JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Der Ton ist schroff, das Tempo hoch, der Zynismus wird süffisant ausgelebt, dafür ist die Logik gerne ausbaufähig und das Frauenbild eine einzige Katastrophe. Was allein die von Lenzi gerne engagierte Gabriella Lepori (Napoli Violenta) alles über sich ergehen lassen muss: Von nahezu jedem Typen im Film gibt es mal eins in die Fresse, selbst von unserem Helden die Vernunfts-Watschen, wenn sie mal wieder hysterisch rumspinnt. Aber ein Gesicht wie Teflon, da perlt alles ab und das Make-Up sitzt immer perfekt, wacker. Aber was soll man von einem Film erwarten, in dem sich auch beste Freunde ordentlich die Schnauze polieren, um nicht lästige Gespräche führen zu müssen. Das kostet nur Zeit und nachher entschuldigt sich noch einer, Mädchenscheiß! Ne, Die Gewalt bin ich ist so ein richtig rotziger Euro-Reißer der groben Sorte, in der auch mal mit Stühlen geschmissen wird um Kugeln zu sparen, wer weiß wozu man die noch braucht. Ist außerdem viel maskuliner, feige in den Rücken schießen kann ja jeder.
Die Verve des Streifens ist trotz seiner Genre-üblichen und unter diesen Umständen zu verzeihenden Defizite ansteckend, etwas gewöhnungsbedürftig bleiben ein paar eingestreute Flapsigkeiten, obwohl in der deutschen Synchro ganz geil vertont (-„Hast du was Liebling?“ –„Leck mich am Arsch!“ –„Was hast du gesagt?“ –„Leg mir das Architekturbuch raus!“) oder der Gimmick-lastige Einbruchspart im Schlussakt, die diesen sonst knallharten Hobel ungünstig verdünnen. Ein Film sonst ohne Kompromisse: Mit einem Helden ohne Furcht (Tadel sicher, aber wer traut sich danach zu fragen?), teuflisch-charismatischen Antagonisten und Schergen hart wie Stahl, hässlich wie die Nacht und dumm wie ein ganzes Blech Ciabatta. Schon cool, weil so unverschämt grobschlächtig und dabei großkalibrig selbstbewusst. Wie meistens bei Umberto Lenzi ist das nicht der ganz große Wurf, aber so dicht dran war er sicher selten. [...]
[...] Dank seiner erzählerischen Finesse - die sich so kaum erlernen, nur noch perfektionieren lässt – findet Martin McDonagh in der Komik die Tragik, in der Tragödie den Humor. Mixt und hantiert mit allen diesen Elementen, teilweise während einer einzigen Sequenz, als wäre das ganz selbstverständlich.
Mit einer umwerfenden Situations- und Dialogkomik versehen glänzt seine pechschwarze Satire noch mehr durch seine sensible Figurenzeichnung; seine schroffe wie gleichzeitig sehr versöhnliche Harmonie, die sich nicht beißen muss, wenn denn entsprechend behandelt und ernst genommen. Brügge sehen…und sterben schlendert immer wieder durch die schmale Gasse zwischen aufbrausendem, gallig-wütendem Humor und übersieht dabei trotzdem nicht die Schönheit und besinnliche Melancholie seines vielschichtigen Plots aus den Augen, so verwinkelt und verträumt wie seine mit verliebten Impressionen dargestellten Kulisse. Ein Film, ein unbezahlbares Kleinod, dessen detailliertes und nahezu perfekt durchkomponiertes Konzept sich kaum in seiner ganzen Qualität erläutern lässt für jemanden, der es nicht selbst gesehen und erlebt hat. Wie Brügge für nicht geistig behinderte Nicht-Bauern. [...]
[...] (Fast) Alle Frauen in diesem Film sind bildhübsch, potenziell „geistesgestört“ und sexuell stark frustriert, (fast) alle Männer potthässlich, in einer überlegenen Position und müssen sich halt „opfern“, wenn das ewig geile Weib lockt. In vorderster Front des Interesses natürlich Klaus Kinski (Leichen pflastern seinen Weg), der als Doktor Bernd, dem die Frauen vertrauen zwangsläufig anmutet wie der tollwütige Fuchs im zugesperrten Hühnerstall, ganz so einfach wird es sich dann Gott sei Dank doch nicht gemacht. [...] Damit ist dieser Giallo vom fachlich begabten Fernando Di Leo (Milano Kaliber 9) zwar ansatzweise nicht ganz eindimensional, was durch seinen blanken Voyeurismus aber postwendend relativiert wird, keine Sorge. Ein weniger dem Gore, dafür glasklar den nackten Tastsachen zugewandter, extrem frivoler bis manchmal hart an der Grenze der Pornografie schubbernder Sauhaufen. Wie das weibliche Personal (u.a. Giallo-Nackedei-Allzweckwaffe Rosalba Neri, Haus der tödlichen Sünden) auch handwerklich nicht unattraktiv vorgetragen, ansonsten allerdings eher mit sportlichem Humor zu nehmen. Richtig spannend wird der Film nie, bietet dafür einige kuriose Momente. [...] Wer sich vom Mangel an echtem Nervenkitzel, dem schon arg lüsternen, sexistischem Wesen und der offen zur Schau gestellten Primitivität dieses Films nicht abschrecken lässt (was ihm zweifelsohne auch einen gewissen, kaputten Charme verleiht) oder schlicht und ergreifend fertig onaniert hat, bloß nicht vorzeitig abschalten! Was da in den letzten 5 (!) Minuten plötzlich abgeht, sagenhaft. Die Pointe ist in ihrem kackdoofen Unsinn ja beinah schon wieder beeindruckend plausibel und der Bodycount wird mal locker verdoppelt bis verdreifacht, bei diesem eskalierenden Amoklauf kann man kaum mitzählen. [...]
[...] Nachdem die beiden rasierten Nackt-Gorillas im Ledertanga anfangen zu sprechen bleibt eh kein Auge trocken, obwohl der Film schon vorher als inoffizielle Weltmeisterschaft im Grimassenschneiden punktet, die Michael Berryman trotz starker Konkurrenz mit uneinholbarem Vorsprung nach Hause in die Hügel holt, herzlichen Glückwunsch. Alles schon tolle Appetizer, aber richtig stramm wird die Sause erst, als die zum Abschlecken knackigen Muscel-Brothers auf die äußerst hübsche, recht smarte und offenbar dem Paarungsakt aufgeschlossene Ismene treffen und sie wie Gammelfleisch links liegen lassen, zwischenzeitlich sogar gegen Ramsch eintauschen wollen und selbst als sie ihnen mehrfach aus der Patsche hilft, die Pferde holt oder eigentlich durchgehend alles macht, wofür die Beiden offenkundig (manchmal) zu faul und (unbestreitbar immer) zu doof sind. Lieber lassen sie uns teilhaben an ihren Passionen („Armdrücken ist mein Leben!“), verblüffen mit rhetorischem Eisbrecher-Geschick („Hey Kumpel, nicht schlecht das Auge“), lassen mit ihren röhrenden Brunftschreien jeden Strang bersten oder Giftschlangen verschreckt das Weite suchen und machen auch mal miteinander rum, wenn es die Situation erfordert…oder die Geilheit nicht mehr durch reinen Selbstbetrug zu unterdrücken ist. [...] Ausgerechnet der einst durch (immer noch) skandalträchtige, höchst kontroverse Schocker wie den Mondo-Meilenstein Nackt und zerfleischt oder den ultra-zynischen Home-Invasion-Reißer Der Schlitzer bekannt gewordene Regisseur Ruggero Deodato wird zum Zirkus-Direktor für hochgradig albernen Unfug degradiert, bei dem zwei latent homosexuelle, auch dem Inzest wohl nicht abgeneigte und nah an einer geistigen Behinderung grenzenden Steroid-Junkies sich mit magischen Waffen aus dem Kinder-Fasching-Fundus rüsten, um zunächst in einen lächerlich-beschissenen Drachen einzudringen, bevor sie jeglichen Zweifel an der „Intention“ des Films mit seiner besten Dialogzeile pulverisieren: „Wir dringen von der Seite (in das Haus) ein, von der er es am wenigsten erwartet. Wir überraschen Kadar von hinten.“ Viel Erfolg. Love is in the Air. [...]
[...] Denn so simpel plakativ und völlig ohne Verständnis (aber so fair sollte man sein: Auch von vornherein ohne jedes Interesse) des hintergründigen, passiv-aggressiven Subtext der Vorlage, rein fokussiert auf räudige Oberflächenreize ist Michael Bay‘ Texas Chainsaw Massacre gar nicht schlecht und kann damit eine Zeit lang recht passable zufriedenstellen. In vielerlei Hinsicht ist man deutlich Schlimmeres gewohnt, komischerweise auch von Marcus Nispel, der danach eigentlich nur noch geleckt-aalglatten Schrott abgeliefert hat, hier aber ab und an sogar ein paar Bilder kreiert, die Abseits von Video-Ästhetik funktionieren.
Einiges mag auch glücklicher Zufall sein, wie der erstaunlich anständige (Genre-)Cast. Jessica Biel (Total Recall) wurde damals vermutlich in erster Linie aufgrund ihren „vorzeigbaren“ Talente (immer bauchnabelfrei) engagiert, gibt als klassisches Final Girl aber auch sonst eine so gute Figur ab, was ihre spätere Karriere durchaus bestätigt. Ebenso die anderen Darsteller, da tanzt niemand unangenehm, rein zweckdienlich aus der Reihe (Full Metal Jacket-Arschloch R. Lee Ermey in seinem gewohnten, süffisanten Sadisten-Element). Mit sichtlich mehr Gore als in der suggestiven wie subversiven (darin aber nachweißlich wahnsinnig effektiven) Vorlage, mehr Tempo und tendenziell mehr betont asozialen Schauwerten kann das alles aber nicht den Mangel an echter Klasse vertuschen: Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre ist nicht hässlich(er als er sein will), nicht zimperlich und entgegen vieler Meinungen nicht lieblos oder gar gleichgültig gemacht, da steckt mehr Euphorie drin als in manch anderen Bays oder erst recht Nispels. Das entscheidende Problem, selbst für reines Genre-Futter: Das Teil ist (spätestens) irgendwann kein Stück spannend (mehr).
Mal interessant aufgrund des Settings, der Grundidee, der netten Bilder oder der aufbrausenden Gewalt, aber nie ist das Terror, der sich in Mark und Bein gräbt, bohrt oder vordergründig sägt. Die vermeidliche Totgeburt gibt sich deutlich mehr Mühe als vermutet, aber selbst eine aufopferungsvoll gefilmte XXL-Hetzjagd am Ende wirkt eher so lang, dass die Schwächen des Films dabei zu deutlich zu Tage treten. Der Wille ist da, die Motivation wohl auch, technische Grundkenntnisse definitiv, aber das wichtige, entscheidende Talent bleibt aus. [...]
[...] Getreu der alten Sequel-Faustformel „Mehr von allem, wieso wir hier sind“ muss man Hatchet – Victor Crowley wenigstens das zugestehen: Da war man echt konsequent. Sogar so konsequent, dass sein potthässlicher Kompost-Killer sogar bei relativ begrenzten Screentime mehr rumschmaddert als in allen drei Teilen zusammen. Die Gore-Latte ist irre hoch, warum die FSK Teil 2 & 3 nicht uncut freigab und den hier schon, noch das Interessanteste am ganzen Film. Womöglich weil dieser Teil auch seinen „selbstironischen“ Flachzangen-Humor diesmal so radikal aufdreht, dass selbst wüsteste Splatter-Einlagen unter den Augen biederer FSK-Spielverderber nur wirken wie ein schlechter Scherz. Und was soll man sagen: Das stimmt leider auch. Notdürftig wird mit aufdringlichen 2-Promille-Aufwärts-Lachern und extrem triefendem Hackepeter alles andere so stringent zurückgefahren, wohl in dem Bewusstsein, das jetzt eh nur noch der harte Kern zuguckt und die gar nicht mehr wollen (oder verdienen?).
Letztlich ist Adam Green somit vielleicht nah an der Basis geblieben, immer noch „einer von uns“, weshalb er auch das Fan-Convention-Grundgehalt von Kane Hodder (The Devil's Rejects), Tony Todd (Candymans Fluch) und Danielle Harris (Halloween) durch seine Freundschaftsdienste beständig aufbessert. Wer ihn dafür feiern will, bitte, ist ja nicht verboten. Wem das Ganze inzwischen echt zu blöd geworden ist sollte sich deshalb aber nicht schämen. Erwachsenwerden ist nicht nur spießig, gerade wenn man durchaus noch den amüsierten Blick zurückwagen kann, ohne darin offenkundig gefangen zu sein. [...]
Erst hat Olivier Assayas dem stigmatisierten Teenie-Star Kristen Stewart durch seinen grandiosen DIE WOLKEN VON SILS MARIA enorme Schützenhilfe beim Brechen mit ihrem Image geleistet, nun zahlt sie es ihm zurück. Denn tatsächlich ist sie nicht nur anwesend, involviert oder sogar stützend, sie ist tragend. Als verlorene Seele in der europäischen Metropole der Oberflächlichkeit; isoliert trotz direktem Kontakt zum Nabel der Reichen und Schönen wie angeblich auch zum Reich der Toten; ein Geist unter Geistern. Lebendig, greifbar, sichtbar, aber kaum mehr. Stetig darum bemüht nicht mehr zu sein, auch wegen einer selbstauferlegten und angeblich verpflichtenden Bürde gefangen in einer ihr verhassten Existenz und nicht bereit daraus auszubrechen, obwohl ihr immer wieder die Hand gereicht wird. Bis paranormale Extremen, ein Online-Stalker und ein ganz reales Verbrechen ihr Schneckenhaus zum Wackeln bringen. Olivier Assayas zieht hier eine ganz abgebrühte Nummer durch, die wahrscheinlich für viel Kopfschütteln und entnervtes Abwinken führen wird, da er vorsätzlich falsche Köder auslegt und somit riskiert (und kalkuliert) ein Publikum anzulocken, das nur frustriert aus der Wäsche guckt. Getarnt als paranormaler Suspense- und Mysterythriller spielt PERSONAL SHOPPER sehr bewusst mit zunächst verblüffend konservativen, abgenutzten Mitteln des Genres, nur um diese in ihrer Nichtigkeit mit seinem fantastischen Gesamtkonzept bloßzustellen. Sein Film behandelt einen langwierigen, steinigen und nicht ungefährlichen Prozess von Selbsterkenntnis und -Findung, Abnabelung und Akzeptanz. Mit zurückhaltender, bescheidener, deshalb nicht weniger Grazie vorgetragen und selbstbewusst konzipiert, ein Zeichen wahrer Größe.
[...] Vor intensiv betonter Plattenbau-Blues-Tristes wird mit Testosteron-geschwängertem Platzhirschgehabe eine Gewaltspirale ins Leben gerufen, an deren Ende (selbstverständlich) nur Verlierer stehen können. [...] Genre-Kino lebt zu einem gewissen Maß von sich wiederholenden Strukturen, Mechanismen und logischerweise auch Klischees wie immer wieder verwendeten Grundlagen. Dass nun auch mal ein deutscher Film darauf zurückgreift ist natürlich nicht verboten und sollte nicht kritischer gesehen werden als bei jedem x-beliebigen, internationalen Film, bei dem wir das so gewohnt sind. Aber auch da wir die Spreu vom Weizen durch gewisse Feinheiten getrennt, die Wir waren Könige nicht klar für sich herauskristallisieren kann. Er will zu realistisch und verbissen bedrückend sein, als dass man ihn nicht dazu auffordern dürfte mehr abzuliefern als 08/15-Stangenware, die nur einem flotten Unterhaltungszweck erfüllen soll. Das verbaut er sich mit seiner Grimmigkeit, findet aber bis auf sichtliche Ambitionen keine greifbaren und beständigen Argumente, warum er sich denn nun wirklich aus dem Mittelmaß üblicher TV-Krimis hervorhebt, die schlicht zum soliden Wegwerfgebrauch gemacht sind. [...]
[...] Das ist Ausstattungskino, welches in seinem Größenwahn schon fast an Ben Hur oder Lawrence von Arabien erinnert, wenn auch nicht ganz auf diesem einzigartigen Niveau. Für diese Show gebührt dem Regisseur Respekt, aber ebenso für die fast schwierigere Aufgabe, die zahlreichen Handlungsstränge samt der überfüllten Besetzungscouch in einen funktionellen Plot zu verwandeln. Die drei Stunden Laufzeit müssen wirklich bis zur letzten Minute ausgereizt werden und meistens gelingt es Attenborough bemerkenswert gut, die Narration nicht zum Erliegen zu bringen, Tempo und Übersicht stets aufrecht zu erhalten. [...] Diesem Überschuss an praktisch allem ist es selbstverständlich dann doch geschuldet, dass nicht alle Sideplots ausführlich behandelt werden und für das Gesamte mitunter fast überflüssig erscheinen (wie der von James Caan, Der Pate) oder sehr knapp gehalten werden müssen (Ullmann und Laurence Olivier, Rebecca). Mit Ausnahme von Sean Connery (Jagd auf Roter Oktober), Anthony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer) und Maximilian Schell (Steiner – Das Eiserne Kreuz) ist nahezu jedes bekannte und gern gesehenes Charakter-Gesicht zu kurz gehalten, auch 176 Minuten sind halt mal vorbei. Das liegt in der Natur der Sache und ist letztlich auch nicht tragisch, etwas störender ist das überflüssig eingestreute Pathos, das jedoch für so eine Produktion noch überraschend angenehm gedrosselt ist, was schlimmer zu befürchten. John Addison’s Sieger-Paraden Score wirkt unangebracht und natürlich werden sich einzelne, tapfere Heldenfiguren als moralische Stützen errichtet, allerdings spart der Film auch nicht mit Kritik am überstürzten Vorgehen der Alliierten, blindem, militärischem Befehlsgehorsam und lässt sogar den Deutschen ein Stück Restmenschlichkeit, was für eine Hollywood-Produktion nicht selbstverständlich ist. [...]
[...] Mit dem über die Jahre leider verlorengegangenen Talent eines instinktiv-cleveren Geschichtenerzählers, der wie selbstverständlich mit verschiedenen Facetten des Unterhaltungskinos hantiert, wirkt Spielberg’s Handwerkskunst auf den Zuschauer eine Zeit lang ähnlich anziehend und fesselnd wie die nicht zu entschlüsselnde Botschaft der Besucher auf eine Handvoll Auserwählter (u.a. Richard Dreyfuss, Der Untermieter), was unweigerlich auf das große Finale am Devils Tower in Wyoming hinsteuert.
Dort erliegt Spielberg seiner manchmal zu markanten Schwäche, seinem Hang zum opulenten Crescendo. Eine gefühlte Ewigkeit wird das Finale ausgedehnt und gestreckt, ausgiebig mit weit aufgerissenen Augen und Mündern vor sich hin gestaunt, um letztlich ja „nur“ sein gutmütiges Science-Fiction-Märchen mit braver Harmonie und naiver Erlösungs-Botschaft ganz breit gefächert ausklinken zu lassen. Da steckt viel weniger inhaltliche Substanz hinter als sich eventuell erhoffen ließ, wobei sich Spielberg absolut unterstellen lässt, dass er dies selbst nie vorhatte. Er will das Publikum versöhnlich aus dem Kino entlassen, ihm die Illusion einer möglichen Flucht in eine bessere, friedlichere & fortschrittlichere Welt vorträumen, was ihm vermutlich in der Masse vortrefflich gelungen ist. Das ist so gesehen nicht mehr als maximal nett, dafür aber über weite Strecken gekonnt vorgetragen und dank einer herausragenden Crew wie Douglas Trumbull (Effekte, 2001: Odyssee im Weltraum) oder dem hierfür Oscar-prämierten Vilmos Zsigmond (Kamera, Der Geist und die Dunkelheit) schon mit dieser gewissen Kino-Magie versehen, die gelegentlich das Bauch- über das Kopfgefühl siegen lässt. [...]
[...] Womit sich die Brüder wirklich etwas übernehmen ist der damit einhergehende Umfang der Handlung. Zwangsläufig kommt es im Plot somit immer wieder zu abrupten Sprüngen, der Entwicklungen zwar verständlich darstellt, aber nicht ideal und ausführlich ausleuchtet. Oft wirkt der Film sehr gehetzt, was bedauerlich ist, nimmt er sich doch gerne auch mal die Zeit für ausgewählte Momente, atmet durchgehend hervorragend Flair und Stimmung von Zeit, Ort und Gegebenheiten ein, um dann plötzlich wieder im Sauseschritt voranzupreschen, da die wohl angepeilte <2-Stunde-Marke auch zwingend eingehalten werden sollte. Es wird viel Wert auf Details gelegt, das Herzblut und Engagement aller Beteiligten ist unverkennbar und Dead Presidents hat so manche Szenen, die beinah jeden Film etwas aufwerten würden. [...] Wie die Handlung sind auch die Nebenfiguren zu interessant und potenziell vielschichtig, um teilweise so sträflich an der kurzen Leine gelassen zu werden. Manche Entwicklungen, wie die von Cleon (Bokeem Woodbine, Panther) vom psychotischen Vietkong-Schlächter zum in der Diskrepanz völlig unverständlich weichgespülten Prediger und Jammerlappen, bleiben außen vor. Einer der wenigen Filme, die gut und gerne 30 Minuten+ oben drauf vertragen, eventuell sogar benötigt hätten. Wie schlimm ist das? Es ist bedauerlich für das extrem hohe Potential, aber so oder so ist Dead Presidents ein sehr sehenswerter Film geworden. Hier wurde so viel investiert (und damit ist nicht in erster Linie Geld gemeint), es ist immer noch die Power und der positiv-ungestüme Freiheitsdrang von Menace II Society zu spüren, diesmal nur noch ein gutes Stück professioneller, erfahrener Inszeniert. Wohlgemerkt, die Brüder waren damals gerade reife 23 Jahre alt. Hut ab. Das da nicht alles was sie sich wohl vorgenommen haben exakt ausformuliert ist, da darf getrost mit gelebt werden. [...]
[...] Der Film will kein realistisches oder womöglich sogar hintergründiges, anspruchsvolles Kino sein, das ist ein verschwenderisch hochwertig inszeniertes Genre-Movie, bei dem das obligatorisch B davor gegen ein fettes A ausgetauscht wurde.
Stephen Hopkins darf auf dem Höhepunkt seiner Karriere kurz mal ganz oben reinschnuppern und macht dabei einen sehr anständigen Job. Auch dank einer erstklassigen Crew im Rücken. Jerry Goldsmith’s markanter Score und besonders die umwerfenden, mitreißenden Bilder und Landschaftsimpressionen von Vilmos Zsigmond sind ganz großes Kino, dazu harmonieren ein (noch) vitaler Val Kilmer und der großartige, kantig-knarzige Michael Douglas exzellent. Ohne Attrappen und billige Special-Effekts, ausschließlich mit echten Tieren gedreht entstehen dabei markante Action- und Thrillersequenzen vor beeindruckenden Original-Kulissen. Hier wird gekleckert und geklotzt, dass es eine wahre Freude ist. Das dem Drehbuch spätestens ab dem Auftauchen von Michael Douglas kaum noch was einfällt und eigentlich nur noch redundant einen gescheiterten Löwenjagd-Versuch an den nächsten reiht fällt klar auf und ist in der Ausgiebigkeit (dafür ist der Film auch mindestens 10 bis 15 Minuten zu lang) ein deutlicher Schwachpunkt.
Aber ganz ehrlich, wen juckt das denn bitte ernsthaft, zumindest wenn man sich bereits Hals über Kopf in die Schönheit des Films verguckt hat? Klischees, Eingleisigkeit und verschmähte Hintergründe hin oder her, Der Geist und die Dunkelheit ist doch eigentlich nur ein Tier-Horror-Reißer und dafür ist das wie Schampus aus dem Weißbierglas. Wenn die „Menschenfresser“ im hohen Steppengras bedrohlich-angedeutet kreisen wie einst in Der Weiße Hai ist doch ganz klar, wohin die Reise gehen soll. Und dafür ist das eine echt feine Angelegenheit. [...]
Raffiniertes, da in seiner Konstruktion kaum vorhersehbares, nie wirklichen (zu erwartenden) Klischees erliegendes, obsessives Schauerstück, da sich behutsam vom Drama zum waschechten, trotzdem leisen Psychothriller steigert. Gespenstisch intensiv, von Xavier Dolan (immer noch) erstaunlich souverän inszeniert wie gespielt, und der Junge dürfte noch lange nicht am Ende der persönlichen Fahnenstange angekommen sein. Handwerklich erstklassig, stilistisch bereits hochwertig und mit einer eigenen Handschrift versehen, die trotz aller Qualität noch so wirkt, als wenn sie noch die ultimative Schönschrift übt. Auf einem Niveau, von dem viele gestandene (sogenannte) Filmemacher nicht mal träumen können. Abgründiger, merkwürdig nachvollziehbarer, verstörend-berauschender Hybrid aus Arthouse-Indy-Liebling und subversiv-devotem Genre-Grenzgänger. Schwer zu fixieren, auch dadurch durchgehend sehr lebendig und intensiv im Nachhall.
[...] Um die Kirche gleich im Dorf zu lassen: Klar ist das kein guter Film im eigentlichen Sinne, muss gar nicht großartig drüber diskutiert werden. Es ist die Art und Weise, wie mit der Materie umgegangen wird. Viele Filme, besonders dieser neumoderne Pseudo-Trash-Schrott von The Asylum und Konsorten, würden sich nur die absurde Schnapsidee schnappen und damit einen unverschämt billigen, lieblos-lebensunfähigen Filmkadaver vor sich hertreiben, in der (leider berechtigten) Hoffnung das es genug Profit abwirft. Die Chiodo-Brüder hatten das wohl nie vor. Ihre skurrile Billo-Hommage an klassischen Kleinstadt-Sci-Fi-Invasion-Horror wie Die Dämonischen oder Blob, Schrecken ohne Namen ist teilweise viel besser als erhofft und selten so schlecht wie vermutet, das hält sich in etwa die Waage. Kalkuliert ist die Chose in seinem Unfug selbstredend bis zum Anschlag, fährt dabei aber immer wieder einige Ideen auf, die sowohl von echter Beschäftigung mit der schrillen Prämisse, einer erfrischenden und gar nicht mal so doofen Spontanität und vor allem echter Identifikation mit dem Produkt zeugen. Dieser Film ist niemanden der Beteiligten emotional egal, obwohl er es mühelos sein könnte.
Das macht viel aus und genau damit wird selbst bei überschreitenden Albernheits- und Sperrmüllgrenzwerten die rote Nase immer wieder aus der Schlinge gezogen. Auf kruden Käse folgt oft eine kreative und coole Szene, die einiges an Boden gut macht. Von Ballontier-Bluthunden, über gefräßige Schattenspiele bis zur lebensechten Bauchrednerpuppe, irgendein schmissiger Einfall greift immer dann rettend ein, wenn es fast bitter nötig wird. So konsequent und herzlich durchgezogen, dass Killer Klowns from Outer Space am Ende beinah an obere TROMA-„Qualität“ heranreicht, dafür dürfte er nur die Grenzen des guten Geschmacks noch selbstbewusster, brachialer und länger überschreiten. Übrigens: Das Ding hat sogar einen eigenen, geilen Titelsong von The Dickies, sollte nicht unerwähnt bleiben. [...]
[...] Das mag für damalige Verhältnisse gerade so noch für einen durchschnittlichen Streifen gelangt haben, inzwischen wurde diese Prämisse aber schon so oft (und besser) interpretiert, da kann unmöglich noch mitgehalten werden. Lou Diamond Phillips macht keinen schlechten Job, zeigt wie ab und an mal in seiner insgesamt unspektakulären und mit den Jahren mehr oder weniger völlig eingeschlafenen Karriere, dass er durchaus als patentes B-Zugpferd im Genre-Bereich funktionieren kann. Dafür untermauert die als hübsches, allwissendes und trotzdem im entscheidenden Moment erstaunlich nutzloses Medium auftretende Tracy Griffith (Das Camp des Grauens 3) auf äußerst nervige Art, warum niemand die Halbschwester von (Ex-)Hollywood-Star Melanie Griffith (The Disaster Artist) kennt. Der körperwechselnde Killer sorgt zwar für viel Unruhe und häuft reichlich Leichen an, die Chance daraus einen rasanten, fintenreichen und garstigen Reißer zu machen wird weitestgehend planlos verschenkt.
Nur selten blitzt mal der Anflug einer guten oder wenigstens ausbaufähigen Idee auf, die dann aber sinniger Weise nicht näher vertieft wird (z.B. das ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Suchterkrankung, Willensschwäche bzw. Realitätsverlust als Nährboden für Besessenheit dienen kann). Nach nicht uninteressantem Beginn taumelt man an der Kante von 08/15 so dahin, bis ein mäßiger Schlussspurt mit ein paar unfreiwilligen und für den Unterhaltungswert nicht förderlichen Albernheiten das filmische Mindesthaltbarkeitsdatum deutlich nach unten verlegt. [...]
Bei seinem ersten, echten Ausflug in die Unterwelt befindet sich Jean-Pierre Melville noch sichtbare in der Selbst- und Stilrichtungsphase, wie das französische (Gangsterfilm)Kino sich im Dusk Till Dawn zwischen Film Noire und Nouvelle Vague. Dabei schon gekennzeichnet von jazzig-verqualtem Milieu-Flair und markanten Charakteren wie dem Nachtschwärmer, von Freund und Feind gleichermaßen respektierten Gentleman-Gauner und Gambler Bob, der für ein immer schmutziger werdendes Geschäft viel zu sauber geblieben ist, aber nie so sauber sein wird als das er wirklich den Absprung schaffen könnte. Erst recht nicht, wenn ihn Verantwortungsbewusstsein und väterlicher Beschützerinstinkt einerseits in das Business zurückziehen, andererseits ihm dort drohen zum Verhängnis zu werden. Auch hier dominiert der Umbruch, droht alte Werte durch neue Forschheit zu ersetzen und zu verdrängen, allerdings im deutlich pessimistischeren Kontext. Fast schon ein Abgesang auf die „gute, alte Ganovenehre“; das Aussterben einer vergleichsweise ehrlichen Haut, die einem droht über die Ohren gezogen zu werden. Stark und typisch Melville besonders in der akuten Planungsphase des großen Coups: Präzise, zielstrebig und trotzdem geduldig; schroff und doch elegant, nur noch nicht so grandios wie in der Folgezeit. Leicht schwächelnd im Abgang, der zwar eine moralisch nette wie trotzdem leicht ironisch-zynische Pointe beinhaltet, aber noch ein gutes Stück von einem Melville-Finish im großen Stil entfernt ist. In seiner gesamten Ausrichtung, seiner anregenden, bestechend-strebsamen Stilistik bereits hier ein echter Blick- und Stimmungsfang im leichten Rohbau eines meisterlichen Architekten.
[...] Das früh geprägte und nie auch nur ansatzweise vernünftig erkannte und erst recht nicht behandelte Trauma einer bemitleidenswerten Gestalt, die sich als trashiger Sonnengott über sein Gefolge erhebt, ein Stückweit bewusst als skurrile Witzfigur neu erfindet, um nicht ernsthaft analysiert oder enttarnt zu werden. Und irgendwann so selbst-konditioniert ist, dass eine gesunde, wenigstens eines halbwegs realistische Auseinandersetzung mit einer „echten“ Beziehung sofort zum Fluchtreflex in die Gewohnheit führt.
Es wird aber auch die andere Seite der Medaille beleuchtet: Die eines gutgläubigen „Knackarschs“ vom Lande, als versteckte „Schwuchtel“ aus der Provinz nun völlig überwältigt von dem offensiven Tunten-Luxus aus Las Vegas, wo alle so tun als würden sie den Paradiesvogel Liberace lediglich als schrägen Exzentriker einstufen. Er lässt sich im goldenen Käfig zunächst dankbar, später intensiv-liebend platzieren, bis er den Reizen des Pomps und der glitzernden Scheinwelt erliegt. Daran scheitert nicht ernsthaft vorbereitet gewesen zu sein, was es bedeutet im Schatten eines Liberace einerseits dessen Allüren zu ertragen und gleichzeitig nicht selbst die Nase zu tief in den Schnee der Schönen, Reichen, Operierten und Obskuren zu stecken (eine kleiner Nebenrollen-Hammer: Rob Lowe, Wayne’s World). Hinter dem Chic von etlichen Flügeln und auf ihnen drapierten Kronleuchtern schlummert eine sehnsüchtige, eine ehrliche und zutiefst nachvollziehbare Liebesgeschichte, die ausgerechnet der sonst durch seine geleckten Oberflächenreize primär aufgefallene Soderbergh mit sensiblen Zwischentönen messerscharf analysiert. Die notwendige Mischung aus Wärme, Nähe, aber auch beobachtender Distanz heranführt, die sich so nur ganz schwer planen lässt, sich meist nur aus dem Gefühl ergibt. [...]
[...] Der Unbesiegbare – Best of the Best 2 unterbietet seinen ohnehin schon assig-beschränkten, dadurch aber enorm drolligen Vorgänger tatsächlich in allen Belangen, leider auch massiv im Unterhaltungswert. Den bezog dieser zu einem nicht geringen Teil aus den typischen Sport- und Wettbewerbsklischees, die mit allerlei absurden Dialogen und prolligem Unsinn ausversehen zum echten Trash-Event hochgepusht wurden. Nun ist das mehr eine Rache-Story auf Leben und Tod mit so brutalen wie extrem beschissen arrangierten Action-Szenen und Kuriositäten, die mehr verwundern als das sie amüsieren. [...] Anstatt zur Polizei zu gehen, was spätestens nach einem gescheiterten Mordanschlag die einfachste und logischste Variante wäre, tauchen die Boys bei Tommy’s indianischer Ziehfamilie in der Wüste unter, halluzinieren sich im Räucher-Wigwam zu transzendenter Überlegenheit und trainieren sich nebenbei auch ganz direkt den Bizeps wund, damit Brakus letztlich doch sein blaues Wunder erleben darf. Das geschieht völlig unspektakulär und trotz einiger schräger, situationskomischer Oneliner („Travis Brickley geht nicht in die Disco!“) mehr oder weniger unter Ausschluss von unterhaltungsrelevanten Qualitäts-Merkmalen. Allerdings ist der (wahrscheinlich) unfreiwillige und deshalb in der Auffälligkeit bemerkenswerte, homosexuelle Subtext ein recht amüsantes Kuckucksei. Nachdem man gemeinsam für den großen Fight geschwitzt und geschuftet hat wird Tommy – wie unfair – allein zur maskulinen Audienz geladen („Brakus will dich für sich allein!“), um in einem Muskelmännertanz vor seltsamer Kunstnebelkulisse und in ganz billiger, klebriger Leni Riefenstahl-Abklatsch-Ästhetik auszumachen, wer den längeren hat. Also Atem, natürlich. [...]
[...] Am Anfang war das Feuer, nun ist es die Feuerwehr, der Brand folgt später. In einer grundsätzlich feuerfesten Zukunft sind sie nicht Bekämpfer, sondern die Brandstifter. Stöbern in einschüchternder, SS-schwarzer Montur verbotenes, Aufruhr-stiftendes, asoziales Gedankengut auf, um es stilecht und öffentlichkeitswirksam zu verbrennen. [...] Truffaut entschärft die literarische Vorlage sichtlich, lässt die durch deren Entstehungszeitraum noch allgegenwärtige Kriegsparanoia bewusst außen vor, bezieht sich lieber bewusst auf die eigentlich Kernaussage der Handlung ohne direkte, zeitrelevante Nebenschauplätze. Dadurch wird er für Verfechter des Romans bestimmt angreifbar, nimmt dieses aber wohl absichtlich in Kauf, denn auch stilistisch ist es eine ganz eigene Version. Seine Zukunftsvision wirkt weniger vernichtend, düster und zwingend futuristisch, eher wie ein absurdes Paralleluniversum, vergleichbar mit Kubrick’s Uhrwerk Orange. Und aus den gleichen Gründe kaum weniger verstörend. Was wir sehen ist ein leicht groteskes, schrilles und trotzdem sehr bedrohliches Abbild einer Realität, die irgendwann zwischen Vergangenheit, Gegenwart und unbestimmt-definierter Zukunft eines Abzweigung genommen hat, die eventuell gar nicht so verquer wäre. Hier treffen sich alle Zeiträume zwischen den Anfängen des Dritten Reichs, des Kalten Krieges und damaligen wie aktuellen Zukunftsängsten, die in ihrer Gesamtheit das Gleiche prophezeien: Den Untergang einer kultivierten, individuellen und dadurch freien Zivilisation. [...] Fahrenheit 451 ist Truffaut’s wohl sehr persönlicher Appell an die Macht der Kreativität, der Eigeninitiative und der Liebe zur Kunst; ein Aufbegehren gegen bloßen Konsum ohne differenzierte, kritische Meinung. Nicht sonderlich subtil, aber formell hervorragend und mit cleverem Nachdruck serviert. Wenn einem der Vorspann vorgelesen wird, kommt man sich als durchschnittlich intelligenter Mensch doch schon für dumm verkauft vor…oder? [...]
[...] Sogar schon grenzwertig sind die vermittelten Weltanschauungen und Idealbilder. Hauptdarstellerin Juliet Mills bzw. die von ihr verkörperte Miss Piggott soll eine Frau mit deutlichen Gewichtsproblemen sein, die sich durchgehend mit Bezeichnungen wie „dicke Nudel“, „Pudding“ oder „Fettarsch“ konfrontiert sieht, was auch nie irgendwie relativiert wird, wodurch ein sehr merkwürdiger, beinah gefährlicher oder wenigstens unverantwortlicher Standard gesetzt ist. Wenn Frauen mit dieser Figur schon einen „Aussätzigen-Status“ haben, na dann gute Nacht, ein Hoch auf die Bulimie. Klischees dürfen und sollen in so einem Film natürlich sehr bewusst und gezielt benutzt werden, als Waffen der Satire dienen, aber nahezu jeden Italiener und somit praktisch eine ganze Nation als latent verlogen, diebisch, korrupt oder geringfügig primitiv, rückständig bis gar zurückgeblieben darzustellen (ohne auch das wenigstens am Ende leicht abzumildern), sollte nicht Zweck der Übung sein. Ach so, und Ehebruch ist generell völlig in Ordnung, wenn doch das Wetter so schön ist, ist klar. Wird wenigstens das nochmal leicht hinterfragt? Die Antwort sparen wir mal aus…
Klingt als Kritikpunkt heftig und könnte einigen Werken locker komplett das Genick brechen, aber nun kommt eben die Fähigkeit eines Billy Wilder ins Spiel. Mit der Souveränität seines Schöpfers - besonders der bereits blinden, erprobten Chemie zwischen ihm und seinem erstklassigen Stamm-Star Jack Lemmon – charmt Avanti, Avanti! selbst diese krassen Fußnoten fast noch in Grund und Boden. Manchmal hat einen der Film fast so weit, dass sie schon vergessen sind, zumindest kurzzeitig in den Hintergrund gedrängt. [...]
[...] Gegner sind diesmal nicht die bösen Ruskis, der kalte Krieg war ja quasi vorbei, ausnahmsweise geht‘s gegen die guten Koreaner aus dem Süden, die aber trotzdem richtig böse verkauft werden. Die schreien und grunzen nur, laufen durch tiefsten Schnee und werden durch Schläge mit dem Bambusknüppel so richtig schön motiviert. Die Amis sind nicht so diszipliniert. Da gerät eine Kneipenschlägerei zum coolen Happening, die beiden Alphatiere wollen zwischenzeitlich das Handtuch werfen (-„Mein Sohn wird vielleicht ein Bein verlieren!" – „Wir haben alle unsere Prioritäten."), machen sie dann aber natürlich doch nicht. Um Eric Roberts bei einer peinlich-albernen Winselszene zu zitieren: „Das ist das Einzige, was ich will. Das Einzige, was ich kann!"
Keine Bange, natürlich ziehen sie alle in den Krieg...äh, Wettkampf gegen die Schlitz...äh, Koreaner. Wer jetzt meint, das wäre rassistisch, ist nur der Stil des Films. Beispiel gefällig? Travis (Chris Penn): -„Mach so weiter Reisfresser und ich schlag dir deine Fresse zu einem Froschmaul!" - Reporter: -"Das war wohl das, was Travis gebraucht hat, um sich zu motivieren." Na ja, wenn's hilft. Bei der Weltmeisterschaft (an der scheinbar nur zwei Teams teilnehmen, nach dem ersten Kampf werden schon die Medaillen verteilt und im Sinne des Sportsgeistes gibt es so dick auf die Fresse, dass der Schwächste halt auch mit dem Tod rechnen muss, ist ja kein Wettstricken) kommt es dann zum Bruder-Killer-Duell, aber alles halb so wild. Am Ende ist Friede, Freude, Eierkuchen, es geht ja nicht um Leben und Tod (auf einmal). [...]
ZOOLANDER NO. 2 ereilt das gleiche, zu befürchtende Schicksal wie davor schon dem viel zu späten ANCHORMAN-Nachleger: Ein nonchalanter Nonsens-Überraschungsglücksgriff lässt sich im seltensten Fall wiederholen, da nun bald zwangsläufig verkrampfte Berechnung dazukommt. Besonders mit diesem unangenehmen Klassentreffen-Charakter, wenn sich alle wieder in ihre alten Klamotten und Rollen zwängen, was zur manisch bemühten Nummernrevue verkommt. Da rutschen auch mal zwei, drei Lacher durch, sonst ist das (diesmal wirklich unangenehm) konfuser Blödsinn der mit aller Macht die spontane Verve des Erstlings kopieren möchte und dabei eben wirkt wie diese peinlichen Figuren, die damals cool waren und nun der Grund sind, warum all plötzlich doch pünktlich nach Hause müssen.
Man sollte einfach nicht alles verfilmen, auch und besonders von Stephen King nicht, obwohl der Reiz dahinter – sei es aus künstlerischer oder oft eher kommerzieller Sicht – verständlich ist. Seine Kurzgeschichte A GOOD MARRIAGE ist trotz eines geradlinigen Plots nur schwer funktionell zu adaptieren, da sie keinen Film-tauglichen Flow hat; zum Lesen gemacht ist und auch dort eben auch nur als schmaler Kurzgeschichten-Happen recht ordentlich aufgeht. Man müsste schon diverse Dinge an der Geschichte und speziell im Ablauf ändern und wenn das hier der Fall ist, passiert es auch noch genau an den falschen Stellen, bravo. So ist nach einem ordentlichen Beginn ganz flott die Luft raus. Die unterbeschäftigten bis fast vergessenen Joan Allen (sehe mit „echtem“ Gesicht bestimmt nur geringfügig älter und ganz bestimmt deutlich besser aus) & Anthony LaPaglia mühen sich redlich, das wenig bis gar keine zwingend erforderliche Eigeninitiative anbietende Script ist eine dröge Pflichtübung.
[...] Die Novelle funktionierte ganz klar über die Stilistik, die Handwerkskunst denn über die reine, an der Oberfläche vorgetragenen Handlung.
So etwas in einem Film zu verarbeiten ist immer schwierig und obwohl es bei Big Driver durchaus versucht wird, es bleibt nur ein grobes Abfilmen einer simplen Böse-Nacht-Geschichte, mit wenig Aufwand und noch weniger Motivation. Gefangen im biederen TV-Film-Look hält man sich lange stoisch, verkrampft, unsicher und sehr mutlos-blind an den reinen Ablauf, um ausgerechnet am Ende plötzlich unnötige Mini-Kürzungen und Kompromisse vorzunehmen, die trotz ihrer augenscheinlichen Banalität für entscheidenden Verständnis- und Wirkungslücken sorgen. Selbst das wäre relativ egal, wenn der Film es verstehen würde das entscheidende, narrative Element adäquat zu übertragen, was leider nicht der Fall ist. Es ist vorhanden, aber wohl nur weil es so im Buch steht, den ursprünglichen Zweck erfüllt es nicht. Klarer Fall von falscher Prioritätensetzung. Was oder eher wer einiges an Boden gut macht: Maria Bello ist ein echter Lichtblick, sehr überzeugend in dieser nicht ganz leichten Rolle und abermals doch fast Perlen vor die Säue. [...]
Es wirkt zugegeben etwas befremdlich für einen Film wie PULS zwangsweise eine kleine Lanze brechen zu müssen, aber genauso merkwürdig ist das doch flächendeckend furchterregende Feedback für einen meistens ganz soliden DTV-Heuler, der natürlich massiv unter den Erwartungshaltungen zu leiden hat. Obwohl gefühlt ALLE Stephen King-Verfilmungen mit Dreck beworfen werden, sind nicht nur viele mindestens ordentlich und müssen sich trotzdem immer wieder einer Erwartungshaltung stellen, die manchmal völlig absurd ist. Gerade bei einer Grundlage wie PULS bzw. CELL hängen die Sterne jetzt nicht ganz so hoch, dafür geht das schon relativ klar. King’s schon vorher sehr holperiger Versuch auf den wiederbelebten Zombie-Hype aufzuspringen, dabei ein extrem unnötiges weil gar nicht näher thematisiertes Statement zum modernen Handysapien vorzuschieben und an sich doch nur wieder so was wie die Ultra-Light-Schnellschussversion von THE STAND abzuliefern verdient kaum einen guten Film, und siehe da, die von einem abgegessenen, aber auch schon apathischer aufgetretenen John Cusack (was als Fakt schon bitter ist) auch produzierte Adaption ist das auch nicht, aber ebenso deutlich weniger. Gespenstisch ist das Ganze trotz kruder und gar nicht beleuchteter Prämisse teilweise schon, gerade zu Beginn ist da richtig Zunder drin. Pendelt sich alles irgendwo in der Mitte ein, hat aber stetig eine brauchbare Grundstimmung und gelegentlich sogar einen Hauch von Geistesblitz. Trashig immer, kacke nimmer. Und das Ende ist besser als in der Vorlage…was es auch nicht richtig gut macht, aber passt ja zum Film. You’ll Never Walk Alone, so gurkig wie zynisch.