JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • Exakt auszumachen ist das nicht, da lose Erinnerungen an frühe Filmerfahrungen natürlich prägend sind, aber nicht unbedingt diese intensive Leidenschaft hervorgerufen haben (müssen). Als Kind würde ich Bud Spencer & Terence Hill nennen, im ungefähr gleichen Alter habe ich aber auch Halloween, Nightmare on Elm Street, Terminator und Tanz der Vampire gesehen, die mich wohl wesentlicher beinflusst haben. Neben Zurück in die Zukunft, Gremlins und der Indiana Jones-Trilogie. Der Rest hat sich dann entwickelt.

    11
    • 9

      [...] Onibaba – Die Töterinnen ist zum Teil Anti-Kriegsfilm, klassische Dreiecksgeschichte um Verlustängste, Eifersucht, Neid, Verrat und Rache, eine Studie gesellschaftlicher Missstände, Armut, akuter Existenznöte und die Rolle der Frau in einer von Männern beherrschten Welt, moralische Parabel, Liebesfilm und sogar mit glaubensrelevanten Versatzstücken versehen.

      Das klingt nach einer erschlagenden, vielleicht sogar überfrachteten Cineasten-Masturbationsvorlage, verwebt seine mannigfaltigen, von Trostlosigkeit und Grausamkeit geprägten Themenkomplexe aber so empathisch-nachvollziehbar, dass dieser Film nicht mal kurzzeitig droht etwas – sagen wir mal vorsichtig - „anstrengend“ zu werden. Beeindruckend wie die famosen Bildkompositionen eines einschließenden, buchstäblich gefangenhaltenden, fast subkulturell anmutenden Niemandslandes mitten im gespenstisch wehenden Schilf ist die zeitlose Bedeutung von Onibaba – Die Töterinnen, denn letztlich ist jeder Aspekt der Geschichte weder veraltet noch nicht von ihrem reinen Inhalt reibungsfrei, universell übertragbar ins Hier und Jetzt. Ohne eigenes Verschulden, durch „höhere Mächte“ in Not geratenen Figuren müssen sich mit den Gegebenheiten arrangieren, finden Wege, die nur dann wirklich diskussionswürdig sind wenn es noch realistische Alternativen gäbe und verfangen sich aufgrund von ganz natürlichen, menschlichen Grundbedürfnissen – sei es reiner Selbsterhaltungstrieb oder Geborgenheit – in einen Teufelskreis, der unweigerlich Schlimmes heraufbeschwört. Alles an diesem Film ist greifbar, echt, tiefgründig analysierend und erschütternd. Ein großes Meisterwerk, dessen überragendes Finale lange nachwirkt und sein eigenes Kapitel in der Filmgeschichte sicher haben dürfte. [...]

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      • 4

        Weder ein Sequel, Remake oder Reboot, von allem ein Bisschen und doch nichts richtig. Wild zusammengefrickelter Zeitreise- und Paralleluniversum-Krautsalat, dem man nur wirklich in Gänze verstehen kann, wenn man die Vorgänger (bzw. die ersten beiden Teile, der Rest wird quasi ignoriert) kennt. Ironischerweise kann man ihn dann wohl kaum mögen. Der Überraschungseffekt durch Abweichungen von der bekannten Spur macht am Anfang kurz Spaß und weckt das Interesse mehr als erwartet, bis es zum stumpfen Abklappern ikonischer Momente verkommt, die nicht ansatzweise an ihre Vorlagen heranreichen. So weichgezeichnet wie die CGI-Visage von Arnie ist auch der „eigene“ Plot, der mit der apokalyptischen Beklemmung von Cameron nichts mehr zu tun hat. Soap-ähnliche Zwischenmenschelein auf Teeniefilm-Niveau zwischen den schwach besetzten „neuen“ Sarah & Reese, Actionsequenzen die trotz der modernen Möglichkeiten die wohl ödesten der gesamten Reihe sein dürften, ein hilfloses Langhangeln an neuinterpretierten Szenen, das man nicht mehr als Hommage verstehen kann. Das ist manchmal beinah unverschämt, zumindest so belanglos runtergekurbelt. Lieber auf Humor bauend als auf grimmige Weltuntergangsstimmung, wenn sonst nichts hinhauen will. Das ist noch gerade so konsumierbares Blockbuster-Gedöns in dem immer irgendwas passiert und deswegen auch nicht langweilig wird, aber seinen großen Vorbildern natürlich komplett unwürdig. Zudem selbst für Zeitreisefilme versehen mit wahnsinnigen Ungereimtheiten, die einem schon auffallen sollten, wenn man so einem Film auf die Beine stellt. Aber wen wundert’s bei dem ganzen Hin-und-Her, Drunter-und-Drüber, Vor-und-Zurück und dann doch wieder alles auf null…oder doch nicht? Für das Potenzial ziemlich dürftig, ohne Cameron ist das Terminator-Franchise einfach nur hübsch poliertes Blech.

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        • 3 .5
          JackoXL: Moviebreak 08.06.2017, 19:59 Geändert 08.06.2017, 20:15

          Das Ti West sich im Nachhinein von diesem Film distanzierte ist absolut verständlich, aber es wäre sehr interessant zu wissen, was er sich denn eigentlich vorgestellt hat. Schließlich hat er ja auch am Drehbuch mitgeschrieben und alle hier verwendeten Szenen gedreht. Zu erfahren wie man durch eine individuelle Schnittfassung daraus einen „ganz anderen Film“ machen soll dürfte spannender sein als CABIN FEVER 2 egal in welcher Version. Der gewollte Stilbruch zum Original ist durchaus mutig, deshalb aber nicht gut. Das ist oftmals ziemlich billiger Plunder mit schrecklichen Schauspielern und derben Humorkrepierern, aber manchmal meint man darunter einen Ansatz zu erkennen. Ein bewusst brutal überzeichnetes Prom-Night-Massaker als sich von Klischees ernährende (und manchmal gar diese (er)brechende)Teen-Horror-Parodie, bei dem zumindest ganz ordentliche Gekröse-Effekte rausspringen. Gerne geschmacklos und damit gelegentlich sogar erst erträglich, dennoch ein sehr sonderbarer Film, bei dem eindeutig zu erkennen ist, dass das so sicher nicht geplant war. Die Frage wie sonst bleibt ein Rätsel, das wohl nur Ti West auflösen kann. Aber der hat inzwischen ja Besseres zu tun, Gott sei Dank.

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          • 4
            über 31

            [...] Reichlich Material für interessante Trailer, die zusammengefügt wirken wie eben das: Ein Flickenteppich. In seinem erprobten 70er-Ambiente führt Rob Zombie die aussterbende Hippie-Kultur in Form eines Quintetts mittels einer sonderbaren Low-Budget-Running-Man-Show für barocke, satanistisch angehauchte Witzfiguren (wie immer in vorderster Front für so was: Malcolm McDowell) zur Schlachtbank. [...] Es wird gesägt, gefressen und gehackt, in rüdem White-Trash-Assi-Format geflucht und gelitten, grobkörnig und grobschlächtig ins rechte, schmutzige Bild gesetzt. Mehr assoziativ als durchdacht zitiert und interpretiert Rob Zombie nicht mehr das Terror-Kino vergangener Tage, reflektiert sich maximal nur noch notdürftig selbst durch das gebrochen Licht auf schmutzigen Windschutzscheiben.

            Das ist Fanservice, nichts weiter und dann muss man fragen, für welche Fans denn überhaupt. Sicher nicht für die, die unter seinen Filmen bisher immer noch den Subtext, die Inspiration, die Neuinterpretation erkannt haben. Die sehen gelangweilt dieser wilden, konfusen und belanglosen Geisterbahn ohne Schützenfest-Freigabe zu und fragen sich, wo denn bitte der Rob Zombie geblieben ist, der das Genre so liebt und ihm bisher diese Liebe wiedergegeben hat. 31 wirkt eher wie ein Film von Rob-Zombie-Fan-Boys, die ihr Gespartes zusammengeworfen haben und ihrem Idol einen Geburtstagsgrus senden. So gesehen ganz nett, wenn es denn der Fall wäre. [...]

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            • 4 .5

              [...] Nach dem hoffnungsvollen Start geht dem Streifen leider viel zu schnell die Luft aus. Sichtlich bemüht das moralische Dilemma seiner Hauptfiguren stärker in den Mittelpunkt zu rücken fällt der Plot im Gegenzug sehr überschaubar und wenig einfallsreich aus, darüber hinaus gespickt mit einigen zumindest eher geringfügig nachvollziehbaren Handlungsweisen. Kwedar möchte sicher keinen reinen Genrefilm machen; die Hoffnungslosigkeit im (Überlebens)Kampf mit dem gesichtslosen, allgegenwärtigen Gegner namens Kartell soll dem Zuschauer anhand des Schicksals der Protagonisten verdeutlicht werden. Ein Kampf gegen Windmühlen, ein sich stetig im Kreis drehendes Hamsterrad, in dem jede Bemühung dem zu entfliehen das Unvermeidliche nur beschleunigt: Irgendwann brichst du zusammen, gewinnen können nur sie.

              Unter dem Gesichtspunkt sind die letzten Minuten von Transpecos noch als relativ gelungen zu bezeichnen. [...] In seiner trockenen Klarheit weiß der Film da einen Treffer zu platzieren, die er auf dem Weg dahin oft vermissen lässt. Ob als Polit- und Gesellschaftsdrama oder schlicht als Thriller betrachtet, er hat über seine Kernzeit sonst zu wenig zu erzählen und dürfte kaum länger in Erinnerung bleiben. [...]

              7
              • 2 .5

                WHITE HOUSE DOWN war schon nicht wirklich gut, aber nach der Nummer hier steigt der doch gefühlt um mindestens 1-2 Punkte. OLYMPUS HAS FALLEN ist im Prinzip die gleiche DIE HARD-Variante, nur wesentlich grimmiger, reaktionärer und von jedweder Form der Selbstironie so weit entfernt wie Gerald Butler von einer guten Rollenauswahl. Sämtliche Plot- und Logikungereimtheiten mal ausgeblendet (und das sind viele!) ist selbst dann bemerkenswert, mit welcher eigentlich als ausgestorbenen geglaubten RAMBO 2 & 3 bzw. MISSING IN ACTION-Selbstgerechtigkeit dem puren Bösen der schlitzäugige Schurkenschädel eingetrümmert wird. Die greise, fassungslose Führungsetage starrt hilflos vor sich hin, die verkohlte US-Flagge weht pathetisch im Wind, aber dieser eine Mann hat ein Messer und Eier in Red, White & Blue, nun heiligt der Zweck eh alle Mittel. Antoine Fuqua kann bekannterweise Action inszenieren (obwohl einige CGI-Szenen für die Größenordnung ziemlich armselig wirken), sonst ist das eine hochnotpeinliche Selbstbeweihräucherung mit einem nicht nur fragwürdigen Menschen-, Moral- und Gerechtigkeitsbild, vollgestopfte mit marktschreierischen Phrasen und Stammtischideologien, die nebenbei (und vielleicht nicht unbedingt ausversehen) seine ultra-konservative-America-First Wertevorstellung auch klar ausformuliert. Lieber werden Millionen Südkoreaner ausgelöscht, als das ein halbes Dutzend der eigenen Leute gefährdet wird. Egal wer es ist, die Frage sollte sich gar nicht stellen. Naja, da auch die Terroristen ihren Masterplan nur sehr notdürftig durchdacht haben wäre es eigentlich halb so wild (der Plot sollte eigentlich nicht weiter zerlegt werden), aber zum Nachdenken nimmt sich hier eh niemand Zeit, das stört nur und macht Kopfschmerzen. Schlimmer als ein Messer ins Hirn. Yippie Ki Yay, USA!

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                • 6 .5

                  [...] Elio Scardamaglia schaut sich gerade bei der Präsentation viel von Mario Bava ab und macht das teilweise richtig gut. Für einen Low-Budget-Film prächtig ausgestattet, sehr geschickt ausgeleuchtet und mit verschlungenen Setpieces versehen, dazu diesem recht clever konzipierten Cluedo-Prinzip folgend, dass sich hier wirklich ansatzweise Die Stunde, wenn Dracula kommt und Blutige Seide treffen. Die ganz große Finesse offenbart sich hier vielleicht nicht, wenn der Film in seinem Versuch aus klassischem Gothic-Horror und gleichzeitig modernen Giallo-Elementen noch nicht ganz verstehen mag wo er denn gerne hin möchte, zumindest als Giallo interpretiert. Andersherum sieht das schon wesentlich spannender aus. Denn aus dieser Perspektive ist Die Mörderklinik eine chic inszenierte Mixtur aus Krimi, Gruselfilm mit HAMMER-Ambiente und eben frühen Giallo-Stilmitteln, die ihn dadurch erst besonders interessant machen. Und die Make-up- und Maskenarbeit ist für 1966 (mit dem Budget) gar grandios.[...]

                  10
                  • 6

                    Sehr interessanter, löblicher Ansatz einer individuellen Herangehensweise an den Sequel/Prequel/Reboot-Wahn, der es in letzter Konsequenz leider nicht versteht, das kluge Konzept komplett zur Entfaltung zu bringen. Ob und wie ein Bezug zu CLOVERFIELD überhaupt besteht schwebt lange im Dunkeln und wird maximal nur ganz leicht angedeutet. Davor gibt es 2/3 eines richtig guten, Kammerspiel-artigen Thrillers mit zwei glänzenden (und einem blassen) Hauptdarstellern, der viele Optionen, Gedankenspiele und Variationen dazwischen bereithält, um sich für eine der denkbar Plumpesten zu entscheiden. Und dann noch so. Es gibt echt unendlich viele Variablen, wie man auch das smarter verkaufen könnte. Bedauerlich, aber nur am Schluss leicht ärgerlich, denn bis dahin ist 10 CLOVERFIELD LANE an sich viel besser als gedacht. Ein Ende kann einen Film komplett zerstören, dieser wackelt zumindest heftig. Trotzdem, eingeschränkt sehenswert. Kurz vor Schluss ausmachen und so in Erinnerung behalten.

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                    • 7 .5

                      [...] Stunden des Terrors ist kein für seine Zeit typischer Western, in dem Gut und Böse auf eindeutige Rollenmuster beschränkt sind und sich am Ende duellieren. Der Film bietet zwar mit seinen beiden Hauptfiguren den klaren Held wie Antagonist, wie sie zueinander finden, stehen und was bis zum unvermeidlichen Showdown geschieht ist jedoch weit entfernt von verstaubter, biederer Narration und simpler Intention. Hier werden gesellschaftliche Strukturen und moralische Besserwisser-Attitüden auf radikale, zynische Art und Weise nicht nur hinterfragt, sie werden quasi hingerichtet. Ein angebliches Utopia wird demaskiert. In Unzufriedene und mit dem erzwungenen Wandel Ungefragte, die nun die wilde Sau über Gebühr ausleben. In Spießbürger und Moralapostel, die in die Enge gedrängt zu hässlichen, feigen und zutiefst verabscheuenswürdigen Hexenjägern werden (bzw. sich jetzt als solche offenbaren) und die armen Schweine, die in der Mitte stehen, keiner radikalen Links-oder-Rechts-Richtung angehören und somit unweigerlich das undankbarste Los gezogen haben. Aber das sind nur erstaunlich (?) wenige. Wer ohne Schuld ist, der…naja, glaubt wohl noch an den Weihnachtsmann. Stunden des Terrors scheint fast die Vorlage zu Stephen King’s 1993 verfilmten Needful Things - In einer kleinen Stadt zu sein. Ob das so ist oder nicht, reine Spekulation, sie verfolgen aber den gleichen Gedankengang, sind neben ihrem Genre Gesellschafts- und Politparabel, und nicht nur beiläufig. Manchmal bedarf es nicht viel, um das Böse, das Hässliche – das leider auch Menschliche – in uns zu entfesseln. [...]

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                      • 6 .5

                        […] Home-Invasion mit Einladung, der blitzende Stahl als messerscharfe Gemächtsverlängerung. Von nun an kennt der Film gar keine Hemmungen mehr. Deodato inszeniert die perverse Torture als glasklar voyeuristischen, bewusst schmierigen und schamlos ungehobelten Reißer, der gleichzeitig ungemein intensiv, effektiv funktioniert und in seiner Extreme bald schon wieder als rohe, bestialische Kunst bezeichnet werden kann. Gewisse Knöpfe kann jeder drücken wenn er denn will, aber Der Schlitzer zelebriert sein perfides, boshaftes Spiel mit einer lüstern-genussvollen Abgebrühtheit, das es einem Angst und Bange werden kann (umso mehr verstörend durch den harmonischen, im ersten Moment deplatziert wirkenden Score von Riz Ortolani, als wenn man im völlig falschen Film gelandet wäre, Nackt und zerfleischt lässt mit seinem unvergesslichen Ohrwurm-Kopfkino grüßen). Bewegt sich absichtlich im Grauzonenbereich, der sich aber geschickt interpretierbar gibt. Bieten sich die Damen dem ekelhaften Lustmolch wie Flittchen an, weil sie es insgeheim genießen mal ordentlich…und so…, oder weil sie aus reinem Überlebensinstinkt ihre weiblichen Waffen ausspielen? […] Die Pointe ist gut gemeint, aber eigentlich die einzige, echte Schwachstelle des Films. Was so auch als harter, abgründiger Genre-Fiesling seine Zweck erfüllte, wird mit einer interessanten Fußnote versehen, die leider keinem nur zaghaft geführten Kreuzverhör standhält und mehr schadet als nutzt. Trotzdem ein bestechendes Ekelpaket, dessen polarisierende Widerwärtigkeit absolut gewollt und auch nach 37 Jahren wenig bis gar nichts von seiner Intensität eingebüßt hat.

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                        • 7

                          [...] Tatsächlich wirkt der Film im ersten Moment gelegentlich unausgegoren, wenn er sich an gewisse Genre-Konventionen anlehnt und diese kurz danach wieder fallen lässt…um sie später wieder aufzugreifen und erneut zu ignorieren. Die teilweise wüst anmutende Mischung aus Comig-of-Age-Psychodrama, Serienkiller-Film und Fantasy-Horror erfindet sich durchgehend neu, nicht immer ohne Ecken und Kanten, erzeugt dabei einen faszinierende Brei, der sich sichtlich vom Geist der typischen Stephen-King-Erzählungen ernährt und trotzdem seinen ganz individuellen Stil findet. Die Adaption eines aus der rückblickenden Ich-Perspektive erzählten Romans kann unmöglich dessen Narration rekonstruieren und muss dementsprechend Abstriche machen, einen anderen Pfad finden, der vielleicht nicht optimal ist, aber sich unter den Umständen mehr als respektabel aus der Affäre zieht. Der Film transportiert trotz Umwegen und Ausreißern die Stimmung der Grundidee bemerkenswert, nicht zu Letzt wegen der starken Inszenierung von Billy O’Brien und dem guten Cast, in vorderster Front der lange selten in Erscheinung getretene Christopher Lloyd. Liebe und Tod, Erwachsenwerden und (Aus)Sterben und besonders Gut und Böse bzw. der schmale, ambivalente Grat dazwischen werden thematisiert, mit etwas Thrill, etwas Humor, etwas Fantasterei und einer leicht romantischen Ader versehen. Muss und wird nicht jedem gefallen, aber dafür werden solche Filme auch nicht gemacht.

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                          • 5 .5

                            [...] Stellenweise tatsächlich ganz witzig und mit schellmischen Seitenhieben versehen verfällt Willkommen in Wellville zusehends in überflüssiger Slapstick-Hektik und narrativer Redundanz, ohne seine nicht uninteressanten Voraussetzungen konsequent auf die Spitze zu treiben. Hier wird eh schon von Anfang an alles so ad absurdum geführt, dass es mit fortlaufender Zeit eher ermüdet als zu begeistern. Das Bemühen aller Beteiligten ist unverkennbar und auch auf aktuelle „Mode-Trends“ lassen sich Parallelen ziehen, denn die Genies von heute sind nicht selten die Deppen von morgen. Dadurch verliert der Film niemals seinen smarten Grundton, ist letztlich dann doch nicht mehr als ein ganz ulkiger Zeitvertreib mit hoher Promidichte, der sich gen Ende gehörig um sich selbst dreht und nicht mehr diesen Punkt findet, um rechtzeitig die Kür hinzulegen. Und schon bis dahin nicht selten einen Hauch zu drüber. [...]

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                            • 7

                              [...] Das Regiedebüt des danach eher durch konventionelle Hollywoodkomödien auffällig gewordenen David Dobkin (Die Hochzeits-Crasher) wandelt leicht auf den Spuren der Coen-Brüder, schafft sich seine Nische zwischen den Genres. Produziert von Ridley und Tony Scott, die offenbar an diesem Indy-Script Gefallen gefunden hatten, was sehr nachvollziehbar ist. Auf dem Papier eine schwarze Komödie sucht Clay Pigeons – Lebende Ziele keine plumpen Lacher und zieht sich lieber hier und da mal eine skurrile und zu gerne auch makabre Situation raus, um dem Zuschauer mit einem Grinsen zu belohnen. Dabei ein Hauch von Neo-Noir, Serienkiller-Film und sogar mit leichten Western-Bezügen. Irgendwo zwischen Blood Simple, One False Move und Ein einfacher Plan wird eine trockene, gerne lakonische Geschichte erzählt, der ein boshafte Schalk durchgehend im Nacken sitzt und trotzdem nie Gefahr läuft, zu sehr der einen oder anderen Tendenz zu erliegen. Was natürlich auch in Ordnung wäre, wenn denn gut gemacht. Seinen Reiz bezieht dieser kleine Sonderling aber in erster Linie durch diesen dezenten Außenseiterstatus, dem Grenzritt aus Jux und bösem Thriller, was schon die besagten Coens bei ihrem Debüt-Hammer so exzellent beherrschten. Ganz kommt da David Dobkin nicht ran, aber das muss er einerseits ja nicht und andererseits ist das auch so sein bisher bester Film. [...]

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                              • 6 .5

                                Die schwächste Regiearbeit von Anders Thomas Jensen bisher. Aber bei der Fallhöhe nicht tragisch und diesmal lehnt er sich noch weiter aus dem Fenster als sonst. Die Skurrilitäten-Schraube noch ein Stück höher gedreht, das übertrifft locker seinen Feinkostladen DÄNISCHE DELIKATESSEN, darunter muss das immer vorhandene, herzliche Miteinander etwas leiden. Natürlich nicht ganz, durchwegs am Puls und am Ende findet diese Mischung aus brachialer Slapstick-Comedy, Satire und am Rande diverser Horrorfilmmotive noch seine versöhnliche Familienzusammenführung mit dem komisch-geschmacklosen Pelz auf der Zunge, die sich ungeachtet des Drumherums irgendwie richtig anfühlt. Auf dem Weg dahin klappt nicht immer alles, manch feine Ideen gehen etwas unter und müssen in der Rekapitulation wiederentdeckt werden, ins Auge sticht eher das übertriebene Klimbim-Makeup und die gelegentliche Neigung zur Absurdität um des Absurden willen. Trotzdem ein immer noch so interessanter, eigenwilliger und durchaus hintergründiger Film, das er sich nicht im Käfig einschließen oder für die nächste Midnight-Movie-Saison auf den Dachboden hängen muss.

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                                • Da STUNDEN DES TERRORS/A DAY OF FURY (1956) hier nicht angelegt ist, muss der Regisseur nun als einziger die Lorbeeren für diesen Hit einheimsen:
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                                  [...] Stunden des Terrors ist kein für seine Zeit typischer Western, in dem Gut und Böse auf eindeutige Rollenmuster beschränkt sind und sich am Ende duellieren. Der Film bietet zwar mit seinen beiden Hauptfiguren den klaren Held wie Antagonist, wie sie zueinander finden, stehen und was bis zum unvermeidlichen Showdown geschieht ist jedoch weit entfernt von verstaubter, biederer Narration und simpler Intention. Hier werden gesellschaftliche Strukturen und moralische Besserwisser-Attitüden auf radikale, zynische Art und Weise nicht nur hinterfragt, sie werden quasi hingerichtet. Ein angebliches Utopia wird demaskiert. In Unzufriedene und mit dem erzwungenen Wandel Ungefragte, die nun die wilde Sau über Gebühr ausleben. In Spießbürger und Moralapostel, die in die Enge gedrängt zu hässlichen, feigen und zutiefst verabscheuenswürdigen Hexenjägern werden (bzw. sich jetzt als solche offenbaren) und die armen Schweine, die in der Mitte stehen, keiner radikalen Links-oder-Rechts-Richtung angehören und somit unweigerlich das undankbarste Los gezogen haben. Aber das sind nur erstaunlich (?) wenige. Wer ohne Schuld ist, der…naja, glaubt wohl noch an den Weihnachtsmann. Stunden des Terrors scheint fast die Vorlage zu Stephen King’s 1993 verfilmten Needful Things - In einer kleinen Stadt zu sein. Ob das so ist oder nicht, reine Spekulation, sie verfolgen aber den gleichen Gedankengang, sind neben ihrem Genre Gesellschafts- und Politparabel, und nicht nur beiläufig. Manchmal bedarf es nicht viel, um das Böse, das Hässliche – das leider auch Menschliche – in uns zu entfesseln. [...] 7,5

                                  Vollständige Kritik unter http://www.moviebreak.de/film/a-day-of-fury

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                                  • 3

                                    [...] „Wie lange hast du geübt, dass du so gut daneben schießen kannst?“

                                    Ausschließlich an Leben erhalten durch ein unermüdliches Dauerfeuer dämlicher Witzelein (wenn bei hundert Schuss fünf treffen ist das keine positive Erwähnung wert) ist Feuerwalze in allen anderen Belangen erschreckend erbärmlich, gleichgültig und lieblos als offensichtliche Pflichtaufgabe vor die Füße gerotzt. Die dünne Handlung zieht sich erbarmungslos dahin, da wohl kein Drehbuch für mehr als 30 Minuten vorhanden war, die Gags sind schon nach drei Szenen komplett aufgebraucht und selbst die Action – man hat immerhin Chuck Norris – ist kaum vorhanden und dann beschämend. Chuck schubst mal wen um oder verschickt in 105 Minuten drei Kicks. Billig ist ja eine Sache, aber dieses billig Belanglose erschafft keine Sympathiepunkte. Gerade dem Regisseur ist anzumerken, dass er überhaupt keinen Bock auf diesen Mist hatte und einfach nur das abliefere, für das er gerade so entlohnt wurde. Der arme J. Lee Thompson, aber auch Louis Gossett Jr. muss bedauert werden, obwohl seine Karriere generell in diese Richtung verlief. Selbst Chuck Norris wirkt aufgrund der lächerlichen Actionsequenzen total unterfordert, und das will schon was heißen. [...] Ideenlose Kalauer-Revue, teilweise miserabel inszeniert und erschreckenderweise auch noch mit so geringem – natürlich von Grund auf – tiefergelegtem Unterhaltungsfaktor versehen, da liegt der CANNON-Zauberstaub nur hauchdünn drauf und wird nach wenigen Minuten zur fast unerträglichen Tortur. Aber aus einem Säckchen Krümelkacke wurde mal wieder ein ganz lukrativer Goldesel, VHS sei Dank. Konzept aufgegangen, herzlichen Glückwunsch.

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                                    • Vielleicht (oder sogar sehr wahrscheinlich) der beste und wichtigste MP-Artikel der letzten...überhaupt. De Palma, ein verkanntes (und leider eingeschlafenes) Genie.

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                                      • 5 .5

                                        [...] Bravados ist zweifellos gut inszeniert und mit einer grundsätzlich ordentlichen Geschichte ausgestattet, krankt aber dem sich gewandelten Zeitgeist und den Sehgewohnheiten, die den Siegeszug der Spaghetti-Western ab Mitte der 60er begründete. Etwas zu brav, leicht bieder anmutend, böse gesagt altbacken kommt der Racheakt eines stoisch-steifen Gregory Peck daher, der am Ende noch artig Abbitte leisten darf vorm himmlischen Vater und mit Joan Collins eine hübsche Frau zum Liebhaben gestellt bekommt, deren Rolle ehrlich gesagt komplett überflüssig ist, bis auf die scheinbar zwingende Notwendigkeit einer Trophäe für den Helden. Das ist alles ganz okay aber gleichzeitig macht sich auch bemerkbar, dass der klassische US-Western selbst bei so guten Grundlagen langsam die Pferde durchgeritten hatte. Es fehlt der Pfiff, das besondere Wagnis, der Mut zu mehr als reumütiger Heldenläuterung. Es gab sie danach immer noch – die großen Western made in USA –, aber die wagten den wichtigen Blick über den eigenen, erprobten Tellerrand (z.B. Der Mann, der Liberty Valance erschoss). Bravados lugt mal vorsichtig drüber, bleibt dann aber lieber in der erprobten Wohlfühlzone. Schade, aber seine solide Handwerkskunst steht außer Frage. [...]

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                                        • 6

                                          [...] Nicht immer ausgewogen in seinen reichhaltigen Möglichkeiten, gelegentlich sogar etwas ungeschickt anmutend, ist Der Arzt und die Teufel im Gegenzug manchmal erschreckend zynisch und seiner Zeit klar voraus. Auch weil er kein schlichter Genre-Film ist, aber sich dessen wohl nicht konsequent bewusst sein will/darf/soll. Gefangen in einem begrenzten Rahmen von finanzieller Möglichkeiten und künstlerischer Spannweite versucht sich John Gilling an mutigen Ausbruchsversuchen, die sich markant über den Standard der frühen 60er abheben. Es gibt tatsächlich Momente, die auch heute noch wahnsinnig gallig, spöttisch wirken, obwohl man inzwischen alle in dieser Richtung schon gesehen haben dürfte. Ein böser, ein satirischer Film, der trotz mancher holperigen Situationen seine Wirkung nicht verfehlt, nicht zuletzt aufgrund toller Darsteller wie Peter Cushing und Donald Pleasence, die allein schon jeden B-Film mit individueller Klasse veredeln. [...]

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                                          • 6 .5
                                            JackoXL: Moviebreak 15.05.2017, 23:29 Geändert 16.05.2017, 00:02

                                            Langsam aufgebaute Variation des Stalker-Thrillers, die nach einem wahrscheinlich bewusst Klischee-orientierten Start (Haustiere sind generell stark gefährdet) eine durchdachte Wendung nimmt, an dessen großer Ambition der Film geringfügig hängen bleibt. The Gift entwickelt sich zu einer Prämisse, die den vermeidlichen Auslöser des Übels fast zum Nebendarsteller degradiert. Plötzlich ist es ein Ehedrama und hinterfragender, stellenweiser cleverer Thriller mit ambivalenten Rollenmustern, der das in dem Genre gerne einfach verwendete Opfer-Täter-Konstrukt ansatzweise durcheinander wirbelt. Ansatzweise, denn ein Stalker bleibt ein Stalker – egal wie plausibel sein Motiv sein mag – und der moralisch begründete Twist kippt am Ende durch eine extrem perfide, auf dem Papier sicherlich schlüssige, in der Praxis aber zu übertriebene und konstruierte Fuck-You-Pointe, die den anvisierten Gedankengang mit der eigenen Boshaftigkeit fast schon wieder endkräftigt. Hat was, in Idee und Umsetzung, nur zusammen funktioniert das nicht reibungsfrei. Gewollt komplex, dafür etwas zu reißerisch beendet, obwohl alles für sich irgendwo einen Sinn verfolgt.

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                                                [...] Jeder Jäger ist auch Gejagter, hat sein Ziel im Visier und muss gleichzeitig immer über die Schulter gucken, um selbst nicht ins Netz zu gehen. Auf der gierigen Hatz nach dem allmächtigen Zaster müssen sie richtig kreativ und spontan werden, damit der mexikanische Hindernislauf nicht mit einem Bauchklatscher in den zahlreichen Hürden endet. Patric Knowles (Der Wolfsmensch) als den Schlamassel auslösender Fisk wird zum Falschen-Hasen-Hütchenspieler, Robert Mitchum zum Ziegen-Schieber und Jane Greer kontert nicht nur jeden chauvinistischen Kommentar mit einem Knock-Out-Punch, sondern stielt als einzige mit mehr als Si-No-Gracias-Sprachkenntnissen denen (nur) in der Hinsicht deutlich auf den Mund gefallenen Mannsbildern oftmals abgebrüht die Show. Die rote Schlinge ist nicht nur für seine Zeit erstaunlich reif und modern (Frauen sind mehr als ein Anhängsel oder Unruhe-stiftendes Element zum Retten), richtig flott, auch nach Jahrzenten noch enorm schlagfertig, sondern dazu längst nicht so latent rassistisch wie vergleichbare Werke. Klar, die Mexikaner entsprechen schon einem gewissen Stereotyp, aber einem nicht minderwertig beleuchteten. Sie strahlen eher eine smarte Gelassenheit aus, während sie wohl darüber den Kopf schütteln, was diese stressigen Gringos da veranstalten. Und nichts anderes passiert hier. Alle bescheißen und misstrauen sich gegenseitig, werfen Haken nach vorne und Tretminen nach hinten aus, um letztlich doch alle gleichzeitig im selben Raum ihre Differenzen ganz (un)sportlich austragen zu dürfen. [...]

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                                                  [...] Was Melville dafür vermied (und seinen Film letztlich unter anderem um einige Klassen größer macht): Sein Samourai musste nicht im Verlauf der Geschichte mit seinem Anti-Helden-Status so deutlich brechen. Sich und seinen Charakter im Hauruck-Verfahren mit einem hastigen, oberflächlich-simpel erläuterten Traumata zu erklären und irgendwo rechtfertigen , um am Ende den Versuch zu starten, für seine Verfehlungen Buße zu tun. Das – dieser Hang zum offenbar immer für leicht notwendigen gehaltenen Happy-End (auch wenn es Frank Tuttle damit nicht gänzlich übertreibt und es im Film noir häufiger mal diese Tendenz gab) – trübt bei Die Narbenhand das Gesamtbild etwas. Den zu plötzlichen, heroisch-geschwängerten Schlussspurt (auch beeinflusst durch den für die USA gerade „wahren“ Beginn des Zweiten Weltkriegs, ein paar Jahre später hätte das wahrscheinlich geringfügig anders ausgesehen) ausgeklammert, wird der Film seinem Status als Klassiker und zu einem gewissen Grad auch Vorreiters des Genres absolut gerecht. Gerade der Anfang ist großartig, von groben Pessimismus geprägt, liefert eine spannende Figuren- und Plot- Konstellation. Mit hohem Tempo (was hier in gerade mal 78 Minuten alles passiert ist schon beachtlich), reizvollen Set Pieces und einem erstklassigen Cast, bei dem zwingend auch Laird Cregar (Jack the Ripper – Scotland Yard greift ein) als Paradebeispiel eines unsympathisch, hinterhältigen und feigen Fettsack-Fieslings erwähnt werden muss. [...]

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                                                  • 7 .5
                                                    JackoXL: Moviebreak 11.05.2017, 21:39 Geändert 11.05.2017, 21:43

                                                    [...] Der Wolf im Schafspelz verfolgt offenbar andere Ziele als reine Gutmütigkeit, unterwandert die brüchige Beziehung und wird für sie so begehrenswert-unentbehrlich wie für ihn konkurrierend-gefährlich. Auf mehr als nur privater Ebene, als wenn das nicht schon genug wäre. Wie eine subversive Albtraum-Version aus Mary Poppins, Rasputin-Legende (der sich nicht am Zarenhof, sondern im modernen Herrscherpalast mittels manipulativer Fähigkeiten einnistet), ernsthaft-relevanten Politthriller, Ehedrama und psychotisch-paranoiden Schauerstück versucht sich Harlequin an einem anspruchsvollen wie doppeldeutigen Mystery-Crossover und wuppt diese riesige Hürde erstaunlich spielend. Die Handschrift des oft unterschätzten Everett De Roche ist selbst in seiner gestauchten Drehbuchadaption unverkennbar. Unruhig, lauernd wie in Long Weekend, manchmal tangierend an der schaurigen Atmosphäre von Das Omen oder Die Vögel mit leichten, assoziativen Situationen in deren Richtung, hantiert das Script im weiteren Verlauf wahnsinnig geschickt mit den Möglichkeiten der perfekten, aber durchaus zu entblößenden Illusion und dem unerklärlichen Element. Politische Intrige, Fluch, Segen, Horror, Wunder oder diabolisch-hypnotischer Taschenspielertrick, was zum Teufel ist hier los? Der smarte Aufbau gipfelt in ein dynamisches, sich stets windendendes und ambivalent auslegbares Finale, das letztlich nur eines klar heraus kristallisiert: Family First. Wer das nicht beherzigt, hat so oder so verloren. [...]

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