JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 6 .5

    [...] Um das kurz zusammenzufassen: Lugosi und Chaney sind dabei und irgendwie ist es bezeichnend, dass diese Ulknummer deutlich besser gealtert ist als ihre jeweiligen Klassiker, während „Frankenstein“ und „Frankensteins Braut“ mit dem nichtbeteiligten Boris Karloff bis heute brillante Filme sind und es wohl immer bleiben werden. Sicher nicht nur reiner Zufall. [...] Die Geschichte ist selbstredend relativ egal und speziell Lugosi kann einem manchmal sogar etwas leidtun, kennt man sein Schicksal und seine Selbstwahrnehmung. Manchmal wirkt er etwas irritiert, was er da gerade machen muss, spielt das aber professionell runter. Wenn er im hektischen Finale Blumentöpfe auf den Wolfmensch werfen muss, kann man das Zähneknirschen förmlich hören. Egal, gerade das ist total sehenswert. Der Film ist in die Jahre gekommen, erfordert zweifelllos eine gewisse Vorliebe (nicht zwingend für die durch den Kakao gezogenen Horrorfilme), ist dafür liebenswert gemacht. Allein die Verwandlung von Fledermaus zu Dracula ist für damalige Verhältnisse sogar toll getrickst, sehr charmant. Wie der Film allgemein. Die gute, deutsche Synchro wurde bereits erwähnt, aber es gibt trotzdem einen Grund, sich das Ding unbedingt im Original anzusehen: Am Ende gibt es ein nicht sichtbares, aber hörbares Cameo von einer weiteren Horrorfilmlegende. Die wird zwar nicht von dem eigentlichen Darsteller der Figur gesprochen, dafür von einer noch größeren Genre-Nummer. [...]

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    • 3 .5

      [...] „Operation: Kingdom“ weiß offensichtlich gar nicht, wohin die Reise gehen soll. Nach dem deftigen Start entwickelt sich alles in Richtung Polit-Thriller, der den heiklen Hintergrund dankbar aufnimmt, ohne auf politisch oder gesellschaftlich relevante Punkte näher einzugehen. [...] Da müssen die Entwicklungshelfer aus den USA erstmal Basics vermitteln, obwohl die niemand hören will. Bis auf den für ihre „Betreuung“ abgestellten Polizei-Captain, der dem Zuschauer als „der gute Saudi“ auf die Nase gebunden wird. Seine Landsleute sind wenig aufgeschlossen, stur, fremdartig, halt so, wie man sich das vorstellt in Filmen dieser Art. Nur er, der ist westlich genug, um die Rolle des Helden einnehmen zu können. Der ist noch „lernfähig“. „Operation: Kingdom“ schildert ein ganz plattes, eindimensionales Bild eines Landes und dessen Konflikte, die eigentlich sehr spannend sind. [...] Um das zu übertünchen lässt es Peter Berg dafür massiv krachen, die Action hat Druck und kann sich definitiv sehen lassen, nur reichen diese Sequenzen nicht, um „Operation: Kingdom“ als reinen Actionfilm zu deklarieren, damit wäre es wahrscheinlich deutlich besser gefahren. Da müsste man sich nicht fragen, was er denn eigentlich von einem will. Mit seiner Schlusspointe, die wohl als Aha-Moment funktionieren soll, will man offenbar doch noch eine Botschaft vermitteln. Es gibt in diesem Krieg, dessen Fronten über die Jahrzehnte so verhärtet wurden und in dem viele Aspekte eine Rolle spielen, kein klares Schwarz oder Weiß, kein gut oder böse, wenn man einen Blick auf die jeweilige Perspektive wirft. Das ist sogar richtig, bravo, aber warum tut man dann 100 Minuten lang rein gar nichts dafür, dieses auch zu vermitteln? Ein reiner Amis-im-Einsatz-Film ohne jeden Anflug von einem ernsthaften Blick über den eigenen Tellerrand, da bringt diese drangeklatschte „Moral von der Geschichte“ doch überhaupt nichts. Mal ganz abgesehen davon, dass hier mal wieder der Eindruck vermittelt wird, dass Sterben zwar tragisch, aber für die gute Sache immer etwas besser ist. Aha, dann sag mal einem kleinen Jungen, dass er voller Stolz weinen kann, wenn Papa nicht mehr nach Hause kommt. Das soll intelligentes Actionkino sein? Prost Mahlzeit!

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      • 5
        über Wedlock

        -„Sie hätten in einem altmodischen Gefängnis landen können, wo sie von baumlangen Negern durchgevögelt werden!“

        -„Ich schätze, die Neger liegen mir mehr.“

        [...] Klar, eigentlich wissen die Knackis nicht, wer ihr Partner wider Willen ist, aber wenn es mal einer rausfindet (was natürlich passiert), ist eine Flucht relativ einfach. Wenn schon diese Halsbänder, warum explodieren die nicht einfach so, sobald jemand das Gelände verlässt? Wäre doch wesentlich effektiver und sogar technisch noch einfacher umzusetzen. Egal, so hat man eine Art Mischung aus „Flucht in Ketten“ und „Fortress – Die Festung“ und DAS klingt doch jetzt wirklich super, oder? Ja, eigentlich schon, nur leider vermag der Film seine Möglichkeiten nur sehr dürftig auszuschöpfen. Hier vermisst man eindeutig Action, Härte (auch wenn ein paar Szenen scheinbar reichen, um ihn auf die FSK:18-Liste zu setzen, für die Art Story noch deutlich zu wenig) und Boshaftigkeit. [...] Sonst läuft Rutger Hauer den halben Film in potthässlichen Klamotten und mit seiner furchtbar frisierten wie stark nervenden Gesellin durch eine kaum futuristische Welt – die immer so aussieht, wie 1991 halt aussieht -, sie lernen sich kennen und lieben (was ruckartiger gar nicht passieren könnte: Erst pisst man sich durchgehend an, dann verfällt man der Magie einer romantischen Reise auf einer LKW-Ladefläche, wer würde da nicht schwach werden) und müssen sich natürlich noch mit der garstigen Gefängnisdirektor (Stephen Tobolowsky, „Und täglich grüßt das Murmeltier“) sowie den gierigen Ex-Kollegen herumschlagen. Das wird standardgemäß runtergespult, hat hier und da einen kurzen Moment, lässt dafür die entscheidenden Argumente für eine Empfehlung klar vermissen. Dabei bietet das Szenario genügend Raum für einen enorm kurzweiligen Klopper mit explodierenden Köpfen, hektischen Überlebenskämpfen und flotten, gerne auch mit einer Prise Zynismus gewürzten Sprüchen, das gibt es alles nur in einer sehr sparsamen Auflage. [...]

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        • 6 .5

          „Deine Untertanen sind Tote bedeckt mit Erde oder Lebende bedeckt mit Schande!“

          [...] Adjani in ihrem Element: Augen auf und los. Nicht falsch verstehen, das kann sie toll und wenn es der Rahmen eines Films erfordert, ist sie erste Wahl. „Die Bartholomäusnacht“ gibt sich dem großen Drama und den überkochenden Emotionen hin, unterlegt von sakralen Chören, um auch bloß jede Tragweite dieser großen Tragödie nicht untergehen zu lassen. Damit wird so dick aufgetragen, irgendwann ist auch mal gut. Sicher auch der Vorlage von Alexandre Dumas geschuldet, der Film will dessen Geist sicher möglichst korrekt wiedergeben und die Geschichte bietet natürlich reichlich an Seifenoper-Potenzial, dabei dargeboten auf hohem Niveau. Wie „Game of Thrones“, wenn man mal ehrlich ist. Da wird gelitten, getötet, geschmachtet und geliebt, werden Intrigen und Verschwörungen gesponnen, Zwangsehen zu Zweckgemeinschaften; zu Bündnissen; zu Affären; zu Konfliktpotenzial. Der Film gibt in seiner emotionalen Bandbreite alles und in den rund 160 Minuten (Kritik bezogen auf die Langfassung) passiert eigentlich dauernd etwas, nur ganz frei von narrativen Längen ist er trotzdem nicht. Es zieht sich ab und an, die emotionale Dauerbeschallung wird mitunter arg überstrapaziert, aber wenn der Film mitnimmt, dann macht er das sehr richtig. Man möge sich diesen Stoff mal nur als Hollywood-Variante vorstellen. Er wäre wahrscheinlich noch opulenter vorgetragen, dabei ohne die Authentizität, den ganzen Schmutz, Dreck und besonders die wenig verschönenden Darstellungen von sexuellen Ausschweifungen, bei der es von der harmlosen Entblößung weiblicher Geschlechtsmerkmale bis zu der brisanten (aber historisch korrekten) Thematisierung von selbstverständlichem Inzest in der „High-Society“ dieser Zeit. [...]

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          • 5
            JackoXL: Moviebreak 29.03.2015, 22:53 Geändert 30.03.2015, 00:40

            [...] „Pakt der Rache“ sieht zu keiner Sekunde wie großes oder zumindest ernsthaft ambitioniertes Kino aus, im Bereich der DTV-Massenabfertigung besserer Standard. Dennoch wirkt das Ganze recht professionell, wenn auch relativ lieblos, abgespult. Stabile Handwerkskost ohne Ausreißer nach unten oder oben, wenn, dann sogar ganz leicht nach oben in winzigen Situationen (als Cage über eine Straße flüchtet und fast von einem bremsenden und sich dadurch auf ihn zudrehenden Truck erfasst wird. Sieht eigentlich ganz geil aus, sind halt nur Sekunden). In einer Sache ist der Film jedoch außergewöhnlich, ob man das Donaldson anrechnen kann oder nicht ist nur spekulativ, aber wollen wir mal so tun: Nicolas Cage wirkt beinah „seriös“. Vielleicht wurde er sediert, hatte ein Zwischenhoch in der Therapie oder es liegt tatsächlich an Donaldson, dass er Sick-Nic ausnahmsweise mal im Griff hat.

            Fans der Ausraster von Cage gucken hier in die Röhre, selbst in Szenen, die praktisch danach schreien. Nein, der Suppenkasper vom Dienst bewahrt die Contenance und das steht im nach der jahrelangen Tour des Irrsinns echt gut. Mal ohne Frisur des Grauens (dafür mit schicker Gesichtsmöse) agiert Cage zwar nicht auf dem Niveau, das ihn einst wie einen hoffnungsvollen Star der Zukunft erscheinen ließ (lang, lang ist es her…), aber selbst solche Leistungen gilt es bei ihm inzwischen schon zu feiern [...] Alles sehr hanebüchen, mit klaffenden Logikkratern, inklusive den üblichen Überraschungsmomenten, die wenig Sinn ergeben, außer für den Effekt. Danach beurteilt ist „Pakt der Rache“ auch nur knapp von der Grütze entfernt, aber hält sich insgesamt noch im erträglichen Mittelfeld, da er das beliebte Selbstjustiz-Thema halbwegs unterhaltsam und nicht glorifizierend vorträgt, sich moralisch korrekt verkauft und insgesamt eine durchaus reizvolle Spinnerei mittelprächtig serviert, ohne nur ansatzweise das Potenzial voll auszuschöpfen. Gnade vor Recht – ganz im Sinne des Films [...]

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            • 2

              „Halt die Klappe Elias, du verbrauchst die Luft im Zimmer, damit können andere etwas viel besseres machen!“

              Denkt man pausenlos, nicht nur bei Elias. Ist das jetzt schon Meta oder Galgenhumor?

              [...] Home-Invasion-Parodie mit zwei Weltstars, die sich ein Wettschreien um die Goldene Himbeere liefern. Natürlich gewinnt Cage, auch wenn sich Nicole Kidman („Stoker“) sichtlich „bemüht“ da mitzuhalten, aber hey, gegen den King of Bullshit hat niemand eine Chance. Besonders, wenn ihm dieser chaotische Flohzirkus die ideale Bühne zum ausrasten und krakeelen gibt. Beim ganzen Ausflippen muss er schon gelegentlich den Rotz (oder was auch immer, wollen wir mal nichts unterstellen) wieder die Nase hochziehen, bei dieser Art von Method Acting läuft ihm der Irrsinn aus allen Poren und (zu sehenden) Körperöffnungen, Gott sei dank behält er die Hose an. Eigentlich weiß man, dass es nicht möglich ist, aber trotzdem erwartet man jeden Moment, dass sich seine Stirn öffnet und ein Kuckuck rauskommt. [...] Eh schon bekloppte Menschen werden in ihrem schicken und hochgesicherten Palast (was nutzlos ist, wenn man trotzdem einfach so die Tür aufmacht und sich andere schützende Instanzen derartig naiv aufführen) tatsächlich von NOCH bekloppteren Gangstern überfallen.

              Die haben von nichts einen Plan, tragen zwischendurch beinah psychotische Beziehungs- und Hierarchiekonflikte aus, hauen nur leicht abstruse Dinger raus („Schmeiß das Messer weg, ich beiß dir das Ohr ab!“ Na denn…) und machen sich die ganze Zeit völlig unnötig das Leben schwer, dass die überhaupt das Haus gefunden haben, Respekt. Zieh ´ne Mauer um die Bude, mach ´nen Deckel drauf, die Welt wäre ein Stück besser und noch deutlicher zurechnungsfähig. Ganz kurzzeitig ist das schon fast lustig, wie chaotisch hier alles drunter und drüber geht, alle sich andauernd anbrüllen und überhaupt niemand mal für 5 Minuten rund läuft, schnell wird man sich dieser penetranten Knallchargennummer jedoch überdrüssig und es beginnt massiv zu nerven. Fast schon zu belästigen. [...]

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              • 7

                Neues wird hier nicht erzählt, die Albträume hinter der Traumfabrik und ihrer Sternchen wurden schon öfter unter dem Teppich hervorgekehrt, aber Cronenberg halt, der kann das richtig gut. Ein ganz starkes Ensemble zerstört sich zusehend selbst in einer lieblosen Welt aus totgeschwiegenen Geheimnissen und inneren Dämonen, bevor sie der Regisseur ihrer infernalen Strafe/Erlösung/Bestimmung übergibt. Diesen Sternen beim Verglühen zuzusehen ist fast schon voyeuristisch.

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                • 6

                  [...] Allein diese Idee beinhaltet schon eine feine Ironie. Ferdinand versucht sich als Mensch zu integrieren, will Arbeiten und ein verhältnismäßig „normales“ (Menschen)Leben führen, muss jedoch irgendwie versuchen, seinen Blutdurst zu stillen. Papa hingegen will einfach weiterhin sich durch die Bevölkerung saugen, scheitert dabei an der Blutarmut von Gummipuppen oder der ihm bisher unbekannten Transparenz von Glastüren (egal wie blöd das klingt, wenn das so exakt getimt ist, ist auch so was echt lustig) und muss letztlich – wenn auch zufällig - einen menschlichen Beruf annehmen (als Darsteller in einem Vampirfilm, „Shadow of the Vampire“ lässt grüßen) um nicht zu verhungern. Ganz frei von Albernheiten ist und kann wohl ein Film wie „Die Herren Dracula“ kaum sein, dafür noch in einem angenehmen, eher gedrosselten Rahmen. Die meisten Gags funktionieren tatsächlich recht gut, manche Momente sind schlicht zum Schießen. Allein eine klassische Mann-Frau-Problematik im Schlafzimmer…pardon, im Sarg…und wie elegant der Herr sich der nervigen Situation entledigt, köstlich („Armes Schnuckilein“). Auch der Einkaufbummel von Vater und Sohn beim Bestatter kann sich sehen lassen („Darf mein Sohn ihn probieren?...Zieh‘ deine Schuhe aus!“). [...] Das ist kein „Tanz der Vampire“, aber auch kein dümmliches Kasperletheater und Christopher Lee hatte offensichtlich auch Spaß am Dreh, das merkt man. Nicht selbstverständlich, solch ein Rollenangebot hätten viele an seiner Stelle wahrscheinlich empört abgelehnt.

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                  • 4

                    [...] Stilistisch angelehnt an den Film noir, gespickt mit direkten Zitaten und Anspielungen an die großen Werke der schwarzen Serie (sogar als Hommage an den Otto Preminger Film „Laura“ angedacht, nicht zufällig auch der Name des „hoffnungslosen Falls“ des Protagonisten), gelingt Nikolaidis ästhetisch ein wahres Fest. In unvermeidlichen Schwarz/Weiß gedreht, mit einem Detektiv auf der Suche nach einem Mädchen, im stets prasselnden Regen, der Wind pfeift in nahezu jeder Szene (selbst bei Innenaufnahmen, sollten mal die Fenster zumachen). Unterlegt mit der entsprechenden Musik, den gekonnten Licht- und Schattenspielen und den notwendigen Grundmotiven glaubt man sich tatsächlich, nicht nur inhaltlich, sondern auch im Entstehungszeitraum irgendwo zwischen den 40er und späten 60er Jahren zu befinden, einen hervorragend inszenierte Illusion. Würde sich daraus jetzt wirklich „nur“ ein klassischer Film noir entwickeln, es wäre wohl alles in trockenen Tüchern, doch das hat Nikolaidis überhaupt nicht vor und somit werden die nächsten zwei Stunden ein echter Gratmesser, wo Kunst anfängt und aufhört, was man sich selbst zumuten möchte und in wie weit Experimentelles gleichzusetzten ist mit Qualität. [...] Sonst scheint der Regisseur nur dem Kredo zu folgen „Wer auffallen will, muss anders sein“ und so schafft sich der Film seinen ganz eigenen Regeln und Strukturen, was eine Weile sogar sehr reizvoll und faszinierend ist. Irgendwann ist es jedoch schwer, nur über die Schiene der Einzigartigkeit sein Publikum noch entsprechend abzuholen. Besonders, wenn es offensichtlich über reine Provokation geschehen soll, besonders im Bereich explizit vorgeführter Sexualpraktiken im teils lächerlichen Extrem. Bondage, Inzest, Kiwis frisch an der Mumu geraspelt, Ankotzen- und Pissen inklusive, da kann „Fifty Shades of Grey“ mal gleich einpacken. [...] Gelegentlich kann der pechschwarze Humor sogar für ein Schmunzeln sorgen, sonst erschöpft sich das Ganze in seiner über Gebühr angewandten In-Your-Face-Methodik. Passend dazu das völlig überdrehte Finale, bei dem die vorher schon ausgiebig plattgetretene Metapher über sexuelle Ausschweifungen und einhergehende (Selbst)Zerstörung mit spitzer Klinge in den Arsch gerammt wird. [...]

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                    • 7 .5
                      JackoXL: Moviebreak 25.03.2015, 21:44 Geändert 26.03.2015, 21:33

                      "Wer mich sieht hat den schlechtesten Tag seines Lebens."

                      Eigentlich müsste man Mitleid mit diesem Häufchen Elend haben, das nur nach Anerkennung und seinem Platz, seinem Nutzen in der Gesellschaft sucht. Eigentlich, aber natürlich kann man das nicht. Er findet ihn als Parasit, als blutwitternde Hyäne, die Nachts durch L.A. streift und dem Volk gibt, wonach es lechzt. Gyllenhaal spielt dieses schon optisch bald dämonische Schattenwesen ausgezeichnet, übt sich eher in Zurückhaltung als in explosivem Aufbrausen (bis auf eine kurze Szene), was ihn noch gefährlicher und beängstigender macht, wenn er vom gierigen Elendshändler selbst zum Regisseur wird. Neben ihm ist natürlich die nächtliche Metropole (mal wieder) der Star des Films. Als Satire kann man das kaum bezeichnen, überspitzt ist hier gar nichts, ein trauriges, ungeschöntes Abbild der Realität, nur damit kommt der Film wahrscheinlich einige Jahre zu spät. Die Augen wird er nur wenigen öffnen, das hat die Medienlandschaft (nicht nur in den USA) schon lange selbst geschafft. Man hätte das Ganze noch extremer auf die Spitze treiben müssen, um wirklich einen harten Schlag zu landen, der vielleicht einen echten Hallo-Wach-Effekt zur Folge hat. Egal, für einen Debütfilm ein verdammt starkes Stück.

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                      • 5 .5
                        JackoXL: Moviebreak 24.03.2015, 12:06 Geändert 24.03.2015, 23:51

                        [...] Die Struktur ist theoretisch grandios: Gib Genre-affinen Regisseuren nur eine grobe Vorlage und lass sie in wenigen Minuten eine zündende Idee als Baustein eines Mosaiks kreieren. Wie zu erwarten, bei 26 Versuchen kommt leider einiges an Mist dabei herum, dafür auch kleine Perlen. Das Aussieben und Gegenüberstellen von Qualität und Quantität ist eine Herausforderung und die Bewertung des Ganzen nicht einfach. [...] Dafür wird teilweise hemmungslos rumgesaut, uncut dürfte es „The ABCs of Death 2“ niemals auf den regulären Markt schaffen. Selbst eine Kürzung auf 22 Episoden wie beim Erstling könnte eng werden, es geht wuchtig zur Sache, fast durchgehend. Besser so, damit wird einer indiskutablen Cut-Fassung praktisch das Wasser abgegraben. So, und nun muss man ein Resümee ziehen bei so einer gemischten Sammlung. Die Mehrzahl der Storys ist ausbaufähig bis nicht mehr zu retten, aber die kleine Summe der Treffer ist bemerkenswert. Sogar so gut, dass man Nägel mit Köpfen machen muss und das punktuelle Vergnügen dem Gesamtwerk vorziehen muss. „The ABCs of Death 2“ ist wie sein Vorgänger eine tolle Idee, lange nicht optimal genutzt, hat aber so schöne Komponenten, als Genrefan sollte man zumindest denen eine Chance geben. Dumm nur, dass die Anschaffung aufgrund der sicheren Indizierung teuer werden wird und da stellt sich wieder die Grundsatzfrage: Ist es das wert? Nicht immer, aber manchmal. [...]

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                        • 7 .5

                          -„Wie fett war sie?“

                          -„So fett, dass ich sie in Mehl rollen musste um die feuchte Stelle zu finden.“

                          [...] „Last Boy Scout“ ist ein Musterbeispiel für ein hochwertig, professionell produziertes Buddy-Movie der frühen 90er Jahre, bei denen Experten an den entscheidenden Stellen schalten und walten. Bruce Willis ist natürlich ideal für die Rolle, Shane Black sorgt für die rasanten Wortgefechte und Tony Scott ("True Romance") lässt seine stylischen Bilder sprechen, hier noch nicht ganz so aalglatt und porentief rein wie in den späteren Jahren. Gerade im knackigen Opener (in der oft fürs TV verwendeten Stummelfassung radikal weggeschnitten) und dem wuchtigen Finale – jeweils ausgetragen in der Footballarena, die im prasselnden Regen und der exzellenten Beleuchtung einem wahren Schlachtfeld gleicht – fährt der Regisseur sein ganzes Können auf, was nun mal eindeutig in seiner makellosen Ästhetik liegt. Eigentlich eine sichere Sache und letztlich ist „Last Boy Scout“ das in den entscheidenden Punkten auch, dafür hat der zu viel Druck auf dem Kessel und ist zu kompetent in allen Belangen arrangiert. [...] So treffsicher die markigen Sprüche oft sein mögen, wenn die beiden Helden nicht mal zwei normale Sätze miteinander sprechen können, ist das irgendwann schlicht zu viel des Guten. Ein sabbeliges Dauerfeuer wie bei Fips Asmussen, nur in cooler und nicht jugendfrei. Auf die Dauer nutzt sich das gewaltig ab und wirkt arg gezwungen. Im Testosteronrausch vergisst Shane Black scheinbar auch das Minimum an Zurückhaltung, manche Szenen schießen in ihrem Zynismus und zur Schau gestellten Gewaltverharmlosung klar über das Ziel hinaus. Nichts gegen einen ordentlichen Härtegrad in einem Actionfilm, ganz im Gegenteil. Nur wenn ein brutaler, schonungslos vorgetragener Gewaltakt durch einen direkt folgenden, locker-flockigen Spruch als lapidar hingestellt wird, obwohl die Bilder eine ganz andere Sprache sprechen, kann man das schon mal in den falschen Hals bekommen. [...] Unabhängig jeder Kritik: Heute kann man Filme wie „Last Boy Scout“ echt vermissen. In Zeiten, wenn Actionfilme entweder knallhart, bitter-ernst und befreit von jeglicher Ironie durchgeprügelt werden oder die unterhaltsame Sparte sich bewusst entschärft gibt, um ein breiteres Publikum abgreifen zu können. Hier schließt das eine das andere noch nicht aus. Auf Jugendfreigabe wird sich noch nicht geschert, das ist ein Film ganz gezielt für ein erwachsenes Publikum, was nicht zwingend heißen muss, dass er keinen Spaß machen soll. [...]

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                          • 6

                            Die Geschichte hat man sich wohl zwischen Frühstück und Mittagessen ausgedacht und niedergekritzelt, das holpert schon heftig und besticht nur durch einzelne Ideen als durch ein rundes Ganzes. Aber wenn Shane Black was kann, dann seinen Figuren schnittige Dialoge in den Mund legen. Da, sowie mit seiner teils feinen Situationskomik, lässt sich „Iron Man 3“ echt nicht lumpen. Robert Downey Jr. kann den Part inzwischen wahrscheinlich schon im Halbschlaf runterspielen, was als Kompliment gemeint ist. Überraschend: Mit Action hält sich der dritte Ausflug des Eisernen sogar zurück, kein zwei Stunden Dauerfeuer, was dem Film allerdings gut tut. Wenn der Radau kommt (natürlich grandios vorgetragen, das dürfte man als gesetzt betrachten), hat das noch diesen Highlight-Charakter, es stellt sich keine Übersättigung ein wie z.B. im schalen zweiten Teil. Und Ben Kingsley, klasse. Warum genau, soll jeder selber sehen. „Iron Man 3“ braucht eine ganze Weile um sich zu finden, hat einen löchrigen, unfertig erscheinenden Schnellschuss-Plot (mit netten Details), aber macht hinten raus einfach genug Spaß und Krawall, den kann man schon gut gucken.

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                            • 2

                              Es muss nach dem ersten „Machete“-Dreh gewesen sein, also so um und bei 2010, da ist Robert Rodriguez scheinbar gestolpert oder irgendwo runtergefallen und ist dabei kaputt gegangen. Schade, war immer so ne dufte Type. Vielleicht kommen zu „Machete Kills Again“ noch rechtzeitig die Ersatzteile an, noch so was wie das oder „Sin City 2“ übersteht der Fanbonus nämlich nicht mehr.

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                              • 6 .5

                                „Gestatten, Beaumont, Spionage und Schnauzenpolierer.“

                                [...] Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht: Belmondo raucht in über 108 Minuten nicht eine Zigarette (!), knattert aber zumindest 2/3 der vorkommenden Frauen, die eine stand leider ungünstig im Schussfeld. Kultiges Star-Vehikel mit sehr schroffer, ungehobelter und unausgegorener Note, gar nicht mal der zu erwartende Action-Hobel, eher eine Mischung aus Agententhriller und Komödie, wobei eine klare Genrezugehörigkeit gar nicht zu erteilen ist. Beginnt hart, eindimensional und ruppig, wird dann eher zur launigen Ein-Mann-gegen-alle-Posse, begünstigt durch eine Menge Ironie und eine hervorragend-schmissige Synchro, die diverse Brüller parat hält. „Wenn der Neger weg, dann Geheimdienst weg.“ Also mit Neger wird - der Einfachheit halber - häufiger der afrikanische Diktator bezeichnet, warum auch nicht? Politisch höchst unkorrekt geht der Film eh durchgehend zur Sache, sexistisch ebenfalls hoch zehn, wenn, dann auch richtig. [...] Belmondo tunkt sein Croissant dabei nicht nur in fremde Kaffee sondern gleich auch in alles, was nicht gerade erst mit dem Helikopter zum Bumsen eingeflogen wurde. Für den Neger. Himmel, der Film vergreift sich ethisch und moralisch mehrfach gnadenlos im Ton, ist streckenweise auch nicht der Knaller vorm Herrn, kommt ausgleichend mit so einer rotzig-flockigen Art daher, dem will, kann und muss man das nicht krumm nehmen. Wäre „Der Profi“ jetzt noch dynamischer, druckvoller, hätte mehr Highlights als die diversen Einzellacher und der einprägsame Score von Morricone nicht nur eine ewig wiederholte Dauerschleife, wohl eine rundum prollige Wunderwaffe. [...]

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                                • 9
                                  • 6 .5

                                    [...] Durch die schlichte Storyanpassung transportiert er (Regisseur John Guilermin) das Geschehen mühelos ins Hier und Jetzt, ohne zu sehr die Handlung abändern zu müssen. Dazu präsentiert er die Kino-Debütantin Jessica Lange als speicheltreibenden Augenschmaus, was sogar eine leichte Komik beinhaltet (nicht negativ gemeint, wenn auch sicher nicht unbedingt gewollt). Mal unter uns Leichtmatrosen, wenn eine bildhübsche Frau als einziges Weibchen auf einem Schiff voller enthaltsamer Seebären in diesen Outfits aufspaziert, ab wann wird eigentlich im Fall der Fälle von „schuldmindernden Umständen“ gesprochen? Ohne Wertung, nur mal in den Raum geworfen… Verständlich, dass es da nicht nur dem Jeff, sondern auch dem Kong der Affe laust, der übrigens den Oscar für die besten Special Effects einheimste. Beeindruckend ist das Vieh schon, aber so special ist da gar nicht viel. Es gibt die gigantische Mechanik-Hand, die Jessica Lange fast zerquetschte und für unfreiwilliges Method-Acting sorgte, sonst ist das meistens ein Typ im Kostüm (Makeup-Artist Rick Baker, „Men in Black 3“), aber selbst das sieht lange echt geil aus. Dieser Affe, diese Mimik, zum Knuddeln. [...] Ausgerechnet im letzten Akt, dem großen Finale, ist die Luft irgendwie raus. Gerade jetzt wirken die oscarprämierten Effekte eher wie Italo-Standard, in etwas besser. Wenn King Kong das World Trade Center (NICHT das Empire State Building, auch eine Anspielung auf die Variation der Geschichte, 2005 musste man so oder so wieder umsatteln) erklimmt, sieht das nicht mehr nach großem Kino aus. Die Straßenbahn zerlegt er zwar imposant, aber gemessen an dem Flair der ersten Hälfte ist das eigentlich nur ein Abspulen des Altbewährten. Jetzt fehlt es an dem nötigen Schuss kreativen Input, der vorher in seiner eigentlichen Banalität hervorragend funktionierte. [...] Stimmungsvolle Hommage an einen Filmklassiker, nie respektlos, zeitgemäß aufgearbeitet, nur am Ende zu flott aus der Hüfte geschossen und leicht schlampig abserviert. Heute voll Retro, damals voll Spektakel, in der sehr guten Mitte zu Hause. Allein Jessica Lange und die tragische Lovestory zwischen ihr und dem liebenswerten Affen lohnt schon das Ansehen.

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                                    • 6

                                      [...] Die dringend benötigte Frischzellenkur erfolgt durch das überfällige Umdenken: Den putzigen Killer endgültig zur Ikone ausbauen, sich von dem Anspruch an einen ernstzunehmende Horrorfilm gänzlich zu entfernen. Bevor jemand unfreiwillig über uns lachen muss, machen wir die Witze eben gezielt und dann bitte auch ohne die Serie der Lächerlichkeit preiszugeben. Mit Ronny Yu („The 51st State“) hat man dafür scheinbar den richtigen Mann auf dem Regiestuhl, gelang ihm diese Gradwanderung fünf Jahre später mit „Freddy Vs. Jason“ doch erneut. Bei der ganzen Fokussierung auf Spaß und Partytauglichkeit wird der Hauptfigur niemals seine Boshaftigkeit genommen, sie nicht zur reinen Witzfigur degradiert. Im Gegenteil, Chucky scheint noch zynischer und grausamer als je zuvor, geht überraschend blutig zu Werke, diesmal nur immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen und einem diabolischen Grinsen auf dem Gesicht. Schon zu Beginn, wenn Jennifer Tilly („Bound – Gefesselt“) als laszive Presswurst zu donnernden Metal-Riffs von Rob Zombie („The Lords of Salem“) die Wiedergeburt anzettelt, bekommt man den Eindruck, dass sich hier etwas in die richtige Richtung entwickelt. Dieser Chucky hat Pfeffer im Arsch, wird nicht zur affigen Hampelmann-Nummer wie so manch andere Spätzünder (ewiges Negativbeispiel wohl „Freddys Finale – Nightmare on Elmstreet 6“) und ist über weite Strecken ein recht gelungenes Stück Fanservice, mit dem auch locker neue, junge Genrefreunde sich für die Serie gewinnen lassen können. [...] Sobald deren Roadtrip mit ihren nichtsahnenden Chauffeuren (darunter die junge Katherine Heigl, „27 Dresses“) volle Fahrt aufnimmt, steuert das Ganze leider durch ein klaffendes Drehbuchloch, denn so viel Zeit und Figuren zum Umbringen hat man gar nicht mehr. Als es gerade richtig losgehen könnte, ist man plötzlich schwuppdiwupp schon beim Finale, das außer dem schon früh angedeuteten Rosenkrieg im Puppenhaus so viel dann auch nicht zu bieten hat, üblicher Durchschnitt eben. Fertig. Etwas dünn im Gesamtbild und am Ende mit deutlichem Aderlass, aber insgesamt fabriziert der vierte Auftritt von Chucky zumindest ausreichend Unterhaltung, um ihn mit gewissen Abstand auch mehrfach mal durchlaufen zu lassen. [...]

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                                        [...] Das ganz große Problem von „Am Sonntag bist du tot“ mag aufgrund der ganzen positiven und sogar kreativen Aspekte jetzt furchtbar banal klingen, aber es ist entscheidend: So ambitioniert, durchdacht, hintergründig und durchaus individuell das Ganze sein mag, es bleibt irgendwo nur eine ganz smarte Idee, die als Film nicht wirklich mitnehmen zu vermag. Mit Ausnahme von Gleeson und seiner Figur erscheinen alle anderen Charaktere nur als Symbole dargeboten, werden grob skizziert, auf ihre Verfehlungen und Baustellen heruntergebrochen, wandelnde Sorgenkinder und gefallene Seelen, deren Einzelschicksale einem so gar nicht nahe gehen. Vielleicht noch Kelly Reilly als Gleesons depressive, lebensmüde Tochter, von ihr glaubwürdig gespielt, doch selbst gute Nebendarsteller wie „Game of Thrones“-Star Aiden Gillen oder der scheinbar unsterbliche M. Emmet Walsh können nicht gegen die oberflächliche, teils sogar uninteressante Gestaltung ihrer Rollen anspielen. Manche der zahlreichen Figuren scheinen gar überflüssig, werden wohl nur für den Bezug auf die biblische Vorlage mit eingebaut, für die Funktionalität der filmischen Handlung tragen sie so gut wie nichts bei. Insgesamt wirkt der Film zu sehr auf seine bedeutungsschwangere Meta-Ebene fokussiert, ohne das Interesse am grundsätzlichen Verlauf konsequent aufrecht zu erhalten. Sicher, die Dialoge wirken durchdacht, nie zufällig gewählt, was die Handlung nicht weniger trocken macht, aufgelockert durch gelegentliche, lakonische Humorspitzen. Die Aussage, das Konzept steht über allem, was sich negativ auf den Fluss auswirkt. Offenkundig sehr wichtig, clever und künstlerisch, hat man die Nummer aber erst durchschaut (was schnell geht und mit einem Minimum an Konfirmationsunterrichtrestbeständen nicht zu schwer ist), ist der Ablauf eher dröge. Leider. [...]

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                                            JackoXL: Moviebreak 10.03.2015, 22:31 Geändert 10.03.2015, 22:56

                                            [...] Nach den (erwartet) deftigen Anfangsminuten schlägt der Film plötzlich eine andere, sehr stimmige Richtung ein. Nun beginnt ein gruseliges Sommermärchen aus kindlicher Perspektive, immer eine reizvolle Variante, gerade bei Horrorfilme, in denen das Spiel mit natürlichen Ängsten stets gut funktioniert. [...] „Among the Living – Das Böse ist hier“ hat weder einer richtig sinnvolle, funktionelle Handlung, bietet wenig Schauwerte und hat zwar viele Ansätze, macht daraus aber eher einen wilden Eintopf als ein homogenes Gesamtwerk. Also, totaler Mist, oder?

                                            Genau das eben nicht. Am trefensten könnte man es so beschreiben: „Among the Living – Das Böse in hier“ ist wie ein 80er-Jahre-Unfug ohne Sinn und Nutzen, der dafür (wahrscheinlich) bewusst darauf abzielt und handwerklich gut bis hervorragend vorgetragen wird. Bei dem Hantieren mit so vielen Motiven kann einem locker schwindelig werden, aber irgendwie gelingt es dem erprobten Duo, aus jedem der Einzelteile mindestens einen Moment raus zu kitzeln, der absolut sitzt. Es geht hier weniger um das Ganze, es geht um die filigrane Situation, und da stimmt einiges. Das ist bizarr, unheimlich, ekelig und verstörend, nur nie alles auf einmal und manchmal nichts von alledem. Kurz gesagt (obwohl es dafür jetzt schon zu spät ist): Dieser Film ist total konfus, fährt keine klare Linie, aber man hat das Gefühl, das genau das die Absicht war. Eine Fingerübung, die dafür von genauer Materiekenntnis zeugt und eben deshalb, weil hier wenig bis nichts Hand und Fuß hat. Kann man prima dämlich finden, auch wunderbar enttäuscht von sein, aber man kann auch anerkennen, wie gut der dennoch ist, beachtete man mal die gleichwertige Konkurrenz. Das dürfte das Totschlagargument schlechthin sein.

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                                              [...] „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ ist rein handwerklich und atmosphärisch ein echter Genuss. In exzellenten Bilder wird ein moderner Film noir erzählt, mit einer dichten, nebulösen Stimmung, die eine stetige Bedrohung mit sich trägt. Das brillante Hauptdarstellerduo entwickelt nicht nur untereinander eine sagenhafte Chemie, sie bringen dazu die dementsprechenden Top-Leistungen, die bei ihnen schon zum Standard gehören. Vor allem gelingt es ihnen, die Undurchsichtigkeit ihrer Figuren auch darstellerisch auf den Punkt auszudrücken. Denn nicht nur Frank, auch Cora gibt sich lange kaum eine Blöße und mit fortlaufender Zeit wird eigentlich sie zur dominanten Strippenzieherin, deren wahre Intention nicht genau zu erkennen ist. Ist Frank für sie wirklich die große Liebe, nur die Chance, um aus ihrer trostlosen Ehehölle zu entfliehen oder gar nur Mittel zum Zweck, um einen ganz anderen Plan in die Tat umzusetzen? Die Lange ist eine atemberaubende Femme fatale und weiß ihre Reize gekonnt auszuspielen. Dadurch bezieht der Film seine soghafte Spannung, gerade da auch der Plot sich immer weiter entwickelt, nie zum Stilstand kommt und in der Form nicht wirklich vorhersehbar ist. [...] Obgleich die Story sich konstant um neue Richtungen bemüht, zwischendurch gibt es immer wieder leicht ausgedehnte, mitunter langatmige Passagen, das narrative Geschick kann mit der Grundqualität der Geschichte wie der hervorragenden Umsetzung auf technischer Ebene nicht mithalten. Die Figuren, so schön ambivalent und mysteriös sich doch gezeichnet sind, machen besonders gegen Ende eine nicht ganz greifbare Entwicklung durch. Man hat bald das Gefühl, irgendwas verpasst zu haben. [...] Kann die partiell erzeugte Hochspannung leider nicht durchgehend aufrechterhalten und verspricht mehr, als letztlich geboten wird, was allerdings auch an den erstklassigen Voraussetzungen liegt. [...]

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                                                [...] „Monsieur Claude und seine Töchter“ will ganz bestimmt keine Vorurteile schüren oder gar gewisse Bevölkerungsgruppen als minderwertig darstellen, die Botschaft von Toleranz und Gleichheit ist sicher ernst gemeint, anderes lässt sich ihm kaum unterstellen. Nur geht er dabei massiv ungeschickt vor, in dem überhaupt nichts dafür getan wird, dass auch nur eine der handelnden Person MAL NICHT über seine Herkunft, Nationalität und Religion definiert wird. Im Gegenteil, die machen den ganzen Tag scheinbar auch nichts anderes. Jeder stellt sich und seine ethnischen Wurzeln pausenlos in den Mittelpunkt bzw. kehrt die der anderen hervor, um hämische Klischee-Scherzchen über sie zu machen. Haben diese Menschen nichts Besseres zu tun? Mal ehrlich, wie oft sieht sich jeder von uns im Alltag als Deutscher und wird nicht müde, dass bei jeder sich bietenden oder nicht bietenden Gelegenheit seinem Gegenüber, der vielleicht einen anderen kulturellen Hintergrund hat, aufs Brot zu schmieren? [...]

                                                Dazu kommt noch, dass hier ja nicht gerade sozialschwache, kaum integrierte oder besonders exotische Ehemänner präsentiert werden. Das sind alles Franzosen, zwei von ihnen sogar mit Jobs, die sich jeder Schwiegervater nur wünschen würde, Sprachbarrieren oder Culture-Clash existieren überhaupt nicht. Wenn es nicht andauernd thematisiert werden würde, große Unterschiede zwischen ihnen würde doch niemand bemerken. Genau das hätte „Monsieur Claude und seine Töchter“ mal lieber in den Mittelpunkt stellen könne. Einfach mal nicht alle zwei Minuten einen Witz auf dieser Grundlage bringen, dann würde sich das erstens nicht so abnutzen und zweitens vielleicht tatsächlich zu einem glaubhaften Plaidoyer für ein aufgeschlossenes, gleichberechtigtes Zusammenleben werden. Natürlich kann und darf da auch mal ein Klischee ausgegraben und sich über die einzelnen Gruppen amüsiert werden, etwas Spaß und Selbstironie sollte jeder verkraften, wenn es nicht abwertend oder bösartig wird. Abwerten oder bösartig ist auch der Film nicht, er ist nur plump und erweckt so manchmal den Eindruck, er würde die eigene Botschaft nicht verstehen, letztlich mit und nicht über Ressentiments lachen, was völlig kontraproduktiv ist. [...] Ein Film wie ein Eigentor, das frenetisch bejubelt wird. Aber funktioniert ja, bon travail.

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                                                  JackoXL: Moviebreak 09.03.2015, 17:31 Geändert 10.03.2015, 02:44

                                                  [...] Es war schon ein 1 ½ stündiges Rumeiern mit eindeutigem Ausgang zu befürchten, doch den Drehbuchautoren Scott Neustadter & Michael H. Weber ("(500) Days of Summer") geht es nicht ausschließlich um das Zusammenfinden des Pärchens, viel mehr um die Problematik, die mit Sutters Verdrängungsmechanismen, seinen hinter einer dicken Schicht von angeblichem Selbstbewusstsein und falscher Unbeschwertheit vergrabenen Vertrauens- und Bindungskomplexen einhergehen und wie diese eine womöglich glückliche Zukunft für ihn und auch sie auf eine harte Probe stellt. Dabei bewegen sich die Autoren nah an der anvisierten Zielgruppe und schaffen sicher eine enge Bindung von ihr an ihre Figuren. Sie schildern Probleme, Emotionen und Befindlichkeiten, mit denen sich bestimmt viele Teenager und junge Twens stark identifizieren und sich selbst wiederfinden können. Ohne zu sehr in den üblichen US-Teenie-Mainstream-Modus zu verfallen, über „The Spectacular Now“ schwebt stets dieser angenehme Independent-Geist, wobei ja auch das gerade in den letzten Jahren schon wieder leicht in Mode gekommen ist. Großen Anteil an der meist empathischen und authentischen Wirkung des Films hat das Hauptdarstellerduo Teller & Woodley, deren Chemie jederzeit überzeugend, ehrlich rüber kommt und als Paar ungezwungen harmonisiert. Man nimmt ihnen ihre Rollen und die daraus resultierenden Situationen einfach ab, ganz schlicht gesagt. Das klingt so simpel, aber wenn man so manchen Er-trifft-Sie-Filme sieht, dass ist es ganz und gar nicht.
                                                  [...] Ein unspektakulärer, dadurch allerdings teilweise wirklich schöner Film mit talentierten Jungdarstellern und zwei alten Hasen, wobei sich letztere leider wenig beweisen dürfen. Hat das Herz am rechten Fleck und zeigt viele positive Ansätze, die insgesamt nicht bis in die letzte Konsequenz ausgeschöpft werden. [...]

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                                                  • Habe so einige Schmuckstücke in meiner Sammlung, auf die ich sehr stolz bin. Ganz, ganz, ganz besonders aber auf das im letzten Jahr veröffentlichte 4-Disc-Media-Book von SUSPIRIA, endlich in der technischen Qualität, die diesem Film gerecht wird. Ach, und natürlich die HAMMER-COLLECTION aus UK, mit 21 Filmen, die teilweise in Deutschland gar nicht oder nur zu unverschämten Preisen zu bekommen sind. Und das Teil hat gerade mal 60 Euro gekostet (der dort enthaltene THE NANNY mit Bette Davis wird z.B. als deutsche Einzel-DVD bei dem großen Online-Versand mit A für 35 Euro angeboten, nur mal so als Vergleich).

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