Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Bei „True Grit“ handelt es sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Charles Portis, der in den 1960ern bereits mit John Wayne in der Hauptrolle verfilmt wurde. Der mit subtilem Humor angereicherte Spätwestern unter der Regie der Coen-Brüder (The Big Lebowski, No Country for Old Men) begeistert mit eindrucksvollen Bildern der Prärielandschaft, einer fesselnden, schnörkellos erzählten Story und starken Darstellerleistungen.
Die 14-jährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld) hat sich fest vorgenommen, den Tod ihres Vaters zu rächen, der von dem Outlaw Tom Chaney (Josh Brolin) ermordet wurde. Um den Mörder einzufangen und vor Gericht zu bringen, heuert das ebenso forsche wie unerschrockene Mädchen den als unberechenbar geltenden Marshal Rooster Cogburn (Jeff Bridges) an, der den Auftrag nach einiger Zeit des Widerstrebens schließlich annimmt und mit der 14-jährigen ins Indianer-Territorium reitet, wo sich der Gesuchte versteckt halten soll…
„True Grit“ erzählt eine simpel anmutende Rachegeschichte, die jedoch zugleich auch als Abgesang auf das Westerngenre und seine Heroen verstanden werden kann. Von Kameralegende Roger Deakins in epochale Bilder gehüllt und mit einigen packenden Actionsequenzen und lakonischen Onelinern verfeinert, entwickelt sich so eine angenehm entschleunigte Westernerzählung, die vor allem durch die fein ausgearbeiteten Figuren und ihre interessante Dynamik untereinander zu gefallen weiß.
Während Jeff Bridges mit seiner Performance als trunksüchtiger Marshal mit rauer Schale und weichem Kern an seine populäre Rolle aus „The Big Lebowski“ (1998) erinnert, erweist sich vor allem die junge Hailee Steinfeld bei ihrem Spielfilmdebüt als echte Entdeckung, verkörpert sie die Rolle des tapferen Mädchens auf Rachefeldzug doch mit einer großen Portion gewinnbringenden Charmes. Darüber hinaus weiß auch der restliche Cast, zu dem u.a. noch Matt Damon (Good Will Hunting), Domhnall Gleeson (Peter Hase) und Barry Pepper (Crawl) zählen, vollauf zu überzeugen, obgleich ihre jeweiligen Figuren mit Ausnahme des von Damon gespielten Texas Rangers vergleichsweise weniger facettenreich angelegt sind.
Als gelungener Kniff erweist sich außerdem die Entscheidung, den Mörder von Matties Vater erst sehr spät im Film auftreten zu lassen und sämtliche Erwartungen an ihn zu unterwandern, sodass sich „True Grit“ letztlich nicht nach einer typischen Geschichte über den Kampf zwischen Gut und Böse anfühlt, sondern stattdessen viele Dinge im Graubereich lässt.
Der von Luc Besson (Léon – Der Profi, Das fünfte Element) inszenierte Sci-Fi-Thriller „Lucy“ liefert eine farbenprächtige, teils spektakulär anzuschauende Bilderflut, offenbart jedoch in puncto Figurenzeichnung große Schwächen und erweist sich letztlich nur als mittelmäßiges Actiongewitter.
Die in Taiwan lebende Studentin Lucy (Scarlett Johansson) wird bei einer Kofferübergabe von dem zwielichtigen Gangsterboss Mr. Jang (Choi Min-sik) und dessen Schergen entführt. Man implantiert ihr ein Päckchen mit Drogen, welches auf diese Weise nach Europa geschmuggelt werden soll. Als das Päckchen in Lucys Bauch versehentlich aufplatzt, wird eine Substanz freigesetzt, die bewirkt, dass die junge Frau zunehmend größere Teile ihrer Gehirnkapazität nutzen kann...
Bessons Film startet recht vielversprechend und steigt ohne lange Umschweife in die Handlung ein. Der Auftakt in einem luxuriösen Hotel gestaltet sich durchaus spannend und schürt die Neugier auf das Kommende, sodass zunächst nur die recht plump eingebauten Bildmontagen der afrikanischen Savanne störend auffallen. Spätestens aber, wenn die Wunderdroge in Lucys Körper freigesetzt wird, ergeht sich Bessons Film in fadem Action-Einheitsbrei, der sich nur durch seine teils hervorragenden Effekte von den meisten Superhelden-Produktionen unterscheidet.
Während Johansson in der Rolle der Protagonistin reichlich blass bleibt und Morgan Freeman ausschließlich als Erkläronkel herhalten muss, der die Wirkung der Droge für den Zuschauer im Detail aufdröselt, kann Choi Min-sik hier und da zumindest andeuten, welch furchteinflößenden Bösewicht er unter anderen Umständen hätte abgeben können. So sind es schlussendlich vor allem die stylischen Bilder und ein paar unterhaltsame Actionsequenzen, die den Zuschauer bis zum Finale durchhalten lassen.
Mit "Wolverine: Weg des Kriegers" erlebt der vielleicht populärste Mutant des X-Men Universums sein zweites Solo-Abenteuer. Regisseur James Mangold (Identität, Todeszug nach Yuma) fährt den Actionanteil im Vergleich zum Vorgänger merklich zurück und fokussiert sich stattdessen mehr auf das Seelenleben des Protagonisten. Das Endergebnis zeigt zwar letztlich noch einige Schwächen, sorgt aber insgesamt für recht gelungenes Popcorn-Kino.
Der in den Bergen Kanadas wie ein Einsiedler lebende Logan (Hugh Jackman) erhält eine Nachricht des Großindustriellen Ishiro Yashida (Hal Yamanouchi), dem er 1945 während des Atombombenabwurfs auf Nagasaki das Leben rettete. Im Glauben, der todkranke Yashida wolle sich lediglich von ihm verabschieden, reist Logan nach Tokio. Dort angekommen macht der alte Mann ihm jedoch ein unerwartetes Angebot: Er will Logans Selbstheilungskräfte auf sich selbst übertragen und den Mutanten somit im Gegenzug von der Last der Unsterblichkeit befreien, unter der Logan zunehmend leidet. Nachdem er Yashidas Angebot allerdings entschieden abgelehnt hat, haben es plötzlich die Yakuza auf Logan abgesehen. Gemeinsam mit Yashidas Enkelin Mariko (Tao Okamoto) ergreift er die Flucht...
Der zweite Ableger um den Mutanten mit den Adamantiumkrallen bietet deutlich hochwertigere Bilder als sein schwacher, mit CGI-Bombast überladener Vorgänger. James Mangold weiß das Japan-Setting in ästhetischen, vornehmlich kühlen Bildern einzufangen und macht es so zu einem der markantesten Schauplätze der X-Men Reihe. Die gegenüber dem Vorgänger geerdeter wirkenden Actionszenen bieten zwar nichts, was man nicht in vergleichbarer Form schon in anderen Filmen des Genres gesehen hätte, sorgen aber durchaus für Spannung.
Die Story um den japanischen Industriellen und seine düsteren Absichten hingegen gibt nicht allzu viel her und offenbart speziell im recht einfallslosen Finale so manche Logiklücke. Dass "Wolverine: Weg des Kriegers" aber dennoch über weite Strecken auf einem ordentlichen Niveau unterhält, ist indes auch ein Verdienst von Hauptdarsteller Hugh Jackman, der abermals in der Rolle des vom Schicksal gebeutelten Mutanten aufgeht und der später mit dem Nachfolgefilm auch noch eine würdige Abschiedsvorstellung erhalten sollte.
Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.
Kommentar Nr.7: Gewidmet RoboMaus
Mit Robo bin ich auf Moviepilot so lange befreundet wie mit kaum einem anderen Buddy. Anfangs bildeten seine Kommentare aufgrund seiner hohen Aktivität gar den Löwenanteil auf meinem Dashboard. Daher hatte Robo zweifellos großen Anteil daran, wie ich meine eigenen Kommentare verfasse und noch mehr im Bezug darauf, dass ich den Austausch mit der Community zu schätzen gelernt habe. Umso mehr freut es mich, dass er nach einer längeren Auszeit seit Beginn des Jahres wieder häufiger auf MP anzutreffen ist. Mit bisher 6021 hat er deutlich mehr Filme bewertet als die meisten anderen meiner Buddys. Besonders begeistern kann sich Robo dabei u.a. für SciFi-Horror und Musik-Biopics. Allein von hübschen Bildern wird der Mäuserich jedoch nicht satt, sodass ihm handlungsgetriebene Filme besonders wichtig sind. Zu Robos Lieblingen gehören dabei so unterschiedliche Werke wie Shining, Mr. Bean macht Ferien und The Imitation Game. Zu den Filmen, die wir beide als herausragend einstufen, zählen indes u.a. Das Schweigen der Lämmer, Terminator 2 und Almost Famous. Aus Robos Lieblingsfilmliste habe ich einen 90er Jahre-Meilenstein von Steven Spielberg gewählt, der eine neue Ära des Blockbuster-Kinos einläutete.
Der exzentrische Milliardär John Hammond (Richard Attenborough) hat auf einer Pazifikinsel mittels modernster Gentechnik einen Vergnügungspark mit lebenden Dinosauriern errichtet. Als es beim Transport eines Velociraptors zu einem tödlichen Unglück kommt, wird eine unabhängige Überprüfung des Parks notwendig. Aus diesem Grund lädt Hammond den Paläontologen Dr. Alan Grant (Sam Neill), die Paläobotanikerin Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) und den Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) zu einer Besichtigungstour auf die Insel ein. Schon bald verwandelt sich die Tour jedoch in einen furchtbaren Alptraum, da die Urzeitriesen aus ihren Gehegen ausbrechen und auf die Jagd gehen...
"Jurassic Park" steht auch fast dreißig Jahre nach seinem Erscheinen noch für großes Spektakel mit einer nicht allzu komplexen, aber gekonnt aufbereiteten Story mit eindeutiger Öko-Botschaft, bei der der Zuschauer ganz nebenbei auch noch ein paar spannende Lektionen im Bereich der Paläontologie erhält. Die ideale Mischung aus Action, Grusel und Humor sorgt dafür, dass Spielbergs Blockbuster durchgängig unterhaltsam bleibt, während die Bilder der gigantischen Tiere das Publikum zum Staunen bringen. Dabei macht es sich besonders bezahlt, dass Spielberg statt auf CGI vornehmlich auf Animatronics setzte, weshalb die Effekte des Films nur minimal gealtert sind. Besonders hervorzuheben ist neben den guten Leistungen des Casts, zu dem u.a. noch Wayne Knight (Basic Instinct) und Samuel L. Jackson (Pulp Fiction) zählen, vor allem auch der eingängige John Williams-Score, der das fesselnde Geschehen auf der Dinosaurier-Insel perfekt untermalt.
Bester Film:
Das Leben ist schön
Jenseits der Stille
Terminator 2
Die Verurteilten
Das Schweigen der Lämmer
Bester Animationsfilm:
Der König der Löwen
Prinzessin Mononoke
Der Glöckner von Notre Dame
Aladdin
Pocahontas
Beste Serie:
X-Factor: Das Unfassbare
Bob Morane
Gargoyles - Auf den Schwingen der Gerechtigkeit
Detektiv Conan
Pinky und der Brain
Bester Schauspieler:
Anthony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer)
Robert De Niro (Zeit des Erwachens)
Ralph Fiennes (Schindlers Liste)
Johnny Depp (Edward mit den Scherenhänden)
Jim Carrey (Der Mondmann)
Beste Schauspielerin:
Kathy Bates (Misery)
Rena Owen (Die letzte Kriegerin)
Pam Grier (Jackie Brown)
Susan Sarandon (Dead Man Walking)
Jodie Foster (Das Schweigen der Lämmer)
Bester Soundtrack:
Der schmale Grat
Die Legende vom Ozeanpianisten
The Straight Story
1492 - Die Eroberung des Paradieses
Black Robe
Bei Serien siehts bei mir echt dürftig aus. Hab aber immerhin fünf zusammen bekommen :-)
"8 Frauen" unter der Regie von François Ozon (Swimming Pool, Frantz) ist ein eigenwilliges Krimi-Kammerspiel im Stile Agatha Christies, das sich weniger durch eine ausgeklügelte Handlung als vielmehr durch seine schrulligen Charaktere und seinen gelungenen Balanceakt zwischen komischen und tragischen Elementen auszeichnet.
Frankreich in den 1950ern: Die im Ausland studierende Suzon (Virginie Ledoyen) kehrt an einem verschneiten Dezembertag in ihr abgelegenes Elternhaus zurück, um die Weihnachtsfeiertage mit ihrer Familie zu verbringen. Noch ehe Suzon jedoch ihren Vater begrüßen kann, wird dieser mit einem Messer im Rücken tot in seinem Bett aufgefunden. Schon bald reift unter den sieben im Haus befindlichen Frauen, zu denen bald auch noch die Schwester des Ermordeten (Fanny Ardant) stößt, die Erkenntnis, dass eine der Anwesenden die Mörderin des Hausherrn sein muss...
Regisseur Ozon erzeugt mit seinen Bildern des eingeschneiten Anwesens von Beginn an ganz bewusst eine gewisse Künstlichkeit, welche direkt klarmacht, dass es sich bei "8 Frauen" eher um eine Farce, statt um einen ernst angelegten Krimi handelt. Dazu passen dann auch die farbintensive Ausstattung und die Musical-Einlagen, die die Kriminalhandlung immer wieder unterbrechen und die unterschiedlichen Charaktereigenschaften der acht Mordverdächtigen zusätzlich betonen sollen. Kritisieren lässt sich in diesem Zusammenhang allerdings, dass sich die Gesangseinlagen nicht unbedingt folgerichtig aus der Geschichte ergeben, sondern es eher so wirkt, als hätte Ozon sie einfach in einem bestimmten Zeitrhythmus eingebaut, ohne darauf zu achten, ob sie an die jeweilige Stelle der Handlung passen.
Auch für Hobbydetektive ist "8 Frauen" nur bedingt geeignet, ist Ozon doch hauptsächlich an einer ausführlichen Charakterbeleuchtung interessiert. So wird zwar nach und nach aufgedröselt, wo sich welche der Frauen in der Mordnacht befunden hat, ein richtiger Erkenntnisgewinn im Bezug auf die Tat ergibt sich daraus jedoch kaum. Auf seine Kosten kommen wird daher vor allem, wem allein schon das Cluedo-Setting Freude bereitet oder aber wer vielleicht auch den Gesangsperformances etwas abgewinnen kann. Besonders dank des ausgezeichneten Casts, welchem mit u.a. Catherine Deneuve (Ekel), Isabelle Huppert (Elle) und Danielle Darrieux (Ein Zimmer in der Stadt) das Who's who des französischen Kinos angehören, hat Ozons Kammerspiel aber auch ohne diese Voraussetzungen einen gewissen Unterhaltungswert.
Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.
Kommentar Nr.6: Gewidmet Drax
Mit Drax bin ich seit etwa zwei Jahren auf Moviepilot befreundet. Wir stehen nicht unbedingt in regelmäßigem Kontakt, tauschen uns aber immer mal wieder aus, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Dabei habe ich ihn stets als freundlichen und eloquenten Gesprächspartner wahrgenommen, der auch bei aktuellen gesellschaftspolitischen Themen eine klare Meinung vertritt. Drax ist ein großer Liebhaber von Klassikern, wobei er sich u.a. besonders für die Nouvelle Vague und die New Hollywood Ära begeistert. Dafür, dass er bisher stolze 2753 Filme bewertet hat, ist seine Liste der Lieblingsfilme mit 25 Einträgen noch recht überschaubar. Zu diesen zählen u.a. Citizen Kane, Harold and Maude und Into the Wild. Zu den Filmen, die wir beide hervorragend finden, gehören indes u.a. Psycho, Einer flog über das Kuckucksnest und Das Schweigen der Lämmer. Mit einer Geschmacksnähe von 75% gehört Drax zudem zu den Buddys, mit denen ich die meisten Übereinstimmungen habe.
Aus seiner Lieblingsfilmliste habe ich mir einen 50er Jahre Klassiker unter der Regie Billy Wilders (Sunset Boulevard, Das Appartement) ausgesucht, der noch heute durch seinen spannend aufgezogenen Kriminalfall, seine pointierten Dialoge und seine atmosphärisch dichte Inszenierung zu begeistern weiß.
Soeben erst aus dem Krankenhaus entlassen, soll sich der angesehene Strafverteidiger Sir Wilfrid Robarts (Charles Laughton) eigentlich von den Folgen eines Herzinfarkts erholen. Als jedoch der aussichtslos scheinende Fall des unmittelbar vor einer Mordanklage stehenden Leonard Vole (Tyrone Power) an ihn herangetragen wird, ist Robarts Interesse und sein Ehrgeiz geweckt, weshalb er sich entgegen allen ärztlichen Rates entschließt, Voles Verteidigung zu übernehmen. Als Voles Ehefrau Christine (Marlene Dietrich) seine Kanzlei betritt und das Gespräch mit ihm sucht, ist Robarts zunächst im festen Glauben, diese wolle ihrem Ehemann für den Abend des Mordes ein Alibi verschaffen. Stattdessen jedoch wird Christine zur Zeugin der Anklage...
Wilders Adaption eines Theaterstücks von Agatha Christie unterscheidet sich von den meisten anderen Justizklassikern jener Zeit - wie etwa "Die zwölf Geschworenen" (1957) oder "Anatomie eines Mordes" (1959) - vor allem durch seine humorvolle Note. Speziell im ersten Drittel, in welchem der muntere Schlagabtausch zwischen dem herzkranken Strafverteidiger und einer Krankenschwester (Elsa Lanchester) im Vordergrund steht, ist "Zeugin der Anklage" im Grunde eine reinrassige Komödie. Erst dann, wenn sich das Geschehen im weiteren Verlauf in den Gerichtssaal verlagert, schlägt Wilders Film auch dramatischere Töne an. Getragen wird der durch ausgezeichnete Schwarzweiß-Bilder bestechende Film dabei von einem erstklassigen Schauspielensemble, aus dem Charles Laughton als schlagfertiger Anwalt, dem der Spaß an seiner Rolle förmlich ins Gesicht geschrieben steht, noch einmal besonders hervorsticht. Aber auch Marlene Dietrich und Tyrone Power vermögen immer wieder Highlightszenen für sich zu verbuchen, wozu etwa das in einer Rückblende gezeigte Kennenlernen des Paares im nach dem Krieg zerstörten Hamburg zählt, bei dem Dietrich eine englische Version von 'Auf der Reeperbahn nachts um halb eins' zum Besten gibt.
Somit steht am Ende ein wendungsreicher Gerichtsklassiker, der sich ebenso mitreißend wie witzig gestaltet und bis zum furiosen Finale glänzend unterhält.
Der auf dem gleichnamigen Roman von Pascal Mercier basierende "Nachtzug nach Lissabon" unter der Regie Bille Augusts (Das Geisterhaus, Fräulein Smillas Gespür für Schnee) gefällt als eher ruhig und bedächtig erzählte Kombination aus Selbstfindungsreise und Widerstandsdrama mit philosophischen Anklängen, welches sich mitunter allerdings schwer damit tut, seine zahlreichen Themen und Motive unter einen Hut zu bekommen.
Der Berner Gymnasiallehrer Raimund Gregorius (Jeremy Irons) rettet auf seinem Weg zur Schule einer jungen Portugiesin (Sarah Spale-Bühlmann), die sich von der Kirchenfeldbrücke in den Tod stürzen will, das Leben. Im Zuge dessen fällt Raimund ein Buch des Arztes Amadeu de Prado (Jack Huston) in die Hände, der einst den Widerstand gegen die Estado Novo Diktatur organisierte. Fasziniert von Amadeus wechselhafter Lebensgeschichte, reist Raimund nach Lissabon, um sich auf Spurensuche nach dem Buchautor zu begeben...
Der Titel von Augusts Romanadaption entpuppt sich fast als ein wenig irreführend, ist der Nachtzug auf dem Weg zur portugiesischen Hauptstadt doch nur wenige Augenblicke lang zu sehen. Vielmehr kommt der Protagonist schon recht früh im Film in Lissabon an und startet seine Recherche über den geheimnisvollen Buchautor. Fortan wird in ausführlichen, zur Zeit der Diktatur spielenden Rückblenden die Lebensgeschichte Amadeus aufgerollt, während Raimunds Befragungen der verbliebenen Freunde und Verwandten sowie seine aufkeimende Liebesbeziehung zur Optikerin Mariana (Martina Gedeck) die Rahmenerzählung bilden. Dieser stete Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen sorgt schließlich auch dafür, dass "Nachtzug nach Lissabon" durchgängig interessant bleibt. Als gelungener Kniff erweist sich zudem, einige Rückblenden im späteren Verlauf noch aus anderen Blickwinkeln zu zeigen, wodurch sich für den Zuschauer noch weitere Interpretationsmöglichkeiten ergeben.
Insgesamt merkt man Augusts Drama jedoch zu sehr das Bemühen darum an, der offenkundig vielschichtigen Romanvorlage gerecht werden zu wollen. So hätte es dem Film womöglich besser getan, sich auf einige wenige Aspekte zu fokussieren, statt von allem ein bisschen unterzubringen. Hinzu kommt, dass die satt ausgeleuchteten Bilder der portugiesischen Landschaft zuweilen etwas kitschig daherkommen, was sich nur schwer mit dem melancholisch-düsteren Tonfall der Erzählung in Einklang bringen lässt. Mindestens kurios fällt auch die Besetzung des Films aus, spielt doch etwa der Brite Jeremy Irons einen Schweizer, während der Schweizer Bruno Ganz einen Portugiesen mimt. Letztlich liefert der internationale Cast, zu dem u.a. noch Mélanie Laurent (Inglourious Basterds), Charlotte Rampling (Der Nachtportier), August Diehl (Die Fälscher) und Christopher Lee (Dracula) zählen, aber mehr als solide Leistungen ab, sodass dies nicht sonderlich ins Gewicht fällt.
"Dich kriegen wir auch noch" unter der Regie des vornehmlich für seine Beteiligung an Serienproduktionen bekannten David Nutter (u.a. für "Supernatural" und "Game of Thrones") ist ein spannungsarmer Teenie-Horrorfilm, der viel zu wenig aus seiner grundsätzlich interessanten Prämisse macht.
Nach dem Suizid seines Bruders zieht der junge Steve (James Marsden) mit seiner Familie in das kleine Küstenörtchen Cradle Bay. An seiner neuen Schule lernt er schon bald die unterschiedlichsten Cliquen kennen, wozu auch eine elitär anmutende Gruppe aus strebsamen Musterschülern zählt, welche all diejenigen, die nicht zu ihrer Clique gehören, ausgrenzen und schikanieren. Gemeinsam mit seinem neuen Freund Gavin (Nick Stahl) kommt Steve einer Verschwörung auf die Spur, bei der der Schulpsychologe Dr. Caldicott (Bruce Greenwood) offenbar eine Schlüsselrolle spielt...
Nutters Film wirkt an zahlreichen Stellen sehr überhastet und zuweilen unzusammenhängend erzählt, sodass der Eindruck entsteht, dass hier mehrere Szenen nachträglich der Schere zum Opfer gefallen sein könnten. Schon die Einführung in das Geschehen ist nicht sonderlich gelungen und lässt viele Fragen im Bezug auf die Charaktere und ihr Verhalten offen. Viel zu spät etwa stellt der Film heraus, dass hier verhaltensauffällige Jugendliche im Mittelpunkt stehen sollen, deren besorgte Eltern sich in ihrer Verzweiflung an den Schulpsychologen wenden. So muss sich der Zuschauer anhand weniger Rückblenden zunächst selbst zusammenreimen, dass der Protagonist anscheinend aufgrund des Selbstmords seines Bruders traumatisiert ist. Tatsächlich jedoch erscheint Steves Verhalten den gesamten Film über deutlich rationaler als das der meisten anderen Figuren, weshalb seine Verhaltensauffälligkeit im Grunde bloße Behauptung bleibt.
Logiklücken und unterentwickelte Charaktere sind jedoch nicht die einzigen Makel, die Nutters Horrorstreifen anhaften. So erzeugt "Dich kriegen wir auch noch" leider auch kaum einmal Spannung oder Grusel und fühlt sich im Vergleich zu anderen Genrevertretern jener Zeit seltsam zahm an. Hinzu kommt, dass auch der Cast, zu dem u.a. noch Katie Holmes (Batman Begins), Katharine Isabelle (Ginger Snaps) und William Sadler (The Green Mile) zählen, keine Glanzleistungen abliefert. Zu Gute halten kann man Nutters Werk allenfalls, dass sich die Geschichte dann doch ein wenig vom Standardrepertoire der Teenie-Slasher unterscheidet. Der artverwandte "The Faculty" (1998) bleibt jedoch die lohnendere Alternative.
Der von Woody Allen (Der Stadtneurotiker, Scoop - Der Knüller) inszenierte "Vicky Cristina Barcelona" liefert kaum mehr als eine seichte Romanze vor traumhafter katalanischer Kulisse, die über keine nennenswerten Höhepunkte verfügt und eintönig vor sich hin plätschert.
Die beiden besten Freundinnen Vicky (Rebecca Hall) und Cristina (Scarlett Johansson) verbringen den Sommerurlaub zusammen in Barcelona. Während das Leben der bodenständigen Vicky einem klaren Plan folgt und sie kurz vor der Hochzeit mit ihrem Verlobten steht, ist Cristina deutlich spontaner und abenteuerlustiger. Als die Freundinnen bei einer Kunstausstellung den Maler Juan Antonio (Javier Bardem) treffen und dieser sie kurz darauf unumwunden zu einem flotten Dreier einlädt, wird das Liebesleben der beiden jungen Frauen gehörig durcheinandergewirbelt...
"Vicky Cristina Barcelona" zeigt hübsche Darsteller in einem ebenso hübsch anzusehenden Postkartenambiente, die abwechselnd Sex haben, sich streiten oder furchtbar banale Dialoge über den Sinn und die Suche nach der großen Liebe führen. Begleitet wird diese vorhersehbare Ménage à trois, die durch das Auftauchen von Vickys Verlobten Doug (Chris Messina) und Juan Antonios Ex Maria Elena (Penélope Cruz) zusätzlich verkompliziert wird, von einer extrem nervigen Off-Stimme, die dem Zuschauer sämtliche Handlungen und Gefühlsregungen der Hauptcharaktere bis ins Detail vorkaut.
Während man Javier Bardem die Rolle des Casanovas, den alle drei Frauen wie ein Neugeborenes bemuttern, zumindest noch abnimmt, erscheinen die von Hall und Johansson gespielten Protagonistinnen wie bloße Projektionsflächen für Altherrenfantasien.
Mit dem Thriller "7500" legt der zuvor auf Kurzfilme abonnierte Regisseur Patrick Vollrath sein Langfilmdebüt vor und schafft ein über weite Strecken packendes, realistisch anmutendes Kammerspiel, das aus seinen begrenzten Möglichkeiten so einiges an Spannung und Intensität herausholt.
Co-Pilot Tobias Ellis (Joseph Gordon-Levitt) bereitet routinemäßig mit dem erfahrenen Flugkapitän Michael Lutzmann (Carlo Kitzlinger) den Start einer Airbus-Maschine mit über achtzig Passagieren an Bord vor, welche vom Berliner Flughafen aus nach Paris fliegen soll. Als Flugbegleiterin mit dabei ist auch Tobias' Lebensgefährtin Gökce (Aylin Tezel), mit der er einen gemeinsamen Sohn hat. Bereits kurz nach dem Start versuchen jedoch vier Islamisten das Cockpit zu stürmen, um so das Flugzeug in ihre Gewalt zu bringen. Fortan entbrennt über den Wolken ein Kampf auf Leben und Tod...
Vollraths Thriller, dessen Titel auf den Transpondercode für Flugzeugentführungen anspielt, entwirft auf engstem Raum ein furchteinflößendes Szenario, welches dank der Inszenierung mit wackliger Handkamera und des Verzichts auf Musikeinsatz sehr lebensecht und authentisch daherkommt. Speziell zu Beginn wird dem Zuschauer somit das Gefühl vermittelt, dem Start einer echten Passagiermaschine beizuwohnen, woran auch der gut aufspielende Cast um Gordon-Levitt seinen Anteil hat.
Anders als viele Hollywood-Vertreter des Genres wie "Air Force One" (1997) oder "Con Air" (1997) setzt Vollrath im weiteren Verlauf mehr auf psychologische Spannung statt auf Action. Diese erreicht dann auch bereits früh ihren Höhepunkt, wenn der Protagonist mit dem moralischen Dilemma konfrontiert wird, entweder die Cockpit-Tür verschlossen zu lassen und somit die Ermordung von Geiseln in Kauf zu nehmen, oder aber sie zu eröffnen und damit einen verheerenden Terroranschlag zu riskieren.
In der zweiten Hälfte ist "7500" zwar dann längst nicht mehr so fesselnd, greift auf so manches Klischee zurück und bewegt sich schließlich in vorhersehbaren Bahnen, hinterlässt aber dennoch einen insgesamt positiven Gesamteindruck.
Mit Episode 9 unter der Regie von J.J. Abrams (Mission Impossible 3, Super 8) fand die Sternensaga ihren vorläufigen Abschluss. "Der Aufstieg Skywalkers" ist ein groß angelegtes Schlachtengetümmel mit zahlreichen Reminiszenzen an die Vorgänger geworden, das trotz seiner stolzen Laufzeit enorm gehetzt wirkt und sehr unter seinen blassen Charakteren, einigen Logiklücken sowie einem insgesamt schwachen Drehbuch leidet.
Als sich die Anzeichen mehren, dass der totgeglaubte Imperator (Ian McDiarmid) zurückgekehrt ist, setzt Kylo Ren (Adam Driver) alles daran, um ihn ausfindig zu machen, sieht er durch ihn doch seine Macht als neuer Anführer der Ersten Ordnung bedroht. Gemeinsam mit ihren Freunden vom Widerstand stellt sich die noch mitten in ihrer Ausbildung zur Jedi befindliche einstige Schrottsammlerin Rey (Daisy Ridley) dem Bösen entgegen, um zu verhindern, dass ein neues, finsteres Imperium entsteht...
Die Geschichte, die uns Abrams in Episode 9 präsentiert, ist nicht sonderlich komplex und läuft letztlich auf den klassischen Kampf zwischen Gut und Böse hinaus. Erstaunlicherweise fühlt sich sein Film aber dennoch sehr vollgepackt an, was sicherlich vor allem damit zusammenhängt, dass viele lose Erzählfäden aus den Vorgängern aufgegriffen werden müssen und ebenso viele altbekannte Gesichter für einen Cameo-Auftritt vorbeischauen. Einerseits sorgt dieses hohe Tempo für einen gewissen Unterhaltungswert, andererseits rauschen die Ereignisse aber auch regelrecht am Zuschauer vorbei, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Nur in ganz wenigen Momenten nimmt sich der Film die Zeit, um Spannung aufzubauen oder die Motivation eines Charakters näher zu beleuchten. So bleibt etwa das Verhalten des von Adam Driver verkörperten Kylo Ren über weite Strecken völlig unverständlich, während die von John Boyega und Oscar Isaac gespielten Widerstandskämpfer hauptsächlich für humorvolle Auflockerung im Stile der Marvel-Filme zuständig sind, darüber hinaus aber kaum Profil entwickeln. Einige Nebenfiguren - wie der von Domhnall Gleeson verkörperte General Hux - bewegen sich sogar so nah an der Grenze zur Karikatur, dass sie ebenso gut Teil einer Parodie auf die Sternensaga sein könnten. In visueller Hinsicht lassen sich Abrams Abschlussepisode hingegen nur wenige Vorwürfe machen, obschon die Raumschlachten in manchen vorherigen Teilen übersichtlicher gestaltet waren.
So ist "Der Aufstieg Skywalkers" insgesamt austauschbare Blockbuster-Dutzendware, die ohne frische Ideen daherkommt und nur Altbewährtes wiederkäut.
Das libanesische Sozialdrama "Capernaum" unter der Regie von Nadine Labaki (Caramel, Wer weiß, wohin?) erinnert mit seinem Titel an die aus der Bibel bekannte Fischersiedlung Kafarnaum am Ufer des See Genezareth, in der laut Überlieferung Jesus eine Zeit lang gewohnt und gewirkt haben soll und aus der viele seiner Jünger stammten. Labakis Film jedoch spielt nicht in dieser Gegend, sondern in den Slums des etwa 120km weiter nördlich gelegenen Beirut - und angesichts der von ihr präsentierten Bilder, kann man sich kaum einen gottverlasseneren Ort auf der Welt vorstellen.
Der etwa 12 Jährige Zain (Zain Al Rafeea) hat seine eigenen Eltern verklagt. Er wirft ihnen vor, dass sie ihn auf die Welt gebracht haben. Vor Gericht wird Zains bisheriger Lebensweg nachgezeichnet. Zusammen mit acht jüngeren Schwestern in einer viel zu kleinen Wohnung im Armenviertel aufgewachsen, muss er schon von Kindesbeinen an durch Arbeit auf der Straße zum Lebensunterhalt beitragen. Als seine Eltern seine Schwester Sahar (Cedra Izzam) mit dem deutlich älteren Vermieter verheiraten, rebelliert Zain und läuft schließlich von Zuhause fort...
"Capernaum" deckt auf eindrückliche und emotional berührende Weise die ökonomischen und gesellschaftlichen Missstände im Libanon auf, zeigt schonungslos wie mit hilflosen Kindern und Arbeitsmigranten umgegangen wird. Der größtenteils aus Laiendarstellern bestehende Cast spielt dabei oftmals mehr oder weniger eine Version seiner selbst, wobei der junge Hauptdarsteller Zain Al Rafeea mit seiner ergreifenden Performance besonders hervorsticht. Labakis Sozialdrama suhlt sich jedoch nicht permanent im Elend, sondern bietet auch einige sehr humorvolle Momente und vor allem solche, in denen der junge Protagonist sein Schicksal selbst in die Hand nimmt und so eine Veränderung herbeiführt.
In beinahe dokumentarisch anmutende Bilder gehüllt, gelingt Labaki somit ein ungemein intensives und aufwühlendes Drama, das speziell aufgrund seines kämpferischen Protagonisten, welcher auf seine Art ein von Menschenhandel und Korruption geprägtes System in Frage stellt, sehr zu Herzen geht.
Das italienische Kammerspiel "Perfect Strangers" unter der Regie von Paolo Genovese (The Immature, The Place) hält einen ganz besonderen Weltrekord. Es handelt sich nämlich um den Film, von dem bisher die meisten Remakes entstanden sind. Der derzeitige Stand liegt wohl bei 22 internationalen Ablegern, doch viele weitere sind bereits in Planung. Das deutsche Remake lief unter dem Titel "Das perfekte Geheimnis" in den Kinos und hat seltsamerweise eine deutlich längere Laufzeit als fast alle anderen Remakes.
Das Ehepaar Eva (Kasia Smutniak) und Rocco (Marco Giallini) lädt fünf langjährige Freunde zu einem gemeinsamen Abendessen zu sich nach Hause ein. Eva kommt dabei spontan auf eine Idee für ein Spiel. Hierzu soll jeder der Freunde sein Handy für alle sichtbar auf den Tisch legen. Jeder Anruf und jede Text- oder Bildnachricht, die die Freunde an diesem Abend erreicht, soll nun mit allen geteilt werden. Das zunächst harmlos anmutende Spiel fördert nach und nach die intimsten Geheimnisse aller Beteiligten zu Tage...
"Perfect Strangers" lebt hauptsächlich von seiner durchaus spannenden Prämisse, der damit verknüpften Medien- und Gesellschaftskritik sowie seines spielfreudigen Ensembles. An der Umsetzung dieser psychologisch interessanten Grundidee hapert es jedoch gewaltig, offenbart das spielerische Experiment doch hauptsächlich die sexuellen Vorlieben der sieben Freunde, von denen natürlich fast alle eine Affäre oder anderweitige Flirtkontakte haben. So fragt man sich als Zuschauer schon bald, wie dieser Haufen von scheinheiligen Unsympathen es überhaupt so viele Jahre miteinander aushalten konnte. Während etwa Rocco regelrecht das Vertrauen seiner Tochter missbraucht, lässt Cosimo (Edoardo Leo) einen homophoben Spruch nach dem anderen ab.
Verwunderlich ist auch, dass "Perfect Strangers" so häufig als Komödie vermarktet wird, zielen die wenigen Gags doch beinahe ausschließlich auf das Übergewicht von Peppe (Giuseppe Battiston) ab. Als größte Enttäuschung erweist sich allerdings das gleichsam irritierende wie inkonsequente Ende, welches die vorherigen Ereignisse geradezu ad absurdum führt.
Das von Cameron Crowe (Almost Famous, Wir kaufen einen Zoo) inszenierte Remake des spanischen Psychothrillers "Abre Los Ojos" ist ein faszinierendes Wechselbad zwischen Traum und Realität, das von einer undurchschaubaren Dreiecksbeziehung, Wahnvorstellungen und der Suche nach Glück und Erfüllung im Leben handelt.
David (Tom Cruise) ist ein narzisstischer Yuppie und Erbe eines großen Verlagsunternehmens. Er feiert ausgelassene Partys und schläft mit dem Model Julie (Cameron Diaz). Als er die attraktive Sofia (Penélope Cruz) kennenlernt, fühlt sich David sogleich von ihr angezogen und entwickelt erstmals ernsthafte Gefühle für eine Frau. Dann jedoch verursacht die vor Eifersucht rasende Julie mit ihm als Beifahrer einen folgenschweren Autounfall...
Crowes' Film benötigt eine Weile, um so richtig Fahrt aufzunehmen und beleuchtet zunächst in aller Ausführlichkeit Davids Leben als charmanter Playboy, seine Beziehung zu seinem einzigen echten Freund Brian (Jason Lee) sowie sein angespanntes Verhältnis zu den Mitgliedern des Aufsichtsrates seiner Firma. So erscheint "Vanilla Sky" im ersten Drittel noch wie ein herkömmliches Drama, wird aber mit zunehmender Laufzeit immer komplexer und vielschichtiger und springt zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her. Alsbald kann sich der Zuschauer nicht mehr sicher sein, was hier real und was fiktiv ist, verschwimmen doch zusehends die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit.
Obwohl mit einer weitgehend hellen Farbpalette ausgestattet, erzielt "Vanilla Sky" dennoch eine verstörende Wirkung, wenn der Protagonist nach und nach alles zu verlieren scheint, was ihm in seinem Leben jemals etwas bedeutet hat. Darüber hinaus erweist es sich auch als gelungener Kniff, offen zu lassen, in welcher Zeit Crowes' Film überhaupt spielt - die nahe Zukunft wäre eine Möglichkeit. Zum Erfolg des Films tragen derweil auch die bestens aufgelegten Darsteller bei, zu denen u.a. noch Timothy Spall (The King's Speech), Noah Taylor (Shine - Der Weg ins Licht) und Kurt Russell (Die Klapperschlange) zählen.
Die schlussendliche Auflösung dürfte zwar sicherlich nicht jeden vollends zufriedenstellen, lässt aber immerhin noch genug Raum für unterschiedliche Interpretationen und anschließende Diskussionen.
"Predestination" unter der Regie der Spierig-Brüder (Daybreakers, Jigsaw) ist ein speziell in der ersten Hälfte eher gemächlich erzähltes SciFi-Drama mit ein wenig Action und Herzschmerz, das aus seinen durchaus vielversprechenden Ansätzen leider nicht allzu viel herausholt.
Während ein von der Presse 'Fizzle-Bomber' getaufter Terrorist die Stadt mit seinen Anschlägen in Atem hält, erzählt eine sehr androgyne Frau (Sarah Snook) einem Barkeeper (Ethan Hawke) ihre Lebensgeschichte. Sie berichtet dabei von der Ausgrenzung, die ihr als Kind widerfahren ist, von ihren gescheiterten Karriereträumen bei einem Weltraumprogramm und von ihrer ersten großen Liebe, die sie aus heiterem Himmel sitzen ließ. Als die Frau ihre Geschichte beendet hat, unterbreitet ihr der Barkeeper, der selbst ein Geheimnis hütet, ein folgenschweres Angebot...
"Predestination" gehört definitiv zu jenen Werken, die in erster Linie von einem speziellen Konzept leben und sich nicht so sehr um die teils bedenklichen Implikationen scheren, welche ihre Geschichte letztlich mit sich bringen. Nach einem actionreichen und nur schwer zu durchschauenden Auftakt schaltet "Predestination" zunächst einen Gang runter und erzählt in aller Ausführlichkeit die Lebensgeschichte der mysteriösen Frau. Diese ist zwar ganz nett anzusehen und bietet auch die eine oder andere Wendung, entwickelt aber keine wirkliche Sogkraft und schafft es auch kaum, auf emotionaler Ebene zu fesseln. Genau dann, wenn man als Zuschauer schon beinahe glaubt, dass es nun in diesem Stil bis zum Ende weitergehen wird, treten ab der Mitte des Films immer mehr SciFi Elemente in den Vordergrund und auch die Rolle des Barkeepers wird nun näher beleuchtet. Dies bringt endlich den erhofften Schwung in das Geschehen, obgleich sich schon recht früh abzeichnet, worauf der Film letztlich hinauslaufen wird.
Wer das Gesehene nicht allzu sehr hinterfragt und vor allem nicht näher darüber nachdenkt, welches abstruse Bild von Intersexualität dieser Film zeichnet, wird auch dank der guten Darstellerperformances aber dennoch solide unterhalten.
Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.
Kommentar Nr.5: Gewidmet Chionati
Chio gehört für mich zu meinen Buddys der ersten Stunde und war mit der Erste, mit dem ich mich hier regelmäßig ausgetauscht habe. Ich schätze seine offene und hilfsbereite Art und störe mich deshalb überhaupt nicht daran, wenn unsere Meinungen mal weiter auseinander gehen, gehört Chio doch für mich zu den Menschen, die mir die mp-Community erst so richtig schmackhaft gemacht haben. Unter seinen Lieblingsfilmen finden sich vor allem viele Horrorthriller, wobei es ihm das Halloween- und das Saw-Franchise besonders angetan haben. Darüber hinaus interessiert sich Chio aber auch u.a. für Dokus, wobei ihm als großen Tierfreund speziell solche über Wölfe am Herzen liegen. Zudem finden sich unter seinen Lieblingen noch so unterschiedliche Filme wie Sicario, Okja und Conan der Barbar. Zu den Filmen, die wir beide hervorragend finden, gehören indes u.a. Terminator 2, Zodiac und Million Dollar Baby.
Wie es sich für einen echten Horrorexperten wie Chio gehört, habe ich mir aus seiner Liste aber natürlich einen Klassiker dieses Genres ausgesucht.
Als man ihm im Krankenhaus offenbart, dass seine Frau Katherine (Lee Remick) eine Totgeburt erlitten hat, ist der einflussreiche US-Botschafter Robert Thorn (Gregory Peck) zutiefst erschüttert. Ein im Krankenhaus arbeitender Pater spricht Robert die Empfehlung aus, das tote Baby ohne die Kenntnis seiner Frau gegen einen anderen soeben geborenen Jungen auszutauschen. Robert lässt sich auf den Vorschlag ein, sodass der Junge namens Damien (Harvey Spencer Stephens) beim Ehepaar Thorn aufwächst. Auf der Feier zu Damiens fünftem Geburtstag ereignet sich jedoch ein schreckliches Unglück und schon bald häufen sich mysteriöse Vorfälle in seinem Umfeld...
Der von Richard Donner (Die Goonies, Lethal Weapon) inszenierte okkulte Schauerklassiker unterscheidet sich allein schon durch das soziale Milieu, in dem er angesiedelt ist, von vielen anderen populären Genrebeiträgen der 70er. So haben wir es in "Das Omen" anders als etwa in "The Texas Chainsaw Massacre" (1974) oder eben auch "Halloween" (1978) nicht mit jugendlichen Protagonisten zu tun, die in der Vorstadtsiedlung wohnen oder ins Hinterland fahren, sondern mit einer wohlhabenden Familie mit weitreichenden gesellschaftlichen Beziehungen, die einen großen englischen Landsitz ihr Zuhause nennt. Ausstattung und Ambiente sorgen somit dafür, dass Donners Horrorwerk von Beginn an eine altmodische Gruselstimmung erzeugt. Besonders erwähnenswert ist zudem der Besetzungscoup, mit Gregory Peck einen angesehenen Hollywood Star für die Hauptrolle zu engagieren, was speziell für die damalige Zeit als höchst ungewöhnlich galt, letztlich aber entscheidend zum Erfolg des Films beitrug.
"Das Omen" enthält zweifellos zahlreiche Elemente - wie das böse Kindermädchen oder die im Angesicht des Bösen in Panik geratenden Zootiere - welche inzwischen so häufig Verwendung fanden, dass sie den modernen Zuschauer sicherlich nicht mehr wirklich vom Hocker reißen. Darüber hinaus sorgt zudem der Wissensvorsprung, welchen das Publikum gegenüber dem Protagonisten lange Zeit über hat, dafür, dass Donners Film in der ersten Hälfte ein wenig an Spannung einbüßt. Demgegenüber stehen jedoch viele enorm starke Einzelmomente, die bis heute nichts von ihrer schaurigen oder verstörenden Wirkung eingebüßt haben. So verfügt "Das Omen" etwa in den Todessequenzen über eine erstaunliche Drastik, die immer wieder zu schockieren weiß. Speziell dann, wenn sich Robert in der zweiten Filmhälfte zusammen mit dem Fotoreporter Jennings (David Warner) auf Spurensuche begibt, gewinnt der Film zusätzlich an Nervenkitzel und mystischem Flair, welchen er auch bis zum bitterbösen Finale beibehält.
"Kein Koks für Sherlock Holmes" unter der Regie von Herbert Ross (Sheila, Magnolien aus Stahl) sticht unter den zahlreichen Filmen über den britischen Meisterdetektiv nicht nur deshalb hervor, weil er nicht auf einem der klassischen Abenteuer aus dem Arthur Conan Doyle Kanon beruht, sondern vor allem auch, weil er sich intensiv mit einem in den sonstigen Verfilmungen eher nebensächlich behandelten Thema auseinandersetzt: Holmes' Kokainsucht.
Sherlock Holmes (Nicol Williamson) droht nach und nach an seiner Drogenabhängigkeit zu Grunde zu gehen und leidet zunehmend unter Wahnvorstellungen. Unter dem Vorwand, dass sein Erzfeind Prof. Moriarty (Laurence Olivier) sich in der Stadt aufhalte, lockt ihn sein Freund Dr. Watson (Robert Duvall) nach Wien, wo sich Holmes bei Dr. Siegmund Freud (Alan Arkin) in Therapie begeben soll. Eben, als der Vater der Psychoanalyse erste Erfolge bei seinem Patienten verzeichnet, werden die drei Männer in einen neuen Kriminalfall verstrickt...
Drehbuchautor Nicholas Meyer, welcher sich auch für die Romanvorlage verantwortlich zeichnete und später selbst als Regisseur Karriere machte (Star Trek II - Der Zorn des Khan, The Day After), erzählt eine ungewöhnliche, zuweilen kuriose Holmes-Geschichte, die sich zwar zahlreicher bekannter Elemente bedient, zugleich aber auch Sachverhalte und Figurenkonstellationen verändert und in ein neues Licht rückt. Nicol Williamson in der Rolle des Meisterdetektivs erweist sich zunächst als etwas gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber im Laufe des Films immer besser, je mehr der von Alan Arkin sehr charismatisch verkörperte Dr. Freud Holmes' Verhaltensmuster offenlegt. Als besonders gelungen sind in diesem Zusammenhang die Traumsequenzen zu nennen, in denen Holmes mit vergangenen Fällen konfrontiert wird, indem etwa der Hund der Baskervilles aus einem Schrank hervorspringt oder die Schlange aus 'Das gefleckte Band' an einem Klingelzug hinabgleitet. Darüber hinaus weiß auch der restliche Cast, zu dem u.a. noch Vanessa Redgrave (Mord im Orient Express) und Jeremy Kemp (Der blaue Max) gehören, erfolgreich seinen Beitrag zu leisten.
Als kleine Enttäuschung entpuppt sich hingegen der im Mittelpunkt stehende Kriminalfall, mangelt es diesem doch spürbar an Raffinesse. Das spektakuläre Finale in einem rasenden Zug sowie die mit Freuds Psychoanalyse verbundene Schlusspointe können dafür allerdings etwas entschädigen.
Lieber Bruce Willis,
bei dir herrscht gerade vermutlich AUSNAHMEZUSTAND, denn du machst mal wieder KEINE HALBEN SACHEN und fühlst dich vielleicht, als wäre dein persönliches ARMAGEDDON schon gekommen. Aber auch wenn du vielleicht schon glaubst, dass das Ende in TÖDLICHE NÄHE gerückt ist, denk immer daran, deine Fans sind AN DEINER SEITE! Und auch wenn es wahrscheinlich wie PULP FICTION klingt, was ich hier schreibe, gibt es doch hoffentlich für dich ein ZURÜCK AUS DER HÖLLE. Für DIE TRÄNEN DER SONNE ist es schließlich noch viel zu früh. Denn wenn dich auch alle anderen Sinne im Stich lassen, greifst du auf THE SIXTH SENSE zurück. Denn du Bruce bist unser LAST MAN STANDING und für alle Zeiten UNBREAKABLE!
Nur allzu gerne propagiert die US-Filmindustrie das Bild der über allem stehenden, unantastbaren Familie, deren Mitglieder bedingungslos füreinander einstehen und deren Schutz und Bewahrung oberste Priorität genießt. Daher kommt es nicht von ungefähr, dass wir so oft böse Stiefväter und -mütter zu sehen bekommen und sich auch so manches Adoptivkind als Höllenbrut erweist, wollen uns Hollywood-Filme doch immer wieder vermitteln, dass nichts über die Kraft der Blutsbande geht, was all jene, die nicht zur eigenen Verwandtschaft zählen, häufig automatisch zu Feinden werden lässt. Der an Tobe Hoopers Original von 1974 anschließende Horrorschocker "Texas Chainsaw 3D" treibt dieses Familienideal zu neuen, völlig absurden Höhen.
Heather (Alexandra Daddario) erbt von einer ihr unbekannten Großmutter ein prachtvolles Anwesen in Texas. Als sie ihre Eltern mit der überraschenden Neuigkeit konfrontiert, offenbaren ihr diese, dass sie als Baby adoptiert wurde. Zusammen mit einigen Freunden macht sich die als Schlachterin arbeitende junge Frau auf zu dem von ihr geerbten Anwesen und stößt dabei schon bald auf ein grauenerregendes Geheimnis...
"Texas Chainsaw 3D" startet mit Szenen aus dem berühmten Erstlingswerk der Reihe und fügt an dessen Ende eine Lynchmobsequenz an, in der das Haus des verrückten Sawyer-Clans niedergebrannt wird. Lediglich ein Neugeborenes kann den Flammen entkommen und wird daraufhin von zwei Teilnehmern des Mobs aufgezogen. Halbwegs erfahrene Horrorfreunde dürften aber sicherlich nicht überrascht darüber sein, dass sich im Verlauf der Handlung noch herausstellen wird, dass auch der kettensägenschwingende Leatherface (Dan Yeager) das Feuer überlebt hat.
In der Folge setzt der siebte Ableger der langlebigen Horrorreihe dann auch auf die üblichen Genrezutaten in Form von attraktiven Jungdarstellern, die auf möglichst brutale und blutige Weise abgeschlachtet werden. Dabei bietet der Film zwar viele saftige Splattereffekte (sowie ein paar miserable Animationen), erzeugt aber zu keiner Zeit eine echte Gruselstimmung und verzeichnet auch keine nennenswerten Ausschläge auf dem Spannungsbarometer. Und nicht einmal eines der wichtigsten Kennzeichen der Reihe - die schwül-heiße Südstaatenatmosphäre - weiß der Film aufzubauen, wirkt dazu doch alles zu steril und glattpoliert.
Als wohl größtes Manko erweist sich jedoch der hanebüchene Plot um die eingangs erwähnte Familienzusammenführung, welche spätestens im grotesken Finale nur noch für unfreiwillige Komik sorgt. Diese und weitere Absurditäten - zu denen etwa auch der Auftritt eines Anhalters oder Leatherface' Amoklauf auf einem Jahrmarkt zählen - sorgen aber zumindest dafür, dass "Texas Chainsaw 3D" über einen minimalen Unterhaltungswert verfügt.
Das auf einem Roman von Henry James basierende Drama "Die Erbin" unter der Regie William Wylers (Ein Herz und eine Krone, Ben Hur) begeistert mit einer emotionalen Geschichte über Emanzipation und Statusdenken, einer stilvollen Ausstattung sowie ausgezeichneten Darstellerleistungen.
New York im 19. Jahrhundert: Catherine Sloper (Olivia de Havilland) fristet im Haus ihres Vaters (Ralph Richardson), eines wohlhabenden Arztes, ein Dasein als einsames Mauerblümchen. Ihr Vater vergleicht die extrem schüchterne Catherine immerzu mit ihrer verstorbenen Mutter, an deren Anmut und Schönheit es der Tochter seiner Ansicht nach mangelt. Auf einer Hochzeitsfeier verliebt sich Catherine in den attraktiven Junggesellen Morris Townsend (Montgomery Clift), der ihr schon bald einen Heiratsantrag macht. Catherines Vater jedoch stellt sich gegen die Verbindung, da er befürchtet, dass der arbeitslose Morris es allein auf das Erbe seiner Tochter abgesehen haben könnte...
Wylers Drama versteht sich in erster Linie als Dialogkino, das von der Auseinandersetzung der Charaktere und ihren jeweiligen Gefühlen füreinander lebt. Als besonders spannend erweist sich hierbei die Entwicklung, welche die Protagonistin im Laufe des Films durchläuft, wobei zugleich auch Nebenfiguren wie die von Miriam Hopkins verkörperte Tante ihre Momente erhalten. Ohnehin erweist sich der ausgezeichnete Cast um eine bestens aufgelegte Olivia de Havilland, welche eine ganze Riege unterschiedlicher Emotionen glaubhaft zu transportieren weiß, als großer Pluspunkt für "Die Erbin".
Manch ein moderner Zuschauer wird eventuell bemängeln, das hier doch arg viel geschmachtet und gesäuselt wird und die Handlung auch nicht sonderlich schnell voranschreitet, doch wer sich in das hier dargebotene Gefühlschaos hineinversetzen kann, bekommt eine ebenso intelligente wie aufwühlende Charakterstudie geboten.
Die internationale Koproduktion "The Lost Son", welche auch unter dem Alternativtitel "Der Zorn des Jägers" firmiert, ist ein düsterer Kriminalthriller, der hauptsächlich von seiner beklemmenden Thematik und seiner realistisch anmutenden Atmosphäre lebt, dabei jedoch etwas spannungsarm und vorhersehbar verläuft.
Der französische Ex-Polizist Xavier Lombard (Daniel Auteuil) verdient sich seinen Lebensunterhalt als Privatdetektiv in London. Sein ehemaliger Kollege Carlos (Ciarán Hinds) vermittelt ihm den Fall eines wohlhabenden jüdischen Ehepaars, dessen wie vom Erdboden verschwundenen Sohn Xavier ausfindig machen soll. Bei seinen Nachforschungen stößt der Detektiv schon bald auf einen groß angelegten Kinderhändlerring...
Der unter der Regie des vornehmlich als Kameramann bekannten Chris Menges (u.a. für "The Killing Fields" und "Der Vorleser") entstandene Thriller weiß speziell in der ersten Hälfte durch seinen abgewrackten, vom Leben gezeichneten Hauptcharakter und ein gutes Gespür für präzise Milieuzeichnung zu gefallen. Mit seiner ernsthaften Auseinandersetzung mit Päderasten-Netzwerken und ihren abscheulichen Verbrechen erinnert Menges' Film daher zuweilen an den im gleichen Jahr erschienen "8MM", ohne dabei jedoch dessen Intensität zu erreichen. Dazu mangelt es der Geschichte an frischen Ideen, überraschenden Wendungen oder schlicht größeren Hindernissen, die der Protagonist bei seinen Ermittlungen aus dem Weg räumen müsste. Entsprechend dürfte dann auch die finale Auflösung die wenigsten Zuschauer vom Hocker reißen.
Hinzu kommt, dass die Geschichte oftmals seltsam abgehackt erzählt wird und in rascher Folge von einem Schauplatz zum nächsten springt. Sah sich der Protagonist in einer Szene eben noch in Mexiko mit einem gefährlichen Gegenspieler konfrontiert, so befindet er sich in der nächsten schon wieder zurück in den Straßen von London. So ist es vornehmlich dem vollauf überzeugenden Cast, dem u.a. noch Katrin Cartlidge (Breaking the Waves), Nastassja Kinski (Paris, Texas) und Bruce Greenwood (Thirteen Days) angehören, zu verdanken, dass "The Lost Son" insgesamt noch einen recht soliden Eindruck hinterlässt.
Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.
Kommentar Nr.4: Gewidmet Vertigo60
Vertigo60 gehört hier schon seit mehreren Jahren zu meinen engsten Freunden und wir tauschen uns regelmäßig über die Filmwelt und alles Dazugehörige aus. Zu den allermeisten Filmen, die ich hier kommentiere, hat auch er eine persönliche Meinung oder interessante Hintergrundinfos parat, was deutlich zeigt, wie umfangreich sein Filmwissen ist. In dieser Hinsicht ist mein Buddy jedoch sehr bescheiden und macht sich selbst häufig kleiner, als er es müsste. Gleichzeitig schätze ich seine höfliche und zurückhaltende Art jedoch auch sehr. Er zählt damit definitiv zu den Menschen, bei denen ich davon überzeugt bin, dass ich mich auch dann gut mit ihnen verstehen würde, wenn ich ihnen einmal persönlich begegnen würde.
Die lange Lieblingsfilmliste meines Buddys unterliegt einem ständigen Wandel, regelmäßig kommen neue Einträge hinzu. Hierbei zeigt sich, dass Vertigo60 recht großzügig bei der Vergabe von Höchstpunktzahlen ist und sich schnell für eine neue Sache begeistern kann. So finden sich auf seiner Liste nicht nur Klassiker wie Vom Winde verweht oder Alles über Eva, sondern auch Filme jüngeren Datums wie Blind Side oder Tick,Tick...Boom! Zu den Werken, die wir beide besonders schätzen, gehören derweil u.a. Sunset Boulevard, Wiegenlied für eine Leiche und Zeit des Erwachens.
Aus seiner Liste habe ich mir mit "Eine verhängnisvolle Affäre" einen Film ausgesucht, der mit seiner Kombination aus Charakterstudie, Thrill und Intrigenspiel durchaus als prototypisch für den Geschmack von Vertigo60 angesehen werden kann.
Der glücklich verheiratete Anwalt und Familienvater Dan Gallagher (Michael Douglas) macht Bekanntschaft mit der Verlagslektorin Alex Forrest (Glenn Close). Als Dans Ehefrau (Anne Archer) mit der gemeinsamen Tochter für ein Wochenende die Stadt verlässt, stürzt sich Dan mit Alex eine heiße Liebesaffäre. Während Dan die Angelegenheit eher als einmaligen Ausrutscher einstuft, klammert sich die offenbar psychisch labile Alex jedoch immer mehr an ihn. Schon bald wird aus dem kurzen Liebesabenteuer ein regelrechter Alptraum...
Der von Adrian Lyne (Flashdance, Tiefes Wasser) inszenierte Thriller überzeugt durch eine dichte Atmosphäre, knisternde Erotik und eine sich immer fester zuziehende Spannungsschlinge. Hinzu kommen ausgezeichnete Darstellerleistungen, die ein psychologisch durchaus differenziertes Bild der von ihnen verkörperten Charaktere ermöglichen. Auf diese Weise lässt sich auch leicht über ein paar kleinere Längen sowie die Vorhersehbarkeit einiger Aktionen hinwegsehen.
Die Spannung entlädt sich schließlich in einem ungemein packenden Finale, welches in ganz ähnlicher Form auch vielen Horrorwerken gut zu Gesicht stehen würde. So erscheint es angesichts seiner Könnerschaft fast ein wenig bedauerlich, dass Adrian Lyne mit "Jacob's Ladder" (1990) lediglich einen Beitrag zu diesem Genre abgeliefert hat.
Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.
Kommentar Nr.3: Gewidmet tschunasun
tschunasun zählt erst seit ein paar Monaten zu meinen Buddys und wir haben uns noch nicht besonders oft ausgetauscht, obwohl er hier regelmäßig aktiv ist. Das könnte daran liegen, dass er sehr gerne tief ins Genrekino abtaucht und auch Trash-Filmen nicht ganz abgeneigt ist, sodass ich einen Großteil der Filme, die er kommentiert, schlicht nicht gesehen habe und deshalb kaum etwas dazu beitragen kann. Bisher jedoch habe ich ihn als freundlichen und auch witzigen Zeitgenossen wahrgenommen. Seine Lieblingsfilmliste zeigt derweil deutlich, dass tschunasun insgesamt doch sehr breit aufgestellt ist und weit mehr als nur Indianerwestern und Horrortrash mag, welche man vielleicht als seine Steckenpferde bezeichnen kann. So zählen zu seinen Lieblingen u.a. auch Legenden der Leidenschaft, Die nackte Kanone und Gilbert Grape. Zu den Filmen, die wir beide großartig finden, gehören indes u.a. Rambo, Butterfly Effect und King of Devil's Island.
Da tschunasun ebenso wie ich auch Klassikern nicht abgeneigt ist, habe ich mir einen solchen aus seiner Liste ausgesucht, den er kürzlich erst selbst kommentiert hat und der den vielleicht ersten großen afroamerikanischen Star der Kinogeschichte in einer seiner berühmtesten Rollen zeigt.
Matt Drayton (Spencer Tracy) und seine Ehefrau Christina (Katharine Hepburn) fallen aus allen Wolken, als ihre von einer Reise nach Hawaii zurückgekehrte Tochter Joanna (Katharine Houghton) ihnen kurzerhand ihren Verlobten vorstellt, ist der höfliche und gebildete Dr. John Prentice (Sidney Poitier) doch zu ihrem großen Erstaunen ein Farbiger. Der sich um den Familienfrieden sorgende John erwartet nun eine rasche Entscheidung von seinen Schwiegereltern in spe, ob sie der Verbindung ihren Segen geben. Noch am selben Abend soll die Situation beim gemeinsamen Dinner geklärt werden...
Das in weiten Teilen wie ein Kammerspiel aufgezogene Werk unter der Regie von Stanley Kramer (Wer den Wind sät, Das Urteil von Nürnberg) befasst sich eingehend mit dem Thema Rassismus in einem liberalen, bürgerlichen Milieu der 60er Jahre. Erstaunlich dabei ist, dass Kramer die Geschichte nicht etwa als bloßes Sozialdrama aufzieht, sondern sehr viel Humor einbringt, weshalb "Rat mal, wer zum Essen kommt" speziell in den ersten beiden Dritteln für zahlreiche Lacher sorgt und sich bei aller Komplexität stets einen heiteren Grundton bewahrt. Der hervorragende Cast trägt derweil seinen Teil dazu bei, dass die lebensechten Charaktere dem Zuschauer trotz ihrer unterschiedlichen Positionen schnell ans Herz wachsen. Dass sich das Ehepaar Drayton grundsätzlich für tolerant und weltoffen hält, macht die Diskussionen um den Zukünftigen ihrer Tochter dabei umso spannender. Nebenhandlungen gibt es indes so gut wie keine, vielmehr bleibt Kramers Film stets auf seine Hauptcharaktere und ihre geschliffenen Wortgefechte fokussiert. Da fällt es letztlich auch kaum negativ ins Gewicht, dass "Rat mal, wer zum Essen kommt" hier und da vielleicht etwas zu sehr ins Sentimentale abgleitet und das Finale zu sehr auf die Meinung des von Tracy verkörperten Vaters baut.
Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.
Kommentar Nr.2: Gewidmet Miss_Jupiter
Miss_Jupiter zählt schon seit einigen Jahren zum festen Inventar meines Dashboards und wir tauschen uns immer mal wieder über Filme aus, wenn sich dazu die Gelegenheit ergibt. Dabei habe ich sie stets als sympathischen Charakter mit einer differenzierten Meinung wahrgenommen. Ihre Kommentare und ihre Lieblingsfilmliste, welche 69 Einträge beinhaltet, lassen mich vermuten, dass es sich bei ihr um eine tiefgründige Persönlichkeit handeln muss, die Filme nicht allein zur seichten Unterhaltung konsumiert, sondern sich in vielfältiger Weise mit ihnen auseinandersetzt. In ihrer Liste finden sich neben einigen Geheimtipps viele alte und junge Klassiker fast jeden Genres, so etwa Taxi Driver, Die Vögel, Reservoir Dogs und American Beauty. Zu den Filmen, die wir beide großartig finden, gehören u.a. Apocalypse Now, Der Exorzist und die Herr der Ringe-Trilogie. Erwähnenswert ist außerdem, dass Miss_Jupiter ebenso wie ich sehr gerne Bücher von Stephen King liest und auch viele der Verfilmungen seiner Werke mag.
Aus ihrer Liste ausgesucht habe ich mir den vielleicht bekanntesten aller Charlie Chaplin Filme, der als eindringlicher Appell gegen Faschismus, Militarismus und jeder Form menschlicher Unterdrückung dieser Tage wieder einmal eine ebenso faszinierende wie erschreckende Aktualität besitzt.
Gegen Ende des 1. Weltkriegs verliert ein jüdischer Friseur (Charlie Chaplin), der als Soldat für Tomanien kämpft, bei einem Flugzeugabsturz sein Gedächtnis und wird in ein Krankenhaus eingeliefert. Als er viele Jahre später entlassen wird, muss er entsetzt feststellen, dass sein inzwischen mit Parolen beschmierter Friseursalon sich nun mitten in einem Ghetto befindet, dessen jüdische Bewohner von den Strumtruppen des gnadenlosen Diktators Anton Hynkel (ebenfalls Charlie Chaplin) terrorisiert werden. Gemeinsam mit der Wäscherin Hannah (Paulette Goddard) und weiteren Freunden leistet der Friseur Widerstand gegen das Regime...
"Der große Diktator" ist eine enorm bissige Politsatire, deren Umsetzung speziell in Anbetracht ihres Erscheinungsjahrs ausgesprochen mutig erscheint und die mit großem Genuss die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten und besonders ihres Führers Adolf Hitler auf die Schippe nimmt. Zugleich lässt sich Chaplins Film aber auch als universell gültiger Appell für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit verstehen, was besonders in der flammenden Schlussrede zum Tragen kommt. Abermals stellte Chaplin sein hervorragendes Gespür für Komik unter Beweis und verband mit diesem Film puren Slapstick mit hintergründigen Anspielungen auf die politische Weltlage, weshalb "Der große Diktator", welcher darüber hinaus durch detailreiche Ausstattung und Setbauten begeistert, bis heute nichts von seiner satirischen Kraft eingebüßt hat.