals durch. Die offensichtlichen, wenn auch in der Gesamtwirkung nicht so tragischen, Drehbuchschwächen von Teil 2 gehören der Vergangenheit an."Die Hard With A Vengeance" wirkt hervorragend durchdacht und verläuft nie zu vorhersehbar. Bis zum Schluss darf der Zuschauer kaum Luft holen und bekommt obendrein eine erstklassige Inszenierung. Das ist handfestes Unterhaltungskino auf ganz hohem Niveau. [...]

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                                          • 10

                                            [...] Was Regisseur John McTiernan und die Autoren Jeb Stuart und Steven E. De Souza hier kreiren ist ein Szenario, das sich kontinuierlich steigert, sich niemals vollkommen übertriebenen darstellt und dabei so einen Druck macht, dass das Adrenalin beim Zusehen aus der Nase läuft.

                                            Es ist diese Situation einer gegen alle, auf vielleicht nicht engstem, aber begrenztem Raum. Dieser Eine ist barfuß und im Unterhemd unterwegs, leidet, blutet und kämpft verzweifelt gegen eine Übermacht. McClane ist der Held, der improvisiert, kurzzeitig droht zu verzweifeln, aber sich festbeißt und niemals aufgibt. Bruce Willis glänzt nicht nur durch seine Präsenz, er bringt das nötige darstellerische Talent mit, um diese Figur für den Zuschauer jederzeit glaubhaft zu verkörpern, mit ihm zu leiden und zu bluten. Dennoch geht ihm mal ein flotter Spruch über die Lippen, was seiner Figur im Bezug auf die vorherigen Punkte aber nie schadet. Es ist Galgenhumor, pure Wut, zum Teil auch Hilflosigkeit, aber vor allem eine "Leck-mich-am-Arsch-ich-gebe-nicht-auf"-Attitüde, die ihn dazu treibt. Das ist nachvollziehbar, menschlich. Eben nicht die Kampfmaschine, die über den Dingen steht.

                                            Sein Gegenpart, der eiskalte Hans Gruber, steht McClane beim Charisma in nichts nach. Ein intelligenter, durchtriebener Mistkerl, brandgefährlich und mit allen Wasser gewaschen, was der Film im letzten Drittel sehr geschickt aufgreift. Alan Rickman liefert eine Glanzleistung ab, selten waren sich Protagonist und Antagonist in ihrer Präsenz und Leistung so nahe.
                                            "Die Hard" gelingt das seltene Kunststück, in praktisch allen Punkten alles richtig zu machen. An der Stelle sei auch Jan de Bonts großartige Leistung als Kameramann und der hervorragende Score gelobt. Das trägt maßgeblich zur Atmosphäre bei, die hier so knüppeldick ist wie bei ganz wenigen Actionthrillern. [...]

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                                            • 5 .5

                                              Zweimal den selben Witz erzählen funktioniert selten.
                                              "The Expendables" hat im ersten Anlauf einen gewissen Charme gehabt. Rüstige Herren, zum Teil aus der Karrieregruft gekrochen, machen wahnsinnig Bambule, ganz viel kaputt und Antibregenactionwurst im Stil der 80er. Nett, gut und schön.
                                              Der zweite Versuch ist lange ein Schritt zurück...in die Zukunft. Da gehört diese Truppe in dieser Konstelation und in diesem Rahmen einfach nicht hin.

                                              Der brachiale Auftakt biedert sich zwar an dem an, was der Erstling durchgehend war, doch auf eine sehr gewöhnungsbedürftige Art. Das Sprücheklopfen wirkt gequält, es spritzt so deutlich und künstliches CGI-Blut, dass es nicht mehr wirkt wie ein Rückfahrtticket in die 80er. Liegt es am Regisseurwechsel? Keine Ahnung, aber möglich. Simon West über weite Strecken das Ruder zu überlassen war wohl nicht die glücklichste Entscheidung, da lieber Sly über die volle Distanz. Das ich so was jemals fordern würde, sehr befremdlich.
                                              Wieso, weshalb, warum, whatever, über locker 2/3 der Laufzeit entlockte mir "The Expendables 2" nur ab und an ein sehr bemühtes Lächeln. Der bereits erwähnte, überdeutliche CGI-Einsatz mag für mich gar nicht ins Konzept passen. Blut, Flugzeug (wenn auch nicht immer), Bahn, Panzer...alles was nicht menschlich ist und sich bewegt kommt aus dem Rechner, dabei nicht mal sonderlich realistisch. Außer Chuck Norris...

                                              Nach langer Durststrecke und einem merkwürdig ernsten (von dramatisch zu sprechen wäre selbst unter den Bedingungen albern) Tonfall, in dem Sly wenigstens wieder eine Grabrede halten darf, leider nicht so unterhaltsam wie in "Rocky IV", taucht der inzwischen heilige Chuck auf und das mit einer wirklich schönen Sequenz. Soviel Selbstironie hat der Rächer der 80er noch nie gezeigt, aber wenn nicht jetzt, wann sonst? Viel zu sehen gibt es von ihm leider nicht mehr, der Mittelpart schleppt sich dahin, zwar mit Actionfutter, doch Spaß habe ich bisher nur selten ausgemacht. Immer wieder lässige Sprüche, die mehr oder weniger verpuffen, Teil 1 hat bis dahin um Längen besser eingeschlagen. Der mitunter viel zu ernste Grundton, kaschiert durch läppische Oneliner, tut dem Film bisher gar nicht gut. Es wirkt einfach nicht mehr wie der Spaß aus der längst vergangenen Zeit, sondern mehr wie dessen jüngerer Bruder, der das alles auch machen will, nur zu sehr auf moderne Mittel zurückgreift und gar nicht mehr weiß, was denn eigentlich mal so cool war.

                                              Es gibt aber Licht am Ende des Tunnels: Im letzten Drittel, wenn endlich alle Opis Seite an Seite knüppeln und ballern dürfen, da geht auf einmal die Rechnung halbwegs auf. Im Minutentakt wird nun zitiert und auf Klassiker und Karrierehöhepunkte des Herrengedecks angespielt, zwar gezwungen, aber macht Spaß. Statt CGI-Flugzeugen und Panzern wird nun handfest zur Sache gegangen, die Kugeln fliegen und die Luft brennt. Zudem gibt es wieder die erstaunliche Feststellung aus Teil 1: Der Höhepunkt im Cast ist mal wieder jemand, der komplett am Ende war. Damals waren es Dolph Lundgren und Eric Roberts, jetzt ist es Jean-Claude Van Damme. Dabei hat JVCD gar nicht so viel Screentime und seinen obligatorischen Spagat kann er wohl auch nicht mehr, dafür gelingt ihm dieser auf ganz anderer Ebene. Er wirkt nie lächerlich, bringt eine gewisse Ironie mit, trotzdem ist er als Bad Guy voll ernst zu nehmen und so cool wie schon lange nicht mehr.

                                              Das letzte Drittel rettet einen bis dahin eher mauen Aufguss mit ganz viel Willen aber wenig Geschick vor dem Altenheim, obwohl hier mehr Radau gefahren wird. Es ist halt eine Frage der Herangehensweise, dass hat beim Erstling deutlich besser gefallen.

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                                              • 6

                                                [...] Nach einem erstklassigen Beginn (mit dem mal wieder tollen Bill Paxton) dreht sich "The Last Supper" leider viel zu lange im Kreis. Dem sich andauernd wiederholenden Szenario fehlt es irgendwann an Reiz, auch wenn die bröckelnde Gruppendynamik nach anfänglicher Euphorie schon thematisiert wird. Problematisch ist einfach die Tatsache, dass niemand der Protagonisten grundsätzliche Sympathiepunkte inne hat, die er parallel zu den fragwürdigen Taten einbüßen könnte. Die "Opfer" stellen zwar wirklich hassenswerte Arschlöcher dar, doch die fünf Freunde mit der Besserwisserattitüde können dem Zuschauer auch kaum ans Herz wachsen. Ihr Handeln scheint von vorne herein falsch und unsympathisch, egal was für ein Drecksack da wieder seinen geistigen Dünnschiss von sich gibt. [...]

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                                                  Der vergessene Film # 4
                                                  - Nicht bekannt, bisher 2 MP Bewertungen, zwar keine großen Stars oder große Produktion, aber ziemlich gut.

                                                  Der italienische Horrorfilm, eine ganz eigene Welt.
                                                  Aus heutiger Sicht, zumindest aus dem Blickwinkel der Horror-Generation 2000+, mag das mitunter fast befremdlich wirken. Gianfranco Giagnis "Il nido del ragno" (welch wunderschön klingender Titel) ist mit seinem Baujahr 1988 sogar ein Spätzünder, der dafür die Stärken und besonderen Eigenheiten der italienischen Genrefilme voll auslebt.
                                                  Giagnis Werk besticht nicht ernsthaft durch eine besonders ausgeklügelte Geschichte, standartisierte Schockeffekte oder umwerfende Darsteller. Es ist diese Atmosphäre, diese Stimmung, dieser soghafte Strudel aus Suspense, gespenstisch-abstrakten Momenten und die Faszination, die davon ausgeht. Giagni gelingt eine teilweise ungemein beängstigende, wunderbare Komposition aus Bildern, Musik und Aura, die den gesamten Film zu tragen weiß.
                                                  Der Zuschauer folgt Whitmore auf seinem fortschreitenden Sturz in einen undurchsichtigen Albtraum auf Schritt und Tritt, fühlt sich ähnlich unbehaglich, nur mit dem komfortabelen Vorteil, sich seines Überlebens gewiss zu sein.
                                                  Die Geschichte ist dabei nicht mal sonderlich überraschend, dennoch bleibt die brodelnde Grundspannung konstant erhalten, was schlicht an seiner gekonnten Umsetzung in den wesentlichen Dingen, bezogen auf das Genre, liegt. Das lässt ein Händchen erkennen, wie Szenen wirken können, wenn die Stilmittel beherrscht werden.
                                                  Es lassen sich zwar auch Haare in der Suppe finden (zum Teil auch altersbedingt), das stört die Effektivität aber nur gering. Sicherlich leicht bis mittelschwer trashig muss schon das, nennen wir es mal, weibliche Schreckgespenst bezeichnet werden, speziell das dürfte dem "modernen" Genrefreund leicht ulkig auffallen. Mit der liebevoll-altbackenen Maske und dem wenig femininen Gequieke wirkt es eindeutig nicht wie das pure Grauen. Bleibt aber zu verschmerzen. Auf einem vergleichbaren Niveau mag die fast finale Effektshow für manche Leute wirken, gerade das hat jedoch einen wunderbaren Reiz. Natürlich meilenweit überholt, aber derart abstrakt und auf seine Art ekelhaft-charmant, dass es eine Freude ist.
                                                  Keine Film für Hinz und Kunz, die werden sich unter Umständen sogar langweilen oder den Kopf schütteln, doch es wird genug Menschen geben, die sich daran sehr erfreuen können. Einer davon hat gerade diese Text verfasst.

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                                                  • 7

                                                    Mit spärlichen Mitteln, dafür mit einer hundsgemeinen Grundidee durchkonstruierte Slasher-Hommage aus Israel. Erinnert in seiner Herrangehensweise an den US-Hit "Tucker & Dale Vs. Evil". Zwar geistert hier von Anfang an der böse Killer durch den Wald, praktisch ist er ein kleines Licht. Er braucht nicht im Minutentakt das Hackebeil zu schwingen, das erledigen seiner "Opfer" bzw. die zufällig in die Szenerie stolpernden Figuren mit einer erfrischenden Selbstverständlichkeit von selbst. Daraus bezieht "Rabies" seine schmutzigen Charme: Prinzipiell hätte hier niemand ins Gras beißen müssen, dennoch wird die Darstellerdichte im weiteren Verlauf extrem dünn. Das Gesamtkonzept des Films erschließt sich nicht sofort, sobald der Groschen dann gefallen ist, lässt sich das perfide Schmunzeln kaum verkneifen. Der bescheidene Look und die (anfangs) etwas hölzernen Darsteller sind da recht schnell verziehen, denn hier steht die Idee im Vordergrund und die ist echt nicht schlecht. Kaum vorhersehbar fallen die Figuren in ihre selbst geschaufelten Gräber, der Witz steigt kontinuierlich an. Am Ende steht ein kleiner, fieser Reißer, den man in der erst offensichtlichen Klischeesuppe nie für möglich gehalten hätte. Überraschende Punktlandung.

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