JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Während Jean-Paul Belmondo (Der Profi) und Jean Seberg (Airport) ein legendäres Leinwandpaar mit einer bald magischen Chemie bildeten, bleiben ein stellenweise unerträglich überdrehter Richard Gere (Pretty Woman) und eine so wunderschöne wie darstellerisch limitierte Valérie Kaprisky (Die öffentliche Frau) etwas auch nur Vergleichbares konstant schuldig. Ausgeglichen wird das durch zahlreiche ineinander verschlungene Hochglanz-Nackedei-Tollereien, mit der in den 80ern gerne versucht wurde das Publikum ins Kino zu locken. Das ist sicher nicht ganz so niveaulos und beschämend wie in einem 9 ½ Wochen, einen Mehrwert außerhalb des Hosenstalls sucht man dennoch vergebens. Eine Aneinanderreihung schöner Bilder von hübschen, egoistischen Arschgeigen, die einem den Buckel bis dahin runterrutschen können, wo keine Sonne scheint – wenn man denn bekleidet ist. Mit etwas mehr Action und Rasanz soll speziell im Finale sich nochmal modern vom hier bereits längst in weite, weite Ferne gerückten Original abgehoben werden, was aber ausschließlich in die qualitativ entgegengesetzte Richtung gelingt. Der grundsätzliche Versuch und die stilistischen Fähigkeiten des Films sind nicht uninteressant und dürfen gerne gelobt oder wenigstens anerkannt werden. [...]
[...] Grosse Pointe Blank ist schlicht brillant – und immer noch wahnsinnig unterschätzt. Dieser Film ist so harmonisch in seinen Elementen, so unglaublich pointiert in allen Details, so hinreißend, sarkastisch und spitzbübisch wie der fabelhafte John Cusack, der auch am Drehbuch mitwirkte und sich die Rolle des Killers mit Beziehungskomplex quasi auf den Leib schrieb. Hier steckt so viel Liebe drin, wie ignorant kann man sein um das nicht zu bemerken? Es ist wie ein einzigartiges Crossover vom Besten der 80er und 90er. (Verspätetes) High-School-Coming-of-Age trifft auf ironischen Kugelhagel mit geschliffenen Dialogen. Die Situationskomik ist durchgehend umwerfend, ohne auf Slapstick oder schrillen Nonsense zu setzen. Das sind Szenen, die auch nur leicht abweichend inszeniert, geschrieben oder gespielt komplett unbemerkt verpuffen könnten. Stattdessen landet hier ein Volltreffer nach dem anderen im Bullseye. Unterlegt mit einem perfekt gewählten und platzierten Soundtrack (99 Luftballons wird nie mehr ohne entsprechende Assoziation ablaufen) und mit einem irrwitzig-rasanten Showdown versehen. Einfach alles an diesem Film ist so wie es ist eigentlich perfekt. Er mag unspektakulär und tiefenentspannt wirken, ist genau deshalb so mit sich im Reinen und versprüht eine positive Energie, die ihresgleichen sucht. Einer der schönsten und witzigsten Filme der 90er. Einer, der bei jeder Sichtung nur noch mehr dazu gewinnt. [...]
[...] Karin Dor stellt hier erstmals ihre echten Qualitäten als Leading-Actress unter Beweis. Sie kann den Film mühelos tragen und nicht nur als hübsches Anhängsel Spalier stehen. Als Aufsteiger aus der zweiten Reihe erweist sich zudem der schon bei Der Frosch in der Maske als Chefinspektor aktive Siegfried Lowitz, der beinah wie ein Doppelagent zwischen dem Beruflichen und dem Privaten agiert und somit bis zum Schluss in keine Schublade einzuordnen ist. Der Film hantiert geschickt mit der selbstgeschaffenen, bewussten Irritation und Manipulation des Zuschauers. Kein Joachim Fuchsberger, kein Kinski, selbst für den unvermeidlichen Serien-Täter Eddi Arent bleibt nur ein kurzes, wenn auch wie gewohnt drolliges Cameo übrig. Sie werden einfach nicht benötigt. Harald Reinl war für Rialto sowas wie Terence Fisher (Dracula) für die HAMMER-Studios: Jemand, der genau verstanden hat, worauf es bei dieser doch sehr speziellen Art von Filmen ankommt und auch in der Lage war, es entsprechend umzusetzen. Unter seiner präzisen und trotz aller liebgewonnenen Gewohnheiten doch sehr eigenen Inszenierungen wird Der Fälscher von London zu einem kleinen Highlight der ersten Wallace-Welle. Schnell, überraschend, undurchsichtig und trotz der hauseigenen Ironie und des nicht zu verleugnenden Pulps niemals dumm oder unüberlegt. [...]
[...] Wir fassen zusammen: Praktizierende Satanisten im Manson-Family-Style sind voll auf Acid UND tollwütig. Heidewitzka, na dann gute Nacht. Und genau so kommt es auch. Aus dieser irren Prämisse werkelt David E. Durston eine kleine Perle des ultra-versifften Grindhouse-Kinos. Niemals ernsthaft spannend, dafür ungemein drastisch und radikal. Für seine mikroskopischen Mittel erstaunlich versiert inszeniert, überzeugend in seiner rotzigen Stimmung und seinem bitter-bösen Humor. Sobald der Irrsinn im letzten Akt mit Schaum vorm Mund endgültig von der Kette gelassen wird, gibt es sowieso kein Halten mehr. Das furiose Schlussdrittel ist des Wahnsinns fette Beute. Die Blumenkinder des Teufels stürmen wie vom tollwütigen Affen gebissen durch die Gegend, schlachten alles kurz und klein oder bumsen sich durch die notgeilen Kumpel aus der Gemeinde, um die Raserei auch noch zu verbreiten. Das Ganze erinnert an einen Hybrid aus den frühen Werken von Herschell Gordon Lewis (Blood Feast), George A. Romero (Crazies) und Wes Craven (Das letzte Haus links), nur mit einer extra Portion Madness on top. Für einen wirklich großen Horrorfilmklassiker reicht es sicherlich nicht ganz, für einen saftigen Exploitation-Knaller aber massig. Das Ding hat richtig Pfeffer im Arsch, besitzt ordentlich Wiedererkennungswert und verfügt über diese unnachahmliche Mischung aus Gore, Blödsinn und Geistesblitzen. Wer den einmal gesehen hat, wird ihn garantiert nicht mehr vergessen. Mehr kann man von so einem Film kaum erwarten. [...]
[...] Kaum ein Ort wäre wohl stellvertretender für offen ausgelebte Trauma- und Vergangenheitsbewältigung wie Hiroshima. In dem sich offensiv gegen das Vergessen gesträubt wird, um die Gegenwart und Zukunft besser zu gestalten. Während für die von Emmanuelle Riva grandios verkörperte Protagonistin der Tag der Befreiung durch die Resistance ihr eigenes Martyrium erst eröffnete, war das Grauen von Hiroshima für den Rest der Welt (und auch für sie) der Tag des Friedens und der Erleichterung. Diese Paradoxen werden aus den jeweiligen Perspektiven glaubhaft und erschreckend-logisch nähergebracht, spielen aber dennoch nur eine begleitende Rolle. Im Mittelpunkt steht ein aufwühlendes Psychogramm, von Resnais in einem poetischen und absorbierenden Rauschzustand von bitter-süßer Ästhetik vorgetragen. [...]
[...] Das Antlitz des Todes sät Zweifel, aber zerbricht das vorher so ausgiebig aufgebaute Idyll nicht mit einem Ruck. Leise schleicht sich ein Whodunnit-Plot ein, der aber gar nicht seinen Höhepunkt erreicht, sondern sich irgendwann ziemlich überraschend von diesem Konzept löst. Nun entwickelt das Ganze eine völlig andere Dynamik, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden soll. Das wirklich Interessante daran ist seine inszenatorische Vorgehensweise. Die anfängliche Harmonie verflüchtigt sich immer mehr, schlägt von Zweifel in Misstrauen bis ins bitterbös Perfide um. Nicht abrupt, es ist ein fließender, absolut harmonischer Prozess. Was wieder das bewusst Irritierende, in Wahrheit aber extrem Clevere an diesem Film hervorhebt. Er verwandelt sich von einem Extrem in das andere, als wäre es das Normalste von der Welt. Ohne dabei seine Ästhetik jemals ernsthaft zu ändern. Diese Irritation, die sich ja bereits im Vorspann andeutete, zieht sich als bewusst roter Faden durch den gesamten Film und ist Hauptmerkmal seiner tatsächlich fabelhaften Umsetzung. [...]
[...] Statt der alten Sequel-Faustformel von „Das Gleiche nochmal mit mehr Zunder“ stumpf zu folgen geht Frankensteins Rache den exakt richtigen Weg – was ihn tatsächlich zum besten Teil der Reihe macht. Er reduziert seinen Kreatur-Faktor auf ein Minimum und stellt dabei deutlicher die Figuren wie ihre Beweggründe in den Vordergrund. Genau genommen gibt es hier kaum eine echte Kreatur bzw. sie tritt kaum so auf, wie in allen vergleichbaren Werken, selbst außerhalb der HAMMER-Studios. Dadurch rückt er, trotz eines natürlich völlig veränderten Plots, von der Intention sogar näher an die ursprüngliche Geschichte von Mary Shelley heran als einige der vom Ablauf „werkgetreueren“ Verfilmungen. Wer einen flotten Monster-Schocker erwartet könnte sogar schnell enttäuscht werden, dafür gelingt es dem von Terence Fisher vorzüglich inszenierten und mit sarkastischer Ironie angereicherten Streifen die moralische wie ethische Komplexität des Themas erstaunlich gekonnt für sich zu nutzen. Natürlich nicht auf meisterlichem Niveau, das ist auch gar nicht dessen Anspruch. Trotzdem verdeutlicht er wie wohl kein Zweiter, wie unwichtig das (künstlich geschaffene) Monster eigentlich für einen guten Frankenstein-Film sein kann. Darüber hinaus hat er auch noch ein nahezu perfektes Ende. Vielleicht entschied man sich deshalb bei Frankensteins Ungeheuer für eine Art Neustart. Wenn schon, dann bitte so. [...]
[...] Von Gregg Tonland in manchmal schon gespenstischen Bildern grandios eingefangen erweist sich Früchte des Zorns nicht nur als damals relevantes Gesellschaftsdokument, sondern bietet unangenehme Parallelen zum aktuellen Zeitgeschehen. Die Flüchtlingspolitik der letzten Jahre und besonders die erschreckenden Reaktionen aus der angeblich gutbürgerlichen Mitte der Gesellschaft zeigen sehr deutlich auf, dass sich Geschichte sehr wohl immer wiederholt. Halt in einem anderen Kontext, der Inhalt bleibt mehr oder weniger komplementär. Das konnte 1940 so natürlich noch niemand ahnen (oder hoffen), doch selbst rein begrenzt auf seinen zeitlichen Rahmen ist die vorausschauende, mutige Aussage des Films absolut bemerkenswert. Die praktisch zwei völlig verschiedene Gesellschaftsmodelle in Co-Existenz darstellt, die wirken als würden zwei Parallelwelten aufeinanderprallen. Und dabei schon ziemlich stark unterstreicht, welche davon – aus seiner Sicht - die Humanitärere ist (und nochmal: Ein John Ford-Film!). Ziemlich sicher, wäre dieser Film erst während des Kalten Krieges entstanden oder wäre er wie seine Vorlage zum damaligen Zeitpunkt nicht schon zum Ritter geschlagenes, amerikanisches Kulturgut gewesen, die Sache wäre ganz tief im Giftschrank verschwunden. Es auch aus dieser Perspektive zu betrachten macht das Ganze nochmal etwas spannender. [...]
[...] Daraus hätte ein richtig knackiger, vielleicht sogar radikaler Agententhriller werden können, gerade da er sich weniger um politische Interessen, sondern eindeutig um emotionale Vergeltung dreht. Dafür enttäuscht die dennoch handelsübliche und trotz einiger versuchter Verwirrungen wenig überraschende noch glaubwürdige Geschichte, die lediglich durch sein desillusioniertes Ende etwas überzeugen kann. Davor wird sich weder erzählerisch noch inszenatorisch eine eigene Identität erschaffen, was den Film in der breiten Masse nahezu verschwinden lässt. Selbst das alte Kantholz Lino Ventura kann da kaum etwas bewirken. Allein der Blick auf die praktisch zeitgleich veröffentlichte Konkurrenz macht sehr deutlich, dass Die Haut des Anderen einfach zu wenig besitzt, um gerade im universell verwertbaren Kontext noch ernsthafte Relevanz für sich zu beanspruchen. [...]
[...] Fantastisch fotografiert wird in wundervollen Gothic-Sets eine Mischung aus Whodunnit-Krimi und pechschwarzer, makabrer Komödie vorgetragen, bei der das ursprünglich angedeutete Hauptthema – die Suche nach dem verstorbenen Hausherren – im weiterem Verlauf beinah zur Nebensache verkommt. Bald beiläufig wird dieses Rätsel irgendwann gelöst, da hat schon längst eine andere Geschichte den Plot für sich erobert. Genussvoll wird die raffgierige, bucklige Verwandtschaft gegeneinander aufgebracht und das Publikum - das eh schon die Antwort kennt, nach der die ganze Zeit gesucht wird – bekommt deren moralisch verdorbene, aber viel unterhaltsamere und spannendere Auswüchse mit satirischem Augenzwinkern auf einem exzellent polierten Silbertablett serviert. [...]
[...] Die Geschichte ist eine Mischpocke aus Fantasy, Italowestern, Sandalenfilm und Flachwitzkomödie – mit einem dazu (un-)passenden Score-Eintopf aus dem Oliver-Onions-Flipperautomat -, die tatsächlich ab und an ein paar wunderbar abstruse (und ebenso rohkrepierende) Ideen rauskloppt, am ehesten aber punktet durch die brachiale Synchro aus dem Hause Rainer Brandt. Da bleibt keine Chance ungenutzt, selbst die banalste Momentaufnahme in ein Kalauerfeuerwerk jenseits von Gut und Böse zu verwandeln. Das schwankt – wie der ganze Film – zwischen wirklich hohl in den Raum gefeuertem Nonsens („Mein Junge, wenn sie nicht so wollen wie du willst, dann beißt du ihnen eine Beule in den Bart, dass sie nicht geradeaus laufen können – oder ziehst ihnen einen Scheitel mit der Fahrradkette“) und im Kontext beinah grenzgenialen Lattenkrachern („Das Einzige woran diese Weiber denken können ist Krieg. Das Essen lassen sie anbrennen und die Getränke sind warm. Nicht mal`nen Kühlschrank können sie abtauen“), die Trefferquote liegt gänzlich im Auge des Betrachters. [...]
[...] Verdammt viel Ernte vom Gore-Acker, der nach einem schwerfälligen Beginn irgendwann reichen Ertrag bringt. Das ist extrem drastisch und plastisch sehr ordentlich umgesetzt, mehr als diese Schweinerei und die gewollten Anleihen bleiben nicht im Gedächtnis. Regisseur & Co-Autor Maximiliano Contenti ist handwerklich begabt, zweifellos passioniert wie bewandert im Bereich des europäischen Horrorkinos, vernachlässigt bei diesen Lobpreisungen jedoch das eigene Produkt. Spannend, aufregend oder eigenständig ist sein Werk niemals und spult nur ein leidlich amüsantes Fan-Paket herunter, bei dem es am Ende wenigstens ordentlich zur Sache geht. Dabei meint man kurzzeitig sogar eine kleine Message erkennen zu können, die letztlich nicht weiter erwähnt wird und somit auch wohl nur plakatives Mittel zum Zweck ist. Ein im wahrsten Sinne des Wortes blanker Eye-Catcher. Schade. [...]
[...] Das sich Genrefilme oft ähneln und gegenseitig voneinander profitieren gehört zum Geschäft, die Kunst darin liegt aus Altbekanntem dennoch etwas Aufregendes oder zumindest Unterhaltsames zu gestalten. Dieser nun endgültig bis zur Auflösung wieder und wieder aufgetragene Killerin-für-Anfänger-Stoff wird kaum noch von sein 1 ½ mittelmäßig-dynamischen Actionszenen und einer engagierten, aber auch nur im Verhältnis zu ihrer einfallslos gestalteten Figur noch halbwegs überzeugenden Blake Lively zusammengehalten. Abgerundet von der an den Haaren herbeigezogenen Wenn-juckt-es-Pointe, die vermuten lässt, das Drehbuchschreiben wurde auch im Harakiri-Schnelldurchlauf in der schottischen Einöde gelehrt. [...]
[...] Das Telefongespräch ist dabei Dreh- und Angelpunkt wie alleiniger Kontakt zur Außenwelt. Es ist der Ursprung allen Übels, gleichzeitig aber auch die einzige Informationsquelle und letztlich auch mögliche Notrufressource, die einer sich komplett selbstüberlassenen und heillos überforderten Frau übrigbleibt. Diese Prämisse reizt Du lebst noch 105 Minuten brillant aus, wird so doch ein an sich wahnsinnig komprimiertes Ein-Personen-Stück geschickt mit erzählerischer Tiefe und einer inszenatorischen Breite ausgestattet, ohne die naturgegebene Qualität und Anspannung des Szenarios zu verwerfen. Ganz im Gegenteil, erst in dieser Form entfaltet diese Idee erst sein komplettes Potential. Hochspannend konzipiert, komplex konstruiert und bitter-böse konzentriert. Eine ausführliche, analytische Kritik zu diesem Film zu verfassen ist ohne Spoiler schier unmöglich, deshalb soll es bei diesem schlanken Rahmen belassen werden. Dem Filmgenuss ist es nur zuträglich. [...]
[...] Ohne jetzt irgendwie jemanden die Spannung zu versauen: Es passiert genau das, was jeder – inklusive der Protagonistin – vermutet. Gekidnappt und gequält gelingt Jessica irgendwann die Flucht in die Wälder und die verbleibenden 2/3 der Handlung gestalten sich als nervenaufreibender Survival-Thriller. Und somit liefert John Hyams exakt den Film ab, den man von ihm erwarten konnte und sich irgendwie auch gewünscht hatte. Bar jedweden Überraschungsmoments entledigt er sich praktisch jedem narrativen Ballast. Hier wird nur so viel berichtet und erläutert, wie es für das reine, funktionelle Exerzieren des Hauptaugenmerks für nötig erachtet wird. Es gibt keine Sideplots, keine Details oder Randerscheinungen die in irgendeiner Form auch verzichtbar wären; ausgeschmückt wird rein gar nichts. Das ist beinah schon karg, nackt, eben mutterseelenallein. Reduziert auf das, was John Hyams kann. Eine knackige, intensive und im audio-visuellen Bereich hochkonzentrierte wie akribisch arrangierte Inszenierung, die den Druck im Kessel ordentlich in die Höhe treibt. Die beiden Hauptdarsteller erweisen sich als Glücksfall, bieten sie doch leidenschaftliche und im Rahmen der simpel gestrickten Geschichte glaubwürdige Darbietungen an. Davon, von seiner fokussierten und messerscharf-präzisen Ausdruckskraft, lebt Alone – Du kannst nicht entkommen ausschließlich und ist sich dem vollkommen bewusst. Das ist sauschlicht, aber dafür wunderbar effizient auf den Punkt. [...]
[...] Wenn man Dolores als eine Hollywood-, eventuell sogar Popcorn-Version eines Ingmar Bergman-Films bezeichnen würde (was hiermit geschieht), klingt das im ersten Moment nicht nur paradox, sondern beinah furchtbar und abwertend. Genau das soll es aber nicht sein. In vielerlei Hinsicht ist der Film sehr nahe bei den emotional-analytischen Seelenstriptease des schwedischen Meisterregisseurs, nur eben auf eine konventionellere, massentauglich zugänglichere Art und Weise. Ummantelt in das typische Setting eines Stephen King: Einem kleinen Flecken im Nirgendwo von New England, diesmal die Insel Little Tall Island. Wo jeder jeden kennt und somit auch die Geister der Vergangenheit niemals Ruhe finden. Dolores (Kathy Bates, einst Oscar-Gewinnerin für die King-Adaption Misery) und ihre Tochter Selena (Jennifer Jason Leigh, The Hateful 8) sind zwei gebrochene Frauen, die durch äußere Umstände dazu gezwungen werden, in den Trümmern ihrer traumatischen Vergangenheit herumwühlen zu müssen. Dabei reißen sie alte Wunden auf, kommen sich über den Umweg dieses schmerzhaften Prozess wieder so nah wie seit dem Abend der großen Finsternis nicht mehr. [...]
[...] „Teen Lover“ sollte bloß nicht auf die ikonisch stilisierten Fragmente reduziert werden, das kann man gerne mit andere Teeniefilmen der 80er betreiben, die sonst nicht viel Substanz innehaben. Das hier ist ein wirklich wunderschönes, hervorragend aufgebautes Beziehungsdrama, das nicht nur mit einem simplen Boy-meets-Girl-Märchen zufrieden ist. Cameron Crowe entpuppt sich in der Tat als der legitime Nachfolger bzw. Vermächtnishüter von John Hughes, in dem er dessen Stil und Beobachtungsgabe mit einem letzten, würdevollen Salut zu Grabe trägt. [...]
[...] In seinem anfänglich reinen Geiselnahme-Szenario baut Am Abend des folgenden Tages somit durchaus (An)Spannung auf, wirkt dennoch irgendwie unsortiert und wenig konkret. Beinah beiläufig. Dies ändert sich deutlich bei der Darstellung des eigentlichen Coups, der der Lösegeldübergabe. Die ist so ausgiebig geschildert, es erinnert sogar an den klassischen, französischen Kriminalfilm, bei dem dieser Part oft das inszenatorische Herzstück darstellte. Diesen Eindruck will der Film vermutlich auch vermitteln und ihm gelingt auch die fast hämische Konsequenz aufzuzeigen: Gerade die besonders raffiniert ausgeklügelten und minutiös durchgeführten Pläne können auf der Zielgerade durch unkalkulierbare Kleinigkeiten in einem Desaster münden. Das Schlussdrittel ist augenscheinlich somit der deutlich stärkste Part des Films, doch der Schein trügt darin leicht. Denn Hubert Cornfield zaubert im letzten Moment noch eine unerwartete Pointe aus dem Ärmel, die Fluch und Segen zugleich sein kann. Sie verschafft dem gesamten Film eine ganz andere Perspektive, ob sie ihn dadurch besser macht steht auf einem ganz anderen Blatt. Es könnte auch als simpler Hütchenspielertrick ausgelegt werden, der letztlich überhaupt keinen Mehrwert besitzt. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen, interessanter wird dieses Gesamtwerk wenigstens durch den Versuch auf jeden Fall. [...]
[...] Diese Entwicklung, dieser zwischenmenschliche Prozess ist es, der die Reise in das gelobte Land erst in einen wirklich abgründigen und effektiven Ritt verwandelt. Das Publikum sieht es exakt so kommen, kann aber nicht eingreifen. Kalifornia versteckt sich nicht hinter seinen visuellen Präsenz, sondern liefert tatsächlich einen gut durchdachten Thriller ab, der dank seiner starken Figuren heraussticht. Und seinen psychopathischen Killer niemals verklärend idealisiert oder in Schutz nimmt, ohne nicht in klitzekleinen Momenten zumindest einen Hauch von Ambivalenz anzusiedeln. Veredelt durch die exzellenten Leistungen der Darsteller, speziell von dem im köpersprachlichen Gesamtbild beeindruckenden Brad Pitt und einer mittleiderregend-hervorragenden Juliette Lewis. [...]
[...] Blood Feast nach rein objektiven Methoden zu bewerten und dahingehend auch zu zerreißen fällt nicht schwer. Der in gerade mal 4 Tagen abgedrehte und mit rund 24.000 Dollar budgetierte Film ist natürlich weit weg von Perfektion oder Genialität. Mit einer Handvoll Darstellern (die meisten davon untalentierte Laien) wurde an gefühlt zwei Sets eine vorher nur lose durchdachte und während des Drehs spontan vollendete Idee im Harakiri-Modus auf Zelluloid gebannt und danach ungefiltert direkt auf die große Leinwand geklatscht. Da rauschen so viele Gegensätze ineinander, von haarsträubenden Momentaufnahmen bis wirklich radikalen und darin ungemein beeindruckenden Geistesblitzen, das allein dieses Karussell von intuitiver Brillanz und hastiger, grundlegender Unfähigkeit einen so faszinierenden und über die Jahre beinah besser gewordenen Sog entwickeln. Allein das Spiel von Mal Arnold (Vampire Cop) ist psychopathisches Overacting vom Allerfeinsten, während das kurzfristig gecastete Playboy-Bunnie Connie Mason (James Bond 007 - Diamantenfieber) mit ihrem simplen Part schon heillos überfordert wirkt. Dazu klöppelt Herschell Gordon Lewis höchstpersönlich aus Cello, Beisetzungs-Orgeln und einem Drum wie auf einer Sklavengaleere einen Score zusammen, der einen in seiner Primitivität erschreckend effektiv verfolgt. Zusammengehalten von wüstem Gore und Splatter, der 1963 absolut undenkbar und auch nur wegen der auf so etwas nicht vorbereiteten Zensurpolitik nicht direkt verboten werden konnte. Womit Lewis seiner Zeit nachweislich voraus war, egal wie man dem Film persönlich gegenübersteht. [...]
[...] Sein größter Bluff ist nicht nur eine Satire auf die Oberflächlichkeit und Doppelmoral der angeblich feinen Gesellschaft, er stellt auch bis heute gängige Wirtschaftspraxen auf heiter-humorvolle Art in Frage. Der Aktienmarkt - welcher im Film auch noch eine wichtige Rolle spielen soll - funktioniert im Prinzip sehr ähnlich. Es kommt manchmal gar nicht auf einen tatsächlichen Wert an, nur auf den in der Theorie und wieviel Leute im Moment bereit sind darin zu investieren. Das ist für seine Zeit alles ganz unterhaltsam gemacht, aber gleichwohl eindeutig auch ein Kind eben dieser noch recht handzahmen Filmepoche. Der ebenfalls auf der Twain-Erzählung beruhende Die Glücksritter von 1983 funktioniert auch heute noch reibungslos, wohingegen dieser Film in vielen Bereichen einfach antiquiert, harmlos und zu zaghaft auftritt. Für einen unbeschwerten Nachmittag immer noch brauchbar, über die Jahre aber nicht unbedingt vorteilhaft gealtert. [...]
[...] Diese Coming-of-Age Milieustudie mutet oftmals an wie ein Nouvelle Vague-Versuch aus Brandenburg. Konzentriert wird sich nicht auf einen Plot, sondern ausschließlich auf die entstehende Stimmung und die Gefühlswelten der Figuren. Das ist sicher sehr ambitioniert, wirkt aber mehr als einmal auch sinnlos-bedeutungsschwanger. In besonders zu Beginn vernuschelten Dialogfetzen (in der ersten Hälfte braucht man bald Untertitel) ist es mitunter recht anstrengend diesem Independent-Darling zu folgen. Das bessert sich irgendwann deutlich und sobald man etwas mehr mit den Figuren vertraut ist, gelingt auch ein emotionaler Zugang zu ihnen, der aber über ein flüchtiges Interesse mit gelegentlich guten Momenten nicht hinauskommt. Der Film will sicherlich genauso sein: Lose, assoziativ; von unaufgeräumter, flirrender Impulsivität getrieben. Das macht ihn lebendig und authentisch, aber dennoch kaum wichtig oder bedeutsam. Er lässt sich selten greifen, wabert so herum und ist irgendwann vorbei, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Seine große Stärke sind die unverbrauchten und teilweise hochveranlagten Darsteller, allen voran Marie Tragoustie. Die hat das gewisse Etwas. Es wäre nicht verwunderlich, wenn wir von ihr in Zukunft noch einiges zu sehen bekommen. Und auch Melanie Wälde sollte man im Auge behalten, auch wenn dieses Debüt nicht über den Status einer zum Leben erweckten Abschlussarbeit hinauskommt. [...]
[...] Hinter der handwerklichen Exzellenz geht die narrative Bedeutung keinesfalls unter, sie wird darin nur gebührend eingebettet. Lean ist die Geschichte mindestens so wichtig wie seine Stilistik, vermutlich sogar mehr. Er bietet ihr nur die bestmögliche Bühne. Der herzliche, ehrliche und mahnende Appell der Handlung hat über die Jahrhunderte nichts von seiner Relevanz verloren und funktioniert auch vom reinen Plot nach wie vor. Dies macht diese prächtige Verfilmung ebenso zeitlos und wertvoll wie seine Vorlage, auch wenn natürlich in der Hackordnung nur an zweiter Stelle. Einmal meckern darf dann auch erlaubt sein: Der damals 38jährige John Mills (Ryans Tochter) ist für die Rolle des 20jährigen Pip nun wirklich viel zu alt, da kann man nichts mehr gerade schminken. [...]
[...] Die erste Hälfte des Films wirkt trotz des grausamen Unglücks beinah unbeschwert, was ihn gerade deshalb paradox verstörend gestaltet. Die Kinder haben jemanden – wenn auch nicht absichtlich – umgebracht, echte Gewissensbisse stellen sich jedoch nicht ein. Vielmehr ist es die Angst, erwischt und bestraft zu werden. Ansonsten genießen sie die neugewonnene Freiheit und sind der Meinung, wenn sie nur bis zur Rückkehr der Eltern das Verschwinden der Nanny halbwegs plausibel erklären können, ist alles gut und vergessen. Der Plan gerät erst wirklich ins Wanken, als Delon nach einer ganzen Weile nur sporadischer Präsenz im Hintergrund endlich aktiv ins Geschehen eingreift. Dafür dann ziemlich eindrucksvoll. In Auftreten und Verhalten erinnert er leicht an Max Cady aus Ein Köder für die Bestie bzw. Kap der Angst, wenn auch nicht ganz so kompromisslos. Dennoch ist der nun doch kurzzeitig stattfindende Home-Invasion-Part allein durch seine Performance teilweise ziemlich intensives Spannungskino, dass die eigentliche Intention des Werks vielleicht etwas überblenden mag, jedoch nie aus dem Auge verliert. Am Ende kann nämlich jetzt schon kein sauberes Happy End mehr stehen, zu ambivalent ist alles bisher Geschehene und die Frage bleibt nicht nur, ob die Kinder vor dem Eindringling, sondern in erster Linie vor ihrem eigenen, moralischen Niedergang gerettet werden können. [...]
[...] Das Spiel mit dem Zuschauer ist die ganz große Stärke von Das Netz der tausend Augen. Dabei wird nicht das Hitchcock-Verständnis von Suspense gewählt, das dem Publikum gerne einen begrenzten Wissensvorsprung vor den Figuren einräumte und seine Spannung aus deren „überlegenen“ Position bezog. Hier ist es der fast komplette Entzug von diesem Vorsprung bzw. diese paar Häppchen sogar als zusätzlich irritierendes Element zu verwenden. Wir wissen, dass David aus einer seltsamen, Kerker-ähnlichen Einrichtung geflohen ist und dafür einen Wärter ermorden musste. Wir erleben Flashbacks, die von Folter und Gewalt ihm gegenüber zeugen, aber für nichts davon eine glaubhafte Erklärung. So stellt man sich anfangs klar auf seine Seite, verliert dieses Vertrauen aber im Zuge diverser Ungereimtheiten. Diese ambivalente Position wird stellvertretend von den beiden ihn begleitenden Eheleuten übernommen, die sich daran irgendwann in eine missliche Lage begeben. Er glaubt ihm trotz aller Widerstände – weil er es einfach will. Aus Abenteuerlust und da es seine systemkritisch-hinterfragende Ansicht bestätigt. Sie hinterfragt hingegen die immer abenteuerlicher werdenden Thesen und sieht die klaren Fehler in der Geschichte umso deutlicher. Eine Spaltung findet statt und was der Film hervorragend einarbeitet, ist die unbequeme Situation des neutralen Beobachters. Er steht genau in der Mitte und exakt das ist das Anliegen. [...]