JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 7

    [...] Der letzte Scharfschütze ist mehr als nur ein Spätwestern, der auch so das Genre (im klassischen US-Bezug) behutsam zu Grabe trägt, es ist das Requiem für John Wayne. Alte Weggefährten wie James Stewart oder John Carradine stehen mit gezogenem Hut Spalier, während der Duke seine eigene, fiktionale Grabrede schreiben darf. Das klingt zynisch, ist aber angenehm bedächtig, teilweise sogar gediegen erzählt, sensibel fokussiert auf die Rahmenbedingungen, sogar abseits des persönlichen, realen Schicksals. Sterben müssen wir alle mal, auch J.B. Brooks oder sogar John Wayne, aber WIE wir das tun, das liegt manchmal noch in unserer Hand. Don Siegel erschafft dazu die ideale Bühne, lässt seinen Helden vor einer neumodisch-entrückten Kulisse zum finalen Showdown „reiten“, die ohnehin nichts mehr von Kerlen wie ihm wissen will. Es gibt elektrisches Licht, strickte Fahrpläne, die Queen ist tot…und John Wayne sagt mit einem stillen, nicht eitlen Brüllen Servus. Das hat Stil und ist – besonders losgelöst vom Film an sich – sogar rührend.

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    • 5

      [...] Die zeitlich Formatierung von Printmedien zum noch schnelleren, noch reißerischen TV-Journalismus macht Sinn, das RomCom-Platzhirsch-Gehabe gibt dem aufgewärmten Stoff eine notwendige (nicht ganz neue) Frischzellenkur, aus der Warte betrachtet geht so eine Vielfachverfilmung durchaus in Ordnung. Der neue Ansatz beschränkt sich allerdings auf die erste Hälfte, danach ist es wirklich ein klassisches Remake, das sich inhaltlich auf die erprobten Situationen und damit einhergehende rasante Turbulenz der Vorlagen verlässt und diese ganz solide transportieren kann. Ted Kotcheff (Rambo) hat das Geschehen meistens im Griff, ist natürlich nicht so wild, schnell und von dem perfekten Timing eines Billy Wilder gesegnet, das hier adaptierte Script greift gerne auch mal daneben, kann insbesondere die eigentlich individuelle Hahnenkampf-Situation zwischen dem souverän-lässigen Burt Reynolds und dem schrecklich getönten und insgesamt sehr blassen Christopher Reeve nicht entscheidend für sich nutzen. Der hat eine lahme Höhenangst-Szene und steht sonst nur wie ein bemitleidenswerter Trottel im Hintergrund rum, man gönnt dem Film gar nicht die Pointe, auf die er (logisch) hinausläuft. Unglücklich, wenn man schon so ansetzt. [...] Eine Frau steht ihren Mann ist schon ganz unterhaltsam, mal mehr mal weniger effektiv, erfüllt seinen Nutzen, zwingt sich aber keinesfalls auf. [...]

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      • 6 .5
        JackoXL: Moviebreak 07.05.2017, 22:42 Geändert 08.05.2017, 23:32

        [...] Wie gesagt, der Auftakt wirkt leicht unbeholfen und nicht mehr in petto zu haben als den Anflug einer Idee, doch dann mausert sich Freaks of Nature (fast) noch zum natürlich offensiv angepeilten Geheimtipp für Außenseiter und deren Sympathisanten. Die überdeutliche Gesellschaftsallegorie ist nicht sonderlich subtil, deshalb aber nicht weniger smart, trifft sie doch unmissverständlich die richtigen Töne und begegnet vermutlich immer gleichbleibenden Problemen mit einer ordentlichen Prise Ironie, Sarkasmus und spleenig-sympathischen Einfällen, bei dem Autor Oren Uziel und Regisseur Robbie Pickering sich von Referenzen und Zitaten durch ihre wohl eigene filmische Prägung hangeln, die irgendwo Mitte der 80er beginnen dürfte und ihren Höhepunkt in den 90ern haben müsste. Neben einem Gruß an Terminator 2 oder dem strunzdoofen Safe-the-Day-Geistesblitz von Independence Day, wirkt Freaks of Nature zwischendrin leicht wie die Fantasy-Filmfest-Variante von Breakfast Club. Am Ende gleiten den beiden die Zügel wieder deutlich aus der Hand, da kann es nicht albern und überladen genug sein, aber da hat der Film mit seinem feinen (und verglichen mit dem Rest eindeutig überwiegendem) Zwischenspurt bereits so viele Bonuspunkte gesammelt, die kann er unmöglich wieder entscheidend verzocken. [...]

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        • 6 .5
          JackoXL: Moviebreak 04.05.2017, 23:31 Geändert 06.05.2017, 23:46

          [...] Massimo Dallamano ist eindeutig kein morbider Ästhet wie Dario Argento, Mario Bava, Sergio Martino oder Lucio Fulci, die den Giallo durch ihren prägnanten Inszenierungsstil erst richtig in die Spur brachten. Ohne diese Herren wären es nur Krimis, die optimal durch eine gute Geschichte überzeugen könnten. Während die Großen darauf sogar bewusst verzichteten, sich und ihre visuellen Ideen lieber ins Schaufenster stellten, ist Dallamano da eher der Handwerker, der auf ein solides Fundament baut. Das Geheimnis der grünen Stecknadel wagt sich trotz seiner bestialischen, phallisch motivierten Tötungspraxis (die diesmal sogar sehr logisch ist) nie zu weit aus dem Fenster, setzt nicht auf die ganz krassen Schocker, anstatt die lüstern auszuleben. In der deutschen Fassung wird sogar das noch enthemmt, Gewalt und Erotik (was im Giallo in der Regel heißt: Es sind nackte Frauen zu sehen) finden fast ausschließlich im Kopf als vor dem Auge statt, sicher ist sicher. Aber auch in der Ursprungsversion liegt der Fokus klar auf dem Plot, explizite Momente sind eher ein notwendiges Mittel zum Zweck. Das ist deutlich über Genre-Durchschnitt und in Anbetracht der äußerst fiesen, effizienten Pointe sogar lobenswert. [...] Beide Fassungen enden mit dem selben, starken Finale, auf dem Weg dahin gibt es Vor- und Nachteile. Das Geheimnis der grünen Stecknadel ist in jeder Variante ein interessanter Film. Giallo-Liebhaber greifen natürlich zum internationalen Schnitt und müssen sich durch ein paar Minuten zu viel kämpfen, wer lieber Eddi Arent (Der Zinker) als komischen Sidekick sehen will, dem wurde eh der falsche Film untergeschummelt. [...]

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          • 7 .5

            [...] Lange hervorragend aufgebaut entsteht eine bitterböse Blaupause für spätere Genrefilme, von denen nur wenige den Spagat zwischen Inspiration und eigener, neuartiger Ausrichtung so gut beherrschten. Der Zuschauer ist nicht in der übertölpelten Opferperspektive. Er folgt dem diabolischen, schwer gestörten Antagonisten, wird zum Komplizen und ohnmächtigen Zeugen eines komplett aus dem Ruder laufenden Psycho-Wracks, das nur zum Ende etwas zu viel Motiv (oder wie man das bezeichnen soll) angeklebt bekommt, dass es dem vorher Gezeigten sogar ein Stück weit die Wirkung nimmt. Das musste/sollte nicht sein, aber Teufelskreis Y ist auch eher einer dieser Filme, die sich wohl gar nicht bewusst waren, auf was für einem grandiosen Pfad sie sich bewegt haben und sich rückwirkend leicht selbst ohrfeigen dürfen, dass sie immer noch der unbekannte Geheimtipp sind. [...] Stilistisch auffällig prägnant, inhaltlich lange subversiv-beklemmend und erst gen Ende etwas zu exploitativ-aufbrausend ist „Teufelskreis Y“ ein Kleinod seines Genres. [...]

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            • *♡*Like my Quote*♡*
              Road House (unglaublich, dass der hier noch nicht erwähnt wurde)

              -„Sir zu mir zu sagen ist das gleiche wie ein Plumpsklo im Fahrstuhl einzubauen, das passt einfach nicht.“

              - "Schmerz tut nicht weh!"

              -"Du bist zu dumm für meinen Laden!"

              -"Kerle wie dich habe ich im Gefängnis durchgebummst!"

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              • 6

                [...] Wieder ein (prinzipiell) Zwei-Personen-Stück, bei dem die Chemie schwer gestört ist und die vorgegaukelte Sicherheit zum Gefängnis wird. Die unerklärliche Bedrohung kommt von außen, ist nicht richtig greifbar aber unmissverständlich vorhanden, der konkrete Konflikt muss verschoben werden, um die innere Sicherheit zu gewähren. Diesmal deutlicher, durch etwas zu zahlreiche (da immer auf den gleichen Fixpunkt hinauslaufend) Rücklenden in den Fokus gestellt, als Grundprämisse aber sehr ergiebig, spannend, über den Genre-Tellerrand hinausschielend. Durch gut beobachtete Detailaufnahmen präzisiert, geschickt aufgebaut, auch weil der Film nicht als reiner Creature-Schocker funktionieren will (und es so auch nicht erreichen könnte). Lange bezieht sich alles auf das, was geschehen ist, nicht auf das, was aktuell geschieht. Sowohl im hier und damals, da macht The Monster in seiner (besseren) ersten Hälfte keine Ausnahme. Es wird eine sehr (un)gesunde, psychologisch reizvolle Grundlage geschaffen, die den später folgenden Endspurt – in der Form – nicht gebraucht hätte, daran sogar leichten Schaden nimmt. [...]

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                • 4 .5
                  JackoXL: Moviebreak 29.04.2017, 23:34 Geändert 29.04.2017, 23:35

                  Die erheblich gedrosselte Variante von SPEED ohne Bombe an Bord. Klingt stinklangweilig? Nö, geht eigentlich, aber dieses Drumherum ist so strunzdoof und vor allem unnötig. Scott Mann kann straffe B-Movies machen, hat er mit THE TOURNAMENT bewiesen. Dieser Film wäre als ganz straighter Actionreißer auch wesentlich besser. Wenn hier mal etwas Bewegung reinkommt ist das nicht verkehrt gemacht, 08/15-Garant Jeffrey Dean Morgan und Dave Bautista (a.k.a The Rock 0.5) geben ein brauchbares Gangster-Duo ab und sogar der Rentenaufbesserungsauftritt von Robert De Niro wirkt nicht ansatzweise so desinteressiert und armselig wie der einiger Star-Kollegen im Winterschlaf (Willis, Cusack). Klischees müssen bei so einem Film nicht stören, hier stapeln sie sich allerdings bis an die Decke. Die erzwungenen, manchmal sogar lächerlichen Handlungsweisen der Figuren (De Niro ganz vorne) und die überkonstruierte Pointe aus dem Drehbuchsandförmchen behindern den ansonsten grob-soliden – nennen wir es mal – Sehgenuss aber erheblich. Der Quatsch muss doch nicht sein. Das weg und dafür zwei, drei saubere Actionsequenzen mehr, dann passt das schon irgendwie. So, naja. Zum mit einem Auge vor der Bettruhe gucken reicht es.

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                  • 7

                    [...] Die Theaterherkunft von Extrablatt ist unverkennbar und will von Billy Wilder auch nicht großartig verschleiert werden. Mit klitzekleinen Ausnahmen arbeitet der Film hauptsächlich mit typischen Bühnenbildern, Auf- und Abgängen, konzentriert auf engstem Raum, extrem abhängig von Dynamik, Interaktion, Dialog, Tempo und Timing. Speziell ein mitunter so hektischer Film benötigt dann eine präzise Hand und da kommt das ganz große Können des Regisseurs zum Vorschein. Das kontrollierte Chaos beherrscht Wilder exzellent und kann natürlich auf die damals schon erprobte Chemie des Duos Lemmon/Matthau vertrauen. Ohne diese stützenden Eckpfeiler würde das Konstrukt oft Gefahr laufen zu kippen. Gelegentlich etwas zu überdreht an der Klamauk-Grenze wissen die drei Herrschaften das Ruder immer dann entscheidend rumzureißen, wenn der Zuschauer schon leichte Bedenken bekommt. Auch da Wilder es versteht, eine dezente, aber nicht zu übersehende Form von Zynismus und – im wahrsten Sinne des Wortes – Galgenhumor einzustreuen, die aber niemals zu garstig rüberkommt. [...]

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                    • 5

                      Interessante Thematik, damit kann man in verschiedene Richtungen arbeiten. Aber bitte nur in eine, da sind sich Samuel Fuller und Curtis Hanson entweder nicht einig gewesen oder beide dachten, das funktioniert als bipolares Genre-Drama. Etwas Thriller, Tier-Horror, lieber aber ein schwer erziehbarer Mischling aus Rassismus- und Mensch/Tier-Schmachtfetzen-Tragödie, da ist echt zu viel im Köcher, die Führungshand greift ins Leere. Paul Winfield leistet als erst unerschütterlicher, aber realistischer „Erzieher“ einen guten Job und das (reale) Tiertraining ist beeindruckend gut. Das Gesamtprodukt steht komplett zwischen den Stühlen, aber das ist weder schlecht noch richtig verbockt. Geringfügig schon.

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                      • 5

                        [...] Die Weichen sind gestellt für ein klassisches Charles-sieht-rot-Szenario, für seine Verhältnisse geht der das aber relativ relaxed an. Wie überhaupt alle hier, das milde Klima und die strahlenden Sonne der Côte d'Azur scheint eine Art C’est la vie-Einstellung zu verbreiten, die mit Ausnahme des Miesepeters aus der Fremdenlegion (die sind ja von Natur aus nicht gerade die heitersten Zeitgenossen) eine besinnlich-sedierende Wirkung auf Entführer, Geiseln und auch unseren Charly hat. Die Kidnapper zeigen sich trotz ihrer angeblichen Skrupellosigkeit doch sehr kompromissbereit, entgegenkommend und wenig entschlossen, die sich in ihren Händen befindenden Trümpfe ausspielen zu wollen. Bronson kann sich mehrfach daneben benehmen, ohne dass es auf Frau und Kind ernsthafte Konsequenzen hätte. Wie auf dem Spielplatz, wenn die Mutter dem bockigen Kind immer wieder androht „Die Mama geht gleich weg!“ und das sich darauf ein Ei pellt, da eh nichts passiert. [...] Die Gangster treten viel zu wenig bedrohlich und manchmal schon etwas überfordert-tölpelhaft auf, sein Held so lässig als ginge ihm das Geschehen nur bedingt etwas an und überhaupt ist das ein viel zu schöner Tag, um sich die Laune durch so Kinkerlitzchen verhageln zu lassen. Kalter Schweiß ist dadurch nicht unbedingt langweilig oder ohne jeden Unterhaltungswert, aber da kann man doch schon etwas mehr verlangen. In den letzten Minuten wird es dann endlich etwas zackiger, es gibt eine ordentliche Autohetzjagd und eine moralische Legimitation für das Legen eines Steppenbrandes (pfui!), aber wie der Film dann wieder ausklingt ist bezeichnend: Gefahr gebannt, alles tutti, jetzt erstmal übern Rummel. Diese Tiefenentspannung, beneidenswert. [...]

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                        • 6

                          [...] So wirkt der arg verzögerte Nachklapp nicht nur zufällig etwas gezwungen, er ist es auch. Zumindest konnte Walter Hill erneut als Regisseur gewonnen werden, was dem Film enorm gut tut. Ein absolut kompetenter, verlässlicher Fachmann für zweckdienliches, schnörkelloses Actionkino, was der alte Haudegen auch hier mal wieder bestätigt. Fast noch deutlicher als im Vorgänger kommt (wie in eigentlich jedem Hill-Film) seine Affinität zum Western zum Vorschein. Allein sein staubiger Opener könnte genauso gut diesem Genre entsprungen sein, wenn Motorräder und Autos gegen Pferde getauscht werden würden. Ähnlich skrupellos und wuchtig wie im ersten Teil wird das Geschehen eingeläutet, dieser Déjà-vu-Effekt zieht sich als dunkelroter Faden durch die gesamte Laufzeit. Jetzt kann man anfangen rumzumeckern: Wo sind die neuen Ideen? Ist es nicht schon fast unverschämt, dass Und wieder 48 Stunden sich eindeutig an Fixpunkten des Erstlings so krampfhaft entlang hangelt (Barszene in der Mitte, der Showdown nach exakt selben Muster), das es beinah ein Remake sein könnte? Nein, denn so wie es hier recht geschickt verkauft wird, ist es eher Fan-Service, der es sich natürlich etwas bequem auf den bekannten, nur neu aufgeschlagenen Laken macht. [...]

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                          • 7

                            Wenn man die Geschichte auf Glaubwürdigkeit – auf Realitätsnähe – ausdiskutieren will, Gott sei Dank (hoffentlich) Fiktion in Reinform. Seine (Groschen)Roman-Herkunft kann und will DIE BEHANDLUNG nicht großartig verschleiern. Schon von der Erzählweise „ließt“ es sich wie ein Buch. Langsamer, aber nie behäbiger Aufbau, immer spannend, überkonstruiert im roten Bereich. Aber, was genau solche Bücher im Idealfall saugut macht: Er spielt mit so einer beklemmenden, ultra-fiesen Grundidee, dass es schon gewagt erscheint, das zu verfilmen. Fesselnd, nicht schamlos aber an der Grenze zum Zeigbaren nagend, für empathische und zartbesaitete Gemüter nur unter Vorbehalt zu empfehlen. Die werden dem Film kaum seine Qualitäten absprechen, im Gegenteil, auf was er abzielt trifft sie wohl eventuell unvorbereitet mit voller Wucht in Magen und Kopf. Heftiger, trotz seiner eindeutig-zusammengesponnenen Ausgangslage schon harter Tobak, den man vor dem Schlucken erstmal mehrfach gut durchkauen sollte. Plausibilität-Kerne schützen eher vor der Magenverstimmung, als das sie stören. Nur ein Film, nur ein Film…

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                            • 7

                              [...] Was eine schwermütige, reuevolle Beziehungskiste werden könnte wird von Ingmar Bergman wie selbstverständlich als oft schwungvolle Screwball-Komödie vorgetragen, ohne auf nachdenkliche, wahrhaftige Momente zu verzichten. Diese komplizierte Gratwanderung gelingt besonders in der ersten Hälfte verblüffend, wenn sich pfiffige konstruierte Szenen, schnippische und gleichwohl sehr kluge, tiefgründige Wortgefechte die Klinke in die Hand geben. Eine stimmige Symbiose bilden, als wäre das keine große Sache. Genau das ist meisterlich, da wahnsinnig schwierig. Ausgewogen in seinen Anteilen wird eine Beziehung, deren Höhen und Tiefen ehrlich reflektiert und trotzdem unterhaltsam, spielend leicht verkauft. Kein Rosenkrieg mit klaffenden Wunden, ein Rangeln um selbst verschuldet-brachliegende Gefühle, mit dem beiden Seiten zu kämpfen haben, ohne darauf zu verzichten, die eigenen Trümpfe dem Gegenüber genüsslich aufs Brot zu schmieren. Man erkennt sofort – auch aufgrund des großartigen Zusammenspiels von Eva Dahlbeck und Gunnar Björnstrand -, dass diese Liebe nur auf Eis liegt, sie sich gegenseitig ihre Verfehlungen vorwerfen um am Ende beide ihre Lektion in Liebe gelernt zu haben. [...]

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                              • 4

                                Merkwürdiges Flickwerk vom vorher unbändigen, frei vor sich hin wütenden Filmmagier Alejandro Jodorowsky, das zum orientierungslosen Altherren-Jahrmarkt verkommt. Verwunderlich wie beachtenswert, das Omar Sharif spielt als ginge es um den Oscar, sein Lawrence von Arabien-Kollege Peter O´Toole dagegen als wüste er nicht (kann man verstehen), wie er da reingeraten konnte. Wie Tim Burton ohne Budget und Idee, wie David Lynch ohne was auch immer er sich zu Bestzeiten in das Morgenmüsli gemischt hat entsteht eine nicht jugendfreie Kinderbuchgeschichte über eine Kanalratte, die das rechtmäßige Erbe vom lüsternen Graf Tutti-Frutti (Christopher Lee) antreten will, der seine Dalmatiner mit Kaviar und Schampus füttert, die bucklige Verwandtschaft dafür mit Suppenknochen abspeist. Der Anfang und seine absurd-klaffende Lücke vom dekadenten Michael-Jackson-Wunderland-Spinner zu dem armen Thronfolger, der den erbeuteten Fisch mit einer Ratte teilt ist noch ganz nett, danach ist es nur noch bunter Leerlauf angesagt, meilenweit entfernt vom erfrischenden, wilden, spekulativen Esprit eines El Topo. Weder richtig experimentell, noch richtig konservativ verwertbar. Bemüht skurril, angstregend chaotisch, ziemlich dürftig.

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                                • 6

                                  [...] Schroffes 70er-Gangster-Kino, dass in vielen Punkten wie eine vereinfachte B+-Variante von Der Pate anmutet, zeitlich exakt zwischen den beiden Genre-Meilensteinen von Francis Ford Coppola perfekt und somit zweckdienlich platziert. Zwar auch basierend auf einer eigenen Romanvorlage, dennoch lassen sich (auch gewollte) Parallelen nicht von der Hand weisen. Mit Al Lettieri und Abe Vigoda tauchen nicht nur zwei sehr markante Nebenrollen-Gesichter dort wie hier auf, die Hauptfiguren ähnlich sich teilweise frappierend. Anthony Quinn wirkt wie Marlon Brando, Robert Forster wie der Hitzkopf-Choleriker James Caan und Frederic Forrest (Apocalypse Now) gibt quasi den Al Pacino. Der sich vom kriminellen Geschehen bewusst distanzieren will um nicht in dessen Teufelskreis zu verenden, dann aber mit Wut im Bauch und kühlen Kopf nach vorne prescht, als es zu persönlich wird. Am Ende fehlt eigentlich nur noch Diane Keaton vor der sich langsam schließenden Tür, die einzige wirklich relevant Frauenfigur wird hier jedoch wie ein weiblicher Macguffin nur als Auslöser des ganzen Schlamassels ins Krankenhaus geprügelt, dann ist sie den Herren (und dem Drehbuch) ziemlich egal. Zweck erfüllt, It’s a Man’s World. [...]

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                                  • Mit jeder Adam Sandler Figur. An der Theke vermutlich unschlagbar.

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                                    • 6

                                      [...] Die Ausstattung ist spartanisch-günstig, gerade die Innenraumszenen der Schiffe bieten nicht mehr als klobige Computer-Attrappen mit ein paar blinkenden Lichtern und merkwürdigem Geräusche-Salat im Hintergrund. High-Tech vom Sperrmüll, wenn sorgsam behandelt gerne direkt zum nächsten Set rüber getragen. Außen sähe es bei vielen anderen Regisseuren nicht entscheidend besser aus, doch Bava macht selbst aus den Pappmaché-Studio-Kulissen ein faszinierend-mysteriöses Setting. [...] Der Plot ist behäbig entwickelt und reizt seine Möglichkeiten nicht mal annährend aus, Atmosphäre und Unterhaltung entstehen fast ausschließlich durch die Fingerfähigkeiten des Regisseurs, dem es tatsächlich gelingt diese hurtig produzierte Weltraum-Geisterbahn aus der Trash-Schiene umzuleiten. Albern oder komisch wirkt Planet der Vampire ebenso wenig wie lieblos oder uninspiriert, trivial und billig ist er natürlich trotzdem, da braucht man sich nichts vormachen. Das Script hat bis auf ein paar vorausgreifende Ansätze (Stichwort: Alien) und eine kleine, sehr nette Schlusspointe wenig im Köcher, will nicht mehr als schnelle Schleuderware sein. Dafür ist er beinah verschwenderisch (bezogen auf die Mühe, nicht das Budget) aufwändig inszeniert, mit vielen guten, ästhetischen Ideen veredelt, wie Blattgold auf Labskaus. Das Auge isst mit, stimmt schon. „Planet der Vampire“ mag offenkundig nicht die Premium-Arbeit von Mario Bava sein, und insgeheim ist sie doch ein unbestreitbarer Beleg seiner herausragenden Fähigkeiten. [...]

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                                      • 3 .5

                                        [...] Sehr gediegen erzählt, hauptsächlich im Gerichtssaal angesiedelt und mit Rückblenden arbeitend, möchte The Whole Truth – Lügenspiel als clever-überraschender Justizthriller im Stil von z.B. Zwielicht funktionieren, versäumt es dabei aber sein Publikum effektiv in die Irre zu führen. Auch aufgrund der Figurenkonstellation ist es viel zu offensichtlich, worauf die ganze Chose hinauslaufen soll, der nicht gerade erst vom Baum gefallene Zuschauer dürfte den Braten recht schnell wittern. Bei einem extrem auf die Pointe und deren Wirkung fokussierten Film mehr als nur eine unglückliche Tatsache. Inszenatorisch und ästhetisch äußerst mittelprächtig vorgetragen, selbst die großen Namen können keinen Glanz ausstrahlen. [...] Selbst wer von der Auflösung noch überrumpelt wird, darf bloß nicht über das vorher Geschehene nachdenken, denn dann tun sich klaffende Logiklöcher auf. Theoretisch ist das alle immer noch möglich, praktisch wahnsinnig unwahrscheinlich. Es gäbe eine wesentlich sinnigere Alternative, die genauso gut/schlecht funktionieren würde und sich nicht diesen unangenehmen, aber zwangsläufig auftretenden Plausibilitätsfragen stellen müsste. So wäre es einfach nur ein formelhafter, anschaubarer Thriller für Zwischendurch, das gewählte Ende besteht dafür kein Kreuzverhör, in dem man den erfahrenen und mal absolut fähigen Drehbuchautor Nicholas Kazan (Die Affäre der Sunny von B., hier als Rafael Jackson…er weiß wohl schon warum) gerne zusammenbrechen sehen würde. [...]

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                                        • 8

                                          [...] Minutiös, detailliert und logisch aufgebaut erschafft Mark Pellington (Zu guter Letzt) ein Musterbeispiel für modernen, zeitgemäßen Suspense, bei dem sich der besagte, pummelige Meister erfreut die Hände gerieben hätte. Perfide wird die Hauptfigur zermürbt, als unglaubwürdig und paranoid präsentiert, die Position des Zuschauers erscheint für die Handlung bald nebensächlich, für die Wirkung ist sie immens. Der Macguffin ist das Was, der Trigger ist das Wie.

                                          Und diesen Abzug betätigt Arlington Road nach seinem akribischen und in der angepeilten Intention geschickt verschleierten Aufbau mit einem Druck, der seines Gleichen sucht. Der eigentlich sehr früh ins Boot geholt Zuschauer wird auf eine ähnlich hinterfotzige Art verladen wie der Held, spätestens da hätte es Hitchcock nicht mehr auf seinem Stuhl gehalten. Das Finale dieses Films ist nicht nur Spannungskino auf seinem Höhepunkt, es ist so unfassbar bitter, logisch und ernüchternd, dass das spätere (reale) Weltgeschehen nur noch erschreckender erscheinen lässt. Alles in diesem Film ist logisch, nachvollziehbar, glaubhaft…und genau dadurch sehr bedrohlich. Brillant, von vorne bis hinten, damals und erst recht heute. [...]

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                                          • 4

                                            „So wie du aussiehst, könntest du über dem Kopf ´ne Hose tragen!“

                                            Zwischen Film-noir-Spoof, Looney-Tunes-Cartoon und Kopf-knallt-auf-den-Tresen-Dachschaden liefert Sam Raimi nach seinem Teufelstanz-Durchbruch einen hemmungslos bescheuerten Unsinn ab, bei dem die gerade selbst mit „Blood Simple“ durchgestarteten Coen-Brüder ihre Finger im Spiel hatten. Das klingt geil, ist aber eher völlig gaga und nicht nur manchmal eine kaum zumutbare Bullshit-Sause. So drüber das es weh tut, ein Ausprobieren abseits der früh hochgesteckten Erwartungshaltungen. Mal schwer peinlich, mal ganz drollig (an Bruce Campbell ist ein ganz großer Comedian verloren gegangen, herrlich!), insgesamt nun wirklich keine Bildungslücke. Aber so doof der ist (und das ist er!), mit erkennbar viel Herzblut gemacht und einigen Anspielungen (Hudsucker), die das Ganze grob erträglich machen.

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                                            • 4

                                              [...] Thematisch ein reizvoller Film, da er sich nicht nur mit einem wenig behandelten Kapitel des Zweiten Weltkrieges beschäftigt, sondern auch seinen Fokus nicht auf die kriegerischen Handlungen richtet. Die kommen vereinzelt vor und sind ansprechend inszeniert, der Schwerpunkt ist auf die politischen, diplomatischen und moralischen Prozesse gelegt. Besonders interessant ist die Position des deutschen Abgesandten Curt Bräuer (sehr gut: Karl Markovics), der ebenso wie die Einheimischen von dem Einfallen seiner Landsleute überrumpelt und sogar schockiert ist, verzweifelt versucht, eine Eskalation der Lage zu verhindern und dabei undankbar zwischen den Stühlen steht. Wesentlich spannender als die des gebrechlichen Königs (von Jesper Christensen ebenfalls hervorragend gespielt), die natürlich die meiste Zeit für sich beansprucht. Aus den veritablen Möglichkeiten entsteht leider nur ein unnötig auf 130 Minuten aufgeblähter Film, der zunächst aufgrund seiner bald dokumentarischen Erzählung erfreulicher Weise nicht sonderlich pathetisch erscheint, es aber mit der Zeit schleichend wird. Zu sehr wird der greise König in die weise Großvater-Rolle gerückt, quälend bedächtig ausgewalzt, mit diesen kleinen Nadelstich-Glorifizierungen aufgehübscht, die einfach irgendwann zu viel des Guten sind. Insgesamt ist der Film oberflächlich zunächst nicht aufdringlich, insgeheim aber spätestens ab der Hälfte und gegen Ende unmissverständlich. Immer ansprechend inszeniert, gut gespielt, aber in Anbetracht seines Potenzials viel zu fahrlässig verschenkt. [...]

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                                                [...] Der Film mit gleich dem doppelten Macguffin, der dafür das doppelte Minus an Spannung erzeugt. Ob Quint nun eine brisante Kassette in einem hochmodernen KITT-Verschnitt oder einen Kochbeutel Reis in einer ALDI-Tüte versteckt hätte ist komplett irrelevant, nur wie man beides wiederbekommt zählt. Wieso dann erst so ein Fass um die Mega-Schleuder aufgemacht wird ist nicht nur wahnsinnig unnötig, es schürt zudem komplett falsche Erwartungshaltungen. [...] Dass die Story notdürftig konstruiert ist und die Logikaussetzer aufgrund von akuter Schlaglochgefahr nicht mal gesucht werden müssen wäre nur bedingt ein Problem, wenn der Film wenigstens folgendes wäre: Spannend. Interessant. Unterhaltsam. Oder wenigstens irgendwas außer die pure Zeitverschwendung. Es ist nur erschreckend, dass ausgerechnet Genre-Meister und Nagelknipser John Carpenter so ein dröges und schnarch-langweiliges Script zusammenschustert. Die angerührte Brühe darf B-Movie-Jobber Harley Cokeliss (Der Kampfkoloss) auslöffeln, eine undankbare Aufgabe die er auch nur gelangweilt hinrotzt. Befreit von erzählerischem Tempo, guten Einfällen oder dem Mindestmaß an Witz (wenn schon sonst nichts läuft, immer eine Option) wird man über 90 Minuten in den erlösenden Schlaf gefoltert. Ein als Science-Fiction-Thriller getarntes Heist-Movie voll mit unsinnigen Momenten, sparsamen und unspektakulären Actionsequenzen, einer komplett überflüssigen Love-Story, handwerklich auf (damaligen) DTV-Niveau. Ganz armselig, selbst für B-Movie-Fans mit Nostalgiebonus nicht mehr zu retten. Das „Beste“ am Film: Linda Hamilton’s abscheuliche Perücke am Anfang, die ist ein echter Hingucker. [...]

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                                                  [...] Wenn sich Burt endlich den Vollbart zugunsten seines typisch-unwiderstehlichen Stecher-Schnauzers stutzt dauert es erfahrungsgemäß nicht lange, bis auch die letzten Dämme brechen. Wie romantisch!

                                                  Das vermittelte Frauenbild schwankt zwischen unbeholfen komisch und eigentlich extrem ärgerlich. Wer das auf die Goldwaage legt kann den Film aufgrund dessen mühelos in der Luft zerreißen. Zugute halten mag man aber, dass es sicher nicht so gemeint ist, nur so ungeschickt montiert wurde das die Lovestory komplett nach hinten losgeht und beinah einer Parodie gleichkommt. Genau genommen ist jeder der dramaturgischen Aspekte von Der Mann der die Katzen tanzen ließ (der Originaltitel – The Man who loved Cat Dancing - klingt übrigens gar nicht so falsch übersetzt, ist aber im Kontext zum Inhalt wesentlich sinnvoller) ein Schuss in den Ofen. Der Protagonist wird im weiteren Verlauf eher unsympathischer als wie wohl anvisiert zum bedauernswerten Mann mit schwerer Vergangenheit (an der nur er schuld ist, und wie!), die Herzdame erscheint wie ein Arschtritt für jede emanzipierte Frau und im Finale häufen sich mehrere kuriose Momente. Lee J. Cobb wirkt als „gnadenloser“ Jäger so motoviert wie der Weihnachtsmann im Hochsommer und lässt am Ende gerne mal Fünfe gerade sein. [...] Hier geht fast alles gnadenlos in die falsche Richtung, trotzdem ist es weder uninteressant (angepeiltem Niveau beim Scheitern zusehen kann ganz spannend sein) noch ohne Unterhaltungswert, der sich gerade aus seinem unfreiwilligen Spaß generiert. Manche Situationen sind echt zum Schießen und es bleibt immer erkennbar, dass Richard C. Sarafian ein ambitionierter Film vorschwebte, der absolut möglich gewesen wäre. Wenn schon wenig klappt, dann bitte so, dass sich drüber schmunzeln lässt. [...]

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                                                    [...] M – Eine Stadt sucht einen Mörder ist unweigerlich als Vergleichsmaterial und wahrscheinliche Inspirationsquelle heranzuziehen, gleichzeitig scheint Jack the Ripper – Scotland Yard greift ein auch mindestens ein Bindeglied zu späteren Klassikern zu sein. Der triebhaft gesteuerte, innerlich dagegen (dezent) rebellierende, misogyne wie heimlich begehrende Mörder unter einem Dach mit seinem potenziellen Traumopfer, wogegen er sich emotional zu stemmen versucht, mit überschaubarem Erfolg bei maximalem Kraftaufwand: Das war auch der Stoff bei Augen der Angst - Peeping Tom und etwas abgewandelt bei Psycho, davon ist dieser Film gar nicht zu weit entfernt. Kombiniert mit den bestechenden Fähigkeiten von John Brahm entsteht ein faszinierender, nicht unangenehm schleichender Thriller mit einigen geschickten Perspektivwechseln. Pendelnd zwischen Täter, drohendem Opfer und Ermittler, wobei der Fokus immer auf der gebrochenen wie unheimlichen Figur der Rippers liegt. Oft aktiv, manchmal passiv, immer präsent. Vermischt mit einer selbstzerstörerischen wie angeblich reinigenden Allegorie über (das) Wasser (der Themse), die eine symbolisch wichtige Rolle spielt. [...]

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