JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

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    JackoXL: Moviebreak 05.05.2013, 21:37 Geändert 09.09.2017, 08:01

    An Fans des Vorgängers sei eine dringende Warnung ausgesprochen: Ihr könntet diesen Film hassen! Kein Witz, was sich Tobe Hooper hier erlaubt, ist schon unglaublich mutig. Im Prinzip dreht er alles, was seinen brillanten Erstling ausmachte, konsequent und mit voller Absicht auf links und feuert vollkommen enthemmt drauflos. Aus dem berdohlich-dreckigem Terrorkino wird eine groteske Zirkusnummer, ein absurdes Trash-Spektakel mit Darstellern am Rande des Nervenzusammenbruchs, kurrioser Ideen, albernem Humor und Referenzen an den eigenen Vorgänger, die fast mehr wie eine Parodie als eine Hommage wirken. Genau das ist so verrückt und grenzwertig kalkuliert, dass mir Hoopers Gore-Kasperletheater einen gewissen Respekt abverlangt. Das musst du erstmal bringen.

    Der Star des Films, der Mitte der 80er fast in der Bedeutungslosigkeit verschwundene Dennis Hopper (bis "Blue Velvet" kam), wirkt anfangs noch wie der seriöse Turm in der Schlacht des Unsinns, sobald sich das Geschehen in den Unterschlupf der degenerierten Sippe verlegt, knallen bei ihm auch alle Lampen durch. Selbst schwer mit Kettensägen bewaffnet, rennt der die gesamte zweite Filmhälfte wild schreiend durch die Gegend, zersägt alles was ihm unter die Augen kommt, ein sagenhafter Auftritt. Hauptdarstellerin Caroline Williams ist jenseits von gut und böse, ihr hysterisches Jaulen und Kreischen ist so unglaublich wie der ganze Film. Da war ich mir echt nicht sicher, sollte das so sein (bei Hopper auf jeden Fall) oder ging das nicht besser? Genre-Ikone Bill Moseley dreht auch total am Rad, aber genau das ist ja auch seine Rolle. Offensichtlich hat ihm das richtig Spaß gemacht, sieht zumindest so aus.

    Die Figur des Leatherface, im Original die Personifizierung des blanken Terrors, wird von Hooper ebenfalls fast demontiert. Der hampelt durch die Gegend und wackelt mit dem Hinterteil, als hätten sich Nagetiere in seiner Hose eingenistet. Da macht sich kurz Fassungslosigkeit breit. Mit seiner phallisch-überdimensionalen Kettensäge, die locker zur Großwildjagd dienen könnte, hat er eine, nennen wir es mal, "Sex-Szene" mit Lady Hysteria, allein das einzubauen ist zwischen genial und übergeschnappt.

    Und was die Gewaltdarstellung angeht: Teil 1 wurde ja, längst überfällig, vom Index gestrichen, da es ja niemals direkte, physische Gewalt zu sehen gab. Das wird Teil 2 niemals vergönnt sein. Auch das scheint von Hooper ganz bewusst so gewollt, hier wird rumgesaut, die Disc ist bei der FSK wohl im hohen Bogen aus dem Fenster geflogen. Man kann Hooper vielleicht vieles vorwerfen, aber sicher nicht, dass er inkonsequent bei seinem Vorhaben war, mal alles ganz anders zu machen. Da ist das eigentlich auch nur logisch, wenn dieses Wort überhaupt im Zusammenhang mit "TCM 2" genannt werden kann.

    Wie kann das eingestuft werden? Das Sequel ist einerseits ein Faustschlag für knallharte Fans des Erstlings, irgendwo ziemlich frech und merkwürdig, andererseits will er aber genau das sein. Purer Trash, mit voller Absicht und ohne jeden Kompromiss, mit dem vollem Bewusstsein, das es böse nach hinten losgehen kann. Eine rasend-irrsinnige Persiflage, die knietief in Eingeweiden watet und das eigene Image ad absurdum führt, gekrönt von einer Schlußeinstellung, die das nochmal kräftig untermauert.
    Was für ein Unfug!

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    • 4
      • 8

        "The Texas Chainsaw Massacre" ist ein Paradebeispiel für einen angeblich-abscheulichen Film, der die Jugend der 80er wohl so dermaßen verstört hätte, das hier fleißig indiziert wurde. Warum eigentlich? [...]

        [...] Alles wird durch die vernichtende Atmosphäre, den unglaublichen Terror erzeugt, den Clash der Generation Blumenkind und dem texanischen, quasi, Backwood, die typischen Pazifisten finden das unbegreifliche Grauen und sind zu Schlachtung freigegeben.
        TCM lässt sich viel Zeit, aber die Stimmung ist so fiebrig, schwül, schmutzig und asozial, das ist wildes Exploitation-Kino der 70er, mit allem Schnick und Schnack. Die Luft ist zum Schneiden dick, die Sets so verrotzt, die Bilder grobkörnig, alles wirkt so schonungslos-ekelhaft, und wenn Leatherface erst die Säge knattern lässt, ist alles ohnehin Geschichte. [...]

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        • 7 .5

          Der Abschluss von George A. Romeros (ersten) Trilogie ist stilsicher und absolut konsequent, der Kreis schließt sich, in jeglicher Hinsicht. "Night of the Living Dead" zeigte die Auferstehung der Toten, es gab kaum Erklärungen, es ließ das Szenario für sich sprechen. Zehn Jahre später kam "Dawn of the Dead", der schilderte, wie die Menschheit vernichtet wurde, die lebenden Toten die Zivilisation auffraßen. "Day of the Dead" ist das Finale, das Ende vom Ende. Und was ist das Ende? Wir sind es!

          Romeros Reihe hatte immer einen sozial-kritischen Ansatz, aber bei "Day of the Dead" ist er so offensichtlich wie nie zuvor. Die unvermeidliche Dystopie findet hier seinen Höhepunkt, alles scheint, aufbauend auf den Vorgängern, einfach logisch sein Ende zu finden. Das gefährlich-abgehangene Gammelfleisch spielt lange kaum eine Rolle, die wahre Gefahr geht von den lebenden Menschen aus. Das ist so radikal wie bei keinem der Vorgänger: In Extremsituationen sind wir gefährlicher, als die eigentliche Bedrohung. Spannung existiert bei "Day of the Dead" immer dann besonders, wenn die Zombies keine Rolle spielen. Aber wenn, dann richtig....

          An der Stelle sei, wiedermal, mein Liebling Tom Savini erwähnt, der einen exzellente Job macht. Die Masken und besonders die Effekte, sind unglaublich. Kein Wunder, dass die FSK da über dem Eimer hängt, sagenhaft, CGI für die Tonne!

          "Day of the Dead" ist ein sehr würdiger Abschluß von Romeros Lebenswerk, in etwa gleichwertig mit "Night of the Living Dad" (obwohl eben ganz anders), und hinter dem Filet-Stück "Dawn of the Dead", dem Zombie-Film schlechthin. Aber das ist ja schon mal was.

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          • 1
            • 7 .5

              Tja, da ich das gerade nicht anders erklären kann, bewegen wir uns mal im Pokerbereich:
              - Ich habe AK off suit.
              - Ich: Raise.
              - Dahinter: Re-raise.
              - Ich: Call. (starke Hand, kein Thema).
              - Flop.
              - 9, 5, 3, Rainbow.
              - Ich: Bet, 3/4 Pot.
              - Er: Call.
              - Turn: J.
              - Ich: Check.
              - Er: Check:
              - River: 10.
              - Ich: Bet.
              - Er: Raise.
              - Ich: Bin geschlagen.

              So ist das: Super Hole Cards, das Board macht dicht kaputt. That's Poker.

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              • 8 .5

                Zehn Jahre nach "Aguirre, der Zorn Gottes" begeben sich Werner Herzog und sein liebster Feind Klaus Kinski wieder gemeinsam in den Dschungel. Das Herzog nach den damals abenteuerlichen Dreharbeiten mit Kinski ihn danach noch für "Nosferatu - Phantom der Nacht" und "Woyzeck" verpflichtete muss für den normalen Menschenverstand im ersten Moment unerklärlich klingen, doch irgendwie brauchten sich die Beiden. Freund und Feind in einer Person, zwei eigenwillige Ausnahmekünstler, auf ihre total unterschiedliche Art verrrückt und genial. Gegensätze ziehen sich an, stimmt wohl. Doch diesmal wurde das erneute Dschungel-Camp aus der puren Not geboren. Ein Glücksgriff, der dafür wieder reichlich Nerven kostete. Wiedermal musste Kinski froh sein, die Dreharbeiten lebend überstanden zu haben. Wer die, sehr sehenswerte, Doku "Mein liebster Feind" über die unglaubliche Zusammenarbeit von Herzog und Kinski gesehen hat wird wissen, welche Momente, sowohl beim "Aguirre" und "Fitzcarraldo" Dreh, gemeint sind. Wer nicht, ich verrate nichts, klingt viel schöner, wenn Herzog das selbst preisgibt.

                Um nicht abzuschweifen: Kinski war überhaupt nicht vorgesehen für den Film (Selbschutz von Herzog?), sondern Jason Robards. Der erkrankte jedoch während des Drehs (im fortgeschrittenen Stadium der Produktion, für so aufwendige Film kann das schon den Genickbruch bedeuten). Eigentlich sehr schade, denn erstens wären Robards und Claudia Cardinale ein schönes Paar gewesen, war ihnen ja bei Sergio Leone nicht vergönnt, zweitens hätte Robards auch gut auf die Rolle gepasst. Ich könnte ihn mir, normalerweise, sehr gut vorstellen. Aber was ist bei Herzog/Kinski schon normal...
                Das Kuriose ist dann eben: Der, mehr oder weniger, aus Verzweiflung aus dem Hut gezauberte Kinski spielt das so stark, tut mir leid für Robards, dagegen ist er zweite Wahl. Denn in diesem Projekt geschieht etwas sehr seltenes: Kinski darf hier zwar wieder eine, im weitesten Sinne, wahnsinnige, aber einen durch und durch sympathische Figur spielen. Seine größten Rollen waren nun mal die als Bad Guy, als Psychopath, das kam seinem explosiven Spiel zu gute. Hier ist er so liebenswert wie selten. Natürlich schlummert auch in dieser Figur eine gewisse Form von Wahnsinn, aber nie negativ belastet.

                Fitzcarraldo ist ein Träumer, ein Mann, der schon mal alles verloren hat, aber sich trotzdem unermüdlich an eine Passion klammert. Er hat ein Ziel und ist bereit, es mit allen Mitteln durchzusetzten, egal, ob es ihn endgültig ruiniert oder er sogar sein Leben lassen muss. Es ist noch nicht mal ein egoistisches Ziel, er will diesem Fleck der Welt etwas schenken, was sie sonst nie erleben werden. Kinski wirkt niemals wie ein Verrückter, sondern nur wie ein Leidenschaftlicher. Das ist der große Unterschied zu seinen meist gezeigten Rollen. Das Herz des Zuschauers ist immer bei ihm und jeder Rückschlag schmerzt ihn wie uns. Bedenkt man, was hinter den Kulissen für ein unfassbarer Zirkus abging, von Wutausbrüchen bis zu fast Totschlägen, ist das angesichts seiner Leistung kaum vorstellbar. Da ist zu sehen, wie extrem der Mann doch zwischen eigener Persönlichkeit und Auftretten vor der Kamera umschalten konnte.

                Das größte Lob gebührt aber eindeutig Werner Herzog. Fast jeder hätte entweder nach dem Robards-Desaster, spätestens wohl während des Drehs mit Kinski die Brocken entnervt hingeworfen, vollkommen verständlich, aber letztendlich findet sich Herzog in dem Punkt wohl in der Rolle des Fitzcarraldo wieder. Er hat einen Traum, und egal was passiert, er setzt es um. Ich ziehe meinen Hut davor, dass es einerseits dem fertigen Film nicht anzusehen ist und andererseits, dass am Ende sogar einer der größten, besten deutschen Filme aller Zeiten entstanden ist. So episch, aufwendig war deutsches Kino nie mehr (nach über 30 Jahren, jetzt dürfen sie traurig sein), die Dreharbeiten können kaum verrückter und anstrengender gewesen sein, als das geschilderte Szenario (und selbst das ist ja schon irre).

                Ein wunderschöner, riesengroßer Film, ein Meisterwerk. Mein persönlicher Favourit bei Kinski/Herzog bleibt zwar "Aguirre, der Zorn Gottes", aber das ist Haarspalterei. Unglaublich. Werner, magst du nicht noch mal in den Dschungel gehen? Aber NICHT bei RTL...

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                • 5 .5

                  [...] Mein Problem ist die Tatsache, dass ich im weiteren Verlauf das Gefühl nicht los wurde, hier stand eine interessante Idee, die dann nicht lückenlos sinnvoll und effektiv umgesetzt werden konnte. Über den Plot darf an der Stelle nicht viel verraten werden, das hätte auch Kormákur beherzigen sollen, denn viel zu früh wird dem Zuschauer klar, wohin der Hase läuft. Wahrscheinlich wollte er gar keinen Überraschungs-Twist-Film machen, nur nüchtern betrachtet wird viel Spannung verschenkt, da die Bombe deutlich zu früh platzt. Auch unter diesem Aspekt wäre mehr drin gewesen, aber leider wird dem Zuschauer so genügend Zeit geboten, über alle Zusammenhänge ausgiebig nachdenken zu können. Es fällt dann auf, dass das Szenario zwar auf dem Papier toll und interessant klingt, aber schon arg konstruiert wirkt. Die Logik schlägt zwar keine Purzelbäume, theoretisch ließen sich diese Mängel sogar ignorieren, aber für mich war das nicht wirklich nachvollziehbar und es stellte sich oft die Frage, wie das denn genau in der Realität möglich sein soll. Das sind immer nur Details, aber sie fallen halt auf. [...]

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                  • 5

                    "Du warst doch derjenige, der Psychopathen so interessant fand. Irgendwann sind sie einfach nur noch lästig, findest du nicht?"

                    Wow, da fühle ich mich ja direkt angesprochen. Da funktioniert die sonst so arg bemühte und fast komplett zersägt Doppelbödigkeit von "7 Psychos" (wenn wohl auch in dem Moment nicht geplant), dem (auch von mir) so heiß erwarteten Film von Martin McDonaugh, der mit "In Bruges" vor einigen Jahren eine Perle hingelegt hat. Hier wird so viel verzweifelt versucht, ernüchtenderweise klatscht das Meiste sang- und klanglos gegen die Wand.

                    "In Bruges" lebte durch seine grandiosen Dialoge, seinen zynisch-bissigen Witz, seine charmante, völlig unverkrampfte Mischung aus Gangster-Comedy-Genre-Klischees, die aber niemals billig-kopiert, sondern sehr gekonnt interpretiert wirkten, bald schon eine Hommage, und seine Charaktere, seine liebevolle Inszenierung. Davon ist hier fast nichts übrig geblieben.

                    "7 Psychos" wäre gerne ein cooler Metaebenen-Hampelmann, der ach so clever daherkommt, letztendlich ist da eine riesige Luftpumpe voller verschenkter Möglichkeiten. Die Story ist zusammengeschustert und versucht sich durch seinen angebliche Selbstreflektiertheit und das Spiel mit den Erwartungshaltungen zu retten, ja sogar zu adeln, nur ist das kaum der Rede wert. Das Meiste ist einfach nicht gut oder viel zu früh so vorhersehbar, gequält hip und angeblich überlegt, fast schon ärgerlich.

                    McDonaugh gaukelt vor, einen Film machen zu wollen, der Klischees dekonstruiert, aber reitet so lange und manchmal unerträglich darauf herum, was soll das? Der Humor ist pseudo-lässig und eher albern, die eingestreuten Gewaltexplosionen wirken deplatziert, immer dann, wenn "7 Psychos" besonders rocken will, schießt er sich selber ins Knie. Er ist manchmal sogar gut. Genau dann, wenn all das nicht stattfindet, leider selten. Ein richtig starker Moment ist die Krankenhaus-Szene mit Christopher Walken und Woody Harrelson, in dem nichts lustig, lässig und clever sein soll. Die sitzt, nur ist das Mangelware. Überhaupt sind Walken und Harrelson der Grund, warum "7 Psychos" nicht total abgewatscht wird. Die Beiden spielen toll auf, Walken ganz besonders. Ich würde ihm nur einen besseren Film gönnen, um so eine Leistung abzurufen.

                    Was soll ich sagen, ich bin unglaublich enttäuscht. Guter Cast, ein toller Regisseur/Autor und dann so was.

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                    • 5 .5

                      Der vergessene Film # 17.
                      "Königin der Wikinger". Noch gar keine MP-Bewertung, damit ist jetzt Schluss. So super ist der zwar nicht, aber ein Hammer-Film ist ein Hammer-Film. ;)

                      Angelehnt an historische Fakten, allerdings nicht getreu, warfen die Hammer-Studios 1967 einen Abenteuerfilm um die römische Besatzung Britanniens im ersten Jahrhundert ins Rennen. Positiv fällt dabei eindeutig die vernünftige Ausstattung auf, unter dem Aspekt, dass die Mittel natürlich begrenzt waren. Mit den großen Historien-Filmen seiner Zeit kann es dieses Werk natürlich nicht aufnehmen, aber es wurde sich doch recht anständig aus der Affaire gezogen.

                      Der Film hat schon einen gewissen Flair, startet nur leider etwas behäbig und bewegt sich dramaturgisch selten über dem Durchschnitt. Im letzten Drittel, sobald die blutige Revolte der Besetzten startet, nimmt es deutlich Fahrt auf und kann durchaus gefallen. Für Hammer-Verhältnisse wird es sogar relativ zünftig, aus heutiger Sicht ist das natürlich meistens eher harmlos. In der Hauptrolle der Königin Salina ist das finnische Model Carita (Järvinen) zu sehen, auf deren Nachnamen in den Credits einfach verzichtet wurde, für das internationale Publikum wohl zu kompliziert. Die sieht hübsch aus und spricht mit einem süßen Akzent, die gebohrene Schauspielerin ist sie nicht gerade. Unter Berücksichtigung, dass dies nicht ihr Hauptberuf war, ist das aber noch vertretbar. Etwas mehr Kampftraining hätte vielleicht nicht geschadet, dass die vorher (wahrscheinlich) noch nie ein Schwert in der Hand hatte, ist leider doch zu sehen. Der restlich Cast ist ganz in Ordnung, leicht amüsant ist der Ober-Druide, total überzogener Auftritt mit extrem theatralischem Gehabe. Fand ich aber eher lustig als nervig.

                      Die gruselig-spannenden Hammer-Filme sind dem hier klar vorzuziehen, da liegt die wahre Stärke des Studios. Der hier ist ganz ok, aber nicht mehr.

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                      • 7

                        Ohne Prolog mitten rein ins Geschehen: David Von Ancken verzichtet bei seinem Neo-Western "Seraphim Falls" auf jegliches Vorgeplänkel und startet sofort mit der Menschenjagd. Gideon wird durch eine Kugel verwundet und ist fortan auf der Flucht vor Carver und seinen Söldnern. Wer Jäger und Gejagter sind und warum überhaupt die Männer Gideon ans Leder wollen, erfährt der Zuschauer zunächst nicht. Die Motive werden erst im letzten Drittel enthüllt, doch eins vorweg: Das ist jetzt nicht so überraschend (und soll es auch gar nicht sein), die übliche Story um Rache und Vergeltung. Interessant ist eher, dass ohne anfängliche Erklärungen gar nicht mal unbedingt klar ist, wer denn hier gut und böse ist. Ist Gideon ein Verbrecher oder sind es seine Jäger? Ihr Handeln ist nicht so eindeutig, dass die Rollenverteilung offensichtlich ist.

                        Durch den zügigen Einstieg in die Handlung mag es so klingen, als wenn "Seraphim Falls" dem Gaul richtig die Sporen geben würde. Von Ancken ist auch sichtlich bemüht, keine Längen einschleichen zu lassen, doch zwischendurch wird es schon etwas monoton. Eine 106 minütige Verfolgungsjagd mit maximal einem PS ist nunmal nicht so rasant, dass sich dies komplett vermeiden ließe. Das ist sicherlich der Hauptkritikpunkt von "Seraphim Falls", dem Ganzen hätte durchaus der ein oder andere Einfall nicht geschadet. Was es ihm manchmal an diesem fehlt, gelingt ihm aber fast gänzlich durch seine Vorzüge auszugleichen.

                        An erster Stelle seien die tollen Bilder vor, speziell am Anfang, imposanter Naturkulisse genannt. Die verschneiten Wälder und Berge der ersten Minuten erinnern leicht an Sergio Corbuccis Genre-Meisterwerk "Leichen pflastern seinen Weg". Von der Stimmung her kommt er zwar nicht ansatzweise da mit, aber das ist auch überhaupt nicht die Intention, viel zu unterschiedlich sind die Werke in ihrer Auslegung. Die spätere Wüstenlandschaft ist, Überraschung, deutlich karger, die Arbeit von Kameramann John Toll bleibt dafür klasse. Der Cast ist durchzogen von bekannten Gesichtern wie Michael Wincott, Xander Berkeley oder Tom Noonan, inklusive zwei Stars, die gegen Ende eine entscheidende Rolle spielen. Dazu gleich mehr.

                        Das Hauptaugenmerk liegt selbstredend auf den Hauptdarstellern Liam Neeson und Pierce Brosnan. Letzterer ist ja nach seinem James-Bond-Ausstieg sehr darum bemüht, sich von seinem eingebrannten Image zu lösen und hat seitdem bewusst Rollen angenommen, die nicht viel mit dem britschen Gentlemanetikett zu tun haben. Hier gelingt ihm das ganz hervorragend. Der in der Vergangenheit manchmal etwas steif und kaum wandelbar wirkende Brosnan lässt seine Kritiker verstummen. Seine Besetzung klingt für einen US-Western zunächst leicht gewöhnungsbedürftig, doch das erweißt sich als reines Vorurteil. Eine wirklich starke Leistung, mit der er sogar Liam Neeson, trotz guter Vorstellung seinerseits, leicht in den Schatten stellt.

                        Was "Seraphim Falls" dann endgültig von der Masse des Genres abhebt, sind seine letzten Minuten. Völlig unvorbereitet bekommt der eigentlich sehr geradlinige Western auf einmal einen leicht surrealen Einschlag. In kleinen Rollen tauchen nun der ewige Indianer-Darsteller Wes Studi und die Grand Dame Anjelica Houston auf, über deren Parts nicht so viel verraten werden sollte. Nur so viel: Ihre Rollen und Bedeutungen für die Geschichte sind absolut genreuntypisch und auch etwas gewagt. Das könnte einige Zuschauer leicht irritieren, wenn nicht sogar verärgern. Es bietet ungeahnten Spielraum für Interpretationen. Meine habe ich gefunden, nur wäre es unfair, diese jetzt zu erleutern. Das sollte jeder Zuschauer für sich entscheiden.

                        Handwerklich und darstellerisch ausgezeichneter Western-Happen mit Überraschungen im Finale, die nur vorher leider vermisst werden.

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                          • 8

                            "Wecki-wecki"

                            Eine wunderbare Ansammlung des Schwachsinns, inklusive des denkwürdigen Lumberjack-Songs. :D

                            http://www.youtube.com/watch?v=5zey8567bcg

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                              Es gibt Filme, die sollte es eigentlich nicht geben...
                              "Der Senkrechtstarter" ist so einer. Schwerkraft-Lippe Sly Stallone hat sogar am Drehbuch mitgeschrieben, so viele Arbeitsstunden kann das kaum gekostet haben. Ein unmögliches Schauerstück um eine Countrysängerin (Dolly Parton, passend besetzt) und einen Taxi-Fahrer (Sly, am Rande des Wahnsinns), die eine sagenhaft bescheuerte Wette einzulösen haben, Story am Arsch.
                              Wie der gesamte Film, was da abgeht, unglaublich. Bei der Parton war ich schon erstaunt, dass sie bei der künstlich geschnürten Wespentaille und dem massiven Oberbau nicht vornüber kippt oder in der Mitte durchbricht, vielleicht hatte sie in ihrer grotesken Frisur ein bis zwei Ziegelsteine versteckt zum Ausbalancieren. Sly und das Busenwunder sind wohl das Leinwandpaar der 80er, sensationeller Unsinn trifft schauspielerisches Armutszeugnis, ein cineastischer Schlaganfall zum Mitlachen. Maßgeblich dazu trägt die deutsche Synchro bei, ein Feuerwerk der schlimm-genialen Kalauer. Keine Chance wird ausgelassen, ein pures Fest des schlechten Geschmacks, passt aber prima zu der idiotischen Story und den besemmelten Bildern.
                              So strunz-doof das Spektakel ist, so lustig ist es auch. Eine Katastrophe, dafür kann ich nicht mehr als 3 Punkte vergeben, aber die immerhin mit Smiley. Wer sich mal so richtig fremdschämen will und Interesse daran hat, was Sly zwischen "Rocky" und "Rambo" sonst so verbrochen hat, viel Spaß. Zumindest die genial-miesen Gesangseinlagen sollte man gehört/gesehen haben. Es gibt immer noch eine Grenze zum drüberkotzen.

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                              • 7 .5

                                - "Woher wussten sie eigentlich, dass ich es bin?"
                                - "Sie sind der traurigste Mensch hier."

                                Fatih Akin ist ein deutscher Film gelungen, wie es sie leider in der Flut von romantischen 08/15 Komödien, Blödelcomedy und Kinderbuchverfilmungen viel zu selten gibt. Unaufgeregt, gut beobachtend und jederzeit sehr menschlich erzählt, ohne dabei in Kitsch, übertriebene (da immer angemessene) Sentimentalität oder manipulative Tränendrüsensülze abzurutschen. Der Deutsch-Türke schildert das Leben in diesen beiden Ländern, geht (speziell auf türkischer Seite) auf aktuelle Zustände ein, ohne dabei wirklich zu werten. Da wird nichts dämonisiert oder verharmlost, was bei einem aussenstehenden Regisseur schnell passieren kann, selbst wenn es nur unbewusst geschieht.

                                Die Geschichte, getragen von einem starken Ensemble, bewegt und ist jederzeit einfühlsam-ehrlich. Jede der Hauptfiguren ist glaubhaft charakterisiert, besitzt Tiefe und wird nicht in eine fertige Schablone gepresst. Akin erlaubt es ihnen, sich im Verlauf der Geschichte zu wandeln, lässt die Ereignisse auf sie wirken und sie daran reifen. Da hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht, was in jedem Moment zu spüren ist. Selbst der Einsatz von Gevatter Zufall kann nicht als negativ ausgelegt werden. Das spielt alles in einem Rahmen, der im normalen Leben auch stattfindet. Zufälle gehören zum Alltag wie zum Schicksal, "Auf der anderen Seite" überstrapaziert diesen Faktor nicht, klammert ihn aber auch nicht gänzlich aus.

                                Ein schöner, warmherziger wie melancholischer Film, der mich zwar nicht umgehauen, aber sehr angenehm unterhalten und befriedigt zurückgelassen hat. Bitte mehr solche deutschen Kinofilme, wenn es denn schon nicht mit dem Genrekino klappt.

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                                • 6

                                  Ray Liotta gehört leider inzwischen zu den 90er Stars, die zwar nicht arbeitslos sind, sich aber durch Fließband-DVD-Grütze am Leben erhalten, ähnlich wie die Kollegen Val Kilmer und Christian Slater. Erstaunlich, dass gerade dieser recht anständige Film erst Jahre nach seinem US-Start bei uns auf DVD veröffentlicht wurde.

                                  Liotta, hier noch gut in Form und nicht so aufgedunsen und grobporisch-durchgekokst wie heute, gibt in der Rolle des Staatsanwalts, der unter Zeitdruck ein undurchsichtiges Lügengeflecht aufdröseln muss, eine sehr vernünftige Figur ab. Neben Liotta agieren auch einige andere, relativ bekannten Gesichter, der Cast ließt sich eigentlich nicht schlecht. Eigentlich nicht schlecht ist das Stichwort: "Slow Burn" ist durchaus spannend und weiß den Zuschauer durch seine wendungsreiche Geschichte bis zum Schluß zu unterhalten. Nur ist klar zu erkennen, dass Regisseur und Autor Wayne Beach sich eindeutig an "Die üblichen Verdächtigen" anlehnt und es speziell zum Ende mit seinem Twist-O-Rama deutlich übertreibt. Im Minutentakt werden wieder Haken geschlagen, die zwar für Unterhaltung sorgen, aber zu übertrieben wirken. Zudem erscheint das Ganze rückblickend kaum glaubwürdig, viel zu konstruiert und unlogisch. Für den Moment funktioniert es jedoch ganz gut, nur darf nicht zu sehr über alles nachgedacht werden.

                                  Somit kein großer Wurf, aber das war ja auch kaum zu erwarten. Die gedämpfte Erwartungshaltung wird sogar übertroffen, für einen soliden Thriller reicht es allemale, der nur zu gezwungen clever sein will und es damit schlicht überspitzt. Netter Zeitvertreib.

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                                    [...] An vielen Stellen führen Off-Kommentare des "Schlachters" durch die Geschichte, die so zynisch-vernichtend sind, dass zwischen Lächeln und ekelerregender Gänsepelle nur Wimpernschläge liegen. Diese Grenzgänger sind wohl ausschlaggebend für die gesamte Wahrnehmung eines Films, der bewusst polarisiert. Noé erzählt weniger einer Geschichte, er seziert einen Geisteszustand, der vielleicht, sogar sehr sicher, überkonstruiert wirkt, aber eben einen Grenzbereich auslotet, wie jeder seiner Filme. Und dieses Tiefseetauchen in den Verstand eines buchstäblichen Menschenfeinds ist so grenzwertig, erschreckend "logisch" (wenn sich denn darauf eingelassen wird) und zerstörend, dass die pure Befremdlichkeit einen gefangen macht. [...]

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                                    • Diese Rubrik ist großartig, in dem Stil bitte weiter.

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                                      • 5 .5

                                        Der Film des spanischen Brüderpaares David und Àlex Pastor bietet grundsätzlich nichts neues, wobei das ja nun nicht immer das Maß aller Dinge sein kann. Das fast postapokalyptische Szenario, herbeigeführt durch einen hochansteckenden Killer-Virus, hat definitiv seinen Reiz und den Pastors gelingen einige eindringliche Momente. Am stärksten präsentiert sich "Carriers" immer dann, wenn Moral und Menschlichkeit im krassen Gegensatz zu Überlebenstrieb und, so ist es nunmal in einer derartigen Situation, rationaler Vernunft stehen. Die selbstdiktierten Regeln der Gruppe, die an und für sich nur logisch sind, werden mit dem Zwiespalt konfrontiert, wenn deren Umsetzung das erfordert, was sich normalerweise gegen das Wertesystem eines menschlichen Individuums richtet.

                                        Das ist in diesen Momenten recht effektiv, nur eben leider auch schon öfter gesehen. "Carriers" erinnert an einen Zwitter aus George A. Romeros Seuchen-Thriller "The Crazies" (der sich im Gegensatz zum Remake nicht als typischer Horrorfilm präsentierte), "28 Days Later" und diversen anderen Endzeitszenarien, die allesamt sehr ähnliche, wenn nicht sogar identische Situation parat hielten. Problematisch wird es besonders dadurch, da die Charaktere relativ grob und trivial gezeichnet sind. Deren Schicksale und Entwicklungen sind nicht sehr bewegend, zumal die Besetzung auch kein Highlight darstellt. Speziell Chris Pine geht dem Zuschauer nicht nur durch seine, natürlich von vornherein bewusst auf unsympathisch getrimmte, Figur auf den Senkel, sein jetziges Karrierehoch scheint aufgrund dieser Darbietung etwas überraschend.

                                        Die allgemeine Idee und einige stimmige Momentaufnahmen können "Carriers" klar als positiv angerechnet werden, nur so richtig zündet das Gesamtprodukt nicht. Wäre er weit weniger berechenbar, besser gespielt, ausgearbeitet und einfallsreicher, sicher ein guter Vertreter seines Genres. So grob überdurchschnittlich und als einmaliger Snack geniessbar, ohne großen Eindruck zu hinterlassen.

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                                        • Der tut nicht wirklich viel für sein Karma. Das nächste Leben dürfte unangenehm werden.

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                                          • 8

                                            So rudimentär und simpel die Handlung von "Fluchtpunkt San Francisco" erscheinen mag, so viel Gefühl, Hintergrund und Zeitgeist steckt eigentlich in ihr. Perfekt zeigt Richard C. Sarafians Werk die Stimmung eines Landes, das sich 1971 quasi in einer Grauzone bewegt, mitten im Umbruch vom Umbruch, in dem viele verschiedene Weltanschauungen und Lebensstile parallel existierten, die USA am Scheideweg zwischen dem Anfang vom Ende der Hippie-Kultur, dem Beginn des Vietnamtraumas und der Ungewissheit, in welche Richtung sich die Gesellschaft entwickeln würde.

                                            Was als eher einfach gestricktes Action-Road-Movie beginnt, liefert mit fortschreitender Laufzeit immer mehr Einblick in diese Zeit. Kowalski begegnet auf seiner rasanten Reise Menschen, die stellvertretend für die verschiedenen Schichten und Standpunkte eines Volkes stehen. Da gibt es das Blumenkind, den Biker, den alten Mann, der als Selbstversorger in der Wüste lebt, den schwarzen, rebellischen Radiomoderator und natürlich die Polizei, die staatliche Gewalt, als Sinnbild für die Regierung und den konservativen Teil der Bevölkerung. Diese Welten prallen mehr oder weniger aufeinander, verschiedene Themen werden, wenn auch immer nur nuanciert und angedeutet, aufgegriffen. Ein Querschnitt wie Spiegelbild eines teilweise gespaltenen Landes, ideologisch gesehen.
                                            Die Figur des Kowalski steht für ein Lebensgefühl, dessen Vergangenheit und Hintergründe dem Zuschauer durch immer wieder eingestreute Rückblenden Stück für Stück näher gebracht werden. Sein Werdegang vom Kriegshelden und Staatsdiener, bis hin zum rebellischen Freiheitsjäger wird durch nur wenige Momente nachvollziehbar geschildert. Es bedarf überhaupt keiner direkten, ausformulierten Erklärung für sein Handeln, es erschließt sich einfach. Sein Drang, sich nicht mehr in eine gutbürgerliche Form pressen zu lassen, seine Freiheit mit aller Macht zu erleben, ist greifbar. Das ist die große Stärke von "Fluchtpunkt San Francisco": Er spricht die Sprache der Emotionen, dem unbendigem Streben nach dem puren Leben, dem amerikanische Traum ohne Haus und Vorgarten. Diese Gefühl vermittelt der Film wie nur wenige andere. Am Ende steht Kowalskis Lächeln, wenn sein Dodge die letzten Meter seiner Reise hinlegt...das spricht mehr als tausend Worte.

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                                            • 5

                                              Die 100. Produktion der Hammer-Studios war ein riesiger Erfolg. Aussschlaggebend dafür waren wohl besonders zwei Dinge: Die bildhübsche Raquel Welch in einem, natürlich absolut authentischen, Fell-Bikini, sowie die Effekte von Stop-Motion-König Ray Harryhausen. Das sind auch echte Hingucker, die eigentliche Story kann wohl niemanden vom Hocker hauen.

                                              Es ist schon sehr drollig, was diese Hammer-Produktion alles in einen Topf wirft. Da stimmt (prä)historisch natürlich gar nichts. Fachleute dürften die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und auch jeder Laie, der mal ein Museum besucht, in der Schule nicht nur geschlafen oder mal das entsprechende WAS IST WAS-Buch gelesen hat, bemerkt sofort, das hat nicht den Hauch von Realismus. Manche Dinge lassen sich ignorieren, manche sind ziemlich lustig. Wie hübsch doch die Frauen in der Zeit waren, gut frisiert und sogar geschminkt, gar nicht mal so hässlich und maskulin, wie es uns diese gelehrten Spielverderber immer weiß machen wollen.

                                              Die Schauspieler mussten nicht viel Text lernen, eigentlich gar keinen. Bis auf einige einleitenden Kommentare aus dem Off zu Beginn, wird kein wirklich artikuliertes Wort gesprochen. Ist ja auch richtig so, Höhlenmenschen, die sich auf Englisch unterhalten wäre schon etwas komisch. Da wird mal gegrunzt oder irgendwas gebrüllt, das ist es dann auch. Braucht es auch gar nicht, der einfachen Story ist auch so mühelos zu folgen. Da läuft der Held Tumak viel rum, prügelt sich und kämpft immer wieder gegen irgendein schreckliches Urzeittier. Nicht so richtig aufregend oder spannend, aber die animalischen Gegner haben schon was. Teilweise...

                                              Ulkig wird es, wenn einfach das Terrarium der Zoohandlung geplündert wird, Echsen und Spinnen schlicht übermenschlich groß in den Hintergrund projiziert werden. Was es damals nicht alles gab. Geil wird es, wenn Ray Harryhausen ins Spiel kommt. Seine herrlich liebevollen, aufwendigen Saurier (und eine Riesenschildkröte!) lassen das Herz des Liebhabers altmodischer Stop-Motion Spektakel höher schlagen. Absoluter Höhepunkt ist das Duell zweier Dinos in der Mitte des Films. Ehrlich, das wurde erst durch "Jurrasic Park" übertroffen. So genau nimmt es da aber auch keiner mit den Fakten. Ein (offensichtlicher) T-Rex ist gerade mal ein bis zwei Köpfe größer als ein Mensch, kann daher auch mühelos aufgespießt werden, nun gut.

                                              "Eine Million Jahre vor unserer Zeit" hat eindeutig nostalgischen Charme, ist gleichzeitig aber auch wahnsinnig angestaubt und nie so wirklich mitreißend. Stellenweise ganz amüsant, mit (meistens) tollen Effekten (immer dann, wenn Harryhausen am Ball ist), aber auch ganz viel Blödsinn. Für die damalige Zeit schon fast ein erotisches Erlebnis, wenn sich hübsche Damen in knappen Fell-Outfits zeigen. Schade, dass es auch da nicht faktengetreu ist, glaube nicht, dass die damals schon unbedingt ihre Brüste verhüllt haben.

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                                              • 8
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                                                - "Das ist mein Messer. Und das ist mein Schwanz. Was soll ich dir reinstecken?"
                                                - "Das Messer!"

                                                Markus Schleinzer erinnert stark an seinen Landsmann Michael Haneke, zumindest in der Art, wie er seinen Film erzählt. Das mag Zufall sein, bewusst so gewollt oder er nimmt es einfach in Kauf, sich hinterher den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, vom Meister abzukupfern, da der Film nur so wirklich funktionieren kann. Was auch immer der Fall ist, letzteres ist eindeutig Tatsache. "Michael" ist so reduziert wie nur möglich. Ein bedächtiges Tempo, keine (künstliche) Musik, keine durch inszenatorische Mittel erziehlten Emotionen. Das ist alles so echt und real, Kino allein auf seine Geschichte fokusiert.

                                                Das heikle Thema, gerade in Anbetracht der Umstände, dass der Fall Natascha Kampusch um die Welt ging und nun so ein Film aus Österreich kommt, wird erstaunlich unspektakulär und unreißerisch präsentiert, was ihn nur intensiver macht. Wichtig für diese befremdliche Ruhe ist der Punkt, dass die Story nicht den Anfang vom Martyrium des kleinen Jungen erzählt, sondern irgendwann in der Mitte einsetzt. Wir wissen nicht, wann und wie er in den Keller gekommen ist, nur es kann nicht erst letzte Woche gewesen sein. Viel zu konditioniert und routiniert sind die Abläufe. Wir sehen kein kleines Kind, das heult, zitttert oder nach seiner Mutter schreit, sondern eins, das sich den Regeln und Abläufen motorisch und emotional angepasst hat. Wir sehen auch keine körperliche Gewalt, den gesamten Film über bleibt uns das erspart. Was wir sehen und spüren, ist absolute Hoffnungslosigkeit, psychische Brutalität, die aber so leise und nuanciert auftritt, dass sie sogar übersehen werden kann. Der einleitende Dialog ist (fast) der einzige Ausreißer aus diesem erschreckend stillen Szenario. Da gibt es diese vielen, kleinen Momente.

                                                Das fast bizarre Weihnachtsfest, die kurzen Momente, in denen das Kind Anzeichen von Hospitalismus zeigt, die Sequenz, als Michael nach einem (ungeplanten) Krankenhausaufenthalt wieder in den Keller geht, er den Jungen schon verzweifelt gegen die Tür klopfen hört und sich dann entscheidet, erstmal wieder rauf zugehen. Das ist so bitter, nur so dezent angedeutet, dass das wahre Grauen erkannt werden muss. In dieser extremen Zurückhaltenheit droht sich "Michael" zwischenzeitlich sogar zu verlieren, nur gibt es dann immer diese Punktlandungen, die den Zuschauer schonungslos wieder zurückholt. Ein grandioser Moment ist das Aufstellen des Hochbetts und was darauf folgen soll (die Reaktion von Michael, nachdem sein eigentliches Vorhaben scheitert, ist sensationell und super eingefangen).

                                                Trotz einiger Längen schockiert "Michael" besonders in seinem Finale. Warum, darf ich einfach nicht erläutern, obwohl ich es so gerne würde. Nur soviel: Wie quälend ausgedehnt das inszeniert wird, mit dem Wissen des Zuschauers gespielt wird, ist sehr schmerzhaft. Ein leiser, versteckt brutaler Film mit der Liebe zum Detail. Schont nicht, nur schmiert es auch nicht auf's Brot.

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                                                  Kommerziell war "The Witches" kein großer Erfolg für die Hammer-Studios, obwohl sich mal wieder mit einem großen Star geschmückt wurde, der nicht zum Stammpersonal zählte. Joan Fontaine, die 1940 für ihre Rolle in Alfred Hitchcocks "Rebecca" eine Oscarnominierung erhielt und die Trophäe ein Jahr später für "Verdacht" sogar gewann, übernahm die Hauptrolle. Ihre Verpflichtung war allerdings nicht so schwierig, schließlich besaß sie die Filmrechte an der Romanvorlage "The Devil's Own" von Peter Curtis.

                                                  Bei "The Witches" handelte es sich nicht um den typischen Hammer-Stoff und vielleicht war auch das ein Grund, dass er hinter den Erwartungen zurückblieb. Statt im 18. oder 19. Jahrhundert ist die Geschichte in der Gegenwart angesiedelt. Praktisch die gesamte Handlung spielt sich am helligten Tag ab und ein schauriges Monster gibt es auch nicht. Natürlich bewegt sich der Film zwar in den Grenzen des Horrorgenres, wobei der Realitätsbezug viel deutlicher ist. Auch vom Erzählstil erinnert es mehr an einen phantastisch-angehauchten Suspense-Thriller, was ihn von den meisten Produktionen des Studios abhebt. Aus meiner Sicht tut ihm das aber ziemlich gut. Die Story wird spannend und jederzeit interessant vorangetrieben, die ungewöhnlich sonnige Atmosphäre schafft seine ganz eigene Stimmung. Alles wirkt so auf den ersten Blick harmlos, unschuldig, was die mysteriösen Bedrohung nur verstärkt. Was hier genau abgeht und welchen Personen Gwen trauen kann oder nicht, ist lange nicht eindeutig. So verliert "The Witches" niemals seinen Drive und kann problemos bis zum Ende bei der Stange halten.

                                                  Allerdings bedarf es beim Finale schon etwas guten Willen, die letzten Minuten entbehren leider nicht einer gewissen, unfreiwilligen Komik. Liegt nicht zu geringem Anteil an einer bestimmten Person, die spielt als käme sie direkt aus dem Irrenhaus. Verlangt zwar die Rolle, aber so übertreiben muss ja wirklich nicht sein. Das ist aber auch der einzige, echte Kritikpunkt. Sonst kann "The Witches" durch seine etwas andere Hammer-Story, die schöne Stimmung, die (bis auf den Schluss) guten Darsteller und seine durchgehende Spannung sehr gefallen.

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                                                    Morgen geht die Bombe hoch und wir geh'n alle mit...

                                                    Das Nicolas Cage entweder nicht mehr alle Latten am Zaun hat oder schlicht einfach alles spielt, was ihm von Hollywoods Arbeitsagentur angeboten wird (könnte auch beides der Fall sein), ist ja schon lange kein Geheimnis mehr. Traurig ist es, dass der einst mal sehr fähige Regisseur Alex Proyas ("The Crow", "Dark City") auch schon längere Zeit nichts vernünftiges mehr auf die Beine stellt. Dieser absurde Katastrophen-Mystery-Hokuspokus aus dem Esoteriker-Discount ist ja nicht mal mehr mit Humor zu nehmen.

                                                    Mal ganz abgesehen von der hanebüchenen Geschichte, auch so was kann ja unter gewissen Umständen noch Spaß machen, wird hier eigentlich alles falsch gemacht. Cage vermeidet zwar die ganz großen Ausraster, vielleicht war er müde oder es gab Alkoholverbot am Set, dafür nervt er mit seinem besorgt-weinerlichen Dauerdackelblick gehörig. Ein großer Moment übrigens, wie er hinter das Geheimnis des Zahlensalats kommt. Wenn das nicht nachvollziehbar ist, weiß ich auch nicht mehr. Ab dann eiert er von einem Katastrophenschauplatz zum nächsten, bei denen die CGI-Effekte sich dem Ausmaß des gezeigten Desasters anpassen. Klar, das geht auch noch schlechter, aber das muss ja im Verhältnis zu Produktionsgröße und Budget gesehen werden. Das Ding hat rund 50.000.000 gekostes. US-Dollar, nicht guatemaltekische Quetzal. Allein bei der Flugzeug-Szene: Das Computerfeuer sieht derartig unecht und beschissen aus, da verwundert es gar nicht, dass scheinbar auch Cage und der Regisseur das nicht ernst nehmen konnten. Dackel-Nici geht so nah an die lodernden Flammen, steht einmal sogar fast darin, aber irgendwie heiß scheint das nicht zu sein. Die Effekte werden zum Schluß immerhin besser, vielleicht wurde dafür die ganze Kohle gebraucht. Also früher brauchte man um Feuer zu zeigen noch keinen Rechner, aber was weiß ich Laie schon vom Filmbusiness.

                                                    Spannung gibt es auch nicht, dafür einige gewohnt bleiche, mysteriöse Butzemänner, pardon, "Die Flüstermenschen", die sind so scary, kann ich euch flüstern. Der eindeutige Höhepunkt des schläfrigen Spektakels ist dann das großen Finale. Der kitschige Erlösungs-Bim-Bam setzt dem Unsinn die Krone auf, da fällt selbst der schwachsinnserprobte Cage kurz mit offenem Mund auf die Knie, wer kann es ihm verübeln? Das Drehbuch hat er wahrscheinlich eh nicht gelesen und war eventuell genauso fassungslos. Pures Methodacting, alte Schule. Auweia. Gut, dass es nach der allerletzten Einstellung nicht mehr weiterging, die ist wahrlich nicht mehr zu überbieten.

                                                    Was können wir daraus für Schlüsse ziehen? Wo Cage draufsteht, ist inzwischen purer Blödsinn drin, Alex Proyas lockt auch niemanden mehr hinter dem Ofen vor und wenn sie demnächt bei den Mathehausaufgaben ihres Kindes nicht mehr durchblicken, vorsichtig...es könnte eine Prophezeiung sein.

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