JackoXL - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+58 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+22 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence320 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning181 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von JackoXL
[...] Der Mann mit dem goldenen Arm hat eigentlich nur ein echtes Problem, dass leider kaum zu ignorieren, damals aber sicher nicht so stark ins Gewicht gefallen ist (oder konnte). Eben da sich der Film an einer in dieser Intensität nahezu unbehandelten Milieustudie probiert wirkt er oft so, als müsse man sich auf die Aussagen von Beteiligten verlassen und vermische das mit Vorstellungen, Stereotypen und Klischees, die damals halt der Norm entsprachen und dem wenig aufgeklärtem, in Watte gepacktem Ottonormalbürger transportieren konnten, das nicht jeder Rauschgiftsüchtige automatisch ein schlechter Mensch sein muss. Unnötig angereichert mit zu skurrilen Neben(Witz)Figuren und diversen Ausreißern bei den Schurken-Charakteren wie den Dialogen in Richtung Schul-Aufklärungsfilmchen („Die erste Spritze war umsonst…“ oder DER Klassiker: „Ich kann aufhören wann ich will!“) wirkt der Film sicherlich ein Stückchen antiquiert, überholt und zwar eine Szene darstellend, aber nicht richtig erforschend.
Ein deutlicher Haken, der aber hauptsächlich dem zeitlichen Kontext zuzuschreiben ist und betrachtet man dagegen die an sich starke Dramaturgie, besonders im enorm intensiven Schlussdrittel, dann ist das tatsächlich nur ein gesellschafts- wie historisch-cineastischer Randaspekt. Oder die letzte, aber sichtlich gerissene Hürde zum echten, zeitlosen Hit. Denn was der Film per se erzählt, ist von tiefer Tristes und ehrlicher, bemühter und aufrüttelnder Kompromisslosigkeit gezeichnet. Eine – trotz Mängeln in der detaillierten Darstellung – harsche Charakterstudie und ein drastisches Unterwelt-Drama, das auf interessante Konfliktsituationen baut (speziell die Co-Abhängigkeit bzw. die forcierten Manipulation von Frankie’s Ehefrau) und von einem Frank Sinatra mindestens gestützt, wenn nicht sogar getragen wird, der gerade den kalten Entzug mit ungeahnter (darstellerischer, nicht im zeitlichen Rahmen korrekter) Authentizität verkörpert. [...]
[...] Lose beruhend auf der Romanvorlage von Henry James wandelt der sonst ausschließlich vor der Kamera aktive Martin Gabel (Marnie) bei seiner einzigen Regiearbeit unverkennbar auf den Spuren von Alfred Hitchcock und dessen Meisterwerk Rebecca, bedient sowohl Elemente von Suspense-Krimi, Mystery-Thriller, tragischer Romanze und leichtem Gothic-Grusel. Die handwerkliche Inszenierung ist weitestgehend stimmig, da beweist der Novize ordentliche Fähigkeiten. Solange der Film sich noch mehrere Optionen offen hält wird die Spannung trotz keiner wirklich intensiven Momente auf einem soliden Level gehalten, dafür ist hier einfach zu viel möglich. Von übernatürlichen Phänomenen, einem doppelt und dreifachen Intrigenspiel bis hin zu einem (vielleicht surrealen?) Psychodrama, Briefe aus dem Jenseits hat da reichlich Entwicklungsspielraum. Letztlich ist dann doch zu früh klar wohin die Reise geht und auch wenn ein gut gehütetes Geheimnisse erst im Finale gelüftet wird (was allerdings auch nicht so überraschend ist), verflacht der Plot damit viel zu schnell. Wirkt am Ende gar ziemlich naiv, stellt er doch ernsthafte Persönlichkeitsstörungen und Identitätsverlust aufgrund eines über Jahre errichteten Traumas als Problemchen hin, das zwar nicht schön ist, sich aber mit ein wenig ehrliche Zuwendung und menschlicher Nähe ganz gut therapieren lässt. [...]
[...] All diese Ansätze, der angestrebt komplexe Plot, die zahlreichen und wenig konkret-greifbaren Handlungs-Variationen, besonders die Integration der Kriegstraumata, sind selbstbewusst, lobenswert…und sorgen am Ende dafür, dass Die blaue Dahlie die selbst aufgestellten Hürden kaum überspringen kann, fast unter dem aufgestauten Anspruch zusammenbricht. Es ist wahnsinnig bemüht, aber auch irrsinnig konstruiert. Speziell das überladene Finale entbehrt nicht einer ganz leichten, unfreiwilligen und (extrem) ungünstigen Komik. Zu sehr wird auf einer interessanten Grundidee rumgeritten, bis sie zum plakativen, beinah albernen Selbstzweck verkommt, der sich kaum noch ernst nehmen lässt. Heute würde man das als Twist-Wut verreißen, damals war das sicherlich sehr gewagt und überraschend. Wobei der Film auch an anderen Stellen sichtlich ungünstig gealtert ist bzw. sogar unabhängig davon sich diverse Fragen gefallen lassen muss. Besonders die Rolle von Veronica Lake…ist doch eigentlich nur im Film, weil Veronika Lake mitspielen muss und der Held was zum Flirten hat??! Ansonsten könnte man sie auch streichen oder auf maximal 5 Minuten Screentime kürzen. Aber wäre ja schade drum. [...]
[...] Gen Ende wird sichtlich erkennbar, wo Bava’s kreative Grenzen lagen. Das Skript verlangt schon gewisse Konventionen, das redundante An-der-Nase-herumführen (eigentlich ja nicht) extrem dusseliger Gesetzeshüter wird erprobt runtergerattert, manche sehr schrägen Ansätze und besonders die optisch-akustische Präsentation (Ennio Morricone fummelt sich einen duften Score zusammen, der urplötzlich auch mal einen orientalisch angehauchten Flair bekommt) dürfen nicht zur vollen Entfaltung kommen. In der ersten Hälfte ist Gefahr: Diabolik! oft nah am legendären Flower-Power-Knüller Barbarella, und zwar nicht wegen John Phillip Law, der übrigens hier seine wohl beste Leistung bringt. Sein limitiertes Spiel passt zu dieser lebendig gewordenen Plastik-Action-Figur eigentlich prima. Er kann markant unter einer Maske die Augenbrauen hochziehen, was wirklich nicht so einfach ist. Seine Quasi-BAT-Höhle ist eher eine bumsfidele Lustgrotte und es ist schwer zu vermuten, dass Bava bei voller Kontrolle womöglich die Richtung noch direkter gestreichelt hätte. Unabhängig davon ist der Film aber einfach geil. Der platzt bald vor Verve, ist vogelwild und smart zugleich, flott, tollkühn…einfach unfassbar liebenswert. [...]
[...] Angekommen im eigentlichen Handlungsschwerpunkt gewinnt Der Mann mit der Narbe ordentlich an Klasse hinzu, lässt den etwas sehr zweckdienlichen Auftakt und eine dort noch unübersehbar begrenzte Budgetierung schnell vergessen. Einzig die böse, böse Logik nagt durchgehen an der spannenden Geschichte rund um einen abgezockten, wandlungsfähigen Gangster und seinen makabren Versuch, den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Auf gewisse Weise hat das eine Annährung zu Hitchcock's Lieblingsthema - dem Mann auf der Flucht, gezwungen zum Improvisieren -, mit dem feinen Unterschied, dass dieser Kerl alles andere als unschuldig ist. Somit hat der Zuschauer eigentlich gar keinen integren Sympathieträger zum Mitfiebern, womit man unweigerlich in eine knisternde Situation kommt: Soll der abgewichste, egoistische und zu allen Mitteln bereite Gauner mit seiner Tour davonkommen oder gönnt man seinen Gegner den Triumph…die da wären namenlose, ebenso brutale Killer?
Ein sonderbar-gelungener Zwiespalt, der den besonderen Reiz vieler Film Noir-Vertreter per se unterstreicht: Gut und Böse sind im Absoluten nicht existent, in der Grauzone verschwimmt alles zu einer Definition, die sich jeder selbst zurecht legen darf. Mit einigen smarten Ideen im Gepäck, gerade das gut (und unaufdringlich-clever) aufgebaute, sehr sarkastische Finale und dessen dann doch noch vorhandene Moral von der Geschicht‘ rund um das Aneignen einer fremden Identität ist wahrhaftig prima gelungen. Schwierig wird es bei der Nachvollziehbarkeit bzw. der Glaubwürdigkeit der Geschehnisse, auch wenn Der Mann mit der Narbe an einigen Stellen noch probiert, diese zu relativieren [...]
[...] Mit reichlich Interpretationsspielraum ausgestattet (anders als ein grob vergleichbarer „Kollege“ dieses Jahres, über den sehr heiß diskutiert wurde obwohl einem dort alles auf dem Silbertablette vorgekaut und prätentiös wieder erbrochen wurde) setzen die beiden Filmemacher viel auf eine Karte, reduzieren alles aus ihrem Film was ihn wahrscheinlich zugänglicher gemacht hätte und versuchen nur grob, seine Metaphern und Deutungsweisen direkter auszuformulieren. Hier herrscht am Ende tatsächlich Diskussionsbedarf, wobei es auch nur in wenigen Punkten konkreter Antworten bedarf, wenn überhaupt. Das Meiste ist so oder so, von seinem Gefühl und der Wirkung, im Wesentlichen effektiv, sogar die Analyse der einzelnen Figuren und deren Bedeutung. Auch wenn über diverse Details (wie „Namen“) gestritten werden kann, ihre Rollen für „das Spiel“ sind sehr eindeutig. Und wenn wir schon dabei sind, mit seiner relativ geringen Screentime reißt der sonst so extrovertierte Schock-Rocker Marilyn Manson das gesamte Ding fraglos komplett an sich. So eiskalt, introvertiert, beunruhigend-gelassen wie der gesamte Film, obwohl sich hier die Hölle auf Erden abspielt. Das Gegenteil von Und-wenn-sie-nicht-gestorben-sind, das Gegenteil von klassischer Romantik, die dunkle Ecke im Garten Eden…auf H. [...]
[...] Mit viel Liebe zum optischen Detail ist Der Kuss des Vampirs manchmal - sehr partiell - so schön zu betrachten wie die nahezu zeitgleich erschienenen Der Dämon und die Jungfrau von Mario Bava oder Satanas - Das Schloss der blutigen Bestie von Roger Corman. Dem dominanten Rausch, der einzigartigen Trägerfunktion dieser Werke kommt dieser Versuch nur grob nahe, gerade weil er diesen surrealen Zustand nicht zulässt, eher wirkt wie ein hübsch arrangierter, biederer Trödelladen und alles andere kaum seine Zweck erfüllt. So farbenfroh und bemüht das Dekor erscheint, umso radikaler verblassen die steifen, grauschattierten Darsteller davor. Nicht konsequent, lediglich oberflächlich einen Tick experimentell präsentiert, scheitert auch der Plot an einer ungünstigen Hürde aus (wenig) Bewährtem und (viel zu wenig) Gewagtem. Den Vampirismus als eine Form von Sekte, sexuell motivierten Kult mit Gehirnwäsche-Methode darzustellen, der eine ganze Region verwaist und die verbliebenen Trauergäste zu geheimen Luden der eigenen Kindsmörder gemacht hat, das ist doch mal was. Die Umsetzung präsentiert sich zu träge, ab und zu gar dem Material unfähig (Hauptdarsteller Edward de Souza verkommt öfter zum dusseligen Nullapostel). Im Gegenzug gibt es immerhin ein paar sehr schön inszenierte Momentaufnahmen (der Maskenball könnte Polanski zu Tanz der Vampire inspiriert haben), den unübersehbaren Versuch neuer Wege und ein Finale, das einerseits absolut dämlicher Hokuspokus ist, aber eine so nie (wieder) gesehene Idee auffährt. Eine Form von Blutsauger-Kannibalismus. Abgefahren. [...]
[...] Befreit von den Fesseln narrativer, empirischer und konservativer Kompromisse entsteht ein schräg ins Dunkel entrückter, immer weiter absackender und in (un)angenehm-unerklärliche Schieflage geratener Albtraum, wie man ihn dieser Tage hauptsächlich im europäischen (italienischen) Horrorfilm vorfand. Zwei Jahre zuvor bei Dario Argento’s Masterpiece Suspiria, noch viel deutlicher erinnert Phantasm jedoch an die Arbeiten von Lucio Fulci (Über dem Jenseits) zu diesem Zeitpunkt. Der Film folgt keinen Regeln, unterliegt keinen Zwängen. Wirkt fast anarchisch, manchmal improvisiert, dominant und bärenstark in seiner kompakten, lückenlosen Atmosphäre, die sich wie ein Schleier, ein Trauerflor über das Geschehen legt und keinen Ausweg duldet. [...] Im Mittelpunkt steht nicht unbedingt Mr. Ultra-Creepy (!), der Leichen-versklavende Tall Man; seine Armee der untoten Gnome; fliegende, mit scharfen Klingen und Bohrern versehene Stahlkugeln (das sieht für dieses Budget übrigens unverschämt gut aus); nicht der Morningside-Friedhof als dunkle Sonne im Universum des Bösen: Es ist ein vom Tod der Eltern schwer traumatisierter, kleiner Junge, der sich jetzt an der Schwelle zu Adoleszenz erneut akuten, unkontrollierten Verlustängsten stellen muss. Den Kampf aufnimmt, um das letzte Bisschen Familie und Geborgenheit krampfhaft zu bewahren. Wenn man Phantasm so auslegen will (und nicht zufällig auch mühelos kann), dann gehen da noch ganz andere Pforten auf. [...]
[...] Mal wie ein lausiger Schnappt Shorty-Abklatsch, angereichert mit einigen sexuellen Billig-Zoten (sagenhaft: Die Monologe, ja Lobeshymnen, von Affleck und Lopez auf ihre jeweiligen Geschlechtsorgane. Da lernen wir auch, warum der Mund wie eine Muschi ist. Ach du lieber Pimmel!), dann doch lieber RomCom mit ganz ungünstiger Ausgangslage (sie lesbisch, er der hinterletzte Voll-Proll-Assi im Charly Harper-Outfit, aber die drehen wir schon um. Wäre ja gelacht) und wenn wir schon einen Mongo im Film haben, lachen wir ihn doch abwechselnd aus und heucheln dann wieder plötzlich ganz doll Mitleid mit dem armen Tropf, der erstaunlicherweise ja doch ganz normale, menschliche Bedürfnisse hat. Wieder was gelernt. [...] Fast noch besser als dieser ganz Unsinn und sein furchtbarer Tonfall ist die Art und Weise, wie hier alle ihren Egos ohne Rücksicht auf Verluste freien Lauf lassen und offenbar nicht das geringste Interesse an den Tag legen, auch nur irgendwas zum (zugegeben, tendenziell eh sehr geringen) Erfolg dieses Totalschaden beizutragen. J-Lo ist der Hammer! Wenn eine Giraffe ins Eisbär-Gehege kommen würde und einfach behauptet, sie wäre ein Eisbär, ohne auch nur so zu tun als ob, sie würde zurecht gefressen werden. Jenny from the Block „spielt“ eine lesbische Berufsverbrecherin, die die ganze Zeit ihr unschuldigstes Kindergärtnerinnen-Lächeln aufsetzt, so wirkt als hätte sie noch nie auch nur falsch geparkt, sich vor ihrem männlichen Kollegen eigentlich nur in hautenger oder kaum bedeckender Bekleidung lasziv dehnt und räkelt, also genau genommen alles dafür tut, NICHT ihrer Rolle zu entsprechen. Hervorragend. [...]
[...] Frauenversteher Charly geht seine aufdringliche Ermittlungsarbeit, die eher Züge einer Geiselnahme hat, gewohnt sensibel an. Eine Vergewaltigung muss erstmal bewiesen werden und selbst dann ist das doch alles halb so wild („Kennengelernt haben Sie ihn dann später!“*zwinker, zwinker*). Das gestörte Frauenzimmer leidet ja eh an einem kruden Vater/Männer-im-Allgemeinen-Komplex, da ist eine Therapie auf Bronson-Art nur zu ihrem Besten. Nach reizvollem Auftakt verliert sich Der aus dem Regen kam nicht nur auf unerklärliche Weise in einem umständlich vorgetragenen, langatmigen, haarsträubend konzipierten Plot, es wird zur ultra-misogynen Chauvie-Show, die sich nicht mal mit rohem Charme grob rechtfertigen kann. Im Gegenteil, das ist zum Teil echt übel. Empathie-Mähdrescher Bronson nimmt man seine Rolle nur dann ab, wenn er das Frauchen als Verhörmethode abfüllt, mit Haue droht, sie mit ihrem Trauma verhöhnt oder ihr auf dem Rücksitz ihres Wagens auflauert, dabei soll er doch eigentlich den smarten Arm der Gerechtigkeit, den Retter in der Not und am Ende dann doch noch den kuscheligen Liebhaber darstellen!? Bäh, ist das absurd und besonders verlogen, manchmal schon hart ekelhaft. [...]
Wenn auf dem Charakter-Rollen-Markt gerade Flaute herrscht oder die Sommerresidenz abgezahlt werden muss, dann weckt Pierre Morel in älteren Herrschaften nochmal den echten Mann. Sean Penn macht auf Liam Neeson, sieht vom Hals abwärts tatsächlich 20 Jahre jünger aus (zwar nur dort, trotzdem nicht schlecht) und durfte noch ein wenig am Drehbuch mitschreiben. Wohl für den draufgebröselten, aber letztlich total irrelevanten, pseudo-humanitären Teil seiner Rolle verantwortlich, damit er beim Leute-Umlegen kein so schlechtes Gewissen haben muss und etwas von seiner persönlichen Weltanschauung noch unters Volk bringen kann. Naja, wenn’s hilft. Macht THE GUNMAN aber natürlich kein Stück besser. Handlung egal, Action recht solide aber nie spektakulär, Darsteller nicht gefordert, irgendwann kommt der Abspann. An Belanglosigkeit ist noch niemand gestorben, aber vorteilhaft ist das natürlich auch nicht. Das Finale ist ganz okay. Juhu.
[...] An formellem Realismus ist Samuel Fuller bewusst nicht interessiert, übersteuert seinen grob als pulpig einzustufenden Plot harsch in den satirischen Grenzbereich, spritzt scharfzüngig Gift und Galle, wenn er mit einem bitteren Grinsen über die Missstände seiner großen Nation ätzt. Inszeniert seinen Schock-Korridor als Portrait aus Frust, Wut und vorausschauender Mahnung, von Kamera-Ass Stanley Cortez (Die Nacht des Jägers) in brillanten Bildern eingefangen. Wo Wahrheit, Gerechtigkeit, Fürsorge und Gleichheit nur billige Schlagworte sind. Die sexuelle Selbstbestimmtheit der (Haus)Frauen und Sekretärinnen wie ein nymphomanisches Kannibalen- oder Zombierudel über das unglücklich durch die falsche Tür gestolperte Objekt der Begierde herfällt (eine großartige Szene!). Der Abfall des Systems sich fein säuberlich weggesperrt gegenseitig in den Wahnsinn treibt. Der offenbar doch ansteckend ist. Aber zum Glück nur hier. Oder womöglich doch nicht? [...]
[...] Es ist kein verstecktes Remake, nicht der eigene Replikant. Blade Runner 2049 ist ein echtes Sequel, das nicht ausschließlich und verbissen in der Vergangenheit schwelgt, sondern bereit ist sich logisch und vor allem sinnvoll weiter zu entwickeln. [...] Blade Runner 2049 ist autonomer als gedacht, stößt Fans dabei keinesfalls vor den Kopf. Er nimmt sie viel deutlicher ernst, indem er ihnen nicht einfach nur das Gleiche in so ähnlich noch mal gibt. [...] Warum nochmal unter vorgehaltener Hand in Gleichnissen sprechen, wenn kaum ein Film so sehr analysiert und seziert wurde wie Blade Runner über die Jahre? Wir wissen es doch alle, also gleich Klartext. Das ist reif, das zeugt von Größe und Verständnis. [...]
Dekodiert vorzugehen heißt nicht automatisch weniger komplex zu sein. Auch Blade Runner 2049 stellt nach wie vor die bekannten Fragen, ohne so vermessen zu sein darauf die eindeutigen Antworten abliefern zu wollen. [...] Das alte Thema, neu angepackt, frisch aufgemotzt und da ist dieser Film ein Musterbeispiel, wie die Mittel des modernen Kinos verwendet werden sollten, ohne sich auf ihnen nur auszuruhen. Von seinen Bildern, seiner Soundkulisse, seinen Effekten und seinen Setpieces ist Blade Runner 2049 atemberaubend. Macht das, was vor 35 Jahren eben noch nicht möglich war, was heute nur legitim und vernünftig ist. Wenn man denn, ganz nebenbei, auch noch seine Geschichte wertschätzt, sollte man überhaupt eine besitzen. Das lässt sich vielen Blockbustern kaum unterstellen. Dieser hier schlägt die Brücke zwischen Staunen und Erzählen als wäre es so selbstverständlich, wie es leider selten der Fall ist. [...]
[...] Eine Art Poliziottesco (auch wenn er alles dafür tut amerikanisch zu wirken, es ist eine italienische Produktion), ein Hauch Serienkillerfilm und doch mehr perfider Psychothriller, da liegen auch eindeutig die Stärken von Copkiller. Der angedeutete Mainplot, die Jagd nach einem Polizistenmörder, verschwindet bald im Hintergrund. Alles um die Konfrontation der beiden Männer in der Wohnung ist ähnlich grob und gerade mal zweckdienlich wie die Brotmesser-Tötungsmethode des Killers. Was sich zwischen ihnen abspielt dafür umso intensiver. Das rätselhafte Motiv des Einen und die spontane Kurzschlusshandlung des Anderen ergeben eine Sackgassen-Situation, aus der sich ein unberechenbarer Rattenschwanz entwickelt. Von Harvey Keitel und Punk-Legende Johnny Rotten (bei seiner einzigen großen Filmrolle!) hervorragend gespielt, die Chemie untereinander ist großartig.
[...] Copkiller schaukelt sich zu einem extrem boshaften, hinterhältigen Thriller-Bastard hoch, ist auf seinem Höhepunkt furchtbar konsequent und zynisch, allerdings rückblickend natürlich waghalsig konstruiert und praktisch nicht lebensfähig, wenn man seinen Plot auf Glaubwürdigkeit überprüfen möchte. Das bleibt eindeutig hängen, wie aber auch seine enorme Wirkung für den Moment. [...]
[...] In den Krallen des Hexenjägers ist mehr eine hochinteressante wie ungewöhnliche Kreuzung aus bizarrem, paranoidem Psychothriller, okkultem Gruselfilm an der Kante von Creature- und Body-Horror und eben dem historisch-religiösen Aberglaube-Irrsinn, der hier aber eher den Rahmen bietet als das er das Geschehen dominieren würde. Ganz im Gegenteil: Als Zuschauer ist man schnell geneigt sich vordergründig auf die üblichen Mechanismen abseits von wirklich übernatürlichen Erscheinungen einzustellen, die Ursache des Bösen hauptsächlich im fehlinterpretierten Handeln der Personen zu suchen, selbst als uns ganz plastisch die Präsenz einer offenbar nicht von dieser Welt stammenden Bedrohung präsentiert wird. Piers Haggard inszeniert seinen Film von Anfang an leicht entrückt und verzerrt, sowohl mit seinem durchgehend ungewöhnlich-verstörendem Score wie auch in leicht experimentell erscheinenden Kamerawinkeln, die sich offenbar immer dort positionieren, wo man es im ersten Moment nicht unbedingt erwarten würde. Durch so einfache, unaufdringliche Methoden wird schnell eine ganz eigene, kaum greifbare, leicht irritierende Unbehaglichkeit gesät, die im Folgenden das Wesen dieses außergewöhnlichen Genrebeitrags mit einer sehr individuellen Note versehen wird. Wahnsinn, Hexenjagd oder die Präsenz des Leibhaftigen, was prasselt hier auf die kleine Gemeinde ein und wird sie in ihren Grundfesten erschüttern? [...]
[...] Das prominent besetzte Cluedo-Spielchen (u.a. noch mit Simone Signore, Die Teuflischen, oder Michel Piccoli, Der Teufel mit der weißen Weste) hat besagt Probleme im Feintuning, weiß nicht immer ganz wann seine Humorversuche unangebracht erscheinen oder er lieber mal Taten statt Worte sprechen lassen sollte, besonders wenn er gar nichts wirklich Relevantes in dem Moment zu erzählen hat (oder dies der Effektivität willen straffen könnte). Läuft dafür aber auf eine gleichwohl leicht absurde wie dennoch recht pfiffige Pointe hinaus (das Eine muss das Andere nicht immer zwangsläufig ausschließen), inklusive eines spannenden, temporeichen Schlussspurts. Alles so in dieser Ausrichtung, der Film hätte wohl gar keine ernsthaften Kritikpunkte. Costa-Gavras probiert sich hier sichtlich noch aus, schlug danach ja thematisch auch einen ganz anderen Weg ein, beweist aber schon sein großes Talent. Als Erstlingswerk absolut beachtlich, wenn auch noch nicht fehlerfrei. [...]
[...] Grundsätzlich macht Dr. Buchanan nichts anderes, als ständig allen Beteiligten vorherzusagen was sie als nächstes machen und sie eindringlich davor warnt, was diese ignorieren. Also eigentlich ist er bis zum Finale ziemlich überflüssig. Aber so bringt man wenigstens etwas Sci-Fi-Krams, sprechende Autos und die Computer-Kulissen aus dem Corman-Requisiten-Keller mit rein, bevor da die Termiten rangehen. Klingt womöglich ganz spaßig wenn man nicht selber zusehen muss, aber Roger Corman hat sich mit diesem verspäteten Alterswerk nun wirklich keinen Gefallen getan. Und uns auch nicht.
Wenn es irgendwas an diesem Film gibt, dass nicht komplett für die Tonne ist, dann nur die ganz brauchbaren Gore-Effekte (besonders schön, wenn die Kreatur sich selbst den Arm ausreißt um damit John Hurt zu verprügeln). Tja, und natürlich die verblüffend gute Besetzung, wobei die einem echt leidtun. Warum genau machen da mit John Hurt und Raul Julia zwei hochtalentierte, erfolgreiche und anerkannte Top-Schauspieler mit? Womöglich ein Freundschaftsdienst oder die letzte Chance, mal in einem echten Corman mitzuspielen. Alles andere wäre unerklärlich. Trotz aller gewollten Kuriositäten stellt sich der alte Kamikaze-Charme der frühen Corman-Filme zu keiner Sekunde ein. [...]
[...] Grauenvoll beliebig, mit nicht mal nur dem Hauch von Verständnis für die famose Basis des Originals – eben seiner gespenstischen Atmosphäre, dieser Lagerfeuer-Anti-Gute-Nacht-Geschichte -, entsteht ein selbst aus der neutralen Sicht oftmals lächerlich-kindische CGI-Krücke, bei der talentlose B-C-Darsteller (ja, auch du, Selma Blair, Hellboy) lustlos die Origins-Story vergewaltigen müssen, damit sie ihren Liebsten Geschenke unter den Weihnachtsbaum legen können und es nicht ausversehen geschieht, dass ein Meilenstein des Horrorfilms keine zeitgemäße Anpassung bekommt. Wenn dieses Unding sich mal an direkten Nachstellungen versucht, grenzt es an Blasphemie. Viele Carpenters erlebten Neuinterpretationen, selbst extrem schwierige wie Halloween oder Das Ende – Assault on Precinct 13 konnten sich losgelöst vom Original noch eine Daseinsberechtigung schaffen, dieser billige Küstennebel ist eine Unverschämtheit sondergleichen. [...]
Überwältigendes Kraftakt-Kino, das mühelos zur penetranten Metapher-Bibelstunde oder – noch schlimmer – eine verleugnende Legimitation von europäischen Kolonialismus im Namen des Herren hätte werden könne. Stattdessen gelingt Martin Scorsese ein ernsthafter, aus den jeweiligen Standpunkten grausam-logischer Diskurs über Macht, Kraft, Zweckhaftigkeit und gleichzeitige Gefahr von Religion und Glauben, ohne ein unabdingbares Bild von gut oder böse, richtig oder falsch anzubieten. Ein qualvoller Konflikt zwischen spiritueller, mentaler Standhaftigkeit und ganz praktischer (Un)Menschlichkeit, der sehr interessante Fragen stellt, ohne sie ganz eindeutig zu beantworten. Sich nicht anmaßt, sie beantworten zu können. Das genau macht den Unterschied aus zu so manchen, belehrenden Zeigefinger-Filmen, die dadurch mindestens einen unangenehmen Beigeschmack mit sich bringen. Oft sogar mehr als das. „Silence“ ist ein Film von einem gläubigen, weltoffenen Christen, der trotzdem nie die Augen vor der Realität verschlossen hat und selbst mehr als einmal mit seinem Glauben gehadert hat. Ein sehr persönlicher Scorsese, vielleicht der Persönlichste bisher, obwohl man das zunächst nicht vermuten mag. Ein gewaltiges und gewalttätiges Erlebnis, kaum in passenden Worten zu beschreiben.
[...] Kartoffel-Quetsche und Gesichts-Bison Raimund Harmstorf (Sie nannten ihn Mücke) grölt, wütet, ballert, säuft und bumst sich als Rechtstaats- und Resozialisierungs-Albtraum Heinz Klett wie ein Berserker mit Sonnenbrille, Zigarillo und im Schritt prall ausgebeulter Biker-Lederhose durch dieses assige Bahnhofskino aus heimischen Anbau (mit italienischer Schützenhilfe). Wie ein Hundstage auf Jägermeister, in dem harmlosen Opa-Polizisten aus dem Kinderprogramm die Fresse an der Klowand zermatscht wird, Radfahrer bei voller Flucht-Fahrt aus der Windschutzscheibe geprügelt werden, süße Vorschüler mit scharfen Handgranaten spielen und die Blutbeutel fröhlich zum Platzen gebracht werden, wenn es die Situation erfordert. Der räudige Seewolf geht voll auf in seiner brutalen Wüterich-Rolle („Was gibt’s? Braucht wer ´ne Abreibung?!“). Rolf Olsen lockt sein Publikum durch eine so kaum gesehene Hemmungs- und Skrupellosigkeit, schildert nebenbei aber auch augenzwinkernd die Kluft in der deutschen Gesellschaft nach den Studentenunruhen, dem Ohnesorg-Vorfall und dem RAF-Terror der ersten Generation. Während des Konfliktes zwischen dem konservativen Establishment und der neuen, mündigen und weltoffenen „Rebellen“-Generation (nahezu alle „älteren“ Menschen wirken wie die klassischen CSU-Wähler mit radikalen Ansichten, alle „jungen“ gehen hart auf links , teilweise solidarisch mit den Verbrechern) und vor der Eskalation durch den Deutschen Herbst, den so damals natürlich noch keiner ahnte.
Anspruchsvolles oder gar politisches Kino ist Blutiger Freitag dadurch selbstverständlich in keiner Weise, er spiegelt nur auf eine unverwechselbare Art seinen Entstehungszeitraum wieder. [...] Weiß wohl exakt, wem er hier was mit welcher Wucht vor den Latz scheppert, scheut sich nicht vor schon arg ausfallenden Ideen (die Bildmontagen während der Sex-Szene sind…ähm, gewagt…) und sieht sich wohl auch gerne in der Tradition des New-Hollywood-Umbruchs (Bonnie und Clyde lassen im bleihaltigen Finale grüßen), ohne das er das gleiche, revolutionäre Erdbeben folgen lassen konnte. Aber er hat es – auf seine spezielle Art – irgendwie versucht. [...]
[...] The Church – ursprünglich als dritter Teil der Dance of the Demons-Reihe konzipiert – wirkt öfter kaum exakt ausjustiert. Mal wie ein Splatterfilm, mal wie Gothic-Horror, mal wie satanisch-apokalyptisches Arthouse-Kino, mal wie rüder Trash. Er ist alles und nichts, immer gleichzeitig und nie richtig. Wie es das besondere Genre-Kino der 70er öfter war, nur das dieser Film dafür mehr als 5 (eher 10) Jahre zu spät kam. Quasi enorm ungünstig, zum Untergehen verdammt. Eingemauert, unter den Ruinen dessen, was einst das Genre prägte. Damals wenn überhaupt nur zufällig so installiert, bildet Soavi’s ehrfürchtiger Gehversuch heute die sonst kaum vorhandene Brücke aus europäischem und internationalem Genre-Kino, was zu dieser Zeit beinah schon zweckdienlich-dürftig verschmolzen schien. Altbacken und doch modern, verstörend und berechnend in seinem qualitativem, ungewöhnlichem Selbstbewusstsein, eine Fingerübung von bestechender Ausstrahlung; stilecht von Goblin vertont. The Church ist italienisches Genre-Kino, das längst vom Trend eingeholt wurde…und diesem stolz den Hosenstall öffnet. Respekt. Und – wie sollte es auch anders sein – der hier schon leicht wunderliche Produzent und (Achtung!) Co-Autor Dario Argento schreibt sein Töchterlein Asia Argento (The Mother of Tears) als flotte Lotte mit ins Skript…das wurde in den Folgejahren nur noch wesentlich bedenklicher. [...]
[...] Vielmehr ist Hounds of Love ein abgründiges Psychodrama, das Platz für mehr als eine Opferrolle bereitstellt. Schon früh kristallisiert sich heraus, dass hier nicht ein mordgeiles Pärchen im Stil der Honeymoon-Killer oder Mickey & Malory Knocks sich seinen Gelüsten hingibt, sondern der „Spaß“ eher einseitiger Natur ist, während die andere Hälfte selbst in einem Abhängigkeitsverhältnis steht. Eigentlich ist die Mittäterin nicht mehr als ein perfides, aufgrund seiner Wehrlosigkeit und emotionalen Fragilität herangezüchtete Langzeit-Opfer, dem lediglich eine besondere Stellung zu Teil wird. Gefangen auf Lebenszeit, anstatt nach Gebrauch im Wald verscharrt. Offensichtlich, dennoch nicht ungeschickt arbeitet sich Hounds of Love durch diese brutale Prämisse, ist dabei (mitunter, aufgrund der Klarheit etwas zu) geduldig, dafür wahnsinnig intensiv, mit dem Mut zur inneren und äußeren Hässlich- und Verletzlichkeit hingebungsvoll gespielt. Verblüfft nicht unbedingt durch das Was, überzeugt dafür extrem durch das Wie. Markant inszeniert, von knüppelharter Kompromisslosigkeit in Schlüsselmomenten und generell ein echter Downer aus Down Under, der für weitere Arbeiten dieses mutmaßlich sehr talentierten, noch relativ jungen Filmemachers erhöhte Aufmerksamkeit generieren sollte. Ein echt starkes Debüt, alle Achtung. [...]
[...] Fast schon dreist wird der „Plot“ (*hust*) von Dario Argento’s Meisterstück Suspiria verwendet, inklusive einiger nahezu 1:1-Sequenzen (die Fahrt zur Schule durch den „Wald“, endend in einer Konfrontation mit einer verstörten und kurz danach toten Beinah-Klassenkameradin), das ausführliche, stimmungsorientierte Farbgebungsspiel darf natürlich nicht fehlen. Dazu zupft sich ein Goblin-Verschnitt-Ohrwurm in das Gedächtnis, begleitet die Protagonistin auf ihrer Labyrinth-artigen Entschlüsselungs-Tour, während immer mal wieder der blanke Stahl mit voller Wucht und ohne falsche Hemmungen straight durch sämtliche Körperteile getrieben wird. In seinen eindeutig fokussierten Schlüsselmomenten ist Masks eine liebevolle Hommage wie ein zeitgemäßer, konsequenter und überraschend gut vorgetragener Retro (deutlich mehr als Neo)-Giallo, und genau da liegt sein Problem. Marschall ist beinah versessen auf die Stilistik von Argento, Bava (der Vorspann erinnert angenehm-deutlich an Blutige Seide) und Martino; kopiert hingebungsvoll alle Details wie es ihm möglich ist, verliert dabei aber ganz schnell die eigene, individuelle Note. Der Verzicht auf neuen, echten Input; die Banalität von Story und Feinschliff abseits der Ästhetik muss Giallo-selbstverständlich zu sehr als Ausrede hinhalten. War damals auch nicht anders. Stimmt, aber oftmals nicht so kalkuliert. Darin ist Masks so beeindruckend wie entschuldigend. Am Ende leicht ernüchternd, aber eines ist nicht zu leugnen: Andreas Marschall kennt wohl Alles, kann Vieles und wenn er mal alles darf was er möchte, dann kommt womöglich Großes auf uns zu. [...]
[...] Ein öliges Humphrey Bogart-Lichtdouble (Roberto Sacchi, Straße zum Jenseits) übernimmt dabei den Part des Schnüfflers, der allerdings auch bis kurz vor Schluss keinen Plan hat, wer oder was hier genau vor sich geht.
Kein Wunder, ist der Plot doch picke-packe-voll mit Seitensprüngen und Betrügereien, zwielichtigen Gestalten und Lustmolchen, freizügigen Frauen und wenig schlüssigen Verwicklungen, da erfüllt der unbekannte Killer fast einen sinnvollen Auftrag, in dem er einige der potenziellen Verdächtigen nach und nach beseitigt. Das geschieht blutrünstig, aber oftmals furchtbar billig inszeniert. Merighi (oder F.L. Morris, wie er sich hier nennt) ist kein Künstler, nicht mal ein halbwegs begabter Handwerker, eher eine motivierte Aushilfskraft, deren Talent hier eindeutig an seine Grenzen stößt. Inhaltlich wie ästhetisch ist Das Auge des Bösen genau genommen mehr als dürftige Kost, punktet aber ein wenig mit diesem rotzigen Willen irgendwie auf sich aufmerksam machen zu wollen. Gen Ende überschlagen sich die Ereignisse, es werden genau diese Giallo-typischen Sex-Gore-und-Wahnsinn-Klischees bedient, inklusiver einer möglichst konstruierten wie überraschenden (weil natürlich auch doofen) Pointe im Gepäck, bei der sich alles um männliche Dominanz oder Versagenskomplexe dreht. Hosenstall-orientierter Blödsinn, der sich diesmal nicht nur in den Mordinstrumenten äußert, nein, es wird sich im großen Finale sogar vom fettesten Phallus-Symbol Europas gestürzt: Dem Eifelturm. Wenn schon, denn schon. [...]
[...] Ein kleiner Blue Valentine vor thailändischer Paradies-Kulisse kann natürlich auch prima funktionieren, doch dafür müsste mindestens ein Durchschnittsmaß von Sympathie oder Interesse für die Figuren wie für deren Handlungsweisen (ohne sie dadurch nur noch unsympathischer zu gestalten) bestehen. Wir erfahren viel zu wenig über Erik und Joanna, selbst am Ende mit dem gesammelten Wissen aller gezeigten Punkte ihrer Vergangenheit sind sie kaum mehr als charakterliche Hülsen, die zwar einen Aufdruck, aber kaum Inhalt besitzen. Oder ihn offenlegen. Da fällt es enorm schwer, den ohnehin nicht sonderlich bewundernswerten Taten (besonders von Joanna) mit einem neutralen, nicht-wertenden Auge gegenüberzustehen. [...] Der Film verwechselt erbetteltes (und trotzdem nicht vorhandenes) Pseudo-Mitleid mit nachvollziehbaren, tiefen und ehrlichen Emotionen, einen trotzigen Lust-Fick mit verletzen Gefühlen im Chaos vom verwirrten Zuneigungs-Zwiespalt. Spannt öde Schießbudenfiguren vor den Karren eines Anderen (nochmal gerne, weil dieser Film ist wirklich toll: Blue Valentine) und schleift ihn im gemächlichen Bummelschritt durch ein Reisekatalog-Panorama, vor dem es sich bestimmt super drehen lässt. Theoretisch könnte der Plot auch in Wisconsin, Mecklenburg-Vorpommern oder auf Helgoland spielen, aber hey: Wenn alle anderen schon keinen Spaß haben, wir hatten ihn. Das ist immerhin noch verständlich. Und genauso egoistisch wie eigentlich alle in diesem Film. [...]