JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] „Dealer – Trip in die Hölle“ ist ein Film ohne Fettrand, der gar nicht erst versucht sein schmales Szenario großartig aufzublähen, sondern durch eine knackige Fokussierung auf das Wesentliche zu überzeugen. In Windeseile sind die Fronten und Figuren geklärt, mehr ist auch nicht notwendig. Bei seinem Spielfilmdebüt erschafft Regisseur Jean Luc Herbulot eine Art Kreuzung aus „Pusher“ und „Lola Rennt“, in der im Wettlauf gegen die Uhr möglichst schnell die bis zum Hals aufgetürmte Scheiße wieder abgetragen werden muss. Dafür gönnt man sich nur knapp über 70 Minuten Laufzeit, was der Kurzweile des französischen Unterwelt-Flicks zwangsläufig zur Gute kommt. Längen sind von vornherein ausgeschlossen, hier wird nicht unnötig um den heißen Brei gequatscht, der Film lässt Taten sprechen. Gerade wenn man als grobes Pendant einen „Lola rennt“ herbeizieht (der Vergleich zwingt sich nicht nur ohnehin auf, es ist wohl auch so beabsichtigt), ist ein unbändiges, rastloses Tempo eigentlich Formsache. Fast sonderbar, dass „Dealer – Trip in die Hölle“ genau da noch ein bis zwei Schippen drauflegen könnte, obwohl er immer in Bewegung ist. Dem rein formell absolut stabil vorgetragenen Reißer fehlt es trotz aller Bemühungen am letzten Schuss Esprit, sowohl in der positiven Hektik wie besonders der individuellen Note. [...] Das letzte Bisschen Drive und Angespanntheit fehlt, noch deutlicher vermisst man Kreativität. Grundsätzlich hat man alles schon gesehen – sogar recht oft -, und genau da liegt das Problem. Das ist kein eintöniger, kein uninteressanter und an sich ein unterhaltsamer Film, nur schafft er es nicht, einen entscheidend von sich zu überzeugen. [...]
[...] Ein kurioser Film, der zwischen Laien-Schauspiel und Satire einen liebevollen, aber durchaus schelmischen Blick auf die eigene Heimat und deren Einwohner wirft. Traditionen im Kampf gegen den Fortschritt; Glaube und Aberglaube die gerne genutzt werden um sich die Taschen vollzustecken; eine aufgeschlossene, moderne Dorfjugend und die alteingesessenen Konservativen; Politiker als geldgeile, machthungrige Schmierlappen; der Beelzebub, der die Welt nicht mehr versteht. Das „Daheim sterben die Leut‘“ im Allgäu und drumherum einen ganz besonderen Kultstatus besitzt, lässt sich problemlos nachvollziehen, wirkt er doch einerseits heimatverbunden und fast traditionell, gleichzeitig aber auch sehr verrückt und sogar leicht provokant gegenüber dem eigenen Sitten- und Weltbild. Für nicht dort beheimatete Zuschauer wird es mitunter schwierig, sich da richtig reinzufuchsen, was auch an dem nicht immer zündenden Humorverständnis und den teils arg dilettantischen Darstellern liegt, denen man ihre geringe bis gar nicht vorhandene Erfahrung deutlich anmerkt. Interessant ist der schrullige Film auf seine individuelle Art und Weise ohne Frage, genauso wie er nicht jedermanns Sache sein und wohl nicht mal den Abspann erleben wird. [...]
[...] Blutig geht es zur Sache, da gibt sich der Film keine Blöße. Köpfe werden abgerissen, Menschen angeknabbert, sogar kleine Kinder sind nicht sicher, theoretisch geht hier einiges ab. Dass der Film erst jetzt für den freien Verkauf freigegeben wurde ist nach heutigen Sehgewohnheiten zwar etwas verspätet, aber vielleicht wollte den auch keiner neu auflegen, nachvollziehbar wäre es. Denn jetzt mal ernsthaft: Was ist denn da schief gelaufen? Ein kleinbudgetierter B-Horror aus den 80ern muss nicht zwingend gut aussehen, man darf dessen Grenzen erkennen, aber das ist doch ein schlechter Scherz. Halloween ist leider gerade vorbei, dazu hätte Rawhead-Gummifresse prima gepasst. Ulkiger als der schreckliche Kollege sieht kein Kleinkind aus, das mit den Eltern an der Hand vor der Tür um Süßigkeiten bettelt. Die sind süß, der ist lächerlich. Selten so eine bekloppte, dahin-geschissene Creature gesehen, die gleichzeitig so deftig wütet, das passt doch hinten und vorne nicht. Der könnte auch Babys fressen (in Großaufnahme), trotzdem würde man lachen. Erstaunlich, dass die Darsteller so viel Selbstbeherrschung behielten unter den Umständen noch (notdürftig) Angst und Panik zu verkörpern, normale Menschen müssten bei dem Anblick von diesem Kasperkopp doch reflexartig in schallendes Gelächter ausbrechen.
Klingt vielleicht nach einem wunderbaren Bier-auf-und-ab-dafür Trash-Spektakel, selbst daran scheitert Sexy-Rexi. Immer schwebt einem vor, wie verkannt sich Clive Barker beim dem Debakel vorgekommen sein muss und das nicht mal zu erkennen ist, ob das jetzt an dem Desinteresse und/oder der Unfähigkeit der Beteiligten gescheitert ist. Auch das kann ein (unfreiwillig) witziges Abstraktum generieren, aber der wohl lachhafteste Höllenfürst mit den unbeweglichen Augen ist eine einzige Katastrophe. Der minimale Lichtblick ist Ronan Wilmont („Im Namen des Vaters“), der sich in seiner Nebenrolle waghalsig in Nicolas-Cage-Gefilden bewegt, der macht Laune. Der Rest ist jenseits von Gut und Böse, allein dieses Finale ist fast noch schäbiger als diese kuriose Maske. Wäre der Film insgesamt ironischer angelegt (wie z.B. Barker’s „Cabal – Die Brut der Nacht“), wohl ein geringeres Problem, so sitzt man bald entsetzt da und kann nur gelegentlich über diesen Schwachsinn schmunzeln. [...]
[...] Munter bedient sich der Film quer aus dem Genrefundus der letzten 40 Jahre, was grundsätzlich nicht zwingend ein Problem sein muss - das Rad lässt sich schließlich nicht immer neu erfinden - , aber wenn sollte es schon stimmig ineinandergreifen, mit bekannten Mustern ansprechend unterhalten oder sie wenigstens sinnvoll für die eigenen Zwecke nutzen zu wissen. Lieber werden schlaftrunken bekannte Szenen aneinander geklatscht. Das arme, introvertierte Waisenkind, von allen nur gemobbt und ausgenutzt, das man lieber nicht zu sehr reizen sollte. Dann wehen schon mal die Haare diabolisch im (urplötzlich auftretenden) Wind, die süßen Kulleraugen verwandeln sich in pechschwarze Schatten, der Stimmenverzerrer wird angeworfen und das Böse explodiert unkontrolliert. Dabei dürfen natürlich nicht die in Schwarz und Rot gekrakelten Zeichnungen fehlen, für deren bedenkliche Tendenz nicht zwingend der Kinderpsychologe konsultiert werden muss, und die erste Periode als Demütigung vor den Mitschülern zu inszenieren kann selbstverständlich auch nicht ausgelassen werden („Carrie – Des Satans jüngste Tochter“ lässt grüßen). Alles in betörend-bescheidener SyFy-Channel-Eigenproduktion-Optik, unterlegt mit einem Mix aus melodramatisch-mysteriös angehauchten Pianogeklimper und vergeblich an John Carpenter ("Assault - Anschlag bei Nacht") angelegten Synthesizersounds, dazu Plotentwicklungen, mindestens so überraschend wie Weihnachtsbäume im Dezember. [...] Nichts Neues an der Kinder-Horror-Front. Höchst eintönige Mixtur aus flachem Drama und effektloser, okkulter Öko-Gruselschlaftablette ohne inszenatorisches Geschick und dramaturgische Kniffe. Belanglosigkeit in Reinform, dutzendfach schon (besser) gesehen und kaum das Tippen dieser Zeilen wert. [...]
Seinen Vorschusslorbeeren wird „Whiplash“ absolut gerecht. Mit so einer rohen Kraft vorgetragene, energetische wie energische Studie der Besessenheit, pulsierend und mitreißend. J.K. Simmons (der helle Wahnsinn!) bringt als Drill-Sergeant-Arschloch hoch zehn seinen Auserwählten an dessen Grenzen und darüber hinaus, körperlich wie seelisch, immer an der Klippe zum vollständigen Absturz. Blut, Schweiß und Tränen, nicht nur eine Metapher, sondern wörtlich zu nehmen. Dabei ist „Whiplash“ sogar selbstbewusst genug, seine Figuren nicht in ein klares Gut-Böse-Schema einzuordnen, nichts als absolut falsch und absolut richtig hinzustellen. Wer Erfolg haben will, etwas Besonderes sein will, muss nun mal Opfer bringen, aber ist es das wert? Sind nicht andere Dinge viel wichtiger? Und wieviel Arschloch sein ist dafür gerechtfertigt? Heiligt der Zweck immer die Mittel? „Whiplash“ kann und will darauf keine Antworten finden, zeigt beide Seiten der Medaille (bei beiden Hauptfiguren) und lässt den Zuschauer sein Urteil fällen. Was für ein Finale, ganz nebenbei. Und das alles von so einem jungen Regisseur, schwer beeindruckend. Ein Dampfhammer von einem Film, mit das Beste, was in den letzten Jahren erschienen ist.
[...] Hier finden sich jahrelange Intimfeinde plötzlich zusammen, um ein reizvolles Projekt auf den Weg zu bringen. Spielen sich selbst, ohne sich zu verleugnen oder aus ihren Persönlichkeiten zu fallen. Aber reichen sich unter dem Deckmantel der gespielten Szenen die Hand und zeigen auf, dass auch im harten Rap-Business vieles heißer gekocht als gegessen wird, zumindest wenn es eine Weile auf der Fensterbank abkühlen konnte. Aus einem als Doku verkauften Film entwickelt sich eine kurzweilige Schnitzeljagd nach einem angeblichen Phantom, dem sagenhaften Tigon, der als erster den Rap eine deutschsprachige Bühne eröffnete, mit katastrophalen Folgen. Zwischen echten Statements und Sequenzen, inszeniertem Material und massiven Stallgeruch erzählt Sékou Neblett zwischen den Zeilen die Entstehung des deutschen Hip-Hops, nicht „wie geplant“ als rein faktische Aufarbeitung, sondern verpackt als Fake-Found-Footage-Szene-Krimi mit überraschend wenig egozentrischen „Darstellern“, die sich eindeutig selbst spielen und deren Szenen nur vom Ablauf, nicht vom reinen Inhalt akribisch skizziert sind. Das wird nicht gespielt, da werden nur Situationen vorgegeben, ab dann sind die Protagonisten real, und wie. Gerade deshalb funktioniert „Black Tape“. Hier eiern nicht bekannte Gesichter durch ein rein gestelltes Szenario, hier wird eine Geschichte, ein Mythos um echte Figuren gebastelt, die sich im Rahmen der Vorgabe authentisch geben. Was eine Energie, einen Flow erzeugt, mit dem man mühelos mitgeht. Für so eine kleine Produktion ist der betriebene Aufwand (inklusive SPLASH-Performance) enorm, das Resultat dementsprechend spritzig, mitten in der Szene, anstatt nur außen vor. [...] „Black Tape“ ist ein Experiment und sicher nur für Fans uneingeschränkt (dann aber richtig) empfehlenswert, der aufgeschlossene Rest darf trotzdem gerne den Blick riskieren. Das deutsche Kino braucht so was: Filme mit Flow, Herz und Idee.
[...] Klingt alles nach dem typischen Teenie-Krawall-Klamauk um saufen, ficken und eine Aneinanderreihung erniedrigender Fremdschamaktionen, was hier den postpubertären Kiffer-Geistern von Seth Rogen (auch als einer der Cops vor der Kamera aktiv) und Kumpel Evan Goldberg unter der Schirmherrschaft von deren Dauerproduzent Judd Apatow entsprungen ist. Dabei ist „Superbad“ hinter seinen (zahlreichen) Peniswitzen kein derberer „American Pie“-Ableger, der seine Figuren ausgiebig der Lächerlichkeit preisgibt und am liebsten über sie lacht, wenn sie mal wieder mit runtergelassener Hose erwischt werden. Im Geiste ist der Film von Greg Mottola („Paul – Ein Alien auf der Flucht“) viel näher an den 80er-Jahre-Comig-of-Age-Komödien eines John Hughes („Ferris macht blau“), passt diesen natürlich inhaltlich und vom deutlich freizügigeren, brachialeren Humorverständnis seiner Teenagergeneration an. Zoten und vulgäres Gelaber kann man da nicht außenvorlassen, das Herz hat der Film dabei aber immer am rechten Fleck. Trotz und gerade wegen ihrer deutlichen Fehler und Macken sind die Protagonisten immer sympathisch und nicht nur zu albernen Schießbudenfiguren degradiert, die genüsslich von einem Fettnäpfchen ins nächste gestoßen werden.
Die Jagd nach dem allmächtigen Zaubertrank Alkohol ist eher MacGuffin (oder MacLovin?) in einer Geschichte um echte Freundschaft und Zukunftsängste, was „Superbad“ besonders zum Ende hin in einigen sehr ehrlichen und herzlichen Momenten thematisiert, die ihn deutlich von der Masse der üblichen Party-Gedöns-Filmchen absetzen. [...]
[...] Regisseur Juan Piquer Simón („Das Geheimnis der Monsterinsel“) geht diese grandios bekloppte Idee sehr interessant an. Während es heute zum lukrativen Trend geworden ist, ausschließlich mit dem eigenen Schwachsinn offensiv hausieren zu gehen und somit sogar eine angebliche Legitimation schafft, jeden noch zu unzumutbaren, lieblos-billigen Schrott als Trash-Party-Knaller erfolgreich zu verhökern (siehe „Sharknado“), versucht er zumindest (halbwegs) daraus einen spannenden, bedrohlichen Film zu machen. Beim Versuch bleibt es (natürlich). Selbst ein Alfred Hitchcock („Die Vögel“) könnte aus Nacktschnecken kaum ein ernstzunehmendes Terrorszenario zaubern und ganz kann sich auch „Slugs“ einen kleinen Anflug von Selbstironie nicht verkneifen - was ihm außerordentlich gut steht -, aber er ist deshalb sympathisch, sich nicht seiner eigenen Doofheit kampflos geschlagen zu geben. Natürlich funktioniert es nicht, wenn Schnecken durch eingespielte Spannungs-Musik zur Bedrohung stilisiert werden sollen, aber der Gedanke zählt. Manchmal klappt es beinah. Dafür sind die Viecher einfach zu ekelig und in der Vielzahl schon erschreckend, besonders wenn man direkt in einen Schnecken-Teppich fällt und diese nicht nur zwicken, sondern in einen wahren Blutrausch verfallen. Bald überraschend gibt der Film bei seinen Gore-Effekten Vollgas, da wird nicht abgeblendet und das Innere gerne nach außen gekehrt.
Über ernsthafte Spannung muss hier nicht diskutiert werden, über überdurchschnittliche Leistungen (außer der Make-Up-Abteilung) erst recht nicht, aber alles in allem hat der Film einen ganz kruden Charme. Manche Szenen sind erstaunlich rabiat, manche irre komisch. Die schon erwähnte Beißattacke gegen den Protagonisten, ein Ringkampf zwischen Schnecke und Hamster oder eine sensationelle Szene, in der sich das Kruppzeug in einen Handschuh geschlichen hat und der bemitleidenswerte Hobbygärtner es nicht schafft sich diesen auszuziehen, sondern lieber gleich die eigene Hand mit einem Beil abhackt. Man kann dem Film mühelos viel vorwerfen, den Unterhaltungswert gleichzeitig kaum absprechen. [...]
[...] Der 34jährige Regisseur John Watts – der kürzlich mit der Eli Roth Produktion „Clown“ auf sich aufmerksam machte und mit dem nächste „Spiderman“-Reboot schon einen dicken Fisch an der Angel hat – liefert mit „Cop Car“ ein kurzweiliges und griffiges B-Movie ab. Sein Mix aus Coming-of-Age-Abenteuer und ruppiger Provinz-Räuberpistole mutet mit seinem lakonisch-trockenen Witz und aufblitzenden Gewaltakten an, als hätten die Coen-Brüder nach Feierabend ihre Version von „Stand by me – Das Geheimnis eines Sommers“ bei einem spontanen Brainstorming auf einen Bierdeckel gekritzelt. [...]Mit diesem Beschränken auf das Wesentliche pfeift Watts auf streckenden Firlefanz, konzentriert seinen Film auf das Nötigste und tut sehr gut daran. Denn interessant ist doch eigentlich das versehentliche Einmischen der Kinder in dieses dreckige Spiel der Erwachsenen, dessen Konsequenz sie erst dann wirklich beginnen zu verstehen, als es schon viel zu spät ist. Wie sie mit Sturmgewehr und kugelsicherer Weste rumalbern, während parallel Sheriff Bacon versucht die Spuren seiner Tat zu verwischen oder selbst direkt als Lockvögel in einen Hinterhalt involviert werden und alles noch durch ihrer unerfahrenen Augen kommentieren ist erfrischend und stellt eine Diskrepanz zu dem dar, was wirklich gerade um sie herum geschieht. Der Jux dabei ist, dass sich der Zuschauer durchgehend die Frage stellt, wer hier eigentlich gerade unvernünftig handelt. Die Kinder – die es einfach nicht besser wissen – oder die Erwachsenen…die es besser wissen müssten und doch nur ein blutiges Chaos anrichten. „Cop Car“ hat keine große Geschichte, würzt diese aber mit schneidigen Einfällen, ist ansehnlich inszeniert, hat genau diese fies-ironische Note und das notwenige Wiedererkennungsmerkmal, mit dem sich ein gutes B-Movie im Idealfall von der Masse abhebt. Das gelingt „Cop Car“ – im wahrsten Sinne des Wortes – mit spielerischer Leichtigkeit.
[...] Mit „Blutige Seide“ schuf er das Mutterschiff der Gialli, mit „Die toten Augen des Dr. Dracula“ die Weiterentwicklung der klassischen Gruselgeschichten hin zum sinnlichen Erlebnis-Kinos, was Argento in der Folgezeit dankend aufgriff. Das mitunter steife und hölzerne Spiel der Darsteller fällt nicht weiter ins Gewicht, alles steht und fällt mit dem Rausch der Inszenierung. Besonders die Farbe Grün scheint es Bava hier angetan zu haben, selbst die zahlreichen Spinnennetze in den Ecken schillern nur so vor sich hin. Alles wird für den Moment und seine Wirkung kreiert, und die haben es in sich. Schaurige Kinder, verfluchte Orte und totgeschwiegene Ereignisse gab es und gibt es immer wieder, so exzellent verpackt in surrealen Albtraumszenarien, be- und ausgeleuchtet mit der Hand eines wahren Künstlers nur selten, jeder Moment lebt und atmet bei Bava mit voller Inbrunst. Ein sich bewegendes Gemälde, bei dem kein Detail lieblos oder willkürlich erscheint, sich daraus ein Sog erzeugt, der zum Staunen und Genießen einlädt. Bald blasphemisch könnte „Operazione paura“ unter heutigen Sehgewohnheiten als trashiges Nostalgieprodukt betrachtet werden, damit hat der Film aber genau so viel zu tun wie mit seinen albernen Alternativiteln. Hier wird großartiges, atmosphärisch fesselndes, kreatives Genrekino aufgefahren, das sich von herkömmlicher Hausmannskost zu einem bizarren Prachtstück entwickelt, in dem der Wahnsinn einen auch faktisch selbst einholt.
Könnte gut und gerne in der Flut der Dracula-Trittbrettfahrer seiner Zeit untergehen, das sollte unbedingt vermieden werden, nicht nur wegen dem eingedeutschten Etikettenschwindel. Es mag abgedroschen klingen, ist aber Fakt: Filme wie dieser werden heute nicht mehr gedreht. Das damals gängige Horror-B-Movie, basierend auf klassischen Motiven, wird auf einer künstlerisch-inspirierten Ebene auch heute noch bestechenden, individuell befruchtet. Schwer zu beschreiben, ein Grund mehr es selbst zu erfahren. Wie HAMMER auf LSD.
[...] Vom typischen Western unterscheidet sich der Film natürlich schon von seiner historischen Installation, die nicht willkürlich gewählt ist und gleichzeitig den für seine Zeit sehr kritischen Unterbau der Thematik liefert. Althergebrachte Weltanschauungen und fehlgeleiteter Patriotismus kippen blitzartig in Rassismus, blanken Hass und primitive, brutale Gewalt; Lynchjustiz an Schuldigen aufgrund ihrer Abstammung und nicht ihrer Taten als Akt der Fahnentreue. Ein noch junges, amerikanisches Trauma als Aufhänger und Initiator einer staubtrockenen Geschichte um Gerechtigkeit und Genugtuung, die dabei nicht den prähistorischen Weg von Gewalt-mit-Gegengewalt propagiert. Macreedy geht der physischen Konfrontation so lange es geht aus dem Weg, entlockt seinen Rivalen ihre verbitterte Ansichten durch penetrante Hartnäckigkeit und setzt sich nur dann zur Wehr, wenn kein Weg mehr daran vorbei geht. „Stadt in Angst“ wagt sich über die Grenzen der Wohlfühlzone des amerikanischen Kinos in den 50er Jahren und ist mutig genug direkt das aufzuzeigen, was im Glanz des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten, dem der Freiheit und Selbstherrlichkeit speziell damals nicht gerne eingestanden wurde, aber eigentlich allgegenwärtig war und immer noch ist. Die Angst vor Fremden (übrigens ganz aktuell auch leider wieder übertragbar auf uns), paranoider Tendenzen verpackt als Pflichterfüllung und Verantwortung dem Heimatland gegenüber, womit nur die eigene Beschränktheit, Intoleranz und Gewaltbereitschaft scheinheilig gerechtfertigt wird.
Sturges arrangiert das als kurzen, knarzigen und atmosphärisch aufgeladenen Thriller, dem seine knappe Laufzeit nicht zwingend schadet und für ein flotte Narration sorgt, dadurch aber auch nicht alles aus dem Potenzial herausholt. Geschichte, Setting, die Figuren und ihre Konstellation wie Entwicklung bieten noch mehr Raum, als ihnen gewährt wird. Das war er erzählen will bringt „Stadt in Angst“ aber auch in straffen 80 Minuten auf den Punkt, inklusive eines bösen Finales. In einer generell mutigeren Periode des Kinos wie den späten 60ern und besonders den 70ern hätte man sich vielleicht noch mehr getraut und das Ding auf seinen Höhepunkt konstruiert, aber zu dem Zeitpunkt ist das schon sehr beachtlich. [...]
[...] Ein im besten Sinne sonderbarer Hybrid aus Vampir- und Serienkillerfilm, der sich sehr lange nicht direkt in die Karten schauen lässt und den Zuschauer bewusst - auch aufgrund der etablierten Erwartungen, die er nicht bereit ist zu erfüllen – mit Vermutungen und Andeutungen füttert, irritiert, ohne sich festzulegen. Langsam entblättert sich daraus ein bedrückendes, verstörendes Psycho- und Soziogramm über ein Monster und doch armen Tropf auf einer rastlosen und obssesiven Jagd nach Blut, Körperlichkeit, Sex, Liebe, Anerkennung und letztlich doch nur der eigenen Identität, durch innere und besonders äußere Umstände vergraben unter einer verzerrten Selbstwahrnehmung, wenn nicht sogar schon lange irreparabel zerstört.
[...] „Martin“ ist alles andere als ein typischer Horrorfilm und dadurch ein ganz typischer Romero-Film zu seinen besten Zeiten, der wie bei seinen Sahnestücken einen sozialkritischen und zeitaktuellen Subtext miteinfließen lässt. Vampirismus als dunkler Fluch, Krankheit oder Verarbeitungsprozess eines durch religiösen Fanatismus geprägten, innerfamiliären Konfliktes, das selbstgeschaffene Monster, das Produkt seiner Umgebung? Angesiedelt in der Trostlosigkeit des verarmten Pittsburghs, (was Jim Jarmusch bei „Only Loves Left Alive“ in der toten Motor-City Detroit ähnlich verwendete) wo der Gottesdienst in schäbigen Barracken auf klapprigen Klappstühlen abgehalten wird. Als letzter Angelpunkt für Menschen, die nichts mehr haben außer ihren Glauben oder das, was sie daraus machen.
Zwischen Filmkunst und Low-Budget-Experiment entfaltet sich „Martin“ zu einer nachdenklich stimmenden, Klischee-brechenden Studie über Mythen, Glaube, Psychosen, Erwachsenwerden… und nicht unerheblich über den Tod. [...]
Letzten Endes fehlt es dem (gerade für ein Regie-Debüt) bemerkenswerten Film am letzten Schuss Eigenkreaivität, um ganz groß rauszukommen. Grundsätzlich vermengt Garland "nur" etliche Motive aus der Filmgeschichte von "Frankenstein" (der gottesgleiche Schöpfer scheitert an dem Lebenswillen seiner Kreatur) über "Blade Runner" (wann ist physische Existenz menschlich und was ist das, abgesehen vom Biologischen; überhaupt?) bis hin zu aktuellen Beispielen wie "Her" (Liebe zwischen einsamen Nerd und vermenschlichter KI), das dafür sehr faszinierend, behutsam aufgebaut und wandlungsfähig zwischen angespannter (Un)Ruhe, paranoider und echter Bedrohung. Der Diskurs über die Möglichkeiten und ethische Restverantwortung des Menschen mit seinen nahezu unbegrenzten technischen Möglichkeiten greift der Film intelligent auf, lässt alles am Ende etwas zu sehr in einen nicht unbedingt total überraschenden Twist-Thriller münden, was nicht zwingend negativ zu werten ist, aber leicht hinter dem Potenzial zurückbleibt. Das ist kein Meisterwerk, aber wohl einer der besten Filme der letzten Zeit und in Anbetracht der kreativen Flaute trotz Ideenbaukasten immer noch knorke genug, um mal ganz dick empfohlen zu werden.
[...] ¾ der Laufzeit spielt „Ein Kind zu töten“ unter der strahlenden Sonne spanischer Postkartenidylle, die spätestens (aber auch dann nur schrittweise) ihren Frieden gegen eine subversive Bedrohung eintauscht, wenn ein unbescholtenes Touristenpärchen eine kleine Insel erreicht, die bis auf einige fröhliche, spielende Kinder menschenleer erscheint. Noch kein echter Grund zur Beunruhigung, aber die verwaisten Gassen und das befremdliche, obwohl an sich ganz natürliche Auftreten der Kinder erzeugen schnell ein kaum greifbares, dennoch stetig wachsendes Gefühl der Angst, das Serrador kontrolliert und geduldig entwickelt, das man davor nur mit tiefstem Respekt den Hut ziehen kann. [...] Selbst als das Grauen seinen drastischen Höhepunkt erreicht – sich die Sinnbilder für Reinheit und Unschuld wie einst in Hitchcock’s „Die Vögel“ sammeln, lauern und tatsächlich mir skrupelloser Brutalität zuschlagen -, bricht der Film nie aus seinem grandiosen Muster heraus und erliegt dem Reiz, den Peinigern ein anderes Gesicht zu geben, was ihnen in ihrer Präsenz wie dem moralischen Aspekt des Endes viel nehmen würde. Sie sind und bleiben Kinder. Sie spielen, sie lächeln, sie strahlen dich an…und doch bringen sie den Tod. Ein bizarrer Kontrast, der selbst in der Stunde des Überlebenskampfes die Entscheidung nicht einfach macht. Kann man Kinder töten, egal, wie sie handeln? Darf man das, ist es ethisch vertretbar? Und schockiert es den Zuschauer weniger, wenn man sich ihrer Taten bewusst ist und dennoch sieht, was mit ihnen geschieht? Serrador spielt einzigartig mit den Befindlichkeiten des Publikums und hinterlässt einen mit einem beinharten, kompromisslosen Finale, das seines Gleichen sucht. An diesem Punkt schließt sich der Kreis zu dem früher ignorierten Vorspann. Nur die Perspektive hat sich gewandelt. Kinder waren immer die Opfer in Konflikten, die sie nicht verstehen konnten. Der Spieß wurde umgedreht und wir als Erwachsene verstehen nicht, was da gerade geschieht und sind noch unfähiger uns dagegen zu wehren…denn wer würde schon ein Kind töten? [...]
[...] Frauen, die nicht artig verheiratet sind, birgen die Sünde. Egal, wieso und warum. Ebenso die, die sich gegen die allgemein eingebläute Moral erheben und Empathie sowie gesunden Menschenverstand aussprechen anstatt sie hinter einer Fassade aus Feigheit und Angst zu verstecken. „Hexenjagd“ ist mehr als politisch universell übertragbares denn als rein historisches Sittengemälde zu verstehen, setzt dementsprechend seine narrativen Schwerpunkte. Ohne nicht als Letzteres makellos zu funktionieren. Die Kunst besteht aus der Symbiose beider Faktoren. Unter der offen zur Schau gestellten Ungerechtigkeit, der schonungslosen, sadistischen Brutalität und den manipulativen Machtspielchen steckt eine Zeitlosigkeit, die als direkter Wachrüttler verstanden werden kann. Der Teufel soll bekämpft werden, stattdessen weckt man genau diesen. Den im Menschen und in seiner kranken Gesellschaft. Die Geister, die man rief und selbst dann nicht mehr loswird, wenn einem durch das Grauen der Scheiterhaufen die Augen geöffnet werden. Denn was Standhaftigkeit bewirkt sieht man spätestens beim eigenen Prozess, während andere selbstbetrügerisch erneut zu Kreuze kriechen. Auf das sie nicht zu Asche werden. Über allem steht die unantastbare Institution, die keine Wahrheiten finden, nur ihre Thesen bestätigen will. Gerne mit der Streckbank.
-„Alle haben dein Geständnis gesehen.“
-„Ihr habt gesehen, wie ein Mensch zur Lüge gezwungen wurde.“
Eigentlich ein absurdes, morbides und grausames Schauspiel, das gerade deshalb schockt, da es die Realität seit hunderten Jahren unerbittlich wiederspiegelt. Damals waren es „Hexen“, später trugen sie andere Namen, völlig egal. Die Inquisition ist Geschichte, doch diese wiederholt sich bekanntermaßen. [...]
Der alte Mann und der Baumarkt. Früher hat er für‘s Vaterland und gutes Geld Leute abgemurkst, der Liebe wegen (doof, das die nun auch tot ist, Karma oder so) gibt Denzel im inzwischen über zehnjährigen "Hey, so alt bin ich doch noch nicht"-Autopilot jetzt lieber 20% auf alles außer Tiernahrung, neben seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten als Streetworker/Nuttenkummerkasten, Personal Trainer und - weil gelernt ist halt gelernt - wenn es denn sein muss auch als Selbstjustiz-Robin-Hood mit den besten Stücken aus dem Warensortiment. Ehrlich mal, satte 132 Minuten (!) für so einen schlichten, völlig ernstgemeinten und dadurch schon wieder kaum ernstzunehmenden Blödsinn, der dadurch leider nicht unterhaltsamer wird, eher säuerlich aufstößt und sich ohne Ironie selbstgerecht und albern abfeiert. Den Heiligenschein hat Denzel leider einem Typen in den Kopf gekloppt, weil der falsch geparkt hat. Zu verbissen um in Bierlaune zu unterhalten, zu stumpfsinnig und mit Stammtisch-Gerechtigkeits-Moral vollgestopft um auf anderen Ebenen zu punkten. Sieht nicht schlecht aus, das kann Fuqua immer, mehr nur gelegentlich. Hier definitiv nicht.
„Suzy, was weißt du über Hexen?“
[...] Was Suspiria trotz unbestreitbarer, narrativer Schwächen – darüber muss bei Argento definitiv nicht gestritten werden -, über jeden Zweifel erhaben macht, ist seine einzigartige Inszenierung, für die es bis heute kein vergleichbares Material gibt. Wer auf eine lückenlose, stringente Geschichte hofft, hat mit Zitronen gehandelt, da war Argento nur selten gut und im Idealfall (wie hier) spielte das keine Geige. Suspiria entführt uns wie seine Protagonistin Suzy (Jessica Harper) bereits in den ersten Minuten in ein Paralleluniversum. Sobald sich die Türen des schützenden (Flug)Hafens öffnen, ist es um alle Beteiligten geschehen. Der Regen peitscht und GOBLIN ächzen ihr schaurig-schönes Lied des Schreckens, das einem wie ein Parasit im Nacken sitzt. Neben den Arbeiten von John Carpenter haben GOBLIN den Horrorfilm akustisch geprägt, hier ganz besonders. Die musikalische Untermalung müsste eigentlich als Nonplusultra des Films angesehen werden, wenn sich Argento nicht auf seinem heute noch kaum zu glaubenden Höhepunkt befunden hätte. Was er allein durch Bildsprache kreiert, schafft kein aktueller (Genre)Film mit allem Drumherum. Ein Farbenspiel der Extraklasse, nicht willkürlich gewählt, sondern als (teil sogar bewusst irritierender) Leitfaden arrangiert. Tödliches Rot, trügerisch-hoffnungsvolles Grün, erleuchtendes Gelb, kühl-beruhigendes Blau, in einem exzessiven Wechselspiel der Emotionen. Alles vereint sich in einem Finale, dem nichts mehr hinzuzufügen ist. [...] Suspiria ist ein Rausch, ein betörender Strudel aus Farb- und Klangkompositionen, die diese mysteriöse Schauergeschichte zu einem einzigartigen, unvergesslichen Filmerlebnis machen. Dario Argento verstand es seiner Zeit, die unterbewusste, unerklärliche Angst in uns zu wecken und über knapp 100 Minuten in einem expressionistischen, sagenhaften Fiebertraum im Knusperhäuschen zu bündeln und manifestieren, ein Meisterstück. [...]
[...] Dem Highschool-Milieu bleibt Williamson wacker treu, dem Genre nur in leichten Anflügen. „Tötet Mrs. Tingle!“ beinhaltet maximal rudimentäre Ansätze eines Teenie-Horrors, ist am ehesten als schwarzhumorige Thriller-Groteske zu sehen. Oder besser, soll so gesehen werden. Denn ähnlich wie bei dem trotteligen Protagonisten-Trio läuft auch beim Film kaum etwas nach Plan und es reiht sich eine sinnlose Dummheit an die nächste. [...] Der eindeutig als teuflische Antagonistin verwendeten Mrs. Tingle gehören irgendwann die Sympathien des Zuschauers, obwohl sich das auch jetzt völlig falsch anfühlt. Sympathie ist zu viel gesagt, die anderen drei Orgelpfeifen sind nur so verdammt verblödet, unglaublich naiv und ätzend, da sucht man sich eben das kleinere Übel aus. Ein Film dieser Sparte muss nicht zwingend durch logisches Handeln überzeugen. Wenn das die Leute hier machen würden, die ganze Situation würde nicht entstehen. Nur ist das doch kein Freibrief für heillos absurde Vorgehensweisen, die sich selbst unter Berücksichtigung der besonderen Umstände wie Stress, Überforderung und generell wenig gesunden Menschenverstandes nicht akzeptieren lassen. Der Film ist in seinem Ablauf ohnehin knallhart vorhersehbar, aber wenn dann auch noch die handelnden Personen sich treudoof und blind wie Marionetten manipulieren lassen, was jedes Kleinkind durchschauen würde, haarsträubende Fehler begehen und der Film diese einfach als gegeben und selbstverständlich hinnimmt (wenn man daraus eine zwingende Konsequenz erleben würde, wäre das was anderes) macht das nicht im geringsten Spaß. [...] „Tötet Mrs. Tingle!“ ist furchtbar öde, niemals richtig amüsant, total einfallslos und hebt sich zu allem Überfluss den größten Unfug für den Schlussakt auf. Wie bescheuert, wie lächerlich und ärgerlich unüberlegt kann man denn einen solchen Film beenden? [...]
[...] Clayton spielt durchgehend mit dem Erleben und der Erwartung seines Publikums, wie gleichzeitig mit der seiner Protagonistin. Sehen und glauben wir und sie wirklich das, was wir/sie vermuten? Und was ist das? Die Präsenz des Übernatürlichen, eines unsterblichen Fluchs, oder doch nur die paranoide Illusion einer verängstigten und irritierten Frau, die durch Isolation und verstörte Wahrnehmung an den Rand des Wahnsinns getrieben wird? Möglich ist alles, sicher ist nichts. „The Innocents“ – um jetzt ganz bewusst den Originaltitel einzubeziehen – erzählt nämlich nicht nur eine typische Geschichte von Geistern, viel mehr eine tragische von traumatisierten Kindern, die nicht nur einmal ihre Bezugspersonen verloren haben und nun damit umgehen müssen. Wie sie das kanalisieren und ob das im Einklang mit einer dämonischen Macht steht, ist eigentlich nur Auslegungssache. Das kann ein geschickt inszenierter und in seiner hier dargebotenen Konsequenz grausamer Akt von unglücklichen Umständen sein, vielleicht aber auch die unerschütterliche Wahrheit, die kein anderes Ende zulässt. „Schloss des Schreckens“ ist deshalb so brillant, da er seine Karten bis zum Ende nicht einfach so auf den Tisch legt, sondern die Eier hat, beide Varianten als gegeben zuzulassen. Daraus kann sich jeder das ziehen, was ihm lieber ist…oder im Idealfall mit der Ungewissheit nachdenklich ins Bett geschickt zu werden.
Was für ein wundervoller, grauenvoller aber nicht grausamer Film, fast mehr Suspense als Haunted-House, obwohl er alle Bedingungen des Geisterhausfilms mehr als nur erfüllt. Er ruht sich nicht nur auf seinen handwerklichen Qualitäten aus, er wagt es darüber hinaus, sich extrem ambivalent zu präsentieren und besonders zu verabschieden, was auch nach über 50 Jahren noch lange nicht selbstverständlich ist. Gehört ohne Zweifel zum Nonplusultra des Genres, seiner Dekade und der Filmgeschichte generell.
[...] Schon vorher darf der urzeitliche Killer verhältnismäßig selten auftreten und wird dann geschickt (auch da ist man nah an „Der Weiße Hai“) spärlich im Bild eingefangen. Nur zu seinem Vorteil, denn obwohl die Attrappe (gemischt mit echten Aufnahmen) verdammt gut aussieht, deutlicher präsentiert würde der schmal budgetierte Film sicher an seine Grenzen stoßen. In der Form ist das besser als vieles, aufwendiges CGI-Gedöns von heute, das einfach alles zeigen kann, was es nicht unbedingt echter wirken lässt. Es entsteht nie das Gefühl, dass ein Effekt durchs Bild geistert. Was man sieht, sieht real aus, fühlt sich so an. Das ist viel schwieriger als mit 100 Millionen Dollar ein Vieh basteln, das trotzdem aussieht wie aus dem Computer. Dickes Lob allein dafür. Etwa ab der Hälfte steht die eigentliche Intention des Films klar im Mittelpunkt, die sich mit dem Aufeinanderprallen der in Einklang mit der Natur und fest verwurzelt mit ihren Mythen lebenden Aborigines mit der domestizierenden, weißen „Zivilisation“ beschäftigt, die das was sie nicht kennt und deshalb fürchtet lieber in einer hektischen Treibjagd abknallt, anstatt es als berechtigten Teil dieser Welt zu akzeptieren. Natürlich will niemand ein menschenfressendes Ungetüm vor der eigenen Haustür haben, aber die von den Protagonisten angestrebte Variante der Wiederauswilderung wird nie als Option in Erwägung gezogen. Auf den heidnischen Unfug der Wilden wird ohnehin keinen großen Wert gelegt („In diesem Gebiet kannst du kaum ein Loch für ein Pissoir graben, ohne dass ein Nigger dir sagt, dass du auf heiligen Boden pisst“).
Das ist nicht unbedingt subtil vorgetragen, zumindest nicht mehr ab der deutlich zu erkennenden Schwerpunktlegung, ganz im Gegenteil. Während die Aborigines natürlich immer als die weisen, weltoffenen und pazifistischen Alleswisser dargestellt werden, sind bis auf unsere Helden alle Weißen rassistische, biersaufende und primitive Arschlöcher, da sucht der Film keine Grautöne. Die überflüssige, wiederentdeckte Liebesbeziehung zwischen Jarrett und seiner Ex erfüllt überhaupt keinen Zweck, außer dass die zwingend benötigte Frau nun auch mitmischen darf und generell ist das alles schon etwas einfach vorgetragen, aber dennoch so ungewöhnlich und deshalb interessant, dass man „Dark Age – Crocodile Hunter“ unter keinen Umständen ignorieren sollte. [...]
Bin sehr auf deine Meinung zu Nr. 5 gespannt...
Freue dich auf 3,4 und 5, danach wird es geschmacksabhängig, obwohl ich einige davon auch echt mag (7,8,13). Viel Spaß (was bei EKEL komisch klingen mag). ;)
In den ersten 45 bis maximal 60 Minuten ist "Birdman" großartig. Eine verspielte, schnippische und kreativ vorgetragene Reflexion über den Traum und Albtraum von vergänglichem Starruhm und dem verzweifelten Hinterherhecheln verglühender Sternschnuppen nach eben diesem. Hervorragend gespielt, witzig, griffig und auf einem cleveren Meta-Weg, befindet sich der Vogel nach der Hälfte zwar nicht unbedingt auf dem radikalen Sturzflug, aber schmiert sichtlich ab. Oder dreht sich eher im Kreis. Denn was uns der Film sagen will, hat er schon längst erledigt und verpasst es, sich zu steigern, dem noch etwas entscheidendes hinzuzufügen. Man wartet auf den Höhepunkt, den man leider schon erlebt und als solchen nicht erkannt hat. Hätte locker das allseits gefeierte Meisterstück sein können, bleibt so leider "nur" ein richtig guter Film, besonders wenn man dem entgegenstellt, was sonst so aktuell durch die Gegend humpelt. Etwas viel Augenwischerei, auch wegen der gewählten "One-Shot-Perspektive" die weder neu ist, noch einen wirklich effektiven Sinn erfüllt. Bei Hitchcock und "Cocktail für eine Leiche" wurde einst das Kammerspiel deutlich enger, ein Gefühl von Echtzeit erzeugt, das "Birdman" von selbst und bewusst ausschließt. Nettes, handwerklich beachtliches Stilmittel, aber kein Nährwert. Eine halbe Stunde kürzer und die Message (suchen wir nach Ruhm oder eigentlich nur nach echter Liebe?) darauf geschickter verteilt, nah dran am Ziel. Als Showbizsatire ist z.B. "The Player" von Robert Altman deutlich besser, als unterhaltsamer Versuch ist "Birdman" aber immer noch ein feines Ding.
[...] Wie hier der Fleischwolf angeworfen wird und jeder Kill mit einem eindeutigen Hoppla-Effekt veredelt wird, ist nicht von schlechten Eltern. Aufgrund dessen seinerzeit mindestens so verstümmelt wie seine Opfer, ist „Blutiger Valentinstag“ definitiv (sogar mehr als es ohnehin immer der Fall ist) nur in der Uncut-Fassung genießbar, da geht ordentlich die Luzi ab und generiert immer noch wüste Schauwerte, die man nicht alle Tage vorgesetzt bekommt. Man könnte diesen Film mühelos als plumpen, maximal mittelmäßigen und relativ unkreativen Low-Budget-Heuler auseinandernehmen. Gerade das macht ihn aber irgendwie charmant. Kein aalglatter, verkniffen auf Ernsthaftigkeit geeichter, steriler Kommerz-Slasher, dem es an eigener Identität fehlt. Hier wird auch mal rumgeblödelt, der Humor funktioniert selten wie gewollt und oftmals nur auf unfreiwilliger Basis, alles wirkt locker aus dem Ärmel geschüttelt und leicht unbeholfen, die Auflösung ist platter Humbug, aber wenn der Film was kann, dann brachial auf die Kacke hauen. Das hat noch diesen wilden, autodidaktischen Charakter und das Herz am rechten Fleck, wenn auch nur das eigene. Schade nur, dass der eigens komponierte Titelsong „The Ballad of Harry Warden“ ausschließlich im Abspann versteckt wird, hätte man ruhig vorher schon einspielen können, wenn sich schon so eine bald unverhältnismäßige Mühe gegeben wurde.
Eine herzhafte Slasher-Sause, kompromisslos in ihren Stärken und eindeutig in den Schwächen, was sie nur sympathischer macht. Das ist noch grundehrliche, bodenständige Hausmannskost, grob gehakt statt fein passiert, nur echt mit Stücken drin. Dem nimmt man seine Fehler nicht wirklich krumm, ohne sie komplett ignorieren zu können. Ein Film mit Ecken und Kanten, noch nicht rundgeschliffen und auf seine simple Art äußerst unterhaltsam. Außerdem wissen wir nun, dass man alte Frauen nicht in den Trockner stecken darf, die laufen ein. Allein so was traut sich doch heute kaum noch wer.
Die Russenmafia ist ausversehen auf den Hund gekommen, was den verlorenen Sohn der Hitman-Elite aus dem Ruhestand zwingt. Mit der mimischen Schlaftablette Keanu Reeves hat man den perfekten Hauptdarsteller für den Film gefunden, genauso interessant, kreativ und wandlungsfähig wie Plot und Titel von „John Wick“, dessen plumpe Rachestory nur als notwendiges Übel für die gut arrangierten Actionsequenzen herhalten muss. Besonders die rasante Clubschießerei, die mit ihrem Tempo und erstklassigen Schnitt bald wie aus einem Guss wirkt, macht richtig Laune. Sonst sind die Vorzeigemomente stabil und schön geradlinig wie dringlich vorgetragen, aber das war es dann auch. Im Vergleich zu „The Raid“, der durch sein unnachgiebiges Dauerfeuer an Oha-Momenten alles andere an den Rand der Unwichtigkeit prügelte, hat „John Wick“ immer noch zu viel (Nicht)Story und zu wenig Krachbumm, um nur dadurch zu überzeugen. So bleibt es bei einem einmalig konsumierbaren Gute-Nacht-Film, der für den Augenblick konzipiert gerade so durchrutscht. Am nächsten Morgen wieder vergessen, aber immerhin…