Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Knalliger Actionreißer, der für die Hälte seiner Laufzeit so ziemlich alles richtig macht, aber ausgerechnet pünktlich zum Start des titelgebenden Rennens deutlich an Saft verliert. Die vermutlich mangelndem Produktionsvolumen geschuldeten Wackeleinstellungen und der dementsprechend hektische Schnitt passen so gar nicht zu den starren Cockpitaufnahmen, so daß die Rennen nicht zu den ersehnten Knaller-Highlights werden. Dennoch ein gut gemachtes, nicht ungeschickt aufgesetztes Prequel, in dem Luke "Bros" Goss ein weiteres Mal eine gute Figur macht und Jason Statham schauspielerisch gesehen locker aussticht. Sean Bean, der sich im Cockney-Idiom offenbar sehr zuhause fühlt, habe ich noch nie so aufgeräumt und lebendig gesehen. Ving Rhames und Danny Trejo kann man ja kaum noch ernstnehmen, aber als Dreingabe machen sie sich ganz gut.
Ein reservierter Polizist mit gebrochenem Herzen, ein Kleinkrimineller im ausweglosen Strudel der Gewalt, ein dem Wahnsinn verfallener Ex-Spitzel und zwei Frauen mit Vergangenheit: Das sind die verlorenen, verletzten Seelen, die Dante Lams neuesten Film bevölkern. Die Kriminaltragödie THE STOOL PIGEON begeistert dank Lams dichter Regie, die in den wenigen Actionszenen ordentlich Dampf macht, und des Schauspielerensembles, in dem Nicholas Tse und Nick Cheung ein perfekt abgestimmtes Duo bilden. Das Ganze kulminiert in einem Finale zum Nägelkauen und entlädt sich in fürs Hongkong-Kino durchaus typischer Tragik. Dieses entwaffnend offene Bekenntnis zum Sentiment mag dem einen oder andern zu dicke sein; ich fand es konsequent.
Regisseur Patrick Lussier, der sich mit dem total eindimensionalen Horror-Remake MY BLOODY VALENTINE einzig und allein der gelungenen 3D-Effekte wegen ein paar Reihen nach vorne spielen durfte, liefert hier ein weiteres Beispiel für einen momentan gerade grassierenden, überaus öden Kinotrend ab. DRIVE ANGRY ist ein Scheißfilm, der total stolz darauf ist, so scheiße zu sein, und dies auch ständig mit Augenzwinkern mitteilen muß. Die angebliche Verneigung vor der Welt des B-Films mißrät zur überflüssigen Parodie, die nicht mal mehr die Vorbilder, sondern längst sich selbst parodiert.
[...] Davon abgesehen ist das hier ein Film, der postmodern-altklugen Schnöseln, untervögelten Nerds und indifferenten Vollprolls gefallen wird; also eben jenen, die immer für "Hirn aus, Spaß haben" plädieren, aber leider nicht begriffen haben, daß bei ihnen das Hirn generell nie an ist. Für volle Kinokassen wird das nicht reichen. DRIVE ANGRY ist was für Leute, die nicht Filme schauen, sondern DVDs sammeln.
Regisseur Luis Berdejo, der bis dato nur Kurzfilme inszenierte und durch das Drehbuch zu [REC] auffiel, setzt auf ruhigen, dichten Spannungsaufbau, der ihm nicht zuletzt dank Javier Navarretes sehr atmosphärischem Score auch gelingt. Doch spätestens nach der ersten Hälfte des mit 108 Minuten recht langen Films merkt man, daß außer Aufbau nicht allzu viel zu erwarten ist. Für einen derart zurückhaltenden, elaborierten Stil ist THE NEW DAUGHTER einfach zu läppisch und der unterirdische Showdown zu buchstäblich: Da darf man nämlich tatsächlich Kevin Costner zusehen, wie er mit einer Pump Gun blinde Maulwurf-Monster ins Jenseits ballert. Das ist zwar ein angenehm ungewohnter, geradezu erfrischender Anblick, und die klaustrophobische Enge und die nasskalte Dunkelheit sind von Berdejo auch trefflich eingefangen worden, nur ist zu diesem Zeitpunkt die Luft schon längst raus und das Interesse schlicht nicht mehr vorhanden.
Ein Futtermittelthriller aus dem belgischen Flachland. Daß es hier um verbrecherische Aktivitäten der sogenannten Hormonmafia geht, muß man als Prämisse erstmal schlucken, zumal hier in der flandrischen Provinz Limburg tierische und menschliche Rindviecher nur schwer auseinanderzuhalten sind. Nach einer Weile gewinnt der Film an Grip, auch in schmerzhaft wörtlichen Sinne, wenn nämlich in einer Rückblende einem Jungen die Eier zertrümmert werden (an dieser Stelle verabschiedeten sich auch einige Kollegen aus der Pressevorführung). Letzten Endes verliert sich aber wieder alles in einer unangenehm asozialen Posse, und der bestürzend intensive Hass der Flandern auf die französischsprachigen Flamen, die hier nur als Snobs, Haßverbrecher, Tunten und reiche Schlampen dargestellt werden, sorgt für Kopfschütteln. Ein letztlich allzu verschlepptes, selbstbesoffenes Vorzeigeexemplar für aus den Fugen geratene Debütfilme.
Die endlose Aneinanderreihung von koproduzierenden Filmfirmen ruft im Friedrichsstadtpalast proportional ansteigendes Gelächter hevor; als das erlösende Wort "presenta" erscheint, gibt es Applaus. EL PREMIO sorgt danach endlose zwei Stunden lang für absolute Ruhe im Auditorium mit seiner Geschichte um ein kleines Mädchen, das seit dem Verschwinden ihres politisch verfolgten Vaters mit der Mutter versteckt in einer Hütte am Meer lebt - Argentinien in den 70er Jahren. Eine mexikanisch-polnisch-französisch-deutsche Koproduktion, die fast schon wie die Parodie eines Arthouse-Films daher kommt: Trostlos, endlos lange Einstellungen, politisch motiviert, starre Bilder, ab und an nur mit dissonanten Akkorden auf einem verstimmten Klavier angereichert. Gewinnt mit Sicherheit den Goldenen Bären.
Spannende Mischung aus Noir-Thriller und Polizeifilm mit Bogie als knallhartem Staatsanwalt auf der Jagd nach bezahlten Killern (die Story ist klar inspiriert vom "Murder, Inc."-Fall, einer Verbrecherorganisation, die Morde gegen Geld ausführen ließ von Männern ohne Motiv). Der TIGER (dt. Titel) hat wohl auch deshalb soviel Wumms, weil Broadway-Regisseur Bretaigne Windust schon früh erkrankte und Bogart seinen alten Kumpel Raoul Walsh um Hilfe bat. Walsh verzichtete auf seinen Credit, obwohl er den Film beendete; er wollte Windust nicht seinen großen Durchbruch nehmen. Der Film zeigt sich dank seiner Rückblendendramaturgie als durchaus verschachtelt, kulminiert aber sehr effektiv in einem geradlinigen Finale. Macht Spaß.
Attraktive Locations, fette und (bei Söldnerfilmen nicht üblich) abwechslungsreiche Action, breitwandige Kinobilder, knackige Dialoge völlig frei von Peinlichkeit, ein sehr guter, sehr spitzer Humor, im Rahmen des Genres gut gezeichnete Figuren und ein überaus fähiges Ensemble (allen voran B.D. Wong): MEN OF WAR ist ein kleiner, unbesungener Klassiker des Actionfilms. Dolph hat hier, ungeachtet seiner starken Arbeiten der jüngsten Zeit, den besten Auftritt seiner Karriere, weil man ihm und vor allem er sich als Schauspieler auch mal etwas Leichtigkeit gönnt. Das Verblüffende an MEN OF WAR ist, daß er im Grunde die ideale Blaupause für Stallones mißratenen EXPENDABLES darstellt, der sogar einige Eckpunkte aus John Sayles' (!) klugem MEN OF WAR-Drehbuch übernommen hat. Stellt man sich diesen Film mit der Besetzung von THE EXPENDABLES vor, hat man den Knaller, auf den wir uns alle so freuten.
Interessanter Western mit einem steinernen Bronson als gehetztem Indianer; was die Sache interessant macht, ist die Dynamik in der Gruppe von Männern (Jack Palance und Konsorten), die ihm auf dem Fersen ist. Unterschiedlichste Empfindungen treten hervor - Blutdurst, Nostalgie, Geilheit, Gewissen, Heimweh, Angst, Schuld. Was CHATO'S LAND dann nochmal um so spannender macht, ist die Erkenntnis, daß Chato (Bronson) bei seiner Rache keine Unterschiede macht. Er dreht den Spieß um und jagt sie bis zum letzten Mann, auch jene, die die Vergewaltigung seiner Frau verurteilten. Dementsprechend ist das Schlußbild von imposanter Wirkung.
Leider reißt Winner das Ganze mit seinen unglaublich schlampigen Day for Night-Szenen ziemlich weit runter.
Tatsächlich mehr vorlagentreue Chandler-Verfilmung als Bogie-Remake. Winner, die faule Sau, verlegt das Geschehen einfach ins London der 70er Jahre, was ihm natürlich direkte Vergleiche mit dem Hawks-Film erspart. Nach Film Noir fühlt sich leider nichts an: Hier wirkt alles irgendwie fehl am Platz, besonders Mitchum als Marlowe, der zwar wunderbar lakonisch durch die Szenerie brummelt, aber mit 60 nun doch etwas zu alt für die Rolle ist (im Buch war Marlowe 35!). Der Film schreitet flott voran, ohne Kitsch und Kokolores, aber leider auch ohne nennenswerte Highlights; der Hauptvorwurf gegen Winner als Regisseur ist ja meistens seine "laziness", und auch hier hagelt es vom Fleck weg übelste Achsensprünge und knüppelharte Anschlußschnitte. Bleibt noch die illustre Besetzung: Oliver Reed als dampfender Eddie Mars; Edward Fox, Sarah Miles, Candy Clark (die den Bogen sympathisch beherzt überspannt), eine Joan Collins, der Winner nach dem Gerangel eine so überflüssige wie geile Einstellung gönnt, in der sie an ihrer zerrissenen Strumpfhose zupft; ein besoffener Richard Boone und allen voran natürlich der große James Stewart, den Winner aus dem Halbruhestand rangekarrt hat (Mitchum: "The picture was all about corpses, but Jimmy looked deader than any of them.")
QUIETSCH... QUIETSCH... WER BOHRT DENN DA NACH ÖL ist eine frühe Zusammenarbeit mit Jean Girault, dem anderen Stammregisseur von De Funès. Bei dem Film handelt es sich um eine typische Farce, wie es sie in den frühen 60er Jahren in Europa häufig zu sehen gab, und in der De Funès als Börsenhai auf sehr begrenztem, ja theaterhaften Raum (seinem Haus) eine vorläufige Version des später verfeinerten arrivierten Cholerikers geben darf. Der Film ist nicht unsympathisch, aber etwas verstaubt (wenn es frivol werden soll, tritt eine Sambatänzerin auf) und läßt De Funès geradezu ältlich wirken (insbesondere im Vergleich zu den besonders virilen 70ern). Sehenswert ist vor allem eine sehr junge Mireille Darc.
DREI BRUCHPILOTEN IN PARIS zeigt sich, egal in welcher Version, als immer noch erstaunlich sonnige Klamotte, die beherzt die Nazis als Opfer von Slapstick-Gags benutzt. Bemerkenswert ist auch der Aufwand, der hier betrieben wurde, vom grandiosen Beginn, der die unfreiwillige Landung der englischen Fallschirmspringer auf den Dächern von Paris zeigt, über die Jagd quer durch Frankreich bis zum großen Fliegerfinish. De Funès selbst fegt wie ein Tornado durch seinen großen Auftritt, er zieht die beliebten Register seines Könnens, als Schelm wie als Wüterich, und degradiert den sympathischen Bourvil in ihrer dritten Zusammenarbeit endgültig zum zuverlässigen Stichwortgeber.
Zwei lange Stunden quält sich L'AVARE durch den alten Stoff und ermüdet in seiner Theaterhaftigkeit. So sah man es wohl auch beim deutschen Filmverleih Constantin: De Funès' Herzensprojekt wurde um sage und schreibe 45 Minuten (!) gekürzt (der Hauptdarsteller, auf den man im Original 12 Minuten warten muß, gibt nun von Anfang den Ton an), mit einer schmissigeren, modernen Musik gesehen und in der Synchronisation komplett verfremdet - statt der Sprache Molières erklingen nun gnadenlose "zeitgemäße" Blödeleien. Mit diesem Eingriff zog die Constantin immerhin noch über eine Million Besucher in die Kinos, trotz eines starken Zuschauerschwunds ein grundsätzlich beachtliches Ergebnis für eine Molière-Adaption. Und so sehr man ein solches Vorgehen als Respektlosigkeit De Funès gegenüber verurteilen muß, so schwer fiele es abzustreiten, daß die 72minütige Kalauerfassung von L'AVARE die erheblich unterhaltsamere ist.
LES AVENTURES DU RABBI JACOB ist eine atemlose Verfolgungsjagd und Verwechslungskomödie, deren Arsenal an Gags geradezu unerschöpflich erscheint und deren Vielfalt und Frequenz das weitreichende Gebiet zwischen Jacques Tati und Hallervordens NONSTOP NONSENS auslotet. So offensichtlich die Intention des Films erscheint, mehr als nur Lacher zu produzieren, so wenig können sich diese Absichten gegen den Klamauk - und die eigenen Klischees - durchsetzen. Diese Kritik tritt angesichts der grenzenlosen Wildheit, die RABBI JACOB ausströmt, jedoch in den Hintergrund: Beinahe jede Gelegenheit wird genutzt, um Standardsituationen mit neuem Leben und immer verrückterem Slapstick auszuhebeln.
Gérard Ourys LE CORNIAUD mischt sein amüsantes Gauner-Road Movie mit herrlichen italienischen Locations und wohldosierter Frivolität in Form von frechen Beifahrerinnen Bourvils, eben jenen Zutaten, die in den 60ern die Leute auf der Suche nach fröhlichem Eskapismus scharenweise in die Kinos lockten. Und in Frankreich stürmten die Massen fürwahr die Säle: Elf Millionen Zuschauer zählte der Film an den Kassen und machte Louis De Funès, der gerade seine Erfolgsrollen Gendarm Cruchot und Kommissar Juve geschaffen hatte, endgültig zum Superstar. Es macht auch einen Heidenspaß, ihn zwischen Wutausbruch und Intrige poltern zu sehen, durchaus bösartig und dieses Mal eben auch mit dem Schießprügel in der Hand; Bourvil muß sich auf die Rolle des gutmütigen Spielballs beschränken.
Home Invasion-Thriller kurz vorm Boom des Subgenres: Psychopath Gary Busey nistet sich unbemerkt im Eigenheim von Mimi Rogers und Michael McKean ein. Busey ist mehr als nur Bedrohung: Er wird zum Schutzengel (er rettet die Tochter vorm Ertrinken und den Sohn vor einem fiesen Mitschüler), zum Hüter der Moral (er deckt McKeans Untreue auf) und zum möglichen Nachfolger des Ehemanns. Und doch: Wer seinem Versteck zu nahe kommt, muß sterben. Regisseur Matthew Patrick hält sich zurück und überläßt der Story und seinen Darstellern die Bühne. Die strahlend schöne Mimi Rogers glänzt in ihrer Rolle als überforderte Mutter (wer sie in THE RAPTURE gesehen hat, weiß, was diese Frau kann), aber natürlich ist das Buseys Show: Als Mißbrauchsopfer Sykes spielt er jede Nuance dieser tragischen Figur, von der kindlichen Verunsicherung bis zur viehischen Aggression und macht den Jungen, der nie erwachsen wurde, sichtbar. Es sind die Details in Buseys Performance, die HIDER IN THE HOUSE so sehenswert machen; die unbeholfen verschränkten Arme, das nervöse Trommeln auf den Knien oder die Art, wie er in einem Nobelrestaurant das Messer in der Wange dreht. Matthew Patrick verzichtet auf prahlerische Einstellungen und Fahrten, für ihn ist die Positionierung seiner Darsteller vorrangig, und aus diesem Prinzip zieht er die Intensität.
Ein echter Geheimtip.
LEGION beutet seine religiösen Motive parasitär aus, wie das unzählige Horrorfilme vor ihm - nicht selten erfolgreich - auch getan haben. Die technisch ordentliche, dafür aber stilistisch absolut nuancenfreie Holzhammerregie sagt schon in den unsäglichen ersten Minuten klar und deutlich: Ist doch alles nur Spaß. Wenn man die dementsprechend bekloppte inhaltliche Prämisse geschluckt hat - und wenn man das nicht kann, sollte man dem meisten Genrequatsch eh fernbleiben - kann man die erprobte situative Prämisse (ein Haufen Leute verschanzt sich gegen böse Mächte) genießen und zusehen, wie Autos explodieren, großkalibrige Waffen abgefeuert werden und sich zwei Engel die Fresse polieren. Da macht es dann auch nichts mehr, wenn man entweder beim Auftritt des Erzengels Gabriel oder beim T2 "entlehnten" Schluß wiehernd am Boden liegt. Hier knallt's fast nonstop, und die notdürftig eingeschobenen Katastrophenfilm/Traumschiffmonologe von Holzschnittcharakteren sind so erwartbar wie schnell vorbei. Quaid weiß schon, wo er da reingeraten ist und rettet sich in augenrollendes Overacting, während Gibson, Dutton und besonders Bettany bierernst und schmallippig den Unsinn als wertig zu verkaufen suchen, nicht ohne Erfolg übrigens. Diese Mischung aus DEMON KNIGHT und MAXIMUM OVERDRIVE macht Laune.
Galliger Mini-CLIFFHANGER, der von einigen Härten, einer schnörkellosen Machart und vor allem einer überzeugenden Riege von Böswatzen lebt - allen voran ein vorzüglicher Gil Bellows im Bad Guy from hell-Modus. Sehenswert ist natürlich das Duell Steve Austin gegen Gary Daniels, wobei letzterer - "You are not even in my league, Mate" - hier wieder mal absolut überlegen wirkt, aber genau wie bei den EXPENDABLES trotzdem ins Gras beißen muß. HUNT TO KILL leidet einzig unter seinem Hauptdarsteller, der mich weder in Sachen Präsenz und schon gar nicht Schauspiel zu überzeugen vermag. Bin nach wie vor kein Fan.
Wie derzeit keinem Zweiten gelingt es Isaac Florentine erneut, die knalligen Kampfszenen mit gut gesetzten Dialogszenen zu verbinden; die Scharmützel zwischen Boyka und Turbo sind ebenso amüsant wie die Reibereien unter den Bösen. Da gibt es keinen falschen Ton und keinen peinlichen Moment - Florentine will über die bestmögliche Präsentation knallharter Fights auch immer noch einen richtigen Film mit richtigen Figuren machen. Und was das angeht, hat sich UNDISPUTED III: REDEMPTION eine absolute Sensation ins Boot geholt: Der chilenische Martial Arts-Gott Marko Zaror, Star der nicht genug zu preisenden Superknaller KILTRO und MIRAGEMAN, gibt hier endlich seinen englischsprachigen Einstand und haut den Ball sofort aus dem Park. Nicht genug damit, daß er im Ring mit seinen Fähigkeiten für runtergeklappte Kinladen sorgt - der zehnminütige finale Fight zwischen ihm und Adkins dürfte zu den besten Kampfszenen der Dekade gehören - Zaror spielt den exzentrischen Junkie Raul "Dolor" Quinones auch noch mit geradezu genüßlicher Flamboyanz.
(...) da Peter Hyams allzu offensichtlich die Heringe verteilt, kann man sich schon ziemlich bald ausmalen, wo der Film am Ende hin will. Das Bemerkenswerte dabei ist, daß GEGEN JEDEN ZWEIFEL selbst dann noch auf sehr rudimentäre, aber umso ehrlichere Weise einfach Spaß macht. Das liegt zum einen an der zunehmend sicheren Regie, in der man im Verlauf des Films auch noch den alten Hyams wiederfinden kann: Auf eine typisch halsbrecherische Autojagd mit subjektiven Geschwindigkeitseindrücken folgen die patentierten Dialogszenen mit starkem Hintergrundlicht oder grasgrüner Farbstimmung - Peter Hyams weiß noch zu erfreuen. Zum anderen liegt es an teils recht trockenem Humor und der überraschenden Entwicklung Amber Tamblyns, die sich vom allzu mausigen Hingucker zur veritablen Heldin hochspielt. Hauptsächlich liegt es aber an Michael Douglas, der hier genüßlich und so konzentriert wie lässig den herablassenden Bösewicht gibt, wie es eben nur Michael Douglas kann.
SOLITARY MAN trifft zu keiner Sekunde den falschen Ton, von Johnny Cashs titelgebenden Song im Vorspann bis zu einer wunderbar unverstellten Schlußszene stimmt hier alles, die stilsichere Regie wie die paßgenauen Dialoge und die Konsequenz, mit der sich die Hauptfigur einer Chance auf eine Veränderung entzieht.
FROZEN ist, mit all seinen Fehlern, sogar mit seiner seltsamen Kadrierung (es sieht manchmal so aus, als sei das Scope-Format nachträglich abgecachet worden) und seinen zwei Dialogabstürzen ein durch und durch packender, aufs Nötigste und Wichtigste reduzierter Überlebensthriller. Es gibt Szenen, die richtig weh tun, es gibt solche, die einen den Atem anhalten lassen, man möchte diese Menschen nicht sterben sehen (es sei denn, man regt sich allen Ernstes darüber auf, daß sie pinkeln müssen) und man spürt den Schmerz und die Kälte. Der Film beginnt mit einem klaren Schriftzug auf schwarz, und genauso hört er auf. Man kann ihn beinahe als streng bezeichnen, selbst die sehr entrückte, nur in den Dialogszenen zu düdelige Musik setzt auf distanzierte Tragik. Wo immer Adam Green diesen Film hergeholt hat, es ist ein Anlaß zu hoffen, daß er noch mehr davon hat, irgendwo. FROZEN ist kein großer Film, aber er ist ein großer kleiner Film, und außerdem ist er einer der stärksten Filme dieses Jahres.
HOUSE OF THE DEVIL, das ist wie 70 Minuten sagenhaft tolles, rundum perfektes megageiles Vorspiel und dann ein kurzer, total öder Fick.
Wobei der Film es vorher tatsächlich schafft, über die nerdige 80er-Mimikry hinaus zu gehen und sich als nahezu makellos inszenierter Film zu präsentieren (inkl. schauspielerischer Highlights von Noonan und Gerwig). Allerdings merkt man kurz vorm mißratenen Payoff schon, daß der Spannungsbogen überdehnt wird (zumal man von Anfang an eh schon weiß, was die Leute mit Samantha vor haben).
Das Finale paßt in Stil und Ton nicht, ist viel zu überdreht und grell, außerdem zu abgeschmackt und dann auch noch mit einem blöden "ha ha"-Ende überwürzt.
Dennoch absolut sehenswert.
Handelsüblicher Zombielangweiler, der zunächst mit einem gewissen Stil und gut ausgespieltem Breitwandformat ködert. Olyphant fällt erstmals auf, allerdings würde neben Radha Michell nach wie vor auch ein Sandsack mit Charisma punkten. Der Film ersetzt Schock und Grusel durch ständiges Rummsen und Knallen der Tonspur, mit denen er sogar seine unzähligen strunzdoofen fake scares aufpumpt. Reiht außerdem dümmlich total abgehangene Gruselsequenzen aneinander. Geht natürlich auch, anders als bei Romero, auf keiner Ebene um irgendwas.
Das alles hat kein Timing, keinen Witz und schleppt sich wie ein angeschossener Koloss zu Daft Punks beschämend gestrigem Hans Zimmer-Getöse über die Leinwand, dank immer hohlerer Dialoge Stillstand inbegriffen. Die Idee der Parallelwelt, der Sichtbarmachung des Inneren einer virtuellen Denkmaschine, wird aufgegeben zugunsten einer austauschbaren, finsteren Fantasylandschaft, in der sich Nebel um schwarze Berge ranken und man über graue Meere fliegt. Hier könnte auch Gandalf mit seinen Freunden vorbeischauen. TRON: LEGACY mißbraucht sein Erbe für eine ebenso schlichte wie langweilige Gut-gegen-Böse-Posse, die sich weder für Technologien noch für gesellschaftliche Konstrukte interessiert. Die digitale Revolution hat nur in der Zurschaustellung von Effektsequenzen stattgefunden, inhaltlich fällt dem Film nichts zu den radikalen Veränderungen unserer Kommunikation und unseres sozialen Miteinander ein. In dieser Rechnerwelt ist nichts befremdlich oder surreal, nein, zum Abendbrot liegt ein halbes Schwein auf dem Teller, und Programme juchzen und jubeln in Actionszenen an der Seite ihrer User und sagen "Wow."