JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Der Sternwanderer könnte auch viel schlichter inszeniert sein und würde trotzdem kaum etwas von seinem Charme einbüßen. Er ist eine liebevolle, kreative und mit einer unverkrampften Verve erzählte Gutenachtgeschichte, die ihren Zweck perfekt erfüllt und dabei generationenübergreifend funktioniert. Dazu hervorragend und spielfreudig besetzt, da merkt man jedem der teils prominenten Darsteller*innen den Spaß an der Partizipation an. [...]
[...] Spannend ist Caché trotz seiner unaufgeregten, Genre-desinteressierten Art von der ersten Sekunde an. Verstörend ohnehin von vorne bis hinten und mit seiner überlegten, da nie richtig konkreten, aber dennoch relativ eindeutigen Entschlüsselung seines Themenkomplexes gleich auf mehreren Ebenen nachwirkend. Haneke war schon immer großartig und außergewöhnlich, aber Caché hievt ihn nochmal auf ein anderes Level. Fast selbstverständlich bastelt er verkopftes Arthouse-Kino mit hochspannenden Genre-Elementen zusammen, um am Ende einen gesellschaftspolitischen Kommentar nicht mal mehr hinein zu schummeln, sondern ihn speziell dem französischen Publikum so unangenehm in die Wohlfühlzone zu schmieren, dass es fast schon feist wirkt. Vorgetragen in einer inszenatorischen Brillanz und mit ernüchternden Kaltschnäuzigkeit, die oftmals als kühl oder emotionslos missinterpretiert wird. Dabei sind es genau solche Filme, die das Kino – und besonders die Gesellschaft – ab und an dringend benötigt. [...]
[...] Meine Herren, was für ein Schweinefilm! Bei ihrem ersten Date legen Umberto Lenzi und Tomas Milian die Latte gleich mal so hoch, dass sie in vielerlei Hinsicht kaum noch zu reißen ist. Der Berserker ist nicht nur ihre wohl beste gemeinsame Arbeit, definitiv aber ihre räudigste. Und das Eine beflügelt durchaus das Andere. Mit einer fast schamlosen Brutalität, ungebremsten Zynismus und einem flotten Schiss auf alles was man irgendwie mit Political Correctness auch nur in Verdacht bringen könnte zieht dieser Streifen 100 Minuten lang eine einzige Schneise der Verwüstung. Die diesmal nicht wild kalauernde, sondern ins gleiche, üble Horn stoßende Synchro nimmt dabei kein Feigenblatt vor das ungewaschene Schandmaul. Aber wie sollte man es auch noch irgendwie witzig verkaufen, wenn völlig Unbeteiligte nur aus Spaß an der Freud halbnackt an einen Kronleuchter gebunden und massakriert werden, nachdem kurz vorher selbst ein Kleinkind über den Haufen geschossen wurde? Eben, also dann doch bitte gleich die volle Lotte. [...]
[...] Die Einfallslosigkeit ist ab einem gewissen Punkt mehr als nur ein Kavaliersdelikt und selbst angedeutete Ideen, wie die von Verrat in den eigenen Reihen, verpuffen sang und klanglos im Nirgendwo. Vermutlich wäre der Plot mit einem klassischen MacGuffin als Objekt der Begierde sogar besser gewesen, würde den Film somit noch mehr auf seinen eigentlichen Survival-Plot fokussieren. Die dadurch zugefügten Details erinnern nur noch mehr an den ganzen Mist, mit dem man sich in der Realität nun schon viel zu lange herumschlagen muss. Somit ist das nun nicht der Film, den man aktuellen sehen möchte, wenn man mal den Kopf freibekommen will. Das ist aber wirklich nur auf den zeitlichen Kontext gemünzt und so gesehen nicht ganz fair. Übrig bleibt am Ende ein handwerklich anständiger Film, dem leider viel zu schnell die Ideen ausgehen und sich alsbald nur noch als handelsübliche Stangenware entpuppt, die nach dem einmaligen Ansehen definitiv ausgedient haben dürfte. [...]
[...] Eine aus dem zeitlichen Kontext gerissene und damit völlig wirkungslose Romanverfilmungen, deren Plausibilität gegen Null tendiert und damit auch die Spannung auf ein Minimum reduziert. Lediglich die ordentlichen Hauptdarsteller (das hätte vor 20 Jahren auch niemand über Ben Affleck gesagt, der wird mit der Zeit tatsächlich besser) können überzeugen, der Rest ist nur das Lebenszeichen eines vergessenen Regisseurs, der sich seit den 80ern nicht mal ansatzweise weiterentwickelt hat.
[...] Dramaturgie und Darstellerleistungen fallen dabei aber beiden in die Kategorie „Stets bemüht“, was die blumige Umschreibung für im Grunde durchgefallen ist. Gerade Julia Roberts wirkt schlicht fehlbesetzt für ihren Part und spielt das mit einer völlig überzogenen Armes-Hascherl-Attitüde bis auf den Nullpunkt runter. Selbst John Malkovich bekleckert sich nicht mit Ruhm, speziell sein Mr. Hyde schrappt mehrfach nur haarscharf an einer Parodie vorbei. Das sich Jekyll und Hyde rein optisch, bis auf Kopf- und Gesichtsbehaarung, praktisch gar nicht unterscheiden und man es hier eindeutig immer mit ein und der selben Person zu tun hat (der Clark Kent Effekt lässt grüßen) ist für die angestrebte Ernsthaftigkeit natürlich nicht unbedingt zuträglich. Schlussendlich ist es der grundsätzlichen Qualität der Geschichte, den guten Nebendarstellern (allen voran Glenn Close, Hillbilly Elegy) und der souveränen Inszenierung von Stephen Frears geschuldet, dass Mary Reilly auch als einer der weniger geglückten Jekyll & Hyde-Varianten sich noch irgendwo im passablen, aber nicht notwendigen Mittelfeld einsortieren kann. [...]
[...] José Giovanni skizierte stets gescheiterte (Anti)Helden, denen kurz vor dem Licht am Ende der Tunnel direkt vor der Nase einstürzt. Da macht auch dieser von Robert Enrico fantastisch inszenierte Film keine Ausnahme und mündet in einem bitteren Finale, das aufgrund der empathischen und Figuren-konzentrierten Erzählung nur seine volle Wirkung entfalten kann. Dazu exzellent fotografiert - von den rasanten Flug- und Renneinlagen, den malerischen Impressionen der afrikanischen Küste oder dem Finale im Fort Boyard -, mit einem ähnlichen sehnsüchtigen wie melancholischen Score unterlegt und von seinen charismatischen Darstellern in authentischer Harmonie ideal verkörpert. [...]
[...] New York, New York ist ein flüchtiger Film, im besten Sinne. Der immer ausschließlich im Moment zu existieren scheint, dafür dann mit voller Inbrunst. Man kann sich in diesem Film wunderbar fallen und mitreißen lassen, ohne dass er objektiv betrachtet über inhaltlich besonders bedeutsame Substanz verfügen würde. Es ist eine einzige Liebeserklärung. An das Kino, an die Musik; an all die Verrückten, die bereit sind sich für ihre Passion zu opfern und natürlich auch an New York, dem dieser Film auch noch seine bis heute nicht mehr wegzudenkende Hymne spendierte. Kraftakt und Mutprobe zugleich, was im ersten Moment vielleicht gar nicht als solches wahrgenommen wird. [...]
[...] Da wird die frühe, inzestuöse Vergewaltigung der Protagonistin als „psychologisches Motiv“ für ihre Taten, Sozialprognose wie insbesondere die ebenso gestörte Beziehung zu ihrer Brut wilder Kojoten schamlos in den Raum geschissen (da wird auch später munter kreuz und que(e)r gebumst), aber wenn Corman eins konnte, dann genau so was als super-steile Sause erstaunlich kompetent mit wenig Geld und Zeit zum kleinen Rotz-Klassiker hochzujazzen. Nichts anderes ist Bloody Mama: Ein Fest der großen Handwerkskunst und des Geschicks seines Regisseurs, aus theoretischen Geschmacklosigkeiten immer noch einen großen Spaß zu generieren. Die Ironie wie das clevere Kalkül hinter diesem wuchtigen, brutalen und positiv-ranzigen Budenzauber ist omnipräsent, für seine Mittel ist das viel zu gut besetzt wie inszeniert und all das, was man diesem Anti-Biopic berechtigt vorwerfen könnte, wirft er dir mit einem fetten Grinsen zurück an den Kopf. [...]
[...] Das Alien, das aus der Schüssel kam. An und für sich ist das ja eine ganz spritzige Idee, nur dann muss man es zwingend in einem entsprechenden Kontext verkaufen. Dreamcatcher könnte super eine campy Hommage nicht nur an Ridley Scott und John Carpernter, sondern viel mehr an das possierliche wie leidenschaftliche Sci-Fi-Kino der 50er und 60er sein, nur das bekommt man schlicht nicht gewürfelt. Dafür nimmt sich der Quatsch – selbst bei diesen Steilvorlagen – aus unerklärlichen Gründen viel zu ernst und will sich lieber als A-Kino verkaufen, in dem die pubertären Sprüche eher peinlich als spaßig wirken und die gesamte Storyline um einen Men in Black-Colonel Kurtz-Verschnitt (Morgan Freeman, Million Dollar Baby) wie aus einem komplett anderen Film erscheint. [...]
[...] Ein ehrlicher, aufrichtiger und unschätzbar wichtiger Film, der sich im Rahmen seiner Mittel maximal bemüht, ein realistisches Bild dieser noch sehr verletzlichen und in Schockstarre verfallenen Zeit zu kreieren. Dabei den Finger tief in die Wunde legt, ohne in unreflektierte, reaktionäre Verhaltensmuster zu verfallen. Ein krasser Kontrast zu einer Filmlandschaft, die sich kurz zuvor entweder durch stoisches Ignorieren oder reine Propaganda (auf beiden Seiten) überwiegend versuchte aus der Affäre zu ziehen.
[...] Beginnt speziell die eigentliche Romanadaption noch als inhaltlich reizvolles und handwerklich (durchgehend) gekonnt inszeniertes Sittengemälde, welches die entmenschlichende Gesellschaftsstruktur aus der Sicht der Bourgeoisie aufs Hässlichste entlarvt, wirkt der „Nebenplot“ schon früh als irritierender Störfaktor, dessen Nutzen sich eben erst gen Ende in seiner Funktion herausstellt. Mehr aber auch nicht. Ohne die ironische und weitblickende Stilistik des Romans verkommt auch der Mainplot irgendwann zur melodramatischen Edel-Soap mit stimmigen Szenenbild, toller Ausstattung und hervorragenden Darstellern, während sich im Sideplot unsympathische Egomanen wundern, dass sie keiner liebhat. So gut die Vorlage sein mag, so viel hier an messbaren Qualitäten vorhanden ist und so gut das Meta-Konstrukt in der Theorie klingen mag: am Ende des Tages ist besonders Letzteres nur wie ein fauler Budenzauber. Man sollte sicher keinen Achteinhalb erwarten, aber das erweist sich leider ausschließlich als Mittel zum Zweck. Und verdeutlicht um so mehr, warum einer Verfilmung des Buches mit so viel Skepsis begegnet wurde. [...]
[...] Aufwändig, prächtig ausgestattet und relativ gut besetzt, inhaltlich aber kaum der Rede wert. Seichtes Unterhaltungskino, das durchaus Potential zu mehr hätte, daran nach anfänglichen Ansätzen aber offenkundig kein Interesse hat und lieber mit seinem Restbudget anständig um sich schmeißt, anstatt das Drehbuch auszuarbeiten. Schlecht ist das alles nicht, notwendig aber genauso wenig. Wer sich an so was nicht satt sehen kann, bekommt immerhin einiges geboten. Ist nicht unsympathisch, penetrant und irgendwie auch unterhaltsam, aber wirklich auf einem sehr überschaubaren Niveau.
[...] Hier bekommt man in komprimierter, klaustrophobischer Form einen Clash der Gesellschaftsschichten, Generationen und Lebenseinstellungen, der den Geist der 80er dabei perfekt widerspiegelt und in der Hauptsache natürlich die übliche Formel der Bestie Mensch gekonnt auf seine (An)Spannungstauglichkeit ausreizt. Bei allen „messbaren“ Elementen ist man hier ohnehin ganz weit vorne. Die Kameraarbeit von Jacques Steyn ist sensationell und der Score von Jacques Zwart erinnert in seinem pulsierenden Minimalismus ein wenig an John Carpenter. Und Götz George reißt hier mal wieder komplett die Hütte ab. [...]
[...] Frankenstein schuf ein Weib ist nicht etwa die HAMMER-Version von Frankensteins Braut (1935), wie es der Titel vermutlich suggerieren mag. Tatsächlich hätte diese vogelwilde Interpretation des bekannten Stoffes auch gewaltig in die Hose gehen können, doch selbst im fortgeschrittenen Alter gelingt Routinier Terence Fisher ein erstaunlicher Drahtseilakt aus klassisch-liebgewonnenen Gothic-Horror-Elemente und modernem, campy Revenge-Thriller, der natürlich immer hart an der Kante zum poppigen Trash balanciert. Damit kommt er aber nicht nur exakt zum richtigen Zeitpunkt um die Ecke, sondern verwendet die Prämisse mit der notwendigen Ausgewogenheit von Augenzwinkern und Seriosität. Als Fan der Reihe fühlt man sich nie verschaukelt und bekommt eine inszenatorisch einwandfreien wie inhaltlich abwechslungsreichen, kreativen Film geboten, der der bereits in den 40ern zu Tode gemolkene Grundidee im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Anstrich verleiht. Das passt ganz wunderbar in den damals aktuellen Umschwung der Filmlandschaft allgemein und wagt gerade im doch langsam altbacken wirkenden Katalog der HAMMER-Studios mal neue Wege, die danach aber leider wieder relativ schnell verlassen wurden. [...]
[...] Man muss vorsichtig sein, was man im Vorfeld über Details des Plots verrät, zu wichtig sind sie für die Wirkung. Das beinhaltet explizit nicht den Ablauf der Geschehnisse, sondern ganz konkret, wie dort eins zum anderen führt und welche sarkastischen Wahrheiten dahinterstecken. Das Finale ist bezogen auf seinen Aufbau ein echter Paukenschlag, obwohl es eigentlich nur die logische Konsequenz ist, wenn man den Glauben an das unerschütterliche Urvertrauen noch nicht komplett verloren hat. Das sich die aktuelle, „herrschende“ Generation so ihr eigenes Grab schaufelt - ausgerechnet durch die, die es hoffentlich mal besser machen werden -, ist in seinem galligen Unterton kaum noch als subversiv zu bezeichnen. Und gerade deshalb so mutig wie unbequem, speziell zum damaligen Zeitpunkt. [...]
[...] Frankenstein-Quereinsteiger und Gelegenheits-Gucker können sicherlich mit „Frankensteins Ungeheuer“ deutlich mehr anfangen, ist er doch für seine Mittel anständig inszeniert und bietet eine Geschichte, die praktisch ohne alle Vorgängerfilme und Inspirationsquellen auch so verständlich funktioniert. Speziell im Direktvergleich mit den beiden Erstlingen von Terence Fisher offenbaren sich jedoch seine Schwächen und glücklosen Abweichungen frappierend. Schon bemerkenswert, wie wichtig Fisher für das Franchise tatsächlich war, denn unter seiner Führung war man danach schnell wieder in der Spur. Und das ist bei einem 4. oder 5. Teil längst nicht selbstverständlich.
[...] Trotzdem: so bekloppt, rammdösig und höchst albern dieser Schund auch sein mag, einen gewissen Unterhaltungswert und vor allem putzigen Charme kann man ihm unmöglich absprechen. Es ist immer wieder herrlich mitanzusehen, wie bei solcher Art Filmen einfach ungeniert drauflosgedreht wurde und man um keinerlei - nennen wir es mal „Hommage“ – selbstbewusst verlegen war. Da wird sich ohne falsche Scheu an jedem nur grob vergleichbaren US-Film bedient das sich die Balken biegen, eine Szene ist praktisch die Ratten-Italo-Version vom Finale aus Hitchcock’s Die Vögel. Dazu düdelt ein wahnsinnig schlichter, aber irgendwie in Relation passender Score, der klingt wie eine Mischung aus John Carpenter-Synthis und Lucio Fulci-Orgeln für Arme. Garniert mit ein paar schmierigen Gore- und Gekröse-Effekten, in die bestimmt die meiste Zeit investiert wurde. Zumindest sehen die am besten aus. Nicht gut, aber gemessen am Rest eben passabel. Und selbst wenn man den Film all das nicht mal ansatzweise schuldmindernd anrechnen möchte: Diese Pointe haut dem Fass komplett den Boden raus. Wer das nicht feiert, dem ist doch beim besten Willen nicht mehr zu helfen. [...]
[...] Es ist ziemlich leicht, auf Bullet – Auge um Auge einzuprügeln, dafür klaffen hier Anspruch und Wirklichkeit viel zu deutlich auseinander. Mickey Rourke suhlt sich hier durch seine Figur mehr oder weniger in Selbstmitleid und stellt sich als geprügelter Kampfhund beinah märtyrerhaft ins Schaufenster, während sein Drehbuch von Klischees und wüsten Überzeichnungen nur so strotz. Als ernsthaftes Fixer- und Gangsterdrama funktioniert der Streifen genau genommen überhaupt nicht, auch da der Musikvideo-Profi Julien Temple vom effektiven Inszenieren eines Spielfilms nicht allzu viel Ahnung besitzt. Der kann zwar Rourke verwegen mit nacktem Oberkörper beim Streetfight im Regen in Szene setzen, alles andere wirkt wie ein zweit-bis drittklassiger TV-Film. Als prolliger Ghetto-Trash lässt sich der Film aber dennoch ganz vergnüglich konsumieren. Das liegt zum einem an dem erstaunlich ordentlichen Cast: so unreflektiert und eindimensional die Rolle von Mickey Rourke doch ist, er weiß sie dennoch irgendwie beeindruckend zu verkörpern. Es passt einfach perfekt zu ihm. Zu der gescheiterten Existenz, die er damals leider schon war. Dazu Adrien Brody (dessen damals noch frische Karriere ja erschreckende Parallelen zu der von Rourke später aufweisen sollte) & Ted Levine, der bis heute immer eine sichere Bank ist. Das ist schon recht stattlich. Zum anderen finden sich in dem generell einfältigen Drehbuch tatsächlich ein paar Ideen, die an und für sich ganz interessant oder in diesem Kontext zumindest unterhaltsam sind. Dieser ganze Part von Ted Levine könnte im Prinzip schon einen eigenen Film tragen – wenn es denn vernünftig ausgearbeitet wäre. [...]
[...] Auch wenn Joe Carnahan hier keine wirklich neuen Ideen auf den Tisch bringt und das Drehbuch gen Ende etwas zu sehr in vorhersehbare, da oft gesehene Gefilde abdriftet, der Weg dahin gestaltet sich meist mitreißend und vor allem ungemein impulsiv. Im Gegensatz zu späteren Arbeiten soll Narc nicht cool, lässig und verpsielt sein. Er ist pessimistisch, verbissen, zermürbend und von einer rauen, kantigen Geradlinigkeit geprägt, die eine ungemeine Wucht mit sich bringt. Dem lässt sich unmöglich entziehen und sorgt für ein intensives Seherlebnis, das auch beim wiederholten Male kaum etwas von seiner Faszination und seinem positiv-bitteren Beigeschmack einbüßt. [...]
[...] Diese staubig-bluttriefende Räuberpistole mit Western-Anleihen erinnert in seiner Mischung aus bis an die Schmerzgrenze überzeichneten Figuren, Over-The-Top-Shootouts und zusammengebastelten Story-Bausteinen aus dem Best-Of-Genre-Katalog zwar ziemlich deutlich an den ziemlich ätzenden Smoking‘ Aces, doch diesmal kriegt Carnahan noch halbwegs die Kurve. Das Assault On Precinct 13-Setting und Gerüst funktioniert auch nach der x-ten Variation immer wieder erstaunlich effektiv und besonders zu Beginn läuft das Ganze ohne Ermüdungserscheinungen oder überflüssigen Ballast wie am Schnürchen. Die toughe Alexis Louder (The Tomorrow War) dient hervorragend als emanzipierter Empowerment-Puffer zwischen den beiden Testosteron-Bombern Frank Grillo (Killer’s Bodyguard 2) und Gerard Butler (Greenland), die in ihrem affektierten Alphamännchen-Gehabe diesmal weniger auf den Sack gehen als gewohnt, sondern beinah schon wie ein gewollte Selbst-Parodie agieren. Dazu scheppert es ihr mitunter gewaltig. Das bei Carnahan ordentlich Blei durch die Luft fliegt gehört praktisch zum guten Ton, ein paar äußert grimmig-derbe Momente bleiben aber sogar im Gedächtnis hängen, wenn der ganze Pulverdampf verflogen ist. [...]
[,,,] Nach 60 Minuten ist der ganz Spuk vorbei. Und jetzt? Keine Ahnung was sich Uwe Boll dabei gedacht hat oder ob er erst beim Schnitt festgestellt hat, dass das für ein ursprünglich sogar als Kinofilm angedachtes Werk deutlich zu wenig ist. Plötzlich tritt er selbst vor die Kamera und führt uns die nächsten 12 Minuten an die realen Schauplätze. Und erzählt uns da ernsthaft noch mal das, was wir gerade eben doch schon gesehen haben. Wenn er hier nochmal irgendwelche anderen und neuen Erkenntnisse auf den Tisch bringen oder Interviews mit Betroffenen führen würde. Oder wenigstens mal auf die Tatsache näher eingehen würde, warum die Polizei an jenem Abend nicht erreichbar war, was vermutlich einigen Menschen mehr das Leben kostete. Das wird abgetan mit dem üblichen Satz vom Totalversagen der Verantwortlichen, der interessanten Frage auf den Grund zu gehen, warum das denn so war, darauf kommt Uwe Boll nicht. So ist dieser Part nicht nur in seiner Existenz ziemlich irritierend, er ist vor allem komplett überflüssig und es beschleicht sich das unangenehme Gefühl, da sollte schlicht Zeit mit überbrückt werden. Gleiches trifft leider auch auf die letzten Minuten des Films zu, in denen die Namen aller Todesopfer von rechtsextremer Gewalt seit 1990 in Deutschland eingeblendet werden. Ja, es soll ihnen zum Gedenken sein und auf die Vielzahl solcher Taten hinweisen, aber auch dass nimmt letztlich vermutlich nur die dringend benötigte Zeit von der Uhr. Am Ende fragt man sich, wie um alles in der Welt man jemals glauben konnte, dass irgendjemand so was in der Form allen Ernstes in Kino bringen sollte. Und das von jemanden, der schon so lange im Geschäft ist. [...]
[...] Der zwischen seinen groben und zugegeben gewollt plakativen Exzessen, die ihren eindeutigen Höhepunkt bei der völligen Eskalation einer Trauerfeier finden, sich sehr wohl mit der Materie und den Hintergründen mehr auseinandersetzt, als ihm vorschnell abgestritten werden kann. Es sind kleine Momente, die sich aber nicht als willkürlich oder zufällig abtun lassen. Allein bei der Schlussszene befinden sich Die wilden Engel und Easy Rider fast auf Augenhöhe. Der Traum ist aus, tot und begraben, und das Weglaufen ist jetzt keine Option mehr. Es würde sogar dem widerstreben, was man in seinem Gebaren immer propagieren wollte. [...]
[...] In seiner Mittelprächtigkeit ist es dann auch fatalerweise begründet, dass das bewusst grimmige Auftreten von Tony Todd keine Gänsehaut erzeugt, sondern manchmal droht einen unfreiwillig komischen Touch zu erhalten. Das Gespenstische, Tragische und teilweise sogar Majestätische seiner Performance im Original wird einfach nicht die rechte Bühne geboten, obwohl er grundsätzlich kaum etwas anders macht. Da stimmt einfach der Rahmen nicht. Das sind jetzt viele Gründe, warum Candyman 2 – Die Blutrache gemessen an seinem Vorgänger und den generellen Möglichkeiten eine Enttäuschung ist, aber gerade zu dieser Zeit kann man ihn noch als halbwegs akzeptablen Horrorfilm bezeichnen. Handwerklich ist das überwiegend solide, gewisse Bemühungen sind zu erkennen und wenn ernsthaft ein Interesse bestanden hätte, mehr als nur Dienst nach Vorschrift abzuliefern, dann könnte auch dieser Film in seinem Ausbau der Background-Story ganz anständig funktionieren. [...]
[...] Homeboy ist unverkennbar ein leidenschaftlicher, nichtdestotrotz maximal mittelmäßiger Film, der gerne das wäre, was Darren Aronofsky exakt 20 Jahre später mit The Wrestler für Mickey Rourke erschuf. Die Parallelen sind unverkennbar, dies Diskrepanzen umso mehr. Das einfältige Skript aus der Feder von Rourke scheitert an seiner massiven Selbstüberschätzung und fädelt nur unzählige Klischees an der Grenze zur Parodie aufeinander. Passend dazu spielen auch die Stars völlig aneinander vorbei. Rourke glaubt, er würde mit seinem käsigen Drehbuch ernsthaft um einen Oscar buhlen, während Christopher Walken eine lässige Rummel-Performance aus dem Ärmel juckelt, die man für keine 5 Cent ernst nehmen kann. So ist der ganze Film gefangen in einer Bubble aus trashiger Seifenoper & ambitioniertem Pseudo-Arthouse, was weder in die eine, noch die andere Richtung funktionieren kann. [...]