JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Dem Film wird eine übernatürliche Komponente genommen, die im Buch nicht irrelevant war und für diverse Abweichungen sorgt. Allerdings: Nicht gänzlich, nur wenig die Idee verändernd. Es geht eher in die Richtung von „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“, der etwas weglässt, um sich auf einen Schwerpunkt mehr zu konzentrieren. Das ist grundsätzlich völlig okay, wenn es denn Sinn macht. Bei „Christine“ ist es sogar der Fall, nur leidet der Film unter den gleichen Problemen wie das Buch: Beide haben eine schöne Idee, die verpackt ist in eine leicht alberne. Ein selbstheilendes Auto tötet Menschen. Im Roman sicher noch besser verkauft durch die zusätzlichen Details, im Film wirkt das mehr als einmal etwas cheesy (wenn auch tricktechnisch für seine Zeit einwandfrei). John Carpenter hat daran wenig Schuld, obwohl er nach seinen Glanzleistungen zuvor (von „Assault – Anschlag bei Nacht“, 1976, bis „Das Ding aus einer anderen Welt“, 1982, sind seine Kinoproduktionen alle unanfechtbar) auch nicht die ganz große Klasse halten kann. Wenn Christine nach ihrer „Schändung“ (hier erreicht die Vermenschlichung des Autos einen Höhepunkt: Wie in einem Rape & Revenge-Thriller) zu Carpenters gewohnten, selbstkomponierten Synthesizerklängen als lodernder Racheengel Vergeltung übt, ist das aber fraglos großartig. In diesen gespenstischen Momenten sind wir nah an dem, was John Carpenter-Filme dieser Zeit auszeichnete.
Problematisch sind eher Dramaturgie und Spannungsbogen. „Christine“ steigert sich nur gemächlich, ist auch für Nichtkenner der Vorlage zu absehbar und bietet ein eher unspektakuläres Finale (gerade da werden Fans des Buches enttäuscht werden, aufgrund der üblichen Kürzungen). Mal abgesehen von den Figuren, die wenig Zweifel daran hegen, dass ein Auto ein Eigenleben entwickelt. Stimmt in dem Fall zwar, aber das zu glauben aufgrund dieser Vorfälle, naja, von (beinah) erwachsenen Menschen sollte man etwas mehr Sinn für die Realität erwarten. Das rückt die Geschichte und den Film insgesamt unfreiwillig in eine leichte Trashecke, wo er an sich nichts zu suchen hat. [...]
[...] Nach dem nuklearen Desaster und folgenden Mangelerscheinungen ist Benzin nicht mit Gold aufzuwiegen. Der garstige Spritpirat Straker (James Wainwright, „Sinola“) walzt mit seinem stählernen Rhinozeros alles platt (sagt sogar artig zu einem Haus „aus dem Weg“ vor dem Einschlag, ein Mann von Welt), hat die kaputte Ein- bis Zwei-PS-Welt - in der Autos notgedrungen zu Pferdekutschen umfunktioniert werden - voll im Würgegriff. Bis ihm das viel zu humanitäre Töchterchen ausbückst, das einfach nicht plündern, foltern und exekutieren will, da fällt der Apfel nicht mal in die Nähe vom Stamm. Die barmherzige Gutmensch-Trulla wird natürlich von Papas grimmigen Schergen verfolgt, läuft dabei Gott sei dank in die Arme von Hunter (Michael Beck, „Die Warriors“) - dem Rächer mit dem grünen Feldstecher - , der die Holde mit seinem auf billig-futuristisch getrimmten Crossbike rettet und zu der leicht gepimpten Kulisse von „Unsere kleine Farm“ zurückfährt, wo er seine Maschine mit Hühnerkacke tankt. [...] Keine Ahnung, ob da wirklich eine „da geht was“-Stimmung Vater des Gedanken war oder der Film sich seiner Klasse bewusst, aber deshalb nicht unbedingt absichtlich ziemlich scheiße ist, gerade das macht ihn ganz drollig. Die unterhaltsamen Momente sind nur viel zu rar gesät, im Allgemeinen regiert gepflegte Belanglosigkeit das Geschehen. [...] Ein hässlicher Straßenköter, den man irgendwie mögen möchte, aber nur einmal füttert und danach im Regen stehen lässt.
[...] „Diary of the Dead“ ist lange nicht richtig spannend, wiederholt das Schema seiner Vorgänger und setzt gelegentlich auf simple, dabei nicht mal besonders effektive Jump Scares. Es beschleicht einen schnell das ungute Gefühl, das Romero nur mal etwas „Aktuelles“ machen wollte, ohne das entsprechend umsetzen zu können oder auf sein eigenen Stärken zu bauen. Mal abgesehen von den wunderbaren Effekten, da gibt sich auch ein „moderner“ Romero keine digital-unangenehme Blöße (ein Kopf, der durch Säure in Echtzeit zerfressen wird und erstaunlich real aussieht, Hut ab!). Doch schon in die suboptimale erste Hälfte schleichen sich immer wieder kluge, differenziert betrachtete Momente ein, die schon verdeutlichen, auf was dieser Film letztlich hinsteuert. Auf die erfolgende Abstumpfung, wenn man eine Welt nur „distanziert“ durch Glas betrachtet, auch wenn sie faktisch um einen herum gerade zu Grunde geht. Selbstdarstellung steht über Selbsterhaltung, völlig verrückt und dennoch traurige Wahrheit. Statt die Chance zu ergreifen, mit den eventuell noch lebenden Liebsten zu kommunizieren, wird das frische Bildmaterial hochgeladen, alles (natürlich) im Sinne der unverfälschten Berichterstattung. Die Werte haben sich in eine obskure Richtung verschoben. Schon lange vorher, nur im Angesicht der Apokalypse werden sie erst ad absurdum geführt. Das mündet letztlich doch noch in ein hervorragendes Finale, welches von der Intensität und Wirkung den früheren Werken der Reihe würdig ist, auch wenn damit kaum noch zu rechnen war. [...]
[...] Regisseur und Co-Autor Joe Lynch („Knights of Badassdom“) hat hier eindeutig nur ein Ziel: Richtig, also so R-I-C-H-T-I-G, auf die Kacke hauen. Ein (auf den Etagenflur) ausgeweitetes Kammerspiel, bis zum Anschlag überdreht, rücksichtlos-brutal und mit voller Absicht von jedem Logik-Anflug lustvoll befreit. Wer anfängt sinnvolle Frage zu stellen, wirft spätestens ab der Hälfte verzweifelt das Handtuch. Da bleiben eigentlich nur zwei Optionen: Das Teil entnervt abzuwinken oder sich von der Welle des brachialen Blödsinns bis zum Abspann mitreißen zu lassen. Hirn zu, Fresse halten und die Kuh einfach fliegen lassen. Sollte man meinen. „Everly – Die Waffen einer Frau“ schafft jedoch das bemerkenswerte Kunststück – obwohl so konsequent mit dem Kopf durch die Wand - noch eine dritte Variante zu finden: Irgendwo dazwischen. Zwischen bewusst sinnentleert (womit theoretisch kaum angreifbar) und manchmal selbst dafür noch haarsträubend; zwischen radikal-rasant und überflüssig ausgebremst; zwischen Situationen, die sich in das Gedächtnis fressen wie Säure durch die Magenwand und welchen, die nicht minder ätzend sind. Mal eine wunderbar schwungvolle Gore-Gaudi in bester Chicks-with-Guns-Manier, dann wieder affektierter Unfug am Rande der Toleranzgrenze. Einzige Konstante in diesem Auf und Ab: Salma Hayek („Desperado“), die und ihr Hintern sind noch genauso sehenswert wie vor 20 Jahren. Beneidenswert, immer noch vorzeigbar als wilde Latina mit Feuer im Arsch und Lauf. [...]
Schöne Idee, aber einiges als Trash zu bezeichnen (z.B. PHASE IV, DELLAMORTE DELLAMORE) gehört sich nicht. Trotzdem, mag ich.
[...] Diesen morbiden, bizarren Strudel aus in Bild und Ton transformierten Visionen, Albträumen, Todesphantasien und Urängsten erreicht „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ in dieser Form nicht durchgängig, der Grundstein dafür wird allerdings schon gelegt. Die Mordsequenzen, wenn auch noch nicht derart ausführlich und ergötzend zelebriert, fallen bereits durch ihr extravagantes, künstlerisch berauschendes Arrangement auf, bei dem sich Argento schon sehr nah an dem bewegt, was spätestens mit „Profondo Rosso – Die Farbe des Todes“ (1975) auf dem höchsten Level angelangt war und bis zu „Terror in der Oper“ (1987) erhalten blieb, dort vielleicht am ausgiebigsten auf die Spitze getrieben wurde: Der obsessiven Faszination am ästhetischen Akt des Todes. [...] Speziell „Profondo Rosso – Die Farbe des Todes“ muss erneut als Weiterentwicklung seines Debüts genannt werden. Dort wurde zwar noch eine im Kern klassische Krimi-Whodunnit-Story erzählt (wie hier), jedoch von den Zwängen einer herkömmlichen, massenkompatiblen Erzählstruktur befreit, deutlicher auf das Erleben denn das logische Verständnis angelegt. Die Inszenierung ist hier noch nicht so abenteuerlich, experimentell, wahnwitzig und dennoch reif, das grundsätzliche Thema ist identisch: Die Diskrepanz zwischen Realität und Erinnerung, die verschwommene Wahrnehmung, die kleinen Details die dich verfolgen, da du Waldo trotz des roten Ringelpullis vor deinem inneren Auge nicht mehr findest, obwohl du weißt, das er da ist.
Aus dem im Nebel der Verstandes geblendeten geistigen Auge schafft Dario Argento einen durchwegs spannenden und mit den Mordszenen als herausstechende Spitzen einnehmenden Giallo, der trotz der diversen, früheren Kollegen als ein kleiner Meilenstein des Subgenres bezeichnet werden kann, nicht nur wegen dem Startschuss der Regiekarriere des Mannes, der bis in die späten 80er dem Giallo und dem europäischen Horrorfilm allgemein ein legendäres Gesicht gab, das seitdem Stück für Stück zerbröselt und heute nur noch der wandelnde, senile Tränensack ist, der wohl selbst nicht mehr weiß, warum seine Filme in den letzten Jahren nur noch kopfschüttelnd und irritiert belächelt werden (belächelt im besten Fall). [...]
[...] Teilweise mag „Jacky im Königreich der Frauen“ wirklich einen leichten Anflug von dem großspurig angekündigten Monty Python-Vergleich besitzen, wenn auch nur gering und lange nicht so brillant in seinem Blödsinn. Über weite Strecken ist das eher ganz nett-albern, manchmal zu viel, manchmal zu wenig, mit reichlich Leerlauf, da sich im Prinzip immer nur auf das gleiche Gagmodell gestützt wird. Irgendwann ist die Luft aus dem verdrehten Rollenmuster raus, auch wenn natürlich immer mal wieder eine Szene dabei ist, die ganz ulkig ist. Hauptdarsteller Vincent Lacoste (der optisch leicht an Jim Parsons erinnert) hat daran großen Anteil, verkörpert den herzensguten, liebenswert-schüchternen Jacky als eine Art männliches Aschenputtel sehr sympathisch. Man gönnt ihm einfach, das er am Ende wirklich der „große Dödel“ seiner angebeteten Herrscherin (Charlotte Gainsbourg, muss sich nach „Nymphomaniac“ wohl noch in solchen lockeren Rollen etwas erholen) wird, der funktioniert in der Rolle wirklich gut. Die besten Momente hat der Film eindeutig zu Beginn und gerade am Ende, das mit seinem Appellieren um ehrliche Toleranz nicht oberlehrerhaft, sondern frisch unverkrampft und relativ clever wirkt. Dazwischen ist das die typische Ganz-okay-Berieselung für einen Sonntagnachmittag. [...]
[...] In der längsten Nacht der Welt platzen im Platzregen ein halbes Dutzend Menschen unabhängig voneinander in das Puppenheim eines schrulligen Seniorenpärchens, die ihre ungebetenen Gäste mit offenen Armen und einer schon unnatürlich-warmherzigen Großeltern-Freundlichkeit empfangen. Da bekommt jeder sein Nachtlager: Das sich und besonders das süße Töchterchen Judy in einer Tour ankeifende, mega-unsympathische Ehepaar, der dafür sehr sympathische, da kindlich-naive Moppel Ralph und zwei asoziale 80er-Punk-Schlampen, die man normalerweise nicht mal die eigene Auffahrt fegen lassen würde. Für Omi und Opi mit dem ausgeprägtem Puppen-Tick sind sie alle herzlich willkommen, wie für ihre kleinen Untermieter, die langweilen sich sonst nachts nur. Jetzt haben die etwas zum Spielen und wer nicht über ein kindliches, unschuldiges Gemüt verfügt, hat dabei in der Regel die Arschkarte. [...] „Dolls“ ist (leider) nicht mehr als die XL-Version einer mittelprächtigen „Tales from the Crypt“-Folge, die nur dann cool wird, wenn die Puppen hemmungslos tanzen. Die handgemachten Effekte sind großartig, der Gore-Gehalt für die sonst recht alberne Handlung und Interpretation der Geschichte sogar verblüffend drastisch und garstig, da geht bei Gordon immer was und darauf reduziert enttäuscht er erneut nicht. So deppert das Ganze rüberkommt, so peinlich-schlecht die völlig überdrehten Figuren dargestellt werden und so (selbst für die Verhältnisse) billig und schluderhaft das (teilweise) runtergekurbelt wirkt, wenn „Dolls“ zur Sache geht, ist das erstaunlich boshaft und extrem direkt. Die Augsburger Puppenkiste trifft einen brutalen, radikalen Splatterfilm, eine kauzige Mischung, die den Film einen unbestreitbaren Charme-Bonus gibt, von dem er kräftig zehren muss. [...]
Im fiktiven, mit historischen Details angefütterten Vorhof zur französischen Revolution angelegter Mantel-und-Degen-Film der alten Schule, aufwändig in Szene gesetzt und mit einem Alain Delon („Nur die Sonne war Zeuge“) in seiner ungestümen Blütezeit ideal besetzt. Ein farbenfroher Augenschmaus, wundervoll ausgestattet und im einladenden-ausgiebigen Cinemascope-Rausch vorgetragen, nach einer Geschichte von Alexandre Dumas („Die drei Musketiere“), angetrieben von einem schmetternden Orchester. Hoffnungslos romantisches, klassisches Helden-Kino, das nostalgisch-großspurig lange unterhalten kann, bevor es in protziges Kasperletheater kippt. [...] Handwerklich ist das fraglos ein wunderbarer Film, der bis in die Details schön arrangiert und geschmückt ist, sowie mit Delon einen grandiosen Hauptdarsteller hat, der vor Charisma droht zu explodieren. Die an sich spannende Konstellation wird leider zu Gunsten eines gezwungen-heiteren Grundtons geopfert, der ab der Hälfte des Films eher störend erscheint. Delon kann in seiner gegensätzlichen Doppelrolle kaum glänzen, da er lange Zeit nur einen Charakter spielen darf, der Andere verschwindet bis kurz vor Schluss, um sich dann dramatisch zurückzumelden. Dazwischen (was über eine Stunde beinhaltet) wird locker vor sich hin gealbert, was mal ganz nett, über die ganze Distanz eher störend rüberkommt. [...] Am Ende hat das fast etwas von einem Heile-Welt-Heimatfilm, wenn Delon und seine Herzdame heiter-grinsend dem Abspann entgegen tanzen und der Schimmel der Tulpe ihnen die Ehre erweist. Ganz merkwürdig und unvorteilhaft, in welche Richtung sich dieser Film entwickelt. Wirkt letztlich viel antiquierter und spießiger, als er es nötig hätte, dabei steckt hier eine Menge drin. Chic, aber kaum mehr. [...]
[...] Franco Nero („Django“) besteht als weißer Ninja mit den passenden weißen Tennissocken und buschigem Oberlippen-Nerz den Crashkurs für historische Kampfkunst mit Bravour; erlernt nicht nur sieben beeindruckenden Fingerspielchen, sondern auch jahrtausendalte Weisheiten, die auf einer Schriftrolle in DIN A4-Größe (in Großbuchstaben!) geschrieben scheinbar nicht so umfangreich sind. Warum er das macht? Naja, Vietnam war ihm etwas zu wenig Krieg, Weiterbildung ist nie verkehrt. Passt glücklicherweise, denn als er seinen alten Schlachtfeldkumpel Frank mit dem Ninja-Diplom in der Tasche auf den Philippinen besucht, sind der und seine scharfe Braut gerade in höchster Bedrängnis. Der diabolische Investor Venarius (Christopher George, „Ein Zombie hing am Glockenseil“) – der sein Büro samt der in Reih und Glied schuftenden Buchhalter hübsch am Pool mit den Synchronschwimmmäuschen positioniert hat – hetzt seine Handlanger unerbittlich auf allen braven, ehrlich und hart arbeitenden Menschen in der Region. Die eher linken Hände des Teufels: Zachi Noy („Eis am Stiel“, gleich mal mit aus Israel eingeflogen) als „The Hook“ und sein Zwei-Meter-Peter-Praktikanten, dem Nero ganz flott die Fresse aus den viel zu straffen Jeans kloppt. Noy ist definitiv der eigentliche Star des Films. Der gut ernährte Weggefährte von Menahmen und Golan gibt eine skurril-brillante Performance als bucklige, verschlagenen, ziegenbärtige „Leprechaun“-Variation, nicht in Grün, dafür mit Hakenhand. Gemäß seines erprobten Images gibt es trotzdem dauernd Ohrfeigen. [...] Und was darf getreu dem Motto von Golan & Globus für den amerikanischen Markt nicht fehlen: Richtig, Blut, für nackte Brüste war leider kein Platz mehr, schade. Dafür gibt es explizite Gewaltszenen, wenn Nero mit Christbaumschmuck um sich wirft, seinen Gegnern ein Fußbänkchen in den Körper rammt oder natürlich die Rübe abtrennt, aber bitte vorher verbeugen, das gebietet die Höflichkeit. Wenigstens solche Werte vermittelt diese höchstanständige, moralisch, politisch, historisch und emanzipatorisch total korrekte Nummernrevue der großen Filmkunst. Darauf einen Sake…oder besser drei bis vier Liter und ein paar Freunde eingeladen, dann macht der gleich noch mehr Spaß. [...]
Voller Bewunderung und mit einem weinenden Auge:
http://www.moviebreak.de/features/abschied-von-einer-legende-ein-nachruf-auf-christoper-lee
Lord Summerisle <3 Ganz, ganz großes Tennis!
[...] Wer mit dieser (durchaus verständlichen) Einstellung an das Spielfilmdebüt von Russell Mulcahy („Highlander“) herangeht, dürfte schon nach dem Opener positiv überrascht werden. Bereits hier gelingt ihm eine beeindruckende Sequenz, wenn die untergehende Sonne das Szenario blutrot färbt. [...] Dies ist natürlich dem Auge von Regisseur Mulcahy zu verdanken (was er merkwürdigerweise in dieser Brillanz später nie mehr präsentierte), aber auch Skript-Autor Everett De Roche, einem großen Namen des australischen Genrefilms. Die Beiden verleihen der Schweinerei einen ungewöhnlich-surrealen Touch, der sich speziell in einer famosen Situation niederschlägt. Wenn Carl verlassen durch das bedrohlichen Nirgendwo taumelt, braucht der Killer-Keiler nur ganz kurz als Silhouette am dunklen Horizont dargestellt werden, um die Furcht, Hilflosigkeit und Verlorenheit darzustellen, begleitet von den Klängen der Natur, was schon an den Klassiker „Long Weekend“ erinnert, ebenfalls von De Roche geschrieben. Die grandiose Bildsprache und Stimmungsmache des Films ist hier auf einem Höhepunkt, wo andere Kollegen zwingend etwas Handfestes passieren lassen müssten, um das Publikum nicht zu verlieren. [...] Generell wird die Bestie in erprobter „Der Weiße Hai“-Tradition nie in seiner vollen Pracht abgebildet, mit den gleichen Vorteilen. Das macht die Auftritte nicht nur interessanter und reizvoller, es lässt die handgemachte Attrappe niemals albern oder billig erscheinen. Wie ein böser Geist der Wildnis, ein unbesiegbarer Dämon kommt der „Razorback“ zur Geltung. So effizient er dadurch verwendet wird, etwas mehr hätte nicht geschadet, auch da die menschlichen Bad Guys etwas zu überzogen dargestellt werden und sich letztlich nur als asoziale Feiglinge entpuppen. Gerade das Finale, egal wie toll es in Szenen gesetzt ist, könnte ausgiebiger sein. Als actionorientierter Beitrag ist „Razorback“ sicher nicht die alle erste Wahl, aber macht das locker durch seine verblüffende, sogar künstlerisch wertvolle Inszenierung wett. [...]
[...] „Roter Drache“ hat somit eigentlich alles, was es für einen erstklassigen Thriller braucht. Er hat eine tolle Geschichte, er hat die entsprechenden Mittel aus der Produktionskasse, einen grandiosen Cast und den Hype um Hannibal Lecter im Rücken, wo ist denn das Problem? Es klingt so schlicht, aber es ist entscheidend: Dieser „Roter Drache“ hat keine eigene Handschrift, nicht im Ansatz. Ihm fehlt es an dem brillanten Moment von Jonathan Demme sowie dem autarken Dasein von Michael Mann und Ridley Scott. Es ist eine sehr solide, brave und konforme Transformation des geschriebenen Wortes auf die große Leinwand mit (nun) viel Budget und Starpower. Der erlaubt sich keine Ausreißer, keine Fehler aber auch keine Experimente, verlässt sich rein auf seine Rahmenbedingungen und fährt damit mutlos-sicher. Brett Ratner ist dafür der ideale Mann, der hat nie und wird nie so was wie einen eigenen Stil entdecken, der macht halt. Man sieht alles, man hört alles, Text war okay, die Darsteller sind erprobt genug, super, fertig. „Roter Drache“ ist lupenreines und jederzeit spannendes Thriller-Kino, das leider zu konform und austauchbar daherkommt. Die einzigen Abänderungen sind auch nur berechnend, klar muss Anthony Hopkins als „Star“ (obwohl die besten Szenen einzig und allein Ralph Fiennes auf sich vereint) mehr Raum bekommen als in der Vorlage, selbst das ist eher ein Kritikpunkt. Erstmal ist Hopkins zu alt für die Rolle (als Prequel, also bitte, das sieht man) und „seine“ Szenen wirken bald schon dreist bei „Das Schweigen der Lämmer“ kopiert, da merkt man schon die Mutlosigkeit bzw. die Planungssicherheit, alles bloß „richtig“ zu machen.
„Roter Drache“ ist ein durchaus guter Film, aber er könnte so toll sein. Ihm fehlt nicht nur die Kirsche, sondern gleich die ganze Sahne auf dem Eis. Bei Demme hatte man alles, bei Mann und Scott fehlten entweder Kirsche, Sahne oder Eis, aber dafür gab es Gründe. Die Gründe hier sind eher schleierhaft bzw. eben nicht, da beruhend auf dem konventionellen Dasein: Guter Standard, für die Möglichkeiten schon zu wenig.
[...] Es stellt sich generell immer die Frage, ob so ein Prequel überhaupt Sinn macht. Sicherlich wollen einige Fans wissen, wie und warum Hannibal zu dem wurde, was er ist. Damit geht man jedoch gleichzeitig ein großes Risiko ein: Die Entmystifizierung einer so bedrohlichen Figur, das kreieren von Motiven und Beweggründen nimmt ihr einen nicht unerheblichen Teil ihres Schreckens. Hannibal Lecter verkörperte das unfassbare Böse, ein Monster voller Gegensätze. Einerseits hochintelligent, gebildet, kultiviert, angepasst und integriert in die Gesellschaft, andererseits von einer animalischen, primitiven Brutalität und Gewissenlosigkeit gekennzeichnet. Nicht zu analysieren, nicht zu knacken oder zu therapieren, ein gefährliches Raubtier, das sich seiner Taten und deren Folgen nicht nur voll und ganz bewusst ist, sondern genau das sogar geniest, aus (bisher) unerklärlichen Gründen. „Hannibal Rising - Wie alles begann“ liefert nicht nur diese Gründe, auch das Motiv des Kannibalismus findet hier seinen Ursprung. Wer das unbedingt gebraucht hat, bitte schön, für den Rest der Fangemeinde werden hiermit Puzzleteile eingefügt, die man nicht vermisst hätte. Selbst unabhängig davon – und das ist das echte Problem –, der Film an sich ist in allen Belangen eine einzige Unverschämtheit.
Das von Harris selbstverfasste Drehbuch ist unglaublich träge, walzt eine unspektakuläre und spannungsarme Rachestory (ein Eat & Revenge-Thriller, ganz neues Genre…) auf über zwei Stunden aus, wobei sie inhaltlich kaum schlichter sein könnte. [...] Ulliel sprüht nicht gerade vor Charisma und verfällt im weiteren Verlauf auch noch in ein unglaubwürdiges, übertriebenes Schauspiel, das einer Karikatur sehr nahe kommt. Wann immer er besonders wahnsinnig und furchterregend wirken will, setzt er diesen Irre-Typen-Blick auf: Kopf senken, Blick trotzdem nach vorne gerichtet und dazu bescheuert Grinsen. Das kann man vielleicht einmal machen, aber doch nicht immer. [...] Am Ende wissen wir nun, dass Hannibal auch mal ein lieber, kleiner Junge war, durch den Krieg seine Menschlichkeit verloren hat und mal wieder die Nazis die Wurzel allen Übels sind. Selbst am Kannibalismus sind sie schuld. Aha, vielen Dank dafür. [...]
[...] Protagonist Egan (Hawke) hadert eigentlich gar nicht mal mit seiner Funktion, mehr mit seiner Position. Er will wieder richtig fliegen, nicht mehr nur ferngesteuert von der Heimat aus. Das scheint bald sein größeres Problem zu sein, als das Ausführen von Befehlen, die er vor seinem Gewissen nicht vertreten kann. Doch was würde das denn ändern? Ob du nun in einem Kampfjet sitzt oder eine Drohne steuerst, du würdest die gleichen Befehle erhalten, die gleichen Raketen abfeuern und die gleichen Menschen töten, nur mit mehr Risiko. Macht es das besser? Ist die gute, alte Methode die bessere Art von Krieg? Sie mag aus dem sportlichen Blickwinkel „fairer“ erscheinen; riskier wenigstens selbst deinen Arsch, wenn du den deines Gegners wegbombst; aber das ist kein Sport, das ist Krieg. Natürlich hat die technologisch fortschrittlichere Partei einen Vorteil, dass sie ihn nutzt ist nicht der wirklich verwerfliche Teil, das ist nur logisch. Es geht doch um das Ding an sich. Ob nun so oder so, das Resultat ist unter Strich identisch. Gerechtfertigter ist keine Methode, die Frage stellt sich doch eher, in wie weit das ALLES richtig ist. Dafür scheint sich „Good Kill“ irgendwann nicht mehr ernsthaft zu interessieren. Zumindest rutscht dieses Vorhaben deutlich in den Hintergrund. Er stellt schon die richtigen Fragen, kann sie nur nicht beantworten bzw. tut dies auf eine sehr fragwürdige, unglückliche Weise. Das Ende, das einen vermeidlichen echten „Good Kill“ suggeriert, ist da nur die Spitze eines aus den Fugen geratenen Films, der das Herz am rechten Fleck haben mag, aber es nicht umzusetzen vermag.
„Good Kill“ ist gemessen an seinen Möglichkeiten und seinem Vorhaben eine riesige Enttäuschung. Die Richtung stimmt und einige Szenen verfehlen ihre angepeilte Wirkung wie Aussage keinesfalls, nur versteht es Andrew Niccol erstaunlicherweise nicht, seine gut gemeinte Botschaft vernünftig auszuarbeiten, verkauft sie fast zugunsten eine merkwürdigen Doppelmoral, die eine Abstufung zwischen dem Krieg und dem Krieg, dem Töten und dem Töten schafft, die absolut fehl am Platz und kontraproduktiv ist zu dem, was er eigentlich anprangert. [...]
[...] Sobald sich Ex-Bodybuilder Mickey Hargitay („Lady Frankenstein“) frisch eingeölt in das knallige Kostüm wirft, das sich auch ideal für eine mexikanische Wrestlingshow oder die Parade beim Christopher Street-Day eignen würde, geht der Film ab wie Schmitz Katze nach 6 Litern Energy-Drinks.
Der darstellerisch völlig untalentierte Hargitay gibt Vollgas und kaspert als wahnsinnige Rumpelstilzchen durch seinen Hobbykeller, da bleibt kein Auge trocken. Das erinnert stark an einen dieser Kindergeburtstag-Halunken aus der 60er Jahre „Batman“-Serie, inklusive der Handlanger im Partnerlook (Motto: Leichtmatrose auf Landgang, was den unfreiwillig homoerotischen Subtext des Films noch zusätzlich befeuert). Passen dazu gibt es neben den klassischen Folterwerkzeugen wie einer Streckbank auch einige extravagante Gimmicks: Das scharf-beklingte Nippel-Kitzler-Ünglücksrad hat schon was, das Highlight ist selbstredend ein riesiges Spinnennetz, in dem eine künstliche Spinne (die mehr einer missgebildeten Schildkröte ähnelt) mit vergifteten Beinen wie in einer billigen Kirmes-Geisterbahn auf sein Opfer zu baumelt. Wer baut so was Umständliches und Beklopptes? Herrlich. Im Gegensatz zu den Tötungsmaschinen vom Joker und Co. erfüllen diese tatsächlich mal ihren angedachten Zweck, dementsprechend fließt nun auch Blut. Dabei wirkt alles so cheesy und überdreht, mitten drin der scharlachrote, euphorisch-wilde Gummiball, das sich die theoretisch grausame Gewalt praktisch einfach nicht ernstnehmen lässt, ob das überhaupt mal so angedacht war, nicht zu erkennen. Ein uriger Kontrast, der diesem exploitativen Mega-Trash in der letzten halben Stunde zu einem wahren Feuerwerk der guten Laune macht. Wäre der komplette Film so, eine Granate. Geduld ist leider zwingend aufzubringen und verhindert eine klare Empfehlung (selbst die natürlich nur unter Vorbehalt) für diesen schrägen Blödsinn, der zu träge aus der Hüfte kommt. [...]
[...] Da müsste eigentlich einiges los sein im „Deep Dark Canyon“, zumal das offensichtliche B-Movie technisch ganz solide gemacht ist. Das geht erheblich schlechter und mit Ted Levine hat man einen sehr fähigen Mann im Cast, der sich seit Jahrzehnten eher durch etliche Nebenrollen einen Namen gemacht hat. [...]
Wann immer der Film mal kurz droht dynamisch und aufregend zu werden, ist es ganz schnell wieder vorbei und man fragt sich verdutzt, wie schwer das bei der Konstellation denn sein kann. Selbst der entwickelte Vater-Söhne-Konflikt will nicht vernünftig funktionieren. Als der Charakter von Ted Levine mal schnallt, dass immer nur lethargisch, selbstmitleidig durch die Gegend glotzen die Situation nicht besser macht und endlich mal aus dem Quark kommt, könnte „Deep Dark Canyon“ vielleicht noch die Kurve kriegen, doch das endet in so einem unspektakulären und auch noch dämlichen Finale, dass es sich leider prima in das müde Gesamtbild einreiht. Wenn du jahrelang alles falsch gemacht hast, dann jetzt wenigstens mit Karacho. Endet sicher auch böse, aber hey, besser als gar nichts. [...] Bei den zahlreichen Alternativen mit ähnlichen Voraussetzungen lockt man damit kein Schwein mehr hinter dem Ofen vor.
[...] Der Tribut an „Frankensteins Braut“ ist nett und der witzige Kurzauftritt von Robert Forster ein absolutes Highlight. Sonst verrottet „Maniac Cop 3“ in seinen Ansätzen bald kläglich. Der Voodoo-Zauberkasten ist albern, die Action gedrosselt und auch der alte Haudegen Robert Davi wirkt nicht drahtiger, eher schnarchiger als noch in Teil 2. Das Krankenhaus-Setting erinnert leicht an „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“, ohne dessen Beklemmung und Bedrohung zu erreichen. Im Finale brutzelt die (un)menschliche Fackel Cordell noch länger vor sich hin als im Vorgänger, es gibt ein paar passable Fragmente, der gesamte Film ist aber völlig unnötig. Statt einem Schritt nach vorne oder zumindest einem Gleichschritt geht es deutlich zurück. Konnte Teil 2 noch die Fehler des Erstlings erfreulich ausbessern, holpert dieser Teil zwischen seinen losen Ansätzen durch die Gegend und lässt unbefriedigt zurück. [...]
[...] Das Tempo stimmt, keine Fisimatenten und siehe da, sogar beim Plot lässt man sich was einfallen. Die eigentlich Backround-Story wird konsequenter miteingebunden als noch beim Original, Cordell erscheint nicht mehr nur wie ein Zombie, sondern wie ein Killer mit Plan, was dem Ganzen zusätzliche Würze und ein knackiges, flambiertes Finale in Sing Sing beschert. „Maniac Cop 2“ ist für seine Verhältnisse fast schon ideal. Er wirkt solider inszeniert und erzählt, streicht unfreiwillige Komik praktisch gänzlich von der Tafel und baut die Figur des Matt Cordell konsequent aus, schon bald auf Augenhöhe mit Jason Vorhees. Dazu vernünftige Darsteller, ein stattlicher Action- und Härtegrad und einige sehr gelungene Szenen (die Zerstörung des Polizeireviers erinnert an den ersten „Terminator“). [...]
[...] Sicher hätte man gern mehr zu bieten, verlässt sich notgedrungen auf das, was man gerade so machen kann und das ist immerhin ehrlich und für den Rahmen auch ganz okay. Rein formell zieht sich der Film mit einem blauen Auge aus der Affäre, er verfällt nicht dem Größenwahn selbst stattlicherer Produktionen, die einfach nicht ihr Limit kennen oder es ignorieren. Das muss man dem Film nicht um die Ohren kloppen, ebenso wenig den leicht neutestamentarischen Bezug (der Auserwählte, der Sohn, der zunächst mit seinem Schicksal hadert, um am Ende die Erlösung zu bringen), das kennt man weit schlimmer. Was allerdings ein fetter Knockout für das gesamte Werk ist, mal abseits von den ungenierten Plagiaten: Er hat eigentlich gar keine Zielgruppe bzw. verpasst es, eine angemessen zu bedienen. Für wen ist dieser Film denn schlussendlich gemacht? Er hat genau das gleiche Problem wie auch die Panem-Filme: Er erzählt eine eigentlich pessimistische, düstere Zukunftsversion mit durchaus Potenzial, verwässert diese aber berechnend für ein vorpubertäres Publikum, dass man als Erwachsener das nicht mehr ernst nehmen kann. Dem reifen Zuschauer dürfte alles nicht nur mächtig bekannt vorkommen, er hat das zudem schon deutlich besser gesehen. Schlimmer noch: Für sein angepeiltes Klientel ist er eigentlich viel zu grausam (nicht plastisch, sondern von den Motiven), als das man ihn direkt denen ans Herz legen möchte. Trotzdem wirkt er von seinen Figuren und deren Konflikten viel zu kindlich, als das er für Menschen über 10 Jahren etwas Wichtiges zu erzählen hätte. Dagegen ist Panem schon sehr erwachsen, zumindest klar auf die Leute zugeschnitten, die ihn sehen sollen/dürfen. [...]
Greg McLean’s „The Texas Chainsaw Massacre 2“: Aus einem beklemmende Terror-Stück wird wüste Splatter-Satire. Vom Realismus wird sich gleich verabschiedet zu Gunsten eines zügellosen Gore-Krawalls mit reichlich Galgenhumor. Ein an sich löbliches Vorhaben, der Regisseur läuft somit schon mal nicht Gefahr, sich zu wiederholen. Statt eines langsamen Aufbaus gibt’s gleich voll auf die Fresse. Mick Taylor flambiert Polizisten und zerlegt deutsche Jodel-Touristen in ihre Einzelteile als gäbe es kein Morgen mehr. Mit voller Absicht dreht McLean seinen Vorgänger auf Links, was eine Zeitlang als temporeiches Schlachtfest durchaus funktioniert, jedoch keine Steigerung zulässt, eher zwischendurch einbricht oder zum Erliegen kommt. Irgendwann hat man sich satt gesehen und die gewollte Absurdität kippt ins Alberne. Taylor verkommt in „bester“ Freddy-Krueger-Tradition vom unsagbaren Bösen zum Sprücheklopfer und hampelnden Pausenclown. Die Intensität des Originals wird bewusst und johlend plattgefahren wie Kängurus beim australischen Wildwechsel. Kann funktionieren, muss aber nicht. „Wolf Creek 2“ sieht immer noch toll aus (wenn auch lange nicht mehr mit so wunderschönen Aufnahmen wie beim Erstling), gibt Vollgas und hat ein paar nette Momente, das Gesamtkonzept geht zum Ende hin nicht wirklich auf. Derbe und überzeichnet, aber entweder zu viel oder gar zu wenig (ein TCM 2 war so gewaltig neben der Spur und auf seinem eigenen Planeten, da ging das wieder), so liegt „Wolf Creek 2“ zwischen ganz gelungen und nervig. Zum Abfeiern von Geschmacklosigkeiten noch ganz passabel, aber qualitativ weit hinter Teil 1.
[...] Hinter dieser trügerischen Schönheit, der traumhaften Flora und Fauna, den schier unbegrenzten Weiten lauert eine bald unsichtbare Gefahr. Hier draußen bist du frei, kannst tun und lassen was du willst, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Hier bist du aber auch allein, wenn es hart auf hart kommt. Abgeschnitten von der Zivilisation. Beute für das Raubtier. In den ersten Minuten, wenn praktisch noch nichts Bedrohliches geschieht, erzeugt McLean dennoch bereits dieses unbehagliche Gefühl, dass durch seine Bilder transportiert wird. Und sie versprechen nicht zu viel. Sobald das Trio auf Mick Taylor (großartig: John Jarratt, „Django Unchained“) trifft, ist es endgültig vorbei mit Urlaubsstimmung. Was nun folgt, ist pures, gnadenloses Terrorkino, unfassbar bösartig und stringent. Zugegeben, die Story und der Ablauf von „Wolf Creek“ könnte kaum schlichter sein, damit gewinnt man keinen Innovations-Preis, das hat der Film auch gar nicht nötig. Wenn jemand die Zügel so straff wie McLean hier in der Hand hält und die Gäulen nach dem gemächlichen Trab plötzlich in den Galopp treibt. Drei kleine Schweinchen und der böse, böse Wolf, mehr braucht es manchmal nicht. Die Panik der bemitleidenswerten Opfer ist spürbar, die Skrupellosigkeit und Kompromisslosigkeit ihres Peinigers furchteinflößend und erschreckend. Die wenigen, dafür heftigen und effizient verwendeten Gewalteruptionen bohren sich wie ein Jagdmesser ins Rückenmark. Nun ist die vorher akribisch dargestellte Landschaft endgültig zu dem geworden, als was sie vorher angedeutet wurde: Ein Gefängnis ohne Mauern und Zäune, nur unendliche Steppe. Die Sonne verdunkelt sich und Schreie von Schmerz und Verzweiflung verhallen unbeachtet. „Wolf Creek“, ein ganz einfacher, ein erstklassiger Genrefilm. [...]
[...] Von einem Mindfuck (was wahrscheinlich die Intention war) lässt sich nicht sprechen, zu früh legt der Film dafür seine Karten offen auf den Tisch, lässt keine Fragen unbeantwortet und setzt nur oberflächlich auf einen gewissen Interpretationsspielraum, gaukelt den durch seine Machart eigentlich nur vor. Als Kurzfilm hätte „Horsehead“ deutlich mehr Substanz, die ansehnlichen Spielereien würden sich nicht so gnadenlos abnutzen und die finale Auflösung wäre als Schlusspunkt für ein 30-40 minütiges Werk völlig ausreichend. So feiert sich Basset irgendwann nur noch selbst ab, selbstverliebte Monotonie macht sich breit und er scheint gar nicht auf den Gedanken zu kommen, dass der Zuschauer ihm mit der Zeit aus den Händen gleitet. Der guckt am Ende nur aus Anstand und mit der letzten Resthoffnung auf doch noch einen Höhepunkt zu und muss ernüchtert feststellen, dass die geschürten Erwartungshaltungen nicht erfüllt werden. Ambitionen und fachliche, handwerkliche Kompetenz kann man „Horsehead“ unmöglich absprechen, mehr als das lässt sich kaum finden. Gezwungen auf künstlerisch getrimmt, um besonders zu erscheinen. Hat was, letztlich aber nur irgendwas und davon nicht genug. Unterm Strich: Ein Wichtigtuer. [...]
„Der Teufel wirkt so stark und übermächtig, dass das restliche Bild unvollendet wirkt.“
Geblendet vom Antlitz des vermeidlichen Beelzebub irrt die bezaubernde Elke Sommer („Ein Unbekannter rechnet ab") zunächst durch die verwaisten Straßenschluchten von Toledo, später durch das verworrene Labyrinth eines verwinkelten Herrenhauses, durchgehend in einem irritierenden Fiebertraum aus Wahnsinn und/oder Übernatürlichem, merkwürdigen Zufällen oder Verwechselungen (?) mit schließlich tödlichen Folgen.
[...] Eine Anleitung besteht nur rudimentär, relativ wild hantiert Bava mit Elementen des Suspense- und Whodunit-Thrillers, expressionistischen Horrorfilms, Reinkarnation-Märchens und bald inzestuösen Familiedramas ("Psycho" lässt grüßen). [...] Mit einigen Abstrichen ist Mario Bava ein surreales, diabolisch-böses Puppentheater mit wunderschönen Bildmontagen gelungen, dem Telly Savalas den nötigen Schuss darstellerische Klasse verleiht.
Eine abstrakte Schauergeschichte, bei der Wirkung vor narrativem Geschick steht. Mario Bava spielt seine Stärken aus und verkauft die leicht wirre Mischung verschiedenster Subgenre-Bausteine als sonderbares Kleinod, bei dem Fans des Regisseurs und von Filmen dieser Gattung klar auf ihre Kosten kommen. Wie so oft, der neutrale, wenig aufgeschlossene Zuschauer der modernen Gangart dürfte sich hierbei nicht wirklich aufgehoben fühlen…aber der wird die Existenz dieses Films wohl eh kaum zur Kenntnis nehmen.