JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

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    JackoXL: Moviebreak 16.01.2018, 23:51 Geändert 16.01.2018, 23:59

    [...] Das Psychoduell der beiden Alphamännchen ist auch wegen ihrer differenten Klassenzugehörigkeit nicht uninteressant, gerade da Coburn & Schell in ihren gemeinsamen Szenen greifbar die Charisma-Hörner ineinander stoßen, zwei echte Preisböcke im knurrigen Rangkampf. Es ist mal wieder die pure Männlichkeit, die alles beflügelt und antreibt. Dem allgemein unfassbaren Grauen, der historischen Tragweite und den unzähligen Einzelschicksalen des Russlandfeldzugs kann und will der Film vermutlich auch gar nicht gerecht werden, bezeichnend durch eine oberflächliche, sehr schlichte Dramaturgie, die durch stark fokussierte, knallhart-packende Actionsequenzen bewusst nur als notwendige Pflichtaufgabe abgewickelt wird. Die Peckinpah-SloMo-Action-Maschine ist gut geölt, wirkt aber im Schützengraben wesentlich unpassender, selbstzweckhafter und vor allem ungeschickt Kriegs-euphorisierend als abschreckend.

    Wer den Film als hartes Gemetzel mit Sympathien an die (eindeutig) falsche Ideologie betrachten möchte, könnte dies tun ohne das ihm ein echt schlechtes Gewissen impliziert würde (was bei solchen Menschen aber wohl eh sinnlos ist). Der Film verweigert sich ernsthafter Stellungnahme und Wertungen, ist daher auf diesem doch eher sensiblen Terrain nicht die beste Spielwiese für Sam Peckinpah, der dafür im zweiten Part einen – rein auf das Genre-Vorzüge betrachtet – nahezu tadellosen Survival-Reißer auf die Beine stellt, dessen intensiver Wirkung sich nur schwer entziehen lässt. Was Steiner – Das Eiserne Kreuz glasklar an Plot- und Charakteraufbau, an auf eine gewisse Weise auch Verantwortungsbewusstsein für seine Thematik fehlt, kompensiert er nun fast durch seinen ausgedehnt dreckigen, brachial-räudigen Showdown, der nur einfach ein ungeschicktes, da zu reales Schlachtfeld gewählt hat, dessen sehr stumpfe Verwendung einen etwas bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Wo andere – speziell US - Kriegsfilme es oft mit Pathos hoffnungslos übertreiben, ist Peckinpah in seinem anderen Extrem vielleicht ein Stück zu respektlos oder eher unbedarft. Deswegen aber eben auch ein echter, wenn auch nicht der beste Peckinpah. [...]

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    • 8
      über Elle

      Rüstig, aber nicht rostig. Paul Verhoeven ist immer noch nicht der gesunden Kontroverse müde, zeigt sich bei ELLE so „angriffslustig“ wie zu seinen besten Zeiten, obwohl er es sich doch nur rausnimmt ein (weibliches) Opfer von (männlicher) Gewalt nicht nach zu erwartenden Mustern handeln zu lassen. Sie (ganz groß: Isabelle Huppert) wird in ihren eigenen vier Wänden wie aus dem Nichts überfallen, misshandelt, vergewaltigt. Schnell ist der Spuk wieder vorbei und fast schockierender für den wohl abgebrühten Zuschauer ist ihre oberflächliche Abgebrühtheit: Mund abputzen, Scherben auffegen, Wunden auswaschen, Sushi bestellen. Weitermachen, denn wer die Kontrolle verliert wird erst zum Opfer. Vergeltung wird nicht klein geschrieben, bedarf aber eines kühlen Kopfes und wohl sondierter Optionen. Gerade wenn man gewohnt ist sich zwischen dominanten Alpha-Männchen zu bewegen und ihnen immer die Stirn zu bieten wie deren Eier nicht zu dick anschwellen zu lassen. ELLE ist weder Rape & Revenge im Genremodus noch detaillierte Charakterstudie, dafür sind die Narben zu tief, der angelernte, passiv-aggressive Schutzpanzer zu dick und traumatisiert, aber er schimmert erschreckend nachvollziehbar durch die diversen Risse, wie sie tickt. Ticken muss, sieht man es aus ihrer Warte. Nie wieder hilflos, nie wieder überfordert sein, die Zügel egal in welcher Situation nie aus der Hand geben, komme was wolle. Den Spieß auch auf eigene Kosten umdrehen wenn es sein muss, mit allen Konsequenzen. Verhoeven fordert zur Diskussion auf, greift garstig in den Schritt und hinter die Fassade, schockt und hinterfragt zugleich mit der Erfahrung und Intelligenz eines realistischen Beobachters, Satirikers und Zynikers in Personalunion. ELLE pocht, brodelt, bebt und Verhoeven lebt. In der Form hoffentlich noch lange.

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      • 6

        [...] So juristisch geschult John Grisham definitiv ist und das durch viele Details, gerade auch aus dem „unter uns“ Nähkästchen glaubhaft transportieren kann, sein Gut/Böse-Schema und seine Charakterzeichnungen könnten kaum plakativer sein. Er sucht sich dafür natürlich immer dankbare, da nachvollziehbare, leicht zu sympathisierende oder zu hassende Figuren und Konstellationen heraus. Da erkennt man wieder den Anwalt. Kenne deine Zielgruppe und verkaufe ihr dein Produkt so, dass die dir folgen müssen. Das Konzept geht bei Das Urteil – Jeder ist käuflich auch meistens gut auf, was neben der offensichtlichen Positionierung von Helden und Schurken (die ein heimliches Mitfiebern mit „den Falschen“ wegen der extremen Verwerflichkeit ihres gesamten Handelns nun wirklich ausgeschlossen macht) auch an der erstklassigen Besetzung liegt. Hackman, Hoffman, Cusack aber auch Rachel Weisz (Der ewige Gärtner) spielen hervorragend, dazu tummeln sich hier unzählige erprobte Nebenrollen-Gesichter, mal wieder die ganz große Grisham-Star-Kapelle wie zu ihren besten Zeiten. Der Plot wird trotz aller Klischees interessant aufgebaut, schnell vorangetrieben und wartet mit ein paar smarten Manövern auf, um sein Publikum nicht zu verlieren. Das ist gute Unterhaltung auf hoch-budgetiertem Niveau, die aber letztlich (natürlich) wie fast alle Grisham-Filme am Ende in seiner waghalsigen, unglaubwürdigen und moralisch entweder fragwürdigen (Die Jury), überzogenen oder gar letztlich am vielversprechenden Thema desinteressierten Auflösung (alles u.a. hier) zusammenfällt. Mal mehr, mal weniger drastisch. Hier noch gut gepuffert durch seine Vorzüge. [...]

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        • 8
          JackoXL: Moviebreak 11.01.2018, 23:05 Geändert 11.01.2018, 23:07

          [...] Gregory Peck tappt wortwörtlich von Anfang an im Dunkeln und es wird alles andere als besser. Der Film gönnt sich überhaupt keine Verschnaufpausen, jagt seinen verwirrten Protagonisten von einer Eskapade in die nächste, angefüttert durch zaghafte Erinnerungs-(oder Gehirnwäsche?)Fetzen, Genaueres weiß bis zum Ende niemand, der Zuschauer natürlich mit eingeschlossen. Ansätze werden geliefert, Antworten nicht zu früh. Dafür reizt Die 27. Etage sein zeitlos-packendes Konzept vom (vermutlich) unschuldigen, unwissenden Durchschnittsbürger auf der Flucht vor höheren, skrupellosen Mächten zu perfekt aus und es stellt sich aus heutiger Sicht die berechtigte Frage, warum solche Filme in dieser effizienten Form praktisch nicht mehr existent sind, außer in der Theorie?

          Auch für seine Zeit – unmittelbar, zeitnah geprägt von Hitchcock, dem Film Noir, Kalter-Krieg-Spionage und anderen maßgeblichen Einflüssen auf das Thriller-Genre – ist Die 27. Etage ein echter Hit und ragt immer noch weit hervor. Die Story gibt nicht zu viel oder zu wenig an den richtigen Stellen preis, lässt den Zuschauer höchstens angedeutet in dem Glauben einen Wissens – oder eher Vermutungs- Vorsprungs gegenüber des gestressten Helden, was letztlich bis zum Schluss rein spekulativer Natur bleibt. Mit viel Fachkenntnis, geschickten Täuschungs- und Annährungsmanövern, die als solche nie direkt zu unterscheiden sind, wird das hohe Spannungspotenzial ergiebig angereichert, zusätzlich veredelt mit Walter Matthau (Extrablatt) in der Rolle eines kodderschnäuzigen Privatschnüfflers, der Peck kurzzeitig fast die Show stehlen könnte. [...]

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          • 4

            [...] Nach einem doch ansprechenden, Hoffnung-schürenden Beginn hat der Film seine amüsantesten Momente schnell verbraten. Statt darauf aufzubauen reibt sich der Plot in einer lahmenden, weitestgehend überflüssigen Nebenhandlung auf und vergisst nebenbei, wozu eine Komödie in erste Linie da sein sollte: Sein Publikum zum Lachen zu bringen. Ein paar Schmunzler zum Auftakt, nun scheinen John Landis und seine Crew viel zu bemüht die Geschichte irgendwie mit hechelnder Zunge über die Ziellinie zu schieben, anstatt die natürlich immer noch zahlreich vorhandenen Chancen beim Schopf zu greifen. Statt einer Steigerung von Sarkasmus, Tempo und makabren Einfällen wird aus Stagnation sogar ein Sturz ins beinah Bodenlose. Die Darsteller können da nur ganz wenig retten, auch wenn es sich ihnen recht gut zusehen lässt. Immer wenn ein kurzes Hoch droht werden aus unerklärlichen Gründen wieder die Segel eingeholt, nicht das noch jemand an Unterhaltung stirbt.

            Vieles an diesem Film verpufft, inklusive der versuchten Überschneidung mit anderen historischen Figuren und Ereignissen, die ähnlich deplatziert wirken wie das moralisch-biedere Ende, das trotz seiner Anlehnung an die wahren Fakten wirkt wie der Feigling-Abgang durch die Hintertür, nachdem sich vorher die falsche Kundschaft ins Haus geholt wurde. Als kleine Highlights müssen schon die Cameos von Christopher Lee (The Wicker Man) und Stop-Motion-Mastermind Ray Harryhausen (Kampf der Titanen) herhalten. Und so banal oder sogar billig das sein mag, es lässt das Nerd-Herz trotzdem kurz höher schlagen. [...]

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            • 6 .5

              Edgar Wright’s leicht autistisches iPod-Musical lebt von seinem Rhythmus, den es mit viel Verve vorgibt. Eine Idee so schlicht wie fast brillant und enorm schwer in der Umsetzung. Seinen Film komplett der Musik unterzuordnen, Narration und Bild dem Takt zu überlassen und zu versuchen daraus eine ganz eigene Form moderner Filmkunst zu machen, geiles Konzept! Noch geiler, wenn Wright dabei richtig konsequent wäre. Der Beat im Hintergrund bleibt zu oft noch Hintergrund, obwohl er so manch banale Passagen zu echten Event machen könnte. Man stelle sich den Film vor, wenn er nicht nur mal eine Planerläuterung von Kevin Spacey (wer war das gleich?) ausblenden würde, sondern vielleicht den halben, sogar den ganzen Film? Denn was die da reden und tun interessiert nicht wirklich. Alles als fließendes, gleitendes Action- und Emotions-Metronom, wow, das wäre was. So erscheint BABY DRIVER oftmals wie die eine Idee, die noch in den Kinderschuhen steckt und sich nicht vom Spielplatz traut. Kommt noch TEENIE oder ADULT DRIVER?

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              • 4 .5

                [...] Visagen-Akrobat Jim Carrey ist für die Rolle eines Schizos zwischen gutmütigem Weichei und vulgärem Arschloch freilich wie prädestiniert und versucht sein Bestmögliches die Nummer an das Maximum auszureizen. Dafür wird ihm aber erstaunlich wenig Raum geboten. Generell lehnt sich der Film nur für prüde US-Verhältnisse weit aus dem Fenster. An Riesen-Dildo-, Penis- und latent homophoben Ficki-Ficki-Gags mangelt es nicht, das eigentliche Grundthema wird kaum sinnvoll für augenzwinkernd-rüde Geschmacksentgleisungen genutzt. Fast wirkt es sogar gehemmt, was wahrscheinlich nur der Ideenarmut denn der guten Kinderstube geschuldet ist, das „Problem“ dürfte bei den Farrellys nicht vorhanden sein. Oder nennt man das Altersmilde? Oder waren sie vielleicht einfach damals schon über den Punkt, ab dem sie ihre wilden Tage nur berufsbedingt wieder aufleben lassen mussten? Es wirkt irgendwie so. Und das ist bedauerlich. Denn in 116 Minuten verirren sich immer noch ein paar brauchbare Spots mit Feuer, die aber im Brei aus müden Runninggags und oft verpuffenden Blödeleien unterhalb der Grasnarbe kaum noch den Busch stutzen. Irgendwie ist es schon wie immer und irgendwie nicht mehr so wie damals. [...]

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                • 9

                  Ein einziger Triumphzug, der neue Chan-wook Park. Formell wie gewohnt von beinah schon übermenschlicher Eleganz, manchmal an der Grenze der Überstilisierung, bleibt ein ästhetisches Feuerwerk zurück, das nicht heult und kracht, sondern gleitet, schwebt, beobachtet und unterwandert. Passend zum Inhalt, der sowohl ein zeitlich-politisches Gesellschafts- und Sittengemälde darstellt. Von Geschlechter-, Schichten- und Herkunftsdominanz erzählt, jedoch mit seinen Täter/Opfer-Löwen/Lämmer-Rollen geschickt spielt, vorliest wie aus einem guten Buch, stetig bewusst das der Zuschauer so ausgeliefert und abhängig ist von der Narration wie die Protagonistinnen offenkundig vom starken Geschlecht. Chan-wook Park liefert mit Die Taschendiebin nicht nur einen der besten Filme (wenn nicht vielleicht sogar den besten Film) des vergangenen Jahres ab, er durfte definitiv mit einem der besten Drehbücher arbeiten. Zwischen ineinander verschachteltem, sich behutsam schälenden Thriller, verbotener Romanze und galligem Geschlechterkampf, der eindeutig aus parteiischer Perspektive teilweise stark überspitzt, aber nie unpassend vorgetragen wird. Selbst den Vorwurf des Voyeurismus lässt sich so kaum aufrechterhalten. Denn nur weil die Weiblichkeit nicht in ihrer zärtlichen Sinnlichkeit und Grazie dem Zuschauer ausgespart wird, während die hässliche Männlichkeit in letzter Konsequenz nur im ihren Schwanz fürchtet, ist es nicht automatisch gleichzusetzen mit einem Blick durchs Schlüsselloch. Der Ton macht die Musik und wer sich bei einem so ergreifendem Lied eines heimlichen, aber gerechten Sieg in einer grausamen Welt voller Intrigen, Hochstapler und brutaler Unterdrückung doch noch in den Schritt greifen zu meint, hat irgendwas leider nicht verstanden.

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                  • 1 .5

                    [...] Selbst für eine TV-Verfilmung wirkt die Umsetzung einer Stephen-King-Geschichte unfassbar schäbig, unter normalen Bedingungen sollte man versuchen daraus Gold zu schürfen. Überhaupt liegt die große Misere des Franchise darin, dass auch beim x-ten Versuch nur noch größerer Schrott entstand, obwohl da durchaus Potenzial drinsteckt. In einem weit entfernten Paralleluniversum existiert bestimmt ein adäquater Children of the Corn-Film, und so schwer dürfte es eigentlich auch gar nicht sein, dieser ist es definitiv nicht. Unterbietet sogar das ohnehin müde, billige und am Ende zu glattgebügelte Original noch mühelos. Bei den Möglichkeiten und der hoffentlich doch inzwischen realisierten Verschwendung sollte es doch wenigstens einen Verantwortlichen geben, der sofort „HIER!“ bei dem erneuten Versuch schreit. Entweder er hat geschwiegen, er war der Falsche, oder er war leider der Einzige über 19 beim Meeting. Ab hinter die Reihen! [...]

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                    • 1

                      [...] Noch wesentlich wichtiger für den puren Nonsens dieses Teils: Gerade wegen dieses zunächst eventuell als Vorteil betrachteten Tapetenwechsels wirkt der ganze Blödsinn um ein im Turbo-Modus hochgezogene Maisfeld in einer Chicago-Fabrik-Ruine (in der aber immer noch munter die Lampen leuchten, wer zahlt denn den Strom für diese seit Jahren leerstehenden, völlig verwilderten Bruchbude?) nur noch schwachsinniger. Einer der ganz wenigen Vorzüge des Erstlings war sein Grundgedanke, sprich der ursprüngliche, subversive von Stephen King. Seine Geschichte spielte natürlich nicht zufällig im Bibel-Belt von Nebraska, in dem sich nicht nur Fuchs und Hase gute Nacht sagen, sondern weltfremder, radikal interpretierter Religions-Irrsinn irgendwann unverhofft das ernten könnte, was er säht. Irrationalen Hass und verblendete Gewalt im Namen von einem selbsterschaffenen Gottesbild und legimitiert durch eigene Regeln, die nun keiner Bibel mehr folgen, nur noch Fetzen die daraus gepredigt werden. Jetzt schart – wie aus dem Nichts – ein milchgesichtiger Bubi mit Amish-Hut die coolen Großstadt-Kids aus Chicago ohne jeglichen, fundamentalistischen Backround um sich (die übrigens ALLE viel zu alt aussehen, who cares?), die direkt von MTV und dem Basketball-Court auf die ersten Reihe im Antichristen-Garten wechseln. Passt. [...]

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                      • 1 .5

                        [...] Mal ausgeklammert wie bescheuert die unmittelbare Bedrohung standhaft ignoriert wird – manchmal müssen billige Horrorfilme halt auf diese Karte setzen -, dieser schimmelige Bauern-Schinken ist in allen Belangen eine einzige Katastrophe. Versuchte das Original wenigstens gelegentlich eine akute Form von Bedrohung oder gespenstischer Atmosphäre zu kreieren, ist das erste DTV-Sequel sowohl mitverantwortlich wie stellvertretend für den miserablen Stellenwert des Horrorfilms in den frühen 90ern. Niemand scheint auch nur im Entferntesten daran interessiert, einen auch nur halbwegs soliden Streifen auf die Beine zu stellen, hier wird direkt Scheiße auf Sparflamme nicht mal lauwarm gemacht.

                        Dem Erstling war selbst in seinem albernen Schlussspurt diesem Quark haushoch überlegen, der diesmal sofort mit jeder nur erdenklichen Unzulänglichkeit sofort hausieren geht. Der, der hinter den Reihen geht braucht scheinbar seine gefügigen Untertanen gar nicht, kann auch zu Beginn direkt seine Feinde im Alleingang unter Strom setzten. Children of the Corn: Mais of Electro. Danach müssen die aber trotzdem ran, diesmal angeführt von einem frühen Emo-Tokyo-Hotel-Verschnitt, der offenbar auch rudimentäre Voodoo-Praktiken beherrscht. Aber da später eh noch ein hanebüchener Öko-Verschwörungsthriller und lächerliche Indianer-Esoterik dazu gebastelt werden, ist das auch relativ egal, Hauptsache wir erklären uns selbst um Kopf und Kragen und am Ende kommt die Kavallerie mit dem Mähdrescher. [...]

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                        • 3 .5

                          [...] Im Zuge des 80er-Stephen-King-Hypes großzügig ins Kino gespült verspielt der Film zwar schon frühzeitig und in der Folgezeit ohne jede nur versehentliche Hemmungen alle wirklich subversiven Möglichkeiten, mutet aber trotz seines verramschten Potenzials generell nicht wie ein kompletter Fehlschuss an. Die Prämisse bleibt verstörend, was einige verlaufene Situationen auch kurzzeitig transportieren können. Verblendete, gezielt auf äußerlich gruselig gecastete Provinz-Kids in Latzhosen mit allerhand scharfkantigem Mordwerkzeug in den ungewaschenen Pfoten (speziell Malachai-Darsteller Courtney Gains hätte danach nicht nur altersbedingt definitiv Spielplatzverbot) sorgen trotz der plumpen, uninspirierten und wenig ambitionierten B-Movie-Inszenierung für kurzzeitiges Interesse. [...] Bis ca. 20 Minuten vor Schluss ist Kinder des Zorns zwar nicht guter, aber grob ansehbarer 80er-Horror mit durchaus hintergründigem Ansatz, der rudimentär bizarren Horror auf einem existierenden Fundament von verblendetem, religiösen Übereifer errichtet, aber ohne das ernsthaft ausbauen zu wollen sich lieber mit einem schnellen Billig-Schocker zufrieden gibt. Das ist zumindest irgendwie verständlich oder wenigstens akzeptabel, die letzten Minuten sind aber jenseits von Gut und Böse. Nun geht alles drunter und drüber. Der vorher schon mehrfach aus den hinteren Reihen des Maisfeld aufzuckende Albernheit kommt zügellos zum Vorschein, auch aufgrund nun gänzlich inkonsequenter Verhaltensweisen (nur ein kleines Beispiel: Die Kids meucheln Jahre vorher eiskalt ein ganzes Diner voller Erwachsener nieder, aber nun sind sie im Verhältnis 30:1 total wehrlos gegen EINEN stark Verwundeten), ganz räudigen Special-Effects (1984 darf man keine Wunder erwarten, aber genauso realistisch sollte man – wenn überhaupt - Computer-Effekte damals auch einsetzen) und die wirklich finalen Schlussminuten wirken fast wie eine ganz miese Parodie. [...]

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                            JackoXL: Moviebreak 02.01.2018, 22:07 Geändert 03.01.2018, 00:18

                            [...] Edward mit den Scherenhänden ist nach der sagenhaften Biopic-Liebeserklärung Ed Wood mit Sicherheit der zweitbeste Film von Tim Burton, mit der er sich als zeitgenössischer Bruder Grimm in Hollywood etablierte und gleichzeitig seinem Langzeit-Buddy Johnny Depp seinen ganz großen Durchbruch ermöglichte, den dieser etwa 15 Jahre lang gut behütete und geduldig aufbaute, um ihn dann mit Pauken und Trompeten selbst in Schutt und Asche zu zerlegen. Aber wenigstens nicht still und leise, mit allem peinlichen, öffentlichkeitswirksamen Pipapo und es stimmt(e) wohl insgesamt die Bezahlung. Hier ist noch zu sehen, warum dieser inzwischen leider versoffene Spinner mal einer der besten Schauspieler seiner Generation war. Seine fragile, zärtliche Darbietung dieser wunderbar tragischen Figur aus der zeitlosen Frankenstein-Dramaturgie vom angeblichen Monster, das auf der Suche nach echter Zuneigung und Liebe nur mit Ablehnung, Furcht und aggressivem Hass konfrontiert wird – in letzter Konsequenz natürlich auch mit Fackeln und zumindest imaginären Mistgabeln zurück in seine Geburtsstätte gejagt wird – ist berührend und so voller stiller Hingabe, beinah wie aus einem Stummfilm. Generell ist Burton’s Film (speziell in Kombination mit diesem perfekten Drumherum, vom Bühnenbild, den handgemachten Effekten und diesem zauberhaften, passenden Es-war-einmal-Score von Danny Elfman) eine herzliche Hommage an alte Gruselklassiker; in seiner Verbindung von märchenhafter Essenz und auf moderne, sich wohl so schnell nicht ändernde Gesellschaftsstrukturen- und Mechanismen übertragbare Parabel eine Art zeitloser Appell an die Menschheit und den ihr durch romantisch-traurige Balladen wie diese immer wieder vorgehaltenen Spiegel. Was leider keine Langzeitwirkung erzeugt. Wie man ja zurzeit wieder deutlich sieht. Aber wenn es immer wieder solcher klugen Märchenstunde bedarf um zum Nachdenken anzuregen, besser das als völlig verpuffende, an Herz und Seele vorbeiformulierten Aufrufen in Medien, die das angesprochene Publikum wohl eh nicht konsumiert. [...]

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                              JackoXL: Moviebreak 30.12.2017, 23:14 Geändert 30.12.2017, 23:47

                              Bei der Prämisse sollte sich das Minimum an Unterhaltungswert – vorausgesetzt alle Beteiligten WOLLEN wirklich einen guten Film machen (kein ASYLUM- SYFY-Quark) – von Natur aus einstellen und davon muss 47 METERS DOWN ausgerechnet so verdammt lange und mit kurzen Unterbrechungen eigentlich durchgehend zehren, das man ihm das kaum wirklich positiv anrechnen dürfte. Die grobe Idee ist spitze, die fachliche Präsentation teilweise schön, dafür ist der Klebstoff-Film namens 47 METERS DOWN ein über weite Strecken schwach geschriebenes Bewerbungsvideo für einfaches, aber effektives DTV-Material mit Warmschwimmphase im Kino. Die Protagonistinnen haben ihr Schicksal viel deutlicher verdient als man annehmen sollte (selbst so was wie Situations-bedingte „Vernunft“ stellt sich wirklich erst kurz vor viel zu spät eventuell oder auch nicht ein), die teilweise sogar befremdlich-schimmernde Optik wirkt seltsam entrückt, zu „glatt & (un)schön“, dafür haut der Film gelegentlich doch so ein paar Szenen raus, die man im Genre gerne sieht. Bis auf das trübe Blindfischen nach einem möglichen Rettungskommando (unbestreitbares Highlight, plötzlich wird es wirklich spannend, und nicht nur weil es eigentlich so sein müsste) spielt nur das Finale mal mit einer Idee halbwegs gut, vergleichbar auf die gesamte Zeit ein Wachrüttler, der versöhnlich rauschmeißt. Gerade so noch eine Hai-5.

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                              • 5 .5

                                [...] Feingeistig ist der Film ganz sicher nicht, der Humor-Stil wird schon nach wenigen Minuten ganz tief unter die Gürtellinie verlagert und direkt durch den Hosenschlitz geblasen. Ferkelige Zoten am laufenden Band, die aber in der gewohnten Will-Ferrell-Manier (man denke nur an Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy) fast schon wieder charmant daherkommen. Eigentlich ekelhaft Anti-charmant hoch zehn, aber trotzdem total drollig. Das kann irgendwie nur Farrell. Etliche Gags verhungern dafür auch auf halbem Wege, besonders so namenhafte Nebendarsteller wie Aykroyd, Lithgow oder auch Brian Cox (The Autopsy of Jane Doe) tauchen in ihren wenigen Szenen nur auf um ganz schnell wieder vergessen zu werden, der Film verschleudert im wahrsten Sinne des Wortes seine Möglichkeiten wie Cam Brady seinen Mannessaft bei jeder sich bietenden oder noch lieber jeder unmöglichen Gelegenheit…was wiederum für einige der besseren Lacher des Films sorgt. Als Politsatire zwar durchaus mal nah dran am Absurditätenkabinett seines Entstehungslandes (manchmal sogar bald 1:1, aber wie gesagt, da ist der US-Wahlkampf ein wehrloses Opfer), insgesamt aber keinesfalls richtig daran interessiert oder auf höherem Niveau wettbewerbsfähig. Hier geht es um schnelle, platte Lattenkracher, bei denen es mal einschlägt und mal Richtung Eckfahne, noch zusätzlich belastet durch ein sehr schales, moralinsaures Finale, das so gar nicht zum angepeilt dreckigen Ton passen will. Schade, besonders diese leichte Feigheit zum Schluss, denn so richtig und vor allem durchgehen neben der Spur, wer weiß… [...]

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                                  über Telefon

                                  [...] Warum genau muss Genosse Bronskowski das mehr oder weniger (fast) im Alleingang regeln, obwohl es dadurch natürlich wesentlich komplizierter wird? Die fadenscheinige Erklärung wird in zwei Nebensätzen verschämt durchgehustet, genauso absurd wie Lee Remick (Das Omen) als Doppel-Agentin mit Herz, die mehr erscheint wie die nette, aber Berufs-verfehlte Praktikantin, die für die teilweise drastischen Maßnahmen weniger geeignet ist und nach zwei Wochen mit einem freundlichen Händedruck verabschiedet gehört. Aber bei dem US-Geheimdienst, der ohne die smarte Computer-Fetischisten-Tippse mit dem fürchterlichen Minipli und der feschen Bibliothekarinnen-Brille nicht mal Russland auf der Landkarte finden würde, geschweige denn als Bedrohung erkennen wenn es ihm mit Hammer und Sichel den Vorgarten umgräbt, wundert einen ehrlich gesagt gar nichts mehr. Naja, dafür gibt es ja den gewohnt semi-charmanten Onkel Charly, bei dem es trotz seiner erprobten Koch-mir-was-Nettigkeit zum weiblichen Geschlecht nur eine Frage der Zeit ist, bis auch Agentin Habt-euch-lieb irgendwann ins faltige Feinripp-Netz geht. Und wenn es auch nur kurz vor knapp ist, um ein Zeichen für gesunden Völkerverständigung zu knattern. Das ist schon alles ziemlich dämlich, aber dennoch halbwegs unterhaltsam mit leichtem Edel-Trash-Geruch, auch weil Don Siegel einfach zu gut ist, wenn er denn mit Handfestem sinnvoll beschäftigt wird. Kommt hier nur leider zu spärlich vor. [...]

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                                    JackoXL: Moviebreak 27.12.2017, 21:57 Geändert 27.12.2017, 23:24

                                    Schwierig zu sagen, ob Alex de la Iglesia die wohl nie stattfindenden filmische Reife wirklich guttun würde. Seine Filme leben von ihrer Wildheit. Ihrem unangepassten, spontanen und dadurch lebendigen, kreativen, pulsierenden aber dadurch natürlich auch oft unordentlichen Wesen; dem schmalen Grat aus Genie und Zappelphilipp. El Bar ist nie genial, aber hat interessante Ideen(ansätze), die er genauso schnell vergessen zu scheint wie er sie aufbringt. Dafür wird wieder einiges durcheinandergewirbelt, es gibt ein Fast-Kammerspiel, ein bis zwei Fast-Macguffin, Charakterbrüche- und wieder Kittungen wie es gerade beliebt, passt oder auch nicht. Das erscheint manchmal wirr, überhastet, dann aber auch wieder ganz smart, ungebremst, freigeistig. Man kann zu Iglesia stehen wie man will, aber langweilig wird er nie. Und bleibt durch dieses Unruhige, dieses Unberechenbare immer in positiver Bewegung. Auch nach 25 Jahren, was nur ganz wenige geschafft haben. Das ewige Kind. Weiter so. Irgendwann kommt nochmal der nächste MAD CIRCUS.

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                                      [...] Die Darsteller stolpern führungs- und anspruchslos auf billigstem TV-Sketch-Niveau durch diesen Horror-Cartoon mit zum fremdschämen peinlichen Klamauk-Einlagen, der nebenbei fast gänzlich ohne Filmmusik auskommt. Ab und zu kommt da was, generell wirkt das aber eher, als hätte man die vergessen oder gar nicht als Option in Erwägung gezogen. Man kann ja auch nicht an alles denken, bei voller Konzentration darauf, dass alle im Bild sind und ihren Text aufsagen. Wesentlich bemerkenswerter als die Personalie Englund sind jedoch zwei andere Namen: Oscarpreisträgerin Sandy Dennis (Wer hat Angst vor Virginia Woolf?) blamiert sich als Hoax‘ Mutter bis auf die Knochen (mal wieder ein trauriges Beispiel für den weiblichen Karriereknick bei Faltenbildung) und das Script stammt doch tatsächlich von Brian Helgeland, 9 Jahre später verantwortlich für das brillante (ebenfalls Oscar-prämierte) Drehbuch zu L.A. Confidential. Unfassbar, wie die Existenz bzw. viel mehr die Reanimation dieses Films allgemein. [...]

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                                      • 8

                                        [...] „Buckwheats“ faucht „Der Mann mit dem Plan“ (ein Todesurteil auf die qualvollste Methode für alle Beteiligten), außer für Jimmy, der 48 Stunden Gnadenfrist bekommt seine Zelte in Denver abzubrechen und auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Rette deine Haut, bete für deine Freunde, doch so einfach lässt sich ein Mann von Ehre nicht vertreiben, so naiv oder gar dumm das im ersten Moment klingen mag. Anstatt wie ein lausiger Eierdieb in der Nacht zu verschwinden übernimmt er Verantwortung. Für sich und die, die nun wegen seines Freundschaftsdienstes der Schildkröte aus El Paso – dem gnadenlosen Hitman Mr. Shhh (Steve Buscemi, Fargo) – zum analen Abschuss freigegeben sind. Außerdem ist Denver gerade noch ein Stückchen attraktiver geworden: Denn Jimmy ist Hals über Kopf verliebt in die hinreißende Dagney (Gabrielle Anwar, Der Duft der Frauen). Abhauen ist keine Alternative, zumindest nicht bis reiner Tisch gemacht wurde. Und dafür reichen 48 Stunden niemals aus. [...] Zwischen Gangsterballade, Thriller, Lovestory und schwarzer (beinah-)Groteske besteht ein schmaler Grat, den Fleder & Rosenberg erstaunlich abgeklärt bestreiten (wesentlich besser als bei jeder ihrer späteren Arbeiten). Ein Abgang mit Stil. Der langsame, aber trotz der möglichen Optionen unausweichliche Weg auf die letzte Reise, bei dem sowohl die eigene wie auch die fremd-verschuldete Scheiße noch anständig weggeräumt und der heilige Jimmy fast eine Art Märtyrer wird. Das muss man so nicht machen, aber wie es „Pieces“ (großartig: Christopher Lloyd, Zurück in die Zukunft) schon - etwas anders formuliert – auf den Punkt bringt: Man kann als Hans Wurst verenden oder erhobenen Hauptes ins Gras beißen…ohne das es als Gangster-Glorifizierung geschieht. Hier geht es um Menschenwürde. Und die haben sich zumindest einige hier redlich verdient. [...]

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                                        • 6 .5

                                          [...] Mit George A. Romero nimmt sich ein echtes Genre-Schwergewicht der Umsetzung an, wobei nicht außer Acht gelassen werden darf, dass er zu diesem Zeitpunkt seine besten Jahre schon lange hinter sich hatte und ähnlich angewiesen auf einen Erfolg war wie der filmische Protagonist Thad Beaumont, der deshalb sein Alter Ego George Stark erschuf…oder vielleicht nur weckte? Sehr nah an der Romanvorlage wagt der auch für das Script verantwortliche Romero keine großen Experimente, kürzt nur Unvermeidliches und läuft damit auch Gefahr, den Film etwas zu lang ausfallen zu lassen. Siehe da, so ist es auch, denn auch Stephen King ist ja eher selten ein Freund kurzgehaltener Narration. Übertragen auf das Medium Film nicht immer zweckdienlich, obwohl Stark dafür noch recht flott und mit wenig überflüssigem Ballast ausgefallen ist. Wie schon King versucht auch Romero (logischerweise bei strenger Werktreue) der an sich wesentlich tiefgründiger auslegbaren Story keine neuen Facetten abzugewinnen, das darf man ihm kaum zum Vorwurf machen, obwohl es dort wie hier leicht nach verschenktem Potenzial riecht. Aber wie bereits erwähnt, eigentlich ist es ja das Thema von Stark: Die kalkulierte Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit; dem Filegranen und dem Groben; dem Kopf und dem Bauch; der Vernunft und der zügellosen Wut. Das erlaubt auch dem doppelt-beschäftigen Timothy Hutton massives, lustvolles Overacting zu betreiben, denn nichts anderes wird verlangt und ist notwendig, um Engelchen und Teufelchen mit angespitzten Bleichstiften zum außergewöhnlichen High-Noon antreten zu lassen. [...]

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                                          • 6

                                            Rätselhaft geht es zu bei Demons of the Mind, und zwar ziemlich lange. In der ersten Hälfte der 86 Minuten tappt man als Zuschauer mehr oder weniger komplett im Dunkeln. Selbst als es die ersten Todesfälle zu beklagen gibt lässt sich maximal mutmaßen, was denn hier genau vor sich geht. Ob Monsterfilm, Psychothriller, Gothic-Horror oder von allem eine Prise, da lassen sich die spätberufenen HAMMER-Arbeiter um Regisseur Peter Sykes & Autor Christopher Wicking (beide auch beim vorerst letzten Studiofilm To the Devil a Daughter gemeinsam aktiv) nicht in die Karten gucken, spielen mit dem Ungewissen und machen das recht anständig. Handwerklich ohnehin grundsolide baut der Film dadurch nicht ungeschickt Spannung und Interesse auf, überrascht sogar letztlich durch einen relativ abgründigen Plot, der an die damals tabubrechenden, britischen Horrorfilme wie Der Hexenjäger (1968) oder In den Krallen des Hexenjägers (1971) erinnert, sicherlich nicht zufällig. Ganz so radikal wie diese inoffiziellen Vorbilder fällt dieses verspätet HAMMER-Aufbäumen gegen schwindendes Publikumsinteresse dann doch nicht aus, dafür wirkt er mit seiner aus Inzest, Wahnsinn und fragwürdig-freudschen‘ Behandlungs-Fusch zusammen gebastelten Story ambitioniert, aber etwas zu überfrachtet, grenzt manchmal an Edel-Trash. Trotzdem ist Demons of the Mind ein Beweis dafür, das in HAMMER wenig goldenen Herbst nicht alles schlecht war. Im Gegenteil, eigentlich ist das genau diese Art Film, mit dem die Trendwende hätte erreicht werden können. Das klassische Flair verbunden mit neuen Ansätzen, nah am Puls der Zeit und dennoch irgendwie authentisch, nur rüder, mutiger und experimentierfreudiger. Leider konnte das nicht mehr großartig ausgebaut werden, der hier bestrittene Weg war schon der richtige.

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                                            • 3
                                              JackoXL: Moviebreak 13.12.2017, 21:45 Geändert 13.12.2017, 21:49

                                              Wenn man sich fragt, warum bei den einst so erfolgreichen HAMMER-Studios Mitte der 70er für lange Zeit die Lichter ausgingen, der muss sich nur mal Straight on Till Morning anschauen. Dieser Film spiegelt genau das große Problem wieder: Mit den altbekannten, zu Tode gemolkenen Dracula-, Frankenstein- und Co-Filmen ließ sich das Publikum nicht mehr locken und bei dem Versuch sich den neuen Sehgewohnheiten anzupassen griff man zu oft ins Klo. Dem jungen, 1980 mit gerade mal 44 Jahren verstorbenen Regisseur Peter Collinson (Open Season) lässt sich dabei wohl noch am wenigsten ein Vorwurf machen, der versucht zumindest das Ganze irgendwie individuell, modern und mutig anders zu gestalten. Sein anfangs mit schnellen Schnitten, Szenenwechseln und zahlreichen Rückblenden versehenen Erzählstil will allerdings auch nicht recht funktionieren, trägt den Film eher umständlich denn interessant vor, was er eventuell selbst gemerkt hat und es später sichtlich zurückschraubt. Wenn man es nicht besser wüsste, man würde Straight on Till Morning wohl niemals den HAMMER-Studios zuordnen, dafür ist er so sehr von deren klassischen Muster entfernt wie wohl keine anderes Hausmarken-Release. Mit Horror im klassischen Sinne hat das wenig zu tun, ist dafür als bald experimentelles Psychothriller-Kammerspiel angelegt, was leider zur absurden Märchenstunde zweier geistig schwer gestörter Kasperköppe wird, die sich gesucht, gefunden und irgendwie auch nicht besser verdient haben. Sie, ein introvertiertes Mauerblümchen aus ärmlichen Liverpool-Arbeiterklasse-Verhältnissen, die im freizügigen London ihren persönlichen Prinzen und angehenden Kindsvater sucht (alles schon geplant, na logo). Er, ein engelsgesichtiger Voll-Psychopath mit wallender, goldgelockter Mähne, der Frauen reihenweise verführt, sie sich hörig macht und irgendwann abmurkst, aber leider ohne sie nicht putzen, nähen und aufräumen kann, schon scheiße dieses Single-Leben. Wie es das Schicksal so will, Krachlatte #1 und Krachlatte #2 rumpeln ineinander, spinnen sich 1 ½ Stunden gegenseitig die Rübe noch ein Stück weicher und ja, man kann sogar erkennen wie der Film wohl angelegt sein soll, das Ergebnis ist aber höchst lächerlicher Mumpitz, über den sich im besten Falle kopfschüttelnd lächeln lässt, wenn man nicht entnervt das Handtuch wirft oder wegnickt.

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                                              • 4

                                                Ein leider gescheiterter Versuch von HAMMER, sich losgelöst von klassischen Horror- und Monstermotiven neu zu erfinden. Es ist immer interessant, wenn sich das zu oft wiederholende Studio an „modernen“ Stoffen versuchte, so ist der 1965 veröffentlichte Psychothriller The Nanny einer der besten HAMMER-Filme überhaupt. Ähnliches versucht hier auch Stamm-Autor Jimmy Sangster bei seiner dritten Regiearbeit (übrigens auch für das Script zu The Nanny verantwortlich, also müsste er wissen wie es geht), das Resultat ist nun wirklich nicht mehr als eine in der Theorie ganz brauchbar klingende Idee. Offenbar leicht inspiriert von (frühen) italienischen Gialli lässt man eine junge, leicht naive und herzensgute Schönheit (Judy Geeson, 31) an ihrem Verstand zweifeln. Ist sie - seit einem Nervenzusammenbruch vor einiger Zeit – ein psychisches Wrack oder wird sie wirklich von einem unbekannten mit schwarzen Handschuhen verfolgt, der ihr nach dem Leben trachtet? Und das, obwohl sie gerade frisch verliebt und verheiratet mit dem Privatschullehrer Robert (mal wieder: Der gerne verwendete HAMMER-70er-Neuling Ralph Bates) ist. Während der Ferien verweilen die Beiden auf dem verwaisten Internatsgelände, das sonst nur vom dem Schulleiterpärchen Carmichael (Peter Cushing & Joan Collins) bewohnt ist. Leider weiß Jimmy Sangster weder mit dem paranoiden Suspense noch dem gleichwohl friedlichen wie leicht verstörenden Setting ernsthaft etwas anzufangen, verschleppt den Plot gnadenlos und bemerkt offenbar gar nicht, wie knüppelhart vorhersehbar das Ganze dabei auf das „überraschenden“ Finale hin schlurft. Das ist sogar ganz okay, aber in Anbetracht des kaum vorhandenen Unterhaltungswerts und der wahnsinnig verschenkten Möglichkeiten auf dem Weg dahin lässt sich das nur noch schuldmindernd anrechnen. Gut gemeint, dürftig umgesetzt.

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                                                • 6 .5

                                                  Schon überraschend, dass ausgerechnet ein so offensiv mit einer leicht absurd klingenden Abwandlung des berühmten Stoffs hausieren gehender Film wie Dr. Jekyll & Sister Hyde zu einer der besseren und sogar besten HAMMER-Arbeiten der 70er gezählt werden darf. Der gewollte Stilumschwung mit mehr Fokus auf Blut und Erotik ist sichtlich erkennbar, was für die Geschichte aber durchaus angemessen erscheint. Statt die bekannte Jekyll & Hyde-Story einfach nur durch eine Art schizoide Transgender-Horror neu zu interpretieren (was auch flott wie albern in die Hose bzw. den Unterrock hätte gehen können), werden diverse Vorlagen munter miteinander vermischt. Der/die geschlechts-unentschiedene Wissenschaftler(in) meuchelt in Whitechaple Prostituierte mit chirurgischer Präzision wie eigentlich ein ganz anderer, legendärer Serienkiller und auch das berühmte, raffgierige Leichenfledderer-Duo Burke & Hare spielen eine nicht unwichtige Rolle. Der sonst eher als solider, zuverlässiger Handwerker bekannte Regisseur Roy Ward Baker liefert wohl eine seiner besten Leistungen ab, in dem er aus diesem leicht überfrachtet anmutenden Cocktail nicht nur zu einem sehr effektvollen, abwechslungsreichen B-Streifen auf die Beine stellt, sondern auch inszenatorisch für die ein oder andere Idee abseits der üblichen Aufbauanleitung zu haben ist. Sein teilweise mutiges, visuell ansprechendes Farben- und Beleuchtungsspiel hat beinah Züge von Mario Bava, versieht den Streifen mit dem Hauch einer surrealen Note. Beeindruckend auch, wie die geringen Mittel (der Film muss sich mit zwei bis drei Sets begnügen, was schnell furchtbar monoton werden könnte) effektiv eingesetzt werden, das kann auch nicht jeder. Ein kleiner Geheimtipp, gerade im qualitativ eher dünnen Output eines langsam verhungernden Studios.

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                                                  • 6
                                                    über Amuck!

                                                    [...] Die Frage nach den Tätern scheint der Film dabei selbst früh zu beantworten, zumindest ist es mehr als offenkundig, dass das dekadente, leicht perverse Pärchen mehr weiß, als es vorgibt. Und sich einen perfiden Spaß daraus macht, die Protagonistin wie ein Lust-Spiel-Bällchen zu manipulieren, zu irritieren und Stück für Stück psychisch zu zermürben. Oder etwa doch nicht? Ist es alles nur eine Anhäufung großer, fehlinterpretierter Missverständnisse und/oder eine schleichende Paranoia unserer Heldin? Silvio Amadio ist (gerne auch zu) geduldig bei seinem nicht auf inszenatorische und narrative Zwischenhochs setzenden Erotik-Giallo, spinnt sich seinen Plot langsam zurecht, verlässt sich sehr auf die durchaus vorhandene Schönheit seines Films. Hübsch gefilmt, aber besonders ansehnlich besetzt. Darstellerisch in erster Linie durch Farley Granger, der bis zuletzt nicht zu lesen ist, was für die Geschichte essentiell wichtig ist. Rein optisch werden die gerne freizügigen Barbara Bouchet und Rosalba Neri ohne falsche Scham mehrfach ins rechte Nackedei-Licht gerückt, was ästhetisch durchaus nicht zu verachten ist, inhaltlich freilich nicht von so entscheidender Bedeutung ist, als das man es in ergiebiger Slow-Motion zelebrieren müsste. Giallo halt, gibt Schlimmeres.

                                                    Der Film könnte zwischendurch gut und gerne mehr Fahrt vertragen, gerade da er massiv auf seine Auflösung hinarbeitet und dadurch zwischendurch gewisse Highlights vermissen lässt (die nicht mit nackten Brüsten zu tun haben). Die ist dafür gar nicht so schlecht und ordentlich ausgearbeitet, was nicht auf jeden Giallo zutrifft, um es mal vorsichtig zu formulieren. Das in Kombination mit der ansprechenden Präsentation lässt über so manche, leichte Durchhänger wohlwollend hinwegsehen. [...]

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