Jichi - Kommentare

Alle Kommentare von Jichi

  • 8

    "Normal ist eine Einstellung am Wäschetrockner."

    "Suicide Squad" erweist sich als ein völlig durchgeknallter Psycho-Comic-Trip, welcher gleichzeitig grell psychotisch bunt als auch düster depressiv grau ist. Völlig anders als die typischen Comicverfilmungen jedenfalls, aber genau nach meinem Geschmack. Margot Robbie als Harley Quinn ist schlicht genial, jedoch kommen auch die anderen Mitglieder des Selbstmord Kommandos nicht zu kurz, meine Favoriten sind hier Will Smith als Deadshot und Killer Croc. Mir gefällt, dass die "Schurken" hier ambivalent dargestellt werden. Wir haben es zwar mit Schurken zu tun, aber man sieht auch ihre menschlichen Seiten, sei es die Beziehung von Harley Quinn zum Clownprinz des Verbrechens oder Deadshots Liebe zu seiner Tochter.
    "Suicide Squad" ist düster, wenn er düster sein will, grell, wenn er grell sein will und lustig, wenn er lustig sein will. Meiner Meinung nach ist der Spagat zwischen diesen Elementen sehr gut gelungen, und ich kann "Suicide Squad" nur empfehlen !

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    • 7

      Es war einmal vor langer, langer Zeit, da hatten Comicverfilmungen noch ihren ganz eigene Charme, und sie mussten nicht hunderte Millionen einspielen, um als Erfolg zu gelten. Ja ja. Die meisten Marvel-Fans dürften zu jung sein um sich daran zu erinnern. Egal, "Fantastic Four" ist ein solcher charismatischer Comicfilm, nicht perfekt, aber einfach unterhaltsam. Außerdem habe ich hier einige der alten Comics aus den 80ern sogar als Kind gelesen, und so kann ich sagen, dass der Cast die Helden wirklich gut verkörpert. Highlight ist Chris Evans als "Human Torch", welcher eine super Dynamik mit "The Thing" hat. Die Entstehung von Doctor Doom weicht zwar deutlich von der Vorlage ab, aber seine Entstehungsgeschichte wurde passend geschrieben und somit haben wir auch einen coolen Gegenspieler.
      Empfehlung meinerseits für einen sympathischen Comicfilm mit Herz, welcher auch noch sehr unterhaltsam ist !

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      • 2
        über Martyrs

        Warum habe ich nicht auf euch gehört ?

        Der originale "Marytrs" von 2008 ist mein absoluter Lieblingsfilm, welchen ich einfach nur vergöttere. Das war wahrer Horror, welcher unter die Haut ging, jedoch ohne nur auf die Ekelschiene zu setzten.
        Trotzdem habe ich versucht, möglichst neutral an das Remake heran zu gehen, ihm eine faire Chance zu geben. Tja, hat nichts gebracht. Der Film ist furchtbar. Es kommt null Spannung auf, kein Schock, nur Langeweile. Die Veränderungen in der Story reißen nur Logiklücken auf. So wird zum Beispiel die Horrorgestalt, welche Lucie verfolgt, nie erklärt. Sie ist eben da. Außerdem ist die ganze Verstrickung mit christlicher Mythologie unglaublich bescheuert, denn dadurch nimmt man ja die Auflösung praktisch vorweg. Auch das Ende verrät viel zu viel, da war das viel subtilere Originalende viel besser.
        Mann, könnte ich mich aufregen. Ich habe für den Mist auch noch Geld ausgegeben. Und die Lebenszeit...ach, egal. SPART ES EUCH !

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        • 10

          „Hate Crime“

          SS-Colonel Hans Landa, grandios dargestellt von Christoph Waltz, gehört wohl zu den charismatischsten bösen Figuren der Filmgeschichte. Trotz seiner menschenverachtenden Gesinnung und Methoden versteht er es perfekt, den Zuschauer mit seinem Charme um den Finger zu wickeln. Man genießt Waltz Schauspiel und empfindet auch irgendwie Bewunderung für den Charakter Landa.

          Jetzt nehmen wir den krassen Gegensatz zu Landa, drei drogenabhängige, sadistische Neo-Nazis, welche für den Zuschauer so hassenswert sind, dass sie den Killern aus der „August Underground“ Reihe ernsthafte Konkurrenz machen. Eben diese Neo-Nazis überfallen nun eine jüdische Familie (bestehend aus dem Vater, der Mutter, einer schon erwachsenen Tochter, einem älteren Sohn im Teenager Alter und einem jungen Sohn) in ihrem eigenen Haus, welche gerade den Geburtstag des jüngsten Sohnes feiert, und was anschließend folgt, kann sich wohl jeder denken. Der Vater der Familie wollte die Feier mit seiner Handkamera filmen, doch sofort nach dem Eindringen der maskierten Irren entreißen sie ihm die Kamera und filmen alles mit. Jetzt haben wir die Prämisse zum Film „Hate Crime“ aus dem Jahre 2012 von James Cullen Bressack.
          Der Titel spricht bereits Bände, denn ein „Hate Crime“ ist laut Definition ein Verbrechen, meistens ein Gewaltverbrechen, welches nur aufgrund der Religion, Hautfarbe, Herkunft oder der sexuellen Orientierung des Opfers erfolgt. Alles andere als leichter Stoff also, und die meisten werden sich bereits angewidert abgewandt haben und dem Film Verherrlichung von NS-Gedankengut, Gewaltverherrlichung und das Schüren von Hass gegen Juden vorwerfen. Bevor ich auf die einzelnen Aspekte des Filmes genauer eingehe noch das Statement des Regisseurs, welcher übrigens selbst Jude ist, anlässlich der Freigabeverweigerung für seinen Film im UK:

          „As a Jewish man, and a victim of anti-Semitic hate, I made a horror film that depicts the very thing that haunts my dreams. As an artist I wanted to tell a story to remind us that we live in a dangerous world; a world where racial violence is on the rise. It saddens me to learn that censorship is still alive and well.“

          Ich hoffe das beseitigt erst einmal die grundlegenden Vorurteile gegenüber dem Film, denn nüchtern betrachtet lohnt sich „Hate Crime“ wirklich, auch wenn es erst einmal schwer fallen mag, seine Abwehrreaktionen aufgrund der Inhaltsangabe zu überwinden.

          Der Film an sich kann wohl am besten als eine Mischung aus „Funny Games“ und „August Underground“ beschrieben werden, denn hier haben wir wie schon erwähnt einen Home- Invasion Film im Found Footage Format, und vor Allem eines: Einen unglaublich intensiven Terrorfilm. Ich bin ganz ehrlich: So einen krassen Terror habe ich glaube ich noch nie erlebt, und der Film ging mir stellenweise so nahe, dass ich den Film in mehreren Etappen schauen musste, und ich glaube dies ist das größte Kompliment, welches ich einem Terrorfilm machen kann. Das Format des Found Footage ist wohl für diesen Film erfunden worden, so perfekt passt es zusammen, die Grundstimmung des Filmes ist einfach unfassbar böse und menschenverachtend. Und wie jeder Horrorfilm-Fan wissen sollte, ist die Atmosphäre bei einem derartigen Film der wahrscheinlich wichtigste Aspekt.

          Wer jetzt jedoch ein Gore-Fest erwartet, der wird absolut enttäuscht werden, denn es gibt so gut wie kein Blut im ganzen Film zu sehen, rein optisch ist sogar fast jeder Slasher wie „Freitag der 13.“ der alten Tage heftiger. Doch „Hate Crime“ zieht seine enorm verstörende Wirkung neben der eben schon erwähnten Grundstimmung aus dem physischen und besonders psychischen Zugrunderichtung der Familie, jedoch ohne optische Gewalt wirklich zu zeigen. Der jüngste Sohn wird direkt nach dem Eindringen der Irren mit einem Kopfschuss getötet, die Mutter wird vor den Augen ihrer Kinder auf dem Tisch gefesselt vergewaltigt, später wird der ältere Sohn gezwungen, seine Mutter zu schänden, später wird dem Teenager ein Hakenkreuz in die Wange gebrannt. Die Kamera hält nie voll drauf, sondern schwenkt teilweise gleichgültig durch die Gegend, während die arme Familie die schlimmsten Qualen durchleiden muss. Der Film überlässt den größten Teil dem Kopfkino, was hier ausgezeichent funktioniert. Und das macht „Hate Crime“ so verstörend. Es wirkt fast so, als sei das Leid der Opfer völlig egal. Die Kamera verbreitet teilweise eine Gleichgültigkeit, und für die Nazis scheinen ihre Verbrechen oft nur wie ein Spiel. In der Mitte des Filmes kommt einer der Täter in die Küche geschlendert, in der gerade dem Sohn die Augen mit einem Löffel in der einzigen Goreszene des Filmes entfernt wurden, und alle Täter lachen und der Kameramann filmt seelenruhig die Umgebung, als wäre nichts passiert. Ohne Worte.
          Seinen perversen Höhepunkt erreicht der Film, als der Anführer der Nazis die erwachsene Tochter der Familie im Badezimmer langsam auszieht, betatscht und anschließend vergewaltigt. Währenddessen erzählt er der hysterisch weinenden Frau, dass er ihr nichts tun würde. Diese verdammte Szene geht etwa 5 Minuten. Nach dieser Szene brauchte ich erst Mal eine Pause, sie ist einfach psychisch ultimativ zermürbend. Bei der Recherche zum Film stieß ich auf eine Review, in der der Autor schreib, der Film sei zwar kein „Torture Porn“, da er viel zu wenig Gewalt offen zeige, aber ein „Misery Porn“, da er auf den Zuschauer so viel Leid übertrage. Diese Beschreibung trifft es irre gut.
          Ich glaube, man merkt, dass „Hate Crime“ in keinster Weise ein Unterhaltungsfilm ist, im Gegenteil, ich habe den Film gehasst. Ich habe die Neo-Nazis gehasst. Mir war schlecht von dem menschlichen Leid und schwindelig von der wackeligen Kamera. Aber genau das will der Film. Er will verstören, wachrütteln und er soll nicht angenehm sein.

          Schauspielerisch ist „Hate Crime“ auch eine Wucht, gerade für einen Undergroundfilm. Die Schauspieler der Nazi-Truppe, welche sich aus dem Anführer mit Hakenkreuzbinde (Codename „One“), einem Muskelprotz (Codename „Two), welcher am aggressivsten und gewalttätigsten ist, und einem Art Helfer (Codename „Three“) besteht, spielen ihre Rollen einfach unfassbar gut. Die Invasoren sind weder übertrieben doof, wie Nazis oft gerne dargestellt werden, noch werden sie verherrlicht. Der Zuschauer soll ihre Figuren hassen. Genau wie man als geistig gesunder Mensch den Nationalsozialismus hassen sollte. Im Verlauf des Filmes erfährt man auch ein bisschen was über ihren Hintergrund, so sind zwei von ihnen Brüder und und so fällt der Muskelprotz dann sogar im Drogenrausch in sich zusammen und beweint hysterisch seinen toten Bruder, welcher der Gegenwehr der Tochter zum Opfer fiel. Man merkt, dass hinter der Fassade des unbesiegbaren und sadistischen Hünen ein verwundbarer Kern steckt. Sie sind nicht so unbesiegbar wie sie gerne tun. Der Film entlarvt sie und macht sie stellenweise lächerlich, wenn der Muskelprotz, welcher furchteinflößender nicht sein könnte, sich heulend auf dem Küchentisch zusammen rollt.

          Die Familie schließt man vom ersten Moment an ins Herz, obwohl man sie nur etwa 2 Minuten kennen lernt, bevor die Neo-Nazis das Haus stürmen. Man erfährt durch einen Dialog zwischen dem Vater der Familie und seiner Frau, dass es keine perfekte Musterfamilie ist, sondern sie wie jede Familie auch mal Streit haben. Man kann sich sofort in ihre Situation hinein versetzen, und dass macht „Hate Crime“ nur noch schlimmer. Ich habe noch nie so arg mit Opfern in einem Film mit gelitten, man möchte ihnen nur helfen und den Nazi- Spinnern das Licht ausblasen. Der Film lässt mich im Gegensatz zu den Ekel-Orgien der „August Undergound“ nicht auf psychischer Ebene kalt und ist nicht so langweilig, da man hier wirklich das Gefühl hat, dass trotz der Gewalt und dem Exploitation-Charakter des Filmes eine Botschaft vermittelt werden soll. Ein paar Infos mehr hätte ich mir vielleicht noch zur Vergangenheit der Familie gewünscht, am besten in Form von eingeblendeten Texttafeln, wie es am Ende des Filmes geschieht, in denen man noch mehr Infos über den Begriff „Hate Crime“ und die Neo-Nazis erfährt. Ein paar Texttafeln mit mehr Infos über die Familie zu Beginn hätten den Film vielleicht noch besser gemacht.

          Auf jegliche musikalische Unterlegung wurde zugunsten des Realismus komplett verzichtet, und das war definitiv eine gute Entscheidung. Es gibt keine ausschmückenden Kamerafahrten, verändernde Filter oder sonst etwas. Man hat das Gefühl, beim vermeintlich realen Geschehen direkt dabei zu sein. Meine Hochachtung für Regisseur Bressack, der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gerade man 20-Jährige verstand hier einfach sein Handwerk und wusste was er tun und lassen sollte.

          Jetzt kommen wir natürlich noch zu der obligatorischen Frage der Moral und der Rechtfertigung für den Film.
          Muss man so etwas wirklich drehen ? Nein.
          Darf man so einen Film drehen ? Ja.
          Muss man sich ihn ansehen ? Nein.
          Man darf nicht vergessen, der Film ist trotz allem noch reine Fiktion. Die Verbrechen, auf die der Regisseur aufmerksam machen will, sind es nicht. Solche Taten passieren immer öfters auf dieser Welt, und dann kann man das Leid der Opfer nicht damit beenden, indem man auf die Stopptaste drückt. Bressack ist selbst Jude und wirkt für mich auch nicht wie jemand, der zwingend auf der Exploitationschiene fahren muss. Er hat sich mit dem Thema auseinander gesetzt, dass merkt man an mehren Interviews, und er hat es für nötig befunden den Film zu drehen. Fertig. Ob ich ihn mir ansehen will, ist meine Entscheidung, und „Hate Crime“ ist auch kein Film, den man mal so eben nach einem langen Arbeitstag bei Netflix oder Amazon einschaltet. Man sollte wissen, worauf man sich einlässt, denn hier bekommt man den wahrscheinlich intensivsten Terrorfilm der letzten Jahre zu sehen.

          Schlussendlich ist „Hate Crime“ für mich der beste Found Footage Film, den ich je gesehen habe, und bei den Home Invasion und Terrorfilmen spielt er auch ganz vorne mit. Schauspielerisch und atmosphärisch hat Bressack hier ganze Arbeit geleistet, er hatte eine klare Vision und hat diese voll und ganz erfüllt. Der Film ist ein reines Hassobjekt, und das will und soll er auch sein. Dem sollte man sich bewusst sein, bevor man sich zu einer Sichtung entschließt. Ich habe die Sichtung auf jeden Fall nicht bereut, ob ich diesen enormen Terror jedoch noch ein zweites Mal erleben möchte, weiß ich jetzt noch nicht. Ich glaube das sagt mehr als tausend Worte, und ich zücke die Höchstwertung.

          „We are going to have a sleepover !“

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            Jichi 10.04.2022, 11:10 Geändert 10.04.2022, 11:12

            "Ninja - Pfad der Rache" liefert wohl die besten Kampfszenen, welche nicht direkt aus Asien stammen. Scott Adkins ist einfach der Wahnsinn, und allein für diese Kampfszenen hat der Film das Prädikat "ausgezeichnet" verdient. Auf nerviges CGI hat man zum Glück verzichtet. Die Story und das Schauspiel bilden somit jedoch nicht den Fokus, aber im Wirbel der Choreographien ist das komplett vergessen. Nur hätte ich Adkins gerne öfter als Ninja gesehen, aber man kann ja nicht alles haben.
            Absolute Empfehlung für jeden Martial Arts Fan !

            "Ein Mann, der Rache sucht, sollte immer zwei Gräber ausheben."
            "Sie werden noch mehr brauchen..."

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            • 6

              „Beyond the Limits“

              Diesen Kommentar widme ich hiermit Kaiserofhorror, welcher mir diesen Film empfohlen hat. Vielen Dank dafür, und es hat sich auch gelohnt !

              „Beyond the Limits“ aus dem Jahre 2002 gilt als einer der hochwertigsten Filme des „King of Gore“ Olaf Ittenbach, und Ittenbach selbst sagte einmal, dass dies sein Werk sei, mit dem er am zufriedensten ist. Nachdem ich mit „Premutos“ großen Spaß hatte, wandte ich mich auf Empfehlung diesem Werk hier zu, und mein Urteil fällt zweischneidig aus, aber Schritt für Schritt.

              Die Journalistin Vivian sucht auf dem ältesten Friedhof der Stadt den Friedhofswärter Frederik auf, um ihn zu interviewen. Sehr schnell kommen sie logischerweise auf das Thema „Tod“ zu sprechen, und Frederik fängt an, sehr kuriose und ziemlich brutale Geschichten zu erzählen, welche für die nichts ahnende Vivian noch dramatische Folgen haben werden…

              Der Film ist durch diese Erzählstruktur in zwei Episoden unterteilt, welche nur kurz durch die Szenen im Hier und Jetzt unterbrochen werden, in denen der Dialog zwischen Vivian und Frederik stattfindet. Die erste Episode befördert den Zuschauer direkt in das Gangsterleben von Los Angeles, und man folgt als erstes dem zwielichtigen Charakter Paul Pattuchi, der für einen anonymen Auftraggeber, genannt „der Boss“, arbeitet. Doch mitten in seiner Mission wird seine Freundin brutal ermordet, scheinbar von einem Konkurrenten. In seiner Trauer begeht Pattuchi, versteckt vor den Häschern seines Kontrahenten, schließlich vermeintlich Selbstmord, jedoch nicht, bevor den verrücktesten Auftragskiller der Gegend, „Mortimer“, und seinen Kumpanen Rick damit beauftragt hat, den Tod seiner Freundin zu rächen.
              Am Abend darauf finden sich mehrere Mafiosi unter der Führung eines gewissen „Jimie“ in dessen Haus ein, um den Geburtstag seiner Frau zu feiern. Doch ein unbekannter Fremder namens Robert Downing stört die heitere Runde mit der Begründung, dass er mehrere Fragen zu Pattuchis Tod hätte und im Auftrag des „Bosses“ arbeite. Die Mafiosi sind darüber gar nicht amüsiert, und als noch Mortimer und Rick erscheinen, eskaliert die Situation vollends und endet in einem grausamen Blutbad, in dem niemand verschont wird….

              „Pulp Fiction“ auf Splatter-Drogen, einfach krank genial ! Ich rede gar nicht lange um den heißen Brei herum, die erste Episode schlägt ein wie eine Bombe. Die Handlung ist, gerade für einen Ittenbach Film, relativ interessant, da der Zuschauer lange Zeit über die Hintergründe im Dunkeln gelassen wird, und die immer neu auftauchenden Charaktere, welche anscheinend ihre Finger im Spiel haben, erhöhen den Spannungsfaktor noch. Man rätselt munter mit und bleibt somit bei der Sache, die erste Episode ist trotz reichlich vorhandener Gewaltexzesse nicht langweilig oder repetitiv, da man das Gefühl hat, dass hier auch wirklich eine Geschichte erzählt werden soll.
              Apropos Gewalt: Hier werden keine Gefangenen gemacht, und im Gegensatz zu „Premutos“ gibt es in „Beyond the Limits“ keinen Humor oder Ironie, was die Gewaltszenen auflockern würde. Die Gewalt schlägt hier zusätzlich noch ein gutes Stück in die Richtung des „Torture Porn“. Die Verhörmethoden von Mortimer und Rick sind nämlich alles andere als zimperlich, eine Frau wird mit einer Drahtschlinge so brutal erwürgt, dass sie fast enthauptet wird, statt einen Mafiosi mit einem Kopfschuss zu töten schießt Mortimer ihm eben achtmal in Großaufnahmen in Kopf, und Gliedmaßen werden so brutal amputiert, dass fast schon Assoziationen mit „Flowers of Flesh and Blood“ hervorgerufen werden.
              Die Effekte, welche in all ihrer handgemachten Pracht wirklich jeden Gorehound wunschlos glücklich machen werden, stammen von Ittenbach höchstpersönlich, wie in fast jedem seiner Filme. Schlechtes CGI, welches dem Zuschauer wirklich den Magen verderben würde, gibt es zum Glück nicht, und somit stellt „Beyond the Limits“ selbst „Premutos“ in Sachen Gewalt und Effekte endgültig in den Schatten.

              Ebenso positiv erwähnen muss ich die Charaktere und deren Schauspieler, welche sowohl gut geschrieben sind, als auch passend von den Schauspielern dargestellt werden. Highlight sind für mich der Auftragskiller Mortimer und sein Gehilfe Rick, welche wohl zwei der durchgeknalltesten Charaktere sind, welche ich seit langem auf der Leinwand gesehen habe. Ihre Outfits sind dermaßen skurril, beide könnten aus „Terminator“, „Edward mit den Scherenhänden“ oder der Sadomaso-Ecke kommen, sie würden sich wohl dort überall nahtlos einreihen, so unglaublich das jetzt klingt.

              So, jetzt aber genug des Lobes, kommen wir nun zur zweiten Episode, welche sich um ein geheimnisvolles Herz in einer Reliquie („Das ewige Herz“) dreht, welches am Ende der ersten Episode aufgetaucht ist, und hinter dem alle Gangster her waren. Die Episode spielt im Mittelalter, ein Inquisitor namens Deming ist auf dem Weg, um den abtrünnigen Priester James Flynn und seine Gemeinde vor ein Tribunal der Inquisition wegen Ketzerei zu bringen. Als sich die Gemeinde weigert, ihren „Frevel“ anzuerkennen, lässt der Inquisitor bis auf den Priester alle Anwesenden brutal abschlachten und nimmt den Priester gefangen, um ihn den grausamen Verhörmethoden der Inquisition zu unterziehen. Doch im Verlauf des Verhöres wird sehr schnell deutlich, dass der Inquisitor deutlich mehr mit Lucifer am Hut hat als der angeblich abtrünnige Priester. Der Wissensdurst der Inquisitors dreht sich um „Das ewige Herz“, mit dem er selbst ewiges Leben für sich und seinen Meister Belial erlangen will. Doch das Ritual benötigt Opfer…

              Die zweite Episode kann mit dem grandiosen ersten Part leider in keinster Weise mithalten, und sie zieht sich eine gefühlte Ewigkeit in die Länge, sodass man sich als Zuschauer schon fast veräppelt vorkommt, wenn die ganze Zeit von ewigem Leben geredet wird.
              Die Story ist einfach viel zu dünn, um den gähnenden Zuschauer bei der Stange zu halten. Der Inquisitor, welcher böse ist um böse zu sein, will eben ewiges satanisches Leben, und er braucht Opfer. Fertig. Die Beweggründe der Figuren sind so dünn, dass sie fast nicht vorhanden sind, und mir waren, im Gegensatz zum ersten Part, alle Charaktere herzlich egal. Besonders unser Held der Geschichte, der edle Sergeant mit dem heroischen Namen Dennis, handelt so unfassbar dämlich, dass man sich schon fast wünscht, dass er das Zeitliche segnet. Die Kampfchoreografien der Schwertkämpfe sind auch mehr schlecht als recht geworden.

              Zwar sind die deftigen Gore-Einlagen immer noch in großer Zahl vorhanden, aber hier gibt es genau den Fall, weswegen Splatterfilme immer so verschrien sind: Die Gewalt ist eben da um der Gewalt willen, die getöteten Charaktere sind reine Schablonen, um mit ihrem Ableben das nach Blut dürstende Publikum glücklich zu machen. Emotional lässt das den Zuschauer jedoch völlig kalt, jede Schockwirkung verpufft im Nichts, besonders, da man von der ersten Episode bereits deutlich heftigere Gewalteinlagen gewöhnt ist. Die dritte aufgewärmte Splatterszene schmeckt irgendwann auch dem enthusiastischsten Gorehound nicht mehr, trotz der immer noch hervorragenden Effekte.

              War nach dem Ende der ersten Episode bei mir noch großer Enthusiasmus vorhanden, dass „Beyond the Limits“ eines meiner neuen Highlights des schlechten Geschmackes werden würde, herrscht nach dem ersehnten Ende der zweiten Episode Ernüchterung und Enttäuschung, denn die Verlagerung des Geschehens in Mittelalter entpuppt sich als großer Fehlgriff. Der Film kann die aufgebaute Spannung nicht halten, die Charaktere könnten mir nicht mehr egal sein, und auch schauspielerisch gibt es in Episode Zwei nichts zu holen. In meiner Endwertung spiegelt sich das natürlich wieder. Für die furios blutgetränkte, durchgeknallte erste Episode vergebe ich starke 9 Punkte, und wenn der Film die ganze Zeit in dem Haus der Mafiosi gespielt hätte und sich zum beklemmend brutalen Kammerspiel entwickelt hätte, wäre ich wohl bei dieser Wertung geblieben. Für die sehr schwache, langweilige und letztendlich fast überflüssige, gäbe es nicht ein zuvor noch ungelöste Fragen, zweite Episode gibt es gnädige 3 Punkte, womit wir insgesamt bei 6 Punkten wäre. Auch wenn deutlich mehr drin gewesen wäre, allein für die starke erste Hälfte, ist „Beyond the Limits“ dann doch sehenswert, und wenn auch nur aus dem einfachen Grund, wenn man seine Grenzen und Toleranz gegenüber Gewaltdarstellung noch ein Stück weiter nach hinten schieben möchte, auch wenn der Film noch Einiges mehr zu bieten hat.

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              • 7 .5

                „Hugo !“
                „Was ?“
                „Ich bin hingefallen !“
                „Na dann steh halt wieder auf !“

                „Premutos- Der gefallene Engel aus dem Jahre 1997 von Olaf Ittenbach war nun meine erste Erfahrung mit dem auch „King of Splatter“ genannten deutschen Kultregisseur in der Underground-Szene. Und, was soll ich sagen, „Premutos“ ist ein saudummes, saulustiges und vor Allem saubrutales, jedoch köstlich unterhaltendes Splatterfest !

                Die Story an sich ist völlig Banane, es geht um „Premutos“, welcher lange vor Satan der erste gefallene Engel war. Er ist so mächtig, dass er sozusagen eine Art „Antigott“ und für die wahre Auferstehung der Toten verantwortlich ist. Durch seine Macht wurde auch Jesus wieder von den Toten auferweckt, und Premutos selbst erscheint gegen Ende des Film sogar als blutüberströmter Messias. Hallelujah. Jedenfalls will Premutos mit einer Armee von Zombies die Weltherrschaft übernehmen, doch wird er im Lauf der Jahrtausende immer wieder besiegt.
                Man sieht seine versuchte Auferstehung in Indien im ersten Jahrtausend nach Christus, irgendwann im Mittelalter, und während des Zweiten Weltkrieges in der Nähe von Stahlingrad.

                Als der Vater Walter unseres Protagonisten Mathias, gespielt von Ittenbach selbst, im Hier und Jetzt eine ominöse Truhe im Garten findet (welche kurz vor dem Ende den Zweiten Weltkrieges von einem Premutos treu ergebenen Bauern dort vergraben wurde), in welcher sich ein Trank der Wiedererweckung und ein altes Buch befinden, bricht die Hölle los…

                Die Schauspieler sind wohl allesamt Amateure, jedoch stört es mich hier nicht weiter. Das oftmals pure Overacting fügt sich hervorragend in die lustige Grundstimmung des Filmes ein, und hier sollte man keinen Sicko erwarten, welcher dich mit in den Boden gestampfter Moral nach Hause gehen lässt, noch eine Charakterstudie, noch einen Horrorfilm. Eines kann man aber erwarten: SPLATTER ! Ittenbach eben !

                Ich glaube ich habe abgesehen von „Tokyo Gore Police“ noch nie einen so blutigen Film gesehen. Der Bodycount, welcher am Ende des Filmes eingeblendet wird, liegt bei sage und schreibe 139. Und fast jeder dieser Tode ist in Großaufnahme zu sehen, und das Blut läuft fast aus dem Bildschirm. Leuten wird mit Schaufeln die obere Hälfte des Schädels abgetrennt, Zombies werden mit Schwerter, Äxten und Kettensäge buchstäblich in ihre Einzelteile zerlegt und es gibt an sich sicher 20 unglaublich blutige Kopfschüsse zu sehen, bei denen der vormalige Kopf regelrecht in einer Blutfontäne explodiert, und Menschen werden von den Untoten regelrecht in Stücke gerissen, und das meine ich hier wörtlich. Ach ja, am Ende haben gibt es sogar einen Panzer im Keller. Dass die ganze Gewalt völlig over the top ist, brauche ich jetzt wohl niemandem mehr zu erklären. Die handgemachten Effekte hierbei sind wirklich hervorragend und stammen vom Meister höchstpersönlich.

                Zusätzlich gibt es im Film durchaus humoristische Momente, über die man wirklich lachen kann. Außerdem sind ein paar schöne Anspielungen auf andere Filme versteckt, so wünscht sich Mathias Vater das Schwert von „Conan der Barbar“ zum Geburtstag und in Mathias Zimmer hängt ein Poster von „Evil Dead“, welcher hier sicher auch als Vorbild diente.

                Alles in Allem erweist sich „Premutos- Der gefallene Engel“ als hervorragend leicht konsumierbare Splatter-Unterhaltung für Erwachsene. Die BPJM hat es natürlich mal wieder nicht kapiert und den Film auf Liste A indiziert. Dem Spaß tut das aber natürlich keinen Abbruch, und ich kann „Premutos“ nur empfehlen !

                „Warte Easy Raider, gleich bist du ein Hell’s Angel !“

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                • 5 .5

                  "Der Erste kriegt immer den Ruhm, auch wenn es später Andere besser gemacht haben."
                  - chinesisches Sprichwort

                  Wie wahr. "Blutgericht in Texas" ist wohl einer DER Kultfilme schlechthin im Horrorfilmgenre, denn Tobe Hooper ließ mit Leatherface 1974 eine neue Dimension des Terrors auf die ahnungslosen Zuschauer los und Schuf eine Ikone, welche mit ihrer Kettensäge bis heute im guten alten Texas wütet, und durch Leatherface's Blutgericht wurden Horden von Teenagern zum Jüngsten Gericht geschickt, meistens alles andere als subtil.

                  Den Status eines Klassikers möchte ich dem Film auch keineswegs absprechen, aber fast 50 Jahre später wirkt "Blutgericht in Texas" für mich einfach nicht mehr als Terrorfilm. Der Film ließ mich völlig kalt. Zum Einen liegt das an den Charakteren, über welche man so gut wie nichts erfährt, und so sind sie mir auch herzlich egal. Wie soll ich mit Charakteren mitfühlen, über die ich nichts weiß und die sich auch noch selten dämlich verhalten ?
                  Trotz der 26 Jahre anhaltenden Beschlagnahme gibt es auch so gut wie gar keine grafische Gewalt zu sehen, der Titel täuscht hier eigentlich. Die FSK 18 ist fast schon lächerlich, eine FSK 16 wäre hier locker drin. Der Film hat einfach keinen Schockfaktor mehr. Weder psychisch noch physisch, für einen Terrorfilm natürlich etwas ungünstig.

                  Positiv zu vermerken sind die Kulissen, welche den Zuschauer direkt in die schwüle Hitze von Texas versetzten, hier hat man trotz des geringen Budgets ganze Arbeit geleistet. Außerdem gibt es einige coole Szenen zu sehen, welche einfach an sich gut inszeniert sind, so zum Beispiel die Dinner- Szene oder das Ende, dort kommt dann kurz das Gefühl des Wahnsinns auf, welches im Rest des Films teilweise vermisst habe.

                  Das hervorragende Remake von 2003 hat mir da deutlich besser gefallen.
                  Irgendwann rostet eben jede Kettensäge.

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                  • Dann wünsche ich mir einen Kommentar zu Doras "Cannibal", welcher einer meiner Lieblingsfilme ist (wie fast Alles von dem Regisseur), bei dir wurde er aber mit null Punkten abgestraft, und solche extremen (schlechter Wortwitz) Unterschiede finde ich immer sehr interessant. Sehr coole Idee übrigens und ich hoffe, ich halse dir mit "Cannibal" nicht zu viel auf ;-)

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                    • 8

                      News: Die Beschlagnahme von "Hostel 2" wurde aufgehoben. Nameless Media hat den Streifen befreit und eine erste ungeschnittene deutschsprachige Veröffentlichung ist geplant. Sie werden auch versuchen, den Film vom Index zu kriegen, die Erfolgsaussichten dafür stehen aber wohl schlecht.

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                      • 8
                        Jichi 04.03.2022, 12:14 Geändert 04.03.2022, 17:29

                        Schneller, höher, weiter. Dieses Konzept von Horrorfortsetzungen nimmt sich "Wrong Turn 2" zu Herzen, heißt: Mehr Gore, mehr Kills, weniger von allem Anderen.

                        Handlungstechnisch geht man hier neue Wege, und in den Wäldern West Virginias findet nun unter der Leitung eines Ex- US Marines eine Survival Show statt, nur geben sich die dort ansässigen Mutanten unter der Führung von "Three Finger" eben alle Mühe, den Teil mit dem "Survial" richtig schön in den Sand zu setzten.

                        So werden mit Äxten Leute in der Mitte zerteilt, Pfeile durch Köpfe gejagt, mit Messern die Wirbelsäule freigelegt, Äxte in Köpfe gehauen, und aus den Einzelteilen wird dann meistens schön Suppe gemacht, denn Menschenjagd (besonders mit Marines) soll ja auch ziemlich anstrengend sein.
                        Die Effekte können sich hierbei auch wirklich sehen lassen, und somit erfüllt der Film seinen wichtigsten Zweck voll und ganz: Splatter und Gore.

                        Die Charaktere sind größtenteils egal, da sowieso klar ist dass sie früher oder später eben das Zeitliche segnen werden, und so ist der heulend vorgetragene Liebesschmerz eben schnell weniger dramatisch, wenn man sich mit so Problemen wie einer Axt in der Schädeldecke rum schlagen muss. Der Marine hat aber durchaus seinen Charme, doch leider kommt sein Rachefeldzug gegen die Mutanten viel zu kurz, viele Aktionen seinerseits gibt es nicht zu bewundern, da hätte ich mir mehr gewünscht.
                        Die Mutanten sind und bleiben eine coole Truppe und die Maske der Freaks geht hier auch vollkommen in Ordnung.

                        Ich weiß nicht wie ich es noch vernünftig einbringen soll, aber ich finde es sehr witzig dass die Vegetarierin, welche extra vegetarisches Essen mit schmuggelt, später die Suppe der Mutanten vorgesetzt bekommt. Für solche Gags in Slashern lebe ich, so platt sie auch sein mögen. Ach komm, dafür gibt's noch einen halben Punkt mehr.

                        Also Fazit: Gore, nur du allein sollst des Filmes Wonne sein. Und mir als alter Gorehound schmeckt so etwas natürlich. Für mich ist "Wrong Turn 2: Dead End" sogar besser als Teil 1, und ich geh jetzt was essen. Aber nicht vegetarisch !

                        Vielen Dank an Shepardo für den Link in der tollen YouTube Liste !

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                          The Green Elephant

                          "The Green Elephant" aus dem Jahre 1999 ist wohl schon eine kleine Rarität im extremen Undergroundkino, denn er stammt aus Russland und wurde auch noch von einer Frau gedreht, Svetlana Baskova, und er soll den extremsten Film der Regisseurin darstellen, welche sich damals noch in den frühen Jahren ihres Schaffens befand. Aufgrund des extremen Inhalts des Films war der Film in Russland nur in ausgewählten Kinos zu sehen, zu kaufen gibt es ihn in Russland nur in Shops für Pornographie. In Belarus ist der Verkauf des Filmes hingegen komplett verboten.

                          Die Handlung ist sehr simpel, es geht um zwei namenlose russische Soldaten (Sergey Pakhomov und Vladimir Epifantsev), welche in einer unglaublich versifften Gefängniszelle sitzen, warum und wie lange bleibt ebenfalls im Dunklen. Einer der russischen Soldaten erweist sich als sehr gesprächig und nervt seinen Kameraden mit sehr seltsamen Geschichten, woraufhin dieser immer aggressiver wird und eigentlich nur seine Ruhe haben möchte. Der Wahnsinn frisst sich schnell in die Köpfe der Männer, die Demütigungen der Aufseher nehmen zu und so entfaltet sich die Katastrophe…

                          Schauspielerisch kann man hier den beiden Hauptdarstellern nur ein uneingeschränktes Lob aussprechen, denn Sergey Pakhomov und Vladimir Epifantsev geben hier wirklich alles. Sie verkörpern zwei unterschiedliche Seiten, wie sie auf die Tortur reagieren. Der eine kann nicht aufhören zu reden, er versucht sich durch seine Geschichten, teils aus seiner Kindheit, von seiner furchtbaren Situation abzulenken. Er wirkt insgesamt deutlich zerbrechlicher als sein Kollege und scheint im Verlauf des Filmes immer infantiler zu reagieren. Der andere Soldat ist hingegen eher der Stereotyp eines Soldaten in Gefangenschaft. Er will sich in das Schweigen flüchten und reagiert auf jede Störung mit Wutausbrüchen und Härte. Die Emotionen beider Soldaten werden von den Darstellern wirklich klasse herübergebracht, und der Zuschauer kann sich so gut in ihre Lage hineinversetzten. Man fängt an zu überlegen, was man in derselben Situation tun würde, um seine geistige Gesundheit zu bewahren.

                          Der Look des Films schreit in seiner düster-dreckigen Grobheit geradezu nach Amateursicko, aber in einer positiven Art und Weise. Der Dreck scheint aus allen Poren des Films zu quellen, die Kameraführung ist alles andere als perfekt, sie ist körnig und das Bild ist oft nicht sehr gut, aber zusammen mit der Location fügt sich das Alles gut in ein Gesamtbild ein. Auch wenn der Film definitiv kein Fake Snuff ist, die handwerklichen Stilmittel sind sehr ähnlich. Wer einen Hochglanzfilm erwartet, der wird hier ganz sicher enttäuscht werden, aber wir reden hier über einen absoluten Nischenfilm, und die Zuschauer werden in der Regel wissen, was sie erwartet.

                          Ich kann jetzt die lechzenden Gesichter der Gorehounds sehen, welche sich in freudiger Erwartung des scheinbar bevorstehenden Gemetzels die Hände reiben. Selbst in Russland, wo Gewalt in Filmen eher locker gesehen wird, ist der Vertrieb eingeschränkt. Das muss ja eine wahre Schlachtplatte sein. Ich muss euch leider enttäuschen, „The Green Elephant“ ist ganz gewiss kein Splatterfilm, und erst im Finale gibt es wirklich Splatter zu sehen (der hat es dann auch auf eine obskure Weise in sich, später dazu mehr), davor baut der Film in Sachen Schockfaktor in erster Linie auf verbale Demütigungen, und...jetzt werden einige Leute ganz sicher abspringen...eine Szene mit Koprophilie. Der gesprächige Soldat scheißt auf einen Teller, isst seine Exkremente und schmiert sich selbst damit ein. Parallelen zu Pier Paolo Pasolinis „Die 120 Tage von Sodom“ sind wohl überdeutlich. Später gibt es dann auch noch einen Blowjob zwischen zwei Männern zu sehen (keine Hardcoreeinstellungen) und somit dürfte endgültig klar sein, warum der Film in Russland in die Pornoecke gestellt wurde, auch wenn „The Green Elephant“ ganz sicher keine Pornographie darstellt. Die beiden eben erwähnten Szenen sind übrigens echt, was jetzt wohl auch sehr Hartgesottenen einen flauen Magen beschert.

                          Im Finale brechen dann die letzten Dämme der Vernunft, und jetzt werden die Gorehounds auch ein bisschen zufrieden gestellt. Der aggressive Soldat stürzt sich auf einen Aufseher, schlägt ihn zusammen, vergewaltigt ihn und schneidet ihm mit einem Messer die Luftröhre heraus, woraufhin der Soldat seinen Kollegen zwingt, auf der Luftröhre zu tröten, genannt wird die Szene „Ösophagus Trompete“, und hier wird auch klar, warum der Film „The Green Elephant“ heißt. Schon vorher sang der gesprächige Soldat in einem selbst gedichteten Lied von einem grünen Elefanten, und mit dem Getröte aus der Luftröhre schließt sich der Kreis. Die Effekte sind für das geringe Budget sehr beachtlich und selbstverständlich allesamt handgemacht.

                          Nun, jetzt zur obligatorischen Frage, die man sich wohl bei jedem Exploitationfilm fragt: Was soll das Alles und gibt es einen tieferen Sinn dahinter ? Laut Regisseurin stellt ihr Film eine Kritik an dem russischen Vorgehen und der Gewalt in Tschetschenien dar, eine Kritik an der russischen Armee, welche immer brutaler wurde, und es ist wohl auch kein Zufall, dass der Film zur Zeit der chaotischen Jahre unter Jelzin entstand.
                          Kann man alles so sehen, nur sind diese Kritikpunkte nicht wirklich im Film verankert. Das Szenario an sich passt natürlich zu dieser Ansicht, die Geschichte von russischen Soldaten, die in den Wahnsinn getrieben werden. Aber irgendwie fehlt mir dann doch der klare Sinn hinter dem Film, sonst wirken die Gewalt- und Ekelszenen zu belanglos und aufgesetzt.

                          Braucht jeder extreme Film einen Sinn ? Nein, ich lasse mich auch sehr gut von einem „Flower of Flesh and Blood“ unterhalten, aber ohne den Sinn braucht der Film andere Elemente, die mich ansprechen. Und diese Elemente hat „The Green Elephant“ nicht wirklich. Das Kammerspiel in der ersten Hälfte ist zwar eine interessante Prämisse, es hat aber auch durchaus Passagen, welche sich in die Länge ziehen und in denen sich bei mir Langweile breit machte. Koprophilie ist auch nicht meine Baustelle und das hysterische Geschrei der Soldaten ist auf Dauer ganz schön zermürbend. So bleibt eigentlich nur das Finale, welches mich wirklich packen konnte. Ich will nicht sagen, dass die früheren Abschnitte des Filmes schlecht gemacht waren, das Lob in den vorherigen Passagen meines Reviews meine ich durchaus ernst, nur fehlte mir irgendwie der Zugang, der Film ließ mich am Ende ziemlich ratlos zurück.

                          Insgesamt ist „The Green Elephant“ für ein sehr spezielles Publikum sicher einen Blick wert, denn die Mischung und die Aufmachung ist sehr außergewöhnlich und der Film selbst für den Underground etwas Besonderes, Von der handwerklichen Seite her gibt es nicht viel zu bemängeln, natürlich muss man mit den im Genre typischen Bewertungskriterien an den Film herangehen. Großer Makel bleibt für mich die mich nicht klar ersichtliche Botschaft hinter dem Film, obwohl das Szenario dafür super geeignet wäre, und diesen Kritikpunkt gewichte ich persönlich sehr stark, denn für mich ist die Botschaft hinter Filmen immer sehr wichtig. Am Ende vergebe ich 6 Punkte mit Zug nach oben.

                          Ein paar Infos noch zum Schluss: Laut Hauptdarsteller Vladimir Epifantsev arbeitet er an einem Remake des Films unter dem Titel „Operation ZS“, in dem beide Hauptdarsteller ihre Rollen wieder spielen sollen. Auf Letterboxd ist außerdem ein Sequel zu „The Green Elephant“ eingetragen, welches im Jahre 2017 entstanden sein soll. Ob diese beiden Filme identisch sind und ob sie überhaupt existieren, weiß ich nicht, wer da mehr weiß, darf mich gerne berichtigen.

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                          • über YT Kino

                            Hammer Liste ! Da habe ich in der nächsten Zeit noch Einiges nachzuholen :)

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                            • News: Nach 40 Jahren wurde die Indizierung von "Gesichter des Todes" von der BzKJ jetzt aufgehoben und der Film somit in die Freiheit entlassen. Sachen gibt`s, hätte ich nie erwartet.

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                              • Mein absoluter Lieblingsfilm ist Pascal Laugier's "Martyrs" (2008): Ein transzendentes, philosophisches und extrem verstörendes Meisterwerk. Unübertroffen.
                                Sehr coole Idee mit dem Remake der Liste !

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                                  "Train to Busan" dürfte für mich bis dato einer der besten Zombiefilme sein, welche ich je gesehen habe. Südkorea erweist sich mal wieder als ein sicherer Hafen für Horrorfilme, und Regisseur Yeon Sang-ho schafft es, dem inzwischen oftmals langweiligen Konzept der Zombieapokalypse neues Leben einzuhauchen.

                                  Das liegt zum ersten an der sehr guten Inszenierung, denn die Zombies sind hier nicht die langsame, schlurfende Horde, und durch ihre Schnelligkeit wird die Situation um Einiges bedrohlicher. Auch die Idee, den Großteil des Filmes in einem Zug stattfinden zu lasse, finde ich wirklich gelungen, denn in einem so beengten Raum ist die Bedrohung durch die Zombies noch einmal stärker.

                                  Auch die Charaktere, welche von sehr fähigen Schauspielern verkörpert werden, sind eine eine Stärke des Films, den die Figuren sind gut geschrieben und es wird gekonnt eine emotionale Bindung zum Zuschauer aufgebaut. Die Figuren sind dem Zuschauer nicht egal (ein großer Problem vieler anderer Zombiefilme und Horrorfilme), und man fiebert mit den Figuren mit und überlegt, wie man wohl in der gleichen Situation handeln würde.

                                  Auch sind einige blutige Momente vorhanden, die Effekte können überzeugen. Wer allerdings nur auf Gore aus ist, der wird hier enttäuscht werden, denn zu explizite Gewalt gibt es nicht zu sehen, doch dank der gelungenen anderen Aspekte des Films ist das auch gar nicht nötig.

                                  Ein bisschen unsicher bin ich beim Ende: Vielleicht wäre es konsequenter gewesen, kein Happy End zuzulassen und die Soldaten schießen zu lassen. Das würde der aussichtslosen Situation wohl noch die Krone aufsetzten, aber so passt es auch.

                                  Ich kann "Train to Busan" auf jeden Fall empfehlen, wer einen starken Zombiefilm sehen möchte, der sollte hier ruhig zugreifen !

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                                  • Ich finde es so bekloppt, dass, wenn es um Waffengewalt in den USA geht (und diese stellt ein riesiges Problem da, da braucht man nicht diskutieren), die Schuld von vielen Amerikanern (Republikaner) immer bei allem Möglichem gesucht wird, außer bei den viel zu liberalen Waffengesetzen.

                                    Da wird dann eine riesige Debatte über Gewalt in Filmen, Videospielen oder sogar Musik losgetreten, um einen Sündenbock zu finden, der aber ja nicht die Waffenlobby oder die Waffengesetze sein darf. Es wird drüber diskutiert, "schuldige" Filme werden verschoben oder der Start ganz abgesagt, statt das Problem bei der Wurzel zu packen und endlich die Waffengesetze entschieden zu verschärfen.

                                    Aber ein interessanter Artikel, danke dafür !

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                                    • 7 .5

                                      "Mission Impossible- Rogue Nation" kann mit seinem auch schon starken Vorgänger sehr gut mithalten. Der nun Mal fünfte Einsatz von Ethan Hunt (Tom Cruise) und seines Teams im Dienste des IMF ist trotz seiner Laufzeit von 123 Minuten nie langweilig, die Action ist spektakulär inszeniert und sowohl die etablierten Figuren als auch die Neuzugänge wissen zu gefallen. Besonders erwähnenswert finde ich Sean Harris als Solomon Lane, er stellt für mich bis dato definitiv den interessantesten und besten Schurken der Reihe da (nebenbei bemerkt, ich finde er würde super in die Rolle eines Gehilfen von Jigsaw passen, kalt, berechnend, aber dennoch mit berechtigter Kritik an Staat und Gesellschaft). Wirklich ein starker Eintrag in die "Mission Impossible" Reihe, definitiv zu empfehlen !

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                                      • 7 .5

                                        "Mission Impossible-Phantom Protokoll" ist bis dato definitiv mein liebster Teil der Reihe, er ist rasanter, unterhaltsamer und hat deutlich mehr Action als die Vorgänger. Tom Cruise gibt hier wirklich alles und gerade die Szenen im Burj Khalifa und im Kreml sind super inszeniert und verdammt spannend. Auch handwerklich ist das Alles sehr gut umgesetzt worden, egal ob die Stunts, Kampfchoreografien oder Kamerafahrten. Definitiv zu empfehlen, auch nach der zweiten Sichtung !

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                                          „Reise nach Agatis“

                                          „Reise nach Agatis“ ist der vierte Langfilm von Marian Dora aus dem Jahr 2010, welchen Dora in drei Tagen während eines Urlaubs in Kroatien drehte, und er selbst bezeichnete den Film als „Experiment“, er drehte sozusagen mit Freunden drauf los und wollte sehen was dabei herauskommt. Und, ich muss ganz ehrlich sein, als ich den Film zum ersten Mal sah, war ich sehr enttäuscht und fand den Film ziemlich furchtbar, deswegen zögerte ich das Schreiben einer Review auch lange heraus, da ich es nicht wirklich über das Herz brachte, einen Film meines liebsten Regisseurs zu zerreißen. Und so wagte ich vor Kurzem eine Zweitsichtung, neugierig, wie er mit einer neuen Herangehensweise wirken würde, und ich wollte bewusst nicht zu viele Vergleiche mit Doras anderen mir bekannten Werken ziehen, welche ich allesamt als Meisterwerke ansehe. Siehe da, sie wirkte Wunder und ich empfinde ihn inzwischen als sehenswert, auch, wenn ich „Reise nach Agatis“ immer noch als schwächstem Film von Dora ansehe. So, genug geredet, stürzen wir uns in die Review…

                                          Rafael (Thomas Goersch) und seine Begleiterin Isabell (Tatjana Lommel) gabeln auf einer Reise nach Kroatien die junge Frau Lisa (Jana Lisa Dombrowsky) auf, und nehmen sie auf eine Bootsreise mit. Doch auf hoher See kippt die Stimmung sehr schnell und der zunächst so freundlich wirkende Rafael entpuppt sich als kranker und sadistischer Psychopath, und alles endet in einer Gewaltorgie...


                                          Diese Story ist an sich sehr simpel, wie es bei Dora oft der Fall ist, und bei meiner ersten Sichtung tat ich mir damit sehr schwer, da ich die Story als zu schwach ansah und sie nur als Rechtfertigungsgrund für den Sadismus sah. Doch ist die Geschichte wieder eine Metapher, was mir bei meiner Zweitsichtung klar wurde. Die „Reise nach Agatis“ ist keine Reise zu einem physischen Ort, sondern eine Reise in die Abgründe der menschlichen Seele, eine Reise in die Seele und Gedanken eines Psychopathen, hier Rafael. Thomas Goersch gibt hier wirklich alles und selten hat wohl ein Charakter auf der Leinwand auf so eklige und beherrschende Weise Sadismus und alles ergreifende Dominanz über seine Umwelt verkörpert. Er ist von Grund auf böse, empfindet keinerlei Mitgefühl und manipuliert sowohl Lisa als auch Isabell, er spielt sie gegeneinander aus und empfindet hämische Freude dabei. Und bei geringstem Widerspruch rastet er sehr schnell aus. Im hervorragenden Interview mit meinem Kollegen Cecil B erwähnt Goersch ja auch, dass man seinen Charakter hassen soll und er seinen Charakter Rafael „gelebt“ hat, und das merkt man in jeder Szenen mit ihm, auch wenn es wirklich sehr unangenehm ist.

                                          Tatjana Lommel als Isabell und besonders Jana Lisa Dombrowsky als Lisa lassen wirklich sehr viel stoisch über sich ergehen. Beide sind einen Großteil des Filmes über nackt und Lisa muss in der zweiten Hälfte stark (und das ist noch untertrieben) unter Rafael Demütigungen leiden. Sie wird nackt in der glühenden Sonne auf dem Boot festgebunden, von Rafael vergewaltigt, in die Brust geritzt und zu trinken bekommt sie auch nichts, Rafael spuckt nur die Innereien einer Seegurke in ihren Mund. Und dennoch ist das hier vom Gewaltlevel und besonders beim Einsatz von Körperflüssigkeiten der „harmloseste“ Film von Dora, dennoch war wohl in keinem Film von ihm mehr Sadismus vorhanden. Am Ende wird Lisa unbekleidet und nur mit einem Messer bewaffnet auf einer einsamen Insel ausgesetzt, sodass Rafael und Isabell Jagd auf sie machen können, wobei Isabell alles tut, um Rafael von seinem Plan abzubringen, jedoch erfolglos.

                                          Lisa wird regelrecht schließlich abgeschlachtet. Rafael weidet sie aus, reißt die Gedärme im Rausch der Gewalt regelrecht aus ihrem Bauch, schneidet ihr die Brüste ab und sticht mehrmals mit dem Messer tief in ihre Vagina. Und wie die zahlreichen Knochen auf der Insel zeigen, macht tötet er hier nicht zum ersten Mal. Das ist sozusagen der Höhepunkt des Films, wie Kamera, Effekte, und musikalische Untermalung deutlich machen. Es ist das höchste Gefühl eines Psychopathen, sein Opfer zu töten und ihm dabei zuzusehen, wie es sein Leben aushaucht. Und genau dieses Gefühl vermittelt der Film an dieser Stelle.

                                          Besonders positiv erwähnen muss ich wie so oft bei Dora die wunderschöne, melancholische Musik und die hervorragende Kameraeinstellungen, welche in Sonnenlicht getauchte Szenen schaffen, bei denen man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kommt. Das filmische Handwerk ist einer von Doras stärksten Pfeilern seiner Filme, und bin wirklich so dankbar dafür, dass er Filme dreht und ich sie immer wieder erleben darf. Auch wenn mich seine Filme oft tief geschockt zurücklassen, sie sind immer phänomenal anzusehen. Auch die Effekte bei den Gewaltszenen sind wirklich sehr gut, Dora versteht sich darauf, die Schweinegedärme so in Szene zu setzten, genau so viel zu zeigen, dass so real aussieht, und durch hervorragend gesetzte Schnitte wird die Realität verschleiert. Selbstverständlich wird auf CGI zum Glück vollkommen verzichtet, entweder sind kleine, „harmlose“ Gewaltszenen wie leichte Schnitte echt oder sie sind handgemachte Effekte, welche ich für das kaum vorhandene Budget bei Doras Filmen immer wieder beeindruckend finde.
                                          Atmosphärisch ist „Reise nach Agatis“ auch wieder sehr intensiv, da gekonnt zwischen schönen, fast schon beruhigenden Bildern und sehr kranken Szenen abgewechselt wird, ohne dass es einen krassen Bruch in der Atmosphäre gibt. Ich sage gerne, Doras Filme fühlen sich an, als würde man auf einem schmalen Pfad zwischen Himmel und Hölle wandern, eine Grenzwanderung zwischen wunderschöner Melancholie und abgrundtiefe Gestörtheit, und besonders kann man diese Erfahrung in der Atmosphäre spüren.

                                          Ich möchte auch noch auf die Bedeutung des Meeres in „Reise nach Agatis“ eingehen, denn ich glaube, dass es kein Zufall ist, dass der Film den Großteil seiner Zeit auf dem Wasser spielt. Meiner Interpretation nach steht auch der Ozean metaphorisch für die Seele des Psychopathen Rafaels und seine Abgründe. Das Meer wirkt oft so ruhig und harmlos an der Oberfläche, doch so schnell kann es seine Tödlichkeit unter Beweis stellen. Wehe dem Ahnungslosen, der unter die Oberfläche schaut. Im Film ist der Boden voll von Gebeinen und zerrissenen Puppen, letztere sind wohl die zerstörten Hoffnungen der Opfer von Rafael, als er die Ahnungslosen mit auf seine Touren nahm. Die Philosophie in diesem Werk wird sehr viel über Bildsprache transportiert, noch mehr als in Doras anderen Werken, gerade die Dialoge tragen leider so gut wie nichts dazu bei. Für mich sind die Dialoge der schwächste Teil des Films, ich finde sie an vielen Stellen wirklich zum fremdschämen schlecht. Hier merkt man einfach sehr deutlich, wie wenig Zeit die Schauspieler hatten, geprobt wurde ja laut Interview auch nicht. Trotzdem finde ich es sehr schade, denn Dialoge sind normalerweise eine Stärke von Dora, durch diese er oft viel Philosophie in seine Filme mit einfließen lässt, doch hier funktioniert es nicht.

                                          Dadurch schleichen sich auch hier und da ein paar Längen ein, wenn es längere Szenen gibt, welche sehr dialoglastig sind, hier driftet die Aufmerksamkeit des Zuschauers einfach schnell ab.
                                          Außerdem werden immer wieder Gedichte, welche meist Gewaltphantasien in künstlerischer Sprache geschrieben, enthalten, rezitiert. Geschrieben wurden diese von Darstellerin Dombrowsky, und sie sollen wohl auch Einblicke in die Gedanken von Rafael und seinen Opfern geben, ich finde das tun sie aber nur bedingt. Ich empfinde sie nicht als störend, aber auch nicht wirklich als bereichernd, sie sind eben da. Nur am Ende fügt sich ein Gedicht sehr passend ein, als Lisa nach ihrem Ableben sozusagen als Engel zum Zuschauer sagt, dass sie immer bei Rafael sein wird und ihm über die Schulter blicken wird, sie wird immer ein Teil von ihm sein.

                                          Insgesamt finde ich „Reise nach Agatis“ als interessantes Experiment, um mal Doras Worte zu benutzen, und nach der zweiten Sichtung kann ich auch durchaus etwas mit dem Endergebnis anfangen. Das Highlight ist das Schauspiel von Goersch, welcher den sadistischen Psychopathen hervorragend verkörpert, und auch die weiblichen Darstellerinnen passen gut in ihre Rollen. Ebenso die Atmosphäre, die Musik und die Effekte finde ich sehr gelungen und sie beschwören ein intensives Kammerspiel auf dem Boot herauf.

                                          Minuspunkte gibt es für die meiner Meinung nach sehr schwachen Dialoge, welche mich öfters wirklich aus der Stimmung rissen und so peinlich waren, dass ich sogar kurz grinsen musste. Das will so gar nicht zu der Düsternis des restlichen Filmes passen, und auch einige Längen schleichen sich trotz der kurzen Laufzeit mit ein, aber bei einem schnell durchgeführten Experiment wird es eben immer Abstriche geben, und das Endergebnis wird selten perfekt sein, damit muss man leben.

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                                          • 7 .5

                                            Kubricks "A Clockwork Orange" erweist sich als sehr interessante Studie zu Gewalt, deren Anwendung und den Anwendenden und der Reaktion und den richtigen Umgang der Gesellschaft damit.

                                            Auge um Auge, Zahn um Zahn. Gewalt provoziert Gewalt. Wenn das nicht so wäre, würde dem Menschen ein Teil seiner Grundrechte genommen werden, nämlich die Entscheidungsfreiheit ? Kann man Straftäter vollends heilen ? Wie weit darf der Staat dabei gehen ?

                                            Diese Fragen stellt "A Clockwork Orange" dem Zuschauer und erläutert sie anhand der sehr überdrehten und verrückten Geschichte von Alex, welche in in drei Akte unterteilt: Die völlig bizarre an Gewalt und Sex ausufernde erste Hälfte, in der Alex und seine Bande vollends der Gewalt und der Exzesse hinfallen, zweitens Alex Zeit im Gefängnis und seine Therapie und schließlich die Zeit nach seiner "Heilung". Interessant finde ich diese Story allemal, nur fehlt mir ein bisschen die Bindung zu den Akteuren, denn obwohl die interessant im Sinne sind, wie der Regisseur sie benutzt, doch sympathisch ist niemand, da ja doch alle ihre eigenen Ziele und Interessen über alles andere stellen. Dadurch geht einiges an Intensität verloren, und so entstehen bei der Laufzeit von 140 Minuten dann doch ein paar Längen.

                                            Die Theorien der Gewaltstudie, welche nie aufgesetzt oder dem Zuschauer vor den Latz geknallt werden, finde ich wirklich sehr interessant und es lohnt sich, genau darüber nachzudenken und seine eigene Moral mit in's Spiel zu bringen. Ich bin (außer Notwehr) ein entschiedener Gegner von Gewalt und würde eine Situation immer so schnell wie möglich deeskalieren, denn "Auge um Auge, Zahn um Zahn" steigert meiner Meinung nach die Gewaltspirale nur, und helfen tut es ja doch niemandem.
                                            Natürlich wird Alex durch seine komplette Gewaltlosigkeit in den Kreisen, in denen er sich bewegt und bewegt hat, dadurch schnell zum Opfer. Notwehr z.B gegen die Polizisten, wäre meiner Meinung nach hier gerechtfertigt gewesen, doch durch seine Therapie kann er sich nicht wehren, hier hat der Staat also zu Weit in seine Verhaltensweisen eingegriffen.

                                            Ein sehr interessanten, bizarrer und wichtiger Film, welcher durchaus auch noch heute sehr sehenswert ist. Ein absolutes Meisterwerk sehe ich aufgrund der schwachen Bindung zu den Akteuren und ein paar Längen zwar nicht, empfehlen kann ich "A Clockwork Orange" dennoch !

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                                            • 9
                                              Jichi 03.01.2022, 15:27 Geändert 15.02.2022, 16:40

                                              Nun, ihr wisst ja, dass ich oft Filme schaue, die definitiv untypische Muster verfolgen und manche haben auch gar keine "Handlung" im eigentlichen Sinne, und auch dem Surrealismus bin ich nicht abgeneigt.

                                              Ich bin es also gewöhnt schwierige Filme für mich passend zu bewerten.

                                              An "Mulholland Drive" beiße ich mir jedoch die Zähne aus. Das hier war meine erste Erfahrung mit David Lynch, und die Erfahrung war es auf jeden Fall wert. "Mulholland Drive" wirkt wie ein Traum. Ich glaube, jeder kennt es, man träumt und in den Träumen kommen verschiedene (dir meist bekannte) Figuren vor, welche jedoch oft kontinuierlich die Schauplätze oder Rollen tauschen. Genau dieses Konzept ist die Grundlage von "Mulholland Drive". Figuren tauschen die Rollen, Handlungsstränge verlaufen in die Leere, andere Handlungsstränge fangen aus dem Nichts an, der Zuschauer kann sich immer wieder nur die Augen reiben.

                                              Offensichtlich ist jedoch, dass der Film klar in zwei Hälften unterteilt ist. Die erste Hälfte ist deutlich länger und endet mit dem "Zeit aufzuwachen" des Cowboys. Ich glaube, die erste Hälfte des Films ist ein Wunschtraum von Betty. Sie darf im luxuriösen Haus ihrer Tante wohnen, sie ist auf dem guten Weg eine berühmte Schauspielerin zu werden und "Rita" erwidert ihre Liebe. Die "schlechten" Charaktere" wie Regisseur Adam und der Auftragskiller haben sehr viel Pech erleiden einige Niederlagen.

                                              Der zweite Teil ist dann die Realität, Betty wohnt nur in einer herunter gekommen Bude (ihre Tante ist verstorben), "Rita" und Adam sind verliebt und haben beide großen Erfolg. Betty hingegen ist erfolglos und sehr eifersüchtig und heuert den Auftragskiller an, um "Rita" zu töten. Dieser führt den Auftrag erfolgreich aus (Betty findet den blauen Schlüssel und weiß, dass "Rita" tot ist), Betty kommt jedoch mit ihrer Schuld nicht klar und begeht deswegen Selbstmord. Silentio.

                                              Das "Silentio" ist übrigens für mich die kurze schwarze Stille zwischen dem Ende des Traums und dem Aufwachen. Oder ist der ganze Film nur ein Traum ?

                                              Lynch lässt viele Interpretationsmöglichkeiten zu. Letztendlich bejaht und verneint der Film jedoch keine.

                                              Vorerst acht Punkte, oft brauche ich lange Zeit um solche Filme "vollends" einzuordnen, nagelt mich auf die acht Punkte nicht fest.

                                              Silentio.

                                              Edit: Nachdem die Sichtung eine Weile zurück liegt, erhöhe ich auf neun Punkte. Je länger ich über den Film nachdenke, desto genialer wird er.

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                                                Wird jedes Jahr an Silvester geguckt und ich kann jedes mal wieder drüber lachen...einfach toll gespielt, inszeniert und präsentiert !

                                                In diesem Sinne wünsche ich euch allen noch einmal gesammelt ein frohes neues Jahr, viel Glück und Gesundheit für euch und eure Familien und hoffentlich viele gute Filme für das neue Jahr. Auf eine gute Zeit !

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                                                • Jichi 31.12.2021, 16:26 Geändert 31.12.2021, 16:37

                                                  Also die neue Listenansicht von MP ist ja wirklich furchtbar....nächstes Jahr werde ich mein Filmtagebuch wahrscheinlich deswegen auf Letterboxd führen, vielleicht mache ich MP parallel. Finde es schon frech ohne Ankündigung so einen Verhau zu veranstalten. Nun ja, zum Tagebuch:

                                                  Ich habe mein selbstgestecktes Ziel erfüllt, 2021 mindestens 100 Filme zu sehen. Und hier die Tops und Flops aus 2021 (nur Erstsichtungen):

                                                  Top 10:

                                                  1. Carcinoma
                                                  2. Batman Begins
                                                  3. Philosophy of a Knife
                                                  4. American Guinea Pig: Sacrifice
                                                  5. Apocalypse Now
                                                  6. Django Unchained
                                                  7. Subconscious Cruelty
                                                  8. Raw
                                                  9. Hobo with a Shotgun
                                                  10. Demolition Man

                                                  Flop 3 (mehr würde ich nicht als "Flop" bezeichnen):

                                                  1. Sharknado
                                                  2. Guinea Pig: Lucky Sky Diamond
                                                  3. Open Water

                                                  Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch, ein frohes, gesundes neues Jahr, bleibt gesund und haut rein !
                                                  Auf viele gute Filme in 2022 !

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                                                  • 7 .5

                                                    Trauma-Das Böse verlangt Loyalität

                                                    „Nachdem ich von den Folterern vergewaltigt wurde, wurde ich schwanger und trieb im Gefängnis ab. Ich erlitt Elektroschocks,... vorgetäuschte Erschießungen und Verbrennungen mit Zigaretten. Sie zwangen mich, Drogen zu nehmen, vergewaltigten mich, ließen einen Hund mit mir Sex haben und führten lebende Ratten in meine Vagina und meinen gesamten Körper ein. Sie zwangen mich, Sex mit meinem Vater und meinem Bruder zu haben, die auch gefangen waren. Außerdem sah und hörte ich deren Folterungen. Sie machten das „Telefon“ („el teléfono“), sie legten mich auf den „Grill“ („la parilla“), und schnitten mir mit einem Jatagan in den Bauch. Ich war 25. Ich war bis 1976 gefangen. Es gab keinen Prozess.“

                                                    Bericht einer Frau in der Valech-Kommission , Folteropfer des Pinochet Regimes

                                                    Pier Paolo Pasolini rechnete im Jahre 1975 mit „Die 120 Tage von Sodom“ mit dem italienischen Faschismus in den 1930er Jahren ab. Srdjan Spasojevic schuf mit „A Serbian Film“ eine hervorragende, aber hoch kontroverse Parabel für die schwierige politische junge Geschichte Serbiens/Jugoslawiens. In dieser Tradition von Skandalfilmen, welche sich einem schwierigen politischen Thema bedienen, steht „Trauma-Das Böse verlangt Loyalität“ aus dem Jahre 2017 von Lucio A. Rojas, der einen Rape-and-Revenge Film mit der grausamen Diktatur von Augusto Pinochet in Chile von 1973 bis 1990 in Verbindung bringt.

                                                    Vier lesbische Frauen (Catalina Martin, Macarena Carrere, Dominga Bofill, Ximena de Solar), fahren in Chile hinaus auf das Land, um dort einen schönen Urlaub voller Vergnügungen zu erleben. Doch schon bei ihrer Ankunft verhalten sich die Leute seltsam und aufdringlich, in einer Bar bekommen sie jedoch unerwartete Hilfe von einem stillen und mysteriösen Fremden (Daniel Antivilo). Auch zwei Polizisten warnen die Frauen sehr eindringlich, aber ihre Warnungen stoßen auf taube Ohren. Doch schon in der ersten Nacht dringen der Fremde und sein Sohn in das Haus der Frauen ein und entpuppen sich als sadistische Monster, welche durch die Traumata ihrer Jugend keinerlei Empathie mehr empfinden…

                                                    Die Story an sich ist ausgesprochen simpel, doch wird sie durch die teilweise Einbettung in die Vergangenheit und somit Pinochets Diktatur sehr interessant. Der Fokus liegt hier tatsächlich weniger auf den Opfern, denn ihre Figuren sind mal wieder blass, genretypisch und somit dem Zuschauer relativ egal. Der eigentliche Fokus des Films liegt auf den Tätern, ihre Vergangenheit, ihre Beweggründe und ihre eigenen Ängste und Traumata. Sie wurden Opfer einer gnadenlosen Diktatur, ihnen wurde jegliche Empathie abtrainiert, sie fühlen nur noch Hass. Sie wurden zu Mördern im Nahmen des Vaterlandes erzogen, und wenn Mord einmal gelernt ist, sind die „Gründe“ im Nachhinein völlig egal.

                                                    „Erlebte Gewalt macht aus Opfern manchmal Täter.“

                                                    Die Gräultaten, welche die Täter in ihrer Jugend erleben mussten, werden immer wieder in Rückblenden gezeigt, welche elegant in die Handlung verwoben sind, meist sind die Flashbacks Folgen einer ähnlichen Situation in der Gegenwart.

                                                    „Trauma“ hat, besonders in der ersten Hälfte, wirklich einige fiese Szenen zu bieten. Schon die Eröffnungsszenen (welche man in der geschnittenen deutschen Fassung übrigens gar nicht zu sehen bekommt) macht klar, dass der Film keine Gefangenen macht: Ein Junge wird unter Drogeneinfluss von seinem Vater dazu gezwungen, seine eigene Mutter zu vergewaltigen, während des Aktes wird diese dann per Kopfschuss getötet, die Leiche jedoch noch weiter penetriert. Später werden dann die Protagonistinnen übel vergewaltigt und andersweitig erniedrigt, auch vor Andeutungen der Gewalt gegen Babys macht man nicht halt, eine Szene, in der ein toter Fötus in Säure aufgelöst wird, machte schon vor der Veröffentlichung des Film viel Wirbel, doch in der Szene kann man es höchstens nur erahnen, hätte ich es nicht gewusst, was diese Szene darstellen wird, wäre ich nicht drauf gekommen. Übler fällt eine andere Szene aus, in der ein Baby übel behandelt wird, und auch wenn man rein gar nichts sieht, die Schreie des kleinen Kindes bleiben lange im Kopf.

                                                    Da drängt sich doch gleich mal wieder die obligatorische Frage auf, ob und wie explizit man so Etwas zeigen darf, ob solche Szenen nötig sind.

                                                    Lest mal den Bericht der Überlebenden am Anfang meiner Review. Niemand wurde für diese Taten verurteilt, und auch Pinochet selbst starb, ohne für die zehntausende Fälle von Mord, Folter und Vergewaltigungen verurteilt worden zu sein. Mächtige Persönlichkeiten überlebten den Fall der Regime in Chile, dem faschistischen Italien und Jugoslawien, die definitiv kein Interesse an einer gründlichen Aufarbeitung der Ereignisse hatten. Da bleibt manchmal nur der Ausweg, die Leute mit einem polarisierenden Film aufmerksam zu machen. Ich denke es ist kein Zufall, dass Filme wie „Trauma“ „Die 120 Tage von Sodom“ oder „A Serbian Film“ aus Ländern kommen, deren dunkle Kapitel schlecht bis gar nicht aufgearbeitet wurden. Und kein Film kann grausamer als die Realität sein, ob man sich die dunkelsten Seiten der Menschen, welche auf Film gebrannt werden, sehen möchte, bleibt jedem selbst überlassen, aber Filmemacher haben ein Recht, auf diese Seiten der Menschen und ihre Taten aufmerksam zu machen.

                                                    Zurück zu Trauma: In der ersten Hälfte des Films herrscht wirklich Terror pur. Zu den Gewalttaten gesellen sich eine hervorragende düstere Atmosphäre und die passende musikalische Untermalung, und diese Mischung hat eine sehr starke Wirkung auf den Zuschauer. Leider fällt der Film in der zweiten Hälfte stark ab, der „Revenge“ Teil zieht sich unnötig in die Länge, das Pulver scheint verschossen zu sein, die Brutalität ist weg, und somit macht sich beim Zuschauer dann doch Langeweile breit. Nur das Ende erstrahlt noch einmal kurz in altem Glanz und hinterlässt einen fiesen, fahlen Nachgeschmack.

                                                    Schauspielerisch würde ich „Trauma“ als überdurchschnittlich im Genre im Genre bezeichnen, besonders Daniel Antivilo als Hauptantagonist ist wirklich fies, und spielt die Rolle des traumatisierten aber sadistischen Täters sehr gut und ist das schauspielerische Highlight des Films. Er ist kalt, menschenverachtend und wirkt manchmal dennoch verletztlich. Die Schauspielerinnen der Protagonistinnen erfüllen ihren Zweck, sie spielen okay und man nimmt ihnen ihre Emotionen, insbesondere, die Verzweiflung, auch gut ab, oscarwürdiges Schauspiel sollte man jedoch nicht erwarten, aber wir sind hier immer noch in einem Undergroundfilm, dasselbe trifft auf die restlichen Schauspieler zu, welche meist nur sehr kurze Szenen haben, die meiste Zeit verbringt man mit den Tätern oder den vier Frauen.

                                                    Handwerklich kann man hier auch ganz klar nicht meckern, auch hier kann man gut Parallelen zu seinem serbischen Genrekollegen ziehen, denn beide Filme weisen eine schöne „Hochglanzoptik“ auf, welche, gerade für solche Eigenproduktionen, sehr beeindruckend ist, hier ist zusätzlich oft ein leichter Blaustich vorhanden. Verwackelte Kamera oder schlechte Schnitte sucht man hier zum Glück vergebens, und wer einige meiner anderen Reviews gelesen hat, wird wissen, wie viel Wert ich auf eine gute Kameraführung lege, hier kann „Trauma“ sich ein paar Pluspunkte abholen. Nur in den Rückblenden, welche die Kämpfe der Guerillas mit den Truppen der Putschisten zeigen wechselt „Trauma“ seine Optik und präsentiert einen hervorragenden in‘s Ambiente passenden, dreckigen, rauen Look in staubigem Sepia, welcher förmlich nach den 70ern schreit, dennoch bleibt die Kameraführung ruhig.

                                                    Auch bei den Goreeffekten braucht sich „Trauma“ nicht zu verstecken, dank der sauberen Optik beeindrucken die Effekte die Augen des Gorehounds, und ihr merkt vielleicht, wie ich mich um Wörter wie „unterhalten“ oder „erfreuen“ winde, denn sie mögen so gar nicht zu der depressiven Stimmung passen, welche Rojas Film verströmt. Den Köpfen hinter den handgemachten Effekten möchte ich dennoch mein größtes Lob aussprechen, ich kann nur meinen Hut davor ziehen, was solche Leute, gerade bei Filmen mit geringem Budget, immer wieder leisten. Ich sollte noch erwähnen, dass „Trauma“ definitiv kein Splatterfilm ist, zerschossene Köpfe und mit Brecheisen herausgebrochene Kiefer gibt es trotzdem zu sehen, wer allerdings nur auf blutige Gewalt aus ist, wird hier enttäuscht werden.

                                                    Insgesamt ist „Trauma-Das Böse verlangt Loyalität“ definitiv sehenswert und ein gelungener, kontroverser Terrorfilm mit politischem Hintergrund, die Effekte, Schauspielerei und Musik sind sehr gelungen, nur in der zweiten Hälfte herrscht zu viel Leerlauf, in dem das Gefühl des Terrors stark abnimmt und die Atmosphäre somit etwas schwächelt.

                                                    Auch ist der politische Hintergrund gut in die Handlung eingebettet und wirkt nicht aufgesetzt, der Fokus auf die Täter, deren Vergangenheit und Beweggründe sind ein sehr interessantes Thema, welches gerade dem Grundgerüst des „Rape and Revenge“ Filmes eine benötigte Innovation hinzufügt. Die deutsche FSK-18 Fassung kann man mit 13 Fehlminuten mal wieder in die Tonne treten, denn es fehlen einige Szenen, welche für das Verständnis des Films wichtig sind, außerdem sind die Schnitte so großflächig gesetzt, dass es wirklich jedem Zuschauer auffallen dürfte. „Trauma-Das Böse verlangt Loyalität“ kann ich ungeschnitten jedoch definitiv empfehlen, und wenn die etwas schwächelnde zweite Hälfte nicht wäre, wäre sogar noch eine höhere Punktzahl drin gewesen !

                                                    „You are going to be…..just like them.“

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