JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 5

    [...] Das Buch lebte nicht durch seine reine Geschichte, es war die Art, wie sie einem nahegebracht wurde. Dies kann hier nicht so stattfinden und schon hat man ein waschechtes Problem. Hinter seiner schönen Fassade und seinem ganzen, ersichtlichen Aufwand erweist sich Mary Shelley’s Frankenstein nämlich als eines ganz und gar nicht: Erschreckend. Unheimlich. Verstörend. Nur wie eine hübsche Imitation von so etwas. Das, was selbst die „einfachen“ Interpretationen von James Whale oder Terence Fisher trotzdem auf ihre Weise rekonstruieren konnten. Kenneth Branagh liefert ansehnliches Ausstattungskino mit an sich fähigen Darstellern und viel guten Willen im Gepäck, das immer dann beeindruckt, wenn es nur um die optische Präsentation geht. Emotional und erzählerisch ist das steif und teilweise selbstbesoffen banal. Dazu mit einigen Änderungen versehen, die sich besonders gen Ende als deutliche Verschlimmbesserungen herausstellen. [...]

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    • 4

      [...] Als echter Fan der ursprünglichen Horrorfilmklassiker fühlt man sich hier eigentlich schändlich missbraucht und für dumm verkauft, aber eigentlich wurde man ja schon stetig auf diesen Höhepunkt vorbereitet. Und als Kuriositäten-Relikt – vielleicht auch als Mahnmal, wie man gewissen Entwicklungen frühzeitig den Riegel vorschieben sollte – erfüllt Draculas Haus auch einen gewissen Zweck, auch wenn das niemals so geplant war. Mit Abbott und Costello treffen Frankenstein wurde das Ganze dann wenigstens endgültig und erfolgreich zum Comedy-Akt umgewandelt, alles andere wäre auch nur noch geisteskrank gewesen. [...]

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      • 5

        [...] Und was macht eigentlich unser neuer Kreatur-Darsteller Glenn Strange? Nichts. Wirklich rein gar nichts. Bis auf die letzten fünf Minuten, davor hätte er bei seinen wenigen Szenen auch ein gepflegtes Nickerchen halten können, Hauptsache das Make Up sitzt und er fällt nicht um. Das kann nun wirklich jeder. Wofür ihm natürlich kein Vorwurf gemacht werden kann, aber ist eben so. Irgendwie schön ist es aber, wenn er am Ende Boris Karloff in seinen starken Armen hält und mit ihm vor den wütenden Nachbarn flüchtet. Das ist schon fast so ein kleiner Magic Moment. Karloff wird von seiner größten Rolle auf Händen getragen. Wohlgemerkt: Fast. Aber Boris Karloff ist es eindeutig, der hier ein bisschen Glanz in die Hütte bringt. Seine Rückkehr macht diesen Film schon ganz alleine besser, als er es vermutlich verdient hat. So seltsam und stellenweise albern auch dieses Crossover ist, es macht deutlich mehr Spaß als noch im direkten Vorgänger. [...]

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        • 4

          [...] Der gesamte Frankenstein-Bezug erscheint notdürftig an den Haaren herbeigezogen, um ein halbfertiges Wolfman-Skript noch in eine andere Richtung zu schubsen. So verkommt das einst so furchterregende wie tragische Monster zum tollpatschigen Sidekick, das nicht ansatzweise auf Augenhöhe mit dem lebensmüden Rüden in Menschengestalt agieren kann. Auf den groß angekündigten Showdown zwischen den beiden Ungeheuern muss man dann übrigens bis drei Minuten vor Schluss warten, dementsprechend kurz und unbefriedigend fällt dieser aus. Statt einem einfalls- und temporeichen Mix beider Reihen bekommt man lediglich einen halben Frankensteinfilm im Wolfspelz, bei dem der wütende Mob am Ende mal wieder alles auf die altbekannte Weise regelt. Wenigstens darauf ist Verlass. [...]

          6
          • 5

            [...] Das klingt jetzt nicht besonders erquickend, aber im Grunde bietet auch dieser Film recht solide und – aufgrund der schmalen Laufzeit fast zwangsläufig – kurzweilige Unterhaltung, die immer noch hochwertig produziert wurde. Trotz einer unüberwindbaren Schicht Make Up mag man zwar sogar einen deutlichen Unterschied zwischen Monster-Karloff und Monster-Chaney ausmachen (klarer Punktsieg natürlich für den guten Boris), das ist aber letztlich nicht kriegsentscheidend. Krieg ist aber ein gutes Stichwort, denn beim Blick auf das Entstehungsjahr, seinen Handlungsort und die Methoden des Hollywood-Kinos dieser Tage offenbaren sich bei Frankenstein kehrt wieder ein paar kuriose Details. Die schwarzen Uniformen der Polizisten und Staatsdiener (einer deutschen Stadt) erinnern sehr stark an die der SS und Doktor Frankenstein’s Klinik ist im Prinzip eine einzige, riesige Gaskammer, die so auch zweimal im Film zum Einsatz kommt. Ist zwar in dem Fall nur „Schlafgas“, aber 1942 so was zu bringen – das ist doch kaum Zufall oder versehentlich. Zudem bietet Lugosi’s Charakter Ygor Frankenstein’s Kollegen an einer Stelle einen Deal an und spricht dabei von Allmachts- und Eroberungsphantasien, die einem auch durchaus bekannt vorkommen. [...]

            7
            • 7 .5

              [...] Pam Grier auf ihrem Höhepunkt. Kein Wunder, das Quentin Tarantino ihr in Anlehnung an diesen Film mit „Jackie Brown“ ein persönliches Denkmal setzte. Vielleicht der beste Blaxploitation-Film seiner Zeit, auf alle Fälle ungemein wichtig, eruptiv und selbst heute noch nicht mal ansatzweise „trashig“. Ein ungeschliffener Rohdiamant unter den B-Movies der 70er und inzwischen schon ein waschechter Filmklassiker – abseits von jedwedem Schubladendenken.

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              • 5

                [...] Color Me Blood Red bleibt nicht nur klar hinter dem Härtegrad von Blood Feast oder Two Thousand Maniacs! zurück, es geschieht in den nur knapp 79 Minuten schlicht zu wenig. Die nett-garstige Idee bietet vom hier Gezeigten vielleicht Stoff für eine saftige Episode Tales From The Crypt, der Rest wird aufgefüllt mit dem Nebenhandlungsstrang einige Teenager, die erst am Ende auf unseren eifrigen Blut-Zampano treffen. Da merkt man die Unerfahrenheit von Lewis, mit einem „echten“ Script und so was wie einem Sideplot (wenn man das denn schon so nennen kann) zu arbeiten. Der wüste Guerrilla-Charme seine Vorgänger ist immer noch klar vorhanden, nur stolpert man erstmals über einen minimalen Hauch von „Anspruch“ und bekommt damit glasklar seine Grenzen aufgezeigt. Dafür hat man mit Gordon Oas-Heim ausnahmsweise einen Schauspieler an Bord, der über gewisse darstellerische Facetten verfügt. Und wenn es nur massives Mad-Dog-Overacting ist, aber der hat schon Rampensauqualitäten. [...]

                7
                • 6

                  [...] Kidnapped kommt nicht nur rasend schnell zur Sache, er macht dazu noch überhaupt keine Gefangenen – was angesichts des Geiselnahme-Szenarios natürlich metaphorisch gemeint ist. Miguel Ángel Vivas ist dabei vornehmlich fokussiert auf seine Präsentation und landet damit einige satte Volltreffer. Durch die langen Einstellungen, seine beinah stalkenden Kamerafahrten und seine Minimierung von Schnitten innerhalb in sich geschlossenen Szenen entsteht ein ungemein effektives Gefühl von direkter Partizipation, was den Film in Schlüsselmomenten (im positiven Sinne) extrem unangenehm und erschütternd gestaltet. Kidnapped ist eindeutig Style over Substance, aber keinesfalls auf eine emotionslose Weise. Ganz im Gegenteil, der drückt sein Publikum stellenweise so unmittelbar mit Gesicht, Kopf und Bauch in ein wahnsinnig drastisches Home-Invasion-Szenario, das seine schmalen Mittel mit handwerklicher Finesse locker überspielen kann. [...]

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                  • 6

                    [...] Bezogen auf seine alberne Präsentation ist Metropolis 2000 somit maximal als putzig zu bezeichnen, was aber wenigstens eine Form von sympathisch ist. Der Knaller ist jedoch ohne Frage dieser schräge…also Subtext kann man das schon gar nicht mehr nennen. Am Anfang vielleicht noch, doch irgendwann ist Castellari und Co. wirklich alles scheißegal und man lässt im wahrsten Sinne des Wortes die Hosen runter. Wirkt es vorher schon wie eine zickige Dreiecksbeziehung zwischen The One and Only Eastman, dessen eifersüchtigen Toy-Boy Mako (Massimo Vanni, Ein Haufen verwegener Hunde – Inglorious Bastards) und dem unverführbaren Scorpion, wird dieser in einer bald rituellen Zeremonie irgendwann vom Chef persönlich schön anal rangenommen. So. Und spätestens da sind wir an dem Punkt, an dem jeder US-Film vor Schamesröte erstarrt und den Schwanz eingezogen hätte. Metropolis 2000 legt da erst richtig los. Als vor dem Showdown dann ein gigantischer Superbohrer als Waffe gegen die Templers mit den Worten „Das Ding wird ihnen nicht viel Spaß machen, da kannst du sicher sein“ präsentiert wird, läuft man höchste Gefahr sein Bier quer durch den Raum zu prusten. [...]

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                    • 3

                      [...] Die abgedroschene Handlung und ihre stereotypen Figuren wären ja nicht einmal das Problem. Kann man alles ruhig machen, wenn der Film wenigstens seinen (vermutlich) angepeilten Zweck erfüllen würde. So beraubt man sich selbst jedweder eventuell aufkeimenden Dynamik bereits nach wenigen Minuten und erzeugt nie das Gefühl von Dringlichkeit oder Nervenkitzel. Das Skript ist diesbezüglich eine einzige Katastrophe und spart auch nicht mit einigen Peinlichkeiten, sei es bei der gemeinsamen Kochstunde oder Meth-Philosophien bei Chemikalienentsorgen am See. So schön. Schon erstaunlich, wie sich aus der Prämisse ein so öder und trotz seiner Einfachheit schwerfälliger Plot konstruieren lässt. Das Einzige, was sich Regisseurin Jen McGowan halbwegs positiv anrechnen lässt, ist die formelle Präsentation. Für ein B-Movie sieht das recht anständig aus und Hauptdarstellerin Hermione Corfield würde man gerne einen besseren Streifen gönnen. Davon kann sich der geneigte Zuschauer natürlich rein gar nichts kaufen. [...]

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                      • 7
                        JackoXL: Moviebreak 05.10.2021, 23:53 Geändert 19.11.2021, 00:51

                        [...] Sartana kommt! verbindet gekonnt alle Elemente, die einen gelungenen Italo-Western im Idealfall auszeichnen. Das Tempo ist hoch, da gibt es niemals auch nur einen Anflug von Leerlauf und es knallt und kracht an allen Ecken und Enden. Er bringt eine ordentliche Spur Härte und Zynismus mit sich, agiert dabei trotzdem mit der notwendigen Portion Ironie und Augenzwinkern. Da wird mal mit Säure gefoltert, Gegner in eine menschliche Kerze verwandelt und reichlich Blei in die Körper georgelt, trotzdem dem Ganzen an den richtigen Stellen mit etwas Humor und Sarkasmus begegnet, in dessen Kerbe die flotte, deutsche Synchro ganz wunderbar mitreinhaut („Du geile Milchkuh“). Die Kunst dabei ist es, nie die Balance zu verlieren. So verläuft sich Sartana kommt! nie im Klamauk, aber badet auch nicht in seiner zeitweise aufheulenden Brutalität. Eine harmonische, effektive Mischung, der Giuliano Carnimeo mit seiner geschliffenen Inszenierung den nötigen Pepp verleiht. Zugegeben, der Plot wirkt mit seiner Fülle an Figuren und den zahlreichen Lügengebilden etwas überkonstruiert, vollgestopft und manchmal chaotisch, das reißt dieser knackige B-Western mit seiner hochwertigen Performance in allen anderen Bereichen aber locker wieder raus. Am Ende macht dieser Film einfach extrem viel Spaß und zählt mühelos zu den besten Genre-Vertretern, die abseits der Greatest Hits heute noch echte Relevanz besitzen. [...]

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                        • 7

                          [...] In seinem auf gerade mal 81 Minuten entschlackten Konzentrat hat sich François Truffaut vermutlich einen sehr großen Gefallen getan. Statt sich in einem aufgeblähten Drama am Rande des dann wohl unvermeidlichen Pathos zu bewegen, entledigte er sich im Vorfeld aller Nebensächlichkeiten und verlässt sich ausschließlich auf die Faszination und pure Essenz seiner Vorlage. Die daraus resultierende Nüchternheit erweist sich dabei nicht als Stolperstein, gibt dem Werk aber eine gesunde und geerdete Sachlichkeit, die jedwede Trivialität von Vornherein ausschließt. Wenn das der Name Truffaut nicht ohnehin schon erledigen würde. Aber sicher ist sicher.

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                          • 6

                            [...] Von Peter Fonda famos gespielt baut „Ulee’s Gold“ eine interessante Geschichte auf, die sich leider im Schlussakt in einem Feel-Good-Harakiri verrennt. Immer noch mit dem Schleudersitz in Reichweite, nur aus einem unerklärlichen Grund zieht er das knallhart durch. Schade. Trotzdem natürlich alles andere als schlecht und über weite Strecken sogar sehr sehenswert, das Feintuning könnte und dürfte ruhig ausgewogener sein.

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                            • 2

                              [...] Nach der rund 15minütigen Exposition befindet man sich in einem gefühlten Dauer-Loop und die repetitive Handlung dreht sich genauso wie die Figuren planlos im Kreis, bis 10 Minuten vor Schluss mal endlich etwas Effektives geschieht. Da stolpert man durchs Unterholz, findet hier und da mal irgendwelchen rituellen Schnick-Schnack und starrt vom Zelt aus in die Dunkelheit, wo genau genommen überhaupt nichts geschieht. Das ist so eine olle Kamelle und dazu auch noch derart uninteressant herunter gerattert, wen wollte man denn selbst 2013 noch damit hinter dem Ofen vorlocken? Ein völlig überflüssiges Relikt einer cineastischen Welle, die doch längst endlich gebrochen schien. [...]

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                              • 5

                                [...] Das Zusammenspiel der beiden Leinwandgrößen ist das große Plus eines von seiner Dramaturgie leider viel zu vorhersehbaren Films, der mehr als Milieustudie funktioniert, aber auch darin nichts Weltbewegendes auf die Beine stellt. Das harsche Leben im ländlichen Frankreich kurz vor dem Zweiten Weltkrieg; die gesellschaftliche Ächtung als Witwe, der der Ruf als Dirne und Erbschleicherin vorauseilt; die in Wahrheit aber immer in der Opferrolle war, dies aber nicht wehklagend vor sich herträgt. Das gelingt in seiner angepeilten Wirkung durchaus, aber mehr aus einer merkwürdigen Distanz. Man beobachtet es, ohne sich richtig darin zu verlieren. So bleibt der Film durchwegs kühl und erzeugt am Ende kaum mehr als ein respektables Nicken. [...]

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                                • 5 .5

                                  [...] Der Film sieht für seine Möglichkeiten schon mal viel besser aus als vermutet, dazu kommt ein teilweise echt starker Score von Bruno Nicolai inklusive dem famosen Titeltrack „The Day I Was Born“ von Barbara McNair. Zudem wird sich mehr dem Erzählen einer wenigstens soliden Geschichte gewidmet als einfach nur Gewalttätigkeiten und Soft-Core-Gefummel durcheinander zu spritzen. Das wird besonders dann deutlich, wenn die Chance dazu praktisch danach schreit. Natürlich existieren von diesem Film auch unzählige Schnittfassungen und womöglich gibt es darunter auch mehr als eine, auf die das nicht zutrifft, aber dieser reine „Franco-Extended-Cut“ hält sich gerade bei dem Offensichtlichen erstaunlich „smart“ zurück. Es wird keine reine Nippel- und Muschivorführung und sogar als im Finale ein knüppelharter Moment auf den Tisch kommt, wird sich nicht explizit darauf gestürzt. Das macht Der heiße Tod natürlich immer noch zu einem waschechten Exploitation-, aber dadurch trotz seiner Thematik und Bedingung nicht zwangsläufig zu einem billigen Sexploitation-Film. [...]

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                                  • 7
                                    über Eureka

                                    [...] Mit voller Absicht wird unentwegt an allen Ecken und Enden über die Stränge geschlagen, was natürlich auch etwas Prätentiöses und Affektiertes besitzt, wenn einen der Film mit seiner aufgesetzten Symbolik, mitunter pseudo-philosophischen Art und theatralischen Dialogen penetrant auf der Nase herumtanzt. Was an anderer Stelle schon ein klarer K.O. sein könnte, gerät bei Nicolas Roeg aber nur zu registrierten Randerscheinung. Denn im Kern funktioniert seine bitter-verschrobene Tragödie über einen emotional verkrüppelten Menschen, der all seine wahren Gefühle hinter einer Wand aus dogmatisch gepredigter Stärke und fast paranoidem Zynismus so weit verrammelt hat, dass er sich nicht eingestehen kann, dass all sein Besitz ihn nicht vor der Einsamkeit bewahren kann. Geld macht nicht glücklich. [...]

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                                    • 4 .5
                                      über Prey

                                      [...] Wo Setting, Darsteller und die Bilder durchaus zu gefallen wissen, pendeln Spannung und Intensität durchgehend auf durchwachsenem Niveau. Zu überraschungsarm und generisch wird die Gruppe nach und nach dezimiert, ein echtes Mitfiebern entsteht dabei niemals wirklich. Würde man dem Sniper wenigstens das unerklärlich Bedrohliche lassen, aber nein, nachher jammert noch jemand. Lieber ein halbgares Motiv inklusive lächerlicher Ojemine-Entdeckungs-Szene (spätestens da hat der Film keine echte Chance mehr), um auch noch den letzten Reiz verschwinden zu lassen. Das Finale ist dann genau so schnuppe wie er ganze Film, dem man trotz alledem immer noch anrechnen kann und möchte, dass er es wenigstens versucht und dabei zumindest nicht vollends verkackt. So weit sind wir, und das nicht erst seit gestern. [...]

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                                      • 5

                                        [...] Cédric Jimenez verpasst bei BAC Nord – Bollwerk gegen das Verbrechen gleich mehrere Chancen. Die auf einem wahren Fall beruhende Geschichte verfügt über genügend Potenzial um das längst bekannte und schon vielerorts thematisierte Problem der französischen Gesellschaft in ihren Brennpunkten kritisch und aufrüttelnd zu hinterfragen, was ja durchaus im Verbund mit Genre-affinen Methoden einhergehen kann. Ein perfektes Beispiel dafür lieferte zuletzt erst der hervorragende Die Wütenden – Les misérables. An so was muss sich dieses Projekt zwangsläufig messen lassen und kann im direkten Vergleich nur als weder Fisch noch Fleisch bezeichnet werden. Ob hier mehr das Genre oder der Anspruch bedient werden sollen ist gar nicht ersichtlich, da man durchgehend ziemlich halbgar zwischen den Stühlen baumelt und nichts wirklich befriedigend arrangiert. Der Film verfügt durchaus über ein paar für sich gelungene Momente, ist handwerklich ansprechend umgesetzt und ziemlich gut gespielt, nur bleibt er am Ende irgendwie sonderbar banal. [...]

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                                        • 5

                                          [...] Erfreuen wir uns doch stattdessen an dem, was hier im Eifer des Gefechts alles mal mehr, eher weniger oder rein gar nicht funktioniert. Die Intention des Films erschließt sich einem überhaupt nicht. Vermutlich soll es ein spannender Science-Fiction-Monster-Film sein, wäre aber insgeheim lieber ein Lautlos im Weltraum mit dem Sexappeal von Barbarella. Dafür hat man schließlich Farrah Fawcett. Hakt allerdings gewaltig, wenn man sie in eine Duschkabine mit dem schon deutlich zerknitterten Kirk Douglas steckt und das Ganze mehr den Touch einer unangenehmen Stiefvater-Tochter-Beziehung mangels Alternativen bekommt. Trotzdem verfügt der Kammerspiel-artige Plot über einen gewissen Reiz und wenn der liebestolle Android schließlich Amok läuft, rutscht dem Film doch mal aus Versehen der ein oder andere wirklich gut inszenierte Moment heraus. Die einzelnen Bausteine, sie sind alle gar nicht verkehrt und manchmal passt da sogar mal kurzzeitig was zusammen, dann wiederum kein Bisschen. Und exakt deshalb ist dieser Film auch keine Sekunde langweilig oder uninteressant. Nur eben auch niemals gut. Aber besser als nichts. [...]

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                                          • 7 .5

                                            [...] Aus dramaturgischen Gründen wurde einiges verändert, komprimiert, addiert und schwarze Wissenslöcher mit spekulativem Momentum aufgefüllt, die eindeutig dem Thriller-Dasein zuträglich sein sollen. Das darf unter dieser ehrlichen Herangehensweise nicht nur gestattet, sondern dann auch ausdrücklich erwünscht sein. So hebt sich 23 nicht nur für seinen Entstehungszeitraum fast schon kometenhaft aus der mausgrauen Pampe des deutschen Kino- und speziell Genre-Kadavers ab, er sticht auch heute – zu wenigstens etwas besseren Konditionen – immer noch markant hervor. Entworfen wird eine energetisch inszenierte, spannend konzipierte Charakterstudie eines hochintelligenten wie extrem labilen Geistes, der sich in seinem selbsterschaffenen Teufelskreis aus Isolation, Paranoia und idealistischer Naivität vollkommen selbst zerstört. Herausragend gespielt von eine unverbrauchtem, hungrigen Cast rund um den exzellenten August Diehl und versehen mit geschickt verwendeten Zeit-Colorit, das treffend ein Gespür dafür verleiht, wie so jemand in dieser Situation in eine derart destruktive Spirale geraten konnte. [...]

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                                            • 7

                                              [...] Denn noch wichtiger als die zu radikale Charakterentwicklung des von Val Kilmer hervorragend verkörperten FBI-Agent im kulturellen Gewissenskonflikt ist das wirklich relevante Thema, das Halbblut in seinen durchwegs spannenden Plot verpackt. Die auch in der Moderne noch andauernde Diskriminierung, Unterdrückung und Isolation der amerikanischen Ureinwohner, die immer noch – wenn auch auf „freiwilliger“ Basis (aus Mangel an Alternativen) – in Reservate gepferchten werden und dort mit ihrer Ghettoisierung allein gelassen sind. In der Hoffnung, das Problem wird sich möglichst unauffällig von allein lösen. Außer, es gibt noch etwas aus der faulen Frucht herauszupressen. „Die Dritte Welt. Und das mitten in Amerika“ stellt Levoi bei seiner Ankunft dort noch von Abscheu geprägt fest, aber Recht hat er damit trotzdem. Nur warum das so ist und sich ohne direkte Intervention nicht ändern wird, das erschließt sich erst später für ihn. Dies fängt der von Roger Deakins abermals fantastisch fotografierte Film innerhalb seines Genre-Daseins wirkungsvoll ein und macht durchaus glauben, dass es ihm dabei um ein aufrichtiges Statement geht. [...]

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                                              • 4
                                                über Kate

                                                [...] Kate besitzt grob betrachtet drei bis vier sehr ordentliche Sequenzen, bei denen er seine angesprochenen Qualitäten voll ausspielen kann. Sobald die vorbei sind, flacht das Interesse rapide ab. Dies liegt vor allem an seinem lieblos dahin geschluderten Malen-nach-Zahlen-Script, bei dem jedes Element in den letzten Jahrzehnten bis zum Erbrechen überstrapaziert wurde. Einfallslos und vorhersehbar ist gar kein Ausdruck mehr dafür, das grenzt schon an pure Faulheit oder Desinteresse. Hauptsache irgendwas wie immer, wenn juckt das schon? Nun, alle die, die sich dadurch ungeduldig von einer Rambazamba-Szene zur nächsten schleppen müssen, da ihnen der Rest gelinde gesagt komplett scheißegal ist. Und dafür ist hier unterm Strich dann eben doch zu wenig los. Wenn, weiß das seinen Dienst vernünftig zu erfüllen, müsste allerdings wesentlich rastloser alles andere an die Seite prügeln, damit nicht auf jedes qualitative Highlight eine viel zu lange und furchtbar belanglose Talfahrt folgt. [...]

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                                                • 8
                                                  JackoXL: Moviebreak 12.09.2021, 23:27 Geändert 11.10.2021, 00:10

                                                  [...] Peter Bogdanovich liefert mit Bewegliche Ziele nicht nur ein Gesellenstück bei der Corman-Reifeprüfung ab, er etabliert sich unter kuriosen Bedingungen als exzellenter Filmemacher. Wie er diese aus der Not geborenen Elemente miteinander harmonieren lässt, diese grandios inszeniert (die unter teils spartanischen Möglichkeiten entstanden Montagen sind mitunter atemberaubend), den Grundgedanken von New Hollywood so drastisch auslebt wie niemand zu diesem Zeitpunkt und dazu dem grandiosen Boris Karloff unter diesen sonderbaren Bedingungen noch einen würdevollen Abgang mit Stil beschert…das ist einfach nur wunderbar und verdient einen ganz tiefen Knicks. [...]

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                                                  • 6

                                                    [...] Ohne großartig in die technische Trickkiste zu greifen lebt das Szenario mehr durch sein konstant ansteigendes Unbehagen als durch abrupt aufheulende Jump Scares. Die dunklen, engen Flure des Hotels verwandeln sich Stück für Stück in einen labyrinthartigen Tunnel tief in den Kaninchenbau des Unterbewusstseins, in dem verdrängte Emotionen, Schuldgefühle und verborgene Lebenslügen sich als unerbittlicher Folterknecht offenbaren. Das besitzt in all seiner bemühten Verschachtelung leider längts nichts Überraschendes mehr und dürfte von einem erprobten Publikum nicht nur wegen der sehr aufdringlich gestreuten Hinweise viel zu früh durchschaut werden, um den wohl angepeilten Aha-Effekt richtig ausspielen zu können. Dennoch funktioniert der Film während der Vorführung mitunter sogar ganz hervorragend, so dass der Weg hier eindeutig das Ziel ist. Das mag nicht unbedingt so die Intention gewesen sein, aber besser als nichts. [...]

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