JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 1 .5

    [...] Ein Hauch des Giallo-Kinos oder des Genre-Veteranen Jessy – Die Treppe in den Tod mag schlicht der Natur der Sache geschuldet sein und nicht zwingend gewollt, wesentlich deutlicher sind da andere Parallelen. Während die vermehrt zu Beginn stattfindenden Traumsequenzen manchmal frech (und furchtbar dürftig) Nightmare –Mörderische Träume kopieren, ist die Story und speziell das Ende stark an Halloween – Die Nacht des Grauens angelehnt, dabei qualitativ ähnlich beschämend.

    Vornehmlich geschuldet einer wahnsinnig armseligen Inszenierung, angesichts derer es nicht verwundert, das der erste gleichzeitig der letzte Film von Carol Frank bleiben sollte. Eine Form von Selbstschutz. Das schmale Budget ist dabei kein Argument. Etwa 300.000 $ standen zur Verfügung, genau so viel wie John Carpenter damals beim ersten Halloween. Zugegeben, dazwischen liegen 8 Jahre, aber Talent lässt sich nicht kaufen. Death House ist schon rein formell eine einzige Katastrophe; Zeit-, Budget- und Genre-unabhängig. Obwohl der Regisseurin (und gleichzeitig ja auch Autorin) dieser Film höchstwahrscheinlich am Herzen gelegen haben muss, wirkt er nicht so. Nicht mal ansatzweise. Wenn nicht alle Fakten dagegen sprechen würden, müsste das als die Handschrift eines absolut berufsfremden, sogar absichtlich entgegensteuernden Dilettanten gewertet werden, der gegen seinen Willen zu einer Strafarbeit verdonnert wurde und so schnell wie möglich (71 bzw. 74 Minuten) den Kelch an sich vorüber gehen lassen möchte, damit er endlich wieder raus zum Spielen darf. Speziell unter diesen Bedingungen einfach nur erschreckend. [...]

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    • 7

      [...] Einen Film aus der kompletten Perspektive eines Blinden will wohl niemand sehen…wäre auch recht…dunkel? Aber von nun an gibt es auch für die Zuschauer keine Gesichter mehr, bis auf das "eigene". Wie Julia muss man sich auf die Stimmen, die Aussagen der Beteiligten und den eigenen Instinkt verlassen. Wer spielt falsch, wer nicht und sind „die“ überhaupt die, für die sie sich ausgeben? An sich kein großer Move, den in der Form aber kaum ein Film wirklich konsequent durchgezogen hat und der diesem grundsätzlich schon spannenden, hochwertig und hingebungsvoll vorgetragenen Thriller das gewisse Etwas verleiht.

      Dass die Auflösung letztlich etwas zu trivial und zweckdienlich ausfällt (auch da lässt der gute alte Giallo verschämt grüßen) ist schade, aber war ehrlich gesagt auch beinah zu erwarten und um mal Tacheles zu reden: Doch lieber so was, als wie später (bzw. ganz aktuell) bei Oriol Paulo üblich, nachdem er offenbar den M. Night Shyamalan-Fernkursus in Twistologie belegt hat und nun selbst einen extrem geil aufgebauten Plot mit einem übertriebenen Mumpitz-Schwurbel-Spektakel am Ende mit dem Arsch wieder einreißt. Dagegen ist so ein handelsüblicher, akzeptabler Rausschmeißer von der Stange schon wieder fast seriös, zumindest angenehm bodenständig. Und spricht wohl für ein Vertrauen in die eigentlichen Qualitäten, die nicht durch einen überstrapazierten Zaubertrick gepimpt werden müssen. [...]

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      • 4

        [...] Das erinnert sowohl an einer Art umgekehrte Variante des wenigen Jahre zuvor sehr erfolgreichen City Slickers – Die Großstadt-Helden – in dem weichgespülte Geschäftsmänner sich fern der Heimat als Cowboys beweisen mussten -, noch extremer jedoch an den australische Import-Schlager Crocodile Dundee – Ein Krokodil zum Küssen, nur es gutes Stück weniger exotisch und mit nicht mal einem Bruchteil dessen hauseigenen Charmes. Die Gagdichte erlaubt genug Platz um einen ganzen Viehtrieb dazwischen veranstalten zu können und als Actionfilm bzw. Krimi taugt das Ganze natürlich überhaupt nichts. Regisseur Gregg Champion (Hilfe – warum bringt mich keiner um?) verabschiedete sich nach diesem, seinem zweiten Kinofilm in die ewigen Jagdgründe der TV-Filme- und Serien und da scheint er auch gut aufgehoben. [...] Der Film ist sicherlich nicht richtig schlecht, er macht eben das, was damals alle gemacht haben und findet dabei leider keine eigenen, guten Ideen. Alles wirkt wie schon zu oft gesehen und oftmals wesentlich besser gemacht. So was läuft heute maximal im Frühmorgens- bis Vormittagsprogramm mittelprächtiger Privatsender als Lückenbüßer, wenn eh kaum jemand einschaltet. [...]

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        • 6

          [...] Was genau Regisseur John Irvin (Hamburger Hill) hier vorschwebte ist auch nach über dreißig Jahren nicht so ganz klar, dafür bedient Der City Hai einfach mal sicherheitshalber alles. Mal mehr, mal weniger und wenn gewünscht auch gleichzeitig kreuz und quer. Beginnt wie ein typischer Actionhobel der 80er, ohne falsche Hemmungen und wenig guter Kinderstube, versucht dann offensichtlich doch glatt als halbwegs ernster Undercover-Gangsterthriller durchzugehen (was eindeutig gar nicht funktioniert), hat immer wieder humorvoll-augenzwinkernde Ausreißer (ab und an schon gewollt, die unfreiwillige Variante ist aber wesentlich schöner) und am Ende – nachdem Arnie sich mit seiner ganzen Reise-Artillerie behangen und noch einen wunderbar-selbstverliebt Blick über die Schulter auf sein Spiegelbild geworfen hat – ist man doch fast wieder in der Nähe von Phantom-Kommando, was natürlich einfach nur göttlich ist.

          Bis dahin ist da nicht alles Gold was nur gelegentlich glänzt, zumindest Arnie hatte offensichtlich viel Spaß. Ungewohnt oft geschniegelt, gebügelt und die Haare mit dem Magnum-Fass Pomade beinah schmerzhaft in Beton gegossen grient der Schauspiel-Quereinsteiger die offenkundigen Berufs-Defizite nicht unbedingt weg, aber sie werden in ihrer massiven Fehlerhaftigkeit irgendwie zum liebenswertes Teil eines Puzzles, das genau durch dieses verschrobene Bild seinen Charme bezieht. Lange nicht so brachial wie die Sly’s unabsichtlichem Beinah-Namensvetter, mit Tempohängern, deplatziert ernsten und aufgrund ihrer Unfähigkeit meist eher lustigen Momenten vollgestopft („Ich werden dich besuchen, Harry!“) macht Der City Hai eigentlich ziemlich viel…nicht unbedingt falsch… eher sonderbar. Und genau deshalb ist das ein so unverkennbares Kind seiner Zeit, bei dem man sich über jeden schmissigen Moment freut wie Bolle. [...]

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          • 6

            [...] Dem Inhalt angemessen bleibt der Ton des Films eher zurückhaltend und wenig reißerisch, was angesichts der kritisierten Medienmechanismen natürlich auch zwingend notwendig ist. Bewusst schmucklos, in trister Farbpaletten und im Hintergrund immer latent mit der desillusionierten Stimmung der Watergate-Ära hantierend erschafft Regisseur Antonio Campos (The Sinner) ein Art stilistische Reflektion des Gemütszustandes und Innenlebens seiner Protagonistin, vernachlässigt im Gengenzug leider oft konkrete Zusammenhänge, detaillierte Hintergründe und die nur sehr geringfügig skizzierten Nebenfiguren. Alles fokussiert sich auf die Person der Christine Chubbuck und Rebecca Hall steht in der Pflicht, fehlende oder nur ganz grob angerissen Facetten ihrer Charakters förmlich hinwegzuspielen, was ihr oberflächlich betrachtet fulminant gelingt. Denn trotz seiner gefühlten und nicht von der Hand zu weisenden Nähe zu diffizilen Psychogrammen wie z.B. Taxi Driver (um mal ganz oben anzusetzen) oder Attentat auf Richard Nixon fehlt es Christine letztlich dann doch an der letzten und entscheidenden Schicht Tiefe wie Transparenz, ist jedoch sehr bemüht darin seine reale Tragödie nicht bewusst auszuschlachten. [...]

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            • 6 .5
              über Boston

              Bei einem Film mit dem Namen PATRIOT’S DAY, der einen ganz akuten Terrorakt mitten im Herzen der USA behandelt und dann noch inszeniert vom anti-objektiven, sensiblen Feinmotoriker Peter Berg - der schon OPERATION: KINGDOM trotz gar nicht mal so hochgesteckten Ambition zum erschreckend einseitigen, beinah verwerflichen Politikum auf Steinzeit-Niveau verhackstückelte -, könnte man aus reiner Konditionierung eigentlich schon in Deckung gehen. Dafür ist der nicht ganz so aufdringlich mit BOSTON eingebürgerte Film erstaunlich gut geworden, besonders in der ersten Hälfte. Chaos, Panik, Überforderung, Dringlichkeit, Brutalität, Hektik, Schadensbegrenzung, Taktil im Umgang auf allen Ebenen und der persönliche Aspekt: Alle direkten und indirekten Konsequenzen eines solchen Terror-Aktes werden im Rahmen einer Hollywood-Produktion glaubwürdig, eindringlich und anfänglich ohne zu viel Pathos wirkungsvoll inszeniert, dazu anständig besetzt. Auch Mark Wahlberg hat nach 25 Jahren im Geschäft eine gewisse Routine entwickelt, das hilft durchaus. Ohne einen handwerklich gut gemachten, aber etwas unpassenden Western-Shootout zwischendrin als unnötigen Hingucker und dem offenbar unumgänglichen Wundbalsam zur noch frischen Traumabewältigung - der in einem gewissen Rahmen durchaus gestattet ist, aber hier einen Tuck zu drüber, gerade als man es schon ohne geschafft hätte – sogar ein kleiner Hit.

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              • 6

                [...] Allan verschleppt keinen rothaarigen Dirnen mehr in seinen Keller, wird im Gegenzug dafür von dem Geist (?) der verstorbenen Evelyn heimgesucht, dem auch die ein oder andere Nebenfigur aus dem Schloss zum Opfer fällt. Nebenbei, alles äußerst zwielichtige Gestalten und potenzielle Verschwörer, falls es doch nicht ganz so übersinnlich zugehen sollte. Erstaunlich geduldig im Aufbau des Plots wird der Täter gar zum Opfer, wenn nicht von jemanden anderen wenigstens seines eigenen Geisteszustandes. Eine ganz interessante Idee, die sowohl bei Mario Bava und seinem ein Jahr vorher erschienenen Hatchet for the Honeymoon wie auch wesentlich später bei dem oft unterschätzen Psycho II bereits verwendet bzw. erneut aufgegriffen wurde. Mag der Film lange etwas behäbig wirken, ist das Verwirrspiel um gut, böse oder noch böser reizvoll und generiert besonders im letzten Drittel durchaus Spannung in einem generell recht ordentlich umgesetzten Giallo während der absoluten Genre-Blütephase. Nackte Haut gibt es reichlich, Gore nur sehr selten, dafür ein ultra-übertwistetes, dadurch im Detail verdammt unlogisches, aber eben auch in Einzelheiten überraschendes wie recht zynisches Finale, bei dem man sich am Ende zurecht fragen darf: Ab wann ist ein Happy End aufgrund der Abwesenheit von wirklich „guten“ Menschen überhaupt noch als solches zu bezeichnen? [...]

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                • 7

                  [...] Neben dem wilden munter-drauf-los-und-keine-Hemmungen-Stil der damaligen Corman-Filme zitiert Jack Hill mal sehr direkt, mal nur durch die Blume aber dennoch kaum zu leugnen William Castle (Macabre), Herschell Gordon Lewis (Blood Feast), James Whale (The Old Dark House) und sogar Alfred Hitchcock (Psycho); liefert liebevolle Querverweise an Horrorfilm-Klassiker der 20er-, 30er- & 40er-Jahre sowie das damals moderne Genre-Kino und geht trotz dieser Verbeugung und extrem eingeschränkter Mittel immer noch den entscheidenden Schritt weiter. So weit, dass es womöglich Tobe Hooper’s Blutgericht in Texas, Wes Craven’s Das Haus der Vergessenen und ganz sicher kaum einen Film von Rob Zombie (The Devil’s Rejects; dass dessen Stammdarsteller Sid Haig hier ebenfalls mitspielt hat wohl auch seine Gründe) ohne diese Inspirationsquelle und Wegbereiter jemals gegeben hätte. [...] Wer es schafft (Ende der 60er in den USA!) Themen wie Inzucht, Kannibalismus, (angedeutete) Vergewaltigung, SM-Sexspielchen, Meuchelmord, Wahnsinn ohne das der Arzt kommt und sogar (ebenfalls nur angedeutet) Nekrophilie ohne ernsthafte Magenverstimmungen mit einem dicken Anstrich Ironie und flotter Unterhaltung zu erzählen, der hat irgendwas verdammt richtig gemacht. Bevor so was überhaupt denkbar schien. Übrigens: Toller Titelsong! [...]

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                  • 5 .5

                    [...] Mark L. Lester ist nun alles andere als ein Feingeist (aber deshalb wird er wohl auch heute noch geschätzt), unabhängig davon ist er mit seiner auf alle wichtigen Aspekte der Story bedachten Inszenierung so vorteilhaft geduldig wie nie zuvor und danach, was sich ihm absolut anrechnen lässt. Das Spektakel hebt er sich ganz klassisch für den Showdown auf, wo es – in dem Fall ohne Wenn und Aber – auch hingehört. Die von politischen-wie gesellschaftlichen Rahmenbedingungen; von ganz intimen, familiären Aspekten und von pubertären Prozessen geprägte Idee muss und sollte auch nicht dem Event zum Opfer fallen, obwohl das Gesamte kaum über eine soliden Erzählung basierend auf dem zugrundeliegenden Gerüst hinauskommt. [...] George C. Scott ist so kurios gegen die Vorlage besetzt. Dort ein Irokese mittleren Alters, hier einfach ein etwas verwunderlich-spirituell angehauchter Vietnam-Veteran mit heftigem Dachschaden und befremdlicher, unstimmiger Erscheinung. Optisch wie der indianische Großvater von Franck Ribéry, aber so hingebungsvoll diabolisch und mit dem (offenbar) notwendigen Hang zur Übertreibung zelebriert, das ist schon ziemlich geil. Besonders für einen recht gestandenen Oscar-Preisträger. Überhaupt lässt Der Feuerteufel einiges an grundsätzlichem Potential liegen, was aber für die Adaption eines auch nicht umwerfenden Romans relativ legitim ist. Passend dazu hatten auch Tangerine Dream (Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis) schon ihren besseren Soundtrack-Tag, aber immer noch ein echter Hinhörer. Wie auch das Finale eigentlich nur die Zweitverwertung von dem aus Carrie – Des Satans jüngste Tochter ist, trotzdem in seinem infernalen Feuersturm durchaus Eindruck hinterlässt. [...]

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                    • 6 .5

                      [...] Ein kleiner Augenschmaus, geprägt von seiner kräftigen Farbpalette, stimmungsvollen Kulissen und einer liebevoll-detaillierten Ausstattung, durch die souveräne Kameraführung exzellent umrahmt. In seinen besten Momenten erinnernd an die Aura der guten Produktionen aus dem Hause HAMMER, mit leicht psychedelischen Ausreißern. Mit knapp 81 Minuten Spielzeit effektiv kurz gehalten, zwar etwas schwerfällig in seinem Spannungsaufbau und selten wirklich unheimlich, gleicht Corman dies atmosphärisch nahezu aus und irgendwo schwebt doch noch der Geist von Edgar Allan Poe durch die Gänge des Schlosses und seines morbiden Hobbykellers. Unverzichtbar natürlich: Das ikonische Grusel-Bärtchen Vincent Price, der mit seinem bewusst theatralischen Overacting dem Ganzen eine gesunde Form von verschmitzter Ironie verleiht, unterstützt u.a. von der ein Jahr vorher durch Mario Bava’s Debütfilm Die Stunde wenn Dracula kommt berühmt gewordenen Barbara Steele.

                      Auf den letzten Metern, wenn das gigantische Käsemesser endlich pendelt, gewinnt der Film gar eine sarkastische Note hinzu. Wer mit den Geistern der Vergangenheit spielt, wird von ihnen eingeholt. Geschichte wiederholt sich und wenn sich der Kreis wie die Grabespforten (erneut) schließen beendet Corman alles mit einer zynisch-pointierten Schlusseinstellung, die zu einem schadenfrohen Grinsen einlädt. [...]

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                      • 4

                        [...] Bedauerlich, wie unnötig The Entitiy seinen interessanten und ja durchaus eine Weile aufgebauten Ansatz ohne Not über Bord wirft und die stattlichen 125 Minuten in der Folgezeit nur noch mit absolut berechenbaren Jumpscare-Passagen ausstopft. Handwerklich durchaus im oberen Mittelfeld seiner Zeit angesiedelt und mit einem ziemlich guten Hauptdarstellerduo könnte sich eine der persönlich wohl besten Arbeiten des besonders danach wenig positiv aufgefallenen Regisseurs Sidney J. Furie (Der stählerne Adler) theoretisch locker von der Masse des damaligen B-Horrorfilms abheben, was ihm aber nur in technischer und inhaltlich theoretischer Hinsicht gelinkt. Verglichen mit dem was er zu leisten im Stande wäre ist das Resultat sogar massiv enttäuschend, die positiven Ansätze werden zur Bürde, die schlussendlich sogar negativ ins Gewicht fallen. Am Ende wirkt The Entity gar respektlos und äußerst fragwürdig im Umgang mit seiner Thematik, indem er es schafft, womöglich ernsthafte, psychische Probleme wie ganz konkrete Übergriffe gleichzeitig zu bagatellisieren. Besonders, sollten die Geschehnisse – wie am Schluss behauptet – wirklich auf wahren Ereignissen beruhen. [...]

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                        • 7

                          [...] Die Leichen können kaum gezählt werden; die Story um Rache, Bürde, Undercover-Aktivitäten, geheime Verbrüderung und aufopferungsvolle Heldentaten ist nur auf dem Papier hochdramatisch und im Resultat kaum mehr als ein hübsches, tragisches aber letztlich genauso instabiles Mobile von Origami-Kranichen. Denn Hard Boiled ist eine Event-Veranstaltung. Knallhart kalkuliert auf simple Dramaturgie-Druckknöpfe und besonders effektiv in seinen furiosen Action-Sequenzen, die so abscheulich brutal, so skrupellos maßlos wie umwerfend fantastisch choreographiert und bis ins Letzte detailliert sind. Der pure Irrsinn, der sich trotz einer unfassbaren Gewaltbereitschaft nicht so ernst anfühlt wie z.B. ein The Raid, obwohl er viel mehr auf Heldentum, Tragik und Schicksal baut, gleichzeitig aber alles so überzeichnet, dass diese Massenhinrichtung immer das Gefühl von einer Art märchenhafter „Gerechtigkeit“ beinhaltet. Bewusst mit ganz schlichten Mechanismen spielend schafft es Hard Boiled sich so brachial auf seine Stärken zu konzentrieren und seinen offensichtlichen Schwächen als beiläufiges Füllmaterial trotzdem noch eine Form von Nutzen zu verleihen, dass sich das Gesamtkonzept verwunderlich homogen anfühlt. [...]

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                          • 7
                            JackoXL: Moviebreak 11.04.2018, 21:04 Geändert 11.04.2018, 21:18
                            über Dunkirk

                            -„Die Flut setzt wieder ein.“

                            -„Woher wissen Sie das?“

                            -„Die Leichen kommen zurück.“

                            Die Entwicklung von Christopher Nolan ist interessant. Bekannt geworden durch inhaltlich, narrativ aufregende Filme wie MEMENTO oder PRESTIGE, richtig erfolgreich geworden durch THE DARK KNIGHT oder INCEPTION, die dieses Element (reduziert, aber noch deutlich vorhanden) mit denen des Highend-Popcorn-Kinos verbanden. Gipfelnd in völlig überladenen, unförmig-gescheiterten Mutationen davon (THE DARK KNIGHT RISES & INTERSTELLAR), um nun seine Fähigkeiten wieder exakt, realistisch und effizient zu kanalisieren. Nolan ist ein akribischer Techniker, ein Perfektionist was mechanische Prozesse angeht, und wohl auch deshalb ist DUNKIRK ein furioser Survivalfilm geworden, bei dem alles knackt, berstet, röchelt, ächzt, explodiert und beinah im Off verreckt, das es einem eiskalt den Rücken runter läuft. Bewusst wegreduziert von Figuren und Gesichtern wird hauptsächlich ein Situations-Flickenteppich geschildert, der besonders durch seine Zeit- und Geschehnis-unabhängige Erzählweise (zunächst) noch unberechenbarer und impulsiver wirkt. Wer, wie, wann und wodurch womöglich den nicht zu identifizierenden (und deshalb wohl echten)Heldentod sterben könnte, kaum auszumachen. Die Anonymität ist nur Fassade, natürlich arbeitet Nolan auch und gezielt mit Einzelschicksalen und leichtem Pathos, was aber erst gen Ende wirklich negativ auffällt. Bis 5-10 Minuten vor Schluss weicht er den Stolperfallen solcher Film erstaunlich clever aus, geht sogar so weit einen deutlichen Teil des Publikums zu verlieren, eben weil er sich klaren Identifikationsmechanismen verweigert. Zu dumm, dieses völlig unnötige Finale. Mit seinem Rückfall in das, was gut 90 Minuten geschickt vermieden wurde. Denn bis dahin ist DUNKIRK ein beeindruckender, meist inszenatorischer und genau dadurch so zerstörerischer Kraftakt, der seine vorhandenen Ressourcen perfekt zu nutzen weiß.

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                            • 4

                              Haarscharf an einer kompletten Bruchlandung vorbei. Was fast ausschließlich an einem – mal wieder - aus nur mit unerschütterlichem Enthusiasmus zu erklärenden Gründen wacker gegen den eigene Rollenwahl-Klogriff anspielenden Ethan Hawke (hat der vor geschätzt 15 Jahren eine Wette gegen seinen Agenten verloren oder was ist da los?) und den grundliegenden, handwerklichen Fähigkeiten von Alejandro Amenábar liegt, der ja aber leider auch das Drehbuch für diesen fatal fehlgeleitenden Blender verfasst hat, wofür man ihn am liebsten schütteln möchte. Grundsätzlich ganz interessant aufgebaut schleicht sich schon früh das Gefühl ein, dass dieser angebliche Missbrauchs- und wahrscheinliche Satanismus-Thriller kein gutes Ende nehmen wird – im rein qualitativen Sinn. Und genau so kommt es auch, da eigentlich nur noch eine absolute Hammer-Pointe einen müden Okkultismus-Krimi noch in die richtige Bahn lenken könnte. Den hatte Amenábar wohl auch mal erdacht und rudimentär lässt sich wenigstens noch erkennen, welchen schlauen Aha-Moment ihm wohl vorschwebte. Prinzipiell ganz okay (mehr auch dann nun wirklich nicht), vergraben unter diesem unglücklichen bis schon grob tollpatschigen Arschkarten-Twist, der für echte Opfer von Missbrauchsverbrechen einer Frechheit gleich kommt. Zumindest so plump ausgenutzt, ohne das irgendwie halbwegs plausibel oder glaubhaft zu hinterlegen. Meistens völlig banal, am Ende sogar erschreckend mehr als das, aber in die falsche Richtung.

                              13
                              • 6

                                [...] Gemacht für eine ganz andere Zielgruppe gelingt es Vier Brüder jedoch trotzdem, der Vorlage nicht respektlos gegenüberzutreten und sogar diejenigen zu überzeugen, die den zugrundeliegenden Western gesehen haben. Wie schon Die vier Söhne der Katie Elder wird keine sonderlich originelle Revenge-Story erzählt, die sich in Sachen Kreativität und besonders auch Tempo keinesfalls überschlägt, dafür aber auch angenehm geerdet wirkt und im Gegenzug mit grundsolider bis sehr handfester Arbeit niemals enttäuscht. Die einzelnen Figuren bekommen sogar etwas mehr Profil als im Original (bei geringerer Laufzeit) und der derbe, pessimistischere und realitätsnähere Grundton passt prima zum Kern der Geschichte wie dem frostigen Setting. Beinah mehr Western als das Original, so verrückt das klingt. Viel mehr als vernünftige Hausmannskost sollte aber nicht vorausgesetzt werden, das bewegt sich alles im sehr gehobenen Durchschnittsbereich, was aber in der Summierung letztlich ein absolut brauchbares Endprodukt ergibt. Auffällige Randnotiz: Der Score, bei dem Singleton offenbar die Schnitt-Restetheke aus Shaft – Noch Fragen? geplündert hat. Groovy. [...]

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                                • 6

                                  [...] Der viel zu selten lobend erwähnte Hollywood-Routinier und Western-Fachmann Henry Hathaway (Garten des Bösen) liefert als Regisseur mal wieder saubere Arbeit hat und hat das Geschehen dabei trotz eines gemäßigten Tempos zwar jederzeit im Griff, trotzdem wird bereits deutlich, warum klassische US-Western wie dieser hier 1965 ihren Zenit längst überschritten hatten. Im gleichen Jahr, als Sergio Leone mit Für ein paar Dollar mehr bereits den zweiten Teil seiner alles verändernden Italo-Western Trilogie auf den Markt brachte, wirkt dieser Beitrag schon ein Stückweit antiquiert. Der Film bedient ganz typische Rollenmuster (wozu die Figur von Dennis Hopper dramaturgisch dient, dürfte wohl nur die Wenigsten überraschen), Abläufe und greift auch gerne mal auf heiter-lockeren Einlagen zwischendurch zurück (wenn sich die Brüder wie ein paar Welpen balgen um ihre Differenzen zu lösen), die so in einem wirklich ernstzunehmenden, modernen Western reichlich deplatziert wirken.

                                  Zehn jahre vorher wäre Die vier Söhne der Katie Elder mit Sicherheit nah an die Spitze des Genres durchgeritten, denn grundsätzlich ist das natürlich immer fachmännisch hochwertig inszeniert, durchwegs unterhaltsam und im Schlussspurt wird sogar ein ziemlich ordentlicher, ausgedehnter Showdown aufgefahren, der auch heute noch sehr anständig rüberkommt. Aber auch wieder mit kleiner Einschränkung: Als andere Western schon bereit waren, einem solchen Gefecht entsprechende Konsequenzen folgen zu lassen, wird hier im letzten Moment noch etwas Happy-End-Schadensregulierung betrieben, zu viele Leichen könnten den Gang aus dem Kinosaal doch glatt betrüblich gestalten. [...]

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                                  • 7
                                    JackoXL: Moviebreak 04.04.2018, 14:35 Geändert 04.04.2018, 15:05

                                    Zwischen Biopic, Teilzeit-Mockumentary, White-Trash-Groteske, investigativem Revolver-Blatt-Journalismus und durch all das eine reißerische wie sehr bissig-clevere, trotzdem irgendwie unangenehme, da entlarvende Nabelschau über hochgepushte Real-Life-Soap-Operas, an deren Ende nur Verlierer stehen. Diesen Vorwurf könnte man natürlich auch locker I, TONYA machen. Schließlich wird hier ein realer und damals weltweit enorm breitgetretener Vorfall verwendet, um daraus einen oft sehr spekulativen und gezielt auf Unterhaltungswert getrimmten Plot abzuliefern, dessen Wahrheitsgehalt wahrscheinlich irgendwo zwischen den ganzen Extremen und unzulässigen Pseudo-Geständnissen der damals Beteiligten liegt. Aber ganz ehrlich: Wenn die, die es betrifft sich bis heute in Widersprüchen verstricken, sich krampfhaft lose Halbwahrheiten gegen bare Münze aus der Nase ziehen lassen und offenbar gar keinen Wert darauf legen, dass „ihre Geschichte“ mal ganz objektiv aufgearbeitet wird, bitte schön. Das was da so zusammengesponnen wird ist eben der Nährboden für I, TONYA, bei dem die Grenze von trockener Biopic-Berichterstattung hin zum schrägen Event spielerisch aufgebrochen wird. Das mag ausbeuterisch erscheinen, ist aber letztlich nur die Konsequenz aus dem ganzen hausgemachten Irrsinn, Lernresistenz und insgeheim hat der Film schon Mitleid mit der kurzzeitig so unangenehm berühmt gewordenen „Eishexe“ Tonya Harding, was sie womöglich sogar verdient hat…wie so eine ungewöhnliche, filmische „Würdigung“. Das sich hier niemand der Kreativen auf irgendwas festlegen kann (oder darf), ist nicht ihre Schuld. Was sie daraus machen, ist unter den Umständen die wohl beste Option. Smart. Und famos gespielt.

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                                    • 3 .5

                                      [...] Trommeln am Mohawk schildert wie sicher nur wenige Filme die ungemeine Diskrepanz zwischen dem brillanten, teilweise sogar visionären Fachwissen von John Ford und seinem abwertenden, engstirnigen Tonfall, der diesmal aufgrund massiver, inhaltlicher und rhythmischer Mängel nicht das einzige Problem bleibt, also selbst unpolitisch und mit der Kind-seiner-Zeit-Ethik-Augenklappe halbblind durchgewunken zu viel Angriffsfläche bietet. [...] Narrativ ist das ein gehetzter, fragmentarischer Flickenteppich, der immer nur Moment- und Bestandsaufnahmen zu schildern scheint. Begleitumstände und Entwicklungen nicht mal grob skizziert, irgendwas als gegeben in dem Raum schmeißt und den Zuschauer öfter in die Lage versetzt, als wäre er gerade für wenige, aber nicht unwichtige Minuten eingenickt. [...] Von der Darstellung der Indianer ganz zu schweigen. Besonders, da hier anfangs die hysterische Dame erst noch zur Vernunft gebackpfeift wird, weil sie sich vor dem bewusst gruselig dargestellte Exemplar (das bei Nacht und Nebel in ihr Haus eindringt und wortlos auf sie zuschreitet) erschreckt und moralisch diesbezüglich belehrt werden muss (aber der ist ja auch zum rechten Glauben bekehrter Christ, wird sofort dazu erwähnt), während im heuchlerischen Umkehrschluss danach jeder Stammesbruder als brandschatzender, mordlustiger, Kinder-meuchelnder Barbar durchs Bild gejagt wird und die gute Samariter-Nummer der zivilisierten Weißen konsequenterweise auch ihre Grenzen hat („Ihr angemalten, dreckigen Söhne der Hölle!“), sind halt zwei verschiedene Paar Mokassins. Am Ende salutiert wenigstens der einzige anständige Federkopf noch vor der ganz frischen Flagge des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten, so ist brav. Zurück in den Zwinger. [...]

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                                      • 7 .5

                                        [...] Jane Campion zeichnet eine allein durch äußere Umstände stark isolierte, durch kulturelle, erniedrigende (aber völlig selbstverständliche) Normen entfachte und durch diesen Insel-Status emotional nur noch aufgeladener, fatalerer Dreiecksbeziehung, dessen ambivalenter Struktur sich auf fast alle Hauptfiguren übertragen lässt. Lediglich Anna Paquin als gerne auch mit Engelsflügeln deutlich gekennzeichnete kindliche Unschuld scheint unbedarft über dem Geschehen zu schweben und ist trotzdem entscheidend beteiligt in der letztlichen, aber insgesamt natürlich unvermeidlichen Eskalation des Konflikts. Der hauptsächlich auf verzweifelten Akten der Einsamkeit beruht, der Sehnsucht nach Zuneigung, die sich nicht kaufen lässt, egal wie sehr man sich bemüht. Sie kann entstehen, wachsen und wenn es tatsächlich geschieht ist mindestens einer der Verlierer und in dem damaligen Selbstverständnis ist alles was dann geschieht nur gerechtfertigt. Das Piano vermeidet konsequent klare Schwarz-Weiß-Moralisierung, lässt seinen Charakteren trotz oberflächlich klar verwerflicher Taten immer einen nachvollziehbaren Grund und ein Bedürfnis dahinter, was sich aus ihrer jeweiligen, empathisch geschilderten Position eben nachvollziehen lässt. Ein sehr schwieriger Drahtseilakt, besonders bei dem gleichzeitigen Verzicht auf einen rettenden Klischee- und Stereotypen-Handlauf, was man Jane Campion trotz einer leichten, narrativen Zähflüssigkeit nicht hoch genug anrechnen kann. [...]

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                                        • 5 .5

                                          Zwischen unbestreitbaren Genre-Reizpunkten und fraglos fragwürdiger (und dabei befremdlich Ironie-befreiter) Selbstjustiz-Moralisierung hat EIN MANN SIEHT ROT nun wirklich keinen leichten Stand. Selbst für seinen Entstehungszeitraum teilweise noch wahnsinnig räudig und brachial-schockierend gelingt Michael Winner inszenatorisch ein zweifellos anständiger Revenge-Reißer, der mit seiner radikalen Gut/Böse-wie-nur-irgendwas-Zeichnung und knüppelharter Pauschalisierung lange noch anmutet wie bewusste Satire bzw. Überstilisierung, die nicht nur selbstzweckhaft verheizt werden soll. Charly Bronson, wie so oft leider nur anwesend, könnte die Rolle bei besserer Charakterisierung eh nicht ausfüllen, aber der Ansatz ist schon okay. Denn der gebeutelte Familienvater und ursprüngliche Pazifist aus traumatischer Überzeugung greift nicht sofort mit Juhu zum Elefantentöter, hier wird durchaus noch ein Prozess geschildert. Am Ende gipfelt das trotzdem in einen blanken Auge-um-Auge-Rüpel, der mit seinen Western-Referenzen und der schroffen Stilistik durchaus was her macht, aber einen ganz faden Beigeschmack hinterlässt. Besonders in seinem extrem selbstgerechten Schlusspunkt. Next Town, please. Leicht bis mittelschwer assi, hat aber hat trotzdem was.

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                                          • 6 .5

                                            [...] Die Obsession für das Grenzwertige, das Abartige und die verlogene Leugnung dessen – getarnt als „wissenschaftliche Notwendigkeit“ – bildet die Basis für einen grundsätzlichen cleveren wie potenziell enorm vielschichtigen Film, der gerne dies auch wie hier geschehen als Genrefilm nutzen darf. Nur leider werden die sehr reizvollen, diskussionswürdigen Ansätze der ersten 30-40 Minuten eher zur Staffage, wenn sich der Plot auf Oberflächenreize konzentriert, diese aber weiterhin effektiv verkauft. Trotz eines letztlich eigentlich zu schlichten Whodunnit-Konzepts ist Tesis – Faszination des Grauens darin sehr geschickt. Mit nur wenigen Verdachts- und Täteroptionen werden dennoch genügend Zweifel gesät, dass der Film bis zum Schluss nie zu vorhersehbar wird und die Motivation des Zuschauers stetig aufrecht erhalten kann. Die Hoffnung auf mehr als nur eben so was bleibt der Film dabei jedoch weitestgehend schuldig.

                                            Erst am Ende wird die vorher so angepriesene Grundthematik wirklich wieder echter Bestandteil, als wäre man selbst gerade aus dem eigenen Traum vom international und gut zu verkaufenden Genre-Film aufgewacht. In den letzten Szenen wird der doppelmoralische Auslegungsspielraum von angeblicher Ethik, der „verdammten“ Informationspflicht der investigativen Berichterstattung und dem eigentlich sensationslüsternen Voyeurismus sein verlogener Spiegel vorgehalten, was das Volk nach außen natürlich furchtbar entsetzt und insgeheim dankbar fasziniert aufsaugt. Das Publikum bekommt das, was es verlangt. Auch wenn es sich nie trauen würde, laut danach zu fragen. [...]

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                                            • 7

                                              [...] Eine Prämisse so einfach wie effizient, dass das Stück bzw. der Film diverse Neuinterpretationen, eine verspätete Fortsetzung (Immer noch ein seltsames Paar, 1998) und zwei Serienformate nach sich zog. Mit sichtlich wenig Änderungen gegenüber der Vorlage wirkt Ein seltsames Paar mehr wie abgefilmtes Theater, vermeidet die narrativen Möglichkeiten des Medium Films für sich auszunutzen, was nicht immer sinnvoll sein muss. In diesem Fall stört es jedoch nur selten, was in erster Linie an der hervorragenden Regie liegt. Die ersten halbe Stunde ist nicht weniger als brillant. Ein wahres Spektakel bezogen auf Timing, Pointen und gegenseitigem Zuspiel wie gemeinsamen Interagieren. Ein präzises Meisterstück des Transfers von Bühne zu Leinwand. Nachdem die anfängliche Begeisterung leicht weicht – denn wirklich viel wird auch aufgrund des knappen, Theater-begründeten Zeitfensters gar nicht aus dem Plot herausgeholt – überzeugt der Film zwar immer noch durch seine treffsichere Situationskomik, aber (über)lebt primär durch die brillante Chemie seines Hauptdarstellerduos. Die zweite der insgesamt 8 Zusammenarbeiten von Lemmon/Matthau ist eine ihrer gemeinsamen Sternstunden und begründete das magische Band, das sie bis an ihr Lebensende begleitete…und nicht wie bei manch anderen aneinander fesselte. [...]

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                                              • 3
                                                über Jigsaw

                                                Erschreckend überflüssige Reanimation eines einstigen Geheimtipps, der schnell als Franchise-Kuh ausbluten musste und nun wie ein hohler Kadaver in das gleiche, lieblose Schaufenster gehängt wird. JIGSAW hätte die Chance auf einen echten Neubeginn sein können. Nicht das jemand ernsthaft darum gebeten hat, aber warum nach dem längst überfälligen Ende der SAW-Dauerblutwurst jetzt noch einen Teil VIII dranklatschen, wenn man sich eh schon zu einem neuen/alternativen Titel durchgerungen hat? Die Frage bleibt unbeantwortet. Kaum zu glauben, aber im rumpeligen Schweinestall hat sich rein gar nichts bewegt, sogar schon vergessenen, eigens gezüchtete Twists werden schon wieder rausgekramt und sich dabei auf die Schulter geklopft, als hätte man gerade im Ofen das Feuer entdeckt. Dass man an echten Figuren spätestens seit Teil 3 nicht mehr interessiert war ist da noch das offenste und geringste Geheimnis. Schlachtvieh für den Fleischwolf, betrieben und gefüllt von Arschlöchern. Funktioniert so ein Horrorfilm? Eigentlich nicht, aber die Zahlen belegen das Gegenteil. Ein völlig Ironie-befreiter, dafür im Gegensatz mit doppelmoralischem Sadismus angeheuchelter Leichenschinder, dem selbst das eigene, dürftige Vermächtnis nicht heilig ist. Aber warum auch?

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                                                • 6

                                                  [...] Die generische Routine dieser Art Film unterliegt Leanders letzte Reise weitestgehend und bleibt ihr genau genommen auch bis zum Ende standhaft treu. Da bedarf es schon wirklich stichfester Argumente um sich guten Gewissens auf eine Reise einzulassen, deren narrative Fixpunkte wie in Stein gemeißelt scheinen. Und die sind absolut vorhanden. Der Film verbindet ein in der öffentlichen Wahrnehmung wenig beleuchtetet Kapitel des (ansonsten natürlich in aller Ausführlichkeit breitgetretenen) Russlandfeldzuges sowohl mit einem zeitaktuellen Krisenherd und stellt diesbezüglich Zusammenhänge her (die in ihrer historisch-gesellschaftlichen Plausibilität nicht von der Hand zu weisen sind), wie mit dem persönlichen Schicksal seines Protagonisten, was durchaus passend und nicht nur selbstzweckhaft, plump dahin geschludert erscheint. [...] Ein wirklich politischer oder moralisch spannend diskutierter Film ist Leanders letzte Reise zwar insgesamt nicht geworden, aber reist diese Themen mehr als nur kulissenhaft an. Sorgt für einige Momente des Nachdenkens oder stellt wenigstens so viel greifbare, sensible Empathie her, dass er sich allein damit schon über den Durchschnitt des Old-Men-On-Tour-Movies inklusive längst überfälliger Familientherapie abhebt. [...] Der einstige Kaleu, der dafür als ewiger Deutsche/Russe (wie „ähnlich“ das ist, siehe hier) im B-Schurken-Keller von Hollywood sicher nicht schlecht bezahlt seine Karriere überwintern durfte, humpelt gebückt, gebrechlich und trotz seiner rauen Schale höchst verwundbar und herzlich gespielt auf den (vielleicht) letzten Gipfel seines Schaffens. Allein die Leistung dieses über die Jahre so oft sinnlos verheizten Mannes verdient die Aufmerksamkeit für diesen Film. [...]

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                                                  • 6 .5

                                                    [...] Die Feinde bemächtigen sich der Identitäten braver Bürger (kopieren offensichtlich ihre Körper und nehmen ihre Platz ein, könnte man problemlos durch Gehirnwäsche ersetzen), breitet sich aus wie eine Seuche, bringt die Wirtschaft, das Freizeitvergnügen und sogar die zwischenmenschlichen Emotionen zum Erliegen. Ordnet alles einem kollektiven Bewusstsein unter, in dem Individualität und Wettbewerb in jeglicher Form nicht mehr gefragt sind oder gar nur verstanden wird. Es entsteht eine gleichgeschaltete, organische Masse, eine Maschinerie die den einzelnen Menschen ersetzt. Die Dämonischen geht dabei so wenig subtil vor, dass man ihm mühelos politische Instrumentalisierung bis hin zur blanken Propaganda vorwerfen kann (Hauptdarsteller Kevin McCarthy war nicht etwa verwandt mit Senator Joseph McCarthy sondern sogar mit einem seiner stärksten politischen Gegner, dem liberalen Eugene McCarthy), oder aber vielleicht es nur sehr direkt versteht, sich die Ängste seiner Zeit zu Nutze zu machen. Mit etwas zeitlichen Abstand mag das extrem manipulativ wirken, ist aber alles andere als ungeschickt.

                                                    Trotz seiner subversiven Bedrohung natürlich unbestreitbar etwas naiv in vielen Punkten, mit typischen 50er-Fauxpas versehen (Alkohol und „medizinische“ Drogen sind immer einer Lösung: -„Ich glaube, wir trinken erstmal einen.“ –„Das wird das Beste sein.“) und sichtlich nicht mehr als ein recht gut gemachtes B-Movie ist Die Dämonischen zwar nicht zeitlos unbeschadet gealtert, hat sich aber dennoch seinen Status als Klassiker des Genres absolut verdient. Muss ja nicht immer für einen objektiv betrachtet grandiosen Film sprechen. [...]

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