Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 6

    Der oscarnominierte argentinische Episodenfilm "Wild Tales" erzählt sechs voneinander unabhängige, schwarzhumorige Geschichten über Vergeltung und Gewalteskalation und zeigt auf diese Weise gesellschaftliche Missstände wie Behördenirrsinn und eine allgemeine Verrohung auf.

    Episode 1: Die Passagiere eines Flugzeugs entdecken an sich eine überraschende Gemeinsamkeit.

    Episode 2: In einem Schnellimbiss kehrt ein Mann ein, mit dem die Kellnerin noch eine Rechnung offen hat.

    Episode 3: Auf einer Landstraße eskaliert der Streit zwischen zwei Autofahrern.

    Episode 4: Ein Sprengstoffexperte soll eine Strafe wegen Falschparkens zahlen.

    Episode 5: Der Sohn eines Multimillionärs hat einen tödlichen Unfall verursacht und anschließend Fahrerflucht begangen.

    Episode 6: Auf einer Hochzeit macht der Bräutigam seiner Braut ein Geständnis.

    Jede der sechs Episoden dauert länger als die Vorherige, wobei die erste Geschichte aufgrund ihrer verblüffenden Wendung direkt zu den besten zählt. Leider lassen die meisten der nachfolgenden Geschichten eine solch gelungene Pointe vermissen und steuern recht geradlinig einem erwartbaren Ende entgegen. So stellt die Episode über die beiden Autofahrer für längere Zeit das einzige kleine Highlight dar, wenngleich auch diese noch Potenzial für mehr gehabt hätte. Die mit Abstand stärkste Geschichte haben sich die Macher indes für den Schluss aufgehoben, besticht die Eskalation auf der Hochzeit doch nicht nur durch ihre demaskierende Wirkung, sondern ist auch deutlich emotionaler als die Vorhergegangenen und liefert dazu noch die meisten Lacher. Da diese Geschichte auch den größten Teil der Laufzeit einnimmt, verzeiht man "Wild Tales" auch einige teils umständlich erzählte Episoden, die solch eine Raffinesse vermissen lassen.

    19
    • 7

      Filme über Zeitreisen oder Zeitschleifen üben häufig ihre ganz eigene magische Anziehungskraft aus. Zu den sehenswerten Beiträgen in diesem beliebten Genre zählt auch der fesselnde Thriller "Frequency" unter der Regie von Gregory Hoblit (Zwielicht, Das perfekte Verbrechen), der sich mit Ideen wie dem von Albert Einstein ersonnenen Antitelefon oder auch dem Schmetterlingseffekt auseinandersetzt.

      1969: Während starke Sonnenstürme für helle Polarlichter am Himmel sorgen, empfängt der Feuerwehrmann Frank Sullivan (Dennis Quaid) über seinen Funkapparat plötzlich Nachrichten seines Sohnes John (James Caviezel) aus der Zukunft des Jahres 1999. John, der im Morddezernat der Polizei arbeitet, warnt seinen zunächst ungläubigen Vater vor, dass dieser beim Brand einer Lagerhalle ums Leben kommen wird. Während John versucht, seinen Vater zu retten, muss dieser seinem Sohn dabei helfen, einen Serienkiller zu fassen, der Ende der 60er junge Krankenschwestern ermordete...

      "Frequency" benötigt anfangs ein wenig Zeit, um in die Gänge zu kommen und lebt zunächst hauptsächlich von den Emotionen, die sich durch das unerwartete Gespräch zwischen Vater und Sohn über die Zeitgrenzen hinweg ergeben. Just in dem Moment, in dem man sich als Zuschauer fragt, was denn nun überhaupt noch kommen soll, nimmt dann allerdings die Handlung um den Serienkiller Fahrt auf und die Geschichte entwickelt sich zu einem packenden Wettlauf gegen die Uhr. Das gestaltet sich zwar nach wie vor ein bisschen rührselig und spart auch nicht mit einer guten Portion Kindheitsnostalgie, entfaltet aber dank einiger cleverer Drehbucheinfälle auch eine starke Sogwirkung, wenngleich man - wie so oft bei Zeitreisefilmen - die Logik des Geschehens am besten nicht allzu sehr hinterfragen sollte.

      So steht am Ende ein spannendes Thrillererlebnis, das mit einem gut aufgelegten Cast, zu dem u.a. noch Elizabeth Mitchell (Lost) und Noah Emmerich (Die Truman Show) gehören, sowie einer Prise Action garniert wird.

      23
      • 4 .5

        "Ferris macht blau" unter der Regie von John Hughes (The Breakfast Club, Ein Ticket für Zwei) ist eine reichlich dröge Highschool Komödie mit allerlei abgestandenen Gags, die ohne nennenswerte Höhepunkte vor sich hindümpelt.

        Um nicht in die Schule zu müssen, täuscht der sich im Abschlussjahr befindliche Ferris Bueller (Matthew Broderick) vor, krank zu sein. Gemeinsam mit seinen Freunden Sloane (Mia Sara) und Cameron (Alan Ruck) unternimmt er einen Trip nach Chicago, während diverse Vorkehrungen dafür sorgen sollen, dass sein Schwindel nicht auffliegt. Der despotische Schulleiter Ed Rooney (Jeffrey Jones) ist Ferris jedoch schon dicht auf den Fersen...

        Was zunächst noch nach einem turbulenten kleinen Abenteuer klingt, bei dem die Kids so richtig die Sau rauslassen, entpuppt sich alsbald leider als sehr zähe und furchtbar spießige Angelegenheit, fällt Ferris und seinen Freunden doch kaum etwas Besseres ein, als in einem teuren Restaurant essen zu gehen oder sich in einem Kunstmuseum alte Meister anzusehen. Speziell der extrem selbstverliebte Protagonist kommt dabei so gar nicht wie der nette Junge von Nebenan rüber, mit dem man vielleicht gerne selbst einmal um die Häuser ziehen würde, sondern eher wie ein arroganter Schnösel, dem es vielleicht ganz gut täte, wenn seine Charade aufflöge. Besonders die Momente, in denen Ferris die vierte Wand durchbricht und sich direkt an das Publikum wendet, lassen ihn extrem unsympathisch erscheinen, nutzt er diese Situationen doch zumeist, um altkluge Ratschläge zu erteilen oder über seine Freunde zu lästern.

        Erschwerend hinzu kommt, dass Hughes' Komödie nie so richtig Fahrt aufnimmt und einzelne Szenen - wie etwa die Gesangseinlage auf einem Umzugswagen - sich nicht stimmig aus der Handlung ergeben, sondern wie aufgesetzt wirken. Rätselhaft erscheint zudem, warum im letzten Drittel des Films plötzlich der Konflikt zwischen Cameron und seinem (nie tatsächlich auftretenden) Vater derart in den Mittelpunkt gerückt wird, kann dieser mangels geleisteter Vorarbeit doch keinerlei Emotionen hervorbringen. So scheint es, als ob Hughes seiner platten Pennälerklamotte auf den letzten Metern noch einen ernsthaften Anstrich verpassen wolle.

        22
        • 7

          Das auf einer wahren Begebenheit beruhende Drama "Betty Anne Waters" unter der Regie von Tony Goldwyn (Männerzirkus, Der letzte Kuss) zeichnet sich durch eine gleichsam nüchterne wie einfühlsame Erzählweise, eine bewegende Geschichte und gute Schauspielleistungen aus.

          Als ihr vorbestrafter Bruder Kenny (Sam Rockwell) wegen Mordes an einer Nachbarin zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wird, ist seine Schwester Betty Anne (Hilary Swank) als Einzige von seiner Unschuld überzeugt. Um ihren Bruder freizubekommen, holt die aus prekären Verhältnissen stammende Frau ihren Schulabschluss nach und beginnt ein Jurastudium, mit dem Ziel, ihren Bruder als Anwältin selbst zu verteidigen. Ihr jahrelanger Kampf gegen juristische Fallstricke hat zur Folge, dass Betty Anne ihr eigenes Leben für die Freiheit ihres Bruders opfern muss...

          Die Geschichte einer starken Frau, die sich für die Haftentlassung eines Gefangenen einsetzt, hat man schon häufiger in Filmen wie "Dead Man Walking" (1995) oder "Das Leben des David Gale" (2003) bewundern dürfen. Im Unterschied zu diesen fokussiert sich "Betty Anne Waters" jedoch weniger auf den Gefangenen, sondern zeigt vielmehr, welche gewaltigen Anstrengungen seine Schwester unternehmen muss, um seine Freilassung zu erwirken und wie sehr ihr Privatleben darunter leidet. Das ist zwar insgesamt nicht besonders originell oder spektakulär, weiß aber auch dank der ausgezeichneten Darstellerriege, zu der u.a. noch Minnie Driver (Good Will Hunting), Melissa Leo (Prisoners) und Juliette Lewis (Kalifornia) gehören, emotional zu packen und für die eine oder andere Träne im Knopfloch zu sorgen.

          Seine Spannung bezieht Goldwyns Film indes auch aus dem Rätsel darum, ob Kenny den Mord nicht vielleicht doch begangen hat und die Aufopferung seiner Schwester damit umsonst gewesen ist. Rückblenden in die Kindheit des Geschwisterpaares, in welcher sie erstmals mit der Polizei in Konflikt geraten, sorgen zudem für etwas Auflockerung.

          20
          • 8

            Mit "Ein Köder für die Bestie" schuf Regisseur J. Lee Thompson (Die Kanonen von Navarone, Eroberung vom Planet der Affen) einen stringent erzählten und atmosphärisch dichten Psychothriller, in dessen Zentrum das Duell Mann gegen Mann zweier Leinwandlegenden steht.

            Vor acht Jahren ertappte der Anwalt Sam Bowden (Gregory Peck) den Sexualstraftäter Max Cady (Robert Mitchum) in flagranti bei einer Vergewaltigung und brachte ihn hinter Gittern. Nun jedoch ist Cady wieder auf freiem Fuß und beginnt, Bowden und dessen Familie zu stalken. Spätestens als sie ihren Hund vergiftet im Garten vorfinden, ahnt Bowden, das Cady nicht eher Ruhe geben wird, bis er seine Rache bekommen hat...

            Eher untypisch für die damalige Zeit ist "Ein Köder für die Bestie" noch in Schwarzweiß gedreht, was aber in diesem Fall hervorragend zu der düsteren Geschichte des Films passt. Das Anlocken eines Sexualverbrechers mittels eines menschlichen Köders erinnert dabei entfernt an "Es geschah am hellichten Tag" (1958), ist aber hollywoodtypisch natürlich hier viel größer und spektakulärer aufgezogen als noch im Heinz Rühmann Klassiker. Neben der durchgehend bedrohlichen Stimmung und der temporeichen Erzählweise, die keinen Platz für unnötiges Füllmaterial lässt, stechen in Thompsons Thriller besonders die Leistungen der beiden Hauptdarsteller hervor, liefern sich Peck und Mitchum doch hier ein packendes Duell auf Augenhöhe, bei dem auf eine Gefahrensituation gleich die nächste folgt.

            Vorwerfen lässt sich Thompsons Film indes allenfalls die mangelnde Ausarbeitung der Frauenfiguren, verkörpern Polly Bergen (Cry-Baby) und Lori Martin (Ein Mann wird gejagt) doch ein typisch altmodisches Rollenbild, indem sie immer wieder von den männlichen Charakteren aus der Not gerettet werden müssen und sich nie selbst zur Wehr setzen. Dieser Umstand ändert jedoch glücklicherweise nichts daran, dass "Ein Köder für die Bestie" auch heute noch ein ungemein packendes Filmerlebnis darstellt, welches sich in Sachen Nervenkitzel auch nicht vor Martin Scorseses Remake von 1991 verstecken muss und mit Martin Balsam (Psycho) und Telly Savalas (Kojak) auch in den Nebenrollen stark besetzt ist.

            23
            • 3

              "Knock Knock" unter der Regie des Horrorexperten Eli Roth (Cabin Fever, Hostel) ist ein ebenso unausgegorener wie spannungsarmer Psychothriller, dessen Versuch, Homeinvasion mit einer feministischen Botschaft zu verknüpfen, komplett daneben geht.

              Während seine Frau mit den Kindern einen Ausflug macht, widmet sich der Architekt Evan Webber (Keanu Reeves) am Vatertag daheim seinen Skizzen. Mitten in der Nacht stehen auf einmal zwei vom Regen völlig durchnässte junge Frauen vor seiner Tür, die sich als Genesis (Lorenza Izzo) und Bell (Ana De Armas) vorstellen und offenbar auf dem Weg zu einer Party an die falsche Adresse geraten sind. Evan bietet den attraktiven Frauen sogleich seine Hilfe an, nicht ahnend, dass die Beiden ein grausames Psychospiel mit ihm planen...

              Roths Thriller erinnert mit seiner Prämisse stark an "Funny Games" (1997) von Michael Haneke, ist jedoch weit entfernt von dessen beklemmender Atmosphäre und psychologischer Tiefe. Vielmehr gleicht "Knock Knock" mit seinem sterilen Look so manch schlechter TV-Soap und bewegt sich auch inhaltlich in etwa auf diesem Niveau. Verspricht die Ankunft der zwei Frauen zunächst noch erotisch aufgeladenen Nervenkitzel, geht es stattdessen alsbald wie auf einer schrillen Teenie-Party zu, bei der das Damenduo johlend durchs Haus hüpft und die Kunstwerke von Evans Frau mit Penisbildern bekritzelt. Statt mit raffiniert erdachten Plotideen aufzutrumpfen wird der Zuschauer zudem im Laufe des Films immer mehr mit pseudomoralischem Gequatsche zugetextet, wobei Roths Vorhaben, den Familienvater als den wahren Bösewicht der Geschichte darzustellen, gründlich misslingt.

              Zu allem Überfluss lassen selbst die Leistungen der Darsteller bei dieser langatmigen Aneinanderreihung billiger Schockmomente sehr zu wünschen übrig, wobei Keanu Reeves mit seinem an Nicolas Cage erinnernden Overacting zumindest für einige unfreiwillige Lacher sorgt.

              21
              • 6

                Die Frage, ob Rassismus ausschließlich dunkelhäutigen Menschen widerfährt, oder ob auch Weiße davon betroffen sein können, ist Gegenstand zahlreicher kontrovers geführter Debatten. Während die eine Seite damit argumentiert, dass Diskriminierung und Ausgrenzung nicht weniger schmerzhaft sind, wenn sie sich etwa gegen eine weiße Minderheit richten, ist die Gegenseite der Ansicht, dass sich Rassismus aufgrund der jahrhundertelangen Unterjochung der Schwarzen einzig gegen diese richten kann und sieht in der Behauptung, es gäbe auch gegen Weiße gerichteten Rassismus, eine Form des Geschichtsrevisionismus. "Lakeview Terrace" unter der Regie von Neil LaBute (Nurse Betty, Besessen) nimmt sich des Themas auf zwar recht vereinfachte, aber durchaus eindringliche Weise an.

                Chris Mattson (Patrick Wilson) und seine Ehefrau Lisa (Kerry Washington) ziehen in eine vornehme Wohngegend in Los Angeles. Ihr neuer Nachbar ist der afroamerikanische Polizist Abel Turner (Samuel L. Jackson), welcher die liberale Einstellung des Paares sowie insbesondere die Verbindung zwischen einem weißen Mann und einer schwarzen Frau missbilligt. Was zunächst noch wie eine gewöhnliche Nachbarschaftsfehde erscheint, entwickelt sich alsbald zum lebensbedrohlichen Terror...

                Der Titel von LaButes Film, der im Stile eines Charakterdramas startet, sich im weiteren Verlauf dann aber eher in gewöhnliche Thrillerbahnen begibt, ist nicht zufällig gewählt, handelt es sich hierbei doch um die Gegend, in der Rodney King 1991 zum Opfer massiver Polizeigewalt wurde, was später zu Unruhen in Los Angeles führte, welche zahlreiche Todesopfer forderten. Und tatsächlich bildet die noble Villensiedlung mit den gepflegten Gärten und den großen Swimmingpools in "Lakeview Terrace" einen spannenden Kontrast zu den menschlichen Abgründen, die sich hinter den hohen Hecken auftun.

                Sonderlich subtil geht der Film indes nicht vor, sodass die Fronten bereits sehr früh abgesteckt sind und der Nachbarschaftsstreit eine Stufe nach der anderen auf der Eskalationsleiter erklimmt. Das wirkt zwar zuweilen etwas plump, erfüllt aber letztlich durchaus seinen Zweck und bleibt vor allem dank eines bedrohlich aufspielenden Samuel L. Jackson auch bis weit ins letzte Drittel hinein glaubhaft, ehe der Film durch die banale Schlusssequenz leider einen guten Teil seiner Wirkung einbüßt.

                25
                • 7

                  In Anlehnung an den Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher, welche 1983 im Stern-Magazin veröffentlicht wurden, schuf Regisseur Helmut Dietl (Monaco Franze, Kir Royal) mit "Schtonk!" eine bissige Mediensatire über Sensationsgier, Leichtgläubigkeit und Führerkult.

                  Der Fälscher Fritz Knobel (Uwe Ochsenknecht) verdient sich seinen Lebensunterhalt, indem er selbst produzierte NS-Devotionalien an naive Alt-Nazis verkauft. Als er die Geschichte eines angeblichen Flugzeugabsturzes hört, bei dem private Besitztümer Adolf Hitlers verschollen sein sollen, inspiriert ihn dies dazu, durch gefälschte Tagebücher des Diktators noch mehr Geld zu verdienen. Schließlich bekommt auch der vom Dritten Reich faszinierte Journalist Hermann Willié (Götz George) Wind von der Sache und bietet dem Fälscher in der Hoffnung auf eine echte Sensation einen Millionenbetrag, um die Tagebücher veröffentlichen zu können...

                  "Schtonk!" lebt weniger von einer besonders hervorstechenden Inszenierung, als vielmehr von der ebenso überspitzten wie detailgenauen Auseinandersetzung mit einem der größten Skandale der deutschen Nachkriegsgeschichte, welcher das Vertrauen in die Presselandschaft nachhaltig erschütterte. Auch dank eines sichtlich spielfreudigen Casts, welchem neben einem großartigen Götz George, der als schmieriger Journalist konsequent gegen sein Schimanski-Image anspielt, u.a. noch Christiane Hörbiger als sexhungrige Nazi-Nichte, Veronica Ferres als zeigefreudige Kellnerin und Ulrich Mühe als Verlagsleiter mit Vorliebe für schräge Gesangsnummern angehören, gelingt Dietl so eine groteske Persiflage, die sich trotz mancher Albernheit erstaunlich nah an den realen Ereignissen bewegt und die seinerzeit involvierten Stern-Redakteure teilweise wörtlich zitiert.

                  Somit funktioniert "Schtonk!" auch heute noch als eine die gesellschaftliche Doppelmoral entlarvende Satire, die nach wie vor einige starke Lacher hervorbringt.

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                  • 4

                    "21 Bridges" unter der Regie des vornehmlich für sein Mitwirken an Serien wie "Game of Thrones" und "Penny Dreadful" bekannten Brian Kirk ist ein extrem generischer Copthriller, der rein gar nichts aus seiner durchaus vielversprechenden Prämisse herausholt und außer einem engagierten Hauptdarsteller und etwas Ballerei kaum etwas zu bieten hat.

                    Der New Yorker Polizeibeamte Andre Davis (Chadwick Boseman) gilt als fähiger Mann, steht wegen des häufigen Gebrauchs seiner Dienstwaffe jedoch intern auch in der Kritik. Als ausgerechnet er auf den Fall zweier Kleingangster angesetzt wird, die bei einem nächtlichen Drogencoup ein halbes Dutzend Polizisten getötet haben, erhoffen sich seine Kollegen dementsprechend einen blutigen Rachefeldzug. Andres erste Maßnahme besteht allerdings zunächst einmal darin, alle Brücken und Zufahrtswege nach Manhattan zu sperren, um die Gangster nicht von der Insel entkommen zu lassen...

                    Die Sperrung der 21 Brücken, welche Manhattan mit den anderen Stadtteilen verbinden, klingt nach einer spannenden Ausgangslage für einen absoluten Ausnahmezustand in New York. Doch letztlich hat diese Maßnahme für den weiteren Handlungsverlauf keinerlei Bewandnis, kommt es aufgrund der Sperrung doch weder zu Unruhen oder Panik in der Bevölkerung, noch ergibt sich daraus ein größeres Verkehrschaos. Als ähnlich bedeutungslos erweist sich zudem auch die Hintergrundgeschichte des Protagonisten, spielen die internen Ermittlungen gegen ihn doch ebenso wenig eine größere Rolle für die Geschichte wie sein Verhältnis zu seinem in der Eröffnungsszene betrauerten Vater und dessen offenkundig fragwürdigen Methoden.

                    Statt sich also auf tiefergehende Weise mit dem kaputten Moralkompass der amerikanischen Polizei zu beschäftigen, verkommt "21 Bridges" sehr bald zur eindimensionalen Verbrecherjagd, bei der in Ermangelung von cleveren Ideen lediglich ein Schusswechsel an den nächsten gereiht wird. Dies ließe sich noch einigermaßen verkraften, wäre die Action wenigstens hochwertig inszeniert, doch sind die Aufnahmen dazu viel zu dunkel und ohne die benötigte Härte.

                    Während der weitere Cast um Sienna Miller und J.K. Simmons den inkohärent geschriebenen Charakteren kaum etwas abzugewinnen vermag, kann einzig Chadwick Boseman in der Rolle des Protagonisten ein paar Akzente setzen. Schlussendlich ist jedoch auch er gegen das ebenso platte wie vorhersehbare Drehbuch machtlos.

                    22
                    • 6
                      über Crawl

                      Der von Alexandre Aja (The Hills have Eyes, Horns) inszenierte "Crawl" ist ein solider Tierhorrorfilm, der dank seines beengtes Settings eine klaustrophobische Atmosphäre heraufzubeschwören weiß, dabei jedoch auch unter einigen Spannungsdurchhängern leidet.

                      Allen Warnungen vor einem gewaltigen Hurrikan zum Trotz, welcher schon bald auf ihre Heimat Florida treffen soll, macht sich die Leistungsschwimmerin Haley (Kaya Scodelario) auf die Suche nach ihrem Vater Dave (Barry Pepper), der telefonisch seit geraumer Zeit nicht zu erreichen ist. Als sie ihn schließlich verletzt und bewusstlos im Keller ihres früheren Wohnhauses findet, will die junge Frau ihn so schnell wie möglich in ein Krankenhaus bringen. Dieses Vorhaben wird jedoch nicht nur durch den tobenden Hurrikan, sondern vor allem durch mehrere Alligatoren erschwert, die ebenfalls den Weg in den alsbald überfluteten Keller gefunden haben...

                      "Crawl" verzichtet nahezu komplett auf das ironische Augenzwinkern vieler anderer Tierhorrorfilme und nimmt sich selbst und sein Schreckensszenario entsprechend ernst. Sonderlich realistisch fühlt sich Ajas Werk aber dennoch nicht unbedingt an, was allein schon den nahezu übermenschlichen Fähigkeiten der wehrhaften Protagonistin geschuldet ist. Wer mit diesem Umstand einigermaßen leben kann, bekommt eine tricktechnisch durchaus überzeugende Mixtur aus Katastrophenaction und Krokodilhorror geboten, die zwischendurch immer mal wieder durch die Aufarbeitung von eher wenig interessanten Familienkonflikten unterbrochen wird. So wechseln sich packende Phasen, in denen Vater und Tochter ums nackte Überleben kämpfen, mit recht ereignisarmen Phasen ab, was zur Folge hat, dass sich "Crawl" trotz der knappen Laufzeit länger anfühlt, als er tatsächlich ist.

                      Wenig vorwerfen lässt sich derweil dem engagierten Hauptdarstellerduo, welches den Film fast allein tragen muss, da alle kurz auftretenden Nebenfiguren sehr bald den Alligatoren zum Opfer fallen. Zudem profitiert Ajas Film auch einfach extrem von seiner spektakulären Prämisse, die so manche Schwäche von "Crawl" noch halbwegs kaschieren kann.

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                      • 6 .5

                        "Cliffhanger" unter der Regie des Finnen Renny Harlin (Tödliche Weihnachten, Deep Blue Sea) ist ein schnörkelloser Actionthriller vor imposanter Bergkulisse, der trotz fehlenden Tiefgangs und einer sehr simpel gestrickten Handlung für Nervenkitzel in schwindelerregender Höhe zu sorgen weiß.

                        Seit einem furchtbaren Unglück leidet der Bergretter Gabe (Sylvester Stallone) unter starken Schuldgefühlen und möchte seinem Kollegen Hal (Michael Rooker) nicht mehr unter die Augen treten. Als sie während eines Schneesturms das Notsignal einer Gruppe vermeintlicher Bergwanderer empfangen, machen sich die beiden Männer aber dennoch zusammen auf, um die in Not Geratenen zu retten. Wie sich jedoch bald herausstellt, handelt es sich bei der Gruppe um eine Bande Krimineller unter der Führung des skrupellosen Eric Qualen (John Lithgow), welche zuvor bei einem Flugzeugtransport 100 Mio. Dollar erbeutet hat und sich nach dem Absturz ihrer Maschine nun auf der Suche nach den verlorenen Geldkoffern befindet. Ein Ziel, für das die Bande sogar bereit ist, über Leichen zu gehen...

                        Zwar bietet die Handlung von Harlins Actionthriller nicht viel mehr als jene simple Jagd nach den Geldkoffern, doch ist "Cliffhanger" so temporeich inszeniert, dass der Film dennoch ein gutes Maß an Spannung generiert. Speziell der Drahtseilakt zu Beginn sowie die nicht minder spektakuläre Flugzeugentführung vermögen den Puls zwischenzeitlich schon ganz gut in die Höhe zu treiben. Da stört es auch kaum, dass die Dialoge nicht sonderlich geistreich ausfallen und der Cast, zu welchem u.a. noch Janine Turner (Die Vorsehung) und Rex Linn (Rush Hour) gehören, bisweilen etwas überdreht agiert. Schließlich machen das eindrucksvoll eingefangene Bergpanorama sowie die mit vereinzelten Gewaltspitzen gewürzten Actionszenen in dieser Hinsicht vieles wieder wett.

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                        • 8

                          Der sich den gängigen Genrekonventionen größtenteils verweigernde "Midsommar" ist ein ebenso grotesker wie verstörender Psychohorrortrip, der vor dem Hintergrund einer pagane Kulte ausübenden schwedischen Dorfgemeinschaft von Trauerbewältigung, toxischen Beziehungen und mentalen Zusammenbrüchen erzählt.

                          Ein schwerer familiärer Schicksalsschlag wirft die psychisch ohnehin angeschlagene Studentin Dani (Florence Pugh) vollends aus der Bahn. Obwohl er schon seit einer Weile mit dem Gedanken spielt, sich von ihr zu trennen, bleibt ihr Freund Christian (Jack Reynor) daher bei ihr, um Dani in dieser für sie furchtbaren Zeit beizustehen. Entgegen seiner Erwartung nimmt sie sogar seine Einladung an, mit ihm und ein paar Freunden nach Schweden zu reisen, wo sie in einer abgelegenen Gemeinde an den Feierlichkeiten zur Sommersonnenwende teilnehmen wollen. Schon bald jedoch entwickeln sich die so paradiesisch anmutenden Rituale der Gemeinschaft zu einem wahren Höllenritt...

                          "Midsommar" verfügt über viele Parallelen zu Ari Asters Regiedebüt "Hereditary" (2018), welche von der psychisch labilen Protagonistin über die Fokussierung auf Themen wie Trauer und Verlust bis hin zu den auf spätere Ereignisse der Handlung verweisenden Runen und Wandmalereien reichen, welche als Äquivalent zu den Miniaturen in Asters Erstlingswerk gesehen werden können. Anhand dieser Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Filmen lässt sich somit sehr gut verdeutlichen, über welch eigenwillige Handschrift Aster bereits verfügt und doch ist "Midsommar" zugleich so radikal anders als "Hereditary", dass der Film auf seine ganz eigene Art zu faszinieren weiß.

                          Die Unterschiede beginnen schon damit, dass "Midsommar" vornehmlich im Hellen spielt und mit seinen lichtdurchfluteten Bildern weiter Grasflächen jegliche Genreregeln konsequent unterwandert. Davon losgelöst ist lediglich der an düsteren Wintertagen spielende Prolog des Films, der Asters neuesten Schocker sogleich mit einem erschütternden Paukenschlag einleitet, dessen Folgen den weiteren Handlungsverlauf maßgeblich beeinflussen. Trotz solch aufwühlender Szenen und auch einigen heftigen Gewaltmomenten ist "Midsommar" aber dennoch auch ein erstaunlich lustiges Werk, was neben den trockenen Onelinern von Christians Kumpel Mark (Will Poulter) vornehmlich den bewusst überzeichnet dargestellten Ritualen selbst zuzuschreiben ist. Kreative Szenenübergänge, obskure Hintergrunddetails und ungewöhnliche Kameraeinstellungen sorgen indes zusätzlich dafür, dass sich Asters Werk eher als bizarr statt als im herkömmlichen Sinne gruselig beschreiben lässt. Und nicht zuletzt sorgen auch die guten Leistungen der Castmitglieder, welche von einer hervorragenden Florence Pugh angeführt werden, dafür, dass diese Skandinavienreise so schnell nicht vergessen werden kann.

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                          • 8 .5

                            Der auf realen Begebenheiten beruhende "A Taxi Driver" unter der Regie von Hun Jang (The Secret Reunion, The Front Line) ist eine wunderbar ausbalancierte Mischung aus leichtfüßiger Komödie, packendem Actiondrama und bewegender Geschichtsstunde. Die zur Zeit der Gwangju-Aufstände angesiedelte Story eines Taxifahrers und seines Fahrgastes begeistert durch hervorragend eingefangene Bilder, ein dynamisches Erzähltempo und sehr viel Herzenswärme.

                            Südkorea 1980: Der politisch wenig interessierte Taxifahrer Man-seob Kim (Kang-ho Song) wittert ein lukratives Geschäft, als er davon erfährt, dass der Deutsche Jürgen Hinzpeter (Thomas Kretschmann) eine enorm hohe Summe bietet, um von Seoul nach Gwangju gefahren zu werden. Was Kim nicht ahnt: Hinzpeter ist Korrespondent des NDR und möchte die grausamen Vorgänge in der Stadt dokumentieren, welche nach offenen Konfrontationen zwischen Demonstranten und Staatsmacht zur verbotenen Zone erklärt wurde. Ein Hineinkommen nach Gwangju ist somit einerseits schwierig und andererseits extrem gefährlich, denn das Militär ist bereit, jeden zu töten, der sich ihm in den Weg stellt...

                            "A Taxi Driver" startet als charmante Komödie, die das Alltagsleben des recht schrulligen Taxifahrers beleuchtet, gewinnt aber nach und nach immer mehr an Tiefe und nimmt sein Publikum schließlich mit auf eine ebenso fesselnde wie berührende Tour de Force. Die Geschichte, die Regisseur Hun Jang hier erzählt, klingt eigentlich viel zu absurd und weit hergeholt, und doch hat sie sich im Kern genau so zugetragen.

                            Ohne dabei übertrieben pathetisch zu sein, gelingt es dem Film, ganz unterschiedliche Emotionen während dieses irrwitzigen Trips hervorzurufen, was auch ein Verdienst der exzellenten Darstellerriege ist, aus der der spätestens durch "Parasite" (2019) zum Star gewordene Kang-ho Song und Thomas Kretschmann (Der Pianist) als ungleiches Duo naturgemäß besonders hervorstechen.

                            Wieviele Menschen bei den blutig beendeten Aufständen gegen die Militärdiktatur ihr Leben lassen mussten, ist bis heute nicht genau bekannt. Schätzungen gehen jedoch von bis zu 600 Toten aus. Inzwischen erinnert zudem ein Denkmal in Gwangju an Jürgen Hinzpeter - den mutigen Reporter, der die Bilder des Massakers in die Welt hinaustrug.

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                            • Mit Susy Hendrix (Warte, bis es dunkel ist) gegen Einbrecher
                              Mit Mari Collingwood (The Last House on the Left) gegen Vergewaltiger
                              Mit dem Candyman gegen Rassisten
                              Mit dem Weißen Hai gegen Tierquäler
                              Mit Ray Peterson gegen meine teuflischen Nachbarn

                              14
                              • 6

                                Mit seinem Remake des John Carpenter Klassikers wagte sich Regisseur Rob Zombie (Haus der 1000 Leichen, The Devil's Rejects) an eine Neuinterpretation der Geschichte der Slasherikone Michael Myers. Sein "Halloween" von 2007 ist weit weniger subtil als das Original, formuliert viele Dinge aus, die Carpenter nur andeutete und steigert vor allem auch den Härtegrad um ein Vielfaches, sodass Michaels Rückkehr zum ebenso rohen wie ultrabrutalen Schlachtfest wird.

                                In der Halloweennacht richtet der aus dem White Trash Milieu stammende Michael Myers (Daeg Faerch) bei sich Zuhause ein wahres Blutbad an, dem u.a. auch seine ältere Schwester Judith (Hanna Hall) zum Opfer fällt. Daraufhin wird der schon zuvor verhaltensauffällige Junge in eine Psychiatrie eingewiesen, wo er vom Kinderpsychologen Dr. Loomis (Malcolm McDowell) betreut wird. In all den Jahren, die Michael in seiner Obhut verbringt, gelingt es Loomis jedoch nicht, zu dem inzwischen zu einem regelrechten Hünen herangewachsenen Killer durchzudringen. Als Loomis schließlich in den Ruhestand geht, gelingt Michael die Flucht...

                                Rob Zombies "Halloween" enthält zwar zahlreiche Referenzen an das Original, verfügt aber gleichzeitig über einen ganz eigenen Tonfall und erweitert die Geschichte um einige neue Handlungselemente. Anders als Carpenter lässt Zombie dabei keine Leerstellen, sondern geht wesentlich expliziter vor, sowohl was Michaels Hintergrund, als auch die Gewaltdarstellung angeht, welche sicherlich einige Zuschauer von Beginn an abschrecken dürfte. Zwar fällt der psychologische Unterbau der Geschichte reichlich plakativ und klischeebehaftet aus, doch erweist sich Zombies Faszination für das Böse als ansteckend genug, um ihm Michaels Werdegang abzukaufen.

                                Obschon der Verlauf der Handlung natürlich weitgehend vorherzusehen ist und einige redundante Szenen in der zweiten Filmhälfte für ein paar Längen sorgen, weiß Zombies "Halloween" Spannung zu erzeugen und gleichzeitig durch die ungeschönte Brutalität zu verstören. Auch die Darstellerriege agiert dabei auf einem soliden Niveau, wenngleich kein Castmitglied das Charisma von Jamie Lee Curtis oder Donald Pleasence besitzt und speziell die neue Laurie Strode (Scout Taylor-Compton) relativ blass bleibt.

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                                  Das auf einem Bühnenstück von Noël Coward basierende Liebesdrama "Begegnung" unter der Regie David Leans (Lawrence von Arabien, Doktor Schiwago) erzählt von unterdrückten Gefühlen, gesellschaftlichen Zwängen und unerfüllten Sehnsüchten. Die in stimmungsvollen Schwarzweiß Bildern eingefangene Geschichte zweier Liebender, die nicht zusammen bleiben können, startet recht simpel, entfaltet speziell im letzten Drittel aber eine enorme emotionale Sogkraft.

                                  Laura Jesson (Celia Johnson), eine verheiratete Hausfrau und Mutter zweier Kinder, lernt im Warteraum eines Bahnhofs den ebenfalls verheirateten Arzt Alec Harvey (Trevor Howard) kennen. Beide beschließen, sich fortan immer donnerstags zu treffen und zusammen in Cafés oder ins Kino zu gehen. Schon bald entwickeln sie starke Gefühle füreinander und stehen vor der schwerwiegenden Entscheidung, ob sie ihre Affäre fortsetzen wollen oder sich nie mehr wiedersehen...

                                  Der in Rückblenden erzählte Film behandelt ein zeitloses Thema auf ebenso wie nachvollziehbare wie sensible Art und verzichtet dabei dankenswerter Weise auf übertriebenen Pathos und allzu viele Rührseligkeiten. Darüber hinaus ist "Begegnung" auch frei von unnötigen Nebenhandlungen, sodass lediglich die eingestreuten Flirts zwischen einem Bahnangestellten und einer Cafébetreiberin den Zuschauer kurzzeitig von den beiden Hauptfiguren wegführen und für ein wenig humorvolle Auflockerung in der ansonsten so melancholischen Erzählung sorgen.

                                  Neben dem cleveren Handlungsaufbau weiß derweil auch die wunderbare Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern zu gefallen, wenngleich Lauras Erzählerstimme, welche den gesamten Film trägt, sich anfangs noch als gewöhnungsbedürftig erweist.

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                                    Kenduskeag 07.10.2021, 12:16 Geändert 07.10.2021, 12:19

                                    Der zum Kultfilm avancierte "Hellraiser" unter der Regie Clive Barkers (Cabal, Lord of Illusions), welcher seine eigene Romanvorlage adaptierte, ist ein mit kreativen Designs und starken Spezialeffekten überzeugendes Horrorwerk, welches inhaltlich jedoch lange Zeit auf der Stelle tritt und daher trotz der kurzen Laufzeit sehr zäh und spannungsarm ausfällt.

                                    Das Ehepaar Larry (Andrew Robinson) und Julia (Clare Higgins) zieht in das leerstehende Haus von Larrys Bruder Frank (Sean Chapman), mit welchem Julia eine heimliche Affäre führte, ehe er wie vom Erdboden verschwand. Als Larry sich an einem hervorstehenden Nagel die Hand verletzt, erwacht Frank, der von den Zenobiten - seltsamen Wesen aus einer fremdartigen Dimension - gefangen gehalten wurde, durch das Blut seines Bruders zu neuem Leben. Damit sich sein Körper wieder vollständig materialisieren kann, benötigt Frank jedoch dringend weiteres Blut...

                                    "Hellraiser" verfügt von Beginn an über einige interessante Ideen, kommt allerdings nur sehr schwer in die Gänge, sodass das erste Drittel des Films fast ausschließlich mit den Umzugsarbeiten des Protagonistenpaares gefüllt wird. Erst wenn dann Frank seine Wiederauferstehung feiert, kommt allmählich etwas Schwung in die sich zuvor wie bloßes Stückwerk präsentierende Geschichte und Barkers Film kann mit einigen handgemachten Effekten auftrumpfen, die sich auch heute noch sehr gut sehen lassen können.

                                    Störend hingegen fallen neben den teils extrem platten und mitunter unfreiwillig komischen Dialogen auch einige Kontinuitätsfehler auf, welche in der ohnehin lange Zeit eher ziellos wirkenden Handlung für zusätzliche Irritationen sorgen. Die Leistungen der Darsteller, zu welchen außerdem noch Ashley Laurence in der Rolle der Tochter gehört, lassen sich indes als solide bezeichnen, wenngleich Higgins und Robinson sich nah an der Grenze zum Overacting bewegen.

                                    Trotz des kreativen Äußeren der Zenobiten, welches aber auch erst im letzten Drittel so richtig zur Geltung kommt, fühlt sich "Hellraiser" zudem ziemlich trist und leer an, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass der Film zum Großteil auf einem dunklen Dachboden spielt.

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                                      Kenduskeag 06.10.2021, 11:33 Geändert 06.10.2021, 11:35

                                      Der norwegische Katastrophenthriller "The Quake" ist im Vergleich zu vielen Hollywood Vertretern des Genres ein Film der eher leisen Töne, der sich ausgiebig Zeit nimmt, um das Innenleben seiner durch die im Vorgänger "The Wave" (2015) gezeigten Ereignisse traumatisierten Protagonisten zu beleuchten, ehe er im letzten Drittel dann doch noch spektakuläre Erdbebenaction liefert.

                                      Drei Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe lebt der seither unter psychischen Problemen leidende Geologe Kristian (Kristoffer Joner) getrennt von seiner in Oslo wohnenden Familie in einem Haus am Fjord. Als einer seiner Arbeitskollegen durch einen Felssturz im Oslofjordtunnel zu Tode kommt, findet Kristian in dessen Nachlass Aufzeichnungen, die auf ein gewaltiges Beben hindeuten, welches die norwegische Hauptstadt dem Erdboden gleichmachen würde. Unverzüglich reist Kristian nach Oslo, um seine Familie vor der bevorstehenden Katastrophe in Sicherheit zu bringen...

                                      Schon der Vorgänger war kein von Daueraction geprägtes Werk, sodass Zuschauer, die sich von "The Quake" Weltuntergangsszenarien wie in vielen Roland Emmerich Filmen erhoffen, vorgewarnt werden sollten. Tatsächlich handelt es sich über weite Strecken eher um ein Familiendrama, in dem die Folgen der Flut für den wie schon im ersten Teil im Mittelpunkt stehenden Geologen, seine Frau und seine beiden Kinder aufgearbeitet werden. Dank der gut aufgelegten Darstellerriege um Kristoffer Joner (The Revenant, Mission Impossible: Fallout) funktioniert dies auch recht gut, wenngleich man sich nach einer guten Stunde dann doch allmählich nach dem großen Beben sehnt.

                                      Wenn jenes dann endlich so richtig losgeht, verzeichnet "The Quake" deutliche Ausschläge auf der Spannungsskala und überzeugt überdies mit mehr als ordentlicher Effektarbeit. Anders als vergleichbare Hollywood Produktionen ist das dargestellte Szenario zudem sogar relativ realistisch gehalten und auch die Hauptfiguren entwickeln im Angesicht der Katastrophe keine plötzlichen Superkräfte. Bedauerlicherweise kommt das Ende des Films dann aber ziemlich abrupt, sodass man als Zuschauer den Eindruck gewinnt, dass der letzte Teil womöglich aus Kostengründen ausgespart wurde.

                                      Danke @J.F. Lannister für die Empfehlung!

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                                        Filme, die gegen die Todesstrafe plädieren, gibt es viele, doch nur wenige tun dies, indem sie die Perspektive der Wärter einnehmen, welchen die furchtbare Aufgabe zukommt, die Todeskandidaten in den letzten Stunden ihres Lebens zu begleiten und sie schließlich zum Strick zu führen. Das südafrikanische Gerichtsdrama "Im Todestrakt" unter der Regie von Oliver Schmitz (Fleisch, Amokspiel) beleuchtet auf intensive Weise die Erlebnisse eines solchen Wärters, der für die Gefangenen Schäfer und Schlachter zugleich sein muss.

                                        Pretoria 1987: Der 19 Jährige Leon Labuschagne (Garion Dowds) erschießt eines Nachts auf einer einsamen Straße scheinbar grundlos sieben Insassen eines Minibusses. Sein Verteidiger (Steve Coogan), welcher ein entschiedener Gegner der Todesstrafe ist, die seinem Mandanten nun droht, will vor Gericht beweisen, dass die psychische Belastung, welcher Leon bei seiner Arbeit als Wärter im Todestrakt ausgesetzt war, für dessen grausame Tat ursächlich ist. Als der angeklagte Teenager schließlich aussagt, kommen die ungeheuerlichen Zustände im Todestrakt ans Tageslicht...

                                        Schmitz' Drama besticht in erster Linie durch seine bemerkenswerte Thematik, zeigt der Film doch auf eindrucksvolle Weise auf, dass nicht nur die zum Tode Verurteilten selbst zu leiden haben, sondern auch ihre Wärter einem enormen psychischen Druck ausgesetzt sind, wenn sie den Tod der Männer herbeiführen müssen, die sie zuvor betreut haben.

                                        Neben diesem schrecklichen Teufelskreis aus Tod und Trauma, den der Film behandelt, sind es außerdem die guten Darstellerleistungen, welche "Im Todestrakt" Pluspunkte einbringen. Speziell Garion Dowds weiß als sensibler Angeklagter zu gefallen und erinnert mit seiner Performance mitunter an den jungen Edward Norton in "Zwielicht" (1996). Aber auch der ansonsten eher für seine komödiantischen Rollen bekannte Steve Coogan meistert seinen Part als Verteidiger des jungen Mannes mühelos.

                                        Schmitz' Art der Inszenierung hingegen lässt sich lediglich als solide bezeichnen und lässt keinen besonderen Einfallsreichtum erkennen. Dadurch, dass der Film sehr viel mit Rückblenden arbeitet, entsteht zuweilen der Eindruck, dass die Geschichte trotz der kurzen Laufzeit lange nicht so richtig in Schwung kommt und die Handlung eine Weile auf der Stelle tritt. Zudem entwickelt "Im Todestrakt" letztlich auch nicht ganz die emotionale Wucht, welche das brisante Thema eigentlich hergegeben hätte.

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                                          Kenduskeag 04.10.2021, 13:05 Geändert 04.10.2021, 13:07

                                          Der von John Dahl (Red Rock West, Rounders) inszenierte "Joyride" ist ein adrenalingetriebener Roadmovie Thriller, der mit einer einnehmenden Atmosphäre, packender Action und einigen Gewaltspitzen für rasante Unterhaltung sorgt.

                                          Spontan entschließt sich der Student Lewis (Paul Walker) dazu, einen Gebrauchtwagen zu kaufen und mit diesem zu seiner heimlichen Liebe Venna (Leelee Sobieski) im 400 Meilen entfernten Colorado zu fahren. Unterwegs gabelt er außerdem noch seinen älteren Bruder (Steve Zahn) auf, der eben erst aus dem Gefängnis entlassen wurde. Mittels eines Funkgeräts erlauben sich die beiden Brüder während der Fahrt einen boshaften Scherz mit einem Trucker. Nicht ahnend, dass sie sich mit einem eiskalten Psychopathen angelegt haben...

                                          "Joyride" erinnert mit seiner Ausgangslage an Filme wie "Duell" (1971) oder "Breakdown" (1997) und ist dabei ähnlich packend und kurzweilig gehalten. Hinzu kommt John Dahls ausgezeichnetes Gespür für staubige Wüstenbilder, welches er schon zuvor in "Red Rock West" (1993) unter Beweis stellen konnte. Zwar wirken nicht alle Aktionen des Protagonistentrios und ihres Gegenspielers sonderlich durchdacht, doch lässt das recht hohe Erzähltempo über so manches Logikloch hinwegbrettern. Zudem wissen auch die Darsteller zu gefallen, wenngleich speziell der junge Paul Walker in einer seiner ersten Hauptrollen noch Luft nach oben hat.

                                          So steht am Ende der spannungsgeladenen Fahrt ein zwar nicht besonders innovativer, aber mit einfachen Mitteln überzeugender Thriller vor herrlicher Wüstenkulisse.

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                                            "Dune" unter der Regie des Kanadiers Denis Villeneuve (Prisoners, Arrival) ist ein grandioser SciFi Blockbuster epischen Ausmaßes, der mit einer ausgezeichneten Darstellerriege, hervorragenden Effekten, einem bombastischen Score und immenser Bildgewalt aufzutrumpfen weiß.

                                            In ferner Zukunft wird das Haus der Harkonnen auf Befehl des Imperators vom Wüstenplaneten Arrakis abgezogen, wo es jahrzehntelang für die Produktion des Spice - einer wundersamen Substanz, die sich sowohl auf die kognitiven Fähigkeiten auswirkt, als auch für die Raumfahrt von enormer Bedeutung ist - zuständig war. An Stelle der Harkonnen soll von nun an das Haus Atreidis unter der Führung von Herzog Leto (Oscar Isaac) und seiner Partnerin Lady Jessica (Rebecca Ferguson) über Arrakis herrschen und die Spice-Ernte vorantreiben. Mit Leto und Jessica gelangt auch ihr Sohn Paul (Timothée Chalamet) auf den Wüstenplaneten, welcher seit einiger Zeit von rätselhaften Visionen geplagt und von den Einheimischen Fremen als Messias gefeiert wird...

                                            Villeneuves SciFi Epos steht zu Beginn vor der komplexen Aufgabe, eine Vielzahl an Charakteren und Begrifflichkeiten einzuführen und nimmt sich entsprechend Zeit, um die von Frank Herbert geschaffene Welt angemessen zu etablieren. Diese ausführliche Exposition mag nicht immer besonders elegant vonstatten gehen - etwa, indem Namen und Zusammenhänge anhand von Pauls Lernmaterial erklärt werden - erfüllt aber in jedem Fall ihren Zweck.

                                            Ist der wichtigste Teil der Einleitung erst einmal vorüber, startet eine klassisch gehaltene Heldenreise mit dem jungen Paul im Mittelpunkt, welcher sich auf der Suche nach seinem Platz im Universum befindet. Verknüpft wird diese Heldenreise mit eindeutiger Kritik an Kapitalismus, Ausbeutung und gewaltsamer Kolonisierung und spricht damit Themen an, die heute noch so aktuell sind wie zur Entstehungszeit der Romanvorlage. Auch ist jederzeit spürbar, welch großen Einfluss Herberts Bücher auf das SciFi Kino der vergangenen Jahrzehnte hatte. So dürften etwa speziell Fans von "Star Wars" hier viele Motive wiedererkennen, welche auch die Geschichte von Luke Skywalker und Co. prägen. Doch auch wer solche Verbindungen nicht herstellen kann, vermag an der überwältigenden Kraft von "Dune" viel Freude haben. Als eine von vielen eindrucksvollen Szenen des Films sei nur die erste Sandwurm Attacke genannt, welche mit ihrem perfekten Gespür für Suspense an den Angriff auf den Konvoi in "Sicario" (2015) erinnert.

                                            Nicht zuletzt ist "Dune" auch großes Star-Kino, sind neben einem als sensibler Adelsspross überzeugenden Timothée Chalamet und einer als dessen undurchschaubare Mutter glänzende Rebecca Ferguson doch auch die Nebenrollen mit u.a. Zendaya, Josh Brolin und Jason Momoa prominent besetzt. Einzig die Bösewichte rund um den von Stellan Skarsgård verkörperten Baron Harkonnen kommen dabei noch recht kurz.

                                            Will man Villeneuves Film etwas vorwerfen, dann wohl in erster Linie, dass er nur schlecht für sich allein stehen kann. "Dune" deutet viele Dinge nur an, lässt tiefergehende Zusammenhänge nur erahnen und endet auch überraschend abrupt. Entsprechend fühlt sich dieser erste Teil wie der Auftakt zu einer ganzen Reihe an und kann wohl erst abschließend bewertet werden, wenn die Geschichte zu Ende erzählt ist. Insofern ist Teil 1 der Saga vor allem auch ein Versprechen auf ein Wiedersehen, welches dann hoffentlich genauso imposan(d) ausfällt.

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                                            • Sehr cool, kidhan 👍

                                              Loriot (Wum & Wendelin) - Ich wünsch mir ne kleine Miezekatze
                                              https://m.youtube.com/watch?v=MQ11q_T4Zv0

                                              Fool's Garden - Lemon Tree
                                              https://m.youtube.com/watch?v=bCDIt50hRDs

                                              Eminem - Mockingbird
                                              https://m.youtube.com/watch?v=S9bCLPwzSC0

                                              Linkin Park - Numb
                                              https://m.youtube.com/watch?v=kXYiU_JCYtU

                                              Albert Hammond - The Free Electric Band
                                              https://m.youtube.com/watch?v=fvKlUfVb90Y

                                              Buffalo Springfield - For What its Worth
                                              https://m.youtube.com/watch?v=gp5JCrSXkJY

                                              Manfred Mann's Earth Band - For you
                                              https://m.youtube.com/watch?v=lKPG_h8BlJE

                                              Nancy Sinatra - Bang Bang
                                              https://m.youtube.com/watch?v=OEFa4ztm9P0

                                              Bob Marley - Buffalo Soldier
                                              https://m.youtube.com/watch?v=S5FCdx7Dn0o

                                              The Box Tops - The Letter
                                              https://m.youtube.com/watch?v=HIWY8UyW9bw

                                              Tracy Chapman - The Promise
                                              https://m.youtube.com/watch?v=cC8pdPys-zk

                                              Cat Stevens - Father and Son
                                              https://m.youtube.com/watch?v=P6zaCV4niKk

                                              Wolfgang Petry - Nichts von alledem
                                              https://m.youtube.com/watch?v=kuvSfPPUQYM

                                              Charles Trenet - La Mer
                                              https://m.youtube.com/watch?v=qEkd1qWonj8

                                              Dietrich Bonhoeffer - Von guten Mächten
                                              https://m.youtube.com/watch?v=aN7dGz6NH5M

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                                                "Narrow Margin" unter der Regie von Peter Hyams (Das Relikt, End of Days) ist ein schnörkelloser Actionthriller der alten Schule, der trotz simpler Story und einem Mangel an Raffinesse kurzweilige Unterhaltung bietet.

                                                Die alleinstehende Carol (Anne Archer) trifft sich auf ein Blind Date mit einem Unterweltanwalt (J.T. Walsh) und wird so unerwartet Zeugin, wie dieser von einem Mafiaboss ermordet wird. Aus Angst davor, ebenfalls getötet zu werden, versteckt sich Carol in einer einsamen Hütte in den Rocky Mountains, wo sie der Bezirksstaatsanwalt Caulfield (Gene Hackman) aufspürt, der sie zu einer Aussage vor Gericht überreden will. Ehe Carol sich jedoch dazu durchringen kann, taucht ein Killerkommando der Mafia auf, welches die Zeugin und ihren Beschützer bis in einen Zug verfolgt, in dem ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel entbrennt...

                                                Heutzutage würde die Hauptrolle in "Narrow Margin" mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Liam Neeson zufallen, während seinerzeit Gene Hackman den Actionstar im schon leicht fortgeschrittenen Alter geben durfte und die Rolle mit dem ihm eigenen Charme auszufüllen verstand. Anne Archer an seiner Seite kommt derweil die eher unliebsame Aufgabe zu, als damsel in distress zu fungieren, welche von ihrem Beschützer von einem Versteck ins nächste gebracht wird, sonst aber nicht allzu viel zu tun bekommt.

                                                Ohnehin ist Hyams Film wenig bis gar nicht an einer tiefergehenden Figurenzeichnung interessiert, sondern möchte einfach nur geradliniges Actionkino liefern, was trotz einiger Spannungsdurchhänger auch recht gut gelingt. Die Logik des Geschehens sollte man dabei allerdings lieber nicht hinterfragen, wirkt doch insbesondere das Verhalten der Gangster äußerst dämlich, wenn diese über zwei Drittel des Films durch den Zug laufen und dennoch nicht das Abteil finden, in dem sich die Zeugin versteckt hält.

                                                In seinen besten Momenten jedoch erzeugt "Narrow Margin" eine Atmosphäre von klaustrophobischer Qualität, dient der durch entlegene Landstriche der USA rasende Zug den Protagonisten doch nicht nur als Zufluchtsort, sondern lässt sie auch wie Ratten in der Falle sitzen, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt. Dank dieser permanenten Dynamik lässt sich auch über die vorhersehbare Story mit ihren diversen Logiklücken einigermaßen hinwegsehen.

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                                                  Kenduskeag 17.09.2021, 12:32 Geändert 17.09.2021, 12:34

                                                  Der von Brad Anderson (Der Maschinist, Stonehearst Asylum) inszenierte "Transsiberian" startet als ruhiges Charakterdrama und entwickelt sich nach und nach zum fesselnden Thriller in winterlicher Atmosphäre, der mit guten Schauspielleistungen und einigen klug gesetzten Wendungen zu gefallen weiß.

                                                  Jessie (Emily Mortimer) unternimmt mit ihrem Ehemann Roy (Woody Harrelson) eine Reise mit der transsibirischen Eisenbahn, die sie von Peking bis nach Moskau führen soll. Im Zug lernen sie den undurchsichtigen Spanier Carlos (Eduardo Noriega) und dessen junge Freundin Abby (Kate Mara) kennen, die offenbar ein Geheimnis hüten. Als Jessie durch unglückliche Umstände von ihrem Ehemann getrennt wird, schlägt ihre Reise eine furchtbare neue Richtung ein...

                                                  "Transsiberian" erweckt zunächst eher den Eindruck eines Beziehungsdramas, nimmt sich der Film doch ausgiebig Zeit, um das Protagonitenpaar und dessen Eheprobleme zu beleuchten, welche ihrem Wunsch nach durch die gemeinsame Reise durch die russische Tundra behoben werden sollen. Die ausführliche Charakterzeichnung hat jedoch auch zur Folge, dass man als Zuschauer umso mehr mit den Protagonisten bangt, wenn diese im späteren Verlauf der Handlung in eine lebensbedrohliche Lage geraten und "Transsiberian" in Sachen Nervenkitzel so richtig Volldampf gibt. Speziell Emily Mortimer liefert als verzweifelte Ehefrau im fremden Land eine sehr starke Performance ab, aber auch der restliche Cast, zu dem sich noch Thomas Kretschmann und Ben Kingsley gesellen, weiß vollauf zu überzeugen.

                                                  Zwar lässt sich der Verlauf der Geschichte schon grob erahnen, doch ist es eher das Wie und Warum, welches bis zum Finale hin unklar bleibt und dafür sorgt, dass man gebannt dem weiteren Geschehen folgt, welches schließlich auch noch ein paar derbe Gewaltspitzen mit sich bringt. Etwas störend fallen da nur ein paar erklärende Rückblenden auf, hätte es diese doch überhaupt nicht gebraucht, um die Verhaltensweisen der Figuren verständlich zu machen.

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                                                    "Rogue" unter der Regie von Greg McLean (Wolf Creek, Jungle) ist ein solider Tierhorrorfilm, der keine besonderen Innovationen bietet und auch nicht extrem spannend daherkommt, dafür aber einige stimmungsvolle Aufnahmen der australischen Natur liefert und mit recht ordentlicher Effektarbeit überzeugt.

                                                    Der amerikanische Journalist Pete (Michael Vartan) nimmt an einer Bootstour durch den Kakadu National Park unter der Führung der Einheimischen Kate (Radha Mitchell) teil. Als die Touristengruppe ein Notsignal bemerkt und diesem folgt, gelangen sie in das Revier eines besonders aggressiven Krokodils, welches ihr Boot zum kentern bringt und sein Zuhause nun mit aller Macht gegen die Eindringlinge verteidigt...

                                                    Speziell im ersten Drittel gefällt "Rogue" mit herrlichen Bildern von Down Under, welche im Kontrast zu der allgegenwärtigen Bedrohung stehen, die unter der Wasseroberfläche lauert. Fällt die erste Krokodilattacke noch recht überraschend aus, wird McLeans Film im weiteren Verlauf jedoch immer vorhersehbarer. Erschwerend hinzu kommt, dass die einzelnen Charaktere nicht sonderlich gut ausgearbeitet sind und besonders Hauptdarsteller Michael Vartan über keinerlei Präsenz verfügt. Tatsächlich hinterlassen etwa die in kleineren Nebenrollen auftauchenden Mia Wasikowska, Sam Worthington und John Jarratt sogar einen nachhaltigeren Eindruck als er.

                                                    Ehe die Spannung aber völlig einbricht, liefert "Rogue" dann doch immer noch die eine oder andere gelungene Szene, die den Zuschauer bis zum ebenfalls nur mittelmäßigen Finale bei der Stange hält.

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