JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
Kommunikation als goldene Waffe, Konfrontation als primitives Blech. Die Fremden sind da und keiner weiß warum. Weil die Mühe des Verstehen-Prozesses gefährlich-zögerlich sein könnte, fremdartiges immer bedrohlich ist und was wir nicht verstehen automatisch einen Abwehrreflex erzeugt. ARRIVAL ist intelligentes Science-Fiction-Kino das sich losgelöst vom Genre-Kontext wie selbstverständlich auf viele vermeidliche Konflikte und angebliche Krisenherde in unserer Welt übertragen lässt. Die nur deshalb solche werden, weil die Furcht vor dem Unbekannten und schwer Verständlichen inzwischen mit feindselig und überfordernd-kompliziert gleichgesetzt wird. Die Chance auf Horizonterweiterung und Fortschritt nicht mal ernsthaft zur Debatte steht, wenn Paranoia und Sicherheitswahn an erster Stelle stehen. Denis Villeneuve spielt mit verständlichen, nachvollziehbaren Emotionen, wenn sie im entrückten Realitätskorsett vorgetragen werden. Die Logik dahinter bleibt aber die gleiche, wenn wir die Grenzen anders auslegen. Zuhören, verstehen, aufeinander zugehen. Immer mit einem Risiko behaftet, aber ist im Zweifelsfall nicht mal der Versuch wert? Der bessere INTERSTELLAR. Am Ende mit einem grob vergleichbaren Hang zum Esoterik-Kitsch, aber wesentlich klüger, greifbarer und mit seinem Verständnis von Zeit, Wahrnehmung und Sinnhaftigkeit dem angeblichen Meisterwerk von Nolan Lichtjahre voraus.
[...] Hearts in Atlantis verfügt über verschwenderisch viele Optionen. Allen voran die wunderbare Chance ein zeitliche relevantes Thema aus der Sicht eines kleinen Jungen zu erzählen, der sich gewisse Zusammenhänge unmöglich in seiner Gesamtheit erklären kann und deshalb Emotionen, eingeschränkte Weltanschauung für ihn sonderbare Momente auf ganz eigene Art zusammensetzt…um sie Jahre später (wie es der Film ja auch beinhaltet, aber nicht einsetzt), rückblickend aufzuschlüsseln. Nein, alles das macht Hearts of Atlantis nicht und ist trotzdem keine komplette Luftpumpe, denn am Ende steht der Enttäuschung ein immer noch handwerklich vernünftiger, gut gespielter und nicht uninteressanter Film gegenüber, der dieses gewisse Gefühl hat, aber nicht richtig versteht, was er hätte sein können. Da bleibt ordentlich was liegen, sehr bedauerlich.
Ein interessantes Kleinstadt- und Zeitepoche-Märchen, das sich allerdings selbst seiner vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten unnötig beraubt und letztlich erscheint wie ein bemühter Versuch. Durch die bedachte Inszenierung – die sich unweigerlich auftürmende Kitsch-Gebilde bemerkenswert umschifft - und reizvolle Grundgedanken ist „Hearts of Atlantis“ aber kein Kandidat fürs Abstellgleis. [...]
[...] Die eigentliche (Rahmen)Handlung von Der Hexenjäger wird eher dürftig oder genau genommen zweckdienlich vorgetragen, großes Spannungs-Potenzial bietet des Film (vermutlich bewusst) nicht, muss nur irgendwas erzählen um grobe Genre- und Zuschauer-Bedürfnisse seiner Zeit halbwegs zufriedenzustellen. Das Augenmerk liegt zunächst eindeutig auf der schonungslosen Darstellung damals allgegenwärtiger Gräueltaten und – was viel schockierender ist – das sie bald nichts Außergewöhnliches mehr darstellen. Gängige Praxis, wie Kammerjägern bei der Arbeit zuzusehen. Das Der Hexenjäger trotz seiner notdürftig dazu gestrickten Story dabei nicht nur zur selbstzweckhaften Schock-Attraktion verkommt, liegt zum einen an der bewusst abstoßend, nicht aufgeilend gewählten Präsentation des Grauens und zum (wichtigeren) anderen an seinem bestechenden Schlussakt, in dem er die zeitlichen Grenzen nahezu aushebelt, eine Brücke zu immer noch aktuellem Geschehnissen schlägt. Das Motiv der Bekämpfung des Bösen ist nur Maskerade, hier wird nur aus persönlichen Interessen gemeuchelt und gemordet, legitimiert durch die Chaos-Theorie in einem „Krisengebiet“, ob nun britischer Bürgerkrieg anno 1645 oder…wähle Zeit und Ort. Der Hexenjäger erreicht fast politische Dimensionen in seinem schroffen Gewand, erzählt neben der eigentlichen Handlung wesentlich klarer nicht was hier passiert, sondern wieso. Und das es mit dem angeblichen „Sinn der Sache“ nichts zu tun hat. [...]
Der extrem spannenden Hauptfigur wird der Film leider nicht gerecht, obwohl (angeblich) alles dafür getan wird, hier einen vergessenen bzw. verschwiegenen, tragischen Helden zu würdigen. Wer genau war dieser Alan Turing, dessen brillanter Geist maßgeblich am Ausgang des Zweiten Weltkriegs beteiligt war und gleichzeitig die moderne Technologie wesentlich beeinflusste? Darauf liefert THE IMITATION GAME auch keine klaren Antworten. Er war wahrscheinlich Asperger-Autist, definitiv homosexuell und hat die Enigma geknackt. Darauf beschränkt sich der Film. Die Enigma wird entschlüsselt (was unterhaltsam ist), der Schlüsselmeister bleibt ein kodierter Sonderling mit dem Außenseiter-Spitzenreiter-Status, dessen Geschichte in einem reinen, ausführlicheren Biopic (was selten ist) wirklich besser aufgehoben wäre. So wird er nicht posthum geehrt, nur zur Schau gestellt und auf seine Eckdaten reduziert, am Ende Oscar-tauglich mit viel Taschentuch-Alarm ins rechte Märtyrer-Licht gerückt. Mit Sicherheit sogar zurecht, aber nicht unbedingt so. Trotzdem ist THE IMITATION GAME kein schlechter, im Gegenteil, ein partiell sogar sehr unterhaltsamer und sehenswerter Film, der aber lieber Crowdpleaser als Portrait sein will. Popcorn-Drama der besseren Sorte, mit einem großartigen Hauptdarsteller, der noch mal den minimalen Unterschied ausmacht
[...] Gar nicht so schlecht gespielt, optisch auch ohne die ganz großen Momente ansprechend inszeniert und mit einem flotten Fummel-Jazz von Riz Ortolani geschmeidig unterlegt weiß Nackt über Leichen das Interesse des Publikums an diesem freizügigen Nackedei-Schmuddel-Suspense zu wecken und durchaus aufrecht zu erhalten, bis er einem (überraschend) früh seine Pointe um die Ohren haut, an der sich gut und gerne die Geister scheiden dürfen.
Vertigo – Aus dem Reich der Toten in einer genau genommen völlig absurden Abwandlung, die so nie und nimmer funktionieren dürfte, trotzdem einen gewissen Reiz hat und erstaunlicherweise halbwegs ihren Zweck erfüllt, bei eineinhalb zugedrückten Augen. Quatsch im Quadrat, aber schön fies konstruiert und im verblüffend früh einsetzenden Schlussspurt besonders spannend, obwohl man meint schon alles gesehen zu haben. Egal wie blödsinnig das sein mag, Fulci rettet seinen Film durch den akkuraten Umgang mit dem Material. Wie er das macht, ist beinah schon wieder clever bzw. lässt erkennen, das gerade im italienischen Genre-Kino öfter dieses WIE wichtiger ist als das WAS. Ausgerechnet als Nackt über Leichen die letzten Hosen fallen lässt und sich dadurch erst endgültig als überkonstruierten Unsinn offenbart, zeigt er plötzlich voller Stolz sein Gemächt. Klingt merkwürdig, ist es auch, aber hey, wenn der Laden läuft sollte man nicht unnötig nachfragen wie das denn bitte sein kann. Ist doch alles prima, so wie es ist. [...]
[...] Knastdramen bilden schon ein eigenes Genre, geben eigene Regeln vor, die dieser Film unnötiger Weise auch erfüllen will, ohne zu wissen wie sie adäquat umzusetzen sind. Sly ist kein ambivalent-sympathischer Krimineller wie z.B. in Flucht von Alcatraz, er ist eher der unfair-inhaftierte Streetworker, der den Baukodex fließendend spricht und ihn bei jeder sich bietender Gelegenheit runterreihert als gebe es kein Morgen, außer es ist Glückskeks-Woche im Hochsicherheitstrakt. Das nehmen seine Jünger (u.a. der sabbelnde Sidekick Tom Sizemore; Der Soldat James Ryan, oder Larry Romano; King of Queens) dankend auf wie Muttermilch und schon bald scharrt der entflohene Sohn seine Apostel um sich, denen er das kleine Einmaleins der Bunker-Bibel nahe bringt. Halleluja! Leider nicht, denn Donald Sutherland genießt als dämonischer Antagonist das ultimative Privileg, konsequent in seiner (einfach gestrickten) Rolle zu bleiben, die er auch bei seinen wenigen Auftritten mühelos beherrscht. Sonst weiß dieser Film nicht wo er denn gerne landen würde. Spinnt sich eine krude Mischung aus Justiz-Drama und plumpen Escape-Thriller zusammen, die weder in die eine oder andere Richtung exakt funktioniert. Hamstert aber immerhin einige kuriose Momente, mit unverblümten Anspielungen auf ältere Stallone-Werke. Flucht oder Sieg und sogar Rocky lassen grüßen, wenn beim Autoschrauben ein unverschämt-geklauter Score-Fetzen gewollte Assoziations-Brücken baut. [...]
[...] Der Omega-Mann greift von allen Verfilmungen am deutlichsten die dystopische, gesellschaftskritische Parabel-Funktion des Romans auf, kreuzt sie mit brandheißen Ängsten und verpflanzt sie somit in einer Art Parallel-Interpretation, die mühelos auf dem aufbaut, was tatsächlich zur Zeit des Kalten Krieges, chemischen Waffen, Energiekrisen, Vietnam und der Panik vor Massenunruhen bis hin zu Bürgerkriegen der einzelnen Schichten theoretisch vorstellbar wäre. Nur theoretisch, aber nicht so weit weg wie Vampire oder anderes Kruppzeug.
Gleichzeitig wirkt der Film auch wie ein seltsamer Hybrid aus teurer Großstudioproduktion und teils anarchistischem, gelegentlich charmant-krudem B-Movie, dass nicht immer die Mitte aus Sozialkritik, Action, (immer noch) Horror und ruhigen Passagen findet, diese aber reizvoll ausstaffiert. Charlton Heston stolziert gerne – ganz anders als damals Vincent Price – als braungebrannter Chauvi-Gockel mit der heißgeliebten Automatik im Anschlag durch das Geschehen, wirkt nicht ansatzweise wie ein Wissenschaftler, schmückt sich zum Showdown sogar gerne mit unpassenden wirkendem Militär-Equipment, aber selbst diese Ausreißer nehmen Der Omega-Mann nicht entscheidend seine faszinierende Stimmung, lassen ihn nur etwas extravaganter auftreten. Was ihn sogar weniger glatt, wilder wirken lassen, da er manchmal zwischen konservativer Ausrichtung, kluger Reflektion und allem davor, dahinter und dazwischen seinen eigenen, merkwürdigen Weg findet, der dadurch noch entrückter und dennoch – so verrückt das klingen mag – viel realer erscheint. Wir sehen die Welt nach dem Tag X, in der alle Überreste aufeinandertreffen. In der Gut und Böse Ansichtssache ist. Es gibt keine Monster, nur verschiedene Lager. Wie vorher theoretisch auch… [...]
[...] Kaum ein Wink mit dem Zaunpfahl ist zu übersehen, spätestens wenn drei bis vier innerhalb kürzester Zeit erfolgen. Der angestrebte Überraschungseffekt verpufft somit wie ein Furz im Wind, da helfen auch halbgare Vertuschungsversuche nichts mehr. Eigentlich ein Genickbruch für diese Art Film, trotzdem ist Das geheime Fenster nicht restlos als gescheitert zu betrachten.
Obwohl das Finale nicht mehr die gewünschte Simsalabim-Wirkung haben kann, der Schlussakkord kann dennoch einen gewissen, wenn auch gedrosselten Effet erzeugen. Das liegt zum einen an der erstaunlichen, kompromisslosen Boshaftigkeit, die sich ohne Scheu über übliche Hollywood-Standards hinwegsetzt und – ähnlich, wenn auch nicht ganz so drastisch wie bei Der Nebel – das ursprüngliche Finale der King-Geschichte dahingehend deutlich übertrifft. Wie schon Mort Raimey in Bezug auf John Shooter’s Manuskript feststellen muss: Es ist das bessere Ende. Ein netter Meta-Gag, neben…also, dass sollte nun wirklich nicht vorher verraten werden. Der ganz große Pluspunkt des Films bleibt aber eindeutig die Besetzung. Neben John Turturro und Mario Bello ganz vorne weg Johnny Depp mit Bad-Hair-Day im Herbst seiner seriösen und bis dahin hochanständigen Filmkarriere, bevor er langsam aber sicher endgültig zur Jahrmarktattraktion und versoffenen Blockbuster-Hure mutierte. Nicht wenige Schauspieler wären an dieser Rolle – auch wegen der ungünstigen Vorarbeit – heftig gescheitert und hätten dem Film richtig reinreißen können, Depp holt beinah noch die Kohlen aus dem Feuer. Das geheime Fenster leidet sichtlich unter überambitioniertem Geplänkel, die ihm mehr schaden als nützen so wie der geringfügigen Eignung für eine Länge von 90 Minuten, aber er bleibt sicherlich anschaubar, auch wenn etwas (zu) enttäuschend.
[...] Geschickt baut Der Zug seine Story wie die Charakterisierung der Figuren, ihre Motivationen und Entwicklungen auf. Vor der Kulisse der letzten Atemzüge deutscher Besatzung entsteht ein als reiner Action- und Spannungsfilm sehr effektiver, intensiver Streifen mit beachtlichen Drucksequenzen, der aber gleichzeitig den moralischen wie logisch konstruierten Konflikt seiner Figuren nicht aus den Augen verliert, darauf sogar eher das Augenmerk richtet. Das erinnert teilweise stark an Henri-Georges Clouzot’s Jahrhundertwerk Lohn der Angst, nur vor völlig anderem Hintergrund.
Bewusst werden sehr kluge Fragen gestellt und die Antworten nicht auf dem Silbertablett, aber genauso unverblümt im Schmutz abseits der Gleise serviert. Wenn ein Bruchteil der - in dem an sich unnötigen Gefechts – gefallenen Männer und Frauen, Franzosen wie Deutsche, neben den Holzkisten stapeln, deren Inhalt natürlich enorm wertvoll ist, materiell, künstlerisch wie als Prestigeobjekte, aber war es das wert? Und besonders jetzt?! Beide Männer sind über’s Ziel hinausgeschossen. Haben sich zu einer Vendetta hinreißen lassen. Aus unterschiedlichen Gründen, dem einen mag man es mehr verzeihen als dem anderen. Sein Antrieb mag nachvollziehbarer, emotionaler sein, aber unterm Strich werden am Ende der Schlacht die Toten gezählt. Alles für die Kunst…oder alles für die Katz? Die Sinnlosigkeit des Krieges, besonders eines eigentlich schon entschiedenen, verdeutlicht Der Zug anhand einer eindrucksvollen Prämisse. Und funktioniert ganz nebenbei als damals moderner und heute nicht minder gelungener Genrefilm einwandfrei. [...]
[...]
-„Wer ist verantwortlich für das ganze Chaos?“
-„Wir haben alles unter Kontrolle!“
Ambulance ist ein schräger Film, da er wie ein frisch gefangener Fisch allen beruhigenden Sehgewohnheiten durch die Finger glibscht und sich immer wieder wild zwischen diversen Ausrichtungen hin und her windet. Auch da lassen sich Parallelen zu Maniac Cop ziehen, der oft wie ein billiger 08/15-Slasher daher schlotzte, aber im Kern eine eigentlich interessante Ausrichtung hatte und bei dem man nie so ganz sicher war, ob das Gezeigte jetzt Absicht oder Unvermögen darstellt. Bei Ambulance muss diese Frage gar nicht gestellt werden. Zwischen einer Folge von Geschichten aus der Gruft, überzeichneter Satire und rasantem Horror-Thriller aus der Blütezeit des VHS-Zeitalters wird herumgealbert, mit bösen Gedankengängen hantiert und diese gleich wieder dadurch entschärft, das sich hier nichts und niemand über Gebühr ernst nimmt. Trotzdem funktioniert der Film als kurzweiliger Reißer, da er lange nicht so blöd ist, wie er sich manchmal bewusst und gerne gibt. Für die ganz späten Groschenfaller bietet er ein famos-irrsinniges Finale, wenn der sadistische Chefarzt persönlich mit dem Krankenwagen durch einen Club brettert.
„Ich muss bekifft sein, aber langsam fange ich an dich ins Herz zu schließen.“
…eigentlich ein Filmzitat, könnte aber auch das Fazit sein. [...]
[...] Teilweise ist Baron Blood ganz nah am Rande des Trash-Beckens gebaut, springt gelegentlich sogar kopfüber rein, nur um in dann fantastischen Sequenzen wieder aufzutauchen. Nach eine holperigen Start werden speziell das hysterische Spiel von Elke Sommer (die ihre extrovertierten Fashion-Week-Outfits selbst bei minimalen Szenen-Wechseln schnell austauscht als die Mode-Polizei erlaubt) und einige kuriose Dialoge (in der lieblosen deutschen Synchro um einiges schlimmer) nicht besser. Für Erbsenzähler ein effektives Trinkspiel: Immer wenn ein deutschsprachiges Schild Fehler aufweist (Demnachst Eröffnung; Schirurgie; Anbote nur Schriftlich; und Schloss sogar vor der Rechtschreibreform ohne ß, bald prophetisch) eine süffige Angelegenheit. Umso faszinierender ist es, wie Bava die Gratwanderung zwischen erzählerischen Mängeln und manchmal albernen Ausreißern aufzufangen vermag, der Film zwischendurch sogar droht ein surreal angehauchtes Referenz-Schnittwerk von inspiriertem B-Movie-Horror und moderner Giallo-Ästhetik zu werden. Und es im Prinzip auch ist. So schusselig-tapsig er manchmal durch die Gegend hinkt, die Präsentation ist meistens eine Wucht. Nicht nur wegen dem Bava-typischen Spiel mit Farbe und Beleuchtung, speziell das wuselige, aber immer taxierte Hantieren mit der Kamera (von extremen Close-Ups, Zooms vor und zurück, weiten und nahe Einstellungen, Vorder- und Hintergrundschwenks, alles hin und her und dabei sehr wohl überlegt) ist großes, kleines Kino von akribischer Meisterhand. Ummantelt mit diversen Ausreißern, die aber schöner kaum unters Volk geschummelt würden könnten.
„Beachten sie bitte die liebevollen Details der Folterinstrumente.“ [...]
[...] T2 Trainspotting ist ein Film über das Heimkehren, das Älterwerden, aber nicht das Erwachsenwerden. Der Ausreißer hat es probiert, ist gescheitert und findet als einzigen Anlaufpunkt den Ort, an den er eigentlich nie mehr zurückkehren wollte. Aber wo soll er hin? Hier ist sein Zuhause, auch wenn sich vieles drastisch verändert hat. Nicht die Menschen, zumindest die meisten, Leith ist nicht mehr das versiffte Drecksviertel. Alles ist moderner, schneller, anonymer, er und seine Freunde scheinen wie ein Relikt vergangener Tage. Born Slippy ist nur noch ein kaum wahrnehmbares Echo irgendwo im Hinterkopf. Boyle’s Film hat den Charakter eines Klassentreffens, auf das man im Vorfeld gar nicht so richtig Lust hat, trotzdem neugierig ist und am Ende froh ist, dass man hingegangen ist. Natürlich schwelgt der Streifen in Erinnerungen, suhlt sich in der Vergangenheit und kann theoretisch als ausgedehnter Fan-Service betrachtet werden, was er auf gewisse Art und Weise auch ist. Und doch ist es viel mehr. Alles kommt einem bekannt vor, man begegnet seiner Jugend und kommt im selben Zuge zu der melancholischen Erkenntnis, dass nichts mehr so ist wie es mal war. Nur man selbst ist nicht entscheidend von der Stelle gekommen. Älter, etwas ruhiger, nicht mehr so sorglos, aber inzwischen reicht es nicht mehr ganz optimistisch Ja zum Leben zu sagen, das schon lange nicht mehr geantwortet hat. [...]
[...] Der Unsichtbare (in dem Fall ein fälschlicherweise des Mordes verdächtigter Boxer) unterstützt Costello bei dessen Ring-Fight mit einem harten Mittelgewichtler. Mit einigen minimalen Schmunzlern ausgestattet stellt diese Sequenz tatsächlich den Höhepunkt einer öden Lachnummer dar, die sich allerdings auch kaum über altbackenen TV-Sketch-Niveau bewegt. In seiner stupiden, infantilen Naivität möchte man den Blödsinn gar nicht so böse sein, was ihn lediglich einen geringen Rest-Charme bewährt. Das hier absolut mehr drin gewesen wäre steht außer Frage, um wieder auf Abbott und Costello treffen Frankenstein zu verweisen. Dort funktionierte die Kombination aus harmlosen, überdrehten Unfug und gleichzeitiger Horrorfilm-Parodie zeitweise erstaunlich gut, mit einigen netten Anspielungen, hohem Tempo und präzisen Timing. Fast all dies lässt dieser Streifen schmerzlich vermissen. Es wirkt so, als hätte man das gesamte Pulver für eine derartige Kreuzung bereits beim Erstling verschossen und drückt die Nummer nun einfach irgendwie durch, denn schließlich gibt es noch genug Möglichkeiten für weitere Lizenz-Hybriden. [...]
[...] Der Unsichtbare nimmt Rache verlässt sich wieder auf klassische Themen des Horrorfilms statt auf diverse Genre-Ausbrüche und erledigt diesen Job äußerst zufriedenstellend. Back to the Roots. Ein gottesgleicher Wissenschaftler ganz im Frankenstein-Stil erntet, was er sät. Schafft eine Kreatur, die er nicht mehr unter Kontrolle hat und schaufelt sich damit sein eigenes Grab. Das Motiv des „Monsters“ scheint nachvollziehbar, bis es/er den Bogen deutlich überspannt und ein effektiver Sympathieumschwung stattfindet. Vorher erscheint Robert Griffin wie ein bemitleidenswertes Opfer, im Laufe der Handlung wird er zum sadistischen Mörder, unsichtbarem Stalker und nah an der Grenze zum Triebtäter, wenn er die hübsche Tochter seiner Feindbilder begehrt. All das vermittelt der Film in der üblichen Kürze damaliger Genrestreifen effektiv, mit wieder deutlich mehr Fokus auf Atmosphäre und Boshaftigkeit. Der gewohnte Humor der Reihe ist durchaus noch enthalten, diesmal wesentlich homogener und dezenter eingewoben als zuvor, auch da erinnert dieses Sequel stärker an das Original als alles dazwischen. Freunde des Old-School-Gruselfilms dürften sich hier wieder zuhause fühlen, gerade da der Film auch einige sehr schöne, kreative Momente parat hält, um die visuelle Stärke der Unsichtbaren-Serie deutlich hervorzuheben (Stichwort: Aquarium und Mehl um die Nase). [...]
[...] Schon spannend, wie sich das Zickzack-Franchise immer wieder neu erfindet. Das Original Science-Fiction mit deutlichem Einschlag im Horrorfilm, Der Unsichtbare kehrt zurück mehr Whodunnit-Krimi, Die unsichtbare Frau ein alberner Screwball-Persiflage-Versuch, jetzt ein Spionage-Film mit brandaktuellem Bezug, der das Thema aber natürlich auch nicht wirklich seriös betrachtet oder dem es daran gelegen ist, aus der reizvollen Prämisse einen richtig cleveren Thriller zu basteln. Aber verglichen mit dem haarsträubenden Vorläufer ein deutlicher Schritt nach vorne. Die Ausgangslage reicht für ein recht schmissiges B-Movie aus, handwerklich ist das ganz gut anzusehen, nur hätte dieser Schnellschuss tatsächlich viel mehr Potenzial, als er letztlich herauszuholen vermag. Es wird wieder mehr auf Spannung und Stimmung gesetzt, der für die Reihe übliche Humor ist wieder angenehm und angemessen gedrosselt und das Finale mit seinen zahlreichen Pyroeffekten ist für seine Zeit gar leicht spektakulär.
Eine Absurdität am Rande: Peter Lorre (M – Eine Stadt sucht einen Mörder) ist als durchtriebener, sadistischer Schurke zu sehen. Na und, alles wie immer? Er spielt keinen Deutschen, sondern einen Japaner! Die restlichen Japaner werden von Asiaten verkörpert, haben aber auch keinen Text und stehen bzw. fallen dekorativ im Hintergrund um. Dieser alte, unverblümte Hollywood-Rassismus, nicht minder seltsam wie so manche Filme dieses Zeitraums. Von denen ist Der unsichtbare Agent definitiv einer der besseren. [...]
[...] Die Effekte sind selbstverständlich für einen Film des Jahrgangs 1940 immer noch beachtlich, allerdings ruht man sich klar auf der Vorarbeit aus und kann dem ehemaligen Spektakel nichts hinzuzufügen. Im Gegenteil, das ist inzwischen bald schon erprobter Standard, der nach zwei (auch in der Hinsicht deutlich besseren Teilen) nicht mehr großartig staunen lässt. Damit wären die Pluspunkte (den Stilbruch kann man als Versuch rudimentär gelten lassen) schon abgehakt, der Rest grenzt manchmal an Folter. Es ist ein Kind seiner Zeit, da mag man über die furchtbaren Rollen-Klischees von Männlein und Weiblein gerade noch so hinweggucken, nicht aber über diesen zeitlos witzlosen Klamauk, das affige Rumgehampel und diese ätzende Nebenfiguren (unter den Ganoven übrigens auch Shemp Howard von den Three Stooges). Notdürftig zu einer Story-Pampe um einen schusseligen Wissenschaftler, einen Pleitegeier-Playboy, ein unpünktliches Model ohne Schluckspecht-Qualitäten und vertrottelte Möchtegern-Gangster gepresst. Ein bestimmtes Publikum wird er damals vielleicht erreicht haben, heute reicht das maximal noch für’s Seniorenkino im Pflegeheim und unerschütterliche Nostalgiker mit geringem Anspruch zum Sonntagskaffee. [...]
[...] Auch wenn es in neue Bandagen gewickelt ist, das Konzept bleibt identisch, diesmal nur wesentlich harmloser und weniger spektakulär als 1933. Die Effekte sehen gut aus, haben sich seit damals aber kaum weiterentwickelt (was nur noch mehr für die sensationelle Qualität des Originals spricht). Es liegen hier immerhin 7 Jahre dazwischen und zu einer Zeit, als das Medium Film sich sprunghaft nach vorne entwickelte. Das ist kein echter Makel, aber Der Unsichtbare hatte einige wahnsinnige Momente, die das Sequel so nicht parat hält, allein von der Präsentation. Zudem stört es im direkten Vergleich etwas, dass der vorher noch im puren Amoklauf mündende Wahnsinn mehr oder weniger durch ein zielgerichtetes Motiv gerechtfertigt wird. Der Vorgänger funktionierte trotzt seiner humorvollen Sequenzen als Horrorfilm ausgezeichnet, da dem geringfügig sichtbaren Protagonist selbst das Notstromaggregat durchknallte und (Massen)Mord zum lüsternen Hobby wurde. Böse, zynisch, ab und zu erheiternd, diese kuriose Mischung macht diesen Film bis heute herausragend. Diese schwierige Gratwanderung gelingt hier nicht so einwandfrei, obwohl er absolut seine Momente hat und als flüssig vorgetragene Genre-Kost auf technisch hohem Niveau immer noch sehenswert ist…wenn denn genug Rauch oder Regen anwesend sind. Das Vincent Price (Das Haus auf dem Geisterhügel) fast ausschließlich nur im Tonstudio stehen musste, ist allerdings sehr verschwenderisch. Das wäre ihm 20 Jahre später nicht mehr passiert. [...]
[...] Obwohl William Wyler bemüht ist die Mittel des modernen Kinos zu nutzen, was sich speziell im „vorgezogenen Showdown“ zwischen Gut und Böse über den Dächern der Slums prägnant äußert und spätestens hier als Vorbote des später folgenden Film noir zu definieren ist, seine Bühnenherkunft kann er unmöglich verleugnen. Die Kulissen (in spartanischer Form), die Auf-und Abgänge der Figuren sind problemlos so auch auf dem Theaterparkett ausführbar. Was nicht weiter tragisch ist, denn Sackgasse ist erstens dennoch für seinen Jahrgang technisch äußerst versiert vorgetragen und zweitens sowieso ein Werk, der von seinem Inhalt, dem aktuellen Zeitbezug lebt und das große, soziale Dilemma der ausgehende 30er treffend formuliert. Jede Figur in diesem Film ist unzufrieden mit der Situation, obwohl sie alle einen ganz eigenen Weg suchen oder vermeidlich gefunden haben um ihr zu entfliehen, schlussendlich stranden sie alle wieder im Dead End. Sehr versöhnlich gibt Wyler am Ende eine Perspektive auf, das Ehrlichkeit, Charakterstärke und Demut ein Ausweg sein kann, was natürlich etwas naiv gedacht ist, gerade da das vorher Gezeigte eben das als Träumerei desillusioniert. Aber gerade als es vielen potenzieller Zuschauer nicht unbedingt besser ging (oder manche das Leben da draußen eventuell mit anderen Augen sehen könnten), ist das nicht die schlechteste zu transportierende Botschaft. [...]
[...] Natürlich bezieht sich der Film theoretisch auf große Vorbilder. Von den bizarren, geistigen Creature-Vorlagen eines H.P. Lovecraft (Der Re-Animator), dem sexualisierten, triebhaften Body-Horror der frühen Cronenberg-Werke (Rabid) bis zu schlichten, aber immer noch präsenten 70er und 80er B-Movies wie z.B. Basket Case…die auch nicht mehr gekostet haben können als dieser Film, der – auch bei gestiegenen Betriebskosten – einfach unverschämt schrecklich inszeniert wurde. Bis auf die Grundidee ist hier alles eine reine Zumutung, lediglich die handgemachten Effekte mag man noch beschützend schonen, denn das ist nun wirklich mit wenig Geld wohl nicht besser zu machen und so gesehen völlig okay. Der Rest - von den unterirdischen Darstellern, den Dialogen und der Discounter-Optik auf Scripted-Reality-Niveau, der lieblosen Verschwendung eines ganz reizvollen Gedankens -, wird zu Durchhalteparole und der Hoffnung auf diesen kleinen Moment, wenn der Film auch nur geringfügig seinen Idolen gerecht wird. Pustekuchen. Als in der letzten Szene mal ganz kurz eine vernünftige Situation entstehen könnte, wird man prompt mit einem ultra-billigen CGI-Effekt aus dieser Gurke rausgeschmissen, was stellvertretend für das gesamte Werk steht. Theoretisch ganz nett, praktisch katastrophal von vorne bis hinten und einzig am Leben erhalten durch das verzweifelte anbiedern an Klassiker des B-Movie-Horrors, die mit (damals) vergleichbaren Möglichkeiten zu Referenzwerken wurde. [...]
[...] Schon mal einen Film von Astron-6 gesehen…pardon, erlebt? Hier in erster Linie vertreten durch Adam Brooks und Matthew Kennedy. Regisseure, Autoren und Hauptdarsteller in Personalunion, wie schon bei ihrem geschmacklosen, blasphemischen Rape & Revenge-, Serienkiller-, What-Ever-Bullshit Father’s Day, der alle Regeln des guten Geschmacks sprengte und Unterhaltungs-Niveau ganz exklusiv interpretierte. Auch The Editor erfordert ein gewisses Zugeständnis an ihre Art des Filmemachens, dass nicht jedermanns Sache sein kann und will, sich hier sogar ganz speziell an Kenner des Giallo oder des italienischen Genre-Kinos der 70er richtet und dessen Besonderheiten mit dem Mut zur sonst unausgesprochenen Wahrheit genussvoll durch den Kakao zieht. Auf die Spitze treibt. Immer dann, wenn im Giallo etwas mit dem benötigten Kopfnicken als gegeben abgesegnet wird, bohrt The Editor ohne falsche Subtilität einfach nach und entlarvt dadurch das Genre als eine Anhäufung von Ungereimtheiten, Klischees und eigentlich sogar schlimmen Gender-Mustern, die überspitzt, gebrochen und sogar der Lächerlichkeit preisgegeben werden…und trotzdem ist dieser Giallo-Spoof wesentlich besser als all diese Möchtegern-Lobpreisungen, die sich ihrer Dummheit nicht mal bewusst sind. [...] Wer noch nie einen Giallo gesehen hat oder das Genre generell dämlich findet, wird den Reiz dieser absurden Groteske kaum verstehen. Für die Randgruppe zum Teil ein Fest. Zum Teil, aber dann mit Wucht.
[...] So weit, so naja, denn bis auf einen eigenwillig-schrulligen Ansatz, sichtlichem Aufwand bei der Ausstattung (was man sich auch hätte sparen können, die Story könnte prinzipiell in jedem Jahrzehnt spielen) und einem verwunderlich engagierten statt (verständlicher) frustrierten Roger Moore zögert The Quest – Die Herausforderung nur das Unvermeidliche heraus: Ein Mann-gegen-Mann-Turnier verschiedener Nationalitäten und Kampfstile (Afrika läuft dort übrigens als ein Land, aber gefühlt jeder asiatische Staat ist einzeln vertreten; der Deutsche kommt gleich mit Zeppelin und Pickelhaube), im Schlepptau von Jean-Claude schmuggelt sich eine Reporterin ins Publikum des illegal-elitären Fight Clubs…huch, ist das nicht dieselbe Geschichte wie bei Bloodsport? Ja, exakt, nur eben im Jahr 1925, mit mehr unnötigem (da nicht sinnvoll genutztem) Story-Ballast drum herum und vom Regisseur Van Damme sogar in den Kampfsequenzen sehr dürftig in Szene gesetzt. Selber Prügeln ist dann doch wohl anders als die entsprechenden Bilder einzufangen. Lahme, schwach geschnittene Action mit überflüssigen Slowmotions füllen den letzten Akt des Films aus, bei dem nur Roger Moore sehr dezent gedrosselte Qualität ausstrahlt. Der Meister persönlich versucht derweil so verkniffen eine Mischung aus exotischem Abenteuerfilm, Martial-Arts-Action, etwas Humor und sogar leichter Sentimentalität auf die Beine zu stellen, wovon nichts richtig funktioniert und er selbst immer angestrengt in die Kamera stiert, sichtlich gehemmt durch den selbstauferlegten „Anspruch“, was bei Van Damme immer tödlich ist. [...]
[...] Laut, bunt, völlig Over-the-Top und niemals auch nur versehentlich eine Sekunde ernst gemeint, was tatsächlich der große Pluspunkt dieses Kasperletheaters ist. Während die kurz danach erschienene Mortal Kombat-Verfilmung erstaunlicherweise doch wirklich versuchte nicht zu weit vom Spiel abzuweichen (hat ja prima funktioniert) macht de Souza bewusst eine komplett bescheuerte Sause daraus, bei der es keine guten Kampf- oder Actionszenen generell zu sehen gibt, dafür einen Menge Blödsinn von entwaffnend hemmungsloser Ehrlichkeit.
Die Geschichte taugt selbstredend nichts, die Schauwerte sind äußerst begrenzt und wenn überhaupt auf 90er-DTV-Niveau (das hier hatte einen Kinostart), das ist alles ganz großer Käse, aber so rücksichtlos und ohne falschen Eitel mit einem fette Juchhu! in die Manege geschissen, das hat schon wieder was. Jean-Claude Van Damme ist eigentlich auch nur dann gut, wenn er selbst vorher schon merkt, dass er bloß nicht auf echten Schauspieler machen muss und das Ganze mit einem ironischen Lächeln runterreißen kann. Pop-Sternchen Kylie Minogue (San Andreas) ist so lächerlich, das man ihr beinah Absicht unterstellen könnte und wer ohne Wenn und Aber großartig ist: Raúl Juliá, für den es leider sein letzter Kinofilm war. [...] Um es nochmal und ausdrücklich zu betonen: Von einem guten Film ist Street Fighter – Die entscheidende Schlacht ganz weit entfernt. Aber nicht so weit wie andere Filme, die sich diesen Schuh ernsthaft anziehen wollen. Er verfügt immerhin über so viel Ironie und eine gesunde Selbstwahrnehmung, dass er sich lieber gleich über sich selbst lustig macht. Das muss man nicht mögen, aber zumindest etwas Respekt zollen ist dafür schon angemessen. Es muss ja nicht viel sein.
[...] Manchmal möchte man glauben, Roger Vadim ist der Verstand in die Hose gerutscht oder auch umgekehrt, am Set wurden bewusstseinserweiternde Substanzen schon mit (oder statt) dem Morgenkaffee gereicht oder – um hier jede Schuldfähigkeit von sich zu weisen – alle Beteiligten müssen gehörig einen an der Waffel gehabt haben. Selbst wenn es so gewesen ist, das Endprodukt ist dennoch, oder gerade deshalb, einmalig geworden. Aber das wäre zu einfach gedacht, denn Barbarella ist eigentlich die Celluloid-gewordene Science-Fiction-Fantasie der frühen 68er-Bewegung. Ein Schrei nach Aufbruch, dem Entdecken neuer Lebensmodelle, weg von der spießigen Langeweile und Prüderie der modernen Zivilisation und ein demonstrativer Schmähgesang auf Machthunger, Krieg und die selbstzerstörerische Natur des Menschen. Während auf der Erde absolute Idylle herrscht, aber alle die Lust und Leidenschaft verlernt haben, dominiert auf der anderen Seite des Universums das Böse. Versorgt und gleichzeitig durch seine Niederträchtigkeit Nahrungsquelle für das gallertartige Mathmos, die Essenz alles Schlechten in dieser Welt. Zwei Extreme, von denen keines wirklich erstrebenswert ist.
Liebe und Sex verleihen Flügel. Während Barbarella - aber auch ihr blinder, gefallener „Schutzengel“ Pygar (John Phillip Law, Von Mann zu Mann) und am Ende sogar die Schwarze Königin - sich dessen bewusst wird und sogar Duran-Duran’s sadistische Orgasmus-Folter-Orgeln zum Durchschmoren bringt, zerstören sich die Tyrannen und die vertrottelten Revolutionäre gegenseitig, da Krieg und Gewalt keine Lösungen sind. Da unten geht die Bombe hoch, sie reiten auf den Schwingen der Liebe davon. Alles andere ist tödlich…oder todlangweilig. [...]
Eigentlich hat Kevin James zum exakt richtigen Zeitpunkt seine Erfolgs-Sitcom KING OF QUEENS beendet - das schaffen nicht viele -, nur um dann eine Gurke nach der nächsten zu drehen. DAS SCHWERGEWICHT ist nicht so schlimm wie z.B. DER ZOOWÄRTER. Schlimm ist dieser Film gar nicht, niemals. Nur stinklangweilig und komplett unnötig. James bekommt aus dem Sandler-Freundeskreis-Fond offenbar immer die Projekte zugeschustert, die der Chef nicht (alleine) machen kann/will, da er dort nicht über die Stränge schlagen darf. DAS SCHWERGEWICHT ist ganz brav, (nicht nur) an der Grenze zum moralinsauren Familienausflugskino, bei dem die harmlosen Gagversuche sich oft kleinlaut-unbemerkt aus dem Saal stehlen müssen, da alle ihre Lachaufforderung verpasst haben. Bei guten Filmen kann man das subtil nennen, hier ist es pures Versagen. Ein Anti-Lehrer der Marke Mir-doch-egal lässt sich als Schweinehälften-Ersatz durchs Octagon prügeln. Eigentlich weil er doch ein herzensguter Kerl ist, andererseits steigen so auch die Chancen bei der scharfen Latina-Kollegin. Wie auch immer, das ist die Mettwurst-Kindervorstellung von WARRIOR, nur ohne den Kampfkoloss Tom Hardy…und eigentlich alles andere. Man vermisst schon den brachialen Fäkalhumor aus dem Hause HAPPY-MADISON, da dieser Film so anstrengend und schläfrig nett sein möchte, ohne auch nur eine vernünftige Idee selbst mitzubringen. Denn Film kann man bedenkenlos seinen Kindern zeigen und zwei Stunden irgendwas Sinnvolles machen – Wendecover umdrehen oder so – und am Ende sind alle glücklich. Die Kids (vielleicht), das Filmregal ohne FSK-Flatschen und Kevin James, der inzwischen von so was gut lebt.
[...] Viel Drunter und Drüber, hektisches Kleiderwechseln und Make-up-Abwaschen- oder Auflegen, ja, das gehört zu so einem Film natürlich dazu, aber seine besten Momente bezieht er nicht dadurch. Saukomisch und treffsicher sind besonders die Szenen zwischen Michael und seinem Agenten (Sydney Pollack selbst, das wollte er sich wohl nicht nehmen lassen), komplett ohne Perücke und Alte-Jungfer-Fummel. Denn Tootsie lebt nicht von den zu erwartenden Humoreinlagen (und auch die sind für das „Genre“ eher dezent, nicht überstrapaziert), setzt ein paar smarte Spitzen auf den Wahnsinn Showgeschäft, amerikanisches und männliches (Klischee?)Gedankengut und lässt seine Hauptfigur eine recht plausible Charakterentwicklung durchlaufen. Der sich selbst überschätzende, pseudo-intellektuelle und doch auch nur ein schürzenjagender Schauspieler/Kellner Michael lernt durch den radikalen Seitenwechsel eher beiläufig, aber effizient sich und sein bisheriges Auftreten zu reflektieren, um am Ende (vielleicht) aus der Chose als besserer Mann herauszugehen. Da ist Tootsie wesentlich überlegter als übliche Crossdresser-Possen mit weggeklemmten Penis, über die ganze Laufzeit sehr charmant ohne peinlich zu werden und vor allem: Fabelhaft besetzt. [...] Aus einer banalen, aufgewärmten Idee holt der Film einiges raus. Dank gekonnter, wenn auch in letzter Konsequenz nicht gänzlich ausgenutzten Seitenhieben, einem guten Timing, flotten Dialogen und besonders dem exzellenten Cast ist Tootsie ein amüsanter, teilweise cleverer Zeitvertreib. Über mehr muss aber nicht ernsthaft diskutiert werden.