Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

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    Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.

    Kommentar Nr.4: Gewidmet Vertigo60

    Vertigo60 gehört hier schon seit mehreren Jahren zu meinen engsten Freunden und wir tauschen uns regelmäßig über die Filmwelt und alles Dazugehörige aus. Zu den allermeisten Filmen, die ich hier kommentiere, hat auch er eine persönliche Meinung oder interessante Hintergrundinfos parat, was deutlich zeigt, wie umfangreich sein Filmwissen ist. In dieser Hinsicht ist mein Buddy jedoch sehr bescheiden und macht sich selbst häufig kleiner, als er es müsste. Gleichzeitig schätze ich seine höfliche und zurückhaltende Art jedoch auch sehr. Er zählt damit definitiv zu den Menschen, bei denen ich davon überzeugt bin, dass ich mich auch dann gut mit ihnen verstehen würde, wenn ich ihnen einmal persönlich begegnen würde.

    Die lange Lieblingsfilmliste meines Buddys unterliegt einem ständigen Wandel, regelmäßig kommen neue Einträge hinzu. Hierbei zeigt sich, dass Vertigo60 recht großzügig bei der Vergabe von Höchstpunktzahlen ist und sich schnell für eine neue Sache begeistern kann. So finden sich auf seiner Liste nicht nur Klassiker wie Vom Winde verweht oder Alles über Eva, sondern auch Filme jüngeren Datums wie Blind Side oder Tick,Tick...Boom! Zu den Werken, die wir beide besonders schätzen, gehören derweil u.a. Sunset Boulevard, Wiegenlied für eine Leiche und Zeit des Erwachens.

    Aus seiner Liste habe ich mir mit "Eine verhängnisvolle Affäre" einen Film ausgesucht, der mit seiner Kombination aus Charakterstudie, Thrill und Intrigenspiel durchaus als prototypisch für den Geschmack von Vertigo60 angesehen werden kann.

    Der glücklich verheiratete Anwalt und Familienvater Dan Gallagher (Michael Douglas) macht Bekanntschaft mit der Verlagslektorin Alex Forrest (Glenn Close). Als Dans Ehefrau (Anne Archer) mit der gemeinsamen Tochter für ein Wochenende die Stadt verlässt, stürzt sich Dan mit Alex eine heiße Liebesaffäre. Während Dan die Angelegenheit eher als einmaligen Ausrutscher einstuft, klammert sich die offenbar psychisch labile Alex jedoch immer mehr an ihn. Schon bald wird aus dem kurzen Liebesabenteuer ein regelrechter Alptraum...

    Der von Adrian Lyne (Flashdance, Tiefes Wasser) inszenierte Thriller überzeugt durch eine dichte Atmosphäre, knisternde Erotik und eine sich immer fester zuziehende Spannungsschlinge. Hinzu kommen ausgezeichnete Darstellerleistungen, die ein psychologisch durchaus differenziertes Bild der von ihnen verkörperten Charaktere ermöglichen. Auf diese Weise lässt sich auch leicht über ein paar kleinere Längen sowie die Vorhersehbarkeit einiger Aktionen hinwegsehen.

    Die Spannung entlädt sich schließlich in einem ungemein packenden Finale, welches in ganz ähnlicher Form auch vielen Horrorwerken gut zu Gesicht stehen würde. So erscheint es angesichts seiner Könnerschaft fast ein wenig bedauerlich, dass Adrian Lyne mit "Jacob's Ladder" (1990) lediglich einen Beitrag zu diesem Genre abgeliefert hat.

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      Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.

      Kommentar Nr.3: Gewidmet tschunasun

      tschunasun zählt erst seit ein paar Monaten zu meinen Buddys und wir haben uns noch nicht besonders oft ausgetauscht, obwohl er hier regelmäßig aktiv ist. Das könnte daran liegen, dass er sehr gerne tief ins Genrekino abtaucht und auch Trash-Filmen nicht ganz abgeneigt ist, sodass ich einen Großteil der Filme, die er kommentiert, schlicht nicht gesehen habe und deshalb kaum etwas dazu beitragen kann. Bisher jedoch habe ich ihn als freundlichen und auch witzigen Zeitgenossen wahrgenommen. Seine Lieblingsfilmliste zeigt derweil deutlich, dass tschunasun insgesamt doch sehr breit aufgestellt ist und weit mehr als nur Indianerwestern und Horrortrash mag, welche man vielleicht als seine Steckenpferde bezeichnen kann. So zählen zu seinen Lieblingen u.a. auch Legenden der Leidenschaft, Die nackte Kanone und Gilbert Grape. Zu den Filmen, die wir beide großartig finden, gehören indes u.a. Rambo, Butterfly Effect und King of Devil's Island.

      Da tschunasun ebenso wie ich auch Klassikern nicht abgeneigt ist, habe ich mir einen solchen aus seiner Liste ausgesucht, den er kürzlich erst selbst kommentiert hat und der den vielleicht ersten großen afroamerikanischen Star der Kinogeschichte in einer seiner berühmtesten Rollen zeigt.

      Matt Drayton (Spencer Tracy) und seine Ehefrau Christina (Katharine Hepburn) fallen aus allen Wolken, als ihre von einer Reise nach Hawaii zurückgekehrte Tochter Joanna (Katharine Houghton) ihnen kurzerhand ihren Verlobten vorstellt, ist der höfliche und gebildete Dr. John Prentice (Sidney Poitier) doch zu ihrem großen Erstaunen ein Farbiger. Der sich um den Familienfrieden sorgende John erwartet nun eine rasche Entscheidung von seinen Schwiegereltern in spe, ob sie der Verbindung ihren Segen geben. Noch am selben Abend soll die Situation beim gemeinsamen Dinner geklärt werden...

      Das in weiten Teilen wie ein Kammerspiel aufgezogene Werk unter der Regie von Stanley Kramer (Wer den Wind sät, Das Urteil von Nürnberg) befasst sich eingehend mit dem Thema Rassismus in einem liberalen, bürgerlichen Milieu der 60er Jahre. Erstaunlich dabei ist, dass Kramer die Geschichte nicht etwa als bloßes Sozialdrama aufzieht, sondern sehr viel Humor einbringt, weshalb "Rat mal, wer zum Essen kommt" speziell in den ersten beiden Dritteln für zahlreiche Lacher sorgt und sich bei aller Komplexität stets einen heiteren Grundton bewahrt. Der hervorragende Cast trägt derweil seinen Teil dazu bei, dass die lebensechten Charaktere dem Zuschauer trotz ihrer unterschiedlichen Positionen schnell ans Herz wachsen. Dass sich das Ehepaar Drayton grundsätzlich für tolerant und weltoffen hält, macht die Diskussionen um den Zukünftigen ihrer Tochter dabei umso spannender. Nebenhandlungen gibt es indes so gut wie keine, vielmehr bleibt Kramers Film stets auf seine Hauptcharaktere und ihre geschliffenen Wortgefechte fokussiert. Da fällt es letztlich auch kaum negativ ins Gewicht, dass "Rat mal, wer zum Essen kommt" hier und da vielleicht etwas zu sehr ins Sentimentale abgleitet und das Finale zu sehr auf die Meinung des von Tracy verkörperten Vaters baut.

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      • 8

        Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.

        Kommentar Nr.2: Gewidmet Miss_Jupiter

        Miss_Jupiter zählt schon seit einigen Jahren zum festen Inventar meines Dashboards und wir tauschen uns immer mal wieder über Filme aus, wenn sich dazu die Gelegenheit ergibt. Dabei habe ich sie stets als sympathischen Charakter mit einer differenzierten Meinung wahrgenommen. Ihre Kommentare und ihre Lieblingsfilmliste, welche 69 Einträge beinhaltet, lassen mich vermuten, dass es sich bei ihr um eine tiefgründige Persönlichkeit handeln muss, die Filme nicht allein zur seichten Unterhaltung konsumiert, sondern sich in vielfältiger Weise mit ihnen auseinandersetzt. In ihrer Liste finden sich neben einigen Geheimtipps viele alte und junge Klassiker fast jeden Genres, so etwa Taxi Driver, Die Vögel, Reservoir Dogs und American Beauty. Zu den Filmen, die wir beide großartig finden, gehören u.a. Apocalypse Now, Der Exorzist und die Herr der Ringe-Trilogie. Erwähnenswert ist außerdem, dass Miss_Jupiter ebenso wie ich sehr gerne Bücher von Stephen King liest und auch viele der Verfilmungen seiner Werke mag.

        Aus ihrer Liste ausgesucht habe ich mir den vielleicht bekanntesten aller Charlie Chaplin Filme, der als eindringlicher Appell gegen Faschismus, Militarismus und jeder Form menschlicher Unterdrückung dieser Tage wieder einmal eine ebenso faszinierende wie erschreckende Aktualität besitzt.

        Gegen Ende des 1. Weltkriegs verliert ein jüdischer Friseur (Charlie Chaplin), der als Soldat für Tomanien kämpft, bei einem Flugzeugabsturz sein Gedächtnis und wird in ein Krankenhaus eingeliefert. Als er viele Jahre später entlassen wird, muss er entsetzt feststellen, dass sein inzwischen mit Parolen beschmierter Friseursalon sich nun mitten in einem Ghetto befindet, dessen jüdische Bewohner von den Strumtruppen des gnadenlosen Diktators Anton Hynkel (ebenfalls Charlie Chaplin) terrorisiert werden. Gemeinsam mit der Wäscherin Hannah (Paulette Goddard) und weiteren Freunden leistet der Friseur Widerstand gegen das Regime...

        "Der große Diktator" ist eine enorm bissige Politsatire, deren Umsetzung speziell in Anbetracht ihres Erscheinungsjahrs ausgesprochen mutig erscheint und die mit großem Genuss die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten und besonders ihres Führers Adolf Hitler auf die Schippe nimmt. Zugleich lässt sich Chaplins Film aber auch als universell gültiger Appell für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit verstehen, was besonders in der flammenden Schlussrede zum Tragen kommt. Abermals stellte Chaplin sein hervorragendes Gespür für Komik unter Beweis und verband mit diesem Film puren Slapstick mit hintergründigen Anspielungen auf die politische Weltlage, weshalb "Der große Diktator", welcher darüber hinaus durch detailreiche Ausstattung und Setbauten begeistert, bis heute nichts von seiner satirischen Kraft eingebüßt hat.

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        • 8
          über Amadeus

          Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.

          Kommentar Nr.1: Gewidmet dem Dude von Nebenan

          Um mich nun auch mal an dieser schönen Aktion zu beteiligen, habe ich mir gleich mal den Initiator des Ganzen vorgenommen und dazu einen Film über ein Musikgenie ausgewählt, welches von Falco wie folgt beschrieben wird:

          Es war um 1780 und es war in Wien
          No Plastik money anymore, die Banken gegen ihn
          Woher die Schulden kamen, war wohl jedermann bekannt
          Er war ein Mann der Frauen, Frauen liebten seinen Punk
          Er war Superstar, er war so populär
          Er war zu exaltiert, genau das war sein Flair
          Er war ein Virtuose, war ein Rockidol
          Und alles ruft noch heute: „Come and rock me Amadeus!"

          "Amadeus" ist einer von 79 Filmen, die der Dude als Lieblingsfilm gekennzeichnet hat. Sein Geschmack reicht dabei von modernen US-Western (The Revenant) über japanische Tragikkomödien (Memories of Matsuko) bis hin zu deutschen Kinderfilmen (Am Samstag kam das Sams zurück). Filme, die wir beide sehr gerne mögen, sind zB Die Verurteilten, Stand by me, Paper Moon, Der Schrecken der Medusa und Birdy. Dazu passt auch die ziemlich große Geschmacksnähe von 69%.

          Kennengelernt habe ich den Dude kurzzeitig noch als Alex de Large, ehe er schließlich zu seinem wahren Ich gefunden hat, passt sein neuer Name doch wesentlich besser zu seinem freundlichen Charakter. Der Dude ist also kein Neuzugang mehr auf meinem Dashboard, ist aber auch noch nicht so sehr lang dort zu finden wie einige andere. Wir haben uns also schon ein paar Mal über Filme ausgetauscht, aber noch nicht so wahnsinnig oft. Besonders in Erinnerung geblieben, ist mir zB unsere anregende Diskussion über Captain Fantastic oder auch die gemeinsame Freude an einigen Actionfilmen aus den 90ern. Dabei habe ich den Dude immer als sehr angenehmen Gesprächspartner wahrgenommen.

          Nun aber zum Film:
          Der alte Komponist Antonio Salieri (F. Murray Abraham) erzählt einem jungen Priester aus seinem Leben. Einst stand Salieri hoch in der Gunst des Kaisers Joseph II. (Jeffrey Jones) und arbeitete als dessen Hofkomponist in Wien. Als jedoch der als musikalisches Wunderkind gefeierte Wolfgang Amadeus Mozart (Tom Hulce) an den Hof des Kaisers kommt, wird Salieri seine eigene Mittelmäßigkeit vor Augen geführt. Fortan unternimmt der eifersüchtige Komponist alles, um seinen Rivalen zu Fall zu bringen...

          Regisseur Milos Forman (Einer flog über das Kuckucksnest, Der Mondmann) schildert die - in weiten Teilen wohl fiktive - Geschichte einer erbitterten Feindschaft als Mixtur aus prächtig ausgestattetem Musikbiopic und bewegendem Drama. Ein opulentes Werk, das sich neben all dem Prunk jedoch auch immer wieder Zeit für die feinen zwischenmenschlichen Nuancen nimmt und hier und da auch Platz für etwas Humor findet. Getragen wird "Amadeus" dabei von einem hervorragenden Cast, aus dem F. Murray Abraham als von Neid zerfressener Hofkomponist und Tom Hulce als Musikgenie mit geradezu kindlichem Benehmen besonders herausstechen. Auf diese Weise gelang Forman eine enorm mitreißende Filmoper über Rivalität und menschlichen Wahnsinn, die nicht nur Liebhaber klassischer Musik genießen können.

          30
          • 5

            Mit "Jane Got a Gun" versucht sich Regisseur Gavin O'Connor (Warrior, The Accountant) an einem feministischen Western, der jedoch letztlich klar hinter den eigenen Ambitionen zurückbleibt und somit allenfalls Mittelmaß repräsentiert.

            Die mit ihrer kleinen Familie zurückgezogen auf einer einsam gelegenen Farm lebende Jane Hammond (Natalie Portman) ist entsetzt, als ihr Ehemann Bill (Noah Emmerich) mit mehreren Schusswunden im Rücken nach Hause kommt. Wie sich schnell herausstellt, hat es der skrupellose John Bishop (Ewan McGregor) mit seiner Bande auf Jane und ihre Familie abgesehen. Um ihre Farm gegen die Banditen verteidigen zu können, ersucht Jane den Bürgerkriegsveteran Dan Frost (Joel Edgerton) um Hilfe, mit dem sie eine gemeinsame Vergangenheit verbindet...

            "Jane Got a Gun" gefällt mit einigen hübschen Landschaftsaufnahmen und einer in Ansätzen durchaus interessanten Handlung, die im letzten Drittel auch noch eine dramatische Enthüllung bereithält. Allerdings offenbart O'Connors Film auch einige eklatante Schwächen in der Umsetzung, die das Sehvergnügen nachhaltig stören. So soll die von Portman verkörperte Protagonistin wohl als toughe Powerfrau erscheinen, ist jedoch in Notsituationen immer wieder auf männliche Unterstützung angewiesen und erscheint deshalb längst nicht so stark und selbstbewusst, wie es das Drehbuch zu suggerieren versucht. Hinzu kommt, dass auch der prominente Cast seine Qualitäten nur teilweise ausspielen kann. Während etwa Noah Emmerich als lebensbedrohlich verletzter Ehemann die meiste Zeit des Films nur leidend im Bett liegt, bewegt sich Ewan McGregor als Bösewicht mit seiner Performance nah am Rande der Karikatur.

            Als weiteres großes Manko erweisen sich neben den eher platten Dialogen vor allem die unzusammenhängenden Rückblenden, die mit ihrer sentimentalen Verklärung nicht so recht zur Bedrohungssituation passen wollen, der sich die Protagonistin in der Haupthandlung gegenüber sieht und die zudem immer wieder für Tempoverschleppungen sorgen.

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            • 5

              Der finnische Horrorschocker "Lake Bodom" weiß durch eine wendungsreiche Geschichte, gute Kameraarbeit und eine mehr als solide agierende Darstellerriege zu gefallen, verfügt jedoch auch über ein massives Glaubwürdigkeitsproblem sowie einen Mangel an Spannung und Intensität.

              Schülerin Ida (Nelly Hirst-Gee) leidet sehr unter ihrem extrem strengen Vater, der ihr seit geraumer Zeit kaum noch Freiheiten gewährt. Umso glücklicher ist sie, als sie mit ihrer besten Freundin Nora (Mimosa Willamo) einen Ausflug zum Lake Bodom machen darf. Mit dabei sind auch ihre Mitschüler Elias (Mikael Gabriel) und Atte (Santeri Mäntylä). Atte will den Ausflug nutzen, um einen Mordfall aus dem Jahr 1960 zu rekonstruieren, bei dem damals drei Jugendliche in der Nähe des Sees getötet wurden. Schon bald jedoch scheint erneut ein Killer am Lake Bodom sein Unwesen zu treiben...

              "Lake Bodom" bleibt zunächst sehr vage, was die Hintergründe der vier jugendlichen Protagonisten angeht. Zwar erhalten wir kurz Einblick in Idas Familienleben und wir erfahren etwas über Attes Faszination für True Crime Fälle, doch so recht wird nicht ersichtlich, warum ausgerechnet diese vier doch sehr unterschiedlichen Charaktere zusammen einen Ausflug machen. In der ersten Hälfte mutet "Lake Bodom" dann auch wie ein x-beliebiger Teenie-Slasher an, in dem ein unbekannter Killer ahnungslose Jugendliche durch den Wald jagt.

              Dann aber nimmt das Geschehen eine unerwartete Wendung, die das Vorangegangene vollkommen auf den Kopf stellt. Von da an folgt ein Twist auf den nächsten und der Film entwickelt sich zeitweise fast zu einem Beziehungsdrama, ehe er zum Finale hin doch wieder zum Slasher mutiert. Mögen die zahlreichen Wendungen für sich genommen noch einigermaßen Sinn ergeben, erscheinen sie in der Summe leider sehr abstrus und weit hergeholt. Auch der Versuch, der Handlung mittels der realen Ereignisse aus den 60ern einen Rahmen zu geben, wirkt sehr ungelenk und lässt den Zuschauer am Ende eher etwas ratlos zurück, obgleich "Lake Bodom" speziell wegen seiner Unvorhersehbarkeit auch durchaus Unterhaltungswert besitzt.

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              • 8

                Mit "The Batman" unter der Regie von Matt Reeves (Cloverfield, Let Me In) kehrt der maskierte Beschützer Gothams im finsteren Neonoir-Look auf die große Leinwand zurück. Statt als großer Actionblockbuster versteht sich Reeves' Comicverfilmung jedoch vornehmlich als epochal angelegter Serienkiller-Thriller, der mit opulenten Bildern, einem interessanten Figurenensemble sowie einer packenden Detektivgeschichte auftrumpft.

                Seit fast zwei Jahren schon bekämpft der Milliardär Bruce Wayne (Robert Pattinson) als Fledermausmann gekleidet Nacht für Nacht das Verbrechen in seiner Heimatstadt Gotham City. Als unmittelbar vor der anstehenden Bürgermeisterwahl der aktuelle Amtsinhaber ermordet wird, bittet Lieutenant Gordon (Jeffrey Wright) Batman um Hilfe bei den Ermittlungen. Wie sich bald herausstellt, wurde der Mord am Bürgermeister von einem brutalen Serienkiller verübt, der sich selbst Riddler nennt und jede seiner Taten mit einem an Batman adressierten Rätsel verbindet. Bei seinen Recherchen macht Batman Bekanntschaft mit der Nachtclubkellnerin Selina Kyle (Zoe Kravitz), die auf undurchschaubare Weise mit den Morden in Verbindung zu stehen scheint...

                "The Batman" weiß mit seiner schaurigen Atmosphäre des von Dauerregen beherrschten Gothams von Beginn an zu faszinieren und zieht eine spannende Kriminalstory auf, in der neben Korruption und Verschwörungen auch Platz für Kritik an den sozialen Medien und den damit verbundenen Möglichkeiten für Verbrecher ist. Matt Reeves macht dabei erst gar keinen Hehl aus den Vorbildern für seine Comicadaption und unterstreicht deutlich, dass Werke wie die Fincher-Thriller "Sieben" (1995) und "Zodiac" (2007) für "The Batman" Pate standen. Ähnlich wie in diesen, steht auch im neuesten Abenteuer des dunklen Ritters die akribische Ermittlungsarbeit im Vordergrund, obgleich die Knobelaufgaben des Riddlers die letzte Raffinesse ein wenig vermissen lassen und von Batman entsprechend häufig schnell gelöst werden. Darüber hinaus bietet Reeves' Film jedoch auch einige spektakuläre Actionszenen, unter denen der erste große Auftritt des Batmobils sicherlich die hervorstechendste sein dürfte.

                Als mutig und richtig erweist sich zudem die Entscheidung, die Origin-Story des Fledermausmannes nicht noch einmal im Detail durchzukauen, sondern etwa das Schicksal seiner Eltern, die Gründe für seine spezielle Maskierung und seine besondere Beziehung zu seinem Butler Alfred (Andy Serkis) als bekannt voraussetzen. Aufbauend auf diesem starken Fundament, entwickeln Momente wie der Blick zum trauernden Sohn des Bürgermeisters oder ein Händereichen am Krankenhausbett dann auch eine gewisse emotionale Wucht. Da "The Batman" außerdem von einem ausgezeichneten Score getragen wird und auch der Cast, zu dem u.a. noch Colin Farrell (Brügge sehen...und sterben?), John Turturro (Barton Fink) und Paul Dano (There will be blood) gehören, im Rahmen seiner aufgrund der häufigen Maskierungen eingeschränkten Möglichkeiten vollends zu überzeugen weiß, ergibt sich so ein düster-melancholischer Superhelden-Thriller, der über die gesamte Laufzeit für ausgezeichnete Unterhaltung sorgt.

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                • Super Listenidee, sithi!

                  Mir gefällt zB der Soundtrack zu "Die Karte meiner Träume" von Denis Sanacore:
                  https://www.youtube.com/watch?v=rj20vjcyY10&list=PLvOU2OeQiM8WP9dntZ4EMPEsjZBAcTMLP

                  Auch der Soundtrack zu "The Mission" ist für mich herausragend. Wie von Ennio Morricone gewohnt:
                  https://www.youtube.com/watch?v=fy-POlABm8Y

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                  • 6

                    Mit dem Copthriller "Shorta", dessen Titel auf die arabische Bezeichnung für Polizeibeamte anspielt, legen die Dänen Anders Olholm und Frederik Louis Hviid ein insgesamt überzeugendes Langfilmdebüt vor, das mit gut aufspielenden Darstellern und wuchtiger Action zu gefallen weiß, gleichzeitig jedoch auch viele Klischees bedient und letztlich nur wenig zum anhaltenden Diskurs über Polizeigewalt beitragen kann.

                    Der junge Polizeibeamte Jens Hoyer (Simon Sears) wird zum Streifendienst in ein Kopenhagener Ghetto beordert, wo seit der gewaltsamen Festnahme eines Senegalesen, welcher nunmehr in Lebensgefahr schwebt, eine extrem aufgeheizte Stimmung herrscht. Jens soll auf seinen neuen Partner, den erfahreneren Mike Andersen (Jacob Lohmann) achten, der im Ruf steht, sein Temperament nicht unter Kontrolle zu haben. Jens schwant von Anfang an Böses und tatsächlich kommt es schon bald zu einer ersten Eskalation, als die Beamten den minderjährigen Amos (Tarek Zayat) kontrollieren...

                    "Shorta" erscheint mit seiner Kombination aus Polizeiroutine und Milieuzeichnung eines sozialen Brennpunkts wie eine Mischung aus "Hass" (1995) und "Training Day" (2001), geht dabei jedoch weder sonderlich subtil, noch sonderlich differenziert vor. Vielmehr bleibt der dänische Thriller mehr oder weniger bis zum Finale bei einer oberflächlichen Abbildung der Gewaltspirale, in welche die beiden ungleichen Protagonisten immer stärker hineingesogen werden. Dies sorgt aber zumindest für einige packende Actionsequenzen inklusive intensiver Shootouts und halsbrecherischer Verfolgungsjagden. Als bemerkenswert erweist sich zudem, dass der nahezu in Echtzeit spielende Film anfangs noch die Perspektive von Jens einnimmt und uns seinen Kollegen ausschließlich als rassistischen Brutalo-Cop zeigt, etwa ab der Mitte dann aber den Fokus mehr auf Mike legt und uns seine Sicht der Dinge zumindest ein wenig näherbringt. Trotz einiger Spannungsdurchhänger ist "Shorta" somit speziell für Freunde des Copthrillers durchaus einen Blick wert.

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                    • 8

                      Mit ihrem Regiedebüt "The Virgin Suicides" schuf Sofia Coppola (Lost in Translation, Marie Antionette) ein träumerisch-melancholisches Coming of Age Drama mit gesellschaftskritischer Note und Anflügen bissig-makabren Humors, welches in eine dichte Atmosphäre des Mysteriösen und Rätselhaften eingebettet wird.

                      Michigan in den 1970ern: Lux Lisbon (Kirsten Dunst) wächst mit ihren vier Schwestern in einer ruhigen Vorstadtsiedlung auf. Für die Jungs aus der Nachbarschaft sind die pubertierenden Mädchen das große Ziel ihrer Begierden, während ihre streng religiösen Eltern (Kathleen Turner und James Woods) sie von allen äußeren Einflüssen abzuschotten versuchen. Als Cecilia (Hanna R. Hall), die jüngste der fünf Schwestern, sich versucht in der Badewanne das Leben zu nehmen, lockern ihre Eltern ihre Haltung ein wenig, um den Mädchen den Umgang mit Gleichaltrigen zu ermöglichen. Dann jedoch wird Cecilia aufgespießt auf dem Gartenzaun gefunden...

                      Coppolas ungemein stilsicheres Drama versteht sich als Studie über eine Zeit der Identitätssuche, der körperlichen Veränderungen und erster sexueller Erfahrungen. Gekonnt wandelt "The Virgin Suicides" zwischen Komik und Tragik, verbindet zarte, subtile Momente mit nahezu Groteskem und erinnert mit seinem kritischen Blick hinter die spießbürgerliche Fassade etwa an den im gleichen Jahr erschienen "American Beauty". Darüber hinaus überzeugt Coppolas Werk mit einer authentischen 70er Jahre Ausstattung, einem dazu passenden Soundtrack sowie guten Leistungen der vornehmlich jungen Darstellerriege, welcher in Nebenrollen u.a. noch Josh Hartnett (Lucky Number Slevin), Scott Glenn (Das Schweigen der Lämmer) und Danny DeVito (L.A: Confidential) angehören.

                      In Kombination mit den sonnendurchflutenden Bildern und der Erzählerstimme aus dem Off ergibt sich so eine faszinierende Symbiose, die ebenso ideal zu einem packenden Mysterythriller passen könnte und den Zuschauer von Beginn an in den Bann zieht. Ein Filmerlebnis, das sich einerseits als sehr feinfühlig und zauberhaft und zugleich als enorm erschütternd und verstörend erweist.

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                      • 6

                        "Carriers" unter der Regie des Brüderpaares Alex und David Pastor (The Last Days, Dein Zuhause gehört mir) ist ein bedrückendes Endzeitdrama mit Horroreinschüben, das vornehmlich von seiner dichten Atmosphäre lebt und dabei an diversen Moralfragen rührt, zugleich aber keine großen inhaltlichen Überraschungen bietet.

                        Auf der Flucht vor einem hochansteckenden Virus fahren Danny (Lou Taylor Pucci), seine Freundin Kate (Emily VanCamp), sein Bruder Brian (Chris Pine) und dessen Freundin Bobby (Piper Perabo) mit einem gestohlenen Wagen durch die USA. Ihr Ziel ist ein einsam gelegenes Strandhotel, an dem die beiden Brüder ihre Kindheit verbracht haben und das sie nun als letzte sichere Zuflucht erachten. Um sich vor Ansteckungen zu schützen, haben die Vier sich selbst strenge Regeln auferlegt, wozu etwa das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, regelmäßiges Desinfizieren und das Abstandhalten zu anderen Menschen zählen. Schon bald jedoch scheinen ihre Regeln sie auch nicht mehr schützen zu können...

                        "Carriers" ist ein eher ruhig angelegtes Werk mit nur wenigen Goremomenten, in dem der Zuschauer erst nach und nach durch die Gespräche der vier Protagonisten von der Ausbreitung der Pandemie sowie ihren persönlichen Schicksalsschlägen erfährt. Als sehr interessant dabei erweist sich, dass wir nie tatsächlich Jemanden an den Folgen des Virus sterben sehen, sodass bis zuletzt unklar bleibt, wie tödlich die Pandemie wirklich ist und ob die Menschheit sich nicht nur einfach selbst ausrottet. Leider hat das Endzeitdrama aber auch immer wieder Spannungsdurchhänger. So etwa, wenn die Vier sich für Albernheiten auf einem Golfplatz einfinden. Überhaupt stellen sich die Protagonisten nicht immer sonderlich schlau an und treffen teils nur schwer nachvollziehbare Entscheidungen.

                        Wer sich allerdings auf die ruhige Gangart des Films einlassen kann, bekommt einen zwar nicht sonderlich innovativen, dafür aber durchaus stimmungsvollen Roadtrip in Richtung Postapokalypse geboten.

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                        • 6

                          Basierend auf der Lebensgeschichte des berüchtigten Bankräubers John Dillinger, der als erste Person in den USA zum 'Staatsfeind Nr.1' ausgerufen wurde, schuf Regisseur Michael Mann (Blutmond - Roter Drache, Heat) einen zur Zeit der Großen Depression angesiedelten Gangsterthriller, der vor allem durch viele packende Actionsequenzen zu gefallen weiß, zugleich aber auch deutliche Schwächen offenbart.

                          1933: John Dillinger (Johnny Depp) und seine Bande halten die Vereinigten Staaten mit spektakulären Banküberfällen in Atem und schrecken dabei auch vor Mord nicht zurück, werden aber zugleich von vielen Bürgern für ihre Taten bewundert. Auch die Garderobiere Billie Frechette (Marion Cotillard) verfällt dem charismatischen Verbrecher und geht eine Beziehung mit ihm ein. Derweil setzt das FBI seinen Agenten Melvin Purvis (Christian Bale) auf Dillinger an, um diesen endgültig zur Strecke zu bringen...

                          Wie schon bei "Collateral" (2004) setzt Mann auch in "Public Enemies" konsequent auf Digitaltechnik inklusive des sehr häufigen Gebrauchs der Handkamera, was zu vielen wackeligen Aufnahmen führt, die so gar nicht zu einem groß angelegten Gangsterepos passen wollen und dementsprechend eine lange Zeit der Eingewöhnung benötigen. Obwohl die hochauflösende Optik jedes einzelne Haar und jede Pore in Depps Gesicht zur Geltung bringt, schafft diese Ästhetik doch zugleich eine merkwürdige Distanz, erwecken die Bilder trotz der hervorragenden Ausstattung doch eher den Eindruck, eine Dokumentation statt einen Spielfilm zu sehen. Vor allem in den Nachtszenen kommt Mann die Digitaloptik jedoch auch zu Gute, ist doch etwa die fesselnde Verfolgungsjagd durch die Wälder im letzten Drittel perfekt ausgeleuchtet. Überhaupt macht "Public Enemies" vor allem dann Laune, wenn sich Cops und Verbrecher mal wieder einen der zahlreichen Shootouts liefern, bei denen vor allem der Sound der Maschinengewehre die Boxen so richtig zum Beben bringt. Auch hat Manns Film trotz der recht üppigen Laufzeit so gut wie keine Längen und treibt seine Geschichte kontinuierlich voran.

                          Als weitere große Schwachstelle erweist sich hingegen die Figurenzeichnung, bleibt der Hauptcharakter trotz eines gut aufspielenden Johnny Depp doch bis zum Schluss seltsam unnahbar und beinahe ausschließlich auf seine kriminellen Aktivitäten reduziert. Noch deutlicher wird diese mangelnde Ausarbeitung der Charaktere bei den Nebenfiguren, hat doch etwa Marion Cotillard als Dillingers Geliebte lange Zeit über kaum mehr zu tun, als den charmanten Schurken anzuhimmeln, während Christian Bale als FBI Agent ähnlich wie Jason Clarke (Planet der Affen: Revolution), Billy Crudup (Almost Famous) und viele weitere bekannte Gesichter kaum Akzente zu setzen vermag. Wer Manns Thriller jedoch ohnehin hauptsächlich wegen stilsicherer Actionsequenzen einlegt, kann mit "Public Enemies" aber dennoch seine Freude haben.

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                          • 7 .5

                            1992 war Clint Eastwoods Karriere an einem entscheidenden Wendepunkt angelangt. Nicht nur, dass seine vorherigen Werke allesamt an den Kinokassen gefloppt waren, er sah sich auch schon seit längerer Zeit der Kritik ausgesetzt, den immer gleichen Rollentypus zu spielen, welcher eine reaktionäre und menschenfeindliche Gesinnung repräsentiere. Mit dem oscarprämierten Spätwestern "Erbarmungslos" verlieh der gealterte Eastwood seiner Karriere jedoch kaum für möglich gehaltenen neuen Schwung und brach zugleich mit den alten Strukturen, woraus speziell in den 2000er Jahren schließlich einige seiner stärksten Regiearbeiten resultieren sollten.

                            Nachdem er von dem Gerücht gehört hat, dass eine Prostituierte von zwei Cowboys in der Kleinstadt Big Whiskey auf grausame Weise verstümmelt wurde, zieht der einstige Revolverheld William Munny (Clint Eastwood), der inzwischen als Schweinefarmer seinen Lebensunterhalt verdient, gemeinsam mit seinem ehemaligen Partner Ned Logan (Morgan Freeman) und dem Grünschnabel Schofield Kid (Jaimz Woolvett) los, um sich das von den Dirnen ausgelobte Kopfgeld zu verdienen und die Cowboys zur Strecke zu bringen. Dabei stellt sich ihnen jedoch der Sheriff des Ortes (Gene Hackman) in den Weg, welcher durch die anreisenden Kopfgeldjäger den Frieden in seiner Stadt gefährdet sieht...

                            Auf spannungsreiche und zuweilen sogar amüsante Weise spielt Eastwoods Spätwestern mit den Mechanismen des Genres und entmystifiziert so den Typus des glorreichen Revolvermannes, welchen Eastwood selbst jahrzehntelang erfolgreich verkörperte. Entsprechend sind die Hauptcharaktere in "Erbarmungslos" keine wagemutigen Alleskönner, sondern entweder desillusionierte Alte oder unerfahrene Möchtegern-Helden, die große Schwierigkeiten damit haben, einen zielgerichteten Schuss abzugeben oder sich überhaupt erst in den Sattel zu schwingen. Gängige Westernklischees werden hier mit Sarkasmus und Bitterkeit durchsetzt, was "Erbarmungslos" auch dank des hervorragenden Casts, zu dem u.a. noch Frances Fisher (Titanic) und Richard Harris (Gladiator) zählen, zu einer düsteren und schonungslosen Gewaltparabel werden lässt.

                            Neben diesen faszinierenden thematischen Aspekten weiß "Erbarmungslos" auch auf visueller Ebene mit seinen Bildern von finsteren Spelunken und weiten Prärielandschaften zu gefallen, obgleich Eastwoods Film leider phasenweise sehr dunkel gehalten ist, was speziell im eher konventionell gehaltenen Finale dazu führt, dass sich einige Bilddetails nur erahnen lassen.

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                            • 7 .5

                              Die berühmte Geschichte vom Jungen, der nie erwachsen werden wollte, haben schon zahlreiche Filmschaffende auf ganz unterschiedliche Weise auf die Leinwand gebracht. Der Schweizer Marc Forster (Stranger than Fiction, World War Z) näherte sich dem klassischen Peter Pan-Stoff, indem er ausnahmsweise einmal dessen Schöpfer in den Mittelpunkt rückte. Auf diese Weise gelang Forster ein märchenhaft angehauchtes Drama über Selbstverwirklichung, Verlustängste und die unbändige Kraft der Fantasie.

                              London zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der Theaterautor J.M. Barrie (Johnny Depp) hatte zuletzt nur wenig Erfolg mit seiner Arbeit und auch in der Ehe mit seiner Frau Mary (Radha Mitchell) kriselt es. Da lernt er eines Tages die verarmte Witwe Sylvia (Kate Winslet) und ihre vier Söhne kennen, für die der im Herzen jung gebliebene Barrie zu einem Freund und Spielgefährten wird, der mit den Brüdern immer neue Fantasiewelten kreiert. Das Spiel mit den Jungen inspiriert ihn schließlich sogar zu einem neuen Theaterstück, das den Titel "Peter Pan" tragen soll...

                              "Wenn Träume fliegen lernen" erzählt eine im Grunde recht einfach gestrickte Geschichte auf sehr bewegende und zu Herzen gehende Weise. Als besonders erfreulich erweist sich dabei die Tatsache, dass Forster gar nicht erst erpicht darauf ist, ein großes Biopic über den Peter Pan-Schöpfer auf die Beine zu stellen, sondern lieber ein eher kleines, intimes Werk schaffen möchte, welches sich gänzlich auf die Beziehungen der wichtigsten Charaktere konzentriert. Zu Gute kommt ihm dabei vor allem sein prominentes Schauspielensemble, dem u.a. noch Julie Christie (Wenn die Gondeln Trauer tragen), Freddie Highmore (Charlie und die Schokoladenfabrik) und der durch seine Rolle in "Hook" (1991) bereits bestens mit dem Stoff vertraute Dustin Hoffman angehören.

                              Zwar wird es Zuschauer geben, denen Forsters Drama zu rührselig und gefühlsbetont daherkommt, doch wer sich auf die Geschichte einzulassen vermag, bekommt eine zauberhafte Reise in die Welt der Fantasie geboten.

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                              • 7

                                "Die Fremde in Dir" unter der Regie von Neil Jordan (The Crying Game, Interview mit einem Vampir) ist ein intensives Rachedrama, das weniger von überbordender Action, als vielmehr von psychologischem Suspense, einer dichten Atmosphäre und ambivalenten Charakteren lebt.

                                Die New Yorker Radiomoderatorin Erica Bain (Jodie Foster) befindet sich mit ihrem Verlobten David (Naveen Andrews) auf einem abendlichen Spaziergang durch den Central Park, als das Paar von drei Schlägern auf äußerst brutale Weise überfallen wird. Nachdem Erica schließlich aus einem wochenlangen Koma erwacht, erreicht sie die traurige Nachricht, dass ihr Verlobter den Überfall nicht überlebt hat. Schon bald darauf wird Detective Mercer (Terrence Howard) mit einer Reihe mysteriöser Mordfälle konfrontiert, die ihn zu dem Schluss kommen lassen, dass offenbar jemand in der Stadt das Gesetz in die eigene Hand nimmt. Dabei macht er auch Bekanntschaft mit Erica, deren Radiosendung er bewundert...

                                Mitunter gewinnt man während der Sichtung von Jordans Rachedrama den Eindruck, als ob Jodie Foster mit diesem Film zu ihren Schauspielwurzeln zurückkehre, erinnern die nächtlichen Streifzüge der von ihr verkörperten Protagonistin doch stark an jene von Travis Bickle in Scorseses "Taxi Driver" (1976) - jener Film, der Foster einst zum weltweiten Durchbruch verhalf. Überhaupt interessiert sich "Die Fremde in Dir" deutlich mehr als die meisten anderen Genrevertreter für das Innenleben seiner Figuren und lässt sie allesamt durch moralische Untiefen waten. Als besonders spannend erweist sich in diesem Zusammenhang der Charakter des von Terrence Howard gespielten Ermittlers, bei dem man nie ganz sicher ist, wieviel er schon weiß oder erahnt und ob er nicht Erica sogar von Beginn an für seine Zwecke manipuliert.

                                Trotz seiner Fokussierung auf das Zusammenspiel der Charaktere bleibt "Die Fremde in Dir" jedoch auch seinem Genre ergeben und bietet einige derbe Gewalteruptionen. Für die ganz wenigen auflockernden Momente in diesem ansonsten düster-melancholischen Drama ist indes Mercers Polizeikollege zuständig, der bei jeder Tatortbegehung einen zynischen Oneliner platziert. Zur gelungenen Atmosphäre tragen derweil neben dem geschickten Einsatz des Voice-Overs auch einige ungewöhnliche Kameraperspektiven bei, welche den Zustand von Ericas Seelenleben zusätzlich unterstreichen. So dürfte am Ende wohl nur das moralisch extrem fragwürdige Finale bei vielen Zuschauern auf Ablehnung stoßen.

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                                • Trashmob 22

                                  Kendus hats natürlich verpennt. Schleimige Grüße!😅

                                  30
                                  • 7
                                    über Babel

                                    "Babel" unter der Regie des Mexikaners Alejandro G. Inarritu ist ein emotional ergreifendes Episodendrama über Sprachbarrieren und die Schwierigkeiten der Völkerverständigung, dessen drei lose miteinander verknüpfte Handlungsstränge sich über drei verschiedene Kontinente erstrecken.

                                    Während sie die Ziegenherde ihres Vaters hüten, spielen die beiden marokkanischen Brüder Ahmed (Said Tarchani) und Yussef (Boubker Ait El Caid) mit dessen Gewehr und feuern dabei Schüsse auf einen vorbeifahrenden Touristenbus ab. Die sich im Bus befindende US-Amerikanerin Susan (Cate Blanchett) wird von einer der Kugeln getroffen und lebensgefährlich verletzt. Ihr verzweifelter Ehemann Richard (Brad Pitt) setzt nun alles daran, dass seine Frau notärztlich versorgt wird. Unglücklicherweise ist das nächste Krankenhaus jedoch kilometerweit entfernt und auch die von einem Terrorakt ausgehende US-Botschaft zögert mit ihrer Hilfe...

                                    Inarritus vornehmlich mit der Handkamera gedrehtes Drama, dessen Titel auf die babylonische Sprachverwirrung anspielt, lebt in erster Linie vom Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Kulturen, der Mehrsprachigkeit sowie den damit einhergehenden Konfliktsituationen. Dabei bleibt lange Zeit über unklar, wie die Ereignisse in Marokko mit einem Kindermädchen (Adriana Barazza), welches mit ihren Schützlingen zu einer Hochzeit über die mexikanische Grenze fährt, und einem taubstummen Mädchen aus Japan (Rinko Kikuchi), das den Tod ihrer Mutter verarbeiten muss, in Zusammenhang stehen. Nach und nach jedoch fügen sich die einzelnen Puzzleteile zusammen, obgleich man Inarritus Film sicherlich vorwerfen kann, dass einige Verbindungen etwas konstruiert erscheinen und ausschließlich vom Zufall geprägt sind. Speziell der Japan-Handlungsstrang fügt sich daher letztlich nicht unbedingt elegant in das Gesamtgebilde ein.

                                    Vollauf überzeugen kann indes die internationale Darstellerriege, welche entscheidenden Anteil daran hat, dass alle Handlungsstränge beinahe gleichermaßen zu berühren wissen. Darüber hinaus weiß auch der stete Wechsel zwischen ruhigeren Passagen und intensiven Spannungsmomenten zu gefallen, sodass "Babel" trotz der nicht rundum gelungenen Verknüpfung der drei Episoden ein sehenswertes Filmerlebnis darstellt.

                                    Besten Dank @smartbo fürs Neugier schüren!

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                                    • 6
                                      Kenduskeag 19.02.2022, 12:27 Geändert 19.02.2022, 12:33

                                      Der Thriller "Mord im Weißen Haus" unter der Regie von Dwight H. Little (Halloween 4, Zum Töten freigegeben) bietet ein wenig Rätselraten und eine Spur Action und lässt gleichzeitig die Paranoia-Filme der 70er Jahre wieder aufleben.

                                      Bei Reinigungsarbeiten wird auf einer Toilette des Weißen Hauses eine Frauenleiche entdeckt. Der mit den Ermittlungen betraute Detective Regis (Wesley Snipes) findet schon bald heraus, dass die Frau kurz vor ihrem Tod noch einvernehmlichen Sex gehabt haben muss. Gemeinsam mit der Secret Service Agentin Nina Chance (Diane Lane), deren Kollegen alles daran setzen, den Vorfall nicht zu einem öffentlichen Skandal werden zu lassen, kommt Regis einer politischen Verschwörung auf die Spur...

                                      Littles handwerklich solide inszenierter Thriller bezieht seine Spannung vornehmlich aus der Frage nach der Identität des Mörders und den Hintergründen seiner Tat. Durch punktuelle Tempoverschärfungen in Form einiger Actionszenen, in welchen Snipes einmal mehr seine hervorragenden Kampfkünste zur Geltung bringen kann, kommt zudem zusätzlich Schwung in die Sache. Dennoch kommt man als Zuschauer nicht ganz umhin sich zu fragen, wie so manche dieser Szenen wohl etwa bei Actionexperten wie John Woo oder James Cameron ausgesehen hätten.

                                      Erscheinen die Geschehnisse in den ersten zwei Drittel des Films noch einigermaßen plausibel, wird es gegen Ende leider ziemlich abstrus, sodass man das Handeln aller Beteiligten besser nicht zu sehr hinterfragen sollte. Da Littles Thriller angenehm kurzweilig daherkommt und zudem auch in den Nebenrollen recht gut besetzt ist, gelingt dies allerdings auch relativ problemlos.

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                                      • 7 .5

                                        Der von Scott Cooper (Crazy Heart, Black Mass) inszenierte "Feinde - Hostiles" ist ein grimmiges, von elegischer Ruhe geprägtes Westerndrama über die letzte gemeinsame Reise zweier Todfeinde, das durch eine melancholische Grundstimmung, prächtige Landschaftsaufnahmen, ein paar derbe Gewaltspitzen sowie ein ausgezeichnetes Schauspielensemble besticht.

                                        1892: Der unmittelbar vor dem Ruhestand stehende Army Captain Joseph Blocker (Christian Bale) erhält den Auftrag, den seit vielen Jahren inhaftierten und inzwischen todkranken Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) und dessen Familie zu ihrem heiligen Stammesgebiet in Montana zu begleiten, damit der alte Häuptling dort seine letzte Ruhe finden kann. Nur widerwillig nimmt Joseph den Auftrag an, haben Yellow Hawk und er sich doch in vielen Schlachten als erbitterte Feinde gegenüber gestanden. Der Weg zum Stammesgebiet erweist sich schließlich als wahres Himmelfahrtskommando...

                                        Coopers Western startet sogleich mit einer gleichsam packenden wie brutalen Auftaktszene, die direkt einen Vorgeschmack auf die raue Tonalität des gesamten Films liefert, in dem es für übermäßigen Pathos keinen Platz gibt. Ausgestattet mit enormer Bildgewalt und einem großartigen Score von Max Richter entwickelt sich so ein einnehmendes Werk über Toleranz und Völkerverständigung, dessen langsame Gangart aber sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen dürfte, gestaltet sich der Handlungsfortschritt doch ähnlich schleichend wie die Annäherung der beiden Todfeinde.

                                        Voll und ganz verlassen kann sich Cooper indes auf seinen hervorragenden Cast, dem u.a. noch Rosamund Pike (Gone Girl), Jesse Plemons (The Power of the Dog) und Rory Cochrane (White Boy Rick) angehören. Mitunter entsteht angesichts des relativ großen Ensembles allerdings der Eindruck, dass der Film die ambivalente Beziehung zwischen Army Captain und Cheyenne-Häuptling ein wenig aus den Augen verliert. So wäre es möglicherweise sinnvoll gewesen, den Subplot um den von Ben Foster verkörperten gefangenen Mörder zu kürzen oder sogar gänzlich zu streichen, um sich noch mehr auf die eigentliche Kernbotschaft des Films zu fokussieren.

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                                        • 6

                                          "Ohne Schuld" unter der Regie von Fred Cavayé (Point Blank, Mea Culpa) ist ein stringent erzählter Thriller, der zwar über keine sonderlich innovative Story verfügt, dafür aber mit einer dichten Atmosphäre, guten Darstellerleistungen und einer kleinen Prise Action für kurzweilige Unterhaltung sorgt.

                                          Der Lehrer Julien (Vincent Lindon) führt mit seiner Frau Lisa (Diane Kruger) und dem gemeinsamen Sohn ein sorgenfreies Leben, ehe eines Tages ein Einsatzkommando der Polizei ihre Wohnung stürmt und Lisa festnimmt, der man vorwirft, ihre Vorgesetzte ermordet zu haben. Allen Unschuldsbeteuerungen zum Trotz wird Lisa schließlich zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Als Julien merkt, dass seine Frau daran nach und nach zu zerbrechen droht, entwickelt er einen Plan, um ihr zur Flucht zu verhelfen...

                                          Cavayés Thriller bietet keine plötzlichen Wendungen oder großen Überraschungen, sondern arbeitet von Beginn an konsequent auf sein Ziel hin. Insofern sind hier zwar viele Elemente zu finden, die man bereits aus zahlreichen anderen Filmen über Gefängnisausbrüche kennt, doch hält "Ohne Schuld" dennoch ein gutes Maß an Spannung und Nervenkitzel bereit. Zu verdanken ist dies in erster Linie dem Verzicht auf unnötigen Ballast in Form von uninteressanten Nebenhandlungen oder allzu gefühlsduseligen Dialogen.

                                          Darüber hinaus punktet der Film auch mit überzeugenden Darstellerperformances, wobei speziell Vincent Lindon den moralischen Konflikt, in welchen sein Protagonist aufgrund seines zunehmend gewalttätigen Handelns gerät, glaubhaft zu vermitteln weiß. Kein Wunder also, dass auch Hollywood auf den französischen Thriller aufmerksam wurde und mit "72 Stunden - The Next Three Days" (2010) schon bald ein Remake folgen ließ, welches die im Grunde simpel gehaltene Story jedoch unnötigerweise auf über zwei Stunden aufbläht.

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                                          • 5 .5

                                            Für "Im Auge der Angst" betrat Actionstar Sylvester Stallone für ihn ungewohnte Genrepfade und probierte sich in einem düsteren Psychothriller, der zwar über einen ordentlichen Härtegrad und einige atmosphärische Bilder verfügt, dessen Geschichte aber allzu fragmentarisch daherkommt.

                                            FBI-Agent Jake Malloy (Sylvester Stallone) jagt einen Serienkiller, der es vornehmlich auf Polizeibeamte abgesehen hat. Als auch Jakes Verlobte (Dina Meyer) dem Mörder zum Opfer fällt, wird er depressiv und verfällt der Alkoholsucht. Auf Drängen seines Kollegen Chuck Hendricks (Charles S. Dutton) sucht Jake eine abgelegene Klinik in Wyoming auf, in welcher der Arzt John Mitchell (Kris Kristofferson) sich um psychisch erkrankte Gesetzeshüter kümmert. Schon bald jedoch häufen sich auch in der Klinik mysteriöse Todesfälle...

                                            "Im Auge der Angst" startet wie einer jener Serienkiller-Filme im Fahrwasser von "Sieben" (1995) wie sie zur damaligen Zeit vermehrt auf den Markt kamen. Nach dem Mord an Jakes Verlobter geht jedoch ein regelrechter Bruch durch den Film und es erscheint fast so, als würde die Geschichte noch einmal völlig neu beginnen. Nunmehr entwickelt sich ein beinahe kammerspielartiges Szenario in der durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnittenen Klinik, im Zuge dessen mit einem Schlag eine ganze Riege an neuen Charakteren eingeführt wird. Werden zunächst noch kurz die Hintergrundgeschichten der Figuren in diversen Therapiesitzungen angerissen, entwickelt sich "Im Auge der Angst" schließlich zum waschechten Slasher, in dem ein brutaler Mord an den nächsten gereiht wird.

                                            Zwar ist dem Film durchaus anzumerken, dass hier mit Jim Gillespie (Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast) ein Regisseur am Werk war, der schon über Erfahrungen in diesem Bereich verfügt, doch gestaltet sich die Jagd nach dem Killer nur phasenweise spannend. Hinzu kommt, dass "Im Auge der Angst" sehr unter seinem konfusen Schnitt leidet, welcher zur Folge hat, dass man als Zuschauer schnell die zeitliche und räumliche Übersicht verliert. Da zudem auch die Zahl der Klinikinsassen, welche u.a. von Jeffrey Wright (Wolfsnächte), Robert Patrick (Terminator 2) und Sean Patrick Flanery (Der blutige Pfad Gottes) verkörpert werden, viel zu hoch ausgefallen ist, kann man entsprechend leicht durcheinander kommen, wer denn nun überhaupt noch als Killer in Frage kommt und wer schon längst das Zeitliche gesegnet hat.

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                                            • 5 .5

                                              Die extrem grausamen, menschenverachtenden Vorgänge in dem rund vierzig Jahre lang existierenden Siedlungsareal Colonia Dignidad, welches 1961 vom ehemaligen Jugendpfleger Paul Schäfer auf chilenischem Boden gegründet wurde, gehören zu den dunkelsten und erschütterndsten Kapiteln des 20. Jahrhunderts. Regisseur Florian Gallenberger (John Rabe/ Es ist nur eine Phase, Hase) nutzt die furchtbaren Ereignisse in der Kolonie als Vorlage für einen streckenweise recht spannenden Thriller, dem es jedoch am nötigen Feingespür für die dramatischen Geschehnisse mangelt.

                                              Chile 1973: Flugbegleiterin Lena (Emma Watson) besucht ihren Freund Daniel (Daniel Brühl), der als Fotograf arbeitet und sich einer studentischen Aktivistengruppe angeschlossen hat, als der Militärputsch von General Pinochet die Straßen Chiles in ein Schlachtfeld verwandelt. Daniel wird festgenommen und in ein geheimes Folterlager der Militärpolizei gebracht, welches sich auf dem Gelände der berüchtigten Colonia Dignidad befindet, in der der Deutsche Paul Schäfer (Michael Nyqvist) wie ein Diktator regiert. Lena setzt nunmehr alles daran, um ihren Freund zu befreien und tritt deshalb selbst der Sekte bei...

                                              Die realen Ereignisse rund um die Colonia Dignidad bieten enormen politischen Sprengstoff, dauert die Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen und die damit verbundene Verwicklung deutscher Behörden doch bis heute an. Gallenbergers Film lässt diese politischen Aspekte jedoch weitgehend außen vor und fokussiert sich vielmehr auf das (fiktive) Protagonistenpaar und dessen Fluchtversuch aus der Kolonie. Das sorgt zwar speziell im letzten Drittel für ein gutes Maß an Action, lässt aber eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Vorgängen in der Kolonie, in welcher Dutt und Lederhose auf Waffenlieferungen und systematischen Kindesmissbrauch trafen, leider vermissen. So wirkt die Darstellung des Sektenalltags eher befremdlich und grotesk, als erschreckend und abscheulich und speziell Lagerleiterin Gisela (Richenda Carey) bewegt sich nah an der Grenze zur Karikatur. Da kann auch die handwerklich kompetente Inszenierung und die starke Performance des bestens aufgelegten Michael Nyqvist letztlich nicht kaschieren, das "Colonia Dignidad" zu oberflächlich geraten ist, um seinem historischen Thema gerecht zu werden.

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                                              • Diesmal sind auffallend viele Remakes und Neuadaptionen nominiert (Dune, Coda, West Side Story, Macbeth, Nightmare Alley, Cyrano...). Mir fehlen da ein bisschen die Originalstoffe, die das aktuelle Weltgeschehen in den Blick nehmen.

                                                Aber vielleicht tu ich den Nominierten auch Unrecht. Hab ja die Allermeisten noch nicht gesehen.

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                                                • Dass einer meiner besten Freunde behauptet, ich hätte seine Idee gestohlen, macht mich echt wütend. Ich bin ja schließlich nicht nur wegen der Pilze hergekommen.

                                                  Wer bin ich?

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                                                  • Mein Liebling ist "Die Taschendiebin".

                                                    Park Chan-wooks meisterhafter Erotikthriller erzählt in erlesenen Bildern von Selbstbestimmung und Widerstand gegen jede Form der Unterdrückung.

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