JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 5 .5

    [...] Es wirkt beinah so als wolle Argento nach Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe – der schon ganz klar die Richtung seines späteren Schaffens vorgab und bereits stilistisch als einer der wichtigsten Gialli überhaupt angesehen werden muss – mehr auf das breite, internationale Publikum zugehen. Weitaus weniger experimentierfreudig ist der Film zwar eindeutig als Giallo zu klassifizieren, verzichtet aber auf wirklich explizite Gewaltdarstellung, sexuelle Symbolik oder viele andere Genre-typische Merkmale (weder schwarze Handschuhe noch blitzenden, phallischen Stahl gibt es zu bestaunen), nur die Ego-Perspektive in den verhältnismäßig wenigen Mordszenen ist vorhanden. [...] Wenn ein Giallo (und besonders einer von Argento) auf ausgefallen Stilmittel, visuelle Extravaganz, rohe Gewalt und verruchten Sleaze verzichtet, was bleibt dann am Ende? Tja, oftmals nur eine Kriminalgeschichte mit mäßigen Schauspielern, vielen Verdächtigen, geringer Logik und einer hanebüchenen Auflösung. Viel mehr bietet Die neunschwänzige Katze auch nicht, ausgenommen den Darstellern und einer Handlung, die zumindest noch halbwegs spannend ist, was sie nicht vor Doofheit schützt. Der Plot um genetisches Mörderaussieben ist grober Unfug, was Argento trotzdem standhaft versucht irgendwie plausibel an den Mann zu bringen. Klappt selbstverständlich nicht und beinah müsste man das böse Wörtchen Trash bemühen, dafür versteht er sein Handwerk aber bereits hier schon zu gut. Inszenatorisch ist der Film anständig, wenn auch zu „gewöhnlich“ geraten, womit kaum Reibungsfläche auf der einen Seite, aber auch wenig (deutlich ins Schaufenster gestellte) individuelle Klasse auf der anderen Seite ausschlaggebende Argumente generiert. Der Film hat seine Qualitäten und lässt das grundsätzliche Talent seines Regisseurs erkennen, dass beides aber nicht so zur Geltung kommt ist nicht wegzudiskutieren. [...]

    10
    • 6 .5

      [...] Saving Sally wist im ersten Moment leicht gewöhnungsbedürftig. Die schrille Optik, der Mix aus gelegentlich laienhaft-wirkenden Realszenen, wenigen, spleenigen Requisiten und Graphic-Novel-Animationen hat seinen Reiz, erscheint aber eine Weile mehr wie Mittel zum Zweck. Wie Staffage. Niedlich, aber einfach nur da um aufzufallen und um über die sonst geringen Mittel elegant hinwegzutäuschen. Man braucht somit wenig Nebendarsteller und das erscheint auch ganz gut so, denn speziell die scheinen mit ihrem gebrochenen, eindeutig auswendig gelernten Englisch manchmal fast überfordert (Marty’s Eltern!). Doch selbst wem das so geht, ruhig dran bleiben. Denn letztlich entwickelt sich Saving Sally zu einem wirklich charmanten Liebesfilm mit einem harmonischen Hauptdarstellerduo, einfallsreichen Märchen- und Fantasy-Metaphern und einigen wunderbaren optischen Spielerein. Der notwendige Mix aus Liebeskummer, ernsthaftem Comig-of-Age-Drama, Humor und einem sehr empathischem Eskapismus-Faktor gelingt mit fortlaufender Zeit bemerkenswert gut. Klischees und Kitsch sind natürlich drin, werden aber geschickt durch den surrealen Anteil als „Superhelden-Part“ verkauft, während der Film sich trotzdem sehr ernsthaft mit den Problemen, Sehnsüchten und Verarbeitungsprozessen seiner Hauptfiguren auseinandersetzt, mit denen viele Zuschauer sich werden identifizieren können. Man merkt schon, für wen dieser Film in erster Linie gemacht ist. Von, über und für Geeks mit dem Herz am rechten Fleck. [...]

      6
      • 8 .5

        [...] Road to Perdition ist (bewusst) kein Film der Innovationen. Er ist ein Musterbeispiel der makellosen, perfekt ausformulierten und präsentierten Tragödie ganz klassischer Natur, deren Konsens kein Links und Rechts zulässt. Väter sind und bleiben Väter, ganz oder gar nicht. Söhne kann man sich nicht aussuchen, auch wenn man es vielleicht wollte. Am Ende muss man sich eine Frage stellen: Was für ein Vater bin ich? Und ist es das wert? Die Antworten sollte im Idealfall immer „ein Guter“ und „Ja“ lauten, egal was es für einen persönlich bedeutet. Sam Mendes verwendet für diese Grundsatz-Thematik die Kulisse des Prohibitions-Gangsterfilms, die des Road- und Coming-of-Age-Movies, kleidet sie in erlesene Bilder von bestechender Ästhetik und erzählt seine einfache, aber in der essentiellen Größe beinah epische Geschichte mit dem Minimum an Worten. Verwendet lieber perfekt arrangierte Szenen (die Diner-Konfrontation zwischen Tom Hanks und dem verschroben-gruseligen Jude Law – „Ich schieße Tote!“ – hat beinah Heat-Qualität), eine Erzählung durch Gesten, Momentaufnahmen und Details, die so unmissverständlich sind, das jedes Verbalisierung einem unnötigen Untertitel gleichkommen würde. Ein filmischer Klimawandel. Mit dem „Auftauen“ der frostigen Bedingungen verschwinden plötzlich auch Schnee und Eis, werden gegen Frühlingssonne und Strand getauscht, was nicht vor fatalen Folgen bewahrt. Weil es nur logisch ist. Grausam. Und rührend. Eine stille Wucht von Film. [...]

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        • 6

          [...] Für sein unübersehbar schmales Budget gelingt Michael J. Bassett eine ganz ansprechende Inszenierung, unterstützt von einer vernünftigen Besetzung rund um Toby Kebbell (Planet der Affen: Survival) oder Sean Pertwee (Gotham), da haben in der Preisklasse vergleichbare Genre-Filme deutlich weniger zu bieten. Das mitunter hohe Tempo und die markerschütternde Intensität kann leider nicht durchgehend aufrecht erhalten werden, beides verläuft eher wellenförmig und bekommt immer mal wieder einen Push, eine kontinuierliche und konstante Steigerung gelingt dem Film kaum. Optimal ist das sicherlich nicht, wobei man schon ohne schlechtes Gewissen behaupten kann, dass Wilderness seinen Zweck als rohes, wüstes Genre-Kino absolut erfüllt. Dafür versteht er sich in den entscheidenden Situationen zu gut auf seinen druckvollen und süffisant-grausamen Überlebenskampf, dessen skrupellose Umsetzung auch hartgesottenen Zuschauer zumindest ein kurzes Raunen abverlangen wird.

          „Und noch was…ich bin nicht hier wegen eines fairen Kampfes!“ [...]

          10
          • 8

            [...] Zwei Menschen, unfähig ihr eigenes Leben (wieder) selbst in die Hand zu nehmen. Aus unterschiedlichen Gründen. Sie könnten glücklich miteinander werden, müssten sich dafür aber zum Einen ihren eigenen Problemen stellen, zum Anderen denjenigen die Stirn bieten, die ihnen doch nur Gutes tun wollen, sich um sie kümmern und sie dadurch gleichzeitig eigentlich nur egoistisch für sich vereinbaren. Gefangen in einem falschen Gefühl der Dankbarkeit und Bringschuld, längst nicht mehr fähig für sich selbst einzustehen. Unprätentiös, glaubwürdig und voller Respekt vor seinen verletzlichen Figuren schildert James Gray eine jazzige, trist-rührende Ballade von Einsamkeit, zärtlicher Annährung und einer dysfunktionalen, zum Scheitern verurteilten Beinah-Romanze, der man so sehr einen rosigen Ausgang gönnen würde, egal wie klischeebeladen und kitschig sie dadurch werden könnte. Man hat aber kaum das Gefühl, dass dies möglich sein kann. Authentisch eingebettet in ein unmissverständlich auf eigenen Erfahrungswerten basierendes Setting weiß James Gray behutsam die genau richtigen Töne zu spielen, errichtet eine Brücke aus der Trostlosigkeit, nur um sie im letzten Moment mit dem Vorschlaghammer wieder zu zertrümmern. Was für ein Romantiker, was für sein Sadist! Liebe ist keine logische Schlussfolgerung, darf kein Quid pro quo sein, ist als Kompromissentscheidung immer falsch. Und doch unter gewissen Umständen besser als nichts? Hoffentlich nicht. [...]

            12
            • 5
              JackoXL: Moviebreak 05.10.2017, 01:37 Geändert 05.10.2017, 22:17

              Das PROMETHEUS damals so zwiegespalten aufgenommen und teilweise (zu Unrecht) total verrissen wurde übt sich nun überdeutlich auf den unehelichen Bastard aus, der sich Alien: Covenant schimpfen muss und offenbar gar nicht weiß, zu wem er nun Mama sagen darf. Auch der eindeutige Papa Ridley wirkt verunsichert, will es allen recht machen (nicht das hinterher wieder einer weint) und tut sich wie seinem Baby damit keinen richtigen Gefallen. Deutlich mehr ein „echter“, aus Protest erzwungen wirkender ALIEN-Film kann und will er nicht seinen PROMETHEUS-Grundgedanken so einfach zu Grabe tragen, heraus kommt eine gelegentlich unvorteilhafte Mischpoke, die aber – und das ist jetzt mal ganz wichtig – dafür trotzdem noch erstaunlich ordentlich erscheint. Auch weil es ihm dennoch gelingt, die wohl sonst noch behutsamer nebeneinander, sich langsamer aufeinander zu bewegenden Parallel-Ebenen trotz des Hauruck-Verfahrens noch zu einem sehr ansehnlichen, wenn natürlich nicht mehr sonderlich geschickt auftretenden, mal überambitionierten wie gleichzeitig auch platten Monster-Parabel-Splatter-Krams auszuwerten. Das passt eigentlich gar nicht so richtig zusammen, wie abgestandener Schampus zu scharf frittierter, etwas angebrannter Curry-Wurst, aber im Scott-5-Sterne-Schuppen astrein angerichtet. Der ist nicht uneingeschränkt gut, gar keine Frage. Aber selbst dann noch wesentlich besser als Vieles und erst recht nicht so schlimm, wie allgemein (warum auch immer) berichtet wird.

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              • 4

                [...] Im schmucklos-unattraktiven Direct-to-VHS-Look lässt Man’s Best Friend schnell erkennen, dass man trotz der zumindest semi-prominenten Besetzung scheinbar wenig in den Film investieren wollte. Horrorfilme (ob mit Tieren oder ohne) hatten zur der Zeit keinen guten Stand, kaum zu übersehen. Was natürlich niemanden per se davon abhalten müsste, die trashige Prämisse zum launigen Event aufzublasen. Mit wenig Mut und Kreativität ausgestatte gibt es nur gelegentlich ein paar Momentaufnahmen, die den Spielraum kurz ausleuchten, grundsätzlich macht der Film aber viel zu wenig aus seinen absolut vorhandenen Möglichkeiten. Unentschlossen in welche Richtung es gehen darf schöpft der Streifen niemals seine Mittel aus. Zu gemäßigt in seinem Tempo, zu harmlos in seiner expliziten Direktheit, zu lieblos inszeniert, mit dem Hang zum wilden Unfug wäre hier einiges drin gewesen. Ein bärenstarker Einstein-Rottweiler, der Säure pisst! Super! Tja, hätte es werden können. Das so ein Biest selbst ohne „Superkräfte“ den ultimativen Überlebenskampf von der Leine lassen kann, bewies zehn Jahre zuvor Cujo in seinem furiosen Schlussakt, von dieser Dringlichkeit ist sein hochgezüchteter Kollege einige Pfotenlängen entfernt. Geringfügige Ansatzpunkte sind wenigstens erkennbar.

                „Step away from my dog!“ [...]

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                • 6
                  über Life

                  „Calvin frisst sein Bein!“
                  Raising Calvin. Wenn euphorische Wissenschaftler Neugier mit Angriffslust verwechseln, zumindest wenn der putzige Einzeller noch klein und ungefährlich erscheint. Bis er sie annagt, mit ihnen intim werden will oder sie beim All-Spaziergang ertrinken lässt (muss man erstmal schaffen). Da braucht man nicht lange drumrum reden: „Life“ ist nix anderes als ein ganz einfach gestrickter Weltraum-Monster-Schlock, der sich völlig ungeniert den ersten „Alien“-Film als Wirt auserwählt hat. Dabei mit genügend Kohle auf Tasche, dass er viel besser aussieht als er eigentlich müsste oder zu erwarten wäre. Was ihm natürlich nicht schadet, Haben ist besser als Brauchen. Muss ja nicht jeder B-Sci-Fi-Horror auch zwangsläufig so ausschauen. Optisch auch dank einer geschmeidig gleitenden Kamera äußert nett anzusehen, inhaltlich kompromisslos kopiert, aber macht daraus auch keinen Hehl. Und siehe da, es funktioniert. Innovativ oder gar kreativ ist was anderes, effektiv ist der Survival-Horror stellenweise ohne Frage, auch wenn er nicht durchgehend dieses sehr gehobene Spannung-Niveau aus der zweiten Genre-Garnitur halten kann. Hat ein paar Höhen, ein paar Tiefen. Ist nicht das Maß der Dinge, natürlich nicht mal in der Nähe von „Alien“ und auch noch weit genug entfernt von einem „Event Horizon“, aber lässt sich mal astrein wechgucken. Schönes Ende.

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                  • 6
                    über Es

                    [...] Es mangelt (es) – ausgerechnet – an Furcht. Ein Wesen, das sich von Angst ernährt, weiß diese für den Zuschauer kaum zu vermitteln. Erschrecken, das beherrscht das böse Rumpelstilzchen (nur echt mit 52 Zähnen), hüpft polternd, fauchend und jaulend immer dann wie ein Springteufel aus dem Kästchen, wenn der fast nur auf Jump-Scares bauenden Andy Muschietti vorher artig an der Kurbel gedreht hat. [...] Einmal bricht der Film leicht daraus aus, in den ziemlich zentral angeordneten Sequenzen im „Brunnen-Haus“. Was den reinen Horror angeht, ganz klar die stärksten Minuten des Films. Natürlich werden hier auch die gewohnten Hebel betätigt, in dieser Dichte und straffen Aufeinanderfolge ohne Verschnaufpause oder behütende Rückzugsmöglichkeit entsteht tatsächlich kurzzeitig echter Terror, pure Bedrohung, ein Gefühl von Panik…von Angst! Da zeigt Es plötzlich, was in ihm steckt. Stecken könnte, wenn es sich nur mal richtig austoben darf. [...] Klingt nicht berauschend? Ist es auch nicht, und trotzdem gibt es einen Aspekt, in dem ist dieser Film so überraschend stark, dass man ihm seine Schwächen zwar aufzählen, aber kaum krumm nehmen möchte. In seinem ausgiebigen Coming-of-Age-Part liegt die wahre Qualität dieses Jugendabenteuers im Horrorgewand. Die großartig besetzten Jungdarsteller werden trotz der aus Zeitdruck gestauchten Charakterisierung schnell zu ehrlichen Sympathieträgern, ihre Rollen mit erstaunlich viel Profil versehen, obwohl dafür eigentlich die Rahmenbedingungen fehlen. Was dem Horrorfilm an Horrorfinesse fehlt, das kompensiert er durch eine geschickte, auf wichtige Details bedachte Figurenzeichnung, viel Empathie wie der richtigen Mischung aus Charme, Witz und der Story gebührenden Ernsthaftigkeit. Die besten Momente hat der Film nicht, wenn der von Bill Skarsgård mit viel Engagement verkörperte und teilwiese mit zu viel Tohuwabohu inszenierte Pennywise seinen gierigen Schlund aufreißt, sondern wenn sich die Kids ihren wahren, in der Realität existierenden Ängsten und Gegner stellen müssen (zum Teil im engsten Familienkreis). Wer das über die Show stellt, der bekommt einen tollen, einen mitreißenden und aufregenden Film zu sehen. Nur auf das Genre reduziert…geht da hoffentlich mehr, sonst wird es auch eng für Kapitel 2. Da sind ja alle schon groß…

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                    • 8

                      [...] Gekonnt weiß James Gray diese oft verwendete Prämisse für sich einzusetzen. Ihr die Tragweite einer echten Tragödie von epischem, dennoch geerdetem und somit angenehm dezent-realistischem Ausmaß zu geben bzw. quasi zu bewahren. Die vernichtende Ausrichtung der Ereignisse ist nie überkonstruiert, immer eine konsequente Schlussfolgerung. A ergibt B, ergibt C…und weil niemand die Reißleihen zieht auch D und E. Die einzigen, bewussten (Wahlberg) oder unbewussten (Theron, Burstyn) Schafe im Familien-Wolfspelz müssen das auslöffeln, was ihnen die der Rest einbrockt. Obgleich jeder – egal ob „gut“ oder „böse“ - mit seinen Entscheidungen durchaus hadert, egal wie verwerflich sie letztlich sind. Nichts wird eiskalt aus der Hüfte geschossen, es ist die perverse Logik des Geschäfts wie der Emotionen. Die sich nicht ausklammern lassen, speziell nicht in dieser prekären Lage.

                      Der Plot von The Yards – Im Hinterhof der Macht mag gewohnt (nicht zu verwechseln mit gewöhnlich) und erprobt klingen, ist aber weit mehr als das. Selten gab es so eine differenzierte, Figuren-orientierte, moderne Gangsterfilmvariante zu sehen, die klassische Motive auf eindringliche Art und Weise für sich zu interpretieren versteht. Lediglich der ausgerechnet den grandiosen Cast anführende Mark Wahlberg erscheint mit seinem 7-Tage-Regenwetter-Gesicht wie ein Azubi im falschen Betrieb. Aber wenn selbst er das nicht zerspielen kann, dann sollte die Grundsatzfrage über diesen Film nicht mehr zur Debatte stehen. [...]

                      8
                      • 8
                        über Get Out

                        [...] Get Out ist einer dieser Filme, über deren Plot man so wenig wie möglich verraten darf. Dementsprechend ist es enorm schwierig, ein komplett von ungünstigen Informationen gefiltertes Fazit näher zu begründen. Den Versuch hat er sich aber verdient. Denn er selbst gibt sich weitaus mehr Mühe nicht an seiner schwierigen Mischung zu scheitern, was fast unmöglich klingt, wenn man die Story ohne Spoilerwarnung vorher grob erzählt bekommen hätte. Es beginnt als subtiles Psychospielchen mit feinen Nadelstichen, verläuft sich in eine paranoid-angehauchte Hokuspokus-Wundertüte und mündet in einem exploitativ-wilden Finale, das nur wegen dem geduldigen, behutsamen und immer wieder selbstironischen, sich und der (theoretisch) absurden, aber in ihrem Kern natürlich genauso beunruhigenden Prämisse (beruht ja durchaus auf immer noch vorhandenem Gedankengut) nicht über Gebühr ernst nimmt. Zwischendurch wird die Skurrilität des nur vermuteten Szenarios offensiv ausgelacht, um mit einer noch schrägeren Nummer um die Ecke zu kommen. Das dies trotzdem niemals gaga, sondern zu gleichen Teilen garstig, spannend, ruppig, unterhaltsam, manchmal gar (angemessen) komisch und in seiner Gesamtheit verblüffend effektiver, klüger und hintergründiger ist als so mancher Zeigefinger-Film. Ach so, und ganz nebenbei und losgelöst von allen Genre- und Subtext-Malereien: Das ist einfach mal ein selbstbewusster, ein unkonventioneller Film, der sich was traut. Egal in welche Richtung, Quatsch mit oder ohne Hirn und Soße. Fein, sehr fein.

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                        • 7 .5
                          JackoXL: Moviebreak 26.09.2017, 22:41 Geändert 26.09.2017, 22:49

                          [...] Mit erstaunlicher, fachlicher Souveränität und gleichzeitig niederschmetternder, logischer, narrativer Konsequenz erzählt James Gray seine bittere Familienschlachtbank, seine unabwendbare Spirale der Gewalt, Kommunikationsfehlinterpretationen, verletzten Idealen und grimmig-verbitterter Rudel-Rang-Kämpfen. Der nur als Rahmen dienende Gangsterfilmplot erweist sich schon früh als grobes Gerüst, prinzipiell könnte auch jedes andere, ungünstig verschobene und verhärtete Konstrukt herhalten. Das Problem liegt in der Familie, die Bedrohung und letztliche Exekutive kommt nur theoretisch von außen. Im unterkühlten, winterlich-kargen Setting einer filmisch kaum großartig dokumentierten Sub-Kultur entsteht eine bedrückende Tragödie mit finsteren, trostlosen Impressionen, tief klaffenden Wunden und einer bestechenden Besetzung. So selbstzerstörerisch wie der Plot verlief leider auch die Karriere von Edward Furlong, dessen unverkennbares Talent leider ein Opfer seiner selbst wurde. Bitter. Wie dieser Film. [...]

                          7
                          • 7 .5

                            [...] Black Rain ist kein sonderlich differenzierter oder gar sorgsam recherchierter Culture-Clash, das ist reines Genre-Backenfutter voller Klischees und Standards, der seinen banalen Inhalt aber klugerweise nicht über Gebühr gewichtet. Formelhaftes Sytle over Substance, egal, wenn schon, denn schon und dann bitte auch so.

                            Von der Dämmerung in Brooklyn bis in die Neonlicht-durchfluteten, engen und von aufsteigendem Nebel gesäumten Gassen im Land der aufgehenden Sonne, irgendwie scheint hier die Sonne immer stetig am Auf- und Untergehen zu sein, normales Tageslicht existiert nicht. Ridley Scott und besonders Jan de Bont an der Kamera zeigen ihr ganzes Können, wecken offenbar sehr bewusst Erinnerungen an die verschlungenen Straßenschluchten aus Blade Runner. Erzeugen eine fiebrige, aufgeladene Atmosphäre, die ständig droht überzukochen. In seinen dezent eingestreuten, dafür kantigen und kompromisslosen Actionszenen auf den Punkt, gerade das Finale ist von der ästhetischen Installation wie vom kinetischen Ablauf Weltklasse. Hans Zimmer orgelt sich nicht in einen pathetischen Orchester-Rausch, sondern unterlegt das Treiben mit stimmigen, leicht fernöstlich angehauchten Synthesizer-Klängen, die den immensen Kammerdruck nur noch erhöhen. Schnell erhebt sich Black Rain über seinen einheitlich formatierten Plot, degradiert ihn zur reinen Zweckdienlichkeit, definiert sich ausschließlich über seine beeindruckende Präsentation und vehemente Stimmungsmache. Was nur funktionieren kann, wenn absolute Profis ihr Handwerk perfekt beherrschen, ausführen können und alles wie ein gut geschmiertes Uhrwerk ineinandergreift. Ein Paradebeispiel dafür. Exzellent durchgetaktetes Genre-Kino. Nicht mehr, aber erst recht keinen Deut weniger als das. [...]

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                            • Finde es sehr merkwürdig, dass über so eine (letztlich) eindeutige Ausrichtung so ausführlich diskutiert werden muss. Alles oben genannte ist mehr oder weniger unmissverständlich zutreffend. Aronofsky wollte ganz klar keinen wirklich kryptischen Film machen, sonst würde ein weitaus größerer Auslegungsspielraum existieren, den muss man aber krampfhaft suchen wollen, was die Mühe nicht wert ist.

                              5
                              • 3 .5

                                [...] Hacker, das sind eine verschworene Gemeinschaft aus rebellischen Intelligenz-Anarchisten und schrägen Vögeln mit einem zusammengewürfelten Look von Cyper-Punk-Grunge und Früh-90er-Loveparade-Altkleiderspende aus Dr. Motte’s Mottenkiste, die überall auf Inlinern hin brausen, einer grundsätzlichen Fuck-Off-Einstellung, aber ihre Superkräfte niemals wirklich missbrauchen, sondern nur im sportlichen Wettkampf statt direktem Schwanzvergleich einsetzen. Das mag zum Teil ja sogar die Szene in gewissen Punkten wiederspiegeln, so wie es hier verkauft wird hat das mehr was vom plakativen ADHS-Zoobesuch für Leute, die den Gameboy mit Farbdisplay bereits für die Endstufe des Möglichen hielten.

                                Die Robin Hoods der Modem-Surferei geraten (halbwegs) unschuldig in einen Konflikt mit einem erwachsenen Pendant (Fisher Stevens; Grand Budapest Hotel; der wirkt wie eine zahme Gary Oldman-Kopie), der ihnen um von seinen eigenen Schweinerein abzulenken wiederum eine hochmotivierte, aber wahnsinnig unfähige Sondereinheit des Secret Service auf den Hals hetzt. Die stürmen die brandgefährlichen Hacker-Hochburgen (also in der Regel ein Kinderzimmer) mit der gesamten Kapelle und allem Piff und Paff, bewaffnet bis an die Zähne, finden aber im Gegenzug tagelang nicht eine vermisste Diskette, die einer der Jungs in eben so einem Zimmer im Lüftungsschacht versteckt hat. [...] Fokussiert wohl auf die Darstellung der spleenig-coolen Subkultur funktioniert aber auch das nicht, da dafür alles komplett oberflächlich abgehandelt wird, die Figuren wirken wie aus einem schlechten Comic-Strip gepurzelt (ganz vorne: Matthew Lillard; Scream- Schrei!; der damals ein Abo auf die schrägen Teenie-Rollen hatte und nirgendwo so unangenehm-ätzend übertrieben hat wie hier) und das nichts mit realistischer Milieu-Studie zu tun hat, nur weil artig Fachbegriffe gepaukt wurden. Außenstehenden wird hier nichts geschildert oder reizvoll nahegebracht, nur übertrieben, unglaubwürdig und trotzdem völlig uninteressant vorgeführt. Eine Sache gefällt allerdings: Der Soundtrack rund um The Prodigy oder Underworld ist natürlich ganz fein. [...]

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                                • 5 .5

                                  [...] B-Movie-Regisseur Michael Anderson (Orca - Der Killerwal) darf mit relativ hohem Studio-Budget hantieren, wodurch sein Film bunt, Effekt-orientiert und von seiner Ausstattung durchaus schmuckvoll daherkommt, den eigentlich düsteren, apokalyptischen Kern der Geschichte aber als Randaspekt mehr oder weniger vernachlässigt. Es ist wie es ist, näher wird das alles nicht beleuchtet und sich lieber auf eine Flucht mit deutlich in die Jahre gekommenen Actioneinlagen fokussiert. Verglichen mit anderen Genre-Vertretern der 60er und 70er (die teilweise wesentlich günstiger produziert wurden), ist Flucht ins 23. Jahrhundert schon bedenklich schlecht gealtert. Die einst preisgekrönten Effekte tangieren aus heutiger Sicht mehr als einmal einen Bereich, den böse Zungen mit Trash gleichsetzen könnten, zudem wirkt die Thematik reichlich naiv abgehandelt, wobei sie doch eigentlich dem Plot locker einen eindringlichen, politischen und Gesellschafts-kritischen Stempel aufdrücken könnte. Unabhängig davon macht das mit flotten Anzüglichkeiten, knappen (bis gar keinen) Outfits und einigen bewussten, nicht immer unpassenden Humoreinlagen aufgepeppte 70er-Vehikel Spaß, wenn es auch an seinem inhaltlich Schwerpunkt vorbei inszeniert wirkt. [...]

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                                  • 2
                                    JackoXL: Moviebreak 16.09.2017, 00:40 Geändert 23.09.2017, 01:30
                                    über mother!

                                    Versymbolisierter-Metapher-Psycho-Schwank von Künstler Aronofsky, der anfangs wirkt die tollpatschige Version von Polanski’s Paranoia-Horror-Trilogie, aber damit würde man dem Film unrecht tun. Nein, denn Mother! ist selbstverständlich ganz formidables Arthouse-Geschwurbel für Genießer und alle die, die gerne so tun als ob. Glaubt er wohl selbst zumindest. Eines muss man ihm lassen: In seinem Ansatz steckt tatsächlich ein kritischer Unterton, ganz konservative Bibelstreichler werden gar Blasphemie! kreischen. Könnte vielleicht gar nicht verkehrt sein, es ist zumindest irgendwie mutig, wenn der Film nicht so verkniffen ernst, selbsternannt wichtig und hoch-anspruchsvoll über die gesamte Laufzeit von einer Lächerlichkeit in die nächste stolpern würde. Statt unbehaglicher Irritation sorgt er eher für reichlich unfreiwilligen Humor und peinlich berührtes Kopfschütteln. Besonders, wenn der Groschen endgültig gefallen ist. Auweia, das haut den stärksten Heiland vom Kreuz. Schade um Ed Harris und Michelle Pfeiffer, die schlagen sich manierlich. Javier Bardem war schon besser, aber niemand toppt Jennifer Lawrence die in bewährter Panem/Passengers-Tradition die ganze Zeit dreinschaut, als wäre ihr gerade der Bus vor der Nase weggefahren. In der Theorie mag Aronofsky seine Idee bestimmt total dufte gefunden haben, was dabei herauskommt ist aber nur noch mit Galgenhumor und einer gesunden „Ich-fass-das-nicht“-Attitüde noch irgendwie sportlich aufzunehmen. Optisch wie akustisch natürlich prächtig gemacht, was den Mumpitz nur noch unbegreiflicher erscheinen lässt. Die Meisterwerk-Schreie, ich kann sie schon hören, ich mach dann lieber den Jehova und werde gesteinigt.

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                                    • 3

                                      [...] Die Besetzung ist ganz in Ordnung, wobei einem spezielle die spätere, zweifache Oscarpreisträgerin Hilary Swank eigentlich leidtun müsste. Ihre Figur ist so miserabel geschrieben, dass sie an manchen Stellen rüberkommt als wäre sie geistig zurückgeblieben („Er hat mir eine Uhr geschenkt“). Alexis Arquette wiederum gibt sich redlich Mühe und übertreibt bei seiner/ihrer Darstellung hingebungsvoll wie in einer Travestieshow, das hat schon wieder was. Wenn man das schon nicht ernst nehmen kann, dann auch bitte mit etwas Humor. Sonst gibt es nicht viel zu lachen und erst recht nicht zu fürchten, außer man hat Angst vor lächerlichen Nebenfiguren aus der Klischee-Abfalleimer, wie den verwirrten Priester der immer nur in theatralischen Warnungen spricht und im Keller seiner Kirche seit Ewigkeiten vor sich hin spinnt, anstatt mal selbst aktiv zu werden oder eine hellseherisch begabte Freundin, deren außergewöhnliches Talent ihr außergewöhnlich wenig hilfreich ist und genau dann, wenn es mal nützlich wäre scheinbar auf dem Nachtisch liegen geblieben ist, schon ärgerlich so was.

                                      Vorhersehbar, voller kleiner Schludrigkeitsfehler (auf einem Foto wird der 13jährige Jon gezeigt, der nicht ansatzweise so aussieht wie der Junge, der ihn in den Rückblenden spielt), auf dürftigem VHS-Niveau produziert, lediglich die Effekte sind an einigen Stellen – für die Verhältnisse – gar nicht so schlecht. An so was muss man sich schon hochziehen, wenn denn krampfhaft etwas Positives gefunden werden soll. Ein (mal wieder) unnötiger und von jedweder Kreativität befreiter Ladenhüter, der sich mit dem Namen Stephen King schmückt, obwohl der damit praktisch nichts zu tun hat. [...]

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                                        [...] Tag ist ein so sonderbares wie berauschendes Erlebnis, bei dem sich die Fragezeichen und Theorien über das Wieso, Weshalb, Warum oder in den meisten Fällen sogar das Was-zum-Teufel bis an die Decke stapeln. Die schlussendliche Auflösung dürfte nicht jedermanns Sache sein, der Film an sich schon mal ganz und gar nicht, man muss sich hier schon auf gewaltig viel einlassen. Wer das kann und will wird dafür mit einem skurrilen wie hintergründigen Spektakel belohnt, das jedwede Erwartungshaltung durch den Fleischwolf dreht...was durchaus auch ein Thema des Films ist. Wunderschön inszeniert, berauschend vertont und voller WTF-Momente, die sicher lange im Gedächtnis bleiben werden.

                                        Genretechnisch überhaupt nicht klassifizierbar lässt Sion Sono mächtig die Fetzen fliegen. Zwischen surrealem „Tag“-Traum, Mystery-Märchen, Science Fiction, Gesellschaftssatire, Comig-of-Age und Emanzipations-Groteske eingenistet, mit zünftigen und aus dem Nichts aufheulenden Gewalt-Eskapaden garniert. Extravagant, faszinierend, wild und manchmal auch überladen, dabei trotzdem viel klüger und rückblickend sogar erstaunlich geordneter, als man so einem augenscheinlichen Durcheinander auf den ersten Blick zugestehen würde.

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                                          [...] Mehr als nur ein interessanter Nebenaspekt ist die zeitliche Ansiedlung, die zwar nie einen konkreten Jahreszahl-Stempel erhält, aber in einer Handy, Computer und Internet-freien Zeit werden Horrorfilme ausschließlich und exzessiv auf VHS konsumiert, da entdeckt man sich als Kind der 80er unweigerlich selbst wieder. Wenn sich die Frage nach den Beweggründen stellt, mussten man damals (und teilweise heute noch) nicht lange diskutieren: Brutale Videos im Kinderzimmer sind der Nährboden allen Übels. Wer ungefiltert den ganzen Schund daheim konsumieren kann, wird in seiner Entwicklung nachhaltig geschädigt, Ego-Shooter gab es ja noch nicht. Das wirft auch Found als mögliches Motiv und inoffizielles Totschlagargument auf den Markt, nur um es (und da streckt der Streifen diesen gerne nach dem aktuellsten Amoklauf herbeigezogenen Hobby-Psychologen gallig den Mittelfinger ins Gesicht) auf eine extrem radikale Art zu entkräften. [...]
                                          Der Schlussspurt dieses mitunter etwas holperigen, nicht immer effektiv vorgetragenen Indie-Bolzen geht so direkt an die Nieren, da werden gar keine Gefangenen gemacht. Bretterhartes Terrorkino für Kopf, Auge und Ohr, das einem locker schlecht werden darf. Auf die gelungene Weise. Der Weg dorthin ist mal ordentlich gepflastert und mal etwas zu steinig, Stolpern ist fast unausweichlich, das Ankommen relativ gelungen, unter den Bedingungen ist das absolut okay. Und zum Teil verdammt verstörend. [...]

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                                            JackoXL: Moviebreak 01.09.2017, 16:52 Geändert 23.09.2017, 01:32

                                            Formell, rein auf das Handwerkliche beschränkt, ist „American Sniper“ natürlich kein schlechter Film. Dass Clint Eastwood das beherrscht steht außer Frage, dass aber nicht mal dieser Aspekt ihn nur ansatzweise erträglich macht oder ihm schuldmindernd angerechnet werden kann sagt alles über diesen erzkonservativen bis hart rechtsorientierten Rechtfertigungs-Schund, der bei Veteranentreffen, einem Saufgelage mit Selbstgebranntem irgendwo im tiefsten Texas oder bei Donald Trump zuhause sicher mit Standing Ovations, einer Träne im Auge und laut grölenden USA-Schlachtrufen bedacht wird . Das „Passion Christi“-Syndrom. Professionell inszenierter Propaganda-Müll der ganz listigen Sorte, da er sich hinter einem Biopic-Schutzmantel versteckt. Natürlich ist das eine Lebensgeschichte, basierend auf der Sicht des Protagonisten, dass da seine Standpunkte und Weltanschauungen dargestellt werden, legitim. Der Film tut aber rein GAR NICHTS dafür, auch nur irgendetwas wenigstens leicht zu hinterfragen. Krieg, ja, der ist ganz, ganz schlimm und der verändert Menschen. Dort leiden und sterben sie, daheim zerstört er die Familien der tapferen Soldaten, aber hey: Manche Kriege sind einfach notwendig (ganz besonders der hier) und ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Um SIE zu beschützen. Die eigenen Familien. Zuhause. Also, obwohl er ja im Irak kämpft gegen diese…na die…ach ihr wisst schon, die Windelköppe und Schlächter, das ganze Pack halt. Und nur wer das tut, der leistet wirklich etwas für sein Land. Krieg erfordert nun mal Opfer, seien es persönliche oder auch mal ein Kind abzuknallen. Das will niemand, das zermürbt auch, aber am Ende hat man doch ohne Zweifel das Richtige getan. Und ist ein Held, weil es doch so schwer fällt. Gebe es nur mehr Männer wie diesen liebenden Familienvater Chris Kyle, die Welt wäre ein besserer Ort. Da stehen sie alle Spalier. Hurra,USA! Dieser Film ist eigentlich nicht wirklich dumm, viel schlimmer, er erfüllt sogar seinen angepeilten, mehr als nur fragwürdigen Zweck. Dafür ist er umso ignoranter, selbstgerechter und gefährlich verantwortungslos. Zeichnet ein verqueres Bild von angeblich unausweichlichen Maßnahmen die zu ergreifen sind, damit man(n) seinem Auftrag als Hirtehund, Beschützer und Patriot gerecht wird, damit die eigenen Kids später behaupten können, ihr Daddy war ein großer Amerikaner. Wenn sie sich denn noch an ihn erinnern. Ein Pfui-Film hoch drei von einem sonst so guten Regisseur, der lieber keine politischen Filme (mehr) drehen sollte.

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                                              JackoXL: Moviebreak 01.09.2017, 16:50 Geändert 23.09.2017, 01:32

                                              Lieblos hingerotzter 3D-Schlachtabfall aus dem großen Franchise-Ausverkauf, der sich anfangs großspurig direkt an Tobe Hooper’s wegweisenden Klassiker von 1974 anreiht, nur um dessen Timeline dann komplett zu ignorieren. Entweder sind die Macher zu doof weiter als 10 zu zählen oder sie gehen einfach mal davon aus, dass die angepeilte Zielgruppe das Original eh nicht gesehen hat. So ist unsere Protagonistin also irgendwas um die knackige 20 und nicht 38, aber ist ja auch egal, es geht sowieso nur darum Leatherface ein paar Asis zerstückeln zu lassen und mit billigem Jahrmarkt-3D aufzupimpen. Was für eine Scheiße, die nicht mal im Entferntesten den Geist der ursprünglichen Serie atmet (selbst den der schlechten Teile oder der Remakes), das ist einfach nur leichenfleddernder Plunder für den schnellen Dollar mit einem sogar für diese Sparte höchst lächerlichen Plot (dieses Ende, sagenhaft) und als wenn das alles nicht schon schlimm genug wäre müssen sich Hooper’s ehemalige Stars Marilyn Burns, Bill Moseley und Gunnar Hansen für ein Gnadenbrot hergeben, währen der Schöpfer selbst durch den Namen des Sheriffs die „Würdigung“ erfährt, die er definitiv nicht verdient hat. Schon ziemlich unverschämt, wie gleichgültig mit einem der wichtigsten Horrorfilme überhaupt indirekt umgesprungen wird.

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                                                [...] Die zahlreichen Anspielungen speziell auf das Kriegsfilm-Genre sind kaum zu übersehen. Bereits zu Beginn sticht ein selbstbeschrifteter „Monkey Killer“-Helm ins Auge, eine angepasste Variante zu dem „Born to Kill“-Kopfschmuck bei Full Metal Jacket. Die Anfangssequenz in der grünen Hölle der Wälder ruft sicher auch nicht unfreiwillig Assoziationen zu dem Dschungelkrieg aus Platoon hervor und sobald sich in bester Western-Manier durch die Prärie zum Herz der Finsternis durchgekämpft wurde, wird Ap(e)ocalypse Now sehr direkt groß- und ausgeschrieben. Woody Harrelson glänzt dabei (mal wieder) als Colonel Kurtz-Verschnitt, während der Film mitunter sehr bemüht wirkt, einen großen Moment an die nächste zu reihen, seine Emotionen dabei mit Nachdruck und schüttelnder Faust untermauernd. Das ist spektakulär und oftmals wirklich packend, in der Fülle und Ausführlichkeit sicher sehr angestrengt und übertrieben. Ein gesunder Hang zur Kürze hätte dem Film sehr gut getan, da er diese Vehemenz und seinen Ausformulierungszwang gar nicht braucht. Leichte Andeutungen und Querverweise sind oftmals viel nachhaltiger.

                                                Nichtsdestotrotz gelingt Matt Reeves ein würdiger Schlussakt, der nicht in plumpen Actionsequenzen ersäuft und dennoch als beeindruckender Eye-Catcher durchwegs die Muskeln moderner CGI-Technik spielen lässt. Der Film gaukelt sicherlich etwas Tiefe vor, in dem er bekannte Themen für sich variiert – gerne auch doppelt und dreifach -, aber damit liegt er immer noch deutlich über dem Maßstab, den aktuelles Blockbusterkino schon lange sehr tief angesetzt hat .

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                                                  [...] Mit tollen Landschaftsimpressionen und aufwändigem Setdesign weiß Die Uhr ist abgelaufen eindrucksvoll zu glänzen, James Stewart als darstellerisches Zugpferd vorm Karren, damit kommt man schon mal über die ersten Hürden. Optisch und ästhetisch eine ganz feine Sache, stilistisch ist das aber kaum mehr als spießiges Keep-Smiling-Unterhaltungskino seiner Zeit, dass mit der recht vernünftigen Prämisse erstaunlich wenig anfangen kann. Stewart packt nicht nur zu Beginn gerne mal seine Quetschkommode aus, trällert zur lehrreichen Kinderunterhaltung zwischendurch aus voller Brust „Follow the River“ und das passt wiederum prima zum sonstigen Pathos, mit dem hier durchgehend kräftig um sich geworfen wird. Der Score von Dimitri Tiomkin schmettert andauernd derartig los, als würde selbst in den banalsten Momenten gerade ein vierstündiges Epos auf seinen theatralischen Höhepunkt zusteuern. [...] James Stewart und die wunderbaren Bilder wissen zu gefallen, kurzweilig ist das Ganze schon, zu mehr als einem nostalgischen Ausflug in die gute, alte und harmlose Wild-West-Romantik - in der die Helden gerne ein Liedchen beisteuern wenn noch Zeit ist -, reicht es inzwischen nicht mehr. [...]

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                                                    [...] Rancho River ist kein Western für Freunde wilder Schießereien und dem ewigen Kampf von Gut gegen Böse, der unweigerlich beim High Noon enden muss. Ein paar Halunken muss es natürlich geben und ganz ohne kleinere Gefahrenmomente will der Film dann doch nicht auskommen, grundsätzlich ist das aber unmissverständlich eher ein Fall für den lockeren Sonntagnachmittag. Auch zu seiner Zeit schon. James Stewart, der zwei britische Ladys und einen hörnerlosen Edel-Zuchtbullen – der bei Fuß läuft wenn man „God saves the queen“ pfeift -, zu ihrem Bestimmungsort geleitet, das geht manchmal schon in die Screwball-Richtung. Spätestens in der zweiten Filmhälfte hat man es eher mit einem Abenteuer- oder fast schon einer US-Variation des Heimatfilms zu tun. Erinnert an eine Kinoversion von Unsere kleine Farm, allerdings nicht ganz so kitschig. Klingt jetzt nicht so wahnsinnig aufregend und in der Tat, das ist es auch nicht, ein gewisser Unterhaltungswert ist dennoch gegeben. [...]

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