JackoXL - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+18 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+16 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence321 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning181 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von JackoXL
[...] Tatsächlich sind die Gore-Effekte – paradoxerweise etwas, was Geld kostet – mit Abstand das Beste am Film, für den Rahmen ist das okay. Selbstverständlich handgemacht (wie auch sonst?), sehr direkt (die FSK hat schon vergleichbare Dinger nicht durchgewunken) und insgesamt gar nicht so schlecht. Da wurde sich scheinbar Mühe gegeben oder sagen wir mal so, da sieht man es. Der Rest ist Amateur-Grütze hoch zehn, was auch noch entschuldbar wäre, wenn nicht so penetrant-nervig, gezwungen auf witzig gemacht und grausam umgesetzt. [...]
Wie schwer ist es, dass Soundeffekte halbwegs synchron mit dem gezeigten Bildern ablaufen? Muss man vielleicht drauf gucken, aber ist das zu viel verlangt? Da fällt jemand hin, es ist angerichtet, und noch bevor die zubeißen hört man bereits die Fressgeräusche. Wenn mir ein Film – MEIN Film -, egal wie billig, am Herzen liegt, dann mach ich ihn doch so gut es geht. Also DAS ist definitiv nicht der Fall. [...] Den großen Promi-Joker hebt man sich bis zum Schluss auf, denn nun – Achtung, Trommelwirbel… - Auftritt Florian Simbeck (bitte rasten Sie jetzt aus). Florian, who? Die Älteren werden sich erinnern, der Stefan von Erkan & Stefan, das anarchische Brüllerduo der Döner- und Schnellfickerhosen-Comedy, das nach „künstlerischen Differenzen“ vor Jahren auseinander ging. Der Flori geriet danach in leichte finanzieller Schieflage, aber es scheint ihm wieder prächtig zu gehen. Schließlich hätte er in der Drehzeit auch prima Prospekte austragen können und wahrscheinlich mehr Geld verdient, aber trotz seines Mega-Star-Status ist er mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben und pusht lieber kleine Künstlerinseln wie das hier mit seiner Präsenz (Sarkasmus off: Er tut einem eigentlich leid, ohne Frage der talentierteste Darsteller in diesem Schmarrn…arme Sau, ehrlich). [...]
[...] Denn unter seinem klebrigen Sleaze, zwischen Grasgeruch und verschmierter Wichsgriffel, nimmt Martino ab und zu sogar mal die Hand aus der Hose und vergisst nicht, warum wir (eigentlich) hier sind. Wenn der Score von Italo-Muschi-Musik und psychedelischen Hippie-Sound zum rotzigen Killer-Theme wechselt, geht es ruppig zur Sache. Seine Mordszenen (besonders schön im dichten Schlamm und Nebel) sind gnadenlos effektiv und für seine Zeit enorm drastisch. Auch hier wird auf jede Zurückhaltung verzichtet. Ausgestochene Augen, aufgeschlitzte Brustkörbe, zermatschte Schädel und abgesägte Gliedmaße, das macht jedem Slasher Ehre und geht deutlich über das hinaus, was im Giallo sonst so Standard war. Das blutgetränkte, obszöne Titten-Theater erfüllt damit nicht nur auf voyeuristischer Ebene seinen Zweck der primitiven Triebbefriedigung, im letzten Drittel – in der bald klaustrophobischen Abgeschiedenheit der Bergvilla - verdichtet sich „Die Säge des Teufels“ gar zu einem richtig spannenden, intensiven Reißer. Dass die Täterenthüllung und die (natürlich) waschküchenpsychologische Erklärung für das Handeln eher für ein Lächeln als eine Überraschung sorgen und der „spektakulär“ choreographierte Endkampf der beiden verbliebenen Alphamännchen auch aus einer trashigen Prügelklamotte stammen könnte, völlig egal und eigentlich nur der runde Abschluss für ein Gesamtkunstwerk der hormongesteuerten, schmuddeligen Unterhaltung.
Ein alle Körpersätze vereinender Genre-Höhepunkt, so schmutzig, lustvoll-schlüpfrig und anrüchig. Einfach wundervoll mitanzusehen, wie ein Regisseur mal voll seiner dreckigen Fantasie freien Lauf lässt und damit ganz nebenbei den späteren Horrorfilm entscheidend (mit)prägte. Direkt werden wohl wenige, spätere Slasher-Regisseure diesen Film als ihre Inspirationsquelle nennen, da fallen eher andere Namen, aber unbestreitbar hat er fast alles schon gezeigt, was gang und gäbe werden sollte. Nur lange nicht so zugeknüpft, damit ging man in Bella Italia schon immer lockerer um als im Land der unbegrenzten Prüderie.
[...] In der Romanvorlage zog sich die Handlung über einen deutlich längeren Zeitraum (was auch hier problemlos umsetzbar gewesen wäre), die jugendlichen Protagonisten waren zu Beginn deutlich jünger, reiften quasi unter den „erschwerten“ Umständen zu Erwachsenen. Da macht das hier angedeutete, inzestuöse Verhältnis der älteren Geschwister durchaus Sinn und gibt dem Ganzen eine zusätzliche, tragische Komponente. Im Film versteht man das eher weniger und schlussendlich passiert da auch nicht viel, warum wurde das denn dann bitte nicht ganz gestrichen? So gibt es dem Film einen merkwürdigen Beigeschmack, der keinen Sinn und Zweck erfüllt, außer Stirnrunzeln. Zudem würde der längere Zeitraum einige wichtige Handlungen nachvollziehbarer gestalten, die im Film in Windeseile vor sich hin poltern, auch weil niemals ein Gefühl dafür entsteht, wieviel Zeit eigentlich verstrichen ist. Entscheidende Prozesse wirken so unglaubwürdiger, die Figuren eindimensionaler, platter. Besonders die der Mutter (Victoria Tennant, „Solo für Zwei“), die von einer Sekunde auf die andere wie ausgewechselt erscheint. Das passt leider alles in die leicht klobige Inszenierung von Bloom, der mit der Materie scheinbar nicht richtig umzugehen vermag.
Da verlaufen sich einige unpassend alberne Dialogzeilen in das Skript („Er ist tot, Christopher. Was ist, wenn er uns sieht?“ Hä?) - sogar mehrfach-, und Oscargewinnerin Louise Fletcher („Einer flog über das Kuckucksnest“) wird wie so oft in ihrer unglücklichen Karriere mal wieder in die Schablone der gestrengen Schreckschraube gestopft, die mit Eis in den Adern und Miesepeterblick autoritär die Sünde auspeitscht. Diesmal ganz hart an der Grenze zur unfreiwilligen Parodie, das ist echt too much. Im Gegenzug verpasst der Film in den meisten Fällen, die enorme Intensität seines Szenarios zu nutzen, die nur in wenigen Situationen kurz aufblitzt. Es wäre allerdings auch ein Kunststück, selbst das noch zu vermasseln, irgendwo kann man eine Grundidee ja nicht ganz weginszenieren. Allein die Geschichte kann „Blumen der Nacht“ als Film leider nicht im Gesamten tragen, gerade weil zu deutlich wird, was hier liegen gelassen wurde. [...]
[...] Zwei einsame Seelen finden sich vor traumhafter Kulisse, der Stoff, aus dem die Schnulzen sind. Doch nun beschreitet „Spring – Love is a Monster“ einen unkonventionellen und lange rätselhaften Weg, der seine Boy-meets-Girl-Story mit einer grob vergleichbaren Mischung aus „Under the Skin“ und „Katzenmenschen“, inklusive bizarren Horror- und Creature-Elemente im Stile von H.B. Lovecraft durchbricht, und trotzdem nicht endgültig in einem reinrassigen Genrebeitrag verläuft. Es ist nur ein (natürlich nicht unwesentlicher) Baustein in dem Gebäude aus sanften Melancholie, knisternder Romantik (die Chemie zwischen Pucci und Hilker ist stimmiger und echter als in den meisten, klassischen Liebesfilmen), einem feinen, nie unpassendem Humor, Tragödie und schlussendlich sogar einer gehörigen Portion Kitsch, was sonst oft alles zum Einsturz bringen kann. Die Kunst von Benson & Moorhead liegt exakt in dieser schwierigen Balance, jedes Element zuzulassen und ihm einen Platz im gesamten Konstrukt zu geben, ohne dass es dadurch Risse bekommt. Gegen Ende fühlt man sich fast sogar wie bei „Ariell, die Meerjungfrau“ bzw. „Splash – Jungfrau am Haken“, was die anderen Aspekte nicht zwangsläufig verdrängt. Der einzige, echte Kritikpunkt ist die zu frühe bzw. die generell komplette Lüftung des faszinierenden Geheimnisses, was den Film auf den letzten Metern ein gesundes Maß an Unklarheit und jeden Interpretationsspielraum nimmt, was ihn garantiert noch reizvoller gemacht hätte. [...]
[...] Mühelos könnte man hieraus den „Road House“ der Trucker-Filme machen, einen dezenten Hang zur Übertreibung und exploitativen Unsinn kann man „Straße der Gewalt“ unmöglich absprechen. Alles jedoch noch im Rahmen, Kaplan & Friedman ist es eindeutig nicht daran gelegen, einfach furiosen Stumpfsinn abzufeuern, womit der Film bestimmt auch prächtig funktioniert hätte. Dafür ist er doch zu ernst gemeint und auf eine echte Dramaturgie konzentriert, die natürlich ab und zu an die Tür von handfestem Krawall klopft. An diesen Stellen wird gleichzeitig ersichtlich, dass aus Kaplan mal ein gestandener Regisseur werden sollte, denn einige Actionszenen sind für das Produktionsvolumen verdammt gut geworden. Wenn sich der anfängliche Strahlemann Hummer verzweifelt Arbeit mit der Pumpgun verschafft und in der anschließenden Verfolgungsjagd mit dieser auf das Dach seines „Blue Mule“ schwingt oder direkt mit dem in das „Glashaus“ der Unterdrücker donnert, ist das von sehr gehobener B-Movie-Qualität, alle Achtung. Dass Jan-Michael Vincent leider kein besonders guter Darsteller ist und selbst hier an seine Grenzen stößt, lässt sich kaum schönreden. Dafür sind einige charismatische Bösewichte mit am Start, von Slim Pikens („Getaway“) über L.Q. Jones („Casino“) bis hin zu Don Porter („Billy McKay – Der Kandidat“), alle übrigens mit reichlich (klassischer) Westernerfahrung im Gepäck. „Straße der Gewalt“ hätte problemlos noch ruppiger oder im Gegenzug inhaltlich ausgefeilter ausfallen können, keine Frage, aber das, was mit geringer, praktischer Erfahrung und bescheidenen Möglichkeiten schlussendlich ins Leben gerufen wurde, ist grundsätzlich gar nicht verkehrt und insgesamt recht sympathisch. [...]
Ab dem ersten Oktober einfach mal auf http://www.moviebreak.de/ gehen (auch gerne eher, wer das noch nicht macht), da gibt es ab dann jeden Tag feinstes Zeug zum Horror Oktober zu lesen und im Idealfall auch zu entdecken.
Glückwunsch, immer schön wenn sympathische Menschen wahnsinnig gute Film zu schätzen wissen und das extra gewürdigt wird. Sogar ohne Ton und Farbe.
[...] Nero, der nebenbei erwähnt aussieht wie eine schmutzige Variante von Räuber Hotzenplotz, ist genauso um eine versteinerte Mine bemüht wie Enzo G. Castellari um ein dreckiges Ambiente, der sich dabei mehrfach selbst und total unnötig in die sonst ordentliche Genresuppe spuckt. Noch bevor das übertrieben symbolisierte Martyrium am „Kreuz“ stattfindet, nimmt sich der Film oft die angestrebte Ernsthaftigkeit durch unbeholfene Ausrutscher.
Eigentlich erzählt „Keoma – Das Lied des Todes“ eine ruppige und brutale Geschichte, bei der trotzdem übertriebene Prügel- und besonders absurde Abschussszenen aufgefahren werden, die eher an Kunstturnen erinnern. Dazu schmettert das extrem penetrante Main-Theme unbarmherzig vor sich hin – für Italo-Western nicht unüblich -, aber dann darf das nicht so unfreiwillig komisch erscheinen. Das ist praktisch wie ein Off-Kommentar, in dem ein Barde dem Zuschauer das Geschehen vorträllert. Oft genug fragt man sich, was denn urplötzlich in diesen Film gefahren ist, der so viel könnte und mindestens das auch will. Denn aller Kritik zu Trotz, das ist weit weg von schlecht. Zahlreiche gute bis sehr gute Momente können immer wieder in ihren Bann ziehen. Der viel zu stoische, wuschelige Straßenköter Nero hat nicht unbedingt seinen besten Tag erwischt, sein Charisma reißt es dennoch raus, besonders auftrumpfen können Woody Strode als sein Gehilfe oder William Berger als einer der Antagonisten. Reduziert auf seine Höhepunkte ist „Keoma – Das Lied des Todes“ ohne Frage ein bemerkenswerter Genrebeitrag, nur er schrappt manchmal so haarscharf an einer Karikatur desselben entlang, das raubt ihm viel an Wirkung. [...]
[...] „American Diner“ schildert definitiv authentisch die relativ banalen Sorgen der ersten US-Generation, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aufgewachsen ist. Verhältnismäßig problemlos und im behüteten, mittelständigen Wohlstand großgeworden sind sie nun am Scheideweg zwischen rebellischer Unbeschwertheit und dem Erwachsenwerden, den Einfügen in die spießige Langeweile des American Dream seiner Zeit, worauf keiner von ihnen viel Lust hat. Darum dreht sich alles im Kinodebüt von Barry Levinson („Rain Man“), nur weiß er dies trotz seiner bemühten Ansätze nur selten effektiv auf den Punkt zu bringen. Oft dreht sich sein vom Zeitkolorit zweifellos interessanter Film unerfahren im Kreis, findet nur wenige, konkrete Fixpunkte, die mehr in die Tiefe gehen als seine nett gemeinte, insgesamt aber eher oberflächliche Sorgenabhandlung. Klassisches Coming-of-Age gepaart mit Zukunfts- und Existenzängsten mangels der nötigen Orientierung, kalten Füßen vor der Hochzeit, Frust aufgrund einer standesgemäß früh geschlossenen Ehe (eine der besten Szenen: Daniel Stern´s Ausraster wegen der falschen Plattensortierung seiner Frau, inklusive dessen Erklärung dafür), Verschwendung von Talent (Rourke, in Bezug auf seine spätere Karriere fast schon Meta), „drohender“ Vaterschaft und genereller Ziellosigkeit, was alles angerissen, aber kaum konsequent zum Ende gebracht wird. [...] Nicht unsympathisch und klar mit Herzblut gemacht, kommt Levinson’s Debüt nicht über sein gutes Vorhaben hinaus und ist heute nur noch wegen der erstaunlichen Dichte aufkommender Stars der Rede wert. Nostalgisch sicher nicht ohne Reiz, generell keine große Nummer und nur eine Ansammlung von Vorsätzen und Chancen als ein gelungenes Ganzes.
[...] 1972 erschütterte bei Craven die rohe, unbarmherzige Gewalt das aufgeschlossene Weltbild der Flower-Power-Generation (verkörpert durch das Opfer) wie das gutbürgerliche, kultivierte der gebildeten, pazifistischen Mittelschicht (in Form der späteren Rachengel) und verdrehte am Ende deren Wertvorstellungen in einen radikalen Strudel von Auge-um-Auge, dem Bruch mit allem, was bis dahin als selbstverständlich und anständig angesehen wurde. Bei Bergman wird dieses Sittengemälde durch tiefe, unerschütterliche Gottesfürchtigkeit in einer Zeit dargestellt, in der der Glauben einen noch viel höheren, existenzielleren Stellenwert hatte. Die Grundvoraussetzungen sind somit gleich und doch leicht anders. Was bei Craven einfach „nur“ eine Frage der Moral und Menschlichkeit war, ist bei Bergman ein Disput mit der gesamten Ausrichtung des Seins. [...] Denn so oder so, durch ihre bald weltfremde Erziehung wird sie unvorbereitet auf das Elend der Realität losgelassen, das in den weniger gesitteten und demütigen Wäldern lauert. Ein leichtes, naives Opfer, dazu noch aufreizend geschmückt von ihren Eltern, um ihren Gott gerecht zu werden. All das trägt zu den fatalen Ereignissen bei und am Ende wird dieser Kreislauf auf seine Spitze getrieben. Im Angesicht von Leid, Trauer, Schmerz und Wut, ganz tief verankerter menschlicher Emotionen, werden bis dahin unerschütterliche Dogmen zur idealistischen Theorie. Vergebung, die andere Wange hinhalten, das alles zählt nicht mehr für den Moment der Vergeltung. Sein ganzes Leben kann man nach Werten ausrichten, solange sie nicht auf die ultimative Probe gestellt werden. Das ist vielleicht nicht moralisch, ethisch und in diesem Fall sogar der konsequenten, unerschütterlichen Unterordnung religiöser Regeln korrekt und vertretbar, aber wen interessiert das, wenn der Mensch sein Gewissen besiegt? Davon handelt „Die Jungfrauenquelle“. Er will gar nicht ein gottesfürchtige Leben in Frage stellen, er zeigt nur auf, das ein Mensch trotz aller Bemühungen am Ende immer noch ein Mensch ist und nicht gegen grundliegende Emotionen ankämpfen kann, egal wie niederträchtig (und dennoch bzw. gerade deshalb verständlich) sie sein mögen. [...]
[...] Mit einer konsequent andrehenden Spannungsschraube entsteht ein packendes und durchaus hintergründiges Bedrohungsszenario, dass sich die Angst und Unerfahrenheit der Gesellschaft seiner Zeit mit den spekulativen und noch nicht absehbaren Folgen des technischen Fortschritts auf dem Gebiet der Computertechnologie zunutze macht. Vor dem Hintergrund darf diese Spinnerei noch als deutlich angsteinflößender eingestuft werden als aktuell, was den erfreulichen Nebeneffekt hat, dass man hiervon kaum ein Remake erwarten dürfte, zumindest keine reine Kopie. Dafür ist der technische Inhalt viel zu deutlich Schnee von gestern.
Vor allem – gerade das wird hinter der leicht ulkigen Idee bestimmt schnell übersehen – ist „Des Teufels Saat“ ein unglaublich bösartiger Film, bei dem eine Frau zur Gefangenen in ihren eigenen vier Wänden wird, eingeschlossen und hilflos einer alles kontrollierenden Übermacht ausgeliefert…um letztendlich vergewaltigt zu werden und ein Monstrum zu gebären. Eine grauenhafte Vorstellung, die der Film absolut in der Lage ist, beklemmend und grausam-effektiv zu transportieren. Abgesehen davon stimmt sogar die technische Umsetzung. Nur wenige, (natürlich) handgemachte Spezialeffekte wissen genauso zu überzeugen, der Score unterstützt die fatalistische Stimmung punktgenau und wie der „Geschlechtsakt“ hier visuell dargestellt wird, ist schlicht grandios. [...]
[...] Bergman praktiziert nicht die naive vom Saulus zum Paulus Verwandlung, Isak wird nur seit Jahrzehnten wieder mit den Schatten seines Lebens konfrontiert und ist diesmal – auch durch die äußeren Umstände – bereit, sich mit ihnen ehrlich auseinanderzusetzen. Den möglichen Tod vor Augen arbeitet er sich Stück für Stück durch sein Unterbewusstsein und fördert dabei die Ursachen für seine distanzierte Persönlichkeit zu Tage. Angetrieben durch die strenge Hand seines Elternhauses die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen; emotionale Enttäuschungen zu ignorieren; Gefühle nicht auszuleben, sie stattdessen durch Rationalität zu unterdrücken. Alles was ihn verletzen könnte eingemauert und weggesperrt, kein Platz für Zwischenmenschlichkeit oder den Glauben an eine höhere Macht. Ein Kreislauf des Verdrängens, der ihn nicht nur als Mensch, sondern speziell auch in seiner Rolle als Ehemann und Vater ins Abseits gedrängt hat. Mit schwerwiegenden Folgen, wie er sich nun gewahr wird. „Wilde Erdbeeren“ ist dabei keinesfalls ein pessimistischer oder erschlagender Film, er ist grundehrlich, verdammt menschlich und emotional zugänglich. Hinter der bitteren Wahrheit eines vergeudeten Lebens spendet er in erster Linie Trost und gibt Hoffnung. Zeigt auf, dass es nie zu spät ist und selbst wenn das irdische Leben begrenzt ist, am Ende kann man sich auch mit seinen Dämonen noch versöhnen. Und in erster Linie mit sich selbst. [...].
[...] Aus vergleichbaren Ideen haben schon Alfred Hitchcock oder dessen Zögling im Geiste Brian De Palma (speziell dessen „Blow Out – Der Tod löscht alle Spuren“ lässt deutlich grüßen) hervorragende Filme geschaffen. Gedreht wurde sogar an Originalschauplätzen (bei der UNO, das muss man erstmal schaffen), mit Nicole Kidman und Sean Penn zwei Weltstars in den Hauptrollen, was kann da überhaupt groß schief laufen? Bedauerlicherweise viel zu viel. Aus der kribbeligen Prämisse wird ein über weite Strecken sehr spröder und ermüdend redundanter Hochglanzthriller, der fraglos über fachliche Integrität verfügt, sich allerdings schnell darauf ausruht anstatt den Plot effektiv zu entwickeln und voranzutreiben. Eine gefühlte Ewigkeit tappen die Ermittler im Dunkeln, es wird beschattet und observiert, heraus kommt dabei wenig bis nichts und sonderlich interessant ist das erst recht nicht. Fast schon obskur ist das gerade bei der Sachlage, dass die einzige (mögliche) Zeugin einer (eventuellen) Verschwörung über eine sehr persönliche Vergangenheit mit dem potenziellen Opfer und dessen Machenschaften verfügt. Das wird zwar (schnell?) bemerkt und die richtigen Fragen gestellt, geantwortet wird in der Regel äußerst lückenhaft. Zweifel entstehen, trotzdem wird weiterhin unentschlossen Dienst nach Vorschrift geschoben, zwischen dem anfänglich nicht unbegründet misstrauischen Agent und der glasklar nicht mit offenen Karten spielenden Dolmetscherin bahnt sich langsam, aber unaufhaltsam wie überflüssig sogar eine gewisse Intimität an (innerhalb weniger Tage, an denen man echt besseres zu tun hat), das ist schon hart an der Grenze von Mittel zum Zweck und Unsinn. [...]
[...] Bukowski’s Charaktere sind stets angelegt am Rande der der Gesellschaft. Er berichtet von Außenseitern und gescheiterten Persönlichkeiten, die zwar nie ganz unschuldig an ihrem Elend sind, aber keinesfalls schlechte Menschen. Sie sind vom Schicksal gebeutelte Einzelgänger, unverstanden und ungeliebt, die aufgrund ihrer negativen Erfahrungen nicht mehr gewillt sind die Abwärtsspirale selbst zu stoppen. In einer traurigen Lethargie lassen sie sich treiben, das Ende vor Augen, was einer Erlösung gleichkommt. Genau so eine Person ist Harry. Für ihn ist die Liebe ein ersehntes, aber kompliziertes und unfaires Spiel, dem er immer nur als Zuschauer beiwohnen durfte und sofort des Feldes verwiesen wurde, sobald er einen zaghaften Versuch gewagt hatte. Der Bukowski-Blues spielt sein destruktives Lied und lässt einen armen Menschen vor unseren Augen zerbrechen. Dafür muss nicht sein komplettes Leben dargestellt werden, die losen Versatzstücke sind dahingehend absolut ausreichend und verschaffen den Film ganz nebenbei eine angenehm kurze Laufzeit. „Crazy Love“ konzentriert sich nicht auf eine lückenlose Geschichte, er konzentriert sich auf Emotionen und seine Hauptfigur, die dem Zuschauer auf sehr einfühlsame – nicht rührselige – Weise nahegebracht wird.
Sein drastischer Schlussakkord mag als verstörend wahrgenommen werden und ehrlich gesagt wäre es leicht bedenklich, wenn dem nicht so ist. Wir müssen nicht gutheißen was dort geschieht, dennoch erfüllt es einen weniger mit Abscheu, als mit ehrlichem Mitgefühl, tiefer Bestürzung und ganz heimlich sogar mit einem leichten Anflug von Befriedigung. Für Harry mag es der glücklichste Moment in seinem Leben sein. Was bitter genug ist. Charles Bukowski sagte, er hatte nach der Sichtung des fertigen Films Tränen in den Augen und umarmte den Regisseur. Verständlich, denn Deruddere hat erkannt, auf was es ihm ankam. Einen Lovesong ohne Happy End oder zumindest das, was allgemein darunter verstanden wird.
„Das war die beste Frau, die ich je hatte. Ich verlange nicht, dass du das verstehst.“ [...]
An der Schwelle zur New Hollywood Ära entstandene Bühnenadaption eines Stücks von Frederick Knott, der bereits die Vorlage zu Alfred Hitchcock’s Klassiker „Bei Anruf: Mord“ lieferte. Ähnlich hinterhältig und perfide präsentiert sich auch „Warte, bis es dunkel ist“, wenn nicht sogar ein gutes Stück mehr. WARNER BROTHERS ging hier bereits ein Stückweit in die richtige Richtung, noch bevor Werke wie „Bonnie und Clyde“ und „Die Reifeprüfung“ den endgültigen Umbruch vom verstaubten Studiokino einläuteten, dass das angeödete Publikum mehr und mehr aus den Lichtspielhäusern fernhielt. Es geht nicht nur überraschend boshaft zur Sache, die bis dahin als Zuschauer-Candy in Watte gepackte Audrey Hepburn („Frühstück bei Tiffany“) durfte sich endlich mal außerhalb ihrer Everybodys-Darling-Wohlfühl-Rollen mehr Profil verschaffen. [...] Wir sehen, was um sie herum passiert. Sehen, wie sie manipuliert und gelenkt wird. Sehen bzw. erleben aber auch, wie sie mehr wahrnimmt, als zumindest das durchtriebene Trio ihr jemals zugetraut hätten. Da zucken nicht nur die an sich knallhart überlegenen Halunken kurzzeitig verdutzt auf, gerade der Zuschauer realisiert, diese Frau hat einen klaren Vorteil: Sie bemerkt Nuancen, die als unsichtbar abgetan werden, reagiert auf ganz andere Reizpunkte. Sie mögen nichtig erscheinen und sind doch alles andere als das, läuten das brillante Finale schon früh ein, welches „Warte, bis es dunkel ist“ über jede Zweifel erhaben macht. [...] Wenn alle Figuren logisch handeln würden, gäbe es keinen Film. Auf dieses Gerüst grenzwertig-cleverer Entscheidungen stützt sich alles und bildet erst die Grundlage für ein mordsspannendes, extrem verdichtetes Stück Spannungskino, das seiner Zeit mindestens so weit voraus war wie die Welle des New Hollywood. Die Logik (oder eben nicht) wird erkannt, sie spielt nur eine sehr geringe Rolle. Dafür sorgen nicht nur Terence Young, Audrey Hepburn, der wunderbar integrierte Score von Henry Mancini („Der Rosarote Panther“), der großartige Richard Crenna („Rambo“), ohne den famosen Alan Arkin („Argo“) müsste man schon vor dem sensationellen Schlussdrittel über gewisse Dinge vielleicht etwas kritischer sprechen. Was für eine Leistung, was für eine Rolleninterpretation. Total oben drüber, aber so süffisant-diabolisch und leidenschaftlich verkörpert, der bleibt hängen. Wurde schon das Finale erwähnt? Wenn es dunkel ist, strahlt der Film erst recht seine beeindruckende, sogar wegweisende Klasse aus. Das ist nicht nur auf sein Entstehungsjahr gemünzt schon mutig und effektiv, das ist bis heute eine Hausnummer. [...]
[...] Richtig daneben wird es, wenn wir zum Hauptteil der Geschichte vorstoßen. Das dort Gezeigt kommt nicht nur für Eltern, eigentlich für jeden denkenden und nur ansatzweisen empathischen Menschen einem Schlag ins Gesicht gleich. Der plötzliche Tod eines Säuglings ist wohl das Schlimmste, was einem Paar passieren kann. Was dann folgt, könnte natürlich oberflächlich als Kurzschlussreaktion und Verzweiflungstat abgetan werden, soll es wohl auch, tatsächlich wird hier ein Kind zum Gegenstand degradiert.
Kaputt, ja Mensch, schade, dann tauschen wird doch einfach. Wie bitte?! Und das ist noch lange nicht alles: Statt im Anschluss sich mal ernsthaft mit dem moralischen Dilemma zu befassen, wird lieber ein Thrillerplot in Wallung gebracht, der sich einen Scheiß dafür interessiert, was der Film eigentlich behandeln sollte. Das ist in Anbetracht der Umstände nicht nur völlig uninteressant, es ist ärgerlich deplatziert. Klar dümpelt auch der moralische Aspekt des Handelns immer irgendwo im Hintergrund herum, viel wichtiger scheinen jedoch die justiziellen Folgen zu sein. [...] Gerade aus diesem Punkt hätte der Film einen Diskurs über Falsch und Richtig machen können, über Schmerz, Verlust und Traueraufarbeitung, anstatt diese pseudomoralische, abstoßend manipulative und zum aus der Hautfahren selbstgerechte Kotztüte, die am Ende sogar noch einen komplett unnötigen Twist einbaut, der nur noch untermauert, dass dieses Etwas die Schwerpunkte an der ganz falschen Stelle setzt. [...] Das mag alles unabsichtlich sein, bestimmt ist der Film niemals so schlimm gemeint, wie er sich letztlich präsentiert, das ändert am Resultat trotzdem so gut wie gar nichts. [...]
[...] De Palma gelingt das Kunststück mit seiner überdrehten und rein auf puren Blödsinn ausgelegten Regie, selbst einen fähigen Komiker wie Danny DeVito mit seinem Talent im Regen stehen zu lassen, sich hilflos an schauderhaft-platten Gags die Birne wundzustoßen. Neben DeVito werden auch noch Harvey Keitel („Reservoir Dogs“) und Dan Hedaya („Die üblichen Verdächtigen“) gleich mitverheizt, die können da gar nichts mehr retten. Der größte Besetzungsflop ist noch nicht mal Wrestling-Manager „Captain“ Lou Albano als fettleibiger Mobster-Killer „The Fix“ (was schon gruselig ist), den Vogel schießt DeVito’s Co-Star, Anti-Schauspieler Joe Piscopo („Dead Heat“…das war’s dann eigentlich schon…) ab, dessen scheußliche Gesichtsentgleisungen sind waffenscheinpflichtig. Wenn denn mal ein Witzchen beinah droht zu zünden (kommt nicht oft vor), folgt postwendend irgendein unzumutbarer Quatsch, der alles wieder zunichtemacht. [...]
[...] Ohne Robert De Niro ginge hier wahrscheinlich gar nichts. Der hat zwar nur eine Nebenrolle mit leicht rassistischen Tendenzen (obwohl es eine Zeit lang sogar ganz witzig ist, dass er als kleptomanischer Spaghetti-Gauner alles einsteckt was nicht niet- und nagelfest ist), war jung und brauchte das Geld, sticht dennoch schon aus diesem mausgrauen Staubfänger sichtlich heraus. Spielfreudig, agil, selbst für Blinde hochtalentiert, als Sprungbrett hat dieses Filmchen durchaus seinen (einzigen) Zweck erfüllt. Außerdem ein wahres Tummelbecken für später noch bekannte Gesichter im Mafiafilm-Milieu wie Michael V. Gazzo („Der Pate II“) oder Burt Young („Es war einmal in Amerika“). Das macht dieses Kuddelmuddel nicht besser, nur grob auffälliger. [...]
-„Aber die Piranhas…“
-„Was ist mit den Piranhas?“
-„Sie fressen die Gäste.“
[...] Und genau das macht „Piranhas“: Spaß, sogar gewaltig. Alles ist dabei: Das böse Militär, das selbstverständlich die Sache so schnell wie möglich vertuschen möchte (vertreten durch die finster dreinblickende Barbara Steele, „Das Pendel des Todes“); ein gewissenloser Bürgermeister, der für die Eröffnung seines Vergnügungsparks über Leichen geht; ein Feriencampleiter, der Spaß überhaupt nicht ausstehen kann (wer würde sein Kind dort nicht abgeben?); Helden, denen natürlich keiner glaubt und sich zur Rettung des Tages erst aus dem Polizeigewahrsam befreien müssen und last but not least…Möpse, und zwar nicht zu knapp („Sehen Sie nur…da oben am Himmel…da wackeln zwei Sterne“). Das Sahnehäubchen schlechthin: Die garantiert dämlichste „Rettungsaktion“ aller Zeiten. Darf natürlich an dieser Stelle nicht gespoilert werden, sollte jeder selbst sehen. Der Honk des Jahres geht posthum an Professor Hastig, er wird ihm auf den Grund des Flusses nachgeschickt. Klingt das doof? Ja, schon, aber der Ton macht die Musik. „Piranhas“ macht nie den Eindruck, als wüsste man nicht was man ist oder hier tut, der macht die Späße direkt auf die eigenen Kosten, bevor das andere für ihn übernehmen. Derber, nie zu zotiger Humor, ganz viel Selbstironie, fast schon eine Parodie auf „Der Weiße Hai“ (womit die Verärgerung von Spielberg nicht ganz unverständlich ist), vom jungen Joe Dante („Gremlins – Kleine Monster“) kompetent und mit viel Gespür für das sich bietenden Potenzial exakt auf den Punkt gebracht. [...]
[...] Was die nächsten 90 Minuten folgen soll – das sollte man unbedingt für alle Interessierten erwähnen – hat eigentlich nichts mit dem sonstigen Output des Studios zu tun, weder thematisch, noch von der gesamten Struktur und Erzählweise. Eine phantastische Gruselgeschichte ist „Sie sind verdammt“ keineswegs, er ist so verankert im damals aktuellen Zeitgeschehen wie kein HAMMER-Film davor und danach und setzt auf eine ganz andere Form des Horrors. Das Spiel mit der allgegenwärtigen, größten Furcht dieser Zeit: Den möglichen Folgen des Kalten Krieges, dem atomaren Wettrüsten und dem, was hinter den Kulissen dieser schwelenden Bedrohung vor sich geht.
Eingebettet ist das Ganze natürlich noch im Genre des Science-Fiction- und wenn man so will auch noch Horrorfilms, als solcher funktioniert „Sie sind verdammt“ unter ganz typischen Gesichtspunkten jedoch eher nicht. Zumindest nicht so, wie man es damals und eigentlich auch heute noch gewohnt ist. [...] Am bemerkenswertesten ist der Aufbau des Films, wie er sich behutsam wie geduldig wandelt, jedwede Konformität absichtlich unterwandert um einen am Ende fast schockierend mit seiner bitteren Essenz überrollt, die man so nicht kommen sah.
Die fast unbeschwerten, lockeren Anfangsminuten im Stil der Swinging Sixties (mit dem Ohrwurm „Black Leather Rock“ von James Bernard) stehen im krassen Gegensatz zu dem, was einem „Sie sind verdammt“ in seinem für die 60er Jahre unfassbar mutigem und in seiner Direktheit ungewöhnlichem Finale so vor den Latz scheppert. Es geschieht nicht durch explizite Gewaltdarstellung oder einen herbeigezauberten Schock- oder Twistmoment, es ist einfach so schonungslos konsequent, unbarmherzig und offenbart dann erst die endgültige Message des Films, die einen selbst heute noch kalt den Rücken runterläuft. Unvorstellbar, wie verstörend das seiner Zeit für einige Zuschauer gewesen sein muss, besonders da man damit in diesem Format wohl niemals gerechnet hätte. [...]
Ein grobkörniger Rohdiamant des europäischen Genrekinos. [...] "Jack rechnet ab“ ist ein eiskaltes, hochfunktionelles Genreuhrwerk; ein moderner UK-Großstadtwestern mit Anleihen bei „Point Blank“ und „Der eiskalte Engel“, trotzdem völlig autark und mit massivem Selbstbewusstsein im Rucksack. Michael Caine ähnelt in der Rolle des knallharten, dennoch eloquenten Raubeins dem eleganten Ganovenbilds eines Jean-Pierre Melville („Der Teufel mit der weißen Weste“) wie dem eruptiven Einzelgängers eines Sam Peckinpahs („Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“). Irgendwo dazwischen positioniert sich auch „Jack rechnet ab“, der eine lineare, recht schlichte Auge-um-Auge-Geschichte in exzellenten Momenten und Stimmungen verkaufen zu weis. [...] Über allem wütet der brachial-gute Michael Caine, der sagenhafte Score von Michael Budd, die schnurstrake Regie von Mike Hodges („Auf den Schwingen des Todes“) und dieses abartig gute, weitläufige Finale, das den Kern des Films ohne Firlefanz, kurz und bündig auf den Punkt bringt. [...]
[...] Narzisstisch stellt sich Brando als romantisch-angehauchten, stets in nachdenklicher Pose mit knackig braunem Taine knusprig-verwegenen Helden dar, der zwar ein Verbrecher durch und durch ist, auf einen kaltschnäuzigen Mord aus ist und einen (angeblich) geläuterten Mann erst umarmt, um ihn hinterher eine Kugel in den Rücken jagen zu können, aber wen juckt das, er ist schließlich hier der Star und gehört gefälligst auch so in Szene gesetzt. Nicht nur das: Er belügt das naive Teenager-Töchterlein seines Kontrahenten um es galant anzuknacken, will ihren Stiefvater töten (der immer gut zu ihr war) und was macht sie? Na klar, er ist halt der Mann ihrer Träume und kann so schön schmusig gucken, da ist alles verziehen. Wenn er denn nun als räudiger Anti-Held auftreten würde, aber am Ende wird er eher zum Märtyrer erhoben, Jesus lässt grüßen. Brando pfeift auf alle Kontroversen im Wesen der Figuren und bricht ein klares Gut/Böse-Schema runter, das gemessen am damaligen Status Quo normal war, nur im Hinblick auf diese Grundlage kaum Sinn macht und zudem ein sehr befremdliches Bild vermittelt, wo er die Schwerpunkte sieht: In sich und seiner Außenwirkung. [...] Insofern doppelt tragisch, da er formell scheinbar zu wissen scheint, wie man einen Film inszenieren kann. Handwerklich ist „Noch hänge ich nicht“ keineswegs schlecht, besonders wenn man im Auge hat, dass es sich um die erste und einzige Arbeit eines eigentlichen Schauspielers auf dem Regiestuhl handelt. Schöne Bilder, einige kraftvolle Szene und tolle Nebendarsteller, besonders Karl Malden, der die Chance seiner Rolle erkannt hat, sie aber kaum ausleben darf. Der überflügelt Brando locker, der neben seinem selbstgefälligen Spiel nur noch durch sein Murmeln und Nuscheln auffällt, selten so prägnant wie hier. Wenn er selbst ein Take durchwinken kann, kommt so was dabei raus. [...] „Noch hänge ich nicht“ hätte ein Riesenfilm werden können, abseits der angestaubten US-Western-Romantik, am Ende ist es ein merkwürdiger Hybrid aus spannenden Voraussetzungen, gutem Handwerk und einer fahrlässigen Selbstbeweihräucherung seines Stars, dem man keine Grenzen mehr setzen konnte. Unter der unnötigen Längen, den verschenkten Prämissen und dem arroganten Pfauengehabe von Marlon Brando lässt sich aber noch der Torso eines Instant-Klassikers erkennen, der leider den unzähligen Kompromissentscheidungen zum Opfer fiel. [...]
[...] Man steht hier sehr unglücklich zwischen den Zielgruppenstühlen. Von seinem grundsätzlichen Inhalt eigentlich ein Film, der Kinder zwischen 8-12 sehr faszinieren wird, bei dem sie mitfiebern können. Für ein erwachsenes Publikum dann doch zu naiv und schlicht gehalten über weite Strecken, wobei die Inszenierung routiniert-solide ist und der typische 80er Nostalgiefaktor nicht von der Hand zu weisen. Nur eigentlich kann ein Kind in dem angesprochenen Alter den Film nicht mit gutem Gewissen alleine schauen (ja, was haben wir nicht alles in dem Alter gesehen, mal aus der pädagogisch korrekten Sicht betrachtet, die ja im Einzelfall absolut sinnvoll ist). Die FSK sieht das wohl auch heute noch so, der Film ist nach wie vor ab 16 Jahren freigegeben, womit das wahrscheinlich interessierteste Publikum ausgeschlossen wäre. Man kann darüber vielleicht leicht streiten, aber ganz falsch ist das nicht. Zwischenzeitlich wird es verhältnismäßig recht düster, allein wie Gabriel Byrne so überzeugend-grausam seine Rolle verkörpert, ein Kinder-Sklavenhändler (den man ernst nehmen kann) von Natur aus sehr erschreckend ist und der Film auch vor typischen Kinderfilmtabus wie Tod und Sterben nicht Halt macht. Es besteht keine klare Ausrichtung, was nicht zwingend sein muss, aber hier das Zünglein an der Waage ist. Er ist nicht schlecht gemacht, verfügt über einige altersunabhängige brauchbare Momente, ist nur insgesamt zu grenzwertig, in beide Richtungen. Mit dem Kind zusammen gucken wäre wohl die beste Variante…sobald man dessen Belastungslevel einschätzen kann. [...] Man könnte „Richard Löwenherz und die Kinder Gottes“ als die bessere Variante von „Mad Max III– Jenseits der Donnerkuppel“ betrachten. Der war klar für ein erwachsene Publikum konzipiert (was nicht anders sein durfte) und mündete in einem arg deplatzierten Kinderfilm. Hier geht es fast in die andere Richtung.[...]
Der beinharte Arnie-Fanclub erster Stunde wird vielleicht angeödet sein, dass die steirische Eiche sich nicht mit Zigarre im Mundwinkel durch Zombiehorden mäht, andere wiederum schockiert, dass er sich stattdessen an echtem Schauspiel versucht. Kategorie eins ist schlicht im falschen Film und Kategorie zwei hat damit nicht unrecht, dazwischen steht einer der originelleren und vom Ansatz interessanteren Beiträge des immer wieder auferstehenden Untoten-Hypes. Verkehrsberuhigtes Tempo, keine Action, wenig Blut, dafür eine teilweise sehr sensible Auseinandersetzung mit dem Sterben, Hilflosigkeit, Verlustängsten, Abschiednehmen- und zulassen und natürlich der unabdingbaren Liebe zu dem eigenen Kind. „Maggie“ hat einige berührende, bittere und in Anbetracht der Umstände sogar fast schöne Situationen, umgeht Kitsch und reißerische Hauruck-Momente (fast) konsequent. Alles schöpft er aus seinen Möglichkeiten noch lange nicht aus, vergisst sich dramaturgisch entscheidend zu steigern und was macht eigentlich Arnie? In der Schule hätte man gesagt „er war stets bemüht“, Teilnehmerurkunde und ein knappes Ausreichend wegen gutem Betragens. Seine Grenzen werden ihm deutlich aufgezeigt, wie ein sedierter Gorilla, aber immerhin mal altersgemäße Auftritte, bei denen man nicht das Hüftgelenk fast splittern hört. Mit einem fähigeren Schauspieler würde „Maggie“ noch besser funktionieren, auch dann sicher kein Hit, aber so oder so rum, eine reizvolle weil naheliegende Idee bei der man sich fragt, warum die nicht schon vorher mal so explizit in den Mittelpunkt gestellt wurde. Nicht schlecht.
[...] Aus dieser Warte sicher ein Klassiker des B-Movie-Monster-Films, zudem die erste große Rolle von Raubein Steve McQueen (hier als SteveN McQueen). Allein damit fängt es aber schon an: Nichts gegen McQueen, nur wer kam denn auf die glorreiche Idee, ihn für diese Rolle zu casten? Er soll hier einen Teenager spielen, war bereits 27 Jahre und sieht schon aus wie 32. Speziell im US-Kino ist es bis heute ja bald Standard, dass Schauspieler häufig deutlich jüngere Figuren verkörpern, nur das ist doch wirklich leicht lächerlich. Aneta Corsaut als sein Girl-Friend Jane wirkt optisch mehr wie seine Nichte, leicht befremdlich das Ganze.
Gut, gibt Schlimmeres, z.B. ein holprige Erzählung, rar gesäte Highlights und eine wenig effektiv in Szene gesetzte Kreatur. Dummerweise trifft das alles auf „Blob – Schrecken ohne Namen“ ebenfalls zu. Es gibt sicher ein paar nette Momente, wie die große und bekannte Flucht aus dem Kino, sonst wird sehr deutlich, dass der Film nicht nur schlecht in die Jahre gekommen ist, sondern selbst für damalige Maßstäbe und seine Möglichkeiten nur als mittelmäßig zu bezeichnen ist. Im zeitlichen Kontext mag er seinen Zweck erfüllt haben, wird aber heute eher kultisch durch die rosarote Brille verklärt als objektiv betrachtet. Das wunderbare Remake von Chuck Russell frisst den ollen Blob ohne großes Aufstoßen zum Frühstück, nicht nur wegen dessen schön-ekelhaften Effekten. Der ist ironisch, der ist glibberig, der hat Gelatine im Arsch. Dieser namenlose Schrecken hat im Prinzip einen Namen und ist nicht wirklich schrecklich. Dafür fast schon prophetische Qualitäten in seinem Schlussstatement, was natürlich purer Zufall ist. [...]