Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 6 .5

    Selbstverliebte Hommage an die Freundschaft zwischen Burt Reynolds und Hal Needham, in der es um wirklich rein gar nichts geht. QT dreht sich hier um sich selbst, sein Werk und alles, was er mag; herausgekommen ist ein Film, der sich am liebsten selbst zuschaut. Die cineastischen Referenzen an das amerikanische und italienische Kino und TV sind endlos, werden von 90% des Publikums aber garantiert nur als Folklore aufgenommen. Dabei sind viele, sehr viele Szenen sehr lang, zu lang, die Gewichtung stimmt auch überhaupt nicht, der Film hat keine Balance, er läuft und läuft und läuft, trotzdem ist er selten langweilig, manchmal inspiriert und mitunter sogar großartig (die Szene mit Pitt auf der Spahn Ranch ist eine Masterclass in Sachen Spannungsaufbau). Die Szene mit Bruce Lee ist anmaßend, kann aber als Pitts Wunschvorstellung gesehen werden; noch viel anmaßender ist das Finale, allerdings wiederholt sich Tarantino auch hier und der Überraschungseffekt fällt nach INGLORIOUS BASTERDS eher milde aus. Der Rückzug in pubertäres Gespläddah und Flammenwerfer-Äktschn ist ein tristes Zugeständnis an die Erwartungshaltungen eines schlichten Publikums und zieht den Film am Ende hart runter.
    Obwohl Tarantino hier hart ausbeutet (Sharon Tate darf nur als stummes, großäugiges Dummerle durch die Welt stolpern und somit läppische Männerfantasien bedienen), hat mir der Film irgendwie gefallen; Di Caprio ist toll und Pitt einfach nur sensationell - lässig, straight, herzlich, ultracool. Er allein lohnt schon die drei Stunden, die irgendwie zu lang und doch zu früh vorbei sind.

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    • 6

      Warm gedrehte, warmherzige Komödie, die ihren Witz sympathischerweise weniger aus Gheorghe Muresans Größe denn eher aus Billy Crystals kleiner Statur gewinnt. Steven Seagals Gastauftritt ist auch ganz knorke; er sieht besser aus als je zuvor oder danach und spielt sich so unsympathisch, wie die Welt ihn sieht. Leider dauert in dem Film, der sich immerhin einer märchenhaften Auflösung verweigert, alles ein bisschen zu lange, am Ende eben auch der ganze Film. Dann ist die Luft raus.

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      • 7 .5

        Ein Reverse-Body Snatchers, gedreht wie ein Arthouse-Film; traurige Charaktere in einer traurigen Welt - ein Ort, der schon wirkt wie längst gestorben, in dem Menschen plötzlich aus ihrem Dasein ausbrechen und sich benehmen wir Rotz am Ärmel. Wo zunächst nur ein Opi einfach gegen ein Auto pisst, steht am Ende Mord und Totschlag. Mittendrin die überirdisch schöne Meg Tilly und ein zunächst zurückhaltender, dann hemdsärmeliger Tim Matheson, den die saure Milch zur Brunft treibt (der Blowjob!). Ein überaus beklemmendes Horrorszenario, das konsequent und niederdrückend die Spirale des Unheils hinabschleicht, und eine irritierend stimmige Mischung aus Exploitation und Subtilität. Hume Cronyn ist herausragend.

        3
        • 4

          Totaler Käse. Das Design der Puppe ist ein Witz. Wenn Chucky böse wird, kriegt er rote Augen?! Der Film liegt schon nach 10 Minuten aufm Arsch - ein 12jähriger hält es für ganz normal, daß sein Spielzeugkamerad einen eigenen Willen hat und frei Schnauze daherlabert?! Überhaupt ist hier alles gaga, warum bitte ist die Puppe lebendig, warum ist sie böse und wieso kann sie andere Puppen auch böse machen? Die Spläddahszenen und der damit verbundene "Humor" sind Troma-Level, da wird sogar einem Kind das Gesicht mit Blut vollgespritzt. Überhaupt alles viel zu lustig und nie creepy. Hamill ist okay, aber what's wrong with Brad Dourif?

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          • 6
            über Ma

            Unglaublich hässlicher, teils amateurhaft gedrehter Psycho-Horror, in den sich absurderweise gleich zwei Oscar-Preisträgerinnen verlaufen haben. Nicht zu fassen, wie müllig und cheap dieser Unsinn aussieht, ein Grading hat man wohl gleich ganz bleiben lassen. Aber Spencer spielt das schön nuanciert und Juliette Lewis bringt ihren zauberhaften Furor in die undankbare Mutterrolle. Irgendwie ist das alles so absurd, daß man dranbleibt bis zum überkandidelten Gore-Ende; ein schön kranker Slow Burn ohne echten Payoff. Wenigstens eigen, irgendwie.

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            • 6 .5
              über Crawl

              Braucht schon recht lange, um in die Gänge zu kommen, und schreckt mit seiner Computeroptik stark ab - damit meine ich gar nicht mal die Digitalalligatoren, sondern Sturm und Himmel. Aber Aja kann inszenieren, der dreht die Schrauben immer fester und wird immer besser und besser. Nach dem finalen Fluchtversuch mittels Boot rastet der Film nochmal richtig geil aus. Schöner Tierhorror, tight und gekonnt.
              Bill Haley im Abspann fand ich sehr lustig.

              9
              • 6 .5

                Krasser Unsinn, teilweise hässlich gedreht, amateurhaft geleuchtet und katastrophal geschnitten. Der Film gibt sich zeitgeistig und total woke, erfolgreiches black couple, er bringt das Geld vom Marketing nach Hause, sie schreibt für Frauenmagazine über female empowerment. Aber kochen und Teller spülen, das machen dann ja doch die Girls, ne? Ohnehin ist es schon recht viel verlangt, Sympathien für einen Werbefritzen aufzubauen, der sich und seiner Ollen ein Haus für dreieinhalb Millionen Dollar kaufen kann.
                Ist aber letztlich gar nicht so wichtig, ich liebe diese Art von Invasion-of-Privacy-Thriller, die es ja in der 90er-Rezession noch und nöcher gab. In diesen hier hängt sich Dennis Quaid so richtig krass rein, im saftigen (und dann noch saftig inszenierten) Finale grunzt und wütet er wie ein wildes Tier in der Brunft und schlägt, wirft und leckt (!) um sich. Insgesamt doch irgendwie geil.

                5
                • 0

                  Computerkacke ohne Sinn und Verstand, irre laut, wahnsinnig langweilig; mit Figuren, die unsympathisch und nervig sind und deren Motivation ständig wechselt oder komplett unklar bleibt. Inszenierung so generisch und seelenlos wie es nur geht, der Film hat mehr Zufahrten auf staunende Gesichter sich langsam auf einen Monitor/einen Bildschirm/eine Fensterscheibe zubewegender Menschen als Spielbergs Gesamtwerk. Godzila sieht hier aus wie Freddy Krueger als Telefonhörer. Ein brutales Spulfest, absoluter Bodensatz.

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                  • 7

                    Angenehm unlustige Exploitation, hat mich an die selige Zeit der Midbuget-Schmadderfilme in den 90ern erinnert: Man kann sich nicht alles leisten, haut aber innerhalb seines Rahmens mächtig auf die Kacke. Der Fallschirmsprung am Anfang ist RICHTIG geil, so krass wird's danach nicht mehr, aber eben auch nie langweilig: obwohl der Film sein irres Szenario null ausschöpft, hat er einfach genug Drive, um für richtig gute Laune zu sorgen. Mochte ich sehr.

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                    • 6 .5

                      Wirklich ein freundlicher Film; es ist einfach angenehm, einem Regisseur bei der Arbeit zuzusehen, der so sicher im Umgang mit seinen Mitteln ist (die sinnlos gekippten Bilder hier und da überseh ich mal gnädig). Sehr unterhaltsam und stilsicher, dazu noch sympathisch gespielt, der Robert-Carlyle-Auftritt ist richtig rührend. Nur Kate McKinnon mißversteht mal wieder alles als SNL-Sketch und liefert eine total überzogene Karikatur ab.
                      Leider macht der Film über das zu erwartende Minimum hinaus absolut gar nichts aus seiner hübschen Idee. Man wird nochmal schön daran erinnert wird, wie zeitlos genial die Lennon/McCartney-Kompositionen sind, aber YESTERDAY bestückt einfach nur die Jukebox mit ihnen. Kein Einblick in Musikalität und Songwriting, sie sind einfach nur da, einer spielt und singt sie nach, meistens auch noch recht platt. Überhaupt besteht die Musikwelt in Curtis' Story einzig und allein aus Ed Sheeran. Das ist schon sehr einfallslos.

                      Hat sich irgendein Todesmutiger eigentlich in die Synchro gewagt? Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das "eingedeutscht" worden ist, die ganzen sprachlichen Referenzen zu den Songs gehen doch komplett verloren; die Hauptfigur testet ja das verlorene Wissen der Welt in seinem Umfeld mit Songtext-Zitaten. Und wie bitte übersetzt man "fab"?!

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                      • 5

                        Der Film bemüht sich tatsächlich nach Kräften, die Absurdität einer Liebesbeziehung zwischen der häßlichen Pelzbulette Rogen und Monsterbabe Theron nicht nur herauszustellen, sondern auch zu hinterfragen: Im Verlauf des Films erscheint einem diese Verbindung aufgrund der verglasten Einsamkeit von Therons Figur tatsächlich möglich - a long shot, aber möglich. Die Dialoge haben trotz der über die Grenzen der Peinklichkeit hinaus pubertären Sprache durchaus Witz und der Film erweist sich mitunter sogar als recht brauchbare Satire des Politbetriebs; die Seitenhiebe gegen dessen Sexismus geraten allerdings angesichts der eigenen Jokes eher verlogen (die toughe Politikerin Theron will im Bett von Specki natürlich gewürgt und verhauen werden, hier hat immer noch der Mann das Sagen).
                        Leider traut sich der Film aber nicht so richtig aus der Pipikacka-Komfortzone heraus. Zwei extrem schlechte CGI-Pratfalls künden schon früh vom schlimmen Ende. Im letzten Drittel fällt LONG SHOT nur noch ein total deplatzierter (und sackschlechter) Sperma-Joke ein, dann kommt ein himmelschreiendes Plädoyer für die Entpolitisierung der Gesellschaft und, ja wirklich, ein komplett irreales Ende, das mit wehenden Fahnen dafür eintritt, persönliche Interessen über ein soziales Gewissen zu stellen.

                        Letzten Endes also ein ärgerlicher Film, nicht nur der Verwendung des absoluten Oberdrecks Roxette wegen.

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                        • 6

                          Ein später und leider auch reichlich überflüssiger Nachklapp. Musste die ganze Zeit an die zahllosen DTV-Sequels von IN EINEM LAND VOR UNSERER ZEIT denken, ohne sie je gesehen zu haben. In dem Film geht es irgendwie um nichts, und das, um was es wohl gehen soll, ist alles schon in den vorangegangenen Teilen verhandelt worden. Die ganz entzückende Grundidee von TOY STORY - die Frage nämlich, was passiert, wenn man sein Spielzeug unbeobachtet lässt - wird hier völlig entgrenzt; die bislang eher als schattenhafte Giganten auftretenden Menschen sind hier fast genauso wichtig wie die Toys, große Kinderaugen glotzen einen an und puppenhafte Eltern steuern einen Campingwagen durch die Gegend. Dem Spielzeug sind auch keine Grenzen mehr gesetzt, es geht kilometerweite Straßen entlang und über Riesenräder hinweg.
                          Statt smartem Witz gibt's dieses Mal vor allem tonnenschwere Rührseligkeit, zu den Figuren ist auch niemandem mehr was eingefallen. Spaß macht eigentlich nur Buzz, und der ist allenfalls Staffage.
                          Schade.

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                          • 5
                            über Joker

                            Der Film sieht toll aus. Todd Phillips mag vorrangig als HANGOVER-Regisseur bekannt sein; die Filme sahen aber auch schon toll aus. Look und Austattung bringen hier ein schön schmutzig-diffuses 70s-Feeling auf die Leinwand. Da dürfen selbst digitale Bilder mal kurz in die Unschärfe rutschen. Hat mir sehr gefallen.

                            Phoenix' Spiel ist vermutlich Geschmackssache. Für meinen Geschmack trägt der Mann fast immer zu dick auf, das ist so ein Showoff-Acting aus der School of Sean Penn. Hier gerät das Schmierentheater zunehmend ausser Kontrolle; in der Szene mit De Niro wird aus heiterem Himmel nur noch abgetuntet. 

                            Ideologisch steht JOKER auf wackligem Boden. Mir ist es schleierhaft, wie man diese Story als Aufruf zum Punk deuten kann (Michael Moore hat sich da ja gerade hart verstiegen). Der gebeutelte, geistig schlichte weiße Mann - von Hispanics verprügelt, von Schwarzen zurückgewiesen - tritt gegen das unscharf definierte Establishment an. Das ist ein Film für unsere Zeit, nicht über unsere Zeit, und die Rebellion des Jokers ist die von Bernie Goetz. Mit einem Witz über einen Kleinwüchsigen erweist sich das Ganze auch noch als recht bigott.

                            Mein eigentliches Problem ist aber diese verquaste Elseworlds-Story, die mit den Comics nichts zu tun haben will, sie aber dennoch irgendwie benutzen und verdrehen muss. Das Geschehen gerät nämlich ziemlich bald in einen ermüdenden Loop, der alles sicherheitshalber total ausbuchstabiert. Das war mir zu schlicht, vor allem aber ganz einfach irgendwann zu langweilig.

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                            • 8

                              Donald Sutherland: Ein eiskalter deutscher Spion im Großbritannien des zweiten Weltkriegs; mit seiner häufig zum Einsatz gebrachten Mordwaffe, einem tödlichen Stilett, hat er sich den Spitznamen "Die Nadel" verdient.
                              Kate Nelligan: Die emotional und sexuell frustrierte Ehefrau eines seit dem selbstverschuldeten Autounfall gelähmten Ex-Soldaten (Christopher Cazenove), die mit ihm ein tristes Dasein auf einem abgelegenen schottischen Eiland führt.
                              Das Schicksal bringt diese Menschen im Sturm zusammen und eröffnet die Möglichkeit einer Insel, allerdings unter den dunklen Vorzeichen eines Spionagethrillers.
                              Damals zumindest im angloamerikanischen Raum einigermaßen erfolgreiche Ken-Follett-Adaption, die Regisseur Richard Marquand als Realisator von RETURN OF THE JEDI empfahl. Der Film ist Charakterstudie und kalte Krimikost zugleich; mit ausreichend Zeit spitzt er die Konflikte zu und entlädt sich in einem dramatischen Finale. Der Film hatte mich durchgängig am Kragen - ein funkelndes Kleinod der frühen 80er.

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                              • 6 .5

                                Der Film dichtet sich für das nach wie vor ungelöste Rätsel um die 1900 verschwundenen Leuchtturmwärter der Flannan Isles eine hübsche Räuberpistole zusammen. Hervorragend gedreht, unaufdringlich effektiv orchestriert und, besonders von Mullan, gut gespielt: Die beklemmende Atmosphäre ist zum Schneiden dicht. Leider geht dem Film im letzten Drittel komplett die Luft aus, bis zum Ende gibt's nichts mehr zu erzählen und die Nummer wird zäh.

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                                • 7

                                  Ein alter Bauernhof in den 30er Jahren, die zwei Häuser sind durch eine Zugbrücke getrennt. Auf der einen Seite wohnt die Witwe Couderc (Simone Signoret), mit im Haus trottet ihr Schwiegervater herum, der sie einst vergewaltigte und immer noch gern mit ihr bumsen will. Auf der anderen Seite lebt der Rest der Familie und schaut voller Mißgunst und Haß auf die Witwe. Alles, was diese niederträchtigen Spießgesellen wollen, ist ihr Teil des Hofs. In diese Gemengelage platzt der abartig schöne Rumtreiber Alain Delon wie eine Handgranate. Er hilft der alten Couderc für ein paar Francs, sie bietet ihm ein Zuhause und irgendwann essen Angst Seele auf.
                                  Ein ruhiger, mit langem Atem erzählter Film, der es unterschwellig brodeln lässt, bespielt von einem weiteren geschmackvollen Score aus der Feder Philippe Sardes. Am Ende kommt die Katastrophe dann um so heftiger um die Ecke. Delon und besonders Signoret sind unfassbar gut.

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                                  • 5 .5

                                    Kommissar Griffon ist eine unerträgliche Person. Ständig am rauchen, ständig am Husten vom Rauchen, immer aggro, ungeduldig, bisschen ungepflegt, schlicht in der Denke und ausgewiesener Frauenfeind. Selbst Opfer von Gewaltverbrechen werden unter "Schlampe" wegsortiert, weil, hey, ist ja ne Frau. Weil dieser Griffon von Claude Brasseur gespielt wird, kommt auch noch die Tapsigkeit des kleinen Mannes hinzu. Wie eine runde, laute Bowlingkugel knallt er in das Verschwörungskonstrukt der höheren Gesellschaft, ohne die Hilfe einer sehr schönen, sehr jungen Journalistin würde er wohl keinen einzigen Kegel umwerfen. Die sehr schöne Gabrielle Lazure, 23 Jahre jünger als Brasseur, muß natürlich auch noch mit dem Kugelkopp ins Bett, Frankreich halt, die große Liebe zum Rüpel.
                                    Ich hatte Labros Film aus Kindertagen als spannenden Politthriller in Erinnerung; in Wirklichkeit ist das eine ziemlich fade Angelegenheit, die sich allzu sehr von Brasseurs Ballerbirne begeistern lässt. Bis auf einen starken Trintignant-Auftritt und den fiesen Fahrstuhl-Kill bleibt außer der ungenießbaren Frauenfeindlichkeit nicht viel im Kopp.

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                                    • 7 .5

                                      Große Überraschung.
                                      Ausgestellt lebensverneinender Agnostiker-Western mit fast schon uneträglich beklemmender Atmosphäre. In diesem Film ist absolut jeder Schritt der falsche, der einzige Gewinner ist der Tod. Und der säbelt hier gnadenlos das Figurenpersonal ins Jenseits. Cusack bleibt seinem Kopfbedeckungsfetisch treu und erinnert mit der schwarzen Joppe leider sehr an Udo Lindenberg, was seiner herausragend sinistren Psycho-Performance allerdings keinen Abbruch tut: So hat man den Mann wirklich noch nie gesehen.
                                      Ein schlammig-klammes, unnachgiebig düsteres Kleinod.

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                                      • 5

                                        Die Neuerungen fand ich recht clever, weil sie einen in Kenntnis der Originalstory schon zu überraschen wissen. Daher blieb das Interesse halbwegs aufrecht. Inszenierung und Look sind aber echt unter aller Kanone, Bild und Schnitt sind genauso uninspiriert wie Locations und Austattung - der Friedhof selber ist ein Witz. Interessanterweise ein Film, den alle deleted scenes und vor allem das alternative Ende verbessert hätten (wenn auch nicht viel).
                                        Ganz so schlaff und scheiße wie die Starcrawler-Coverversion des Ramones-Songs ist der Film nicht, aber schon fast.

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                                        • 8

                                          Nicht der ganz große Wurf: Die Regie von Adrian Grünberg (?) fällt größtenteils allenfalls zweckdienlich aus, der Film ist mitunter nur okay gedreht und manchmal sogar recht schlecht geschnitten. Schade, daß Stallone nicht selbst Regie geführt hat. Andererseits lässt er sich selbst komplett Raum für seine Darstellung, und meine Güte, Sly ist ein Ereignis. Die Körperlichkeit, die Sensibilität, die Stimme. Wie er sich in seine ikonischen Rollen wirft, Rambo wie Rocky, wie er in ihnen verschwindet, das ist einfach ein schauspielerischer Akt, den ein De Niro, ein Pacino vermutlich gar nicht mehr so hinbekämen.

                                          Wer den obergeflächlich gesehen simplen Plot abgeschmackt findet, hat die Figur John Rambo nicht verstanden. Ein Mann, dem das Leben wieder und wieder alles nimmt, der weiß, "how black a man's soul can become" und der in einer Welt voller Schmerz und Leere leben muß. Die Story führt ihn kurz ans Licht und dann zurück in die Hölle. Der Krieger Rambo versucht sich am urbanen Krieg und muß scheitern; am Ende holt er Vietnam und die Doors ins Homeland und zeigt nochmal, wie Meister Petz in die Wabe langt. Das infernalische Gore-Finale bietet Gekrösekills im Maximum Overdrive, die Brutalitöt des Kriegsdschungels hält Einzug in die Tunnel von Arizona. Die Blutwurst kreist im Dauerlauf. Mega.

                                          Erste Stimmen detektieren Rassismus, "toxische Maskulinität" oder gar "ein Ja zu Trumpscher Mexiko-Politik". Das ist natürlich alles unpackbarer Blödsinn. Wer so denkt, verhandelt Political Correctness als hysterischen Kniesehnenreflex und begreift Wokeness als Distinktionsmerkmal für den Social-Media-Rant.
                                          Das hier ist tieftrauriges Kino über Gewalt und eine Absage ans Leben. LOVE IT.

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                                          • 5

                                            Ein noch recht junger Daniel Auteuil "im Alleingang gegen die Unterwelt einer Millionenstadt", wie einem das deutsche Kinoplakat entgegenbellt. Tatsächlich hauen sich vornehmlich asiatische und arabische Gangs auf die Omme, Auteuil eiert dazwischen ein bisschen als Undercover-Cop rum und beschenkt die Halunken mit ein paar Verkehrten (das ist österreichisch für Ohrfeigen mit dem flachen Handrücken). In der deutschen Fassung will man ihn mit Danneberg-Synchro auf Stallone trimmen, er sieht aber aus wie ein junger Michael Douglas. Die schöne Marisa Berenson hat sich in diesen Schmutz verirrt und guckt als gebeutelte Prostituierte wie die meisten Frauen in französischen Krimis mächtig in die Röhre.
                                            Auch der 80er-Jahre-Rassismus kommt schon fast pflichtschuldig um die Ecke: "Wetten, hier gibt's mehr Neger als in Afrika?"
                                            Trotz tollem "Nananana nananana"-Titelthema und einem schießwütigen Finale eiert der Film vor allem rum, die Hauptfigur verabschiedet sich für eine halbe Stunde gleich ganz aus dem Film. Leider kein Boeuf Tatar, eher ein lasches Hacksteak von der Tanke.

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                                            • 7 .5

                                              Extrem positive Überraschung. Gewohnt düster, aber etwas knalliger als die Original-Larssons und teils tatsächlich in bondigen Gefilden unterwegs. Lisbeths absolut hanebüchene Hacker-Superpower wird immer wieder abgefangen durch Fede Alvarez' bildstarke und einfallsreiche Inszenierung - hier ist der geile Style wichtiger als die Befindlichkeiten irgendwelcher Logik-Klemmis. Claire Foy ist eine tolle Salander, da bleiben die männlichen Mitstreiter etwas blaß. Wenn die geisterhafte Antagonistin auftaucht und für Frösteln sorgt, haben die Typen eh nichts mehr zu melden. Die Sause wird am Ende noch mit einer rattenscharfen S/M-Sequenz abgerundet?! Auf jeden Fall ein zu Unrecht unbeachteter Top-Film.

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                                              • 6
                                                über Zorro

                                                Mit einem handelsüblichen Oliver-Onions-Song - den man naturgemäß im folgenden Film noch etwa 20mal ertragen muß - langt der Film vom Fleck weg ins Kraut. Wird das ne Comedy oder ein Western - oder Zorro? Am Ende ist es irgendwie alles, der Film mäandert so unentschlossen zwischen fröhlichem Abenteuerslapstick und tristem Unterdrückungsmelodram, daß man gar nicht mehr weiß, wohin mit sich. Delon macht seine Sache gut, aber der Film kommt ihm einfach nicht nahe. Aber dennoch, ein sympathischer Versuch von Tessari, mit einem hübschen ersten Auftritt von Zorro und vor allem einem ausladenden, originellen Endkampf.

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                                                • 3

                                                  Strunzdoofer TV-Langweiler, der stoisch eine mißlungene Rettungsaktion an die nächste hängt und dazwischen mit unterdurchschnittlichen Effekten bekümmert. Lee Majors' Spiel grenzt an Totalverweigerung; ein Olivier war er nie, aber ein Mindestmaß an Acting wär schon fein. Am Ende reichen sich betrogene Ehefrau und heiße Geliebte die Hand; "er gehört Dir" soll das wohl heißen. Als Machos noch Machos waren. Bah!

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                                                  • 5 .5

                                                    Der schwächere Hangover, aber der bessere Bridesmaids: Schon fast aggressiv ordinäre Klamotte, in der Tiffany Haddish eine echte Breakout Performance bietet. Im Gegensatz zu vergleichbaren "weißen" Komödien wird hier kein Hohelied auf neokonservative Werte, sondern auf den Exzess gesungen. Schön. Trotzdem kein wirklich großer Wurf.

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