JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
"Turbulence", passt zum Thema wie zur Handlung, so ein Quatsch. Wer einen vernünftigen Actionthriller erwartet, braucht dringend Druckausgleich und Sauerstoffmasken, das geht mal gar nicht. Wer sich auf das Niveau einlassen kann, dürfte sogar Spaß haben. Relativ schnell wirft der Film jegliche Vernunft über Bord, die Logik hat nicht den Hauch einer Chance, einem überkonstruierten und hirnrissigen Spektakel werden Tür und Landeklappen geöffnet. Nichts macht auch nur ansatzweise Sinn, die Dialoge sind zum schießen, die Darsteller laufen zur Höchstform auf. Lauren Holly und Ray Liotta schmeißen sich die goldenen Ananas im Minutentakt zu, am Ende darf Holly sie behalten, siegt nach Peinlichkeitspunkten gegen Liotta, obwohl der sich alle Mühe gibt. Es geht aber auch nicht besser, viel zu absurd ist das gesamte Szenario, ein Sammelsurium des Schwachsinns, das wenigstens doll aufs Tempo drückt und sich scheinbar auch so halbwegs bewusst ist, wie doof das alles wirkt. Das kann unmöglich komplett ernst gemeint sein und wenn, dann kommt es zumindest nicht so rüber. Immerhin. So blöd, dass Spaß fast unvermeidlich ist. Wie gesagt, Liotta spielt sich schon selbst an die Wand, aber Lauren Holly schießt den Vogel mit Anlauf ab.
Freunde des ernstgemeinten Actionfilms sollten einen weiten Bogen darum machen. Für Quatsch mit Soße, seltendämliche Momente und Wums mit Hirnschiss, zum niederknien dahin geschustert, fast so was wie gut. Aber echt nur fast. Unglaublich.
"Ronin", der vielleicht unamerikanischste US-Actionfilm der späten 90er, allein schon deshalb äußerst sehenswert. Das liegt nicht nur an seinen französischen Schauplätzen, der Tatsache, dass außer Robert De Niro alle Hauptrollen mit Europäern besetzt sind, sondern vor allem an seinem Stil. Im Gegensatz zu seinen Genrekollegen dieser Zeit wirkt "Ronin" auf eine angenehme Art altmodisch, dafür in seinen Actionsequenzen ungemein spektakulär, aber selbst die sind kaum mit denen von Filmen wie z.B. den Bruckheimer-Krachern "The Rock" oder "Conair" vergleichbar.
Das fängt schon bei der Figuren an. Ein Haufen zusammengestellter Söldner, die einem ominösen Koffer hinterherjagen (der nichts anderes als einen klassischen MacGuffin darstellt), da gibt es nicht den für die Zeit typischen Helden, sondern nur die Jungs, die weniger rücksichtlos sind als ihre Kollegen. Einige handeln noch nach einem Ehrenkodex, obwohl auch sie nur Kriminelle sind. "Ronin" hat den Flair einen französischen Gangsterfilms, strahlt eine kühle Atmosphäre aus und gewinnt enorm dadurch, eben nicht diese glatten schwarz-weißen Figuren mit dem groben Pinsel zu zeichnen. Die Charaktere bleiben immer etwas undurchsichtig, wer was und warum tut, wird nie bis ins Letzte beleuchtet und John Frankenheimer tut gut daran, nicht zu sehr ins Detail zu gehen. Sicher ist es so auch etwas einfacher, denn die Geschichte ist bei weitem kein Geniestreich, aber das braucht sie so auch gar nicht zu sein. Alles verläuft sehr straight und präzise auf seine Stärken fokussiert. Die liegen bei "Ronin" in genau diesen immer leicht zwielichtigen Gestalten, die mit ihren Charakterköpfen perfekt besetzt wurden, allein De Niro und Reno strahlen genau das aus, was ihre Rollen brauchen. Aber vor allem glänzt "Ronin" durch seine wahnsinnigen Actionsequenzen, besonders die Autoverfolgungen, sei es die halsbrecherische Jagd durch die schmalen Gassen von Nizza oder ein minutenlanger Höllenritt durch dicht befahrenen Gegenverkehr. Diese Szenen sind atemberaubend gefilmt, mit einem mörderischen Drive und sensationellen Bildern, daran muss sich heute noch alles messen, was etwas ähnliche zeigen will. Frankenheimer, ohnehin ein großer Actionregisseur, hat in diesen Momenten wohl sein Meisterwerk abgelegt, das macht dem so schnell keiner nach.
Die Geschichte ist zwar dünn, die Umsetzung aber so unglaublich gut und stilsicher, dass "Ronin" zu den besten Actionfilmen der 90ern zählt. Wo viele seiner Kollegen an Pathos und künstlich wirkendem Spektakel Profil einbüßen, macht Frankenheimer handfestes, extrem effizientes Actionkino ohne große Schnörkel und ordentlich Gummi. Hervorragend.
Die Nummer 1 wäre auch meine Nummer 1!
Sonst insgesamt schon gut, von den Gesehenen finde ich nur einen wirklich schlecht ("Der Patriot"). Viele tolle Sachen dabei. Wenn ich mal Zeit und Lust habe, kommt mein Gegenentwurf (ich finde so lange Listen nur immer so anstrengend). ;)
Gesicht anmalen? Johnny Depp anrufen...
Nach bald 10 Jahren Dauerfasching sollte er sich lieber mal um andere Sachen kümmern, sonst kann ich ihn bald nicht mehr ernst nehmen. Wäre schade...
"Es werden keine Gefangenen gemacht".
Zu Befehl. Das Letzte was "The Raid" macht, sind Gefangene. Und da man eine Story nicht erschießen kann, wird die eben auch mal weggelassen. Ja, natürlich gibt es ein Gerüst: Hochhaus, oben wohnt der Böse, von unten kommen die Guten und der Weg ist verdammt lang. Bis Etage 5 nur eingeschissene Junkies ohne Gegenwehr, ab dann bricht die Hölle los.
"Wir haben Besuch. Ihr wisst, was ihr zu tun habt."
Ganz offensichtlich. Ab dem Punkt bietet "The Raid" so einiges, oder besser gesagt nur eins: Mit voller Wucht in die Fresse. Geballer, Geschnetzel und Gekloppe. Kugeln jagen durch die Körper, Knochen werden wie Streichhölzer gebrochen, Klingen schneiden durch den Hackepeter. Das wird stellenweise mit einer Dynamik und Effizienz aufgetischt, dass einem kurz die Spucke wegbleibt. Vereinzelte Sequenzen, immer dann wenn es voll zur Sache geht, zeigen Actionkino in Perfektion. Die Darsteller legen ein Höchstmaß an physischem Einsatz hin, die Kamera fängt das enorm präzise ein, das Tempo ist mörderisch, die Gewalt eigentlich viel zu krass für die FSK, die das Spektakel trotzdem durchwinkt, erstaunlich. Wenn man ausgewählte Stellen bewerten würde, einfach nur großartig, denn dann dreht "The Raid" so unglaublich am Rad, wie es kein US-Actionfilm jemals aufbieten kann. Die Story auf ein Minimum zu reduzieren ist da eigentlich nur logisch, auf die Dauer dann leider doch der Knackpunkt.
Wenn das Tempo mal kurz gedrosselt wird, tritt es gleich negativ zu Tage. Dann schwindet das Interesse rapide, die Figuren gehen einem am Arsch vorbei, die Location nutzt sich schnell ab, so was wie Witz kommt gar nicht erst auf. Man vermisst bei "The Raid" einfach dieses Mindestmaß an anderen Zutaten. Das geht auf jeden Fall klar, wenn man weiß, worauf man sich einlässt. Wie gesagt, wenn hier die Luzi abgeht, dann so richtig und wahnsinnig perfekt getimt. Sagen wir es mal so: Spätestens bei der 3. Sichtung würde man wohl zwischen diesen Sahnestücken vorspulen, um sich nur das reinzuschrauben. Man kann zwischen den Knüppel-Szenen problemlos aufs Klo gehen, ohne irgendwas zu verpassen.
Aber was soll's: Actionfreunde müssen "The Raid" einfach sehen, in seinen Momenten ist das Zucker mit Zuckerguss und Blutsoße. Wer damit nicht viel anfangen kann liegt komplett falsch, aber das dürfte ja kaum überraschen. Sehenswert auf jeden Fall, das ergibt sich aus genialem Adrenalin-Geklöppel und ermüdenden Bindemittel, aber alles in allem recht beeindruckend. Stellenweise...
TDKR war die Entäuschung des (Kinofilm) Jahres, von den aufgezählten Filmen "Drive" der Beste. Hätte gerne noch "We Need To Talk About Kevin" gesehen, hat wohl zu wenige Bewertungen. Schade, das war ein Brett.
...das dritte Advents-Türchen geht auf und raus kommt eine versteckte Film-Perle!
"London to Brighton" von Paul Andrew Williams aus dem Jahr 2006.
Mit diversen britischen Independent-Awards ausgezeichnet, dennoch oder vielleicht auch deswegen noch sehr unbekannt. "London to Brighton" ist Independent-Kino durch und durch. Kein großes Budget, keine bekannten Darsteller, sehr grobkörnig und ohne jeglichen Glamour umgesetzt. Kein besinnlicher Film für diese Jahreszeit, dabei trotzdem menschlich, auf eine sehr raue Art. Es geht um Prostitution, Flucht und den Versuch, eine (fast noch) unschuldige Seele vor dem Abgrund zu schützen.
Der Zuschauer wird direkt in die Handlung geschleudert, auf den üblichen Prolog wird (zunächst) verzichtet. Man sieht eine unbekannte Personen in einer Situation, der scheinbar etwas grausames vorhergegangen ist. Man ist mitten drin und fühlt sich sofort unwohl. Diese Stimmung zieht sich durch den ganzen Film. "London to Brighton" ist gnadenlos ungeschönt und grausam realistisch. Was man bei manchen Filmen als klischeehaft kritisieren kann, trifft hier nicht zu. Das vermeidet Williams gerade dadurch, nie vom geradlinigen Weg abzuweichen, keine großen Twists oder Schlenker einzubauen, sondern seine Geschichte sehr straight und (fast) konsequent zum Ende zu bringen. Man kauft es ihm jede Sekunde ab, selbst das Finale, was vielleicht ein Hauch zu versöhnlich scheint. Aber mein Gott, bis dahin drückt er einen mit der Nase ganz tief in den Dreck aus Elend, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, verzuckert nichts und läuft auch nie Gefahr, nur das Geringste cool oder attraktiv erscheinen zu lassen. Seine Figuren wirken nicht nur echt, sieh sehen auch so aus. Ausgemergelt, verbraucht, kantig, milieugetreu. Eine Hure, die man sich nicht mal für lau auf den Bauch binden würde, deren Gesicht ihre gesamte Lebensgeschichte erzählt und ein kleines Mädchen, das süß, aber nie zu süß erscheint, um ihr nicht ihren Backround abzukaufen. Williams verzichtet auf übliche (nicht immer zwangsläufig schlechte) Effekthascherei, was man auch als Kälte auslegen könnte. Das ist gerade so stark, dem Zuschauer wird einfach nichts aufgezwungen. Es ist bitterkalt, dadurch entscheidend authentisch und lässt nur ganz wenig Raum für winzig kleine Wohlfühlmomente, die man schnell übersehen kann. Die kurzen Szenen am Strand strahlen nicht viel Hoffnung aus, wirken trotzdem wie ein Oase in der Wüste der Trostlosigkeit, ohne aufgesetztes Lächeln oder Einschleimmusik.
Von der Handlung knapp, von seiner rauhen Inszenierung und seiner Glaubwürdigkeit dafür um so effizienter. Keine leichte, keine auf Massentauglichkeit abzielende Kost, die weh tut und manchmal komisch schön wirkt, weil die Wolken kurz aufreißen. Toller Film.
2012, ein gutes Jahr für den deutschen DVD-Markt. Etliche Filme wurden (längst überfällig) vom Index gestrichen, jetzt auch "Romper Stomper". Was der da jemals zu suchen hatte, ist schon sehr merkwürdig. Sicher, es gibt einige heftige Gewaltszenen, aber das war ja nie der Grund für die Indizierung. Schon bei seinem australischen Kinostart wurde dem Film die Glorifizierung und Verharmlosung der rechten Szene vorgeworfen. Angeblich würde dieser Film seine Figuren und deren Ideologie verherrlichen. So ein Blödsinn. Ganz im Gegenteil.
Was Geoffrey Wright bewusst nicht macht, ein direktes Statement abgeben, überdeutlich die Moralkeule schwingen, so das auch der letzte Dummkopf begreift, dass so ein Leben nicht cool ist. Das braucht er auch gar nicht. Er zeigt diese Gruppe, ganz authentisch und ungeschminkt, führt dem Zuschauer einer Herde verbitterter, hasserfüllter, primitiver Verlierer vor und lässt ihr Handeln für sich sprechen. Wer braucht denn da noch das moralische Ausrufezeichen? Hier wird rein gar nichts glorifiziert, die Armseligkeit und Perspektivlosigkeit wird einem direkt in die Fresse geschleudert. Ja, "Romper Stomper" gilt in der rechten Szene als Kultfilm, aber das Gleiche gilt auch für "Clockwork Orange". Warum? Weil dieses Volk einfach zu dumm ist. Sie sehen nur das, was sie sehen wollen, können sich gar nicht realistisch reflektieren oder weigern sich in ihrer Ignoranz schlicht dagegen. Da werden die Gewaltszenen und die menschenverachtenden Worte abgefeiert, ohne zu erkennen, dass sie der Öffentlichkeit mit runtergelassener Hose und kleinen Pimmeln vorgeführt werden. Wright appelliert an die Intelligenz des Zuschauers, sich selbst ein Urteil zu bilden. Wer es dann in die andere Richtung auslegt, hat entweder eine sehr merkwürdige/bedenkliche Lebenseinstellung oder vermeidet Nachdenken generell.
Etwas schade, dass Wright seinen Plot nicht besser ausgearbeitet hat, denn dann könnte es ein großartiger Film sein. Die Geschichte an sich könnte mehr bieten, auch ist die gesamte Figur von Gabe schon leicht klischeehaft (von Vater missbraucht, vom Freund vermöbelt, Endstation brauner Mob). Das ist nicht super geschickt, aber zeigt dennoch genau, wie diese Subkultur als Rattenfänger und Ersatzfamilie sich ihre Schäfchen zieht.
Von seiner Darstellung der Szene, der Inszenierung und den Schauspielern ist das schon verdammt gut (obwohl Jacqueline McKenzie einen der lächerlichsten epileptischen Anfälle der Filmgeschichte hinlegt). Russell Crowe strahlt eine enorme Präsenz aus und spielt extrem glaubwürdig. Auch Daniel Pollock überzeugt voll und ganz, was besonders tragisch ist. Schon während des Drehs schwer drogensüchtig, warf er sich kurze Zeit später vor einen Zug, hat den Film nie vollendet gesehen.
"Romper Stomper" ist kein Meisterwerk, dafür schwächelt das Skript zu deutlich, aber ein intensiver, direkter Film der viel zu lange zu Unrecht verteufelt wurde.
Regisseur Óskar Thór Axelsson kann und will wahrscheinlich auch gar nicht verheimlichen, was für Filme bzw. Regisseure ihn beeinflusst haben. "Black's Game" kann man unmöglich als innovativ bezeichnen. Weder die Handlung, noch die Art und Weise der Inszenierung. Das bedient sich alles kräftig im Gangster/Pusherfilm Genre der 90er, grundsätzlich dürfte man alles schon mal gesehen haben, wenn man sich dort auskennt. Tja, aber gut geklaut ist besser als schlecht erdacht. Die Umsetzung stimmt einfach, dazu mal ein Gangsterfilm aus Island, sieht man so oft ja auch nicht. Mit mehr eigener Note (oder zumindest irgendwas, was man als eigene kreative Einlage betrachten könnte) wohl eine Empfehlung. Recht gut unterhalten wird man und handwerklich ist das sehr ordentlich gemacht. Sagen wir mal so: Wer solche Streifen mag, ruhig mal ansehen, nur bloß nichts erwarten, das er einen überraschen könnte.
Jeder, wirklich jeder dieser Filme steht da zu Recht! Aber so was von unterschrieben!
Wer hier einen super cleveren Thriller oder gar anspruchsvolle Kost erwartet, fährt auf der falschen Gracht (die lächerliche Eröffnungsszene mit dem wohl schlechtesten CGI-Flugzeug der späten 90er raubt einem schon jeden Anspruch). Kapitän ist Dick Maas, der Luc Besson der Niederlande (gemeint ist der Produzent Besson, nicht der Regisseur, der während des Millenium-Silvesters wohl bedauerlicherweise verstorben ist, R.I.P.).
In den 80ern mit Überraschungserfolgen wie "Eine Familie zum Knutschen" und "Verfluchtes Amsterdam", später in der Versenkung verschwunden. 1999 noch mal mit diesem Versuch, einen europäischen Thriller in US-Format zu machen. Halbwegs geglückt ist der durchaus. Ein typischer Tempo-No-Brainer, sehr ordentlich gefilmt und mit einer Story, die eine ansprechende Ausgangssituation hat, nie langweilt, aber auch auf das Nötigste beschränkt ist. So wie ein Cocktail aus Hitchcock (nur ein dezenter Spritzer, den man kaum schmeckt, aber im Abgang vorhanden ist), dem schon erwähnten Besson und eben Dick Maas. Flott, mit diversen Logikausbrechern, aber auch ganz netten Einfällen und einer simplen, aber stimmigen Grundidee. William Hurt ist natürlich viel zu gut für so was, Jennifer Tilly passt da ganz gut rein. Bis auf wenigen Ausnahmen ist die am Pokertisch schon besser aufgehoben, in solchen B-Reißern geht sie aber schon in Ordnung.
Wie gesagt, es ist alles arg simpel und nicht unbedingt clever, aber unterhaltsam. Keine Längen, hübsch aufgemacht und mit einer ganz netten Mischung aus Spannung, Drive und schwarz-albernen Humor (-"Verschwinden wir!" - "Sind sie mit Personal aufgewachsen?" Wir können ihn hier nicht einfach so liegen lassen!")
Der große Star des Films ist Amsterdam. Es gibt zwar nicht so irre viel zu sehen von dieser Stadt, aber noch genug das man eindeutig sieht, das alles an Originalschauplätzen gedreht wurde.
Wer einen Faible für diese Traumstadt hat, nach Feierabend mal gar keinen Bock hat, sich zu überanstrengen und genau auf dem Niveau einen Film sehen will, der gut durchflutscht, der kann sich "Do not Disturb" durchaus anschauen.
Mal ein typisches Problem eines Zeitreisefilms: Genauer betrachtet machen es sich die Maschinen doch unnötig schwer. Warum wird der T-1000 zu diesem Punkt der Zeit zurück geschickt? Erste Mission ist gescheitert, dumm gelaufen. Was wäre am einfachsten? Richtig, der T-1000 wird einfach nochmal ins Jahr 1984, oder noch besser, ins Jahr 83, 82 oder noch weiter zurück geschickt und tötet Sarah dann. Sie wäre, wie in Teil 1, komplett unvorbereitet, Kyle Reese wäre auch nicht da, leichter geht es doch gar nicht. Nein, das drückt natürlich nicht die Wertung, sonst wäre nie so ein guter Film entstanden und für die Dramaturgie der Fortsetzung ist es so genau richtig. Nur mal vom "logischen" Aspekt betrachten...
Eins muss ich auch noch kurz erläutern, gerade weil es viele ganz anders sehen: Mir gefällt der erste "Terminator" besser. Was, wie kann er nur?! Allgemein gilt T2 als der bessere Teil und eines ist er auf jeden Fall: Die bestmögliche Fortsetzung. Ich mag T1 aus verschiedenen Gründen einfach lieber. Ich liebe die düstere Stimmung des Vorgängers. Er ist dunkler, roher, kann noch nicht so auf Action setzen und muss daher durch seine Atmosphäre überzeugen. Gelingt ihm hervorragend. Ich persönlich mag Arnie als bösen Cyborg auch deutlich lieber, vor allem die Tatsache, dass es hier nur Mensch gegen Maschine heißt. Das in T2 gebotene Szenario mit zwei Cyborgs hat natürlich auch seinen Reiz und ist, im Sinne einer Fortsetzung und den erforderlichen Änderungen um sich nicht zu wiederholen, absolut richtig. Ich mag diese eine Kampfmaschine nur mehr. Das wirkt für mich bedrohlicher. Er scheint unzerstörbar, während man selbst als Mensch total chancenlos erscheint. Zudem hat T1 einfach den Vorteil, nicht gleich mit offenen Karten zu spielen (wenn man es denn heutzutage tatsächlich schaffen sollte, ihn komplett ohne Vorkenntnisse anzuschauen). Zunächst weiß man einfach noch nicht alles und die apokalyptische Geschichte erschließt sich erst nach und nach. Das wirkt ganz anders, zumindest für mich. Ich kann aber jeden verstehen der T2 besser findet. Ich tue es halt nicht.
So, reicht jetzt, "Terminator 2": Obwohl Cameron bei der Fortsetzung meinen persönlichen Geschmack nicht so trifft wie beim Vorgänger, kann ich ihm überhaupt keinen Vorwurf machen. Im Gegenteil, eigentlich macht er alles richtig. Die selbe Geschichte nochmal mit den selben Voraussetzungen zu erzählen wäre langweilig und unkreativ, daran scheitern viele Fortsetzungen. Man merkt, dass Cameron sich viele Gedanken gemacht hat, wie man: a) Die Story sinnvoll fortführt, und b) das vorhandene Budget nutzt, um aus dem ursprünglichen B-Movie einen gigantischen Blockbuster zu machen. Beides gelingt ihm. Das sinnvolle Weiterspinnen der Geschichte erkennt man besonders gut an der Figur der Sarah Connor. Die Jahre zwischen den Geschehnissen haben einen ganz anderen Menschen aus ihr gemacht. In Teil 1 noch ein unschuldiges, schüchternes Mauerblümchen, hilflos und vollkommen unbedarft mit schicker 80er Haarspray-Frisur. Jetzt ist sie eine gestählte Amazone, verbissen, desillusioniert, mit dem bedauernswerten Wissen ausgestattet, dass die Welt vor dem Abgrund steht. Eine logische und für den Film sehr gute Entwicklung.
Die Idee, Arnie diesmal als den Helden der Story zu etablieren und nun zwei Terminatoren aufeinander zu hetzen, ist für Punkt a) und b) sinnvoll (auch wenn ich die Situation aus Teil 1 halt lieber mochte). Dadurch bringt Cameron neuen Schwung in die Handlung, läuft nicht Gefahr, sich zu sehr zu wiederholen und kann natürlich ganz anders auffahren. Zwei Cyborgs können sich natürlich gegenseitig mehr wehtun, ohne das einer gleich den Löffel abgibt. Ergo: Es rumst ganz gewaltig und das Tempo ist enorm hoch. In Sachen Action wurde die Messlatte wahnsinnig hoch gelegt, so was hatte man bis dahin noch nicht gesehen. Speziell die Effektarbeit war und ist heute noch erstaunlich. Nach 20 Jahren ist es natürlich nicht mehr auf dem neuesten Stand, aber immer noch irre gut und kann sich sehen lassen. Das kann man von kaum einem Film aus den frühen 90ern (außer "Jurassic Park") noch behaupten.
Eine entscheidende Änderung, vom dunklen B-Movie hin zum funktionierenden Blockbuster, ist die Vermenschlichung von Arnie. Zwischen ihm und John entwickelt sich eine Art Vater-Sohn-Beziehung, die Maschine lernt menschliche Emotionen. Gott sei Dank übertreibt es Cameron damit nicht. Es wirkt immer noch so, als würde Arnie diese zwischenmenschlichen Dinge einfach nur lernen, abspeichern und abspulen, ohne sie wirklich zu fühlen. Dann würde es albern werden. So geht das in Ordnung, sorgt aber für den Effekt, der damit beabsichtigt wurde, eine größere Bindung zwischen den Figuren und dem Publikum zu erzeugen. Diese Entwicklung sorgt auch für deutlich mehr Humor als im ersten Teil. Finden viele bestimmt auch ganz toll, ich mag es nicht so sehr, stört mich aber auch gar nicht.
Was heißt das alles im Endeffekt: "Terminator 2" ist ein bombastischer Blockbuster, intelligent weiter entwickelt und als Fortsetzung kaum zu übertreffen. Besser hätte man es schwer machen können, eher viel schlechter, und das ist eine unbestrittene Meisterleistung. Trotzdem, Jacko mag Teil 1 lieber...
Die alte Frage: Was war zuerst da, dass Huhn oder das Ei? Ist das Kind ein reines Produkt seiner Umgebung oder der schlimmste Fall eines natürlichen Soziopathen? Hätte es unter anderen Umständen anders laufen können? In wie weit stellt sich die Schuldfrage? Lynne Ramsay beantwortet nichts davon und lenkt den Zuschauer auch nicht indirekt in irgendeine Richtung. Sie lässt jede Option offen, alles scheint sinnvoll und doch wieder nicht. Es gibt keine einfache Erklärung und damit trifft sie den Nagel auf den Kopf. Es lässt sich einfach nicht sagen, dies und das ist die Wurzel des Übels, hätte, wäre, wenn, reine Spekulation. Vielleicht liegt es in der Gesamtheit der Dinge. Mag man zunächst sicher sein, die Ursache klar im von Anfang an gestörten Mutter-Kind-Verhältnis zu finden, in der Ablehnung, die Baby Kevin von Geburt an entgegen schlägt, erscheint dies bald als zu einfach. Viel zu manipulierend, durchtrieben und für sein Alter unfassbar intelligent-bösartig agiert Kevin. "Normale" kindliche Emotionen lassen sich nicht entdecken. Er scheint nie traurig, fröhlich oder verspielt. An diesem Punkt wirkt "We Need to Talk About Kevin" wie ein Horrorfilm. Das Ganze erscheint fast nicht mehr real, kippt dadurch der Film? Nein, absolut nicht. Denn im Kern ist "We Need to Talk About Kevin" ein Horrorfilm, ein sehr realer. [...]
Vielleicht der unbekannteste Wes Craven Film und so richtig was zum Nachholen ist der auch nicht. Er hat aber durchaus schlechtere Dinger fabriziert. Interessante Idee um eine religiöse Sekt...äh, Glaubensgemeinschaft, die ohne technischen Fortschritt leben und alle hübsche Hüte und Bärte tragen. Natürlich KEINE Amish, die sind ja lieb, halt die bösen Zwillinge.
Hat einige vernünftige Momente (einen der besten hat Craven bei "Nightmare" gleich mal wiederverwertet, Badewanne), aber auch merkwürdig viel Leerlauf für einen 97 Minuten Film, um nicht zu sagen Langeweile. Die Idee wird nur sehr mittelprächtig ausgeschlachtet, das Finale rettet allerdings etwas. Nicht, weil es so toll wäre, eher im Gegenteil. Ziemlicher Trash, das unterhält dafür und hat eine knallig-doofe Schlußpointe. Prominente Gesichter sind auch dabei: Sharon Stone in einer ihrer ersten Hauptrolle, Ernest Borgnine mit lustig angeklebten Bart und ganz weit aufgerissenen Augen, Kinderschreck Michael Berryman aus "The Hills Have Eyes" und Douglas Barr. Wer? Den Namen konnte ich auch nicht zuordnen, aber das Gesicht, da hat es geklingelt. Howie, aus "Ein Colt für alle Fälle". Zwanzig Jahre nicht gesehen und gleich wiedererkannt. Komisch, was man so abspeichert.
Kann man gut weglassen, kann man aber auch noch anschauen. Gelegentlich merkt man dann doch, das Craven sein Handwerk durchaus beherrscht, nur leider viel zu selten.
[...] "Hexen bis aufs Blut gequält" war, ist und bleibt eine Genrefilm, da bringt es auch nichts, zu Beginn darauf hinzuweisen, man würde hier tatsächlich passierte Fälle nachstellen, sicher um ihn etwas aus seiner Nische rauszuholen, aber möglich ist das durchaus. Es ist dabei jedoch ein wirklich guter Genrefilm, der sich nicht nur durch seine schonunglosen Folterszenen, sondern im mindestens ebenbürtigen Maße durch seinen Hintergrund und seine gute Umsetzung über die Zeit gehalten hat.
Würde "Die etwas anderen Cops" nur durchgehend so gut sein wie in vereinzelten Momenten, er wäre absolut gelungen. Das passt zu seinem Hauptdarsteller Will Ferrell. Nicht immer, aber manchmal relativ lustig. Der hat so eine Art an sich, total alberne Momente mit einer stoischen Ernsthaftigkeit rüber zu bringen, ohne mit den Händen zu fuchteln und Grimassen zu schneiden. Deshalb funktionieren ausgewählte Momente hier auch so hervorragend. Das Spiel mit den Buddy-Action-Film-Klischees ist anfangs durchaus gelungen, speziell der Auftritt von Sam Jackson und "The Rock" ist klasse. Je länger der Film läuft, desto mehr nimmt er leider auch ab. Die Story ist natürlich notdürftiger Klebstoff für die amüsanten Momente, die eben nicht immer die gleiche Qualität haben und letztendlich den Film nicht über die volle Laufzeit tragen können. Sobald mal irgendwas nicht zündet, ist die Luft raus. Als Action-Komödie sicher enttäuschend, als typisches Will Ferrell Vehikel mit den üblichen Höhen und Tiefen.
Dennoch, für das halbe Dutzend wirklich lustiger Momente (ich fand es z.B. urkomisch, wenn sich Wahlberg und Ferrell zu "Against All Odds" unterm Bett verstecken, warum auch immer) reicht es definitiv. Einmal anschauen ist in Ordnung.
Die Mischung von Peter Jackson ist es, die etwas unglücklich wirkt. Speziell am Anfang ist es etwas zu überdreht. Die wohl lustig geplanten Geister-Buddys von Michael J. Fox sind eher albern und haben dezentes Nervpotenzial. In der ersten Hälfte wirkt "The Frighteners" von Filmen wie "Ghostbusters" und "Beetlejuice" inspiriert, ohne deren Qualität zu erreichen. Es gibt allerdings einen großartigen Momente: Der Auftritt von R. Lee Ermey als sein Alter Ego aus "Full Metal Jacket".
Bis hier hin noch fast familientauglich, bekommt der Film durch das Auftauchen des jenseitigen Killers natürlich einen morbideren Anstrich, und nun entsteht der Eindruck, Jackson war sich selbst nicht ganz sicher, in welche Richtung sein Film gehen soll. Der pendelt so im Grenzbereich zwischen Fantasy-Horror-Streifen und Effektkomödie, ohne dabei die goldene Mitte zu treffen. Bei allem fehlt etwas: Für das Eine nicht lustig genug, für das Andere nicht finster genug. Was wohl auch ein Highlight sein sollte, bei mir leider auch nicht funktioniert: Re-Animator Jeffrey Combs als überschräger FBI-Agent. Der war mir echt zu dick aufgetragen, fand ich nicht komisch.
Klingt jetzt alles nach einen Solala-Durchschnittsstreifen, im Endeffekt geht "The Frighteners" aber noch als ganz gut durch. Denn es gibt so kleinere Momente, in denen ich "The Frighteners" durchaus mag, ich mag gewisse Details, ich mag zeitweise die Stimmung, ich mag Michael J. Fox und auch die Geschichte ist nicht schlecht. Nur eben nicht so umgesetzt, wie ich es gerne hätte.
Ein irrsinnig beknackter Film, aber genau das rettet den ja vor dem Vollabsturz. 3/4 der Gags kann man getrost wegschmeißen, es ist albern bis unters Dach und wer bei der Geschichte mehr erwartet, dem ist eh nicht mehr zu helfen. Aber gerade weil der so bescheuert ist, mag man dem gar nicht böse sein. So einige Schmunzler sind drin und der Auftritt von Christopher Walken hat echt was. Einem Mann seines Kalibers müsste es ja normalerweise totpeinlich sein, sich als chinesischer Ping-Pong-Triaden-Fu-Man-Chu-Verschnitt in tuntigen Fummeln zum Affen zu machen. Tatsächlich scheint ihm das Spaß zu machen. Kleines Gastauftritt Schmankerl ist Patton Oswalt als lokaler Ping-Pong-Champ "The Hammer".
Nicht gut, saublöd, aber eben dadurch auch nicht schlecht.
Vor sehr hübscher Kulisse gehen teilweise hübsche Menschen hübsch baden und werden auf Herz und Nieren geprüft. Optisch macht "Turistas" Boden gut, die Story hat Potenzial, genutzt wird es eher weniger. Schade, die Grundvoraussetzungen sind gar nicht so schlecht. So gibt es einen halbwegs soliden Thriller, den man nicht nach 5 Minuten durchschaut hat, dafür später nicht so richtig einfallsreich. Leider mit verschenkter Idee und Melissa George im knappen Bikini. Die hält sich mit ihrer Karriere (z.B. "30 Days of Night", "Severance", "Triangle") schon mal den Stuhl für das "Weekend of Horror" in Bottrop 2030 warm, kurz vor einer Ikone.
Zum Ende hin recht temporeich und ganz nett, nur viel zu spät. Insgesamt wirft der seine Möglichkeiten viel zu fahrlässig über Bord, gerade weil der technisch ganz gut gemacht ist, aber mal so nach Feierabend anschauen tut nicht so doll weh wie Organspende. Obwohl Letzteres deutlich sinnvoller ist.
Besser als total 08/15, aber nur so knapp wie der Melissa ihr Bikini.
Murphy war seit seinem ersten Gehalt überbezahlt, gemessen an seiner Qualität, nicht am Einspielergebnis. Furchtbarer Typ.
Die Liste finde ich richtig geil! In 3 Jahren mache ich die auch. ;)
Eins kann ich "The Innkeepers" nicht absprechen, Ästhetik. Ja, Ti West weiß genau, was für Bilder er zeigen und welche Stimmung er erzeugen will. Die schleichende Kamera durch die Flure des kleinen, fast verlassenen Hotels hat einen gespenstischen Reiz. Was man als Handwerkskunst bezeichnen kann, stimmt absolut.
Der Rest: When suspense goes wrong. Man kann einen Film auch darin ersaufen. Die Grenzen zur Langeweile werden nicht nur überschritten, es wird mit einem Riesensatz drüber gehüpft und findet nur ganz selten und kurz wieder zurück. Im gesamten Film haben mich vielleicht 10 Minuten wirklich gepackt, die aber nicht mal am Stück, sondern aus kurzen Fragmenten bestehend. Dazwischen war es zäh, manchmal quälend und es hielt mich nur die Hoffnung auf einen runden, entschädigenden Abschluss bei der Stange. Das war dann leider gar nichts. Die Story könnte man für einen Kurzfilm verwenden, dann passt das auch wieder mit den 10 Minuten, aber für einen abendfüllenden Spielfilm? Nein, nicht bei mir. Künstlerische Bildsprache hin oder her, eine Geschichte wohl ganz bewusst so simpel und Spannung so subtil wie möglich zu halten, dass die Füße einschlafen, nur um bloß nichts als gewöhnlich zu gelten, das darf man von mir aus toll finden, ich bin da raus.
Was sage ich gerne an der Stelle: Jetzt dürfen Sie Steine schmeißen...
Viele tolle Sachen dabei. Toxi auf Platz 52, super!
"Halloween" viel zu weit unten, aber egal. Und "Dellamorte Dellamore" (ich verweigere diesen Pfui-Namen "Zombie Graveyard") ist auch dabei, das freut mich (auch wenn der in die Top 25 gehört, aber für den Community-Durchschnitt bei so einem speziellen Film ist das schon in Ordnung). Unbedingt das Omen-Bild ändern!
Vorschläge: "La Zona", "Last Stop 174", "Maria voll der Gnade", "Sin Nombre", "Carandiru".
Schöne Liste.
Mal unabhängig vom (mal wieder) tollen, aktuellen Beitrag: Jenny, deine Kolumne ist das Highlight der MP-News. Das ist immer informativ, extrem interessant und großartig geschrieben. Montag ist hier immer schön. :) Danke!