JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
„Ich habe den Mist nicht provoziert, aber ich ziehe ihn irgendwie an. Ich versuche ihm zu entfliehen, aber es klebt an mir.“
[...] Auch daran klebt Carlito. An seiner Ehre, seiner Loyalität, die in dieser Welt nur noch ein belächeltes Relikt vergangener Tage ist. Anstatt seinen neuen Weg zu gehen – der bis auf kleinere Abweichungen zum Ziel führen sollte -, verfängt er sich im Netz aus (un)angebrachter Menschlichkeit und falscher Treueschwüre, die nur noch einen Dreck wert sind, wenn es hart auf hart kommt. Der Idealismus – und wenn er nur in der Gosse geboren wurde – ist Schnee von gestern, das Karma holt dich ein, selbst wenn du alles dafür tust, deine Rechnung am Ende des Tages bezahlt zu haben.
Die gewohnte Rise-and-Fall-Gangstergeschichte wird mehr oder weniger von hinten und doch wieder zum Anfang auf- und vorgerollt, der vermeintliche Neubeginn doch nur der Anfang vom Ende. Dramaturgisch bewegt sich „Carlito’s Way“ auf bekanntem Terrain und gewinnt ihm doch spannende Facetten ab, die sich (um bei Pacino zu bleiben) zwischen der ernüchterten Figur des Michael Corleone aus „Der Pate III“ und dem wilden Hitzkopf Tony Montana aus besagtem „Scarface“ befinden, ohne seine eigene Identität einzubüßen. Al Pacino agiert dementsprechend wandlungsfähig, da gibt es anfangs diese Boha-Momente mit weit aufgerissenen Augen – die ihm ein Jahr zuvor den Oscar einbrachten –, sonst aber dieses ruhige, dennoch geladene Spiel, was ihm zum Superstar machte. Sean Penn meldet sich mit einer ekelhaften, gierig-widerwertigen Performance zurück aus dem selbstgewählten Ruhestand und der Mann hinter dem Ganzen tischt im Schlussdrittel seine großen De-Palma-Momente auf: In der Kanzlei, im Krankenhaus und besonders am Bahnhof, „The Untouchables“ lässt grüßen. Ein formelhaft, einwandfrei inszenierter Gangsterfilm wie klassische Tragödie vom Saulus zum (fast) Paulus, der am Ende an den Stufen zum Paradies verreckt, an seiner Menschlichkeit scheitert, die man ihm eigentlich schon abgesprochen hat. [...]
[...] Es liegt definitiv nicht an Price – der zwar nur nach gewohnter Methode seine Palette runterspielt, aber wenn es nicht mehr hergibt… - und auch nicht an der optisch reizvollen Ausstattung, in dem schöne Details über dem Durchschnitt des 60er-B-Horrors liegen, nur wird das Potenzial der Geschichte lediglich lau bedient. Die gewählte Erzählperspektive, die bei der Beerdigung des Protagonisten beginnt und anhand seiner Tagebücher seine letzten Tage rekapituliert, nimmt naturgemäß einiges vorweg, was dann durch eine sinnvolle Narration aufgefangen werden muss. Wir wissen also, wo alles enden wird, der Weg ist somit das Ziel, der ist leider träge und nicht sonderlich clever vorgetragen. Schnell ist man als Zuschauer im Bilde, was wohl passieren wird und genau so kommt es auch. Der dramatische Aspekt der Handlung ist überdeutlich, deshalb nicht unbedingt befriedigend, da sich der Film viel zu lange an offensichtlichen Momenten und Entwicklungen aufhält, die teilweise gar in den theatralisch-kitschigen Bereich kippen. Der Disput zwischen dem Menschen und dem Bösen das Besitz von ihm ergreift mündet in wenig effektiven (inneren?) Dialogen, es zieht sich gewaltig, obwohl ersichtlich ist, auf was der Autor der zugrunde liegenden Geschichte, Guy de Maupassant, hinauswill.
Ein Auseinandersetzen mit der eigenen, schmerzlichen Vergangenheit, ein Reflektieren über die Wunden von einst, das Kämpfen um Menschlichkeit, während äußere Mächte einen beeinflussen. Da steckt viel drin – selbst rein als weniger tiefsinniges Genre-Filmchen schlicht auf seine Idee runtergebrochen -, dumm nur, wenn der Film weder so noch so richtig funktioniert. Als psychologischer Diskurs zu schlicht und schlampig, als unterhaltsamer B-Horror nicht wirkungsvoll, nachhaltig noch versauert durch die christlich-religiöse Geheimwaffe, die hier eigentlich nichts zu suchen hat. [...]
[...] Eine Art cineastisches Sit-in loser Gedankengänge, das Zivilisationskritik und den Wunsch nach Realitätsflucht aus einer sich auf dem Abstieg befinden Gesellschaft in ein amateurhaft inszeniertes Low-Budget-Filmchen verpackt, umnebelt von fast paranoider Angst vor Degenerierung und pessimistischen Kultursterben, für das aber nicht auch nur ein greifbarer, konkreter Moment als Ausgangslage geliefert wird. Wir befinden uns im Jahr 2044, und da ist alles ganz furchtbar. Warum? Keine Ahnung. Wird nicht erklärt, erwähnt oder zumindest angedeutet, ist einfach so. [...] Okay, lassen wir den Grundgedanken mal als ganz anständig durchgehen, aber das kann doch nicht alles sein. Dafür muss er doch irgendwas als Basis bieten, worauf er seine triste, resignative Zukunftsvision stützt. „Expedition in die Zukunft“ ist so karg, eintönig und monoton wie sein gesamtes Setting, seine Installation im örtlichen und narrativen Nirgendwo. [...] Das ist nicht nur inhaltlich verdammt dürftig, Fonda inszeniert es auch noch wie ganz schnell feucht drüber gewischt, entweder lust- oder talentlos, kann man sich aussuchen. Dilettantisch an der Grenze zum Zumutbaren, selbst für 70er-Low-Budget-Niveau. Am Ende kommt natürlich noch die ganz große Moralkeule, die Menschheit hat den Punkt der ultimativen Selbstvernichtung erreicht und stopft sich selbst solange in den Tank, bis niemand mehr übrig ist. Jawoll, das sitzt! Hilfe, was ein prätentiöser, grobmaschiger Quatsch ohne Hand und Fuß, der ziellos mit kritischen, gedanklichen Floskeln um sich wirft und dabei nur wirkt wie ein zähflüssiges, naives, pseudo-wichtiges Studentenfilmchen von vorgestern. [...]
[...] Rasselnde Ketten, rohes Fleisch und deformierte Gestallten werden zur Manifestation tiefverankerter Traumata und Ängste, wie in denen als loser, roter Faden genutzten Flashbacks beschrieben, wobei das nur Mittel zum Zweck ist. Eine sinnvolle Narration sucht man vergebens, sie wird maximal vorgetäuscht, um sich an irgendwas klammern zu können. Benötigt wird sie für Filme dieser Art nur dann, wenn sie nicht durch ihr Auftreten überzeugen können. Daran mangelt es „Baskin“ kaum.
Mit seinen düsteren, stimmig ausgeleuchteten Bildern, dem dringlichen Score und besonders seinen morbiden, verstörenden Höllen-Fantasien erzeugt „Baskin“ eine ähnliche Atmosphäre wie die offensichtlich zitierten Vorbilder. Erzählerisch tritt der Film ab dem Eintritt in seine abartige Unterwelt nur noch auf der Stelle oder dreht sich (absichtlich) im Kreis, konzentriert sich auf die Darstellung und Wirkung seines Szenarios. Quält seine Protagonisten und lässt sie auf den Tod als einzige Erlösung hoffen, doch selbst der scheint keinen Ausweg aus diesem Inferno zu bieten. Hier regieren das Böse, der Wahnsinn, der Schmerz und das Leid. Für seine Verhältnisse beeindruckend inszeniert fühlt sich „Baskin“ fast an wie aus der Zeit gefallen, im positiven Sinne und genau zum richtigen Zeitpunkt. Während der massentaugliche Horrorfilm sich meistens von Monat zu Monat nur noch selbst kopiert, geht Can Evranol bewusst um Jahrzehnte zurück und belebt das handgemachte, möglichst radikale Genrekino der 80er wieder. Das tut gut. [...]
[...] Während Kotzbrocken Charles ganz frontal seine zynische Boshaftigkeit auf alles feuert was ihm vor die Flinte kommt und die Macht über Menschen aus seinem Status generiert, ist Neffe Anthony die verführerische Schlange, die hinter ihrem charmanten Auftreten perfide seine Strippen zieht. Mittendrin eine Frau als Objekt der Begierde und Schachfigur, die gegen ihre Natur sich selbst zu einem hinterlistigen Manöver hinreißen lässt, geblendet von der Chance auf ein besseres Leben. Selbst wenn man glaubt, die Handlung von „Die Strohpuppe“ recht schnell durchschaut zu haben, gelangt der Film nie in den Zustand einer gelangweilten Spazierfahrt durch klassische Krimi-Gefilde, dafür geht er in seiner detaillierten Entwicklung viel zu clever vor und lässt gewisse Restzweifel bis zum herrlich hinterlistigen Ende immer noch offen. Denn Geschichte und Figuren können stets noch Haken schlagen und das ein oder andere Kaninchen wird im straff erzählten, klug zusammengeschraubten Schlussdrittel noch aus dem Hut gezaubert.[...] Irgendwo zwischen Agatha Christie (nur deutlich zynischer), Alfred Hitchcock und Patricia Highsmith siedelt sich „Die Strohpuppe“ an und es gelingt ihm hervorragend. Exzellent konstruiert und ideal besetzt findet sich an dem Film kein ernsthafter, relevanter Kritikpunkt. Raffinierte, klassische Thriller-Unterhaltung, deren Staubschicht so minimal ist, dass sie schon beim Einlegen in den Player weggeblasen wird.
[...] Langsam, stets behutsam aufgebaut entblättert sich hinter der Faschismus-Parabel ein Genre-Film höchster Qualität, der besonders die Unterdrückung der Sexualität – und somit der eigenen Entwicklung – in den Vordergrund rückt. Während oberflächlich auf streng konservative Werte geachtet wird (nackt duschen, nie und nimmer), sind illegal-gesteuerte, sexuelle Höhepunkte nach Losverfahren und internen Mauscheleien unter vorgehaltener Hand gestattet, viel läuft hinter der Kulissen, den Mauer von Zucht und Ordnung ab…oder auch in den Lüftungsschächten. Serrador gelingt ein wegweisender Film, der sich sowohl an vorangegangenen Werken bedient – auf seine ganz eigene Weise -, wie auch den noch in den Kinderschuhen steckenden Giallo in die entscheidende Richtung schubst. Es scheinen nur wenige Szenen zu sein, die sich in diese Richtung einordnen lassen (wenn sich z.B. das unschuldige Blut einer Jungfrau ästhetisch auf weiße Blumen ergießt), seine gesamte Ausrichtung ist allerdings beeinflussend für das erst später aufblühende Subgenre. In seiner besten Form. Denn „Das Versteck – Angst und Mord im Mädcheninternat“ ist wesentlich intelligenter, bösartiger, suggestiver konzipiert, als es sein grober deutscher Titel vermuten mag. Er spielt mit den (damaligen) Erwartungen, bedient Modernes, Klassisches und sogar Neues, landet in einer experimentellen Spur.
Dieses bündelt sich bis zu seinem erstklassigen Finale, das vielleicht nicht von seiner puren Auflösung wirklich überraschen mag, von seiner morbiden, durchdachten, reflektierten Logik durchaus. Gerade, wenn man sich die Filme dieser Zeit betrachtet. Da spielt Serrador mit seinem Werk in der höchsten Liga und ist auch heute noch umwerfend, beeindruckend arrangiert. [...]
Hot-Chicks-in-wet-Dresses-Home-Invasion by Eli Roth, in dem der heimliche, feuchte (Alb)Traum in die Jahre gekommener Ex-Partyhengste und nun braven Familienväter-Strohwitwer wahr wird. „Knock Knock“ bietet eine doch halbwegs reizvolle Ausgangslage, mit sichtlicher Ironie durchzogen und ist genau so lange auch nicht verkehrt, wie hier noch alles möglich ist. Ernst nehmen kann/sollte man den Film sowieso nicht, das scheint auch überhaupt nicht die Intention von Roth zu sein. Das entschuldigt natürlich nicht dafür, dass seine verhängnisvolle Funny Bunny Games Affäre am Ende nur noch haarsträubender Blödsinn ist, angereichert mit einer flotten Note Sexismus und dusseligen, sinnentleerten Twists. Eigentlich heftiger Käse, der aber eine Weile ganz nett unterhält und eher als ausgedehnter Herrenflachwitz verstanden werden sollte, dessen Pointe naturgemäß eben Unfug ist. Good-Looking-Trash für den schlechten Geschmack zwischendurch.
[...] Die unmotivierte Strafe erfüllt tatsächlich ihren Zweck, allerdings nicht in der schriftlichen Form. Während des Vormittags fallen immer mehr die Masken, die sich die Schüler nicht selbst aufgesetzt haben, aber sich unter ihnen gefügt. Sie sind was sie sind, und doch eigentlich ganz anders. Sie sind Produkte ihres sozialen und familiären Umfelds, geprägt durch Erwartungshaltungen, Enttäuschungen, Druck und die Angst davor, dem nicht gerecht zu werden. Eins haben sie alle gemeinsam: Eine dysfunktionale Beziehung zu ihren Eltern, die sich bei jedem anders ausdrückt, sie in unterschiedliche Richtung drängt, aber grundsätzlich ist das Problem identisch. Das merken sie erst spät, dafür dann intensiv.
Wenn sich das „Brat Pack“ – die alle ihre 15 Minuten hatten, aber keiner eine richtig nachhaltige Karriere hinlegte – im Kreis zusammenfindet und schließlich alles aus ihnen herausbricht, ist „Breakfast Club - Der Frühstücksclub" ein Meisterwerk. Er zeichnet seine Figuren mit einem Höchstmaß an Sensibilität und Empathie, ist weit entfernt von Oberflächlichkeit und Naivität, obwohl er immer frisch und juvenil daherkommt. Die Charaktere sind noch nicht erwachsen, nicht reif, aber wie der Film ihre Geschichte erzählt ist es, trotzdem noch auf Augenhöhe mit seinem (augenscheinlichen) Zielpublikum. Wie präzise John Hughes auf es eingeht, mit ihm und nicht über es diskutiert, ist fantastisch und kaum kopierbar. [...]
[...] Dann geht der gute Geschmack endgültig baden und „Insel der Verdammten“ rotzt los wie die Wilde Wutz. Überzeichnet-kurioses Jägergesindel in Form z.B. einer elitären Kampflesbe mit ihren explosiven Armbrustgeschossen hoch zu Ross oder einem verkappten Großwildjäger („Ich will Leichen sehen!“) mit Mini-Bagger und einem Zehen-fressenden Riesen-Monchichi aus dem Wanderzirkus als Untergebenen (allein diese bekloppte Idee!), kennen keine Gnade und Regisseur Brian Trenchard-Smith („Die BMX Bande“) keine Hemmungen vor möglichst explizit dargestellter, offenherziger Gewalt, die unserer FSK selbst direkt nach der Weihnachtsfeier niemals auch nur mit Glück durchgehen lassen würde. Holla, da geht was ab, aber im dem Kontext muss man das nicht allzu ernst nehmen, eine flotte Gore-Sause halt für Freunde des schmissigen VHS-Rüpel-Films, der sich gar nicht erst versucht über seinen schlichten Inhalt hinaus höher zu positionieren. Das wäre auch fatal. Mit seinem rüden Achtung-jetzt-komm-ich-Charme und einem nicht wegzudiskutierenden, jedoch einfach Genre-typisch passenden Maß an gesundem (?) Sexismus macht „Insel der Verdammten“ einfach primitive Laune, der man sich gerne mal ungeniert hingeben darf. Wofür der Film natürlich nichts kann ist der unüberlegte bzw. wohl eher gleichgültige deutsche Titel, der mal eben eine Wendung kurz vor Schluss einfach so spoilert. Danke dafür, ihr Pfeifen. [...]
[...] Es sind keine Monster die hier gezeigt werden, es sind Zombies, angetrieben nicht von der Raffgier, sondern der eigenen Existenzangst, die einem Tag für Tag im Nacken sitzt und durch diesen unmenschlichen Wettkampf (große und seine einzige Szene: Alec Baldwin, „Jagd auf Roter Oktober“) einen Höhepunkt erreicht. Nun brechen alle Grenzen und aus ihnen auch die Charaktere hervor, versteckt hinter ihren Schutzschilden aus Schall und Rauch. Der impulsive, tatsächlich aber (wirklich) unfähige Maulheld (Ed Harris, „A History of Violence“), der ängstliche Mitläufer (Alan Arkin, „Warte, bis es dunkel ist“), der windige Platzhirsch und verlogene Vertragsaufschwätzer in Persona (Al Pacino, „Der Duft der Frauen“) und das klinkenputzende, verzweifelte Urgestein (Jack Lemmon, „Das Appartement“), dem Star unter den zahlreichen Stars des Films (Kevin Spacey, „American Beauty“ und besonders Jonathan Pryce, „Brazil“, als einziges, sichtbares Ende der Nahrungskette sollten nicht unerwähnt bleiben). Lemmon ist es, der den Unterschied ausmacht, von Anfang an mit seinem sensiblen Spiel heraussticht und als einzige Figur Mitleid generiert, obwohl es alle Schachfiguren in diesem ekelhaften Spiel verdient hätten. Sie kämpfen vordergründig für eine schnittige Karre oder die duften Messer, an sich tagtäglich für ihre Existenz. Mit allen Mitteln, der Dümmere zahlt den Deckel.
Wenn Jack Lemmon am Ende, wenn alles verloren ist und sich für einen kurzen Moment so was wie Freundschaft und Loyalität in einem dreckigen Alltag abzeichnet, versucht etwas wie Nähe, Mitgefühl und echter Emotion zu erhaschen, und das untergeht in der nicht stillstehenden Spirale von Fressen oder Gefressen werden, ist das rührend und so perfekt auf den Punkt gebracht, da zeichnet sich spätestens ab, was „Glengarry Glen Ross“ ausmacht. Viel Lärm um nichts und doch verdammt viele Einzelschicksale. Ein ätzendes Wirtschafts- und Sittengemälde aus einer schon lange vor dem großen Crash aus den Fugen geraten Geschäftswelt, nur da wollte es niemand wirklich wahrhaben. [...]
[...] Dabei macht sich zunächst vorsichtiger Optimismus breit, seine besten Szenen feuert „Sleepless“ gleich in den ersten 15-20 Minuten raus, da ist man als geneigter Fan noch guter Dinge. Allein die Wiedervereinigung nach 16 Jahren mit Goblin, die zuletzt bei „Phenomena“ den Soundtrack zu einem Argento beisteuerten, lässt Großes (oder wenigstens Vernünftiges) erhoffen. Wenn Regisseur und Band ihr Können auffahren, dann funktioniert auch „Sleepless“, was leider schon in der ersten wichtigen Sequenz – der panischen Flucht in einem Zug vor dem unbekannten Schlächter – seinen absoluten Höhepunkt findet. So richtig schön losrotzen dürfen die Goblin-Riffs in der Folgezeit nur, wenn auch Argento sich ausnahmsweise mal auf seine Stärke und die alten Zeiten beruft, nur sind das in knapp zwei Stunden Film erschreckend rar gesäte Momente. Aus unerklärlichen Gründen verlässt sich Argento nach diesem rasanten Auftakt viel zu sehr auf seine rätselhafte Mörderjagd, obwohl seine Werke nie ihre Qualität aus der Story per se bezogen. Da können noch so viele mysteriöse Hinweise gestreut werden, ohne auf sein typisches, das Erleben fokussierte Inszenierungsspiel wird nur noch deutlicher, wie wenig ihm klassisches Erzählen und besonders das Einsetzen von Schauspielern liegt. [...] Wenn die Zähne eines süßen Hasen mit Schmackes in den Beton gekloppt werden oder ein Musikinstrument in nicht jugendfreien Maße zweckentfremdet wird, dann mag man das kurz ausklammern. Was Radikalität angeht, braucht sich „Sleepless“ bestimmt nicht verstecken, da wurde Argento in seiner schwachen Phase eher härter als zaghafter. Es gibt in etwa drei, vielleicht vier nette Szenen in diesem Film, die in Kombination mit dem ausgedehnten Opener erkennen lassen, was der Mann mal konnte und irgendwo in seinem chaotischen Oberstübchen auch noch schlummert. [...]
Macht einen teilweise sprachlos. „The Act of Killing“ ist ein befremdliches, ungemein cleveres Experiment mit der Selbstgerechtigkeit und dem Selbstverständnis von Massenmördern, die sich immer noch für ihre Taten feiern und ernsthaft glauben, die Welt müsste von ihren Heldentaten erfahren. Gleichzeitig schleichen sich in den Film genau diese Momente ein, die Oppenheimer wohl provozieren wollte. Selbst von den Tätern kommt hier und da ein Eingeständnis an die eigene Grausamkeit, die nicht gerechtfertigte Gewalt, was aber im nächsten Moment wieder unter halbgaren Rechtfertigungen versucht wird auszublenden. Das Schlimme dabei: Man ist manchmal geneigt, sie sogar ansatzweise zu verstehen, denn was soll man von Menschen erwarten, die unter diesen Bedingungen immer noch leben und das im 21. Jahrhundert? Wenn paramilitärische Gruppen einen fast höheren Stellenwert haben als jede (offizielle) staatliche Organisation und selbst Politiker das munter unterstützen, das Fernsehen über das Projekt ganz selbstverständlich berichtet, als wenn Til Schweiger im Sat1-Frühstücksfernsehen seinen neuesten Film vorstellt? Schockierend, paradox, grotesk, mit Szenen, die an die Nieren gehen. Eher die ohne nachgestellte Gewalt. Wenn die Enkel vor den Fernseher geholt werden, um „Opa sterben zu sehen“, das ist…das macht wütend und man empfindet Mitleid. Nicht für die Täter, aber für die, die in dieser Gesellschaft aufwachsen müssen. Unfassbar. Herausragend und ein enorm wichtiger Film über den Irrsinn, der sich nach wie vor abspielt, wenn die Geschichte von den Siegern geschrieben wird...von Siegern über die Menschlichkeit und das Mindestmaß an Verstand und Empathie.
Du bist mein John Schneider. Es fehlt nur das Autogramm.
[...] Es verfügt über dieses typische Stephen-King-Flair: Eine verschlafene Kleinstadt, deren heile Welt aufgerüttelt wird vom übernatürlichen Bösen, das sie heimsucht. Mit leichten Coming-of-Age-Anteilen versehen gleicht „Werwolf von Tarker Mills“ einer (nicht kindgerechten) Gute-Nacht-Geschichte, einem Märchen, in dem die belächelten Außenseiter in Person des behinderten Marty (Corey Haim, „The Lost Boys“) und seines versoffenen Onkel Red (Gary Busey, „Alarmstufe: Rot“) sich dem entgegenstellen, was ihre Gemeinde in Vollmondnächten dezimiert. Die Figuren sind einfach, aber sympathisch skizziert und vor allem gelingt Attias eine homogene Abstimmung aus trügerischer Idylle und stimmungsvollen Schreckensmomenten. Wenn er seine Kreatur zuschlagen lässt, dann gerne ohne Samthandschuhe und clever in Szene gesetzt. Masken und Effekte sind für eine kleinere 80er-Produktion gut gemacht, werden trotzdem nicht über Gebühr strapaziert, um doch negativ auffallen zu können. Man sieht genug, aber nicht zu viel, die Mitte treffsicher erwischt.
Auf seine schlichte Art und Weise gelingt es „Werwolf von Tarker Mills“ seine Spannung und Atmosphäre schnell aufzubauen und kontinuierlich zu halten, ohne dabei in höhere Gefilde vorzustoßen. Das braucht er auch nicht. Es ist einer dieser Filme, die so wie sie sind ganz einfach gut funktionieren und durch ihre liebevolle Umsetzung überzeugen. [...]
[...] Um genau zu sein steht sich der Film mit dem gehobenen, mutigen Anspruch an sich selbst sogar am ehesten im Weg, denn als ganz schlichter Genrebeitrag wäre er womöglich noch besser. Speziell am Anfang scheint man seine Position zwischen Low-Budget-Horror-Thriller und Arthaus zu suchen, macht auch vor selbstbewussten Reminiszenzen nicht halt. Das dies etwas sperrig rüberkommt ist der Natur der Sache geschuldet und wäre nicht weiter tragisch, wenn die Rechnung denn im Resultat schlüssig und sinnvoll aufgehen würde. Dabei will Mathieu Seiler etwas zu viel. Eine leichte Hommage an Alfred Hitchcock („Der unsichtbare Dritte“) ist zu erkennen, genauer gesagt an dessen „Der Fremde im Zug“, allerdings nur in einer Szene, die die Geschichte in Gang bringt. Viel deutlicher scheint man sich zu Beginn und besonders am Ende an „Ekel“ von Roman Polanski („Der Gott des Gemetzels“) zu orientieren, was letztlich eher verwirrend, irritierend erscheint, da der Film inhaltlich wenig mit ihm gemein hat. Genauer gesagt praktisch nichts. Ob das jetzt Zufall ist, auch möglich, dafür sind jedoch einige Parallelen augenscheinlich zu ersichtlich, als das man daran glauben mag. Dies tut dem Film nicht unbedingt gut, da er genau dann richtig funktioniert, wenn er sich im Hauptteil straight auf sein Geschehen konzentriert. Dort greift „True Love Ways“ eine harte und eindringliche Thematik als dicht konzipierten, spannenden und sogar ziemlich konsequenten Reißer auf, den man so nicht unbedingt erwartet hätte. [...]
[...] Von der Ouvertüre bis zu seinem sensationellen Finale dreht sich bei Argentos Giallo-Spätwerk alles um das Sehen und Zusehen, das zufällige und gezwungene, was einem das Leben kosten kann oder zum Zentrum der Begierde macht. [...] Jeder Wimpernschlag vergisst Blut, das Zusehen wird zum Zwang, während ungewollte Zeugen über die phallische Klinge springen. Das Auge und seine Variationen ist Dreh- und Angelpunkt bei Argento, aus jeder Perspektive. Durch die der alleswissenden und zu späten Ermittlern berufenden - da mit einem Elefantengedächtnis gesegneten – Raben, dem Blick durch das blutverschmierte Fernglas, den Türspion (mit fatalen Folgen), den durch die unaufhaltsam kreisende Kamera, die den Zuschauer abwechselnd zu Täter und Zeugen macht, mit einem sich bewegenden Blick auf das Geschehen.
Mal durch die Gitter eines Lüftungsschachts, dann durch die vor die Augen geklebten Klingen, die Sicht ist identisch, die Ausgangslage nicht. Sehen und gesehen werden, ein perverses, sadistisches Hantieren mit dem Publikum und seinen Figuren, darin geht Argento süffisant auf. Und ganz nebenbei ist er seinem geistigen Mentor Alfred Hitchcock wie dem oft vergessenen, hier aber offensichtlich zitierten „Psycho“-Vorläufer „Augen der Angst - Peeping Tom“von Michael Powell so nah wie nie zuvor. Das Grundthema der Visualisierung des Grauens, eingefangen durch das jeweilige, zur Verfügung stehenden „Auge“, ist mehr als ein Verbeugung, es ist eine Weiterentwicklung auf hohem Niveau. Gleichzeitig huldigt Argento damit dem Hitchcock-Powell-Suspense, dem (mit)selbstkreierten Genre, aber auch der Oper, dem italienischen Kulturgut schlechthin. „Opera“ ist ein Kunstwerk, das in Anspielungen und geschaffenen Sequenzen schwelgt, die Geschichte dabei nur ganz leicht nach hinten schiebt. Es lebt in erster Linie von seinen Momenten – wenn das Argento-Rot sich auf dem pechschwarzen Gefieder der geduldigen Raben bricht - , oder einer unfassbar vorgetragenen Sequenz in der Wohnung der Protagonistin, wofür selbst Hitchcock Argento wohl…sagen wir mal ganz jugendfrei… die Füße geküsst hätte. [...]
Also wenn man sich schon an "I Am Legend" hochziehen muss, läuft...
[...] Die reizenden Nebendarsteller Christoper Lee und Richard Roundtree stehen zweckdienlich in der Gegend rum und holen sich nach getaner Arbeit einen ihrer zahlreichen Pflichtaufgabenschecks in den 80ern ab, der Film ist eindeutig auf seinen Star zugeschnitten. Wäre gar nicht schlimm, wenn man ihn halbwegs in Szene setzen könnte, also ihm ein paar nette Kampfszenen spendieren würde. Lieber darf er stoisch durch die Gegend starren und sich von seinem Buddy kluge Weisheiten einverleiben, nachdem der einen der gut ausgebildeten Handlanger mit einem Telefon niedergestreckt hat („Für den wahren Kämpfer ist alles eine Waffe“). Darauf einen Sake und drei Räucherstäbchen. Selbst im Finale, als ausnahmsweise mal etwas die Kuh und munter die Kugeln fliegen, ist das insgesamt erschreckend eintönig. Natürlich kommt es nicht zum direkten Duell zwischen Norris und Lee, dafür gibt es schließlich den dicken Kung-Fu-Panda mit dem orthopädischen Schuhwerk, der vorher trotz eindeutiger Gehbehinderung eine „flotte“ Verfolgungsjagd durch die U-Bahn liefern konnte und mit spielender Leichtigkeit durch Türen boxt. Wer jetzt trotzdem noch auf einen strammen Endfight hofft, bekommt die Optimismusmedaille in Platin verliehen. Der asiatische Tanzbär kommt kurz aus der Reserve, Slowmo-Chuck, fertig. Das Gute hat gesiegt und wer noch wach ist, hat zumindest seinen Horizont mit unnötigen Filmen aus dem Kartoffelkeller erweitert.
[...] Leute, echt jetzt? Auf welchen Baum muss man die letzten Jahre verbracht haben, um sich vor diesem Drei-Menschen-drei-Räume-Gewackel ernsthaft in Angst oder zumindest leichte Anspannung versetzen zu lassen? Selbst damals haben Filme dieser Art eher durch ihr innovatives Konzept halbwegs überzeugt, heute ist das eiskalter Kaffee von Vorgestern. Wenn ein junger Regisseur – gerade in unserem Genre-freundlichen Förderwunderland – einfach nicht mehr Möglichkeiten hat als so was zu drehen, bitte schön, man kann sich ja was einfallen lassen. Letztlich könnte der Film statt aus Deutschland aber genauso gut aus den USA, Pakistan oder vom Nordpol stammen, er wäre dadurch kaum besser oder würde mehr Welpenschutz genießen. Keinesfalls soll das geringe Produktionsvolumen kritisiert werden (dafür ist das durchaus in Ordnung), vordergründig auch nicht das Stilmittel, es geht um die Ausnutzung dessen und die Frage, was kann ich – „Die Präsenz“ – anbieten, damit ich es wert wäre gesehen zu werden. Die Antwort bleibt aus. [...]
Atmosphärisch vielleicht bemüht, allerdings nicht effektiv, rein auf verpuffende Jumpscares bauend und von gnadenlosen Ideenmangel verflucht, wuselt statt gruselt sich das wackelige und mitunter mies vertonte Sedativum bis zu seinem Höhepunkt, der nicht nur absehbar sondern auch noch stark an die Hexenjagd aus den Wäldern von Blair angelehnt ist. Das kann man so heute einfach nicht mehr bringen, da muss mehr kommen, Low-Budget hin oder her. Warum der Film übrigens von der FSK ab 18 Jahren eingestuft wurde ist viel mysteriöser als das Ding an sich. Der 16jährige, der deshalb wegen unzumutbarer Grausamkeiten verstört aus dem Fenster springt, sollte wegen Lebensuntauglichkeit einen Asylantrag im Gummibärchenwald stellen.
Sympathisch an der Grenze zur Ausrede. Gut ist „Detroit Rock City“ leider nicht. Die Gagdichte ist schmal und dafür sogar extrem mau, zwei bis drei Szenen beinhalten einen leichten Lachreflex („Was jetzt…Wölfe?“), sonst lebt der Film nur durch seinen Charme und Lin Shaye (!). Herz hat er definitiv, so was wie der dullige Kumpel, den keiner ernst nimmt und nur Quatsch von sich gibt, aber eigentlich nett rüberkommt und dem man nicht richtig böse sein will. Obwohl es bis auf sein Auftreten dafür null Gründe gibt. Für KISS-Fans sicher grob reizvoll, für den Rest der Welt nur eine laue Komödie, die zumindest nicht nervt. Leider, denn als Coming-of-Age-Kiffer-Comedy mit guten Ansätzen, die nur selten ihr Ziel erreichen. Nicht scheiße, trotzdem egal.
[...]Mit dem echten Menschen Fritz Haarmann, mit seiner Geschichte setzt sich „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ zu keiner Sekunde auseinander. Wer er wirklich war, was ihn antrieb und was faktisch zu belegen wäre, alles irrelevant. „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ wäre als ambitionierte Adaption der Vorlage eine Katastrophe und dürfte somit für jeden der darauf hofft eine massive, ärgerliche Enttäuschung darstellen. Doch zugutehalten sollte man den Beteiligten: Ganz sicher war das nie die Intention.
[...] Sein (Kurt Raabs) zärtlicher Wolf erscheint gleichwohl fragil und sensibel, einsam auf der Suche nach Zuneigung, wie erschreckend kaltblütig, gespenstisch. Allein seine Performance ist mehr als beachtlich und die Interpretation der Figur auch Teil des Hauptaspekts, warum „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ einen Blick wert ist [...] Nur in der Art der Beleuchtung wollte man direkt an die Arbeiten eines Fritz Lang („Metropolis“) anknüpfen und eine Szene, die an „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ angelehnt ist, entstand mehr oder weniger spontan. Wenn es so sein sollte, sind die Parallelen umso erstaunlicher. Schon die Präsentation und das Spiel von Raab wirken wie eine Mischung aus der „Nosferatu“-Figur von Max Schreck („Der Kaufmann von Venedig“) und der von Peter Lorre („Die Spur des Falken“) als Kindermörder aus besagtem „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. Der gesamte Film verübt – ob nun gewollt oder nicht – die beklemmende Stimmung jener wegweisenden Ära, atmet deren unheilvolle Aura und schafft in den heruntergekommenen Straßen und Dachgeschosswohnungen des Ruhrgebiets einer noch vom Krieg erschütterten, nicht wieder gänzlich regenerierten und organisierten Bundesrepublik das Gefühl vom unerklärlichen Grauen in der Nachbarschaft, dem man zu lange zugesehen hat, ohne es zu realisieren. Natürlich ist „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ holprig vorgetragen, wenig koheränt und als Verfilmung der wahren Ereignisse eher unbrauchbar, als stimmungsvolles, interessant inszeniertes Stück Film, das Brücken zwischen den Generationen deutscher Kinogeschichte schlägt, irgendwie sehr reizvoll. [...]
[...] In teils ikonischen, stilprägenden Bildmontagen zelebriert „Lady Snowblood“ die Gewalt mitunter bis zum Äußersten, bildet einen faszinierende Kontrast aus dem reinen, unschuldigen Weiß des frisch gefallenen Schnees und dem tiefen Rot des warmen Blutes, das wie in Strömen aus den Körpern schießt. Trotz seiner direkt-plastischen Darstellung von roher Brutalität ohne falsche Zurückhaltung und dem Hang, sie als ein berauschendes, sinnliches Gemälde zu installieren, prangert „Lady Snowblood“ ihre Sinnlosigkeit unmissverständlich an. Das Blutvergießen wird nicht glorifiziert, die Taten aller (!) Beteiligten nicht als gerechtfertigt hingestellt, ganz im Gegenteil. Die Hoffnungslosigkeit einer emotional gesteuerten Endlosspirale wird in all seinem perspektivlosen Ausmaß präsentiert. Am Ende wird aus denselben Gründen gestorben, die erst das Töten eröffneten. Ein ewiger Kreislauf, von den jeweiligen Standpunkten genauso nachvollziehbar wie verwerflich, denn es führt letztlich zu nichts. Nur zu noch mehr Leichen. Vergeltung ist ein bitter-süßes Vergnügen von kurzer Dauer, das den Schmerz nicht lindern kann, ausschließlich mehr Hass und Gegengewalt hervorruft. Bis nichts mehr übrig ist. Ein trostloses Perpetuum mobile, berauschend in Szene gesetzt.
[...] Da wir uns mit dem Resultat von Beginn an konfrontiert sehen, muss „Malastrana“ nicht zwingend den Plot schnell in die Gänge bringen, kann sich etwas mehr Zeit lassen als üblich und nutzt dies für eine (ausnahmsweise mal) , logisch aufgebaute Suspense-Geschichte, die verblüffend blutleer daherkommt. Wer auf rabiate, ausgefeilte und zum Höhepunkt stilisierten Mordsequenzen im Stil eines Dario Argento hofft (die dieser selbst ja erst einige Jahre später in „Profondo Rosse – Die Farbe des Todes“ in dieser direkten Form zeigte), liegt hier definitiv falsch. Grob vergleichbar wäre der Film mit dem im selben Jahr erschienenen „Blutspur im Park“ von Duccio Tessari, der ebenfalls auf Szenen dieser Art verzichtete und klar seine Geschichte in den Vordergrund stellte (das ausgerechnet auch der Schmetterling dort wie hier seinen Platz findet, ist ein erstaunlicher Zufall). Aldo Lado setzt sein Puzzlespiel geduldig zusammen, kann dabei sogar auf einen richtigen guten Cast bauen. [...] Ganz fehlerfrei ist „Malastrana“ keinesfalls, da muss man ehrlich sein. Irgendwann verliert der Film (unabsichtlich) sein interessantes Wechselspiel der Szenarien leicht aus den Augen, hängt zu sehr in den Rückblenden, wodurch das Tempo dann doch unnötig verschleppt wird, unser armer Todeskandidat in seiner abscheulichen Situation gerät etwas in den Hintergrund. Lado reizt seine grandiose Prämisse über die 97 Minuten nicht immer konsequent aus, lässt einiges an Potenzial liegen. Dafür reißt das durchaus überraschende und bitter-böse Finale wieder einiges raus. Der Volltreffer für die undurchsichtige Stimmung ist ganz klar das gewählte Setting in Prag. Die Goldene Stadt hinter dem Eisernen Vorhang ist der ideale Handlungsort. Die leicht mysteriöse, alt-historische Aura verschmilzt mit damals aktuellen Geheimhaltungs- und Verschwörungsthematiken des Kalten Krieges, was den Film bis zum Schluss nicht ganz durchschaubar macht. [...]
[...] Für dogmatische Verfechter der Vorlage ein satter Tritt in den Arsch, für Freunde der experimentellen, beeindruckenden Todesfantasien von Argento’s bisherigen Arbeiten fast ein selbstgedrehtes Spoof-Movie. Im Idealfall nimmt man die Chose mit Humor, grölt bei urkomischen Textzeilen („Du wirst heute Abend nicht singen! Sonst hast du nichts mehr von deinen Brüsten!“), chargierenden Darstellern nah an der Schmerzgrenze und völlig deplatziert wirkenden, dafür massiv brutalen Gore-Szenen munter drauflos, das Potenzial kann und will man diesem konfusen Blödsinn kaum aberkennen. Nur so lässt sich das Ganze irgendwie durchstehen, aber ob man dazu bereit ist und das als solches akzeptieren möchte, das muss jeder mit sich selbst ausmachen. [...] „Das Phantom der Oper“ wird in Argento’s Händen zur Geschichte von Ratten-Mogli („Ich bin kein Phantom. Ich bin eine Ratte.“), der durch die Gewölbe der Pariser Oper geistert, auf dessen Dach merkwürdig-bizarre bis ultra-kitschige Visionen schiebt, Zungen abbeißt, dicken Frauen die Hupen zerkratzt und natürlich auch des Regisseurs Töchterlein Asia Argento („The Mother of Tears“) mal wieder nach Herzenslust böckeln darf, das Vater-Tochter-Verhältnis im Hause Argento ist – mal so von außen beurteilt – ziemlich bedenklich. Ist nichts Neues, aber immer wieder verwunderlich. Ungeniert taumelt dieses Chaos zwischen (unter diesen Verhältnissen) pompöser Neuauflage, wilder Splatter-Show, waghalsiger Unverschämtheit und immer mal zu erkennender, absichtlicher Karikatur, was ihm nicht zwingend gut tut. Für das Universum von „Das Phantom der Oper“ist der Argento-Film so was wie die 60er-„Batman“-Serie, nur viel brutaler, deutlich weniger witzig und charmant. Spätestens wenn die schimmeligen Kammerjäger mit ihrem Ratmobil zur großen Aufräumaktion durch die Gewölbe knattern zwingt sich dieser Eindruck förmlich auf. [...] Auf der einen Seite hat man bald Ehrfurcht vor dieser Chuzpe, einfach mal so einen Klassiker durch den Kakao-Fleischwolf zu drehen, auf der anderen Seite ist das immer noch großer Käse, dessen Unterhaltungswert am untersten Level kriecht und wohl nur dann „funktioniert“, wenn es nicht als solcher gedacht war. [...]
Bei der damals auf VHS veröffentlichten FSK: 16-Fassung von TRUE ROMANCE brach man mitten im Finale ab. Plötzlich setzte der Abspann ein, obwohl der Film eigentlich noch lange nicht beendet war. Das war auch unglaublich frech.