Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

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    über Twister

    "Twister" unter der Regie von Jan De Bont (Speed, Tomb Raider 2) war seinerzeit ein echter Kassenhit, der eine neue Ära von Katastrophenblockbustern einläutete und bis heute zu den Filmen mit dem höchsten Einspielergebnis in den USA zählt. Die muntere Tornadojagd funktioniert zwar nach einem denkbar simplen Strickmuster, ist dafür aber immerhin sehr temporeich und auch durchaus spannend inszeniert.

    Der Wetteransager Bill Harding (Bill Paxton) kehrt nach Jahren in seine Heimat Oklahoma zurück, um endgültig die Scheidung von seiner Ex-Frau JoAnne (Helen Hunt) abzuwickeln. JoAnne ist inzwischen Leiterin eines von Bill ins Leben gerufenen Projekts zur Erforschung von Wirbelstürmen, denen das Paar einst gemeinsam hinterherjagte. Als sich ganz in ihrer Nähe Tornados ungekannten Ausmaßes ankündigen, schließt sich Bill kurzerhand seinen alten Weggefährten an...

    "Twister" bietet inhaltlich kaum mehr als die actionreiche Jagd nach den Tornados, welche mit der allmählichen Wiederannäherung der beiden Protagonisten kombiniert wird. Dies ist jedoch von De Bont so rasant in Szene gesetzt, dass keinerlei Längen entstehen und sich die beinahe kindliche Begeisterung der Forschercrew rasch auf den Zuschauer überträgt. Ohnehin verfügt das Katastrophenspektakel über einen erstaunlich heiteren Tonfall, was wohl auch damit zusammenhängt, dass es hier im Vergleich zu vielen anderen Genrebeiträgen nur wenige Todesopfer zu beklagen gibt und sich die Katastrophe auch nicht über das ganze Land ausbreitet.

    Neben einem gut aufgelegten Cast, dem u.a. noch Jami Gertz (The Lost Boys), Cary Elwes (Saw) und Philip Seymour Hoffman (Capote) angehören, kann "Twister" außerdem mit recht gut gealterten Spezialeffekten punkten und verfügt zudem über einige charmante Anspielungen auf Filmklassiker wie "Der Zauberer von Oz" (1939) und "Shining" (1980). Nur allzu sehr hinterfragen sollte man den Sinn und Unsinn in diesem launigen Popcorn-Kracher besser nicht.

    29
    • 5 .5
      Kenduskeag 15.12.2021, 13:55 Geändert 08.08.2022, 12:26

      "Verrückte Weihnachten" ist eine turbulente Festtagskomödie, die ihre vielversprechenden gesellschaftskritischen Ansätze mit zunehmender Laufzeit zugunsten von allerlei Rührseligkeiten opfert und somit viel von ihrem anfänglichen Biss verliert.

      Da ihre Tochter über die Feiertage außer Landes ist, überredet Luther Krank (Tim Allen) seine Ehefrau Nora (Jamie Lee Curtis), in diesem Jahr auf die üblichen Weihnachtsrituale zu verzichten und stattdessen auf eine Kreuzfahrt in der Karibik zu gehen. Womit das Ehepaar jedoch nicht rechnet, ist, dass ihre Nachbarn um den sie mit Argusaugen beobachtenden Vic Frohmeyer (Dan Aykroyd) diesen Alleingang gar nicht gerne sehen und ihre Pläne mit aller Macht zu durchkreuzen versuchen...

      "Verrückte Weihnachten" basiert zwar auf einer Romanvorlage von John Grisham, doch viel stärker als der Einfluss des Rechtsanwalts und Bestsellerautors ist jener des Drehbuchschreibers Chris Columbus (Kevin - Allein zu Haus, Mrs. Doubtfire) zu spüren. Ähnlich wie in Columbus' größten Kinoerfolgen verzichtet die Weihnachtskomödie auf plumpen Fäkalhumor und allzu ausufernde Albernheiten und sorgt für eine familienfreundliche Atmosphäre. Speziell die überspitzte Darstellung des amerikanischen Spießbürgertums und den damit verbundenen nachbarschaftlichen Zwängen sorgt dabei für einige Lacher - etwa in der Szene mit den immer schneller werdenden Sternsingern.

      Anstatt diese satirischen Ansätze konsequent weiterzuverfolgen, kommt es in der Mitte des Films jedoch zu einer unerwarteten Wendung, die dafür sorgt, dass sich "Verrückte Weihnachten" fortan in Klischees und Banalitäten verliert und die Geschichte so hingebogen wird, dass zwangsläufig ein Happy End dabei herauskommen muss, bei dem die zuvor verfeindeten Parteien freudig um den Baum tanzen. So vermittelt der Film letztlich die zweifelhafte Botschaft, dass es kein Entkommen vor dem Festtagsrummel gibt und sich der Einzelne stets dem Druck der Masse beugen muss.

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      • 6
        Kenduskeag 13.12.2021, 13:31 Geändert 13.12.2021, 13:47

        "Black Ice" bietet eine über weite Phasen fesselnde Mischung aus Beziehungsdrama und Psychothriller, die zwar etwas unter der recht konstruiert wirkenden Handlung leidet, dafür aber mit einer starken Hauptdarstellerin und einer einnehmenden Winteratmosphäre punktet.

        Die in Helsinki arbeitende Ärztin Saara (Outi Mäenpää) hegt den Verdacht, dass ihr Ehemann Leo (Martti Suosalo), ein erfolgreicher Architekt, eine Affäre mit der jungen Kampfsportlerin Tuuli (Ria Kataja) führt. Kurzerhand meldet sich Saara unter falschem Namen in Tuulis Karatekurs an und schließt allmählich Freundschaft mit ihrer vermeintlichen Nebenbuhlerin. Dabei ahnt Saara jedoch nicht, welch schwerwiegende Folgen dies für alle Beteiligten haben wird...

        Schon die Eröffnungsszene, in der Tuuli mit einem Fernglas das Haus des wohlhabenden Ehepaares beobachtet, ist durchaus vielversprechend, deutet sich hier doch bereits an, dass das Beziehungsdrama zum düsteren Psychoterror umschwenken könnte. In der Folge lebt der mit einigen sehr schönen Bildern der finnischen Schneelandschaft aufwartende Film dann auch vor allem von der Dynamik zwischen den beiden weiblichen Hauptfiguren, ist hier doch jederzeit eine Eskalation zu befürchten, bei der die eine Rivalin der anderen an die Gurgel geht.

        Weniger gelungen als die gut ausgearbeiteten weiblichen Figuren ist hingegen die Charakterzeichnung des im Mittelpunkt des Beziehungsdreiecks stehenden Ehemanns, der die meiste Zeit über wie ein einfältiger Trottel daherkommt, der von all dem, was um ihn herum passiert, nicht viel mitbekommt. Hinzu kommt, dass Saaras Versteckspiel bisweilen allzu sehr auf die Spitze getrieben wird, etwa wenn sie sich von ihrem Ehemann und ihrer Schwägerin unerkannt auf einem Maskenball bewegen kann.

        Trotz reichlich nackter Haut verströmt "Black Ice" auch nicht sonderlich viel Erotik, dafür allerdings eine bisweilen bleischwere Atmosphäre des Unbehagens und der damit verbundenen Furcht des Zuschauers vor einer Gewalteruption, die alle Charaktere in den Abgrund reißen könnte.

        Danke @EudoraFletcher68 fürs Neugier schüren!

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        • 7

          Das von der Lebensgeschichte des australischen Pianisten Daniel Helfgott inspirierte Musikerdrama "Shine" unter der Regie von Scott Hicks (Hearts in Atlantis, The Lucky One) erzählt auf einfühlsame Weise davon, wie ein musikalisches Wunderkind am Leistungsdruck und den an ihn gestellten Erwartungen zerbricht und sich schließlich aus eigenem Antrieb zurück auf die Bühne kämpft.

          Schon in sehr jungen Jahren begeistert Daniel Helfgott (Alex Rafalowicz) am Klavier durch sein außergewöhnliches Talent. Unentwegt wird er von seinem liebevollen, aber auch sehr strengen Vater (Armin Mueller-Stahl) zu Höchstleistungen angetrieben, sodass ihm bereits als Jugendlicher (jetzt: Noah Taylor) ein Studium in England in Aussicht steht. Daniel jedoch kann dem permanenten Druck nicht standhalten, erleidet einen Nervenzusammenbruch und zeigt als Erwachsener (jetzt: Geoffrey Rush) Anzeichen einer schizoaffektiven Störung. Entgegen aller Widerstände versucht Daniel dennoch sein Glück zu finden...

          Anders als viele andere Musikerbiopics rollt "Shine" Daniels Lebensweg gewissermaßen von hinten auf und zeigt in Rückblenden, wie aus dem einstigen Jahrhunderttalent ein Fall für die Psychiatrie werden konnte. Dies hat zwar zur Folge, dass sich der Film lange Zeit über sehr fragmentarisch anfühlt und nicht so ganz ersichtlich ist, worauf das alles genau hinauslaufen soll, sorgt aber zugleich auch für eine gelungene Abwechslung vom gewohnten Genre-Schema.

          Getragen wird das von wunderbaren Pianostücken begleitete Drama dabei vor allem von seinen hervorragenden Darstellern. Insbesondere für Geoffrey Rush bedeutete seine Rolle in Hicks Film den großen Karrieredurchbruch, der ihm seinerzeit nicht nur den Gewinn des Oscars als bester Hauptdarsteller einbrachte, sondern ihm auch dabei half, sich seither als gefragter Charaktermime in Hollywood zu etablieren. Aber auch der junge Noah Taylor und Armin Mueller-Stahl, für den es immerhin auch zu einer Oscar-Nominierung reichte, wissen durch ausgezeichnete Schauspielleistungen zu begeistern.

          So ist "Shine" letztlich ein berührendes Drama der leisen Töne, welches genau die richtigen Tasten drückt und schließlich auch genau auf der passenden Note endet.

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          • Soll es hier wirklich um Serien oder nicht doch eher um Filme gehen? Die liebsten Seriendarstellerinnen hattest du ja ein paar Tage vorher schon.

            Im Vergleich zu den Herren fällt mir das auf jeden Fall schon ein gutes Stück schwerer. Ich gucke wohl doch überwiegend 'Männerfilme'.

            Audrey Hepburn - wahnsinnig charismatisch! Gesehen hab ich sie dieses Jahr u.a. in "Charade" und "Wie klaut man eine Million?"

            Jodie Foster - einfach eine sichere Bank für tolle Performances. Hab mit ihr dieses Jahr "Angeklagt" und "Das Schweigen der Lämmer" gesehen.

            Bridget Fonda - stand für mich vorher immer im Schatten anderer Mitglieder des Fonda-Clans. Dieses Jahr hat sie mir aber u.a. in "Weiblich, ledig, jung sucht..." und "Ein einfacher Plan" gefallen.

            Rena Owen - hervorragende Performance in "Die letzte Kriegerin". Möchte gerne mehr mit ihr sehen.

            Shirley Maclaine - fand ich superwitzig in "Das Appartement" und "Das Mädchen Irma La Douce"

            Julia Roberts - hat mich dieses Jahr in "Erin Brockovich" und "Der Feind in meinem Bett" überzeugt.

            Florence Pugh - fand ich ausgezeichnet in "Midsommar".

            Veerle Baetens - hat mich (auch musikalisch) in "The Broken Circle" begeistert.

            Faye Dunaway - war mit ihrer toughen Performance ein Highlight in "Network".

            Paula Prentiss - hat mit ihrer witzigen Darbietung in "Ein Goldfisch an der Leine" ihrem Co-Star Rock Hudson mal total die Show gestohlen.

            10
            • 6

              Zwar ist das einst uramerikanische Genre des Westerns längst international geworden, doch ist Dänemark sicherlich nicht unbedingt das Land, aus welchem man typischerweise Beiträge über wortkarge Revolverhelden, weite Prärielandschaften und wilde Schießereien erwarten würde. Somit kann man Regisseur Kristian Levring (The King is alive, Wen du fürchtest) durchaus zugestehen, dass er mit seinem Werk Neuland betritt, wenngleich "The Salvation" inhaltlich nie die bereits ausgetretenen Pfade verlässt.

              Nach dem verlorenen Krieg gegen die Preußen hat sich der ehemalige dänische Soldat Jon (Mads Mikkelsen) in Amerika eine neue Existenz aufgebaut. Entsprechend groß ist seine Freude, als er nach Jahren der Trennung endlich auch seine Frau und seinen Sohn nachholen kann. Jons Glück findet jedoch ein jähes Ende, als er hilflos miterleben muss, wie seine kleine Familie während der Kutschfahrt zu seiner Farm von den Männern des sadistischen Kriegsveteranen Delarue (Jeffrey Dean Morgan) grausam ermordet wird. Da Jon seinerseits die Mörder zur Strecke bringt, schwört Delarue blutige Rache...

              Schon früh zeichnet sich ab, dass es sich bei Levrings Film um einen Western handelt, der nach dem klassischen Auge-um-Auge Prinzip konzipiert ist und der letztlich auf das finale Duell der beiden Widersacher hinauslaufen wird. Trotz dieser Vorhersehbarkeit ist "The Salvation" durchaus kurzweilig und über weite Strecken spannend geraten, wozu auch der prominente Cast, dem u.a. noch Eva Green (Perfect Sense), Mikael Persbrandt (Der Hobbit: Smaugs Einöde) und Jonathan Pryce (Die zwei Päpste) angehören, seinen Beitrag leistet, obschon das Drehbuch keinem der Darsteller wirkliche Höchstleistungen abverlangt.

              Nur sehr selten jedoch lässt "The Salvation" das Gefühl aufkommen, dass sich die Geschichte tatsächlich im 19. Jahrhundert abspielt, erzeugen die digitalen Bilder doch einen sehr modernen, mitunter künstlichen Look. Speziell in den Nachtaufnahmen entsteht daher der Eindruck, eher in Sin City statt in einem Epos von Leone oder Corbucci zu sein. Und auch die Dynamik in den Actionszenen hat kaum etwas mit den Vorbildern des Italo-Westerns gemein.

              Allen Makeln zum Trotz ist Levrings Werk aber dennoch packend und vor allem geradlinig genug, damit man als Zuschauer gerne bis zum großen Showdown mitreitet.

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              • 6

                Der auf Cécile Aubrys gleichnamigen Roman basierende "Belle & Sebastian" unter der Regie von Nicolas Vanier (Der letzte Trapper, Der Junge und die Wildgänse) ist ein erstaunlich ernst gehaltenes Kinderabenteuer vor eindrucksvoller Bergkulisse.

                1943: Der kleine Sebastian (Félix Bossuet) lebt zur Zeit der deutschen Besatzung bei einem alten Schäfer (Tchéky Karyo) in den französischen Alpen. Während deutsche Soldaten um Leutnant Peter (Andreas Pietschmann) das nahegelegene Dorf plündern, geht das Gerücht um, dass in den Bergen eine schafereißende Bestie wohne. Sebastian findet jedoch heraus, dass es sich bei der Bestie in Wahrheit um eine zutrauliche Pyrenäenberghündin handelt, die er Belle tauft und mit der er rasch Freundschaft schließt. Schon bald jedoch schwebt Sebastians neue Freundin in höchster Gefahr...

                Die Geschichte über die Freundschaft zwischen Junge und Vierbeiner ist alles andere als neu und hat man in ähnlicher Form schon häufiger gesehen. "Belle & Sebastian" hebt sich von anderen Filmen dieser Art jedoch vor allem dadurch ab, dass er von Beginn an darum bemüht ist, seinem jungen Publikum auch komplexere Themen näherzubringen. So steht im weiteren Verlauf des Films etwa die Flucht einer jüdischen Familie im Mittelpunkt, welche von Sebastian und seinen Freunden vor den Deutschen in Sicherheit gebracht werden muss.

                Generell verfügt "Belle & Sebastian" für einen Kinderfilm über bemerkenswert wenige auflockernde Momente und verzichtet sogar weitgehend auf ein klassisches Gut-Böse Schema. Einem erwachsenen Publikum dürfte die Handlung zwar teils etwas spannungsarm und vorhersehbar erscheinen, doch wird es dafür mit herrlichen Naturaufnahmen und einer wunderbaren Musikuntermalung entschädigt.

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                • 6 .5
                  Kenduskeag 08.12.2021, 13:26 Geändert 08.12.2021, 13:28

                  Der von Benedikt Erlingsson (Von Menschen und Pferden) inszenierte Genremix "Gegen den Strom" zeichnet sich durch wunderbare Landschaftsbilder, eine hervorragende Hauptdarstellerin sowie eine gute Portion eigenwilligen Humors aus.

                  Die alleinstehende Chorleiterin Halla (Halldóra Geirhardsdóttir) führt ein Doppelleben als Umweltaktivistin, die durch ihre Sabotageakte immer wieder dafür sorgt, dass die gesamte Umgebung ohne Strom dasteht. Als Hallas Adoptionsantrag für ein ukrainisches Waisenmädchen überraschend bewilligt wird, muss sie sich jedoch zwischen ihrem zukünftigen Mutterglück und ihrem Einsatz für die Umwelt entscheiden...

                  "Gegen den Strom" startet mit einer starken Auftaktsequenz, welche die Protagonistin direkt bei einem ihrer Sabotageakte und ihrer anschließenden Flucht vor der Polizei zeigt. Schon in dieser Sequenz wird deutlich, dass Erlingssons Film trotz seiner brisanten Thematik mit vielen ironischen Brechungen arbeitet. So wird Halla bei all ihren Unternehmungen von einer dreiköpfigen isländischen Band begleitet, welche im späteren Verlauf noch durch drei ukrainische Sängerinnen ergänzt wird. Das hier zum Einsatz kommende Stilmittel, dass die Musiker nur für den Zuschauer sichtbar sind, ist zwar bereits aus diversen Komödien bekannt, wurde jedoch wohl selten so konsequent über die gesamte Laufzeit hinweg umgesetzt wie hier. Mitunter hätte es dem Film allerdings sicher gut getan, wenn sich die Auftritte der Musiker mehr im Hintergrund abgespielt hätten, lenken sie doch bisweilen stark von der eigentlichen Geschichte ab.

                  Auch hätte die genaue Motivation der Hauptfigur durchaus noch deutlicher herausgearbeitet werden können, bleibt der Film doch seltsam vage, wenn es darum geht, die Hintergründe ihrer Aktionen zu erklären. Dass man aber dennoch zu jeder Sekunde mit Halla mitfiebert, ist vor allem der nuancierten Performance von Halldóra Geirhardsdóttir zu verdanken, welche in einer Doppelrolle außerdem auch Hallas Schwester verkörpert. Darüber hinaus verfügt "Gegen den Strom" trotz seines eher ruhigen Erzähltempos auch über einige intensive Spannungsmomente, welche sich allein schon durch die permanente Bedrohung durch die Strafverfolgung ergeben.

                  Trotz der genannten Schwächen hinterlässt der Film als mit viel skurrilem Charme versehenes Porträt einer unermüdlichen Kämpferin somit einen positiven Eindruck.

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                  • 6 .5

                    Mit "Das Urteil" unter der Regie von Gary Fleder (Sag' kein Wort, Homefront) endete die Ära der Justizthriller nach einer Vorlage von John Grisham, welche die Massen in den 90ern quasi im Jahrestakt in die Lichtspielhäuser spülte.

                    Bei einem Amoklauf in einem Bürogebäude werden elf Menschen erschossen. Die Witwe eines Opfers entschließt sich daraufhin, den Waffenkonzern zu verklagen, welcher die Tatwaffe hergestellt hat. Als einer der Geschworenen im Prozess wird der Spieleverkäufer Nicholas Easter (John Cusack) ausgewählt, der sich nun mit den anderen Laienrichtern ein Urteil bilden soll. Schon bald zeigt sich jedoch, dass verschiedene Kräfte mit teils radikalen Methoden auf die Geschworenen einwirken, um so den Ausgang des Verfahrens maßgeblich zu beeinflussen...

                    Anders als viele andere Justizthriller dieser Art steht im Falle von "Das Urteil" gar nicht so sehr der eigentliche Prozess im Mittelpunkt, sondern vielmehr die geschickte Manipulation der Beteiligten, durch welche die einander gegenüberstehenden Parteien das Blatt zu ihren Gunsten wenden wollen. Dies hat zur Folge, dass sich ein Großteil der Handlung außerhalb des Gerichtssaals abspielt und Fleders Film neben den Wortduellen auch ein paar Actionszenen zu bieten hat. Gleichzeitig führt dieser verschobene Schwerpunkt jedoch auch dazu, dass die Kritik an den Machenschaften der Waffenlobby nicht ganz so scharf ausfällt, wie sie es bei einer Fokussierung auf die eigentlichen Inhalte des Verfahrens hätte sein können.

                    Die Stärke des Films liegt somit eher in den überraschenden Wendungen, die sich aus dem Taktieren von Anklage und Verteidigung ergeben, zumal der Film lange Zeit über offen lässt, wer genau auf wessen Seite steht. Darüber hinaus punktet "Das Urteil" mit seinem bestens aufgelegten Star-Aufgebot, dem in weiteren Rollen u.a. noch Rachel Weisz (The Lobster), Cliff Curtis (Training Day), Dustin Hoffman (Rain Man) und Gene Hackman (French Connection) angehören. Angesichts dieser Vorzüge lässt sich auch über ein paar Ungereimtheiten sowie über die Tatsache, dass der Film mitunter in typischer Hollywood-Manier dick aufträgt, recht leicht hinwegsehen.

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                    • 4

                      1946 tötete ein von der Presse 'Phantom-Killer' getaufter Serienmörder in Texarkana, einer Zwillingsstadt, welche genau auf der Grenze zwischen Texas und Arkansas liegt, acht Menschen auf grausame Weise. Die Mordserie endete schließlich nach einigen Monaten, wobei der Täter bis heute nicht ermittelt werden konnte. 30 Jahre später verarbeitete der aus Texarkana stammende Regisseur Charles B. Pierce die furchtbaren Ereignisse in seiner Heimatstadt in seinem semi-dokumentarischen Slasher "Der Umleger" (im Original: The Town that dreaded Sundown). Dieser wird seit 2003 alljährlich zu Halloween in Texarkana öffentlich aufgeführt. Mit "Warte, bis es dunkel wird" schuf Regisseur Alfonso Gomez-Rejon (Ich und Earl und das Mädchen) rund 70 Jahre nach den Morden ein metatextuelles Sequel, welches sowohl die realen Geschehnisse aus den 40er Jahren, als auch die Handlung des Vorgängerfilms aufgreift und weiterführt.

                      Jami (Addison Timlin) und ihr Freund Corey (Spencer Treat Clark) schauen sich im Autokino von Texarkana die traditionelle Vorführung von "Der Umleger" an. Jami ist jedoch wenig angetan von dem blutigen Slasherfilm und bittet ihren Freund daher, zu einem abgelegenen Waldstück zu fahren. Das junge Paar wird bei seinem Liebesspiel jäh unterbrochen, als ein maskierter Unbekannter auftaucht, sie zum Verlassen des Fahrzeugs zwingt und Corey kaltblütig ermordet. Während Jami auf eigene Faust ermittelt und dabei eine Verbindung zur Mordserie von 1946 feststellt, setzt das Phantom seine Schreckenstaten unaufhaltsam fort...

                      Die Eröffnungssequenz von "Warte, bis es dunkel wird" erweist sich als äußerst vielversprechend, weckt sie doch die Hoffnung, dass der Slasher die etwa aus der "Scream"-Reihe bekannten Meta-Spielereien auf die Spitze treibt, indem er auf raffinierte Weise eine reale Mordserie mit der Geschichte des Vorgängerfilms verknüpft. Leider jedoch baut der Film in der Folge stark ab, was speziell den völlig uninteressanten Charakteren, der lange Zeit auf der Stelle tretenden Handlung, einigen unfreiwillig komischen Dialogen sowie den sehr vorhersehbaren Kills geschuldet ist. So bleibt der Auftritt des (fiktiven) Sohnes von Charles B. Pierce, welcher der Protagonistin als Experte für das Original aus den 70ern bei ihren Ermittlungen hilft, die einzig wirklich gelungene Idee, die der ansonsten sehr fade Slasherfilm noch zu bieten hat.

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                      • 7 .5

                        Will the circle be unbroken
                        By and by Lord, by and by
                        There's a better home awaiting
                        In the sky Lord, in the sky.

                        Das oscarnominierte Drama "The Broken Circle" unter der Regie des Belgiers Felix Van Groeningen (Die Beschissenheit der Dinge, Beautiful Boy) ist ein Film der großen Emotionen, welcher mit einer bewegenden Geschichte, einnehmender Countrymusik und aufopferungsvoll spielenden Darstellern einen Frontalangriff auf die Tränendrüsen seiner Zuschauer startet.

                        Der Bluegrass-Sänger Didier (Johan Heldenbergh) und die Tätowiererin Elise (Veerle Baetens) verlieben sich ineinander. Gemeinsam verbringen sie eine leidenschaftliche Zeit auf Didiers Bauernhof und schon bald singt sie in seiner Band. Als Elise unerwartet schwanger wird, ist dies für das Paar zunächst ein Schock, doch umso mehr freuen sie sich später über die Geburt ihrer Tochter Maybelle (Nell Cattrysse). Dann jedoch erhält Maybelle die Diagnose Krebs...

                        In Van Groeningens Drama liegen Freud und Leid, Glück und Schmerz sehr nah beieinander, was nicht nur mit der Geschichte an sich, sondern vor allem auch mit der achronologischen Erzählweise zusammenhängt. So verfügt "The Broken Circle" über zahlreiche Parallelmontagen, in denen die glücklichen Momente aus Didiers und Elises Kennlernzeit mit dem Überlebenskampf ihrer Tochter gegengeschnitten werden. Dies hat zur Folge, dass sich die im Grunde simple Geschichte zu einer wahren Achterbahn der Gefühle entwickelt, folgt auf eine heitere Szene doch meist sogleich ein bitterer Moment der Traurigkeit. Zuweilen lassen diese raschen Szenenwechsel zwar den Wunsch aufkommen, der Film möge einige Situationen länger ausspielen, insgesamt jedoch geht dieses Konzept erstaunlich gut auf.

                        Entscheidende Gründe hierfür sind vor allem die glaubwürdigen Leistungen der Castmitglieder, aber auch die mitreißenden Musikeinlagen, welche dem Film eine zusätzliche Intensität verleihen. Hinzu kommt, dass "The Broken Circle" auch durchaus ästhetische Bilder liefert, die durch ihre Farbgebung den Eindruck vermitteln, als ob sich das Geschehen eher auf einer Farm in Montana, statt in einem ländlichen Teil Belgiens abspiele.

                        Der vor allem im letzten Drittel des Films aufkommende Konflikt zwischen Elises Glaube und Didiers Fatalismus hätte zwar gerne noch etwas tiefgehender behandelt werden dürfen, doch auch so ist Van Groeningen ein ungemein wirkungsvolles Werk über die fröhlichen wie düsteren Tage des Lebens gelungen.

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                        • 6 .5
                          über Maniac

                          Maniac" unter der Regie William Lustigs (Maniac Cop) ist eine schonungslose, von roher Gewalt geprägte Charakterstudie, die tiefe Einblicke in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele gewährt.

                          Frank Zito (Joe Spinell) ist ein schizophrener Serienmörder, der bevorzugt jungen Frauen nachstellt, sie auf grausame Weise umbringt und anschließend skalpiert. Sein winziges New Yorker Appartement, welches er sich allein mit mehreren Schaufensterpuppen teilt, dient ihm dabei als Rückzugsort, an dem er wirre Zwiegespräche mit seiner verstorbenen Mutter führt. Während es ihm nach außen hin gelingt, die Fassade des unbescholtenen Bürgers aufrecht zu erhalten, macht er sich Abend für Abend auf die Jagd nach neuen Opfern...

                          "Maniac" fasziniert und schockiert gleich von Beginn an durch seine ungeschönte Brutalität sowie durch die Darstellung New Yorks als riesiger, dreckiger Sündenpfuhl. Hieraus ergibt sich rasch eine enorme Sogwirkung, die den Zuschauer zu Franks Begleiter auf dessen abendlichen Streifzügen durch diese schäbige Metropole werden lässt. Verstärkt wird dies zusätzlich durch die Kamerabilder aus der Egoperspektive, welche hier beinahe ebenso effektiv wie in "Jessy - Die Treppe in den Tod" (1974) und "Halloween" (1978) zum Einsatz kommen - zumal diese noch vom konstanten Schnaufen des übergewichtigen Killers begleitet werden.

                          Während die ebenso düstere wie schmuddelige Atmosphäre für ein permanentes Unwohlsein sorgt, die handgemachten Effekte erstaunlich realistisch wirken und Joe Spinell in der Rolle des Serienmörders eine wahrlich furchteinflößende Performance abliefert, lässt sich indes vor allem bemängeln, dass Lustigs Killerporträt mitunter sehr episodenhaft daherkommt. Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass "Maniac" abseits der blutigen Morde sowie Franks Wahngesprächen mit seiner Mutter nicht allzu viel zu erzählen hat. Ebenso wird auch Franks Beziehung zu der Fotografin Anna (Caroline Munro) nicht tiefergehend beleuchtet, sodass man sich als Zuschauer alsbald fragt, warum sie sich überhaupt auf den nicht eben sonderlich attraktiven Mann einlässt.

                          So ist "Maniac" letztlich ein Werk, welches mehr durch seine erschütternden Einzelmomente, als durch das große Ganze überzeugt.

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                          • 5

                            Mit "Starship Troopers" schuf Regisseur Paul Verhoeven (Total Recall, Basic Instinct) eine bissige Kriegssatire, die sich kritisch mit Militarismus, Faschismus und einer Politik der reaktionären Gewalt auseinandersetzt, dabei jedoch gleichzeitig einen allenfalls sehr geringen Unterhaltungswert besitzt.

                            Nach einem verheerenden Krieg gegen außerirdische Rieseninsekten leben die verbliebenen Menschen in förderalistisch organisierten Gliedstaaten. Der junge Johnny Rico (Casper Van Dien) und seine Freunde stehen kurz vor dem Schulabschluss. Um seine Freundin Carmen (Denise Richards), welche von einer Karriere als Militärpilotin träumt, beeindrucken zu können, entschließt sich Johnny, ebenfalls eine Laufbahn beim Militär zu beginnen. Dabei ahnt er noch nicht, dass der Krieg gegen die feindlichen Bugs schon bald die nächste Stufe erreichen wird...

                            "Starship Troopers" ist ein durchaus fordender Film, der seinem Publikum permanent den Spiegel vorhält und es die eigenen Sehgewohnheiten hinterfragen lässt. Die Schauplätze des Films sind steril und unansehnlich, die Charaktere wahlweise nervige Hohlbirnen oder üble Faschisten und sowohl Spannung als auch eine stringente Geschichte quasi nicht vorhanden. So gibt es hier nichts und niemanden, mit dem man sich gerne identifizieren möchte und man ertappt sich sehr schnell bei dem Gedanken, dass die gewaltigen Bugs doch bitte sehr rasch den Sieg davontragen mögen.

                            Ist der typische Hurra-Patriotismus schon in gewöhnlichen Blockbustern schwer erträglich, wird er hier in seiner krass überzeichneten Form zur echten Belastungsprobe. Endlose Ballerorgien wechseln sich mit stupiden Bettgeschichten auf Soap-Niveau ab, während die offenkundig nicht aufgrund ihres Talents, sondern vielmehr aufgrund ihrer Übereinstimmung mit gängigen Schönheitsidealen ausgewählten Darsteller mit aufgesetztem Zahnpastalächeln sinnentleerte Satzphrasen von sich geben.

                            Das alles ist als Satire insgesamt sehr gelungen, über zwei Stunden Laufzeit aber auch extrem unangenehm anzugucken, sodass zwischenzeitlich nur die im Stile von NS-Propaganda gedrehten Werbespots für etwas Abwechslung sorgen.

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                            • 6

                              Der von John Frankenheimer (Der Gefangene von Alcatraz, Ronin) inszenierte "Wild Christmas" ist ein winterlicher Actionthriller, der zwar etwas unter seinem wackligen Drehbuchkonstrukt leidet, insgesamt aber recht kurzweilige Unterhaltung bietet und für das eine oder andere Schmunzeln sorgen kann.

                              Kurz vor ihrer Haftentlassung wird der Zellengenosse von Autodieb Rudy Duncan (Ben Affleck) bei einem Gefängnisaufstand getötet. Rudy nimmt nun kurzerhand die Identität seines toten Mithäftlings an, um seine neu gewonnene Freiheit für eine heiße Liebesnacht mit dessen Brieffreundin Ashley (Charlize Theron) zu nutzen. Dabei hat er jedoch die Rechnung ohne Ashleys gewaltbereiten Bruder Gabriel (Gary Sinise) gemacht, welcher - von Rudys falscher Identität nichts ahnend - mit diesem ein Casino ausrauben will...

                              "Wild Christmas" ist ein Werk, das gleich mehrere Subgenres streift, ohne jedoch eines davon in Perfektion zu bedienen. Startet der Film noch als typischer Gefängnisstreifen, der ein wenig den Knastalltag beleuchtet, greift er im späteren Verlauf etwa Motive des Heistmovies im Stile von "Ocean's Eleven" (2001) oder auch die des noirartigen Vexierspiels im Geiste von "Fargo" (1996) oder "Ein einfacher Plan" (1998) auf. Die Handlung ist dabei jedoch keinesfalls sonderlich komplex, sondern lebt über weite Strecken ausschließlich von der Bredouille, in welche der Protagonist durch das Vortäuschen einer falschen Identität geraten ist. In Verbindung mit der hübsch eingefangenen Winterlandschaft und ein paar knackigen Actionszenen reicht dies aber dennoch aus, damit man als Zuschauer gerne bis zum Schluss am Schneeball bleibt und über ein paar reichlich unglaubwürdige Entwicklungen innerhalb der Handlung einigermaßen hinwegsehen kann.

                              Unter den Darstellern weiß vor allem Gary Sinise als proletenhafter Ganove zu gefallen, während der junge Ben Affleck hier noch zu sehr den Sunnyboy gibt, als dass man ihm den harten Ex-Knacki völlig abkaufen könnte. Charlize Therons Performance leidet indes ein wenig unter der Sprunghaftigkeit ihres Charakters, derweil die Nebendarsteller um James Frain (Wasser für die Elefanten), Danny Trejo (Machete) und Dennis Farina (Snatch - Schweine und Diamanten) nur wenige Gelegenheiten zum Glänzen erhalten.

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                              • 5

                                "24 Stunden Angst" unter der Regie von Luis Mandoki (Message in a Bottle, Angel Eyes) ist ein solider Entführungsthriller ohne besondere Innovationen, der zwar nur phasenweise Spannung erzeugen kann, dafür aber immerhin mit guten Schauspielleistungen punktet.

                                Mitten am Tag entführt eine Verbrecherbande um den skrupellosen Joe (Kevin Bacon) die asthmakranke Abby (Dakota Fanning), Tochter des wohlhabenden Ehepaares Karen (Charlize Theron) und Will (Stuart Towsend). Die Entführer versprechen, dass Abby binnen 24 Stunden zu ihren Eltern zurückkehren darf, sollten diese das geforderte Lösegeld zahlen und sich kooperativ verhalten...

                                "24 Stunden Angst" verzichtet auf eine längere Einleitung und steigt schon in den ersten Minuten in den Entführungsfall ein. Auch in der Folge setzt Mandokis Film nicht auf unnötige Nebenhandlungen, sondern bleibt auf das Wesentliche fokussiert, was sich letztlich neben dem guten Schauspielensemble, zu dem u.a. noch Courtney Love (Der Mondmann) und Pruitt Taylor Vince (Identität) gehören, als größter Trumpf des Thrillers erweist.

                                Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist indes nicht sonderlich originell und könnte in ähnlicher Form auch in einen durchschnittlichen Vorabendkrimi passen. So ist der Zuschauer den nicht immer nachvollziehbar agierenden Figuren zumeist gedanklich schon zwei bis drei Schritte voraus und kann kommende Entwicklungen bereits früh erahnen. Erschwerend hinzu kommt, dass auch die Art der Inszenierung kaum über TV-Niveau hinauskommt, wobei speziell die wacklige Kameraführung zeitweise störend auffällt. Bedauerlicherweise holt "24 Stunden Angst" anders als Filme wie etwa "Gegen die Zeit" (1995) auch so gut wie nichts aus dem Echtzeit-Konzept heraus.

                                Als positive Überraschung entpuppt sich dafür aber zumindest das Finale, welches angesichts der Tatsache, dass Mandokis Film zuvor eher kammerspielartig angelegt war, erstaunlich actionreich und spektakulär ausfällt.

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                                • 7 .5

                                  Hinter dem generisch klingenden Titel "I remember you" verbirgt sich eine kleine isländische Perle, eine atmosphärisch dichte Kombination aus Mystery, Drama, Kriminalfall und subtilem Grusel, die mit wunderbaren Landschaftsaufnahmen, einem gut aufspielenden Cast sowie einem clever konstruierten Plot aufwartet, welcher zwei Handlungsstränge geschickt miteinander verwebt.

                                  Handlungsstrang 1: Der Psychologe Freyr (Jóhannes Haukur Johannesson) ermittelt im Fall einer alten Dame, die erhängt in einer Kirche aufgefunden wurde und in deren Rücken zahlreiche Kreuze eingeritzt wurden. Die Spur führt ihn auf eine Mordserie, die offenbar in Zusammenhang mit dem Verschwinden seines kleinen Sohnes steht, der vor einigen Jahren wie vom Erdboden verschollen ist...

                                  Handlungsstrang 2: Katrin (Anna Gunndis Gudmundsdóttir) renoviert gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihrer besten Freundin ein altes Haus auf einer abgelegenen Insel, welches zuvor jahrzehntelang leer stand und nun für Touristen bewohnbar gemacht werden soll. Während der Arbeiten am Haus häufen sich jedoch plötzlich gespentische Phänomene...

                                  "I remember you" versteht es auf ausgezeichnete Weise, bekannte Versatzstücke des Mysterygenres neu zusammenzusetzen und diese zur Grundlage für eine lange Zeit über undurchsichtige Geschichte werden zu lassen, deren zwei zunächst unabhängig voneinander scheinende Handlungsstränge dem Publikum Rätsel aufgeben. Der isländische Festivalgewinner verfügt dabei über eine von tiefer Traurigkeit und Melancholie durchzogene Grundstimmung, welche durch das ebenso düstere wie einsame Setting und den wie in einem Christopher Nolan Film dröhnenden Sound noch zusätzlich verstärkt wird und ihren Ursprung in den traumatischen Erlebnissen der Hauptfiguren hat. Auch dank der überzeugenden Darsteller, unter denen Johannesson als verzweifelter Vater auf der Suche nach seinem Sohn die spannendste Rolle zukommt, ergibt sich so ein intelligenter Geisterfilm, der auch emotional zu berühren weiß und im Nachklang noch ein paar derbe Tritte in die Magengegend verteilt. Angesichts dieser Vorzüge lässt sich auch über ein paar wenige Ungereimtheiten, wie den für den Verlauf der Geschichte letztlich irrelevanten Auftritt eines hellseherisch begabten Anwalts oder aber die Tatsache, dass ein Psychologe hier quasi die Ermittlungen in einer Mordserie leitet, hinwegsehen.

                                  Sonderlich viele Jumpscares oder blutige Szenen sollte man indes nicht erwarten, wird bei "I remember you" doch eher auf seine Kosten kommen, wer die Gangart von Werken wie "The Sixth Sense" (1999) oder "The Others" (2001) zu schätzen weiß oder sich schlicht für packende Skandinavien-Krimis erwärmen kann.

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                                  • 7

                                    "Green Room" unter der Regie von Jeremy Saulnier (Blue Ruin, Wolfsnächte) ist ein ebenso geradliniger wie adrenalingetriebener Terrortrip, der mit bestens aufgelegten Darstellern, einer klaustrophobischen Atmosphäre sowie einigen fiesen Gewaltspitzen aufwartet.

                                    Nachdem ihr geplantes Konzert abgesagt wurde, nimmt die Punk-Rock-Band The Ain't Rights um Gitarrist Pat (Anton Yelchin) das Angebot an, in einer Bar in den Wäldern Oregons aufzutreten, in welcher vorwiegend Neo-Nazis verkehren. Als die Band im Green Room jedoch unerwartet Zeuge eines Mordes wird, müssen sie sich vor dem gewaltbereiten Barbesitzer (Patrick Stewart) und seinen Schergen verschanzen, welche vor der Tür bereits planen, wie sie die unliebsamen Zeugen am besten beseitigen können...

                                    Der Titel von Saulniers spannungsgeladenem Thriller, welcher auf den Spuren von Vorbildern wie "Wer Gewalt sät" (1971) und "Assault - Anschlag bei Nacht" (1976) wandelt, ist Programm, spielt sich der Film doch nicht nur zum Großteil im Aufenthaltsraum der Musiker ab, sondern ist auch durchgehend in dunkle Grüntöne gehüllt. Nach kurzer Einführung entwickelt Saulniers Film alsbald eine starke Sogwirkung, fördert die Dynamik zwischen den Figuren doch immer wieder überraschende Details zu Tage. Trotz einiger kleiner Anflüge schwarzen Humors bewahrt sich "Green Room" zudem stets eine grimmige und kompromisslose Grundstimmung, welche auch dazu beiträgt, dass die Gewaltmomente umso intensiver wirken.

                                    Getragen wird der kurzweilige Terrortrip dabei von einem sehr guten Cast, aus dem besonders Patrick Stewart in der für ihn ungewöhnlichen Rolle des skrupellosen Bösewichts hervorsticht, der sich auch noch im Angesicht des blutigen Gemetzels eine gewisse Sachlichkeit bewahrt. Dass die Antagonisten sich trotz aller Organisation nicht immer sonderlich schlau anstellen, kann derweil angesichts der Tatsache, dass es sich bei ihnen um Neo-Nazis handelt, als durchaus realitätsnahe Darstellung eingestuft werden.

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                                    • Gene Hackman - ist mir dieses Jahr gefühlt am häufigsten von allen Darstellern über den Weg gelaufen. Dabei waren sowohl Actionrollen wie in "Narrow Margin" als auch Komödien wie "Heartbreakers".

                                      Wesley Snipes - seine Filme konnten mich nicht immer überzeugen, dafür aber seine Performances umso mehr. Gesehen hab ich ihn dieses Jahr u.a. in "Money Train" und "Brooklyn's Finest".

                                      Val Kilmer - hatte ich vorher kaum auf dem Schirm, hat aber in diesem Jahr durch meine Sichtungen von u.a. "The Doors" und "Halbblut" deutlich an Ansehen bei mir gewonnen.

                                      Gregory Peck - hat mich ebenfalls mit ganz unterschiedlichen Rollen in u.a. "Ein Köder für die Bestie" und "Moby Dick" begeistern können.

                                      Samuel L. Jackson - an ihm gibt es ja ohnehin kein Vorbeikommen. Dieses Jahr hat er mir u.a. in "Spurwechsel" und "Lakeview Terrace" gefallen.

                                      Jack Lemmon - super charismatischer Typ. Hat mich u.a. in "Das Mädchen Irma La Douce" und "Das China-Syndrom" begeistert.

                                      Sylvester Stallone - wenn ich Action wollte, hab ich dieses Jahr meist auf Sly gesetzt. Etwa in "Cliffhanger" oder "Daylight".

                                      Roger Moore - wenn ich auch die Bond Ära der 70er und 80er eher mittelmäßig finde, Moore war dabei stets ein Lichtblick. Noch besser gefiel er mir in "Sprengkommando Atlantik".

                                      Heinz Rühmann - super Schauspieler. Dieses Jahr hab ich ihn in "Der Hauptmann von Köpenick" und "Es geschah am hellichten Tag" gesehen.

                                      Bill Pullman - hatte ich vorher so gut wie gar nicht auf dem Zettel. Konnte bei mir dieses Jahr durch Filme wie "Malice" und "Lake Placid" Pluspunkte sammeln.

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                                        über Beast

                                        Regisseur Michael Pearce mixt in seinem Langfilmdebüt "Beast" Beziehungsdrama und Psychothriller, woraus sich ein stimmungsvolles, vor herrlicher Inselkulisse spielendes Gesamtwerk ergibt, dessen Geschichte aber nur recht langsam vorangetrieben wird und dessen Deutungsoffenheit sich gleichermaßen als Fluch wie als Segen erweist.

                                        Die 27 Jährige Touristenführerin Moll (Jessie Buckley) wohnt bei ihren wohlhabenden Eltern auf der kleinen Kanalinsel Jersey. Zu ihren Familienmitgliedern, welche die junge Frau als verrückt bezeichnen, hat sie ein sehr angespanntes Verhältnis, weshalb sie sogar von ihrer eigenen Geburtstagsparty flieht. Als sie am nächsten Morgen Pascal (Johnny Flynn) begegnet, verliebt sich Moll Hals über Kopf in den geheimnisvollen Mann, der jedoch von ihrer Familie konsequent abgelehnt wird. Die Situation spitzt sich dramatisch zu, als Pascal in Verdacht gerät, ein Serienmörder zu sein...

                                        "Beast" nimmt sich ausgiebig Zeit, um den Charakter seiner Protagonistin zu beleuchten und ihre Beziehung zu den Menschen in ihrem Umfeld nachvollziehbar werden zu lassen. Pearce' Regiedebüt lebt dabei sehr stark von der Frage, ob Moll denn nun wirklich so durchgeknallt ist, wie ihre Familienangehörigen behaupten, oder ob sie nicht einfach sehr darunter leidet, dass sie ihr Dasein mit ihrer dominanten Mutter, ihrem demenzkranken Vater und ihren wenig mitfühlenden Geschwistern auf einer abgelegenen Insel fristen muss.

                                        Ähnlich offen wie die Frage nach Molls Geisteszustand, lässt "Beast" auch die Frage, ob Pascal denn nun tatsächlich der gesuchte Serienmörder ist. Aus dieser Offenheit generiert der Film einerseits den Großteil seiner Spannung, sie führt jedoch gleichzeitig auch dazu, dass die Handlung eine ganze Weile auf der Stelle tritt. So wirkt "Beast" bisweilen seltsam ziellos, wenn das verliebte Paar im Mittelteil durch die Wälder streift und Hasen erlegt oder Sex unter freiem Himmel hat. Daher dürfte bei "Beast" vor allem auf seine Kosten kommen, wer sich von der recht eigenwilligen Stimmung des Films gefangennehmen lassen kann. Freunde packender Thrillerunterhaltung sollten ihre Erwartungen derweil besser nicht zu hochschrauben.

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                                        • 7
                                          Kenduskeag 20.11.2021, 12:04 Geändert 20.11.2021, 12:06

                                          Das oscarnominierte polnische Drama "Corpus Christi" unter der Regie von Jan Komasa (Warschau 44, The Hater) befasst sich mit großer psychologischer Präzision mit Themen wie Vergebung, Trauerbewältigung und Spiritualität, entlarvt gesellschaftliche Doppelmoral und regt zur Diskussion über moralisch-ethische Fragen an.

                                          Nach seiner Entlassung aus dem Jugendgefängnis hegt Daniel (Bartosz Bielenia) den Wunsch, Priester zu werden, weiß jedoch auch, dass kein Seminar einen vorbestraften Kriminellen aufnehmen wird. Statt sich zur im Rahmen der Resozialisierung vorgesehenen Arbeit im Sägewerk zu melden, begibt er sich in eine nahegelegene Kirche, wo er sich als Geistlicher ausgibt und prompt die Vertretung für den erkrankten Gemeindepfarrer übernehmen soll. Dies erweist sich als keine leichte Aufgabe, denn die kleine Gemeinde ist durch einen schweren Verkehrsunfall, welcher sieben Menschenleben forderte, stark traumatisiert...

                                          Eingehüllt in kühle, von Grüntönen dominierte Bilder erzählt "Corpus Christi" eine Geschichte, die in Hollywood schon häufiger als Aufhänger für schrille Verwechslungskomödien diente, hier aber trotz einiger weniger heiterer Momente zur Grundlage eines sensiblen Dramas wird, das neben vielen erhebenden Szenen auch über verstörende Gewalteruptionen verfügt. Auf eindringliche Weise geht Komasas Film dabei der Frage nach, was das Christsein überhaupt ausmacht und setzt sich kritisch mit dem heuchlerischen Verhalten der Gemeindemitglieder auseinander, ohne dabei jedoch Religion in ihrer Gesamtheit zu verdammen.

                                          Obwohl es sich bei ihm um einen brutalen Kriminellen handelt, der seine Mitmenschen über seine wahre Identität im Unklaren lässt, gewinnt der von Bielenia auf sehr markante Art verkörperte Protagonist doch schnell die Sympathie des Publikums, wirken sein Mitgefühl und seine Hingabe für seine Gemeinde doch jederzeit glaubhaft und aufrichtig. Da fällt es letztlich auch nicht sonderlich negativ ins Gewicht, dass die Gemeinde das ungewöhnliche Verhalten des neuen Priesters - und damit dessen wahre Herkunft - so gut wie gar nicht hinterfragt.

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                                          • 8 .5

                                            Das auf einer Kurzgeschichte von Eileen Chang basierende Spionagedrama "Gefahr und Begierde" unter der Regie von Ang Lee (Tiger and Dragon, Life of Pi) entfaltet sich als opulentes Historienepos voller Sinnlichkeit und knisternder Erotik.

                                            Hongkong 1938: Nach Ausbruch des zweiten japanisch-chinesischen Krieges sind weite Teile Chinas durch die Feinde besetzt. Während ihr Vater sich ohne sie nach England abgesetzt hat, schließt sich die zurückgelassene Studentin Wang Jiazhi (Wei Tang) an der Universität einer patriotischen Theatergruppe an, die sich in ihren Stücken gegen die feindliche Übernahme auflehnt. Als innerhalb der Gruppe die Erkenntnis reift, das Worte allein nicht mehr helfen, beschließen die Freunde, ein Attentat auf Herrn Yee (Tony Leung), einen äußerst gewalttätigen Kollaborateur der japanischen Armee, zu verüben. Zu diesem Zweck soll sich Wang Jiazhi als Unternehmergattin ausgeben, um so Zugang zum Haus der Familie Yee zu erhalten und sich das Vertrauen des Kollaborateurs zu erschleichen. Als sich zwischen der jungen Studentin und ihrem Zielobjekt jedoch eine leidenschaftliche Affäre entwickelt, droht der Plan in einer Katastrophe zu enden...

                                            Ang Lee gelang mit seinem Spionagedrama ein visuell herausragendes Werk, welches sich durch detailreiche Sets, herrlich anzusehende Kostüme und eine ungemein elegante Kameraführung auszeichnet. Unterlegt mit den melodischen Klängen Alexandre Desplats ergibt sich so ein ebenso kunstvolles wie faszinierendes Filmerlebnis, welches die Zuschauerschaft geradewegs in das China der 30er und 40er Jahre entführt.

                                            Das Erzähltempo des Films ist indes als eher gediegen zu bezeichnen, was in Kombination mit der relativ langen Laufzeit womöglich den einen oder anderen Zuschauer abschrecken könnte. Alle Diejenigen, die gerne in aller Ruhe in eine fremde Welt eintauchen und sich für die ausführliche Ausarbeitung der Charaktere erwärmen können, werden von Lees Drama jedoch hellauf begeistert sein. Trotz des im Mittelpunkt der Handlung stehenden Attentatkomplotts enthält "Gefahr und Begierde" derweil nur wenige Gewaltmomente, welche dafür allerdings ebenso wie die expliziten Sexszenen umso intensiver ausfallen und so einen spannenden Kontrast zu den vielen ruhigen Dialogen bieten. Obwohl "Gefahr und Begierde" eine im Grunde leicht verständliche Geschichte erzählt, haftet Lees Werk und seinen von einer hervorragenden Darstellerriege verkörperten Charakteren zudem bis zum Schluss etwas Geheimnisvolles und Rätselhaftes an.

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                                              Kenduskeag 14.11.2021, 12:21 Geändert 14.11.2021, 12:29

                                              Mit "Der Staatsfeind Nr.1" legte Actionfachmann Tony Scott (Top Gun, Unstoppable) seinerzeit einen adrenalingeladenen Politthriller vor, der mit seiner simplen, aber packend inszenierten Story, einem durchgehend hohen Tempo sowie einem gut aufgelegten Ensemble auch heute noch für spannende Unterhaltung zu sorgen weiß.

                                              Der erfolgreiche Anwalt Robert Clayton Dean (Will Smith) gerät unfreiwillig in den Besitz einer brisanten Videoaufnahme, welche den vom skrupellosen NSA-Abteilungsleiter Reynolds (Jon Voight) befohlenen Mord an einem Kongressabgeordneten zeigt, der seine Zustimmung zu einem umstrittenen neuen Überwachungsgesetz verweigert hatte. Um den Mord zu vertuschen, versucht die NSA nun alles, um die Glaubwürdigkeit des Anwalts zu ruinieren und setzt ihre Agenten auf ihn an. Deans einziger Unterstützer scheint nunmehr ein geheimnisvoller Informant zu sein, mit dem er über seine Ex-Freundin (Lisa Bonet) Kontakt aufzunehmen versucht...

                                              "Der Staatsfeind Nr.1" bietet keine sonderlich innovative Geschichte, sondern lediglich eine Neuauflage der Paranoiathriller der 70er Jahre, treibt diese aber so rasant und dynamisch voran, dass trotz der verhältnismäßig langen Laufzeit kein Leerlauf entsteht. Die vertrauten Markenzeichen des Regisseurs wie schnelle Schnitte, Farbfilter und Reißschwenks sind indes auch hier vorhanden, werden aber noch nicht so exzessiv eingesetzt wie in manch späteren Filmen Scotts. So fühlt sich sein Thriller stilistisch einerseits eher nach einem Film der 2000er an, lässt gleichzeitig aber einige Unarten dieser Dekade - wie etwa den übertriebenen Gebrauch der Wackelkamera - gänzlich sein. Angesichts dieser Stärken lässt sich dann auch über das eine oder andere Logikloch sowie die inzwischen natürlich längst von der Realität eingeholte Warnung vor der permanenten Überwachung hinwegsehen.

                                              Ohnehin erweckt "Der Staatsfeind Nr.1" nie den Eindruck, als wenn es ihm um eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Thematik ginge, versteht sich Scotts Film doch in erster Linie als flotte Actionunterhaltung, welche sein Publikum auch dank des prominenten Casts, zu dem in weiteren Rollen u.a. noch Regina King (Beale Street), Barry Pepper (Crawl), Gabriel Byrne (Hereditary), Jack Black (Jumanji - Willkommen im Dschungel) und Gene Hackman (Der Dialog) gehören, schon sehr bald mitzureißen versteht.

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                                                Kenduskeag 13.11.2021, 14:44 Geändert 13.11.2021, 14:57

                                                "Cabin Fever" unter der Regie von Eli Roth (Hostel, Knock Knock) ist eine zitierfreudige Splatterkomödie, die mit ihrer herbstlichen Waldatmosphäre und einigen skurrilen Ideen zu punkten weiß, dabei jedoch allenfalls phasenweise Spannung erzeugt.

                                                Paul (Rider Strong) fährt mit seiner heimlichen Liebe Karen (Jordan Ladd) und drei weiteren College Absolventen zum Feiern zu einer abgelegenen Waldhütte. Vor Ort begegnen sie einem furchteinflößenden Mann, der offenkundig an einem tödlichen Virus erkrankt ist. Als der Mann sich Zutritt zu ihrer Hütte verschaffen will, wissen die Freunde sich nicht anders zu helfen, als auf ihn einzuschlagen und ihn schließlich anzuzünden. Dabei ahnen sie noch nicht, dass das Virus sich längst ausgebreitet hat...

                                                Die erste Hälfte von Roths Film, welcher sich ganz bewusst an bekannten Vorbildern wie "Beim Sterben ist jeder der Erste" (1972) und "Tanz der Teufel" (1981) orientiert, besteht aus kaum mehr als dem üblichen Trashtalk unter Heranwachsenden, ein paar albernen Pointen und ein wenig nackter Haut. Bis hierhin erweist sich "Cabin Fever" somit als sehr fade Angelegenheit, zumal auch die Leistungen der Castmitglieder zu wünschen übrig lassen. Erst ab der Mitte des Films, wenn das Virus immer mehr um sich greift und die ersten Todesopfer fordert, gewinnt die Geschichte allmählich an Dynamik und sorgt dank des nun verstärkt eingesetzten schwarzen Humors für einige Lacher.

                                                Als problematisch entpuppt sich in diesem Zusammenhang allerdings die Charakterzeichnung, da die Hauptfiguren zu unsympathisch und egoistisch daherkommen, als dass man als Zuschauer so richtig mit ihnen mitfiebern könnte.
                                                Deutlich gelungener ist da schon die Darstellung der Nebenfiguren, sorgen doch etwa ein feierwütiger Deputy und einige konsequent entgegen der üblichen Klischees agierenden Rednecks für die stärksten Momente des Films. So rettet sich Roths grotesker Splatterspaß trotz seines sehr öden Auftakts letztlich noch ins solide Mittelfeld.

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                                                • Ist ja eigentlich noch zu früh für eine Jahresbilanz, aber das waren für mich bisher die Highlights unter den Filmen, die ich dieses Jahr erstmals gesehen habe:

                                                  Das Appartement (1960)
                                                  Ein Köder für die Bestie (1962)
                                                  Charade (1963)
                                                  Belle de Jour (1967)
                                                  The Doors (1991)
                                                  Nach der Hochzeit (2006)
                                                  The Best Offer (2013)
                                                  Ich, Daniel Blake (2016)
                                                  A Taxi Driver (2017)
                                                  Midsommar (2019)
                                                  Dune (2021)

                                                  Im weiteren Kreis/positive Überraschungen: Das Haus der Lady Alquist (1944), Die 27. Etage (1965), Jessy - Die Treppe in den Tod (1974), The Crying Game (1992), Red Rock West (1993), Comedian Harmonists (1997), Switchback (1997)

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                                                  • 1. Selbst ein filmisches Erfolgskonzept wie das MCU kann Risse bekommen, wenn nach "Endgame" die Identifikationsfiguren fehlen und es an frischen Ideen mangelt .

                                                    2. The Walking Dead hätte man auch besser längst beendet, schließlich muss eine Serie über Untote nicht ewig leben .

                                                    3. Ich kann gar nicht glauben, wie sehr ich mich freue, dass "Dune" eine Fortsetzung erhält. So ganz sicher war ich mir da vor Kinostart nämlich nicht.

                                                    4. Harrison Ford wird als Schauspieler*in für mich auf ewig Indiana Jones sein. Egal, in wievielen Kühlschränken er in Teil 5 noch durch die Lüfte fliegt.

                                                    5. Ich würde mich ja immens freuen, wenn der Trend zum Gendern etwas nachlässt. Zumindest in der jetzigen Form kann ich damit nämlich nicht viel anfangen.

                                                    6. Manchmal sieht man etwas wie beispielsweise "The Purge" und fragt sich, warum ein so schwacher Film auf so viele Fortsetzungen kommt.

                                                    7. Zuletzt habe ich mit meiner Freundin telefoniert und das war gut, weil ihre Stimme so sexy ist.

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