Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • Kenduskeag 09.08.2021, 19:50 Geändert 10.08.2021, 13:20

    Meine Freundin scheint sehr besorgt zu sein wegen unseren neuen Bekannten. Ich hingegen finde sie irgendwie faszinierend.

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    • 7

      Der auf den populären Geschichten von Edgar Rice Burroughs basierende "Greystoke" unter der Regie von Hugh Hudson (Die Stunde des Siegers, Revolution) ist ein eher ruhig erzähltes, aber gleichsam mitreißendes Abenteuerdrama, welches zu den düstersten Verfilmungen des Tarzan-Stoffes zählt.

      Schottland im 19. Jahrhundert: Das adlige Ehepaar Clayton macht sich auf zu einer Seereise, erleidet jedoch Schiffbruch vor der afrikanischen Küste. Im Dschungel bringt Lady Clayton ihren Sohn John (als Erwachsener: Christopher Lambert) zur Welt. Kurz darauf werden sie und ihr Ehemann jedoch von Gorillas getötet und das Neugeborene von einer Affenmutter geraubt, welche das Menschenkind daraufhin wie ihr eigenes großzieht. Jahre später stößt der belgische Forscher Phillippe D'Arnot (Ian Holm) auf den jungen Mann, der sich inzwischen zum Anführer der Affen aufgeschwungen hat und möchte ihn in seine Heimat zurückbringen...

      "Greystoke" begeistert mit herrlich anzusehenden Bildern vom afrikanischen Dschungel und dem schottischen Adelssitz der Familie des Protagonisten und vermittelt so in Kombination mit den erstaunlichen Tierdressuren eine klassische Abenteueratmosphäre. Hinzu kommen gute Leistungen der Darstellerriege rund um den noch ganz am Anfang seiner Karriere stehenden Christopher Lambert sowie u.a. die junge Andie MacDowell, James Fox und Ralph Richardson in weiteren Rollen.

      Hudsons Werk unterscheidet sich von den meisten anderen Tarzan-Filmen indes vor allem aufgrund seines realistischen Ansatzes, ist der Herr der Affen hier doch anders als in vielen anderen Verfilmungen kein sich von einer Liane zur nächsten schwingender Muskelprotz, sondern vielmehr ein Entwurzelter auf der Suche nach seiner eigenen Identität und Herkunft. Trotz einiger unglücklicher Schnitte und kleinerer Spannungsdurchhänger ergibt sich so ein feinfühlig erzähltes Drama, das sowohl mit packenden Konfliktsituationen als auch mit vielen anrührenden Momenten aufwartet.

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      • Ich hüte ein Geheimnis. Um es zu bewahren, nehme ich sogar die Schuld an Verbrechen auf mich, die ich nicht begangen habe und riskiere eine lebenslange Gefängnisstrafe.

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        • 6

          "Mr. Hobbs macht Ferien" unter der Regie Henry Kosters (Mein Freund Harvey, Das Gewand) ist eine trotz kleinerer Durchhänger recht vergnügliche Urlaubskomödie, die sich zwar über weite Strecken harmlos und vorhersehbar gestaltet, dafür aber auch mit einigen starken Pointen und gelungener Situationskomik daherkommt.

          Der vom Alltagsstress geplagte Bankier Roger Hobbs (James Stewart) plant mit seiner Gattin (Maureen O'Hara) eine romantische Tour durch Europa. Seine Herzensdame macht ihm jedoch kurzerhand einen Strich durch die Rechnung, als sie ohne sein Wissen eine Strandvilla in der Nähe von San Francisco anmietet und die ganze Sippschaft zum gemeinsamen Urlaub dorthin einlädt. An Erholung ist fortan nicht mehr zu denken, denn nicht nur entpuppt sich das Strandhaus als wahre Bruchbude, auch seine Kinder und Enkel halten Mr. Hobbs mächtig auf Trab...

          Die meisten Gags in Kosters Komödie entstehen durch die stoische Art, mit der der zunehmend genervte Protagonist das turbulente Treiben um ihn herum kommentiert. Stewarts großes komödiantisches Talent ist es dann auch, welches über die eine oder andere platte Pointe und den mitunter fehlenden Biss hinwegsehen lässt. Dennoch fällt auf, dass einige Sequenzen schlicht zu lang geraten sind (wie etwa der Tanzabend) und andere wiederum aus heutiger Sicht einfach nur albern wirken (wie etwa Mrs. Turner unter der Dusche). Auch vom chaotischen Anarchospaß, welchen später etwa die Familie Griswold auf ihren Urlaubsreisen veranstaltete, ist man hier noch weit entfernt. Dazu ist "Mr. Hobbs macht Ferien" dann doch insgesamt zu sehr brave Familienunterhaltung, was aber natürlich auch nicht das Schlechteste sein muss.

          Als Malus erweist sich indes vor allem die fehlende Sommerferienatmosphäre, spielen sich doch recht viele Szenen drinnen ab. Hier wäre es in jedem Fall wünschenswert gewesen, das Geschehen häufiger an den Strand zu verlagern. Was ihm im Bezug auf die Atmosphäre abgeht, macht Kosters Urlaubsspaß dafür aber immerhin mit sehr viel Charme und einem zuweilen urkomischen James Stewart wieder wett.

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          • 6

            Der von Genrespezialist Andrew Davis (Auf der Flucht, Collateral Damage) inszenierte "Alarmstufe: Rot" ist ein wenig origineller, dafür aber durchaus unterhaltsamer und kurzweiliger Actionkracher, der das beliebte Motiv des einsamen Helden, der an einem lokal begrenzenten Schauplatz gegen eine feindliche Übermacht antritt, gekonnt variiert.

            Der ehemalige Navy Seal Casey Ryback (Steven Seagal) arbeitet nach seiner Entlassung als Koch an Bord eines Kriegsschiffes. Bei einer Überraschungsparty für den Kapitän gelangen als Rockband getarnte Terroristen unter der Führung des skrupellosen William Strannix (Tommy Lee Jones) an Bord, töten mehrere Crewmitglieder und sperren die Übrigen im Bauch des Schiffes ein. Einzig Ryback, der zuvor vom ersten Offizier (Gary Busey), welcher gemeinsame Sache mit Strannix macht, ebenfalls eingesperrt worden war, gelingt es sich zu befreien und den Terroristen den Kampf anzusagen...

            "Alarmstufe: Rot" fällt nicht unbedingt durch eine besonders ungewöhnliche oder raffinierte Story auf, gab es ein ähnliches Szenario allein in den 90ern doch u.a. auch in "Passagier 57" (1992) und "Air Force One" (1997) zu sehen. Hauptdarsteller Seagal, der in der ersten Hälfte des Films, welche in erster Linie von den Bösewichten dominiert wird, noch recht wenig zu tun bekommt, kann zwar als Schauspieler nicht mit Wesley Snipes oder Harrison Ford mithalten, ist dafür aber speziell bei den Nahkampfszenen voll in seinem Element. Das Antagonistenduo Gary Busey und Tommy Lee Jones weiß derweil vollauf zu überzeugen, jedoch agieren beide so aufgedreht, dass sie sich mitunter gegenseitig die Show stehlen. Erika Elenika kommt in ihrer Rolle als Playboy-Bunny indes kaum über bloßes Eye-Candy hinaus.

            Neben einigen humorvollen Momenten gefällt "Alarmstufe: Rot" vor allem auch mit einer ordentlichen Portion Härte, welche den Film von anderen Produktionen dieser Art unterscheidet. So gibt es hier ein paar durchaus überraschend blutige und brutale Tötungsszenen zu bestaunen. Einzig die relativ belanglosen Szenen rund um den Generalstab bremsen das packende Kampfgeschehen an Bord des Schiffes einige Male aus.

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            • Um nicht immer die gleichen Filme zu nennen...

              Sein oder Nichtsein (1942)
              Zeit zu Leben und Zeit zu Sterben (1958)
              Stalingrad (1993)
              Zug des Lebens (1998)
              Black Book (2006)

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              • 8

                Riders on the storm
                Riders on the storm
                Into this house, we're born
                Into this world, we're thrown
                Like a dog without a bone
                An actor out on loan
                Riders on the storm

                Mit "The Doors" schuf Regisseur Oliver Stone (Platoon, Natural Born Killers) eine fulminante Rockoper, ein mitreißendes Portrait des charismatischen Frontmannes Jim Morrison sowie eine wundervolle Hommage an den Zeitgeist und das Lebensgefühl von Hippiekultur und Jugendbewegung.

                Mitte der 1960er Jahre studiert der junge Jim Morrison (Val Kilmer) an der Filmschule in Kalifornien und verliebt sich Hals über Kopf in die wenige Jahre jüngere Pamela Courson (Meg Ryan), welche später seine Freundin wird. Als Jim während eines Strandbesuchs seinem Freund Ray Manzarek (Kyle MacLachlan) einen selbstgeschriebenen Song vorsingt, ist dieser sofort Feuer und Flamme für Jims Talent. Gemeinsam mit John Densmore (Kevin Dillon) und Robby Krieger (Frank Whaley) gründen sie eine Rockband, die schon bald zu den einflussreichsten und erfolgreichsten ihrer Zeit gehört. Doch der Ruhm hat auch seine Schattenseiten, an denen Jim allmählich zu zerbrechen droht...

                "The Doors" ist ein Film wie ein Rausch, ein ebenso temporeicher wie ekstatischer Trip, der von grandiosen Konzerten, Alkohol- und Drogenexzessen sowie sexuellen Ausschweifungen erzählt und von Oliver Stone mit Bildern nahe am Fiebertraum dargeboten wird. Dazu orientiert er sich an den wichtigsten Stationen der Bandgeschichte, stellt jedoch jederzeit die Dramatik um Sänger Morrison in den Mittelpunkt und zeigt sowohl dessen skandalträchtige Auftritte und Eskapaden, als auch dessen sensible und von Selbstzweifeln erfüllte Seite.

                Getragen wird "The Doors" dabei von einem überragend aufspielenden Val Kilmer, der nicht nur über eine verblüffende optische Ähnlichkeit zum echten Morrison verfügt, sondern auch dessen Bewegungen auf der Bühne gekonnt nachzuahmen weiß und der den Sänger zwischen feinfühligem Poeten und rebellischem Rockstar anlegt. Neben Kilmer wissen zudem ebenso die anderen Castmitglieder zu überzeugen, zu denen u.a. noch Kathleen Quinlan (Breakdown), Michael Madsen (Reservoir Dogs) und Michael Wincott (The Crow) gehören.

                Somit ist "The Doors" eine von legendären Musikhymnen begleitete Würdigung eines Ausnahmekünstlers und zugleich die schonungslose Geschichte seines Niedergangs.

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                • 5 .5
                  über Mimic

                  Mit dem SciFi-Horrorfilm "Mimic" gab der Mexikaner Guillermo del Toro (Pans Labyrinth, Shape of Water) sein Hollywood Debüt und ließ dabei bereits viele kreative Ansätze erkennen, die auch sein späteres Werk ausmachen. Inhaltlich jedoch fühlt sich del Toros Monsterhorror mitunter sehr nach Flickwerk an und vermag darüber hinaus keinen stimmigen Spannungsbogen herzustellen.

                  New York wird von einer rätselhaften Seuche heimgesucht, welche von den in der Stadt allgegenwärtigen Kakerlaken übertragen wird. Um der Plage beizukommen, züchtet das Wissenschaftlerpaar Susan (Mira Sorvino) und Peter (Jeremy Northam) eine genmanipulierte Schabenspezies heran, die das Aussterben der Überträger herbeiführen soll. Da die Krankheit in den folgenden Monaten erfolgreich eingedämmt wird, sehen Susan und Peter ihren Plan als erfolgreich an. Drei Jahre darauf bringen jedoch Kinder zu ihrem Entsetzen ein überlebendes Exemplar der genmanipulierten Spezies in ihr Labor, welche eigentlich ebenfalls hätte ausgestorben sein sollen. Die sogenannte 'Judas-Züchtung' hat sich allem Anschein nach unbemerkt im Untergrund ausgebreitet und ist auf grauenerregende Weise mutiert...

                  Der größte Trumpf von del Toros Film ist dessen kühle Bildgestaltung und das gelungene Spiel mit Kontrasten, welche in Kombination von Beginn an eine einnehmende Gruselatmosphäre heraufbeschwören. Auch weiß das fantasievolle Kreaturendesign vollauf zu überzeugen und für den einen oder anderen Schauermoment zu sorgen. Die Geschichte indes wirkt lange Zeit über eher bruchstückhaft, was auch damit zusammenhängt, dass einigen Nebenfiguren - wie dem von Giancarlo Giannini (Casino Royale) verkörperten Schuhputzer und dessen Sohn oder dem von Charles S. Dutton (Gothika) gespielten Polizisten - erstaunlich viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, während die beiden Hauptfiguren recht blass bleiben. Erst wenn all diese Charaktere sich schließlich im Untergrund gemeinsam der Gefahr stellen, scheint "Mimic" seinen roten Faden gefunden zu haben, bleibt jedoch weiterhin einige Antworten - etwa nach Susans Schwangerschaft oder der seltsamen Entführung des autistischen Jungen - schuldig.

                  Das Finale indes fällt dann äußerst vorhersehbar aus und ersetzt gelungene Plotideen durch plumpe Schockmomente. Im Bezug auf die Effekte kommt dem Film derweil zu Gute, dass sich ein Großteil des Geschehens im Dunkeln abspielt und somit einige Makel kaschiert werden können. Letztlich kommen mit "Mimic" daher vor allem diejenigen auf ihre Kosten, die Freude an del Toros unverwechselbaren Kreaturen und seinem Gespür für atmosphärische Bilder haben.

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                  • 5 .5

                    Anknüpfend an die berühmten Genreklassiker der 70er Jahre, schuf Regisseur Rob Cohen (Dragonheart, The Fast and the Furious) mit "Daylight" einen nach altbekanntem Muster erzählten Katastrophenblockbuster, dessen größtenteils handgemachte Action zwar vollauf überzeugt, der inhaltlich jedoch sehr klischeehaft und vorhersehbar gerät.

                    Als eine Bande von Juwelendieben während der abendlichen Rush Hour mit einem Chemikalientransporter zusammenstößt, kommt es im New Yorker Holland Tunnel zu einer gewaltigen Explosion, durch welche zahlreiche Menschen ums Leben kommen und Teile des Tunnels einstürzen. Der ehemalige Leiter des Rettungsdienstes Kit Latura (Sylvester Stallone) versucht die Überlebenden des Infernos zu befreien...

                    Nach einer kurzen, eher holprig geratenen Einführung der allesamt stereotypen Hauptpersonen kommt es auch schon zur großen Katastrophe, welche auch heute noch spektakulär anzusehen ist. Diese, sowie Laturas kurze Zeit darauf folgender Weg durch einen Ventilatorenschacht, gehören dann aber auch schon zu den größten Highlights des Films, welcher in der Folge zu überraschungsarm daherkommt, um durchgängig für Hochspannung zu sorgen. Hinzu kommt, dass die Gruppe der Verschütteten mit ihrem pausenlosen Gezeter furchtbar unsympathisch wirkt und lange Zeit über nichts Besseres zu tun hat, als ihrem Helfer Vorwürfe zu machen. Der Cast um die in weiteren Rollen auftretenden Amy Brenneman (Heat), Dan Hedaya (Marvins Töchter) und Viggo Mortensen (The Road) macht indes einen soliden Job ohne in besonderer Weise zu glänzen.

                    Zu Gute halten kann man "Daylight" derweil vor allem seine schnörkellose Erzählweise und die teils Aufsehen erregende Bombastaction. Ohne langes Federlesen kommt Cohens Film zur Sache und bietet genau das, was man vom durchschnittlichen Katastrophenkino erwarten kann, wozu eben auch eine gute Portion Pathos und ein paar kitschige Dialoge gehören.

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                    • 4

                      Der von Jon Turteltaub (Cool Runnings, Meg) inszenierte "Phenomenon" ist ein fades Melodram mit leichtem Mystery-Einschlag, welches nach recht vielversprechendem Beginn alsbald sehr zäh und redundant wird.

                      Der Automechaniker George Malley (John Travolta) wird nach seiner Geburtstagsfeier von einem merkwürdigen Lichtstrahl zu Boden gestreckt und verfügt daraufhin über außergewöhnliche Fähigkeiten. So ist er plötzlich enorm kreativ, kann Fremdsprachen innerhalb von wenigen Minuten lernen und besitzt telekinetische Kräfte. Während seine Freunde die Intelligenzbestie in ihrer Mitte zunehmend skeptisch beäugen, liegt George vor allem daran, das Herz der alleinstehenden Lace (Kyra Sedgwick) zu erobern...

                      "Phenomenon" startet durchaus interessant und man malt sich als Zuschauer schon unweigerlich aus, in welche Richtung die Handlung im weiteren Verlauf gehen könnte. Leider jedoch macht der Film anschließend sehr wenig aus der Tatsache, dass seine Hauptfigur übermenschliche Fähigkeiten besitzt. Wenn George etwa zum ersten Mal mittels Telekinese einen Stift schweben lässt, ist das ja noch recht faszinierend anzusehen. Spätestens beim dritten oder vierten Mal langweilen solch immer wiederkehrende Aktionen dann aber nur noch.

                      Anstatt zu zeigen, wie George seine Fähigkeiten einsetzt, um Gutes oder Böses zu tun, verliert sich der Film allzu sehr in Nebenhandlungen und unwichtigen Details. Dabei wären alle nötigen Zutaten für einen spannenden Mystery Plot vorhanden gewesen, doch letztlich bleibt es nur bei Ansätzen und keine der Ideen wird vernünftig ausgearbeitet. So hört George etwa verschlüsselte Botschaften des FBI ab, ohne dass dies später nochmal eine besondere Rolle spielen würde. Oder er sieht ein Erdbeben voraus, welches dann aber außer einer minimalen Erschütterung keine Folgen hat. Daher vermag auch der prominente Cast, dem u.a. noch Forest Whitaker, Jeffrey DeMunn und Robert Duvall angehören, am steten Spannungsabbau nichts zu ändern.

                      So dürfte "Phenomenon" höchstens diejenigen zufrieden stellen, die voll in den Interaktionen der Kleinstadtbewohner und ihren leicht esoterisch angehauchten Dialogen aufgehen und an deren jeweiligen Einzelschicksalen Anteil nehmen.

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                      • 7

                        "Captain Fantastic" unter der Regie des hauptsächlich als Darsteller bekannten Matt Ross ist ein zum Nachdenken animierendes, tragikomisches Roadmovie um Systemkritik und alternative Lebensweisen.

                        Ben Cash (Viggo Mortensen) führt mit seinen sechs Kindern ein Aussteigerleben in den Wäldern an der Nordwestküste der USA. Kontakte mit der Außenwelt finden so gut wie nicht statt, dafür bringt Ben seinen Kindern jedoch bei, wie sie in der Wildnis überleben können, indem er sie etwa Tiere jagen lässt. Auch unterrichtet er sie selbst und lässt sie bedeutende Literaturklassiker analysieren. Zu einem schweren Schicksalsschlag für die Familie kommt es, als sie erfährt, dass Bens Frau und Mutter der Kinder, welche sich aufgrund einer bipolaren Störung in ärztlicher Behandlung befand, sich das Leben genommen hat. Entgegen des Willens der übrigen Verwandtschaft fährt Ben mit den Kindern in einem alten Schulbus zu ihrer Beerdigung...

                        Ross' Film begeistert sowohl mit einigen anrührenden Momenten als auch mit vielen witzigen Situationen, wobei letztere sich vornehmlich aus der Konfrontation der schrägen Aussteigerfamilie mit der Zivilisation ergeben. Getragen wird die Tragikomödie dabei von einem wunderbaren Cast, aus dem neben dem oscarnominierten Mortensen besonders die ausgezeichneten Jungdarsteller um George MacKay (1917), Shree Crooks (Schloss aus Glas) und Nicholas Hamilton (ES) positiv hervorstechen. Darüber hinaus weiß "Captain Fantastic" auch visuell zu gefallen und bietet einige hübsche Impressionen von Wald und Straße.

                        Während die vorgetragene Kritik an der Konsumgesellschaft zwar hier und da etwas klischeehaft, aber insgesamt durchaus treffsicher ausfällt, hinterfragt der Film leider die starre Ideologie des Aussteigervaters zu wenig, erinnert das Zusammenleben im Wald doch bisweilen an ein Drillcamp, in dem sektenartige Machtstrukturen herrschen. So ruft Ben seine Kinder zwar immer wieder dazu auf, die gesellschaftliche Ordnung zu kritisieren, duldet jedoch keine Klage über die eigene Lebensweise. Kommt diese dann doch auf, versteht es Ben auf geradezu manipulative Weise, den eigenen Standpunkt durchzudrücken und den Einzelnen vor der Gruppe bloßzustellen, wie sich etwa anhand einer Szene zeigt, in der einer seiner Söhne sich wünscht, dass die Familie Weihnachten feiert. Entlarvend im Bezug auf Bens selbstsüchtigen Charakter ist auch der Umstand, dass er etwa die Rituale anderer nicht toleriert (wie etwa die Trauerfeier in der Kirche), selbst aber eine Vielzahl eigener Rituale einführt, denen seine Kinder folgen sollen (wie etwa die 'Mannwerdung' des ältesten Sohnes). In diesem Zusammenhang wäre es außerdem sinnvoll gewesen, die Großeltern nicht so sehr als Bösewichte zu stilisieren, sondern vielmehr ihren Standpunkt näher zu beleuchten, stellen diese doch in erster Linie die Hörigkeit der Kinder gegenüber ihrem autoritären Vater in Frage, dessen Verhalten sie wiederholt in Lebensgefahr bringt.

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                        • 6 .5
                          Kenduskeag 16.07.2021, 18:01 Geändert 17.07.2021, 11:57

                          Der von Frank Marshall (Congo, Antarctica) inszenierte "Arachnophobia" ist ein leichtfüßig erzählter Tierhorrorstreifen, der mit reichlich Charme, einer Prise trockenem Humor sowie sanftem Grusel zu überzeugen weiß.

                          Bei einer Expedition in den venezolanischen Dschungel stößt eine Forschergruppe in einem von der Außenwelt abgeschirmten Tal auf eine bisher unbekannte, sehr aggressive Spinnenart. Unbemerkt tötet eines der Tiere einen mitgereisten Fotografen und gelangt schließlich in dessen Sarg in eine kalifornische Kleinstadt. Als es plötzlich zu immer mehr seltsamen Todesfällen in Verbindung mit Spinnenbissen kommt, geht Dr. Jennings (Jeff Daniels), der mit seiner Familie soeben aus der Großstadt hergezogen ist, der Sache auf den Grund...

                          "Arachnophobia" verfügt über einen sehr starken Auftakt, der den Zuschauer sogleich in die Geschichte zieht und dazu einige beeindruckende Bilder vom südamerikanischen Regenwald liefert, welche die giftigen Spinnen in ihrem natürlichen Territorium zeigen und für einige Gruselmomente sorgen. Sobald dann allerdings der Schauplatzwechsel erfolgt und sich das Geschehen in die Kleinstadt verlagert, kommt Marshalls Film spürbar familienfreundlicher daher. Wenn zunächst Hunde und Katzen auf die gefährliche Spinne stoßen, Kinder in ausführlicher Weise beim Spielen gezeigt werden und der Film von den Anpassungsschwierigkeiten des Protagonisten in seiner neuen Heimat berichtet, meint man sehr deutlich den Einfluss von Produzent Spielberg zu spüren. In dieser Phase kommt "Arachnophobia" daher ein wenig zu glattgebügelt und spannungsarm daher, obgleich viele der hier etablierten Details im späteren Verlauf noch eine Rolle spielen.

                          Über den einen oder anderen Durchhänger hinwegsehen lässt indes vor allem der starke Cast, zu dem u.a. noch Harley Jane Kozak (Harry und Sally) und Julian Sands (Leaving Las Vegas) gehören. Ein besonderes Highlight ist zudem John Goodmans ulkiger Auftritt als Kammerjäger. Und auch die praktischen Effekte können sich nach wie vor sehr gut sehen lassen, sodass der Anblick der vielbeinigen Krabbeltiere immer noch hübsch eklig daherkommt.

                          SPOILER:
                          Offen bleibt derweil nur die Frage, warum der Protagonist nicht schon viel eher auf die Idee kommt, dass sich das Epizentrum der Spinnenbrut auf seinem Grundstück befindet, waren die Anzeichen dafür doch mehr als eindeutig.

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                          • 6

                            "Lake Placid" unter der Regie von Steve Miner (Forever Young, Halloween H20) ist eine kurzweilige Horrorkomödie, die sich von vergleichbaren Werken vor allem aufgrund ihrer schrulligen Charaktere unterscheidet.

                            Als an einem idyllisch gelegenen Ort in Maine ein Mitarbeiter der Forstbehörde bei einem Tauchgang von einer mysteriösen Kreatur getötet wird, stehen Sheriff Keough (Brendan Gleeson) und seine Deputys vor einem Rätsel. Die Autopsie ergibt schließlich, dass es sich bei der Kreatur um ein riesiges Krokodil handeln muss, welches allem Anschein nach den Atlantik überquert hat. Gemeinsam mit einer Museumsmitarbeiterin (Bridget Fonda), einem Forstaufseher (Bill Pullman) und einem krokodilliebenden Millionär (Oliver Platt) macht der Sheriff Jagd auf das gefährliche Tier...

                            Inhaltlich weicht Miners Film kaum von den gängigen Standards des Tierhorrors ab, kann dafür allerdings mit einem namhaften Cast und vielen treffsicheren Onelinern punkten. Entsprechend nimmt sich "Lake Placid" ausreichend Zeit, um den Schauplatz und die eigenwilligen Figuren zu etablieren, ehe das gefräßige Reptil so richtig in Aktion treten darf. Der fortwährende Schlagabtausch zwischen dem grummeligen Sheriff und dem exzentrischen Millionär fällt dabei jedoch fast unterhaltsamer aus als die recht vorhersehbaren Attacken des Krokodils, welche kaum Grusel erzeugen oder gar Gänsehaut bereiten.

                            Dafür überzeugt "Lake Placid" im Vergleich etwa zum ähnlich angelegten "Anaconda" (1997) mit recht gut gealterten Effekten sowie einem kleinen, schwarzhumorigen Handlungstwist. Erfreulich ist zudem, dass das Krokodil nicht ausschließlich als mordende Bestie dargestellt wird, sondern auch immer wieder die moralische Fragestellung auftaucht, ob ein so einzigartiges Geschöpf denn überhaupt getötet werden darf.

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                            • Jessy - Die Treppe in den Tod (1974) - spielt im Studentinnenwohnheim
                              Good Will Hunting (1997)
                              Oxford Murders (2008)
                              The Social Network (2010)
                              Whiplash (2014)

                              Bonus: 13 Semester (2009) - guter deutscher Beitrag

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                              • 5

                                Der auf einer britischen Krimiroman-Reihe basierende "The Saint" unter der Regie von Phillip Noyce (Der Knochenjäger, Salt) ist ein höhepunktarmer Thriller nach Schema F, der nie so recht Fahrt aufnehmen will, als seichte Berieselung an einem verregneten Nachmittag aber tauglich ist.

                                Der in einem katholischen Waisenhaus aufgewachsene Meisterdieb Simon Templar (Val Kilmer) wird von dem russischen Gangster Ivan Tretiak (Rade Serbedzija) beauftragt, der Wissenschaftlerin Emma Russell (Elisabeth Shue) die von ihr entwickelte Formel der Kalten Fusion zu stehlen. Tretiak plant, die Formel als sein Werk auszugeben und durch die neue Energiequelle zum russischen Präsidenten aufzusteigen. Tatsächlich gelingt es dem Meisterdieb, die Formel zu entwenden, doch entwickelt er überraschend Gefühle für die attraktive Wissenschaftlerin...

                                "The Saint" erinnert mit seinem nahezu unverwunderbaren Protagonisten, der jeder noch so heiklen Lage zu entgehen weiß und jede Frau verführen kann stark an die "James Bond" Reihe. Da passt es auch sehr gut ins Bild, dass einst Roger Moore die Rolle des Simon Templar in der gleichnamigen Fernsehserie verkörperte. Die Verkleidungskünste des Protagonisten, die speziell in der ersten Hälfte des Films dafür sorgen, dass Kilmer in nahezu jeder Szene sein Aussehen verändert, ähneln derweil vor allem den Verwandlungen in "Mission: Impossible".

                                Was auf dem Papier nach einer unterhaltsamen Mixtur klingt, erweist sich in der Umsetzung jedoch als recht zäh und spannungsarm, zumal "The Saint" nur äußerst schwer in die Gänge kommt und erst über eine halbe Stunde vergeht, ehe sich der Meisterdieb und die Wissenschaftlerin überhaupt das erste Mal begegnen. Auch Actionfans werden mit Noyces Film nur bedingt glücklich werden, steht doch im weiteren Verlauf besonders die Romanze der beiden Hauptfiguren im Mittelpunkt, welche einige selbst für Hollywood Verhältnisse arg schmalzige Dialogzeilen bereit hält.

                                Dennoch ist längst nicht alles an "The Saint" schlecht. Die Darsteller machen einen guten Job, die verschiedenen Schauplätze von London bis Moskau sind hübsch in Szene gesetzt und auch die eine oder andere flott inszenierte Verfolgungsjagd weiß zu begeistern. Gekürzt auf eine knackige Laufzeit von 90 Min. hätte "The Saint" definitiv ein deutlich besserer Film werden können.

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                                • Kenduskeag 13.07.2021, 18:18 Geändert 13.07.2021, 18:36

                                  1. Welcher Film ist deiner Meinung nach total überschätzt?
                                  Die Begeisterung für "Gesetz der Rache" kann ich nicht teilen. In meinen Augen weder sonderlich spannend, noch clever erdacht. Dazu propagiert der Film wie viele dieser Art ein ziemlich fragwürdiges Rechtsverständnis.

                                  2. Welcher Film ist deiner Meinung nach total unterschätzt?
                                  "Lord of War" hat meines Wissens nach keine Preise gewonnen und taucht auch selten in Bestenlisten auf. Dabei ist der Film für mein Empfinden eine wunderbar zynische Abrechnung mit der scheinheiligen Politik in dieser Welt.

                                  3. Was macht „Titanic“ eigentlich zum „besten Film aller Zeiten“?
                                  James Cameron dreht einen Katastrophenblockbuster mit Di Caprio in der Hauptrolle. Das klingt tatsächlich auch 2021 immer noch ziemlich geil.

                                  4. Was macht „Game of Thrones“ so meisterhaft?
                                  Ein grandioses Worldbuilding und stark ausgearbeitete Charaktere. Zumindest die Staffeln 1-4 sind tatsächlich meisterhafte Fantasyunterhaltung.

                                  5. Im Film welcher/welchem deiner/deines Lieblingsregisseurs/-in würdest du gerne einmal mitspielen?
                                  Als Statist bei David Fincher

                                  6. Findest du es legitim, dass man Songzeilen in Musikvideos auf YouTube zensiert?
                                  Nee, bin gegen eine übertriebene Zensurkultur

                                  7. Magst du Achterbahnen?
                                  Ja, aber nur ohne Loopings

                                  8. Welchen Song würdest du gerne selbst spielen können?
                                  "Alle meine Entchen" würde mir für den Anfang schon reichen

                                  9. Welche 5 Musikalben würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen?
                                  Puh, ich bin absolut kein Musikkenner. Ich google jetzt mal kurz ein paar Stunden und dann sag ich Bescheid...

                                  Meine Recherchen haben ergeben, dass sich...
                                  'Legend' von Bob Marley
                                  'What's going on' von Marvin Gaye
                                  'Concert in Central Park' von Simon & Garfunkel
                                  'Tracy Chapman' von Tracy Chapman und
                                  'American IV' von Johnny Cash
                                  sehr gut anhören

                                  10. Kennst du das Gefühl, überschüssige Energie zu haben, aber nicht zu wissen, wie und womit man diese kompensieren kann?
                                  Ja, ich schlag dann meist auf irgendwas ein und dann geht's mir besser

                                  11. Dein/e Lieblingsmusiker/in nimmt sich das Leben und du ...
                                  fragst dich, ob er/sie nicht schon zu alt für den Club 27 war

                                  12. Hattest du mit einer berühmten Persönlichkeit schon einmal das Gefühl, einen Seelenverwandten vor dir zu haben, ohne ihn/sie persönlich zu kennen?
                                  Nö, aber manchmal frag ich mich, obs bei Boris Johnson im Kopf wohl genauso aussieht wie oben drauf

                                  13. „Making the Album“: Findest du es eine coole Idee, wenn Bands auf DVD veröffentlichen, wie sie im Studio sitzen und ihr neues Album aufnehmen oder ist dir sowas völlig egal, solange das Endprodukt stimmt?
                                  Das Endprodukt muss schon stimmen, aber für Fans ist das sicher eine interessante Sache

                                  14. Was würdest du dir tätowieren lassen?
                                  Nix

                                  15. Was ist deine größte Leidenschaft?
                                  Unnützes Wissen und Fußballstatistiken

                                  16. Wenn du mit deiner größten Leidenschaft Geld verdienen könntest, würdest du es sofort tun oder hättest du Angst, du würdest irgendwann die Leidenschaft dafür verlieren?
                                  Ich würd's tun

                                  17. Achtest du bei Liedern mehr auf die Musik oder ist dir der Text wichtiger?
                                  Beides

                                  18. Wer hat dich zuletzt zu etwas inspiriert, was du seit Jahren nicht getan hast und zu was?
                                  Als ich neulich Jogi Löw sah, dachte ich mir 'Ach komm, sieht dich ja keiner, verzichtest du mal aufs Taschentuch...'

                                  19. Welchen Song würdest du mir empfehlen?
                                  Aus gegebenem Anlass: Un'estate italiana von Gianna Nannini

                                  20. Zu welchem Thema hättest du gerne mehr Fragen?
                                  Vielleicht was zu Kochrezepten

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                                  • Die Feuerzangenbowle (1944)
                                    Die Teuflischen (1955)
                                    Der Club der toten Dichter (1989)
                                    Die Kinder des Monsieur Mathieu (2004)
                                    Monsieur Lazhar (2011)

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                                    • 6 .5

                                      Der von Jack Sholder (Nightmare 2, Wishmaster 2) inszenierte "The Hidden" ist ein actionreicher SciFi-Horrorfilm im neonfarbenen 80er Jahre Look, der trotz seines inzwischen häufig behandelten Themas für kurzweilige Unterhaltung zu sorgen versteht.

                                      Ein zuvor unbescholtener Bürger raubt eine Bank aus, tötet dabei mehrere Menschen und liefert sich eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei. Erst durch eine Straßenblockade kann der Amokfahrer gestoppt werden und landet mit lebensbedrohlichen Verletzungen im Krankenhaus. Da die Ärzte ihm mitteilen, dass der Mann die kommende Nacht nicht überleben wird, ist der Fall für Polizist Tom Beck (Michael Nouri) abgeschlossen. Der neu eingetroffene FBI Agent Lloyd Gallagher (Kyle MacLachlan), welcher mehr über die mysteriösen Vorgänge zu wissen scheint, warnt Tom jedoch vor, dass die Sache noch nicht ausgestanden ist. Was der Polizist nicht ahnt: Im Körper des Bankräubers befand sich ein außerirdischer Parasit - und der sucht sich bereits den nächsten Wirt...

                                      Bisweilen fühlt sich "The Hidden" an wie eine düsterere und ernsthaftere Version von "Men in Black" (1997), gehen doch auch hier zwei ungleiche Ermittler auf Alienjagd. Die Idee des Parasiten, der von einem Menschen auf den nächsten überspringt, findet man derweil in ähnlicher Form auch in "Die Körperfresser kommen" (1978) und "Dämon" (1998). Sholders Film setzt im Vergleich zu diesen jedoch weniger auf eine gruselige Atmosphäre, sondern stellt die Action in Form von Verfolgungsjagden und Schießereien in den Vordergrund.

                                      In Kombination mit dem makabrem Humor, der immer mal wieder aufblitzt, ist das sehr spaßig anzusehen, doch mangelt es leider in der Art der Alienbekämpfung ein wenig an Rafinesse. Dementsprechend gleichen sich die Situationen, in denen die beiden Ermittler auf den jeweils aktuellen Wirt treffen. Da die Action aber bestens bei Laune hält, die wenigen Effekte sich nach wie vor gut sehen lassen können und auch der Cast seine Sache sehr ordentlich macht, hinterlässt "The Hidden" dennoch einen absolut positiven Eindruck.

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                                      • 5 .5

                                        "Fear" ist ein solider Psychothriller über Eifersucht, Stalking und verschmähte Liebe, der in erster Linie als Karrieresprungbrett für die beiden damaligen Jungstars in den Hauptrollen diente. Regisseur James Foley (Glengarry Glen Ross, Fifty Shades of Grey 2+3) inszenierte eine vorhersehbare Geschichte frei von Überraschungen, die aber immerhin ein recht gutes Maß an Spannung bietet.

                                        Teenagerin Nicole (Reese Witherspoon) lernt auf einer Party den um ein paar Jahre älteren David (Mark Wahlberg) kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Trotz Davids scheinbar guter Manieren hegt Nicoles Vater (William Petersen) eine gewisse Skepsis gegenüber dem neuen Freund seiner Tochter. Diese anfängliche Skepsis schlägt bald in pure Angst um, als David sein wahres Gesicht offenbart...

                                        In den ersten zwei Dritteln ist "Fear" näher an einer herkömmlichen Teenie-Romanze, als an einem fesselnden Thriller. Zwar ist von Beginn an klar, dass David nicht der nette Typ von Nebenan ist, als der er sich ausgibt, doch sehen seine Untaten zunächst so aus, dass er ein paar Mal an der Uhr dreht, um mehr Zeit mit Nicole verbringen zu können, oder sie in der Achterbahn befriedigt. Witherspoons Rolle beschränkt sich indes lange Zeit über darauf, den Mann ihrer Träume ausgiebig anzuschmachten. William Petersen indes erscheint in der Rolle des besorgten Vaters ein wenig unterfordert.

                                        Erst im letzten Drittel schlägt die Stimmung dann endgültig um, und Foleys Film liefert doch noch eine gute Portion Nervenkitzel sowie ein paar blutige Gewaltmomente. Einen mehr als durchschnittlichen Eindruck hinterlässt "Fear" zwar auch wegen einiger Logiklücken nicht mehr, kann aber immerhin für kurzweilige Unterhaltung sorgen.

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                                        • 7

                                          'Gaslighting' beschreibt in der Psychologie eine Form der psychischen Gewalt, bei der das Opfer auf so perfide Art manipuliert wird, dass es nach und nach an Realitäts- und Selbstbewusstsein verliert und häufig am eigenen Geisteszustand zu zweifeln beginnt. Zurückzuführen ist der Begriff auf das Theaterstück "Gas Light" von Patrick Hamilton, welches unter der Regie von George Cukor (Die Nacht vor der Hochzeit, My Fair Lady) erfolgreich verfilmt wurde.

                                          Die junge Sängerin Paula (Ingrid Bergman) verliebt sich während eines mehrjährigen Aufenthalts in Italien in den Pianisten Gregory (Charles Boyer). Kurz nach der Hochzeit schlägt dieser vor, sich ein Haus in Paulas Heimatstadt London zu suchen. Paula sieht dies als Gelegenheit, endlich mit einem schrecklichen Kindheitstrauma fertig zu werden, musste sie doch als junges Mädchen miterleben, wie ihre Tante, die berühmte Opernsängerin Lady Alquist, in ihrem Anwesen von einem Unbekannten ermordet wurde. Paula kehrt deshalb nun mit ihrem Ehemann in das Haus zurück, in dem sie einst aufwuchs und versucht sich den Dämonen aus ihrer Vergangenheit zu stellen. Doch schon bald häufen sich im Haus seltsame Phänomene...

                                          Cukors Film ist ein nach wie vor packender Psychothriller, der das Innenleben seiner Protagonistin in den Mittelpunkt stellt und dabei dankenswerter Weise auf plumpe Schockeffekte verzichtet. Durch eine detailreiche Ausstattung wird das London des viktorianischen Zeitalters mit seiner vornehmen Garderobe, den Pferdekutschen und Gaslaternen wieder zum Erleben erweckt und so für eine authentische Gruselatmosphäre gesorgt. Hinzu kommt ein ausgezeichneter Cast, dem u.a. noch Angela Lansbury (Mord ist ihr Hobby), Barbara Everest (Die Entscheidung) und Joseph Cotten (Der dritte Mann) angehören.

                                          Da sich "Das Haus der Lady Alquist" so intensiv mit der Psyche der handelnden Figuren beschäftigt, ist der Film entsprechend dialoggetrieben und mitunter kammerspielartig angelegt. Spektakuläre Actionszenen sollte man daher hier nicht erwarten. Da die Dynamik zwischen den Figuren aber so hervorragend funktioniert und einzelne Szenen eine enorme Intensität erreichen, verzeiht man Cukors Film gerne auch ein paar kleinere Längen und den einen oder anderen Spannungsdurchhänger.

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                                          • 6

                                            Der von Greg McLean (Das Belko Experiment, Jungle) inszenierte "Wolf Creek" bietet beinhartes Terrorkino, welches mit einem für das Genre überdurchschnittlich guten Cast, einigen derben Gewaltspitzen sowie einer einnehmenden Outback Atmosphäre zu fesseln weiß.

                                            Die beiden Engländerinnen Liz (Cassandra Magrath) und Kristy (Kestie Morassi) befinden sich mit ihrem neuen Bekannten Ben (Nathan Phillips) auf einem Road Trip quer durch das australische Hinterland. Als sie von einem großen Meteoritenkrater, den sie zuvor besichtigt haben, weiter nach Norden fahren wollen, springt ihr Wagen plötzlich nicht mehr an. Unerwartete Hilfe kommt in der Nacht in Person des Einheimischen Mick Taylor (John Jarratt), der ihnen anbietet, ihr Auto abzuschleppen. Die Fahrt jedoch scheint sie immer weiter in die menschenleere Einöde zu führen...

                                            "Wolf Creek" nimmt sich zunächst viel Zeit für eine ausgiebige Exposition, welche dazu dient, die Protagonisten näher kennenzulernen und den Schauplatz des Geschehens vorzustellen. McLeans Horrorthriller gefällt dabei mit einigen herrlichen Naturpanoramen, weiß im späteren Verlauf aber auch mit den per Handkamera gefilmten, klaustrophobischen Nachtaufnahmen zu überzeugen. Als großer Pluspunkt erweist sich zudem der zwar erst relativ spät auftretende, dafür aber von John Jarratt sehr charismatisch verkörperte Bösewicht sowie die kluge Entscheidung, "Wolf Creek" nicht zum bloßen Torture Porn verkommen zu lassen, sondern die relativ subtile Gangart beizubehalten.

                                            Gleichwohl liefert McLeans Film in erster Linie Altbewährtes und ist frei von größeren Überraschungen, weshalb er aus der breiten Masse an Genrebeiträgen auch nicht so stark hervorsticht, wie er vielleicht könnte. Stimmungsvoll und packend ist dieser brutale Outback Trip aber dennoch.

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                                            • 7 .5

                                              "Die 27. Etage" unter der Regie von Edward Dmytryk (Die Caine war ihr Schicksal, Der Berg der Versuchung) ist ein ebenso packender wie rätselhafter Mysterythriller in stilvollen Schwarzweiß Bildern, der ein schwer zu durchschauendes Puzzle entwirft, dessen einzelne Teile sich erst ganz zum Schluss ineinander fügen.

                                              David Stillwell (Gregory Peck) befindet sich in einem New Yorker Wolkenkratzer, als plötzlich der Strom ausfällt. Im Treppenhaus begegnet er einer ihm fremden Frau (Diane Baker), die ihn allerdings näher zu kennen scheint und von Dingen redet, die er nicht versteht. Doch damit fangen die Merkwürdigkeiten erst an, sind doch bald schon Treppen und Räumlichkeiten, die David eben erst betreten hat, auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Nach und nach muss David feststellen, dass er unter unerklärlichen Gedächtnislücken leidet und beginnt immer mehr an seinem Verstand zu zweifeln. Die unbekannten Männer, die ihm plötzlich nach dem Leben trachten, scheinen jedoch erschreckend real zu sein...

                                              "Die 27. Etage" verfügt über eine geradezu kafkaeske Atmosphäre, welche durch den nahtlosen Übergang zwischen Bildern der Gegenwartshandlung und Rückblenden in Davids Vergangenheit noch zusätzlich verstärkt wird. Da der Zuschauer dem Protagonisten gegenüber keinerlei Wissensvorsprung hat, fällt es leicht, sich in dessen heikle Lage hineinzuversetzen und dessen Gefühle von Verunsicherung und Paranoia mit zu durchleben.

                                              Die Stimmung in Dmytryks Thriller ist eher düster und ernst, wird aber durch den einen oder anderen sarkastischen Oneliner etwas aufgelockert. Hinzu kommen ein paar flott inszenierte Actionszenen, die zwischendurch für Tempoverschärfungen sorgen. Darüber hinaus weiß auch der Cast, zu dem in weiteren Rollen u.a. noch George Kennedy (Die nackte Kanone) und Walter Matthau (Charade) zählen, vollauf zu überzeugen. Zwar bietet die schlussendliche Auflösung nicht den ganz großen Aha-Effekt, doch ist der Weg dorthin dank der vielen trügerischen Verwicklungen sehr unterhaltsam.

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                                              • 6 .5

                                                "Stumme Zeugin" unter der Regie Anthony Wallers (An American Werewolf in Paris, In der Tiefe wartet der Tod) ist ein über weite Strecken fesselnder Horrorthriller, der trotz diverser Klischees zu unterhalten weiß und dabei in der zweiten Hälfte eine unerwartet neue Richtung einschlägt.

                                                Die stumme Maskenbildnerin Billy (Marina Zudina) wird eines Nachts versehentlich in einem Moskauer Filmstudio eingeschlossen und beobachtet so zufällig den Dreh eines Snuff-Films, bei dem eine Pornodarstellerin brutal ermordet wird. Auf der Flucht vor den Killern wird die junge Frau jedoch von diesen wiedererkannt und muss nun selbst um ihr Leben fürchten...

                                                Auch wenn "Stumme Zeugin" mit seinen Meta-Spielereien längst nicht so weit geht wie die ebenfalls an Filmsets spielenden "Freddy's New Nightmare" (1994) oder "Scream 3" (2000), so lässt sich doch eine gewisse Vorliebe des Regisseurs für Illusionen und Doppelbödigkeit ausmachen. Das beginnt schon damit, dass Waller ebenso wie die Crew im Film aus Kostengründen in Russland drehte, da ihm nur ein vergleichsweise geringes Budget zur Verfügung stand. Dennoch wirkt "Stumme Zeugin" in seiner Machart durchaus hochwertig und auch die eher unbekannten Darsteller machen ihre Sache sehr ordentlich. Als besonderes Highlight gibt sich zudem eine berühmte "Star Wars" Ikone in einem Cameo Auftritt die Ehre.

                                                Wer allerdings einen durchgehend harten und blutigen Horrorschocker erwartet, sollte dennoch vorgewarnt sein, steht das Snuff-Video in der zweiten Hälfte des Films doch nicht mehr so sehr im Mittelpunkt. Vielmehr entwickelt sich "Stumme Zeugin" dann überraschenderweise fast zu einer schwarzen Komödie, die tatsächlich einige starke Lacher hervorbringt. So gibt es etwa eine skurrile Szene, in der ein Nachbar sich über den lauten Krach in der Wohnung über ihm beschwert, während dort ein regelrechtes Blutbad stattfindet. Und auch das betont schäbige Moskau Setting erinnert gegen Ende mehr an einen Spionagethriller aus dem Kalten Krieg als an einen heftigen Slasherfilm.

                                                Wie "Stumme Zeugin" diese Wandlung vollzieht, ohne einen totalen Spannungseinbruch zu erleiden oder sich gar der Lächerlichkeit preiszugeben, ist aber in jedem Fall als bemerkenswert anzusehen.

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                                                • 7 .5

                                                  I know all there is to know about the crying game
                                                  I've had my share of the crying game
                                                  First there are kisses
                                                  Then there are sighs
                                                  And then, before you know where you are
                                                  You're sayin' goodbye

                                                  "The Crying Game" unter der Regie von Neil Jordan (Die Zeit der Wölfe, Interview mit einem Vampir) ist eine ungewöhnliche Mixtur aus Politthriller, Drama und Liebesgeschichte und begeistert mit einer einnehmenden Atmosphäre, einer wendungsreichen Handlung und starken Darstellerleistungen.

                                                  Bei einem Jahrmarktsausflug gerät der Soldat Jody (Forest Whitaker) in eine Falle der irischen Untergrundarmee IRA. Die Terroristen drohen damit, ihn zu töten, um einen von der Polizei verhafteten Kameraden freizupressen. Der sanftmütige Fergus (Stephen Rea), welcher für die Bewachung des Soldaten abkommandiert wird, sorgt dafür, dass dem Entführten eine menschenwürdige Behandlung zu Teil wird und freundet sich wider Erwarten mit Jody an. Dieser ringt dem Geiselnehmer das Versprechen ab, im Falle seines Todes seine Freundin in London aufzusuchen und dieser seine Abschiedsbotschaft an sie zu übermitteln. Schließlich kommt der Tag, an dem Fergus den gefangenen Soldaten exekutieren soll...

                                                  "The Crying Game" gewinnt vor allem durch seine unvorhersehbare Geschichte, die auf elegante Weise von einem Genre ins nächste übergeht. Hinzu kommen vielschichtige Charaktere, welche sich stets in moralischen Grauzonen bewegen, sowie zwar nur wenige, aber dafür sehr stimmungsvoll arrangierte Schauplätze. Der hervorragende Cast, über den am besten nicht allzu viel verraten werden sollte, trägt zudem seinen Teil zum starken Gesamteindruck bei.

                                                  Die in "The Crying Game" behandelten Themen sind heute aktueller denn je und bieten genügend Anlass zu kontroversen Diskussionen. Aufgrund dessen, dass Jordans Film so mutig daherkommt, verzeiht man ihm auch, dass er bisweilen etwas dick aufträgt und sich mitunter allzu sehr in seiner melancholischen Grundstimmung aalt, steht doch am Ende ein ebenso spannendes wie sensibel erzähltes Vexierspiel, welches Motive aus Hitchcocks "Vertigo" (1958) gekonnt variiert.

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                                                  • 6 .5

                                                    Der von Curtis Hanson (L.A. Confidential, 8 Mile) inszenierte "Die Hand an der Wiege" ist ein zwar nicht immer glaubwürdiger, aber durchaus packender Psychothriller, der aus seiner altbekannten Grundidee einiges herauszuholen versteht.

                                                    Die schwangere Claire (Annabella Sciorra) wird bei einer Routineuntersuchung von ihrem Gynäkologen sexuell missbraucht, woraufhin sie Anzeige gegen diesen erstattet. Als sich daraufhin noch weitere misshandelte Patientinnen melden, begeht der Arzt Selbstmord. Dessen ebenfalls schwangere Witwe (Rebecca De Mornay) leidet so sehr unter dem plötzlichen Verlust, dass sie eine Fehlgeburt hat. Um Rache an der Frau zu üben, die ihr nach ihrer Ansicht alles genommen hat, schleicht sie sich als Kindermädchen in Claires Familie ein...

                                                    Obwohl von Beginn an klar ist, dass das Kindermädchen etwas Böses im Schilde führt und sie durch Intrigen und Manipulationen versuchen wird, die Familie zu zerstören, erzeugt "Die Hand an der Wiege" auch dank der eher weniger bekannten, aber absolut überzeugenden Darstellerriege, zu der in weiteren Rollen u.a. noch Matt McCoy, Ernie Hudson und die noch vor ihrem großen Durchbruch stehende Julianne Moore zählen, ein gewisses Maß an Spannung und Suspense. Da fällt es auch nicht allzu negativ ins Gewicht, dass die Handlungen der Charaktere teilweise reichlich überzogen wirken. Eher verstärkt dieser Pulp-Anstrich den Unterhaltungswert sogar noch zusätzlich, zumal sich die raffinierten Bosheiten des Kindermädchens bis zum Finale kontinuierlich steigern und auf dem Weg dorthin ein permanentes Beklemmungsgefühl sowie die eine oder andere blutige Gewaltspitze mit sich bringen.

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