JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
Erstaunlich fesches, spanisches 70er-B-Creature-Movie im Zug, das sich für internationale Konkurrenzfähigkeit die britische Schauer-Eminenz in Person von Christopher Lee & Peter Cushing eingekauft hat. Sogar Telly Savalas darf kurz vor Schluss noch den Kosakensäbel schwingen. Schadet selten und dem Film ganz besonders nicht, obwohl auch so hier einiges los ist. Allein das Zug-Setting gibt dem üblichen Monster-Kram eine reizvolle Note, richtig interessant wird die Nummer allerdings erst, wenn munter bei einem großen (allerdings damals schon leicht angestaubten) Genre-Klassiker geplündert wird und ihn aus heutiger Sicht – nur mal unter uns, aber nicht so laut sagen - sogar zur flotteren, amüsanteren und (auf die angenehme Weise) leicht augenzwinkernden Variante davon macht. Schön beengt eingefangen und stimmungsvoll verdichtet, top besetzt mit einem äußerst schmissigen Schlussdrittel. Besser als vermutet und sogar als insgeheim gehofft.
Mit dem sehr stabilen, wieder deutlich ernsteren CURSE OF CHUCKY hatte Don Mancini offenbar wieder Gefallen an seinem bösartigen Rotschopf gefunden und wenn sich CULT OF CHUCKY wenigstens eines kaum absprechen lässt, dann Spaß an der Sache und besonders dem eigenen Franchise im Ganzen. Die Story ist so schizophren, fahrig und unzurechnungsfähig wie seine Figuren, da passt wenig zusammen, besonders wenn versucht wird Chucky tatsächlich als Hirngespinst zu verkaufen (vom Gedankengang gar nicht so dumm) und praktisch immer im direkten Gegenzug alles dafür getan wird, diesem Ansatz bloß nicht ernsthaft folgen zu dürfen. Mit reichlich CGI-Billo-Splatter schaumig aufgeschlagen und gipfelnd in ein überladen-absurdem Finale kann man niemanden verübeln, dieses Teil getrost scheiße zu finden. Und trotzdem hat der Film Charme. Total verliebt in die eigene Historie wird zitiert und referenziert, dass der Rest zur Nebensache verkommt. Das ist sicher nicht bescheiden oder noch weniger wirklich gut, aber letztlich reden wir hier eh von einer Serie, die nie ganz oben mitspielen konnte. Dafür ist das hier auf seine ganz spezielle Art – nie richtig ernsthaft aber auch nicht so schreiend albern wie auch schon geschehen – ein kurzweilig-doofer Zeitvertreib, an dessen Ende Chucky-Fans zumindest etwas zu sehen bekommen, was ihnen 6 Filme langer verwehrt blieb.
[...] Ein Film erbaut auf Gegensätzen, die sich beißen oder wunderbar ergänzen. Mal sind die unüberwindbar und Grund für Feindseligkeiten, mal fügen sie sich ineinander wie zwei kaputte Puzzleteile, die sich maximal insgeheim und nie bewusst gesucht, aber nun plötzlich passend gefunden haben. Einiges funktioniert (wie die sehr redselige und immer stumme Putz-Kombo), oder eben nicht (wie die Amis und die Russen beim Artenschutz aus Vernunftgründen), weil es logisch ist. Und einiges passt einfach, weil es dafür keine empirische Begründung gibt, nur ein Gefühl. Guillermo del Toro gelingt ein sehr schöner, fantasievoller Liebesfilm mit einem überdeutlichen Appell an Toleranz, der sowohl von Rassismus, gesellschaftlicher Klassendiskriminierung und natürlich der selten fundierten Angst vor dem „Fremden“ und „Andersartigen“ erzählt (womit nicht nur Fisch-Wesen, sondern auch Menschen mit anderer politischer Weltanschauung gemeint sind), technisch exzellent ohne CGI-Overkill und mit ganz viel investiertem Herzblut, das ist unverkennbares del-Toro-Kino, das ihn und seine Art des Filmemachens speziell heutzutage so unverzichtbar wie notwendig macht.
Dieser für US-Mainstream- und besonders potenzieller Oscar-Gewinner erstaunlich freizügige und ungezwungene Film (sei es die Darstellung von Masturbation als Morgenritual oder ausgewählter, aber nicht zurückhaltender Gewaltdarstellung, vor der die meisten Filme in der Position sicherlich zurückgeschreckt hätten) hat eigentlich nur ein Problem: Er ist gar nicht (mehr) so unkonventionell, wie er es wohl gerne sein möchte, wie man es erhofft hätte und wie es bei einem del Toro in Bestform schon war. An sein Premium-Stück Pan’s Labyrinth kommt er nicht heran, ist sogar relativ vergleichbar mit anderen Filmen, die heute noch unabhängig von ihrer Veröffentlichung noch eine größere Magie entfalten. Edward mit den Scherenhänden ist da ein gutes Beispiel. [...]
[...] Ein nimmersattes Raubtier, ein Vielfraß auf dem Weg nach oben, so wie es die Gesellschaft über die er herfällt es ihm mit ihren pathetischen Idealen und dem Märchen vom eifrigen Arbeiter zum Lebemann doch eigentlich nur vorgibt. Greif nach den Sternen, nimm dir was du willst bevor es jemand vor dir tut, denn Erfolg und Stärke definiert sich in erster Linie darüber, wie schwach und hilflos die anderen sind. Mit hoher Detailversessenheit und für seinen Jahrgang gar erstaunlichem Aufwand bei der Inszenierung roher, fast brachialer Actionszenen (kurz zuvor war Stummfilm noch Standard) gelingt Howard Hawks Kino an der Endstufe seiner damaligen Möglichkeiten, das zudem ein hohes Risiko fährt. Trotz seiner moralischen Belehrung und somit klaren Positionierung was die Definition von „Gut“ und „Böse“ betrifft könnte sein Protagonist durchaus versehentlich zum Anti-Helden gemacht werden.
Ein Mitfiebern, ein geheimer Schulterschluss mit dem Bösen ist da nicht ausgeschlossen, wobei der Film klar viel dafür tut, keinerlei Romantisierung oder gar Glorifizierung zu betreiben. Dies gelingt, da Narbengesicht seinen Ambivalenz-Gehalt bewusst zurückschraubt, aber lobenswerter Weise nicht ganz beiseitelegt. Tony Camonte ist und bleibt ein widerlicher Zeitgenosse, ein Albtraum für jeden Rechtsstaat und alles, was eine gesunde, friedvolle und humanitäre Gesellschaft ausmacht. Aber er bleibt trotzdem ein Mensch. Kein guter, womöglich ein schwer gestörter, der unabhängig davon doch noch so was wie zwischenmenschliche Gefühle hat, auch wenn sie erst (zu) spät aus ihm herausbrechen dürfen. Wie in dem fantastischen Showdown, der wie praktisch alle wichtigen Eckpfeiler des Plots 50 Jahre später von Brian De Palma und Oliver Stone in ihrem Remake Scarface aufgegriffen und lediglich größer und wuchtiger gestaltet wurden. [...]
[...] Nach typischem Buddy-Movie-Muster rumsen zwei völlig konträre Charaktere ineinander und sorgen zunächst für einiges heiteres Konfliktpotenzial, bevor sie – wer hätte es gedacht – nach und nach immer besser miteinander auskommen und am Ende buchstäblich füreinander durchs Feuer gehen oder sich eine Kugel einfangen würden. Bronson, anfangs in seiner gewohnten, bald katatonischen Coolness nah an Symptomen eines Schlaganfalls, taut als überhebliches, ignorantes West-Großmaul angenehm unterhaltsam auf („Hör zu: Das ist ein Pferd. Das ist vorne, das ist hinten. Und darauf sitzt man“) und prallt dabei immer wieder auf den bierernsten, asiatisch- pragmatischen Mifune, der um Zeit zu sparen auch mal während des Gehens schläft oder Moskitos in der Luft filetiert. Mit der Erkenntnis, dass Rummelboxen gegen Kung-Fu ziemlich plump aussieht, Kugeln auf Distanz nützlicher sind als Schwerter, aber erst die Kombination der jeweiligen Stärken ein schlagfertiges Duo ausmachen. Culture-Clash mit Völkerverständigungseffekt…nur der Franzose, der ist im wahrsten Sinne des Wortes ein ziemlich „linker“ Hund.
Dank seiner gut aufgelegten Stars und seines kleinen Alleinstellungs- oder zumindest Wiedererkennungsmerkmals macht Rivalen unter roter Sonne über die meiste Zeit Spaß, auch wenn die ganz großen, kreativen oder außergewöhnlichen Momente (trotz der ungewöhnlichen Paarung) nicht zwingend vorhanden sind. Mal humorvoll, dann plötzlich wieder erstaunlich brutal (da spritzt in bester Eastern-Tradition auch mal saftig das Blut aus der Schnittstelle), zwischenzeitlich auch mit der ein oder anderen Verschnaufpause und dem üblichen, hässlichen Bild der barbarischen und sehr primitiv agierenden Sadisten-Rothäute, dafür aber mit einem ansprechenden Showdown im dichten Schilf, was wiederum an so manchen Klassiker aus Fern-Ost erinnert. [...]
[...] Ein wenig wie Alice im Wunderland begibt sich die 14 jährige Lila (Cheryl Smith, Tote tragen keine Karos) unbedarft und gutgläubig auf eine düstere Odyssee tief in einen albtraumhaften Kaninchenbau, der sie dorthin führt wo sich Vampire und Werwölfe gute Nacht sagen. Oder eher um das blonde, engelshafte Symbol von Unschuld und Reinheit wetteifern. [...] Unübersehbar mit sehr geringem Budget realisiert und vom Feinschliff sicherlich nur semi-professionell bezieht Lemora – Kampf mit der Unterwelt seine ganz große Stärke eindeutig aus seiner engagierten, ambitionierten Herangehensweise, die Idee, Stimmung und Interpretationsspielraum deutlich über den messbaren Mitteln und nackten Zahlen anordnet. Ein surreales und soghaft-faszinierendes Schauermärchen zwischen klassischen Horrorfilmmotiven (die in einer Art Zweiklassen-Modell interessant interpretiert werden, deutlich eher als in einer sehr populären und bräsigen Filmreihe dieses Jahrtausends) und Comig-of-Age-Erblühen, mit einem cleveren und bewusst verstörenden Subtext. Immer wieder – eigentlich durchgehend – wird ein pädophiler Unterton angeschlagen, der mal sehr deutlich, mal mehr dezent durchschimmert. Selbst der einst errettende und seitdem behütende Schoß der Kirche ist davon nicht befreit, ganz im Gegenteil. Während andere ihre „Zuneigung“ recht unverblümt zur Schau stellen, wird hier bis zuletzt verleugnet und alles von sich gewiesen. Bis die Finsternis die ehrlichen Sünden ans Licht bringt. Mutig. [...]
Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr wenn das Licht angeht. Schade, voll daneben. Grundgedanke für einen flotten Zwischendurch-Streifen (oder wie ursprünglich einen Kurzfilm) okay, die Umsetzung kommt vom gleichen Großstudio-B-Fließband, das mit wenig finanziellem Risiko gerne mäßiges DTV-Material unnötig fürs Kino auswertet, weil die Gewinnspanne einfach so verlockend ist. Mal wieder verkauft sich die fähige Maria Bello massiv unter Wert (müsste an sich gar nicht mehr erwähnt werden, trotzdem jedesmal bedauerlich), die überraschend konsequente Mini-Pointe ist in Ordnung, der Rest ist so beliebig und abgenudelt, das ist selbst auf 80 Minuten schon mehr anstrengend als boring. Vor 30 Jahren wäre das ein Durchschnittsfilm für’s Videoregal gewesen, nun juckt das in der dröseligen Form doch keine Sau mehr ernsthaft. Wenn man nach so einem Film ihn beim Lichtausschalten praktisch schon vergessen hat und selig schlummert…was wollte er dann genau bewirken?
[...] Long Riders ist schon sehr US-amerikanisch in seinem Selbstverständnis. Soll heißen: Die Figuren müssen nicht großartig eingeführt oder erläutert werden, jeder sollte wissen wer Frank & Jesse James und die Younger-Brüder sind. Dementsprechend wenig wird zunächst in ein ausführliches oder wenigstens kompakt-ergiebiges Figuren-Profil oder eine Erläuterung der historischen wie persönlichen Rahmenbedingungen investiert. Selbst losgelöst davon wirkt der Film in der ersten Hälfte stark gehetzt, beinah stakkatohaft. Eher wie eine lückenhafte, auf das Nötigste beschränkte Zusammenfassung oder DIA-Show, die so lange ihren Zweck erfüllen muss, bis Walter Hill endlich das machen darf, was er am besten kann: Männer ihre Differenzen handfest und wortlos austragen zu lassen, was naturgemäß in einer Menge Blei, Kugeldampf und explizit klaffenden Einschusswunden mündet. Die ohnehin wesentlich straffer erzählte zweite Hälfte wird dominiert von brachial-krachenden Shootouts, mit dem bestechenden Höhepunkt des Bankraubs in Northfield. Ein räudiges, berauschend fotografiertes wie akribisch arrangiertes Slow-Motion-Blutbad, auf das Sam Peckinpah (Die Killer-Elite) bestimmt verdammt neidisch war. Konstant großartig (mal wieder): Die musikalische Untermalung von Ry Cooder. [...]
[...] Bildgewaltig, aufwändig ausgestattet und fast schon obszön prominent besetzt (jede noch so kleine Drei-Satz-Rolle ist mit einem bekannten Gesicht vertreten, selbst als Erzähler wurde Filmlegende Robert Mitchum, Ein Köder für die Bestie, engagiert) bietet Tombstone enorm viele Schauwerte und gefällt durch seine ruppig-schroffe Tonart, die der US-Western in seiner Blütezeit meist tunlichst vermied. Dass Cosmatos sich mit Action auskennt ist unverkennbar, in seinen Pulverdampf-haltigen Momenten geht hier ordentlich der Putz ab. Der Cast ist nicht nur verschwenderisch zusammengestellt, die mit mehr als 5 Minuten Screentime wissen sie in der Regel auch prächtig zu nutzen. Ganz großes Highlight ist dabei nicht mal der gute Kurt Russell: Val Kilmer stielt ihm als versoffener, an Tuberkulose dahinsiechender, dennoch keinesfalls zurückhaltend auftretender Unruhestifter Doc Holliday diebisch die Show und findet an der Schurkenfront mit dem diabolisch-brillanten Michale Biehn einen Gegner auf Intellekt- und Augenhöhe.
Tombstone hat wirklich alles für einen modernen Genre-Klassiker, wenn er denn auch im Stande wäre, sein massiges Potenzial voll zur Geltung kommen zu lassen. Selbst im Director’s Cut und seinen 134 Minuten wirkt der Film speziell im Schlussdrittel arg komprimiert bzw. nicht vernünftig vorgetragen. Sehr sprunghaft hetzt man von einem Punkt zum nächsten, die zahlreichen Nebenfiguren können gar nicht alle relevant werden, vieles wird gar nicht richtig fertigerzählt. Bedauerlich, gerade da hier handwerklich sehr saubere Arbeit geleistet wird und es selten einen US-Western gab, der mit so viel Aufwand so rüde zur Sache gehen durfte. Ein deutlicher Wehrmutstropfen, der den Filmgenuss insgesamt aber nur leicht trübt. [...]
Nach seinem vielversprechenden Debütfilm PAINLESS von 2012 legt Juan Carlos Medina mit seinem ersten englischsprachigen Film (obwohl gebürtiger US-Amerikaner) leider nur einen maximal unterdurchschnittlichen Gothic-Thriller im Stil von FROM HELL hin. Liegt wohl weniger an ihm als an dem unglaublich einfallslosen Skript, das den Zuschauer wohl auch für frisch aus dem 19. Jahrhundert teleportiert hält und deshalb mit seinem gezwungenen Whodunnit-Spielchen das Unvermeidliche nur quälend-uninteressant in die Überlänge zieht. Dem schon sehr großväterlichen und kurz vorm Mittagsnickerchen spielenden Bill Nighy hat nicht mal einen Kaffeebecher zum schockiert aus der Hand Plumpsen. Eine Frage stellt sich eventuell noch: Die nach dem Motiv für den ganzen Zirkus. Aber Vorsicht, dafür braucht man auch verdammt gute Laune. Optisch ganz nett und wer noch nie einen vergleichbaren Film gesehen hat, geht dem alten Hut selbst bei seiner In-Your-Face-Methode vielleicht noch auf den Leim. Sind wir mal nett zu unseren Gästen aus dem 19. Jahrhundert
[...] Seinen Reiz bezieht der Film in erster Linie durch seinen zeitlichen, örtlichen und gesellschaftlichen Kontext, die Ansiedlung in der womöglich letzten Oase von Cowboy-Träumerei und echter Männlichkeit, der von der modernen Welt das Wasser abgegraben wurde. Der daraus entstehende Konflikt, der auch eine tiefe Kluft durch die Familie Matson zieht, verliert aber immer mehr an Bedeutung, wenn der Plot sich deutlicher auf die Dreiecks- bzw. eher rautenförmige Liebesbeziehung seiner Hauptfiguren konzentriert. Urplötzlich verschwindet z.B. der bis dato alles andere als unwichtige, von Sam Elliott verkörperte Antagonist Love auf Nimmerwiedersehen von der Bildfläche, ohne das er jemals wieder auch nur Erwähnung findet. Die (vermutlich) angestrebte Dekonstruktion von Wild-West- und US-Mythen findet kaum bis gar nicht mehr statt, viel mehr bedient der Film sie sogar ein Stückweit wieder, indem er das Bild einer echten Männerfreundschaft zeichnet, die auch unter dem undankbarsten aller Umständen – einer gleichzeitig begehrten Frau – nicht zerbrechen kann.
„Wunderbar“ gleichgültig gerät dabei auch die Charakterisierung der weiblichen Figuren, die Patricia Arquette (Boyhood) & Penélope Cruz (Mord im Orient Express) nicht mehr als einen „Mittel zum Zweck“-Status zugesteht. Schlussendlich baut der Film somit auch hier etwas auf, das er aus beinah unerklärlichen Gründen (wie gesagt, an fachlicher Kompetenz mangelt es ja grundsätzlich nicht) nicht richtig zufriedenstellend ausformuliert. [...]
Frage: Wie lässt sich ein in über 30 Jahren entwickeltes und insgesamt acht Romane umfassendes Epos adäquat auf die Kinoleinwand übertragen? Antwort: Gar nicht, außer man hat den Mut zu einem riskanten Franchise-Kick-Off. Das Prädikat „unverfilmbar“ schwebt auch nach diesem Film noch über Stephen Kng’s Dark Tower-Saga, denn theoretisch zieht sich diese Chaos-Produktion recht clever aus der Affäre, nutzt den Hintertürchen-Joker, den das Ende von King’s Lebenswerk selbst anbietet. Keine Buchadaption, eine Art Sequel, eine alternative Fassung, die einem alle Freiheiten erlaubt. Ist an sich schon in Ordnung, wenn auch sicher nicht das was sich alle erhofft hatten. Aber Freunde, jetzt mal ehrlich: Auch dann kann man doch nicht so mit dieser Vorlage Schlittenfahren gehen. Selbst eine Neuinterpretation hat sich einer gewissen Erwartungshaltung zu stellen. Muss nur weil sie nicht das Bekannte exakt nacherzählen will doch in etwa etwas Vergleichbares anbieten; etwas was sich der Größe der Grundlage halbwegs würdig erweist. Schon von der reinen Laufzeit mit schlanken 95 Minuten hoffnungslos unterernährt; könnte ja selbst wenn man es wollte unmöglich auch nur annährend die komplexe(n) Welt(en) rund um den Dunklen Turm ins Spiel bringen, von den unter den Tisch gefallenen (und nicht ansatzweise ersetzten) Figuren ganz zu schweigen. Erst recht nicht wenn ein Großteil eh im bekannten New York spielt, ganz hervorragende Wahl. Von der Faszination eines Multiversums keine Spur, die könnten zwischendurch auch nur in den Wald oder ins nächste Naturschutzgebiet gefahren sein, würde vom Gefühl kaum etwas ändern. Kein Epos, nicht mal der gescheiterte Versuch davon, lieber ergibt man sich gleich und frickelt aus Bruchstücken einen notdürftigen Klappentext zusammen. Da sich doch lieber schon in der frühesten Pre-Production-Phase das eigene Scheitern eingestehen und ein so heißes Projekt nicht auf Biegen und Brechen irgendwie noch auf den Markt schubsen, nur um irgendwas abzuliefern. Genau so wirkt dieser Film. Ein planloser Hühnerhaufen, eine beschämtes Handtuchwerfen das sich trotzdem noch genötigt fühlt irgendwas zu präsentieren, damit am Ende wenigstens jeder noch behaupten könnte, man hätte es versucht. Für Hardcore-Jünger der Bücher sicherlich ein Schlag ins Gesicht und verdienter Hassfilmkandidat, selbst ohne diesen Ballast auf den Schultern kaum mehr als sehr dürftiger, konfuser und sonderbar unfertig auftretender Fantasy-Schmarn und unter Berücksichtigung aller Faktoren schon hart an der Grenze zur Unverschämtheit. Das McConaughey trotz einer teils gelangweilten, teils albernen Performance nah an einem übernatürlichen James-Bond-Bösewichts noch das Highlight darstellt ist mehr als bezeichnend.
[...] Terrence Malick erzählt seine fatale Dreiecksbeziehung als poetische, alttestamentarisch inspirierte Metapher über Himmel und Hölle, die angestrebte Eroberung eines vermeidlichen Paradieses und eine unausweichliche Tragödie, die die Beteiligten eigentliche kommen sehen müssten, sich aber stur von jedweder Intuition abwenden um ihren Traum von einer besseren Zukunft bzw. das Glück im Hier und Jetzt nicht aufgeben zu müssen. [...] Was so vielleicht nach einer aufdringlichen, prätentiösen Selbstbeweihräucherung mit Gottesdienstcharakter klingen mag, wirkt keinesfalls selbstgefällig oder überladen. In der Glut des Südens (im Original wesentlich passender: Days of Heaven) verwendet diese Parallelen und Bezüge mehr unterstützend als das er durch sie einen auch unabhängig davon existenten Plot ersetzt. Malick wird nie ausschweifend, erzählt seine Geschichte bald ungewohnt straff und auf das Wesentliche angenehm fokussiert. Von Ennio Morricone mit einer melancholischen, sehnsüchtigen Komposition begleitet und wahrhaft meisterlich bebildert. Wie eine Galerie lebendiger Gemälde von ewigen Sonnenauf- und Untergängen, bis hin zur Heuschreckenplage und einem flammenden Inferno. Alles berichtet aus der Sicht eines kleinen Mädchens, durch dessen noch naiven, aber keinesfalls blinden Augen die wahre Tragweite der Ereignisse nicht allzu verfälscht wiedergegeben wird. Manchmal gar ehrlicher und direkter. [...]
[...] Anhand dieser Odyssee eines Gewehrs trägt Anthony Mann mit den Mitteln des klassischen US-Westerns nur augenscheinlich deren typische Ode an unerschütterlichen Heldentum vor. Erfüllt den Zeitgeist, die Sehgewohnheiten und die Erwartungen seines Publikums durchaus, was offenbar auch ein klares, wenig differenziertes Bild von Gut und Böse beinhaltet. An der Oberfläche mag es so aussehen (und gerade in Bezug auf „die Rothäute“ wird da auch wirklich nur wenig relativiert, so ganz frei von den Begleitumständen seiner Generation ist er freilich nicht), dabei erzählt der Film bereits von der destruktiven, selbstzerstörerischen, mitunter gar barbarischen Natur des Wilden Westens, auch mit leichtem Einbezug historischer Figuren und Fakten. Primitiv, gierig, rassistisch, heuchlerisch und egozentrisch, was unweigerlich ins Verderben führt. Selbst den ehrlichsten und überlegtesten Männern (Stewart) bleibt am Ende nur der Griff zur Waffe, das Töten als einzige, logische Option, die nicht mal von ihm ernsthaft in Frage gestellt wird.
Anthony Mann nimmt seinem Film auch inszenatorisch oft die berühmte und gerne sinnbildlich verwendete Weite des Westerns, setzt auf viele beengte Settings und Situation, tauscht die Illusion von Freiheit und Hoffnung auf das große Glück gegen ein stetig beklemmtes Gefühl und den unaufhörlichen Kampf ums Überleben. Das geschieht nicht dreckig, nicht offensiv-nihilistisch wie im Italo-Western, aber zwischen den Zeilen lässt Winchester’73 kein gutes Haar an heroischer Cowboy-Romantik. Bewusst entschlackt von jeglicher Glorifizierung geht er damit bereits in eine ehrliche, selbstreflektierte Richtung, die der US-Western bis zu seinem (ersten) Spätherbst und Filmen wie Der Mann, der Liberty Valance erschoss generell ungern einschlug. Anfang der 50er erst recht. [...]
[...] Im Vergleich zu seinen vorherigen Filmen verändert Sergio Sollima merklich die Gangart. Ein politisch-historischer Hintergrund mit durchaus in das Hier und Jetzt übertragbaren Zwischentönen ist zwar noch vorhanden, bildet aber eindeutig mehr Kulisse als das es wirklich von Relevanz sein soll. Aufstand, Intrigen und Machtspielchen sind nur ein Teil der wilden Schatzsuche-Schnitzeljagd, die das bemitleidenswerte Schlitzohr Cuchillo vor sich hertreibt wie den Hasen vor den Bluthunden. Tomas Milian nimmt das dankbar an, geht völlig auf in seiner Rolle, die nun – wie der ganze Film – wesentlich humorvoller angelegt ist. Sollima versammelt bei Lauf um dein Leben eigentlich beinah alle gängigen, bekannten Motive und Ideen des Italo-Westerns in 115 Minuten (die ursprüngliche deutsche Kinofassung wurde übrigens aus 81 runter geschnippelt. Kein Wunder, dass diese kein großer Erfolg wurde), vermengt dies mit einem turbulenten Abenteuer-Wettrennen und einem Hauch Komödie. Revolution, die Suche nach einem Goldschatz, Allianzen die mit Gier in den Augen geschlossen und noch schneller wieder gebrochen werden, Duelle auf Augenhöhe und hinterhältige Angriffe in den Rücken, brutale Gewalt, Zynismus und lässiger Ulk, Verfolgung unter sengende Wüstensonne oder durch tiefsten Schnee: Ein munteres Best-of des Genres, bei dem für jeden etwas dabei sein sollte. [...]
[...] Psychologisch im Detail betrachtet sogar sehr bedenklich, ideologisch und mit dieser Offensive von cineastischer Magie geradezu ein Meisterstück des Grauzonen-Drahtseilakts, das macht Mein Freund Harvey auf sehr ungewöhnlich-zeitlose Weise zu einem cleveren wie dennoch diskussionswürdigen Primus perfekt getimter Screwballcomedy und warmherziger Gesellschaftsparabel. James Stewart mit einer so selten gesehenen, sanften Gutmütigkeit 44 Jahre vor Forrest Gump dessen Rolle vorweg, allerdings mit einem viel spannenderen, ambivalenten und nicht völlig entschlüsselten Profil. Er ist (wohl) nicht der Außenseiter von Geburt an. Hat sich diesen Status entweder am Tresen erarbeitet, wurde in ein langsames Prozedere zu dem gemacht, eine schlanke Kombination aus beidem oder gar mehr. Egal, jetzt will er einfach nur mit seinem imaginären Freund Harvey und eigentlich jedem, den er unter den noch so unfreundlichsten Bedingungen flüchtige kennen lernt „einen lupfen“. Hoch die Tassen, denn wenn man sich auf einem gewissen Level und Augenhöhe begegnet, dann wird viel ehrlicher, menschlicher interagiert. Das kann auch ganz schnell wieder vergessen sein…aber was, wenn aus dem Negativen das Positive so destilliert wird, bis nur noch das übrig bleibt? [...]
[:...] Dass Stallone nicht versteht was Wrestling ist, ist aber ehrlich gesagt gar nicht mal das größte Problem des Films. Dieser Aspekt ist eigentlich ganz putzig und beweist nur mal wieder den unbändigen Enthusiasmus (oder kompensierten Minderwertigkeitskomplexes?) des etwas zu klein geratenen Testosteron-Bolzens für extrem männliche, verschwitze Wettkämpfe harter Kerle, egal wie trottelig das für Außenstehende manchmal wirken kann (siehe auch Over the Top). Sly sieht wahrscheinlich gar nicht mal die Ironie darin, der feiert das total. Genauso wie Rise-to-the-Top, vom armen Schlucker zum bejubelten Helden für den Moment; das große Drama zwischen den Seilen und die pathetische Versöhnung mit ulkigsten Dialogen in den unpassensten Situationen, Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts ist das Ende von Vorhof zum Paradies auf Koks (allerdings die ganze Zeit über). Dementsprechend ist Sly’s Regiedebüt leider keine Spaßgranate, sondern nur ziemlich schizophren in seiner Ausrichtung, was der echte Störfaktor ist.
Was als Kleinkriminellen-Drama beginnt verliert jegliche Bodenhaftung, besonders die Hauptfiguren tauschen einfach mal die Rollen. Der von Sly gespielte Cosmo reitet seinen Bruder zunächst rücksichtlos und manipulativ in die Scheiße nur um seine eigenen Taschen zu füllen, turnt aber von 0 auf 100 zum Gewissens- und Vernunft-Verwalter, während der bis dahin komplett verlässliche und realistisch-reflektierte Lenny (Assante ist trotzdem super, weil einfach ein geiler Schauspieler) dessen raffgierige Arschloch-Position einnimmt…und niemand versteht warum, also zumindest warum so plötzlich und SOOOO drastisch. Alles an diesem Film nimmt in der zweiten Hälfte völlig absurde Züge an, dazu noch befeuert mit offenbar bewussten Humor-Einschüben, die deplatzierter kaum sein könnten. Da wird eine dramatische Suizid-Szene aufgebaut und kurz unterbrochen durch eine Slapstick-Einlage, die am Ausgang des Ganzen und der angestrebten Tragik aber nichts ändert (also so sollte es wohl sein). Mann, Mann, Mann, was ist denn hier los? [...]
[...] Richard Johnson (Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies) verdrängt in der sich zum Hauptcharakter aufschwingende Figur des Lagerkommandanten Miller die eigentlich erwarteten Stars Nero und Spencer in den Hintergrund. Sein Gewissenskonflikt spiegelt die Krux dieser Tage wieder. „Besser“, menschlicher sein als der grausame Feind, ihnen die Rechte einräumen die unter dem hämischen „Arbeit macht frei“-Eingang einst vergast wurden, gleichzeitig aber im Zwiespalt, wann er selbst gegen Prinzipien verstoßen muss, um die Kontrolle nicht aus der Hand zu geben.
Um diese Absurdität bereits als geisitig- naiv geklärt eingsetufter Kriegsmechanismen dreht sich der gesamte Plot von Die im Dreck krepieren. Offenbar zählt der obskure „Rechtsanspruch“ einer wegen ihrer menschenverachtenden, Genozid-ausübenden Praktiken ja erst bekämpften Ideologie im Zweifelsfall mehr als zwei Menschenleben, obwohl da draußen schon längst Frieden herrscht. Giuliano Montaldo (Top Job) prangert mit seinem inhaltlich sicher nicht ganz individuellen und etwas grobschlächtigen, nichtsdestotrotz sehr plausiblen, angenehm unprätentiösen und nie pathetischen Kriegsdrama weniger eine spezielle Wertevorstellung an, obwohl der Nationalsozialismus natürlich dafür prima taugt. Es geht grundsätzlich um militärische Mechanismen, die entmenschlicht logisch und praktikabel erscheinen mögen, aber emotional wie empathisch eine pervertierte Grausamkeit offenlegen, die jedwedes Kriegsrecht heftig in Frage stellt. [...]
[...] Das ist – oder viel mehr das sollte sein – Alien vs. Predator, und nicht nur weil es sonst keiner machen will. Viele begabte Filmemacher mit Genre-Feuer im Herzen würden sich selbst einen Facehugger aufsetzen um sich hier kreativ und wild austoben zu dürfen, aber der schäbige Anderson verkackt ja selbst die actionlastigen Sequenzen. Von Spannungsaufbau, Atmosphäre und dem ganzen elitären Klugscheißer-Zeug schon notgedrungen freigestellt, aber selbst wenn es dann losgeht ist das nur das extraterrestrische Mortal Kombat mit weniger Trash-Faktor. Man sollte ja annehmen, wenigstens so was kann er, aber dieser Schnitt: Da prügeln sich EIN Predator und EIN Xenomorph und trotzdem hat man das Gefühl die Hälfte zu verpassen, weil aus völlig unerklärlichen Gründen ganz deplatzierte Bildfragmenten zwischengeschoben werden, die selbst solche einfach zu fokussiereden Situationen jedweder Effektivität und Dynamik berauben. Ist das Absicht? Muss man ja beinah unterstellen, ohne Schnitt würde die Szene flüssiger sein. Was soll das? [...] Schon verrückt, das bei so einem Film die Grundidee das beste am Gesamten ist, was eigentlich nur Mittel zum Zweck sein dürfte. Trotz begrenztem Anspruch ist das Endprodukt äußerst kümmerlich, genau genommen ärgerlich. Die lockere Prämisse bietet so viele Möglichkeiten, die schon durch eine anständige, wenigstens erkennbar-liebevolle Umsetzung befriedigen könnte. [...]
[...] „Du suchst dir nicht immer aus was du tust. Manchmal sucht sich die Sache dich aus.“
In The Minus Man erschleicht sich Hampton Fancher auf eine gleichwohl angenehme wie beunruhigende Art sowohl die Sympathie vom Zuschauer wie sein Anti-Held die der Nebenfiguren. Erzwingt eine verstörende Empathie für einen sanften, deshalb nicht minder (ganz im Gegenteil!) gefährlichen Todesengel, der selbst im inneren Zwiespalt mit seinen grausamen Taten und der ersehnten, kleinbürgerlichen Idylle steht. Sein Monster so gut es geht auch vor sich selbst verharmlost und relativiert („Ich habe nie jemanden Gewalt angetan. Nur immer das Minimum von dem was nötig war. Sie schlafen einfach ein“), unterbewusst natürlich gewahr, dass er nun mal ist, was er ist. Egal wie behutsam oder „vernünftig“ er es versucht unter verlogener Kontrolle zu halten. Owen Wilson überrascht mit seinem minimierten, aufs Wesentliche konzentrierte Spiel, der wahre Star bleibt aber der echte Minus Man Hampton Fancher.
Sein Gefühl für die nie überkochende, aber teilweise enorm beklemmende Stimmung. Seine pointiert-überlegten Dia- und (besonders) Monologe; seine gespenstisch-konkrete, glaubhafte Charakterzeichnung eines gestörten, aber nicht lustvoll-bösen, eher tragisch-flehenden Geistes. Alles erzählt als ruhige, sehr überlegte und in seinem Mikrokosmos unabdingbar glaubwürdige Kleinstadtballade aus der Sicht des zugereisten Schreckgespenstes, die am Ende geschickt-doppeldeutig Fragen offen lässt und so wunderbar „schicksalhaft“ entlässt wie sie beginnt. Links oder rechts? Spontane Entscheidungen mit fatalen Auswirkungen. [...]
[...] Die inhaltlichen Parallelen zu Henri-Georges Clouzot’s Meisterwerk Die Teuflischen (1955) kann der HAMMER-Stamm-Autor und spätere Gelegenheitsregisseur Jimmy Sangster (Fear in the Night) gar nicht verleugnen, selbst wenn er es wollte. Zu deutlich gleicht sich der Plot über weite Strecken, zumindest was die wesentlichen Elemente angeht. Das ist das größte und eigentlich sogar einzige, echte Problem von Der Satan mit den langen Wimpern: Er mutet fast wie ein unautorisiertes Remake an, um es nicht feiste Kopie zu schimpfen. [...] Das könnte fatale Folgen auf das Gesamte haben, aber selbst dann (und erste recht ohne vorbelastendes Wissen) reiht sich der Film von Freddie Francis (Die Todeskarten des Dr. Schreck) mühelos ins oberer Drittel des Studio-Outputs ein. Einer der unbestritten Besten aus dem HAMMER-Stall, das Manko des kreativen Raubbaus sollte da auch nicht zu hoch gehängt werden. Schließlich ist die Rede von einer Produktionsfirma, die ihren Erfolg zu großen Teilen auf der Ausschlachtung bekannter Horrorfilm- und Literaturmotiven errichtet hat, gerne auch ganz weit an der Vorlage vorbei oder ohne Rücksicht auf Copyright. Von daher, alles halb so wild, besonders bei der feinen Inszenierung. Francis‘ tendenziell am deutschen Expressionismus angelehnte Bildsprache ist exzellent, sorgt für ein beklemmendes Labyrinth aus Schatten und Halbdunkel, in dem sich Protagonistin wie später auch Antagonistin ihren Ängsten stellen müssen. [...]
[...] Bis zu dem Punkt, als Lug und Trug, Schein und Sein sich nur auf Eins-gegen-Eins-Hören-Sagen-Ebene abspielt ist das auch schon teilweise zu viel des Guten, aber immer noch theoretisch im Soll; hat die Ausfahrt nach Clever-Hausen nicht verpasst; nimmt sie eventuell ganz spektakulär mit quietschenden Reifen unter großem Beifall und das war wohl auch exakt der Plan. Auf dem Papier mag das wahnsinnig verwinkelt und überlegt gestrahlt haben, in der Praxis spätestens ab dem bewussten Auflösen seiner indirekten Bedeutungs- und Wahrnehmungsebene leider knüppelhart überfrachtet- und konstruiert; prügelt mit einer Mischung aus guten Vorsätzen und absurden Entwicklungen auf das arme Opfer Zuschauer ein, das sich eigentlich schon mit einem (dafür grob abzukaufenden) Bruchteils des ganzen Plot-Hütchenspiels zufrieden geben würde, besonders wenn so ansehnlich vorgetragen. Da haben die Spanier nach wie vor die Nase aktuell weit vorn im europäischen Vergleich, dort schlummert irre viel Potenzial, seit Jahren schon. Der unsichtbare Gast ist gut gemeinter und effektiv vorgetragener Suspense mit dem Augenmerk auf großen Vorbildern, der deren Raffinesse deshalb vermissen lässt, da ihm die gesunde und notwendige Rest-Bodenhaftung unter den Füßen wegtwistet. [...]
[...] Diese Version reduziert, eher komprimiert die Ur-Geschichte recht geschickt, indem die wesentlichen Punkte des Plots einfach auf ein begrenzteres Terrain und neue Ausgaben „alter“ Figuren umgeschrieben wird. Im Fokus steht natürlich immer noch die Personalie Frank Langella (Frost/Nixon) als etwas anderer Edelmann aus Rumänien, seiner Zeit gar heftig als Fehlbesetzung kritisiert. Dabei ist Langella für diese undankbare Aufgabe in gleich mehrfach-prägnante Fußstapfen treten zu müssen gar nicht genug zu loben. Eben weil er gar nicht versucht, irgendwas oder irgendwen kopieren, imitieren zu müssen. Er gewinnt seinem Dracula mit einem stechend-hypnotischen Blick die ganz eigene Facette ab, die aber durchaus schon als eine logische Evolution der Figur interpretiert werden darf. [...] In nicht einem Punkt ist das der beste, aber gleichzeitig auch nur in der Nähe des schlechtesten Dracula. Gerade was Stimmung, Darsteller, die dezenten, dafür sehr effektiv eingesetzten Effekte und besonders das hervorragende, morbide Gothic-Setdesign angeht, ist das alles viel zu gut, um im Schatten der prominente Kollegen unbemerkt zu erfrieren. Allein das feine Finale mit einem leicht-ambivalentem Pseudo-Happy-End ist verdammt cool. Wie das Gesamtwerk von einer stillen, unaufdringlichen Eleganz geprägt, die zwingend entdeckt werden sollte, weil sie sich selbst ganz bescheiden nicht zu wichtig nimmt. Rückwirkend betrachtet vielleicht ein zu anständiger Zug. [...]
[...] Die losen Gedankenfragmente von Burroughs-Vorlage – die mehr oder weniger dessen Drogen-geschwängerten Geistesentgleisungen entsprangen und Fiktion wie reale Erlebnisse unkontrolliert miteinander verschmelzen ließ -, verwandelt Cronenberg in eine Art Heroin-…Pardon, Wanzengift…Variante von Alice im Wunderland, in der die Inhalte des Buchs so mit deren wild-spekulierten Entstehungsgeschichte im garstig-zynischen Film-Noir-Groteske-Modus ungeschützt kopulieren. Burroughs‘ Alter Ego Bill Lee (nie besser: Peter Weller, RoboCop) ist anfangs noch bedacht darauf seine bewegte Milieu-Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben, bis ihn die skurrile Abhängigkeit nach Insektenvernichtungsmittel viel tiefer schickt als nur in den Kaninchenbau.
[...] Das neue Fleisch ist schwarz geworden. Die Realität nur kurzzeitiger Gast und kaum noch in seinen knappen Einschüben von der organischen, leicht pervers-anmutenden und doch auf so verstörenden Weise nicht ganz unsinnlichen Masse zu trennen. Alles wird eins, verliert sich im Taumel der Sinne und Toxine. Aus der Handlung von Naked Lunch lässt sich verstörendes über die Person von William S. Burroughs ableiten, auch wenn David Cronenberg dessen Motive ganz anders montiert. In ihrem Ansatz bleiben sie aber bestehen. [...] In dem er alle Ängste, Gefühlsstummel, kulturelle, gesellschaftliche und politische Bestandsaufnahmen – vermutlich nicht ganz gezielt gesteuert – in einen Topf wirft und mit dem kreativen Geist eines ursprünglich wohl angestrebten Kriminalautors versucht, unter einen Hut zu bringen. Das wahre Genie hinter dem Film bleibt auch deshalb Cronenberg, da er dieses Brät von Wahnsinn ins feinstes Tatar verwandelt, das klüger über die Person, seine Prägung und die Lebensumstände des eigentlichen Schöpfers reflektiert, als es dieser wohl je probieren wollte. [...]
[...] Wie gewohnt optisch fein präsentiert, mit allerlei flotten Kamerafahrten aufgemotzt, die leider fast durchgehend in dürftigen CGI-Animationen enden, wenn sich durch Lüftungsschächte, Schlüssellöcher und Spalten „gequetscht“ werden muss. Theoretisch hoch ambitioniert, praktisch solala, das trifft mehr oder weniger auf den gesamten Film zu. Als simpler Home-Invasion-Thriller bietet Panic Room natürlich ein paar dankbare Momente, wobei besonders der „Positionswechsel“ als beste Idee des ganzen Drehbuchs das Spannungs-Niveau deutlich anhebt, kurzzeitig frischen Wind in sonst zu handelsübliche Laken von der Wäschestange bläst. Die flotte Grundidee entfaltet erstaunlich selten sein Potenzial – das volle eigentlich gar nicht -, wirkt auch aufgrund seiner zu generischen Charaktere (die Schurken: Das zappelige Nichtskönner-Großmaul, der zufällig auf die schiefe Bahn geratene Teddybär und anfangs stille Psychopathen-Vulkan) wie auf Schienen zur Endstation Durchschnitt gefahren, die bis dahin auch komplett überflüssige Logik-Bodenschwellen rumpelnd mitnimmt, für die man nun wirklich kein Erbsenzähler, Programmkino-Fetischist oder Diabetologe sein muss, um sich mal kurz am Kopf zu kratzen. Genre darf viel, aber sollte immer wissen wann es sich wie aus seiner Rest-Seriosität herausbewegt; Anspruch und Wirklichkeit stimmig vereinbaren. Der Groschen fällt hier wohl immer noch ins Nichts. [...]