JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 4 .5
    JackoXL: Moviebreak 06.03.2015, 21:02 Geändert 06.03.2015, 21:40

    [...] „In the Name of the Son“ wirkt oft planlos zusammengewürfelt und unentschlossen in seiner grundsätzlichen Ausrichtung. Es scheint als giftige, bissige Satire zu beginnen, auch wenn selbst das schon eher plump durch die Gegend holpert. Vater und Sohn beim Wochenendausflug ins radikale, christliche Einzelkämpfer-Camp, mit Bin-Laden-Zielscheiben, klingt in der Tat komischer, als es rüber kommt. Wenn man zumindest diese Schiene klar fahren würde, in 83 Minuten würden sich bestimmt genügend Treffer beim Rundumschlag finden, doch schnell wird das offensichtliche Problem des Films klar. Er hält nie die Spur. Ein Wechselbad von Emotionen und Stimmungen, die alle für sich genommen als Vorgehensweise und Interpretation der Grundidee funktionieren könnten, durch den Wolf gedreht nie homogen und dann stockend-deplatziert wirken. Plötzlich werden sehr ernste Töne angeschlagen, teilweise versinkt der Film in erdrückender Tristesse, will dann kurz wieder auf die Pauke hauen, nur um das Tempo und die Stimmung wieder gänzlich zu kippen, was total aus dem Ruder läuft. Ob man es nach einer Weile mit einer zynisch-bösartigen Lachnummer, einer schweren Tragödie oder einem radikalen Rachethriller zu tun hat, man ist sich nie sicher und offensichtlich war es sich auch Vincent Lannoo nicht, der quirlt munter alles zusammen. [...] Ein ganz unglücklicher komponierter Giftkübel, der in seiner Idee und griffigen Kritik natürlich nicht schlecht ist, sogar handwerklich vernünftig, doch das greift einfach nicht sinnig ineinander. Die Kunst solcher Filme sollte sein, eine klare, aussagekräftige Attacke zu starten und genau daran scheitert „In the Name of the Son“. Unsicher zwar nicht in seiner Intention, dafür in seiner Inszenierung, was fatale Folgen hat. [...]

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    • 7

      [...] „Zwielicht“ ist zwar ganz klar konventionelle, wenig spektakulär inszenierte Justiz-Thriller- Kost im A-Movie-Look der 90er, vom routinierten Auftragsregisseur Gregory Hoblit ohne großes Eigenstellungsmerkmal mit einem soliden, gestandenen und dennoch nicht super-prominenten, schillernden Cast sicher runtergedreht (da darf eine Weltklassedarstellerin wie Frances McDormand auch mal ohne großen Aufwand die Nebenkostenabrechnung fürs laufende Jahr verdienen), ist grob betrachtet nicht unbedingt ein Hit, baut dadurch geblendet aber fast unbemerkt einen gut durchdachten Plot auf, der eben nicht nur durch sein Kaninchen-aus-dem-Hut-Finale am Ende noch die Kurve nimmt, sondern viel früher schon auf Kurs ist. Die Figur von Gere macht eine glaubhafte, nicht zu ruckartige Entwicklung durch, nach 125 Minuten hat man plötzlich einen ganz anderen Menschen vor sich als noch zu Beginn, ohne dass der Film darauf mit „dem einen Moment“ hinweisen muss. Da ist er sicherlich selbst so überrascht drüber wie der Zuschauer, der das bemerkt. In die Handlung werden gezielte und gut platzierte Verdachts- und Zweifelmomente eingebaut, die nicht wie so oft sich als mehr oder weniger heiße Luft erweisen, sondern für die Gesamtgeschichte, wenn auch nur am Rande, einen Sinn erfüllen. Und über allem geistert dieser Edward Norton, der hier zwar nicht die an einigen Stellen übertrieben-gepushte Überleistung bringt, aber das ist schon, gerade für ein Debüt, erstaunlich klasse. Dass die Rolle, besonders gegen Ende, zu konstruiert wirkt, dafür kann er nichts, holt dafür quasi das Maximum aus dem Part heraus. [...]

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      • 8

        [...] John Ford schildert nicht nur die Diskrepanz zwischen idealistischen Werten und rauer Realität, er deckt gleichzeitig das große Problem einer Nation auf, die sich bis heute in einem Widerspruch befindet. Man predigt die Freiheit, den Frieden, Gleichheit und unbegrenzte Möglichkeiten, ohne wirklich in der Lage zu sein, dies überhaupt umsetzen zu können. Oder eher, man scheitert an der eigenen Doppelmoral. So muss der desillusionierte Anwalt schlussendlich selbst zum Colt greifen. Nicht – und das ist der Unterschied zu so vielen klassischen Western – als einzig wahren, männlichen Akt der Gerechtigkeit, sondern geboren aus purer Verzweiflung, als Kapitulation vor der rohen, sinnlosen Gewalt. Das Eine kann nicht entstehen, wenn das Andere nicht vorher ausgerottet wurde, mit den eigenen Waffen, so paradox das ist. Ein Eingeständnis vor der Sinnlosigkeit der uralten Gesetze der Prärie, wo Konflikte nicht mit Worten, sondern mit Blei gelöst werden. Selbstaufgabe als letzte Konsequenz, welche ausgerechnet nicht als solche gewertet wird. Plötzlich ist er ein Held, schafft das, was er auf dem angestrebten, liberalen Weg so wohl nicht (so schnell) erreicht hätte und muss zu seinem – erneuten – Schrecken feststellen, dass Politik auch nur ein Affenzirkus ist, nur ohne Schießeisen. Ein großer, garstiger Witz, den Ford so elegant und lange unscheinbar in klassische Formen verpackt, dass seine Schlussfolgerung einem Geniestreich gleichkommt. [...]

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        • 7 .5
          JackoXL: Moviebreak 04.03.2015, 01:12 Geändert 04.03.2015, 01:22
          über Borgman

          Heftiges Teil. Bedrohliche, unheimliche, rätselhafte Familiendestruktion, ungemein packend und angsteinflößend. Ein Fremder infiltriert die wohlgesättigte, obere Mittelschicht und säht Unheil, reißt aus kleinen Schrammen tiefe Wunden, wie ein böser Geist (oder Engel?). Bewusst nicht eindeutig interpretierbar, hantiert besonders mit religiösen Symbolen (ohne dadurch auf den Wecker zu fallen, kann ja schnell gehen), erzeugt einen beklemmenden Sog, macht es sich im Prinzip natürlich etwas "einfach", in dem er jedwede Stellungnahme in irgendeine eindeutige Richtung vermeidet. Nimm das, friss das, Antworten haben wir nicht und wissen womöglich selbst gar nicht, wie man das klar erklären und deuten kann, aber ist doch geil, gell? Ja, ist es.

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          • 6
            JackoXL: Moviebreak 03.03.2015, 09:46 Geändert 04.03.2015, 00:03

            [...] Was eine ganze Weile nicht mehr als hohles Phrasendreschen und ein Zuschaustellen dekadenter, überheblicher Schnösel zu sein scheint, die mit dem goldenen Löffel im Arsch geboren wurden und sich einen Dreck um echte Probleme scheren, da sie sie wohl nie am eigenen Leib erleben werden, entwickelt sich der Film mit dem steigenden Pegel beim wilden Gelage in einem kleinen Pub zu einer plötzlich durchaus mitreißenden, mitunter sogar garstigen Satire, bei der die jungen Snobs zusehends den letzten Rest von „Anstand“ oder zumindest Zurückhaltung fallen lassen und vollends ihre hässlichen Fratzen demaskieren. Respekt, Demut oder gar Bodenhaftung besaßen sie eh nie, doch nun verliert das Ganze jegliche Kontrolle und der Zuschauer stellt angewidert fest, dass dieses ganze Gehabe, die menschenverachtenden Überheblichkeit und das Fehlen jeglicher Moral gar nicht mal eine wirkliche Überspitzung darstellt. Was nun geschieht, ist natürlich ein Worst-Case-Szenario, dessen kritische Töne wenig subtil mit dem Holzhammer bzw. dem Cricketschläger vorgetragen werden, wenig die Hintergründe und Ursachen beleuchtet, eher plakativ einen Ist-Zustand darlegt, dies allerdings mit einem bald schauderhaften Wahrheitsgehalt, der seine Wirkung somit nicht verfehlt. Besonders, wie das verheerende Resultat ihrer Sause im Nachhinein behandelt wird und welche Schlüsse dies auf die Klassengesellschaft eines zivilisierten Landes wirft, ist keinesfalls realitätsfremd und als Statement für sich erschreckend genug. [...]

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            • 7

              [...] Atmosphärisch dicht, über zwei Stunden zwar nie hektisch, dennoch ohne die Spur von Langatmigkeit schreitet „Gorky Park“ voran, und spinnt einen interessanten, mitreißenden Plot, in dem eben nicht die damals gängigen Russland-Klischees aufgewärmt werden, gleichzeitig das marode, langsam in sich zusammenfallende Land und dessen Strukturen glaubhaft wiedergibt und nicht außen vorlässt. William Hurt weiß den Film als idealistischer, dabei nicht realitätsfremder Ermittler, der sich wenn nötig auch am Rande der Spielregeln bewegen muss, mühelos zu tragen. Mit Lee Marvin wird ihm ein Großkaliber als Gegenspieler gegenübergestellt, dessen brummiges, kantiges Charisma sich ideal mit dem von Hurt ergänzt. Besonders ihre gemeinsamen Szenen, wenn sich praktisch ausschließlich in doppeldeutigen, versteckten Drohgebärden mehr oder weniger offen die Wahrheit ins Gesicht gesagt wird, ohne dabei irgendwas zu verraten, sind ganz hervorragend geschrieben und umgesetzt, heizen die oberflächlich kühle, dabei eigentlich stetig brodelnden Stimmung immer weiter an. Michael Apted verliert die Fäden niemals aus der Hand, hält die Spannung konstant oben und lüftet trotz eindeutiger Verdachtsmomente nicht zu früh alle Details. [...] Auch wenn der Film am Ende seine bis dahin realitätsnah entwickelte Handlung etwas aus den Augen verliert und nicht auf eine klischeehaltige Lovestory verzichten will/kann, ist „Gorky Park“ immer noch ein rundum gelungener Krimi, der dafür so manch andere Vorurteile und abgenutzte Motive ausspart, speziell was die Zeichnung von Figuren und Nationalitäten angeht. Die kleinen Schönheitsfehler machen den Kohl im Endeffekt nicht negativ fett.

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              • 2 .5
                JackoXL: Moviebreak 28.02.2015, 10:44 Geändert 28.02.2015, 10:48

                [...] Sobald er, seine neue Trulla, sein bester Buddy und zwei Typen von der Vermessungsbehörde bei seiner geerbten Wanderimmobilie aufschlagen und sie von Tobin Bell vollgegrummelt werden, beginnt die Geisterbahnfahrt mit immerhin einigem an Ich-schmeiß-mich-weg-Potenzial, leider nicht genügend, um irgendwie in die richtige – wenn sicher auch nicht gewollte – Richtung zu stolpern. Plötzlich tauchen Axt-schwingende Butzemänner auf und starten eine wilde Verfolgungsjagd, spätestens jetzt ist der Film schon völlig durch (das vorher schon mit albernen Stimmen aus dem Lüftungsschacht diskutiert wurde – nicht zum letzten Mal – winken wir mal einfach so durch). Planet der Axt-Affen, die lächerlich-gebückt durch den angeblichen Mindfuck-Horror-Wald hoppeln. Soll wohl creepy sein, hat eher was von Karikatur. Gut, kann vielleicht noch passieren, funktioniert halt nicht wie geplant, aber da kommt ja sicher noch was. Damit hält der Film auch keine Sekunde hinter dem Berg, macht immer auf „Abwarten, wir haben da noch was im Ärmel“ und da wir ja positiv gestimmt sind, lassen wir den Quatsch mal durchgehen. Fällt schwer, aber bekanntlich scheißt die Ente hinten und der Hucken wird bestimmt AWESOME. Muss ja. Naja…

                Denn wenn „Dark House“ – nach seinen vielen Peinlichkeiten, den zwar offensichtlich geplanten, dabei total versemmelten Höhepunkten, den furchtbaren Darstellerleistungen und dem konsequent verpassten Stimmungsaufbau – dann mit seiner Knaller-Pointe um die Ecke kommt, fällt einem dazu auch nicht mehr viel ein. Theoretisch, also wirklich rein theoretisch, wäre damit sogar etwas machbar gewesen, aber bestimmt nicht so und in Anbetracht der vorherigen Präsentation schließt sich hier eigentlich nur nahtlos der Kreis. „Dark House“ hat was vor, findet sich clever und schaurig und merkt dabei gar nicht, wie unglaublich doof, öde und lachhaft er durchgehend rüberkommt. [...]

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                • 7

                  [...] Die Kamera verbreitet durch hektische Bewegungen die angestrebte Unruhe, ist dabei jedoch höchst präzise und keinesfalls willkürlich, ein optischer Genuss. Generell ist es die Arbeit von Kameramann Tak Fujimoto, die „Tödliche Umarmung“ zu einem stellenweise atemberaubenden Erlebnis macht. Durchgehend elegant, mit einem Auge für Dynamik und Bewegung, wundervollen Plansequenzen sowie fast schon träumerischen, stillen Momenten (die untergehende Sonne auf dem Friedhof, ein Gemälde). Auch das kannte man von den großen Filmen Hitchcocks, den Vergleich mit ihnen zieht Jonathan Demme deutlich und bewusst heran, nicht nur technisch. Einen inszenatorischen Höhepunkt findet der Film in der Mitte, bei einer sagenhaft gefilmten Verfolgungsjagd in einem Glockenturm, „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ lässt grüßen, ebenso beim Finale an den Niagarafällen, das neben dem bereits erwähnten Werk auch leicht „Der unsichtbare Dritte“ und dessen Höhepunkt am Mount Rushmore erinnert. [...] Die Geschichte wird zwar geschickt erzählt, entwickelt zu keiner Zeit Längen und heizt das Interesse an der Auflösung wie den Hintergründen des lange undurchsichtigen Geschehens ergiebig an, wenn die sich dann offenbaren, hat das aber ehrlich gesagt was von einem Groschenroman. [...] Leichte Lücken und Ungereimtheiten inbegriffen, da rumpelt es gelegentlich deutlich, was nicht auf die Dauer durch die schöne Präsentation versteckt werden kann. [...] Ein spannendes, mitreißendes Stück Film, dem heute selten der gebührende Respekt gegenüber gebracht wird. Das wäre hiermit erledigt. Angucken!

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                  • 6

                    „Hercules“ ist so ziemlich genau das geworden, was man im Idealfall erwarten konnte (was leider oft nicht zutrifft bei dieser Sorte Popcornfutter). Ganz einfaches Hauruck-und-wech-Kino, das gar keine selbstverliebten, geblendeten Ansprüche an sich selbst stellt und damit gut fährt. Da schwappt anfänglich sogar eine schöne Ironie mit, wenn Legenden-Entmystifizierung betrieben wird, der Held als ein Quasi-Hochstapler und sämtliche phantastischen Elemente der Hercules-Sage als reiner Mumpitz und Bauerngeschwafel hingestellt werden. Nicht mehr als ein kleiner Gag wird das nicht, denn letztlich ist es für den Film völlig Jacke wie Hose, ob nun ein unverwundbarer Halbgott oder ein übermenschlicher Muskelprotz alles zu Brei haut, das Resultat ist praktisch identisch. Macht auch nichts, denn mehr kann, will und muss dieser „Hercules“ auch nicht machen. The Rock spielt nicht, er ist da und das kann er, die Schlachten sind durchaus fett, das CGI nervt lange nicht so derbe wie bei vergleichbaren Filmen, John Hurt darf mal wieder länger als 5 Minuten mitspielen, Joseph Fiennes lebt doch noch und am Ende ist das halt solides Backenfutter zum einmal prima durchgucken. Fertig. Dafür sauber.

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                    • 7
                      JackoXL: Moviebreak 23.02.2015, 22:58 Geändert 24.02.2015, 00:41

                      [...] Ein Film wie „Nachts, wenn das Skelett erwacht“ erinnert an die guten Tage von HAMMER…nur, dass er nicht von ihnen stammt! COLUMBIA drehte ihn zu der Zeit, als mit der Kult-Schmiede schon kaum noch etwas los war und verpflichtete gleich drei ihrer bekanntesten Zugpferde. [...] Peter Cushing variiert als Dr. Emmanuel Hildern praktisch seine berühmteste Rolle des Dr. Victor Frankenstein, der eigentlich nichts Böses im Schilde führt, im Namen der Wissenschaft jedoch die Grenzen der Ethik überschreitet und das Unheil heraufbeschwört, wobei diesmal noch deutlich edlere Motive im Vordergrund stehen. [...] Wer sich auf einen klassischen Monsterfilm einstellt, dürfte wahrscheinlich etwas dumm aus der Wäsche gucken, denn davon bietet „Nachts, wenn das Skelett erwacht“ nur sehr wenig. Tatsächlich erwacht das olle Gerippe erst ziemlich spät und wird dann auch nur sehr spärlich präsentiert. Creature-Fans machen da eventuell ein langes Gesicht, für die Qualität des Films macht das allerdings kaum bis gar nichts aus, wenn man sich nicht stoisch an die Vorstellung eines wütenden Riesenskeletts klammert. [...] Eine zwar simple, dafür gut konstruierte Story, die vom Ablauf deutlich kreativer und eigenständiger als viele vergleichbare Produktionen dieser Zeit ist, wenige, dafür liebevoll gemachte Effekte, die gewohnt tolle Stimmung und besonders das für damalige Gepflogenheiten überraschende, clevere und doppeldeutige Ende sorgen für enorm kurzweilige 88 Minuten. [...] Erschrecken oder wirklich gruseln wird sich da heute keiner mehr, doch das müssen diese Filme auch nicht (mehr), die haben ihren ganz eigenen Reiz.

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                      • 3
                        JackoXL: Moviebreak 23.02.2015, 02:53 Geändert 06.03.2015, 21:56

                        [...] Es ist schon ziemlich armselig, wie sich oberflächlich einer wichtigen, diffizilen Thematik angenommen wird, nur um sie als Aufhänger zu benutzen, um an den „richtigen“ Stellen die Betroffenheits-Knöpfe drücken zu können. Der anfänglich durchaus als ernsthaft vorgegaukelt-behandelte Hintergrund verkommt zur Staffage einer konstruierten, nicht einer Sekunde glaubhaften Love-Story zwischen den Schichten und Hautfarben, die über zwei Stunden plattgewalzt wird. [...] Damit die Gefühlspalette am Schluss vollständig bedient ist, darf natürlich ein dramatisches Finale nicht fehlen, das sich gerade noch so fängt, die Tränen sollen schließlich aus dem gestreichelten Herzen kommen und nicht etwa resultierend auf echter Tragik oder diesem Hintergrund, was war das gleich? Ach ja, also die armen Illegalen in Frankreich, den geht es echt nicht so gut, aber dem Samba, dem jetzt schon und das zählt doch letztlich. Am Ende sind wir heute alle ein bisschen Samba. Und morgen vielleicht Rumba. [...] Man kann „Heute bin ich Samba“ noch nicht mal mehr als manipulativ bezeichnen, das würde ja eine gewisse Form von Geschick voraussetzen. Dafür ummantelt er seine Seifenoper-Dramaturgie viel zu offensichtlich mit einem sozial-„kritischen“ Thema und beutet dieses erschreckend banal aus, obwohl dieses genug Stoff für einen Film bieten würde, über den es sich lohnt zu sprechen. Randgruppen-Kaspertheater für Hausmütterchen und selbsternannte Menschenversteher, die die Ungerechtigkeit in der Welt zwar wahrnehmen, sich aber bitte nicht näher damit auseinandersetzen wollen. Wenn sie wie hier als Kulisse dient, hat man schon genug mitgelitten.

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                        • 4 .5
                          JackoXL: Moviebreak 22.02.2015, 18:40 Geändert 22.02.2015, 18:49

                          [...] „Dämonen aus dem All“, Italo-Sci-Fi-Trash wie er im Buche steht. Klapprige Pappkulissen vom „Raumschiff Enterprise“-Sperrmüll, putzige Miniaturmodelle (der Hubschrauber, niedlich) und Haushaltsgegenstände als futuristische Requisiten. Mit dem babyblauen Funkgerät trocknet man sich sonst wahrscheinlich die Haare und die Handfeuerwaffen eignen sich normalerweise um Teelichter anzuzünden. Ein billiger Charmebolzen von einem Film, mit einem ohrwurmlastigen, leider nur selten eingesetzten Main-Theme, „Außenaufnahmen“ aus der Schneekugel und immer mal wieder reingebastelten Archivmaterial, wenn das Spielzeugraumschiff wohl runtergefallen ist oder der Hämoridensitzring a.k.a. Raumstation gerade nicht aufgeblasen wurde. Dazu kommen Yeti-Aliens, die wie der schlecht geschminkte Wolfsmensch mit Erfrierungserscheinungen aussehen. Wenn da mal das Make-Up am Haaransatz weggeschwitzt ist und das Kunstfell nicht für den gesamten Körper gereicht hat, wird nicht zwangsläufig nachgebessert, hier wird der Lire viermal umgedreht. Müsste eigentlich ein reiner Selbstläufer sein, ist nur leider trantütig ohne Ende. Wo andere Vertreter dieser Kunst oft total ungeniert und ohne jede Hemmungen ihrem Wahnsinn freien Lauf lassen, wirkt „Dämonen aus dem All“ teilweise selbst von seinem Erscheinungsbild peinlich berührt und bietet hauptsächlich langweilige Innenaufnahmen, wenig Action und keine zu ausufernden Geschmacksverirrungen. [...]

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                          • 4 .5

                            Da hatten Robert Rodriguez und Frank Miller nun bald zehn Jahre Zeit und unendlich viele Möglichkeiten, was am Ende dabei rauskommt, ist mehr als ernüchternd. Optisch hat sich in Sin City nur in der dritten Dimension etwas getan, der Rest ist immer noch diese reizvolle Schwarz-Weiß-Malerei mit den (nun deutlich aufdringlicheren) Farbtupfern, es wirkt trotzdem viel künstlicher. Nicht mehr so extravagant, mehr verbraucht, überstrapaziert. Nur eine Randnotiz, allerdings zieht sich das wie ein roter (!) Faden durch einen lange erwarteten und geplanten Film, der dennoch wie ein hektischer Schnellschuss wirkt. Was wurde denn seit 2005 in das Projekt investiert, außer dem Schüren der Erwartungen? Es ist kaum ersichtlich. Die Herrschaften schienen bald in Zugzwang, nun endlich etwas abzuliefern, bevor noch mehr Leute aus dem ursprünglichen Cast nicht mehr verfügbar sind, und basteln so nur knapp 90 Minuten zusammen, von denen lediglich die titelgebende Geschichte um die fast ausschließlich splitterfasernackt präsentierte Eva Green (was ja nicht schlecht ist) ganz nett geworden ist, wenn auch immer noch meilenweit hinter der Qualität des Vorgängers. Joseph Gordon-Levitt verschwendet sein Talent an eine belanglose Füllepisode und wie schwach wurde denn bitte die Story um Hartigan und Nancy fortgesetzt? Ich sehe tote Menschen. Mensch Bruce, damit kann man sich auch seine Rente zusammenspielen. Hat einen brauchbaren Mittelpart und sonst Splitter von Unterhaltung, alles nur ein Schatten des brillanten Originals. In Anbetracht aller Umstände eine Frechheit, für sich gesehen anschaubar, das ergibt die unrunde Quersumme von „uninteressant“.

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                            • Film übel, Kommentar dufte und du bist hier eh mit deiner Selbstaufopferung in den katastrophalen Untiefen der Filmlandschaft mehr als überfällig. Lese ich immer gerne.

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                              • 5

                                [...] Sobald sich das Geheimnis um den Hintergrund der ganzen Nummer lüftet, offenbart „Absoluter Gehorsam - Silent Retreat“ auf einmal ganz andere „Qualitäten“, wenn man es denn so nennen will. Jetzt muss man wirklich Bock auf das Folgende haben, sonst wird es schwierig. Die erste Pointe ist Schwachsinn pur, total Banane, aber das kommt ja noch besser. Vor Spoilern muss jetzt nur gewarnt werden, wenn nicht der Klappentext der DVD gelesen oder die ersten Minuten des Films gesehen wurden, die deuten das ja schon an. Ist leider unmöglich, den Hauptspaß-Anteil des Streifens ohne diese Info wiederzugeben. Also, wer jetzt noch liest: Als der irre Doktor und seine Söhne ihr Visier notgedrungen fallen lassen müssen, kommt dann auch noch die kleine Schwester vom „Castle Freak“ aus dem Wald gehopst und richtet doch noch eine kleine, wenn auch nicht ausufernde Gore-Pampe an, mit der gar nicht mehr zu rechnen war. Der Film kippt blitzartig in astreinen Creature-Trash, der in dieser Unberechenbarkeit erstaunlich Laune macht. Das ist nicht qualitativ besonders hochwertig, in der überraschenden Kombination und nun zelebrierten Direktheit allerdings so überrumpelnd, das hat was. Objektiv sicherlich kein wirklich guter, dafür ein leicht ungewöhnlicher Film, der einem immerhin im Gedächtnis bleiben dürfte und das nicht zwingend negativ. Schon die halbe Miete. [...]

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                                • 6 .5
                                  JackoXL: Moviebreak 21.02.2015, 18:00 Geändert 21.02.2015, 18:22

                                  [...] Ihre natürliche Harmonie (Sandler & Barrymore) wirkt nicht gespielt, nicht erzwungen, man kann die Funken förmlich sprühen sehen. Doch das ist nur ein, wenn auch nicht unerheblicher, Teilaspekt des Erfolgsrezept. Sandler war, ist und wird nie ein guter Schauspieler, singt ungefähr so gut wie er spielt, verkörpert den herzensguten Robbie dafür extrem sympathisch, was hier völlig ausreichend ist. Der Film benötigt keine darstellerische Finesse, nur Partizipation mit der Figur, das gelingt Sandler locker. Und Barrymore ist schlicht zum Anbeißen, wie so oft, hier ganz besonders. Der wahre „Star“ des Films ist allerdings ohne Frage sein Setting. Nicht zufällig ist die Handlung 1985 angelegt. Andauernd wird mit popkulturellen Anspielungen auf das Jahrzehnt der gruseligen Frisuren, unmöglichen Klamotten und Synthesizer-Musik gearbeitet, was speziell beim Ü30-Publikum für diverse Lacher sorgen wird. Allein wenn Alexis Arquette („Spun“) als Boy George-Imitat mehrfach „Do You Really Want To Hurt Me?“ anstimmt oder TV-Allzweckwaffe Matthew Glave (u.a. „American Horror Story“) als Julia’s schmieriger Verlobter mit fett aufgedrehtem „Miami Vice“-Soundtrack in der Karre vorfährt, köstlich. Spaßige Cameos von z.B. Steve Buscemi („Reservoir Dogs“), Jon Lovitz („Kindsköpfe 2“) und Billy Idol (spielt sich selbst) runden das Ganze ab. [...]

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                                    [...] Eine Gruppe ungewaschener, schlecht frisierter Neandertaler…sorry, Wikinger…grunzt und kloppt sich „vor der großartigen Kulisse“ und der „unberührten“ Natur (Zitat des Verleihs) Südafrikas (dort wurde gedreht) mit nicht minder barbarisch-ungehobelten, dafür minimal gepflegter auftretenden Schotten um die Königstochter mit dem Shining, deren außergewöhnliche Fähigkeiten ihren Beschützern und neuen Freunden mit der Met-Fahne allerdings keine große Hilfe sind. Aussagen wie „dieser Ort ist nicht sicher“ sind dann doch etwas unpräzise und nicht ernsthaft überraschend. Die großartige, unberührte Naturkulisse hätte man mit wenigen Ausnahmen so übrigens auch im Harz oder fast jedem wenig besiedelten Gebiet in Osteuropa finden können, Steine und vereinzelte Bäume soll es da auch geben. Für irgendwas muss man das Budget ja ausgeben. Das ist mindestens so monoton und glanzlos wie der gesamte Film, dessen uninteressante Dramaturgie (Laufen, Brüllen, Kämpfen, Ende) nicht im Geringsten durch die mäßigen Kampfszenen aufgewertet wird, die im heutigen Zeitalter so auch niemanden mehr groß beeindrucken. Von „kompetent angerichteter Schlachplatten“, wie es die Hamburger Morgenpost nennt, ist das hier noch ein gutes Stück entfernt, eher eine kalte Platte vom Discounter statt vom Schlachter.[...]

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                                      [...] Wenn sich zum x-ten Mal wieder ein Stück des Hauses in seine Bestandteile auflöst, reicht das einfach nicht mehr, um für wirklich gute, zeitlos abnutzungsfrei Unterhaltung zu sorgen. Die Figuren sind zwar sympathisch verkörpert, gleichzeitig jedoch auch selbst nicht wirklich witzig gehalten, mit Ausnahme von Alexander Godunov („Stirb Langsam“) als selbstverliebter Ex-Verlobter von Anna, der ab und an für einen kleinen Lacher sorgt. Sonst ist es immer das Gleiche. Loch im Boden, Tür aus den Angeln, Decke undicht. Naja. Dem Film fehlt es spätestens ab der Hälfte an Schwung, frischen Input, Höhepunkten. Welche wohl als solche gedacht sind, wollen nicht vernünftig funktionieren. Eine ewig lange, viel zu alberne Slapstick-Szene von Tom Hanks und die obligatorische Ehekrise, die auch irgendwie so holterdiepolter daher gehumpelt kommt, machen den Film nun echt nicht besser. Statt zum Ende hin zuzulegen, den anfänglich leicht sarkastischen Ton zu verschärfen, wird „Geschenkt ist noch zu teuer“ zusehends konventioneller, braver, belangloser. Immer noch für ein paar helle Momente gut, insgesamt aber nicht deutlich über dem Status eines typischen Auslaufmodells für das Mittagsprogramm am Wochenende. [...]

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                                      • 6 .5

                                        „Aber das große Tier bin ich. Doc „Mutterficker“ Johnson!“

                                        [...] Die Vorzüge von „Straße zum Jenseits“ liegen eindeutig in seiner Präsentation, sei es technisch, darstellerisch und atmosphärisch. Da passt nahezu alles. Der Film versprüht eine rohe Authentizität, nimmt kein Blatt vor den Mund („Soll ich dein Gehirn an die Wand rotzen?“) und bewegt sich nah am Puls der Zeit. „Shaft“ oder „French Connection – Brennpunkt Brooklyn“ hatten kurz vorher das Genre umgekrempelt, in eine ähnliche Kerbe haut auch dieses Werk. Dicker Stallgeruch, explosive Stimmung, coole Mucke, harte Typen, durch die Bank glaubhaft verkörpert. Nicht nur von den Zugpferden Quinn, Koto oder Anthony Franciosa („Tenebre“), bis in die kleinsten Nebenrollen überzeugt hier jeder Darsteller. „Straße zum Jenseits“ verfügt zudem über dieses Feeling, was sich schwer kopieren lässt, was Filme dieses Jahrzehnts und dieser Gangart im besten Fall wie locker aus der Hüfte geschossen rüber bringen, schwer in Worte zu fassen. Leider, und das ist der große Knackpunkt, ist die Geschichte an sich nicht besonders außergewöhnlich, das Skript nicht mehr als Durchschnitt. Zwischen dem wuchtigen Auftakt und dem wirklich sehenswerten, energiegeladenen und ziemlich harten Finale werden kaum nennenswerte Highlights gesetzt, rein erzählerisch. [...] Trotzdem, der Film hat was und sollte bei Fans des Genres weit oben auf dem Zettel stehen, wenn sie ihn nicht schon kennen. Kerniges Männerkino, glänzend gespielt und mit partieller Durchschlagskraft, die sich nicht zu verstecken braucht.

                                        „Jenseits der 110. Straße bist du nur ein Nigger. Ein Nigger, der von uns bezahlt wird.“

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                                          Was für ein Opener, die Weichen werden eindrucksvoll-clever gestellt. Die zweite „Hannibal“-Staffel entledigt sich (fast) aller Probleme der holperigen Auftakt-Season, spinnt ein perfides Netz und ist allein ästhetisch eine Wucht. Mit Folge zu Folge werden neue Highlights gesetzt, der Zuschauer weiter verunsichert, das Finale ist brillant. Staffel 3 hat eine enorme Fallhöhe und gleichzeitig die Möglichkeit, das Ding unentbehrlich zu machen. Schwierig, aber an Herausforderungen wächst man. Hoffen wir mal.

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                                          • 6

                                            Kommt anfangs sehr unbeholfen rüber, die ersten Folgen wirken wie gut gemeint und schwach gewuppt. Man wird mit bizarr-fiesen Ideen geködert, die sich dann in teils nichtigen Pointen auflösen. Erst im weiteren Verlauf lockt die Serie mit dem intriganten Spiel seiner Hauptfigur, entwickelt einen Sog. Leider zu viele Füllepisoden, die alle für sich Potenzial haben, das bald ärgerlich verschludert wird. Doch abwarten, da passiert schon einiges. Staffel 2 bastelt die angesammelten Baustellen enorm gemein zusammen, allein deshalb muss man sich halt durch diverse Folgen durchschummeln.

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                                            • 3

                                              „Wenn du lange genug im Geschäft bist weißt du, irgendwann ist Schluss.“

                                              Sollte man annehmen. Daran hält sich die rüstige Tagesstruktur für mehr oder weniger gut gealterte Haudegen nicht gerade, die Luft ist endgültig raus. Positive Lichtblicke sind rar gesät und nur an einzelnen Personen festzumachen. Schön, dass Wesley Snipes wieder im Geschäft ist und zu Beginn seine unfreiwillige Auszeit aufs Korn genommen wird. Der hat scheinbar Bock auf den Film gehabt, merkt man. Und Mel Gibson. Dem kann man sein Charisma kaum nehmen, zumindest auf der Leinwand. Beim Rest schlafen einem die Füße ein. Auf unnötige 130 Minuten gestreckte Zwangsfortsetzung, der es an Ideen und Dynamik fehlt. Da muss am Anfang eine hoher (auch in der FSK: 18-Fassung, die völlig unverständlich in der Altersfreigabe ist), unblutiger Bodycount aufgefahren werden, damit das uninteressante Crew-Casting im Anschluss nicht vergessen lässt, dass es sich hier um einen Actionfilm handelt. Auch vorher ist der Krawall nicht besonders toll, macht Puff und Peng, aber ist das dann gleich spektakulär? In dem Fall ganz sicher nicht. „The Expendables 3“ fährt zumindest den im zweiten Teil überstrapazierten Coole-Sprüche-Anteil angenehm zurück, will wohl etwas ernster wirken, was ihn allerdings nicht besser macht. Eher sogar belangloser, das blubbert so vor sich hin, wirkt endlos, lahmarschig. Ganz, ganz schlimm: Antonio Banderas, der sein Hallo-Wach-Speed in Quasselwasser aufgelöst hat. Der muss es inzwischen echt nötig haben, peinlich. Am Ende wird (na endlich!) viel zu Klump geballert, aber geil ist schon was anderes. Hektisch wird um sich geschossen, dabei springt nicht eine einzige Szene heraus, die hängen bleiben würde. Tausche den Eric Roberts-Abgang-Moment aus Teil 1 (wenige Sekunden) gegen den Endspurt von Teil 3 (eine halbe Ewigkeit, wie der Film). Gerade wenn der Toni wieder durchs Bild hampelt, wieso sterben in solchen Filme immer die falschen Leute? Konnte der erste Teil noch als kurzweiliger, rasanter Actionknacker Spaß machen, der zweite Teil sich dann nur noch wiederholen und immerhin nicht großartig langweilen, ist Teil 3 nicht nur schnarchig, sondern – und das bei dem geringen Anforderungslevel – auch noch unglaublich mies getimt, schlecht konzipiert, von vorne bis hinten eine einzige Bruchlandung. Der beraubt sich echt noch seinen als halbwegs gesetzt geglaubten Qualitäten. Das ist jetzt wirklich Sonntags-Kino im Seniorenstift, dabei hat das die Reihe mal parodieren wollen. Heute läuft da Heinz Erhardt, in 50 Jahren „The Expendables 3“.

                                              „Ich bin Den Haag!“

                                              Du bist eher Hildesheim nach 23 Uhr unter der Woche.

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                                              • 1

                                                „Komm raus zum Spielen!“

                                                Nein, vielen Dank, aber wir spielen jetzt mal Verstecken, ich zähle bis…ach, geh einfach weg!

                                                [...] Mit „In der Tradition von "Ein Kind zu töten" und "Kinder des Zorns“ wird großmäulig geworben, ist bei dem Bad-Children-Army-Thema ja sogar naheliegend und trotzdem eine bodenlose Frechheit. Sogar für „Kinder des Zorns“, welchen Teil kann man sich aussuchen. In Bezug auf das Meisterwerk von Narciso Ibáñez Serrador schon unverschämt, selbst der Gurken-Reihe frei nach Stephen King („ES“) mehr als unwürdig. Ein untalentiertes Verwursten aller möglichen Genre-Bröckchen frei aus dem Bauch heraus, in einer erschreckend klobigen Darbietung. Ohne Witz, anfangs wirkt das wie ein weiterer Beitrag aus der überstrapazierten Found-Footage-Grabbelkiste, bis man sich der erschreckenden Tatsache gewahr wird, dass es KEIN Found-Footage ist! Einfach nur kacke-schlecht gefilmt. Allein das, schon bald komisch. Wird auch nicht besser. Handwerklich ist das in allen Belangen eine glatte 6 (in Schulnoten), indiskutabel, erbärmlich. Kamera, Schnitt, Darsteller, katastrophal. Verwundert reibt man sich die Birne wund, wie so was gedreht werden konnte und noch viel schlimmer, es auch noch bei uns auf den Markt geschafft hat. Schier unmöglich, dass jemand da draußen damit zufrieden sein kann, selbst niedrig angesetzt. Auch für Amateurgewichse- und Trashbegeisterte, denn selbst dieser Zugehörigkeit verweigert sich die filmische Folter „Speak No Evil“ stoisch, realitätsfremd. [...]

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                                                • 6 .5

                                                  Das Ding aus einer anderen Welt…aus Österreich. Die „Rammbock“-Macher Marvin Kren und Benjamin Hessler zeigen die Folgen des Klimawandels in blutigem Rot auf, genauso plakativ-albern wie die meisten Öko-Horror-Vertretern aus den 70ern, hier allerdings reines Mittel zum Zweck. Vielmehr eine Verbeugung vor dem Klassiker von John Carpenter, wenn aus dem geschmolzenen Eis der Alpen groteske Mutationen zum Vorschein kommen, die kurioser nicht sein könnten. Widder-Bären und Insekten-Füchse sind nur grobe Beispiele. Mit Menschen-DNA wird der Cocktail erst richtig rund. Die Creature-Effekte sind ziemlich billig, dafür (bis auf die Fliegen, das wäre definitiv zu viel verlangt) alle handgemacht und recht geschickt eingefangen, so dass die Viecher nicht in voller „Pracht“ zu sehen sind. Das Elend springt einem nicht mit dem nackten Arsch ins Gesicht, dennoch werden deutlich die Budgetgrenzen aufgezeigt. Damit fährt der Film aber eine charmante Old-School-Schiene, die vielen Konkurrenten sehr gut stehen würde. Inhaltlich einfach gehalten, dafür mit toller Atmosphäre und einem großartigen Score, wilden Momenten und viel Liebe zum Detail wie dem Genre allgemein. Der „Blutgletscher“ rockt, hat seine Fehler und letztlich ist alles nur geklaut, aber mal ehrlich, was kann der deutschsprachige Genrefilm denn dagegen halten?

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                                                  • 5

                                                    [...] Man kann „Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit“ sicher eine Menge vorwerfen, von den gewaltigen Story-Fehlern, dem Hauptdarsteller im Standbymodus, der seine Rolle fließbandartig wegspielt und sich auch gar nicht mehr Mühe geben muss, dem ewigen gleichen Score, den man schon gefühlt tausendmal in anderen Filmen dieser Machart gehört hat, den Hochglanzbildern von Tony Scott, die so unwirklich und fast schon grässlich hochstilisiert wirken, aber zumindest ist der Quatsch nicht langweilig. Man will schon wissen, ob und wie der wackere Protagonist die Sache noch gerade biegen kann. Zusätzlich werden ein paar nette Aha-Momente eingebaut, wenn sich mal wieder ein kleines Puzzleteil ins große Ganze einfügt. Außerdem gab es vorher wohl noch nie eine Autoverfolgungsjagd auf zwei Zeitebenen, das hat echt was. Auch wenn sich da die Frage stellt, warum die eine mobile Einheit ihres Raumkrümmungsdingens haben und das scheinbar locker mit einem Akku betrieben werden kann, während der große Kasten jedes Mal für einen Blackout im halben Bundesstaat sorgt. Sei es wie es sei, einen gewissen Unterhaltungswert hat dieser hochauflösende Edel-Trash allemal und könnte einem mit einem besseren Finale vielleicht sogar ganz gut gefallen. [...]

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