Jichi - Kommentare
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Alle Kommentare von Jichi
„This is the closest thing to heaven I will ever get.“
Der Rausch der Drogen. Drogen versprechen scheinheilig unbegrenzte Glückseeligkeit, nur um ihre Konsumenten langsam in eine Hölle der Sucht zu treiben. Hölle. Schmerz. Rausch.
„Black Metal Veins“ aus dem Jahre 2012 ist eine Dokumentation von Lucifer Valentine, welcher davor schon mit seiner „Vomit Gore“ Trilogie von sich Reden machte, welche die wahrscheinlich krassesten Gewaltorgien beinhaltet, welche man je auf Film gebrannt hat, des Weiteren frönt Valentine in „Slaughtered Vomit Dolls“, „ReGoregitated Sacrifice“ und „Slow Torture Puke Chamber ungeniert seinem sehr speziellen Fetisch, der Emetophilie, also dem Lustgewinn durch Erbrechen. Diese Reihe wurde später noch mit „Black Mass of the Nazi Sex Wizard“ fortgesetzt, und erst letztes Jahr ließ Valentine die „Angela Chapters“ auf die Welt los, in denen er (mal wieder) ausgiebig Sadismus und Emetophilie zelebriert und noch autobiografische Elemente von sich und seinen Darstellerinnen mit einfließen ließ. Gore, Sex, Satanismus und Kotze im Übermaß.
Doch „Black Metal Veins“ schlägt in eine ganz andere Kerbe. Der Regisseur hält sich sehr zurück mit seinen speziellen Vorlieben und den Titel „Dokumentation“ hat sich der Film auch wirklich verdient, er dient nicht als Vorwand um den Zuschauer noch mehr selbstzweckhaftes, gewalt- und fetischpornografisches Material vorzusetzen. Dennoch ist „Black Metal Veins“ ganz sicher keine leichte Kost und schwer einzuordnen ist er alle Mal, erst mit genügend Abstand und Nachdenken nach der Sichtung fühle ich mich bereit, meine Gedanken niederzuschreiben.
Vorweg: 10 Prozent sind gestellt, in erster Linie die der „Tod“ von Junkie Raven und einige Gewalttaten. Dort drehte Valentine mit Drehbuch. Der Rest ist echt. Sämtliche Drogen und der Verfall der Junkies. So, genug um den heißen Brei geredet, stürzen wir uns auf „Black Metal Veins !“
Lucifer Valentine begleitet mit seiner Kamera einige Zeit lang einige Junkies, namentlich erwähnt Brad, „Raven“, „Doom“, Chris und „Autumn Misery“. Diese kennen sich alle untereinander und konsumieren alle tagtäglich Unmengen von Drogen, besonders viel Heroin, aber auch Kokain, Morphium und andere Opiate. Und so sieht man den Junkies bei ihrem körperlichen Siechtum zu, welcher teilweise erschreckend schnell vorangeht. Ihr trister, grauer Alltag wird nur durch die kurze aber teuflische Glückseeligkeit, welche die Drogen verschaffen, erhellt. Spritzen werdend laufend in Großaufnahme in alle möglichen Venen eingeführt, kurz darauf entspannen sich die Gesichter und die Junkies scheinen dieser Welt zu entschwinden.
Doch auch die erschreckenden Schicksale hinter diesen Personen fördert „Black Metal Veins“ zu Tage. Die Sucht ist nur die Spitze eines Eisberges des Leides, und genau diesen Eisberg enthüllt Valentine hier Stück für Stück.
So werden auch die Eltern von Brad interviewt, und besonders das Interview mit seiner Mutter ließ mich wirklich schlucken, und selbst Valentine fehlen hier für kurze Zeit die Worte. Sie gibt sich selbst die schuld an seiner Sucht, da sie aufgrund ihrer psychischen Probleme starke Medikamente nahm, an welchen sich Brad bediente. Sie möchte ihrem Sohn helfen, doch weiß nicht wie.
Man bekommt das Gefühl, diese Personen zu kennen, vielleicht sogar besser als ihr gesamtes Umfeld, da man als „neutraler Zuschauer“ fungiert. Man hat ernstes Mitleid mit diesen gescheiterten Existenzen, und möchte ihnen helfen, sich aus der nicht enden wollenden Spirale der Drogen zu befreien. Man sieht ihren physischen und psychischen Verfall.
„Black Metal Veins“ ist hart. Nicht auf die Weise, wie es die „Vomit Gore“ Filme sind, sondern genau umgekehrt. Dort prügelt Valentine mit grafischer Gewalt und grafischem Ekel so lange auf den Zuschauer ein, bis dessen Psyche oder Magen oder beides in die Knie geht, und doch könnten die „Vomit Gore“ Filme noch viel heftiger sein, wenn man eine wirkliche Bindung zu den Akteuren aufbauen könnte. Hier ist es anders herum. Grafische Gewalt gibt es so gut wie keine, aber man fühlt mit den Figuren, welche ja eigentlich keine, sondern reale Personen sind, mit. Besonders der Werdegang von „Raven“ tut in der Seele weh. Immer wieder werden Bilder von ihr als Kind oder Jugendliche gezeigt, ein hübsches Mädchen, später eine hübsche junge Frau, man kann die Hoffnung und ihre Pläne geradezu in ihren Augen sehen.
Schnitt.
Von dieser Hoffnung ist nichts mehr geblieben. Die einzige Hoffnung in ihrem Leben ist der nächste goldene Schuss. Ihr Körper ist ein Wrack, voll gepumpt mit Drogen, zerstört vom Gift, verloren im Rausch, manchmal erkennt man die Person auf den Photos nicht wieder. Parallelen zu Ameara LaVey werden deutlich, doch selbst Ameara, obwohl es ihr wirklich beschissen ging, trug nicht solche Schäden davon, in erster Linie war sie psychisch am Boden, hier erreicht die „Selbstvernichtung“ eine neue Dimension.
Brach „Vomit Gore“ die Psyche mit dem Holzhammer, sind es hier viele kleinere Nadelstiche, welche den Zuschauer nach und nach zermürben. Valentine ist subtiler, doch die Wirkung ist nicht weniger fies.
Auch seine typischen Stilmittel kommen wieder zum Einsatz, wenn auch nicht so massiv wie in seinen anderen Filmen. Das Gefühl des Rausches wird auf den Zuschauer übertragen, jedoch in Form eines filmischen und musikalischen Rausches, was hier gekonnt in den passenden Szenen eingesetzt wird. Black Metal- Musik, Farbfilter, Überblendungen, schwer verständliche Sprache vermengen sich zu einem Gefühl, welches zwar hypnotisierend wirkt, jedoch auch einen üblen Nachgeschmack hinterlässt, sozusagen eine abgeschwächte, filmische Version des Drogenrausches.
Valentine reißt hier auch die letzten Illusionen ein, dass an Drogen irgendetwas cool wäre, und dass weiß ich sehr zu schätzen. Er selbst ist übrigens laut eigener Aussage ein entschiedener Gegner von Rauschmitteln aller Art, und hat „in seinem gesamten Leben noch nicht einmal eine Zigarette geraucht“, und auch Kaffee lehnt er ab. Das wundert mich teilweise schon ein wenig, bedenkt man den Drogenkonsum der Darsteller seiner „Vomit Gore“ Filme vor der Zusammenarbeit mit ihm oder teilweise standen sie ja auch am Set so unter Drogen, dass man „es aus jeder Pore der Körper riechen konnte“. Manche Szenen sind wohl nüchtern auch kaum zu ertragen.
Die Frage bleibt, ob Valentine der richtige Mann für so eine Art von Film ist. Ich würde sagen:
Ja und Nein. Ja, weil er sich nicht zu schade dafür ist, kritische Themen zu behandeln, sich dabei auch in menschliche Abgründe zu bewegen und bei bedenklichen Handlungen anwesend zu sein, bei denen normale Menschen schon lange das Weite gesucht hätten.
Und Nein, weil man genau weiß, dass Valentine das Medium Film gerne als Spielzeug für seine sadistischen Phantasien und Fetische ausnutzt, was per se nichts Schlimmes ist, doch er arbeitet gerne mit Personen in schwierigen Lebenslagen, welche nicht wirklich in der Lage sind, ihm zu widersprechen. Ich kaufe es ihm ab, hier wirklich als Aufklärer fungieren zu wollen, aber ein fahler Nachgeschmack bleibt, wenn dann eben der weibliche Junkie kotzend über der Kloschüssel hängt und über ihr kaputtes Leben und Prostitution spricht, oder der Rausch von Raven am Ende für eine Vergewaltigung ausgenutzt wird. Man sollte nicht vergessen, wer hier hinter der Kamera steht, und wie er tickt.
„Black Metal Veins“ ist schwer einzuordnen, denn als Spielfilm kann man das vorliegende Werk kaum bezeichnen. Den Auftrag der Abschreckung hat Valentine hier mit Bravour erfüllt, wenn ich nicht schon vorher ein entschiedener Gegner jeglicher Art von Drogen, egal ob legal oder illegal, gewesen wäre, jetzt wäre ich es ganz bestimmt. Im klassischen Sinne gefallen wird es jedoch niemandem, dazu ist die Stimmung viel zu depressiv und „Black Metal Veins“ ist auch verstörend, wenn auch nicht im klassischen Sinne, und auf eine ganz andere Art, als man vom Regisseur erwarten würde. Vielleicht ist der Film genau für diejenigen etwas, welche Valentine zwar als fähigen Regisseur erachten, seine „Vomit Gore“ Reihe aber aufgrund der Kotzerei und der exzessiven Gewalt meiden. Letztendlich wirken solche Filme aber auf jeden anders, ein allgemeines Urteil ist schwer zu fällen, und noch schwerer ist es, eine Empfehlung auszusprechen. Mir für meinen Teil hat „Black Metal Veins“ jedoch sehr gut gefallen, und ich würde gerne mehr von Valentine sehen, wenn er aus seinen üblichen Mustern ausbricht.
„It doesn‘t make go the things away, you just don‘t feel them.“
Nicht auf Moviepilot:
"A Perfect Child of Satan" (19.11.2021)
Besser als "Sharknado", trotzdem furchtbar. Und was zur Hölle macht Eric Roberts in diesem Film ?
"Message Man" kommt wie der brutale Actionkracher schlechthin, "The Raid", aus Indonesien, und somit aus einem Land, welches sich schon länger den Ruf erarbeitet, eine sichere Bank für kompromissloses Actionkino zu sein. Und auch "Message Man" kann hat seine Qualitäten und konnte mich überzeugen, hier einen gelungenen Genrevertreter vorliegen zu haben.
Die Story ist denkbar einfach, der ehemalige Auftragskiller Ryan (Paul O`Brien) wird während seines Ruhestandes mit seiner Vergangenheit konfrontiert, denn einige Leute haben noch eine Rechnung mit ihm offen. Also muss er sein blutiges Handwerk wieder aufnehmen !
O`Brien passt gut in die Rolle des stillen Auftragsmörders, er wartet sowohl mit einem soliden Schauspiel als auch mit hervorragenden Kampfkünsten auf, und Kampfchoreografien liegen mir als Kampfsportler immer sehr am Herzen, und "Message Man" enttäuscht in dieser Hinsicht wahrlich nicht. Dazu kommt noch so einiges an Brutalität, und so fliegen schon mal die Körperteile und Kehlen werden im Rausch der Rache unsanft geöffnet. Die Effekte sind größtenteils handgemacht, was einen weiteren Pluspunkt darstellt. Nur selten kommt CGI zum Einsatz, und dann bleibt es einem überschaubaren Rahmen und sieht nicht allzu billig aus.
Größter Kritikpunkt: Der Bösewicht. Er ist leider sehr schablonenhaft und da hat man sich keine Mühe bei der Charakterzeichnung gegeben, dass seine Schergen lediglich als Kanonenfutter dienen, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Somit ist der Film auch sehr vorrausschaubar, wer am Ende gewinnt dürfte wohl klar sein. Mitleid bleibt auf der Strecke, aber da man mit einem Auftragskiller sympathisieren soll, ist das auch herzlich egal.
Trotz der eben genannten Kritikpunkte ist "Message Man" für mich definitiv ein sehenswerter Film, was an Story und Figurenzeichnung nicht vorhanden ist, wird durch gut choreografierte Kampfszenen und ordentliche Bluteffekte wett gemacht. Empfehlung an dieser Stelle !
https://letterboxd.com/jichi/list/if-you-have-a-good-feeling-and-dont-want/
Habe auf Letterboxd eine sehr ausführliche Liste mit extremen Filmen erstellt, und auf Letterboxd gibt es echt noch ein paar Raritäten zu finden, welche selbst ich noch nicht kannte. Wenn es euch interessiert, schaut gerne mal rein. Vielleicht findet ihr ja auch noch was ;)
So viele Hirnzellen habe ich noch nie während einem Film verloren !
Wie kann man diesen Mist ernsthaft "Film" nennen ?
"Sharknado" ist in ALLEN Punkten eine Katastrophe. Die Schauspieler sind furchtbar, und haben das Charisma von labbrigem Toastbrot. Emotionen gibt's nicht, zumindest nicht länger als 5 Sekunden, und dann auch nur schlecht gespielt.
Die Story....ach komm, sagt der Titel.....dämlich, wäre aber ok wenn wenigstens irgendein anderer Aspekt an dem Film stimmen würde ! Tut es aber nicht.
Die Effekte ! Meine Güte, und ich dachte ich wüsste was grauenhaftes CGI ist, aber das hier setzt der Misshandlung der Effektkunst echt die Krone auf ! Die Haie sind so grauenhaft animiert, der Wirbelsturm auch, von den Bluteffekten brauche ich gar nicht reden...
Und...haben sich die Macher eigentlich 2 Sekunden Gedanken gemacht, wie man Kulissen auswählt ? Fast die ganze Zeit läuft im Hintergrund das Leben in L.A. weiter, alle Wolkenkratzer sind makellos, und nur auf den zwei Quadratmetern, auf denen unsere "Protagonisten" stehen, ist der Sturm oder wie ?
Außerdem werden in einer Tour Aufnahmen von Überschwemmungen und Haien reingeschnitten, welche so offensichtlich aus Dokus geklaut sind, dass ich am liebsten etwas in meinen Fernseher geworfen hätte.
Auch wenn man es nicht glauben mag: Ein überschwemmtes Mumbai sieht anders aus als ein überschwemmtes Los Angeles !!!!!
Echt, irgendetwas ist während dieses Filmes in mir gestorben, so hat es sich zumindest angefühlt. Vielleicht war's das letzte bisschen filmisches Niveau das ich noch hatte. Oder vielleicht ist es auch nur ein mittelschwerer Schaden an der Großhirnrinde. Ich weiß es nicht.
Was ich aber weiß: Meine 86 Minuten Lebenszeit kriege ich nie wieder !
Wie zur Hölle kommt es, dass es von diesem filmischen Verbrechen sechs Teile gibt ???
Ganz, ganz grauenhaft.....
Toller Yakuza-Thriller mit Jackie Chan, der mal in eine ganz andere Richtung geht als der übliche lustige Stil. "Stadt der Gewalt" ist außerdem eine richtig gelungene und brutale Charakterstudie, die zeigt, wie Macht, Drogen und Einfluss Menschen verändern kann und selbst die engsten Freundschaften daran zerbrechen können. Wer Jackie mal in einer ganz anderen Rolle sehen will, hier unbedingt zugreifen !
„Ich kenne keine Schmerzen, und Angst kenne ich auch nicht. Du hast bereits verloren.“
Intelligence Service
Sinnlos
Agonie
Wahnsinn
Tod
Hölle
Erniedrigung
Durchhaltevermögen
Empathielos
Vengeance
Irrsinn
Leid
Für mich bleibt „I saw the Devil“ ein epochales Meisterwerk und ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Dieser Film ist für mich in allen Aspekten einfach nur perfekt. Schauspiel, Story, Effekte, Kamera, Atmosphäre, Inszenierung. Grandios.
Gestern zum zweiten Mal gesehen und ich bin immer noch so begeistert, wie schnell 140 Minuten vergehen können, sogar bei einer zweiten Sichtung.
Ich kann meine Liebe zu diesem Film kaum in Worte fassen, so genial finde ich ihn !
Definitiv einer der Filme, der auch mehr als 10 Punkte verdient hätte.
„Du kannst zu keinem Monster werden, um ein Monster zu bekämpfen.“
Godzilla von 2014 hatte ich schon einmal vor Jahren gesehen, doch ließ mich mein eigentlich sehr gutes filmisches Gedächtnis dieses Mal im Stich und eine Auffrischung war dringend nötig, doch ich hatten den Streifen insgesamt als ziemlich gelungen in Erinnerung, und auch nach der zweiten Sichtung kann der Film diesen Eindruck wahren, dass wir hier einen einwandfreien Monster-Blockbuster vorliegen haben.
Dabei sieht man Godzilla nicht einmal oft, doch ich finde gerade das ist eine Stärke dieses Films. Deswegen bleibt der "Wow-Effekt" bei vielen Szenen erhalten, wenn die Monsterechse sich in all ihrer titanischen Größe aus dem Meer erhebt, und das CGI ist auch hier perfekt eingebaut. Godzilla sah wohl nie besser aus, und seine seltenen Auftritte sind jedes Mal wieder ein Highlight.
Die menschlichen Charaktere sind solide geschrieben und werden solide gespielt, um es kurz zu sagen, am besten gefiel mir Ken Watanabe als Dr. Ishiro Serizawa, welcher für mich allen anderen Schauspielern die Show stiehlt und trotz seiner oft kurzen Szenen am besten im Gedächtnis bleibt.
Die Effekte sind der Oberhammer, neben dem schon erwähnten hervorragenden CGI gefallen mir auch die Kameraarbeit und die Kulissen außerordentlich gut, und oft verschmilzt alles zu einer perfekten Präsentation der Monsterapokalypse.
"Die Arroganz des Menschen ist es zu glauben, wir hätten die Natur unter Kontrolle- und nicht anders herum. "
Das sollten sich viele Politiker und Menschen mal zu Herzen nehmen. Das Zitat passt famos in den Zusammenhang und gibt der wichtigen Szenen und somit dem ganzen Film eine gewisse Tiefe, gerade in Zeiten von Corona darf man daran immer wieder erinnern.
Insgesamt ein klasse Monsterfilm, welcher sehr viele Stärken hat und nur in Sachen Schauspiel und Figurenzeichnung wäre noch Luft nach oben gewesen. Ansonsten: Absolut sehenswert !
"Lasst sie kämpfen !"
"Kong: Skull Island" ist optisch wahrlich eine Wucht ! Es gibt viele wunderschöne Naturaufnahmen, präsentiert von perfekten Kamerafahrten, außerdem wurde CGI wohl für solche Filme erfunden. Die Monster sehen verdammt echt aus und es fördert den Spaßfaktor extrem, wenn sich diese Kreaturen epische Kämpfe liefern und sich nach allen Regel der Kunst kloppen.
Die Story ist absolute Nebensache, dem Spaß tut das keinen Abbruch. Schauspielerisch hat "Kong: Skull Island" durchaus einige Kaliber zu bieten, so zum Beispiel Samuel L. Jackson als Colonel Packard und Tom Hiddelston als britischer Ex- Special Forces Conrad. Die machen ihren Job dann auch ganz solide, der Fokus liegt ja sowieso auf den Monstern.
Kulissen top, Effekte auch, Schauspieler solide, Story an sich egal. In der Mischung ergibt "Kong: Skull Island" überdurchschnittlich gute Popcoren-Unterhaltung, zu empfehlen !
"Hobo with a Shotgun" aus dem Jahre 2011 von Jason Eisener basiert auf einem Fake- Trailer, welcher in "Grindhouse" von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino als Teil eines Gewinnspiels zu sehen war. Der Trailer gewann das Gewinnspiel der beiden Star-Regisseure, und so wurde ihm eine Langfassung spendiert, welche eine wunderbare, trashige und extrem gewalttätige Hommage an das Exploitationkino der 70er und 80er Jahre darstellt, welche das Herz des geneigten Exploitationfans erheblich höher schlagen lässt.
Ein namenloser Landstreicher (Englisch: Hobo) (Rutger Hauer) landet in der Stadt Hopetown, wo er ein neues Leben beginnen will. Sein großer Traum ist sein eigener Rasenmäher, woraus einst ein Rasenmähergeschäft entstehen soll. Doch in der brutalen Stadt herrschen Anarchie und Gesetzlosigkeit unter der Führung des gefürchteten Mafiabosses Drake und seiner beiden Söhne Ivan (Nick Bateman) und Slick (Gregory Smith), welche vor Nichts zurückschrecken. Als Hobo die eskalierende Gewalt nicht mehr mit ansehen will, als er die Prostituierte Abby (Molly Dunsworth) vor einem von Drakes Söhnen retten und dafür das Wort "Scum" (Abschaum) in die Brust geritzt bekommt und außerdem einen Überfall auf ein Geschäft miterlebt, wo er den Rasenmäher kaufen will, opfert er sein gespartes Geld, um sich eine Schrotflinte statt des Rasenmähers zu kaufen. Ab jetzt ist er "Hobo with a Shotgun" und wird mit den Verbrechern in Hopetown ordentlich aufräumen...
Die Story ist an sich wirklich simpel, doch der Film macht das durch so gut wie alle anderen Punkte einer gelungenen cineastischen Inszenierung wieder weg. Mal wieder haben wir hier wieder den Beweis, dass es keine großartige Story braucht, um einen bombastischen Filmkracher hinzulegen.
Rutger Hauer ist die wahrhaft perfekte Besetzung für den modernen und kompromisslosen Robin Hood, er strahlt eine gewisse Reife aus und spielt die verschiedenen Facetten seines Charakters sehr souverän und bringt sowohl den gnadenlosen Rächer als auch die Rolle eines vom Leben gezeichneten, verbitterten alten Mannes hervorragend rüber. Brian Downey als Mafiaboss Drake bedient sich einer gehörigen Portion des Overactings, was reine Geschmackssache ist, mir gefällt es, gerade als alter Fan des asiatischen Kinos, sehr gut. Auch seine beiden Nick Bateman und Gregory Smith als Drake's Söhne schlagen in eine ähnliche Kurve, herrlich fies sind sie allemal.
In Sachen Gewalt geht "Hobo with a Shotgun" so richtig in die Vollen, der Film dürfte den abgebrühtesten Gorehound noch vollkommen zufrieden stellen und für so gut wie jeden anderen Zuschauer dürfte das Gezeigte viel zu weit gehen. Hier gibt es Kopfschüsse mit der Shotgun in Großaufnahme zu sehen, Köpfe werden von Stacheldrahtschlingen, welche an Autos befestigt sind, abgetrennt, es gibt menschliche Pinatas zu sehen, denen mit Baseballschlägern statt Süßigkeiten die Gedärme entlockt werden, und als Höhepunkt der Gewaltorgie wird ein Schulbus mit Kindern abgefackelt, was nicht unbedingt hätte sein müssen. Die Gewalt ist jedoch immer sehr over the top, sodass die Ironie und der Sarkasmus hinter der Sache nie zu übersehen sind. Die Effekte sind wirklich hervorragend und somit haben wir hier wohl wirklich den brutalsten Film vorliegend, welcher nicht aus dem Horror- oder Undergroundgenre stammt. Eine Schlachtplatte par excellence, die Indizierung auf Liste B und die folgende Beschlagnahme verwundern daher wenig.
Wer jedoch denkt, dass die Gewalt zur Lasten der Atmosphäre geht, der irrt sich. Der ganze Film ist in einem grandiosen, dreckigen und düsteren Look der 70er gehalten und der Film könnte wirklich aus dieser Zeit stammen, so gut ist das Zusammenspiel von Atmosphäre, Kameraführung und der häufige Einsatz von diversen Farbfiltern.
Auch eine gewisse Portion Sozialkritik ist vorhanden, zum Beispiel das Verhalten der Masse, welche blind Autoritäten folgen, solange sie Angst vor ihnen haben, so moralisch falsch ihre Befehle auch sein mögen.
Generell könnte man "Hobo with a Shotgun" als eine überzeichnete, düstere Zukunftsvision von amerikanischen Großstädten ansehen, in denen alle Männer perverse Schweine, alle Frauen Prostituierte und alle Gesetzeshüter korrupt sind, und in denen nur noch Gewalt herrscht. Ob man das nun mag, bleibt jedem selbst überlassen.
Kritisch anmerken muss ich das Auftauchen der dämonischen Eliteeinheit "der Plage", welche im Dienst von Drake steht, Tentakelmonster bändigen und Jagd auf Hobo und Abby machen. Irgendwie wollen diese teuflischen Killermaschinen meiner Meinung nach nicht so recht in's Gesamtbild des Films passen, der innerhalb seiner Comicwelt ansonsten realistisch bleibt und nicht auf übernatürliche Kreaturen zurückgreift. Ihr Auftreten, welches mit höllischen Rotfiltern garniert wird, passt jedoch gut zu ihrem Auftreten, das Bild der gewalttätigen Großstadthölle weicht einer surrealen, cyberpunk-artigen Höllenvision.
Insgesamt ist "Hobo with a Shotgun" eine bombastische Granate von Film, welche in ihrer Mischung aus 70er-Jahre Hommage, Rachefilm, kompromissloser, gewalttätiger Hardcore-Splatter und überzeichneter Ironie und beißendem Sarkasmus einfach durch die Decke geht. Rutger Hauer bleibt das Highligt des Films als rächender Vigilant, die handwerkliche Arbeit ist grandios, Atmosphäre und Effekte sind umwerfend, kurz: Die Mischung stimmt einfach perfekt. "Hobo with a Shotgun" habe ich ganz sicher nicht zum letzten Mal gesehen ! Top !
"We are going on a ride direct to hell !"
Ich geb's zu, ich glaube so gegruselt habe ich mich noch nie...
"The Conjuring" von James Wan gilt als einer der besten Vertreter des modernen Gruselfilms, und ja, er ist verdammt gruselig. Leider gibt es für meinen Geschmack zu viele Jumpscares, welche die eigentlich sehr gute und unheimliche Atmosphäre oftmals killen. Der Film nimmt sich viel Zeit, unheimliche Sequenzen aufzubauen, nur um sie dann für einen Schockmoment zu opfern. Jumpscares sind für kurze Zeit sehr effektiv, ihre Wirkung verfliegt aber schnell wieder. Sie wirken nicht über das Ende des Films.
Die Story an sich ist sehr simpel, doch die Umsetzung ist durchaus gelungen, und besonders schauspielerisch braucht sich "The Conjuring" nicht zu verstecken. Gegen Ende hätte ich mir eventuell noch mehr Effektkino gewünscht, Stichwort Schere....
Irgendwie bin ich sehr hin- und hergerissen. Der Film war während seiner Laufzeit sehr intensiv, aber fast Alles verflog sehr schnell wieder, "Sinister" wirkte da z.B. noch deutlich besser nach. Nicht so ganz mein Genre.
Nun ja, insgesamt war dieser Horroroktober bei mir dank Zeitmangel leider etwas knapp, aber was will man machen und der Horroroktober kommt ja wieder :)
Ich wünsche euch allen Happy Halloween und gruselt oder ekelt euch heute schön. Und passt auf, dass Michael Myers euch nicht erwischt :-) !
"Hostel" aus dem Jahre 2005 von Eli Roth gilt als Meilenstein des "Torture Porn" und hat den (ungerechtfertigten) Ruf, das Genre sogar erfunden zu haben, doch für mich ist er leider eine Enttäuschung.
Mehrere Freunde fahren durch Europa mit dem Ziel, möglichst viele Frauen flach zu legen. Dabei bekommen sie einen Geheimtipp, dass in einem Hostel in der Slowakei wunderschöne Frauen Männern alle Wünsche erfüllen. Sofort reisen sie natürlich dort hin, doch das Hostel entpuppt sich schnell als eine tödliche Überraschung...
Die Story ist total banal, nur die Idee mit dem Elite Hunting Club finde ich nach wie vor sehr cool. Leider ist die komplette erste Hälfte des Films total langweilig, denn Roth macht sich die Mühe, die Protagonisten so unsympathisch wie möglich zu inszenieren, der Sinn dahinter erschließt sich mir einfach nicht. Dann sind sie dem Zuschauer doch total egal und man leidet nicht mit, was dem Szenario einiges an Wirkung nimmt.
Auch den Ruf des ultraharten Folterfilms hat "Hostel" ganz sicher nicht verdient. Und das Genre des "Torture Porn" erfunden hat er schon mal gar nicht. Das haben die Japaner mit Filmen wie "Shogun's Sadism" (1976), "Flowers of Flesh and Blood" (1985) oder "Niku Daruma" (1998), welche Möchtegern-Schocker "Hostel" locker in die Tasche stecken und teilweise Jahrzehnte zuvor entstanden sind. Er hat dem Genre höchstens die Tür zum Mainstream aufgestoßen, wobei auch hier schon andere Filme Vorreiter waren. Die blutigen Szenen sind viel zu rah gestreut und die Kamera blendet schnell weg, auch auf Realismus hat man nicht viel gegeben, was dem an sich realistischen Szenario noch etwas mehr nimmt. Die Effekte können sich immerhin sehen lassen.
Nur die gelungenen letzten 30 Minuten, in denen endlich Spannung aufkommt, retten den Film vor einem kompletten Verriss meinerseits. Hier ist die Inszenierung und die Atmosphäre gelungen, und auch die musikalische Untermalung passt gut.
Insgesamt stimmen die Thematik, die Effekte und die letzten 30 Minuten, welche dem Film ein paar Punkte einbringen. Die angepriesene Härte existiert nicht, die Figuren sind furchtbar unsympathisch und die komplette erste Hälfte zieht sich ewig. Wer einen gelungen und harten Folterfilm sehen will, der sollte besser woanders suchen. Der zweite Teil war da schon deutlich besser.
Schade drum !
Kommentar für Shepardo, herzlichen Dank für den Geheimtipp, du lagst ziemlich gut ;-) !
„Geld regiert die Welt“
„Cheap Thrills“ aus dem Jahre 2013 von E. L. Katz nimmt sich diesen einfachen Satz als Motto, denn Geld lässt Menschen bekanntlich die Vernunft vergessen. Der Automechaniker Craig braucht dringend Geld, denn er steht kurz vor der Zwangsräumung und ihm wurde auch noch gekündigt. In einer Bar trifft er seinen alten Freund Vince und zusammen machen sie die Bekanntschaft eines reichen Paares, Colin und Violet, welche den beiden Geld für einfache Mutproben anbieten. Zusammen haben sie so eine gute Zeit, doch mit fortschreitender Handlung nehmen diese Wetten perverse Ausmaße an….
Der Film nimmt sich viel Zeit, um seine wenigen Charaktere gut einzuführen, was für die spätere Handlung sehr entscheidend ist, denn hier dient keine der Figuren als „Kanonenfutter“ und dass der Zuschauer mit ihnen mitfiebert ist elementar, um die Spannung halten zu können. Gerade das letzte Drittel des Films ist sehr intensiv inszeniert, und auch hier finden die meisten Gewaltszenen statt. Man sollte sich jedoch nicht vom Cover täuschen lassen, denn „Cheap Thrills“ ist ganz sicher kein stumpfer Splatterfilm. Die ganze Zeit ist ein leichter schwarz humoriger Grundton zu spüren, kombiniert wird das Ganze in wirklich passende Sozialkritik. Menschen machen für genügend Geld fast alles, Vernunft, Moral, Ethik, das Alles wird im Geldrausch einfach über Bord geworfen.
Diese Situation können die vermögenden Leute natürlich ausnutzen, und da Violet den ganzen Film über Photos macht, ist der Weg in den Wahnsinn des Geldes am Ende gut sichtbar. Freundschaften zerbrechen, manchmal sogar Schlimmeres, Männer betrügen ihre Frauen für Geld, manche Leute lassen sich sogar zum Mord für genügend Scheine hinreißen. Diese Eigenschaften stellt „Cheap Thrills“ sozusagen mit Prototypen nach, und dieses Öffnen der Augen ist gut gelungen.
Schauspielerisch bewegt sich „Cheap Thrills“ definitiv über dem Durchschnitt im Genre, hier liefern alle Schauspieler konsequent ab, Highlight ist definitiv David Koechner als nach Adrenalinrausch suchender, sadistischer, reicher Schnösel, er bringt seine unterschwellige Grausamkeit sehr gelungen herüber, man sieht im seine Bosheit und seine Empathielosigkeit am Anfang überhaupt nicht an, doch der Schein trügt wie so oft.
Die letzte Szene spricht dem Zuschauer aus der Seele, als Craig‘s Frau ihn, blutbeschmiert, übel zugerichtet und mit viel Geld in der Hand, weinend und verständnislos ansieht. Unverständnis darüber, wie weit man gehen kann, um an Geld zu kommen.
„Gier frisst Hirn“
Eine klare Empfehlung für Leute, welche ihre Sozialkritik gerne in einem bissigen und teils blutigen Thriller verpackt an den Mann bringen wollen. Alle, die auf stumpfe Gewalt aus sind, werden hier ganz sicher enttäuscht sein und ob reine Thrillerfans hier glücklich werden, bezweifle ich auch, da die erste Hälfte nicht im klassischen Sinne spannend ist. Das Gesamtpaket ist etwas eigenwillig und damit muss man klar kommen, wer sich aber darauf einlässt wird sicher nicht enttäuscht werden !
"Naked Blood" ist einer der bekanntesten japanischen Sickos, auch wenn der Sicko-Anteil überraschenderweise ziemlich gering ist.
Der Film hat zwar seine harten Szenen zu bieten, aber hier wird man, gerade im japanischen Sektor anderswo besser, schneller und härter bedient. Die Splatterszenen können den Film nicht im geringsten über seine 76 Minuten Laufzeit tragen, auch wenn sie gut gemacht sind.
Die Story vom jungen Wissenschaftler Eiji, welcher in die Fußstapfen seines großen Vaters treten will und dabei ein Mittel entwickelt, dass Schmerzen komplett verhindern kann, nur leider auch Schmerzen sehr gut anfühlen lässt, lädt zwar per se genug zum Interpretieren in Richtung Leistungsdruck in der japanischen Gesellschaft ein, aber auch hier lässt der Film zu viel Potential liegen.
Das ist auch der Gesamteindruck des Films, auch wenn die Story innovativ ist und Effekte und Schauspieler gut sind, hier wäre insgesamt einfach deutlich mehr drin und ein Kurzfilm mit etwa 30 Minuten die bessere Alternative gewesen. Schade, schade.
"Lady Vengeance" stellt den dritten und letzten Teil der "Vengeance" Trilogie von Park-Chan Wook da, und bei der ersten Sichtung fand ich ihn so zäh und langweilig, dass ich ihn tatsächlich nach etwa 40 Minuten abgebrochen habe. Aber, da ja man im Horroroktober mal gern seinen "Pile of Shame" abarbeitet, landete "Lady Vengeance" gestern zum zweiten Mal im Player, und er erwies sich als wahre, positive Überraschung !
Die Story der Frau, welche eigentlich "nur" Mittäterin bei einem Mordfall war, aber vom eigentlichen Mörder gezwungen wird, die gesamte Schuld auf sich zu nehmen, und nach ihrer Entlassung als "Lady Vengeance" auf Rachefeldzug geht, klingt erst Mal sehr generisch, doch Wook erzählt diese Story in bester Tarantino-Manier in nicht chronologischen Episoden und schafft einige sehr schöne poetische Bilder. Der Film fängt sehr langsam an, steigert sich jedoch und endet in einem grandiosen, intensiven und doch verstörendem Finale.
Schauspieler sind durch die Bank weg top, aber da es ja durch die gesamte Trilogie die gleiche Besetzung, nur in anderen Rollen ist, verwundert diese Tatsache. Higlight ist wie immer Min-Sik Choi als Bösewicht, dieser Mann wurde einfach dazu geboren, Figuren zu spielen, welche psychisch nicht ganz in Ordnung sind.
Das Finale verdient definitiv noch eine genauere Betrachtung, denn es ist wirklich klasse inszeniert und auch die Poesie über das Thema "Rache" kommt nicht zu kurz. Es kommt heraus, dass der Bösewicht noch vier weitere Kinder getötet hat, und diese Taten auf Video aufgenommen hat. Und diese Szenen, in denen die Videos gezeigt werden, sind wirklich schwer zu ertragen, auch wenn es natürlich nur angedeutet wird. Das Flehen der Kinder und die entsetzten Gesichter der Verwandten der Opfer, welche von der "Lady Vengeance" versammelt worden sind, reichen vollkommen aus. Gemeinsam entscheiden sie dann, wie sie mit dem gefangenen Killer verfahren wollen, und entscheiden sich dazu, dass jede Familie den Mörder foltern und die letzte Angehörige, die Großmutter eines Kindes, ihn dann töten darf. Das alles geschieht natürlich erst nach langen Diskussionen. Der Mörder stirbt schließlich durch die Bastelschere des toten Kindes, welche die Großmutter ihm in den Nacken rammt.
Insgesamt definitiv sehenswert, trotz einiger Längen am Anfang, und mal wieder habe ich gelernt, das man, gerade beim südkoreanischen Kino, eine zweite Chance nie auslassen sollte.
„Philosophy of a Knife“ aus dem Jahr 2008 wurde vom russischen Regisseur Andrey Iskanov gedreht und man kann durchaus sagen, dass man hier in allen Belangen ein echtes Monster von Film vorliegen hat, denn die Grausamkeit und Wirkung dieses Films lässt sich kaum in Worte fassen. Doch ich werde versuchen mein Bestes zu geben, denn ich sehe „Philosophy of a Knife“ als einen historisch wertvollen Film an und er liegt mir trotz seines Inhalts sehr am Herzen.
Der Film ist eine semi-Dokumentation über die Verbrechen der japanischen Einheit 731 der kaiserlichen Kwantung-Armee im Zweiten Weltkrieg, welche verantwortlich für einige der grausamsten Menschenversuche der Geschichte sind. Trotz dieser Verbrechen kamen fast alle Mitglieder der Einheit 731 vollkommen straffrei davon, nur in den von der Sowjetunion abgehaltenen Kriegsverbrecherprozess von Chabarowsk (der Heimatstadt von Andrey Iskanov) im Jahre 1949 wurden 12 Mitglieder der Einheit verurteilt, jedoch wurden alle spätestens 1956 freigelassen. Generalleutnant Ishii Shirō, der langjährige Leiter der Einheit, verkaufte seine Erkenntnisse im Tausch gegen vollkommene Straffreiheit an die Amerikaner. Wie sagt man so schön ? Prinzipien müssen sich Interessen beugen.
Dasselbe Thema behandelte schon die „Men behind the Sun“ Trilogie, wobei besonders der erste Teil relevant sein dürfte, denn der zweite Teil, „Laboratory of the Devil“ lässt sich als loses Remake der ersten Teils bezeichnen und in Teil 3 dient die Geschichte der Einheit fast nur noch als Hintergrund. Bis heute wird „Men behind the Sun“ von Godfrey Ho als eines der Paradebeispiele genannt, wenn es um tabubrechende und verstörende Filme geht, und für mich war dieser Film tatsächlich der erste Underground-Film, nach welchem mir wahrhaft schlecht war. Allein schon aufgrund des Realismus dieser Thematik macht sowohl „Men behind the Sun“ als auch „Philosophy of a Knife“ schon äußerst unangenehm zu ertragen, denn man ist sich im Hinterkopf immer bewusst, dass diese Taten real passiert sind. Bevor ich aber endgültig ins Historische abschweife, soll es nun um „Philosophy of a Knife“ gehen.
Der Film geht über eine Laufzeit von stattlichen viereinhalb Stunden, und allein schon diese Laufzeit dürfte die Meisten abschrecken. Ähnlich wie „Kill Bill“ ist „Philosophy of a Knife“ in zwei Parts aufgeteilt, welche je etwas länger als zweieinhalb Stunden gehen und unabhängig voneinander angesehen werden können, besonders, da es nicht wirklich eine klassische Handlung gibt. Wer einen Spielfilm erwartet, sollte den Film sowieso meiden. Der ganze Film wurde zwar in Farbe gedreht, jedoch in schwarz-weiß veröffentlicht, was meiner Meinung nach ein sehr passendes Stilmittel für diesen Film darstellt und perfekt eine sehr depressive Grundatmosphäre schafft. Unterlegt wird das Alles von einem Noise-Sound, welchen man in etwa so gut als Musik bezeichnen kann wie „Philosophy of a Knife“ als angenehme Abendunterhaltung. Dieser Sound frisst sich nach kurzer Zeit unnachgiebig in‘s Ohr und fängt an, deinen psychischen Widerstand gegen den Film anzufressen. Die depressive Atmosphäre ist absolut genial, sie allein zieht den Zuschauer schon in ein dunkles Loch der Verzweiflung. Die nervliche Anspannung nimmt durch diesen Grundton nie ab, und das ist auf Dauer wahrhaft zermürbend. Oft erinnert der Film in vielen Einstellungen an einen Drogentripp direkt in die Hölle, „Begotten“ sei hier mal als Vergleich hingestellt. Kombiniert mit der Lauflänge und der Gewalt entfaltet sich eine monströse Wirkung.
Apropos Gewalt: „Philosophy of a Knife“ ist wohl einer der härtesten Filme da draußen, und mir fällt fast kein anderer Film ein, welcher ein solches Level an Gewalt, Perversion und Menschenverachtung aufweisen kann, nur „Melancholie der Engel“ erzielte bei mir eine ähnliche Wirkung. Hier gibt es so unglaublich kranke Szenen zu sehen, dass man es kaum in Worte fassen kann. Hier werden die grausamsten Versuche der Einheit auf Film gebannt, und oft gehen diese Szenen unerträglich lang. Hier werden einer Frau ALLE Zähne ohne Betäubung gezogen, minutenlang windet sie sich vor Schmerzen schreiend auf dem Zahnarztstuhl. Es werden Gesichter mit Chemikalien verbrannt, enthauptet, Schädel abgekocht, gefrorene Extremitäten der Länge nach aufgesägt und aufgebrochen, es wird vergewaltigt und Kakerlaken vaginal eingeführt um zu sehen, wie sich Krankheiten über die Geschlechtsorgane verbreiten, bei lebendigem Leib werden Opfer mit Stromschlägen zu Tode gefoltert, Gesichter gehäutet und Pulsadern aufgeschlitzt, um zu testen, wie lange das Opfer unter großer Anstrengung dann noch überleben kann. Einer Frau wird der Rücken enthäutet und Lötkolben in die offenliegende Wirbelsäule gerammt, um Strom direkt in die Nerven zu leiten, einer anderen Frau wird bei lebendigem Leib ihr Fötus in ihrem Bauch regelrecht mit einem langen Skalpell zerstückelt, und die Fleischstücke des Babys werden aus der Vagina gerissen. Diese Szene ist so unglaublich grausam und geht in etwa 10 Minuten, ich habe den Film regelrecht angefleht, aufzuhören. Diesen Gefallen tat er mir nicht. Auch gibt es wie in „Men behind the Sun“ eine Szene mit einer Unterdruckkammer zu sehen, in der die Gedärme des Opfers aus dem Bauch platzen und Augen aus den Augenhöhlen fallen. Von den ganzen ekligen Krankheiten muss ich gar nicht reden, wenn ein Opfer unter größten Qualen alle Körperflüssigkeiten gleichzeitig verliert. Irgendwann wird „Philosophy of a Knife“ wirklich jeden Zuschauer brechen. Der Film konfrontiert den Zuschauer so lange mit bloßer, zelebrierter Grausamkeit in all ihren Formen, bis man einfach nicht mehr kann und kapituliert. Irgendwann starrt man nur noch in den Bildschirm und wünscht sich, dass bald der Abspann einsetzt. Sich „Philosophy of a Knife“ anzusehen fühlt sich an, als ob dir deine Moral, deine Ethik, dein Gewissen und schließlich deine Menschlichkeit gänzlich amputiert wird.
Dadurch wird der Zuschauer jedoch gut in die Lage der Soldaten versetzt, denen gezielt ihre Menschlichkeit abtrainiert wurde. Sie durften ihre Opfer nur als „Baumstämme“ bezeichnen, nicht als Menschen. Am Anfang sieht man noch den Zweifel in den Gesichtern der meist jungen Soldaten, und sie hinterfragen ihre Taten und deren Sinn. Im Lauf des Filmes werden sie jedoch wie der Zuschauer systematisch abgestumpft und so sehen sie dem grausamen Treiben irgendwann nur noch wie seelenlose Automata zu. Dieses Gefühl vermittelt der Film perfekt. Die Schauspieler tragen ebenfalls ihren Teil sehr gut dazu bei, auch wenn es keine Charakterzeichnung gibt und die Soldaten, Ärzte und Krankenschwestern eigentlich austauschbar sind. Man hält sich dennoch an diesen fest, da man zwanghaft nach etwas Menschlichem in diesem Alptraum sucht, und auch wenn es nur menschlich aussieht, und es im Innern komplett anders ist.
Wie weit darf ein Film gehen ? Diese Frage stellt man sich immer wieder während „Philosophy of a Knife“. Mit dieser Thematik muss man durchaus sensibel umgehen, und sicher wird sich der Regisseur den Vorwurf der Gewaltverherrlichung gefallen lassen müssen. Doch egal wie schlimm ein Film ist, es ist und bleibt ein Film, auch wenn man sich erst überwinden muss, „Philosophy of a Knife“ dieses Attribut zu zugestehen. Und die Realität ist immer schlimmer. Kein Film kann so grausam wie die Realität sein, und die Verbrechen der Einheit 731 waren Realität. Von der japanischen Seite wurde die Existenz der Einheit jahrzehntelang geleugnet, und bis heute wird viel Archivmaterial unter Verschluss gehalten. Erst 2002 gab ein Gericht in Tokio die Existenz der Einheit und ihre Verbrechen zu. Die Verbrechen der Einheit sind größtenteils in Vergessenheit geraten. Und manchmal muss man die Menschen wieder mit einem lauten Knall aufwecken, und diese Funktion erfüllen Filme wie „Philosophy of a Knife“. Sie leisten ihren eigenen Teil der Aufklärungsarbeit, und ich muss selbst zugeben, hätte ich „Men behind the Sun“ und „Philosophy of a Knife“ nicht gesehen, wüsste ich wohl bis heute nichts über diese Einheit. Wie immer darf man zweifeln ob man diese Thematik mit derartigen Mitteln bearbeiten darf. Man kann die Notwendigkeit des Filmes nicht leugnen, jedoch sehr wohl darf man an der Notwendigkeit der Mittel zweifeln. Das hängt aber von der jeweiligen Person ab, und ein allgemeingültiges Urteil kann man hier nicht fällen.
Wer sowieso nur nach Gewalt lechzt und den Film aus lauter Blutlust kauft, der wird definitiv enttäuscht werden. Denn neben der enormen Laufzeit und der schwart-weiß Optik, welche beide den Gorehound stören werden, ist „Philosophy of a Knife“ definitiv keine Non-Stop Gewaltorgie. Einen großen Teil der Laufzeit macht auch historisches Hintergrundwissen aus. Sehr viel wird erklärt und die historischen Bezüge erläutert, auch gibt es ein sehr ausführliches Interview mit einem sowjetischen Zeitzeugen, welcher als Übersetzter und Kriegsgefangener in einem der Lager der Einheit arbeitet und später als Ankläger in den sowjetischen Kriegsverbrecherprozessen auftrat. Diese Interviewszenen sind als einzige in Farbe, und über den gesamten Film verteilt, besonders in der letzten Stunde nehmen sie die Überhand. Die ganze letzte Stunde ist eigentlich nur noch die Geschichte der Einheit nachdem die Lager geschlossen wurden, wie die Prozesse verliefen und die Verbrecher flohen. Kurz und knapp: Das gesamte Nachspiel der Einheit 731.
Wem kann man „Philosophy of a Knife“ jetzt empfehlen ? Die Antwort ist relativ einfach: Niemandem. Denn der Film verlangt dem Zuschauer einfach unglaublich viel ab, für 99 Prozent der Zuschauer definitiv zu viel. Er erfordert unglaublich viel Sitzfleisch mit seinen viereinhalb Stunden, man sollte etwas Hintergundwissen und besonders historisches Interesse mitbringen, um das Gesehene besser einordnen zu können, und das Gewaltlevel, die Perversion, Menschenverachtung, Härte und insgesamt das Gesamtpaket lässt selbst den abgebrühtesten Zuschauer irgendwann verzweifeln. „Philosophy of a Knife“ ist in keinster Weise klassische Unterhaltung. Nach diesem Film zweifelt man an der Menschheit und will ihr die „Krone der Schöpfung“ einfach nur vom Kopf reißen und kräftig darauf herumspringen. Die Bilder lassen lange nicht mehr los. Man denkt immer daran, dass diese Taten real passiert sind. Wie können Menschen so etwas tun ? Doch wer sich wirklich darauf einlassen will und kann, der kriegt ein Meisterwerk des wirklich extremen Kinos zu sehen, welches es so wohl kein zweites Mal gibt. Atmosphäre, Effekte und Schauspieler sind umwerfend gut. Und auch die Botschaft hinter all den Grausankeiten kann man nicht leugnen. Wer sich wirklich mit Passion auf den Film einlässt, der wird ganz sicher einen Sinn finden.
„Philosophy of a Knife“ wirkt wie ein Appell. Ein Appell an die Menschlichkeit in uns, und somit die Verantwortung, welche, gerade wir als Deutsche für immer mit uns tragen werden, dass solche Verbrechen nie wieder passieren werden.
Menschlichkeit.
Etwas, das die Täter wohl nicht mehr hatten:
"Egal wie viel wir für das Wohlergehen der Menschheit tun, die Menschlichkeit in uns stirbt."
Der letzte Satz, welcher gesprochen wird, während die Kamera über eine ins Sonnenlicht getauchte Gedenkstätte schwenkt, welche den tausenden Opfern gewidmet ist, wirkt fast wie eine Erlösung nach viereinhalb Stunden von menschlichen Abgründen:
„Der Tod lässt alle Menschen gleich erscheinen, die Geehrten als auch die Sünder, egal welche Hautfarbe oder Religion. Mögen sie in Frieden ruhen.“
"Jeepers Creepers 3" hat sich nach den vielen negativen Kritiken tatsächlich als eine kleine positive Überraschung erwiesen. Denn ich finde ich nicht wirklich viel schlechter als den Vorgänger. Hier hat man sich noch mehr vom Horrorfilm entfernt, denn der dritte Teil der Reihe wirkt eher wie ein Rache-Actionfilm, denn hier tun sich alle Überlebenden der Jagd zusammen, um dem hungrigen Monster endlich den Gar aus zu machen. Der Creeper sieht wie gewohnt sehr cool aus und besonders sein Frankenstein-Truck ist hier wirklich ein Highlight, anscheinend durfte Jigsaw dort mal kurz Hand anlegen !
Negativ muss ich definitiv die vielen Logiklücken ankreiden, welche oft wirklich nicht zu übersehen sind und gerade diese seltsame Trance-Sequenz mit der Hand des Creepers wirkte sehr deplaziert, besonders da nicht mehr darauf zurück gekommen wird, und somit ist sie für die Handlung völlig egal. Auch das Ende glänzt in Sachen Logik nicht.
Kann sich mal geben, kein Highlight, kein Reinfall. Für den belanglosen Slasherabend geeignet, mehr nicht. Aber ich möchte dieses Auto haben !
Dieses Review widme ich meinem MP-Buddy Headshot, welcher sich diesen Oktober als noch viel zäher erweist als der Dämon in diesem Film und trotz den Exorzismus-Versuchen von unsagbar schlechten Filmen immer weitermacht, um für uns den Boden des Filmemachens zu erkunden. Ich hätte wohl längst aufgegeben. Respekt Shot, du zäher Hund ;-P
„American Guinea Pig: The Song of Solomon“aus dem Jahre 2017 stellt (bei uns in Europa) den vierten und bis dato letzten Teil der „American Guinea Pig“ Reihe da. Regie führte dieses Mal wieder Stephen Biro, der Chef von Unearthed Films, dem Nummer Eins Underground-Label in den USA, welches dafür verantwortlich war, dass Filme wie „Slaughtered Vomit Dolls“, „Philosophy of a Knife“ oder eben die „Guinea Pig“ Filme ein US-Release bekamen. Die Reihe ist bei Biro also in guten Händen, und nachdem die Vorgänger der „American Guinea Pig“ Reihe allesamt auf ihre eigene Weise durchaus sehenswert waren, war ich dann doch sehr gespannt auf „The Song of Solomon“. Das Ergebnis ist jedoch leider eher durchwachsen.
Mary (Jessica Cameron) muss mit ansehen, wie ihr Vater brutal Selbstmord begeht. Daraufhin wird die junge Frau von einem Dämonen besessen, welcher natürlich sofort seine teuflischen Spielchen zu treiben beginnt. Die katholische Kirche schickt darauf hin einen Priester nach dem anderen, um einen Exorzismus an Mary durchzuführen, und den Dämon aus ihrem Körper zu vertreiben. Doch der Dämon erweist sich als deutlich mächtiger als erwartet und alle Priester gehen sprichwörtlich durch eine Hölle von Wahnsinn und Gewalt…..
Diese Story ist erst Mal ein interessanter Ansatz, denn sie stellt sowohl im Exorzisten-Genre als auch in der „Guinea Pig“/American Guinea Pig“ Reihe etwas Neues da, denn ich kann mich an keinen anderen Exorzismusfilm erinnern, welcher gleichzeitig ein solches Gewaltlevel aufwarten konnte. Die Hintergründe dazu sind auch äußerst ungewöhnlich, denn Stephen Biro ist gläubiger Christ, hat schon selbst Bücher über den Glauben geschrieben und betreibt so eine Art eigene Bibelforschung. Bei „The Song of Solomon“ achtete er sehr genau darauf, alle religiösen Aspekte und Artefakte korrekt nachzustellen.
Leider ist diese Angelegenheit aber für einen Laien nicht gerade sehr spannend, denn viele Querverweise oder Aspekte werden sich für die Meisten wohl gar nicht erst erschließen.
Die Szenen, in denen über den Glauben oder die Kirche geredet wird, stellen auch den größten Teil der Laufzeit des Films, und dadurch ist er mit seinen 90 Minuten auch zu lang geraten.
Natürlich gibt es auch einen beträchtlichen Anteil an grafischer Gewalt zu sehen, denn schließlich sind wir hier immer noch bei einem „American Guinea Pig“ Film, und dieser Name steht ja sinnbildlich für ausufernde Gewalt und viel Blut. Doch gibt es insgesamt für meinen Geschmack einfach zu wenige Gore-Szenen zu sehen, diese können den Film nicht tragen, und den abgebrühten Underground-Freak lassen sie relativ kalt. Was jedoch nicht heißen soll, dass „The Song of Solomon“ harmlos ist. Hier werden Augen und Zungen heraus gerissen, Knochen brechen blutig aus Armen und Beinen, Gedärme werden minutenlang erbrochen und dann wieder gegessen und schon relativ früh gibt es eine sogenannte „kolumbianische Krawatte“ zu sehen, eine meist von Drogenbanden benutzte Hinrichtungsmethode, bei der dem Opfer die Kehle durchgeschnitten und anschließend die Zunge nach unten aus dem Hals gerissen wird, dass sie wie eine Krawatte aus der Halswunde hängt. War ganz nett mit anzusehen, und ich habe eine ähnliche Szenen noch nicht in einem anderen Film gesehen.
Die Effekte lieferten dieses Mal Marcus Koch, welcher schon die Effekte in den ersten beiden Teile anfertigte und beim zweiten Teil außerdem Regie führte, und Jerami Cruise, welcher wohl den Meisten durch seine blutigen Effekte in der „August Underground“ Trilogie in Erinnerung geblieben sein dürfte. Diese beiden Wunderkinder des Effektkinos liefern hier auch gut ab und die Effekte sind meist hervorragend gelungen. Wie schon erwähnt sind sie nur zu spärlich über den Film verteilt, der Gorehound langweilt sich meistens also.
Schauspielerisch finde ich „The Song of Solomon“ sogar solide gespielt, man bedenke, dass wir hier einen Independent-Film vorliegen haben, welcher per Patreon mit 20.000 Dollar Budget auf die Beine gestellt wurde. Jessica Cameron als Besessene ist hier klar das Highlight, sie schafft es mit ihrer dämonischen Mimik und Stimme sogar, dem Zuschauer eine leichte Gänsehaut über den Rücken laufen zu lassen.
Die anderen Schauspieler, welche die Priester, medizinisches Personal und die Familie des Opfers verkörpern, gehen soweit in Ordnung, natürlich sind es wie immer keine Oscar-Performances, aber billig wirkt es dann auch nicht, zumindest für einen Undergroundfilm. Meistens müssen sie sowieso nur schreien oder Gebete rauf und runter rezitieren.
Der ganze Film ist zusätzlich mit einer leichten Prise schwarzen Humors versehen, was sich in das Gesamtbild so mittelmäßig einfügt, wenn der Dämon nach dem Herauswürgen der Innereien kommentiert, dass er diese noch brauche und sie wieder isst, oder wenn ein Arzt und die Mutter von Mary nach dem Massaker an einem weiteren Priester das Zimmer aufräumen müssen. Zwar mildern diese Szenen die zu ertragene Langweile, aber sie stören wiederum den ernsten und brutalen Grundton des Films.
Auch werden die Themen (auch nicht-religiöse) Philosophie und Ethik immer wieder angerissen, so weist der Dämon öfters darauf hin, wie schlecht und verdorben die Menschheit doch ist und dass sie die Verdammnis verdient hätte, oder die Priester diskutieren in wie weit sie ohne den Segen des Vatikans handeln dürfen und ob es dann mit dem Segen Gottes geschieht. Dadurch, dass diese philosophischen Theorien eher dezent eingearbeitet sind, wirken sie nicht aufgesetzt, aber auf der anderen Seite gehen sie nicht tief genug, um den Zuschauer zum Nachdenken zu bewegen.
Insgesamt sieht man also, „American Guinea Pig: The Song of Solomon“ ist irgendwie nichts Ganzes und nichts Halbes. Es fehlt dem Film an einer tragenden Stütze, welche den Großteil der Zuschauer durch den Film leitet, denn die Eskapaden über Kirche und Religion werden die Wenigsten (mich eingeschlossen) komplett verstehen. Der Gewaltgrad ist zwar ganz ansehbar, aber für den Gorehound zu spärlich gesetzt und der Film zieht sich dadurch dann in die Länge. Wer nur Gewalt sehen will, der ist mit „Bouquet of Guts and Gore“ besser beraten, wer einen tiefgehenden Film sehen will kriegt nicht genug Material geliefert und die Theologen sind spätestens nach der Anfangszene weg. Ein Kurzfilm, ähnlich wie die Originalreihe, welcher Splatter mit Exorzismus kombiniert, wäre wohl die bessere Entscheidung gewesen. Kein Reinfall, aber auch definitiv kein Highlight !
Freut mich, wenn euch die Fragen gefallen und auch ein paar Leute mitmachen die mit Horror nichts anfangen können ! Dürft gerne Feedback geben.
1. Was bedeutet für dich das Wort „Horror“ ? Und wie sieht für dich die effektive filmische Umsetzung Dessen aus ?
Horror muss mich verstören, schocken. Wenn mir ein Film tagelang nicht mehr aus dem Kopf geht, weiß ich, dass der Horror dort gut umgesetzt wurde.
2. Splatter oder Grusel?
Ich bin ein selbsternannter Gorehound ;-)
Also soll der rote Lebenssaft nur so aus dem Bildschirm triefen...
3. Was braucht eine Szene, um dich wirklich zu schocken und zu verstören ? Gewalt gegen Kinder, das Ziehen von Fingernägeln oder Zähnen oder doch nur ein gut platzierter Jumpscare?
Also ich kann Alles irgendwie aushalten. Szenen mit Fingernägeln und Zähnen stören mich nicht. Auch finde ich fiktive, filmische Gewalt gegen Tiere und Kinder nicht viel dramatischer als gegen Teenager oder Erwachsene. Ich finde da herrscht ein zu selektive Wahrnehmung vor. Viele Leute feiern die derbsten Kills von Teenagern und Erwachsenen, aber wehe jemand deutet auch nur ansatzweise Gewalt gegen Kinder oder Tiere an. Dann ist aber Feierabend. Ist nicht jedes Leben gleich viel wert und sollte geschützt werden ? Für mich sind aber wohl explizite Szenen mit Körperflüssigkeiten am schwersten, ach wenn sie nicht im klassischen Sinne brutal sind.
4. Was ist dein persönlicher Lieblingshorrorfilm?
"Martyrs". Ein Meisterwerk, dass mich immer wieder schockt und gleichzeitig begeistert.
5. Welches Untergenre im Horrorbereich magst du sehr gerne und mit welchem kannst du gar nichts anfangen?
Positiv: Splatter, Arthouse-Horror, Slasher, Rape and Revenge, Horrorthriller, Torture Porn, Home Invasion
Neutral: Fake Snuff, Haunted House, Sci Fi-Horror, Tier- Horror, Kannibalen
Negativ: Pupenhorror, Found Footage, Horrorkomödien, Shockumentary, Deathmondos, Real Gore, Zombies
6. Clive Barker oder Stephen King?
Clive Barker. Er weist eine sehr kranke aber oft witzige Kreativität auf.
7. Welchem Horrorfilm würdest du ein Remake oder ein Reboot verpassen wollen? Du kannst selbst Regie führen oder einen anderen Regisseur auswählen.
Ein Hellraiser Reboot mit Pascal Laugier wäre cool, er war ja schon einmal eingeplant, hat das Projekt aber verlassen weil seine Ideen zu extrem waren. Genauso will ich es. Alexandre Aja als Regisseur von "Halloween" oder "Freitag der 13." wäre aber auch cool.
8. Welchen Horrorfilm findest du trotz seines Kultstatus furchtbar langweilig und welcher hätte mehr Aufmerksamkeit und Lob verdient?
"Blair Witch Project" fand ich furchtbar im negativen Sinne. Sterbenslangweilig, Wackelkamera, null Horror......
Mehr Lob verdient...."Subconscious Cruelty" finde ich massiv unterschätzt. Fällt mir jetzt als erstes ein.
9. Jetzt gibt‘s Horror für die Ohren ! Welcher Soundtrack eines Horrorfilmes verpasst dir immer wieder Gänsehaut?
Die Soundtracks von "Saw", "Raw" und "A Serbian Film" wären wohl meine Top 3.
10. Wo hört für dich die Kunstfreiheit im Horrorfilm auf, wenn sie denn je aufhört?
Solange das Gezeigt legal ist, endet Kunstfreiheit nie. Ja, auch die "Vomit Gore" und die "August Underground" Trilogie sind Kunst. Ob sie mir gefallen oder nicht.
"Es gibt keine falsche Kunst, nur die falschen Leute dafür."
11. Wes Craven oder John Carpenter?
Wes Craven, er hat mehr kreativere Sachen geschaffen.
12. Wenn die Geschichte eines berühmten Serienmörders verfilmt werden soll, für wessen Lebensgeschichte würdest du dich entscheiden?
Tsutomu Miyazaki.
13. Glaubst du, dass das regelmäßige Konsumieren von Horrorfilmen überdurchschnittlich viele Gewalttäter hervorbringt?
Nein. Es kommt auf das soziale Umfeld an. Wenn jemand den ganzen Tag allein ist, kaum gesunde soziale Kontakte hat und zu viel solche Filme konsumiert, dann kann das schaden. Ansonsten nicht.
14. Hand auf‘s Herz. Wie lange würdest du wohl selbst in einem Horrorfilm überleben?
Kampfsportler mit jahrelanger Horrorerfahrung. Mäßig gute Überlebenschancen.
15. Welcher Horrorfilm hat dich so richtig den Schlaf gekostet oder dir den Magen verdorben ;) ?
Verstört hat mich "Martyrs".
Schlecht war mir nach "August Underground's Mordum" und "Men behind the Sun"
Geschockt haben mich "Inside" und "Philosophy of a Knife"
"Melancholie der Engel" war Alles zugleich. Gibt noch mehr, aber das sind so die schlimmsten Beispiele.
16. Welches Crossover zweier berühmter Horrorfiguren würdest du mal gerne auf der Leinwand sehen?
Michael vs Jason
17. Die USA mal außen vorgelassen. Welches Land hat deiner Meinung nach besonderes Talent dafür, viele Horrorfilmperlen zu inszenieren?
Frankreich und Japan. Meine zwei Säulen des Genres. Beide natürlich mit Hang zum Extremen.
18. Wer ist dein persönlicher Lieblingsregisseur im Horrorgenre?
Zählt Marian Dora als Horrorregisseur ? Wenn ja, dann definitiv es. Ansonsten Takashi Miike und Pascal Laugier. Keiner von ihnen scheut sich Tabus zu brechen und sie leben ihre eigene Definition von "Film".
19. Stimmt es, dass der Horrorfilm ein Spiegel der Gesellschaft und seiner Zeit ist?
Ja, natürlich. Es war kein Zufall dass die Torture Porn Welle in den Zeiten des Irak- und des Afghanistankrieges, von Guantanamo und Co. aufkam. Jetzt kommen die Virusfilme.
20. Weißt du schon welchen Film du an Halloween schauen wirst?
Nein.
https://www.youtube.com/watch?v=4yh2ws82sVw
Herrlich !
Das letzte Mädchen wäre wohl das Final Girl....
"Memories of Murder" von Joo-Ho-Bong erweist sich als eine sehr außergewöhnlicher Serienkiller-Film, in fast jeglicher Hinsicht. Denn er ist in erster Linie eine Charakterstudie zu den beiden führenden Polizisten, welche sich im Laufe der Ermittlungen in immer größer werdender Verzweiflung verlieren und sich so von ihren ursprünglichen Positionen entfernen und am Ende sogar die Rollen tauschen.
Der Fokus liegt auf der Polizei, nicht auf dem Killer, den am Ende gibt es nicht mal einen Schuldigen, was den Thriller endgültig von der drögen Masse abhebt.
Der ganze Film basiert auf den Taten des ersten Serienkillers in Südkorea, welche von 1986 bis 1991 statt fanden und deren Täter erst im Jahr 2019 ermittelt werden konnte.
Schauspielerisch gewohnt in alter asiatischer etwas over the top Manier, aber ich komme damit gut klar, und wenn man diese Bedingung auch erfüllt, kann man die Leistung der Schauspieler durchaus genießen.
Inszenatorisch geht es hier etwas unüblich zur Sache, denn selten ist der Film in herkömmlicher Weise spannend, auch wenn es diese Szenen auch in kleinem Maße gibt. Der Grundton des Films ist ruhig, aber irgendwann wird diese Ruhe immer unangenehmer und schlägt schließlich in Verzweiflung um. Gut gemacht.
Nur die 132 Minuten fühlen sich hin und wieder zu lang an, auch wenn die Monotonie sicherlich auch gewollt ist, um den Druck auf die Polizei zu erhöhen.
Auch eine gewisse Portion Sozialkritik ist zu spüren und die schwarzhumorige Note kommt ebenfalls nicht zu kurz.
Empfehlung für die Leute, welche mit asiatischem Kino Etwas anzufangen wissen !
PS: Die Farbe Rot ist ein Auslöser für das Morden ? Ich musste sofort an den CAT-III Klassiker "Red to Kill" denken, welcher ja auch wie hier (wenn auch deutlich selbstzweckhafter) das Thema Behinderung und deren automatische Verdächtigung durch die Gesellschaft behandelt. Zufall ?
Irre ! Seit einem Jahr habe ich immer wieder versucht einen Kommentar zu diesem Film zu schreiben, und seit einem Jahr gab es immer eine Fehlermeldung. Aber jetzt geht's ! Tja, gut Ding will schließlich Weile haben :)
"Cannibal- Aus dem Tagebuch eines Kannibalen" ist der zweite Langfilm des deutschen Regisseurs Marian Dora. Über ihn ist so gut wie nichts bekannt, außer das er Chirurg ist, in Süddeutschland lebt, und um 1970 geboren wurde. "Marian Dora" ist sein am häufigsten verwendetes Pseudonym, andere sind "Marian D. Botulini", "M.D. Botulini", und "A. Doran". Seine Filme zeichnen sich durch eine sehr starke Bildsprache, oftmals philosophische Themen und der expliziten Bebilderung von Gewalt- Ekel und Sexszenen aus, oft werden diese Themen auch vermischt. Kurz: Dora ist ein Undergroundfilmer durch und durch, und er hat sich in der Szene den Ruf als einer der kontroversesten und tabulosesten Filmemacher erarbeitet.
Der Film basiert auf dem Fall von Armin Meiwes, der als "Kannibale von Rothenburg" traurige Bekanntheit erlangte. Meiwes suchte im Internet nach Menschen, die dazu bereit waren, sich von ihm verspeisen zu lassen. Er wollte einen anderen Menschen "in sich aufnehmen". Diese Vorstellung nahm ihren Anfang, als Meiwes in seiner Kindheit eine Robinson Crusoe Verfilmung sah, in der Crusoe seinen toten Kameraden verspeist, dass er für immer bei ihm ist. Dies wollte Meiwes auch, da er sich schon immer einen kleinen Bruder wünschte, der immer bei ihm sein sollte. Im Internet traf er schließlich auf Bernd Brandes, sie trafen sich und Meiwes tötete ihn und verspeiste anschließend Teile von ihm.
Zu Beginn des Films wird das Märchen von Hänsel und Gretel erzählt, mit Betonung auf dessen kannibalistischen Inhalt, der ebenfalls zur Inspiration Meiwes diente. Viele andere Filme, die sich mit dem Fall auseinandersetzten, scheiterten daran, die Beweggründe des Kannibalen zu erläutern und seine Person zu charakterisieren. Dies versucht "Cannibal" jedoch gar nicht. Er zeigt nur ganz nüchtern Meiwes Suche nach seinem "Fleisch", das Treffen mit Brandes, und den Vorgang der Tat. Hierbei trägt der Film durch und durch Doras Handschrift, die ich persönlich einfach liebe. Wie immer sind viele Szenen, auch die Unschönen, in Sonnenlicht getaucht, und Dora lässt die Bilder für sich sprechen. Pure Melancholie.
Das Ganze ist sehr künstlerisch angehaucht und es gibt trotz der Thematik einige sehr schöne Szenen zu sehen, einige davon wirken sogar fast biblisch. Unter anderem gibt es einen Verweis auf ein sehr berühmtes kirchliches Gemälde, "Das letzte Abendmahl", was in diesem Gesamtzusammenhang schon durchaus pervers ist. Das letzte Mahl eines Menschen, welcher sich opfert. Der Eine für die Sünden, der Andere um die Begierden seines Gegenübers zu stillen. Marian Dora at his best.
Gesprochen wird hierbei jedoch kaum, was aber sehr gut zur Atmosphäre beiträgt. Ein paar Sätze wechseln die zwei Protagonisten dann aber doch, ihre Worte sind eigentlich ausschließlich philosophischer Natur und beschäftigen sich mit der bevorstehenden Tat. Viele Leute beschweren sich über die angeblich so schlechten Dialoge. Diesen Kritikern kann ich vom Regisseur persönlich ausrichten: Die Dialoge sind die Originalen von Meiwes und Brandes. Dora hat Einsicht in die Gerichtsprotokolle erhalten, in denen der Tatvorgang (und somit auch die Dialoge) genau geschildert sind. Die meiste Zeit des Films ist jedoch mit klassischer Klaviermusik unterlegt, was angesichts der Handlung erst einmal komisch klingt, jedoch super zum Gefühl des Filmes beiträgt.
Die Schauspieler sind wirklich sehr gut, es wirkt alles irre echt, was angesichts der Vorlage der Gerichtsakten nicht verwunderlich ist. Carsten Frank, mit dem Dora schon vorher bei "Debris Documentar" zusammenarbeitete und es später noch bei "Melancholie der Engel" tun sollte, spielt hier den Kannibalen. Victor Brandel, der meines Wissens nach nach "Cannibal" nicht mehr groß schauspielerisch in Erscheinung trat, verkörpert die Rolle des Opfers, welches geschlachtet werden soll. Beide schaffen es jedenfalls, trotz Fehlen fast jeglicher Dialoge und Figurenzeichnung die Charaktere sehr real wirken zu lassen, was natürlich sehr schwierig ist, jedoch bei einer Verfilmung, welche sich mit einem realen Thema beschäftigt, von großem Vorteil ist. Manchmal hat man fast das unangenehme Gefühl, man schaut eine echte Aufnahme der Tat an, und das ist wohl das größte Lob, welches man dem Film aussprechen kann.
Die Kamera hält bei jeder Sex-, Gewalt- und Ekelszene voll drauf. Hier wird in Großaufnahme das Geschlechtsteil des Opfers abgebissen, kastriert und schließlich geschlachtet. Der abgebissene Penis landet später in der Bratpfanne um verspeist zu werden. Viele Leute kritisierten auch den Sex der beiden Protagonisten als zu hart und dass ihnen diese Szenen zu weit gingen, ich fand sie allerdings nicht weiter störend. Heterosexualität stört sonst auch niemanden, dann sollte dass hier einen auch nicht weiter aufregen. Dora hält sich nun Mal genau an die Vorlage, und Meiwes und Brandes hatten auch sexuellen Kontakt. Gegen Ende fließen dann auch noch ordentlich Körperflüssigkeiten über den Bildschirm, als dem sterbenden Opfer der Schließmuskel des Darms versagt. Wem bis dato noch nicht schlecht geworden ist, hier dürfte jegliche Grenze schließlich erreicht sein. Die Effekte sind unglaublich gut, und wie so oft bei Dora sind die Körperflüssigkeiten wohl sogar echt. Man sollte wohl wissen worauf man sich einlässt.
Für mich ist und bleibt "Cannibal" dennoch ein Meisterwerk des extremen Kinos, und dieser Film war mein erster Langfilm von Dora und hat meine Liebe zu diesem Regisseur endgültig entfacht. Trotz meiner Passion für den Regisseur und für diese Art von Film kann ich jeden absolut verstehen, der in "Cannibal" ein abstoßendes und ekliges Subjekt des Undergroundkinos sieht, denn die Mischung, welche Dora dem Zuschauer hier serviert, ist wie immer wirklich sehr speziell und wird nur eine sehr kleine Zielgruppe bedienen. Diejenigen werden jedoch mit einem Meisterwerk der etwas anderen Art bedient, welches so wohl kein zweites Mal existiert.
"Man muss immer einen Finger auf die Waage legen, zum Guten oder zum Bösen, und sie haben den Finger die meiste Zeit ihres Lebens auf die falsche Seite gelegt."
- Jigsaw
"Jeder Staat muss sich entscheiden: Entweder seid ihr an unserer Seite oder auf der Seite der Terroristen."
- George W. Bush
Ja, diese Einleitung mag erst mal sehr komisch wirken. Aber anlässlich meiner Zweitsichtung von "Jigsaw" möchte ich mal einen genauen Blick auf einen Aspekt der "SAW" Filme werfen, welcher fast nie genannt wird: Ihr Parallelen zur Politik der Bush- Regierung und insbesondere ihrer Anti-Terror Politik. Denn wenn man sich intensiver mit der Materie beschäftigt, kann man einen Haufen Querverbindungen und Verweise finden.
Erst Mal, die Figur von Jigsaw selbst: Er ist zuerst ein typischer, weißer, liberaler Mittelklasse Mann. Doch er erlebt ein krasses Erlebnis, welches durchaus eine Parallele zum 11. September sein kann, und dadurch wird er zum Konservativen, welcher die Gesellschaft durch seine Taten ändern will. Und ihm ist dazu jedes Mittel recht, doch für moralisch falsch hält er es nicht. Seine Sichtweise ist stets die: Die Opfer begingen zuerst schreckliche Taten, also ist meine Gewalt gegenüber ihnen gerechtfertigt.
Genauso argumentierten Bush/ Cheney nach 9/11 für die Terrorristen: Sie haben keinerlei internationale Konventionen anerkannt, also müsse man selbst das auch kaum in Einrichtungen wie Guantanamo und Abu Ghuraib. Der Gewaltgrad der "SAW" Filme dürfte kein Zufall sein.
Die Richter in Guantanamo, im Irak und Afghanistan und Soldaten waren Richter, Geschworener und Henker. Wie Jigsaw.
Gewinnt Amerika/Jigsaw dadurch wirklich ? Nein, nicht wirklich.
Amerika muss(te) abziehen, Jigsaws Gehilfen wenden im früher oder später den Rücken zu und er selbst stirbt bei seinen Aktionen. Auch wenn es immer erst wie ein Sieg aussieht, es ist wohl keiner.
Auch Jigsaws Moral entspricht der eines Konservativen. Keine Drogen (SAW 2 und 4), keine Straftaten (nahezu alle Teile), keine Prostituierten (SAW 4), man solle in seinem Leben etwas erreichen, und es nicht verschwenden. Law and Order in good old America. Und um das zu erreichen, verlässt man sich auf keine staatlichen Institutionen, alles Versager. Man nimmt das Recht selbst in die Hand.
Ja, ja, Interpretationssache. Fast. Denn die Macher von "Jigsaw" stellen an einer Stelle einen direkten Bezug zwischen John Kramer und Präsident Bush her. Und zwar gewollt.
Als die Polizei die zerstückelte Leiche im Schrank von Eleanor findet, hängen zuerst sehr viele Zeitungen an der Wand. Und dort stehem groß zwei Artikel: Einer über Jigsaw und seine Taten, einer zu Präsident Bush. Der Film kam 2017 heraus. Da war Bush 8 Jahre nicht mehr im Amt. Die Macher haben also ganz gezielt seinen Namen mit dem Namen von John Kramer in Verbindung gebracht.
Jigsaw trug die veränderte Puppe seines toten Sohnes die ganze Zeit mit sich und machte sie zu seinem Symbol, sie erinnerte sie an seinen "Auftrag". Die Gesellschaft vor Verbrechern zu schützen. Zu einem hohen Preis.
Bush trug seine ganze Präsidentschaft nach dem 11. September die Marke von George Howard bei sich, welcher am Ground Zero starb, als er Menschen helfen wollte. Sie erinnerte ihn an seinen Auftrag: Die Gesellschaft vor Terroristen zu schützen. Zu einem hohen Preis.