JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Statt auf Sleaze und Pulp setzt Der schwarze Tag des Widders mehr auf technische und lange Zeit sogar auf narrative Finesse. Die Story wird geschickt und mitunter sauspannend konstruiert, das Sahnehäubchen ist aber ohne Frage die grandiose Inszenierung. Wie hier mit Einstellungen, Perspektiven und Kamerafahrten gearbeitet wird, sogar abseits der stilistisch voneinander völlig individuellen Mordsequenzen, ist schlicht herausragend. Dazu komponiert Ennio Morricone einen Score, der das Geschehen jederzeit passend ummantelt und Genre-Gigant Franco Nero taumelt wie ein angeschlagener Boxer ungemein wuchtig durch einen Plot, der leider am Ende über den üblichen Giallo-Unfug stolpert. Dabei bietet Der schwarze Tag des Widders viel mehr an als vergleichbare Kollegen und ist gerade dadurch bis zum Finale auf mehr als überdurchschnittlichem Niveau, haut aber statt der mannigfaltigen Optionen lieber eine Pointe raus, die ziemlich platt und in Anbetracht der Umstände auch total unnötig ist. Der sonst im Giallo oft stiefmütterlich behandelten Geschichte wird hier viel Aufmerksamkeit und Engagement gewidmet, schlussendlich gibt man sich dann doch wieder unvorteilhaft „geerdet“. Als wenn es Luigi Bazzoni unangenehm wäre, wieviel besser er als ein Großteil seiner Kollegen bis dahin ist. Ein so gesehen vielleicht zu bescheidener oder nicht selbstbewusster Film. [...]
[...] Wie auch vier Jahre später bei dem vielleicht besten HAMMER-Thriller War es wirklich Mord? gelingt es Seth Hold einen zwar spannenden, aber im ersten Moment nicht unbedingt raffiniert anmutenden Plot allein durch seine Inszenierung ungemein aufzuwerten. Im konstanten Halbdunkel gehalten kreiert er enorm effektive Spannungsmoment und spielt seine begrenzten Möglichkeiten bis ans Limit aus. Auch wenn man meint, das Ganze relativ flott durchblickt zu haben, tut dies Atmosphäre und Nervenkitzel keinen Abbruch. Und genau dann, als sich der erfahrene Zuschauer selbstbewusst auf die Schulter klopft, zaubert Ein Toter spielt Klavier dann plötzlich doch noch das ein oder andere Detail aus dem Hut, mit dem sich nicht zwingend zu rechnen ließe und das ganze Geschehen noch mal aus einem anderen Blickwinkel erscheinen lässt. Ein richtig geschickter Schachzug, der diesen ohnehin wunderschönen Suspense-Krimi sehr deutlich aus dem Schatten der zahlreichen Clouzot-Trittbrettfahrer hervorhebt. [...]
[...] Ästhetisch ist Das schreckliche Geheimnis des Dr. Hichcock eine einzige Wucht. Wunderschön arrangiert und inszeniert zaubert Riccardo Freda mit seinen minimalistischen Mitteln eine bald hypnotische Gothic-Atmosphäre auf die Leinwand, der besondere Clou ist aber die tatsächlich so beabsichtigte Referenz an das Schaffen des Master of Suspense. Die Geschichte scheint beinah wie ein Remake zu Alfred Hitchcock’s ersten US-Film Rebecca (1940). Auch damals wurde die junge, neue Ehefrau eines traumatisierten Witwers auf dessen Anwesen mit der allgegenwärtigen Präsenz der Verstorbenen wie einer zwielichtigen Haushälterin konfrontiert, deren Rolle in dem undurchsichtigen Psychospielchen bis zum Schluss nie richtig klar ist. Das könnte man als eines der üblich feisten Italo-Rip-Offs abwerten, stattdessen ist es eine ehrwürdige Hommage. So zitiert er im weiteren Verlauf auch noch eindeutig Hitchcock’s oft unterschätzten Verdacht (1941), wenn ein mit Vorsicht zu genießendes Glas Milch eine gewichte Rolle einnimmt. [...]
[...] Kurios ist übrigens folgendes Gedankenspiel: Wenn der Film „Kinski in Venedig“ hieße, und er sich einfach selbst spielt, wie er als wahnsinniger Lustmolch halbnackten Frauen in Venedig hinterherrennt, würde die Handlung „genauso gut“ funktionieren. Erschreckend. Aber egal was für ein peinlicher, unwürdiger und manchmal schon beinah erschütternder Offenbarungseid einem hier aufgetischt wird, irgendwie ist Nosferatu in Venedig ein Ereignis, dass man (fast) gesehen haben sollte. Besonders in Kombination mit der großartigen Doku Creation is Violent, die man bald als Erklärung braucht, um all diesen Irrsinn in ein verständliches Licht zu rücken. Irgendwo hinter diesem ganzen Schund könnte sogar ein halbwegs brauchbarer Film verschüttet worden sein, denn einige der leider wahllos hineingeschnittenen Szenen deuten eine gewisse Stimmung an, die Kulisse ist super und mit Donald Pleasence (Die Klapperschlange) und besonders Christopher Plummer (Beginners) haben sich doch noch zwei Darsteller von Qualität in den Film verirrt, die sich verblüffend viel Mühe geben. Trotz diesem Chaos um sie herum. Echte Profis halt. [...]
[...] Nicht nur wegen der Personalie Alain Delon fühlt sich dieser Film Noir-Nachzügler viel deutlicher dem europäischen anstatt dem US-Gangsterfilm zugehörig. Jean-Pierre Melville (Vier im roten Kreis) hätte den Stoff wohl kaum anders verfilmt und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man Millionenraub in San Francisco auch seinem Schaffen zuordnen. Von seiner ungemeinen atmosphärischen Dichte, seiner inszenatorischen Präzision und der geradlinigen Kompromisslosigkeit ähnelt er dem Schaffen des französischen Meisterregisseurs frappierend. Das Skript von Zekial Marko – der auch die Vorlage zu Lautlos wie die Nacht lieferte und hier das erste und einzige Mal ein Drehbuch verfasste – wagt trotz einiger üblicher Genre-Mechanismen mutige Ausreißer. [...]
[...] Darstellerisch ist hier rein gar nichts zu bemängeln, da trumpft Hotel International groß auf. Speziell das Gespann Burton & Taylor war zum damaligen Zeitpunkt – nach Cleopatra – heiß wie Frittenfett und bringt in seinen gemeinsamen Szenen echte Klasse in einen Plot, der sich von seiner Dramaturgie immer irgendwo an der Kante zur Seifenoper bewegt. Ein Stückweit spielen sie sich eben selbst bzw. greifen ihrer oftmals toxischen Reallife-Beziehung fast prophetisch vorweg, was die immense Energie dieser Momente wohl erklärt. So gelingt es definitiv einen kurzweiligen Unterhaltungswert zu generieren und dank seines spielfreudigen Ensembles eine gewisse Qualität breitschultrig zur Schau zu stellen, nur wirklich hängen bleibt davon unterm Strich nicht viel. Beinah scheint es dem Film sogar bewusst zu sein: Am Ende, wenn sich alle Konflikte in seichten Wohlgefallen aufgelöst haben, begrüßt der gestresste Flughafenmanager die nächste Fuhre Promis und uns wird praktisch unmissverständlich aufgezeigt, dass wir hier genauso gut einem leicht konsumierbaren Serienformat beiwohnen könnten. Another Day in the Office – dafür sind die Voraussetzungen eigentlich viel zu gut. [...]
[...] Ein wunderschöner Film, äußerlich wie innerlich. Wong Kar-Wai zündet ein ästhetisches Feuerwerk, aber begräbt darunter nicht seine gefühlvolle Ballade um eine angedeutete Romanze, die niemals eine faire Chance erlebt. Selten ergeben beide Aspekte in dieser Größenordnung ein so homogenes Gesamtbild wie hier. Ganzheitlicher kann Kino kaum noch sein.
[...] Mit seiner außergewöhnlichen Bildsprache unterstreicht Happy Together das Gefühl orientierungsloser Verlorenheit, dass durch das Setting zusätzlich angetrieben wird. Wie Schiffbrüchige treiben die Protagonisten umher und finden immer nur sich selbst als Rettungsring, um nicht vollends unterzugehen. Stoßen sich in der Folge aber sofort wieder ab, sobald ihnen ein wenig Sicherheit vorgegaukelt wird. Dann kommen die alten Ängste und unüberwindbaren Konflikte wieder zum Vorschein, obwohl sie eigentlich immer allgegenwärtig und hinlänglich bekannt sind. Man möchte sie sich am liebsten packen, schütteln, ohrfeigen und anschreien, sich doch endlich voneinander zu lösen und diesen Irrsinn schnellstmöglich zu beenden. Von außen betrachtet scheint es doch ein einziges, emotionales Himmelfahrtskommando. Und gleichzeitig versteht man sie nur zu gut. Will sie wiederum an sich drücken, ihnen „Viel Glück“ ins Ohr flüstern und auf das Beste hoffen, wider des besseren Wissens, dass sie nur durch den harten Cut jemals ernsthaft ihr Glück finden können. Aber diese Erkenntnis kann man nur selbst finden, oftmals über den steinigen Umweg. [...]
[...] In erster Linie ist Elmer Gantry unzweifelhaft ein Darstellerfilm. Eine maßgeschneiderte, gigantische Bühne für die Rampensauqualitäten von Burt Lancaster. Der bebt förmlich vor Impulsivität und enthemmter Spielfreude. Mit einem anderen Darsteller – oder einer anderen Performance – würde der Film niemals so eine Wirkung entfachen. Lancaster ist wie Jack Nicholson, Al Pacino, Klaus Kinski und Nicolas Cage zu ihren Glanzzeiten und in Personalunion. Kaum zu bändigen und so allgegenwärtig, der spielt alles um sich herum kurz und klein. Er lebt diese Figur und atmet all diese für sie so unverzichtbare Facetten mit jeder Faser seines Körpers. Oft genug musste er in die Röhre gucken, der Oscar für diesen Husarenritt war endgültig unumgänglich. Damit überspielt er sicherlich auch ein Stückweit, dass der Film trotz seiner beeindruckenden Präsentation deutlich mehr hätte wagen können; vielleicht sogar müssen. Das alles mag man beinah vergessen, wenn Big Burt wie ein Tornado über die Leinwand fegt. Irre. [...]
[...] Auch wenn „Django und die Bande der Gehengten“ nicht alles aus seinen hochkarätigen Ansätzen herausholen kann, macht er im Prinzip auch nichts ernsthaft falsch. Er könnte nur noch konsequenter und mutiger ausfallen, besonders um Terence Hill deutlicher die Chance zu gewähren, sich als zweiter Franco Nero ernsthaft zu beweisen. Das Potential hatte er – aber der alternative Weg war schlussendlich für ihn ja nun alles andere als eine zweite Wahl. Als Fan von Spaghetti-Western sollte man sich diesen mitunter ziemlich brutalen und ohne wenn und aber unterhaltsamen Streifen keinesfalls durch die Lappen gehen lassen. Besonders interessant im Direktvergleich mit „Joe, der Galgenvogel“.
[...] Das große Plus des Films ist zweifelsohne seine fabelhafte Besetzung. Joan Allen und Jeff Bridges wurden seinerzeit dafür mit Oscarnominierungen belohnt, was im Falle Bridges doch ein wenig verwundert. Zum einen zählt sein US-Präsidenten zu den unvorteilhaft überzeichneten Figuren, bei denen man sich zu sehr im bald parodistischen Bereich bewegt, zum anderen, weil Gary Oldman für seinen wesentlich reizvolleren Part gar nicht erst mit einer Nominierung bedacht wurde. In seiner Rolle glänzt er als doppelmoralischer Wadenbeißer, der längst jeden Idealismus zu Gunsten der politischen Selbstbestätigung über Bord geworfen hat. Gerade diese Figur hätte leicht als cartoonesker Schurke herüberkommen können, verkörpert in seiner ganzen Art jedoch präzise und vor allem glaubwürdig, was das wirkliche Problem in diesem oft schmutzigen und intriganten Geschäft ist. In diesen Momenten vermittelt Rufmord – Jenseits der Moral ein wahrhaftes und durchaus kritisches Bild politischen Gebarens, die längts nichts mehr mit dem ursprünglichen Auftrag zu tun haben. Im Gegenzug bietet der Film leider die bereits angesprochenen Ausreißer in den satirischen Bereich an, die einfach nicht greifen wollen und im Kontext deplatziert wirken. Gleiches gilt für eine zu konstruierte Rahmenhandlung und ein rührseliges Finale, das sich mit den gelungenen Momenten förmlich beißt. [...]
[...] Denn in seinem bis zur Ohnmacht schon anderweitig besser durchexerzierten Agenten-Setzkasten fällt Nicholas Meyer leider kaum etwas Effektives oder Nachhaltiges ein. Im gemächlichen Tempo flüchtet man von A nach B und scheint trotz zwei Weltmachtgeheimdiensten im Nacken nie wirklich ins Schwitzen zu kommen. Die schiere Ratlosigkeit des Drehbuchs fällt besonders im sehr enttäuschenden Schlussakt überdeutlich mit der Tür ins Haus. Dort, wo es zum großen Showdown kommen und alle Verwicklungen im Idealfall raffiniert und mit einem großen Aha-Effekt aufgelöst werden sollten, geht dem Film dann endgültig die Puste aus. Mag die erste Hälfte das Interesse zumindest noch halbwegs aufrechterhalten, bekommt man für seine Geduld hier ernüchternd wenig geboten. Das ist nun beileibe nicht mehr als Groschenroman-Niveau, das sich offensichtlich selbst nicht mehr für seine vorher angedeuteten Möglichkeiten interessiert. Hauptsache fertig. Mit diesem Gefühl wird man am Ende auch aus dem Film geschubst. [...]
[...] Vor dieser komplexen Widersprüchlichkeit entspinnt sich ein sezierendes Psychogramm und niederträchtiges Spiel zweier erstaunlich ebenbürtiger Gegner, für das sich das Drehbuch viele Erklärungen der Vorlage sogar bewusst ausspart. Viel spannender ist es auch, sie in der nuancierten Darstellung von Jane Campion und ihres fantastischen Cast für sich zu entdecken. Der Mut zur manch narrativen Lücke wird durch kontextuelle wie inszenatorische Finesse elegant geschlossen. Weniger ist hier tatsächlich so viel mehr. Am Ende bleibt man fasziniert, bewegt und beinah geschockt aufgrund der Tiefe und der abgeklärten Art und Weise des gerade eindrucksvoll Zelebrierten zurück. [...]
[...] Capote fokussiert sich bewusst ausschließlich auf die Entstehungsgeschichte von In Cold Blood und ihm gelingt es trotzdem, seinen Protagonisten in seiner komplexen Gesamtheit ungemein aufschlussreich zu durchleuchten. Ihn in seiner schier nicht dechiffrierbaren Ambivalenz als armen Teufel zu entlarven, der Zeit seines Lebens nie vollends ehrlich zu sich selbst sein konnte. Ein Manipulator, der aus reinem Selbstschutz schon als Heranwachsender lernen musste, sich zu verstellen und wie ein Chamäleon der jeweiligen Umgebung anzupassen, um bloß nicht zu viel von sich selbst und somit verletzlicher Angriffsfläche preiszugeben. Alles das spiegelt der Plot von Capote unmissverständlich und einfühlsam wider, ohne mit dem Erklärbär-Hammer quer durch die Psychologie-Waschküche zu wüten. [...]
[...] Mit Tierhorror kennt sich M.J. Bassett durch Wilderness nachweislich bestens aus, dem Sub-Genre lässt sich Danger Park: Tödliche Safari trotz hungriger Hyänen und Leoparden jedoch nicht wirklich zuordnen. Das ist Survival-Kino, dass seine tierischen Nebendarsteller bewusst nie dämonisiert, sondern lediglich in ihren natürlichen Jagdgründen relativ realistisch auftreten lässt. Realistisch bezieht sich dabei ausdrücklich auf ihr Verhalten, mit der optischen Präsentation ist das eine ganz andere Geschichte. Da muss dann doch in die CGI-Trickkiste gegriffen werden und das sieht leider ziemlich bescheiden aus. So eine schöne, reale Kulisse, und dann diese dürftig getricksten Tiere, aber irgendwo muss so eine Produktion halt an ihre Grenzen stoßen. Wäre auch noch halbwegs zu verkraften, wenn man sich nicht nach dem soliden Aufbau genau wie die Protagonisten bald nur noch hilflos im Kreis drehen würde. Danger Park: Tödliche Safari entwickelt trotz seines praktisch als Selbstläufer möglichen Szenario gar keine echte Spannung, geschweige denn Survival-Feeling. Mit dem Auftauchen der Wilderer wird zumindest die moralische Intention des Streifens noch mal in den Fokus gerückt, sein Unterhaltungswert wird dadurch jedoch nicht zwingend gesteigert. [...]
[...] Mit der Subtilität einer Abrissbirne hämmert Michel Franco seine wütende Politik- und Gesellschaftskritik auf die Leinwand und rutscht dabei irgendwann viel zu eindimensional in bald reines Genre-Kino ab, das als kompromissloser In-die-Fresse-Hobel dabei unbestreitbar einiges an Wirkung generiert. Hätte man es geschafft das Ganze vielleicht nur als etwas großzügig ausgelegtes Kammerspiel auf der Hochzeitsfeier abzuhalten und in diesem Szenario den angepeilten Effekt zu erzielen, würde New Order – Eine neue Weltordnung deutlich interessanter und raffinierter daherkommen. So erliegt er mit laufender Zeit seiner etwas platt gehaltenen Gewaltspirale, die gar nicht mehr so sehr die Schere zwischen arm und reich thematisiert, sondern nur noch das Resultat eines von beiden Seiten verlorenen Klassenkampfes, an dessen Ende sich ein Militärregime als lachender Dritter alles unter den Nagel reist. Auch das ist natürlich eine schmerzhafte wie wahrhaftige Aussage und wird mit erschütternd-aufrüttelnder Konsequenz gnadenlos durchexerziert, wählt dabei aber klar den Weg mit dem Kopf durch die Wand. Kann man natürlich machen und wer keinen allzu hohen Anspruch an das Ganze stellt, findet einen wuchtiges wie unbequemes Anti-Feel-Good-Movie vor, dass seinen rein darauf gemünzten Zweck bestimmt nicht verfehlt. [...]
[...] Wenn Laura versucht ihrem Sohn trotz all des Leides und der unvorstellbaren Qualen zwischendurch ein Stück Normalität und einfaches Kindsein zu ermöglichen oder sich final die Frage stellen muss, welche Konsequenz für ihn das „Richtige“ ist, dann ist Son tatsächlich kurzfristig ernsthaft berührend und erschütternd zugleich. Das trägt den gesamten Film aber leider nicht. Es sind gute Momentaufnahmen, über allem schwebt aber diese verpasste Chance, die bei einem smarteren, durchdachteren Drehbuch hier tatsächlich einen waschechten Geheimtipp hätte heraufbeschwören können. [...]
[,,,] Schwächen offenbart der Film bei seinem Drehbuch, das zwar in Ansätzen und Details über ein paar interessante Facetten verfügt, letztlich aber doch nicht sonderlich originell ausfällt und besonders am Ende wieder in grobschlächtige Genre-Mechanismen verfällt, die so keinesfalls notwendig gewesen wären. Corinna Faith baut ihre Geschichte eigentlich relativ gelungen auf und versteht es das Publikum damit durchwegs bei der Stange zu halten. Zudem steckt hier viel (echte) Emanzipation und Empowerment drin, womit sich andere Produktionen nur halbgar versuchen zu schmücken. Der Film besitzt fast nur weibliche Rollen, zumindest dominieren sie eindeutig das Geschehen, und die angerissenen Themen sollen klar als Statement zu verstehen sein. Alles gut und schön, doch um in diesem Punkt wirklich entscheidend über den Tellerrand hinauszuragen fehlt es dem Plot insgesamt an Kreativität und Eigenständigkeit. [...]
[...] Ein Möchtegern-Rambo mit eindeutiger Impulsstörung trifft auf groteske Kannibalen-Sippe mit leichtem TCM-Flair. Reicht doch für eine schmissige Sause. Aus unerfindlichen Gründen fällt den Machern dazu erschreckend wenig ein. Im Schlussakt wird es einen Hauch besser, aber eigentlich nur, da nun wenigstens das Tempo anzieht. Von gut oder wenigstens anständig ist das immer noch meilenweit entfernt. Ein ausgewogenes Maß aus Action, Gore und Humor will sich nie einstellen. Das ist sehr viel gewollt und nicht gekonnt, immer auf einen kleinen Kultstreifen hinschielend, der aber überhaupt nicht mit seinen Elementen umzugehen vermag. Es gibt tatsächlich zwei, drei kleine Momente, die ein gewisses Potenzial andeuten, aber das war es dann nun wirklich. [...]
[...] Nun muss sich das vorher radikal entfremdete Pärchen mit drei gemeinsamen Gegnern auseinandersetzen, was eventuell immer noch aufgehen würde, wenn daraus auch ein hinterhältiger Dreifrontenkrieg mit hohem Dolchstoß- und Kurzzeit-Verbündungspotenzial entstehen würde. Dem ist aber ärgerlicherweise nicht so. Die nicht nur höchst unsympathischen, sondern vor allem ziemlich uninteressanten und im Gegensatz zu den Hauptfiguren extrem stumpfen Ganoven sind nicht mal halb so amüsant wie wohl angepeilt und zerstören alles vorher Aufgebaute mit einem Ruck. Da wollten sich Lars und Lisa gerade noch auf äußerst bösartige Weise gegenseitig über den Jordan schicken, jetzt ist alles fast vergeben und vergessen. Lediglich in einem klitzekleinen Moment scheint man das wieder aufzugreifen und wirft es genauso schnell wieder über Bord. Letztlich hat man in der zweiten Hälfte nur noch einen mittelmäßigen Gore-Ulk, der nicht mal ansatzweise der ursprünglich angeteaserten Thematik gerecht wird. Ohne die völlig unnötigen Gegenspieler hätte The Trip: Ein mörderisches Wochenende eine richtig schön garstige Satire sein können. [...]
[...] Wirklich geschickte Spannungsmomente kann Iain Softley dem etwas zu generisch gehaltenen Mystery-Suspense nicht entlocken, punktet jedoch mit seinem stimmungsvollen Setting und einem an sich guten Cast, bei dem ausgerechnet Hauptdarstellerin Kate Hudson das schwächste Glied in der Kette ist. Die ist nun wirklich völlig austauschbar, während Peter Sarsgaard (Jarhead – Willkommen im Dreck), aber vor allem die Altstars Gene Rowlands und John Hurt dem Ganzen echte, darstellerische Klasse hinzufügen. Zudem ist die Geschichte gar nicht mal schlecht und scheut vor allem nicht vor einer ziemlich perfiden Pointe zurück, die gerade für Großstudio-Grusel nicht selbstverständlich ist. Das sind alles unterm Strich doch halbwegs triftige Gründe, Der verbotene Schlüssel wenigstens einmal mit gutem Gewissen anzuschauen, denn da macht der eindeutig mehr richtig als falsch. [...]
[...] Superman III – Der stählerne Blitz ist lange eine bald unanschaubare Gurke, bis man aus Mangel an funktionellen Schurken plötzlich den ultimativen Heel-Turn aus dem Ärmel zaubert und Superman selbst zum fiesen Bully mutiert. Wenn er aus purer Bosheit den schiefen Turm von Pisa geraderückt, die olympische Fackel auf der Zielgerade auspustet, anfängt rumzuvögeln und sich am hellichten Tag einen hinter die Binde kippt, dann ist der Film kurzzeitig an einem Punkt angelangt, bei dem er plötzlich Spaß macht und auf dem sich ernsthaft aufbauen lässt. Warum denn nicht schon nach 25 Minuten so? Mein Gott, was für ein unterhaltsamer Film wurde einem bis dahin vorenthalten und nun hat man schlicht nicht mehr genug Zeit, um diese steile Nummer zur vollen Entfaltung kommen zu lassen. [...]
[...] Doch die Jagd auf einen Wal ist bei Moby Dick eh nur als bald biblisches Gleichnis zu betrachten, in dem ein von Vergeltung Besessener allem abschwört und bereit ist, sich und alles um ihn herum ins Verderben zu stürzen, um seine alte Nemesis zu zerstören. Dabei seine Untergebenen mit der Zeit ansteckt mit seinem Wahnsinn und sie wie ein Sektenführer mit offenen Augen in den sicheren Tod schickt, nur um seinen vermeidlichen Frieden zu finden. John Huston beschreibt diesen Ritt jenseits aller Vernunft und Zurechnungsfähigkeit als faszinierenden Sog, der sich für seine Zeit sehr viel traut und Gregory Peck als verbittertes Rache-Gespenst eines innerlich längst gestorbenen Mannes zu einer intensiven Performance anstachelt. Wenn er und das von ihm so lange verfolgte Phantom nach einem immer noch unglaublich spektakulären Showdown auf fast zynische Art für immer vereint scheinen, verliert der Film endgültig jede Form von Romantik und Heldentum, die er vielleicht anfangs noch suggerierte. [...]
[...] So eiert man in nie auch nur ansatzweise sitzenden Western-Boots durch den völlig falschen Film, der in einem ausgiebigen „Showdown“ mündet, der eher Scheibenschießen auf dem Rummelplatz gleicht. Da darf das hässliche CGI-Blut ordentlich durch die Luft spritzen und eine Menge namenloser Handlanger erschossen werden, von denen man bis dahin nie gehört hat. Und selbst wenn: Auch die ansatzweise reizvollen Figuren-Schablonen taugen doch nichts. Selbst ganz aktuelle Gender-Thematiken werden aufgegriffen und könnten sogar funktionieren, hätte der Film doch nur einen Plan, wie man mit seinen halbfertigen Ideenfetzen umgehen könnte. Das ist viel von irgendwas und nichts von konkret, aber genau das kennt man ja leider inzwischen zu Genüge aus dem bodenlosen Netflix-Film-Fass. [...]
[...] Manchmal schrappt der Film aufgrund seiner kodderigen Schnauze und ein paar sehr exzentrischen Figuren vielleicht nur haarscharf an einer Parodie vorbei, kann sich aber immer noch rechtzeitig wieder in die Spur lenken. Wer sich bei Tote schlafen fest oder Der Tod kennt keine Wiederkehr vielleicht an deren eher unkonventionellen Storytelling störte, dürfte mit dieser klar bis ins Detail aufgeklärten Geschichte sogar sehr zufrieden sein. Obgleich genau das ja erst den feinen Unterschied zwischen sehr guter Unterhaltung und individuellem Kunstwerk ausmacht, der diese beiden Verfilmungen in ganz anderen Sphären spielen lässt. [...]