JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 9

    "Ich werde unsere Rechtsprechung nie mehr so sehen können, wie bisher. Ich habe entdeckt, dass das Recht zwei Gesichter hat..."

    Regisseur und Autor José Giovannis "Endstation Schafott" ist nicht nur ein flammendes Plädoyer gegen die Todesstrafe, gegen die Unmenschlichkeit in der französischen Justiz, gegen die Zustände in den Gefägnissen, es ist ein unglaublich bewegendes, sehr menschliches Drama um Schuld, Sühne und das Abstrampeln eines geläuterten Mannes, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Gino (Alain Delon) tut alles dafür, seine Vergangenheit für immer zu begraben, erlebt Rückschläge, die ihn nicht von seinem Weg abbringen können und läuft letztendlich doch nur in einem Hamsterrad aus Vorurteilen, sozialer Ausgrenzung und Ungerechtigkeit, die ihm, trotz seiner guten Vorsätze, nie auch nur den Hauch einer Chance gewähren.

    In kompakten, intensiven 90 Minuten lässt Giovanni keine Gelegenheit ungenutzt, seine politisch-sozial-kritischen Statements zu unterstreichen, was bei vielen ähnlich angelegten Produktionen oft wie ein erhobener Zeigefinger wirkt, der den Zuschauer unermüdlichen in der Nase bohrt. Sicherlich ist der Zeigefinger erhoben, doch er nervt und bohrt nicht, er steht für die grausame Realität seiner Zeit. Es ist bedrückend mitanzusehen, wie Resozialisierung nur ein Begriff auf dem Papier ist, wie sie aber tatsächlich nicht praktiziert wird. Im Gegenteil, sie wird demontiert. Es gibt keine Hilfestellung für Menschen, die durch ihre Vergangenheit gebrandmarkt sind und dafür bezahlt haben, ihnen werden so lange Knüppel zwischen die Beine geworfen, bis sie erneut zu Fall kommen. Das erscheint extrem dargestellt, wirkt jedoch jederzeit authentisch, auf traurige Art nachvollziehbar und gibt wichtige Denkanstöße, wie wir vielleicht selbst zu Schubladendenken neigen und Menschen abstempeln. Das Schicksal von Gino berührt, schmerzt und wirkt trotz seiner hohen Emotionalität, gerade in den unglaublich erschütternden Schlussminuten, nie zu dick aufgetragen, nie wie eine Pathosbombe, deren Explosion den Zuschauer vollgeklebt zurücklässt. Das sind Emotionen, die sich von selbst entwickeln, auf der grausamen Ungerechtigkeit der Geschichte basieren und nicht durch inszenatorische Manipulationen entstehen.

    Die Hauptdarsteller spielen schlicht umwerfend. Delon als wehrloses Bauernopfern der Justiz und vor allem Jean Gabin als herzensguter Sozialarbeiter, der durch die drastischen Entwicklungen endgültig den Glauben an diese verliert. Ein heftiges, sehr wichtiges Stück Kino der Extraklasse.

    "...und dahinter verbirgt sich das Grausamste, was ich jemals gesehen habe. Eine Maschine, die tötet."

    16
    • 4

      Vor bunter Bonanza-Studio-Kulisse dürfen alberne Möchtegern-Helden ein spießiges Altherren-Western-Theater spielen, mit doofen Machosprüchen, weiblichen Hingucker-Anhang zum schön Rumstehen und bösen Indianern. Kurz, Gott sei Dank, unglaublich vermottet, viel zu fabenfroh und genau der Grund, warum US-Western oft einen schlechten Ruf haben. Theatralisches Schauspiel, harmlos familientauglich runtergekurbelter Einheitsbrei für Opa im Altersheim, dem sei der Spaß gegönnt. Und um 17:30 gibt es Abendbrot... Zeitgleich entstand in Italien "Für eine Hand voll Dollar". Mehr muss nicht gesagt werden.

      13
      • 6 .5

        Eine Fortsetzung zu einem Meilenstein ist immer eine zwiespältige Angelegenheit. Verständlich aus kommerzieller, unnötig aus künstlerischer Sicht. "Jaws 2" wiederholt, natürlich, die Abläufe des Vorgängers, wie könnte er auch sonst aussehen, ist, natürlich, nicht ansatzweise so genial wie Spielbergs Meisterstück (die Proteste der "Indiana Jones" Fraktion kann ich akzeptieren, über den Rest muss gar nicht erst diskutiert werden), hält sich aber sehr anständig über bzw. gut unter Wasser.

        Verantwortlich dafür ist die ansprechende Umsetzung (in den späteren Fortsetzungen leider nur noch Fischfutter) und die Tatsache, dass Roy Scheider und somit seine Figur wieder an Bord ist. Darauf stützt sich der gesamte Film, Scheider trägt ihn über weite Strecken im Alleingang. Ohne ihn würde halt irgendein Hans Wurst erstmal das Szenario des Erstlings komplett nachspielen müssen, so baut das Sequel auf die Erfahrungen seiner Person auf. Wieder taucht ein Hai auf und Brody wittert sofort die Gefahr, nur will ihn keiner ernst nehmen. Diese, später oft und gerne genutzte, Konstellation funktioniert gut, gerade da Brody als Charakter und seine Vergangenheit bekannt sind. Somit ist der Mittelpart, der lange ohne den weißen Wüterich auskommen muss, interessant und kann unterhalten. Den grandiosen Spannungsbogen des Vorgängers kann "Jaws 2", nicht nur dadurch, eben nicht halten, dazu fehlen einfach die wirklich prägnanten Momente. Die Hai-Attacken sind durchaus effektvoll inszeniert und durch John Williams erneute Mitarbeit ist auch der wunderbare Score wieder am Start.

        Dem Film fehlt es unter Strich leicht am nötigen Biss und den ungemeinen Bedrohlichkeit, die Spielbergs Knabberflößchen bis heute so zeitlos und packend macht. Es wurde sich aber zumindest Mühe gegeben, handwerklich ist das voll in Ordnung und seine Momente hat der zweite Hai auf jeden Fall. Wie groß der letztendlich Qualitätsunterschied ist, kann prima am Finale abgelesen werden. "Jaws" schrieb da Filmgeschichte, die letzten Minuten sind, in allen Belangen, für die Ewigkeit. Hier ist das ok, aber nicht mehr.

        Insgesamt ein ordentlicher Film, der ohne seinen überfischlichen Schatten eventuell sogar besser wäre, aber nunmal im Fahrwasser schwimmt und damit leben muss. Sehr solide, kann nicht jedes Sequel, besonders von Überfilmen, von sich behaupten.

        17
        • 7

          Der vergessene Film # 15.
          "Das schwarze Reptil".
          Bisher nur 16 Bewertungen (aber immerhin 4 Kommentare).
          Ein Horrorfilm der Hammer-Studios, ohne Stars, mit spärlichen Mitteln runtergekurbelt, trotzdem sehr gelungen.

          Es ist schon erstaunlich, dass gerade die nebensächlich behandelten Werke der Hammer-Studios so gut gelungen sind. "The Reptile" wurde zeitgleich mit "The Plague of the Zombies" gedreht, beide nur als Support Feature für die jeweiligen Hauptfilme. Bei "The Plague..." war es "Dracula - Prince of Darkness", bei diesem Film "Rasputin - The Mad Monk". Nicht die einzige Gemeinsamkeit, denn sie entstanden auch am selben Drehort. Die Sets von Plague und Reptile sind, mit Ausnahme des Häuschens der Spaldings, identisch. Da gibt es das Dorf, die Kneipe, den Friedhof und die Villa. Es sieht nicht nur vertraut aus, sogar viele Kameraeinstellungen wurden direkt übernommen. Da wurde Geld und Zeit gespart, besonders am Geld mangelte es dieser Produktion. Demenstprechend wurden keine Stars verpflichtet und es musste auch sonst kräftig gespart werden. Allein deshalb muss den Beteiligten ein großes Lob ausgesprochen werden. Lediglich dem Creature-Make-Up ist der Sparkurs etwas anzusehen, aber altersbedingt ist selbst das kein Beinbruch. Regisseur John Gilling behalf sich damit, die Kreatur nicht zu oft direkt einzufangen und etwas mit der Beleuchtung zu tricksen. Auch sonst war die Produktion problematisch. Gilling mochte das Drehbuch von Anthony Hinds nicht und schrieb es drastisch um, einige Szenen mussten nachgedreht werden, so was bricht vielen Filmen das Genick.

          Hier wurde wohl (obwohl die ursprüngliche Version natürlich nicht bekannt ist) alles richtig gemacht. "The Reptile" macht nicht nur das Beste aus seinen widrigen Voraussetzungen, er ist nicht nur deutlich besser als sein Hauptfilm "Rasputin - The Mad Monk", der seinen Charme ja hauptsächlich nur durch die enorme Spielfreude von Christopher Lee bezog, sondern insgesamt einer der besten Hammer-Filme. Im Gegensatz zum durchgeschepperten Mönch atmet "The Reptile" in jeder Sekunde den guten, alten Flair der Hammer-Filme. Die Sets, die Musik, die gesamte Inszenierung ist wunderbar stimmungsvoll. Warum dieses Werk jetzt als so gelungen betrachtet werden kann, liegt aber in seiner Geschichte bzw. deren Aufbau, Entwicklung und der Figurenzeichnung.

          Obwohl der Titel natürlich schon verrät, worauf der geneigte Gruselfreund sich einstellen darf, hält Gilling sein Monster lange versteckt, was keinesfalls zu Längen führt. Im Gegenteil, er entwickelt äußerst geschickt Spannung, baut Suspense-Elemente ein, schafft nicht nach 5 Minuten zu durchschauende Figuren und erzählt eine Geschichte, die an sich interessant ist und sich nicht nur auf seine monströse Figur als solche stütz. Hier weiß der Zuschauer nicht schon nach der Hälfte des Films, was denn nun genau vorgeht und muss nun mit viel Drive bei der Stange gehalten werden. Bis zum Schluß bleiben gewisse Fragen offen, die schlußendlich alle beantwortet werden. Genau dadurch bezieht "The Reptile" seinen Reiz, nicht zu früh mit allen Fakten konfrontiert zu werden. Die Figuren sind ähnlich undurchsichtig angelegt, ihre Positionen und Motive werden erst kurz vor Schluss endgültig dargelegt. Besonders bemerkenswert ist die Rolle der Frauen in dem Film, denn sonst spielten bei Hammer oft die Männer die erste Geige (ausgenommen natürlich gezielt auf Damenrollen angelegte Projekte wie "She" oder "The Nanny"). Anfängliche Nebenfiguren entwickeln sich zu Hauptpersonen, da ist "The Reptile" deutlich überraschender als vergleichbarer Filme der Studios.

          Der Support-Look ist "The Reptile" zwar in gewissen Punkten anzusehen, von der Geschichte, dem Buch und der Umsetzung, gemessen an den Mitteln, ist er aber ein kleinens Glanzstück der Gruselschmiede. Sehr sehenswert, sicher nicht nur für Fans.

          15
          • 8

            - "Warum bleibst du bei mir?"
            - "...weil du mir so äußerst wertvoll bist. Viel wertvoller als jemals zuvor."

            In was für einen Strudel aus menschlichen Emotionsgeflächten, Höhe- und Tiefpunkten, Grenz- und Extremerfahrungen uns Roman Polanski bei "Bitter Moon" einsaugen wird, deutet sich zu Beginn kaum oder nur sehr vage an und lässt sich maximal am Rande erahnen. Dafür beginnt die Schilderung der Liebe zwischen Oscar und Mimi viel zu romantisch, verspielt, fast schon märchenhaft-kitschig. Die perfekte Romanze eines Paares, das in den gemeinsamen Stunden, Tagen und Wochen die Welt um sich herum vergisst. Voller Hingabe wird sich die gegenseitige Liebe beteuert und ausgelebt. Mit vollem Körpereinsatz. Ja, es macht fast den Eindruck, Polanski hätte den Kitsch für sich entdeckt, um sich schliesslich bei der Inszenierung der ausgiebigen Liebesspiele selbst zu befriedigen. Doch "Bitter Moon" baut da nur auf, was er im weiteren Verlauf mit einer wahninnigen Intensität einreißt.

            Die Befürchtung, Polanski würde hier ein altersgeiles Soft-Porno-Geschnacksel runterschleudern, bei dem es lediglich um das Zuschaustellen nackter Haut und immer bizarrer werdenden Sexpraktiken gehen, wird in der zweiten Hälfte ohne Kompromisse von sich geschmettert. Vorher wird keine Gelegenheit ausgelassen, sich gegenseitig zu begatten. Mal ganz klassisch vor dem Kamin, mal mit vollem Mund, später auch gerne in Latex, mit Popo-Peitsche oder der Schweinemaske im Gesicht. Keine billig-sabbernde Fleischbeschau, denn Polanski zeigt so, wie die Beziehung der Beiden ein obsessives Maß annimmt, das irgendwann außer Kontrolle gerät. Ab dem Punkt schlägt alles um in die pure Grausamkeit. "Bitter Moon" schmeckt nun so bitter wie er klingt, die Geigen sind vom Himmel in die Hölle gefallen und schlagen plötzlich ganz andere Töne an. Jetzt offenbart die Bessessenheit, der bedingunglose Verfall dem Partner gegenüber seine hässlichste Fratze in einem Ausmaß der Boshaftigkeit, wie es selten zu sehen ist. Das kann nur durch den vorher entstandenen Unterbau so wirken, tatsächlich glaubhaft, selbst in seiner Extreme. Wie unendliche Liebe in so grausamen Sardismus enden kann, ist verstörend, bitterböse und vernichtend. "Bitter Moon" zerreißt seine Protagonisten vor den Augen des Zuschauers, der diesem, sich immer steigernden, Prozess fassungslos zusieht, fasziniert und abgestoßen ist. Ein Beziehungsdrama von ganz oben nach ganz unten, eigentlich noch viel weiter. Wo sonst am Ende die Trennung steht, geht das hier Gezeigte den Schritt weiter, der so brutal wie endgültig ist.

            Ein schonungsloser, beunruhigender Film mit einer engagierten Emmanuelle Seigner und einem famosen Peter Coyote, bei dem es sehr verwundert, dass die Karriere danach im B-Movie Sumpf unterging. Mit solchen Leistungen empfiehlt man sich sonst für die ganz großen Rollen, sehr schade.

            15
            • 10

              [...] Araki schildert die beiden Entwicklungen dieser Charaktere, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Das gelingt nicht nur hervorragend und authentisch, vor allem ist es die ganze Art und Weise, wie er sich die grausamsten Momente ausspart, ohne den Zuschauer dadurch zu schonen, ihn gleichzeitig aber nicht im Elend ersaufen zu lassen. Natürlich will niemand sehen, wie sich an einem Kind sexuell vergangen wird, das zeigt er auch nicht, aber der Film im Kopf tut weh. Er zeigt die perfide Umgarnung der Jungs, wie der Täter auf seine charmant-liebevolle Art die Falle stellt und schlußendlich nur, was daraus resultiert. Im gesamten Film verübt kein Erwachsener ersichtlich Gewalt gegen ein Kind, aber es wird trotzdem kein Detail erspart. Wie das aussieht, sollte selbst erlebt werden, denn "Mysterious Skin" ist eine Ausnahmeerscheinung. Intensiv, erschreckend, zum Teil abstoßend, aber trotzdem irgendwie warmherzig, berührend, einfach nicht schwarz oder weiß. Hier gibt es keine Verharmlosung von einem abscheulichen Verbrechen, aber einen ehrlichen Umgang damit und ein Finale, das weit weg von einem verklärenden Happy-End ist, dennoch sehr rührend. Hauptfiguren, die einem ans Herz wachsen, deren Schicksale bewegen und mit denen das Mitfühlen selbstverständlich ist. Herausragend dabei ist die Leistung von Joseph Gordon-Levitt, vielleicht seine Beste. [...]

              37
              • 0 .5

                Ich bin etwas irritiert...
                Kritikerschnitt: 7,2 (!). Gut, muss ja nicht alles verstehen.

                - "Letztes Jahr sind die Leute durchgedreht, haben vergewaltigt, Feuer gelegt, geplüdert, haben alles mitgenommen..."
                - "Man, Alter...das wird affengeil!"

                So, da kann gerne gegrinst werden (nach nicht mal 5 Minuten), nun wird es zappenduster.

                Trash ist, wenn man trotzdem lacht, klingt ja einfach, ist es aber nicht. Trash ist nicht gleich Sondermüll, "Die Legion der Vampire" gehört zu den merkwürdigen Sonderposten, die die Müllabfuhr aus den gelben Säcken der Theke aussortiert, mit Hundescheiße dekoriert und angezündet hat, die haben schließlich auch ihren Stolz, ein tapferer Mitarbeiter hat es todesmutig ausgetretten und ich habe das nun hier, erklärt den Geruch, ich dachte schon, die Katze hat Durchfall.

                Wenn selbst Häuptling Trasheagel leicht die Kotze hochkommt, läuft irgendwas total falsch. Komische Vögel, die für einen Porno wohl zu schlecht, hässlich, frigide oder alles zusammen sind, albern vor Papas Digicam rum, lassen selbst die Sackhaare vor Scham grau werden und schaffen es nichtmal, diesen dilettantischen Blödsinn irgendwie charmant und ulkig zu verkaufen.

                Von mir aus darf ein Film für das Pfandgeld des, bestimmt sehr ergiebigen, Brainstorming bei der Planung dieses Schunds entstehen, selbst da droht eine Klage wegen Veruntreuung. Ne, das ist echt nicht witzig, das tut weh. Glückwunsch, DVD auf dem Markt, 0,5 Punkte für den nächsten Kasten Plörre-Bräu, dann wird das was mit der Trilogie...in 3D!

                Onyxxx, nicht böse sein, willst du die DVD haben? ;)

                15
                • 7 .5

                  Unglaublich, wie "Martyrs" Regisseur Pascal Laugier dem, selbst fachkundigen, Zuschauer anfangs eine lange Nase dreht, bewusst und so überzeugend alles nach ausgekochter 08/15-Suppe aussehen lässt, nur um dann einen Haken nach dem anderen zu schlagen. Es hat auch bei mir funktioniert, voll reingefallen.

                  Die ersten Minuten sieht das nach der üblichen Butzemann-Story ohne Pepp aus. Die Geschichte rund um den Tall Man klingt zwar nach einem netten Schauermärchen, nur gestalltet sich das erste Drittel wie ein lascher Genreeintopf mit einer nervigen Jessica Biel, alles schon mal gesehen und dann viel besser, auf Wiedersehen. Nix da, alles Kalkül. Nicht nur die Inszenierung, die Geschichte, ja sogar die Biel scheint wie eine einzige falsche Fährte, ab einem gewissen Punkt dreht sich alles so blitzschnell um die eigene Achse, jetzt sitzten selbst die Twist-Experten verwundert vorm Bildschirm und werden immer aufs Neue überrascht. Laugier wirft vorher gezielte Köder aus, die aus neunmalkluger Selbstverständlichkeit (da nehme ich mich bewusst nicht raus) hastig runtergeschluckt und müde verdaut werden, aber das ist seine Taktik. "The Tall Man" stellt die Weichen auf Mystery-Horror in langweilig, um dann alles auf den Kopf zu stellen. Die klischeetriefenden Rollenschemata sind wie Ablenkunsmanöver eines Bühnenzauberers, der mit der rechten Hand rumfuchtelt, während die Linke das Kannichen aus dem Hut zaubert. Da schlägt Laugier die einzige zu erkennende Brücke zu seinem Blutbad "Martyrs", der von Einigen als Folterteufelswerk verschriehen ist, von Anderen aufgrund seiner Vielschichtigkeit geachtet wird. Gore hat hier mal Pause, soviel Blut saugt jede Mücke an einem heißen Sommertag, aber diese Irreführung, dieses Spiel mit den Erwartungen ist ähnlich.

                  "The Tall Man" ist ein geschickter Gauckler, der sich als lascher Horrorfilm tarnt, um dann die Kurve so rasant und im toten Winkel zu nehmen, dass es so mutig wie gelungen ist.

                  29
                  • 6 .5
                    über Chained

                    Jennifer Lynch hat sicherlich die Bürde zu tragen, dass ihr Vater David als einer der einzigartigsten Filmemachern unserer Zeit gilt. Ihre Werke mit seinen zu vergleichen ist zwar total sinnlos, da sie gar nicht erst versuchte, in die riesigen Fußstapfen zu tretten, nur selbst losgelöst davon ist ihre Filmographie bisher eher durchwachsen. "Chained" kann zumindest stellenweise zeigen, dass Fräulein Lynch es doch kann. Umso bedauerlicher ist es, dass das große Potenzial nicht vollends ausgeschöpft wird und den guten, intensiven Momenten einige Schwachpunkte gegenüberstehen.

                    "Chained" beginnt extrem unbehaglich, verliert keine Zeit und drückt den Zuschauer sofort in seine schauderhafte Geschichte. Schon die ersten Minuten sollten eher Zartbeseiteten Albträume beschehren und auch abgebrühten Filmfans dürfte es leicht mulmig werden. Das Szenario ist so bitterböse und lässt nie den geringsten Spielraum für Hoffnung. Lynch will keinen "unterhaltsamen" Horrorfilm machen, das ist ein knallharter Psycho-Thriller, dessen Grundidee wahrlich schmerzt. Die Atmosphäre ist bedrückend, in seinen besten Momenten erinnert er tatsächlich an John McNaughtons "Henry: Portrait of a Serialkiller". Ihren Teil tragen dazu Vincent D'Onofrio in der Rolle des gnadenlosen Psychopathen Bob und Eamon Farron als Rabbit bei, die beide perfekt auf ihre Figuren passen und sie dementsprechend spielen. "Chained" ist harter Tobak, der zwar nur wenige, explizite Szenen enthält, aber derartig grausam wirkt, dass es eigentlich nur auf den in letzter Zeit versöhnlichen Kurs der FSK zurückzuführen ist, dass dieser Film nicht durch die Prüfung fiel.

                    Leider gerät die Charakterzeichnung von Bob etwas arg klischeelastig. Da werden die klassischen Zutaten eines psychisch gestörten Serienmörders zusammengerührt, was etwas nach Schema F riecht. Das stört insofern, da der Film ja jeder Zeit voll ernstgenommen werden will und sich es dann nicht so einfach machen sollte. Generell ist hier wenig überraschend und nicht alles ist, unter genauerer Betrachtung, vollkommen logisch und nachvollziehbar. Wie gesagt, bei einem anspruchslosen Horrorfilm kann man da ruhig Fünfe gerade sein lassen, doch wer viel will, muss viel bieten. Richtig vergeigt ist das Ende, das nicht nur total unsinnig und haarstreubend überkonstruiert ist, sondern auch überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Da sollte wohl unbedingt noch mal ein Haken geschlagen werden, der dem Film aber massiv schadet, da er sein Gesamtbild stark verwässert. Albern und deplatziert ohne Ende.

                    Wirklich schade, so rutscht "Chained" vom Geheimtipp in die Sparte "recht gut, aber...". Zumindest Genrefans sollten sich den Film aber kaum entgehen lassen, denn selbst mit diesen Mängeln kann er über weite Strecken sehr überzeugen. Ohne diese vermeidbare Fehler würde hier eine klare Empfehlung stehen.

                    12
                    • 6

                      Roger Corman, der alte Schlingel. Der Trash-Papst kann sich natürlich nicht die Chance entgehen lassen, für eine Hand voll Lire einen Kassenknüller mit einer unfassbaren Dreistigkeit zu kopieren, damit daraus zwei Hände voll Lire werden. Dafür kann man ihn nur lieb haben. Die Regie bei dieser Perle überließ es Luigi Cozzi, die gesamte Produktion trägt aber eindeutig seine Handschrift.

                      "Star Trash, äh, Crash" entstand, Überraschung, 1978 und hat sicher nur rein zufällig gewisse Gemeinsamkeiten mit diesem Science-Fiction-Film, dessen Name mir gerade nicht einfällt, ihr wisst schon. Der böse Count Zarth Arn, unglaublich übertrieben verkörpert von Joe Spinell, irgendwo zwischen Graf Zahl, Las Vegas Magier und Zirkusdirektor, bedroht die Galaxie, Gott sei Dank gibt es Stella Star (!) und ihren sonnengebräunten, extrem lockigen Grinsekasper Akton, die sich für keine Grimasse zu schade sind und mit vollem Einsatz die Welt retten. Ihnen zur Seite steht C-3PO, pardon, Al, ein Polizei-Roboter mit Emotionsmodul und es gibt auch den guten Prinz, gespielt von...tata...David Hasselhoff!

                      Die abenteurliche Reise führt Stella und Löckchen zu merkwürdigen Planeten, die laut Löckchen unentdeckt sind, aber bekannt sind und einen Namen haben, muss man wohl nicht verstehen, voll mit Amazonen, Höhlenmenschen und anderen typischen Aliens. Die anfangs extrem unbekleidete Stella prügelt sich mit beeindruckenden Martial Arts Fahigkeiten todesmutig mit dem ganzen Pack, während Löckchen immer auf dem Schiff bleibt und kluge Tipps gibt. Später trägt Stella leider etwas mehr Stoff, bzw. Plastik (Löckchen hat übrigens einen totschicken Latexanzug), drohte sich wohl zu erkälten, und ihr gut geföhnter Kumpane erwähnt mal ganz am Rande, dass er in die Zukunft sehen kann. Super, Mission jetzt voll easy, aber halt: Löckchen darf nichts sagen, denn das würde ja das Schicksal beeinflussen, schade. Im Endeffekt also null Hilfestellung, stattdessen wird trotzdem das Leben riskiert und der Grinsekater erklärt später nur neunmalklug, was man gerade selbst rausgefunden hat. Vielen Dank dafür.

                      The Hoff lässt etwas aus sich warten, wenn er dann zu dem Duo mit dem Brett vorm Kopf stößt, klinkt er sich dort wunderbar ein. Wenn er und Löckchen nebeneinander stehen, weiß der Zuschauer gar nicht, wer wohl das Lichtdoubel von wem ist. Haben definitiv den selben Friseur, nur Löckchens Matte wippt schöner und bietet Platz für eine ganze Vogelfamilie. Christopher Plummer darf übrigens auch mitspielen, in der Rolle von Hoffis Papa, dem guten Emperor, muss der heute stolz darauf sein.

                      Bemerkenswert ist neben den großartigen Sets, Kostümen und Requisiten (die Waffen sehen größtenteils aus wie aus der Küchenschublade oder dem Baumarkt) die fast finale Endschlacht mit Graf Zahls "Todesstern", in der doch tatsächlich ganze Einstellungen aus diesem anderen Science-Fiction-Film nachgestellt werden, nur halt in ganz billig. Das muss du erstmal bringen. Das Weltall wird ohnehin knuffig dargestellt, als würden die durch eine Lava-Lampe fliegen. Speziell bei der Super-duper-Todeswaffe von Count Chocula erinnert das an jenes Dekostück oder auch an Zini aus "Spaß am Dienstag", falls das noch jemand kennt. So richtig tödlich ist die irgendwie auch gar nicht, zumindest nicht für Stella, die nur "ah, mein Kopf" brüllt und C-3POs schwarzer Bruder Al stimmt da mit "ah, meine Schaltkreise" zu, so eine Art Migränekanone, wie fieß. Ach so, Lichtschwerter gibt es auch, aber das muss wohl nicht extra erwähnt werden.

                      Es ist ein Fest, ein einziges Fest. Wie man so ungeniert alles klaut was bei drei nicht auf dem Baum ist, immer haarscharf an einer Copyrightklage vorbei, und dann auch noch so unfassbar dämlich und billig umsetzt, sagenhaft. Hat Corman zwei Jahre später bei "Galaxy of Terror" noch mal gebracht, da hat er dann diesen anderen Science-Fiction-Film mit diesem schweizer Schleimmonster kopiert, nur "Star Crash" ist noch viel witziger. Eigentlich nicht bewertbar, für diese Gaudi passt kein Punktesystem.

                      23
                      • 7

                        "Chillerama", zweifellos ein besonderer Film, der in den Zeiten von Streaming-Portalen, Video-on-Demand, Digitalkopien und Blu-ray (obwohl er natürlich auf all diesen Wegen zu sehen ist), die Fahne hochhält für das Auto- und Grindhousekino, Trash, dem Anti-Blockbuster-Film aus der Schmuddelecke, einer aussterbenden Ära, in der sich Nerds und Geeks wohl fühlten und nun kommen vier Filmemacher daher, um dem Respekt zu zollen.

                        "Chillerama" ist einerseits eine liebe- und hingebungsvolle Hommage für die Filmfans mit dem Herz am rechten (oder falschen?) Fleck, aber natürlich auch eine Ansammlung der puren Geschmacklosigkeit, in dem wirklich nichts ausgelassen wird. Killer-Sperma, schwul-trällernde Wer(bären)wölfe, Geschichtsvergewaltigung, die von der Idee schon sehr gewagt ist, eine Scheiß-Orgie, die in einem Rudelbumsen von Zombies endet. Alles klar? Wer jetzt noch nicht gedanklich voll raus ist, angewidert unter die Dusche springt oder vorsorglich schon mal "Forrest Gump" einlegt, das könnte ihr Film sein.

                        Adam Rifkin ("Detroit Rock City", von seiner Filmographie eher der Außenseiter, tatsächlich kommt von ihm die mit Abstand beste Episode), Tim Sullivan ("2001 Maniacs", der die eigene Homosexualität in seinem Beitrag mit Anlauf in jegliches Klischee laufen lässt, wofür andere Leute böse auf die Fresse bekommen hätten), Adam Green ("Hatchet" 1 & 2, der mit der besten Grundidee etwas enttäuscht) und Joe Lynch ("Wrong Turn 2", dessen bekanntestes Werk mir gar nicht zusagt, dafür hier ein positive Überraschung darstellt) liefern einzelne Kurzfilme ab, die als Film-in-Film zu "Chillerama" werden. Obwohl Lynch da etwas rausfällt, aber Spoiler sind doof und daher sollte das jeder selbst sehen (wer sich traut).

                        Bei einer Mischung von einzelnen Geschichten, die nichts miteinander zu tun haben, ist eine allgemeine Wertung oft schwierig, da macht "Chillerama" keine Ausnahme. Daher fühle ich mich gezwungen (obwohl ich das nicht gerne mache), auf jede Episode genauer einzugehen (dafür gibt es dann auch die Gesamtwertung).

                        1. Wadzilla.

                        "Dann wichsen sie, sofort!"

                        Adam Rifkin liefert einen Auftakt nach Maß. "Wadzilla" ist so klebrig, bescheuert und mit irrsinnigen Ideen gesegnet, da gibt es Samenstau, wenn man nicht...

                        Das erinnert tatsächlich an einen billigen Monster-Film der 50er, Rifkin spielt sogar selbst die Hauptrolle (das gar nicht mal schlecht) und es jagt ein Knaller den nächsten. Die "Stardichte" ist hier sogar am höchsten, oder wem sagen die Namen (von denen, die nicht schon Forrest zuschauen) Ray Wise, Lin Shaye (hat in Episode 2 einen noch größere Rolle) und Eric Roberts nichts?

                        "Das Militär tut jedoch sein bestes, wie man ein Ding von dieser Größe runterholen kann...Von den Behörden wird dieses Arial der feuchte Fleck genannt."

                        Herrlich, sogar eine der bekanntesten Frauen der Welt lässt die Hüllen fallen und wackelt mit dem Popo, versprochen.

                        "Wenigstens ist es gut für die Haut".

                        2. I Was A Teenage Werebear.

                        "Ihr Kopf ist ausgelaufen, macht bißchen verrückt."

                        Tim Sullivan macht einen übertrieben schwulen Mix aus "Grease", "The Lost Boys" und Werwolf Film, der genial wäre, wenn der Klamauk nicht stellenweise an "Scary Movie" und Konsorten erinnern würde. Das gibt es soviele brachial-alberne Gags, gegen "Wadzilla" stinkt der, darauf beschränkt, ab. Too much.

                        Aber, aber: Neben der eigentlich witzigen Idee gibt es eindeutige Höhepunkte: Die Gesangseinlagen sind großartig. Das beispielsweise "Love bit me on the ass" keine Oscarnominierung bekommen hat, ist ein Skandal. Wenn jetzt der Rest noch stimmen würde, ein Kurzfilmmeisterwerk. Das ist nur leider so auffälig, ganz gut.

                        3. The Diary of Anne Frankenstein.

                        "Halt! 99 Luftballons."

                        Tja, schade, da war am meisten drin. Der Titel ist ja wohl nicht mit Gold aufzuwiegen, geschweigen denn an Geschmacklosigkeit zu überbieten, für manche Leute ist das Sprengstoff genug. Adam Green nutzt dieses Potenzial kaum, lässt eine albern-stammelnde Hitler-Karikatur auflaufen und es sieht lang (na ja, für einen 20minüter) nach verschenkt aus. Die letzten Minuten machen immerhin Boden gut (der Stuntman!).

                        Trotzdem, gemessen an den Möglichkeiten enttäuschend.

                        4. Deathication/Zom-B-Movie.

                        "Deathication" wird eingeläutet von Fernando Phagabeefy und er hat wohl die beste Zitate des Film.

                        - " Hallo Doktor..." (muss man sehen).

                        - " Was sie gleich sehen werden, wird sie zum Scheißen bringen."

                        - " Dieser Film wird sie mit ihren Fäkalien vergewaltigen."

                        Ja, dem mag ich nicht wiedersprechen, so viel gibt es von dem Prachtstück auch nicht zu sehen, daher zu...

                        "Zom-B-Movie", nach "Wadzilla" das Prunkstück von "Chillerama". Die Grenzen des guten Geschmacks werden noch mal total überfordert und Joe Lynch zeigt sich äußerst zitierfreudig, minutenlang ist jedes gesprochenen Wort ein Oneliner aus einem bekannten Film, wer alle kennt bekommt ein Eis. Toll!

                        Jetzt zum Haken: Wie werte ich das Ganze? Da gibt es recht viel Licht, leider speziell in Episode 2 & 3 auch Sachen, die sehr schattig und, das ist das Hauptproblem, unnötig sind, denn Potenzial und Ideen hat jeder Part des Films. Die Message der vier Herren ist aller Ehren wert, ihre Liebe zum Unsinn und ihre Kreativität unverkennbar, deshalb springe ich über meinen Schatten und gebe 7 Punkte, die für "Wadzilla" deutlich zu wenig und für "Zom-B-Movie" angemessen wären. "I Was A Teenage Werebear" hat zumindest die Idee und die Songs und "The Diary Of Anne Frankenstein" ist ja auch nicht daneben. Abgerundet durch die ganze, liebevolle Zusammensetzung finde ich das vertretbar.

                        Und jetzt mal Butter bei die Fische: Spaß macht das ohne Ende! Freunde einladen, Bier kaltstellen, im Nachbarzimmer "Forrest Gump" für "die Anderen" einlegen, ab geht das.

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                        • 5 .5

                          Der zweite Film aus der kürzlich erschienenen KOCH MEDIA GIALLO COLLECTION ist sicher eine Steigerung zu dem mauen Eröffnungsfilm "Tödliches Erbe" und könnte, trotz zahlreicher Mängel, sogar eine wirklich ansehnlicher Genrevertreter sein, wenn er sich denn mehr auf die Stärken der italienischen Schlitzerfilme stützen würde. In den 100 Minuten gibt es zwar durchaus stimmungsvolle Momente, dem klassischen Giallo-Mord darf der Zuschauer dafür nur genau ein einziges Mal beiwohnen, etwas dürftig. Die Szene ist dann auch noch recht knapp gehalten, trotzdem, mehr davon, das könnte eine rundere Sache sein.

                          Francesco Mazzeis Film ist nicht frei von Charme, fängt die Ein oder Andere Szene gut ein und die Whodunit-Geschichte ist sogar bis zum Schluss halbwegs unterhaltsam. Das liegt sicherlich nicht an der Logik, dem Überraschungseffekt (wer sich da in die Irre führen lässt, muss wirklich recht einfälltig sein), doch lässt sich der Streifen angenehm verfolgen. Inszenatorisch nicht schlecht, wenn auch weit entfernt von fehlerfrei (sagenhafter Anschlussfehler: In Minute 19 öffnet der kleine Junge einen Schrank, im Regal, praktisch exakt in der Bildmitte und somit unübersehbar, liegt eine Tasche. Der Knabe greift nach einem Bild und in dem Moment verschwindet die Tasche wie von Zauberhand, als hätte die bezaubernde Jeannie die Arme gekreuzt. Wie das bei finaler Sichtung nicht auffallen konnte, unglaublich.).

                          Irgendwie hat das Werk was, gerade wegen seiner schluderigen Aussetzer. Da werden am Tatort gefundene Beweismittel (die Murmel) einfach mal verschenkt oder dem lässigen Commissario fällt ein weiteres, ziemlich wichtiges Indiz aus der Hemdtasche (da gehört es hin). Der knattert mit dem Motorrad durch die Gegend und nebenbei die verheiratete Ex-Geliebte des Opfers, why not? Sein Kollege wirkt wie ein der lustig-doofe Azubi, der nach der Ausbildung nicht übernommen wird und, obwohl die Handlung über weite Strecken in einem Kloster spielt, nutzt Mazzei jede Chance, den sekundären, weiblichen Geschlechtsmerkmalen reichlich frische Luft zu gönnen. Da schlägt das Italo-Herz höher, bene.

                          Das ist so viel Kritik, wenn auch halbwegs solide gemacht, deshalb ist das nicht mehr als ein Durchschnittsfilm, den sich Genrefreunde, mit geringerer Erwartungshaltung, aber irgendwie noch ansehen können. Wie schon erwähnt, das mit mehr Schlitz und weg, könnte sogar ganz gut gefallen.

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                          • War glasklar. Glückwunsch. :)

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                            • 7 .5

                              - "Denkst du was ich denke?"
                              - "Das Franz Kafkas Kopf explodieren würde, wenn er hier wäre?"
                              - "Genau das, ja."

                              Don Coscarelli, die menschliche Wundertüte. Greif rein und du bekommst eventuell totale Scheiße, etwas verdammt cooles, etwas cooles, das total scheiße aussieht, oder "John Dies at the End".

                              Wer Coscarelli nicht kennt, muss jetzt eine kleine Einleitung bekommen. An sich keine Schande, denn der Typ ist wohl eher was für Genrefreunde. Coscarelli hat es seit 1976 nur auf 11 Regiearbeiten gebracht, allein vier davon zählen zu seiner "Phantasm" Reihe, in Deutschland als "Das Böse" bekannt. Der Erstling von 1979 gilt bis heute als seine Premiumarbeit, vollkommen berechtigt. Das bezieht sich definitv NICHT auf seine handwerklichen Fähigkeiten, selbst damals waren da so viele technische Mängel drin, die heute nur noch viel augenscheinlicher sind. Allein der Schnitt wirkte wie von einem Amateur (der Coscarelli damals auch noch war), das Skript löchrig, der Ablauf sehr ausbaufähig. Aber: Diese Atmosphäre, diese Grund- und Detailidee, diese morbide, abstrakte Geschichte, diese Faszination hat den Film zu einem der wichtigsten Horrorbeiträge gemacht.

                              Die Sequels, jeweils mit langen Pausen entstanden ('88, '94, '98) wurden immer schwächer, Teil 4 ist eine einzige Katastrophe, ab dem Punkt schien Coscarelli mausetot. Sein 2002 veröffentlichter "Bubba Ho-tep", mit Nerdliebling Bruce Campbell, war ein kurzes Lebenszeichen, über die Qualität kann man sicher geteilter Meinung sein.

                              So, und nun "John Dies at the End", das lange herbeigesehnte Comeback oder das überfällige Grabgesteck? Comeback!
                              Um jetzt nicht zu euphorisch zu klingen, Coscarelli ist (immer noch) kein meisterhafter Regisseur, da holpert es hier und da schon mal, auch sein Drehbuch ist eigentlich nur eine Ansammlung unzähliger Einfälle, deren Zusammensetzung es schon etwas guten Zuspruchs bedarf, aber was dieser Mann hier abfeuert, scheint nicht von dieser Welt. Immerhin ist Coscarelli inszenatorisch besser geworden, sogar deutlich. Gut, ein Low-Budget Film von '79 oder '88 steht nicht im Verhältniss zu einem, vergleichbar, günstigen Film aus dem Jahr 2012, es geht rein um die handwerklichen Fähigkeiten. Das sich das zeitlich sehen lassen würde, hatte ich eigentlich schon beim zweitem "Phantasm" gedacht (zehn Jahre nach dem Original), dem war nicht so. Zwischen der grobschlächtigen Inszenierungen dieser Filme und seinem aktuellen Werk scheinen auch Paralleluniversen zu liegen, da hat jemand (wann auch immer) geübt. Nicht perfekt, aber sehr ansehnlich ist das auf alle Fälle.

                              Das zeichnet "John Dies at the End" letztendlich nur am Rande aus, nun zu dem echten Like-Faktor: Die Kreativität, bezogen auf die Geschehnisse, ist sagenhaft. Was hier 96 Minuten auf den Zuschauer einprasselt, ist wie ein Kuriositätenkabinett im Zirkus "Chez Freak" ohne Netz und doppelten Boden. Selten war ein Film so unvorhersehbar, praktisch alle zwei Minuten passiert wieder irgendwas, mit dem nicht zu rechnen wäre. Das der Streifen überhaupt noch so was wie einen roten Faden hinbekommt, ist schon erstaunlich. Das Gesamtbild weißt dann eben Löcher auf, nur wer will darüber meckern? Das ist nicht David Lynch, der alles so bewusst interpretativ und verschachtelt verpackt, dass sich tausend kluge Köpfe darüber tausend Jahre lang ihre Erklärungsansätze um die Ohren klatschen können, das ist Cosacarelli. Manchmal etwas primitiv, manchmal etwas zu albern, aber mit so einem skurrilen, absurden und stellenweise bald genialen Ansatz, ein Fest. Kein leicht verkaufbarer, massentauglicher CGI/Terror/Folter-Horror aus der Hollywoodschule für den schnellen Dollar, ein handgemachter, liebevoller Mix aus "Ghostbusters" (nur sehr gering), Cronenberg Body-Horror, albtraumhaften Unsinn, Splatterfilmanleihen der 80er ("Evil Dead" ist gedanklich, obwohl von der Story weit entfernt, immer anwesend, mag dieser urige Flair sein), Klamauk bis richtig lustig, einfach eine Charmebombe. Dazu gibt es sogar gute Darsteller, wenn sie auch nur die Nebenrollen besetzen. Paul Giamatti, der Liebling des Spleens und des Anspruchs, gibt sich für diese Posse her, hat sie sogar mitproduziert, macht ihn nur (noch) sympathischer. Clancy Brown, seit den 80ern gerne gesehener Nebendarsteller der besonderen Art, hat auch nicht viel Screentime, aber ich liebe ihn. Doug Jones ("Hellboy") sieht zu strange aus, als mal in der US-Filmwelt die erste Geige zu spielen, allein deshalb muss er gemocht werden. Die Hauptdarsteller entsprechen der Budgetgröße, irgendwo ist halt die Grenze, zumindest ok.

                              Wo landet "John Dies at the End"? Ansehen! Danach kann sich gerne geärgert, gefreut oder der Verfasser dieses Kommentars mit Schimpf und Schande übergossen werden, es stört ihn nicht. Er wird diese etwas klobige, leicht konfuse, extrem einfallsreiche Wundertüte mit allem was er hat verteidigen. Das mag nicht viel sein, doch es kommt von Herzen, wie der Film...

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                              • Hast ja noch einiges vor dir. Zwingend anschauen: "Scanners". Zwingend noch mal schauen: "Dead Zone". Zwingend nicht anschauen: "Eine dunkle Begierde". ;)

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                                • 6

                                  Der vergessene Film # 14.
                                  Ein Hammer-Film, mit einem sensationellen Christopher Lee, muss mehr Beachtung bekommen. Jetzt mit 18 Bewertungen und dem ersten Kommentar. Und ich habe den Schnitt gerade deutlich erhöht, immerhin jetzt bei 5,2. ;)

                                  Vage auf der realen Figur des Rasputin beruhend, drehte Hammer 1966 diesen stellenweise ziemlich schrägen Film um einen durchgeknallten Ordensbruder, der sich mal so gar nicht christlich verhält und darüberhinaus auch noch über heilerische Fähigkeiten verfügt. Und alles hypnotisiert, was nicht bei drei auf dem Baum ist.

                                  Klingt leicht schräg, ist es auch. Speziell zu Beginn erscheint es fast wie eine Komödie, was allerdings auch so beabsichtigt ist. Da sorgt der verrückte Mönch für heftiges Schmunzeln, erst später stellt sich die gewohnte Stimmung der Hammer-Werke ein. Wobei, aus diesem Kontext bezieht er nicht seine wahre Stärke. Die Geschicht ist ganz nett und für Hammer-Verhältnisse eine gelungene Abwechslung, aber kein Highlight. Genau das ist dafür Christopher Lee.

                                  Der Kerl legt eine Spielfreude an den Tag, herrlich. Der böse Zottel-Mönch mit den magischen Händen und Augen scheint ihm richtig ans Herz gewachsen zu sein, ohne ihn wäre der Film kaum der Rede wert. Seine Performance ist grandios, ironisch, bissig, es macht einfach einen Heidenspaß, sich das anzuschauen. Ohne diesen bewussten Humor wäre das ein Beitrag unter ferner liefen, so ziemlich unterhaltsam.

                                  "Rasputin" ist sicherlich kein Knaller, aber allein wegen Lee darf der sich gerne angesehen werden. Offensichtliche Schwächen sind nicht zu verleugnen, aber wenn ein Mann mal einen Film im Alleingang getragen hat, dann hier.

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                                    • 8

                                      "Haus aus Sand und Nebel" lässt sich oberflächlich sicherlich ein Vorwurf machen: Was hier an dramatischen Höhepunkten entsteht ist, rein auf die Fakten reduziert, schon ziemlich überspitzt. Manche Filme würden sich daraus ihre Strick drehen, dass wäre der klassische Fall von zu dick aufgetragen. Allerdings wird das hier so nachvollziehbar als ein Worst-Case-Szenario geschildert, dass es nur auf dem Papier so wirkt. Die Stolperdrähte, in die etliche Filme dieser Gangart hilflos hineinlaufen, sind zahlreich gelegt, werden aber durch die Plausibilität übersprungen, die aus den Folgen der Handlungen entstehen. Dafür werden die Figuren und Motivationen zu nachvollziehbar dargestellt. Trotz seiner im absoluten Maximum endenden Dramatik scheint es niemals too much, denn alles ist schlüssig und letztendlich nur das Resultat einer Konstellation, wie sich unglücklicher nicht sein könnte. That's life, nur Gott sei Dank nicht alltäglich.

                                      Das kann in der Form nur gelingen, da die gegensätzlichen Partein nie zu schwarz/weiß gezeichnet werden, sie haben alle Licht und Schatten, handeln aus ihrer Perspektive verständlich, ziehen Sympathien wie Antipathien auf sich, sind nicht nur gut und böse. Es ist verständlich und menschlich, mit der armen Kathy mitzufühlen, die ihren letzten echten Halt im Leben, ihr Haus, aufgrund eines bürokratischen Fehlers verliert, doch ganz unschuldig ist sie an der Situation nicht. Es lässt sich in Behrani hineinversetzen, der seinen Stolz an schmutzigen Baustellen und hinter der Kasse einer Tankstelle verloren hat, nun alles auf eine Karte setzt und das nicht mehr hergeben will. Er hat ja keinen Fehler gemacht, warum das jetzt platzen lassen? So logisch alles aus dem jeweiligen Fokus ist, so unweigerlich sind auch die Entgleisungen, die sich alle Beteiligten erlauben. Jeder fühlt sich im Recht, jeder sieht seine Felle davonschwimmen und kämpft mit aller Macht um seine Existenz. Egal, wie sehr sich jeder moralisch beschmutzt, es ist menschlich. So menschlich wie dessen Konsequenz, wenn eben auch in dieser Größenordnung, die das bittere Finale bereithält.

                                      In so einem Film hängt viel von den Darstellern ab, wenn die das nicht entsprechend bringen, droht das große Drama zu scheitern. Mit Jennifer Connelly und Ben Kingsley wurden Akteure gefunden, die ihre Rollen großartig ausfüllen. Unter den Tisch darf dabei nicht die Leistung von Shohreh Aghdashloo in der Rolle von Behranis/Kingsleys Ehefrau fallen, die das so authentisch rüberbringt, dass sie hinter den großen Stars eigentlich nur namentlich die zweite Geige spielt.

                                      "Haus aus Sand und Nebel" mag leicht überspitzt wirken, letztendlich fließt aber alles so logisch und verständlich zusammen, dass dieses Attest nicht fair wäre. Filme dürfen und müssen einfach auch Extremsituationen zeigen, dafür sind sie da. Solange sie glaubwürdig aufgebaut sind, wurde alles richtig gemacht.

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                                      • 1
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                                          über Dredd

                                          So konsequent, wie doof, wie leider auch langweilig.

                                          "The Raid" (der ja auch nur haarscharf die Grenze zwischen geil und ermüdent tangierte) im Ami-Reboot-Look, mit ganz viel Slow-Motion.

                                          Handwerklich, ohne Frage, sauber gemacht, nur so over the top ohne echten Witz, dafür Videoclip-Ästhetk bis zum Anschlag. Diesmal wirklich OHNE ENDE. Boah, das wird ja so gnadenlos überstrapaziert, tut ja fast weh.

                                          Konnte "The Raid" noch durch seine "Auf-die-Fresse-Dynamik" in hoch spektakulären Bildern und wuchtvollen Sequenzen überzeugen, wirkt "Dredd" wie ein billiger, überdrosselter Burger ohne eigenen Geschmack.

                                          Mächtig Drive, aber so gequält, so angeblich cool, das ging mir deutlich auf die Strümpfe. Ich will den "The Raid" Vergleich nicht überstrapazieren, aber dieser Film ist, bewertet an seinen klaren Mängeln, trotzdem die bessere Alternative.

                                          Was "Dredd" sein will, ist klar zu sehen, aber er ist es einfach nicht. Coole Idee, maue Umsetzung.

                                          Jetzt dürfen sie Steine schmeissen....

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                                          • 6 .5

                                            - "Es ist ein Job für diesen Bastard!"
                                            - "Für welchen Bastard?"
                                            - "Für mich."

                                            Wer schon immer mal sehen wollte, wie Sly Stallone in Damenschuhen, Strumpfhose und Rock einen Straßenräuber überwältigt, dem sei die Anfangsszene von "Nighthawkes" ans Herz gelegt. Fast schon legendär, zumindest ein denkwürdiger Auftritt.

                                            Ziemlich straighter Reißer mit reichlich Big-City-Feeling, dem seine zeitliche Ansiedelung zwischen den 70ern und 80ern sehr deutlich anzusehen ist. Stellenweise fast so dynamisch wie William Friedkins Klassiker "French Connection", dabei aber immer so prollig und eindimensional wie aus den wilden 80ern. Sly, mit ordentlich Fell auf dem Kopf und im Gesicht, hat die Mundwinkel konstant auf acht Uhr, kommt dabei aber erstaunlich cool rüber. Als Gegenspieler trumpft the one and only Dutchman Rutger Hauer (mit dem großartigen Rollennamen "Wulfgar") mal wieder groß auf, für die Ausstrahlung würden viele töten. Die Story ist weit weg von originell, Klischees werden artig abgeklappert, da darf natürlich der cholerische Vorgesetzte mit dem latenten Herzinfarktrisiko nicht fehlen, dafür ist das Ganze enorm straff und zackig umgesetzt.

                                            Gekonnt eingefangen und mit zügigem Tempo auf dem Tacho weiß "Nighthawkes" immer zu gefallen, wenn der nicht nur leider diese komische Grenze aus echter Klasse und beinahe Trash treffen würde, wohl eine ziemlich gute Nummer. Entweder das Eine oder das Andere, so fällt das leicht negativ ins Gewicht.

                                            Unterhaltsam ist der allemale und an vielen Punkten auch toll umgesetzt. Für Fans eine klare Sache, der Rest darf ruhig auch mal reinschauen.

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                                            • 8

                                              Der vergessene Film # 13.
                                              Bisher nur 18 Bewertungen, mit Bette Davis in der Hauptrolle, unglaublich gut und, jetzt kommt's, bisher mit einem Communityschnitt von 4,6! Hallo?!

                                              "The Nanny" war 1965 der letzte schwarz/weiß Film der Hammer-Studios und ist gleichzeitig ein Werk, das sich extrem von ihrem sonstigen Output unterscheidet. Wurde das Studio doch für seine Monster- und Abenteuerfilme berühmt und beliebt, bekommt der Zuschauer hier einen waschechten Psychothriller vorgesetzt...und das verdammt gut!

                                              Die Entscheidung, den Film in schwarz/weiß zu drehen, war für die damalige Zeit (1965) schon etwas mutig, der Farbfilm hatte sich schon klar durchgesetzt und war für das Publikum einfach attraktiver. Für die Stimmung von "The Nanny" erweißt es sich als goldrichtig. Die ohnehin schon hervorragenden Bilder wirken so noch viel beklemmender, es passt einfach zu dieser düsteren, hundsgemeinen Geschichte, die sich gar nicht wie ein klassischer Hammer-Film anfühlt.

                                              Neben den Verzicht auf Vampire, Ungeheuer oder andere gruseligen Fabelwesen, ist die Handlung in der Gegenwart angesiedelt. Statt dunkler Schlösser, alter Tavernen und anderen Kulissen aus einer vergangenen Zeit, dreht sich die Geschichte um eine Familientragödie, die tiefe Narben hinterlassen hat. Statt auf die üblichen Stärken von Hammer zurück zugreifen, wird etwas komplett anderes erzählt und das auch noch ohne die typischen Stilmittel. Auf Musik wird beispielsweise oft verzichtet, nur selten erklingt mal ein Score, der dann dafür sehr effizient wirkt. Der Film kann als klassischer Suspense-Thriller bezeichnet werden, der seine Geschichte wahnsinnig geschickt erzählt und den Zuschauer lange in die Irre führt. Die Spannung ist von Beginn an vorhanden, steigert sich unaufhöhrlich und konstant, was besonders an der Unvorhersehbarkeit der Handlung und der cleveren Figurenzeichnung liegt. Nichts ist so, wie es zuerst scheint. Als Zuschauer mag man das ahnen, kann sich aber nie sicher sein. Dafür werden erst viel zu spät die Karten auf den Tisch gelegt. Das dies so hervorragend funktioniert, liegt nicht nur an dem tollen Skript und der großartigen Inszenierung, sondern auch an den Darstellern. Alles überragend spielt Bette Davis, die ihre Rolle in jeder Sekunde perfekt ausfüllt. Der restliche Cast kommt dem sehr Nahe, gerade Wendy Craig in der Rolle der seelisch gebrochenen Mutter. Doch der Davis gehört die Show, besonders zum Finale hin. Da wird "The Nanny" so mordspannend und für, seine Zeit, erstaunlich perfide, dass es schon eine kleine Überraschung darstellt.

                                              Das übliche Hammer-Publikum muss sich auf einen ganz anderen Film einstellen, wird dafür aber entsprechend belohnt. Eine Perle des Thrillergenres, dass sich von diesem Studio so nicht erwarten ließ.

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                                                Die Hammer-Studios verfilmten 1965 mit "She" die 1887 von H. Rider Haggard veröffentlichte, gleichnamige Erzählung. Bis heute ist es der aufwendigste und teuerste Film, den das Studio jemals produzierte.
                                                Das ist jederzeit zu sehen, Kulissen und Ausstattung sind für Hammer-Verhältnisse recht spektakulär. Die Mischung dieser sieht etwas kurios aus, als wäre das Völkerkundemuseum wild geplündert worden. Einmal quer durch Afrika, das alte Rom und etwas Ägypten, passt schon.

                                                Bond-Girl und 60er Sexbombe Ursula Andress spielt die Titelrolle der unsterblichen Herrscherin mit dem, was ihr zur Verfügung steht: Ihrem Aussehen. Darstellerisch ist das sonst eher bescheiden, aber die Rolle verlangt ja auch kaum mehr. Der Abenteuer/Fantasy/Lovestory Clash ist nicht unbedingt mörderspannend und nicht frei von Längen, sieht dafür gut aus und hat schon Flair. Die Hammer-Größen Peter Cushing und Christopher Lee sorgen in Nebenrollen für die mimischen Lichtblick, Bernard Cribbins gibt den humorvollen Sidekick, nur Hauptdarsteller John Richardson nervt etwas mit seinem schmachtenden Weichspülerblick. Der knutscht mal die Andress, dann wieder das unterwürfige Hascherl, das ihm treu-doof dauernd hinterherläuft, in den 60ern war Emanzipation im Film eher nicht so wichtig. Zumindest Andress verkörpert ja eine starke Frauenfigur, das muss reichen.

                                                Einer der erfolgreichsten, aber klar nicht besten Filme der Hammer-Studios, der manchmal etwas ulkig wirkt, aber charmant und insgesamt ganz gut gemacht ist.

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                                                  Die Story wirkt wie geschaffen für einen ansprechenden Giallo, nur leider kann "Tödliches Erbe" kaum als solcher bezeichnet werden.

                                                  Der Film ist eher ein Italo-Krimi, der sich zwar grob an einigen Regeln des Genres entlanghangelt, sie dann aber nie ausspielt. Das in einem Giallo sonst sehr grobschlächtige Whodunit Prinzip wird hier fast überstrapaziert, dessen Auflösung ist dafür mindestens genau so blöd, wie bei den guten Genrevertretern. Viel zu lange folgt der Film offensichtlichen falschen Fährten, statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ein so unblutiger Giallo ist wohl selten und kann eben deshalb nur sehr schwer dieses Etikett tragen. Die typischen Ego-Perspektiven Killer-Szenen sind selten und eigentlich ist nur eine davon wirklich gut gemacht, die verzichtet dann aber auch leider (wie der ganze Film) auf einen Höhepunkt. Das tote Opfer wird danach halt gefunden, da liegt sie mausetot, aber wollten wir nicht sehen, wie sie das Zeitliche segnet? Also ich schon.

                                                  Handwerklich ist der Film durchaus in Ordnung, Kamera und Musik gefallen, ohne jetzt Bäume auszureissen. Insgesamt ist die Restaurierung gut gemacht für einen in Deutschland noch nie auf DVD erschienenen, 45 Jahre alten Film. Doch das ist es dann (fast) auch.

                                                  Die knackige Laufzeit von gerade mal 81 Minuten erlaubt kaum temporäre Hänger, nur lässt der Streifen einfach das vermissen, was unter der Marke Giallo eigentlich zu erwarten ist. Davon losgelösst halbwegs unterhaltsam, aber echt kein richtiger Hingucker.

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                                                  • 6 .5

                                                    Regisseur und Autor Richard Bates Jr. drehte mit "Excision" die Langfassung seines gleichnamigen Kurzfilms von 2008. Irgendwie macht sich das bemerkbar, denn die Geschichte, wenn auch hier nur in kompakten 75 Minuten (ohne Abspann) erzählt, wirkt oft etwas gestreckt.

                                                    Das "Excision" eher in die Horror-Genre-Schublade gesteckt wird, bezieht sich wohl in erster Linie auf Paulines blutige-abstrackten Traumbilder, die Geschichte an sich lässt sich viel mehr der Coming-of-Age Sparte zuordnen, tangiert lange den Bereich der schwarzen Komödie und endet relativ tragisch. Diese Mischung ist gar nicht schlecht, zeichnet es Filme doch oft aus, wenn sie sich nicht eindeutig festlegen lassen. Das lässt sich über "Excision" auch sagen, das Pendeln zwischen den Genres funktioniert recht gut und sorgt für Interesse, da die Grundstimmung nie einzementiert und für den Zuschauer somit unvorhersehbar bleibt. Schöner wäre es gewesen, wenn sich das auch über die finale Pointe sagen ließe, denn die deutet sich schon viel zu früh an. Als Überraschungseffekt wäre es sicherlich etwas effektiver gewesen (mal abgesehen von dem Unding des deutschen Verleihs, dieses durch die Inhaltsangabe auf der Hülle schon zu verraten).

                                                    Wirklich lobenswert ist Bates handwerkliche Umsetzung, seine Bildsprache ist stark. Nicht nur, aber speziell, in den bizarren Traumsequenzen, in denen sich der Film seine 18er Freigabe durch die FSK verdient. Da schöpft Bates aus den Vollen, weiß aber auch den restlichen Film durch gute Einstellungen und Bilder sehr ansprechend zu verkaufen. Die Darsteller geben sich ebenfalls große Mühe, besonders Hauptdarstellerin AnnaLynne McCord, mit Mut zur Hässlichkeit, und Traci Lords in der Rolle ihrer biestigen Mutter können voll überzeugen. In den Nebenrollen gibt es zahlreiche bekannte Gesichter wie John Waters, Malcolm McDowell, Marlee Matlin oder Ray Wise, die aus ihren eher nebensächlichen Parts aber nicht viel machen können.

                                                    Letztendlich ein durchaus interessanter und optisch toll umgesetzter Teenie-Film der anderen Art, der sein Potenzial aber nicht voll ausschöpft und daran krankt, seine kurze Laufzeit nicht immer sinnvoll zu nutzen. Manchmal sollten Kurzfilme auch welche bleiben, das hat schon seinen Grund.

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