Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 8

    Style over substance, dafür aber mit allergrösstem Können nach Hause gebracht: THE MECHANIC dürfte der am schönsten gedrehte Film des Jahres sein. Kamera und Schnitt sind absolut perfekt, für ein actionlastiges Genrestück ist Simon Wests Regie ein unerwarteter Augenschmaus. Das Drehbuch versorgt dieses Remake des grandiosen MECHANIC von Michael Winner mit mehr narrativem Aufwand, behält aber das Unterkühlte und den völligen Verzicht auf Pathos und Moral bei. Statham und Foster sind Statham und Foster, aber das können sie nun mal auch gut. Zu Mark Ishams mitreissendem Score werfen sie sich in exzellent orchestrierte Actionszenen bis zum finalen Supergau. Eine echte Überraschung.

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    • 6 .5

      Vielleicht der beste frühe Norris: Chuck, für den man nach wie vor keinen Oscar polieren muss, legt sich mit Christopher Lee an und hat Richard Roundtree als Boss. Regisseur Steve Carver würzt das an sich handelsübliche Geschehen mit ordentlich Action und jeder Menge Roundhouse-Kicks in Zeitlupe. Mit Maschinengewehrfeuer aus Hubschraubern und der grossen Schlacht am Ende wirds fast bondig! Dank gelegentlicher Ruppigkeiten und erlesenen San Francisco-Bildern macht das Ganze Laune.

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      • 6
        über Norbit

        Superflach, klar, mit jedem Fettenwitz, den man sich vorstellen kann. Aber eben auch konsequent, ohne Moral, falschem Sentiment oder Hängern. Und ein beeindruckendes Showcase für den grossen Komödianten Eddie Murphy, der in drei grundverschiedenen Rollen komplett aufgeht. Eine willkommene Abwechslung von seinen unzähligen familienfreundlichen Flops der letzten Jahre. In Nebenrollen geben Könner wie Eddie Griffin und Cuba Gooding Jr. Vollgas. Und das macht Spass.

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        • 0 .5

          Sinnfrei, kein Timing, selbstverliebt, unerträglich: Was wohlmeinende Geister als schwarzkomische Variante des TAXI DRIVER-Motivs sehen wollen, ist ein weiterer unfertiger Auswurf direkt aus dem mittlerweile todesranzigen Schlund der Hollywood-Comedy. Komiker müssen vielleicht keine grossen Schauspieler sein, aber Seth Rogen kann nicht mal komisch, und sein Regisseur hält Zeitlupen zu Rockmusik für den genialsten filmischen Kunstgriff aller Zeiten. Das ist nicht offbeat, das ist nicht offensive, das ist einfach nur ein grosses, ärgerliches Garnichts, in dem Ray Liotta aus unerfindlichen Gründen eine gute Leistung bringt.

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          • 2 .5

            Unerträglich öde Polizeischnulze nach Schema F, die nicht nur absolut jedes Klischee der New Yorker Irlandbullerei abgrast, sondern sich auch noch überaus wichtig nimmt mit seiner Familienmär - als würde sich nicht eh schon jeder Copfilm als Familydrama begreifen. Schnöde inszeniert, schnöde gespielt und am Ende mit einem schnöden Fistfight zu irischen Klängen auf Dummsdorfniveau runtergedröhnt. Schlimmer noch als richtige Kackfilme: Dieser unsäglich langweilige Hollywooddreck.

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            • 7

              Lupenreiner Rape 'n Revenge-Exploiter mit absolut allem, was dazugehört und dann noch eins drauf: Üble 80er-Mucke. Bad Acting. Fiese Vergewaltigungsszene. Elaborierte Rache. Mädchen in der Dusche. Catfight. Catfight in der Dusche. Alberner Schulunterricht. Menschliche Fackel. John Vernon. Danny Steinmans temporeicher Trasher ist besonders im Finale erstaunlich dicht orchestriert und peitscht sich selbst fast hypnotisch zum Money Shot hoch. Klasse.

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              • 3 .5

                Hensleigh bleibt uns den Beweis für irgendeinen Reiz seiner Hauptfigur bis zum Schluss schuldig. Immer wieder gibt es aufs Maul, unglücklich mit schmissiger Musik unterlegt, bis es schließlich nur noch darum geht, irgendwelche Rohr-, Brief- und Autobomben zu zünden - teils mit fast schon unverschämt billigen Digitaleffekten, teils mit Stock Footage aus anderen Filmen und einmal mit Wumms, wobei dem Wumms eine katastrophale Digitalrückpro vorausgeht (ich sage nur, Typ auf Pier neben Containern). Das redundante Treiben kann man beim besten Willen nicht ernst nehmen, schon gar nicht, wenn sich auf der Tonspur ein irisches Heldenthema einen wegsülzt. Einfallslos, schwach gespielt, langweilig.

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                • 7

                  So gerät der mit zwei Stunden doch recht üppig bedachte Film gelegentlich dank der Ladies (Belmondo will natürlich insgeheim viel lieber an seine süße Komplizin Nicole Calfan ran) etwas vom Gas, aber Verneuil rettet sich mit einem ganzen Haufen schöner Ideen und aufregender Stunts (die Bebel natürlich mal wieder selbst ausführte) immer wieder ins Fahrwasser. DER COUP ist wunderbares französisches Unterhaltungskino, gedreht in schöner Kulisse, mit spielfreudigen Stars in den Hauptrollen und einem wieder mal unwiderstehlichen Musikthema des großen Ennio Morricone.

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                  • 3

                    Ein vollbärtiger Swayze fechtet sich in fusslahmen Schwertkampfszenen durch klapprige Endzeitkulissen und gewinnt eine Art Seifenkistenrennen, indem er Arnold Vosloo pfählt. Schwach abgekupfert und reizlos inszeniert, mit schlimmem Spiel von Brion James und Lisa Niemi (Mrs. Swayze), die aussieht wie ein Albino-Besen. Apokalyptischen Trash hatten die Italiener einfach besser drauf.

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                    • 6 .5

                      Ein Jammer: Für beinahe drei Viertel der Filmlänge ist THE NEXT THREE DAYS ein hochspannendes, ausgezeichnet und dicht inszeniertes Thrillerdrama, das seine Hauptfiguren über den Rand der Verzweiflung treibt. Crowe ist exzellent als Ehemann, den der Plan, seine Frau zu retten, vor moralische wie auch existenzielle Entscheidungen stellt. Hier ist nichts zu einfach oder zu glatt, der Schmerz und das mögliche Versagen bestimmen die düstere Miene Crowes, der den point of no return längst hinter sich hat. Doch am Ende, Haggis kann einfach nicht anders, kreist die Sülze: Aus einem authentischen Nägelkauer wird Hollywood, nur echt mit nachgereichter, so überflüssiger wie unangebrachter Schluss"pointe". Schlimm. Ein Jammer.

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                      • 0 .5

                        Eine weitere Kotztüte vom unaufhaltsamen Manchild-Comedy-Fließband. THE DILEMMA verlangt ernsthaft von uns, zu glauben, der dicke Vince Vaughn wäre mit Jennifer Connelly zusammen und der Fettsack Kevin James mit Winona Ryder. Ryder betrügt James (ach was!), aber nur, weil er seit sechs Monaten nicht mehr mit ihr geschlafen hat. Vaughn kriegt's raus und weiß nicht, was er machen soll. Das ist dann auch schon der ganze Film. Fast zwei Stunden reaktionärstes Gesabbel von "guy codes" und der unbesiegbaren Männerfreundschaft; Hybridautos sind "schwul" und werden, wie man im Abspann erfährt, auch nur von Schwulen gefahren. Ryder wird so überspannt und intrigant gezeichnet, als wäre sie das Böse in Person. Am Ende fallen sich der Dicke und der Fettsack in die Arme. Scheiss doch auf die Weiber!

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                        • 5 .5

                          Für eine Weile erfrischend unverklemmter RomCom-Fluff, von Veteran Ivan Reitman unambitioniert, aber nicht ungekonnt in Szene gesetzt. Dann aber, man ahnt es schon, kommt doch die saure Gurke: Die neuerdings üblichen erzkonservativen Ideale des amerikanischen Kinos verlangen, daß die selbstbestimmte weibliche Hauptfigur sich den Konventionen hinzugeben hat; eine so erwartbare wie reaktionäre Wendung mit antifeministischem Anstrich. Erstaunlich nur, wie lang sich dieser Film auf der hervorragenden Leistung einer selten so unverkrampften Natalie Portman ausruhen kann.

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                          • 3
                            über Skyline

                            Daß auch eine inhaltslose Effektshow ohne ernstzunehmende Protagonisten die Leute in Scharen ins Kino ziehen kann, wird Michael Bay dieses Jahr schon zum dritten Mal mit seinen Transformers beweisen. Dafür sind allerdings die filmischen Mittel der Gebrüder Strause zu beschränkt und ihre Effekte nicht spektakulär genug. Ihr Desinteresse an allem, was einen guten Film ausmacht, haben sie so offen wie nachdrücklich mit ihrem Stolz über die Budgetaufteilung von SKYLINE unter Beweis gestellt: 500.000 Dollar flossen in den eigentlichen Dreh mit den Schauspielern, der Rest der 10 Millionen wurde in die Spezialeffekte gesteckt. Und so wird auch nie ein Ganzes aus diesen zwei Teilen; nicht einmal die Lichtverhältnisse spiegeln sich auf den Gesichtern der beobachtenden Charaktere wieder, wenn im Himmel über ihnen die Flugzeuge und Raumschiffe explodieren. Selbst auf DVD ist SKYLINE deshalb so wahnsinnig langweilig.

                            • 2 .5

                              Das zieht sich alles in die Länge wie ein Abend mit Leuten, die man nicht leiden kann und flüchtet sich plötzlich in eines dieser neuerdings so beliebten "Ach so ist das!"-Enden. Ach so ist das? Ehrlich gesagt kann kein Mensch so genau sagen, wann die Saunasache tatsächlich passiert ist, ob die überhaupt passiert ist oder ob sich Kilmer das alles nur ausgedacht hat. Regisseur Martinez, der einen tollen Van Damme und einen miesen Assante auf dem Kerbholz hat, erfreut anfangs mit schönen Bildkompositionen, lässt aber spätestens mit den gülden farbkorrigierten, überstrahlten Saunaszenen die Hosen runter. Der Schlagabtausch zwischen dem schön kaputten Kilmer und dem immer noch charismatischen, aber mittlerweile nur noch schwer verständlichen (Gebiss? Watte im Mund? Schlaganfall?) Assante hat zwar hier und da schauspielerischen Witz, aber unterm Strich ist das alles nur extrem aufgeblasene heisse Luft um gar nichts.

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                              • 3

                                Darf man einem B-Heuler mit einer solchen Besetzung böse sein?
                                Man darf. Die Action ist unter aller Sau, die alte Metapher von der Dynamik eines Diavortrags muß mal wieder herhalten. Mündungsfeuer aus dem Rechner und Schuß-Gegenschuß-Peng-Du-bist-tot-Knallereien laden zum Abwinken ein. Der durchaus vorhandene Charme einer Mitt-90er-VHS trägt den Streifen nicht über die Hälfte der Laufzeit; spätestens, wenn Danny Trejos faltige Rübe im Stile eines Rose/Fehse-Amateurschmadders an die Wand geschossen wird, ist der Ofen aus. So illuster die Knallchargenriege, so sexy die Hauptdarstellerin auch sein mag - das SCHATTENKOMMANDO sieht keine Sonne.

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                                • 9

                                  Wie ich ihn vermisse, den Politthriller: MISSING bringt alle Tugenden dieses Genres - ein politisches Anliegen, eine tagesaktuelle Relevanz und packende Spannung - auf höchstem Niveau zusammen und findet in der zarten Annäherung zwischen Vater und Schwiegertochter auch noch die maximale emotionale Fallhöhe. Von Costa-Gavras überaus stilsicher und pointiert inszeniert, von den Hauptdarstellern herausragend gespielt, bleibt MISSING für immer im Kopf des Betrachters haften - vor allem die unvergeßliche Darstellung Jack Lemmons als konservativem Familienoberhaupt, dessen vermeintlich unerschütterlicher Glauben an den American Way of Life mehr und mehr Risse bekommt.

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                                  • 7 .5

                                    Was ursprünglich als Krimikomödie mit dem Titel STAB mit Lily Tomlin gedacht war, gerät in den Händen Robert Bentons zu einer stilsicheren Hommage an Hitchcocks klassische Thriller. Benton und seinem Ko-Autor David Newman gelingt dabei eine stattliche Zahl memorabler Momente: Wer den Film wie ich als Kind im Fernsehen sah, wird wohl auch so einige Szenen in sein Gedächtnis eingebrannt vorfinden. Der blutende Teddy aus Sommers Alptraum; Roy Scheider allein in der höllischen Kellerwaschküche; die nächtliche Verfolgung durch die unwirtlicheren Teile des Central Park, das sind Sequenzen, die Benton mit großer Finesse gebaut hat. Getragen wird das mysteriöse Geschehen - scheinbar mühelos - von einem sympathisch-kantigen Roy Scheider und einer selten so schönen Meryl Streep, der Benton am Ende sogar einen langen Close-Up-Monolog gönnt; da hat jemand großes und berechtigtes Vertrauen in seine Darsteller.

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                                    • 7 .5

                                      Intelligentes Thrillerdrama mit außergewöhnlicher narrativer Struktur, das von Jeremy Irons' so exzentrischer wie nuancierter Leistung mühelos getragen wird. Als Star-Anwalt Dershovitz darf der chronisch verheizte Ron Silver ebenso glänzen. Ein Festival der Ambiguitäten, das sich einer klaren Antwort klug verweigert und nur durch Barbet Schroeders gewohnt biedere Regie am Platz ganz oben auf dem Tempel vorbeischrammt.

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                                        • 8 .5
                                          über Derrick

                                          Zumindest in den frühen Jahren eine spannende, visuell aufregende Krimiserie, deren Ästhetik jener der italienischen Gialli in nichts nachstand. Die schauspielerischen Leistungen einer Armada von deutschen Top-Stars wirkten dank Reineckers angestrengt quasiphilosophischer Zeilen im Verbund mit den düsteren Bildern und menschlichen Abgründen geradezu surreal. Im Zentrum des Sturms jedoch ein anfangs noch arschcooler Horst Tappert als Derrick und der agile, immer etwas kleinlaute Fritz Wepper als Harry Klein. Erst in den letzten Jahren geriet diese an Einfluss kaum zu übertreffende Reihe zur steifen Altherrenveranstaltung, die Reineckers überholte Moralpredigten in Müncher Villen platzierte.

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                                          • 8

                                            In jeder Hinsicht großes Kino, in dem sich ein ungewohnt entfesselter Harrison Ford in eine so anstrengende wie faszinierende Figur einfindet. Aus Paul Schraders packendem Drehbuch macht Peter Weir einen Film, dem das Kunststück gelingt, den Dschungel Zentralamerikas als Paradies und Hölle zugleich zu zeigen. MOSQUITO COAST entführt den Zuschauer in eine andere Welt und läßt seinen Griff erst in der letzten halben Stunde etwas zu locker. Nichtsdestoweniger ein unbesungenes Juwel und ein Höhepunkt in den Filmografien aller Beteiligten, das auch noch beim wiederholten Sehen zu fesseln weiß.

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                                            • 6 .5
                                              über Blade

                                              Ernsthafte Comicverfilmung, die sich etwas zu lang ausmehrt und die spektakuläre Eingangssequenz in der Vampirdisco nicht mehr zu toppen in der Lage ist. Snipes' stoische Interpretation der Titelfigur rangiert zwischen cool und lächerlich, wird aber durch formidable Leistungen seiner Mitspieler gut abgefangen. Norrington hat einige gute Einfälle, die letztlich mehr nachwirken als die durchaus krachige Action; allerdings ist BLADE einer der nachhaltigsten Beweise dafür, daß CGI-Effekte wesentlich schlechter altern als gutes altes Handwerk.

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                                              • 4 .5

                                                Anfangs recht suggestiv inszenierter Roadthriller, der allerdings nach einer halben Stunde zur Vollbremsung kommt und erst im Finish wieder leicht beschleunigt. Die schwachen Leistungen beider Hauptdarsteller Lambert und Sheffer werden leicht kompensiert durch die Auftritte späterer Größen wie Joseph Gordon-Levitt, Josh Brolin, David Arquette und der mittlerweile ermordeten Adrienne Shelley. Sheffers Böswatz mit Bon Jovi-Perücke dürfte einer der lächerlichsten Psychos der 90er sein.

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                                                • 3 .5

                                                  So sinn- wie atemlose Doku, die ihr Thema nicht findet und sich aufs nerdige Abhaken von Filmbeispielen beschränkt, ohne einen Zusammenhang herstellen zu können. Themenbereiche werden zwar behauptet, aber nicht nachgewiesen, und einer mittlerweile reichlich verbrauchten Riege alter Hasen (Carpenter, Craven, Savini etc.) wird nicht mehr als die üblichen Standards entlockt. Formal genügt GOING TO PIECES nicht einmal Mindestanforderungen: Neben unzureichenden Leistungen in den Bereichen Kamera, Schnitt und Tonmischung stoßen insbesondere die wahllose Nutzung teilweise sogar falsch formatierten Archivmaterials und eine so ominpräsente wie scheußliche Musikuntermalung übelst auf.

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                                                  • 6

                                                    Ein ordentlicher Actioner ist das, der flink durchläuft und in einigen seiner Ballereien mit einer Egoshooter-Perspektive für wohliges Unbehagen sorgt. Dank eines souveränen Hauptdarstellers und einiger schöner Frauen als Augenzucker für den Actionproll darf der unaufgeregte Knallfrosch gern seinen Weg in den heimischen Player finden.