Julio Sacchi - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+25 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+18 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+15 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later392 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps94 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von Julio Sacchi
(...) da Peter Hyams allzu offensichtlich die Heringe verteilt, kann man sich schon ziemlich bald ausmalen, wo der Film am Ende hin will. Das Bemerkenswerte dabei ist, daß GEGEN JEDEN ZWEIFEL selbst dann noch auf sehr rudimentäre, aber umso ehrlichere Weise einfach Spaß macht. Das liegt zum einen an der zunehmend sicheren Regie, in der man im Verlauf des Films auch noch den alten Hyams wiederfinden kann: Auf eine typisch halsbrecherische Autojagd mit subjektiven Geschwindigkeitseindrücken folgen die patentierten Dialogszenen mit starkem Hintergrundlicht oder grasgrüner Farbstimmung - Peter Hyams weiß noch zu erfreuen. Zum anderen liegt es an teils recht trockenem Humor und der überraschenden Entwicklung Amber Tamblyns, die sich vom allzu mausigen Hingucker zur veritablen Heldin hochspielt. Hauptsächlich liegt es aber an Michael Douglas, der hier genüßlich und so konzentriert wie lässig den herablassenden Bösewicht gibt, wie es eben nur Michael Douglas kann.
SOLITARY MAN trifft zu keiner Sekunde den falschen Ton, von Johnny Cashs titelgebenden Song im Vorspann bis zu einer wunderbar unverstellten Schlußszene stimmt hier alles, die stilsichere Regie wie die paßgenauen Dialoge und die Konsequenz, mit der sich die Hauptfigur einer Chance auf eine Veränderung entzieht.
FROZEN ist, mit all seinen Fehlern, sogar mit seiner seltsamen Kadrierung (es sieht manchmal so aus, als sei das Scope-Format nachträglich abgecachet worden) und seinen zwei Dialogabstürzen ein durch und durch packender, aufs Nötigste und Wichtigste reduzierter Überlebensthriller. Es gibt Szenen, die richtig weh tun, es gibt solche, die einen den Atem anhalten lassen, man möchte diese Menschen nicht sterben sehen (es sei denn, man regt sich allen Ernstes darüber auf, daß sie pinkeln müssen) und man spürt den Schmerz und die Kälte. Der Film beginnt mit einem klaren Schriftzug auf schwarz, und genauso hört er auf. Man kann ihn beinahe als streng bezeichnen, selbst die sehr entrückte, nur in den Dialogszenen zu düdelige Musik setzt auf distanzierte Tragik. Wo immer Adam Green diesen Film hergeholt hat, es ist ein Anlaß zu hoffen, daß er noch mehr davon hat, irgendwo. FROZEN ist kein großer Film, aber er ist ein großer kleiner Film, und außerdem ist er einer der stärksten Filme dieses Jahres.
HOUSE OF THE DEVIL, das ist wie 70 Minuten sagenhaft tolles, rundum perfektes megageiles Vorspiel und dann ein kurzer, total öder Fick.
Wobei der Film es vorher tatsächlich schafft, über die nerdige 80er-Mimikry hinaus zu gehen und sich als nahezu makellos inszenierter Film zu präsentieren (inkl. schauspielerischer Highlights von Noonan und Gerwig). Allerdings merkt man kurz vorm mißratenen Payoff schon, daß der Spannungsbogen überdehnt wird (zumal man von Anfang an eh schon weiß, was die Leute mit Samantha vor haben).
Das Finale paßt in Stil und Ton nicht, ist viel zu überdreht und grell, außerdem zu abgeschmackt und dann auch noch mit einem blöden "ha ha"-Ende überwürzt.
Dennoch absolut sehenswert.
Handelsüblicher Zombielangweiler, der zunächst mit einem gewissen Stil und gut ausgespieltem Breitwandformat ködert. Olyphant fällt erstmals auf, allerdings würde neben Radha Michell nach wie vor auch ein Sandsack mit Charisma punkten. Der Film ersetzt Schock und Grusel durch ständiges Rummsen und Knallen der Tonspur, mit denen er sogar seine unzähligen strunzdoofen fake scares aufpumpt. Reiht außerdem dümmlich total abgehangene Gruselsequenzen aneinander. Geht natürlich auch, anders als bei Romero, auf keiner Ebene um irgendwas.
Das alles hat kein Timing, keinen Witz und schleppt sich wie ein angeschossener Koloss zu Daft Punks beschämend gestrigem Hans Zimmer-Getöse über die Leinwand, dank immer hohlerer Dialoge Stillstand inbegriffen. Die Idee der Parallelwelt, der Sichtbarmachung des Inneren einer virtuellen Denkmaschine, wird aufgegeben zugunsten einer austauschbaren, finsteren Fantasylandschaft, in der sich Nebel um schwarze Berge ranken und man über graue Meere fliegt. Hier könnte auch Gandalf mit seinen Freunden vorbeischauen. TRON: LEGACY mißbraucht sein Erbe für eine ebenso schlichte wie langweilige Gut-gegen-Böse-Posse, die sich weder für Technologien noch für gesellschaftliche Konstrukte interessiert. Die digitale Revolution hat nur in der Zurschaustellung von Effektsequenzen stattgefunden, inhaltlich fällt dem Film nichts zu den radikalen Veränderungen unserer Kommunikation und unseres sozialen Miteinander ein. In dieser Rechnerwelt ist nichts befremdlich oder surreal, nein, zum Abendbrot liegt ein halbes Schwein auf dem Teller, und Programme juchzen und jubeln in Actionszenen an der Seite ihrer User und sagen "Wow."
Neben den wahrlich knackigen Kampfszenen sind es kurioserweise ausgerechnet die Schauspieler, die BLOOD AND BONE zu einem solchen Vergnügen machen: Der mit einem bombigen Charisma gesegnete Michael Jai White gibt erneut mit Verve den durchgängig schlecht gelaunten Antihelden, der sofort zuschlägt, wenn ihm jemand auf die Nüsse geht. So richtig im Saft steht allerdings Eamonn Walker als Bones Gegner James. Die exaltierte, bis zum Durchglühen exzentrische Vorstellung, die Walker hier vom Stapel läßt, sorgt in jeder seiner Szenen für Staunen und Begeisterung.
Stimmungsvoller, atmosphärisch dichter 80er-Horror in originellem, beklemmendem Setting und mit einem knackjungen Viggo Mortensen als charismatischem Mittelpunkt. Neben den für damals typischen Licht- und Gegenstand-Spielereien (hier bewegt sich so einiges von Geisterhand) gibt es obendrauf auch noch dicke Einschüsse und sogar eine knusprige Autoexplosion. Der Score von Richard Band ist ein Knaller, auch wenn er wie so viele seiner Kollegen das James Horner-Motiv aus ALIENS "entlehnt".
Unendlich langweiliger, konfus erzählter Hollywood-Bombast, der für einen Politthriller zu dumpf und für einen Actionfilm zu actionfrei ist. Greengrass' patentiert hektische Regie, die in seinen BOURNE-Filmen noch so präzise war, ist hier völlig planlos und deplatziert und geht einem daher ziemlich schnell auf die Nerven. John Powell dumpft mit seinem pausenlosen Hans Zimmer/Mark Mancina/Trevor Rabin-Gedächtnisgetöse die plotfreie Posse auf Doofiniveau runter, was diesen stinköden Rohrkrepierer allenfalls für Junge Union-Mitglieder und Zeitsoldaten geeignet macht. Was GREEN ZONE nämlich mit großen Tamtam als Erkenntnisgewinn auffährt, ist ebenso irrelevant wie fragwürdig, da letztlich doch der aufrechte Ami in Uniform gegen den verlogenen Ami im Anzug antritt. Pfui Teufel.
Enttäuschend planloses Rumgestolper ohne nennenswerte Eckpunkte, das trotz unklug reduzierter Action noch jede Gelegenheit nutzt, seine Stars zu verheizen. Kaum zu glauben, daß der im ersten Teil nicht genug zu preisende Downey Jr. hier in einer allzu geckenhaft überspitzten Performance zu nerven beginnt. Johanssen war nie heißer, aber auch nie blasser, und Jackson rollt erneut als wandelnde Werbebotschaft für THE AVENGERS durch ein paar leider nicht deleted scenes. Der "AC/DC-Soundtrack" beschränkt sich auf gerade mal zwei Songs; überhaupt ging es hier wohl hauptsächlich um das Ausschöpfen jeder Möglichkeit der Cross-Promotion. Rourke macht erstaunlich viel aus seinem unausgereiften Part, und Sam Rockwell hat endlich eine Rolle gefunden, in der sein Gehampel Freude macht. Vorm Absaufen rettet den Film die knallige Monaco-Sequenz und eine wahrlich explosive letzte halbe Stunde, aber im Vergleich zum absolut runden Erstling ist ein kilometerweiter Abstieg zu beklagen.
Da darf man sattgefressenen Hollywoodstars zwei Stunden lang beim Geldzählen zugucken. Diese Art plotfreie Scheiße erlaubt Amerikas Komikern tatsächlich, ohne den geringsten Aufwand oder die geringste schauspielerische Anstrengung ein paar Wochen am See rumzuliegen. Zwischen den sexistischen und abgedroschenen (oder beides) Gags wird dann mal wieder das Hohelied auf die guten alten amerkanischen Werte angestimmt. Und die lauten: Basecap und College-Shirts tragen, Burger und Fritten fressen, jungen Dingern auf den Arsch glotzen und auf alles scheißen, was nicht USA ist. Da muß dann auch Salma Hayek auf ihre Modenschau in Mailand verzichten, denn pah, das ist ja Europa und eine eigene Karriere und das geht natürlich nicht, das echte Leben sind Würstchen auf dem Grill und ein verständnisvolles Lächeln, wenn die häßlichen fettgefressenen Ehemänner einfach nicht erwachsen werden wollen. Frauenfeindliches Dreckskino zum Kotzen, für das neben den üblichen Verdächtigen Sandler, James, Spade, Rock und Schneider nun auch die Damen Hayek und Bello die Würde an den schnöden Mammon verkauft haben.
Leider stellt sich der Film mit drei typisch amerikanischen Comedy-Krankheiten selbst ein Bein: Ein betont "lustiger" Score von einem gewissen Christophe Beck signalisiert immer ganz laut, daß jetzt was Komisches passiert; ohne derzeit so beliebte Ekelgags geht es dann doch nicht (und die Kacke eines alten Mannes ist entschieden zu eklig, um noch spaßig zu sein) und am Ende kreist auch noch die Sülzwurst. Schade.
Wahrscheinlich hat Steven, der auch das Drehbuch zu BORN TO RAISE HELL verfaßte, beim Casting in Rumänien die Finger im Spiel gehabt. Wenn dem so war, kann man ihm nur zu seinem vorzüglichen Geschmack gratulieren. Mit seiner Ansammlung an attraktiven Frauen zieht der Film locker an so manchem Softsexheuler vorbei, und Regisseur Lauro Chartrand nimmt sich auch alle Zeit der Welt, die Girls in rechte Licht zu setzen. Unangenehm wird die geile Chose nur, wenn sich Chatrand und Seagal als wenig zimperlich in Sachen Gewalt gegen Frauen erweisen: Zum ersten Mal wird in einem Stevie-Film vergewaltigt, und auch darüber hinaus werden die Ladies ordentlich verdroschen, erschossen und sogar gefoltert. Der Anblick des massigen Seagal, wie er im schwarzen Kapuzenpullover mit einer nackten Kindfrau fummelt, hat auch einen leicht ranzigen Beigeschmack. Man ist also hin- und hergerissen zwischen Ständer und Schweppesgesicht, wobei BORN TO RAISE DICK letztlich immer wieder die Kurve kriegt.
Hypernervöser, überaktiver Quatsch ohne jedes involvierende Element; die qualitativ stark schwankende Action kommt dementsprechend egal und auch, wie so vieles in diesem Unsinn, zu überzogen daher. John Travolta müht sich redlich, aber völlig vergeblich, seine absolut unerträgliche Rolle mit so etwas wie Coolness zu versehen - aber so eine Figur wird wohl allenfalls von angehenden und praktizierenden Faschos bejubelt. FROM PARIS WITH LOVE ist zynisch, frauenfeindlich und von derart unverhohlenem Rassismus und Herrenmenschenideologie durchseucht, daß man nur noch zur Kotztüte greifen will. Ein Film, der einem so richtig auf die Nüsse geht und der Pierre Morel sofort wieder vom Siegertreppchen stößt.
Sicher inszenierter, mit einigen extrem harten Schockszenen auf Touren gebrachter und vom Ensemble gut gespielter Politthriller. Am Ende löst sich allerdings die potenziell aufwühlende Verschwörungsparanoia in einer völlig ohne Timing reingerumpelten Gewalteskalation auf, so daß man sich angesichts der zuvor aufgebauten komplizierten Zusammenhänge etwas im Regen stehen gelassen fühlt. Bis dahin aber das angenehme Gefühl, es gäbe noch eine Welt für solche ernsten Thriller frei von absurden Übertreibungen.
Starker Kandidat für einen Treppchenplatz bei der Wahl zum langweiligsten und banalsten Schlonz des Jahres. In jeder Hinsicht minderwertig und uninteressant, allein Douglas weiß zu gefallen. Stones Altersmilde läßt einen peinlichst berührt im Sitz rumrutschen, während die unglaublich grottigen Songs von David Byrne & Brian Eno schon vom Fleck weg für Kotzkrämpfe sorgen. Herbe, krasse, blamable Enttäuschung.
Das ist einem alles sowas von Wurst, weil die Figuren austauschbar und abstoßend sind, man die schmutzigen Gesellen kaum auseinander halten kann und diese Ahnung von Plot dem Kindskopf Marshall einzig und allein dazu dient, die Blutwurst kreisen zu lassen. In diesem dummen und unfaßbar langweiligen Gerumpel wird fast pausenlos geschlachtet, durchbohrt, enthauptet und was man sonst noch so alles mit menschlichen Körpern machen kann. Das exzessive Geschmadder hat etwas peinlich Zwanghaftes und erfüllt schon nach einer halben Stunde nicht mehr seinen Zweck, falls da mal einer gewesen sein sollte.
Die Regie des Duos Boss und Stennert, die schon NEUES VOM WIXXER sehr flott über die Bühne brachten, ist einfallsreich und detailverliebt. Allerdings schießen die zwei Filmemacher hier weit über das Ziel hinaus: JERRY COTTON ist von Anfang total überinszeniert, zu viele visuelle Kapriolen, ausgefallene Einstellungen und vor allem zu viele Musikmontagen stehen dem Prinzip "Komödie" diametral gegenüber. Der Film ist viel zu hektisch, viel zu ruhelos, um komische Momente sich überhaupt erst entfalten zu lassen. Die Story - Jerry Cotton wird der Mord an seinem Partner angehängt - ist selbst für einen Klamauk zu dünn und viel zu fahrig und atemlos erzählt, während keiner Figur eine halbwegs schlüssige Einführung zugedacht wird. Dabei hätte gerade das Betuliche an der längst überholten Figur Cotton die Basis für einen konzentrierten Ulk mit etwas leiseren, aber dafür zielsicheren Gags geboten.
Einer der besten Filme des Jahres 2007. Der unvergleichliche Marko Zaror glänzt als Möchtegern-Superheld und darf in naturalistischen Kampfszenen sein Können zeigen. Doch MIRAGEMAN ist noch viel mehr als das: Der wunderbare, manchmal harte, manchmal zarte Film zeigt mit viel Humor, dann aber zunehmender Dramatik, wie es aussehen könnte, wenn ein normaler Mensch sich als maskierter Rächer betätigt. Und was die Medien von diesem Mythos übrig lassen, dem sie selbst hinterher laufen. Besonders Miragemans letzter Einsatz läßt einem dabei den Atem anhalten. Ein grandioses Kleinod aus Chile, das die völlig respektlose und irreführende deutsche Titelgebung nicht verdient hat.
Was im Comic immerhin noch ein entgrenztes Spiel mit den Mechanismen und Gegebenheiten des eigenen Mediums war, wird im Film zur endlos faden Aneinanderreihung öder und ärgerlicher Szenen im vorhersehbaren Wechsel. Der witzfreie Humor sorgt für kräftiges Schenkeklopfen bei der Fraktion, die sowas sowieso gut finden will, und die blutige, aber komplett uninspirierte "Action" für anerkennenden Applaus von allzu belesenen Metafreaks. KICK-ASS ist ein manipulativer, aber auch längst manipulierter Müll, der bei weitem nicht so schlau ist, wie er daherkommt, und als Film ein langweiliger und abstoßender Trumm mit dem ätzendsten Kind der Neuzeit in der Schlüsselrolle. Diese Schmorgurke mit den lila Haaren macht sogar Will Smiths Brut Konkurrenz.
Ein ständiges Wechselbad ist das! Mal staunt man über die plastischen Effekte und Andersons Gefühl für den großen Actionmoment, dann schüttelt man wieder den Kopp oder nässt sich ein über die strunzdummen Dialoge, wie man sie nur aus dem Videosumpf von einst kennt, und dann wiederum nickt mal leise weg, weil AFTERLIFE zum totalen Stillstand kommt. Der Film verreckt immer mal wieder wie der ausgemergelte Propellermotor von Millas Flugzeug, und man sitzt davor und denkt: Das muß doch nicht sein!
Abgesehen von der pompösen Namensgebung des Kaffs als "Diesirae" (lat. Dies Irae = Tag des Zorns) erspart uns Regisseur Rick King, dessen bekanntester Film der extrem merkwürdige PRAYER OF THE ROLLERBOYS sein dürfte, jegliche Schnörkel und Mätzchen. Er vertraut dabei völlig zu Recht auf das knackige Drehbuch von Bill Mesce, das seine vermeintlich holzschnittartigen Figuren (geheimnisvoller Held / Frau mit Herz in den besten Jahren / Dorfsheriff usw.) mit ausgefeilten Dialogen und knochentrockenem Humor versorgt. Und wenn die Dialoge und damit die Figuren so gut spielbar sind, freut sich auch die illustre Besetzung: Während Chris Sarandon angemessen zurückhaltend den stillen Gejagten mimt, zeigen sich besonders Hopper, Coyote und Hemingway in ihren Rollen so aufgeräumt und gut gelaunt wie selten. Und genau das ist es, was ROAD ENDS einem Gros seiner B-Film-Konkurrenz voraus hat: Der Film nennt ein warmes Herz sein eigen.
Was der so treibt? Opernregisseur ist er.
Und sonst:
http://www.youtube.com/watch?v=62DtJD6-cHM
http://www.youtube.com/watch?v=f9lqA17ACHc
Ich sag's mal so.
Kurt Russell ist Wyatt Earp. Val Kilmer ist Doc Holliday. Sam Elliott und Bill Paxton sind die anderen zwei Earps. Die fiesen Rüpelcowboys: Powers Boothe, Michael Biehn, Stephen Lang, Michael Rooker, Thomas Haden Church. Reicht noch nicht? Dann haben wir noch ein paar Leute im Angebot: Jason Priestley, Tomas Arana, Billy Bob Thornton, Frank Stallone, Billy Zane, Robert Burke und Charlton Heston.
Regie: George Pan Cosmatos.
Also ganz klar ein must-see. Und auch sonst kann sich TOMBSTONE sehen lassen, mit seinem sagenhaften Breitwand-Auftakt, seiner akkuraten Darstellung legendärer Figuren, denen nicht ihre Ambivalenz genommen wird, und natürlich seinem saftigen Shootout am OK Corrall. Nach besagter Schießerei wechselt der Film völlig die Tonlage und reiht durchaus effektvoll die Konfrontationen aneinander, die der rachedurstige Wyatt Earp vom Zaun bricht.
Beinahe alle Männer glänzen hier mit tollen Darstellungen - sieht man mal von Paxton ab, der seine übliche Doofus-Tour abzieht - wobei besonderes Augenmerk natürlich auf Val Kilmers wunderbar exzentrischer Performance liegt. Leider zieht die schreckliche Dana Delaney als Earps unglaublich bescheuertem love interest TOMBSTONE praktisch im Alleingang runter. Die bewußt als schraubiger Gegenpol angelegte Rolle von Earps Frau ist eine mehr als undankbare Aufgabe für Dana Wheeler-Nicholson.
So bleibt ein guter, aber kein ganz großer Film, der übrigens, wie Kurt Russell 2006 in einem Interview eröffnete, zum größten Teil von ihm selbst inszeniert wurde, als der ursprüngliche Regisseur Kevin Jarre gefeuert wurde. Cosmatos kam nur noch dazu, um das Ganze halbwegs zusammen zu halten.
Chucks darstellerische Leistung stand auch 1978 wahrscheinlich nicht auf den Waschzetteln der Academy-Mitglieder, und selbst der schönste Roundhouse-Kick kann einen nicht für den grünen Skianzug und die Pudelmütze entschädigen.
Alles in allem ein gelegentlich unterhaltsames Stück 70er, das aber nicht genug Zug hat und nicht so richtig aus dem Arsch kommt - auch wenn Skiverfolgungen und ein um sich tretender Norris immer gern gesehen sind.