Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

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    Der nicht sonderlich einfallsreiche, aber teils durchaus spektakuläre Actionthriller "Projekt: Peacemaker" unter der Regie von Mimi Leder (Deep Impact, The Code) schickt zwei der größten Stars der 90er Jahre in bester James Bond-Manier auf eine rasante Hetzjagd rund um den Globus.

    Als sich während des Transports von zehn ausrangierten russischen Atomwaffen eine gewaltige Nuklearexplosion am Ural ereignet, werden der Army Ranger Thomas Devoe (George Clooney) und die Analystin Dr. Julia Kelly (Nicole Kidman) auf den Fall angesetzt. Ihre Ermittlungen ergeben, dass der Transportzug vor der Explosion von Terroristen entführt und die neun verbliebenen Atomsprengköpfe gestohlen wurden. Für Devoe und Kelly beginnt daraufhin ein Wettlauf gegen die Zeit, müssen sie die Atomwaffen doch rechtzeitig finden, ehe diese von den Terroristen auf amerikanischem Boden gezündet werden können...

    "Projekt: Peacemaker" ist handwerklich kompetent in Szene gesetzt und überzeugt vor allem durch mehrere packende Actionsequenzen, darunter etwa eine Autoverfolungsjagd durch Wien und ein aufsehenerregender Hubschraubereinsatz an der iranischen Grenze. Während es also phasenweise ordentlich kracht und rumst, kommt Leders Film hinsichtlich der Charakterzeichnung nicht über bloßes Mittelmaß hinaus. So bekommen weder der von Clooney mit leicht überheblicher Machoattitude verkörperte Army Ranger noch die von Kidman gespielte Analystin sonderlich viel Profil zugestanden und können entsprechend auch keine besonderen Sympathien wecken. Auch tut sich "Projekt: Peacemaker" keinen Gefallen damit, in jedem Akt auf einen neuen Bösewicht zu setzen, statt die Motivation von nur einem Antagonisten genauer zu ergründen. Hinzu kommt außerdem, dass die dünne Story um die Jagd nach den Atomwaffen einfach nicht genügend hergibt, um die Spannung über die volle Laufzeit auf einem konstant hohen Level zu halten.

    Wer jedoch vor allem Freude an fulminanter Action hat und keinen gesteigerten Wert auf eine komplexe Handlung legt, wird bei Leders Regiedebüt aber dennoch auf seine Kosten kommen.

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    • Ein wirklich gut geschriebener, informativer Artikel, kann da Eudora und smartbo nur zustimmen 👍
      Kritisch sehe ich ja den Trend der letzten Jahre, statt gestandene Sprecher immer häufiger YouTube Stars zu engagieren, um somit mit deren Prominenz werben zu können. Was nicht heißen soll, dass unter diesen nicht auch große Talente zu finden sind, aber es wirkt doch gegenüber den etablierten Sprecher ziemlich unverschämt, ihnen einen YouTuber vor die Nase zu setzen.

      Sprecher/innen, die mir besonders im Ohr geblieben sind, sind zB Thomas Fritsch (zB als Scar in König der Löwen), Tobias Meister (spricht zB Kiefer Sutherland und Gary Sinise), Achim Höppner (zB für Ian McKellen in Herr der Ringe), Luise Helm (spricht zB Scarlett Johansson), Claudia Urbschat-Mingues (zB für Angelina Jolie) und Veronika Neugebauer (zB für Neve Campbell).

      Wenn nach vielen Jahren ein Sprecherwechsel stattfindet, ist das auch oft gewöhnungsbedürftig. Ich verbinde zB Tom Hanks weiterhin mit der Stimme von Arne Elsholtz und Arnold Schwarzenegger mit der von Thomas Danneberg.

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      • 6 .5

        Mit "Sein Mädchen für besondere Fälle" schuf Howard Hawks (Scarface, Rio Bravo) eine temporeiche Screwball-Komödie, in der ein wahres Feuerwerk an rasanten Dialogen abgebrannt wird und die gleichzeitig die Skrupellosigkeit der Medienlandschaft kritisch hinterfragt.

        Hildegard Johnson (Rosalind Russell) möchte nach der Scheidung von ihrem Ehemann Walter (Cary Grant), der gleichzeitig auch ihr Chef bei einem großen Zeitungsblatt ist, ihr altes Leben hinter sich lassen, ihren Job als Journalistin aufgeben und ihren Verlobten Bruce (Ralph Bellamy), einen braven Versicherungsvertreter, heiraten. Walter jedoch setzt alles daran, damit seine Ex-Frau bei ihm bleibt, wobei ihm der Presserummel um einen zum Tode verurteilten Mörder, der in Kürze hingerichtet werden soll, gerade recht kommt...

        Hawks' schwungvolle Komödie verlangt von Beginn an eine hohe Aufmerksamkeit, um den in Höchstgeschwindigkeit vorgetragenen Dialogen, bei denen sich die Charaktere häufiger gegenseitig ins Wort fallen, folgen zu können und somit keine Pointe zu verpassen. Aus den geistreichen Wortwitzen in Kombination mit einer Prise Situationskomik ergeben sich dann auch einige starke Lacher, etwa in einer Szene, in der Walter den naiven Verlobten seiner Ex während eines gemeinsamen Essens bloßstellt.

        Im späteren Verlauf der Handlung rückt schließlich das Schicksal des Verurteilten immer mehr in den Mittelpunkt, anhand dessen der Film verlorengegangenen Anstand in der Pressewelt anprangert und auch einige Seitenhiebe in Richtung der Politik verteilt. Als eher unglücklich lässt sich derweil die Entscheidung bezeichnen, den von Cary Grant verkörperten Chefredakteur für eine Weile von der Bühne verschwinden zu lassen, gestaltet sich das Geschehen in seiner Abwesenheit doch längst nicht mehr so humorvoll wie zuvor. Hinzu kommt, dass auch die Auflösung des Ganzen nicht ganz so ausgeklügelt ausfällt, wie man sich dies als Zuschauer erhofft. So wirkt etwa die Einbindung der Nebenfigur, die den beiden Protagonisten letztlich aus der Patsche hilft, doch eher etwas bemüht und nicht sonderlich elegant.

        Trotz dieser kleineren Schwächen weiß "Sein Mädchen für besondere Fälle" jedoch insgesamt auf ebenso kurzweilige wie charmante Art zu unterhalten.

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        • 5 .5

          Das von Martin Campbell (Die Maske des Zorro, The Protégé) inszenierte Bergsteiger-Actiondrama "Vertical Limit" liefert einige herrlich anzusehende Bilder schneebedeckter Gipfel, leidet jedoch unter einer reichlich klischeebeladenen Story sowie merklichen Längen.

          Nachdem sie ihren Vater durch einen Absturz an der Felswand verloren haben, hat sich das Geschwisterpaar Peter (Chris O'Donnell) und Annie (Robin Tunney) immer mehr entzweit. Jahre nach dem Unglück begegnen sie sich im Basislager des K2 wieder, wo Annie sich auf eine Expedition unter der Leitung des Millionärs Elliot Vaughn (Bill Paxton) vorbereitet, der zu PR-Zwecken zu einer bestimmten Zeit den Gipfel erreichen möchte. Während des Aufstiegs kommt es jedoch zu einem unerwarteten Wetterumschwung, welcher dazu führt, dass Annie und ihre Begleiter in eine Gletscherspalte stürzen. Daraufhin stellt ihr Bruder einen Rettungstrupp zusammen, um den Verunglückten zu helfen...

          Die eher dünne, nach bewährtem Strickmuster angelegte Story von "Vertical Limit" reicht eigentlich nicht aus, um eine über zweistündige Laufzeit zu rechtfertigen, weshalb Campbells Film trotz einiger dramatischer Zuspitzungen mit vielen Spannungsdurchhängern zu kämpfen hat. Schon die Einführung der Charaktere, welche allesamt sehr stereotyp angelegt sind, gerät deutlich zu lang, sodass fast eine Dreiviertelstunde vergeht, ehe der Aufstieg überhaupt in Angriff genommen wird.

          Die wunderbaren Panoramabilder vom Berg entschädigen dann allerdings ein Stück weit für die lange Anlaufzeit, obgleich bei den Nahaufnahmen erkennbar oft der Greenscreen zum Einsatz kam. Da die Actionsequenzen aber auch heute noch gut funktionieren und auch der Cast, dem u.a. noch Izabella Scorupco (James Bond 007 - GoldenEye), Alexander Siddig (Königreich der Himmel) und Scott Glenn (Das Schweigen der Lämmer) angehören, solide Leistungen zeigt, reicht es insgesamt für einen recht ordentlichen Eindruck.

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          • 7
            Kenduskeag 10.01.2022, 11:17 Geändert 10.01.2022, 11:22

            "Election" unter der Regie von Alexander Payne (The Descendants, Nebraska) ist eine als Highschool-Komödie getarnte Politsatire, die mit viel Biss und Ironie den amerikanischen Wahlkampfzirkus auf die Schippe nimmt.

            Seit ihre Affäre mit seinem besten Freund und Kollegen zu dessen Entlassung geführt hat, ist die überehrgeizige Tracy Flick (Reese Witherspoon) ihrem Lehrer Jim McAllister (Matthew Broderick) ein Dorn im Auge. Zugleich jedoch ist Jim von Tracys enormer Zielstrebigkeit auch seltsam fasziniert. Als ausgerechnet sie als Einzige für die Wahl zur Schulsprecherin kandidiert, motiviert Jim den allseits beliebten Paul (Chris Klein) dazu, als Gegenkandidat ins Rennen zu gehen. Fortan setzt Tracy alles daran, die Wahl für sich zu entscheiden...

            Obwohl an einer Highschool spielend, weist "Election" doch zahlreiche Parallelen zum Geschehen rund um das Weiße Haus auf und hat deshalb mit zotigen Teenie-Komödien - wie etwa dem im gleichen Jahr erschienen "American Pie" - außer der Beteiligung von Chris Klein auch so gut wie nichts gemein. Eher schon erinnert das Ringen um das Schulsprecheramt an jenes um die Präsidentschaft, während man sich die mit allen Wassern gewaschene Protagonistin sehr gut als Monica Lewinsky von Morgen vorstellen kann.

            Einen besonderen Reiz zieht Paynes Satire dabei aus dem Kontrast zwischen den gezeigten Bildern und den von den Hauptfiguren gesprochenen Off-Kommentaren, welche eine geradezu demaskierende Wirkung entfalten und die Fassade aus Moral und Anstand, die alle Beteiligten so mühsam aufrecht zu erhalten versuchen, gehörig bröckeln lassen. Auch dank des gut aufgelegten Casts sorgt "Election" somit für einige starke Lacher, weshalb man ihm auch ein paar Durchhänger und kleinere Längen gerne verzeiht.

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            • 6 .5
              Kenduskeag 09.01.2022, 12:07 Geändert 09.01.2022, 13:36

              Der auf einem Roman von Patricia Highsmith basierende "Die zwei Gesichter des Januars" ist ein noirartiger Thriller vor herrlicher Mittelmeer-Kulisse, der eine zwar nicht sonderlich innovative, aber dafür auch aufgrund des hervorragenden Hauptdarstellertrios durchaus spannende Dreiecksgeschichte erzählt.

              Griechenland 1962: Das wohlhabende amerikanische Ehepaar Chester (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) lernt in Athen den Fremdenführer Rydal (Oscar Isaac) kennen, der sich mit kleinen Gaunereien durchs Leben schlägt. Als Rydal zufällig mitbekommt, wie Chester die Leiche eines auf ihn angesetzten Geldeintreibers zu beseitigen versucht, bittet der den Fremdenführer um Hilfe, um seinen Gläubigern zu entkommen...

              Der vom Iraner Hossein Amini (Drehbuchautor von "Drive") inszenierte Thriller fokussiert sich ganz auf das im Mittelpunkt stehende Figurendreieck, sodass alle weiteren Charaktere lediglich Randerscheinungen bleiben. Dabei kreist Aminis Film um Themen wie Eifersucht, Geldgier und Schuldgefühle und kombiniert diese mit reichlich Urlaubsflair, funktioniert "Die zwei Gesichter des Januars" doch über weite Strecken auch als in helles Sonnenlicht getauchtes Roadmovie.

              Zwar mangelt es der Geschichte ein wenig an Raffinesse und auch die ganz großen Überraschungen bleiben hier letztlich aus, doch wird dies durch die starken Performances von Mortensen, Isaac und Dunst recht gut ausgeglichen. Gefallen finden zudem die Bezüge zur griechischen Mythologie, die allerdings mitunter noch deutlicher in die Handlung eingebunden hätten werden können. Doch auch so sorgt Aminis Thriller auch dank seiner knapp gehaltenen Laufzeit für kurzweilige und auf charmante Art altmodische Unterhaltung.

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              • Visuell finde ich "Die letzte Vorstellung " und "Paper Moon" absolut herausragend. So großartige Schwarzweiß Bilder hab ich bisher selten gesehen. "Paper Moon" hat mich auch emotional berührt, "Die letzte Vorstellung " fand ich in der Hinsicht schon etwas weniger zugänglich, aber als amerikanische Milieustudie dennoch sehr interessant. Mehr Filme von Bogdanovich hab ich leider noch nicht gesehen.
                Dafür hab ich mich aber über seinen kleinen Cameo in "ES 2" gefreut.

                R.I.P.

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                • Frohes Fest für alle🙂🎅
                  Bleibt vor allem gesund!

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                  • 8

                    Der dystopische SciFi Klassiker "Planet der Affen" unter der Regie von Franklin J. Schaffner (Patton, Papillon) kombiniert auf gelungene Weise Anspruch und Unterhaltung, indem er die mit packender Action gewürzte Geschichte vom Affenplaneten als Gesellschaftsparabel mit eindeutiger Öko-Botschaft präsentiert.

                    Der Astronaut Taylor (Charlton Heston) erwacht gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern seiner Crew nach Jahrhunderten aus dem Kälteschlaf und muss feststellen, dass ihr Raumschiff auf einem unwirtlichen Planeten abgestürzt ist, auf dem kein Leben zu existieren scheint. Nach Durchquerung eines kargen Wüstengebietes stoßen die Astronauten überraschend auf eine Gruppe von Menschen, die sich jedoch sehr primitiv verhalten. Bald darauf werden sie von einem Trupp bewaffneter Affen attackiert, welche als weiterentwickelte Spezies offenkundig über den Planeten herrschen...

                    Schon in der Eröffnungsszene, in der Taylor scharfe Kritik an der Menschheit übt, wird deutlich, dass Schaffner nicht nur eine simple SciFi Geschichte mit fantasievollem Setting erzählen möchte, sondern dass die Geschehnisse in "Planet der Affen" als Allegorie auf das Fehlverhalten der menschlichen Rasse aufgefasst werden können. Dies geschieht, indem etwa die Ausbeutung von Tier und Natur oder auch der fortwährende Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft, bei dem sich Kreationisten und Evolutionstheoretiker gegenüberstehen, durch die Affen gespiegelt werden. Besonders deutlich wird dies in einer längeren Szene, in der ein Tribunal darüber entscheiden soll, ob Taylor tatsächlich einer intelligenten Lebensform angehört und in deren Verlauf etwa auch auf das berühmte japanische Sprichwort über die drei Affen angespielt wird. Zudem lässt sich in Schaffners Film eine antirassistische Botschaft entdecken, indem aufgezeigt wird, wie das an die Zeit des Kolonialismus erinnernde Verhalten der Affen zu immer neuen Gewalttaten führt.

                    Besonders zu loben sind außerdem die gut gealterten Masken und die kreativen Setbauten, die in Verbindung mit der wunderbar eingefangenen Wüstenlandschaft für eine authentische Atmosphäre sorgen. Lediglich die nicht mehr zeitgemäßen Szenen im Raumschiff fallen dagegen ein wenig ab. Doch auch wenn der Einstieg in den Film nicht ganz ideal gelungen ist, so wartet "Planet der Affen" schließlich mit einer umso genialeren Schlusspointe auf.

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                    • 8 .5
                      Kenduskeag 20.12.2021, 16:44 Geändert 20.12.2021, 17:09

                      Mit "Systemsprenger" gelang Nora Fingscheidt (The Unforgivable) ein enorm kraftvolles und energiegeladenes Regiedebüt, welches auf einfühlsame Weise von einem jungen Mädchen erzählt, das durch jedes pädagogische Raster zu fallen droht.

                      Die 9 Jährige Bernadette, genannt Benni (Helena Zengel), zeigt extreme Verhaltensauffälligkeiten, darunter auch unkontrollierbare Wutausbrüche. Alle Versuche des Jugendamtes, sie dauerhaft in einem Heim oder einer Pflegefamilie unterzubringen, schlagen fehl. Die Teilnahme an einem Anti-Aggressions Training unter der Obhut ihres Schulbegleiters Michael (Albrecht Schuch) scheint deshalb die letzte verbliebene Möglichkeit für das Mädchen zu sein...

                      Dass in der Fachliteratur überhaupt ein Begriff wie 'Systemsprenger' für Kinder und Jugendliche, bei denen keine Hilfsmaßnahmen mehr greifen, existiert, besitzt schon eine ganz eigene Aussagekraft. Fingscheidts Film beleuchtet auf sehr sensible Art den Leidensweg eines solchen Kindes, welches von einer Einrichtung zur nächsten weitergereicht wird, weil niemand sich im Stande sieht, eine dauerhafte Lösung für Benni zu finden. Dabei ist "Systemsprenger" jedoch keinesfalls eine Anklage geworden, die den erhobenen Zeigefinger auf Eltern und Jugendamtsmitarbeiter richtet, sondern vielmehr eine differenzierte Darstellung der Gegebenheiten, welche speziell die Ohnmacht aller Beteiligten angesichts dieses Härtefalls in den Fokus rückt.

                      Trotz seiner komplexen Thematik suhlt sich "Systemsprenger" keineswegs im Elend, sondern begleitet Bennis Alltag auf eine außerordentlich rasante und mitreißende Weise. Besonders hervorzuheben sind dabei die Szenen, in denen Benni mal wieder einen Fluchtversuch startet und dabei von der wild hin und her schwingenden Kamera verfolgt wie eine pöbelnde und wutentbrannte Urgewalt durch die Straßen zieht. Gleichwohl gelingt es Fingscheidt, jederzeit Verständnis beim Zuschauer für das schwer traumatisierte Mädchen zu wecken, sodass man inständig hofft, dass sie doch noch irgendwo ein echtes Zuhause finden möge. Dies ist zu einem Großteil auch der Verdienst der jungen Hauptdarstellerin Helena Zengel, welche eine absolut herausragende Performance abliefert.

                      Glücklicherweise begeht "Systemsprenger" auch nicht den Fehler, irgendwann in falsche Sentimentaliät abzudriften, sondern bleibt sich und seinem einmal eingeschlagenen Weg bis zum Schluss treu.

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                      • 8
                        über Tigers

                        Last night I was out clubbing with Jonny boy
                        We had a hard time getting over girls, me and Jonny boy
                        The world was shaking so I turned to Jonny boy
                        And we went out

                        I know myself
                        And think it doesn't work
                        To be myself
                        And easyness, no I
                        Don't know what that's about
                        So I go out

                        ~Kite~

                        Psychische Erkrankungen sind im Profifußball nach wie vor ein Tabuthema, jegliche Form der Schwäche nicht gerne gesehen. Zahlreiche Beispiele von Sebastian Deisler bis Robert Enke belegen dies. Das schwedische Sportlerdrama "Tigers" unter der Regie von Ronnie Sandahl (Drehbuchautor von Borg/McEnroe), welches auf der Autobiografie des einstigen Fußballtalents Martin Bengtsson basiert, setzt sich auf ebenso intensive wie emotional mitreißende Weise mit der schwierigen Thematik auseinander.

                        Der 16 Jährige Martin (Erik Enge) gilt als eines der größten Spielertalente in Europa und wähnt sich seinem großen Traum von der Profikarriere ein gutes Stück näher, als er einen Vertrag beim italienischen Spitzenclub Inter Mailand unterzeichnet. Schon bald muss Martin jedoch feststellen, dass das Leben im Jugendinternat des Vereins so ganz anders aussieht, als er es sich vorgestellt hat. Nicht nur herrscht ein enormer Leistungsdruck, auch das Klima unter den Spielern ist aufgrund des harten Konkurrenzkampfes extrem vergiftet. Einzig in Torwart Ryan (Alfred Enoch) findet Martin einen Freund, der ihm die Gnadenlosigkeit der Branche offen aufzeigt. Nach einiger Zeit ist Martin jedoch seelisch so ausgebrannt, dass er jede Freude am Leben verloren hat...

                        Auf ganz und gar schonungslose Art beleuchtet "Tigers" die unmenschlichen Mechanismen des Leistungssports, in dem der Marktwert eines Spielers wichtiger ist als seine psychische Gesundheit und all diejenigen gnadenlos ausgemustert werden, die nicht bereit sind, sich den sozialen Standards der Branche anzupassen. Zugleich ist Sandahls Film aber auch das Porträt eines vom Ehrgeiz regelrecht besessenen Jungen, der alsbald an den eigenen Erwartungen zu zerbrechen droht.

                        In kühle Blautöne gehalten und mit einer ungemeinen Sogwirkung ausgestattet, entfaltet sich so ein gleichsam packendes wie erschütterndes Drama, das zwar nicht allzu viele Spielszenen enthält, dafür aber die Vorgänge abseits des Platzes mit beinahe dokumentarischer Präzision aufbereitet. Getragen von einem hervorragenden Hauptdarsteller ist "Tigers", welcher als schwedischer Beitrag für den Besten Internationalen Film ins Oscar-Rennen 2022 geht, somit das aufwühlende Psychogramm eines Jugendlichen, der in die Fänge eines wahren Raubtiers gerät.

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                        • 6
                          über Twister

                          "Twister" unter der Regie von Jan De Bont (Speed, Tomb Raider 2) war seinerzeit ein echter Kassenhit, der eine neue Ära von Katastrophenblockbustern einläutete und bis heute zu den Filmen mit dem höchsten Einspielergebnis in den USA zählt. Die muntere Tornadojagd funktioniert zwar nach einem denkbar simplen Strickmuster, ist dafür aber immerhin sehr temporeich und auch durchaus spannend inszeniert.

                          Der Wetteransager Bill Harding (Bill Paxton) kehrt nach Jahren in seine Heimat Oklahoma zurück, um endgültig die Scheidung von seiner Ex-Frau JoAnne (Helen Hunt) abzuwickeln. JoAnne ist inzwischen Leiterin eines von Bill ins Leben gerufenen Projekts zur Erforschung von Wirbelstürmen, denen das Paar einst gemeinsam hinterherjagte. Als sich ganz in ihrer Nähe Tornados ungekannten Ausmaßes ankündigen, schließt sich Bill kurzerhand seinen alten Weggefährten an...

                          "Twister" bietet inhaltlich kaum mehr als die actionreiche Jagd nach den Tornados, welche mit der allmählichen Wiederannäherung der beiden Protagonisten kombiniert wird. Dies ist jedoch von De Bont so rasant in Szene gesetzt, dass keinerlei Längen entstehen und sich die beinahe kindliche Begeisterung der Forschercrew rasch auf den Zuschauer überträgt. Ohnehin verfügt das Katastrophenspektakel über einen erstaunlich heiteren Tonfall, was wohl auch damit zusammenhängt, dass es hier im Vergleich zu vielen anderen Genrebeiträgen nur wenige Todesopfer zu beklagen gibt und sich die Katastrophe auch nicht über das ganze Land ausbreitet.

                          Neben einem gut aufgelegten Cast, dem u.a. noch Jami Gertz (The Lost Boys), Cary Elwes (Saw) und Philip Seymour Hoffman (Capote) angehören, kann "Twister" außerdem mit recht gut gealterten Spezialeffekten punkten und verfügt zudem über einige charmante Anspielungen auf Filmklassiker wie "Der Zauberer von Oz" (1939) und "Shining" (1980). Nur allzu sehr hinterfragen sollte man den Sinn und Unsinn in diesem launigen Popcorn-Kracher besser nicht.

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                          • 5 .5
                            Kenduskeag 15.12.2021, 13:55 Geändert 08.08.2022, 12:26

                            "Verrückte Weihnachten" ist eine turbulente Festtagskomödie, die ihre vielversprechenden gesellschaftskritischen Ansätze mit zunehmender Laufzeit zugunsten von allerlei Rührseligkeiten opfert und somit viel von ihrem anfänglichen Biss verliert.

                            Da ihre Tochter über die Feiertage außer Landes ist, überredet Luther Krank (Tim Allen) seine Ehefrau Nora (Jamie Lee Curtis), in diesem Jahr auf die üblichen Weihnachtsrituale zu verzichten und stattdessen auf eine Kreuzfahrt in der Karibik zu gehen. Womit das Ehepaar jedoch nicht rechnet, ist, dass ihre Nachbarn um den sie mit Argusaugen beobachtenden Vic Frohmeyer (Dan Aykroyd) diesen Alleingang gar nicht gerne sehen und ihre Pläne mit aller Macht zu durchkreuzen versuchen...

                            "Verrückte Weihnachten" basiert zwar auf einer Romanvorlage von John Grisham, doch viel stärker als der Einfluss des Rechtsanwalts und Bestsellerautors ist jener des Drehbuchschreibers Chris Columbus (Kevin - Allein zu Haus, Mrs. Doubtfire) zu spüren. Ähnlich wie in Columbus' größten Kinoerfolgen verzichtet die Weihnachtskomödie auf plumpen Fäkalhumor und allzu ausufernde Albernheiten und sorgt für eine familienfreundliche Atmosphäre. Speziell die überspitzte Darstellung des amerikanischen Spießbürgertums und den damit verbundenen nachbarschaftlichen Zwängen sorgt dabei für einige Lacher - etwa in der Szene mit den immer schneller werdenden Sternsingern.

                            Anstatt diese satirischen Ansätze konsequent weiterzuverfolgen, kommt es in der Mitte des Films jedoch zu einer unerwarteten Wendung, die dafür sorgt, dass sich "Verrückte Weihnachten" fortan in Klischees und Banalitäten verliert und die Geschichte so hingebogen wird, dass zwangsläufig ein Happy End dabei herauskommen muss, bei dem die zuvor verfeindeten Parteien freudig um den Baum tanzen. So vermittelt der Film letztlich die zweifelhafte Botschaft, dass es kein Entkommen vor dem Festtagsrummel gibt und sich der Einzelne stets dem Druck der Masse beugen muss.

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                            • 6
                              Kenduskeag 13.12.2021, 13:31 Geändert 13.12.2021, 13:47

                              "Black Ice" bietet eine über weite Phasen fesselnde Mischung aus Beziehungsdrama und Psychothriller, die zwar etwas unter der recht konstruiert wirkenden Handlung leidet, dafür aber mit einer starken Hauptdarstellerin und einer einnehmenden Winteratmosphäre punktet.

                              Die in Helsinki arbeitende Ärztin Saara (Outi Mäenpää) hegt den Verdacht, dass ihr Ehemann Leo (Martti Suosalo), ein erfolgreicher Architekt, eine Affäre mit der jungen Kampfsportlerin Tuuli (Ria Kataja) führt. Kurzerhand meldet sich Saara unter falschem Namen in Tuulis Karatekurs an und schließt allmählich Freundschaft mit ihrer vermeintlichen Nebenbuhlerin. Dabei ahnt Saara jedoch nicht, welch schwerwiegende Folgen dies für alle Beteiligten haben wird...

                              Schon die Eröffnungsszene, in der Tuuli mit einem Fernglas das Haus des wohlhabenden Ehepaares beobachtet, ist durchaus vielversprechend, deutet sich hier doch bereits an, dass das Beziehungsdrama zum düsteren Psychoterror umschwenken könnte. In der Folge lebt der mit einigen sehr schönen Bildern der finnischen Schneelandschaft aufwartende Film dann auch vor allem von der Dynamik zwischen den beiden weiblichen Hauptfiguren, ist hier doch jederzeit eine Eskalation zu befürchten, bei der die eine Rivalin der anderen an die Gurgel geht.

                              Weniger gelungen als die gut ausgearbeiteten weiblichen Figuren ist hingegen die Charakterzeichnung des im Mittelpunkt des Beziehungsdreiecks stehenden Ehemanns, der die meiste Zeit über wie ein einfältiger Trottel daherkommt, der von all dem, was um ihn herum passiert, nicht viel mitbekommt. Hinzu kommt, dass Saaras Versteckspiel bisweilen allzu sehr auf die Spitze getrieben wird, etwa wenn sie sich von ihrem Ehemann und ihrer Schwägerin unerkannt auf einem Maskenball bewegen kann.

                              Trotz reichlich nackter Haut verströmt "Black Ice" auch nicht sonderlich viel Erotik, dafür allerdings eine bisweilen bleischwere Atmosphäre des Unbehagens und der damit verbundenen Furcht des Zuschauers vor einer Gewalteruption, die alle Charaktere in den Abgrund reißen könnte.

                              Danke @EudoraFletcher68 fürs Neugier schüren!

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                              • 7

                                Das von der Lebensgeschichte des australischen Pianisten Daniel Helfgott inspirierte Musikerdrama "Shine" unter der Regie von Scott Hicks (Hearts in Atlantis, The Lucky One) erzählt auf einfühlsame Weise davon, wie ein musikalisches Wunderkind am Leistungsdruck und den an ihn gestellten Erwartungen zerbricht und sich schließlich aus eigenem Antrieb zurück auf die Bühne kämpft.

                                Schon in sehr jungen Jahren begeistert Daniel Helfgott (Alex Rafalowicz) am Klavier durch sein außergewöhnliches Talent. Unentwegt wird er von seinem liebevollen, aber auch sehr strengen Vater (Armin Mueller-Stahl) zu Höchstleistungen angetrieben, sodass ihm bereits als Jugendlicher (jetzt: Noah Taylor) ein Studium in England in Aussicht steht. Daniel jedoch kann dem permanenten Druck nicht standhalten, erleidet einen Nervenzusammenbruch und zeigt als Erwachsener (jetzt: Geoffrey Rush) Anzeichen einer schizoaffektiven Störung. Entgegen aller Widerstände versucht Daniel dennoch sein Glück zu finden...

                                Anders als viele andere Musikerbiopics rollt "Shine" Daniels Lebensweg gewissermaßen von hinten auf und zeigt in Rückblenden, wie aus dem einstigen Jahrhunderttalent ein Fall für die Psychiatrie werden konnte. Dies hat zwar zur Folge, dass sich der Film lange Zeit über sehr fragmentarisch anfühlt und nicht so ganz ersichtlich ist, worauf das alles genau hinauslaufen soll, sorgt aber zugleich auch für eine gelungene Abwechslung vom gewohnten Genre-Schema.

                                Getragen wird das von wunderbaren Pianostücken begleitete Drama dabei vor allem von seinen hervorragenden Darstellern. Insbesondere für Geoffrey Rush bedeutete seine Rolle in Hicks Film den großen Karrieredurchbruch, der ihm seinerzeit nicht nur den Gewinn des Oscars als bester Hauptdarsteller einbrachte, sondern ihm auch dabei half, sich seither als gefragter Charaktermime in Hollywood zu etablieren. Aber auch der junge Noah Taylor und Armin Mueller-Stahl, für den es immerhin auch zu einer Oscar-Nominierung reichte, wissen durch ausgezeichnete Schauspielleistungen zu begeistern.

                                So ist "Shine" letztlich ein berührendes Drama der leisen Töne, welches genau die richtigen Tasten drückt und schließlich auch genau auf der passenden Note endet.

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                                • Soll es hier wirklich um Serien oder nicht doch eher um Filme gehen? Die liebsten Seriendarstellerinnen hattest du ja ein paar Tage vorher schon.

                                  Im Vergleich zu den Herren fällt mir das auf jeden Fall schon ein gutes Stück schwerer. Ich gucke wohl doch überwiegend 'Männerfilme'.

                                  Audrey Hepburn - wahnsinnig charismatisch! Gesehen hab ich sie dieses Jahr u.a. in "Charade" und "Wie klaut man eine Million?"

                                  Jodie Foster - einfach eine sichere Bank für tolle Performances. Hab mit ihr dieses Jahr "Angeklagt" und "Das Schweigen der Lämmer" gesehen.

                                  Bridget Fonda - stand für mich vorher immer im Schatten anderer Mitglieder des Fonda-Clans. Dieses Jahr hat sie mir aber u.a. in "Weiblich, ledig, jung sucht..." und "Ein einfacher Plan" gefallen.

                                  Rena Owen - hervorragende Performance in "Die letzte Kriegerin". Möchte gerne mehr mit ihr sehen.

                                  Shirley Maclaine - fand ich superwitzig in "Das Appartement" und "Das Mädchen Irma La Douce"

                                  Julia Roberts - hat mich dieses Jahr in "Erin Brockovich" und "Der Feind in meinem Bett" überzeugt.

                                  Florence Pugh - fand ich ausgezeichnet in "Midsommar".

                                  Veerle Baetens - hat mich (auch musikalisch) in "The Broken Circle" begeistert.

                                  Faye Dunaway - war mit ihrer toughen Performance ein Highlight in "Network".

                                  Paula Prentiss - hat mit ihrer witzigen Darbietung in "Ein Goldfisch an der Leine" ihrem Co-Star Rock Hudson mal total die Show gestohlen.

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                                  • 6

                                    Zwar ist das einst uramerikanische Genre des Westerns längst international geworden, doch ist Dänemark sicherlich nicht unbedingt das Land, aus welchem man typischerweise Beiträge über wortkarge Revolverhelden, weite Prärielandschaften und wilde Schießereien erwarten würde. Somit kann man Regisseur Kristian Levring (The King is alive, Wen du fürchtest) durchaus zugestehen, dass er mit seinem Werk Neuland betritt, wenngleich "The Salvation" inhaltlich nie die bereits ausgetretenen Pfade verlässt.

                                    Nach dem verlorenen Krieg gegen die Preußen hat sich der ehemalige dänische Soldat Jon (Mads Mikkelsen) in Amerika eine neue Existenz aufgebaut. Entsprechend groß ist seine Freude, als er nach Jahren der Trennung endlich auch seine Frau und seinen Sohn nachholen kann. Jons Glück findet jedoch ein jähes Ende, als er hilflos miterleben muss, wie seine kleine Familie während der Kutschfahrt zu seiner Farm von den Männern des sadistischen Kriegsveteranen Delarue (Jeffrey Dean Morgan) grausam ermordet wird. Da Jon seinerseits die Mörder zur Strecke bringt, schwört Delarue blutige Rache...

                                    Schon früh zeichnet sich ab, dass es sich bei Levrings Film um einen Western handelt, der nach dem klassischen Auge-um-Auge Prinzip konzipiert ist und der letztlich auf das finale Duell der beiden Widersacher hinauslaufen wird. Trotz dieser Vorhersehbarkeit ist "The Salvation" durchaus kurzweilig und über weite Strecken spannend geraten, wozu auch der prominente Cast, dem u.a. noch Eva Green (Perfect Sense), Mikael Persbrandt (Der Hobbit: Smaugs Einöde) und Jonathan Pryce (Die zwei Päpste) angehören, seinen Beitrag leistet, obschon das Drehbuch keinem der Darsteller wirkliche Höchstleistungen abverlangt.

                                    Nur sehr selten jedoch lässt "The Salvation" das Gefühl aufkommen, dass sich die Geschichte tatsächlich im 19. Jahrhundert abspielt, erzeugen die digitalen Bilder doch einen sehr modernen, mitunter künstlichen Look. Speziell in den Nachtaufnahmen entsteht daher der Eindruck, eher in Sin City statt in einem Epos von Leone oder Corbucci zu sein. Und auch die Dynamik in den Actionszenen hat kaum etwas mit den Vorbildern des Italo-Westerns gemein.

                                    Allen Makeln zum Trotz ist Levrings Werk aber dennoch packend und vor allem geradlinig genug, damit man als Zuschauer gerne bis zum großen Showdown mitreitet.

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                                    • 6

                                      Der auf Cécile Aubrys gleichnamigen Roman basierende "Belle & Sebastian" unter der Regie von Nicolas Vanier (Der letzte Trapper, Der Junge und die Wildgänse) ist ein erstaunlich ernst gehaltenes Kinderabenteuer vor eindrucksvoller Bergkulisse.

                                      1943: Der kleine Sebastian (Félix Bossuet) lebt zur Zeit der deutschen Besatzung bei einem alten Schäfer (Tchéky Karyo) in den französischen Alpen. Während deutsche Soldaten um Leutnant Peter (Andreas Pietschmann) das nahegelegene Dorf plündern, geht das Gerücht um, dass in den Bergen eine schafereißende Bestie wohne. Sebastian findet jedoch heraus, dass es sich bei der Bestie in Wahrheit um eine zutrauliche Pyrenäenberghündin handelt, die er Belle tauft und mit der er rasch Freundschaft schließt. Schon bald jedoch schwebt Sebastians neue Freundin in höchster Gefahr...

                                      Die Geschichte über die Freundschaft zwischen Junge und Vierbeiner ist alles andere als neu und hat man in ähnlicher Form schon häufiger gesehen. "Belle & Sebastian" hebt sich von anderen Filmen dieser Art jedoch vor allem dadurch ab, dass er von Beginn an darum bemüht ist, seinem jungen Publikum auch komplexere Themen näherzubringen. So steht im weiteren Verlauf des Films etwa die Flucht einer jüdischen Familie im Mittelpunkt, welche von Sebastian und seinen Freunden vor den Deutschen in Sicherheit gebracht werden muss.

                                      Generell verfügt "Belle & Sebastian" für einen Kinderfilm über bemerkenswert wenige auflockernde Momente und verzichtet sogar weitgehend auf ein klassisches Gut-Böse Schema. Einem erwachsenen Publikum dürfte die Handlung zwar teils etwas spannungsarm und vorhersehbar erscheinen, doch wird es dafür mit herrlichen Naturaufnahmen und einer wunderbaren Musikuntermalung entschädigt.

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                                      • 6 .5
                                        Kenduskeag 08.12.2021, 13:26 Geändert 08.12.2021, 13:28

                                        Der von Benedikt Erlingsson (Von Menschen und Pferden) inszenierte Genremix "Gegen den Strom" zeichnet sich durch wunderbare Landschaftsbilder, eine hervorragende Hauptdarstellerin sowie eine gute Portion eigenwilligen Humors aus.

                                        Die alleinstehende Chorleiterin Halla (Halldóra Geirhardsdóttir) führt ein Doppelleben als Umweltaktivistin, die durch ihre Sabotageakte immer wieder dafür sorgt, dass die gesamte Umgebung ohne Strom dasteht. Als Hallas Adoptionsantrag für ein ukrainisches Waisenmädchen überraschend bewilligt wird, muss sie sich jedoch zwischen ihrem zukünftigen Mutterglück und ihrem Einsatz für die Umwelt entscheiden...

                                        "Gegen den Strom" startet mit einer starken Auftaktsequenz, welche die Protagonistin direkt bei einem ihrer Sabotageakte und ihrer anschließenden Flucht vor der Polizei zeigt. Schon in dieser Sequenz wird deutlich, dass Erlingssons Film trotz seiner brisanten Thematik mit vielen ironischen Brechungen arbeitet. So wird Halla bei all ihren Unternehmungen von einer dreiköpfigen isländischen Band begleitet, welche im späteren Verlauf noch durch drei ukrainische Sängerinnen ergänzt wird. Das hier zum Einsatz kommende Stilmittel, dass die Musiker nur für den Zuschauer sichtbar sind, ist zwar bereits aus diversen Komödien bekannt, wurde jedoch wohl selten so konsequent über die gesamte Laufzeit hinweg umgesetzt wie hier. Mitunter hätte es dem Film allerdings sicher gut getan, wenn sich die Auftritte der Musiker mehr im Hintergrund abgespielt hätten, lenken sie doch bisweilen stark von der eigentlichen Geschichte ab.

                                        Auch hätte die genaue Motivation der Hauptfigur durchaus noch deutlicher herausgearbeitet werden können, bleibt der Film doch seltsam vage, wenn es darum geht, die Hintergründe ihrer Aktionen zu erklären. Dass man aber dennoch zu jeder Sekunde mit Halla mitfiebert, ist vor allem der nuancierten Performance von Halldóra Geirhardsdóttir zu verdanken, welche in einer Doppelrolle außerdem auch Hallas Schwester verkörpert. Darüber hinaus verfügt "Gegen den Strom" trotz seines eher ruhigen Erzähltempos auch über einige intensive Spannungsmomente, welche sich allein schon durch die permanente Bedrohung durch die Strafverfolgung ergeben.

                                        Trotz der genannten Schwächen hinterlässt der Film als mit viel skurrilem Charme versehenes Porträt einer unermüdlichen Kämpferin somit einen positiven Eindruck.

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                                        • 6 .5

                                          Mit "Das Urteil" unter der Regie von Gary Fleder (Sag' kein Wort, Homefront) endete die Ära der Justizthriller nach einer Vorlage von John Grisham, welche die Massen in den 90ern quasi im Jahrestakt in die Lichtspielhäuser spülte.

                                          Bei einem Amoklauf in einem Bürogebäude werden elf Menschen erschossen. Die Witwe eines Opfers entschließt sich daraufhin, den Waffenkonzern zu verklagen, welcher die Tatwaffe hergestellt hat. Als einer der Geschworenen im Prozess wird der Spieleverkäufer Nicholas Easter (John Cusack) ausgewählt, der sich nun mit den anderen Laienrichtern ein Urteil bilden soll. Schon bald zeigt sich jedoch, dass verschiedene Kräfte mit teils radikalen Methoden auf die Geschworenen einwirken, um so den Ausgang des Verfahrens maßgeblich zu beeinflussen...

                                          Anders als viele andere Justizthriller dieser Art steht im Falle von "Das Urteil" gar nicht so sehr der eigentliche Prozess im Mittelpunkt, sondern vielmehr die geschickte Manipulation der Beteiligten, durch welche die einander gegenüberstehenden Parteien das Blatt zu ihren Gunsten wenden wollen. Dies hat zur Folge, dass sich ein Großteil der Handlung außerhalb des Gerichtssaals abspielt und Fleders Film neben den Wortduellen auch ein paar Actionszenen zu bieten hat. Gleichzeitig führt dieser verschobene Schwerpunkt jedoch auch dazu, dass die Kritik an den Machenschaften der Waffenlobby nicht ganz so scharf ausfällt, wie sie es bei einer Fokussierung auf die eigentlichen Inhalte des Verfahrens hätte sein können.

                                          Die Stärke des Films liegt somit eher in den überraschenden Wendungen, die sich aus dem Taktieren von Anklage und Verteidigung ergeben, zumal der Film lange Zeit über offen lässt, wer genau auf wessen Seite steht. Darüber hinaus punktet "Das Urteil" mit seinem bestens aufgelegten Star-Aufgebot, dem in weiteren Rollen u.a. noch Rachel Weisz (The Lobster), Cliff Curtis (Training Day), Dustin Hoffman (Rain Man) und Gene Hackman (French Connection) angehören. Angesichts dieser Vorzüge lässt sich auch über ein paar Ungereimtheiten sowie über die Tatsache, dass der Film mitunter in typischer Hollywood-Manier dick aufträgt, recht leicht hinwegsehen.

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                                          • 4

                                            1946 tötete ein von der Presse 'Phantom-Killer' getaufter Serienmörder in Texarkana, einer Zwillingsstadt, welche genau auf der Grenze zwischen Texas und Arkansas liegt, acht Menschen auf grausame Weise. Die Mordserie endete schließlich nach einigen Monaten, wobei der Täter bis heute nicht ermittelt werden konnte. 30 Jahre später verarbeitete der aus Texarkana stammende Regisseur Charles B. Pierce die furchtbaren Ereignisse in seiner Heimatstadt in seinem semi-dokumentarischen Slasher "Der Umleger" (im Original: The Town that dreaded Sundown). Dieser wird seit 2003 alljährlich zu Halloween in Texarkana öffentlich aufgeführt. Mit "Warte, bis es dunkel wird" schuf Regisseur Alfonso Gomez-Rejon (Ich und Earl und das Mädchen) rund 70 Jahre nach den Morden ein metatextuelles Sequel, welches sowohl die realen Geschehnisse aus den 40er Jahren, als auch die Handlung des Vorgängerfilms aufgreift und weiterführt.

                                            Jami (Addison Timlin) und ihr Freund Corey (Spencer Treat Clark) schauen sich im Autokino von Texarkana die traditionelle Vorführung von "Der Umleger" an. Jami ist jedoch wenig angetan von dem blutigen Slasherfilm und bittet ihren Freund daher, zu einem abgelegenen Waldstück zu fahren. Das junge Paar wird bei seinem Liebesspiel jäh unterbrochen, als ein maskierter Unbekannter auftaucht, sie zum Verlassen des Fahrzeugs zwingt und Corey kaltblütig ermordet. Während Jami auf eigene Faust ermittelt und dabei eine Verbindung zur Mordserie von 1946 feststellt, setzt das Phantom seine Schreckenstaten unaufhaltsam fort...

                                            Die Eröffnungssequenz von "Warte, bis es dunkel wird" erweist sich als äußerst vielversprechend, weckt sie doch die Hoffnung, dass der Slasher die etwa aus der "Scream"-Reihe bekannten Meta-Spielereien auf die Spitze treibt, indem er auf raffinierte Weise eine reale Mordserie mit der Geschichte des Vorgängerfilms verknüpft. Leider jedoch baut der Film in der Folge stark ab, was speziell den völlig uninteressanten Charakteren, der lange Zeit auf der Stelle tretenden Handlung, einigen unfreiwillig komischen Dialogen sowie den sehr vorhersehbaren Kills geschuldet ist. So bleibt der Auftritt des (fiktiven) Sohnes von Charles B. Pierce, welcher der Protagonistin als Experte für das Original aus den 70ern bei ihren Ermittlungen hilft, die einzig wirklich gelungene Idee, die der ansonsten sehr fade Slasherfilm noch zu bieten hat.

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                                            • 7 .5

                                              Will the circle be unbroken
                                              By and by Lord, by and by
                                              There's a better home awaiting
                                              In the sky Lord, in the sky.

                                              Das oscarnominierte Drama "The Broken Circle" unter der Regie des Belgiers Felix Van Groeningen (Die Beschissenheit der Dinge, Beautiful Boy) ist ein Film der großen Emotionen, welcher mit einer bewegenden Geschichte, einnehmender Countrymusik und aufopferungsvoll spielenden Darstellern einen Frontalangriff auf die Tränendrüsen seiner Zuschauer startet.

                                              Der Bluegrass-Sänger Didier (Johan Heldenbergh) und die Tätowiererin Elise (Veerle Baetens) verlieben sich ineinander. Gemeinsam verbringen sie eine leidenschaftliche Zeit auf Didiers Bauernhof und schon bald singt sie in seiner Band. Als Elise unerwartet schwanger wird, ist dies für das Paar zunächst ein Schock, doch umso mehr freuen sie sich später über die Geburt ihrer Tochter Maybelle (Nell Cattrysse). Dann jedoch erhält Maybelle die Diagnose Krebs...

                                              In Van Groeningens Drama liegen Freud und Leid, Glück und Schmerz sehr nah beieinander, was nicht nur mit der Geschichte an sich, sondern vor allem auch mit der achronologischen Erzählweise zusammenhängt. So verfügt "The Broken Circle" über zahlreiche Parallelmontagen, in denen die glücklichen Momente aus Didiers und Elises Kennlernzeit mit dem Überlebenskampf ihrer Tochter gegengeschnitten werden. Dies hat zur Folge, dass sich die im Grunde simple Geschichte zu einer wahren Achterbahn der Gefühle entwickelt, folgt auf eine heitere Szene doch meist sogleich ein bitterer Moment der Traurigkeit. Zuweilen lassen diese raschen Szenenwechsel zwar den Wunsch aufkommen, der Film möge einige Situationen länger ausspielen, insgesamt jedoch geht dieses Konzept erstaunlich gut auf.

                                              Entscheidende Gründe hierfür sind vor allem die glaubwürdigen Leistungen der Castmitglieder, aber auch die mitreißenden Musikeinlagen, welche dem Film eine zusätzliche Intensität verleihen. Hinzu kommt, dass "The Broken Circle" auch durchaus ästhetische Bilder liefert, die durch ihre Farbgebung den Eindruck vermitteln, als ob sich das Geschehen eher auf einer Farm in Montana, statt in einem ländlichen Teil Belgiens abspiele.

                                              Der vor allem im letzten Drittel des Films aufkommende Konflikt zwischen Elises Glaube und Didiers Fatalismus hätte zwar gerne noch etwas tiefgehender behandelt werden dürfen, doch auch so ist Van Groeningen ein ungemein wirkungsvolles Werk über die fröhlichen wie düsteren Tage des Lebens gelungen.

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                                              • 6 .5
                                                über Maniac

                                                Maniac" unter der Regie William Lustigs (Maniac Cop) ist eine schonungslose, von roher Gewalt geprägte Charakterstudie, die tiefe Einblicke in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele gewährt.

                                                Frank Zito (Joe Spinell) ist ein schizophrener Serienmörder, der bevorzugt jungen Frauen nachstellt, sie auf grausame Weise umbringt und anschließend skalpiert. Sein winziges New Yorker Appartement, welches er sich allein mit mehreren Schaufensterpuppen teilt, dient ihm dabei als Rückzugsort, an dem er wirre Zwiegespräche mit seiner verstorbenen Mutter führt. Während es ihm nach außen hin gelingt, die Fassade des unbescholtenen Bürgers aufrecht zu erhalten, macht er sich Abend für Abend auf die Jagd nach neuen Opfern...

                                                "Maniac" fasziniert und schockiert gleich von Beginn an durch seine ungeschönte Brutalität sowie durch die Darstellung New Yorks als riesiger, dreckiger Sündenpfuhl. Hieraus ergibt sich rasch eine enorme Sogwirkung, die den Zuschauer zu Franks Begleiter auf dessen abendlichen Streifzügen durch diese schäbige Metropole werden lässt. Verstärkt wird dies zusätzlich durch die Kamerabilder aus der Egoperspektive, welche hier beinahe ebenso effektiv wie in "Jessy - Die Treppe in den Tod" (1974) und "Halloween" (1978) zum Einsatz kommen - zumal diese noch vom konstanten Schnaufen des übergewichtigen Killers begleitet werden.

                                                Während die ebenso düstere wie schmuddelige Atmosphäre für ein permanentes Unwohlsein sorgt, die handgemachten Effekte erstaunlich realistisch wirken und Joe Spinell in der Rolle des Serienmörders eine wahrlich furchteinflößende Performance abliefert, lässt sich indes vor allem bemängeln, dass Lustigs Killerporträt mitunter sehr episodenhaft daherkommt. Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass "Maniac" abseits der blutigen Morde sowie Franks Wahngesprächen mit seiner Mutter nicht allzu viel zu erzählen hat. Ebenso wird auch Franks Beziehung zu der Fotografin Anna (Caroline Munro) nicht tiefergehend beleuchtet, sodass man sich als Zuschauer alsbald fragt, warum sie sich überhaupt auf den nicht eben sonderlich attraktiven Mann einlässt.

                                                So ist "Maniac" letztlich ein Werk, welches mehr durch seine erschütternden Einzelmomente, als durch das große Ganze überzeugt.

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                                                • 5

                                                  Mit "Starship Troopers" schuf Regisseur Paul Verhoeven (Total Recall, Basic Instinct) eine bissige Kriegssatire, die sich kritisch mit Militarismus, Faschismus und einer Politik der reaktionären Gewalt auseinandersetzt, dabei jedoch gleichzeitig einen allenfalls sehr geringen Unterhaltungswert besitzt.

                                                  Nach einem verheerenden Krieg gegen außerirdische Rieseninsekten leben die verbliebenen Menschen in förderalistisch organisierten Gliedstaaten. Der junge Johnny Rico (Casper Van Dien) und seine Freunde stehen kurz vor dem Schulabschluss. Um seine Freundin Carmen (Denise Richards), welche von einer Karriere als Militärpilotin träumt, beeindrucken zu können, entschließt sich Johnny, ebenfalls eine Laufbahn beim Militär zu beginnen. Dabei ahnt er noch nicht, dass der Krieg gegen die feindlichen Bugs schon bald die nächste Stufe erreichen wird...

                                                  "Starship Troopers" ist ein durchaus fordender Film, der seinem Publikum permanent den Spiegel vorhält und es die eigenen Sehgewohnheiten hinterfragen lässt. Die Schauplätze des Films sind steril und unansehnlich, die Charaktere wahlweise nervige Hohlbirnen oder üble Faschisten und sowohl Spannung als auch eine stringente Geschichte quasi nicht vorhanden. So gibt es hier nichts und niemanden, mit dem man sich gerne identifizieren möchte und man ertappt sich sehr schnell bei dem Gedanken, dass die gewaltigen Bugs doch bitte sehr rasch den Sieg davontragen mögen.

                                                  Ist der typische Hurra-Patriotismus schon in gewöhnlichen Blockbustern schwer erträglich, wird er hier in seiner krass überzeichneten Form zur echten Belastungsprobe. Endlose Ballerorgien wechseln sich mit stupiden Bettgeschichten auf Soap-Niveau ab, während die offenkundig nicht aufgrund ihres Talents, sondern vielmehr aufgrund ihrer Übereinstimmung mit gängigen Schönheitsidealen ausgewählten Darsteller mit aufgesetztem Zahnpastalächeln sinnentleerte Satzphrasen von sich geben.

                                                  Das alles ist als Satire insgesamt sehr gelungen, über zwei Stunden Laufzeit aber auch extrem unangenehm anzugucken, sodass zwischenzeitlich nur die im Stile von NS-Propaganda gedrehten Werbespots für etwas Abwechslung sorgen.

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                                                  • 6

                                                    Der von John Frankenheimer (Der Gefangene von Alcatraz, Ronin) inszenierte "Wild Christmas" ist ein winterlicher Actionthriller, der zwar etwas unter seinem wackligen Drehbuchkonstrukt leidet, insgesamt aber recht kurzweilige Unterhaltung bietet und für das eine oder andere Schmunzeln sorgen kann.

                                                    Kurz vor ihrer Haftentlassung wird der Zellengenosse von Autodieb Rudy Duncan (Ben Affleck) bei einem Gefängnisaufstand getötet. Rudy nimmt nun kurzerhand die Identität seines toten Mithäftlings an, um seine neu gewonnene Freiheit für eine heiße Liebesnacht mit dessen Brieffreundin Ashley (Charlize Theron) zu nutzen. Dabei hat er jedoch die Rechnung ohne Ashleys gewaltbereiten Bruder Gabriel (Gary Sinise) gemacht, welcher - von Rudys falscher Identität nichts ahnend - mit diesem ein Casino ausrauben will...

                                                    "Wild Christmas" ist ein Werk, das gleich mehrere Subgenres streift, ohne jedoch eines davon in Perfektion zu bedienen. Startet der Film noch als typischer Gefängnisstreifen, der ein wenig den Knastalltag beleuchtet, greift er im späteren Verlauf etwa Motive des Heistmovies im Stile von "Ocean's Eleven" (2001) oder auch die des noirartigen Vexierspiels im Geiste von "Fargo" (1996) oder "Ein einfacher Plan" (1998) auf. Die Handlung ist dabei jedoch keinesfalls sonderlich komplex, sondern lebt über weite Strecken ausschließlich von der Bredouille, in welche der Protagonist durch das Vortäuschen einer falschen Identität geraten ist. In Verbindung mit der hübsch eingefangenen Winterlandschaft und ein paar knackigen Actionszenen reicht dies aber dennoch aus, damit man als Zuschauer gerne bis zum Schluss am Schneeball bleibt und über ein paar reichlich unglaubwürdige Entwicklungen innerhalb der Handlung einigermaßen hinwegsehen kann.

                                                    Unter den Darstellern weiß vor allem Gary Sinise als proletenhafter Ganove zu gefallen, während der junge Ben Affleck hier noch zu sehr den Sunnyboy gibt, als dass man ihm den harten Ex-Knacki völlig abkaufen könnte. Charlize Therons Performance leidet indes ein wenig unter der Sprunghaftigkeit ihres Charakters, derweil die Nebendarsteller um James Frain (Wasser für die Elefanten), Danny Trejo (Machete) und Dennis Farina (Snatch - Schweine und Diamanten) nur wenige Gelegenheiten zum Glänzen erhalten.

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